sensor Mainz #104 Oktober 2020

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Lovely Littles

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„Pokémon Go – gibt’s das noch?“ - Als im Sommer 2016 die Firma Niantic ihr zweites Augmented Reality-Spiel „Pokémon Go“ startete, war der Hype groß: Meldungen und Videos von Menschen-Horden, die virtuellen Monstern hinterherjagten und dabei blind in der realen Welt umherstolperten - die einen waren begeistert, die anderen schüttelten den Kopf. Nach einigen Wochen und Monaten hatten jedoch viele das Interesse verloren. Verständlich: „Am Anfang war das Spiel nicht besonders toll, zu buggy, zu instabil und auf Dauer zu eintönig“, räumt Christian ein, einer der Gründer der Mainzer Community „Make Raids not War“. Der Spaß am Sammeln der geliebten Monster nutzte sich bald ab. Über die letzten Jahre wartete die Spielefirma aber nach und nach mit neuen Features auf. Mittlerweile ist das Arena-System ausgereifter, man kann als Spieler mit Maximal-Level standortspezifische Punkte („Pokéstops“ und Arenen) einreichen und InGame-Freundschaften schließen. Besonders spannend für Gruppen sind Raidund PVP-Kämpfe. In Raids kapern besonders starke Monster die Arenen der Teams und können nur mit mehreren Trainern besiegt werden. In Player-Vs-Player-Kämpfen kann man taktisches Geschick und Fingerfertigkeit unter Beweis stellen und sich darin mit anderen messen. Der Clou an beidem ist, dass man sich tatsächlich physisch treffen muss. Nebenbei lernt man durch die Pokéstops auch urbane Details und Sehenswürdigkeiten kennen, zu denen es im Spiel Beschreibun-

gen gibt. Wer sich also in den letzten Jahren gewundert hat, warum sich mittwochs 18 Uhr am Elektrofachgeschäft am Bahnhof immer 60 Leute mit Handys versammeln: Die haben Pokémon Go-Raids bestritten. Mainz mit größter Gruppe in Deutschland Tiffany und Christian haben die Mainzer Community „Make Raids not War“ 2017 ins Leben gerufen haben. Für den neuen Gruppenkampf waren Treffen dringend erforderlich. Sie richteten eine Telegram-Gruppe ein, in der man sehen kann, welches legendäre Monster gerade das Staatstheater, den Dom oder den Hechtbrunnen am Stadtrand besetzt. Auch Turniere haben die beiden schon im 7-köpfigen Team und mit weiteren Mitstreitern organisiert. Die weltweite selbstorganisierte Community „The Silph Road“ denkt sich dabei anspruchsvolle thematische Wettbewerbe aus und die Pokémon Go-Communities organisieren die Veranstaltungen dann lokal. Wo steht Mainz auf der nationalen und internationalen Pokémon-Bühne? In größeren Städten ist sicher noch mehr los und die richtig verbissenen Spieler wohnen in den USA oder Japan? „Nein. Wir sind die größte Gruppe deutschlandweit!“, so Tiffany nicht ohne Stolz. Die meisten Spieler seien um die 30 Jahre alt, also jene, die in den 90ern die Spiele gespielt und die Serie geguckt haben: „Kinder verlieren schnell das Interesse. Nach oben hin gibt es aber keine Altersgrenze! Edgar ist 67 glaube ich.“ Den Kanal mit dem Raid-Bot haben aktuell 1.800 User abonniert.

Monster To Go Die Mainzer Pokémon Go-Community

Internationales Turnier „London’s Finest“ 2019. Hier hat auch der Mainzer TopSpieler „TheNut93“ mitgemacht


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