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Das tolle 2x5 Interview mit Nino Haase
((( ICH BRENNE VOR IDEALISMuS )))
Beruf Mensch
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2x5
Nino Haase 39 Jahre Unabhängiger OB-Kandidat
Interview David Gutsche Foto Jana Kay Du hast schon 2019 kandidiert. Warum jetzt noch einmal? Wir stehen in Mainz, gerade in diesem Winter, vor vielen Herausforderungen. Und ich stelle fest, dass die Stadtpolitik um sich selbst kreist und vor allem um Parteiinteressen. Aber was sind denn die Interessen der Bürgerinnen und Bürger? Die werden vernachlässigt, und für die trete ich an. Wir haben dazu eine wirtschaftliche Chance, die einmalig ist, und es ist mir wichtig, die Stadt in eine pragmatischere und intelligentere Linie zu führen, als ich dies die letzten Jahre empfunden habe.
Wo siehst du die Vorteile und wo die Nachteile deiner Parteiunabhängigkeit? Ich kann vor allem ideologisch frei denken. Das ist der Vorteil. Und auch unabhängig von Mehrheiten kann man als Chef der Verwaltung sehr wohl Themen setzen. Für mich ist der Oberbürgermeister der höchste Kommunikator einer Stadt, der die Themen aufnimmt und vorantreibt und sie auch mit umsetzt. Und auch beim Zusammenbringen verschiedener Charaktere sehe ich jemand Überparteilichen in diesen Zeiten als am besten geeignet.
Wie bewertest du deine Mitbewerber und den Wahlzeitraum bis zum 12. Februar? Wir haben sechs Bewerber von Parteien und einen parteilosen. Damit ist für jeden ein Angebot da. Natürlich waren viele überrascht über den schnellen Fortgang von Michael Ebling. Da bin ich auch selbst sehr enttäuscht, dass er die Stadt allein gelassen hat. Und so gab es hier und dort auch Probleme, auf die Schnelle geeignete Kandidaten zu finden. Es fehlt in einigen Parteien auch der frische Wind und der Blick von außen. Der Zeitraum ist ansonsten kurz und da ist es von Vorteil, wenn man sich schon einen Namen gemacht hat. Für Mainz ist es wichtig, so schnell wie möglich wieder einen OB zu haben, denn es ist aktuell nicht die beste Zeit, ohne Stadtoberhaupt zu sein.
Mit welchen Themen möchtest du punkten? Ich wünsche mir eine moderne Stadt mit einer modernen Verwaltung. Wir müssen mehr investieren, etwa auch in geförderten Wohnraum für Berufstätige, mehr Chancen schaffen für bessere Ausbildung und für mehr Personal. In Kitas und Schulen muss viel mehr passieren. Und ein Herzensanliegen ist mir die Beteiligung der Ortsbeiräte – denn die hören in die Stadtteile hinein. Dazu der Biotechnologie-Ausbau, da muss mehr Kompetenz und Initiative her. Mainz ist eine Stadt mit vielen Narben - jetzt haben wir die Chance, mehr daraus zu machen.
Wie finanzierst du deinen Wahlkampf? Hast du noch deine „Schlag den Raab“-Millionen? Naja, für eine warme Mahlzeit am Tag reicht es noch (lacht). Ich habe Teile des Geldes angelegt, auch wenn das letzte Börsenjahr nicht wirklich geholfen hat. Den Wahlkampf finanziere ich wieder überwiegend selbst. Wo kommst du her? Ich bin in Dresden geboren. Meine Eltern sind 1984 aus der DDR geflohen. Mein Vater war Bauingenieur, meine Mutter Chemielaborantin. Wir sind dann im RheinMain-Gebiet sesshaft geworden – bei Frankfurt. 2002 bin ich nach Mainz zum Chemie-Studium gekommen und habe dort am Max-Planck-Institut gearbeitet. Danach war ich drei Jahre in München und lernte dort meine Frau kennen. Sie bekam überraschend in Mainz eine Stelle angeboten, und so sind wir wieder zurück hierher gegangen - 2016/17 war das - zum Bibelturm-Bürgerentscheid am Gutenberg-Museum.
Wie findet du die neuen Pläne zum Gutenberg-Museum? Die finde ich durchaus gelungen. Man ist auch auf vieles vom Bürgerentscheid eingegangen, und das Thema Bürgerbeteiligung wurde weiter mitgezogen. Das ist eine gute Sache und damit kann man arbeiten.
Was hast du in der Corona-Zeit getrieben? Das Gleiche wie alle: zuhause gesessen, Wein getrunken und gepuzzelt (lacht). Im Ernst: Ich habe natürlich auch gearbeitet, bei Speyer & Grund als angestellter Geschäftsführer. Wir stellen dort einen Reiniger her, auf Essigbasis.
Kannst du den Job einfach aufgeben, wenn du OB werden würdest? Das muss man sehen. Ich arbeite noch, bin aber für die heiße Phase des Wahlkampfs freigestellt. Und dann schauen wir mal, wie sich der Wahlkampf entwickelt …
Was motiviert dich? Was können die Leute von dir erwarten? Sie können jemanden erwarten, der analytisch und pragmatisch denkt und der gut kommunizieren und Leute mitreißen kann und dabei auch durchsetzungs- und handlungsstark ist. Ich mache das nicht wegen des Geldes oder sonst etwas, ich mache das aus Idealismus. In Mainz wird nicht genug umgesetzt, die Stadt wird nicht genug gepflegt, und das möchte ich ändern. Ich bin ein Mensch, der vor Überzeugung brennt.