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Ivor Bolton und Hans-Georg Hofmann

BEGRÜSSUNG

«Die Musik schliesst dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äusseren Sinnenwelt, die ihn umgibt und in der er alle bestimmten Gefühle zurücklässt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.»

E.T.A. Hoffmann

Liebes Konzertpublikum

Es ist uns eine grosse Freude, Sie in der neuen Konzertsaison zu einer ganz besonderen Reise in die Welt der Musik einzuladen. ‹Sound Atlas› lautet unser Motto. Erleben Sie zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel das musikalische Rauschen des Meeres, Vogelgesang, die bedrohlichen Geräusche von Blitz und Donner im Gebirge oder faszinierende Klänge einer göttlichen Himmelsmusik. Begleiten Sie uns auf einer einmaligen Expedition durch eine Klangwelt sich ständig wandelnder musikalischer Landschaften.

Wir starten in die neue Spielzeit mit Lili Boulangers Vertonung des 24. Psalms, einer kraftvollen Lobpreisung Gottes für Blechbläser, Orgel und Chor, komponiert inmitten des 1. Weltkriegs. Zur gleichen Zeit schrieb der britische Komponist und Hobby-Ornithologe Ralph Vaughan Williams The Lark Ascending. Mit zwitschernden Melodien und atemberaubenden Trillern eines in die Höhe fliegenden Federviehs wird sich gleichzeitig auch unser ‹Artist in Residence› vorstellen: der finnische Geiger Pekka Kuusisto. Vom Himmel geht es direkt hinab in die Abgründe dieser Welt bis in die Hölle. Liszts FaustSinfonie verwirklicht die geniale Idee, den geistigen Gehalt von Goethes literarischem Kunstwerk in Musik zu setzen. Mahlers 4. Sinfonie verläuft dagegen eher in umgekehrter Richtung und thematisiert den Übergang vom irdischen ins himmlische Leben.

Debussy stellt sich im Sommer 1905 in der Bourgogne während seiner Arbeit an La Mer vor, wie man die in der Sonne glitzernden Wellen des Atlantiks mit Klangfarben nachzeichnen kann. Gerald Finzis Weihnachtskantate Dies Natalis führt uns an die Krippe nach Bethlehem, während Schumanns 2. Sinfonie dem Promenieren durch eine musikalische Ahnengalerie gleicht: Bach und

Beethoven werden zitiert, dabei entsteht aber eine eigene poetische Klangwelt unendlicher Melodien ohne Ziel. Wie Schumann befreite sich auch Rachmaninow mit seiner 2. Sinfonie für eine kurze Zeit aus einer schweren Lebenskrise. In Erinnerung an seine Heimat nimmt er uns mit auf eine Achterbahnfahrt seelischer Stimmungsbilder, an deren Ende die Sonne heller strahlen wird als je zuvor. Im Vorspiel zum 3. Akt von Richard Wagners Siegfried kommt es dagegen zu einem heftigen Gewitter im Gebirge, dessen musikalische Inspiration vermutlich auf Wagners Überquerung des Julierpasses im Jahr 1853 zurückgeht.

Bruckners 9. Sinfonie ist «dem lieben Gott» gewidmet und sprengt mit harmonischen Spannungen und heftigen Dissonanzen die Tore zur Moderne auf. Ravels Boléro bezeugt die mitreissende Faszination des französischen Komponisten für die spanische Musik. Und zum Saisonfinale hören wir, wie der Belgier César Franck in seiner einzigen Sinfonie auf geniale Weise französischen Charme mit absoluter Musik à la Beethoven vereint.

Sound Atlas heisst aber auch eines der neuesten Orchesterwerke unseres ‹Composer in Residence› Anders Hillborg. Der schwedische Komponist ist bekannt für seine hochexpressiven wie farbenreichen Klangwelten. Nach Basel kommt er mit einem Bratschen- und einem Cellokonzert im Gepäck. Beide erleben im Stadtcasino Basel ihre Schweizer Erstaufführung.

Gleich mehrere Dirigent*innen debütieren in der kommenden Saison im Stadtcasino Basel: Nil Venditti, Ariane Matiakh, Markus Poschner, Robert Trevino und Pierre Bleuse werden erstmals unser Orchester im Konzert dirigieren. Wir freuen uns auf die Rückkehr der Dirigenten Krzysztof Urbański, Sir Mark Elder, Duncan Ward und Aziz Shokhakimov ebenso wie auf das Wiedersehen mit bekannten Solist*innen wie der Pianistin Yeol Eum Son, dem Cellisten Nicolas Altstaedt, dem Geiger Frank Peter Zimmermann oder dem Pianisten Piotr Anderszewski. Sie werden in dieser Saison aber auch zahlreiche Debüts von Sänger*innen und weiteren Solist*innen erleben können.

Die vielen Voten und Rückmeldungen bei der Umfrage der Musikzeitschrift Concerti zum ‹Publikum des Jahres 2021› haben uns sehr gefreut und berührt. Dank Ihrer Unterstützung lag das Sinfonieorchester Basel beim Online-Voting mit Abstand auf dem ersten Platz. Wir möchten uns dafür bei Ihnen mit einem Konzert mit Ihrer Lieblingsmusik ganz herzlich bedanken. Am 8. März 2023 findet unter der Leitung unseres Chefdirigenten Ivor Bolton unser erstes Wunschkonzert statt.

Ohne unseren Freundeskreis wären die Erfolge des Sinfonieorchesters Basel nicht denkbar. In der kommenden Saison wird er seine Unterstützung erweitern und im Probezentrum am Picassoplatz eine neue Kammermusikreihe präsentieren. Wir sind sehr dankbar und glücklich über dieses aussergewöhnliche Engagement.

Die Formate ‹Concert Lounge› und ‹Concert& Cinema› werden auch in der kommenden Saison fortgeführt, ebenso die bewährten Vermittlungsangebote von mini.musik über die Schulkonzerte bis zu den Familienkonzerten. Ganz besonders freuen wir uns auf das Konzert mit zwei Gymnasialchören aus Basel-Landschaft mit der Aufführung des Requiems von Giuseppe Verdi. Aber auch andere Chöre wie der Basler Gesangverein, die Knaben- und die Mädchenkantorei Basel, das Vokalensemble La Cetra und die Basler Madrigalisten werden in der kommenden Saison zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel zu erleben sein.

Hans-Georg Hofmann

Ivor Bolton

Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns auch in dieser Spielzeit mit Neugier, Treue und Begeisterung begleiten.

Ivor Bolton Chefdirigent Dr. Hans-Georg Hofmann Künstlerischer Direktor

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