2 minute read
Grünufer am Zollhafen
Lichtstreifen am Horizont
Die grüne Naherholungsfläche für Mainzer Bürger am Zollhafen wird gebaut
Advertisement
Terrassierte Wege- und Grünlandschaften barrierefrei gestaltet
Lange war es angekündigt, nun ist die Planung abgeschlossen: das Bürger-Grünufer am Zollhafen (Nordmole) mit dem wohlklingenden Namen „Freiraum“! Es entsteht als Wiedergutmachung für das zugebaute hochpreisige Gesamtareal ein kleines Stück Grün für die Mainzer Bürger. Auf knapp fünf Prozent der Gesamtfläche (22 Hektar) des ehemaligen Hafens wird diese Naherholungsfläche (10.000 qm) gebaut, die sich an der Rheinseite der Nordmole auf einer Breite von 13 bis 28 Meter und einer Länge von 500 Metern erstreckt und zwischen der Einfahrt in das Hafenbecken und „Zum Schorsch“ liegt. Im vergangenen Sommer konnten sich die Mainzer online mit Ideen einbringen. Ein paar dieser Ideen werden verwirklicht, denn der Architektenwettbewerb ist nun abgeschlossen: Eine Jury wählte erneut das Büro „SINAI Landschaftsarchitekten“ aus Berlin als ersten Preisträger. SINAI machten bereits den Rahmenplan zum Zollhafen, der ganze Steinwüsten vorsah. Ist der Ausgleich mit Grün auf der Nordmole nun gelungen? Wir finden: leider zu wenig! Der Entwurf sieht zwar einen Anteil an Grünflächen und Bäumen vor. Das Konzept zeichnet sich ansonsten durch Rampen, Stufen und Böschungen aus. Eine naturnahe Spielmöglichkeit und Naherholungsnutzung ist beschränkt und kleinflächig möglich – Grillen nicht vorgesehen und auch eine vom OB ins Spiel gebrachte Rhein-Schwimmplattform scheint vom Tisch. Insgesamt ein schmaler Streifen Grün, der den komplett zugebauten Zollhafen und die Betonwüste „Südmole“ nur in geringem Maße rechtfertigt. Besser als gar nichts?
Ärger vorprogrammiert Eine schwierige Aufgabe erwartet die Stadt und ihre Planer. Denn der Grünstreifen liegt nah an der zukünftigen Häuserfront, so dass Ärger vorprogrammiert ist. Selbst eine Gastronomie – temporär oder nicht – ist geplant, mehr oder minder uhrzeitbeschränkt. Für Mainz ein Experiment, denn eine derartige Naherholungsfläche in Premiumlage gibt es sonst kaum zu finden vielleicht noch an dem kleinen Stück Neustadt von Kaisertor bis Feldbergplatz. Hier haben sich die Bewohner halbwegs gut mit den Ruhenden vom Rhein arrangiert. Ob das im Zollhafen genauso gelingen wird, bleibt fraglich. Die Zollhafen GmbH investiert in die Umgestaltung rund 7 Mio. Euro. Der Baubeginn ist für 2022 vorgesehen, Fertigstellung ab 2023, gegebenenfalls in Abschnitten. Zu den Kernelementen gehören eine „Parkwiese“, eine „Sportsbay“, ein „Stadtbalkon“ mit Aufenthaltsbereichen, als auch die temporäre Gastronomie vielleicht eine Chance für den F. Minthe Biergarten, der der Zollhafen-Bebauung ab 2022 weichen muss? Die Gastronomie soll als temporäres Angebot verstanden werden oder als Option für eine Beteiligung der Nachbarschaft (?), heißt es in den Plänen von SINAI Architekten, die sich wiederum nach Vorgaben der Zollhafen GmbH richten.
Urbane Aue Ein verbindendes Element des Grünufers über weite Längen ist die Sitzstufe. Liegeflächen sind dadurch eher knapp bemessen. Die Flächen seien „vielfältig bespielbar“. Auch Aktivangebote im Park sind zurückhaltend verortet. So bietet die Sportsbay Parcours und Fitness-Elemente und am „Stadtbalkon“ soll es Rheinschaukeln geben, an der Rasenterrasse ein „Kletterobjekt“. Das Ganze barrierefrei und auch für Sehbehinderte geeignet. Fazit: Chance genutzt so gut es ging, oder Zoff zwischen Ruhesuchenden und Anwohnern vorprogrammiert? Erholsame Rheinlandschaften, in anderen Städten gang und gäbe, sind in Mainz zumindest Mangelware. Umso wichtiger, dass nun endlich dieser wenn auch kleine dünne Streifen geschaffen wird. Die zukünftigen Mieter müssen sich im Klaren darüber sein, wo sie wohnen und dass auch die Bewohner der Stadt Erholungsflächen am Wasser benötigen. Die Chance für eine moderne Grünanlage zum Entspannen sollte so gut wie möglich umgesetzt werden.
David Gutsche Bilder: SINAI Architekten