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Die Zukunft der Mainzer Programmkinos

Vor drei Jahren wurde das altehrwürdige Residenz Kino (CinestarGruppe) abgerissen und ist schicken Wohnungen am Schillerplatz gewichen. Jetzt ist womöglich das nächste und letzte Mainzer Programmkino fällig. Wie es der Zufall will, ist auch hier der Bauträger Fischer&Co zuständig für die Immobilie in der Hinteren Bleiche 6-8, in der sich die vier PalatinKinosäle befinden sowie der Rockkeller „Alexander The Great“ (ATG) und eine Shisha-Bar. Das Gebäude wurde nach einem Rechtsstreit mit dem vorigen Pächter an Fischer&Co verkauft, die hier nun Wohnungen oder Büros errichten könnten. „Das Haus befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand“, behauptet Frank Röhr von Fischer&Co. Die Kino-Betreiber weisen dies zurück: Die Kinos seien TÜV-geprüft, es gab am Gebäude kaum etwas zu beanstanden. Fakt ist jedoch: Der Pachtvertrag für das Palatin läuft April 2022 aus. „Wenn die Räumlichkeiten nach den einschlägigen Auflagen vermietbar sind, können wir uns eine Verlängerung vorstellen“, meint Röhr. Ob die Pacht dann aber noch bezahlbar und ein wirtschaftlicher Kinobetrieb möglich ist, darf bezweifelt werden. Nun soll ein Gutachter entscheiden, ob das Gebäude abgerissen und neu gebaut oder saniert und erhalten werden kann. Doch wer wird das Gutachten anfertigen und wer bezahlen?

Film-Riss

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Verliert Mainz nach

einem Häuserdeal seine

Programmkinos?

Die Immobilie im Bleichenviertel wurde an Fischer&Co verkauft – das Ende der Mainzer Programmkinos? Jochen Seehuber (re.) und Eduard Zeiler vom Capitol und Palatin sehen ihre Zukunft düster

Zukunft der Kinos Sollten die vier Palatin Kinos schließen, wackelt auch das Capitol Kino um die Ecke, da die Kinos zusammengehören und wirtschaftlich nicht getrennt voneinander geführt werden können. Jochen Seehuber und Eduard Zeiler, die Betreiber, sind nur noch wenig optimistisch: „Alles in allem muss man unsere Zukunft momentan als ungewiss bezeichnen. Das Vorhaben eines Abrisses ist keineswegs ausgeschlossen“, so Seehuber. Sollten die Kinos verschwinden, hätte Mainz erstmalig kein Programmkino mehr bzw. nur noch das Cinestar am Südbahnhof und das kleine Cine Mayence am Schillerplatz. Um dies zu verhindern, sammeln sich Unterstützer der Kinos in diversen Foren und Gruppen und wollen eine Öffentlichkeit erzeugen über Petitionen, Initiativen und Demos. Dass die Stadt Mainz beispringt, ist aufgrund klammer Kassen kaum zu erwarten und auch das Land ist finanziell belastet. Vielleicht schreitet für die mehrfach ausgezeichneten Kinos doch noch das Kultusministerium ein. Politiker von DIEPARTEI bringen zudem den Gedanken eines Milieuschutzantrags ins Spiel, der durch den Stadtrat gehen könnte. Genügend Gründe gibt es, doch der der Ausgang bleibt weiterhin offen.

David Gutsche

Zukunft des ATG Im denkmalgeschützen Keller residiert seit etlichen Jahren das „Alexander the Great“, welches unter Umständen dort auch weiter existieren könnte. Durch einen Wasserschaden Mitte 2020 ist die Theke verfault, der Estrich herausgerissen und die Wände sind kahl. Überdies habe der Vorbesitzer versucht, den Mietvertrag kurzfristig zu kündigen, so Inhaber Michael „Sweaty“ Vogt, der dagegen mit seinem Anwalt vorgeht. Alles in allem stehen die Chancen für einen Erhalt damit in der Waage. Ein denkmalgeschützer Keller könnte weiter Bestand haben, doch sicher für das ATG ist das nicht. So hält Sweaty parallel bereits die Augen nach neuen Locations offen - vielleicht der Bluepoint Keller in der Frauenlobstraße, der demnächst „frei“ werden soll …

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