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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

Catherine McKenna

Stotternde Wettermaschine

ABB inside

Wohnen im Ei

Die kanadische Umweltministerin plädiert Seite 4 für eine Cleantech-Offensive.

ETH-Forscher über das Abschmelzen des ­grönländischen Eisschildes.

Wie neue Elektro- und Antriebstechnologien Seite 10 den Stromverbrauch reduzieren.

Der Architekturpionier Tomas Zacek hat Seite 12 ein autarkes Minihaus entworfen.

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Energiestrategie 2050 nimmt Fahrt auf Vier Massnahmenpakete vor der parlamentarischen Schlussberatung

Sicher, nachhaltig und marktwirtschaftlich: Das Energiesystem steht vor einer Revolution.

Eine saubere und klimaneutrale Energieversorgung, wie sie die Schweiz anstrebt, braucht politischen Support. Ein wichtiger und den Prozess beschleunigender Schritt ist das erste Massnahmenpaket zur Energiestrategie 2050 des Bundes, das diesen Herbst in die Schlussrunde geht.

überstürzt auf eine «Welle» aufzuspringen. Vielmehr gilt es, die bestehenden Infrastrukturen, Regulationen, Geschäftsmodelle und Märkte sorgsam, sicher und wirtschaftlich an die neue Ausgangslage anzupassen. In diesem Bewusstsein hat der Bundesrat 2013 die Botschaft zum ersten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 verabschiedet. Mit dem Zeithorizont 2050 zeigt er, dass er mit einer über Jahrzehnte dauernden Entwicklung rechnet, in der Instrumente, Massnahmen und gesetzliche Regelungen periodisch überprüft, ergänzt aber auch erneuert werden müssen.

Walter Steinmann * Vor 93 Jahren, am 1. Juni 1923, schlug der Bundesrat dem Parlament vor, einen Betrag von 60 Millionen Franken zur «Beschleunigung der Elektrifikation der Schweizerischen Bundesbahnen» zu sprechen. In der parlamentarischen Debatte dazu schimpfte der basel-­städtische Nationalrat Rudolf Gelpke, die Bundesbahnen hätten sich allzu rasch und widerstandslos von der Elektrifikationswelle mitreissen lassen. Für die überstürzte Traktionsänderung liege gar kein dringendes Bedürfnis vor. Der Luzerner Nationalrat Josef Anton Balmer quittierte diese Bedenken mit der Bemerkung, dass der Wagen nun einmal im Rollen sei und nicht mehr aufgehalten werden könne. Dass Balmer recht behalten sollte und die Elektrifizierung viel mehr als nur eine «Welle» war, zeigt die Geschichte. Heute stehen wir wieder vor einer Art von Traktionswechsel, ja vor einer eigentlichen Revolution. Getrieben durch neue Technologien und Marktstrukturen wird sie das gesamte Energiesystem verändern. Sie wird wie die Elektrifizierung der Bundesbahnen einige Jahrzehnte dauern. Und sie wird allen Beteiligten Flexibilität, Weitsicht und Engagement abverlangen. Wie vor 93 Jahren ist der Wagen bereits im Rollen und nimmt täglich weiter Fahrt auf. Es geht dabei nicht darum, Premium-Partner

Vier Wegmarken Das erste Massnahmenpaket zur Energiestrategie 2050 befindet sich diesen Herbst nach dreijähriger parlamentarischer Beratung in der Schlussrunde. Es setzt die ersten Pfeiler und Wegmarken, die unser Land erfolgreich in die Energiezukunft 2050 führen werden: – Versorgungssicherheit stärken: Die Energieversorgung der Schweiz ist heute zu beinahe 80 Prozent vom Ausland abhängig. Die Energiestrategie 2050 steigert die Energie­effizienz in Gebäuden, der Mobilität und der Industrie. Sie bringt einen gezielten und k­ ostenbewussten Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz. Dies schafft Wertschöpfung im Inland und senkt die Auslandabhängigkeit. – Mehr Markt schaffen: Das bisherige System der kostendeckenden Einspeisevergütung wird abgelöst. Für neue Anlagen werden keine fixen Einspeisevergütungen mehr entrichtet: Die Anlagenbetreiber müssen ihren Strom am Markt verkaufen. Sie erhalten dafür nur noch eine variable, Angebot und Nachfrage berücksichtigende Vergütung. Weiter gibt

Quelle: Shuttterstock

es ein Enddatum für die Förderung: Nach fünf Jahren ab Inkrafttreten der Energiestrategie 2050 gibt es mit Ausnahme von Investitionsbeiträgen und Einmalvergütungen, die noch bis 2030 weitergeführt werden, für neue Anlagen keine Förderbeiträge mehr. – Grosswasserkraft fördern: Die Wasser­kraft ist der wichtigste Pfeiler der Schweizer Stromproduktion. Überkapazitäten auf dem europäischen Markt, Frankenstärke und andere Faktoren führen dazu, dass heute viele Schweizer Wasserkraftwerke nicht mehr kosten­ deckend produzieren. Die Energiestrategie 2050 unterstützt die Produktionsmengen, die unter den Gestehungskosten verkauft werden müssen, mit höchstens einem Rappen pro Kilowattstunde. Auch diese Massnahme ist auf fünf Jahre ab Inkrafttreten der Energiestrategie 2050 befristet. – Energieintensive Firmen entlasten: Bereits heute können sich energieintensive Unternehmen den Netzzuschlag, mit dem die Förderinstrumente für die erneuerbaren Energien finanziert werden, rückerstatten lassen. Bisher mussten sie dafür jedoch einen Teil der Rückerstattung für Energie­effizienz­ massnahmen einsetzen. Mit der Energiestrategie 2050 entfällt diese Verpflichtung. Das bringt den Unternehmen zusätzliche Freiräume für den klugen Einsatz der eingesparten Gelder.

Im Orbit der Energiestrategie 2050 Ein weiteres wesentliches Element der künftigen Energielandschaft sind die Stromnetze. Die energiepolitische Kommission des Stän-

derats wird Anfang September Hearings durchführen zu der vom Bundesrat im April 2016 verabschiedeten «Strategie Strom­ netze». Diese soll eine Beschleunigung der Verfahren und damit des Realisierungszeitraums von Netzprojekten ermöglichen, unter anderem auch durch eine verstärkte Information der betroffenen Bevölkerung sowie durch das Ermöglichen von raumplanerischen Variantendiskussionen. Unabdingbar sind zudem Überlegungen betreffend eines Redesigns der Energiemarktstrukturen. In den kommenden zwei Jahren werden dazu eine Revision des Stromversorgungsgesetzes sowie der Entwurf eines Gasversorgungsgesetzes vorbereitet. Auch ein neu definiertes Wasserzinsmodell wird den Umbau des Energiesystems in einem marktorientierten Umfeld unterstützen.

Technologien im Fokus Die Energiestrategie 2050 widmet sich aber auch den stärksten Treibern der aktuellen Entwicklungen: den Technologien. Der Bundesrat setzt stark auf die Förderung von Forschung und Innovation im Energiebereich. Das Parlament hat dazu bereits 2013 einen Kredit von 200 Millionen Franken gesprochen. Errichtet wurden damit wichtige Testlabors wie NEST an der EMPA oder ESI (Energie System Integration) am PSI, aber auch acht Kompetenzzentren für Energieforschung (SCCER – Swiss Competence Centers in Energy Re­ search). In enger Zusammenarbeit von Hochschulen, Fachhochschulen und Industrie bringen die SCCER die technologische Entwicklung der Netze, Mobilität, Geothermie, Wasserkraft und Biomasse rascher voran. Das Kompetenzzentrum CREST widmet sich zudem den sozialwissenschaftlichen, ökonomischen und juristischen Fragestellungen, die für den erfolgreichen Umbau des Energiesystems entscheidend sind. Ergänzt wird das technoMain-Partner

logische Instrumentarium mit der Förderung von Pilot- und Demonstrationsprojekten, der Unterstützung der Markteinführung neuer Technologien, aber auch mit der Aus- und Weiterbildung qualifizierter Fachkräfte als Teil des Programms EnergieSchweiz. Wenn sich grosse Veränderungen abzeichnen, neue Regeln und eine neue Marktlogik entstehen, und wenn Innovationen und Start-ups rasend schnell gedeihen, braucht es den Dialog zwischen allen Beteiligten. Dem Swiss Energy and Climate Summit ist es gelungen, sich in diesem Umfeld als bedeutende Dialog-Plattform zu etablieren. Mit dem diesjährigen Slogan «Building Tomorrow» macht der Anlass deutlich, dass der Dialog immer stärker von den ursprünglich akademisch geprägten Ansätzen in den wirtschaftlichen und unternehmerischen Alltag drängt. Das ist gut so, denn dort ist er genau am richtigen Platz. *  Walter Steinmann ist Direktor des Bundesamtes für Energie.

SwissECS 2016 – Jetzt registrieren! Der Swiss Energy and Climate Summit (Swiss­ ECS) ist die führende Konferenz für Energieund Klimafragen in der Schweiz. Jährlich nehmen über 700 Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien am SwissECS teil. Die diesjährige Austragung findet am 13. / 14. September 2016 im Allegro / Kursaal Bern statt und richtet den Blick in die Zukunft: Das Thema der Konferenz lautet «Building Tomorrow». Sichern Sie sich eines der letzten Tickets und registrieren Sie sich bis am 31.08.2016 mit dem Code ECSNZZ auf der Online-Plattform http://registration.swissecs.ch Weitere Informationen: www.swissecs.ch Twitter: #SwissECS / @SwissECS


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ENERGIE FÜR MORGEN


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SwissECS 2016

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Die Welt von morgen gestalten

Top-Speaker diskutieren am SwissECS über aktuelle Klima- und Umweltfragen Am 13. / 14. September 2016 findet der Swiss Energy and Climate Summit statt – die führende Konferenz für Energie- und Klimafragen in der Schweiz. Der SwissECS 2016 richtet den Blick in die Zukunft: Das diesjährige Motto lautet «Building Tomorrow». Beni Meier

Der Swiss Energy and Climate Summit darf anlässlich seiner 10. Durchführung auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken. Er wurde 2007 als Nationales Klima-Forum gegründet. Die Konferenz stiess auf grosses Interesse und entwickelte sich unter dem Namen SwissECS zur wichtigsten nationalen Plattform für Wissensaustausch und Netzwerkpflege im Klima- und Energiebereich. Jedes Jahr durften sich die Besucherinnen und Besucher auf besondere Highlights freuen, wie zum Beispiel das erste Tesla-Auto in der Schweiz im Jahr 2007 oder den Auftritt des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair 2015. An der Jubiläumsausgabe der Energie- und Klimakonferenz steht nun die Zukunft im Zen-

trum. 35 sorgfältig ausgewählte Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland präsentieren am 13. / 14. September in Bern innovative Lösungen für Klimaschutz und Energieeffizienz und zeigen auf, wie die Welt von morgen aussehen könnte. Schwerpunkte des SwissECS sind die Themenkreise Technologie und Unternehmergeist, Investment und Carbon Bubble, Forschung und Wissenschaft, Energie- und Klimapolitik, Sustain­able City sowie Indien. Bundespräsident Johann Schneider-Ammann wird die diesjährige Konferenz eröffnen. Während eineinhalb Tagen warten zahlreiche Highlights auf die 750 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Neben

JOHANN N. SCHNEIDER-AMMANN Bundespräsident, Vorsteher WBF Nach dem Studium der Elektrotechnik an der ETH Zürich und dem MBA an der INSEAD in Fontainebleau wurde Bundespräsident Schneider-Ammann Projektleiter bei Oerlikon-Bührle. 1981 trat er in die Ammann Group ein und wurde später deren Vorsitzender und Präsident des Verwaltungsrates. 2010 wurde der damalige FDP-Nationalrat in den Bundesrat gewählt, wo er die Leitung des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements übernahm. Heute engagiert sich Johann Schneider-Ammann als Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung für einen wettbewerbsfähigen und innovativen Wirtschafts- und Wissensstandort Schweiz.

ERIC OLSEN CEO LAFARGEHOLCIM

vielseitigen Keynote-Referaten und Podiumsgesprächen werden in der Ausstellungszone wegweisende Innovationen und Technologien mit Weitblick vorgestellt. Die Stände der innovativen Firmen und Start-ups sind fester Bestandteil des SwissECS und gelten als eine der Hauptattraktionen der Konferenz. Nachfolgende Übersicht zeigt eine Auswahl der am SwissECS anwesenden Top-Speaker aus dem In- und Ausland.

FELIPE CALDERÓN EHEMALIGER PRÄSIDENT VON MEXIKO Felipe Calderón war zwischen 2006 und 2012 Präsident von Mexiko und davor Energieminister. Der Politiker und Rechtsanwalt ist eine der profiliertesten Persönlichkeiten Südamerikas. Er wurde vom World Economic Forum als «Staatsmann des Jahres» ausgezeichnet und erhielt von der UNO den Titel «Champion of the Earth». Zudem figuriert er auf der Liste des «Time»-Magazins unter den 100 einflussreichsten Personen weltweit. Er war Gastgeber des G20-Gipfels und Vorsitzender der Conference on Climate Change (COP 16). Zurzeit ist er Vorstandsmitglied des World Resources Institute und Vorsitzender der Global Commission on the Economy and Climate.

SYLVIA EARLE OZEANOGRAFIN UND NATIONAL GEOGRAPHIC SOCIETY EXPLORER Der französisch-amerikanische Doppelbürger Eric Olsen ist seit 2015 Chief Executive Officer von LafargeHolcim. Er verfügt über einen Abschluss in Finanz- und Rechnungswesen der Universität Colorado und hat an der Ecole des Hautes Etudes Commerciales (HEC) einen Master of Business Administration erworben. Olsen stiess 1999 als S­ enior Vice President Strategy and Development zu Lafarge Nordamerika und diente dem Unternehmen seither in verschiedenen Funktionen. 2007 wurde der Finanz- und Wirtschaftsexperte zum Executive Vice President for Organization and Human Resources ernannt, bevor er 2013 Executive Vice President Operations wurde. Olsen ist Aufsichtsratsmitglied von Cimpress N.V.

BILLY PARISH GRÜNDER UND CEO MOSAIC

Die amerikanische Ozeanografin und Forscherin Sylvia Earle hat für ihren Einsatz zum Schutz der Ozeane mehrere bedeutende Auszeichnungen erhalten wie den Orden der goldenen Arche sowie den Titel «Heldin des Planeten» vom «Time»-Magazin. Sie ist Autorin von über 200 wissenschaftlichen Publikationen und 13 Büchern. Earle war wissenschaftliche Leiterin bei der staatlichen National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA und beriet die NASA. Seit 1995 ist sie als Forscherin für die «National Geographic»-Gesellschaft tätig. 2008 gründete Sylvia Earle die «Sylvia Earle Alliance». In ihrer Karriere hat sie bisher mehr als 100 Expeditionen geleitet und verbrachte über 7000 Stunden unter Wasser.

Konrad steffen DIREKTOR EIDG. FORSCHUNGSANSTALT WSL Billy Parish ist Gründer und CEO von Mosaic, dem führenden Kreditgeber für Solarsysteme für Eigenheime in den USA. Die Online-Plattform vernetzt unkompliziert und schnell Investoren und Hausbesitzer und wurde im Bereich Energie zwei Jahre in Folge zu den zehn innovativsten Unternehmen weltweit gekürt. 2002 verliess Parish die Universität Yale und gründete die Energy Action Coalition. Zusammen mit weiteren Experten erarbeitete er einen Vorschlag, wie durch die Schaffung eines «Clean Energy Corps» fünf Millionen neue grüne Jobs entstehen können. Sein Einsatz brachte ihm vom «Rolling Stone»-­ Magazin den Titel «Climate Hero» ein.

Remo lütolf VORSITZENDER DER GESCHÄFTSLEITUNG ABB SCHWEIZ Remo Lütolf studierte Elektrotechnik an der ETH Zürich und schloss sein Studium 1986 mit einer Dissertation in Biomedizinischer Technik ab, ergänzt im Jahr 2000 mit einem EMBA vom IMD Lausanne. Er startete seine berufliche Laufbahn bei Landis + Gyr in Zug und wechselte 1999 zu ABB Schweiz. Fünf Jahre später übernahm er die Leitung der globalen Geschäftseinheit Leistungselektronik und Mittelspannungsantriebe und arbeitete in Turgi/Baden sowie auch vier Jahre bei ABB China in Shanghai. Seit Januar 2013 ist Remo Lütolf Landeschef der ABB Schweiz und Vorsitzender der Geschäftsleitung.

Kein Klimaforscher kennt Grönland besser als Konrad Steffen. Der Direktor der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL leitet seit 40 Jahren Forschungsexpeditionen in Grönland und in der Antarktis. Er war Professor an der University of Colorado und leitete als Direktor das Institut für Umweltwissenschaften (CIRES). In dieser Funktion führte er 640 Mitarbeitende und verantwortete ein Budget von 64 Millionen US-Dollar. Heute ist er als Professor an der EPFL und der ETH Zürich tätig. Steffen hat als Autor über 130 wissenschaftliche Studien verfasst und mehr als 15 Kapitel zu Büchern beigesteuert. Seine Ausbildung absolvierte er an der ETH Zürich, wo er 1984 den Doktortitel erlangte.

CAROLINE ANSTEY GLOBAL HEAD UBS AND SOCIETY Dr. Caroline Anstey ist Global Head UBS and Society. Das Society-Programm ist divisionenübergreifend und deckt alle für die Bank relevanten Themen im Bereich Nachhaltige Investitionen, Philanthropie sowie Umwelt- und Menschenrechte ab. Sie ist auch für den ökologischen Fussabdruck der UBS verantwortlich. Anstey verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Entwicklung, Finanzen und Kommunikation. Sie arbeitete während 18 Jahren bei der Weltbank, unter anderem als Managing Director. Sie vertrat die Weltbank in den Gremien G20 und G7. Ihre berufliche Karriere lancierte Anstey als Produzentin und Redaktorin bei der BBC. Anstey hat einen Doktortitel an der London School of Economics erlangt.


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«Wir müssen vorangehen»

Die kanadische Umweltministerin Catherine McKenna über die Cleantech-Revolution In Kanada geniessen die Bekämpfung des Klimawandels und die Entwicklung von sauberen Technologien einen ebenso grossen Stellenwert wie in der Schweiz. Die Voraussetzungen sind also ideal für eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Bereich Cleantech. Catherine McKenna * Als Justin Trudeau im vergangenen Oktober Premierminister von Kanada wurde, signalisierte er sogleich, dass der Klimawandel ganz oben auf der Agenda seiner Regierung stehen werde. Im ersten Monat seiner Amtszeit leitete er die kanadische Delegation an der historischen «COP 21»-Konferenz in Paris. Diese bestand aus Vertretern aller Regierungsebenen, von Unternehmen und Persönlichkeiten der kanadischen Gesellschaft – unter anderem der indigenen Völker, der Jugend und der Nichtregierungsorganisationen im Umweltbereich. Die Welt war in Paris und später auch in Wien während der Konferenzen der Vereinten Nationen zum Ausstieg aus den klimaschädlichen teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen Zeuge, dass wir den Klimawandel mit Dringlichkeit behandeln. Der Konsens ist gross, dass die Länder, einschliesslich Kanada, nicht länger einfach zusehen können, wie der Klima­ wandel unseren Planeten belastet. Wir müssen vorangehen und nach konkreten Kooperationsprojekten mit Partnern wie der Schweiz suchen.

Grüne Wirtschaft Wirksame Vorschläge zur Bekämpfung des Klimawandels setzen ein grosses Mass an Kooperation und Koordination im Ausland wie im Inland unter mehreren Regierungsebenen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Unternehmen und Bürgern voraus. Kanada und der Schweiz bieten sich enorme Chancen der Zusammenarbeit, um greifbare Ergebnisse zu erzielen. Ein Bereich, der mich besonders interessiert und wo ich Chancen für eine Ko-

operation zwischen Kanada und der Schweiz schon sehr konkret sehe, ist der Aufbau einer grünen Wirtschaft – eine zentrale Voraussetzung, um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen. Ich bin überzeugt, dass der Klimawandel so gestoppt werden kann. Wirtschaftswachstum und Verantwortung für die Umwelt dürfen kein Gegensatz sein. Wir sehen, dass sich viele Volkswirtschaften bereits in Richtung eines saubereren und nachhaltigeren Wachstums bewegen. Auch Kanada bekennt sich zu umwelttechnologischen Innovationen, grünem Wachstum und Ressourceneffizienz. In diesem Jahr hat unsere Regierung mehr als eine Milliarde kanadische Dollar (CAD) für saubere Technologien zur Verfügung gestellt, unter anderem in den Bereichen Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau, Energie und Landwirtschaft.

«Mission Innovation» Dieser Betrag wird zusätzlich zum Engagement investiert, zu dem sich Kanada im letzten Jahr während der «COP 21» in Paris im Rahmen der Initiative «Mission Innovation» verpflichtet hat. Deren Unterzeichner, mehr als 20 weitere Staaten und die Europäische Union, gedenken, ihre Investitionen in transformative und saubere Energieforschung und -entwicklung innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln. Darüber hinaus sollen die Investitionen des Privatsektors in saubere Energietechnologien gefördert und die Zusammenarbeit unter den teilnehmenden Ländern verstärkt werden. Kanada wird also seine Forschungsfinanzierung im Bereich Cleantech von 387 Millionen CAD im Jahr 2015 bis 2020 auf 775 Millionen CAD jährlich erhöhen. Die Investitionen tragen dazu bei, Unternehmen und die Wirtschaft beim Kampf gegen den Klimawandel mit ins Boot zu holen. Diese Strategie ist der Schlüssel zum Erfolg, denn wir brauchen Klimapioniere unter den Unternehmen. Und wir benötigen deren Hilfe, um weitere Klimapioniere hervorzubringen. Bei der Entwicklung von Lösungen muss jedoch jeder mitmachen: Unternehmen und die Industrie, alle staatlichen Ebenen sowie sämtliche Bürgerinnen und Bürger. Gemeinsam müssen wir Innovationen schaffen, um den Klimawandel anzugehen und die globale Er-

wärmung zu begrenzen. Diese Aufgabe bietet all jenen Unternehmen enorme Chancen, welche die «grünen» Möglichkeiten konsequent ausschöpfen wollen. Die kanadische Regierung ist entschlossen, in die eigenen Cleantech-Sektoren zu investieren und eine robuste kohlenstoffarme Wirtschaft aufzubauen, die auch gute Arbeitsplätze schafft. Viele kanadische Unternehmen, die sich auf erneuerbare Energien und saubere Technologien spezialisiert haben, sind daran interessiert, mit ausländischen Unternehmen Partnerschaften einzugehen, um gemeinsam nach Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung zu suchen – in Kanada und weltweit. Kanada bietet ausländischen Investoren zahlreiche Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen an. Diese reichen von der Technologieentwicklung bis hin zur Lieferung, Erzeugung, Lagerung und dem Vertrieb von Kraftstoffen. Ich kann Schweizer Unternehmen nur ermutigen, Kanada als Investitionsstandort ihrer Wahl noch stärker in Betracht zu ziehen. Mehr als 80 Prozent des kanadischen Stroms wird bereits mit sauberen Energieträgern erzeugt, davon fast 60 Prozent mit Wasserkraft. Kanada steigert jedes Jahr den Anteil erneuerbarer Energien weiter, vor allem dank Windund Solarkraft, den beiden am schnellsten wachsenden Stromquellen in unserem Land. Schon heute profitiert Kanada sehr von ausländischen Investitionen oder Partnerschaften in Technologien für saubere Energie. Allein über die letzten fünf Jahre wurden in Kanada mehr als 45 Milliarden CAD in den Bau von erneuerbaren Energieanlagen investiert. Die Wachstumsrate in diesem Bereich ist mittlerweile höher als in allen anderen Sektoren.

Enorme wirtschaftliche Chancen Premierminister Trudeau weiss um die wirtschaftlichen Vorteile des Wachstums sauberer Energien. Während seines Besuchs bei den Vereinten Nationen in New York im April dieses Jahres richtete er sich an die Generalversammlung mit den Worten: «Letztes Jahr wurde weltweit fast eine Drittelbillion Dollar in erneuerbare Energien investiert, knapp 50 Prozent mehr, als für die Stromerzeugung aus fossilen Energiequellen ausgegeben wurde. Dieser Trend wird sich noch verstärken und enorme Chancen für Kanada und die Welt eröffnen –

Glaubt an eine schweizerisch-kanadische Zusammenarbeit: Catherine McKenna.

wir können und wir werden ihn nicht ausser Acht lassen.» Ich stelle fest, dass sich die Schweiz genauso wie Kanada in der Förderung von Innovationen, in grünem Wachstum, der Ressourceneffizienz und der Weiterentwicklung sauberer Technologien engagiert. Die Schweiz liegt im Bereich Cleantech in Europa gar an der Spitze. Die Voraussetzungen sind also ideal, dass sich Schweizer und kanadische Cleantech-Unternehmen gegenseitig befruchten und gemeinsam eine Führungsrolle übernehmen. Bekanntlich verfolgt auch die Schweizer Regierung eine ehrgeizige Strategie, um den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix zu erhöhen. Das bietet enorme Chancen für Innovationspartnerschaften zwischen kanadi-

«COP 21»-Klimakonferenz in Paris: Die kanadische Delegation mit Premierminister Justin Trudeau (4. v. r.) und Umweltministerin Catherine McKenna (5. v. l).

Quelle: ZVG

Quelle: ZVG

schen und Schweizer Unternehmen, von denen sowohl KMU als auch grosse Konzerne und nicht zuletzt unser Klima selber nur profitieren könnten. Derzeit sondieren Vertreter Kanadas und der Schweiz sowie die Unternehmen und Innovationsgemeinschaften in beiden Ländern neue Möglichkeiten für eine entsprechende verstärkte Zusammenarbeit.

Support für Entwicklungsländer Kanada beherbergt aktuell mehr als 750 Clean­tech-Unternehmen mit hochmodernen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Mehr als 87 Prozent der kanadischen Cleantech-Firmen sind auch im Export tätig. Darüber hinaus sind sie weltweit führend bei Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien. Sie investierten 2014 rund 1,2 Milliarden CAD in die Forschung und Entwicklung sauberer Technologien. Partnerschaften zwischen Industrie, Regierung, Universitäten und Forschungsinstituten – zum Beispiel CanmetENERGY – sowie Testanlagen wie WEICan und das TechnoCentre éolien schaffen ein hervorragendes Innovationsumfeld für diesen Sektor. Überdies legt Kanada grossen Wert darauf, Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, Lösungen und Anpassungsstrategien für den Klimawandel zu erarbeiten. Ich habe mich mit meinen internationalen Partnern für ein frühes Inkrafttreten des Pariser Übereinkommens und die Mobilisierung von Mitteln zur Finanzierung der Klimapolitik von Entwicklungsländern aus mehreren Quellen eingesetzt. Diese Finanzierungen werden dazu beitragen, dass Länder in Not wirkungsvolle Minderungsmassnahmen ergreifen und Anpassungsstrategien für den Klimawandel erarbeiten. Kanada hat den Entwicklungsländern für die kommenden fünf Jahre 2,65 Milliarden CAD zugesagt, um den Klimawandel anzugehen, erneuerbare Energietechnologien einzuführen und die Risiken im Zusammenhang mit extremen Wetterbedingungen zu beherrschen. Kanada und die Schweiz haben sich auf der Fahrt in Richtung einer starken, umweltfreundlichen und kohlenstoffarmen Volkswirtschaft bereits an die Spitze gesetzt. Wir freuen uns darauf, diese Reise gemeinsam fortzusetzen. *  C atherine McKenna ist kanadische Umweltministerin (Minister of Environment and Climate Change).


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Abschied von Kohle, Öl und Gas Wie eine New Yorker Stiftung den Klimawandel bekämpft

Der Rockefeller Brothers Fund (RBF) entschied 2014, kein Geld mehr in Kohle, Öl und Gas zu investieren. Damit sorgten die Amerikaner weltweit für Aufsehen.

vertretung bewegte sich einen bedeutenden Schritt nach vorn.

Portfolio ohne fossile Energien

Stephen Heintz * Als der Rockefeller Brothers Fund (RBF) im Jahre 2014 den Desinvestitionsbeschluss bekannt gab, hatte er einen Wert von 851 Millionen US-Dollar. Gewisse Kritiker argumentierten, unsere Massnahme würde den mehrere Billionen Dollar starken Sektor der fossilen Brennstoffe kaum beeinflussen. Regelmässig wurde ich auch gefragt, ob es sich bei unserem Entscheid nicht bloss um eine symbolische Geste handeln würde. Darauf kann ich nur antworten, dass sich der RBF länger schon verpflichtet hat, alles Mögliche zu tun, um den katastrophalen Klimawandel zu verhindern. Zudem denken wir als institutioneller Investor langfristig. Unter diesem Aspekt stellen sich auch aus rein wirtschaftlichen Überlegungen bei fossilen Investments zunehmend Fragezeichen.

Profit vs. Engagement Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Der Entscheid war die Folge eines langen Denkprozesses. Es ist daran zu erinnern, dass der RBF den Wohlstand, auf dem er heute gründet, zu einem schönen Teil seinen Investments

Klima-Marsch in New York: Demonstration gegen den Klimawandel.

in fossile Brennstoffe verdankt. Andererseits engagiert sich die Stiftung schon seit den 1980er-Jahren beim Kampf gegen den Klima­ wandel. So vergab sie bis 2014 fast die Hälfte ihrer Stipendien weltweit für Klima- und Energieprojekte. Weiterhin auf fossile Ener­gien zu setzen erschiene uns jedoch, als würden wir die Lungenkrebsforschung unterstützen, während wir gleichzeitig in Tabakunternehmen investieren. Der Wandel, den wir nun vollzogen haben, setzte lange interne Diskussionen voraus. Wir begannen damit in den frühen 2000er-Jahren, kurz nachdem ich zum RBF gestossen war. Der Stiftungsausschuss ermutigte uns, Wege zu finden, unser Kapital besser im Sinne un-

Quelle: John Minchillo

serer Mission und der Ziele der Stiftung zu nutzen. Irgendwie war es frustrierend: Lediglich 5 Prozent der Vermögenswerte mussten damals gemäss Statuten so angelegt sein, dass sie der Förderung einer gerechten, nachhaltigen und friedlichen Welt dienten. Wir mussten also unsere Investitionsphilosophie ändern. Fast ein Jahr verbrachten wir allein damit, ein neues Modell der Stimmrechtsvertretung auszuarbeiten. 2005 veröffentlichten wir dazu detaillierte Richtlinien, die auf ökologischen und sozialen Prinzipien und einer nachhaltigen Governance basierten. Der Lernprozess, den wir durchliefen, war eine gute Gelegenheit, um einen Dialog mit allen Stake­ holdern zu starten. Und die Stimmrechts­

Nachdem wir die Stimmrechtsvertretung und die neue Governance-Struktur eingerichtet hatten, beschloss der Vorstand im Jahr 2010, 10 Prozent der Anlagen oder rund 70 Millionen US-Dollar in umweltfreundliche Energietechnologien und Geschäftslösungen gegen den Klimawandel zu investieren. Ausserdem trennten wir uns vom externen Chief Investment Officer. Bei der Suche nach einem Nachfolger gingen wir strategisch vor. Wir wollten jemanden, der uns zusätzliche Wege aufzeigen kann, wie die neuen Anlageziele erreicht werden können. Die Wahl fiel schliesslich auf Perella Weinberg Partners. Das Unternehmen überzeugte uns im Bewerbungsverfahren mit der Aussage: «Wir sind keine Experten in ethischem Investment und wir sind auch keine Experten für den Markt für saubere Energien. Doch uns ist klar, dass die Welt in diese Richtung geht, und diesen Weg wollen wir ebenfalls einschlagen, zusammen mit dem Rockefeller Brothers Fund.» Der RBF startete die Zusammenarbeit mit Perella Weinberg Partners zu Beginn des Jahres 2014. Der erste Auftrag lautete, so schnell wie möglich 10 Prozent des Kapitals ethisch zu investieren. Gleichzeitig wurde allen Entscheidungsträgern des RBF klar, dass diese Massnahme allein nicht genügen konnte. Also beschlossen wir, uns auch von all jenen Investitionen zu trennen, die unser En-

gagement für eine nachhaltige Entwicklung untergruben. Diesen Prozess der Desinvestition aus fossilen Brennstoffen starteten wir im September 2014, und zwar nicht im Alleingang, sondern zusammen mit 181 anderen institutionellen Investoren der sogenannten Deinvestment-Bewegung. Der Zeitpunkt war kein Zufall: Die offizielle Bekanntgabe erfolgte exakt einen Tag nach dem People’s Climate March. Ich marschierte bei diesem denkwürdigen Ereignis selber mit, zusammen mit 400 000 anderen Teilnehmern, darunter auch meine Frau und unser 13-jähriger Sohn. Froh und friedlich schritten wir durch die Stras­ sen Manhattans, verliehen unserer Sorge um unseren Planeten Ausdruck und forderten kollektive Massnahmen. Eine verantwortungsvolle Desinvestition kann nicht über Nacht erfolgen. Als der RBF 2014 damit begann, waren ungefähr 7 Prozent unseres Portfolios in fossilen Brennstoffen angelegt. Am Ende des ersten Quartals 2016 lag das Engagement noch bei 3,3 Prozent. Der erste Schritt des RBF bestand darin, bis Ende 2014 aus den besonders schmutzigen Kohleund Ölsandpapieren auszusteigen. Im Laufe der nächsten zwei Jahre wollen wir uns aus allen fossilen Energien, also auch aus Gas und Öl, definitiv verabschieden. Überdies werden wir unseren Kapitalanteil in umweltfreundliche Energietechnologien, der jetzt 10 Prozent überschritten hat, laut Beschluss des Vorstands weiter aufstocken, auf 20 Prozent. *  S tephen Heintz ist Präsident des Rockefeller Brothers Fund (RBF).

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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

«Win-win-Situation im Strukturwandel» Der Umbruch der Energiebranche schafft neue Bedürfnisse im Anlagebereich

Der Investitionsbedarf in der Energiebranche ist gross.  Aber die Kapitalflüsse sind zäh geworden. Neue Formen der privaten Finanzierung ermöglichen den Energieversorgern wichtige Entwicklungsschritte – und bieten institutionellen Investoren attraktive Anlagemöglichkeiten. Interview: Lukas Hadorn  A lain Barthel, das Motto des diesjährigen Swiss Energy and Climate Summit lautet: «Building Tomorrow». Wie gestaltet UBS die Zukunft der Schweizer Energiebranche aktiv mit? Alain Barthel: Wir haben mit UBS Clean Energy Infrastructure Switzerland – kurz UBSCEIS – ein attraktives Anlageinstrument geschaffen, mit dem wir dazu beitragen können, die Art und Weise der Finanzierung in der Schweizer Energiebranche fundamental zu verändern.

A lain

Inwiefern? Alain Barthel: In der Vergangenheit haben die Energieversorger ihre Investitionsvorhaben oft über die öffentliche Hand finanziert oder «aus der Portokasse» bezahlt. Aber die Finanzierung ist für sie deutlich schwieriger geworden, der Markt verändert sich. Die Energiestrategie 2050 erfordert hohe Investitionen in erneuerbare Energie und Infrastruktur, die von vielen Energieversorgern nicht mehr aus eigener Kraft bewältigt werden können. Mit UBS-CEIS bringen wir institutionelle, langfristig orientierte Investoren ein und helfen so den Energieunternehmen, dringend notwendige Entwicklungsschritte zu machen. Beat Huber, Ihr Unternehmen Fontavis steht als Anlageberaterin von UBS-CEIS in ständigem Kontakt mit den Energieversorgern. Wie nehmen Sie den Strukturwandel in der Branche wahr? Beat Huber: Es herrscht eine nie dagewesene Dynamik in der Energieindustrie. Die alten Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr, neue müssen gefunden werden. Assets wie Wasserkraftwerke oder Netzinfrastruktur, welche über Jahrzehnte das Rückgrat der

Energiebranche waren und als unverkäuflich galten, stehen heute zur Disposition. Die Branche ist im Umbruch, der Kostendruck steigt, es müssen Skaleneffekte realisiert werden. Neue Formen der Kooperation sind notwendig und möglich, sowohl beim Betrieb von Anlagen als auch bei deren Finanzierung. Warum braucht es UBS-CEIS als Anlagevehikel? Institutionelle Anleger könnten doch auch Direktinvestitionen tätigen? Alain Barthel: Für institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen, aber auch für Banken, ist es schwierig geworden, Direktinvestitionen in diesem Bereich zu tätigen. Die regulatorischen Anforderungen sind sehr hoch und der Betreuungs- und Überwachungsaufwand kaum zu bewältigen. Mit UBS-CEIS bieten wir eine transparente, kostengünstige und auch für Schweizer Vorsorgeeinrichtungen regulatorisch konforme Investitionsmöglichkeit, die das Wissen von Spezialisten bündelt. Beat Huber: Wir raten institutionellen Investoren davon ab, Direktanlagen in einzelne Gesellschaften zu tätigen. Besser, man investiert auf diversifizierter Basis über ein Anlagevehikel, dessen Anlageberaterin mit Bran-

Barthel, Leiter Institutional Business Asset Management Schweiz bei UBS und Beat Huber, Chief Investment Officer bei Fontavis.

Quelle: ZVG

chenerfahrung sich permanent um die Beteiligungen kümmert. Welche Vorteile bietet UBS-CEIS beispielsweise Pensionskassen und Versicherungen? Alain Barthel: Zum einen ist unser Engagement in diesem Bereich nicht auf kurzfristigen Profit ausgerichtet, sondern soll langfristig Werte schaffen und erhalten. Das passt zur Philosophie und zum Investitionshorizont der Vorsorgeeinrichtungen. Es wird in Sachwerte investiert, in Anlagen mit stabilen Erträgen. Im gegenwärtigen Anlageumfeld mit Negativ­ zinsen ist eine solche positiv rentierende Anlagemöglichkeit sehr attraktiv. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Altersvorsorge in der Schweiz vor grossen strukturellen Herausforderungen steht. Beat Huber: Man kann von einer Win-win-Situation sprechen. Den Energieversorgern und Eigentümern fliessen neue Mittel zu, was es ihnen ermöglicht, Risiken besser abzustützen und gemeinsam mit privaten Partnern neue Investitionen zu tätigen. Sind die politischen Rahmenbedingungen denn noch stabil genug, damit man sich als Anleger langfristig im Energiesektor binden kann? Beat Huber: Sie sind nicht mehr so konstant und verlässlich wie in den letzten Jahrzehnten. Diese Unsicherheiten verteuern die Finanzierungskosten und lähmen die Investitionstätigkeit. Mehr Verlässlichkeit und Konstanz wären sicherlich hilfreich. Alain Barthel: Die Risiken dürfen nicht unterschätzt werden, das ist klar. Die Entwicklung in der Energiebranche ist vor dem Hintergrund politisch gesetzter Anreize wie zum Beispiel der kostendeckenden Einspeisevergütung nicht ganz einfach vorherzusagen. Aber die Unsicherheit ist auch eine Chance. Viele produzierende Assets sind attraktiv bewertet, und die Energieunternehmen sind an Partnerschaften interessiert. Wie sieht das Anlageuniversum von UBS-CEIS aus? In welche Bereiche wird investiert?

Beat Huber: In unserem Beteiligungsportfolio befinden sich indirekt über 200 Nah- und Fernwärmeverbünde, 14 Kleinwasserkraftwerke und fast 100 Solaranlagen. Hinzu kommen Stromnetzinfrastrukturanlagen, aber auch Investitionen in den Bereichen Waste to Energy und Recycling sowie direkte Beteiligungen an Schweizer Energieversorgern. Das Spektrum reicht von der Produktion über die Übertragung bis hin zur Umwandlung und Entsorgung von Energie. Wie hat sich das Anlagekonzept bis jetzt bewährt? Alain Barthel: Wir investieren seit vier Jahren mit UBS-CEIS und sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Natürlich hängt vieles auch von der weiteren Marktentwicklung ab. Aber derzeit sieht es danach aus, als könnten wir unsere gesteckten Ziele erreichen. Beat Huber: Das Anlagekonzept hat sich bewährt, sowohl für unsere Investoren wie auch für die Unternehmen, an denen wir beteiligt sind. Wir sind ebenfalls sehr zufrieden mit der Performance. Mit UBS-CEIS, die rund 400 Millionen Franken von institutionellen Anlegern aus der Schweiz umfasst, sind wir schon fast voll investiert.

Was ist UBS-CEIS? UBS Clean Energy Infrastructure Switzerland (UBS-CEIS) ist eine schweizerische, durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) beaufsichtigte Kommanditgesellschaft für kollektive Kapitalanlagen. Das Anlagevehikel beteiligt sich an Schweizer Infrastruktureinrichtungen und -unternehmen im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz. UBS-CEIS agiert somit als Bindeglied zwischen den Kapitalgebern und den Energieversorgern. Als Anlageberaterin fungiert das Zuger Unternehmen Fontavis, welche für die Suche, Prüfung und Bewirtschaftung der Investitionen während der Laufzeit von UBSCEIS zuständig ist.

Innovationen für den Klimaschutz

Der Technologiefonds unterstützt klimafreundliche Firmen mit Bürgschaften Der Technologiefonds verbürgt Darlehen an Schweizer Unternehmen, deren innovative Produkte die Treibhausgasemissionen vermindern. Wie das geht, zeigen die ­Beispiele der Joulia SA und der Eaternity AG.

Ressourcen zu schonen und direkt oder indirekt Treibhausgasemissionen zu reduzieren.» Wie sich Firmen konkret für den Klimaschutz engagieren, zeigen die Beispiele der Joulia SA aus Biel und der Eaternity AG aus Zürich, welche beide dank einer Bürgschaft des Tech-

Duschzone eingebaut. Es entzieht dem abfliessenden Wasser Energie, welche zur Erwärmung des zufliessenden Kaltwassers genutzt wird. Durch den Vorgang kann bis zu 50 Prozent der Wärmeenergie eingespart werden. Das umweltschonende Produkt über-

Stephanie Meili * Das klimapolitische Ziel ist klar: Die inländischen Treibhausgasemissionen müssen gemäss CO 2 -Gesetz bis im Jahr 2020 um mindestens 20 Prozent gegenüber 1990 sinken. Damit das gelingt, hat der Bund verschiedene Massnahmen eingeleitet. Unter anderem unterstützt er mit dem Technologiefonds Firmen, die einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wie vielfältig sich Schweizer Firmen für den Klimaschutz einsetzen, erklärt Simone Riedel Riley, Leiterin der Geschäftsstelle des Technologiefonds: «Die Diversität der eingereichten Gesuche für Darlehensbürgschaften vom Technologiefonds ist überwältigend. Die Palette an Geschäftsmodellen reicht von Innovationen im Gemüseanbau über solche im Gebäudemanagement und der Sensortechnik bis hin zu IT-Software. Alle verfolgen das Ziel,

Förderungswürdig: Innovative Technologien, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Quelle: ZVG

nologiefonds die Kommerzialisierung ihrer Produkte vorantreiben konnten. Joulia SA entwickelt ein innovatives Wärmerückgewinnungsmodul für Duschen. Das modulare und effiziente Produkt wird als Dusch­rinne angeboten und im Boden der

zeugt durch das einfache Einbaukonzept nicht nur den Endkunden – auch viele Bauherren, Energiefachplaner und Sanitärinstallateure sind von den Vorzügen der Nachhaltigkeit im Badezimmer überzeugt. Trotz guter Entwicklung ist die Wachstumsphase bei Jungunter-

nehmen ressourcenintensiv. Aus diesem Grund gibt das gewährte Darlehen des Technologiefonds der Joulia SA den notwendigen finanziellen Rückhalt bei der professionellen Markteinführung des neuen Produktes. Einer völlig anderen Branche angehörig, aber aufgrund der innovativen Ressourcenschonung ebenfalls im Förderfokus des Technologiefonds, ist die Eaternity AG. Das Kernprodukt der Firma ist eine Software-Applikation, die Treibhausgasemissionen, Allergene und Nährwerte von Mahlzeiten errechnet. Rund ein Drittel aller konsumverursachten Treibhausgasemissionen weltweit entsteht durch die Produktion von Nahrungsmitteln. Eine erstaunliche CO 2 -Belastung, die durch bewusste Ernährung der Konsumenten drastisch reduziert werden kann. Die automatisierte Bereitstellung von Informationen zum Klimawandel und zur Ernährung ist ein Alleinstellungsmerkmal der Eaternity AG mit grossem Anwendungspotenzial in der Gastronomie. Um das Produkt nicht nur der System-, sondern auch der Individualgastronomie zur Verfügung zu stellen, sind weitere Schritte zur Automatisierung notwendig. Die Darlehensbürgschaft des Technologiefonds hilft, dieses Vorhaben erfolgreich voranzutreiben. Der Technologiefonds fördert aktuell Schweizer Unternehmen aus insgesamt elf verschiedenen Branchen und allen Sprachregionen.

Unterstützt werden Firmen, die klimafreundliche Technologien entwickeln und vermarkten. Der Fonds kann bis im Jahr 2020 neue Bürgschaften vergeben und wird seit 2013 jährlich mit 25 Millionen Franken aus den Einnahmen der CO 2 -Abgabe auf Brennstoffe gespiesen. * Stephanie Meili, Technologiefonds Schweiz.

Der Technologiefonds Der Technologiefonds ist ein Instrument der Schweizer Klimapolitik und basiert auf dem CO 2 -Gesetz. Der Fonds vergibt Darlehensbürgschaften im Umfang von bis zu 3 Millionen Franken an KMU aus der Schweiz, deren innovative, klimafreundliche Produkte gute Marktchancen aufweisen. Seit dem operativen Start des Technologiefonds im Januar 2015 konnten bereits 19 Darlehensbürgschaften im Umfang von insgesamt 19,6 Millionen Franken vergeben und weitere 6 Zusicherungen ausgestellt werden. Interessierte Unternehmen können online in einem Vorab-Check prüfen, ob sie die wichtigsten Kriterien erfüllen. Die Geschäftsstelle wird durch die Firma Emerald Technology Ventures AG mit Subunternehmer South Pole Group operativ geleitet. www.technologiefonds.ch


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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

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Den Energieverbrauch im Blick Energieeffizientes Wohnen dank Digitalisierung mit eSMART «SEF.High-Potential KMU» fand eSMART dank dem Kontakt zum SEF zwei neue Investoren, mit welchen das Unternehmenswachstum weiter gestärkt werden konnte. So wurde ein weiterer wichtiger Meilenstein für anspruchsvolle neue Projekte und eine Expansion im Ausland erreicht.

Erfolgreiche Internationalisierung Auf dem französischen Markt ist eSMART seit 2015 aktiv. Für seine Innovationen und Geschäftsbeziehungen mit dem Nachbarland wurde das Unternehmen Anfang 2016 mit dem Preis für Industrie und Technologie des französisch-schweizerischen Handels ausge-

Clevere Köpfe hinter einem cleveren System: Laurent Fabre (COO), Fabrizio Lo Conte (CEO), Jérôme Ramelet (Sales Director).

eSMART stellt Systeme zur Gebäudeautomation her. Mit diesen lässt sich der Energieverbrauch auch in bestehenden Immobilien einfach steuern und optimieren. Die überzeugende Geschäftsidee des Jungunternehmens wurde von der Wachstumsinitiative des Swiss Economic Forum mit dem Qualitätslabel «SEF.High-Potential KMU» ausgezeichnet. Simone Thomas Die Auszeichnung erhält eSMART Mitte April 2016. Für die beiden Unternehmensgründer Fabrizio Lo Conte und Laurent Fabre stellt sie eine Belohnung für die harte Arbeit der letzten fünf Jahre dar. «Wir haben uns sehr über das Label gefreut, da es die Qualität der ­eSMART-Produkte unterstreicht und unsere Anstrengungen als Unternehmer bestätigt. eSMART konnte sich innerhalb von fünf Jahren als Vorreiter der Digitalisierung in der Immobilienbranche etablieren. Unsere Verkaufszahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind», resümiert CEO Lo Conte. Die Geschichte von eSMART beginnt 2009, als sich die beiden Gründer während ihres Doktoratsstudiums an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) kennenlernen. Beide forschten zu diesem Zeitpunkt am intelligenten Stromnetz (smart grid). Dabei beschäftigten sie sich mit der kommunikativen Ver­netzung und Steuerung von verschiedenen Elementen über das Stromnetz. Bei ihrer Arbeit stellten sie bald fest, dass Wohnungen

Quelle: SEF

von einer solchen Vernetzung weitgehend unberührt geblieben waren. Die Steuerung von Multimedia- und Haushaltsgeräten sowie von Verbrauchern wie Licht und Heizung erfolgte noch immer analog oder wenn digital, dann musste jedes Gerät einzeln angesteuert werden. Eine Ausnahme bildeten Neubauten, die bereits mit umfassenden automatischen Steuerungssystemen ausgerüstet wurden. Diese waren jedoch äusserst teuer in der Anschaffung und aufwendig zu installieren, womit sie sich kaum für eine breitangelegte Nachrüstung in Bestandsimmobilien eigneten.

Hand: Eine Aufrüstung des eigenen Zuhauses ist ab sofort problemlos möglich, da keine besonderen Umbaumassnahmen mehr erforderlich sind. Zudem kann die Technologie Schritt für Schritt flexibel erweitert werden und funktioniert von aussen vollkommen unsichtbar. Entsprechend positiv wurde die Innovation aufgenommen; das Pilot-Projekt schaffte es bis auf die Titelseiten der Fachmagazine und weckte so die Aufmerksamkeit von der Losinger Marazzi AG, einem der Hauptakteure der Schweizer Baubranche und Teil des multinationalen Konzerns Bouygues.

Benutzerfreundliche Technologie

Neue Partner und Investoren

Die beiden Ingenieure Lo Conte und Fabre begannen 2009, eine einfach installierbare, benutzerfreundliche und zudem kostengünstigere Technologie zur Gebäudeautomation zu entwickeln. Den ersten Durchbruch erzielten sie noch im selben Jahr mit der Fertigstellung einer Installation, die den Energieverbrauch einer gesamten Etage eines Gebäudes messen und sichtbar machen konnte. Technologisch griffen die Forscher auf die an der EPFL weiterentwickelte und verbesserte Trägerfrequenzanlagen-Technologie zurück, welche die Übermittlung von Datensignalen über das vorhandene Stromnetz ermöglicht. Zusätzlich konzipierten sie eigene Module, welche fortan das Herzstück des eSMART-Systems darstellten. Die Module, in etwa so gross wie eine Streichholzschachtel, werden hinter Steckdosen und Wandschaltern montiert und verbinden so die angeschlossenen Verbraucher miteinander über das Stromnetz. Über einen Touchscreen oder das Smartphone lässt sich der Verbrauch überwachen und steuern. Der Vorteil des eSMART-Systems liegt auf der

Durch die Kooperation mit der Losinger Marazzi AG realisierte eSMART die Gebäudeautomation des Neubauvorhabens Eikenøtt in Gland, der grössten Ökosiedlung in der Romandie. Ende 2013 wurde die Ausrüstung der zugehörigen 300 Wohnungen durch eSMART abgeschlossen. Ein weiteres aktuelles Grossprojekt des Unternehmens umfasst die Ausstattung von über 230 Wohnungen der Zürcher Greencity, einem zertifizierten 2000-Watt-Areal. Zudem richtete eSMART in zahlreichen Wohnungen und Büroräumen in der Schweiz sein System ein. Im Zuge der Suche nach einer Finanzierung des Unternehmenswachstums meldete sich eSMART Ende 2015 bei der Wachstumsinitiative SEF4KMU an. Das Unternehmen durchlief erfolgreich den SQS-zertifizierten Qua­ lifikationsprozess der Initiative, bei dem unabhängige Experten aus dem UnternehmerInnen-Netzwerk des Swiss Economic Forum (SEF) die Wachstumsstrategie des Unternehmens durchleuchteten. Im Anschluss an die Auszeichnung mit dem Qualitätslabel

zeichnet. Einen weiteren Schritt Richtung Internationalisierung unternahm das Unternehmen mit einem Projekt in Dubai. eSMART stattete das Büro des Swiss Business Council im «Swiss Tour» genannten Wolkenkratzer mit seinem innovativen System aus. Auch hier überzeugten die kostengünstige Lösung und einfache Installation. Kostensenkung und Erhöhung des Wohnkomforts auf der Nutzerseite sowie klares Differenzierungsmerkmal und Vereinfachung des Gebäudemanagements auf der Anbieterseite sind entscheidende Argumente für die Wahl des eSMART-Systems. Dementsprechend gut gefüllt sind die Auftragsbücher von eSMART: Für 1200 Wohnungen liegen bereits neue Aufträge vor.

Wachstumsinitiative SEF4KMU

SEF4KMU Unternehmer fördern Unternehmer SEF4KMU ist die Wachstumsinitiative des Swiss Economic Forum (SEF) zur gezielten Unterstützung von KMU und Jungunternehmen in der Schweiz. Diese können ihre Wachstumsstrategie von einem neutralen Team vertraulich prüfen lassen, und zwar nach dem Prinzip «Unternehmer für Unternehmer»: Erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer und interdisziplinäre Fachexpertinnen und -experten hinterfragen im Rahmen eines Firmenbesuchs die Strategie des Unternehmens. Besonders erfolgversprechende KMU werden mit dem Qualitätslabel «SEF.High-Potential KMU» ausgezeichnet und erhalten Zugang zu einer erleichterten Finanzierung und zu Anzahlungsgarantien sowie Unterstützung beim Risikomanagement, beim Schutz ihrer Innovationen, bei der Ausarbeitung von Business- und Finanzplänen und der Skalierung ihrer Produktion. Die Wachstumsinitiative wird vom Gründungspartner UBS, dem Hauptpartner Allianz Suisse/Euler Hermes und den Netzwerkpartnern BDO, EnergieSchweiz, Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum (IGE), KTI, Swissmem und Zühlke getragen. Sie steht allen Unternehmen offen, welche bereits am Markt aktiv sind und ein Wachstum anstreben. Weitere Informationen zur Wachstumsinitiative sind auf der Website erhältlich: www.sef4kmu.ch Gründungspartner

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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

Wenn das Grönlandeis schmilzt Rückkopplungseffekte beschleunigen den Klimawandel

Das Klima in Grönland erwärmt sich deutlich schneller als in unseren gemässigten Breiten. Dies haben die Klimaforscher der ETH im Laufe der letzten 25 Jahre herausgefunden. Wie schnell der mächtige grön­ ländische Eisschild schmelzen wird, ist offen. Klar ist aber: Seine Auflösung hätte global dramatische Auswirkungen. Konrad Steffen * Grönland, die grösste Insel der Welt, beher­ bergt einen Eisschild von immensen Dimen­ sionen: Er umfasst eine Fläche von 1,7 Mil­ li­onen km2, eine Nord-Süd-Ausdehnung von

2400 km und eine Dicke von 3300 m. Vor einigen Hunderttausend Jahren begann es in Grönland so viel zu schneien, dass der Schnee in den kalten Sommern nicht mehr schmolz. Stürme brachten seither Jahr für Jahr neuen Schnee. Dieser häufte sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende an. Es entstand ein Eisschild, der allmählich zu einer mächtigen Eismasse wurde. Der grönländi­ sche Eisschild hat heute ein Volumen von 2,9 Mil­li­onen km3. Würde er schmelzen, würde der Meeresspiegel global um 7 m an­ steigen. Das Grönlandeis hat die letzte Warm­ zeit (Eemian) vor 120 000 Jahren, bei der es in Nordgrönland 4 bis 12 °C wärmer war als heute, relativ gut überstanden. Während der 15 000 Jahre langen Wärmeperiode schmol­ zen nur 2 m Meeresspiegel-Äquivalent oder rund ein Drittel der heutigen Eismasse. Wäh­ rend der letzten Eiszeit vor 22 000 Jahren

1990 bis 2009: Die Station verweilte 20 Jahre in etwa gleicher Position über dem Eis.

2011: Im Frühling wurde die Station wieder aufgebaut.

loren geht. Somit sollte unsere Station, drei grosse rote Zelte auf einer Holzplattform auf Eisen-Pfählen, stets die gleiche Höhe über der Oberfläche halten können. Das war leider nur in den ersten zehn Jahren der Fall. Dann wurden die Sommertemperaturen immer höher, das Eis unter der Plattform begann wegzuschmelzen, zwischen 2000 und 2016 um 12 m. Zweimal mussten wir deshalb die Station wieder neu aufbauen. Klar ist inzwi­ schen, dass der grönländische Eisschild sehr schnell auf den Anstieg der Sommertempe­ raturen reagiert. Die Fläche mit nassem, schmelzendem Schnee hat im erwähnten Zeitraum um 25 Prozent zugenommen. Zu­ dem begannen die Eismassen schneller gegen die Küste zu fliessen, so dass das Eisbergkalben zunahm. Der dynamische Eis­ verlust sowie das Abschmelzen der Eis- und Schneemassen in den Randregionen führten in den letzten Jahren zu einem Massenver­ lust von 360 Giga­tonnen jährlich. Das ent­ spricht einem globalen Meeresspiegelanstieg von 1 mm pro Jahr oder einem jährlichen Eisverlust, der fünfmal das Eisvolumen aller Alpengletscher ausmacht. Trotzdem müssten wir uns eigentlich noch keine Sorgen um die grönländische Eiskappe machen. Sie hätte,

bei gleichbleibendem Volumenverlust, für die kommenden 7000 Jahre noch genügend Eis.

Überraschende Entdeckungen Aber alle paar Jahre entdecken wir neue Pro­ zesse, die den Massenverlust weiter beschleu­ nigen. So hat durch die Zunahme der Eis­ schmelze die Zahl der Gletschermühlen zugenommen. Das sind spiralwandige Hohl­ formen, die das gesamte Schmelzwasser von der Eisoberfläche durch mehrere Hundert Meter Eis an die Unterseite des Eisschildes führen und dann unterirdisch an den Glet­ scherrand leiten. Bei einer Zunahme der Oberflächenschmelze nimmt der Wasserdruck an der Unterseite des Eisschildes zu. Das führt zu einer geringeren Reibung zwischen Eis und Untergrund und beschleunigt saisonal die Eisbewegung. Zudem wird das Eis durch das Schmelzwasser auf nahezu 0 °C erwärmt. Dadurch erhöht sich die Fliessgeschwindigkeit weiter, denn wärmeres Eis verformt sich leich­ ter. All diese Prozesse, die weitere Massen­ verluste beim Eis auslösen, waren uns unbe­ kannt, als wir in den 90er-Jahren das Swiss Camp aufbauten. Seither haben wir 20 auto­ matische Wetterstationen auf dem Eisschild

war die Ausdehnung nur geringfügig grösser. Wir haben es demnach in Grönland mit einer recht stabilen, grossen Eismasse zu tun, die nur langsam auf Klimaschwankungen re­ agiert. Dies lehrt uns jedenfalls die Vergan­ genheit. Das heisst aber nicht, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.

Wettermaschine auch für Europa Grönland agiert wie eine Wettermaschine für Europa. Die Nord-Süd-Ausdehnung des Eis­ schilds beeinflusst die Luftmassen, die gegen Europa strömen, und somit auch die Tem­ peraturen und den Niederschlag bei uns. Das wurde schon im 18. Jahrhundert vom nor­ wegischen Missionar Hans Egede in seinen Tagebüchern beschrieben: Warme, trockene Sommer an der Westküste Grönlands be­ deuten demnach feuchte und kalte Sommer

Quelle: Konrad Steffen (alle Bilder)

in Dänemark – und umgekehrt. Dieses Phä­ nomen bezeichnen die Meteorologen als «nordatlantische Oszillation» (NAO). Die Erwärmung der Erde durch Treibhaus­ gase in der Atmosphäre ist auch in Grönland spürbar, und zwar deutlich überdurchschnitt­ lich, da sie durch Rückkopplungen verstärkt wird. Die Lufttemperaturen der mittleren Breiten haben im Mittel über die Zeitperiode 2000 bis 2010 um 0,4 °C zugenommen. In Grönland hingegen wurde auf dem Eisschild eine viermal höhere Erwärmung von 1,6 °C gemessen. Auch in den Alpen ist die Erwär­ mung doppelt so hoch wie im globalen Durch­ schnitt. Ein Hauptgrund dafür ist der Verlust von Schnee- und Eisflächen, der die Rückstrahlung der Sonnenstrahlung ändert. Dieser Prozess ist in der Wissenschaft als Albedo-Rückkopplung bekannt. Einfach aus­ gedrückt: Schmilzt der Schnee, so wird die

Sonnenstrahlung an der Oberfläche mehr­ heitlich in Wärme umgewandelt statt reflek­ tiert. Was bedeutet das für den grönländi­ schen Eisschild?

Dynamische Entwicklung Als wir vor 25 Jahren die wissenschaftliche Station «Swiss Camp» auf dem Inlandeis aufbauten, waren wir uns nicht bewusst, dass wir mit unseren Messungen die zunehmen­ de Schmelze des Eisschildes dokumentieren würden. Wir platzierten die Station auf der sogenannten Gleichgewichtslinie auf 1100 m über Meer. Unterhalb dieser Linie ist der Massenverlust durch die Schmelze grösser als der Zuwachs an Gletschereis (Ablations­ gebiet). Oberhalb der Linie liegt das Nähr­ gebiet (Akkumulationsgebiet), wo sich mehr Gletschereis bildet als durch Schmelze ver­

2010: Nach starker Eisschmelze brach die Stationsplattform im Sommer zusammen.

2016: Im Sommer sind wieder vier Meter Eis abgeschmolzen.

installiert, die alle Klimaregionen abdecken und nun schon seit 20 Jahren die Messungen stündlich via Satelliten an die WSL / ETH und an die University of Colorado in Boulder über­ mitteln. Diese Messungen werden zur Über­ prüfung von Klimamodellen, zur Eichung von Satellitenmessungen sowie für die Vorhersa­ ge der Wetterlage in Europa verwendet.

Beunruhigende Szenarien An der UN-Klimakonferenz in Paris im letzten Dezember (COP21) wurde beschlossen, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorin­ dustriellen Niveau bis im Jahr 2100 auf unter 2 °C, nach Möglichkeit auf 1,5 °C zu beschrän­ ken. Was heisst das für arktische Regionen und für den grönländischen Eisschild? Die Erwärmung von 1,5 °C für die mittleren Brei­ ten entspricht etwa 6 °C für polare Regionen – wegen der schon erwähnten Albedo-Rück­ kopplung. Während der letzten Warmperiode vor 120 000 Jahren herrschten ähnliche Temperaturen, wie wir sie für 2100 annehmen, vorausgesetzt die Treibhausgasemissionen werden weltweit bis 2060 auf null zurückge­ fahren. Die Reduktion der Treibhausgase könnte genügen, um das völlige Abschmelzen

des Grönlandeises zu verhindern. Falls jedoch die Treibhausgasemissionen weiter zunehmen, wird die Erwärmung in Grönland 6 °C über­ schreiten. Dann droht das Abschmelzen des gesamten Eisschildes. Offen bleibt die Frage, ob es einige Hundert oder einige Tausend Jahre dauert, bis das Grönlandeis vollständig geschmolzen sein wird. Der globale Meeresspiegel wird durch das Abschmelzen der Gletscher, den Eisverlust in der Antarktis und in Grönland sowie durch die Erwärmung der Ozeane bestimmt. Grönland trägt heute 25 Prozent zur Meeresspiegeler­ höhung bei. Die weltweiten Gletscher sind zu 35 Prozent am Anstieg beteiligt. Sie haben allerdings bloss noch ca. 0,4 m Meeresspie­ gel-Äquivalent im Eis gespeichert. Bei einer weiteren Erwärmung ist diese Süsswasserre­ serve bis 2100 aufgebraucht. Das antarktische Inlandeis bindet knapp 70 Prozent des Süss­ wassers der Erde. Das entspricht über 60 m Meeresspiegel-Äquivalent. Es hat die Klima­ variationen der letzten 800 000 Jahre mit bis zu acht Eiszeiten und Warmzeiten überlebt, wie Forscher der Uni Bern nachgewiesen ha­ ben. Wie sich dieser grosse Eisschild in einem noch wärmeren Klima verhält, ist noch un­ bekannt. Die Forscher nehmen an, dass die

Antarktis während der letzten Warmzeit (­Eemian) für ca. 2 bis 6 m Meeresspiegelan­ stieg verantwortlich war. Der künftige Meeres­ spiegel­anstieg bedroht vor allem den asiati­ schen Raum, denn dort befinden sich die grössten Ballungszentren und Bevölkerungs­ dichten. Bei einem Temperaturanstieg von 2 °C bis 2100 sind rund 130 Millionen Menschen vom höheren Meeresspiegel betroffen. Eine Klimaerwärmung um 4 °C gefährdet weltweit sogar 470 bis 760 Millionen Menschen. Mega­ cities wie Shanghai, Tianjin, Dhaka, Kalkutta, Mumbai, Hongkong, Jakarta und Taizhou lägen dann teilweise unterhalb des Meeresspiegels. Unsere Aufzeichnungen des Klimas und der Eismassenverluste in Grönland gehen weiter. Wir brauchen solide Grundlagen, Modelle und Erkenntnisse, um fundierte Aussagen über die heutigen Änderungen sowie Vorhersagen für die Zukunft zu machen. Nur so können wir die Folgen der weiteren Erwärmung abschät­ zen, und nur damit kann die Politik entschei­ den, welcher Aufwand für die Einhaltung des 2 °C-Erwärmungsziels gesellschaftlich ge­ rechtfertigt ist. *  Konrad Steffen ist Direktor der Eid­ genössischen ­F orschungsanstalt WSL und Professor an der ETH Zürich und der EPFL.


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Dramatische Veränderungen

Anpassungsstrategie des Bundes: ein Katalog von über 60 Massnahmen Was bei der Strategie des Bundesrats zur Anpassung an den Klimawandel im Zentrum steht, erklärt Roland Hohmann, Sektionschef in der Abteilung Klima beim Bundesamt für Umwelt (BAFU).

die Veränderung von Lebensräumen, der Artenzusammensetzung und der Landschaft sowie die Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten. Wo sehen Sie die dringlichsten Probleme? Um die Herausforderungen zu gewichten und dann gezielt aktiv zu werden, führt das BAFU derzeit eine Analyse der klimabedingten Ri-

siken und Chancen durch. Der Schlussbericht dieser Analyse wird nächstes Jahr veröffentlicht. Sie sprechen nicht nur von Risiken, sondern auch von Chancen: Welche Chancen meinen Sie konkret? In erster Linie geht es klar um die Minimierung der Risiken. Doch tatsächlich birgt der Klima-

wandel auch Chancen, beispielsweise eine längere Vegetationsperiode und mildere Winter mit weniger Schneefall in tiefen bis mittleren Lagen. Das bedeutet dann Vorteile wie bessere Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft – allerdings unter der Voraussetzung, dass es weiterhin genug Wasser gibt –, weniger Heizenergiebedarf oder auch geringerer Aufwand für den Winterdienst.

Interview: Pirmin Schilliger Teil der Strategie ist der Aktionsplan 2014–2019 mit über 60 Massnahmen. Welche Akteure spielen bei der Umsetzung die Schlüsselrolle? Die Aufgaben sind föderalistisch verteilt. Die Rolle des Bundes besteht in vielen Bereichen darin, Grundlagen bereitzustellen und geeignete Rahmenbedingungen für die Anpassung zu schaffen. Die Umsetzung der Massnahmen erfolgt dann in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen oder alleine durch die Kantone. Diese wiederum kooperieren mit den Gemeinden, damit die Massnahmen in der Bevölkerung greifen.

Welche Bereiche sind auf Bundesebene bei der Anpassung der Schweiz an den Klimawandel besonders gefordert? Der Bundesrat spricht in seiner Strategie neun Sektoralpolitiken an, nämlich die Wasserwirtschaft, den Umgang mit Naturgefahren, die Landwirtschaft, die Waldwirtschaft, Energie, Tourismus, Biodiversitätsmanagement, Gesundheit und Raum­entwicklung. Die Herausforderungen des Klimawandels lassen sich nur vernetzt bewältigen. Daher arbeitet die Politik sektorenübergreifend zusammen. Und es sind weitere Politikfelder betroffen wie zum Beispiel die Entwicklungszusammenarbeit. In besonderem Masse gefordert ist auch die Wirtschaft, von der Energiebranche bis zu den Elementarschäden- und Rückversicherern. Was sind dabei die inhaltlichen Problemfelder? Der Bund hat acht inhaltliche Schwerpunkte identifiziert: die grössere Hitzebelastung in den Agglomerationen und Städten, die zunehmende Sommertrockenheit, das steigende Hochwasserrisiko, die abnehmende Hang­ stabilität und damit verbunden Ereignisse wie häufigere Erdrutsche und Steinschläge, die steigende Schneefallgrenze, die Beeinträchtigung der Wasser-, Boden-und Luftqualität,

Koordiniert die Umsetzung der bundesrätlichen Strategie: Roland Hohmann.

Quelle: ZVG

Konkret? Nehmen wir die Sommerhitze: Die Aufgabe von MeteoSchweiz ist es, die Bevölkerung vor Hitzewellen zu warnen. Das Bundesamt für Gesundheit BAG und das BAFU stellen Informationsmaterial zum Schutz vor Hitzewellen zur Verfügung (unter www.hitzewelle.ch). Es sind aber die Kantone, welche eigentliche Hitzepläne entwickeln und im Bedarfsfall aktivieren. Und es sind die Spitäler und Pflegeheime, welche die Empfehlungen umsetzen müssen. Ausserdem dienen die Informationen der Bevölkerung, im Alltag geeignete Massnahmen zu ergreifen, zum Beispiel an Hitzetagen körperliche Anstrengungen zu meiden oder genügend zu trinken.

Der Aktionsplan 2014–2019 erweckt zuweilen den Eindruck, dass die Schweiz den Klimawandel vor allem analysiert, ohne jedoch wirkungsvoll zu handeln … Dieser Eindruck täuscht. Das zentrale Ziel der Schweizer Klimapolitik ist die Reduktion der Treibhausgase. Im CO 2 -Gesetz heisst es, dass die Emissionen bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 zu senken sind. Im Rahmen des Klima-Abkommens von Paris wird sich die Schweiz zu weiteren Reduktionen verpflichten. Die Schweiz unternimmt auch bei der Anpassung an den Klimawandel heute schon sehr viel, beispielsweise im Naturgefahrenbereich oder in der Waldwirtschaft. In anderen Bereichen wie der Wasserwirtschaft oder der Landwirtschaft erarbeiten wir die wissenschaftlichen Grundlagen, um auf dieser Basis dann in wirkungsvolle Massnahmen investieren zu können. Woran wird, wenn später Bilanz gezogen wird, der Erfolg der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel gemessen? Je nachdem, wie sich die globalen Emissionen künftig entwickeln, wird die mittlere Jahrestemperatur in der Schweiz bis Ende des Jahrhunderts um weitere 1 bis 4 °C ansteigen, eventuell sogar mehr. Damit verbunden sind die bereits erwähnten Ver­ änderungen, die in gewissen Bereichen dramatisch sein werden. Die Anpassungsstrategie des Bundes zielt darauf, die klimabedingten Risiken zu minimieren, die Bevölkerung, die natürlichen Lebensgrundlagen und Sachwerte zu schützen und die Anpassungsfähigkeit von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu steigern. Wenn wir diese Ziele erreichen, war die Anpassungsstrategie erfolgreich.

Die Weichen sind jetzt zu stellen Plädoyer für eine klimaneutrale Schweiz

Nach dem Pariser Abkommen hätte die Schweiz die grosse Chance, beim Klimaschutz international voranzugehen und ein vorbildhaftes Zeichen zu setzen. Denn wir verfügen über die notwendigen Mittel, um als erstes Industrieland überhaupt klimaneutral zu werden. René Estermann * Eine klimaneutrale Schweiz? Die Schweiz produziert im Inland rund 50 Millionen Tonnen CO 2 jährlich. Nochmals dieselbe Menge verantwortet sie durch die Importe aus dem Ausland. Und ausgerechnet dieses Land soll als weltweit erstes Industrieland klimaneutral werden? So erstaunlich dies klingen mag: Klimaneutralität ist für unser Land keine Utopie. Sie ist sogar sofort möglich. Zusätzlich zu den laufenden Reduktionsmassnahmen im Inland können wir mithilfe der CO 2 -Kompensation sämtliche restlichen Emissionen international ausgleichen. Damit übernehmen wir als Verursacher die Verantwortung für unser eigenes Tun und realisieren mit einem erprobten Mechanismus lokalen und globalen Klima­ schutz.

Erfolgsmodell Verursacherprinzip Die Lösung ist einfach, und sie hat hier in der Schweiz mit der Abwasser- und Abfallbewirtschaftung schon längst bewährte Vorbilder. Ohne die seit Jahrzehnten selbstverständlich gewordenen Abwasser- und Abfallgebühren könnten wir in den Sommermonaten nicht so

einfach unsere herrlich sauberen Flüsse, Seen, Wälder und Landschaften geniessen. Und ohne diese Verursachergebühren gäbe es auf dem globalen Markt keine erfolgreichen Schweizer Abfall- und Abwassertechnologien. Dafür bezahlen wir auch keine überhöhten «Lenkungsabfallgebühren», die dann zurückbezahlt werden müssen. Vielmehr ist es so, dass wir einfach genau so viel zahlen, wie eine effiziente und nachhaltige Abfallbewirtschaftung kostet – nicht mehr und nicht weniger. Mit «Verschmutzungsgebühren» könnten auch beim Klimaschutz alle notwendigen Vor- und Nachsorgemassnahmen finanziert werden. CO 2 -Kompensation ist nichts anderes als ein verursachergerechtes, ordentliches Abfallmanagement für Treibhausgase. Doch können wir uns das Verursacherprinzip für Klimaabgase überhaupt leisten? Zu Beginn der Verursacherdiskussion war dies vor vielen Jahren auch bei den Abwasser- und Abfallgebühren ein beliebter Einwand der wenigen, grundsätzlich zahlungsunwilligen Verursacher. Die entscheidenden Fragen sind rückblickend aber andere: Hat unser Land mehr gelitten oder mehr profitiert von einem sauberen Abfall- und Abwasserhandling? Wieviel kostet uns das überhaupt? Könnte und möchte sich die Schweiz verschmutzte Flüsse, Seen und mit Mülldeponien verschandelte Landschaften leisten? Will und kann sich die Schweiz weiterhin kostenlose, schmutzige Klimaabgas­ emissionen leisten, dies in einer Zeit, in der wir massiv von rekordtiefen Energiepreisen profitieren? Das ordentliche Abfall- und Abwasserhandling, das seit den Neunzigerjahren in der ganzen Schweiz obligat ist, kostet uns jährlich rund 300 bis 400 Franken pro Kopf. Ein ordentliches Klimaabgasmanagement wäre

rund 100 bis 300 Franken teuer, pro Kopf und Jahr.

Einsparungen trotz Klimaabgaben Die Preise für fossile Energien wie Öl, Benzin und Erdgas haben sich in den letzten Monaten halbiert, und sie werden auch kaum wieder rasch steigen. Betrugen die Ausgaben für fossile Energien in der Schweiz im Jahr 2013 noch rund 23 Milliarden Franken, so dürften sie 2016, wenn wir auf das aktuelle Preis­ niveau abstellen, auf rund 15 Milliarden Franken sinken. Wir sparen also im Vergleich mit 2013 rund 8 Milliarden Franken, pro Einwohner sind es rund 1000 Franken. Ein ordentliches Klimaabgasmanagement nach Verursacherprinzip kostete uns lediglich ein bis zwei Milliarden Franken jährlich. Per Saldo verblieben folglich Einsparungen von rund 6 Milliarden Franken. Trotz Klimaabgasgebühr hätte am Schluss eines Jahres jeder Privathaushalt immer noch mehrere Hundert Franken mehr in der Haushaltskasse. In der Summe haben Schweizer Einzelpersonen und Firmen gigantische Möglichkeiten, etwas zu verändern, und zwar jetzt und heute. Jeder kann Verantwortung für die Auswirkungen seines Tuns übernehmen und über CO 2 -Kompensation anderswo Emissionen verhindern. Dabei geht es um viel mehr als um einen CO 2 -Ausgleich. Jene Milliarden Menschen, die weltweit jährlich in ein Flugzeug steigen, ein Auto besitzen oder den Luxus der Gebäudeheizung bzw. -kühlung geniessen, können beispielsweise mit einer Kompensationszahlung jenen anderen Milliarden Menschen, die auf dieser Welt keinen Zugang zu Elektrizität haben, nachhaltig Licht, Mobilität oder saubere Energie zum Kochen verschaf-

fen. Klimaschutz fördert gleichzeitig global die nachhaltige Entwicklung, wie sie die UN mit der Agenda 2030 für Bildung, Gesundheit, Ernährung, Biodiversität, lokale Beschäftigung, Gleichberechtigung und erneuerbare Energie postulieren.

Grosse Exportchancen Im Moment importiert die Schweiz drei Viertel der verbrauchten Energie. Je mehr Energie

einen Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten. Genauso wie bei der Abwasser- und Abfalltechnologie ist damit zu rechnen, dass unsere Wirtschaft die Klimaschutztechnologien und das entsprechende Know-how mit Erfolg global exportieren könnte. Ein weiteres Zaudern und Zögern bei der Realisierung einer sauberen und klimaneutralen Schweiz wird uns allerdings die technologische Führungsposition in einem globalen Zukunftsmarkt kosten. Wer hindert uns, jetzt und heute einen oder

Innovative Klimaschutztechnologie: Biogasanlage in Ruswil.

das Land einsparen würde, desto unabhängiger würde es von solchen Importen. Die Schweizer Volkswirtschaft sollte das vorhandene Umwelt-Know-how und die -technologien weiter ausbauen, um im eigenen Land effizient zu wirtschaften und sich international

Quelle: myclimate

zwei Schritte weiter zu gehen und uns an die Spitze des internationalen Klimaschutzes zu setzen? *  René Estermann ist CEO der Stiftung myclimate und setzt sich seit 9 Jahren für den Klimaschutz ein.


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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

«Vorhandene Technologien anwenden» Nachhaltige Nutzung von Energie ist für ABB zentral

Eine zentrale Massnahme gegen den Klimawandel ist Energieeffizienz, sagt Remo Lütolf, Vorsitzender der ­Geschäftsleitung von ABB Schweiz. Er spricht sich für eine nachhaltige Erzeugung und Nutzung der elektrischen Energie aus. Interview: Beni Meier Herr Lütolf, im Dezember 2015 haben sich die Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmen­ konvention in Paris auf ein neues Klimaabkommen geeinigt. Es will die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C begrenzen. Wie sehen Sie diese Vereinbarung? Die Bekämpfung des Klimawandels duldet keinen Aufschub. Vor diesem Hintergrund ist das Abkommen ein sehr grosser Erfolg: Zum ersten Mal haben sich alle Länder der Welt in einer gemeinsamen Vereinbarung die Aufgabe gegeben, den Klimawandel anzugehen. ABB unterzeichnete bereits im Vorfeld der Konferenz zusammen mit 78 weiteren Unternehmen einen offenen Brief. Er forderte die Teilnehmenden auf, ein ambitioniertes Abkommen abzuschliessen. Im Bereich des elektrischen Stroms ist es zentral, den CO 2 -Ausstoss in der Erzeugung zu mindern und die Effizienz entlang der Verteilung und im Verbrauch zu maximieren. Neben der stärkeren Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist die Steigerung der Energieeffizienz der effektivste Weg, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Und wie liesse sich das aus Ihrer Sicht genau erreichen? Wir müssen die energieeffizienten Technologien, die bereits heute zur Verfügung stehen, konsequent anwenden. Dies sieht übrigens auch die Internationale Energieagentur (IEA) so. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Mit den weltweit von ABB installierten elektrischen Motoren und Antrieben konnten in den Jahren 2013 und 2014 insgesamt 850 Terawattstunden eingespart werden, was dem jährlichen Stromverbrauch von allen Haushalten der EU entspricht. Und auch Automationslösungen können gewaltige Einsparungen in Gebäuden und in der Industrie bringen, die zwei energie­ intensivsten Sektoren neben dem Verkehr. Welche Bedeutung haben Energie- und Klimafragen für ABB? ABB feiert dieses Jahr 125-jähriges Bestehen in der Schweiz. So lange trägt unser Unternehmen schon zum gesellschaftlichen und technischen Fortschritt bei. Und seit jeher ist unsere Geschäftstätigkeit untrennbar mit der Nachhaltigkeit verbunden. Mit unseren Lösungen – Produkte, Systeme und Servicedienstleistungen – helfen wir unseren Kunden, elektrische Energie in der Energieversorgung, in der Industrie, im Verkehr und in Gebäuden effizienter, intelligenter und damit nachhaltiger zu nutzen. So unterstützen wir sie gleichzeitig auch dabei, erfolgreicher und leistungsfähiger zu sein. Oder einfach ausgedrückt auf Englisch: «Power and productivity for a better world.» Können Sie konkrete Beispiele für eine nachhaltige Energienutzung aufzeigen? Auf dem Grimselpass haben wir den weltweit stärksten Pumpspeicherantrieb mit 100 Mega­

Welt. Es kommt ohne Stromanschluss aus und deckt seinen Energiebedarf vollständig mit der vor Ort gesammelten Sonnenenergie. Dabei sind unter anderem hocheffiziente ABB-Solarwechselrichter installiert, die den Strom ins hausinterne Netz einspeisen, und eine smarte Haussteuerung sorgt für einen optimierten Betrieb und hohen Komfort für die Bewohner. ABB ist auch federführend beim weltweit ersten Elektrogelenkbus ohne Oberleitungen für den städtischen Nahverkehr. Dank ultraschneller Ladetechnik lädt er seine Batterien an Haltestellen innerhalb von 15 Sekunden auf, während die Fahrgäste ein- und aussteigen. Nach der erfolgreichen Testphase in Genf wird der «TOSA» genannte Bus künftig auf einer regulären neuen städtischen Buslinie verkehren. Engagiert für Energieeffizienz: Remo Lütolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung von ABB.

watt Leistung installiert, der einen effizienten und je nach Situation im Strommarkt äusserst dynamischen Betrieb ermöglicht. Oder beim grössten Gezeitenkraftwerk Europas in der schottischen Meerenge Pentland Firth sorgt unsere Technologie dafür, den erzeugten Strom optimal in das Verteilernetz einzuspeisen. Und im Bahnbereich rüsten wir gerade 100 der rund zwanzigjährigen roten Schnellzugslokomotiven der SBB mit neuer Antriebselektronik aus, was jährlich den Energiebedarf von über 6000 Schweizer Haushalten einsparen wird. Ein ganz aktuelles Beispiel aus der Industrie ist unser neuer smarter Sensor für Elektromotoren, der sogar US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel anlässlich ihres Besuchs an der diesjährigen Hannover-Messe in den Bann gezogen hat.

Quelle: ABB

Aus seinen Messdaten werden Empfehlungen zur Betriebsoptimierung und Wartung generiert, womit sich Energieeinsparungen von bis zu 10 Prozent realisieren lassen. Wie wird ABB künftig im Energie- und Klimabereich agieren? Wir werden weiter innovative Lösungen auf den Markt bringen – für eine nachhaltige Energieversorgung, für Energieeffizienz und für die Reduktion von Emissionen und Ressourcenverbrauch. Dazu investieren wir laufend in Forschung und Entwicklung. Wir sind ausserdem in mehreren Pionierprojekten involviert, die bezüglich Energieverbrauch und Nachhaltigkeit Vorbildcharakter haben: In Brütten bei Winterthur steht zum Beispiel das erste energieautarke Mehrfamilienhaus der

Sie haben den Nutzen Ihrer Produkte angesprochen. Was macht ABB innerhalb des Unternehmens für Nachhaltigkeit? Auch in unseren eigenen Geschäfts- und Produktionsprozessen nutzen wir Ressourcen und Energie so effizient wie möglich und minimieren Emissionen. So konnten wir etwa bei ABB Schweiz den CO 2 -Ausstoss gegenüber 1990 halbieren. Im gleichen Zeitraum haben wir die Wertschöpfung verdoppelt. Ein anderes Beispiel ist das Anreizsystem für ökologisches Verhalten der Mitarbeitenden: Wir belohnen in unserer Landesgesellschaft die Nutzung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln durch einen Ökobonus. Im vergangenen Jahr nahmen fast 3000 Mitarbeitende an diesem Programm teil. Unser wichtigster Beitrag sind und bleiben aber unsere Produkte, Systeme und Serviceleistungen. Mit ihnen wird die Welt nachhaltiger und viele Unternehmen werden noch erfolgreicher.

Im Keller, im Auto oder in den Bergen … Wo der Markt für Stromspeicher überall wachsen könnte

Das dynamische Wachstum der Solar- und Windenergie ruft, um die Schwankungen zwischen Stromnachfrage und -angebot aufeinander abzustimmen, nach neuen Speichermöglichkeiten. Welche Art(en) von Lösung dabei das Rennen machen wird, ist noch offen. Rolf Wüstenhagen * Ende 2015 waren in der Schweiz 1350 Mega­ watt Photovoltaik installiert, 27 Prozent mehr als im Vorjahr. In unseren Nachbarländern waren gar über 120 000 Megawatt Solar- und Windkraftwerke in Betrieb. Was Netzbetreibern und Politikern bisweilen Kopfzerbrechen bereitet, ist für Stromhändler und Anbieter von Speicherlösungen eine Marktchance. Schwer abzuschätzen ist, wer von der wachsenden Nachfrage am meisten profitieren könnte: Sind es die klassischen Wasserkraftwerke? Oder werden dezentrale Batteriespeicher, stationär oder unter der Motorhaube von Elektroautos, den Stauseen im sprichwörtlichen Sinne das Wasser abgraben?

Director der sonnen GmbH, des Marktführers für Lithium-Batteriespeicher in Deutschland. Das Unternehmen hat weltweit bereits 11 000 Batteriesysteme verkauft, davon 2600 im ersten Quartal 2016. Vom kleinen Start-up im idyllischen bayerischen Wildpoldsried hat sich die Firma zu einem international tätigen Player entwickelt. Unlängst ist der Weltkonzern General Electric auf die Batteriespezialisten aufmerksam geworden und hat einen zweistelligen Millionenbetrag in die sonnen GmbH investiert. Für Schröder hat die Frage, wo das grösste Wachstumspotenzial liegt, auch eine biografische Komponente: Bevor er im Sommer 2015 zur sonnen GmbH wechselte, war er bei Tesla tätig. Die Strategie seines ehe-

maligen Arbeitgebers setzt auf Konvergenz des mobilen und des stationären Batteriemarktes. In diese Richtung zeigt die kürzlich angekündigte Übernahme von SolarCity durch Tesla. Auch die hohen Investitionen anderer Automobilhersteller in den Batteriemarkt deuten darauf hin, dass an der Schnittstelle von Mobilität und Stromspeicher etwas in Bewegung geraten ist. Wie das im Mai veröffentlichte Kundenbarometer «erneuerbare Energien» der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit Raiffeisen zeigt, denken 74 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, dass Batterien den Strommarkt revolutionieren werden. Gleichzeitig glauben jedoch erst 21 Prozent, dass der Kauf

Die künftige Rollenverteilung

Konvergenz im Batteriemarkt Ob das Wachstum im Markt für Stromspeicher in den Bergstauseen oder in Batterien im Keller oder auf Rädern stattfindet, diese Frage beschäftigt auch die Absolventen des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs in Renewable Energy Management der Universität St. Gallen (REM-HSG), so zum Beispiel Philipp Schröder. Er ist Managing

eines Batteriespeichers heute schon eine rentable Investition ist. Die gleiche Studie ergab, dass 25 Prozent der Konsumenten sich vorstellen könnten, in den nächsten zwei Jahren ein Elektroauto zu kaufen. Bei den ebenfalls befragten Jugendlichen können sich gar 41 Prozent vorstellen, dass ihr erstes Auto elektrisch fährt. Selbstverständlich ist es bis zu tatsächlichen Kaufentscheidungen jeweils noch ein weiter Weg. Aber der Blick auf die Kundenvorlieben einerseits und die Investitionen der Anbieter andererseits verrät, dass ein technologischer Umbruch bevorstehen könnte. Wie schnell es bei entsprechenden Rahmenbedingungen gehen kann, zeigt ein anderes Wasserkraftland: In Norwegen ist, dank grosszügiger politischer Förderung, mittlerweile jeder vierte Neuwagen ein Elektro­ auto.

Elektroautos und Solarpanels: Die Nachfrage wird weiter zunehmen.

Quelle: ZVG

Was sind die Konsequenzen der sich abzeichnenden Entwicklung für die Schweizer Wasserkraftbranche? Einerseits gilt es für die einzelnen Unternehmen, die Trends im dezentralen Markt aufmerksam zu verfolgen und Diversifikationsstrategien offenzuhalten. Ein Beispiel liefert das Elektrizitätswerk des Kantons Zürich (EKZ): Einerseits verstärkt das Unternehmen durch seine Beteiligung an Repower sein Wasserkraft-Portfolio; andererseits sammelt es mit einer 1-MW-Batterie für den Regelenergiemarkt und seinem Engagement in der Elektromobilität Erfahrungen im Umgang mit dezentralen Speichern. Genau zu analysieren ist dabei, welche eigentlichen Stärken die jeweiligen Speicher haben. Denkbar ist künftig eine Arbeitsteilung, bei der die tageszeitlichen Schwankungen von Photovoltaik-

anlagen mit Batterien auf Haus- oder Quartiersebene absorbiert werden, während die Wasserkraft besser zur Windenergie mit ihren grösseren Einheiten passt und dort Möglichkeiten zur saisonalen Speicherung eröffnet. Diese Rolle könnte die Wasserkraft am besten im europäischen Verbund übernehmen. Ein wichtiger Faktor für das Verständnis des Speichermarktes ist die Erkenntnis, dass die Investitionen von Hauseigentümern und Auto­ käufern anderen Entscheidungsprozessen folgen als die Finanzierung von Grosskraftwerken durch professionelle Investoren. 31 Prozent der befragten Hauseigentümer geben im Kundenbarometer an, dass sie bei Energie­investitionen ihrer Intuition folgen. Ebenso darf man annehmen, dass auch der durchschnittliche Tesla-Käufer die Kaufentscheidung für sein Elektroauto nicht von einer nüchternen Berechnung der Gestehungskosten des Batteriespeichers abhängig macht. Wer also annimmt, dass das Wachstum dezentraler Speicher den gleichen ökonomischen Gesetzmässigkeiten folgt wie die Investitionen in zentrale Speicher, der läuft Gefahr, die Dynamik des Wandels zu unterschätzen. Obwohl heute noch keine abschliessende Antwort auf die Frage gegeben werden kann, welcher Anteil des Wachstums im Speichermarkt in den Bergen, im Keller oder auf Rädern stattfindet, so ist eines bereits klar: Der Wandel im Energiemarkt eröffnet Chancen für Akteure in allen Stromspeicherbereichen. Auch REM-HSG-Alumnus Philipp Schröder sieht für sein Marktsegment sonnige Aussichten und meint: «Die Vision einer dezentralen Energieversorgung ist Teil meiner DNA.» *  R olf Wüstenhagen ist Wirtschaftsprofessor und Direktor des Instituts für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG) der Universität St. Gallen.


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Energieforschung im «NEST» Wie die Energieflüsse künftig optimiert werden könnten

Im Versuchsgebäude NEST untersucht die Empa unter anderem, wie ein energie­ autarkes Quartier dereinst funktionieren könnte. Dies geschieht über den sogenann­ ten Energy Hub (ehub), eine Forschungsplattform für Fragen dezentraler Energieversorgung. Stephan Kälin * Unter guten Nachbarn ist es üblich, zum Beispiel den Rasenmäher auszuleihen. Im Quartier der Zukunft, wo sich die Bewohner selber mit Energie versorgen werden, könnte eines Tages auch der gegenseitige Wärme- und Stromaustausch zu solcher Nachbarschaftshilfe gehören. Wie ein derartiges energieautarkes Quartier einmal funktionieren soll, wird derzeit an der Empa erforscht. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Versuchsgebäude NEST. Bundespräsident Johann Schneider-Ammann weihte das ungewöhnliche Haus am 23. Mai 2016 feierlich ein. Der Magistrat erklärte NEST zu einem Leuchtturmprojekt der «Energiestrategie 2050» des Bundes. Deren erklärte Ziele lauten bekanntlich, den Energiebedarf für Heizen, Kühlen und Warmwasser bis 2035 um insgesamt 40 Prozent zu senken und den Verbrauch fossiler Energien im Vergleich zu heute sogar auf ein Drittel zu reduzieren. NEST dient im Hinblick auf die angestrebte Energiewende und auf künftige Wohn- und  A NZEIGE NZZ Verlagsbeilage

Haus der Zukunft: Das Forschungsgebäude NEST der Empa.

Arbeitsformen als grosses Labor. Das Gebäude besteht aus unterschiedlichen Wohn- und Büromodulen, die sich über drei eigenwillig geschwungene Plattformen verteilen. Auf der ersten Etage im östlichen Teil erprobt zum Beispiel die Hochschule Luzern neue Arbeitsformen in klimatisch speziell konzipierten Räumen. Die Empa selbst entwickelt auf der zweiten Etage neue Anwendungen für Holz. In den Zimmern, in denen sogar die Lavabos aus Holz sind, werden künftig Gaststudenten der Empa wohnen. Auf der obersten Etage

Quelle: Roman Keller

wird die ETH Zürich ein Plus-Energie-Hausmodul in Betrieb nehmen. Insgesamt sind es mehr als 20 Forschungsgruppen, die im NEST neue Gebäudetechnologien und -systeme entwickeln und sie unter möglichst realen Bedingungen testen.

Vertikales Quartier Die Energieforscher verstehen NEST mit seinen verschiedenen Wohn- und Büromodulen auch als ein vertikales Quartier. Es bietet sich

als Testgelände an, um neue Energiekonzepte im Gebäudeverbund zu untersuchen und die Energieflüsse auf Quartierebene zu optimieren. Diese Bemühungen erfolgen im Rahmen des sogenannten «Energy Hub» (eHub). Dieser umfasst ein das NEST umspannendes Energienetz, mitsamt den für die Produktion, Speicherung und Verteilung der Energien notwendigen Infrastrukturen. Das eigentliche Zentrum des ehub liegt im Keller des Versuchsgebäudes. Hier befinden sich Erdsonden, Wärmepumpen, Brennstoffzellen, Batterien, thermische Wasserspeicher, Eisspeicher usw. Das technische Inventar dient sowohl der Energieversorgung von NEST als auch den erwähnten Forschungszwecken. Die Energieforscher möchten mit Hilfe des eHubs verschiedene Fragen klären: Welche Energieautonomie auf lokaler Ebene ist sinnvoll? Was leisten die neuen Technologien? Welche Kombinationen von Energieerzeugung und -speicherung sind sinnvoll? Wie kann die Mobilität mit ihrem spezifischen Energiebedarf ins System eingebunden werden? «ehub ist eine Energieforschungsplattform, dank der es möglich wird, diese und andere Fragen zu beantworten, neue Energiekonzepte zu testen und Möglichkeiten der Effizienzsteigerung auszuloten», sagt Urs Elber, Geschäftsführer des Empa-Forschungsschwerpunkts Energie und Projektleiter des ehub. Die Komponenten und Anlagen, die im ehub je nachdem Energie erzeugen, speichern, umwandeln oder wieder abgeben, sind über eine intelligente Steuerung verbunden. «Wir können damit verschiedene Betriebsfälle teil-

weise sogar parallel testen», erklärt Philipp Heer, Technikverantwortlicher des ehub. Die einzelnen Module des NEST sind über die Strom-, Wärme- und Gasleitungen miteinander vernetzt, wobei die Energien in beide Richtungen fliessen können. «Zum Beispiel kann so Wärme aus einem Modul abgeführt werden, in dem es gerade zu heiss ist, und dorthin geleitet werden, wo man heizen möchte», so Heer. Der ehub verfügt für den saisonalen Wärmeausgleich auch über einen Eisspeicher und verschiedene Erdsonden.

Treibstoff fürs Wasserstoffauto Dank effizienter Fotovoltaik-Anlagen wird im NEST künftig im Sommer mehr Elektrizität produziert als gerade benötigt. Batterien können diese Energie kurzfristig zwischenspeichern. Um den Strom auch längerfristig zu speichern, wird er in Wasserstoff umgewandelt. Das passiert im sogenannten Mobilitätsdemonstrator «move». Der überschüssige Strom wird darin also mittels Elektrolyse zu Wasserstoff und in speziellen Tanks gespeichert. Mit «move» will die Empa zusammen mit ihren Forschungspartnern aufzeigen, wie die Mobilität der Zukunft von fossilen auf erneuerbare Treibstoffe umgestellt werden kann. Der Wasserstoff dient dann einerseits als Treibstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge, andererseits kann er natürlich auch wieder rückverstromt werden.

*  S tephan Kälin, NEST-Ansprechpartner der Empa.

SwissECS | deutsch | ProClima | Format 291 × 218 mm | DU: 29.07.2016 | Ersch.: 22.08.2016

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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

Energieautark leben im Wohn-Ei Die «Ecocapsule» definiert nachhaltiges Wohnen neu

Tomas Zacek sorgte für  ­Aufsehen, weil er ein mobiles Minihaus für zwei Personen entwickelt hat. Der slowakische  Architekt erzählt die Geschichte der «Ecocapsule». Tomas Zacek Im Jahr 2008 hat unser Architekturbüro «Nice Architects» an einem Ideenwettbewerb teil­ genommen. Es ging darum, kleine Wohnein­ heiten für Künstler zu gestalten. Unser Projekt hat die Ausschreibung zwar nicht gewonnen. Dennoch gelang uns der Durchbruch, weil Inhabitant.com unsere «Ecocapsule V1» in ihre Favoritenliste aufnahm. Die daraus resul­ tierenden zahlreichen Anfragen motivierten uns, das Projekt weiterzuverfolgen. Die not­ wendige Technologie war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ausgereift, um ein vollstän­ dig energieunabhängiges Haus zu erstellen. 2014 konnten wir den Prototypen der «Eco­ capsule» entscheidend weiterentwickeln. Mitte 2015 hatten wir alles Notwendige um­ gesetzt, damit autarkes Wohnen in einem Minihaus technisch möglich ist. Das dual betriebene System der «Ecocapsule», beste­ hend aus hocheffizienten Solarzellen und einer geräuschlosen Windanlage, kann Energie in Akkus speichern. Damit kann die Kapsel auch ohne Sonnenlicht und Wind über längere Zeit­ räume problemlos funktionieren. Unsere Stra­ tegie, jegliche Art von verfügbarer Energie zu sammeln und wiederzuverwerten, wird durch

die Eiform zusätzlich unterstützt. Sie minimiert Energieverluste und ermöglicht es, die maxi­ male Menge an Regenwasser und Morgentau zu sammeln. Die eingebauten Membranwas­ serfilter können dieses natürliche Wasser von Bakterien und anderem Schmutz reinigen, so dass daraus Trinkwasser entsteht. Die «Ecocapsule» lässt punkto Funktion, De­ sign und Komfort fast keine Wünsche offen: Ähnlich wie ein Schweizer Taschenmesser bietet sie in kompakter Form alles, was man braucht. Mit dem Luxusprodukt bieten wir weltweit Einzigartiges.

Vielseitige Anwendung Ursprünglich entwickelten wir die «Ecocap­sule V1» für Forscher, Fotografen oder Extremtou­ risten, die sich längere Zeit an abgelegenen Orten in der Natur aufhalten und dabei auf wenig Ressourcen zurückgreifen können. Mit der etwas kleineren «Ecocapsule V2» eröff­ neten sich plötzlich neue Anwendungsgebie­ te für die Wohnkapsel. Dank reduzierter Grös­ se passt sie in einen Standardcontainer und kann einfach und kostengünstig transportiert werden – und zwar weltweit. Bei Erdbeben oder sonstigen Krisensituationen, in welchen die Infrastrukturen beschädigt wurden, kann die «Ecocapsule» als Behausung für Notfall­ teams dienen. Damit sind die Einsatzkräfte flexibel und müssen sich im Krisengebiet nicht zuerst eine Basis einrichten. Zurzeit arbeiten wir daran, die Mobilität der Wohnkapsel wei­ ter zu verbessern. Die erste Generation hatte vier kleine Räder und zwei Haken auf dem

«Ecocapsule»: Das Minihaus kann sich selber mit Wasser und Strom versorgen.

Dach, damit das Minihaus mit einem Kran oder Helikopter umplatziert werden kann. Ende 2016 soll die «Ecocapsule» mit einem Fahr­ gestell erweitert werden. Damit wird sie von einem eher statischen Bungalow zu einem voll funktionsfähigen Wohnwagen. Diese Verbes­ serung der Mobilität eröffnet uns wiederum neue Einsatzgebiete.

Stetiger Fortschritt In einem nächsten Entwicklungsschritt möch­ ten wir die «Ecocapsule» mit einer elektri­

schen Verbrennungsanlage ausstatten. Die durch Verbrennung erzeugte Wärme soll zum Heizen der Wohnkapsel genutzt werden. In Kombination mit der effizienten Wärmedäm­ mung können dadurch die Wärmeverluste und der gesamte Energieverbrauch weiter gesenkt werden. Die Umweltbelastung be­ schränkt sich somit nur noch auf die Stand­ fläche der Kapsel. 2017 planen wir die Massenproduktion der nächsten Generation der «Ecocapsule». Die Skaleneffekte und die bessere Verfügbarkeit der genutzten Technologien sollen eine Preis­

Quelle: ZVG

senkung ermöglichen und dazu beitragen, die «Ecocapsule» einem breiteren Publikum zu­ gänglich zu machen. Unsere Vision eines ästhetischen, mobilen, energieunabhängigen und gleichzeitig massentauglichen Minihauses könnte bald Realität werden. Doch auch wenn wir unser Ziel voraussichtlich im Jahr 2017 erreichen, bleiben wir rastlos. Wir arbeiten bereits an Lösungen für die Nut­ zung der «Ecocapsule» im Wasser oder sogar auf dem Mars. Wir werden die Einsatzgebie­ te stetig erweitern und unser Produkt bis zur Perfektion weiterentwickeln.

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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

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Wenn sich Unwetter häufen

Mit welcher Strategie die Gebäudeversicherung Bern (GVB) dem Klimawandel begegnet Mit dem Klimawandel steigt das Risiko von extremen Un­ wettern mit hohen Elementar­ schäden. Die Gebäude­ versicherung Bern (GVB) stellt sich dieser Herausforde­ rung, indem sie sich für ein stabiles Klima engagiert und ihre Leistungen auf die extre­ men Szenarien ausrichtet.

365, die beiden Hochwasser 309 beziehungsweise 118 Millionen Franken.

rund ums Gebäude an. Dazu gehören die freiwilligen Zusatzversicherungen der GVB Privatversicherungen AG sowie die Dienstleistungen der GVB Services AG, so die Onlineplattform hausinfo.ch, der kostenlose Unwetterwarndienst «Wetter-Alarm» und die Brandschutzberatung. Die Gewinne der Tochtergesellschaften fliessen als Dividende wieder zum Mutterkonzern GVB und damit zur Abdeckung der Feuer- und Elementarschäden zurück.

Bern besonders exponiert

Pirmin Schilliger Am 6. Juni 2015 ging ein Hagelsturm über der Region Bern nieder. Betroffene meldeten knapp 2500 Schäden, die aus dem halbstündigen Schauer resultierten. Die Schadensumme belief sich auf 5 Millionen Franken. Betroffen war vor allem das Gürbetal. In Mühlethurnen wurden mehr als die Hälfte der Gebäude beschädigt. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn der Hagelzug 16 Kilometer weiter nördlich über der Stadt Bern niedergegangen wäre. Die Versichernden hätten, so die Schätzungen, mit Schäden in der Höhe von 360 Millionen Franken rechnen müssen. Ein solches Szenario ist nicht etwa Panikmache. Als Folge des Klimawandels häufen sich extreme Wetterereignisse wie heftige Gewitter, Stürme oder Hochwasser. «Als Versicherer von Elementarschäden sind wir davon direkt betroffen; die Erinnerungen an den Sturm Lothar im Jahre 1999 oder an die Hochwasser von 2005 und 2007 sind bei uns immer noch lebendig», sagt Ueli Winzenried, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Gebäudeversicherung Bern (GVB). Lothar zum Beispiel kostete die GVB rund

Die durch den Klimawandel verstärkten Unwetter sind für die GVB, die seit über 200 Jahren die Gebäude im Kanton Bern gegen ­F euer- und Elementarschäden versichert, mittlerweile zum finanziellen Hauptrisiko und zur grössten strategischen Herausforderung geworden. Zwar profitierten die Kunden, nicht zuletzt dank des Obligatoriums, bislang von niedrigen und bis heute stabilen Prämien sowie von unbegrenzten Deckungssummen. Das ist aber, wenn man den derzeitigen Trend bedenkt, keine Selbstverständlichkeit. Allein in den letzten 30 Jahren haben im Kanton Bern die Schadenfälle durch extreme Wetterereignisse in jeder Dekade jeweils um 50 Prozent zugenommen. In Zukunft muss mit einer nochmals verschärften Risikosituation gerechnet werden. Denn der Kanton Bern gilt wegen der hohen Niederschläge in den Alpen und der steilen Topografie als besonders exponiert.

Klimastrategie bis 2020 Die GVB versucht, mit gutem Beispiel ihren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Sie hat sich 2007 eine Klimastrategie verschrieben, die auf eine klimaneutrale Geschäftstätigkeit setzt. Das erste Ziel, die Treibhausgasreduktion pro Mitarbeitenden bis 2014 um 20 Prozent zu senken, wurde mit der Reduzierung um 24,4 Prozent deutlich übertroffen. Nun haben die Verantwortlichen die Messlatte nochmals erhöht. «Bis 2020 wollen wir unseren CO 2 -Ausstoss

Modellierung möglicher Schäden

Plädiert für mehr Klimaschutz: Ueli Winzenried, Präsident SwissECS.

um weitere 30 Prozent senken», erklärt Winzenried. Unter anderem wird der Hauptsitz der GVB in ein Plusenergiegebäude umgewandelt. Zu den Massnahmen gehören weiter energetische Sanierungen und der Ersatz fossiler Brennstoffe beim eigenen Immobilienportfolio. Darüber hinaus berücksichtigt die GVB die CO 2 -Intensität bei der Anlagenbewertung und investiert gezielt in erneuerbare Energien. Um der Öffentlichkeit die Folgen des Klimawandels aufzuzeigen und Handlungsmöglichkeiten zu thematisieren, hat die GVB ausserdem im Jahr 2007 den «Swiss Energy and Climate Summit» (Swiss­

Quelle: GVB

ECS) ins Leben gerufen. Die jährliche Veranstaltung wird jeweils von über 700 Teilnehmenden besucht.

Breitere Risikodiversifizierung Die GVB legt grössten Wert auf eine klare versicherungstechnische Strategie, mit der die steigenden Risiken von Elementarschäden breiter abgestützt und die Prämien trotzdem tief gehalten werden sollen. Um die dafür notwendigen Mehreinnahmen zu generieren, bietet sie ihren Kunden über ihre Tochtergesellschaften zusätzliche Produkte

Fast schon eine Daueraufgabe ist heute das Monitoring des Klimawandels. Um die Folgen aussergewöhnlicher Ereignisse vorausschauend abzuschätzen, arbeitet die GVB mit wissenschaftlichen Diensten und mit Versicherern wie etwa der Swiss Re zusammen. Entsprechende Schadenpotenzialstudien werden erstellt, die mögliche Gebäudeschäden durch Überflutung, Sturm oder Hagel für Jahrhundertereignisse ermitteln. Laut einer solchen Studie von 2011 könnte sich demnach ein Hochwasserschaden im Kanton Bern auf rund 700 Millionen Franken belaufen. Mehrere Elementarschäden im gleichen Jahr könnten sich sogar zu einer Schadenlast von 1,5 Milliarden Franken summieren. Bemerkenswert ist, dass die 2011 berechneten Zahlen für ein statistisches 250-Jahr-Ereignis im Vergleich zur früheren Studie von 2006 um 400 Millio­ nen Franken erhöht wurden. «Aufgrund der laufend nach oben korrigierten Prognosen in diesen Modellierungen kommen wir nicht darum herum, unsere Rückstellungen jeweils zu erhöhen, damit wir unser unbeschränktes Leistungsversprechen auch im Extremfall einhalten können», betont Winzenried.

«Gebäude sind Kraftwerke»

Die Gebäudetechnik ist ein wichtiger strategischer Schwerpunkt der BKW Die Energiewelt ist im Wandel, eine Branche muss sich neu erfinden. Suzanne Thoma, CEO der BKW Gruppe, erläutert, warum für sie die Gebäude­ technik von strategischer Bedeutung ist. Interview: Beni Meier Frau Thoma, vor zehn Jahren startete der erste Swiss Energy and Climate Summit. Was hat die BKW bewogen, diese Veran­ staltung von Anfang an zu unterstützen? Die Idee war damals, die Folgen des Klimawandels zu erkennen und Lösungen für den Klimaschutz zu entwickeln. Das lag schon damals auf der BKW-Linie, weil Energiefragen kaum von den Klimafragen zu trennen sind. Wir haben früh verstanden, dass die Zukunft bei den erneuerbaren Energien und insbesondere bei der Förderung eines effizienten Umgangs mit Energie liegt. Energieeffizienz ist einer der Schwerpunk­ te, den der Bund mit der Energiestrategie 2050 setzt. Die BKW hat immer betont, die Energiestrategie des Bundes zu un­ terstützen. Welche Hebel hat die BKW, um Energieeffizienz zu fördern? Als integriert arbeitende Energie- und Infrastrukturdienstleisterin haben wir natürlich viele Möglichkeiten, Energieeffizienz zu erreichen. Aktuell setzen wir einen Schwerpunkt auf die Gebäudetechnik, weil sie viele Überschneidungen mit dem Energiesektor hat. Gebäude sind schon heute aktive Teile der Energieversorgung oder einfacher ausgedrückt: Gebäude sind Kraftwerke. Damit kennen wir uns aus.

statt. Die Gebäudeplanung ist der stärkste Hebel, um mehr Energieeffizienz zu erzielen.

exzellente Energie- und Infrastrukturdienstleisterin wahrnehmen.

Wird Gebäudetechnik damit zu einem strategischen Fokus wie Energieproduk­ tion und Energieverteilung? Nicht nur Gebäudetechnik, sondern Dienstleistungen insgesamt, weil sich die Nachfrage der Kunden in diese Richtung verändert. Die technologische Entwicklung, die politischen Rahmenbedingungen und die Digitalisierung und Vernetzung im Energieund Bauprozess sowie der Nachholbedarf bei den europäischen Infrastrukturen eröffnen viele neue Chancen. Unsere Welt verändert sich und wir werden diesen Wandel mitgestalten. Es ist unsere Vision, die Zukunft der Energie zu gestalten, einfach, sicher und integriert.

Fürchten Sie den letzten Teil der Marktöff­ nung? Nein, wir sehen mehr Chancen als Risiken. Bereits heute verkaufen wir 85 Prozent der Energie am Markt und stehen in intensivem Wettbewerb. Von daher messen wir ihr keine allzu grosse Bedeutung bei. Unsere Herausforderungen sind die Transformation des Unternehmens, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, kosteneffizient zu wirtschaften und nach vorne zu schauen. Auch in der Gebäudetechnik, bei den komplexen Netzinfrastrukturen und im Infrastrukturengineering. Die Infrastruktur in Europa ist renovationsbedürftig. Hier kann die BKW einen Mehrwert leisten.

Was genau bietet die BKW ihren Kunden? Viele Kunden wollen selber Strom produzieren und einen Beitrag an die Dekarbonisierung leisten. Gleichzeitig möchten sie Effizienz, Kostenoptimierung und Komfort. Oft sind sie aber keine Energieexperten und benötigen professionelle Unterstützung. Wir möchten dieser Energieexperte für sie sein und sie in die Energiezukunft begleiten. Diese neue Rolle setzt bei der BKW auch einen Kulturwandel voraus, der natürlich längst im Gange ist. Visionärin: Suzanne Thoma will die Zukunft der Energie aktiv mitgestalten.

Mein Haus ein Kraftwerk? Das müssten Sie etwas genauer erläutern. Gern. Wer Primärenergie wie Öl, Gas oder Sonnenenergie in Strom oder Wärme umwandelt, betreibt ein Kraftwerk. Diese privaten Kraftwerke dienten bisher ausschliesslich der

Quelle: BKW

eigenen Versorgung, wie bei Öl- oder Gasheizungen. Aber heute gibt es Energiesysteme, mit denen unsere Kunden den Eigenverbrauch optimieren und zeitweise Energie in das Verteilnetz einspeisen. 45 Prozent des privaten Schweizer Energiekonsums findet im Gebäude

Wann ist der Wandel geschafft? Das ist ein kontinuierlicher Prozess. In der Vergangenheit waren wir vor allem Produzenten und haben den Strom mit dem Netz in die Haushalte gebracht. Heute sind wir Dienstleister und nehmen eine integrierte Sicht für unsere Kunden ein. Der Wandel ist dann geschafft, wenn unsere Kunden uns als eine

Und die BKW hat die notwendigen Kom­ petenzen? Ja, und wir bauen sie konsequent weiter auf. Mit jeder Unternehmensakquisition kommen neue Kompetenzen hinzu oder werden bestehende vertieft. Die neuen «Familienmitglieder» werden Teil des BKW-Netzwerkes und speisen Erfahrungen und Kompetenzen ein. Davon profitieren schlussendlich die Kunden. Wo sehen Sie Potenziale in der Gebäude­ technik und Gebäudeautomation? Woran wird gerade geforscht? Eine der Schlüsselfragen ist die dezentrale Energiespeicherung. Wenn dies gelöst wird, bekommt die eigene Energieproduktion von grossen Gebäudeparks eine ganz andere Bedeutung. Momentan ist die Leistungsfähigkeit der Batterietechnologie noch nicht ausreichend. Weniger Netze und weniger zentrale Speicher sind sicherlich die Zukunft.


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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

Ein Modell für die Morgenstadt

Wie eine klimafreundliche und nachhaltige Stadt dereinst funktionieren könnte  Angesichts des Klimawandels und der Digitalisierung sind Städte weltweit vielschichtigen  Veränderungen unterworfen. Wie die Stadtentwicklung proaktiv gestaltet werden kann, untersucht das Forschungs­ projekt «Morgenstadt».  Alanus von Radecki * Aktuell sind Städte diversen Herausforderungen gegenübergestellt. Die Terroranschläge in jüngster Zeit zeigen, dass sie Sicherheit gewährleisten und zugleich ein offenes und freies Leben ermöglichen müssen. Hinzu kommt, dass die Zuwanderung in die Städte in den nächsten Jahren zunehmen wird. Somit liegt gerade in den urbanen Zentren ein grosses Potenzial, um Treibhausgase einzusparen. Gleichzeitig müssen sich Städte speziell gut auf den Klimawandel vorbereiten, da sie aufgrund der vielen Bewohner und der teuren Infrastruktur verwundbar sind. Klimaziele, welche die Städte erfüllen müssen, stellen sie vor grosse Herausforderungen. Obwohl die Realität in unseren Städten zunehmend durch kurzfristige Ereignisse bestimmt wird, müssen sie langfristig ausgelegte Infrastrukturen schaffen. Grosse Hoffnungen setzen die Städteplaner in die Digitalisierung. Tatsächlich können sich damit ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Viele urbane Prozesse und Wertschöpfungsketten – von der Logistik bis zur Entsorgung –

werden sich in einer digitalisierten Umgebung stark verändern. Das Internet of Things und die Shared Economy bieten ein enormes Potenzial, um in einer Smart City die skizzierten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Um die neuen Möglichkeiten auszuschöpfen, müssen Städte ihre Infrastrukturen jedoch weiter öffnen. Die Einbindung der lokalen Wirtschaft und der Zivilgesellschaft in die aktive Gestaltung unserer Städte ist zentral, damit der angestrebte Wandel wirklich gelingt.

Ein komplexes Zusammenspiel Städtische Infrastrukturen bestehen aus einer Vielzahl komplexer Systeme: von der Energieerzeugung und -verteilung bis zu Dienstleistungs- und Produktionssystemen. Bis heute fehlen Ansätze, die eine integrierte Analyse zusammenhängender urbaner Systeme mit Strategien und Technologien für eine nachhaltige Stadtentwicklung kombinieren. Unternehmen und Institutionen sind von der Komplexität urbaner Systeme schnell überfordert. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Optimierung von Einzelaspekten. Der Wissenschaft selbst fehlen erprobte Methoden, um die Effizienz von Städten im Sinne der Nachhaltigkeit zu messen. Eine nachhaltige Stadt­ entwicklung im 21. Jahrhundert müsste jedoch auf Analysen, Modellen und Konzepten aufbauen können, die eine ganzheitliche Betrachtung urbaner Systeme mit der Entwicklung und Umsetzung lokal angepasster Innovationen verbindet. Die städtischen Innovationsprozesse müssen alle Bereiche erfas-

Nachhaltig und smart: die Stadt der Zukunft.

Quelle: Shutterstock

sen – von den technischen Einrichtungen bis zur Finanzierung. Akteure sind aufgefordert, neue Innovationspartnerschaften zu bilden, um die Lösungen der Zukunft vorauszudenken, zu entwickeln und umzusetzen.

tung Energieeffizienz, Resilienz und Nachhaltigkeit. Das übergeordnete Ziel der Hightech-Strategie 2020 ist es, einen Leitmarkt für nachhaltige Stadtsysteme zu schaffen. Ausserdem sollen damit die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft vertieft und die Rahmen­bedingungen für Innovationen weiter verbessert werden. Aus der Morgenstadt-Initiative sind bereits weitere Projekte entstanden, welche die Forschungslandschaft in den nächsten Jahren mitgestalten und prägen. Eines davon ist das Projekt Morgenstadt City Insights. Es verfolgt seit 2012 einen langfristigen Ansatz zur ­Umwandlung des Marktes in Richtung nachhaltiger städtischer Systeme. In der bereits ab­geschlossenen Phase 1 ging es um das Verstehen von urbanen Systemen. Die Forscher führten dabei eine intensive Vor-Ort-­Analyse in sechs globalen Vorreiterstädten Freiburg, Kopenhagen, New York, Berlin, Singapur und

Die Morgenstadt-Initiative Ein Beispiel einer solchen Innovationspartnerschaft ist die Morgenstadt-Initiative. Sie entstand im Jahr 2011 aus der «Forschungs­union Wirtschaft – Wissenschaft» heraus, im Rahmen der «Hightech Strategie 2020» der deutschen Bundesregierung. Die Morgenstadt-­ Initiative verbindet Forschung, Entwicklung und Umsetzung urbaner Innovationen. Ein wesentlicher Baustein der Hightech-Strategie ist das Zukunftsprojekt «CO 2 -neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt». Es arbeitet an politischen Guidelines für die Transformation bestehender Städte in Rich-

Tokio durch. Sie analysierten und identifizierten die Anforderungen der urbanen Märkte der Zukunft. Im Zeitraum von 2014 bis 2016 haben die Mitglieder des Innovationsnetzwerkes 35 Pilot- und Vorzeigeprojekte für die Phase 2 angeschoben. Die Skalierung und Marktfähigkeit der künftigen städtischen Systeme steht in der Phase 3, die bis 2020 läuft, im Fokus. Demonstrationsobjekte sollen zeigen, wie bei Investitionen in saubere und vernetzte urbane Technologien die finanziellen Risiken minimiert werden. Gesucht sind also neue Geschäftsmodelle, Finanzierungsinstrumente und Betreiberkonzepte. Die bisherigen Erkenntnisse beim System­ ansatz Morgenstadt verdeutlichen, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung die drei wichtigsten Ebenen einer Stadt integrieren und miteinander verknüpfen muss: Es sind dies die Steuerung der Stadt in Form einer Smart Urban Governance, die sozioökonomische Entwicklung im Hinblick auf die Stärkung der lokalen Innovationskraft sowie effiziente und saubere Infrastrukturen. Das Morgenstadt-­ Modell ist bisher der einzige Ansatz, der diese drei Ebenen interdisziplinär thematisiert und systemisch kombiniert. Es bietet sich folglich als umfassendes Instrumentarium für eine Analyse von zukunftsfähigen Städten an. Die Fraunhofer Gesellschaft entwickelt das Konzept derzeit weiter und offeriert Städten weltweit eine Zusammenarbeit in Form eines Morgenstadt City Labs. *  A lanus von Radecki leitet das Kompetenzteam Urban Governance Innovation am Fraunhofer IAO.

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Montag, 22. August 2016 · NZZ-Verlagsbeilage

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Family Business Award

Die Auszeichnung für nachhaltiges und werteorientiertes Unternehmertum Wertschätzung und mehr Aufmerksamkeit. In dem Sinne müsste der Family Business Award erfunden werden, wenn es ihn denn nicht schon gäbe. So freue ich mich auf die Preisverleihung vom 14. September 2016 und wünsche sämt­ lichen Finalisten im Namen der Jury viel Erfolg. Gleichzeitig ermuntere ich die Familienunter­ nehmen in der Schweiz hiermit gerne, an der nächstjährigen Durchführung des Family Bu­ siness Award teilzunehmen.

Am 14. September 2016 wird bereits zum 5. Mal der Family Business Award vergeben. Ständerätin und Jurypräsidentin Pascale Bruderer Wyss erklärt die Idee hinter der  Auszeichnung und zeigt auf, wieso Familienunternehmen ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Wirtschaft darstellen.

Die Jury

Pascale Bruderer Wyss Die Welt wird immer dynamischer. Volatile Ak­ tienkurse, vernetzte Wertschöpfungsketten, belastende Währungseffekte: Die Herausfor­ derungen auf den globalen Märkten sind kom­ plex. Der Druck auf Unternehmen, auch in dieser Phase Erfolgszahlen vorweisen zu kön­ nen, bleibt hoch – sowohl seitens Aktionäre als auch medialer Öffentlichkeit. Die Folge sind immer wieder Situationen, in denen die stra­ tegisch konsequente und zukunftsweisende Zielverfolgung über Bord geworfen und dem kurzfristigen Erfolg geopfert wird. Nicht weniger herausfordernd ist das Umfeld für Familienunternehmen. Dass sie häufig an­ ders darauf reagieren, hat nicht zuletzt mit unternehmerischer Unabhängigkeit, mit gefes­ tigten Werten und Mut zur Ausdauer zu tun. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Schweizer Wirtschaft und schlagen – meist fernab des Rampenlichts – erfolgreich Brücken zwischen Tradition und Innovation.

Kontinuität und Eigenständigkeit Kontinuität und Langfristigkeit werden in Fa­ milienunternehmen, die per Definition von einer Generation auf die nächste übertragen werden, gross geschrieben. Nicht die Maximierung des aktuellen Profits, sondern die gesunde, anhal­ tend erfolgreiche Entwicklung steht deshalb im Zentrum des unternehmerischen Handelns. Der Nachhaltigkeit wird dabei mehr Beachtung geschenkt als schwankenden Aktienkursen, schnellen Firmenverkäufen oder Börsengängen, schliesslich sollen die Nachkommen eine solid geführte Firma übernehmen können. Ein zentrales Merkmal von Unternehmen im Familienbesitz ist auch deren Eigenständigkeit:

Pascale Bruderer Wyss Ständerätin, Präsidentin der Jury Roger de Weck Generaldirektor SRG Glückliche Unternehmerinnen und Unternehmer: Die Finalisten an der Preisverleihung des Family Business Award 2015.

Wenn Firmeneigentum und Unternehmensfüh­ rung eine Einheit bilden, sind Interessenskon­ flikte selten.

Wertschöpfung vor Ort Viele Familienunternehmen sind in der Region verankert und lokal engagiert; sie erzeugen Wertschöpfung, schaffen über Jahrzehnte vor Ort Arbeitsplätze und generieren Steuerein­ nahmen. Manch ein Gemeindepräsident kann ein Liedchen davon singen, welche Bedeutung sie folglich für die Gemeinde und deren Bevöl­ kerung haben. Die Verankerung und gegensei­ tige Verbundenheit erhöhen denn auch mass­ geblich die emotionalen Hürden, in Krisenzeiten wie der aktuellen Frankenstärke unternehmens­ eigene Produktionsstätten ins Ausland zu ver­ lagern. Während hierzulande insbesondere die grossen börsenkotierten Unternehmen medial präsent sind und für – positive wie negative – Schlagzeilen sorgen, nimmt die Öffentlichkeit den Geschäftsverlauf der Schweizer Familien­ unternehmen weniger wahr. Und das sind sage und schreibe rund 90 Prozent aller Firmen in der Schweiz – eine Zahl, die aufhorchen lässt und vermutlich für Erstaunen sorgt. Ja, die Familienunternehmen beschäftigen rund 65 Prozent aller Erwerbstätigen in unserem Land und tragen etwa 60 Prozent an unser

Bruttoinlandprodukt bei. All dies macht deutlich: Familienunternehmen sind für die Volkswirt­ schaft Schweiz von essenzieller Bedeutung. Und an exakt dieser Stelle setzt der Family Busi­ ness Award an. Der Preis würdigt neben dem geschäftlichen Erfolg insbesondere die unter­ nehmerischen Werte, die man gemeinhin unter dem Begriff der Nachhaltigkeit zusammenfasst. Dazu gehören das beharrliche Verfolgen von langfristigen Strategien, eine starke und aktiv gelebte Unternehmenskultur sowie die Wahr­ nehmung sozialer, ökologischer und gesellschaft­ licher Verantwortung. Mit der Auszeichnung sollen jene Unternehmen eine öffentlichkeits­ wirksame Plattform erhalten, die im Alltag nicht an vorderster Front stehen, aber dennoch eine volkswirtschaftliche Schlüsselrolle einnehmen.

Wissenschaftliche Jurierung Für diesen Award, der dieses Jahr bereits zum 5. Mal vergeben wird, können Familienunter­ nehmen kandidieren, die mehr als 50 Mitar­ beitende beschäftigen, deren Verwaltungs­ ratspräsidium oder operative Geschäftsleitung durch ein Familienmitglied besetzt ist und deren Kapitalmehrheit sich im Familienbesitz befindet. Die Aufgabe der neunköpfigen Jury, die ich aktuell präsidieren darf und der ich seit Lancierung des Awards angehöre, besteht

Quelle: SEF

darin, die eingegangenen Dossiers sorgfältig zu prüfen. Dies geschieht mittels eines vom Center for Corporate Responsibility and Sus­ tainability CCRS an der Universität Zürich ent­ wickelten Jurierungsverfahrens, welches als Grundlage für eine objektive und faire Bewer­ tung aller Kandidaturen dient. In diesem Jahr überstand rund ein Dutzend Bewerbungen die Erstevaluation und gelangte so in die engere Auswahl, aus welcher schliesslich drei Finalis­ ten bestimmt wurden.

Unglaubliches Engagement Was mich an der Mitarbeit in der Jury des Family Business Award begeistert, ist die ver­ tiefte Auseinandersetzung mit den Menschen und den Geschichten, die hinter den Famili­ enunternehmen stehen. Das Studium der Firmenporträts und die Prüfung der ­Finanzzahlen sind das Eine – das Andere aber sind die persönlichen Gespräche und Ein­ drücke vor Ort. Erst hier lässt sich erfahren, wie der Spagat zwischen Stabilität und Agilität angepackt wird. Welche Werte generationen­ übergreifend in die Zukunft getragen werden. Und ob sich der Unternehmensgeist auch auf die Mitarbeitenden überträgt. Nach fünfjähriger Jurytätigkeit ist mir bewuss­ ter denn je: Familienunternehmen verdienen

Jürg Läderach Inhaber Confiseur Läderach AG Monika Ribar Verwaltungsratspräsidentin SBB Dr. Thomas Staehelin Verwaltungsrat Switzerland Global Enterprise Klaus Endress Präsident des Verwaltungsrats der Endress+Hauser-Gruppe Franziska Tschudi Sauber VR-Delegierte und CEO WICOR Holding AG Dr. Philipp Aerni Direktor CCRS, Universität Zürich Hans Hess Präsident Swissmem

www.family-business-award.ch

Die drei Finalisten 2016 Blumer-Lehmann AG, Gossau

Fraisa SA, Bellach

Groupe Volet SA, St-Légier

Die Blumer-Lehmann AG blickt auf 140 Jahre Erfahrung im innovativen Holz­ bau zurück und hat mit unzähligen realisierten Projekten im Industrie- und Gewerbebau, Wohnobjekten und Tourismus Meilensteine in Holz gesetzt. Mit Kreativität und Leidenschaft für den Werkstoff Holz setzen sich die Mitarbei­ tenden für die Realisierung innovativer Projekte ein. Blumer-Lehmann bietet umfassende Holzbaukompetenz, von der Beratung über Engineering, Produk­ tion, Montage und Projektleitung. Auf dem Betriebsgelände im sankt-gallischen Gossau wird Holz von insgesamt mehr als 230 Mitarbeitenden komplett und nachhaltig verarbeitet. Holz, das nicht für den Bau oder die Industrie verwen­ det werden kann, wird zu Pellets und Briketts gepresst. Aus dem Rest wird im eigenen Biomasse-Kraftwerk Wärme und Strom für den energieautarken Betrieb und die Standortgemeinde Gossau produziert. www.blumer-lehmann.ch

Fraisa produziert Zerspanungswerkzeuge zur Metallbearbeitung für den Welt­ markt. Das 1934 gegründete Unternehmen zählt mit seinen heute 509 Mit­ arbeitern zu den führenden Herstellern in der Branche. Langfristiges Engage­ ment und nachhaltige Entwicklung sind Werte, die das Unternehmensleitbild von Fraisa prägen. Fraisa steht für höchsten technologischen Anspruch, kreative Ingenieurskunst, optimale Qualität und Teamwork auf allen Ebenen. Ziel ist es, mit Hochleis­ tungswerkzeugen und Dienstleistungen die Fertigungskosten der Kunden zu minimieren und die Produktivität in den Betrieben zu maximieren. Unter dem Strich zählt für Fraisa der tatsächliche Nutzen der Kunden. www.fraisa.com

Die Groupe Volet SA besteht heute aus 5 Unternehmen, die spezialisiert sind auf Anbauten, Neubauten und Umbauten aus Holz. Die Volet SA geniesst in der Westschweiz in den Bereichen Zimmerei, Innenausbau, Treppenbau, Ver­ schalung, Renovierungen und Küferei einen ausgezeichneten Ruf als erfahre­ ner und effizienter Holzbaupartner. Das 1981 von Pierre Volet in Corsier-sur-Vevey gegründete Unternehmen ist im Laufe der Jahre auf rund 150 Mitarbeiter gewachsen und hat sich in der Romandie als Marktführer in Holzbau etabliert. Das Familienunternehmen wird heute von Pierre und Gérald Volet sowie von ihren sechs Kindern, die heute eine Kaderposition im Geschäft innehaben, geführt. www.groupe-volet.ch

Präsidiert den Verwaltungsrat: Katharina Lehmann.

Teamwork auf allen Ebenen: Die Fraisa SA.

Marktführer in Holzbau: Pierre und Gérald Volet.

Quelle: ZVG

Quelle: ZVG

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