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Ausgabe 3 // APRIL 2011
alle 6 Wochen neu | gov.opendata.at | www.ogd2011.at | ogd@semantic-web.at
Wer zahlt für Open Data?
“Warum soll ich etwas verschenken, was ich teuer und mühsam erstellen musste?”, so die Einen, die Anderen entgegnen darauf: “Warum soll ich für etwas zahlen, was ohnehin schon von dem/der Steuerzahler/in finanziert wurde?” Diese zwei Aussagen markieren die dogmatischen Positionen der Diskussion, um Preis und Kosten sowie Aufwand und Nutzen von Open Government Data. In letzter Zeit - wohl angetrieben durch die immer konkreter werdenden OGD-Projekte - kommt Bewegung in die Positionen der OGD-Halter und der OGD-Nutzer. Fortsetzung auf Seite 7
INHALT 3 Im Gespräch mit Hans Zeger 5 Regierungsdaten / Webjournalismus 6,7 Open Government Data publizieren 9 Im Interview: Michael Platzer 10 Die OGD2011 Speaker 12 Österreichische Umweltinformation 14 datamarket.com 16 Open Data in Wien
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EDITORIAL
Call for Posters Das nächste Kapitel Sie halten nun Nummer Drei unseres OGDDigest in der Hand. Und mit jeder Ausgabe wurde das Thema Open Government Data für Österreich konkreter. Den politischen Ankündigungen folgen nun praktische Maßnahmen. Dieser Digest ist demnach auch voll mit Artikeln die sich mit dieser nun kommenden Umsetzungsphase befassen. Die im Februar abgehaltenen Stakeholderworkshops haben wichtige Diskussionen getriggert: Über die Wirtschaftlichkeit, die technischen Umsetzungsperspektiven, den zu beachtenden Datenschutz und die neuen Möglichkeiten für StartUps und Datenjournalismus. Diskussionen, die ebenso in diesem Digest nachzulesen sind, wie Rudi Legats Blick in die Pioniertage der webgestützten Umweltinformation.
Die erste Österreichische Open Government Data Konferenz – OGD2011 – ruft im Rahmen des Konferenzprogrammes zur Einreichung von Posterpräsentationen auf. Im so genannten “Posterpark” möchten wir Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Stellen der öffentlichen Verwaltung und NGOs die Möglichkeit eröffnen, ihre Projekte, Services und Forschungsarbeiten visuell vorzustellen und mit dem interessierten Publikum ins Gespräch zu kommen.
Dazu wird während der Konferenz ein eigener Bereich zur Verfügung gestellt. Der Posterpark ist die gesamte Konferenz über aufgebaut, und während der großen Vernetzungspause personell besetzt. Die Präsentation sollten aus einem Poster A0, sowie begleitenden Broschüren bestehen. Mögliche Themenfelder
Die Open Data Bewegung in Österreich ist rasch unterwegs, so hat auch manches nicht mehr Einzug in diesen Digest gehalten: Die Entwicklungen in Salzburg zum Beispiel, oder auch die Diskussionen auf Bundesebene. Gerade in diesen Fällen, möchte ich auf unseren Blog hinweisen: www.opendata.at. Und schließlich möchte ich schließen mit einer Einladung: Kommen Sie zur Konferenz OGD2011 am 16.Juni - buchen Sie jetzt! www.ogd2011.at
Thomas Thurner Semantic Web Company / Transfer OGD Austria
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Open Data Technik Recht und Copyright Applikationen, Nutzung von OGD gesellschaftspolitischer Hintergrund Geschäftsideen und Geschäftsmodelle
Einzureichen ist ein Abstract mit mind. 300 und max. 500 Worten. Im dazu bereitgestellten Onlineformular bitten wir um eine Beschreibung des Posters im Bezug auf die ausgewählten Themen. Onlineformular: http://www.ogd2011.at/konferenz/posterpark Der Bewerbungsschluss ist mit 30. April festgelegt. Über die 10 zu vergebenden Plätze entscheidet das Programmkomitee. Sie bekommen umgehend Nachricht, ob ihr Poster angenommen wurde und können bis 10. Juni das Poster ausarbeiten.
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INTERVIEW: Hans Zeger Wie sieht die ARGE Daten bzw. sie persönlich das Thema Open Government Data an sich, vor allem in Bezug auf Österreich? Wesentliche Aufgabe der ARGE DATEN ist die Sicherung aller Grundrechte in einer komplexen Informationsgesellschaft. Dabei sollen nicht nur Sicherheits-, Freiheits- oder PrivatsphäreRechte durchgesetzt und gestaltet werden, sondern auch Informationsund Transparenzrechte gegenüber Behörden, staatlichen Einrichtungen oder Organisationen bei denen der Staat bestimmenden Einfluss hat oder die der Staat zur Auslagerung gesetzlicher Aufgaben gegründet hat. In diesem Sinn ist eine Open Government Data - Initiative in Richtung “gläserner” Behörden inklusive der Möglichkeit auf Basis behördlicher Informationen neue Dienste zu entwickeln zu begrüßen und liegt auf der Linie der Vereinstätigkeit der ARGE DATEN. Wesentliches Kriterium einer Open Government Data - Initiative muss jedoch ein kostenfreier Zugang zu den Rohdaten sein, jedenfalls dann, wenn die Ergebnisse von Auswertungen und Diensten ebenfalls kostenfrei der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Open Government Data spricht stets von nicht personenbezogenen Daten - sehen sie trotzdem Probleme im Bereich Datenschutz? Wenn ja, welche? Und haben sie Lösungen für diese möglichen Probleme parat? Grundsätzlich kann es bei der Offenlegung behördlicher Entscheidungen und Informationen zu einem Grundrechtekonflikt kommen, dies insbesondere dann wenn es um individuelle Entscheidungen, die Vergabe indivdueller Rechte oder Förderungen. Hier ist ebenfalls die EG-Richtlinie Datenschutz zu beachten, die die Privatsphäre natürlicher Personen in der Informationsgesellschaft gezielt schützt. Allgemein zugängliche behördliche Daten sollten daher jedenfalls so aggregiert werden, dass ein Bezug auf natürliche Personen nicht
Im Gespräch mit Hans Zeger
schaft nichts verloren, weder wenn sie privat organisisert sind oder staatlich verordnet. Beschäftigt sich die ARGE Daten mit dem Themenfeld Open Government Data in Österreich? Eine transparente Informationsgesellschaft, inklusive einer “gläsernen” Behörde ist für die ARGE DATEN genauso ein Themenschwerpunkt, wie die Sicherung der Privatsphäre oder die Analyse der sozialen Verträglichkeit neuer Techniken. Verfolgen sie die Open Government (Data)-Initiativen in Großbritannien und den USA mit, und sehen dafür auch eine Chance für Österreich?
Kurzbiografie geboren 1955, Philosoph, Mathematiker, Universitätslektor. Mitglied des “Beirats für Informationsgesellschaft” im österreichischen Bundeskanzleramt, Geschäftsführer der e-commerce monitoring gmbh, Vorstandsmitglied der Austrian MultiMedia Association.
möglich ist, in Einzelfällen könnten individuelle Datensätze anonymisiert veröffentlicht werden. Dabei ist zu beachten, dass auch nicht durch Zusatzwissen auf eine bestimmte Person zurückgeschlossen werden kann. Die Lösung von Informations- und Privatsphärekonflikten könnte im Einzelfall eine genaue Analyse erfordern, grundsätzliche Bedenken sehe ich jedoch nicht. Die Beachtung der Privatsphärerechte der Bürger führt jedoch zum Auschluß bestimmter Dienste, wie etwa eine mehrjährige oder gar lebenslange Analyse der Entwicklung von Menschen. Aus meiner Sicht haben aber derartige “Dienste” in einer offenen Gesell-
Wir verfolgen alle entsprechenden Initiativen, müssen aber feststellen, dass Österreichs Verwaltung an einer extrem defensiven, teilweise sogar destruktiven Strategie im Zusammenhang mit Behördeninformationen festhält. Behördeninformationen werden in vielen gesellschaftspolitisch wichtigen Bereichen (etwa Sicherheit, Gesundheit, Verkehr) oft verspätet oder nur gefiltert bereitstellt. Oft werden Informationen nur auf informellen Weg, quasi als Belohnung für Wohlverhalten an ausgewählte Institutionen oder Medien herausgegeben. In vielen Fällen verschanzen sich Behörden hinter einem abstrakten “Amtsgeheimnis” oder einem unbestimmten “Datenschutz”, auch wenn die entsprechenden Bestimmungen überhaupt nicht anwendbar sind. Gerade das DSG 2000 und auch die EG-Richtlinie Datenschutz sehen für behördliche Tätigkeit ausdrücklich Ausnahmen vor. Politiker, Behörden und deren Organe und Mitarbeiter dürfen sich im Vollzug ihrer Arbeit ganz ausdrücklich nicht auf Datenschutz-Bestimmungen berufen. Diese Bestimmungen sollten für natürliche Personen, soweit es ihre private Lebensgestaltung betrifft, vorbehalten sein.
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VERANSTALTUNGEN
Veranstaltungen rund um Open Government Data 4. Offener Open Government Data Austria Stammtisch Der Anlaufpunkt für Neue und Interessierte in Sachen Open Government Data. Alle zwei Monate an wechselnden Orten.
4. Mai 2011, ab 18 Uhr Raum D / quartier21 Museumsquartier Wien Anmeldung: ogd@semantic-web.at
Auftaktveranstaltung “Open Commons Region Linz”
11. April 2011 in Linz
Conference for E-Democracy and Open Government
5. Mai 2011 bis 6. Mai 2011
Berlin Open Data Day
18. Mai 2011 in Berlin
Portals, Apps and Visualizations for OGD
15. Juni 2011 in Wien
Open Knowledge Conference
30. Juni / 1. Juli 2011 in Berlin
State of the Map Europe
15. bis 17. Juli 2011 in Wien
http://www.linz.at/leben/opencommonsregion.asp
http://www.donau-uni.ac.at/cedem
http://opendataberlin.wordpress.com
http://bit.ly/meetup-16-06
http://okcon.org/
http://www.sotm-eu.org/
Noch sind einige Tage Zeit, doch die selbe verrinnt schnell. Jetzt schon im Kalender markieren:
16.6. 2011 einen ganzen Tag lang Open Government Data. Expert/innen, Workshops, Wissensgewinn.
http://www.ogd2011.at/
REGIERUNGSDATEN UND ONLINEJOURNALISMUS “Ab jetzt wird zurückgerechnet”, sagt die deutsche Wissenschaftlerin und Journalistin Mercedes Bunz und sieht eine neue Möglichkeit heraufdämmern, die Mächtigen zu kontrollieren. “Datenjournalismus” heißt das Wort der Stunde. Vorbei die Zeit als Medien und Zivilgesellschaft der vermeintlichen politischen Unausweichlichkeit wenig entgegenzusetzen hatten. Möglich machen es offene Regierungs- und Verwaltungsdaten und engagierte Onlinepublizisten. Dabei verändern sich auch die Spielregeln für Journalisten. Ein deutscher Grünpolitiker klagt seine Vorratsdaten (also keine offenen Regierungsdaten, sondern seine eigenen personenbezogene Daten) von der Telekom ein und lässt diese von Zeit Online visualisieren und publizieren: Über ein halbes Jahr hinweg kann das Leben des Politikers in jeder Minute per interaktiver Karte nachvollzogen werden. Die nüchterne Darstellung verbildlicht die Gefahren der Vorratsdatenspeicherung wie kaum eine andere Form des Informationsdesigns. Die New York Times kombiniert die Arbeitslosenstatistik mit demographischen Daten, und es entstehen bisher ungesehene Graphen, die soziale Ungleichheiten in den USA aufzeigen. Ein schwarzer Jugendlicher ohne Schulabschluss ist durchschnittlich fast doppelt so häufig arbeitslos wie ein weißer. Die genannten sind nur zwei von einer mittlerweile unüberblickbaren Zahl an Datenjournalismusprojekten, die die Redaktionen der MSNBC, der Los Angeles Times, des Guardian, der BBC und einiger anderer Medien durchführen. Viele der Medien haben eigene Ressorts gegründet, die sich allein der Anatomie und (interaktiven) Verarbeitugn von Daten widmen. Was ist neu am Datenjournalismus? Die Bezeichnung “Datenjournalismus” ist schwammig, meint sie doch, wie Lorenz Matzat (http://datenjournalist.de) feststellt, einerseits eine Recherchemethode von Onlinejournalisten, andererseits eine spezifische mediale Veröffentlichungsform, ein
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Frisch Vermählt: Regierungsdaten und Onlinejournalismus eigenes Genre. Datenjournalismus ist darüber hinaus zugleich ein Mindset: Die wenigsten Datenjournalisten sehen sich als traditionelle Journalisten, sondern bezeichnen sich lieber als Hacker oder Informationsarchitekten. Bei aller Unbestimmtheit gibt es dennoch einen Definitionsansatz. Der Brite Paul Bradshaw hat ihn herausgearbeitet: Die Daten, auf denen Datenjournalismus fußt, müssen strukturiert sein und von Computern verarbeitet werden können. Die Tabelle ist der Ausgangspunkt der (computerbasierten) Recherche und die Basis für die jegliche weitere Darstellungsform – ob interaktive Visualisierung oder Mutlimedia-Reportage.
Klar ist, dass sich daraus Konsequenzen für die journalistische Praxis ergeben: Der Umgang mit diesem neuen Typ von Quelle muss von so gut wie allen aktiven Journalisten erst erlernt werden – data literacy wird in Zukunft zur Schlüsselqualifikation in Redaktionen avancieren. Darüber hinaus ändert sich das Erzählen: Die stringente Geschichte mit menschlichen Protagonisten sowie Anfang und Ende tritt in den Hintergrund, die Berichterstattung dreht sich um Fakten und Akten. Prozessjournalismus und Crowdsourcing Immer öfter kommt es zu Mischformen zwischen Datenjournalismus und diversen anderen neuen Formen des Onlinejournalismus, etwa dem
Prozessjournalismus: Bei diesem gipfelt die Berichterstattung nicht in einem fertigen Artikel, vielmehr wird ein Beitrag schnell online gestellt und anschließend erweitert und verbessert. In der Kombination mit Datenjournalismus wird für die Berichterstattung nicht mehr auf statisches Material zurückgegriffen, der Redakteur zieht permanent Daten aus aktualisierten Streams heran. Oder Datenjournalismus verknüpft mit Crowdsourcing: Sind die Datenmengen für eine Redaktion allein nicht bewältigbar, dann lagert sie diese Aufgabe aus: Die Dateien werden online gestellt, interessierte Internetuser kümmern sich um die Exploration der Datenberge. So geschehen ist dies etwa bei einer der ersten Sternstunden des modernen Datenjournalismus, im Sommer 2009: Damals stellte der britische Zeitung Guardian 170.000 Spesenbelege britischer Abgeordneter online. 20.000 Leute durchforsteten die Belege auf verdächtige Inhalte, innerhalb kürzester Zeit war ein systematischer Missbrauch von Steuergeldern aufgedeckt, der zu Rücktritten und politischen Reformen führte. Was Datenjournalismus sicher nicht löst, ist das Finanzierungsproblem für unabhängige professionelle Berichterstattung abseits der Nische. Für die penible Kontrolle der Politik, diese in einer Demokratie so lebensnotwendige Aufgabe, liefert auch Datenjournalismus kein Geschäftsmodell. Im Gegenteil: Datenjournalismus ist kostspieliger als viele andere Formen der Berichterstattung. Die Journalisten arbeiten meist in Teams gemeinsam mit Programmierern, Statistikern oder Grafikdesignern. Und derartige Stellen sind teurer als die in Onlineredaktionen so gern beschäftigten “Contentmanager”, die ohne Journalisten-Kollektivvertrag in fordistischer Manier Meldungen vom Agenturfließband ins CMS klopfen. TEXT: JULIAN AUSSERHOFER
LEITFADEN TEIL 1
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Open Government Data publizieren Ein Leitfaden von Andreas Blumauer (SWC), Teil 1 Die Diskussion rund um Open Government Data ist bei Regierungsstellen in vielen Ländern angekommen und auch bei zahlreichen (Internationalen) Organisationen und supra-nationalen Einheiten wie der EU voll im Gange.. Während die einen schon erste Varianten einer konkreten Umsetzung anbieten (z.B. City of Chicago - Data Portal ), oder andere wiederum bereits weiter gediehene Varianten eines Open Data Portals entwickelt haben (z.B. British Open GovData Portal data.gov.uk oder Linked Clean Energy Data ), so stecken die meisten Institutionen noch in der Sondierungsphase.
Naturgemäß werden diese Angebote aber kaum benützt, weil zu viele Hürden genommen werden müssen, bis das Datenmaterial in der gewünschten Form am Endgerät des Endusers gelandet ist. Der Kardinalfehler, den bestehende “Datenportale” zumeist begehen ist, dass übersehen wird, dass zwischen Daten-Anbieter und Enduser in vielen Fällen Technologieanbieter bzw. Entwickler und ihre Applikationen stehen und dass sich sowohl Enduser als auch Datenanbieter im selben “ÖkoSystem” befinden, nämlich dem WWW.
Am Beginn der erfolgreichen Implementierung eines Open Government Data Protals stehen zumeist vor allem einmal Fragen: 1. Welche Daten können/wollen wir überhaupt als Open Data zur Verfügung stellen? 2. Wie können wir die damit verbundenen neuen Rollen und Prozesse organisieren? 3. Unter welchen Lizenzbestimmungen sollen wir Daten veröffentlichen? 4. Welche Geschäftsmodelle können wir damit entwickeln? (z.B. Freemium-Modelle - siehe datamarket.com ) 5. Auf welche (Daten-)Standards setzen wir? 6. Mit welcher Technologie organisieren und stellen wir die Daten bereit? Dieser Beitrag soll einen Überblick über Lösungsvarianten zu den Fragen 5 und 6 geben und einen Leitfaden bieten, der dabei helfen kann, aus Datensilos tatsächlich Open Data zu machen.
Erst diese Wertschöpfungskette in Summe betrachtet versetzt uns in die Lage, einen modernen, web-basierten (Open) Data Market zu entwickeln, der eher einem Öko-System gleicht als einem trivialen Markt, in dem nur Transaktionen zwischen Daten-Anbieter und Nachfrager bestehen. Welche Eigenschaften sollte ein professionelles Open Data Portal also nun besitzen, um die beschriebenen Rollen und Arbeitsabläufe effizienter unterstützen zu können?
1. Auffindbarkeit
Datensätze sollten für Entwickler und Endkunden auffindbar sein. PDF- oder CSV-Dateien einfach “ins Netz zu stellen” ist zu wenig. Im Idealfall können Datensätze auch automatisiert von Software-Agents gefunden werden. MindestanforderJede Open Data Initiative bedient zahlreiche Stakeholder- ung ist jedoch eine leistungsfähige Suchmaschine, die auch Gruppen, letztendlich aber sollten die Endabnehmer im Mit- standardisierbare Metadaten wie Thesauri einbinden kann, telpunkt der Überlegungen stehen: Unternehmen und Bürger um präzises Suchen zu ermöglichen. Anderenfalls kommt das werden darüber “abstimmen”, ob das neue Daten-Portal von Data Portal schnell an seine strukturellen Grenzen und kann Nutzen ist oder nicht. Entstehen viele neue Applikationen nur einige hunderte Datensätze sinnvoller Weise anbieten. auf Basis des leichter zugänglichen Datenmaterials, vielleicht 2. Standardschnittstellen sogar innovative Geschäftsmodelle oder Unternehmen, so werden die Daten vielen neuen Verwendungszwecken zuge- Datensätze sollten via web-basierte Standard-APIs ansprechbar sein. APIs sind Schnittstellen, über die man programmaführt, und zwar auf nachhaltige Art und Weise. tisch auf Datenquellen zugreifen kann, und die Entwickler im Status quo bei vielen Organisationen ist nun, dass die Daten in Idealfall nicht für jede Datenquelle erlernen müssen. Lösungproprietären Formaten verpackt zumeist als Tabellen via Datei- sweg ist der Einsatz von Standards wie SPARQL, eine vom W3C Download verfügbar sind. Im Klartext heißt das: Als Bürger, standardisierte Abfragesprache. Unternehmen oder Software-Entwickler navigiere ich auf der Webseite des Daten-Anbieters zum relevanten Excel, CSV oder 3. Quellenübergreifende Standardformate PDF, lade die Datei herunter (die möglicherweise dann schnell Datensätze sollten in Standard-Formaten verfügbar sein, im veralten) und versuche die Daten weiterzuverarbeiten, z.B. in Idealfall auf syntaktischer und semantischer Ebene. Der Ummeine Datenbank zu importieren, als Tortengrafik zu visuali- stand, dass nicht einmal CSV=CSV ist, erschwert das Leben der sieren und in meine Webseite einzubetten oder die Daten ein- Enduser und Entwickler gleichermaßen, vor allem wenn Daten fach via Copy & Paste in meinen Bericht einzufügen etc. aus unterschiedlichen Quellen integriert werden sollen. XML
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LEITFADEN TEIL 1 alleine ist dafür noch keine ausreichende Lösung, da die zugrundeliegenden Schemata ebenso proprietär sind wie jede Excel-Tabelle. D.h. jedes XML-Schema muss erst interpretiert werden, um auf andere Schemata gemappt werden zu können bzw. bevor es von einer auch einfachen Anwendung verwendet werden kann. Ausweg aus diesem Dilemma bieten weitere W3C-Standards wie RDF (Resource Description Framework), das zur Homogenisierung von Metadaten in verteilten Systemen wie dem WWW beiträgt oder SKOS (Simple Knowledge Organization System), das dabei hilft, die inhaltliche Dimension der Datensätze präziser zu beschreiben, um Daten damit quellenübergreifend auffindbar zu machen.
werden sollen, oder ob Abfragen nur über kleinere Einheiten, zB. über einzelne Tabellen durchgeführt werden sollen. Tim Berners-Lee, Direktor des W3C, hat dazu die “5 stars of open linked data “ thematisiert:
4. Verknüpfbarkeit Daten sollten referenzierbar, möglichst eindeutig und damit quellenübergreifend verknüpfbar sein. Wird in einem Datensatz von “Krankenhaus” gesprochen, in einem anderen von “Spital”, so kann diese Mehrdeutigkeit aufgelöst werden, wenn beide auf dasselbe dahinterliegende Konzept verweisen. Technisch gesprochen bietet sich dafür der Einsatz von URIs (Uniform Resource Identifier) an. Das Datenportal sollte also Möglichkeiten anbieten, Datensätze untereinander aber auch mit Daten von anderen Datenportalen mit möglichst geringen Aufwänden verknüpfen zu können.
5. Widgets Das Datenportal sollte auch Widgets, z.B. Visualisierungen out-of-the-box anbieten. Der direkte Nutzen des Datenportals aus Sicht des End-Users steigt, je einfacher es ist, mit wenig Vorwissen aussagekräftige Darstellungen (oder interaktive Anwendungen) auf Basis der Daten erzeugen zu können ohne dabei programmieren können zu müssen. Werden die Widgets in Blogs etc. eingebettet steigt auch die Sichtbarkeit der Daten exponentiell an. Zentraler Knackpunkt bei der Auswahl der geeigneten Technologien ist also die Frage, ob Datensätze zukünftig auch ohne großen Aufwand quellenübergreifend verknüpft
Wer zahlt für Open Data? Fortsetzung von Seite 1 Bis zum heutigen Tage waren die Verhältnisse klar. Hat ein Amt, ein Betrieb der öffentlichen Hand oder eine andere Stelle der staatlichen Verwaltung Daten an Andere kostenpflichtig weitergegeben, so konnte der Preis ebenso selbstständig festgelegt werden, wie die Art und der Umfang der Datenweitergabe. Solange die diesbezüglichen Richtlinien des Informationsweitergabegesetzes eingehalten wurden, war man Herr der eigenen Daten und konnte die Früchte des eigenen Datenhandels auch sehr unmittelbar genießen. Dieser Datenhandel war für viele öffentliche Stellen ein wichtiger finanzieller Zusatzverdienst.
Ab dem 4. Stern wird aus Open Data “Linked Open Data”. Mittelfristig gedacht werden unzählige Datenanbieter “Open Data” zur Verfügung stellen. Technologien, die von Beginn an grundsätzlich in der Lage sind, Quellen verknüpfen zu können, werden auch die gewünschten Netzwerkeffekte verursachen. Prominentestes Beispiel dafür ist das Britische Open Government Data Portal, das vorwiegend auf die angeführten Standards wie RDF, SPARQL und Linked Data setzt. Erst damit wird es möglich, Daten aus unterschiedlichen Quellen (z.B. Geographische Informationen mit Umweltdaten) miteinander zu verknüpfen. Eine weitere wichtige Eigenschaft von Linked Open Data ist, dass ähnlich einem Straßennetz immer wieder neue Baustellen aufgemacht werden können, neue Verbindungen geschaffen werden können, ohne dabei bestehende Anwendungen zu beeinträchtigen. Diese flexible Methode, Netzwerke aufzubauen erinnert an viele andere Infrastrukturmaßnahmen - und mit Linked Data liegt eine offensichtlich gut geeignete Basis-Technologie vor, um eine sinnvolle Datenbasis für die viel beschworene Wissensgesellschaft im 21. Jahrhundert zu schaffen. Lesen Sie Teil 2 im nächsten OGD-Digest
Ein Budgetposten auf der Habenseite, der nicht nur in Zeiten der Budgetdeckelung gern gesehen war und ist.
dass die staatlichen Einkünfte praktisch im Finanzministerium "hängen bleiben" und nicht den Weg zurück zum/zur Datenhalter/in finden.
Gutes Tun - unbelohnt!
Will man Open Government Data als nachhaltiges Konzept der Digitalen Infrastruktur, sowie der strategischen Wirtschaftsförderung etablieren, muss diese Schieflage korrigiert werden, andernfalls fehlt es dem Projekt sehr schnell an Motivation, Antrieb und Entwicklungspotential. Es erscheint jedoch fraglich, ob eine Art der Zweckbindung der erzielten staatlichen Einnahmen aus Open Data, über alle beteiligten Körperschaften und Regierungseinheiten hinweg, umsetzbar ist. Die wiederkehrenden Verhandlungen um den Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern, Städten und Gemeinden
Auch bei Open Government Data fallen für den Staat Einnahmen an. So bringt die gesteigerte Wirtschaftsleistung (durch Neugründungen, Erweiterungen, Konsolidierungen von Unternehmen) über eine gesteigerte Steuerleistung, der besagten Betriebe, Mittel in den Staatshaushalt ein. Doch was hat davon der Datenhalter? Nichts! Anstatt dafür belohnt zu werden, dass er Daten offen zur Verfügung stellt, wird er/sie doppelt bestraft: Durch den Verlust der Einnahmen aus dem bis dato üblichen Datenhandel und zusätzlich dadurch,
TITEL: Wer zahlt?
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Wer zahlt für Open Data? Fortsetzung von Seite 7 lassen erahnen, dass ein zweckgebundener Mittelfluss zwischen steuererhebenden Stellen (BMF, Stadtkassen, etc) und den Datenhaltern kaum operationalisierbar ist. Möglicherweise sind die Wege dafür "zu lang". Doch auch auf kurzem Weg lässt sich Open Government Data refinanzieren.
OGD goes "freemium" Wiederum ausgehend von der Tatsache, dass manche öffentlichen Einrichtungen Daten bereits heutzutage erfolgreich und mit entsprechendem Ertrag weiterverkaufen, kann
diesem freien Angebot, Permiumangebote für die gewerbliche Nutzung anbietet. So können beispielsweise alle aktuellen Artikel der New York Times direkt über eine API bezogen werden. Mit dem gratis erhältlichen API-Key ist die freie uneingeschränkte Nutzung für bis zu 500 Aufrufen täglich möglich. Für darüber hinausgehende Nutzung muss man den kostenpflichtig API-Key "upgraden". Diese Strategie des "freemium" würde für OGD somit beides bieten: A) das kostenlose Bürger/innenservice und B) die Monetarisierung dann, wenn "wirklich Geld gemacht" wird. Moderne Verwaltungen betreiben inzwischen viele Services: Vom Stadtplan über den Veranstaltungskalender, Verzeichnisse und Suchmaschinen, Fahrpläne und Auskunftsservices. Webservices der öffentlichen Verwaltung zu betreiben, heißt inzwischen nicht mehr nur ein Webservice für den klassischen 19'' Bildschirm anzubieten. Neue Geräte und Darstellungsformate kommen praktisch täglich dazu.
Investment in die Kernfunktionen
man von einer zwar etablierten und trotzdem kaum ausdifferenzierten Marktteilnahme öffentlicher Einrichtungen sprechen. Die Angebote sind meist mit komplizierten Lizenzen behaftet, werden kaum beworben, sind oft nur bedingt gewartet und darüber hinaus zumeist auf denn Detailverkauf (an ausgewählte Partnerunternehmen) und nicht an einen breiten Abnehmer/innenkreis hin ausgerichtet. So bleiben die Erträge oft hinter dem Potential zurück. Die Erweiterung des Datenangebots um kostenlose Daten entsprechend dem Open Government Data - Paradigma, hat das Potential diese bis dato schlecht angenommenen Angebote auf verbreiteter Basis zu realisieren. Die Chance steckt in einem Geschäftsansatz, der kostenfreie Abgabe von Daten zur Herstellung von Bekanntheit, Vertrauenswürdigkeit, Reputation, Kompetenz und Datenkompetenz sieht, und aufbauend auf
Wie Michael Rederer (Leiter von wien.at MA 53) skizziert, bedeutet die Verfügbarmachung von Inhalten in Austauschformaten auch, dass die Inhalte der eigenen kommunalen Webpräsenz, auch dann auf den neuesten Endgeräten präsent sind, wenn durch das Magistrat eine Adaption gerade nicht geleistet werden kann. Damit rückt Datenaufbereitung, Verfügbarmachung und Clearing von Daten ins Zentrum der IT-Agenden einer Verwaltung und die vorhandenen und knappen Ressourcen werden nicht in einem sich immer schneller werdenden Wettbewerb um Plattformen und Apps aufgerieben. Wie der niederländische IT-Ökonom Marc de Vries sehr eindrucksvoll in dem weiter unten dargestellten Beispiel verdeutlicht, muss eine realisierte Einsparung auf Verwaltungsseite nicht notwendigerweise mit dem Verlust von Arbeitsplätzen einhergehen. Für die meisten Daten die im Rahmen von OGD zur Verfügung gestellt werden, gilt jedoch ohnedies, das deren
Veröffentlichung im Rahmen von Bürger/inneninformation und Bürger/ innenservice passiert. Damit fällt auch die Finanzierung dieser Veröffentlichungstätigkeit in die entsprechenden Budgets. Bewertet man die Effekte, die sich mit der Erschließung des neuen Kanals Verwaltung-Bürger/in ergeben und stellt sie den Mehraufwendungen gegenüber, so ergibt sich ein ökonomisch sehr positives Bild einer zukunftssicheren Kommunikationsmaßnahme. Schließlich gilt analog dem eben Ausgeführten Ähnliches für die staatliche Wirtschaftsförderung: Mit OGD dürfte ein äußerst kostengünstiges Instrument der strategischen Wirtschaftsförderung gefunden sein, dass die Potentiale, die im "neuen Öl des Dritten Jahrtausends" schlummern, heben kann. Die digitalen Helfer der kommenden Jahre, ob dies nun Apps für Smartphones, neue Webangebote oder das Internet der Dinge ist, sie alle kommen nicht ohne Daten aus dem öffentlichen Bereich aus. Die Stellen der staatlichen Witrschaftsförderungen tun gut daran, in diese Entwicklungen der Zukunft zu inverstieren - Open Government Data ist ein kostengünstiger Weg dorthin.
OGD / PSI Rechenbeispiel Marc de Vries beschreibt in einer seiner Studien, wie sich beim staatlichen niederländischen Anbieter für Satelittenbilder, die veränderten Bedingungen der Zugänglichkeit und ein neu angepasstes Verpreisungsmodell (Grenzkosten) in den letzten Jahren ausgewirkt haben
TEXT: Thomas Thurner
INTERVIEW: Michael Platzer Herr Platzer, Sie kommen aus der Wirtschaft, genauer gesagt aus der Immobilienbranche: Welche Erwartungen stellen sie an Open Government Data?
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Im Gespräch mit Michael Platzer
Obwohl die Erfassung und Aufbereitung der Daten durch öffentlichen Auftrag mit unserer Steuerleistung finanziert wurde, werden die Datenbestände als „Eigentum der Behörden“ gehortet und nur im geringen Umfang und unter Gebührenbelastung der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Hier ist ein Umdenken erforderlich.
Dort gibt es ein zentrales Webportal, wo jede öffentliche Stelle ihre Datensammlung beschreibt und unter einer Creativ-Commons-Lizenz (CC) frei anbietet. Die behutsame Öffnung kann zu mehr Transparenz und Verständnis auf der einen Seite und zu einer intensiveren Zusammenarbeit und Stärkung gemeinschaftlicher Belange auf der anderen Seite beitragen. Wie wir in den verschiedenen Workshops hörten, soll neben Government Data auch Daten aus der Wirtschaft öffentlich gemacht werden. Wie stehen sie dazu? Das in Immobilien gebundene Volksvermögen ist immens. Trotz ihrer großen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung hinken wir unseren Nachbarn, und insbesondere dem angloamerikanischen Raum, weit hinterher. In Österreichs Immobilienwirtschaft mangelt es an ausreichen-
Jeder einzelne ist dazu aufgefordert, seinen Beitrag zu leisten und darf nicht erwarten, dass ihm alles vom Vater Staat zu Füßen gelegt wird. In der Immobilienbranche klafft eine immense Informationslücke, die meiner Meinung hausgemacht ist. Während eines Jahres stehen 250.000 Wohnungssuchende einem Angebot von rund 55.000 Immobilien gegenüber. Die Angaben auf diversen Immobilienportalen sind nicht verifiziert, die Angebotspreise teils deutlich über dem Marktniveau und im schlimmsten Fall bieten mehrere Makler die Immobilie zu unterschiedlichen Konditionen auf mehreren Plattformen an. Eine Wirtschaft kann so nicht funktionieren.
Welche Vorteile (aber auch Nachteile) könnte die Öffnung von Daten für die Wirtschaft bedeuten? Der wirtschaftliche Wert der kommerziellen Nutzung derartiger Datenbestände in der EU wird auf 68 Milliarden Euro geschätzt. Während man hierzulande spürbare Tariferhöhungen bei Grund- und Firmenbuch beschließt, haben einige Länder, allen voran Großbritannien, dieses Potenzial längst erkannt:
Haben sie selbst Daten, welche sie zur Verfügung stellen könnten?
Über Michael Platzer Michael Platzer ist Unternehmer in der Imobillienbranche, und hat am Stakeholderworkshop “Open Government Data Wirtschaft” teilgenommen.
den Marktinformationen, auf deren Basis wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen getroffen werden können. Durch eine breite Datenbasis innerhalb der Branche ergibt sich die Möglichkeit, die eigenen Werte einer Fülle von Auswertungen gegenüberzustellen. Erste Ansätze dazu gibt es und ich wünsche mir, dass Eigentümer, Verwalter und Makler mehr Sensibilität dafür aufbringen, zumal es zu ihrem eigenen Vorteil wäre, weil die Analyseergebnisse jedem interessierten Marktteilnehmer offen stehen.
Wir sind dabei eine Technologie zu entwickeln, die die „Black Box“ transparenter macht und ihr eine Frischzellenkur verpasst. Ist der Anwender gewillt, einen Teil seiner NICHT-personenbezogenen Daten zur Verfügung zu stellen, so profitiert er im Gegenzug von den neuen und innovativen Möglichkeiten der Immobiliensuche und -vermarktung. Es ist eine Art Tauschhandel. Sie kennen die Immobilienbranche in den USA: welche Vorteile erschließen sich Ihnen durch die überraschend weitläufig geöffneten Daten in dieser Branche? Die Kollegen in den USA und Kanada können sich auf ein hoch entwickeltes, gut funktionierendes System öffentlicher Informationen stützen. Darüber hinaus gab es schon in den 80er-Jahren erste Bemühungen, eine einheitliche Datenbasis für Immobilien zu schaffen. In Österreich könnten wir ähnlich innovative Lösungen und Dienstleistungen entwickeln, die sich rasch auf andere Städte und Gemeinden übertragen lassen. Wir streben hier eine österreichische Gesamtlösung an.
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OGD KONFERENZ 2011 - Die Vortragenden
An dieser Stelle präsentieren wir einige Vortragende der kommenden Open Government Data Konferenz am 16. Juni 2011 weitere Infos undter www.ogd.2011.at
M.Sc. Lisa Evans Objectgroup, Where Does My Money Go? the guardian, data blog
London, Großbritannien
Mag. Nikolaus Futter Compass-Verlag GmbH
Wien, Österreich
Dr. Katleen Janssen Universität Leuven Interdisciplinary Centre for Law & ICT
Leuven, Belgien
Mag. Stefan Pawel Magistrat Linz Open Commons Region Linz
Linz, Österreich
Ton Zijlstra Consultant
Enschede, Niederlande
Mag. Christof Tschohl Ludwig Boltzmann Gesellschaft Team Informationsgesellschaft
Wien, Österreich
Friedrich Lindenberg Liquid Democracy e.V.
Berlin, Deutschland
Lisa Evans ist Expertin für das britische Regierungsprogramm “COINS“, das auf Initative des Cabinet Office alle Ausgaben von Regierungsstellen über £25,000 und jene der Gebeitskörperschaften von über £500, in einem zentralen Register als Open Data verfügbar macht. Lisa hat überdies eine monatliche Radiosendung auf Cambridge’ Community Radio und ist an verscheidenen gemeinnützigen Projekten beteiligt, u.a. an soschildrensvillages.org.uk. Nikolaus Futter ist mit seinem Bruder Hermann Geschäftsführer der CompassGruppe, die verschiedene Wirtschatsdatenbanken umfasst. Futter ist seit dem Jahr 2005 Vorstandsmitglied der ISPA und Leiter der Arbeitsgruppe Informationswirtschaft und e-Governement. Als nationaler Experte berichtete Nikolaus Futter dem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) über das Thema “e-business in a new economy”. Dr. Janssen absolvierte ihr Jurastudium an der Katholieke Universiteit Leuven in 2001 (cum laude). Nach dem Studium trat sie in’s Interdisciplinary Centre for Law & ICT, Universität Leuven ein. Während der Arbeit an ICRI absolvierte sie einen DES-Abschluss in Gesellschaftsrecht an der KUBrussel. Von August 2009 bis Januar 2010 arbeitete sie als Referentin für das geographische Informationssystem Policy Cel des Ministeriums der Flämischen Regierung. Stefan Pawel sammelte Erfahrungen im Projektmanagement von Web Projekten, im Marketing und im Vertrieb und ist seit 1.12.2010 Projektleiter der Open Commons Region Linz. Er schrieb mit Forsterleitner den Artikel „Die Voraussetzungen der Freiheit“ im Buch „Freie Netze. Freies Wissen.“ (Echo Verlag, 2007) und mit Augustyn „Das Web als Kompetenz- und Forschungsfeld“ in „Freiheit vor Ort – Handbuch kommunaler Netzpolitik“ Als Open Data Avokat war Ton Zijlstra wesentlich an der Einführung von Open Government Data in den Niederlanden beteiligt. Er initiert und berät weiter diesbezügliche Prozesse bei öffentlichen Stellen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen. Er ist ständiger Autor des europäischen Informationsportales ePSI-Platform, und übernimmt mit März 2011 den Betrieb der Platform im Auftrag der Europäischen Kommission. Christoph Tschohl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte (BIM). In seinem Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften (Universität Wien) befasst er sich besonders Datenschutzrecht. In seinem Magisterstudium – ebenfalls an der Universität Wien – waren Europarecht, Grund- und Menschenrechte in seinem Fokus.
Friedrich Lindenberg ist Softwarearchitekt für Lösungen bei Open Government Solutions und Transparenzinitativen. So ist er in den Entwicklerteams von Adhocracy, OffenerHaushalt sowie CKAN (Comprehensive Knowledge Archive Network). Friedrich engagiert sich u.A. in den Netzwerken von Liquid Democracy e.V. und der Open Knowledge Foundation Germany in der Durchsetzung einer Deutschen Initiaitive für Offenen Regierungsdaten.
OPEN DATA IN DER PRAXIS
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Datamaps.eu - map your data Europäische Staaten beginnen im Rahmen der openData-Bewegungen zunehmend mit der Veröffentlichung von ortsbezogenen Daten in maschinenlesbarer Form. Damit können BürgerInnen z.B. auch für ihr unmittelbares Umfeld nützliche Informationen gewinnen, wie z.B. auf Bezirksebene die Kindergartenplätze, Anzahl der Autos, Zahl der Einbrüche, Altersverteilung der Bevölkerung etc. DataMaps.eu wurde von open3.at - dem Netzwerk zur Förderung von openSociety, openGovernment und openData in Österreich initiiert und konnte dank eines engagierten Teams innerhalb kürzester Zeit online geschaltet werden. Die derzeitigen Infografiken in unserer Galerie (http:// www.datamaps.eu/galerie/) wurden noch händisch übertragen - was bei z.B. 23 Wiener Gemeindebezirken noch leicht möglich ist. Möchte man jedoch z.B. Daten auf Gemeindeebene visualisieren, stößt man bei der manuellen Eingabe rasch an Grenzen - eine Erstellung einer Visualisierung von z.B. der Altersverteilung der Bevölkerung aller 2357 Gemeinden Österreichs ist manuell kaum bewältigbar. Würden diese Daten jedoch z.B. als Excel und nicht wie derzeit als PDF vorliegen, könnten auch mit geringerem technischen Kenntnissen derartige Visualisierungen erstellt werden. Woher stammen die Daten? Derzeit gibt es in Österreich noch keinen zentralen Datenkatalog wie z.B. http://data.gov.uk/ in Großbritannien, der ein Verzeichnis aller verfügbaren Datensätze der öffentlichen Verwaltung enthält. Die Daten für die Infografiken der Galerie stammen aus verschiedenen Quellen, wie z.B. Stadt Wien, eurostat, UNdata oder der Weltbank. Was passiert danach mit den erstellten Landkarten? Sind die Grafiken z.B. in Druckauflösung, damit man Infofolder etc. damit gestalten könnte? Alle Visualisierungen werden als Vektorgrafik (SVG) erstellt und können daher in jede beliebige Auflösung transformiert werden. Weiters kann bei der Erstellung ausgewählt werden, ob die Daten mit einer Creative Commons-Lizenz versehen und im Rohdatenverzeichnis (http://www.datamaps.eu/tool/list.php) öffentlich zugänglich gemacht werden sollen. Aus diesem Datenspeicher werden wir die interessantesten Visualisierungen auswählen und in der Galerie (http://www.datamaps.eu/galerie/) veröffentlichen.
http://www.datamaps.eu TEXT: ROBERT HARM
Best Apps Täglich werden Applilationen und Services auf Basis von Open Government Data entwickelt. In dieser Rubrik stellen wir Neues und Bemerkenswertes vor. Auf der Suche nach neuen Apps auf Basis von Open Data? Seit kurzer Zeit gibt es eine Anlaufstelle für nun schon knapp 300 Applikationen. needlebase bietet somit einen perfekten Überblick über den rasant wachsenden App-Markt. Zu finden ist die Datenbank unter folgender Kurz-URL:
http://bit.ly/ghJ6GP Im Folgenden haben wir uns einige Applikationen herausgepickt, die wieder einmal zeigen, welch Nutzen in Open Entwickelt von zwei jungen Schülern einer High School zeigt diese Applikation vor allem eines: es ist für jeden etwas dabei. Wer sich als Kind fragt, wo in der Umgebung die besten Baseball-, Basketball- oder Tennisplätze sind, muss einfach nur auf diese Seite nachsehen.
http://www.ottawaforkids.webs.com/
Auf der Suche nach einer Tagesmutter/einem Tagesvater, einem Hort oder einem Kindergarten? Look4Nurseries bietet in Großbritannien eine einfache Suche über alle möglichen Einrichtungen und Angebote. Durch einen einfachen Mausklick erhält man Informationen zu Öffnungszeiten, Preis und auch zum Menü bei der Ausspeisung. Um stets aktuelle Daten zu liefern, haben sich die Betreiber von Look4Nurseries die Aktualität ihrer Daten auf die Fahnen geschrieben.
http://www.look4nurseries.co.uk/ New Yorker Eltern haben oft die Qual der Wahl: auf welche Schule sollen sie ihre Sprösslinge schicken? Die Auswahl in dieser Metropole ist natürlich riesig groß. Abhilfe schafft hier die Applikation “bigappleed.com”. Welche Schule soll das Kind besuchen? Ist es wichtiger, dass die Schule in der Nähe ist, oder doch eine hohe Performance der Schule? Beim NYC BigApps-Wettbewerb schaffte es diese Applikation auf den beachtlichen 3. Platz der Gesamtwertung. Eine ähnliche App wäre auch in Österreich durch die Öffnung von Verwaltungsdaten möglich und sinnvoll.
http://www.bigappleed.com/
SEITE 12 Die gegenwärtig weltweit aufflammende Diskussion zum Themenbereich „Open Data“ und „Open Government“ wird schon in kurzer Zeit das Verhältnis von Politik, Verwaltung und Bürger auch in Österreich nachhaltig verändern. Wenig bekannt in der Community ist jedoch, dass die Umweltverwaltungen der EU-Mitgliedsstaaten bereits seit mehr als 20 Jahren zum Transparenzprinzip angehalten sind und in diesem Zeitraum reichhaltige Erfahrungen sammeln konnten. Die Gesetzgeber der Europäischen Länder unterstützen aus demokratiepolitischen Gründen die Entwicklung und den freien Zugang zu Umweltdaten und Umweltinformation bereits im Jahr 1990. In Österreich wurde im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie 90/313/ EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 7. Juni 1990 über den freien Zugang zu Informationen über die Umwelt, das Umweltinformationsgesetz (UIG 1993) beschlossen. Dieses sah in § 10 die Einrichtung eines Umweltdatenkataloges (UDK) als Zugangssystem zu Umweltdaten vor im Sinne einer modernen und offenen Umweltverwaltung sowie einer erleichterten Bürgerpartizipation vor. Das UIG verlieh dem Einzelnen durch die Verpflichtung der Behörden und Ämter, ihre Umweltdaten transparent zu halten, einen neuen Informationsanspruch im Sinne demokratischer Mitgestaltung. In Deutschland, Österreich und der Schweiz war die Umweltinformations-Richtlinie der Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit bei der Entwicklung des Umweltdatenkatalogs und des Umweltthesaurus. Bereits Ende 1995 wurde diese Metadatenbank als erste große Applikation von
VORLÄUFER DER OGD ENTWICKLUNGEN
Die österreichische Umweltinformationspolitik Vorläufer der Open Government Data Entwicklungen Bund und Ländern online gestellt. In der Blüte ihres Daseins beinhaltete sie etwa 12.000 harmonisierte, mit Thesaurusbegriffen beschlagwortete Datensätze.
Anwendung betrachtet. In einem zweiten Schritt wurde die Europäische Umweltinformationsrichtlinie von 1990 durch die Richtlinie 2003/4/EG vom 28. Januar 2003 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Umweltinformationen ersetzt. Der Schwerpunkt dieser EU Richtlinie liegt auf der stärkeren Verpflichtung der Mitgliedsstaaten zur aktiven Berichterstattung mittels zeitgemäßer elektronischer Medien, die mit der Entwicklung des UDK und UDK-Thesaurus vorweggenommen wurde.
Der UDK wurde 1995 von Prof. Dr. Oliver Günther, Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der HumboldtUniversität zu Berlin, begutachtet. Er hielt in seinem „Gutachten zur Entwicklung des Umweltdatenkataloges (UDK)“ fest: „Zusammenfassend ist festzustellen, daß es sich bei dem UDK um einen nach Kenntnis des Gutachters weltweit einmaligen Ansatz handelt, den Umweltdatenbestand eines Landes durchgehend und systematisch zu dokumentieren. ... Hier besteht eine besondere Chance, den wissenschaftlich-technischen und organisatorischen Vorsprung, den die Bundesrepublik und Österreich auf dem Gebiet der Umweltinformatik international genießen, praktisch umzusetzen. ... Wie bereits erwähnt, ist Österreich hinsichtlich der praktischen Einführung des UDK am weitesten fortgeschritten. Österreich ist bisher das einzige Land, in dem die Einführung des UDK gesetzlich festgeschrieben ist.” Diese Metadatenkataloge werden auch in der gegenwärtigen Diskussion zu OGD als Voraussetzung für die sinnvolle
In der Mitteilung zur „Digitalen Agenda für Europa“ der Europäischen Kommission, welche einen bedeutsamen Einfluss auf die Diskussion zu OGD hat, ist die Revision der UI-Richtlinie für das Jahr 2011 – auf der Grundlage der Erfahrungsberichte der MS aus 2009 - vorgesehen. Es bleibt abzuwarten, welche Impulse diese dritte Generation zum UI-Recht Europas haben wird. Quelle: http://www.ref.gv.at/ Umweltinformation.1024.0.html TEXT: RUDOLF LEGAT
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OGD - WORKSHOPS
OGD 2011 - Stakeholderworkshops Im Laufe des Februars fanden im Palais Strudlhof Workshops mit Stakeholdern aus den Bereichen Politik, Öffentliche Verwaltung, Wirtschaft sowie BürgerInnen statt, die eine Grundlage für die kommende Umfrage sowie das OGD Weißbuch sind.
Der Startschuss fand am 2. Februar statt, als Vertreter der Politik aus Bund, Ländern und Kommunen eingeladen waren, um ihre Haltungen, Meinungen und Bedenken zu besprechen. Es war angenehm, zu erfahren, dass von den Anwesenden keiner Gründe nennen konnte, die gegen den Start von Open Government Data sprachen ... vielmehr überlegte man sich, wie man das Thema in der eigenen Community vorantreiben kann. In drei Runden wurde unter anderem über Art und Umfang von Daten, aber vor allem auch über die gesetzlichen Grundlagen für eine Offenlegung der Daten diskutiert. Der BürgerInnen-Workshop am 4. Februar zeigte einerseits ebenso klare Zustimmung für die Notwendigkeit einer Datenöffnung. Hierbei legte
man aber natürlich Wert darauf, dass sich aus den veröffentlichten Daten durch MashUps verschiedener Quellen kein Rückschluss auf einzelne Personen ergeben darf. Durch die Anwesenheit von Vertretern aus dem Medienbereich wurde auch ausgiebig über das Thema Datenjournalismus diskutiert (Julian Ausserhofer hat in dieser Ausgabe auf Seite 5 über genau dieses Thema geschrieben). Ihre Wünsche an Open Data geht neben Regierungsdaten und Daten aus der Verwaltung auch in Richtung Wirtschaftsund Gesundheitsdaten. Der Workshop mit Vertretern der Verwaltung (14. Februar) brachte vor allem eine Erkenntnis: es gibt viele Daten, aber ohne gesetzliche Rahmenbedingungen (Die Frage der Haftung war immer wieder ein Thema) und einem politischen Auftrag müssen diese weiterhin weitesgehensd unter Verschluss gehalten bleiben.
zen das Öffnen von Daten für sie hätte. Aber zudem wurde auch schon über mögliche Anwendungsgebiete und Mashup-Lösungen nachgedacht, die wohl in naher Zukunft auch umgesetzt werden könnten.
Alles in allem boten die vier Workshops interessante Einblicke - spannend, dass sich drei der vier Stakeholdergruppen bevorzugt für den Inhalt und die Art der Daten interessierten. Aber, das kann man wohl behaupten: Alle hier freuen sich auf zukünftige ENtwickZum Abschluss war- lungen im Open Government Data Been noch Vertreter der reich. Wirtschaft geladen. Ihr Fokus lag, wenig überra- TEXT: DOMINIK LEITNER schend, bei der Frage, FOTOS: MARTIN KALTENBÖCK welches wirtschaftliche bzw. auch monetäre Nut-
SEITE 14 Was ist die Geschäftsidee hinter datamarket.com? Wer soll für ihre angebotenen Daten bezahlen? Von der Perspektive des Endbenutzers her kann man datamarket. com am Einfachsten als Suchmaschine für statistische Daten, ein “Google für Statistiken” bezeichnen, wenn man so will.
INTERVIEW: Hjálmar Gíslason
Im Gespräch mit Hjálmar Gíslason CEO von Datamarket.com
Alle Daten, die bereits offen und kostenlos irgendwo da draußen verfügbar sind, werden auch in Zukunft offen und frei über DataMarket zu finden sein. Nur verbessert, um sie einfacher zu nutzen, vergleichen und herunterzuladen. Da das Publikum für eine Suchmaschine für statistische Inhalt ganz offensichtlich kleiner als bei TextSuchen ist, zielen wir auf BusinessAnwender ab, die aus geschäftlichen Gründen auf der Suche nach Daten sind. Dies ist eine Markt, der bereits jährlich Milliarden Dollar umsetzt; bisher kommt er aber noch aus der “2.0-Welt”, wie man sich vorstellen kann. Man denke an bloomberg. com, Reuters oder Factset. Wir glauben, dass es eine Gelegenheit ist, einen Teil ihres Geschäfts mit einem Freemium-Ansatz zu stören und darüber hinaus eröffnen wird den Datenmarkt durch das Erreichen eines Unternehmerpublikums außerhalb einer eng definierten Nutzerbasis. Es gibt Daten da draußen - kostenlos und Premium gleichermaßen -, die dabei helfen können fast alle Geschäfte besser zu planen oder zu entscheiden. Eine Menge Open Data Services (wie Socrata, Factual, Google ...) starten gerade. Was denken Sie? Wie wird sich dieses Marktsege-
Kurzbiografie Gründer und CEO bei Datamarket.com Gründer und CEO bei Spurl.net Datamarket.com, sein bisher viertes StartUp startete er im Juni 2008 und wurde im Mai 2010 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Datamarket ist heutzutage einer der bekannten Anbieter verschiedenster Datensätze.
ment in den kommen Monaten und Jahren entwickeln? Ich habe schon sehr viel über die Entwicklung dieser Strategie auf unserem Blog geschrieben. Ein Thema, über das ich am Häufigsten geschrieben habe ist das „Emerging field of Data Market“, also das sich entwickelnde Feld des Datenmarkts. “Data markets” definiere ich als „Services, die es einfacher machen, Daten von ein-
er Sekundärquelle zu finden, zu konsumieren und damit zu arbeiten … und das in einem nutzbaren und oft einzigartigen Format“. Nachdem schon mehrere Anbieter in diesem Bereich aktiv sind, glaube ich, dass der Fokus 2011 auf das Spezialisieren auf gewisse Datentypen liegen wird. Ob das nun geospatische Daten (wenn geografische Daten in Bezug zu anderen – z.B. demoskopische, ökologische oder ökonomische Daten gesetzt werden), Wissenschaftsdaten oder Wirtschaftsdaten sind – um nur einige zu nennen – und jede dieser Datenarten liefert eigene Herausforderungen, beliefert spezielle Zielgruppen und eigene Ansprüche. Deshalb denke ich, dass sich viele dieser Projekte darauf konzentrieren werden, bevor sie versuchen eine allumfassende Datenbank anzubieten. Sie werden sicher Tim Berners-Lee’s 5-Sterne-Schema für OGD-Anbieter kennen: Wo sehen Sie ihren eigenen Service unter diesen Rahmenbedingungen? Jeder Wert, Zeitreihe, jedes Datenset auf datamarket.com ist „adressable“, besitzt also eine eigene direkte URL. So gesehen sind alle Daten auf Datamarket nach Berners-Lee’s Definition 4-Stern Daten. In vielen Fällen integrieren wir Daten, die grundsätzlich nur 1- oder 2-Stern_Daten wären; aber durch die Einspeisung in unserer System verschaffen wir ihnen einen Aufstieg auf der Sterneleiter. Häufig haben wir Organisationen dabei geholfen, erstmals Daten zu veröffentlichen, und verhalfen so den Daten, die vorher 0 Sterne erhielten hätten, plötzlich zu 4 Sternen. Und natürlich arbeiten wir schon daran, unsere Daten auf das höchste Level zu bringen … aber der 5-Sterne-Status findet man bis jetzt nur auf unseren Zeichentischen.
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AKTUELLE OPEN GOVERNMENT DATA LITERATUR
Studien, Reports und Basiswissen In dieser Rubrik stellen wir Ihnen in jeder Ausgabe die aktuellen Publikationen rund um Open (Government) Data vor. Dieses Mal: die Studie >2010 OPEN GOVERNMENT DATA BENCHMARK STUDY< die Studie >Unbekannte Gewässer - Zum Stand von Open Data in Europa< sowie die Studie >Study on Open Government: A view from local community and university based research<
STUDIE
STUDIE
STUDIE
Study on Open Government: A view from local community and university based reasarch
Unbekannte Gewässer - Zum Stand von Open Data in Europa
Open Government Data Benchmark Study - The State of Open Data from Three Perspectives: The Public, Government and Developers
Tracey P. Lauriault, Kanada
Frau Laruiault geht in ihrer zehnseitigen Studie der Frage auf den Grund, welche Daten der kanadischen Verwaltung offengelegt werden sollen welche für NGOs für Nutzen wären.
CSC
Einen wunderbaren Überblick über den aktuellen Stand von Open DataInitiativen in Europa bietet diese Studie der CSC.
Nebenbei bietet sie der kanadischen Regierung auch schonVerhaltensregeln an, um im Bereich Open Government Data nicht den Anschluss zu verlieren.
Socrata Benchmark
Was wünschen sich eigentlich die Nutzer von Open Government Data? Diese Frage stellt sich Socrata in ihrer Benchmark-Studie. So bevorzugen 4/5 der User, die Daten im Internet nutzen zu können, und verzichten dabei auf Downloads. Und die Öffentlichkeit erkennt auch schnell “High Value Data”: für die Befragten der Studie waren vor allem Daten zur Öffentlichen Sicherheit, der Bildung, und den Finanzen von großem Interesse.
http://benchmarkstudy.socrata.com/
Aber die wohl größte Empfehlung ist “Start now!” - auch Frau Lauriault ist der festen Überzeugung, dass man in dieser Angelegenheit keine Zeit mehr verlieren darf.
Nachzulesen kann man das Studie online unter folgender Kurz-URL:
http://slidesha.re/eiibrd
Auf 37 Seiten werden hier verschiedene nationale Open Data Plattformen unter die Lupe genommen und quantitativ miteinander verglichen. Hier wird auch darauf eingegangen, dass Gesetze und Richtlinien zur Informationsfreiheit wie der US Freedom of Information Act (FOIA), die PSI Richtlinie der Europäischen Union sowie klare Lizensierungsrichtlinien wichtige Eckpfeiler um Offene Verwaltungsdaten sind. Auch der nicht zu unterschätzende Einfluss von Social Media auf die gesamte Diskussion und das Nutzen rund um Open Data wird in der Schlussfolgerung betrachtet.
http://bit.ly/hA5uK8
Neben einer druckbaren Version der Studie bietet Socrata auch noch eine webbasierte Visualisierung der Studienergebnisse an. Unter der oben genannten URL findet man sowohl die visualisierte Version, als auch den Link zur *.pdf-Datei.
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NACHLESE
Open Data in Wien - die Phase des Konkreten startet Nach dem am Vortag durch die für die IKT Agenden zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger ein klares “GO” in Sachen Open Government Data für Wien kam, wurde die am 10.März im Rahmen der Ausstellung Geo Data City veranstaltete Diskussion “Data Awareness - Datenschutz und Open Data” zu einer Art Kickoff für Prozesse und Maßnahmen für Open Government Data. Das von Thomas Madreiter (Leiter der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung - MA 18) moderierte Podium, skizzierte dann auch schon nächste Schritte und zu klärende Fragen, im SInne einer Strategie, die sowohl rasch Ergebnisse sichtbar werden läßt (low hanging fruits), als auch vertiefende und nachhaltige Planung und Organisation im Auge hat. Wolfgang Jörg (Koordinator ViennaGIS) stellt die “schon einige Wochen bis zu 50 Jahre verfügbaren Geodien-
ste” der Stadt Wien vor, und betont, dass viele Schnittstellen und Austauschstandards durch die ViennaGIS bereits realisiert worden sind und in ein Open Government Data - Projekt eingebracht werden können. Johann Mittheisz (CIO der Stadt Wien, MD-OS) bringt gleich zu Beginn zu Ausdruck, dass er Open Government Data als “persönliches Projekt” besonders fördern möchte. Ihm gehe es darum - abseits von Moden und Hypes - ein nachhaltiges Projekt auf den Weg zu bringen. Das bedeutet für ihn in enger Zusammenarbeit mit den zukünftigen Nutzer/ innen eine Lösung zu entwickeln, die nicht bloße Ankündigungspolitik ist, sondern jene Dinge bietet, die “wirklich gebraucht” werden. Salena Sirka-Bred (Beauftragte für Datenschutz und E-Government, MA 26) beleuchtet schließlich die Datenschutzaspekte die bei Open Government Data
Impressum Der Open Government Data Digest Österreich (OGD Digest) ist eine Publikation der Semantic Web Company GmbH Lerchenfelder Gürtel 43 1160 Wien, Österreich Tel. +43/1/402 12 35 http://www.semantic-web.at http://www.ogd2011.at
Herausgeber Semantic Web Company, (CC) 2011
Redaktion • Martin Kaltenböck • Thomas Thurner • Dominik Leitner
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zu berücksichtigen sind. Wobei grundsätzlich festzuhalten sei, dass die Bürger/innen ein großes Vertrauen in die Verwaltung bzgl. des Schutzes persönlicher Daten haben, kommt es doch nur zu wenigen Anzeigen oder Beschwerden. Im Gegenteil aus der Sicht mancher Bürger/in könnte es ruhig mehr Austausch zwischen den Magistratsabteilungen geben (Bürger/innenzitat: “Warum muss ich das immer wieder neu angeben ...”). Die Beschäftigung in den nächsten Wochen und Monaten wird auch detailierte Datenschutzfragen zu lösen geben, zwei Punkte wurden von Sirka-Bred jetzt schon angeführt: Als österreichisches Spezifikum, erstreckt sich der Datenschutz auch auf juristische Personen im vollen Umfang. Das bedeutet, dass Firmendaten nicht so einfach publiziert werden können. Ein dichteres Datenangebot, wie dies durch Open Government Data zu erwarten sei, bringt auch Datenverdichtungen rund um Personengruppen, bzw. Rückschlußmöglichkeiten auf Personen mit sich. Diesem allgemein immer stärker werdenden Phänomen gilt es sich jedoch - unabhängig von OGD - zu stellen - die klare Abgrenzung von OGD bzgl. personenbezogener Daten ist dabei natürlich hilfreich. Die Presseaussendung der Stadträtin am Vortag und der gut besuchte Abend geben ein klares Zeichen für Wien (nach Innen zur Verwaltung und nach Außen zu Bürger/innen und Community) - hier soll Zeit, Kraft und politischer Wille investiert werden. TEXT: Thomas Thurner Sponsoren der OGD2011