CHRISTUS IN DER U-BAHN ODER:
IST DIE WELT DER BIBEL EINE VERGANGENE WELT? Dr. Ulrich Wendel stellt eine völlig neue Studienbibel vor Warum kommt jetzt eine neue Studienbibel heraus? Auf meinem Computer habe ich ein Hintergrundbild, nämlich das Gemälde „Christus im Ährenfeld“. Jesus geht da mit seinen Jüngern durch ein Feld und spricht mit ihnen. Das Bild ist so kitschig und altmodisch, dass ich es ja fast schon wieder schön finde. Aber die Frage ist: Jesus, seine Jünger, ein Ackerfeld – das war eine völlig andere Welt damals, die so nicht mehr besteht und auch nie wiederkommt. Vergangen, vorbei – gilt das auch für
das, was Jesus gesagt hat, für seine Worte und für die Bibel, die Jesus gelesen hat? Und diese Problematik greift die neue Studienbibel auf? Ja, genau. Die völlig neue Studienbibel „Sein Wort – meine Welt. Die Studienbibel für das 21. Jahrhundert“ zielt genau in diese Fragestellung hinein: Wie aktuell ist Gottes Wort? Was hat es in unserer heutigen komplexen Welt zu sagen? Welche Besonderheiten hat die neue Studienbibel? Wenn man sie aufschlägt, fällt als Erstes auf, dass sie farbig gestaltet ist. Das ist schön, das Auge „isst“ bekanntlich „mit“, man freut sich an der Farbe – aber das ist natürlich noch nicht das einzige Besondere. Auf den zweiten Blick merkt man, dass auch Landkarten enthalten sind. Das heißt: Diese Studienbibel enthält Sachinformationen über die Welt damals, historische Fakten. Das haben andere Studienbibeln auch … Richtig. Deshalb kommt es mir darauf an, was man auf den „dritten Blick“ sieht. „Sein Wort – meine Welt“ enthält eine Vielzahl von Kommentaren zu einzelnen Texten, die sich auf Lebensthemen der heutigen Zeit beziehen: Was heißt Christsein heute in der westlichen Kultur? Was heißt Christsein im Beruf, in der Öffentlichkeit, in der Familie, in der
Dr. Ulrich Wendel
Politik? All das sind Fragen, zu denen wir uns Orientierung aus Gottes Wort wünschen. Diese Studienbibel leistet das. Gibt es Schwerpunkte? Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, dass heute ein größerer Teil der Weltbevölkerung in Städten lebt, nicht mehr auf dem Land. Das Leben in Ballungsräumen ist hier besonders im Fokus. Die Erläuterungen haben einen urbanen Akzent. Wie darf man sich die erwähnte Beschäftigung mit aktuellen Lebensthemen vorstellen? Zu den einzelnen Bibelstellen gibt es Kommentare, die sich beispielsweise mit Themen befassen wie „Christen und Geld“, „Gott am Arbeitsplatz“ oder „Mentoren im Alten Testament“. Dazu gibt es dann viele biblische Beispiele. Das sind wichtige, große Themen. Kann ich auch ganz persönlich Orientierung für mein Leben erfahren? Ja natürlich. Nicht nur der große Blick, sondern auch das persönliche Leben kommt vor, eigentlich alle Dimensionen. Und zwar nicht als Aufsätze über christliche Themen allgemein, sondern jeweils am Bibeltext festgemacht. Themen wie „Wie gestalte ich mein Christsein in der Familie?“ und „Welche Gebetsvorbilder finde ich in der Bibel?“ Oder auch das sehr wichtige Thema „Schmerz in Gebet verwandeln“.
Welche Bibelausgabe wurde für die neue Studienbibel verwendet? Der Text der Elberfelder Bibel, also eine sehr exakte, sehr wortgetreue Übersetzung. Dadurch entsteht nicht der Eindruck einer gewaltsam auf modern getrimmten Bibel. Gottes Wort ist die Ausgangsbasis. Von diesem exakten Text der Elberfelder Übersetzung wird dann die Brücke geschlagen zu der Erklärung, die heutige Fragen aufgreift. Man kann vergleichen: Wie spricht Gottes Wort in meine Lebenswelt hinein? Was finden Sie selbst besonders spannend an der neuen Studienbibel? Am Ende dieser Bibel gibt es ein Verzeichnis von Berufen, die in der Bibel vorkommen. Total interessant, vieles wirkt so modern! „Bergbau und Metalle“ ist mir aufgefallen – ich lebe im Ruhrgebiet, da ist das natürlich wichtig! – aber es gibt auch Berufe wie
Bankier, Buchhalter, Verkäufer, Sportler, der ganze Bereich der Kunst. Und all das kommt auch in der Bibel vor und wird hier erläutert. Vielleicht doch ein neues Hintergrundbild für den Bildschirm? Also – wenn ich an meinen Bildschirm und den „Christus im Ährenfeld“ denke und dann diese Bibel dagegenhalte, müsste ich tatsächlich ein anderes Hintergrundbild installieren. Ich stelle mir das so vor: Christus fährt mit seinen Jüngern in der U-Bahn in der Großstadt und spricht dann mit ihnen. Oder: Ich sitze als Jünger an meinem Bildschirm und checke online meinen Kontostatus, und Christus schaut mir dabei über die Schulter. Das sind Lebenssituationen, um die es in dieser Bibel geht. Was bedeutet Gottes Wort für diese Momente? Antworten gibt die Studienbibel für das 21. Jahrhundert: „Sein Wort – meine Welt“.
1. Mose 11
26
hintergrund ◆ 1Mo 11,3 Ziegelherstellung Aus Lehm oder einer Mischung aus Lehm und Stroh hergestellte Ziegel waren ein wichtiges Baumaterial im antiken Orient. Die Herstellung war auf mindestens zwei Arten möglich. Bei der einfachsten gab man den Lehm in eine Form und ließ ihn an der Sonne austrocknen. So dürften es die Hebräer in Ägypten (2Mo 5,7) und später im verheißenen Land (2Sam 12,31; Jer 43,9) gemacht haben. Die Babylonier, deren Vorfahren den Turm zu Babel (1Mo 11,4) bauten, brannten ihre Ziegel, um sie härter und haltbarer zu machen. Sie machten sie auch größer (bis zu 30 cm im Quadrat) und flacher, um größere Gewichte tragen zu können.
babel 1Mo 11,9
BABEL
Ort des Turmbaus
MEHR DAZU: Siehe auch den Artikel »Maurer« im Register »Berufe in der Welt der Bibel« am Ende dieser Studienbibel.
Mitt
elm
ÄGYPTEN
Sidon
R
MEHR DAZU: Mehr über Gottes Heilsangebot an alle Menschen und die Verantwortung der Christen, dieses Angebot in alle Welt zu tragen, findet man in den Artikeln »Jesus« und »Zeugnis und Mission« im Themenregister.
SU
Die Sprachenverwirrung von Babel war ein historisches Ereignis, das kulturelle Barrieren schuf, die bis heute fortbestehen. Dahinter stand Gottes guter Plan. Er wusste, dass hinter der Einheit der Menschen von Babel die Auflehnung gegen seinen Willen stand (1Mo 11,6). Die Sprachenverwirrung war ein Gnadenakt, mit dem Gott die Menschen daran hinderte, ihre Auflehnung gegen ihn bis zum bitteren Ende – ihrer Selbstvernichtung – zu treiben. Viele Jahrhunderte später begann der Gott, der die Menschen in Babel zerstreut hatte, sie wieder zu sammeln. An Pfingsten schuf er durch seinen Geist eine neue Gemeinschaft, deren Mitte Jesus Christus ist (s. »Pluralismus an Pfingsten?« bei Apg 2,5). Und er tat noch mehr dazu: Hatte er in Babel die Sprachen verwirrt, so konnten an Pfingsten Menschen aus allen Ländern die Jünger verstehen – das Gegenteil von Babel. Seit Beginn der Geschichte will Gott die Menschen vor der Sünde und ihren Folgen retten. Noch heute benutzt er dabei das Mittel des Zerstreuens und des Sammelns. Seit Pfingsten tragen allerdings die Menschen, die er zerstreut, in der Kraft des Heiligen Geistes die Botschaft von seiner Gnade in alle Welt und laden die Menschen ein, zu ihm zurückzukommen. Der Geist hilft ihnen dabei, alle Barrieren zu überwinden (s. »Nach Sonntag kommt Montag« bei Apg 2,46-47).
Kelach
AS
fokus ◆ 1Mo 11,8-9 Babel und Pfingsten: Gott zerstreut und sammelt
Ninive Hamat
eer
N
1 o. Entstehung, Entstehungsgeschichte; vgl. Anm. zu Kap. 5,1
NAA
V. 10-16: Kap. 10,21-25; V. 10-26: 1Chr 1,17-27; Lk 3,34-36
10 Das ist die Generationenfolge 1 Sems: Sem war 100 Jahre alt und zeugte Arpachschad, zwei Jahre nach
der Flut. 11 Und Sem lebte, nachdem er Arpachschad gezeugt hatte, 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. – 12 Und Arpachschad lebte 35 Jahre und zeugte Schelach. 13 Und Arpachschad lebte, nachdem er Schelach gezeugt hatte, 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. – 14 Und Schelach lebte 30 Jahre und zeugte Eber. 15 Und Schelach lebte, nachdem er Eber gezeugt hatte, 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. – 16 Und Eber lebte 34 Jahre und zeugte Peleg. 17 Und Eber lebte, nachdem er Peleg gezeugt hatte, 430 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. – 18 Und Peleg lebte 30 Jahre und zeugte Regu. 19 Und Peleg lebte,
KA
Stammbaum von Sem bis Abram
Erech (Uruk) N
◆ Der Name bedeutet »Verwirrung«. Statt Babel heißt der Ort im NT auch Babylon. ◆ Von Nimrod gegründet (1Mo 10,10). ◆ Ort des Turmbaus zu Babel (1Mo 11,1-9). Der Turm könnte vom Typ der bei Sumerern, Babyloniern und Assyrern üblichen Zikkurats gewesen sein – pyramidenähnliche, jedoch stufig gebaute Türme mit angebauten Treppen. Ganz oben befand sich ein Tempel. ◆ Wurde weltberühmt unter Hammurapi (ca. 1728– 1686 v. Chr.), der Babel zur Stadt des Gottes Marduk machte, des obersten von ca. 1.300 Göttern. ◆ Wurde ein Weltreich unter den Chaldäerkönigen (625– 539 v. Chr.), vor allem unter Nebukadnezar (605–563 v. Chr.). ◆ Berühmt für seinen Reichtum, Handel und königliche Pracht. Die Stadtmauern waren so breit, dass auf ihnen Streitwagen aneinander vorbeifahren konnten. Viele Privathäuser waren Villen mit zum Teil mehreren Innenhöfen und bis zu 24 Zimmern. ◆ Bekannt als Hochburg der Mythologie, Philologie, Medizin, Mathematik und Astronomie. MEHR DAZU: In der Bibel ist Babylon gelegentlich ein Symbol für ein Weltsystem des Aufstands gegen Gott. → »Babylon: Symbol des Bösen« bei Offb 14,8.
DIE STUDIENBIBEL FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT
104 | SCM Bibel