Ein Licht, das uns nicht kennt
für Mezzosopran und Saxophonquartett
nach Texten von Christian Lehnert (2017)
Mezzosopran
Unter EP 14247-MSOPR in die Edition Peters aufgenommen
EIGENTUM DES VERLEGERS · ALLE RECHTE VORBEHALTEN ALL RIGHTS RESERVED
HENRY LITOLFF‘S VERLAG / C. F. PETERS LTD & CO. KG
Ein Unternehmen der Edition PEtErs GrouP
LEIPZIG · LONDON · NEW YORK
Auftragswerk von Dres. Fee und Ingo Holz, von ‚Freunde des Raschèr Saxophon Quartett‘ und dem MDR-Musiksommer
– fürVolker Heinsberg –
UA: 24.8.2017, Leipzig, Museum der Bildenden Künste, im Rahmen des MDR-Musiksommers
Christina Bock – Mezzosopran, Raschèr Saxophone Quartet
Aufführungsdauer: ca. 20`
Notation:
Dieses Werk existiert nur in Stimmen, es gibt keine Partitur
Die Saxophonstimmen sind transponiert notiert, die Mezzosopranstimme natürlich in C
Jede Musikerin und jeder Musiker gibt Einsätze für die Gruppe, alles ist so koordiniert, daß es einkalkulierte Unschärfen und unterschiedliche Überlappungen gibt
Keine Probe und keine Aufführung wird absolut gleich sein, das ist so gewollt
Durch diese Form der Notation probt und hört man anders, auch das ist so gewollt
Eine organisch-aleatorische Partitur hat nur im Kopf des Komponisten existiert
Zu Beginn von Satz 1 ist das Saxophonquartett an den jeweiligen Eckpunkten des Raumes rings um das Publikum herum verteilt, möglichst nicht auf einer Bühne oder einem Podium (s auch Skizze in den Stimmen)
Die Sängerin befindet sich weit entfernt vom Publikum - in großer Distanz, eventuell auch außerhalb des Raumes Die Positionen sind natürlich immer abhängig vom jeweiligen Aufführungsort und können gern modifiziert und dem jeweiligen Raum akustisch wie auch szenisch angepasst werden
Durch die räumliche Position und das Wandern benötigt man mindestens 7 Pulte, abhängig davon, ob die Sängerin generell ein Pult benötigt Bestimmte Abschnitte müssen von den SaxophonistInnen auch auswendig gespielt werden (Sätze 1 und 7)
TUTTI:
1-3'' / 10-12'' y
>; : o v p v s. v.
Mezzosopran: SP Fl
metrischer freier Abschnitt, hier gelten die Versetzungszeichen nur für die unmittelbar folgende Note, ausgenommen sind Tonwiederholungen
metrisch fixierter Abschnitt
Abschnitte wiederholen und auf Zeichen abbrechen
Atempause
so schnell wie möglich
kurzer Vorschlag
kurze oder längere Fermate mit exakter oder ungefährer Sekundenangabe
leichter Akzent
ordinario Vibrato
poco Vibrato
senza vibrato
Glissandi (generell sofort beginnen)
Flüstern
Sprechen
Singen
Sprechstimmenschlüssel (für Flüstern und Sprechen)
Übergehen vom Singen ins Sprechen oder Flüstern
Saxophone: "hut"
Pizz ohne Tonhöhe
Pizz mit Tonhöhe "hut"-sound
Vierteltonerhöhung
Dreivierteltonerhöhung
Vierteltonerniedrigung
Spaltklänge / multi phonics (siehe extra Liste für die jeweiligen Vorschläge meinerseits für die Spaltklänge)
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Stimmen aleatorisch frei und nicht in einer festen Taktart notiert. Die rhythmischen Werte sind Anhaltspunkte, aber nicht exakt einzuhalten, quasi rezitativisch im Charakter. Es wird nie von einem der MusikerInnen eine Taktart dirigiert oder angedeutet, nur Einsätze werden gegeben. Alles ist so koordiniert, daß diese mobile Komposition mit Halte- und Fixpunkten funktioniert und umgesetzt werden kann.
Satzfolge
1 (Mezzosopran und Quartett)
Ich bin dein Echo, du bist meine Stimme
2 (Solo 1, Mezzosopran)
Denn uns erfüllt ein Licht, das uns nicht kennt
3 (Mezzosopran und Quartett)
Daß ich in einem Strom vergeh...
4 (Trio 1, Mezzosopran, Sopran-Saxophon und Tenor-Saxophon)
Das Gleichmaß in allem
5 (Solo 2, Mezzosopran)
Du Gründer aller Stern
6 (Trio 2, Mezzosopran, Sopran-Saxophon, Alt-Saxophon, Bariton-Saxophon)
Ich werfe Steine ins Meer
7 (Mezzosopran und Quartett)
Des Meeres durchsichtiges Maß...
8 ( Mezzosopran und Quartett)
Denn uns erfüllt ein Licht, das uns nicht kennt
9 (Mezzosopran und Quartett)
Du bist der Raum, in dem ich widerhalle und endlos falle
1 (Mezzosopran und Quartett)
Ich bin dein Echo, du bist meine Stimme
Ich höre mich, wenn ich in dir verschwimme. Du bist der Raum, in dem ich widerhalle und endlos falle.
2 (Solo 1, Mezzosopran)
Denn uns erfüllt ein Licht, das uns nicht kennt, die Welle, die uns fand und sich entzog, weil uns ein dunkler Hunger von ihr trennt...
Ein Licht, das uns nicht kennt
TEXTE von Christian Lehnert
3 (Mezzosopran und Quartett)
Daß ich in einem Strom vergeh...
Ich werd erfaßt von einer Welle...
Daß ich in Strömung aufersteh...
Ich bin der Strom an meiner Stelle.
Ich bin der Tag, der mich vergaß, ich bin die Nacht in meinem Sog, des Meeres durchsichtiges Maß...
4 (Trio 1, Mezzosopran, S-Sax. und T-Sax.)
Das Gleichmaß in allem: Licht, das geschichtete
Licht im Glas. Harztropfen trocknen bei Tage aus.
Ich werfe Steine ins Meer und sehe, wie sich Wellenringe immer weiter ausbreiten, bis ich sie vergesse.
5 (Solo 2, Mezzosopran)
Du Gründer aller Stern, die Störche am Himmel, Flügelschläge, was geschah und was verging, und bei sich blieb im Schwinden, sie ziehen fort, und alles zu verwinden, gibt es die Route, die sie immer führt, ist Sternenlicht so klar und ungerührt.
6 (Trio 2, Mezzosopran, SA-Sax. und Bar-Sax.)
Ich werfe Steine ins Meer und sehe, wie sich Wellenringe immer weiter ausbreiten, bis ich sie vergesse.
Harztropfen trocknen bei Tage aus.
Das Gleichmaß in allem: Licht, das geschichtete Licht im Glas.
7 (Mezzosopran und Quartett)
Des Meeres durchsichtiges Maß...
Ich bin die Nacht in meinem Sog, ich bin der Tag, der mich vergaß.
Ich bin der Strom an meiner Stelle, Daß ich in Strömung aufersteh...
Ich wird erfaßt von einer Welle... Daß ich in einem Strom vergeh...
8 (Mezzosopran und Quartett)
Denn uns erfüllt ein Licht, das uns nicht kennt, die Welle, die uns fand und sich entzog, weil uns ein dunkler Hunger von ihr trennt...
9 (Mezzosopran und Quartett)
Du bist der Raum, in dem ich widerhalle und endlos falle. Ich höre mich, wenn ich in dir verschwimme.
Ich bin dein Echo, du bist meine Stimme.
Der Gott, den es nicht gibt, in mir ein dunkler Riß, ist meiner Seele nah, sooft ich ihn vermiß.
BERND FRANKE
Ein Licht, das uns nicht kennt (2017)
nach Texten von Christian Lehnert für Mezzosopran und Saxophon-Quartett
Zum Werk:
Für das Raschèr Saxophon Quartett sowie für die Mezzosopranistin Christina Bock entstand Ein Licht, das uns nicht kennt des Leipziger Komponisten Bernd Franke, über dessen oftmals musikalisch-verräumlichte Werke die Musikwissenschaftlerin Gisela Nauck schrieb: »Sein klanglich-dramaturgisches Komponieren zielt auf eine dem Hören unmittelbar erfassbare musikalische Sprache, ohne deshalb in Einfachheit oder Neoromantizismen zu verfallen. Im Gegenteil: Fasslichkeit und Differenzierung (klanglich wie auch strukturell) sind die Pole ein und desselben Anliegens: eine Musik zu schreiben, die kommunikativ ist auch ohne das verschämte Fortschleppen verbindlicher Konventionalismen. Kompositorisch beeinflusst haben ihn dabei Witold Lutosławski, John Cage und Morton Feldman. In dieser Entwicklung gibt es kleinere und größere Stufen, vor allem verursacht durch die Beschäftigung mit anderen Komponisten und besonders auch mit Malern wie Chagall, Goya, Dürer, WOLS, Pousette-Dart, Erich Hauser und vor allem Joseph Beuys.« Frankes Nähe zur Bildenden Kunst mag seine Vorliebe für Raummusiken erklären, bei denen der reale Raum gegenüber der kompositorischen Werkgestalt seine Neutralität verliert. Um ein solches Werk handelt es sich auch bei Ein Licht, das uns nicht kennt für Mezzosopran und Saxophon-Quartett nach Texten von Christian Lehnert, bei dessen Komposition Franke den Ort der Uraufführung – das Museum der bildenden Künste in Leipzig – »schon im Hinterkopf« hatte, wenngleich das Stück nicht direkt für das Museum entstand. Neben der Arbeit mit intervallischen Keimzellen, wiederkehrenden Motiven und bestimmten Kombinationen von Modi sind in Ein Licht, das uns nicht kennt zwei Merkmale wesentlich: Einerseits das Agieren der Interpreten im Aufführungsraum, das die Musik um eine quasi szenische Komponente erweitert. Andererseits die aleatorischen Passagen, welche während der Probenund Aufführungssituation zu kalkulierten Unschärfen führen. Die Interpreten geben sich an im Notentext fixierten Stellen gegenseitig die Einsätze, was aufgrund der sich graduell unterscheidenden räumlichen Bewegung der Akteure sowie des Unvorhersehbaren und Ungewohnten nie zu ein und demselben Klangergebnis führt. Konsequenterweise liegt Ein Licht, das uns nicht kennt nur als Stimmensatz und nicht in Partiturform vor, da Franke hier nachdrücklich die Idee des offenen Kunstwerks aufgreift: »Eine Partitur«, so der Komponist, »existiert nur in meinem Kopf, nicht auf Papier. Dadurch gibt es ausschließlich Stimmen, die miteinander ‚sprechen‘, kommunizieren, verschiedene Formen der Klangfarben in den Raum stellen. Diese Technik habe ich in unterschiedlichen Zyklen seit den 90er Jahren verwendet und immer wieder in verschiedensten Varianten und Kombinationen ausprobiert: u. a. in meinem großangelegten Zyklus half-way house – SOLO XFACH (für Jospeh Beuys) (seit 1988), in dem Zyklus „in between und dem Zyklus CUT.“
Innerhalb der neun Sätze von Ein Licht, das uns nicht kennt, die attacca ineinander übergehen, verändern Instrumentalisten und die Sängerin ihre Positionen im Raum: Zu Beginn sollen die Saxophonisten in den vier Ecken um das Publikum herum verteilt stehen, während die Mezzosopranistin in großer Distanz und möglichst für das Publikum nicht sichtbar platziert ist, um sich anschließend langsam ihrer Bühnenposition anzunähern. Im sich anschließenden Solo (Nr. 2) bewegt sich die Sängerin zwischen den Saxophonisten im Raum, bevor Sopranund Tenorsaxophon bzw. Alt- und Baritonsaxophon jeweils ein Duo bilden, das von der Sängerin zeitweilig zum Trio erweitert wird (Nr. 3). Nach der Nummer vier, einem Trio von Sopran- und Tenorsaxophon und der Sängerin, folgt das zweite Gesangssolo (Nr. 5), bevor – nach einem zweiten Trio (Nr. 6) erneut zwei Duos bilden, mit der Sängerin in der Mitte (Nr. 7). Nach einem Quasi-Solo der Sängerin über einem Fermatenklang der Saxophone (Nr. 8). Im letzten Abschnitt (Nr. 9) vollzieht sich die zum Kopfsatz gegenläufige Bewegung, bis die Mezzosopranistin quasi in der Ferne verschwindet.
(Dr. Harald Hodeige, Berlin, 15.7.2017)
1
Ein Licht, das uns nicht kennt
für Mezzosopran und Saxophonquartett nach Texten von Christian Lehnert
(in Distanz zum Publikum, davor oder dahinter, möglichst nicht sichtbar) (Sax-Quartett)
ca. 10''
ca. 15'' (Einsatz gibt S-Sax) (freier Einsatz) Ra mf
5-6''
(bleibt stehen) Ra (mf) ca. 10-15'' ha(läuft langsam weiter)
Bernd Franke (2017)
ca. 10-12'' ha(läuft sehr langsam Richtung Bühne) u- o-i-a- um,-
(gemeinsam ca. 5-6'' warten, dann weiter mit )
ca. 15'' (Einsatz gibt Bar-Sax) mf Du p.v. bist (läuft langsam weiter) derRa ca. 10-12'' (viele Obertöne) ha - u- o- i- a - um,-
2-3'' (stehen bleiben) der (läuft weiter, erreicht fast Bühnenposition)
(e 60) 2 3 3 (e 60) 4 (e 60)
ca. 8-10'' (gibt selbst Einsatz für Quartett) Ich mf (freier Einsatz, läuft langsam weiter zur Bühne) bin deinE cho,-dein
(warten, bis Quartett Fermate erreicht hat, Klang ca. 4-5'' im Raum "stehen lassen", dann weiter mit II)
Bernd Franke
Ein Licht, das uns nicht kennt
für Mezzosopran und Saxophonquartett
nach Texten von Christian Lehnert (2017)
Altsaxophon (in Eb)
Unter EP 14247-ASAX in die Edition Peters aufgenommen
EIGENTUM DES VERLEGERS · ALLE RECHTE VORBEHALTEN ALL RIGHTS RESERVED
HENRY LITOLFF‘S VERLAG / C. F. PETERS LTD & CO. KG
Ein Unternehmen der Edition PEtErs GrouP
LEIPZIG · LONDON · NEW YORK
Ein Licht, das uns nicht kennt
für Mezzosopran und Saxophonquartett nach Texten von Christian Lehnert
(T-Sax gibt Einsatz)
(Einsatz gibt S-Sax)
(Tutti: noch ca. 5-6'' warten, dann weiter mit )
(Einsatz gibt MS)
(MS beendet Fermate)
Bernd Franke (2017)
(nach Verklingen des letzten Spaltklangs vom Quartett noch ca. 5-8'' warten, dann weiter mit )
(Einsatz für gibt MS)
Bernd Franke
Ein Licht, das uns nicht kennt
für Mezzosopran und Saxophonquartett
nach Texten von Christian Lehnert (2017)
Sopransaxophon (in Bb)
Unter EP 14247-SSAX in die Edition Peters aufgenommen
EIGENTUM DES VERLEGERS · ALLE RECHTE VORBEHALTEN ALL RIGHTS RESERVED
HENRY LITOLFF‘S VERLAG / C. F. PETERS LTD & CO. KG
Ein Unternehmen der Edition PEtErs GrouP
LEIPZIG · LONDON · NEW YORK
Ein Licht, das uns nicht kennt
für Mezzosopran und Saxophonquartett nach Texten von Christian Lehnert
ca. 15'' (T-Sax gibt Einsatz)
S 2 (ppp) ca. 10''
(S-Sax gibt Einsatz für MS und Quartett) (* siehe Legende)
(Tutti: noch ca. 5-6'' warten, dann weiter mit )
(* S 1-3 siehe Legende)
(Einsatz gibt
S 2 (ppp) (Einsatz für gibt MS)
(Einsatz gibt MS)
(MS beendet Fermate)
Bernd Franke (2017)
(nach Verklingen des letzten Spaltklangs vom Quartett noch ca. 5-8'' warten, dann weiter mit )
(freier Einsatz, e 60)
(e 60)
(MS gibt Einsatz) (frei, nicht synchron)
(Fermate, MS gibt 2 + 3)
( ,bei Bedarf)
(ossia: 8va)
e60, frei weiter, nicht synchron)
(* MS gibt Zeichen zum Beenden der Phrase)
(MS gibt Zeichen zum Beenden der Phrase)
(ossia: 8va)
MS gibt 5 + 6)
,bei Bedarf)
(nach letztem Ton der Gruppe noch ca. 4-6'' warten, dann weiter mit IV)
(Einsatz gibt T-Sax)
(freier Einsatz, nicht synchron)
(* dieser Einsatz synchron mit T-Sax) (MS gibt Einsatz)
keine Triole)
(* kann sich mit V / MS-Solo überlagern, das ist kein Problem)
gibt A-Sax)
f (individuell weiter, nicht synchron beginnen wie bei )
(MS gibt Zeichen zum Beenden der Phrase)
(nach letztem Ton der Gruppe noch ca. 1-2'' warten, dann weiter mit )
(Einsatz gibt S-Sax, synchroner Beginn für ALLE)
(non cresc.)
(MS gibt Zeichen zum Beenden der Phrase, nach letztem Ton der Gruppe noch ca. 1-2'' warten, dann attacca VIII)
gibt S-Sax)
(MS beendet Fermate)
(* gemeinsam beginnen, individuell weiter, nicht synchron)
(Einsatz gibt S-Sax für ALLE)
(gemeinsam ca. 3-4'' halten, dann cresc.)
( , bei Bedarf)
(MS gibt Zeichen zum Beenden der Phrase)
(MS gibt Zeichen zum Beenden der Phrase)