WOJ 23. Jg. - 1/2017
ISSN 0947-5273
1 2017 Jan uar F e b r uar M ä r z
Charta 77 – 40 Jahre danach
Bilder der Solidarität – Gerda Taro · Ignatz Bubis · Jörg Baberowski
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde des Gerhart-Hauptmann-Hauses,
das zurückliegende Jahr 2016 hat manche Überraschung für uns bereit gehalten, zuweilen durchaus solche der eher unliebsamen Art. Wir sind – meist gemeinsam mit den »berufenen Experten« – mit etlichen unerwarteten Entwicklungen konfrontiert worden. Vielleicht läßt uns dies mit einiger Vorsicht in das beginnende neue Jahr 2017 blicken, das jedenfalls seinerseits wichtige Entscheidungen bringen wird.
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m historischen Beispiel können wir 2017 ohne Zweifel durchexerzieren, dass das Unerwartete so selten gar nicht eintritt. Vor 100 Jahren, im April 1917, kehrte Wladimir I. Lenin aus seinem Exil in der Schweiz nach Russland zurück. Zu diesem Zeitpunkt rechnete wohl kaum jemand damit, dass Lenin und die von ihm angeführten Bolschewiki, zunächst nur wenige an der Zahl, etliche Monate später, nämlich Ende Oktober 1917, die amtierende russische Regierung in Petrograd stürzen und sich danach in einem freilich langwierigen und äußerst bluti-
West-Ost-Journal Januar Februar März
gen Bürgerkrieg zu den neuen Herren in Russland aufschwingen würden. Auch und gerade die deutschen »Russland-Experten«, welche Lenins Rückkehr überhaupt erst ermöglicht hatten, wurden von dieser Entwicklung überrascht: Zugetraut hatten sie dem kommunistischen Revolutionär und seinen Helfern wohl, dass sie in der Lage sein würden, beim damaligen Kriegsgegner Russland noch mehr Verwirrung und Chaos zu stiften als ohnehin schon im Zeichen des Zusammenbruchs der Zarenherrschaft herrschte. Aber dass Lenin bald an der Spitze eines neuen Staates, nämlich der Sowjetunion stehen würde, deren Existenz und Politik nahezu alle gewohnten Regeln des europäischen »Großmächtekonzerts« gründlich und nachhaltig über den Haufen werfen würde, das hatte niemand ins Kalkül gezogen. Und die Entscheidungen von 1917 hatten wahrhaft welthistorischen Charakter, denn der von Lenin maßgeblich gegründete Staat sollte die Weltpolitik bis zu seinem – in seiner tatsächlichen Geschwindigkeit übrigens auch unerwarteten – Ende vor genau 25 Jahren mitbestimmen.
4 Bilder der Solidarität 5 Alfred Kantorowicz 7 Charta 77 8 Selma Meerbaum-Eisinger 9 Ignatz Bubis
9 Leben in der Katastrophe. Die russische Revolution 1914-1924 10 Tschechische Filme 11 Vor der Morgenröte 12 Stefan Zweig
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Und selbst ein Vierteljahrhundert nach ihrem Ende ist die Sowjetunion ja nicht einfach nur Geschichte. Der Umgang, den das gegenwärtige Russland mit dem sowjetischen Erbe pflegt, spricht Bände. Bei einer Umfrage im November 2016 bedauerten 51 % der Befragten in Russland den Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. Russland und sein historisches Selbstverständnis (das ja nicht zuletzt zur Legitimation territorialer Ansprüche dienstbar gemacht wird) wird uns, soviel ist gewiss, 2017 jedenfalls weiterhin beschäftigen – und Niederschlag in unserem Programm finden.
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arüber hinaus behalten wir Geschichte und Kultur des östlichen Europa im Blick – das ist beileibe keine zuverlässige Versicherung gegen Überraschungen, immerhin aber sicherlich eine Verständnishilfe. Zu wenig Aufmerksamkeit erfährt zumeist etwa die Slowakei, die zwar kein direkter Nachbar Deutschlands, gleichwohl mit uns durch zahlreiche historische und kulturelle Fäden verbunden ist. Die slowakische EU-Ratsprä-
14 Enzyklika »Mit brennender Sorge« 15 Russlanddeutsche. Stiefkinder der Bundesrepublik Deutschland? 15 Raissa Orlova-Kopeleva
sidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2016 mag manch einem das Land präsenter gemacht haben. Wir wollen 2017 – auch mit Blick auf unsere Studienreise, die im Mai in die Slowakei führen soll (vgl. S. 23) – noch ein wenig nachhelfen. Dies auch, weil der Parlamentsbeschluss, der der Slowakei zu ersten Mal in ihrer Geschichte überhaupt staatliche Unabhängigkeit bescherte, im Juli 2017 exakt 25 Jahre zurückliegen wird. Mit diesen knappen Hinweisen mag es sein Bewenden haben – auch 2017 gibt es eine Fülle wichtiger Themen für uns, auf die wir Sie gerne aufmerksam machen möchten. Einen ersten Ausschnitt aus der breiten Palette finden Sie im vorliegenden Heft. Wir freuen uns mit Ihnen auf ein vielfältiges Jahr, das – hoffentlich – auch die eine oder andere positive Überraschung mit sich bringen wird. Herzliche Grüße Ihr
16 Aktion Rote Hand
23 Exkursion Bonn
17 Kontrapunkt
23 Exkursion Dalheim
21 SammelSURIUM
23 Studienfahrt Slowakei
22 Reisebericht Straßburg
24 Bibliothek 26 Fest-Noz
Ausstellung
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Fotos aus dem Spanischen Bürgerkrieg aus dem Nachlass von Alfred Kantorowicz und Gerda Taro
Bilder der Solidarität Ausstellungseröffnung
Gerda Taro und Robert Capa in Paris 1935
In Erinnerung an den Spanischen Bürgerkrieg und den Tod der Fotojournalistin Gerda Taro vor 80 Jahren zeigt das Gerhart-HauptmannHaus eine von Benedikt Behrens (Hamburg) kuratierte Ausstellung mit bisher überwiegend unbekannten Fotos aus dem Spanischen Bürgerkrieg aus dem Nachlass Alfred Kantorowicz und Gerda Taro.
Do, 16.03. 19.00 Uhr
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ach dem Militärputsch in Spanien am 18. Juli 1936 ging Gerda Taro (eigentlich Gerta Pohorylle) – wie viele andere Intellektuelle – zusammen mit Robert Capa (eigentlich André Friedman und ebenfalls jüdischer Abstammung) nach Spanien, um den Bürgerkrieg zu dokumentieren. Sie fotografierten die Gräuel des Spanischen Bürgerkrieges von der republikanischen Seite für verschiedene internationale Zeitungen. Am 25. Juli 1937 wurde Gerda Taro während eines Angriffs der deutschen Legion Condor bei Villanueva de la Cañada an der Brunete-Front von einem republikanischen Panzer überrollt. Die Negative der hier gezeigten Fotos von Gerda Taro sind erst vor wenigen Jahren im Zusammenhang mit dem Wiederauffinden des legendären »mexikanischen Koffers« entdeckt worden. In Mexiko tauchte ein Koffer auf mit tausenden von Bildnegativen, die bis dato als verschollen galten. Der unter dem Etikett »The Mexican Suitcase« Schlagzeilen machende Fund, der in den Wirren des Spanischen Bürgerkriegs verschwunden war, enthielt neben – teils bereits publizierten – Originalen von Capa u.a. auch
zahlreiche Bilder von Gerda Taro. Dies gilt als wichtiges Dokument der engen Zusammenarbeit von Capa und Taro. Der Fund befindet sich nun im International Center of Photography New York, das für diese Ausstellung zehn Leihgaben zur Verfügung stellte. Alfred Kantorowicz, der sich ab 1933 im französischen Exil befand, kämpfte ab Dezember 1936 in den Reihen der Internationalen Brigaden und wurde im Mai 1937 an die Front nördlich von Córdoba (Andalusien) versetzt, wo er Informationsoffizier des Tschapaiew-Bataillons wurde. An diesen Frontabschnitt gelangte im Juni 1937 auch Gerda Taro, die dort dutzende von Fotos aufnahm, die sowohl die militärische Lage an dieser vom Stellungskrieg gekennzeichneten Front als auch das Alltagsleben der Interbrigadisten sowie deren Beziehungen zur Zivilbevölkerung eindrucksvoll dokumentieren. Ein Vergleich der Bilder Taros mit denen der Kämpfer der Internationalen Brigade erscheint vor diesem Hintergrund besonders reizvoll. Die Ausstellung wird unter anderem von Vorträgen renommierter Referenten wie Prof. Walther L. Bernecker, führender deutscher Historiker des Spanischen Bürgerkriegs, und Irme Schaber, »Wiederentdeckerin« von Gerda Taro und Autorin der ersten Taro-Biografie, begleitet. Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Benedikt Behrens und Irme Schaber Laufzeit der Ausstellung: 16.03. bis 15.05.2017
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Vortrag
Gerda Taro während der Kämpfe im Spanischen Bürgerkrieg 1936
Alfred Kantorowicz
Alfred Kantorowicz (1899–1979) – ein deutsches Leben
»Wer drüben raus ist, ist hier auch raus.« Vortrag von Dr. Jörg B. Bilke
Mit unverkennbarer Bitterkeit resümierte Alfred Kantorowicz im Herbst 1960 die ersten drei Jahre seiner Existenz in der Bundesrepublik Deutschland: »Wer drüben raus ist, ist hier auch raus.« Am 20. August 1957 war Kantorowicz, bis dahin Professor für neueste deutsche Literatur an der Ost-Berliner Humboldt-Universität und Inhaber diverser anderer wichtiger Posten im Wissenschaftsbetrieb der DDR, nach West-Berlin geflohen. Bald übersiedelte er, im Anschluss an eine kurze Zwischenstation in Düsseldorf, nach München, später nach Hamburg.
Di, 21.03. 19.00 Uhr
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n der Bundesrepublik war er zunächst hochwillkommen: Ein Prominenter aus der DDR, der seit 1931 der KPD, seit 1946 der SED angehört hatte, der deren Führungspersonal um Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck aus nächster Nähe kannte, und der nun der »Ulbrichtschen Gewaltherrschaft« öffentlich abschwor. So einer war im Kalten Krieg zwischen den feindlichen politischen Systemen in Ost und West gut zu gebrauchen. Dies zumal
die Ost-West-Konfrontation mit der brutalen Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes durch die östliche Hegemonialmacht Sowjetunion und die nicht minder brutale Unterdrückung von Arbeiterunruhen in Poznań im ebenfalls kommunistisch beherrschten Polen im Jahr zuvor einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. Kantorowicz wurde also zunächst von den westdeutschen Medien hofiert. Schon zwei Tage nach seiner Ankunft im Westen der geteilten Stadt brachte der Sender Freies Berlin eine Ansprache Kantorowiczs, die durch den RIAS sogleich wiederholt wurde. Darin begründete er seine Flucht damit, dass er nun endgültig aller Illusionen über den wahren Charakter der »verabscheuungswürdigen Gewaltherrschaft« der »Ulbricht-Clique« verlustig gegangen sei. In einem ausführlichen Beitrag für die »Zeit« begründete Kantorowicz wenige Wochen später seinen endgültigen Bruch mit dem SED-Regime noch einmal eingehend, nicht zuletzt unter Verweis auf die Vorgänge in Ungarn. Verschiedene andere Erfahrungen hatten sich für Kantorowiczs Entscheidungsfindung zuvor summiert, so die Verhaftung Walter Jankas Anfang Dezember 1956. Janka, seit 1953 Chef des Aufbau-
Vortrag
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Autorinnen und Autoren bestand. Zwischen Dezember 1936 und Verlages und damit des wichtigsten Literaturverlages der DDR, April 1938 gehörte Kantorowicz als Freiwilliger den Internationawar seit der gemeinsamen Zeit in den »Internationalen Brigaden« len Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an, die auf republikaniim Spanischen Bürgerkrieg mit Kantorowicz befreundet. Die Tatscher Seite gegen die rechtsnationalen Putschisten um General sache, dass Janka im Juli 1957 vom Obersten Gericht der DDR als Francisco Franco kämpften. In Spanien begegnete Kantorowicz angebliches Haupt einer »konterrevolutionären Verschwörung« auch der jungen Fotografin Gerda Taro, die mit ihrem Kollegen zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, sah Kantorowicz als und Partner Robert Capa den Kampf gegen Franco für internadas, was sie tatsächlich war: die rigorose Abstrafung eines krititionale Zeitungen dokumentierte. Taro kam wenig später im Juli schen Intellektuellen, der Ulbricht und anderen lästig war. Kan1937 während der Schlacht um Brunete (südöstlich von Madrid) torowicz wusste spätestens seit diesem Zeitpunkt, dass ihm ein ums Leben, Kantorowicz wurde verwundet. ähnliches Schicksal drohte und zog die Konsequenzen. Natürlich folgte die öffentliche Verdammung des »Verräters« Kantorowicz Nach seiner Rückkehr aus Spanien lebte Kantorowicz zeitweilig in in der DDR seiner Flucht auf dem Fuße: Schon am 25. August Südfrankreich, weil er sich den Aufenthalt im weit teureren Pa1957 brachte das SED-Zentralorgan »Neues Deutschland« eine ris nicht mehr leisten konnte. 1940, als Frankreich überraschend Resolution, die Kantorowicz beschuldigte, seit jeher unehrlich schnell von Hitlers Wehrmacht besiegt und besetzt wurde, gelang gewesen zu sein und die seinen Weggang aus der DDR mit dem ihm mit knapper Not die Flucht in die USA. Dort konnte er für den Satz resümierte: »es wird sauberer bei uns.« Unterzeichnet war Rundfunk arbeiten, wie andere »linke« Emigranten allerdings sie von einer ganzen Reihe von alten Freunden und Bekannten misstrauisch überwacht vom FBI. Bereits 1946, wesentlich früher Kantorowiczs, jetzt allesamt Angehörige der kulturellen Elite der als die meisten anderen Emigranten (wenn sie denn überhaupt DDR, darunter Anna Seghers, Ludwig Renn (einst ebenfalls im zurückkehrten), ging Kantorowicz wieder nach Deutschland, seit Spanischen Bürgerkrieg in engem Kontakt mit Kantorowicz) und 1947 baute er sich in der Sowjetischen Besatzungszone mit Hilfe Stephan Hermlin. In der Folgezeit wurde Kantorowiczs Name – so alter Freunde wie Johannes R. Becher eine neue Existenz auf. wie der anderer Apostaten – der in totalitären Systemen üblichen »damnatio memoriae« unterworfen: Er verschwand aus offiziellen Dokumenten, seine Bücher wurden aus den Bibliotheken der ie hatte er mit seinem Entschluss im Sommer 1957 fahDDR entfernt, er wurde »Unperson« – allerdings nicht für den ren lassen. Nach dem ersten medialen Aufruhr um seinen Staatssicherheitsdienst, für den Kantorowicz zum »Operativen Wechsel machte Kantorowicz jedoch auch in der BundesVorgang Renegat« wurde, eine allzu bezeichnende Benennung. republik rasch mehr als ernüchternde Erfahrungen. Nachdem Die Stasi versuchte Kantorowicz auch im Weser nämlich anfangs die durchaus erwünschte Rolten zu schaden. le im antikommunistischen Sinn gespielt hatte, ein, den wollte Der Sommer 1957 war mithin einer der tiefswurde ihm bald klar, dass viele Verantwortliche man eigentlich, ten Einschnitte im Leben Alfred Kantorowiczs. in der Politik der Bundesrepublik einem wie ihm Dieser war am 12. August 1899 in Berlin gemit Misstrauen und gründlicher Abneigung genachdem er hinlänglich boren worden; seine jüdische Familie war aus genüberstanden: Immer noch ein »Linker«, wenn propagandistisch insdem pommerschen Swinemünde zugezogen. auch kein Parteikommunist mehr, ein ehemaliger trumentalisiert worden Der 18-Jährige zog 1917 mit Begeisterung in Emigrant, einer der in den Internationalen Brigawar, am liebsten bald den Ersten Weltkrieg; Kantorowicz erlebte, den im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatte, wieder loswerden. wie seine Kompanie in der letzten deutschen einer der immerhin lange Jahre in herausgehobe-
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Frühjahrsoffensive 1918 beinahe restlos vernichtet wurde. Anschließend studierte er in München und Erlangen Jura, arbeitete seit 1924 als Journalist für die linksliberale »Vossische Zeitung« in Berlin. Seit 1931 war er KPD-Mitglied; wie zahlreiche andere Linksintellektuelle sah er in der kommunistischen Partei das einzige wirkliche Gegengewicht zum Aufstieg des Nationalsozialismus. Mit der Unterwerfung unter die »Parteidisziplin« hatte er allerdings von vornherein seine Probleme.
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ür ein KPD-Mitglied jüdischer Herkunft blieb schon 1933 nur die Emigration, um der Verfolgung durch das NS-Regime zu entgehen. Kantorowicz lebte längere Zeit in Frankreich, war dort in der deutschen Emigrantenszene sehr aktiv. Unter anderem war er 1934 einer der Gründer der »Deutschen Freiheitsbibliothek« in Paris, deren Aufgabe in der Sammlung und Erhaltung der in Deutschland verbotenen Werke von NS-feindlichen
ner Stellung der SED-Diktatur gedient hatte. Nein, den wollte man eigentlich, nachdem er hinlänglich propagandistisch instrumentalisiert worden war, am liebsten bald wieder loswerden. So kämpfte Kantorowicz letztlich vergeblich um die Anerkennung von Wiedergutmachungsansprüchen aufgrund der erlittenen Verfolgung durch das NS-Regime, blieb im gewissen Sinne eben »raus« auch in Westdeutschland. Er lebte als Schriftsteller und Publizist, etwa die Wiedererlangung einer Professur blieb undenkbar. Erst kurz vor seinem Tod 1979 erhielt er manche Anerkennung. Aber da war die »Adenauer-Republik« auch schon Geschichte. Als der »Spiegel« im April 1979 die Todesnachricht brachte, stellte er nüchtern fest, dass der »unbequeme Mann keinen angemessenen Platz« in der Bundesrepublik habe finden können. Dr. Jörg B. Bilke resümiert das Leben Alfred Kantorowiczs, das ein Lehrstück der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert darstellt. Winfrid Halder
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Vortrag
Vor 40 Jahren: Gründung der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung Charta 77 Karel Cudlín – Das Tschechische Volk 1990
Im Januar vor 40 Jahren wurde die Charta 77 gegründet. Dieser Name bezeichnet sowohl die in der Tschechoslowakei verfasste Petition als auch die mit ihr verbundene Bürgerrechtsbewegung. Die Petition machte auf die Nichteinhaltung der Menschenrechte in der kommunistischen Tschechoslowakei in der Zeit der so genannten Normalisierung aufmerksam. Zu den ersten Unterzeichnern und Sprechern gehörten bekannte Persönlichkeiten wie der Dramatiker und spätere tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel. Einer der Auslöser zur
Gründung der Charta 77 war die Verhaftung der Musiker von »Plastic People of the Universe«. Die Rock-Gruppe war nach der Nieder-
schlagung des Prager Frühlings gegründet worden und bildete einen wichtigen Anziehungspunkt der alternativen Kulturszene in der kommunistischen Tschechoslowakei. In der Gründungsdeklaration forderten die 242 Erstunterzeichner die Einhaltung der Menschenrechte in der Tschechoslowakei und bezogen sich dabei auf die KSZE-Schlussakte von Helsinki, die vom damaligen tschechoslowakischen Präsidenten Gustav Husak unterschrieben worden war. Die Proklamation der Charta 77 berief sich auf diese gültigen Gesetze und forderte lediglich, dass die tschechoslowakische
Jubiläumsveranstaltung
Ausstellungseröffnung
Das Erbe der Charta 77
Karel Cudlín – Fotograf der politischen Umwälzungen
Moderation: PhDr. Tomás Sacher (Direktor des Tschechischen Zentrums Berlin)
Eine Auswahl von Fotografien von Václav Havel und von tschechischen Dissidenten
Mit einer Ausstellung des Mi, tschechischen Fotografen 08.02. Karel Cudlín, einer Podiumsdiskussion mit Zeit18.00 Uhr zeugen der Charta 77, u.a. Zbigniew Gluza, Leiter der Stiftung Zentrum Kartain Warschau, Petruška Šustrová, ehemalige Sprecherin der Charta 77, Wolfgang Templin und Wolfgang Nitsche, als Zeitzeugen der DDR-Oppositionsbewegung und Konzert des Prager Duos Andrej Polanský & Emül Langman. Weitere Hinweise auf www.g-h-h.de und im gesonderten Programm.
Karel Cudlín zählt zu den Großen in der tschechischen Fotografie. Er hat sich bisher vor allem als Dokumentarfotograf einen Namen gemacht. In seinen Bildern dokumentierte er als Leibfotograf Václav Havels nicht nur großartige Persönlichkeiten, sondern auch die gesellschaftlichen Umwälzungen im Tschechien der 1990er-Jahre. In Cudlíns Werk werden aber ebenso Grenzen der Fotografie deutlich: die Grenze zwischen Kunst und Faktum oder zwischen Zufall und Komposition. Laufzeit der Ausstellung: 09.02. bis 24.03.2017
Mi, 08.02. 17.30 Uhr
Andrej Polanský & Emül Langman
In Kooperation mit: Tschechisches Zentrum Berlin und Polnisches Institut Düsseldorf
Regierung die von ihr unterzeichneten Verträge auch einhält. Am 6. Januar 1977 veröffentlichte die französische Tageszeitung »Le Monde« die Proklamation der Charta. Weitere Zeitungen im westlichen Ausland, wie die »Times« und die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, folgten. Der Tschechoslowakische Staat reagierte mit Repressionen, mit Verhaftungen und Verhören. Die Charta 77 unterschrieben bis zum Ende des Kommunismus fast 1900 Personen. Auf diese Weise wurde die Charta 77 zur Plattform für die Menschenrechtsbewegung in der Tschechoslowakei und Vorbild von Bürgerrechtsbewegungen in Polen und der DDR.
Lesung
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Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger
»Und die Sehnsucht singt mich zur Ruh'« Gelesen von Pamela Granderath und Frank Schablewski
Die Familie Meerbaum-Eisinger kam in das Zwangsarbeitslager Michailowka. Als Arbeitssklaven mussten die Menschen dort im Steinbruch und im Straßenbau schwerste körperliche Arbeit verrichten. Selma arbeitete an der Heeresstraße IV. Im Winter erkrankte sie an Fleckentyphus und starb am 16. Dezember 1942. Was aber passierte mit der »Blütenlese« nach Selmas Deportation und Tod? Ihre Schulfreundin Else Keren übergab das Album Anfang 1943 Lejser Fichmann, als dieser sich kurz in Czernowitz aufhalten durfte, und dieser nahm es von dort mit ins Arbeitslager. Im Februar 1944 wurden die Arbeitslager in Rumänien aufgelöst und Lejser Fichmann kehrte nach Czernowitz zurück, von wo er die Auswanderung nach Palästina antrat.
Es ist einer Reihe von Zufällen zu verdanken, dass wir heute die Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger lesen können. Das jüdische Mädchen wurde 1924 in Czernowitz geboren, einer multikulturellen Metropole, die damals zu Rumänien gehörte. In Selmas Elternhaus wurde deutsch gesprochen, über mehrere Ecken war sie mit dem ebenfalls aus Czernowitz stammenden Dichter Paul Celan verwandt. Mit 15 Jahren verliebte Selma sich in Lejser Fichmann, einen jungen Mann, den sie in einer zionistischen Jugendgruppe kennengelernt hatte. Diese Liebe blieb jedoch unerwidert. Ihre Enttäuschung und ihren Schmerz darüber brachte das junge Mädchen in Gedichten zum Ausdruck. Es sind Gedichte voll Melancholie und Sehnsucht, sensibel und gleichzeitig erfüllt von jugendlicher Kraft und der Neugierde auf das Leben. Aus dem Bedürfnis heraus, Lejser Fichmann zu beschenken, schrieb Selma ab November 1941 ihre Gedichte in einem Album nieder, das sie zudem liebevoll bebilderte. Das Album nannte sie »Blütenlese« und versah es mit den Worten »Leiser Fichmann zum Andenken und zum Dank für viel unvergesslich Schönes in Liebe gewidmet«.
Do, 02.02. 19.00 Uhr
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eider hatte Selma keine Gelegenheit, Fichmann das Album persönlich zu überreichen. Er wurde mit mehreren Tausend jüdischen Männern im Februar 1942 aus Czernowitz in ein Arbeitslager deportiert und musste dort als Zwangsarbeiter im Straßenbau arbeiten. Selma selbst wurde mit ihren Eltern im Juni 1942 aus Czernowitz nach Transnistrien, einem Landstrich zwischen den Flüssen Dnjestr und Bug, deportiert. Ihr Album hatte sie kurz vor der Deportation über einen Mittelsmann ihrer Schulfreundin Else Keren zukommen lassen, damit diese es zu einem späteren Zeitpunkt Lejser Fichman übergebe. Die Familien Keren wurde nicht deportiert. So rettete ein Zufall die Gedichte von Selma.
Pamela Granderath ©Stefan Endres Langner; Frank Schablewski ©Frank Schablewski
Selma Meerbaum-Eisinger (rechts im Bild)
or seiner Abreise gab er das Album wieder zurück an Else Keren. Er wollte nicht, dass die Gedichte Selmas auf dem gefährlichen Weg nach Palästina verloren gingen. Fichmann kam in Palästina niemals an. Sein Schiff wurde von einem sowjetischen U-Boot versenkt, keiner überlebte den Schiffsuntergang. Ein nächster Zufall rettete die Gedichte Selmas. Die abenteuerliche Reise der »Blütenlese« ging weiter. Renée Michaeli, eine andere Schulfreundin Selmas, nahm das Album bei ihrer Auswanderung nach Palästina mit. Erst viele Jahre später werden die Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger veröffentlicht. Auf Umwegen und zufällig hatte der ehemalige Klassenlehrer von Selma, Else und Renée von den Gedichten erfahren und sie 1976 in Israel als Privatdruck in einer Auflage von 400 Exemplaren herausgegeben. Die in Deutschland lebende Dichterin Hilde Domin bekam einige Jahre später ein Exemplar geschenkt und schrieb dazu: »Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest: so rein, so schön, so hell und so bedroht.« Sie gab ihr Exemplar dem Journalisten Jürgen Serke, der für den »Stern« arbeitete und am 8. Mai 1980 einen Artikel über Selma MeerbaumEisinger und ihre Gedichte in der Zeitschrift veröffentlichte. Der Artikel erregte großes Aufsehen und führte schließlich dazu, dass der Verlag Hoffmann und Campe die Gedichte in einem Band mit dem Titel »Ich bin in Sehnsucht eingehüllt – Gedichte eines jüdischen Mädchen an seinen Freund« veröffentlichte. So fanden die Gedichte Selma Meerbaum-Eisingers schließlich ihren Weg ans Licht der Öffentlichkeit – 57 Gedichte, die sie unvergesslich machen. Heute gehört ihre Lyrik neben den Werken von Rose Ausländer und Paul Celan zum literarischen Vermächtnis der deutsch-jüdischen Kultur in der Bukowina. Sie wurden, von Iris Berben gelesen, als Hörbuch veröffentlicht. Künstler wie Reinhard Mey, Inga Humpe, Sarah Connor, Yvonne Catterfeld und Ute Lemper haben sie vertont und gesungen. Dieser besonderen Welt der Poesie verleihen die Düsseldorfer Autoren Pamela Granderath und Frank Schablewski ihre Stimmen und beleuchten auch ganz persönlich die Gedichte Meerbaum-Eisingers in ihrer heutigen Bedeutung. Pamela Granderath hat als Poetry-Slammerin bundesweite und internationale Bedeutung erlangt, Frank Schablewski wurde als Dichter zu verschiedenen Poesiefestivals im In- und Ausland eingeladen. Margarete Polok In Kooperation mit: Literaturbüro NRW
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Vortrag
Ignatz Bubis (1927–1999)
100 Jahre Russische Revolution
Vortrag von Fritz Backhaus
Vortrag von Prof. Dr. Jörg Baberowski
Eine Erinnerung zum 90. Geburtstag
Leben in der Katastrophe. Die russische Revolution 1914–1924
Schon der Umstand, dass Ignatz Bubis am 12. Januar 1927 im damals zum Deutschen Reich gehörenden Breslau geboren wurde, war eine Folge der gewaltigen und allzu oft gewalttätigen Verwerfungen im Europa des 20. Jahrhunderts. Seine Eltern waren 1919 aus Russland geflohen, das nach dem Zusammenbruch des Zarenreichs von einem brutalen Bürgerkrieg verheert wurde, der dort noch weit mehr zivile Opfer forderte als der vorangegangene Erste Weltkrieg. Die jüdische Bevölkerung, aus der Bubis‘ Familie stammte, hatte dabei besonders zu leiden. Die Flucht nach Deutschland brachte jedoch alles andere als Sicherheit vor antisemitischer Verfolgung. 1935 floh die Familie in die polnische Heimat von Ignatz Bubis‘ Mutter – im besetzten Polen wurden dann zahlreiche ihrer Mitglieder seit 1939 dennoch Opfer der rassistischen Massenmordpolitik der NS-Diktatur. Der junge Ignatz Bubis selbst überlebte mit knapper Not, kehrte trotz allem nach Kriegsende nach Deutschland zurück und baute sich als Geschäftsmann erfolgreich eine Existenz auf. Bald übernahm er auch führende Funktionen in der Öffentlichkeit; zunächst in der Jüdischen Gemeinde seines Wohnortes Frankfurt/M., später auch im Zentralrat der Juden in Deutschland. Von 1992 bis zu seinem Tod war Bubis dessen Vorsitzender. Zudem hat er sich auch als aktiver Politiker immer wieder gegen die Diskriminierung von Menschen, gegen Vorurteile und für die freiheitliche Demokratie eingesetzt. Der Referent Fritz Backhaus ist Stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main und ein ausgewiesener Kenner des Lebens und Wirkens von Ignatz Bubis.
Zu den einschneidenden Zäsuren des 20. Jahrhunderts gehören die revolutionären Ereignisse in Russland im Jahr 1917. Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen im Osten Europas waren ein tiefgreifender Einschnitt, dessen Nachwirkungen bis heute spürbar sind. Schon 1919 veröffentlichte der amerikanische Journalist John Reed, Zeitzeuge der russischen Revolution, sein Buch »Zehn Tage, die die Welt erschütterten«, in dem er ausführlich seine Beobachtungen in Russland in diesem Schicksalsjahr schilderte. Doch es waren nicht nur diese zehn Tage im Oktober, die die Weltgeschichte nachhaltig beeinflussen sollten. Die Verwerfungen und Brüche in der russischen Gesellschaft hatten sich über einen langen Zeitraum entwickelt und brachen sich in Eruptionen von Gewalt und Terror in verstärktem Maße seit Beginn des Ersten Weltkrieges Bahn. 100 Jahre nach Februarund Oktoberrevolution nimmt der Berliner Osteuropahistoriker Jörg Baberowski das Jahrzehnt des Ausnahmezustands in Russland in den Blick.
Do, 09.03. 19.00 Uhr
Do, 30.03. 19.00 Uhr
Professor Baberowski zählt zu den profundesten Kennern der neueren osteuropäischen Geschichte und hat sich mit zahlreichen Veröffentlichungen zu Terror und Gewalt einen internationalen Ruf erworben. In Kooperation mit: VHS Düsseldorf
In Kooperation mit: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
Foto: Wikipedia
Foto: Jüdisches Museum Frankfurt/Foto Rafael Herlich
Ignatz Bubis bei einer Podiumsdiskussion, 1998
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FilmE
Tschechische Dokfilme im Gerhart-Hauptmann-Haus
Reihe
Tschechische DokFilme am Mittwoch
Filip Topol
Mi, 11.01. 19.00 Uhr
FC Roma CZ 2016, 76 min, OmeU, Regie: Tomáš Bojar, Rozálie Kohoutová
Die Regisseure Tomáš Bojar und Rozálie Kohoutová erzählen die unglaubliche Geschichte des tschechischen Fußballklubs FC Roma, dessen Teammitglieder junge Roma sind. Die Spieler müssen die anderen Teams in der dritten Liga geradezu überreden, gegen sie anzutreten, viele Vereine lehnen es ab, gegen die Roma zu spielen. Was als Chronik eines Fußballvereins beginnt, wird bald zu einer Parade der alltäglichen Formen von Rassismus. Die unaufdringliche, beobachtende Arbeitsweise der Filmemacher lässt die Äußerungen der charismatischen Trainer gut zur Geltung kommen, die mit gesunder Ironie die Gesellschaft glossieren, die ihnen nur wenige Chancen lässt. Gerade die Aussagen der verschiedenen Protagonisten sind das expressivste Element dieses packenden Dokumentarfilms, der eine ziemlich aussichtslos erscheinende Situation beschreibt. Der allgegenwärtige Rassismus wirkt fast absurd, hat manchmal eine ungewollte Komik, ist meist aber vor allem erschreckend. »FC Roma«, der auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival Jihlava 2016 als bester tschechischer Film ausgezeichnet wurde, ist Tomáš Bojars Regiedebüt. Rozálie Kohoutovás letzte Regiearbeit ist das Porträt zweier Roma-Mädchen »Jenica a Perla«.
Mi, 15.02. 19.00 Uhr
Takovej barevnej vocas letící komety/A Colourful Tail of a Flying Comet CZ 2015, 100 min, OmrU, Regie: Václav Kučera
Der Musiker Filip Topol, Komponist, Texter, Pianist und Sänger der Band Psí vojáci, fand mit seiner unverwechselbaren Musik drei Generationen von Fans. Als er im Juni 2013 starb, verlor Tschechien einen seiner charismatischsten und talentiertesten Künstler. In seinem Dokumentarfilm zeichnet Regisseur Václav Kučera das Leben und Schaffen Filip Topols nach und erzählt viel über die tschechische Musikszene und Gesellschaft vor und nach der Samtenen Revolution. Schon mit dreizehn Jahren gründete Filip, Sohn des Dramatikers Josef Topol und jüngerer Bruder des Schriftstellers Jáchym Topol, seine erste Band. Da viele Dissidenten zu seinen Zuhörern gehörten, erregte er schnell den Unwillen der Behörden. Es war bald klar, dass die jungen Musiker nicht öffentlich Karriere machen würden. Ihre einzige Möglichkeit für die kommenden Jahre blieb die Underground-Szene. Als Filip Topol die Charta 77 unterzeichnete, war klar, dass sich daran in der Zukunft nichts ändern würde. Die politische Wende von 1989 brachte dann ganz neue Möglichkeiten, die Band veröffentlichte zahlreiche Alben und hatte bald Kultstatus. Seine Lieder und Texte, die er selbst als eine Form von Tagebüchern bezeichnete, durchziehen den ganzen Film, zu hören sind aber auch Auszüge aus seinen Erzählungen. In zahlreichen Interviews kommt Filip Topol selbst zu Wort, auch sein Bruder Jáchym und viele Freunde und Weggefährten erinnern sich an ihn. Erstaunliche Einblicke in Filip Topols Leben gewähren zahlreiche Fotografien und Filmaufnahmen, von denen hier viele erstmals gezeigt werden.
Foto: Karel Šustera
In Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum Düsseldorf
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FilmE
Die letzten Lebensjahre Stefan Zweigs
»Vor der Morgenröte«
Film – D/A/F 2016, 106 min, Regie: Maria Schrader
Mi, 22.03. 19.00 Uhr
Opři žebřík o nebe/Lean a Ladder against Heaven CZ 2014, 100 min, OmeU, Regie: Jana Ševčíková
Der ungewöhnliche Priester Marián Kuffa ist der Protagonist von Jana Ševčíkovás Dokumentarfilm, für den die tschechische Regisseurin fünf Jahre lang regelmäßig in die Slowakei gefahren ist. Sie zeigt Kuffa bei der Arbeit mit den Bedürftigen und in seiner Freizeit, aber auch mit den Augen der von ihm Betreuten. Zwischen ihnen und der Regisseurin bildete sich in den Jahren ein Vertrauensverhältnis, so dass manche Aussagen vor der Kamera fast an eine Beichte erinnern. Ein stämmiger Mann betritt einen bis auf den letzten Platz gefüllten Gebetsraum. Sein Priestergewand verbirgt eine Fleecejacke und seine Hände, die ganz schwielig sind von harter Arbeit. Der Mann ist Marián Kuffa, früher einmal Bergsteiger, seit langem schon Priester in einem kleinen slowakischen Dorf am Fuße der Tatra. Mit viel Energie und der festen Überzeugung, das Richtige zu tun, hat er hier sein »Krankenhaus der Seelen« aufgebaut, in dem er sich um Obdachlose, Haftentlassene, Drogenabhängige, Behinderte und andere sozial benachteiligte Menschen kümmert. Hier gelten feste Regeln, bleiben darf nur, wer nicht trinkt, jeden Tag ehrlich arbeitet und die zehn Gebote respektiert. Der Film lief auf mehreren internationalen Festivals, u. a. im Wettbewerb des Filmfestivals Karlovy Vary, und wurde mit dem Pavel Koutecký-Preis 2015 ausgezeichnet. Der Jury gefiel, wie behutsam und gleichzeitig direkt er in die Welt seiner Protagonisten eintaucht.
Der Spiegel sprach nach der Uraufführung von »Vor der Morgenröte« im Juni 2016 von einer »Sternstunde des deutschen Kinos«. Der Film behandelt die letzten Lebensjahre Stefan Zweigs (1881–1942), zu dessen bis heute bekanntesten Werken die historischen Miniaturen unter dem Titel »Sternstunden der Menschheit« zählen. Er zeigt den weltbekannten Autor in der Emigration in Brasilien, wo Zweig zwar begeisterte Aufnahme findet, zugleich aber dem Entsetzen über die Entwicklung in Europa, das von der NS-Diktatur mit Krieg und Massenmord überzogen wird, nicht entkommen kann. Unter der Regie von Maria Schrader spielen Josef Hader, Barbara Sukowa, Matthias Brandt u. v. a.
Mi, 18.01. 15.00 Uhr
Quelle: Casa Stefan Zweig, Petrópolis (Brasilien)
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Stefan Zweig und Lotte Altmann-Zweig
Zum 75. Todestag von Stefan Zweig (1881–1942)
Tod im »Land der Zukunft«
Eine kommentierte Lesung mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder Fassungslos war Carl Zuckmayer, als er Anfang März 1942 vom Selbstmord Stefan Zweigs erfuhr. Zuckmayer hörte die Nachricht unverhofft, als ihn ein amerikanischer Bekannter fragte: »Did you know Stefan Zweig?« Erst einen Moment später wurde Zuckmayer gewahr, was die Vergangenheitsform zu bedeuten hatte. Bis dahin hatte er nichts von Zweigs Freitod erfahren – dies wohl auch, weil Zuckmayer mit seiner Frau zu jener Zeit seit einem knappen Jahr in größter Abgeschiedenheit lebte.
Do, 23.02. 19.00 Uhr
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r hatte eine Farm gepachtet, im kleinen nordöstlichen USBundesstaat Vermont, direkt an der Grenze zu Kanada. Ländlicher ging es kaum in den USA, Vermont hatte nicht einmal 360.000 Einwohner, die Hauptstadt Montpelier kam mit 8.000 Bewohnern gerade auf Kleinstadtniveau. In Barnard, der nächstgelegenen Ortschaft zur Backwoods Farm der Zuckmayers, lebten keine 500 Menschen. Beide hatten gerade im harten, schneereichen Winter alle Hände voll damit zu tun, den Farmbetrieb mit einer Vielzahl von Tieren halbwegs aufrecht zu erhalten; weder Zuckmayer noch seine Frau hatten irgendeine Erfahrung mit Landwirtschaft. Da blieb kaum Zeit für irgendetwas anderes; überregionale Zeitungen waren ohnehin nicht leicht erreichbar. Und ein Kurzwellenradio war »enemy aliens« seit dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 verboten – Zuckmayer wurde als Deutscher betrachtet, obwohl ihm 1939 vom NS-Regime die Staatsbürgerschaft aberkannt worden war. Erst 1946 erhielt er die US-Staatsbürgerschaft. Carl Zuckmayer erinnerte sich nach Erhalt der Todesnachricht daran, dass er Stefan Zweig etwa ein Jahr zuvor zum letzten Mal gesehen hatte. Während eines USA-Aufenthaltes Zweigs, der bereits seit 1934 in Großbritannien lebte, hatte sich dieser mit Zuckmayer in New York getroffen. Beide kannten sich gut: Zuckmayer hatte 1926 – nach seinem ersten großen Erfolg als Bühnenautor mit dem Stück »Der fröhliche Weinberg« in Berlin – ein Haus im idyllischen Henndorf, unweit von Salzburg,
erworben und dies zu seinem Sommerwohnsitz gemacht. Der gebürtige Wiener Stefan Zweig war nach dem Ersten Weltkrieg 1919 nach Salzburg gezogen. Zweig begrüßte den ihm persönlich bis dahin unbekannten, 15 Jahre jüngeren Schriftstellerkollegen freudig gewissermaßen als »Nachbarn«. Beide freundeten sich an; 1931 war ihre Beziehung so eng, dass Zweig Zuckmayer bat, mit ihm allein seinen 50. Geburtstag zu begehen. Zweig, längst einer der bekanntesten deutschsprachigen Schriftsteller seiner Zeit, war jedem Rummel um seine Person zutiefst abgeneigt und zog es vor, nur mit Zuckmayer und vollkommen privat in München essen zu gehen, statt irgendwelche Feierlichkeiten über sich ergehen zu lassen. Bei dem New Yorker Treffen mit Zweig im Frühjahr 1941 befand sich Zuckmayer, bis 1933 einer der erfolgreichsten jüngeren Bühnenautoren Deutschlands, in einer prekären Situation: Noch im Jahr der Installierung des NS-Regimes war er nach Österreich emigriert, hatte den Henndorfer Nebenwohnsitz zum Hauptwohnsitz in dem noch selbständigen Nachbarland gemacht. 1938, nach der Besetzung Österreichs durch die Wehrmacht, hatte er auch seine Henndorfer Bleibe verloren und musste Hals über Kopf in die Schweiz fliehen. Im Juni 1939 waren er, seine Frau und die jüngere Tochter des Paares mit einem Besuchervisum – und mit aufgrund der Ausbürgerung eigentlich bereits ungültigen Reisepässen – in die USA gelangt. Obwohl Zuckmayer dort einige einflussreiche Freunde hatte – etwa die bekannte Journalistin Dorothy Thompson – und auch zahlreiche befreundete Künstler-Kollegen wiedertraf, die bereits vor ihm emigriert waren – etwa Marlene Dietrich oder Fritz Lang –, war es schwer für ihn Fuß zu fassen.
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ie viele andere bekam er zwar rasch einen verhältnismäßig gut dotierten Vertrag als Drehbuchautor in Hollywood; die kalifornische Filmmetropole empfand Zuckmayer jedoch bald als »Vorhölle«, wie er später in seinen Memoiren schrieb. Die Art von »unterhaltsamen« Stoffen nach dem Geschmack der »Traumfabrik« lag Zuckmayer ganz und gar
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Lesung Ehemaliges Wohnhaus von Stefan Zweig in Petropolis
nicht. Zum Entsetzen Fritz Langs warf Zuckmayer in Hollywood hin und kehrte nach New York zurück. Nirgendwo sonst rangen damals mehr deutsche und österreichische Emigranten um ihre Existenz – etwa 25.000, vielfach zuvor Angehörige der intellektuellen Elite ihrer Heimat. Zuckmayer schlug sich, mit vorläufig noch mangelhaften Englischkenntnissen, als miserabel bezahlter Lehrer an einer von Erwin Piscator gegründeten Schauspielschule durch, als er Stefan Zweig zum letzten Mal begegnete. Bald darauf zog er das risikoreiche und in jeder Beziehung mühselige Farm-Projekt in Vermont der New Yorker Misere vor. Stefan Zweig befand sich in einer ungleich günstigeren Lage als Carl Zuckmayer, ja äußerlich betrachtet ging es wohl nur wenigen Angehörigen des deutschsprachigen Exils noch besser als ihm. Zweig hatte lange vor 1933 als Schriftsteller auch internationalen Erfolg gehabt, er hatte also ein Leserpublikum weit über Deutschland und Österreich hinaus. Bereits seit 1927 hatte er mit der New Yorker Viking Press einen prominenten amerikanischen Literaturverlag, der seine Werke in Übersetzungen herausbrachte. Seine Werke wurden auch in zahlreiche andere Sprachen übertragen. Mithin war der Verlust des deutschen Buchmarktes, wo die Bücher des »Juden Zweig« seit 1933 nicht mehr erscheinen durften, zwar auch für ihn ein herber materieller Einschnitt, gravierende finanzielle Sorgen hatte er gleichwohl auch danach nicht. Vielmehr konnte es sich Zweig noch immer leisten, viele Freunde und Bekannte in großzügigster und völlig selbstloser Weise zu unterstützen, so etwa Joseph Roth. Zweig – der 1881 in ein vermögendes jüdisches Elternhaus in Wien hineingeboren worden war – war darüber hinaus schon als junger Mann viel gereist, war weltgewandt und polyglott. Er sprach gut Englisch, fließend Französisch und konnte sich in einigen anderen Sprachen immerhin verständigen. Seit 1940 war er zudem britischer Staatsbürger, war also Inhaber gültiger Ausweispapiere. Für Brasilien, wo Zweig vor dem New York-Besuch von 1941 schon eine Weile gelebt hatte, besaß er eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Schon bei seinem ersten BrasilienBesuch 1939 hatte Zweig, den weltbekannten Autor, dort eine begeisterte Leserschaft empfangen. Überall als Gast gern gesehen, standen Zweig praktisch alle Türen bei der wohlhabenden Führungsschicht des Landes offen. Er konnte sich für Freunde, die ebenfalls aus dem inzwischen vom Krieg erschütterten Europa fliehen wollten, ohne Schwierigkeiten in direktem Kontakt mit Regierungsmitgliedern einsetzen. Gerade hatte Zweig sein vorletztes, auch sogleich wieder in mehreren Sprachen erscheinendes Buch veröffentlicht: »Brasilien. Ein Land der Zukunft«, eine – wie immer – brillant geschriebene tour de force durch die Geschichte des Gastlandes und ein vielleicht ein wenig zu enthusiastisch ausfallender Lobpreis auf dessen Gegenwart.
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weig reiste in Begleitung seiner fast drei Jahrzehnte jüngeren zweiten Ehefrau Lotte, die ihn bei seiner Arbeit unterstützte. Lotte Zweig, geborene Altmann, stammte aus einer jüdischen Fabrikantenfamilie im oberschlesischen Kattowitz. Zweig hatte sie im britischen Exil kennengelernt und zunächst als Sekretärin beschäftigt. Nach dem Zerbrechen seiner
ersten Ehe hatten Stefan Zweig und Lotte Altmann wenige Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 an ihrem damaligen Wohnort im britischen Bath geheiratet. In Brasilien, wohin Zweig mit Lotte im März 1941 zurückgekehrt war, hatten sich beide in Petropolis, einem Städtchen etwa 60 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro, niedergelassen. Da Petropolis auf einem Höhenzug liegt, ist dort das Klima wesentlich angenehmer als im tropischen Rio. Die Zweigs mieteten ein kleines Haus und konnten sich auch drei Bedienstete leisten. Zweig hatte die Gewissheit, dass er alles, was er schreiben würde, auch weiterhin würde publizieren können.
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nd dann dieser vorderhand rätselhafte Doppelselbstmord gemeinsam mit Lotte Zweig im Februar 1942. Zweig war wenige Wochen zuvor 60 Jahre alt geworden, hatte aber keine größeren gesundheitlichen Probleme, war materiell abgesichert und befand sich fernab der antisemitischen und politischen Verfolgung in Europa. Unverständlich auf den ersten Blick nicht nur für Carl Zuckmayer, sondern auch für viele andere Emigranten, denen es meist zumindest äußerlich weit schlechter erging als Zweig. Liest man allerdings die Briefe, die er mit Lotte, aber bis zu seinem Tod auch immer noch mit seiner ersten, 1938 geschiedenen Frau Friderike sowie mit engen Freunden wechselte, so wird Zweigs wachsendes Entsetzen über den Untergang des alten Europa in Krieg und Massenmord deutlich, sein Grauen über das unwiederbringliche Verschwinden seiner »Welt von Gestern«, deren Abgesang er zuletzt in seinem erst posthum erschienenen Erinnerungsbuch schuf. Die Lesung ist darauf gerichtet, Zweigs innere Entwicklung vor dem Hintergrund der eskalierenden Kriegssituation in Europa deutlich werden zu lassen. Die Erschütterung, die Stefan Zweigs Tod bei Carl Zuckmayer auslöste, schlug sich nieder in seinem mit Verve geschriebenen »Aufruf zum Leben«, den er sich in der Vermonter Abgeschiedenheit abrang und im März 1942 in der New Yorker Zeitschrift »Aufbau« veröffentlichte. Diese war eines der wichtigsten Sprachrohre der deutschsprachigen Emigration in den USA. Zuckmayer bekundete Respekt vor dem individuellen Entschluss zum Suizid, wandte sich aber zugleich energisch gegen eine derartige vermeintliche »Erlösung«. Zuckmayer schrieb: »Jedes einzelne Leben, einmalig und einzig in eines Menschen Leib und Seele geprägt – jedes einzelne Leben, das trotzt und gegen die Vernichtung sich erhält und seiner Losung treu bleibt, ist eine Macht, eine Festung, an der sich der feindliche Ansturm brechen muß. Solang noch einer lebt, wenn auch in äußerster Bedrängnis, der anders denkt, fühlt, glaubt und will als der Bedränger, hat Hitler nicht gesiegt. […] Wir müssen dieses Leben bis zum äußersten verteidigen, denn es gehört uns nicht allein. Was auch kommen mag: kämpft weiter. Lebt: aus Trotz – wenn alle andern Kräfte Euch versagen und selbst die Freude lahm wird – lebt: aus Wut! Keiner von uns darf sterben, solange Hitler lebt! Seid ungebrochen im Willen, die Pest zu überleben.« Winfrid Halder In Kooperation mit: Literaturbüro NRW
Vortrag
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Vor 80 Jahren: Die Enzyklika »Mit brennender Sorge« wird veröffentlicht
Paukenschlag am Palmsonntag Vortrag von Prof. Dr. Karl-Josef Hummel Do, 23.03. 19.00 Uhr
Papst Pius XI.
Der Termin war sehr bewußt gewählt: Der 21. März war der Palmsonntag des Jahres 1937. Traditionell waren die katholischen Kirchen zu Beginn der Karwoche besonders gut gefüllt. Von allen Kanzeln im damaligen Deutschen Reich wurde das päpstliche Rundschreiben »Mit brennender Sorge« verlesen. Das NS-Regime wurde völlig überrascht: Sowohl die Vorbereitung, die Drucklegung wie auch die Verteilung des Schreibens an alle katholischen Pfarreien in Deutschland hatte trotz einer Vielzahl Beteiligter vollkommen geheim gehalten und die Verlesung demnach vom NS-Verfolgungsapparat nicht verhindert werden können. Erst in der Nacht vor der Verlesung erhielt Reinhard Heydrich, der stellvertretende Chef der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), Hinweise auf die geplante Aktion – zu spät, um noch wirksam dagegen einschreiten zu können. Hitler, Goebbels und Himmler tobten.
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enn niemals zuvor war die NS-Diktatur von kirchlicher Seite schärfer öffentlich verurteilt worden als nunmehr mit der Enzyklika, die weltweit Aufsehen erregte. Ausgangspunkt des Lehrschreibens waren die fortgesetzten Verstöße gegen Regelungen des im Juli 1933 zwischen dem Vatikan und der Regierung Hitler abgeschlossenen Reichskonkordats. Insbesondere katholische Organisationen, darunter vorzugsweise Jugendverbände, deren Bestand und Tätigkeit durch das Konkordat von kirchlicher Seite als rechtlich gesichert angesehen wurden, waren im Grunde von vornherein Ziel von Drohungen, eklatanten Benachteiligungen und massiven Angriffen von Instanzen des Staates und der NSDAP gewesen. Dazu kamen zahlreiche andere Drangsalierungen und Zwangsmaßnahmen bis hin zu »Schutzhaft« in Konzentrationslagern, denen Gläubige und Geistliche ausgesetzt waren. Schon den sogenannten »Röhm- putsch« vom Juli 1934, eine großangelegte Mordaktion vorrangig gegen vermeintliche innerparteiliche Konkurrenten Hitlers, hatte die Gestapo genutzt, um auch gleich einige prominente Katholiken zu ermorden. Zu den seit 1933 kirchlicherseits gesammelten Erfahrungen erklärte folglich die Enzyklika:
»Der Anschauungsunterricht der vergangenen Jahre klärt die Verantwortlichkeiten. Er enthüllt Machenschaften, die von Anfang an kein anderes Ziel kannten als den Vernichtungskampf.« Dieser aber beruhe auf einer »grundsätzlichen Feindschaft gegen Christus und seine Kirche«. Die »Vertragsumdeutung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung« sei vom Regime »zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht« worden. Neben einer langen Aufzählung von konkret benannten Rechtsverstößen durch das Regime enthielt das Rundschreiben darüber hinaus eine entschiedene Absage an die nationalsozialistische Ideologie: »Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottbefohlene Ordnung der Dinge.« Das Reichskonkordat von 1933 war zunächst von vielen Katholiken in Deutschland, gleichviel ob Laien oder Geistlichen, hoffnungsvoll begrüßt worden. Bemühungen um eine ähnlich umfassende vertragliche Regelung des Verhältnisses von Staat und katholischer Kirche waren zuvor mit den demokratisch legitimierten Regierungen der Weimarer Republik immer wieder ergebnislos steckengeblieben. Mit der gerade installierten Regierung Hitler war man innerhalb weniger Wochen handelseinig geworden. Die brutale Ernüchterung folgte bald. Freilich brauchten vor allem die Führungspersonen der Kirche lange, um sich zu einer derart offensiven Form des Widerspruchs und der Anklage, wie ihn die Enzyklika vom März 1937 darstellte, durchzuringen.
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or allem der Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz, der Breslauer Erzbischof Adolf Kardinal Bertram, hatte lange Zeit irrtümlich der Überzeugung angehangen, man könne die Verantwortlichen in Staat und Partei durch nicht-
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öffentliche Interventionen zur Mäßigung, ja zur Abstellung der Übelstände veranlassen. Der betagte Oberhirte – Bertram war 1933 schon 74 Jahre alt – amtierte in der schlesischen Metropole bereits seit 1914 als Erzbischof. Auf den vorangegangenen Bischofskonferenzen hatten die Oberhirten der deutschen Bistümer immer intensiver und kontroverser über Zweckmäßigkeit und Erfolgsträchtigkeit der für die Öffentlichkeit praktisch nicht wahrnehmbaren »Eingabenpolitik« Bertrams debattiert. Vor allem jüngere Bischöfe meldeten zunehmend Widerspruch an, darunter insbesondere Clemens August Graf von Galen, der 1933 im Alter von 55 Jahren zum Bischof von Münster geweiht worden war, und Konrad Graf von Preysing, 1933 52 Jahre alt, seit 1932 Bischof von Eichstätt, seit 1935 Bischof von Berlin. Von Galen und von Preysing waren nicht zufällig Angehörige der kleinen Bischofsgruppe, die im Januar 1937 nach Rom reiste, um mit Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli (später Papst Pius XII.) und Papst Pius XI. das weitere Vorgehen abzustimmen. Angeführt wurde die Bischofsdelegation von Kardinal Bertram, mit dabei waren auch Michael Kardinal von Faulhaber, seit 1917 Erzbischof von München, und Karl Joseph Kardinal Schulte, seit 1920 Erzbischof von Köln. Im Anschluss an die Beratungen, bei denen auch
Vortrag und Diskussion
Bertram schließlich trotz anhaltender Bedenken dem Plan einer öffentlichen kirchenamtlichen Stellungnahme zur Lage der Kirche in Deutschland zustimmte, beauftragte Pacelli Kardinal von Faulhaber mit der streng geheimen Abfassung eines Entwurfs. Ungewöhnlich genug war an sich schon der Umstand, dass der Urtext eines päpstlichen Lehrschreibens nicht in lateinischer, sondern in deutscher Sprache verfasst wurde. Faulhabers Vorlage wurde sodann von Pacelli selbst, der über hervorragende Deutschkenntnisse verfügte, überarbeitet und erweitert. Nach der Zustimmung durch Papst Pius XI. wurde das Bravourstück der insgeheimen Drucklegung und Verteilung der Enzyklika in Deutschland ins Werk gesetzt. Winfrid Halder Prof. Dr. Karl-Josef Hummel, langjähriger Leiter der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, referiert über die Entstehung und die Wirkung des spektakulären Rundschreibens. Veranstaltungsort: Maxhaus – katholisches Stadthaus in Düsseldorf, Schulstraße 11, Düsseldorf
In Kooperation mit: Maxhaus – katholisches Stadthaus in Düsseldorf
Ursachen und Folgen der wachsenden Politisierung der Russlanddeutschen in der Berichterstattung der deutschen Medien und aus der Sicht der Betroffenen
Stiefkinder der Bundesrepublik Deutschland?
Vortrag und Gespräch mit Dr. Viktor Krieger (Universität Heidelberg) und Thorsten Klute, Staatssekretär für Integration im nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales In jüngerer Zeit sind politische Haltungen in und Äußerungen aus Teilen der bundesrepublikanischen Bevölkerung mit russlanddeutschen Wurzeln verstärkt ins Blickfeld der medialen Berichterstattung und öffentlicher Debatten getreten. Dabei spielte nicht zuletzt die Frage nach der Reichweite und Wirkungsmächtigkeit von Sichtweisen, die in russischen Staatsmedien propagiert werden, eine Rolle. Es wurden auch Bestrebungen von Kräften am rechten Rand des politischen Spektrums erkennbar, Einfluss auf diese Bevölke-
Do, 02.03. 19.00 Uhr
rungsteile zu gewinnen. Die Veranstaltung dient dazu, eine nüchterne Bestandsaufnahme vorzunehmen und über allzu vordergründige Betrachtungsweisen hinauszugelangen. Dr. Viktor Krieger, der an der Universität Heidelberg lehrt, ist ein weithin bekannter Experte für Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland. Thorsten Klute, der für Integrationsfragen zuständige Staatssekretär in der nordrhein-westfälischen Landesregierung, ist eng vertraut mit den verschiedenen Aspekten der Einbindung von Menschen mit russlanddeutschen Wurzeln in die westdeutsche Gesellschaft. Winfrid Halder
Eine Frau zwischen Russland und Rheinland
Raissa Orlova-Kopeleva Vortrag von Natascha Janovskaja
Die russische Geschichte ist reich an starken Frauen, die die Geschichte und Kultur des Landes nachhaltig prägten. Raissa Orlova-Kopeleva, die Ehefrau des sowjetischen Dissidenten Lev Kopelev, war eine solche herausragende Persönlichkeit: Als Journalistin, freie Schriftstellerin und Expertin für amerikanische Literatur setzte sie sich ebenso wie ihr Mann seit den 1970er-Jahren für die Menschenrechte in
Di, 07.03. 19.00 Uhr
der Sowjetunion ein. Mit einem Befehl vom 12. Januar 1981, unterschrieben von Generalsekretär Leonid Brežnev, wurde ihr die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt. Sie ging gemeinsam mit ihrem Mann ins Exil. In Köln nahm sie seinerzeit Heinrich Böll auf. Doch für die russische Frau jüdischer Abstammung war das Leben im Rheinland ein Spagat zwischen zwei Welten. Über ihre Fähigkeit, eine neue Heimat zu gewinnen, ohne die alte aufzugeben, referiert die Diplom-Pädagogin Natascha Janovskaja.
Aktionstag
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Kinder in Kriegen
Jugendliche und die »Aktion Rote Hand« Immer wenn wir in den letzten Monaten glaubten, dass es nicht mehr schlimmer werden könne, wurden wir eines Besseren belehrt. Es waren die Geschichten von Frauen und Kindern, die auf die grausamste Weise verfolgt, ausgehungert oder umgebracht wurden. Die Hilflosigkeit der Diplomatie spürten wir als die eigene, weil auch wir nicht wussten, wie wir damit fertig werden sollten.
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Im Februar 2017 soll ein ehrgeiziges Programm auf die schlimme Situation von Kindern in Kriegen aufmerksam machen: Im Bundestag wie wohl auch im Landtag NRW werden Abgeordnete die »Aktion Rote Hand« durchführen. Zudem sollen Jugendliche, die die Aktion in ihrer Schule oder Jugendeinrichtung durchführen, erstmalig auch in Rathäusern empfangen werden. Im Zentrum der Aktion steht der 12. Februar. Am 12. Februar 2002 trat das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, in dem der Einsatz von Kindern in Kriegen verboten wurde, in Kraft. An diesem Tag sollen besonders viele Aktionen stattfinden. Die »Aktion Rote Hand« wird aber auch das ganze Jahr hindurch genutzt, um auf die Menschenrechtsverletzungen an Kindern hinzuweisen.
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ädagogisch gesehen ist es für Jugendliche wichtig, sich mit dem Thema Gewalt, die Kinder in Kriegen erleben, auseinander zu setzen. Die Jugendlichen werden täglich mit Bildern von Konflikten und Kriegen konfrontiert und die Auseinandersetzung mit dem Thema hilft ihnen, die Gefühlte, die die Bilder auslösen, zu verarbeiten. Mit der »Aktion Rote Hand« können die Jugendlichen aktiv ihrem Wunsch nach Frieden Ausdruck verleihen und werden politisch aktiv.
Carina Gödecke, Präsidentin des Landtags NRW, setzt eine rote Hand
Wir bitten alle Schulen und Jugendeinrichtungen, aber auch alle Organisationen und Vereine, sich an der »Aktion Rote Hand« zu beteiligen. Günter Haverkamp Kontakt und weitere Informationen: Günter Haverkamp Geschäftsführer Aktion Weißes Friedensband e.V. www.aktion-rote-hand.de
»Aktion Rote Hand« Im Rahmen der »Aktion Rote Hand« engagieren sich Jugendliche in aller Welt gegen den Missbrauch von Kindern in Kriegen. An Aktionstagen setzen sich die Jugendliche in Schulen, Jugendorganisationen und Kirchengemeinden intensiv mit den Themen Krieg, Kinderrechte und Gewalt auseinander und formulieren dann ihre Botschaft an Politik und Gesellschaft, die sie auf einzelne Blätter schreiben und mit einem roten Handabdruck versehen. Die Aktionsblätter mit den roten Händen werden dann an PolitikerInnen – Bürgermeister, Bundes- und EuropolitikerInnen – übergeben. Auf diese Weise wanderten die roten Hände schon mehrmals ins Europaparlament und zu den Vereinten Nationen nach New York. Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus unterstützt die »Aktion Rote Hand«. Gleichzeitig ist der Aktionstag Auftakt der Veranstaltungsreihe »Kinder und Krieg«, die sich 2017 mit dem Thema in Vorträgen, Ausstellungen, Lesungen und Schulprojekten beschäftigen wird.
Fotos: Friedensband
iese Gedanken beherrschten auch die kleine Versammlung, die am 30. November 2016 im Gerhart-HauptmannHaus über das Thema Kindersoldaten sprechen wollte. Grundsätzlich wurde festgestellt, dass in jedem der zahlreichen Konflikte, die wir gegenwärtig erleben, Kinder eingesetzt werden. Wir sprachen von 250.000 Kindern, fürchten aber, dass es wesentlich mehr sind. Es sind die 9-Jährigen im Irak, die vom IS aus den Familien herausgeholt und zum Kämpfen gezwungen werden. Es sind die Mädchen, etwa 40 Prozent der Kindersoldaten, die in besonderer Weise auch der sexuellen Gewalt ausgeliefert sind. Wir erinnerten uns aber auch an die Kinder, die im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen verführt oder gezwungen wurden, in den letzten aussichtslosen Gefechten ihr Leben zu riskieren oder zu verlieren. Kindersoldaten sind also gleichzeitig Opfer und Täter. Die bei dem Treffen anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von UNO, Politik und Organisationen wie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen sowie Plan International waren sich einig darin, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt und dass die Jugendkampagne »Aktion Rote Hand« eine geeignete Form ist, etwas in Gang zu bringen. Die »Aktion Rote Hand«, 2003 von FRIEDENSBAND initiiert, wird von der Kindernothilfe, UNICEF, terre des hommes, World Vision und anderen Organisationen getragen. Rund 500.000 vor allem Jugendliche haben bereits ihre rote Hand für den guten Zweck gegeben.
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Kontrapunkt I
Kontrapu nkt – Di e B e i lag e de r Kü nstle rwe r kstatt im G e r hart-Hau ptmann-Haus
Kontrapunkt-Gespräch mit der Filmregisseurin Marina Anselm
Ferne Heimat Karatau
In ihrem Film »Wind in meinem Haar« begleitet Marina Anselm ihre Mutter Melitta auf einer Reise nach Kasachstan, wohin ihre Familie im Zweiten Weltkrieg deportiert worden war. Nahezu fünf Jahrzehnte lang verbrachte die Familie in Kasachstan, bis 1990 ihre Ausreise nach Deutschland möglich geworden war. Jahrzehnte, die Spuren hinterlassen haben und im Rückblick eine veränderte Wertung erhalten. Marina Anselm wurde 1982 in Karatau/ Kasachstan geboren, studierte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Mit Marina Anselm sprach Franz Heinz.
2,5 Millionen Deutsche aus Russland leben heute in der Bundesrepublik Deutschland. Die meisten von ihnen haben gesellschaftlichen Anschluss gefunden, kommen beruflich gut voran oder sind in der Ausbildung. Dennoch fällt vielen die Integration, auch zwei Jahrzehnte nach der Zuwanderung, schwer. Warum? Die Deutschen aus Russland haben zwei Jahrhunderte lang im Russischen Reich gelebt. Obwohl viele deutsche Familien sehr darauf bedacht waren, ihre Kultur, Sprache und Identität trotz aller Widrigkeiten zu erhalten, haben die gesellschaftlichen und politischen Einflüsse ihrer Umgebung sie geprägt. In der Sowjetunion war es sehr wichtig, persönliche Beziehungen in alle Bereiche zu pflegen. Der Wert einer Freundschaft war sehr hoch, während man mit staatlichen Institutionen möglichst wenig zu tun haben wollte. Mit der Integration in die individualisierte und erfolgsorientierte Gesellschaft in Deutschland haben viele Deutsche aus Russland bis heute Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass sie hier oft nicht als Deutsche, sondern als Russen wahrgenommen werden. Das widerspricht dem Selbstverständnis der Deutschen aus Russland, deren Familien wegen ihrer Identität vieles erleiden und ertragen mussten. Die verlorene Heimat ist bei den deutschen Heimatvertriebenen unvergessen. Im Gegensatz dazu erfolgte die Rückführung der Russlanddeutschen mehrheitlich aus den Deportationsgebieten, wohin sie unter Stalin zwangsangesiedelt worden sind. Sind echte Heimatgefühle oder sogar Heimweh nach diesen Gebieten und Orten vorstellbar? Vielen ist es genau deshalb leicht gefallen, nach Deutschland zu gehen und alles zurück zu lassen, was sie sich aufgebaut hatten. Sie haben ja nicht ihre Heimat verlassen, sondern das »Deportationsgebiet«. Dabei unterschätzten sie, wie stark ein Ort einen Menschen prägt. Von meiner Mutter weiß ich, dass sie noch viele Jahre lang von ihrem alten Haus und ihrem Garten in Kasachstan geträumt hat. 25 Jahre nach der Ausreise, nach einer Besuchsreise dorthin, ist ihr klar geworden: »Tatsächlich, dies ist meine Heimat!« Noch immer leben in Russland größere Gruppen von Deutschen. Wie gut ist der Kontakt zu diesen Gruppen und was ist für sie heute besonders dringlich? Ich persönlich habe kaum Kontakt zu Deutschen in Russland oder Kasachstan. Ich weiß aber, dass viele alte Menschen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion darunter leiden, die National-
sprache ihres Landes nicht mehr zu verstehen. Statt Russisch hören sie im Alltag, im Fernsehen und Radio nur noch Kasachisch, Ukrainisch oder Georgisch. Sie fühlen sich fremd in ihrem Land. In Kasachstan gibt es seit dem Ende der Sowjetunion zudem nationalistische Tendenzen, die sich auch auf den Arbeitsplatz auswirken. Dabei bleibt es für die Deutschen wichtig, ihre eigene Kultur und Identität nicht zu verlieren. Da tut es gut, dass es in Almaty noch eine deutschsprachige Zeitung gibt, die auch online abrufbar ist, und dass das Goethe-Institut in vielen Ländern präsent ist, Deutschkurse anbietet und kulturelle Angebote bereithält. Den Russlanddeutschen wird ein besonders ausgeprägter Sinn für die Gemeinschaft nachgesagt. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit hat sich gerade in den Jahrzehnten der Sowjetdiktatur stärkend auf die Volksgruppe ausgewirkt. Droht dieser Gemeinschaftssinn in Deutschland zu versickern oder doch zu verwässern? Die Gefahr ist mit Sicherheit da. In unserer globalisierten Gesellschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, für ein Studium oder einen Arbeitsplatz in eine andere, vielleicht sogar weit entfernte Stadt zu ziehen. Der Kontakt zur Familie wird dadurch zwangsweise loser. Kommen lange Arbeitszeiten und ein ausgefülltes Freizeitprogramm dazu, kann es schwierig werden, den engen Kontakt zur russlanddeutschen Gemeinschaft aufrecht zu erhalten. Über unsere Kinder aber finden wir immer wieder »zurück zu den Wurzeln«. Tatsächlich orientieren sich viele Russlanddeutsche bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes oder des Studiums daran, ob vor Ort noch Freunde oder Verwandte ihrer weit
Kontrapunkt II
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gefassten Großfamilie leben. Und noch immer entscheiden sich Russlanddeutsche sehr oft für eine russlanddeutsche Partnerin und umgekehrt. Wie beurteilen Sie, wie und was in Deutschland über die Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen vermittelt wird? Lange Zeit empfanden wir es als deprimierend, wie wenig über unsere Geschichte und Kultur in Deutschland bekannt ist. Mit Vorurteilen und Klischees haben sich nicht nur unsere Eltern und Großeltern, sondern auch wir Kinder in der Schule auseinandersetzen müssen. Inzwischen befassen sich Schriftsteller, Journalisten, Filmemacher und Geisteswissenschaftler mit der Geschichte und Kultur der Deutschen aus Russland. Auch mein im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus gezeigter Dokumentarfilm »Wind in meinem Haar« will einen Beitrag dazu leisten. Ich hoffe sehr, dass dieses Wissen, das über die Deutschen aus Russland in die Gesellschaft getragen wird, zu einem besseren Verständnis füreinander und einem guten Miteinander führt. Marina Anselm
Solikamsk Papierfabrik. Flößerei. Bäume gehen zur Arbeit. Dort zieht man ihnen das Fell ab, zermalmt zu einer weichen
durchgekneteten Masse müssen sie vieles ertragen, bevor sie zu Papier werden, das bekanntlich geduldig ist. Solikamsk – Ort im Nordural
Themenheft Deutsche Autoren aus Russland
Heimat – die es dennoch gibt
Die Zeitschrift »Rhein« widmet ihr Heft 13 ausschließlich Deutschen Autoren aus Russland. Es enthält auf 100 Seiten Gedichte und Prosa von 23 noch in Russland geborenen und nach Deutschland übersiedelten Autorinnen und Autoren sowie Fotos und Bildwerke russlanddeutscher Künstler. Nur wenige von ihnen sind bisher – Eleanora Hummel und Artur Rosenstern weisen darauf in ihrer Einführung hin – von der deutschen Literaturszene wahrgenommen worden. Die Thematik, wird beanstandet, sei zu wenig zeitgemäß und der immer wiederkehrende »Opferstatus« wirke inzwischen abgestanden. Literarisch ergiebiger seien zeitnahe Themen wie die Integration und die neuen Nachbarschaftsverhältnisse. Es sind aber die Betroffenen selbst, die über Entrechtung, Deportation und Gulag berichten und nicht alles nur den Archiven überlassen wollen. Der literarische Stoff ist keineswegs erschöpft und stellt zugleich zeitnahe Verbindungen zu den östlichen Völkern, Sprachen und Kulturen her. Die russlanddeutschen Autoren fühlen sich geradezu zur Aufarbeitung ihrer Geschichte herausgefordert. Waldemar Weber, 1944 in Westsibirien geboren, heute in Augsburg ansässig, hat den Gedanken über die »Heimat – die es dennoch gibt« in eines seiner Gedichte
eingebunden und sieht sich hier auf der existentiellen Sinnsuche. Es sind viele Wege, die zu gehen möglich sind, und die Literatur will hier als Pfadfinder und zugleich als Wegbegleiter in Anspruch genommen werden. Die Russlanddeutschen sind dabei, ihre Vergangenheit und das Ende ihrer Siedlungsgeschichte kreativ zu bewältigen. Hier ist viel zu tun, und wir sollten ihnen dieses Anliegen nicht weg reden wollen. Nicht das Vergessen befreit – es ist vielmehr das Wissen über das, was war, das beim Einrichten in den neuen Lebensraum in Deutschland hilfreich sein kann. Im Zurückfinden in die Sprache und in die europäische Welt. Die im Themenheft »Deutsche Autoren aus Russland« der Zeitschrift »Rhein« vorgenommene literarische Auswahl bietet einen Querschnitt zur Befindlichkeit der Russlanddeutschen, über ihr Gruppenverständnis und ihren Anspruch, in Deutschland zugehörig zu sein. Es ist bereits das vierte Themenheft der Zeitschrift. Dem vorliegenden Band sind die Hefte »Deutsche Literatur aus Rumänien«, »Literarischer Weinberg Rolandsbogen« und »Köln – heilig, unheilig« vorangegangen. Deutsche Autoren aus Russland Themenheft der Zeitschrift »Rhein«, November 2016
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Kontrapunkt III
Jenny Schon
»Es trieb mich fort ...« Die Schriftstellerin Jenny Schon, geboren 1942 in Trautenau/Trutnov im Riesengebirge, gelangte nach der Vertreibung nach Brühl und Köln und zog 1961 nach WestBerlin. Sie studierte an der Freien Universität Berlin und veröffentlichte mehrere Gedichtbände sowie Romane und Sachbücher. Jenny Schon wurde mit dem diesjährigen Literaturpreis der Künstlergilde Esslingen ausgezeichnet. Die in unserer Beilage veröffentlichten Gedichte sind dem Band »Fus-s-volk. Gedichte in Bewegung« (Geest-Verlag, Vechta 2012) entnommen.
Foto: Jenny Schon, Friedhof Schwadorf
2009 – 20 Jahre danach
Vertriebene Triebe Ich bin angekommen Nachdem Die Geschichte der Väter Mich ins Rheinland trieb Da war ich nie Ich bin angekommen In West-Berlin nach dem Mauerbau Als die Väter noch Immer ihr Unwesen trieben Gelebt Hab ich dort nicht Es trieb fort mich Immer wieder Nach Arkadien Ich suchte die blaue Blume Und fand nur Steine So Ward ich nicht heimisch Heimat Hatte ich gehabt Im Kinderwagen Bewacht vom Berggeist So hatte es mir Oma erzählt Da Hab ich gelebt in einem anderen Leben Heute Ist Krakonosch Der Berggeist Gebirgsjäger In der Nato
Caputh
20 Januar 2009
Wie fremd doch die Orte Unverständlich nicht nur die Sprache Worte haben einen anderen Sinn Heimat kann ich es nicht nennen Das Dorf an der Havel Auch wenn das Licht ins Wasser fällt Im Farbenrausch der Ufergewächse Maler und Dichter Haben gesungen und gezecht Und ich sitze zwischen Menschen Allein an der Fähre Einstein konnte nicht schwimmen
Eine Kerze für Yes, we can angezündet Auch wir hatten einen Traum Wir sind das Volk Lange Abende Gesessen und Darüber nachgedacht Wann diese Kerze In unserem Fenster Erlosch Ich glaube Damals war's – Ja damals
Für Mechthild Günther
So abhängig von den Verhältnissen Die Menschen schaffen Ausgeliefert den Orten An die sie gestellt Es ist ihre Ortung Die durch die Gassen huscht Ihre Gespräche gelten für immer Dachten sie Und schwiegen Jetzt sind sie nur einfach Die Stillen Auf dem Havelgrund Wie der Fischer und sin Fru Haben sie den Mund voll genommen Das bekommt dem Schweigen nicht
Barack Obama gewidmet
Kontrapunkt IV
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Kontrapunkt-Galerie
Oskar Gottlieb Blarr: Was mich fröhlich stimmt Das Charakteristische meiner Arbeit kann ich kaum beschreiben! Die Hauptbeschäftigung eines praktischen Kirchenmusikers bringt es mit sich, dass er einen Gemischtwarenladen betreibt. Völlig unzeitgemäß und doch schön spannend. Es wird nahezu alles verlangt: Orgelspielen, Proben und Konzerte mit Chor und Orchester. Singen mit der Gemeinde, Singen auf den Kirchentagen, Singen im Kindergarten, Sonntags-Gottesdienste, Schulgottesdienste, Taufen, Trauungen, Konzertreisen (nach Polen, Island, Israel, Italien...) oder als Gast-Organist, Gast-Dirigent, Gast-Dozent oder Orgel-Experte unterwegs. Was daran ist charakteristisch? Wie ich daneben noch Neben- und Ehrenämter betreut habe, bleibt schleierhaft, und noch schleierhafter ist mir, wie ich parallel dazu so viel komponiert habe: vier Sinfonien, vier abendfüllende Oratorien, eine Oper, 18 Kantaten, einen bunten Haufen Kammermusik, Lieder fürs Gesangbuch und vieles für die Orgel. Komponist werden wollte ich seit meiner Konfirmation, obwohl mein Konfirmator der Meinung war, dass man Komponist erst durch die Akklamation der Musikgeschichte werden könne. Zurzeit arbeite ich an drei Stücken – an zwei kleinen und einem großen. Zu den Kleinen gehört ein Stück für die junge Geigerin Assia Weißmann, die mit dem Jugend-Sinfonie-Orchester nach China fährt und mich um ein Solo als Zugabe nach dem Schostakowitsch-Konzert gebeten hat. Das andere ist eine LiedKomposition für Ensemble und Stimme auf einen Text des masurischen Dichters Erwin Kruk »Nie tam, tu« (»Nicht dort, hier«). Es ist mein Dank an die Universität Ermland-Masuren in Olsztyn, die mir am 14. Oktober 2016 die Ehrendoktorwürde verliehen hat für meinen Einsatz zur Rettung historischer Orgeln in West- und Ostpreußen. Als nächstes steht an die Wiederherstellung der großen Sauerorgel von 1864 in der Kathedrale von Kwidzyn/Marienwerder – ein Projekt von fast 800.000 Euro. Das große Stück, an dem ich arbeite, ist eine Art Pfingst-Oratorium, Pfarrer Oskar Brüsewitz gewidmet, der sich am 18. August 1976 aus Protest gegen die Repressalien der DDR-Behörden selbst verbrannte. Damals als geistesgestört erklärt, gilt er heute als ein wichtiger Wegbereiter zum Fall der Berliner Mauer. PS. Es freut mich, hier im »Kontrapunkt« in einer Reihe mit Ulla Dretzler zu stehen. Zu ihren Bildern habe ich lustige Duos für zwei Klarinetten geschrieben. In meiner östlich orientierten Kunstsammlung sind neben Bildern von Anatol, Corinth, StaneGrill, Mollenhauer, Dolezich und Mrosek zwei große Bilder von Ulla Dretzler, die einen vitalen Rhythmus haben, starke Farben. Bilder, die – wenn man das heute noch sagen darf – fröhlich stimmen. Oskar Gottlieb Blarr, Organist, Dirigent, Komponist. 1943 in Ostpreußen geboren. 1961–1999 Kantor der Neanderkirche in Düsseldorf. Schallplattenproduzent, Buch-Autor, Vorsitzender der Künstlergilde NRW, Professor an der RobertSchumann-Musikhochschule. Sabbatical in Jerusalem, Rom-Stipendium NRW, Jerusalem Stipendium der Stadt Düsseldorf.
Redaktion der Beilage: Franz Heinz
P. E. Gabel (1875–1938): Marienwerder Dom
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Ausstellung
Mit der Kraft des Wortes
SammelSURIUM Ausstellungseröffnung
Do, 26.01. 17.30 Uhr
Sammeln – Leidenschaft oder Spleen? Privates Rückzugsgebiet oder Austausch in einer Gemeinschaft? Zu bewahrendes Vermächtnis oder vergebliche Manie?
Die erste Ausstellung für das Jahr 2017 im Gerhart-Hauptmann-Haus präsentiert ein Projekt der »Keyworker Oberkasselplus« und widmet sich dem Sammeln. Keyworker sind engagierte Bürger, oft Seniorinnen und Senioren, die selbst organisiert und eigeninitiativ in den Bereichen Kunst, Kultur und Soziales arbeiten.
I
Die Keyworker haben Düsseldorfer Sammlungen und ihre Sammler besucht und sie nach Beweggründen und persönlichen Geschichten befragt. Daraus sind Texte, Fotos und Filme entstanden. 16 Sammler präsentieren nun in der Ausstellung Ausschnitte ihrer Privatsammlungen und geben Auskunft über ihre »Leidenschaften«: ein kunterbuntes, sehenswertes Sammelsurium verschiedenster Sammelgebiete – von Kunst bis Kitsch, von Alltagsgegenständen bis zu Skurrilitäten. Auch die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus leistet als eine der ausgewählten 16 Sammlungen einen Ausstellungsbeitrag. Zwar ist das GerhartHauptmann-Haus kein Museum und arbeitet deshalb nicht nach den international anerkannten ethischen Grundlagen eines Museums (»ICOM Code of Ethics«) und nach dem Prinzip »Sammeln, Bewahren, Forschen sowie Ausstellen & Vermitteln«. Doch gibt es auch hier im Haus einige kultur- und erinnerungsgeschichtlich wertvolle, dem Haus vor vielen Jahren anvertraute Objekte, von denen in der Ausstellung ein kleiner Ausschnitt gezeigt wird. Die Gestalter der Ausstellung »SammelSURIUM« sind Mitstreiter der »Keyworker Oberkasselplus«. Ihre Wurzeln liegen im linksrheinischen Düsseldorf und sie werden unterstützt von der Diakonie Düsseldorf, zentrum plus Oberkassel. Mehr unter www.keyworkeroberkassel.de Laufzeit der Ausstellung: 26.01. bis 03.03.2017 Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11.00 bis 18.00 Uhr In Kooperation: Diakonie Düsseldorf, zentrum plus Oberkassel
Collage von Gabriele Kerkhoff
n der Ausstellung »SammelSURIUM« werden die Keyworker Oberkasselplus das Thema »Sammeln” künstlerisch und dokumentarisch darstellen. »SammelSURIUM« zeigt die Privatheit des Sammelns, das Sammeln selbst wird als alltagskulturelles Phänomen beleuchtet. Normalerweise zeigen sich private Sammlungen – insbesondere, wenn sie nicht von außerordentlich kunsthistorischer oder künstlerischer Bedeutung sind, kaum in der Öffentlichkeit, sondern bleiben im Verborgenen. Diese Ausstellung bietet einen Blick in diese sonst eher private Welt einiger ausgewählter Düsseldorfer Sammler. Dargestellt wird hier die Beziehung von unterschiedlichen Sammelobjekten und Sammlerpersönlichkeiten.
Begleitprogramm zur Ausstellung SammelSURIUM:
Blütenpracht und Farbmagie: Der Charme des japanischen Kimonos Ruth Jäschke, Kulturreferentin beim Japanischen Generalkonsulat, präsentiert Einzelstücke ihrer umfangreichen Kimono-Sammlung zusammen mit dem Kimonoklub der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Tauchen Sie ein in die spannende Welt des Kimonos und erfahren Sie mehr über dieses traditionsreiche japanische Gewand, das nicht nur visuell zu bezaubern vermag, sondern auch diverse Informationen und Botschaften vermitteln kann.
Sa, 11.02. 16.00 Uhr
Lust und Last des Sammelns: Literarische Lesung und Diskussion Die Lesegruppe der Keyworker des Düsseldorfer Stadtmuseums liest Auszüge aus literarischen Werken, die sich mit dem Thema Sammeln beschäftigen. Anschließend wird über die Magie des Sammelns, die auch zur Last werden kann, mit den Anwesenden diskutiert.
Di, 14.02. 17.00 Uhr
Reisebericht
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Studienfahrt und Fotowettbewerb
Besuch bei den französischen Nachbarn
Foto: Vanessa Friedl
Jugendstudienfahrt ins Elsass und zum Europäischen Parlament
»Wer bin ich?« In den Gesprächen ging es oftmals um Fragen der Identität und Zugehörigkeit, aber auch um Fragen zur europäischen Geschichte und Gegenwart. Hier wurde der große Wissensdurst der Reiseteilnehmer spürbar. Die Jugendlichen haben die Eindrücke von dieser Studienfahrt in vielen Fotos festgehalten. Einige der Bilder haben sie für einen Fotowettbewerb zur Verfügung gestellt, dessen Ergebnisse auf dem Weihnachtsmarkt des Gerhart-Hauptmann-Hauses am 4. Dezember 2016 vorgestellt wurden. Vier Jugendliche wurden für ihre Fotos mit einem Preis ausgezeichnet: Kevin Alt für die geheimnisvollsten Orte, Gerda Dillmann für die beste Installation, Vanessa Friedl für das europäische Straßburg und Franziska Grabowski für die ungewöhnlichste Perspektive. Die Studienfahrt nach Frankreich war die zweite, die die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus 2016 in Zusammenarbeit mit Kin-Top durchgeführt hat. Schon in den Osterferien hatte sich eine Gruppe von 25 Jugendlichen und Erwachsenen auf Usedom mit den deutsch-polnischen Beziehungen beschäftigt und bei Ausflügen nach Peenemünde und świnoujście/Swinemünde mit den Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft auseinandergesetzt. 2017 soll die erfolgreiche Kooperation mit Kin-Top fortgesetzt werden. Sabine Grabowski
Foto: Alexandra Dillmann
»Wer bin ich?« Mit dieser Frage im Gepäck ging es zusammen mit 21 Jugendlichen und acht Erwachsenen in den Herbstferien 2016 auf eine europäische Entdeckungsfahrt nach Frankreich. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem Verein Kin-Top aus Düsseldorf-Garath galt es, sich nicht nur mit den eigenen Wurzeln und Perspektiven auseinanderzusetzen, sondern auch auf den Spuren der deutsch-französischen Beziehungen und der europäischen Geschichte zu wandeln. Die Exkursion begann mit einem Zwischenstopp in der Pfalz: Schloss Hambach bei Neustadt an der Weinstraße war vor rund 180 Jahren ein Ort von herausragender europäischer Bedeutung. Im Jahr 1832 zogen freiheitsliebende Menschen im sogenannten Völkerfrühling hinauf zum Hambacher Schloss, um sich in einer großen internationalen Demonstration für Meinungs- und Pressefreiheit einzusetzen. Bei einem Workshop diskutierten die Jugendlichen intensiv und differenziert darüber, was ihnen Freiheit heute bedeutet. Was passieren kann, wenn totalitäre Regime Feindschaft provozieren und Menschen gegeneinander aufhetzen, wurde schnell deutlich, als wir unser Quartier im Elsass erreichten: In der Jugendbegegnungsstätte des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Niederbronn-les-Bains fiel der Blick sofort auf die tausenden Kriegsgräber der Toten des Zweiten Weltkriegs. Die Geschichten hinter den Kreuzen sind bitter: Viele der dort Beigesetzten waren bei ihrem Tod genauso alt wie die Jugendlichen heute. Welche Freiheiten und Entscheidungsmöglichkeiten hatten die Kriegsgefallenen in diesem Alter? Sehr anschaulich zeigte ein Besuch der Bunkeranlagen der Ligne Maginot den Wahnsinn der gegenseitigen militärischen Aufrüstung in den 1930er-Jahren. Ganz anders hingegen war der Eindruck von Straßburg. Hier wurde für die Jugendlichen die jahrhundertealte Verflechtung deutscher und französischer Traditionen im Elsass greifbar und in ihrer europäischen Dimension erfahrbar. Das Europäische Parlament – in Straßburg errichtet an einer zentralen Stelle der deutsch-französischen Konfrontation – führte die Bedeutung eines in Frieden und Vielfalt geeinten Europa ganz besonders intensiv vor Augen
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Exkursionen
Tagesexkursion
Der Rhein. Eine europäische Flussbiografie Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn
Johann Adolf Lasinsky Der Rhein bei Koblenz-Ehrenbreitstein 1828
Nicht nur die Romantiker wussten den Rhein Mi, mit seinen beeindruckenden Landschaftsbil18.01. dern, Felsen und Burgen zu schätzen. Internationale Wasserstraße, Grenzfluss, industrieller 10.40 bis Verkehrsweg und Sehnsuchtsort: der mächtige 19.00 Uhr Strom weckt viele Assoziationen. Mit einer umfangreichen Ausstellung präsentiert die Bundeskunsthalle in Bonn den vielleicht bedeutsamsten Fluss in Europa und widmet sich den unzähligen Mythen und Märchen rund um »Vater Rhein«. S.G. Teilnahmekosten 35 €, plus Fahrkosten (ca. 10 €) Anmeldeschluss: 13.01.2017; Treffpunkt: Hauptbahnhof »Servicepoint«, 10.40 Uhr (pünktlich), Abfahrt 10.58 Uhr; Fahrkosten werden vor Fahrtbeginn auf die Teilnehmer umgelegt (Gruppenticket Schöner-Tag-NRW/Zusatzticket VRR)
Tagesexkursion
»Luther 1917 bis heute« Im Jubiläumsjahr der Reformation präsentiert das LWL-Klostermuseum im westfälischen Dalheim eine Sonderausstellung, die sich mit der Rezeption Martin Luthers in der jüngeren deutschen Geschichte auseinandersetzt. Als »Schicksalsfigur der Deutschen« begegnet er uns auf vielfältige Weise. Die Ausstellung lädt ein, auf seinen Spuren das 20. Jahrhundert zu durchwandern. Neben einer Führung durch die Ausstellung steht bei dieser Exkursion ein Besuch der sehenswerten Klosteranlagen von Dalheim auf dem Programm. S.G.
Sa, 25.03. 08.30 bis 18.00 Uhr
Teilnahmekosten 45 €, inklusive Eintritt, Führung und Busfahrt Anmeldeschluss: 15.03.2017; Treffpunkt: Hauptbahnhof Düsseldorf, Busbahnhof, Touristikhaltestelle Worringer Straße 140, 8.30 Uhr (pünktlich)
Bild: Kunstsammlungen der Veste Coburg als Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung Bayreuth
Sonderausstellung im Kloster Dalheim
Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg als Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung Bayreuth
Anmeldung für beide Exkursionen über die VHS Düsseldorf, Info unter 0211-899-4150; http://www.duesseldorf.de/vhs/ service/an_und_abmeldung.shtml. In Kooperation mit: VHS Düsseldorf
Luther
1917 bis heute Sonderausstellung 31.10.2016 bis 12.11.2017 im Kloster Dalheim „Luther. 1917 bis heute“ wird gefördert durch:
Studienreise
Von Wien in die Hohe Tatra Studienreise in die Slowakei
3. bis 10. Mai 2017
Flug von Düsseldorf nach Wien, Bratislava/ Preßburg, Banska Bystrica/Neusohl, Niedere Tatra, Rosenau/Roznava, Kosice/Kaschau, Hohe Tatra, Zips, Tyrnau/Trnava, Bratislava, Rückflug Wien-Düsseldorf
Preis: ca. 1.099 €, EZ-Zuschlag 170 €; Anmeldefrist: 31.01.2017; Detaillierte Informationen und Anmeldungen: Mattias Lask, 021116991-18, lask@g-h-h.de Vorbesprechung zur Studienreise: 24.04. - 15.00 Uhr
Bibliothek
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Bibliothek
Unsere Neuzugänge zum Jahresbeginn Eine Einladung zum Entdecken und Lesen
Belletristik Elisabeth Tondera Das Zeitenkarussell Im Mai 1936, an Martas zehntem Geburtstag, geht ihre glückliche Kindheit auf dem Bauernhof im Ermland zu Ende. Da bemerkte Marta, dass sich ihre ältere Schwester Greta plötzlich und auf unerklärliche Weise veränderte und dass die »Kräuterfrau« Herta an diesem Vorfall beteiligt war. An ihrem 83sten Geburtstag wird Marta von den Erinnerungen ihrer Kindheit auf tragische Weise eingeholt. Da kommt sie endlich dem düsteren Familiengeheimnis, das sie ihr ganzes Leben begleitet hat, auf den Grund. Elisabeth Tondera legt einen spannend und lebendig erzählten Roman über ein Frauenschicksal vor. Siegfried Lenz Der Überläufer
Es ist der letzte Kriegssommer, die Nachrichten von der Ostfront sind schlecht. Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird einer kleinen Einheit zugeteilt, die eine Zuglinie sichern soll und sich in einer Waldfestung verschanzt hat. Bei sengender Hitze und zermürbt durch stetige Angriffe von Mückenschwärmen und Partisanen, aufgegeben von den eigenen Truppen, werden die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers zunehmend menschenverachtend und sinnlos. Die Soldaten versuchen sich abzukapseln: Einer führt einen aussichtslosen Kampf gegen einen riesigen Hecht, andere verlieren sich in Todessehnsucht und Wahnsinn. Und Proska stellen sich immer mehr dringliche Fragen: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen? Wer ist der wahre Feind? Kann man handeln, ohne schuldig zu werden? Und: Wo ist Wanda, das polnische Partisanenmädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht? Siegfried Lenz schrieb den Roman »Der Überläufer« bereits 1951. Erst 2016 ist das Werk postum erschienen. Iris Wolff Halber Stein
Sine, eine junge Frau, die nach Abschluss ihres Studiums auf der Suche nach ihrem beruflichen Weg ist, kehrt nach über 20 Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurück. Ihre Großmutter Agneta ist gestorben, und gemeinsam mit ihrem Vater Johann ist sie zu deren Begräbnis nach Siebenbürgen gereist. Das Haus der Großmutter zieht sie vom ersten Augenblick an in ihren Bann: das Gebäude mit seiner geheimnisvollen Architektur, dem vermauerten Eingang zur ehemaligen Familienfärberei, den verschiedenfarbigen Räumen, Winkeln, Aufböden und Treppen
erinnert sie an ihre Kindheit, die Zugehörigkeit zu Natur und Landschaft, das Spiel in Haus und Garten. In die Trauer um ihre Großmutter mischt sich die Trauer über die verloren geglaubte Heimat. Iris Wolff gelingt in ihrem literarischen Debüt ein Roman von großer erzählerischer Stärke. In poetischen Landschaftsbildern wird die Familiengeschichte Sines geschildert, die Orte und Menschen werden durch die große Sprachkraft mit allen Sinnen erlebbar.
Unsere polnischen Nachbarn Marion Brandt Fortschritt, unverhofft Die Anthologie »Fortschritt, unverhofft« erinnert an das Jahr 1980, als die freie und unabhängige Gewerkschaft Solidarność ihren Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Unfreiheit aufnahm. Die polnische Revolution rief auch in den deutschsprachigen Ländern unterschiedliche, oftmals gegensätzliche Reaktionen hervor. Die vorliegende Anthologie dokumentiert die Äußerungen deutschsprachiger Schriftsteller zur Solidarność, darunter von Horst Bienek, Wolf Biermann, Volker Braun, Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass, Reiner Kunze, Dorothee Sölle und Arno Surminski. Dieter Bingen Mein Polen, meine Polen Einen anderen Blick auf unseren Nachbarn im Osten bietet »Mein Polen, meine Polen«. 44 Persönlichkeiten aus Deutschland (u.a. Norbert Lammert, Roman Herzog, Anne-Sophie Mutter und Gesine Schwan), die aufgrund ihres privaten und beruflichen Lebenslaufs eine besondere Verbindung zu Polen haben, schildern individuelle Zugänge zu Polen und ihre Beziehungen zu den polnischen Nachbarn. Matthias Kneip 111 Gründe, Polen zu lieben Matthias Kneip hat es bereits als Kind am eigenen Leib erfahren: Wer in Polen seinen Teller leer isst, bekommt ungefragt Nachschlag. Der Gast ist in Polen nämlich König, und der muss auf jeden Fall vor einem gut gefüllten Teller sitzen. Ein »Danke« in der Landessprache (dziękuję) bewirkt dabei, dass das Land dem deutschen Gast zu Füßen liegt – schließlich weiß ein Pole ja, welche Überwindung es die deutsche Zunge kostet. »111 Gründe, Polen zu lieben« ist eine höchst informative und unterhaltsame Reise durch unser Nachbarland im Osten.
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Bibliothek
Jubiläumsfeier
50 Jahre Bibliothek
Danke für die rege Teilnahme
Blick auf Südosteuropa Marie-Janine Calic Südosteuropa
Der Balkan – das war von den europäischen Zentren aus betrachtet immer das Fremde, Exotische und Rückständige. Marie-Janine Calic schreibt die Geschichte Südosteuropas als Weltgeschichte und hinterfragt dabei die gängigen Stereotype über die Region. Die Bewohner Südosteuropas teilen viele gemeinsame Erfahrungen, und bis heute sind ihre Schicksale wechselseitig eng miteinander verknüpft. Eine gemeinsame Identität sucht man dennoch vergeblich. Stattdessen hat sich hier eine einzigartige Vielfalt herausgebildet, die sich nicht zuletzt überregionalen Bezügen verdankt.
Hannelore Baier Wege in die Freiheit Die Aktion »Kanal« ist ein gut gehütetes Geheimnis der Jahre 1968 bis 1989. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges bemühte sich die Bundesregierung um den Freikauf von Deutschen, die in Rumänien lebten. Das Buch gibt Einblicke in die Verhandlungen, die es ermöglichten, dass rund 226.000 Deutschen Rumänien verlassen und sich in der Bundesrepublik Deutschland niederlassen konnten.
Am 26. Oktober 2016 feierte die Bibliothek des Stiftung GerhartHauptmann-Haus ihren fünfzigsten Geburtstag. Rund 100 Leserinnen und Leser der Bibliothek haben an der Jubiläumsfeier teilgenommen, die mit Grußworten von Reinhard Grätz, dem Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, sowie von Professor Winfrid Halder, dem Direktor der Stiftung, eröffnet wurde. In einer Präsentation führten Margarete Polok und Anne Geppert durch 50 Jahre Geschichte der Bibliothek und erzählten die eine oder andere Anekdote aus dem Bibliotheksalltag. Anschließend hatten die Gäste bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit zu Gesprächen. Für die vielen persönlichen und postalischen Glückwünsche möchte das Bibliotheksteam sich bei allen Leserinnen und Lesern herzlich bedanken. Es ist eine schöne Motivation zu wissen, dass die Bibliothek ein Ort ist, den unsere Leserinnen und Leser gerne besuchen, der ihnen Anregungen gibt und an dem sie sich gut beraten fühlen.
Leseinspirationen aus der Bibliothek
»Bücher im Gespräch« Michael Markel Die Deportation der Rumäniendeutschen im Spiegel der schönen Literatur Zwischen 1945 und 1949 wurden ca. 80.000 Rumäniendeutsche in die Sowjetunion verschleppt, wo sie Zwangsarbeiten als Reparation für die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs leisten musste. Viele rumäniendeutsche Autoren, oft selbst Betroffene oder Kinder von Deportierten, haben dieses tragische Kapitel der Geschichte zum Thema ihrer Romane und Erzählungen gemacht. Der Literaturwissenschaftler Michael Markel beschreibt in seinem kenntnisreichen Buch eine Auswahl dieser Werke, unter denen sich auch Herta Müllers Roman »Atemschaukel« findet, und schafft so einen wertvollen Leitfaden für alle, die sich dem Thema literarisch nähern wollen.
Neue Veranstaltungsreihe
Lesen Sie gerne, aber die Auswahl der geeigneten Bücher fällt Ihnen schwer? Lassen Sie sich gerne Bücher empfehlen? Würde Sie gerne ein altes Buch wieder entdecken? In der neuen Veranstaltungsreihe »Bücher im Gespräch« stellen die Mitarbeiterinnen der Bibliothek vor Ort jeweils einmal pro Quartal ihre drei persönlichen Buchtipps vor und erläutern im Gespräch, warum ihnen diese Bücher besonders am Herzen liegen. Erstmalig treffen wir uns am 8. März, dem Internationalen Frauentag. Bei Tee und Plätzchen geht es dann aus gegebenem Anlass um Bücher von und über Frauen. Wenn Sie nach Lektüreinspirationen suchen und neue Bücher kennenlernen möchten, freuen wir uns auf Ihr Kommen!
Mi, 08.03. 15.00 Uhr
Wir bitten um Anmeldung bis zum 02.03. bei: Margarete Polok, 021116991-29, polok@g-h-h.de
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Bretonisches Fest
Im Gerhart-Hauptmann-Haus
Ein Fest-Noz in Düsseldorf
Foto: Mathew Nexer
Mit der bretonischen Band JMK
Die Bretonin Noémie Simon trifft bei einer Session auf den Düsseldorfer Musiker Jens Barabasch, der keltische Musik auf seinem Dudelsack spielte. Begeistert von der Musik entstand die Idee ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen, bei dem die verschiedenen Kulturen zusammengebracht werden sollen: ein Fest-Noz in Düsseldorf!
Sa, 21.01. 19.00 Uhr
Ein Fest-Noz ist ein traditionelles Fest aus der Bretagne, bei dem zu bretonischer Musik in Reihen- und Kettentänzen getanzt wird. Ursprünglich in dörflichen Regionen verbreitet, erlebte das FestNoz im neuen Stil Mitte der 1950er-Jahre ein Revival und erfreut sich in und außerhalb der Bretagne hoher Popularität. Seit 2012 ist das Fest-Noz sogar UNESCO-Kulturerbe. Für das Düsseldorfer Fest-Noz wird die aus der Bretagne stammende Band JMK eingeladen, die eine Fusion aus traditionellen Melodien und modernen elektronischen Beats auf die Bühne bringt. Zusammen mit der eigens für diesen Abend gegründeten Projektband Düsseldorf Breizh Experience spielen die bretonischen und deutschen Musiker zum Tanz auf. Davor wird es eine Tanzanleitung geben, bei der die Tänze (z.B. Andro, Gavotte, Plinn, Scottish) dem Publikum erklärt und gemeinsam geübt werden, so dass später alle Interessierten auch mittanzen können.
Um das Fest-Noz kulinarisch abzurunden, werden vom Bistro Erminig herzhafte und süße bretonische Galettes angeboten sowie bretonischer Cidre und Bier. Um den kulturellen Austausch zwischen den beiden Regionen Bretagne und Nordrhein-Westfalen zu verstärken, bietet sich ein Fest-Noz geradezu an, traditionelle Musikformen werden mit internationalen Musikern in eine zeitgenössische Variante übersetzt. Alle sind willkommen: Menschen, die sich für traditionelle Musik, aber auch für musikalische Cross-over-Projekte interessieren, Musik- und Tanzbegeisterte, Frankophile, Jung und Alt. Beteiligte Künstlerinnen/Künstler sowie Kooperationspartner: Band aus der Bretagne: JMK Düsseldorfer Projektband: Düsseldorf Breizh Experience - Jens Barabasch: Flöte, Dudelsäcke - Alessio Nocita: Hackbrett, Keyboard, elektronische Sounds + Loops - Majd AlHamwi: Percussion ab 19 Uhr: Tanzeinführung ab 20 Uhr: Fest-Noz (Konzert mit Tanz) Ort: Gerhart-Hauptmann-Haus Eintritt: 8 € im VVK, 10 € Abendkasse, ermäßigt 6 € (für Schüler/ Studenten), inklusive 1 Fläschchen Cidre gratis! VVK-Stelle: Bistro Erminig, Mutter-Ey-Straße 5, 40213 Düsseldorf www.erminig.de Veranstalter: Jens Barabasch, E-Mail: festnoz@gmx.de, Tel. 01788557166 Kooperationspartner: Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Institut Français, Bistro Erminig, Val de Rance Mit freundlicher Unterstützung: Landeshauptstadt Düsseldorf
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Chronologie
Januar bis März 2017
Chronologie
Mi jeweils 18.00 bis 20.30 Uhr
Mi, 08.02. – 17.30 Uhr
Mi, 11.01., 01.02., 01.03. jeweils 15.00 Uhr
Mi, 08.02. – 18.00 Uhr
Mi, 11.01., Fr, 13.01., Mi, 18.01. jeweils 11.00 Uhr
Sa, 11.02. – 14.30 Uhr
Probe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft OstpreußenWestpreußen-Sudetenland Leitung: Radostina Hristova
Karel Cudlín – Fotograf der politischen Umwälzungen Ausstellungseröffnung Foyer Eichendorff-Saal
Mi, 08.03. – 15.00 Uhr
Bücher im Gespräch – Leseinspirationen aus der Bibliothek Bibliothek Do, 09.03. – 19.00 Uhr
Ostdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel Knackstädt Raum 311
Gründung der Charta 77 Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen und anschließendem Konzert Eichendorff-Saal
Ignatz Bubis (1927–1999) – Eine Erinnerung zum 90. Geburtstag Vortrag von Fritz Backhaus Konferenzraum Do, 16.03. – 19.00 Uhr
Die drei kleinen Schweinchen Ein musikalisches Theaterstück für Kinder Eichendorff-Saal Do, 19.01., 16.02., 16.03. jeweils 19.00 Uhr
Offenes Singen mit Marion Abshof de Cals Raum 412 Mi, 11.01. – 19.00 Uhr
FC Roma Film Konferenzraum
Mi, 18.01 – 10.40 bis 19.00 Uhr
Der Rhein. Eine europäische Flussbiografie Exkursion zur Bundeskunsthalle
Ost und West vereint beim Fasching Konferenzraum
Di, 21.03. – 19.00 Uhr Sa, 11.02 – 16.00 Uhr
Blütenpracht und Farbmagie: Der Charme des japanischen Kimonos Vortrag von Ruth Jäschke Raum 412
Mi, 22.03. – 19.00 Uhr
Lust und Last des Sammelns: Literarische Lesung und Diskussion Raum 412
Opři žebřík o nebe/ Lean a Ladder against Heaven Film Konferenzraum
Mi, 15.02. – 19.00 Uhr
Do, 23.03. – 19.00 Uhr
Takovej barevnej vocas letící komety/A Colourful Tail of a Flying Comet Film Konferenzraum
Vor der Morgenröte Film Eichendorff-Saal
Sa, 21.01. – 19.00 Uhr
Do, 02.03. – 19.00 Uhr
Do, 26.01. – 17.30 Uhr
Sammelsurium Ausstellungseröffnung Ausstellungsraum Do, 02.02. – 19.00 Uhr
Und die Sehnsucht singt mich zur Ruh' Lesung mit Pamela Granderath und Frank Schablewski Konferenzraum
Paukenschlag am Palmsonntag Vortrag von Prof. Dr. Karl-Josef Hummel Konferenzraum Sa, 25.03. – 8.30 bis 18.00 Uhr
Tod im »Land der Zukunft« Lesung mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder Konferenzraum
Fest-Noz Eichendorff-Saal
Alfred Kantorowicz (1899–1979) – ein deutsches Leben Vortrag von Dr. Jörg B. Bilke Ausstellungsraum
Di, 14.02. – 17.00 Uhr
Do, 23.02. – 19.00 Uhr Mi, 18.01. – 15.00 Uhr
Bilder der Solidarität Ausstellungseröffnung Ausstellungsraum
Russlanddeutsche. Stiefkinder der Bundesrepublik Deutschland? Vortrag und Gespräch mit Dr. Viktor Krieger und Thorsten Klute Konferenzraum Di, 07.03. – 19.00 Uhr
Raissa Orlova-Kopeleva – Eine Frau zwischen Russland und Rheinland Vortrag von Natascha Janovskaja Raum 412
Luther 1917 bis heute Exkursion zur Sonderausstellung im Kloster Dalheim Do, 30.03. – 19.00 Uhr
Leben in der Katastrophe. Die russische Revolution 1914-1924 Vortrag von Prof. Dr. Jörg Baberowski Eichendorff-Saal Do, 06.04. – 19.00 Uhr
Zum 100. Geburtstag von Johannes Bobrowski Vortrag von Dr. Jörg B. Bilke Konferenzraum
Absender
Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Postfach 10 48 61, 40039 Düsseldorf, Postvertriebsstück, Entgelt bezahlt, G 9353 F
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Info
Impressum
Servicezeiten der Verwaltung Mo-Do 08.00 – 12.30 Uhr und 13.00 – 17.00 Uhr Fr 08.00 – 14.00 Uhr
Herausgeber Stiftung Gerhart-HauptmannHaus · Deutsch-osteuropäisches Forum Bismarckstr. 90 40210 Düsseldorf
Servicezeiten der Bibliothek Mo-Mi 10.00 – 12.30 Uhr und 13.30 – 17.00 Uhr Do 10.00 – 12.30 Uhr und 13.30 – 18.30 Uhr Öffnungszeiten der Ausstellungen Mo und Mi 10.00 – 17.00 Uhr Di und Do 10.00 – 19.00 Uhr Fr 10.00 – 14.00 Uhr Sa auf Anfrage Sonn- und feiertags geschlossen Weitere Informationen über das Gerhart-Hauptmann-Haus und zu den im Heft behandelten Themen finden Sie auch im Internet unter: www.g-h-h.de.
Abonnementen
Vorsitzender des Kuratoriums Reinhard Grätz Vorsitzender des Vorstandes: Helmut Harbich Postanschrift Stiftung Gerhart-HauptmannHaus · Deutsch-osteuropäisches Forum Postfach 10 48 61 40039 Düsseldorf Telefon: (02 11) 16 99 111 Telefax: (02 11) 35 31 18 Mail: bergmann@g-h-h.de Internet: www.g-h-h.de
Chefredakteur Prof. Dr. Winfrid Halder
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WOJ 23. Jg. - 1/2017
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1 2017 JAN UAR F E B R UAR M Ä R Z
Charta 77 – 40 Jahre danach
Bilder der Solidarität – Gerda Taro · Alfred Kantorowicz · Ignatz Bubis