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Michael Bonenberger im Interview

«Der Mensch ist anpassungsfähig»

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Trotz der schwierigen Covid-19-Situation fand am 7. und 8. Oktober 2020 die Ilmac Lausanne statt. Während der Pandemie eine Messe auf die Beine zu stellen und diese dann tatsächlich erfolgreich durchzuführen scheint eine Herkulesaufgabe zu sein. Michael Bonenberger, der Messeleiter der Ilmac Lausanne, stand der ChemieXtra Rede und Antwort. Noch vor Ort erzählt er im Interview über die turbulente Zeit vor der Messe und die überraschenden Ereignisse danach.

Roger Bieri

Die Ilmac Lausanne 2020 ist die einzige Messe der MCH Group, die seit dem Lockdown stattgefunden hat. Die Fachmesse konnte gestern erfolgreich starten und ist nun immer noch im vollen Gange. Wie haben Sie den Start erlebt? Michael Bonenberger: Der Start war überraschend positiv. Wir haben mit etwas weniger Besuchern gerechnet. Es gab seitens der Besucher aber auch der Aussteller sehr positive Stimmen, die uns ziemlich glücklich gestimmt haben. Das hat uns auch gezeigt, dass es richtig war, die Messe zu starten. Es war sehr aufregend die Messe zu eröffnen, denn wir hatten keinerlei Daten, aus denen wir irgendwelche Schlüsse ziehen konnten. Interessanterweise waren die «No Shows», so nennen wir die Differenz zwischen den registrierten Besuchern und den effektiv erschienenen Besuchern, geringer als üblicherweise. Das bedeutet, dass die Besucher sich wirklich gut überlegt haben, ob sie kommen sollen oder nicht. Wer sich registriert hat, ist dann auch wirklich gekommen. Es war ein aufregender Start. Alles lief gut. Es herrschte am ersten Tag eine zufriedene bis sehr zufriedene Stimmung. Angesichts der Situation haben wir mit 50 Prozent der Besucher im Vergleich zu der letzten Messe vor zwei Jahren eine sehr gute Besucheranzahl erreicht.

Diese Fachmesse ist, wie bereits erwähnt, die einzige, die bis jetzt stattgefunden hat. Das ist gegenwärtig ein einmaliges Ereignis. Welche Ihrer vorgängigen Entscheidungen waren Ihrer Ansicht nach die wichtigsten, die zu diesem Ergebnis geführt haben?

Michael Bonenberger ist Messeleiter der Ilmac Lausanne und der Ilmac in Basel.

Bonenberger: Nachdem wir unser Schutzkonzept dem Kanton Waadt und der Stadt Lausanne vorgestellt hatten und die Erlaubnis zur Durchführung bekommen hatten, war es auffallend, wie viele Aussteller trotz dieser positiven Nachricht aus Gründen, die Covid-19 geschuldet waren, nicht an der Messe teilnehmen wollten. Das war ein grösserer Teil als von uns erwartet. Wir haben Anfang September den Ausstellern mitgeteilt, dass wir die Messe durchführen werden. Die Anzahl an Annullierungen der Stände hat uns dazu bewogen, die Durchführung der Messe nochmals zu überdenken. Wir haben dann anschliessend eine Umfrage gemacht, deren Resultat knapp ausgefallen war: mit 53% Ja- und 47% Nein-Stimmen. Trotzdem haben wir uns gesagt: Wir wollen ein Zeichen setzen, einen Neustart in Zeiten von Corona wagen. Das war schon ein sehr schwieriger Entscheidungsprozess. Einerseits haben wir von Seiten der MCH Group gesehen, dass die Messe finanziell nicht interessant ist und wir rote Zahlen schreiben werden, andererseits war auch noch die Diskussion mit den Ausstellern, die teilweise teilnehmen wollten und teilweise nicht. Das Schöne dabei war aber, dass wir sehr intensive Gespräche mit den Ausstellern führen mussten und durften. Wir haben sehr gute und konstruktive Feedbacks bekommen. Diese Vorbereitungen, bei denen man sich normalerweise über die Farbe des Teppichs unterhält und nicht mehr, ob man überhaupt an der Messe teilnehmen wird oder nicht, waren für mich sehr nervenaufreibend. Das hat bestimmt zwei Jahre meines Lebens gekostet. Wenn ich noch Haare hätte, wären sie nun noch grauer.

2018 wie auch dieses Jahr konnten Startups die Plattform InnO2 nutzen und ihre Ideen einem Fachpublikum präsentieren. Diese Plattform stösst nun auf eine grössere Resonanz als noch vor zwei Jahren. Was bietet diese Plattform? Bonenberger: Ja das stimmt, die InnO2 stösst auf grosses Interesse. Das ist auch ein wichtiges Signal. Wir wollten mit dem InnO2 Start-ups und neuen Technologien eine eigene Plattform bieten. Wir haben den InnO2 neu mit der InnO2 Stage erweitert. Dort kann man sich nur über sehr innovative Produkte informieren. Für uns ist das ein Format, das wir auch an die Ilmac in Basel bringen werden. Wir zeigen damit auch, dass die Schweiz ein sehr innovativer Standort ist. Start-ups setzen sich meist stark mit ihrem Produkt auseinander und dadurch ist für sie ein erfolgreiches Marketing sehr schwierig. Wir möchten ihnen daher eine Plattform für ihre innovativen Produkte bieten, damit sie diese einem breiten Fachpublikum zeigen können.

«Wir haben gezeigt, dass dieses Schutzkonzept funktioniert und sicher ist.»

Sie haben die Ilmac in Basel erwähnt. Diese soll nächstes Jahr wieder stattfinden. Die Pandemie ist allerdings sehr unberechenbar. Niemand weiss, was die Zukunft bringt. Welche Lehren können Sie nun aus den Erfahrungen der Ilmac Lausanne ziehen und welche Mittel und Methoden können Sie neu für die Ilmac in Basel anwenden? Bonenberger: Ich denke ein wichtiger Punkt, den ich noch erwähnen muss, ist die unterschiedliche Ausgangslage. Für die Messe in Basel ist sie nun eine andere als für die Messe in Lausanne. Dieses Mal sind wir bereits mitten in der Pandemie. Bei der Ilmac Lausanne waren die Anmeldungen schon da, bevor die Pandemie begonnen hatte. Das heisst, der Entscheidungsprozess, ob man an der Messe teilnehmen soll oder nicht, wird neu mit dem Wissen um die Pandemie getroffen. Nochmals konkret zurück zur Frage: Wir haben ein Schutzkonzept. Wir haben gezeigt, dass dieses Schutzkonzept funktioniert und sicher ist. Das können auch die Aussteller und Besucher bestätigen. Mit diesem Schutzkonzept lassen sich Messen auf ihre Art durchführen. Der Mensch ist anpassungsfähig. Das ist auch gut so, denn er will zur neuen Normalität zurück und an Messen teilnehmen. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Messe Ilmac 2021 erfolgreich durchgeführt werden kann. Es gibt sicherlich Hürden zu überwinden und man muss sehen, wie jetzt der Winter verläuft. Man muss sehen, wie sich der Gesamtkontext entwickelt und wo wir dann stehen werden. Es wird sicherlich nicht so sein, dass wir bereits so früh wie normalerweise wissen, ob die Messe stattfinden wird. Ich denke, wir werden es aber früher wissen als bei der Ilmac Lausanne 2020.

Gehen wir mal rein hypothetisch davon aus, die Lage nächstes Jahr sei ähnlich wie heute. Würden Sie auch damit rechnen, dass etwa 50 Prozent der Aussteller und 50 Prozent der Besucher im Vergleich zur vergangenen Messe vor Corona an der Ilmac in Basel teilnehmen werden? Bonenberger: Man muss jetzt auch sehen, dass die Situation im Kanton Waadt eine besondere ist, im Vergleich zur restlichen Schweiz. Ich denke, wir sind hier im Moment in einer aussergewöhnlichen Covid-19-Situation. Natürlich wird Covid-19 auch in Basel Auswirkungen haben, das ist vollkommen klar. Wir gehen davon aus, dass wir 80 Prozent der Besucher erreichen werden, die wir üblicherweise erreicht haben. Es ist ein trinationales Publikum mit vielen Pendlern. Es kommt sehr stark darauf an, wie sich die Firmen in punkto Bewegungsfreiheit der eigenen Mitarbeiter entscheiden werden. Das sind Punkte, die wir momentan gar nicht einschätzen können. Aber auch die Firmen wollen zurück zur neuen Normalität. Sie müssen sich entwickeln, sie müssen innovativ sein. Sie können den Bildungswillen der einzelnen Mitarbeiter nicht ewig einschränken, weil sie sich dann als Firma nicht mehr weiterentwickeln. Nimmt hier die Ilmac Lausanne 2020 eine Vorbildfunktion ein? Bonenberger: Das Schutzkonzept ist da, es funktioniert. Die Aussteller sind zufrieden, Kontakte werden geknüpft. Es werden auch neue Geschäfte gemacht. Man kann sich im Forum dem Wissenstransfer anschliessen. Das Forum an der Ilmac Lausanne war sehr gut besucht. Der Wissenstransfer ist sehr gross. Das wird auch weiterhin an Bedeutung gewinnen, auch an der Ilmac in Basel. Die Zusammenarbeit mit den Verbänden wird weiterhin intensiviert. Und wir wollen unsere digitale Präsenz für den Aussteller verstärken.

Was heisst das genau? Bonenberger: Wir möchten eine digitale Ilmac-Plattform innerhalb der nächsten Zeit aktivieren. Es handelt sich um eine Plattform, auf der Informationen zwischen Ausstellern und Besuchern ausgetauscht werden. Das ist vom Prinzip her mit einer Art linkedIn für die Life Science vergleichbar. Die Besucher und Aussteller sollen sich schneller finden, so dass man an der eigentlichen Messe qualifiziertere Leads hat.

Die Messevorbereitung dieses Jahr war für Sie eine sehr turbulente Zeit. Welche Lehren ziehen Sie für sich persönlich daraus? Bonenberger: Ich mache hierzu einen bildlichen Vergleich: Jeder weiss, dass ein Motorrad in der Kurve nicht bremsen soll. Wenn Sie aber in der Kurve ein Hindernis haben, ist es auf jeden Fall besser zu bremsen oder das Hindernis zu umfahren. Es ist auf jeden Fall besser zu reagieren, als direkt auf das Hindernis zu fahren. Was möchte ich damit sagen? Egal welche Entscheidung getroffen wird, es gibt immer Personen, die die Entscheidung mittragen und andere eben nicht. Das war bei unserer Umfrage, ob die Messe stattfinden soll, mit dem knappen Ja auch der Fall. Es musste eine Entscheidung getroffen werden. Vor Covid-19 war es einfacher, die richtige Entscheidung zu treffen.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin eine gute Messe!

Die ganze Welt der Industriearmaturen und Ventile

Valve World Expo im Dezember 2020

Vom kleinsten Mikroventil bis zur tonnenschweren Industriearmatur – auf der weltgrössten und wichtigsten Fachmesse für Industriearmaturen, der Valve World Expo Düsseldorf, wird vom 1. bis 3. Dezember 2020 die gesamte Bandbreite der Produkte und Anwendungen in den Messehallen 1, 3 und 4 des Düsseldorfer Messegeländes gezeigt. Parallel wird die Valve World Conference in der neuen Messehalle 1 von KCI organisiert und durchgeführt.

Industriearmaturen und Ventile sind für alle Industrien unverzichtbar. Sie verbinden industrielle Prozesse, regeln Durchflüsse oder trennen verschiedene Medien wie Wasser, Gas oder Öl voneinander. Das Valve-World-Forum schliesst sich in der Messehalle 3 mit freiem Vortragsprogramm am ersten Messelauftag an. Der Vulkan-Verlag organisiert hier ein eintägiges, deutschsprachiges Programm. Am

Schnappschuss aus der Vogelperspektive: Der Nordeingang während der Messe vor zwei Jahren. zweiten und an Teilen des dritten Messetages ergänzt KCI mit internationalen Slots in englischer Sprache. Ob kurze Einführungen in unterschiedliche Arbeitsprozesse oder praktische Erklärungen verschiedener Anwendungen – das Forum sorgt für kompakten Informationsaustausch.

Mit einer geführten Tour

Der Umwelt verpflichtet – so die Idee hinter der ecoMetals-Kampagne, die zum ersten Mal auch im Rahmen der Valve World Expo durchgeführt wird. Zur Messelaufzeit gibt es täglich eine geführte Tour (ecoMetals-trail) zu Messeständen von Ausstellern, die nachhaltig, ressourcenschonend und emissionsreduziert produzieren. Die täglichen Touren starten im neuen Eingangsbereich Süd.

Medienmitteilung Messe Düsseldorf www.valveworldexpo.de

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