skate s.p.o.t.

Page 1

Sozialraum

Potentiale

Organisation

15 _ Juli 2OII _ Betreuer _ Prof. Bernd Kniess

Inhalt Historie des Skatens Skater als Raumpioniere Skatespots Domplatte KĂśln HH- EimsbĂźttel Contests COS Cup Hemer Labskaus Hamburg Interviews Christian Krause Christopher Graham

Treffpunkt


http://issuu.com/about/terms



Zweitgutachter

Abb.1: Gruppenmitglieder, eigene Aufnahme

FĂźr den Inhalt und die Gestaltung sind ausschlieĂ&#x;lich die Gruppenmitglieder verantwortlich.

Gruppenmitglieder


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kateboarder sind mittlerweile aus dem alltäglichen Bild der deutschen Straßen nicht mehr wegzudenken. Durch die Andersartigkeit ihrer Handlungen definieren sie den öffentlichen Raum neu und stellen die Stadtplanung vor neue Herausforderungen. Diese Arbeit zeigt auf, welche Auswirkungen die Subkultur des Skatens auf den städtischen Raum hat. Diese sind vor allem städtebaulicher, soziokultureller und ökonomischer Natur, welche sich gegenseitig bedingen und in enger Verbindung zueinander stehen. Mit dem Hauptaugenmerk auf den sozikulturellen Wechselwirkungen des Sports und unter stadtplanerischer Berücksichtigung potentieller Konfliktmöglichkeiten lässt sich das Skateboarding auch in anderen kulturellen Gefügen ermöglichen, was durch untersuchte Projekte eben dieser Thematik und einen Entwurf für Tobago verdeutlicht wird. Allerdings ist diese Art der humanitären Hilfe nur eine Möglichkeit von vielen, die mannigfaltigen Effekte des Skateboardings positiv zu nutzen. Diese Arbeit macht deutlich, dass Skater mittlerweile fester Bestandteil städtischer Räume geworden sind und zur unmittelbaren Konfliktvermeidung in die städtebauliche Planung eingebunden werden müssen.

ir möchten einigen Personen für die Hilfe zur Realisierung dieses Berichts unseren Dank aussprechen, denn ohne die tatkräftige Unterstützung wäre dies nicht möglich gewesen. Wir bedanken uns bei unseren Interviewpartnern Thomas Tröger, Christopher Graham, Chayit Almak, Markus Weiler, Frank Mertens. Marc Zanger danken wir für die Einblicke in eine andere Kultur sowie Christian Krause für Insiderwissen, Fotos und Kamera und Daniel Reinhold für Equipment. Auch danken wir Torben Oberhellmann und dem gesamten skate-aid-Team (Harry Germann und Stefanie Tegeler) für die tolle Zusammenarbeit. Danke an alle Skater und Passanten, die unsere immer neuen Fragen gerne beantworteten und an unsere Freunde und Verwandten (Mara Kramer, Michaela Hauenschild, RalphPeter Schulz und Stefanie Rocek), die uns durch das Korrekturlesen eine große Hilfe waren. Abschließend bedanken wir uns bei Prof. Dipl.-Ing. Bernd Kniess für die gute Betreuung und die immer neuen Anregungen. Außerdem gilt ein großer Dank der Dachdeckerfirma „Heinz Ewald GmbH“, die den Druck des Berichts in dieser Qualität finanziell ermöglichten.


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ie heutige Stadt ist ein komplexer Organismus, bestehend aus vielen künstlichen und natürlichen Elementen, verschiedenen Nutzungen und Aktivitäten, Akteuren unterschiedlicher sozialer Schichten sowie den Beziehungen, die daraus resultieren. Diese Vielschichtigkeit des urbanen, also stadtumschreibenden Lebens scheint sich grundsätzlich leichtfertig zusammenzufügen. Insbesondere der öffentliche Raum dient hier als Ort dieses Zusammenfügens, der Begegnung und des facettenreichen Austauschs und wird auf vielerlei Weisen gebraucht und genutzt. Einen Teilbereich der Nutzung stellt seit einigen Jahren der sich verändernde Sport im städtischen Raum dar, welcher sich inzwischen aus den Hallen raus auf die Straßen bewegt. Neben dem Laufen oder Fahrradfahren, als den wohl klassischsten „Straßensportarten“, halten hier auch neue Sportarten Einzug, die den Raum für sich entdecken, wie das Extremklettern, Urban Golfen oder Le Parkour. Wie der neueste Bericht der ExWoSt zeigt, weitet sich hieraus das Aufgabenspektrum der behördlichen Stadtplanung, denn den „öffentlichen“ Sportarten muss Platz für entsprechende physische Raumgestaltung geboten werden, mit bestenfalls einem Minimum an Reibung und nutzungsspezifischem Konfliktpotential (vgl. Weiler 2011, Interview). Als ehemalige Trendsportart ist das Skateboarding (bzw. Skateboardfahren oder auch Skaten) schon vor vielen Jahrzehnten in das Gefüge der Raumnutzung aufgenommen worden und prägt die Atmosphäre, also Grundstimmung an vielerlei Orten. Mit einigen Hochs und Tiefs in ihrer Beliebtheit durchlief es die Zeit, um sich heute als weitestgehend anerkannte und akzeptierte Art der außergewöhnlichen Raumaneignung wiederzufinden. Mittlerweile ist das Skaten aus dem öffentlichen Stadtbild kaum noch wegzudenken. Kinder, Jugendliche und heute vermehrt sogar Mittdreißiger befahren stark frequentierte öffentliche Plätze der Innenstadtlagen oder suchen sich ruhigeren - manchmal auch privaten - Grund, um konzentriert ihre akrobatischen Tricks zu üben. Dieser Sport scheint im Vergleich zu anderen Stadtsportarten eine Andersartigkeit oder Zwiespältigkeit zu verkörpern, denn die Anwesenheiten dieser Sportler wirken auf andere Raumnutzer selbstverständlich und gleichzeitig kämpferisch, „old school“ und zugleich modern, akzeptiert und doch verdrängt. Kaum eine andere Sportart macht einen solch divergenten Eindruck auf die Menschen, die zwar

mit dem Sport aufgewachsen sind, sich ihm jedoch in seltenen Fällen ambitioniert und interessiert zuwandten. Das Skateboarden scheint im urbanen (stadträumliches Gefüge beschreibenden) System schlicht zu polarisieren. Doch woran genau das liegt, wird einem Laien nicht auf den ersten Blick klar. Man denkt zunächst an Schwierigkeiten, die sich in diesem Zusammenhang auftun, an Streitigkeiten, Verletzungen oder rebellisches Verhalten - wenn überhaupt. Diese Ausarbeitung hat das Skateboarding zum zentralen Gegenstand und wird sich ausgiebig der Frage widmen, was diesen nun schon seit vier Dekaden andauernden städtischen Sport genau beschreibt und worin seine Besonderheiten liegen. Woraus bestehen die Dynamik und Faszination dieser Bewegungsform und wie lässt sich die Funktionsweise im Zusammenhang mit dem Stadtgeschehen verstehen - warum ist es ein „Stadtsport“? Wie beeinflusst der Sport den Raum, in dem er betrieben wird, wenn überhaupt? Was ist es, das Skater an scheinbar unbedeutenden Orten anzieht und warum bewegen sie sich nicht nur in für die Nutzung vorgesehenen Parks oder Hallen? Wann wird ein Ort zu einem Ort, an dem geskatet wird - zu einem Skatespot - und wie muss er beschaffen sein, damit er von den Skatern genutzt wird? Wie verläuft der Prozess der Aneignung von einfachen Wegen und Plätzen genau? Neben der Charakterisierung und Definition des Skateboardens ist es hier von großer Bedeutung, zu entschlüsseln, welche expliziten Effekte auf den Sport und - in umgekehrter Form - vom Sport ausgehend wirken. Hier ist interessant, inwiefern die soziale, kulturelle und städtebauliche, also insgesamt räumliche Umgebung eines Skatespots beeinflusst wird. Auch ob sich das Skaten auf die Sportler an sich auswirkt, und wenn ja, in welcher Art und Weise - warum betreibt er diesen Sport? Haben Skater durch ihre untypische Raumnutzung eine andere Sicht auf die Stadt und ihre gebaute Umwelt als die restliche Bevölkerung? Kann diese - vorausgesetzt, es gibt sie - atypische Raumwahrnehmung Konsequenzen auf Stimmungen und Geschehnisse vor Ort haben? Diese Arbeit verfolgt das Ziel, herauszufinden, welche Rolle diesem augenscheinlich besonderen Sport in der Stadt zukommt, ob es stimmt, dass dieser keiner Inszenierung oder aufwendigen Bereitstellung bedarf und welche Akteure im Endeffekt in diesen „Akt des Skatens“ involviert und integriert sind.


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ur Annäherung an das Thema wurden gleich zu Beginn des Projektzeitraums gängige Skater-Magazine, die beliebtesten Videos, Dokumentationen und meist gesehenen youtube-Filme in Augenschein genommen. Sie dienten dazu, einen ersten Einblick in die Skateszene zu bereiten und das Forschungsfeld für die Arbeit in ihren Grundzügen abzustecken. Um eine reibungslose und effektive Projektarbeit gestalten zu können, wurden allwöchentliche und auch spontane Gruppentreffen angesetzt, in denen die Möglichkeiten zur Informationsdarlegung, Diskussion und Besprechung von Erkenntnissen und weiterer Vorgehensweisen gegeben waren. Hierbei entstanden regelmäßig Protokolle, welche das spätere Wiederaufgreifen von Teilergebnissen und Ideen zuließen. Zudem wurde zu jeder Sitzung ein Mitglied zum Moderator berufen, was entsprechende Fähigkeiten der Diskussionsleitung schulte. Zur Strukturierung der Gesprächsrunden dienten im Vorhinein festgelegte Tagesordnungspunkte und Arbeitsschritte.  Für die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen wurden Recherchen innerhalb des Literatur-, Fachzeitschriften- und Internetangebots durchgeführt. Sie dienten der wissenschaftlichen Fundierung und Wissenserweiterung in Bezug auf das Forschungsziel. Um der erarbeiteten Fragestellung gerecht zu werden, sind zudem verschiedene in der empirischen Sozialforschung anerkannte und auch selbst entwickelte Instrumente angewandt worden. Hier galt es vorrangig, bekannte und dienliche Analysemethoden auszuwählen, welche dem Projektziel entsprechend während des Arbeitsprozesses weiterentwickelt und angepasst wurden. Da es sich beim maßgeblich untersuchten Streetskaten um eine urbane, also stadträumliche Sportart handelt und

sie sich somit im öffentlichen Raum einer Stadt abspielt, ergaben sich intensive Feldforschungen an unterschiedlichsten öffentlichen Plätzen: Lokal in Hamburg, regional in Köln, Hemer und Münster und extern in Karokh und Kapstadt (aus Ressourcengründen nur als Fernanalyse durchgeführt). Hallen und Parks wurden im niedersächsischen Aurich, in Berlin, Münster, Hamburg-Rissen und HamburgHammerbrook untersucht.  Das Forschungsdesign der Projektarbeit ist zwar breit gefächert, jedoch präzise auf die Fragestellung zugeschnitten, um sie in ihrer Gesamtheit beantworten zu können, ohne überflüssige Datensammlungen zu produzieren. Zum Forschungsumfang zählten explorative Untersuchungen und Evaluationsstudien. Bei der explorativen Untersuchung liegt das generelle Ziel darin, sich einen Zugang zu einem spezifischen Milieu zu verschaffen, wie beispielsweise durch Beobachtungen, Umfragen oder direkte Gespräche. Sie werden vor allem verwendet, wenn es sich um Forschung im Bereich von sozial abweichendem Verhalten von Subkulturen handelt (vgl. Diekmann 2009, 34). Das Skaten ist eine solch untersuchungswürdige Subkultur. Die Evaluationsforschung ist eine „empirische Analyse der Wirkungen und Nebenwirkungen einer Maßnahme oder eines sozialen Projektes“ (vgl. Diekmann 2009, 39) und dient dazu, die möglichen Auswirkungen eines Projektes schon im Voraus zu ermitteln, um Planungen dementsprechend inhaltlich und auch zeitlich anpassen zu können. In dieser Projektarbeit sind die Untersuchungen des externen Raums als Evaluationsstudie zu bezeichnen. Die anschließenden Methoden geben einen Überblick über die praktische Feldforschung; es werden Ziele und Vorgehensweisen erläutert.


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 Das Experteninterview ist eine der im Methodendesign angewandte Form der informativen Befragung und in der qualitativen Sozialforschung weit verbreitet. Sie bietet die Möglichkeit, „Situationsdeutungen oder Handlungsmotive in offener Form zu erfragen und Alltagstheorien und Selbstinterpretationen differenziert und offen zu erheben“

le i-Punkt Skateland (Frank Mertens), mit Mitarbeitern der gemeinnützigen Stiftung skate-aid (Torben Oberhellmann und Harry Germann) und dem Afghanistan-Reisenden und Skatepark-Bauleiter Marc Zanger statt. In Skaterprofilen -als besondere Darstellung von Interviewinhalten - werden die Interviewinhalte wortwörtlich wiedergegeben. Sie legen den Schwerpunkt auf die persönlichen Bedeutungen des Skatens für die befragten Individuen. Es wurden dafür drei verschiedene Skater ausgewählt, mit denen ein intensives persönliches Interview durchgeführt wird. Die restlichen Interviews werden in transkribierter Form im Anhang eingereicht.

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(vgl. Hopf 1995, 350). Im Gegensatz zum eher begrenzten Spielraum standardisierter Befragungen, zeichnet sich das qualitative Interview vorrangig durch die Chance der diskursiven Verständigung zwischen Frager und Befragtem aus. In der Form des Experteninterviews lag das Ziel darin, bestimmte Personen aufgrund ihres Fachwissens zu befragen, um unterschiedliche Meinungen, Informationen und Argumente zum Thema einzuholen. Der Interviewleitfaden war der jeweilig befragten Person angepasst und als problemorientiert bzw. situations- oder meinungserfassend zu beschreiben. Über den Forschungszeitraum von einem dreiviertel Jahr wurden unterschiedliche Experten mit diversen Meinungen und Wissensständen befragt. So fanden Gespräche mit dem Fachamt „Management öffentlicher Flächen“ (Markus Weiler 2011), dem Hamburger Skateboardverein (Christopher Graham), Vertretern der Skateboardwirtschaft (Thomas Tröger), mit der Leitung der Hamburger Skatehal-



 Beim Skaterinterview handelt es sich um eine gezielte Befragung von Skatern unter Hinzuziehung eines eigen entwickelten Fragebogens. Das Ziel der Befragungen vor Ort lag darin, sich Einblicke in Denk- und Handlungsweisen von Skatern zu verschaffen. Der Fokus lag auf der Ermittlung von Gründen für die Wahl des Skatesports als Beschäftigung und für die Wahl bestimmter Skatespots in der Stadt. Mit Hilfe dieser Antworten konnten sowohl stadträumliche als auch soziale Beziehungen zum Skaten ermittelt und Bewertungen der beliebtesten Hamburger Skateorte vorgenommen werden.


 Die Passantenbefragung bezog sich darauf, das Verhältnis zwischen Skatern und „Nicht-Skatern“ (im Folgenden des Öfteren verwendet) und dessen subjektive Wahrnehmung des Skatesports zu erfassen. Mit den Fragen „Haben Sie diese Skater hier gerade wahrgenommen?“ und „Was halten Sie vom Skaten?“ sollte das öffentliche Bild von Skatern umrissen und ein grundlegender Eindruck vom Zusammenspiel von Skatern und anderen Akteuren im Raum ermittelt werden.

Die Abbildungen und Assoziationsworte samt Versuchsergebnislisten befinden sich aufbereitet im Anhang.

 Bei der Befragung von Skatern und Passanten mit Hilfe von spontan zu nennenden Assoziationsbegriffen zu bestimmten Worten handelte es sich um eine Methode zur Ermittlung der womöglich divergierenden Wahrnehmungen von Umgebungen, von städtischem Raum und ihrer Elemente. Es galt zu identifizieren, wie verschiedenstes Mobiliar oder unterschiedliche Situationen im öffentlichen Raum wahrgenommen werden und ob die Nutzergruppe der Skater merkliche Unterschiede in ihrer Wahrnehmung des städtischen Raums aufzeigen. Die Methode der Bilderassoziationen ist die der Wortassoziationen ähnlich und diente auch - als visuelle Version der Darstellung - zur Überprüfung der Wortassoziationsergebnisse.





 Hinter dem Begriff „Skater- und Passanten-Walks“ verbirgt sich eine weitere Form der Erfassung von vermeintlich unterschiedlichen Raumwahrnehmungen und Nutzerinteressen. Es handelte sich in diesem Fall um Wahrnehmungsspaziergänge unterschiedlicher Akteure, die ihre bewussten und unbewussten Blicke durch Fotos festhielten. Der Befrager notierte sich zusätzlich während des Spaziergangs sämtliche gefallenen Kommentare. Als Ort der Beobachtungen wurde der Hamburger Jungfernstieg gewählt, welcher auch als Vertiefungsareal späterer Untersuchungen diente. Die Spaziergänge unterstanden der Fragestellung, welche subjektiv empfundenen Besonderheiten sich für die befragten Personen in diesem Raum ergeben und was genau den Raum charakterisiert und ausmacht.


 

 Mittels einer vertiefenden Beobachtung wurden strukturierte Untersuchungen des Skatespots Jungfernstieg und anliegenden Colonnaden an zwei Tagen für jeweils zwölf Stunden (9.00 bis 21.00 Uhr) durchgeführt. Die Wahl der Untersuchungstage fiel auf einen Werktag (Mittwoch) und ein Wochenendtag (Samstag), um eine Vergleichbarkeit verschiedener Tagesgeschehen zu schaffen.

erfassungen und Lärmempfindungsniederschriften. Die Feldforschung lässt sich als offene, nichtteilnehmende Beobachtung beschreiben, mit dem Ziel, das Geschehen und Handeln direkt zu erleben, ohne es zu beeinflussen (vgl. Diekmann 2009, 565).

In der direkten Beobachtung lassen sich menschliche Handlungen, sprachliche Äußerungen, nonverbale Reaktionen und andere soziale Merkmale aufdecken (vgl. Diekmann 2009, 548). Um diese zu erfassen, eignete sich der strukturierte Beobachtungsleitfaden dazu, die Aufmerksamkeit auf besondere und erkenntnisgewinnende Geschehnisse zu lenken (vgl. Diekmann 2009, 569). Das Ziel der Beobachtung bestand darin, die Alltagspraxis vor Ort und den Raum in seiner Funktion als Skatespot zu untersuchen. Relevante Aspekte der Raumbeachtung sind sowohl das Verhältnis

Nachdem die beschriebenen Methoden Anwendung fanden, galt es, die gewonnen Informationen im Hinblick auf die Fragestellung auszuwerten und zu analysieren. In den gewonnenen Ergebnissen waren sowohl quantitative als auch qualitative Daten enthalten: Die geführten Interviews mit Raumnutzern - sowohl Skater als auch Passanten - und die Ergebnisse der Wort- und Bildassoziationen gaben quantitativen Aufschluss über die Raumwahrnehmung verschiedener Nutzer, das Skaten sowie sein Image in der

der Skater untereinander sowie zu anderen Akteuren als auch die Einstellung der Skater zum Mobiliar und anderer nichtmenschlicher Elemente des städtischen Raums. Hierzu fanden Zählungen von Skatern und Passanten an definierten Fixpunkten statt sowie Beobachtungen hinsichtlich verschiedenster Nutzeraktivitäten, Nutzungszonen und Raumausstattung, Wegelinien-Zeichnungen, Konflikt-



Skater 30

20

10

0 9 - 10 h

10 -11 h 11 - 12 h 12 - 13 h 13 - 14 h 14 - 15 h 15 - 16 h 16 - 17 h 17 -18 h 18 - 19 h 19 - 20 h 20 - 21 h



Öffentlichkeit. Qualitative Aussagen ließen sich aus Experteninterviews, Skaterinterviews, Walks, einfachen Beobachtungen und der vertiefenden Beobachtung ableiten. Die vielschichtigen Ergebnisse sind zunächst separiert ausgewertet und in der Analyse im Hinblick auf die Fragestellung miteinander in Verbindung gesetzt worden. 








Die Analyse galt der Strukturierung der erlangten Forschungsergebnisse und beschreibt die Auswirkungen des Skatens als Wechselwirkungen. Eingeteilt werden sie in ökonomische, soziokulturelle und städtebauliche Wechselwirkungen, welche sich in einem Auswirkungsnetz zusammenfügen.

Der Konzeptgedanke bestand darin, die gewonnenen Erkenntnisse in Form eines zu inszenierenden Projektes in einen anderen Raum zu übertragen. Ein passendes Projekt ließ sich in Zusammenarbeit mit der humanitären Hilfsorganisation skate-aid in Tobago erarbeiten, welches seinen konzeptionellen Entwurf in dieser Ausarbeitung und seine

Durch die Gliederung der Analyse in die verschiedenen Wirkungsweisen des Skatens konnte ein umfassendes und detailliertes Bild der Auswirkungen des Skatens auf den städtischen Raum gewonnen und die Fragestellung beantwortet werden. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse wurden im Anschluss an die Analyse in ein praxisorientiertes Konzept überführt.











 



  

 



   

tatsächliche Umsetzung voraussichtlich Ende des Jahres finden wird. So wird der Bau eines Skateparks konzipiert, dessen Grundlage in der Betrachtung und Analyse bisheriger skate-aid-Projekte und vorangegangener Analyseergebnisse dieser Arbeit liegt. Die Untersuchungen der bereits realisierten skate-aid-Projekte in Südafrika und Afghanistan dienten dazu, dessen Wirkungsweisen zu ermitteln und einen Einblick in Planungsabläufe, Akteursstrukturen, Voraussetzungen und Schwierigkeiten solcher Projekte in anderen soziokulturellen Gefügen zu bekommen. Das entwickelte Konzept umfasst schriftliche sowie visuelle Szenarioplanungen und Handlungsempfehlungen für den Bau eines Skateparks in Tobago und basiert maßgeblich auf den Erkenntnissen aus der Analyse dieser Ausarbeitung.






ieser erste inhaltliche Abschnitt zielt darauf ab, sich dem Thema der Arbeit durch erläuternde Definitionen der forschungsleitenden Kernbegriffe zu nähern. Er ist unterteilt in grundsätzliche Begriffsbeschreibungen, mit denen im Gesamten gearbeitet wird (1. Grundlegende Informationen), und in nähere Informationen zur Historie, zur vielschichtigen Bedeutung der Subkultur des Skatens in der heutigen Zeit sowie Beschreibungen des Skaters als urbanen Neuentdecker und Raumpionier (2. Grundsätzliches zum Skateboarding).





Die Fragestellung, der sich diese Forschung widmet, ist zusammengefasst folgende:

Der Raumbegriff ist in seiner Bedeutung sehr umfassend und unterliegt vielen Jahrzehnten an Definitions- und Eingrenzungsversuchen. Um ihn für diese Forschungsarbeit je-

 

doch näher zu umreißen, wird eine Definition für Raum gefunden, die den Fokus auf Interaktionen in städtebaulichen und sozialen Zusammenhängen legt.

Sich daraus ergebende Folgefragen sind:                   Um diese Fragen zu beantworten, werden zunächst einige grundlegende Begriffe der forschungsleitenden Fragen definiert. So werden als grundlegende Informationen das Verständnis des Begriffs Raum bzw. städtischer Raum, die generellen Wirkungen von sportlichen Betätigungen auf Kinder und Jugendliche als auch der Individualisierungsanspruch im Sport dargestellt und im Hinblick auf die Fragestellung dieser Forschung erläutert.

In der wissenschaftlichen Forschung hat die Definitionsfindung des soziologischen Raumbegriffs seit vielen Jahren eine vereinnahmende Rolle eingenommen (vgl. Löw 2008, 51). Die ursprüngliche und heute inzwischen überholte Vorstellung beschreibt den Raum als einen Behälter, in dem Dinge, Lebewesen und Sphären eingeschlossen sind (vgl. Maset et al. 2006, 87). Diese „Container“-Metapher wird in der absolutistischen Raumvorstellung aufgegriffen, indem sie den Raum als gegeben und erst durch die sich in ihm befindlichen Elemente als existent beschreibt. Hierbei wird unterschieden in „absoluten Raum“ und „relativen Raum“. Der absolute Raum umfasst den Behälter und die sich darin befindlichen Elemente; es wird von dem „Dualismus zwischen Raum und Materie“ gesprochen (vgl. Löw 2001, 24ff). Der relative Raum dagegen beschreibt das Maß des absolu-




ten Raums, denn er definiert sich aus der Beziehung der sich im Raum befindlichen Körper zueinander. Begründet wurde diese Raumvorstellung u. a. durch Aussagen von

In der heutigen Forschung zur Raumtheorie gibt es unterschiedliche Ansätze, welche versuchen, das Phänomen und die Entstehung des sozialen Raums zu erklären. „Der sozi-

Isaac Newton und Albert Einstein. Einstein versteht in seiner Relativitätstheorie Raum als eine Beziehungsstruktur zwischen Körpern, welche ständig in Bewegung sind (vgl. Maset et al. 2006, 87). Gottlieb W. Leibniz prägt hingegen die relativistische Raumvorstellung; seiner Theorie nach entsteht Raum aus der Lage von Objekten zueinander und wird somit in Relation zur Position des Betrachters stets verändert (vgl. Löw 2001, 24ff).

ale Raum entsteht aus der Raumproduktion“, so Lefebvre 1991, 35. Die Raumproduktion beschreibt hier den sozialen Prozess, in dem eine Gesellschaft seinen Raum aus der physischen Natur heraus selbst produziert (vgl. Lefebvre 1974 , 330).        

Bei Übertragung dieser Ansätze auf städtischen Raum stößt die Vorstellung eines Raums als Container an ihre Grenzen. Die Theorie des relativistischen Raumverständnisses erklärt den städtischen Raum durch die Lage der gebauten Umwelt zu den sich darin positionierten Menschen. Der soziale sowie alle weiteren nicht direkt sichtbaren Aspekte von Raumdynamik und Metaebenen würden hier allerdings keinerlei Beachtung finden und somit eine gültige Definition für diesen Anlass nicht erlauben.

Der Raum wird demnach als ein Netz von beweglichen sozialen Elementen beschrieben, die ihm durch ihre Aktivitäten eine Richtung geben.

   


 



Ein weiterer Definitionsansatz erklärt Raum als „eine rationale (An-)Ordnung von Lebewesen und sozialen Gütern an Orten“ (vgl. Löw 2001, 271). Hierbei werden zwei Vorgänge voneinander getrennt: Zum einen findet das Errichten, Bauen und Positionieren statt - zusammengefasst beschreibt dieser Vorgang das Platzieren von sozialen Gütern und Menschen im Raum – dieser Prozess wird als „Spacing“ bezeichnet. Zum anderen werden die sozialen Güter und Menschen durch Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und Erinnerungsprozesse, also durch die Syntheseleistung, zu Räumen „gebündelt“ (vgl. Löw 2001, 158). Diesen Raumbegriffsansätzen ist gemein, dass sie die genannten wichtigsten Raumelemente erfassen, die Verhältnisse dieser Raumelemente zueinander thematisieren sowie Wertvorstellungen und Zeitgeiste mit einbeziehen. Aus diesen Vorstellungen folgert sich nun die grundlegende Definition für Raum, mit der im Folgenden gearbeitet wird: Raum wird durch unterschiedliche Arten von Handlungen und Aneignungen produziert und ergibt sich aus der Anordnung seiner Elemente - von Menschen und sozialen Gütern.

Dieser Definition nach sind soziale, zeitliche, nutzungsund anordnungsspezifische Komponenten - als raumproduzierende Elemente - in den Begriff integriert. Insbesondere die Einbeziehung des Sozialaspekts scheint richtig, da ohne eine Form von Interaktion Raum nicht entsteht. Durch Raumproduktion und die hiermit einhergehende Entstehung von Sozialräumen finden an einem Ort - als situative Konstellation oder Momentaufnahme von fixen Punkten (vgl. Certeau 1980, 345) - mehrere Aktivitäten statt, die unterschiedliche Richtungen nehmen können. Unter Richtungen lassen sich Nutzungsarten (Radfahren, Flanieren, Skaten) sowie Bewegungslinien an einem Ort verstehen. So können an einem Ort mehrere Raumkonstellationen existieren, die jedoch durch Kollisionen der Nutzungsrichtungen (-zonen) auch im Konflikt zueinander stehen können, denn Konflikte treten dann auf, wenn die Richtungen der Aktivitäten aufeinander treffen. Betrachtet man beispielsweise einen Platz des öffentlichen Geschehens, so entsteht der Raum durch die Gestaltung des Mobiliars, umliegende Gebäudeanordnungen und die Nutzungen, die zu einer bestimmten Zeit auf dem Platz stattfinden. Dabei kann es passieren, dass richtungsdivergente Skateboardfahrer und Fußgänger miteinander in einen Konflikt treten, weil sie unterschiedliche Vorstellungen von und Ansprüche an Raumnutzung an den Tag, bzw. in die Situation legen.





 



Im städtischen Raum halten verschiedenste Nutzungen Einzug. Neben den „typischen“ Nutzungen der privaten oder dienstlichen Unternehmungen im Straßen- und Fußgängerverkehr tauchen auch eher als ungewöhnlich und nicht alltäglich einzustufende Tätigkeiten in der Öffentlichkeit auf, wie das Public Viewing, religiöse Veranstaltungen, Filmdreharbeiten, Karnevalsumzüge, Techno-Paraden, politisch motivierte Streiks, das Pantomimen, die Pflastermalerei, Rikscha-Fahrten, Kleinkunst, KlagemauerAktivismus oder das Musizieren (vgl. Bette 1999a, 192; Breckner 2008, 205ff).



In diese Masse an unterschiedlich großen Kulturveranstaltungen drängte sich inzwischen auch eine andere Art des Raumgebrauchs in den Fokus der Stadtwahrnehmung: Eine Vielzahl an städtischen Sportarten hat sich in den letzten Jahrzehnten etabliert, welche die sich ihr bietende Plattform in sehr unterschiedlicher Weise und Intensität gebrauchen. Karl-Heinrich Bette (1999a) schreibt in seinem Buch „Systemtheorie und Sport“ (194f) zur Existenz städtischer Sportarten sehr anschaulich:








„Mit Verspätung ist der urbane Raum auch zu einem akzeptierten Sportraum geworden. Von dieser veränderten Nutzung der städtischen Öffentlichkeit zeugen nicht nur die Jogger, die als lauforientierte Avantgarde die inneren Zirkel der Metropolen für die Durchsetzung ihrer Fitneß-Interessen entdeckten, oder die Marathonläufer, die ihre „events“ auf den Hauptverkehrsstraßen durchführen. In den letzten Jahren hat sich in den Städten eine breite hochdifferenzierte Bewegungs- und Körperkultur entwickelt: Skateboardfahrer als urbanisierte Wellenreiter benutzen die asphaltierten Plätze vor Kirchen und öffentlichen Gebäuden sowie das Straßenmobiliar, um ihre virtuosen Fahr- und Körperkünste einem zuschauenden Publikum vorzuführen. Inline-Skater schlängeln sich auf kleinen Gummirädern in einer gegenüber dem Gehen beschleunigten Weise durch die Flanierzonen und instrumentalisieren ihre Mitmenschen als lebende Slalomstangen. Beachvolleyballer hechten im Sommer in künstlich aufgeschütteten Sandkästen nach scharf gespielten Bällen und versuchen mit entsprechendem Geschick, deren Bodenkontakt zu verhindern. Knapp oberhalb der städtischen Asphalthaut installieren sie sich als lebende Synthese von Sonne, Strand und Lebensfreude. Der Marktplatz wird durch



sie zum Ort, wo das Erreichenkönnen des sonst Unerreichbaren in der Simulation eines Naturraums vorgeführt wird. Streetbasketballer konkurrieren in den Randzonen der Straßen in coolem Outfit und mit entsprechender musikalischer Untermalung um Bälle und Körbe und imitieren in einem Maskulinitätsszenario den Kult der Lockerheit und Lässigkeit amerikanischer Ghetto-Jugendlicher. Sportkletterer verlassen die Horizontale der alltäglichen Fortbewegung und verschaffen sich an Brückenpfeilern, Hauswänden und Monumenten den Thrill des vertikalen Erlebens. Mountainbiker zweckentfremden mit ihren robusten Rädern Straßen, Plätze und Treppen für eine Fortbewegungsart, die keine Hindernisse akzeptiert. Selbst Snowboarder haben inzwischen die Innenstädte entdeckt. Ihre winterlichen „Berge“ bringen sie in Gestalt von Rampen und Kunstschnee gleich mit. So können die Zuschauer selbst in schneearmer Zeit mit akrobatischen Kunststücken begeistert werden. Und Bungee-Jumper lassen sich bei Volksfesten und Stadtfeiern mit aufwendiger Technik in die Höhe hieven, um anschließend als menschliche Sandsäcke an Gummibändern in die Tiefe zu stürzen.“


 

Grundsätzlich haben sich die Sportarten des öffentlichen

Hilfsmitteln voraus. Durch diese ästhetische Art der Fort-

Raums seit 1999 kaum geändert. Es sind jedoch noch einige hinzugekommen, wie beispielsweise die eher im Verborgenen stattfindenden und illegalen „Urban Extreme Sports“ (Car-Crashing oder Base-Jumpen), oder auch die erlebnissteigernde Extremsportart „Le Parkour“, welche sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Dieser vornehmlich unter kreativen und körperkontrollierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr beliebte Sport setzt eine schnelle, effiziente und hindernisüberwindende Fortbewegung im städtischen und natürlichen Raum ohne die Hinzunahme von

bewegung „ergibt sich ein völlig neues Bild der gewohnten Umgebung. Mauern werden überwunden, auf einem Zaun wird balanciert oder ein Abgrund übersprungen“ (vgl. Piosk 2009). Diese Sportart ähnelt sehr der Devise des Skateboardings, in ihrer Art der Bewegungsfreiheit, Hindernisüberwindung und Raumwahrnehmung. Die Recherche der heutigen Sportarten, die im öffentlichen Raum einer Stadt Einzug halten, hat eine folgende, nicht abschließende Liste hervorgebracht:











































Die Sportarten lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen. Zum einen die festivalisierten Sportarten. Diese finden nicht dauerhaft im öffentlichen Raum statt, sondern nur zu bestimmten Zeitpunkten, wie bei organisierten Events (bspw. Beachvolleyball, Triathlon etc.). Zum anderen gibt es städtische Sportarten, die alltäglich im öffentlichen Raum stattfinden. Auch hierbei gibt es Unterschiede, denn während das Laufen den Raum als reine Fläche und zu einem gewissen Grad als Bühne gebraucht, gibt es andere sportliche Aktivitäten, wie Parkour oder Skateboarden, die dem Raum und städtischem Mobiliar die eigentliche Funktion entziehen und sie einer neuen Nutzung zuführen. Gerade das Skateboarden findet sich in Hamburg und anderen deutschen Städten häufig im Alltagsgeschehen wieder. Auch steht hinter dieser Sportart eine lange Historie, welche zu einzigartigen Strukturen innerhalb der sich gebildeten Subkultur geführt hat (siehe 2.1 „Historie des Skatens“), die es im Weiteren näher zu erläutern gilt.







 





















 





Schon diese Liste der heutigen städtischen Sportarten ist beachtlich lang. Interessant hierbei ist, dass Stadtsoziologen dieser Entwicklung der sportiven Nutzung von Räumen, Plätzen und Straßen bisher nur wenig Beachtung geschenkt haben (vgl. Bockrath 2008, 153ff) und hier noch großes Untersuchungspotential verborgen liegt.






01

Griptape

Rutschfester Belag, der auf das Deck aufgeklebt wird. Er sorgt für Halt auf dem Brett. Erhältlich in unterschiedlichen Designs und Körnung.

02

Nose

Hochgebogene Spitze des Decks. Sie wird für viele Tricks benötigt.

03

Pad

Kunststoff oder Gummiplatte, die zwischen Deck und Baseplate geschraubt werden kann. Dadurch liegt das Deck höher (Riserpad) oder erhält eine Dämpfung (Shockpad).

08

Bearing

Kugellager, je 2 pro Rolle, also 8 für das gesamte Board. Sie sind in unterschiedlicher Qualität erhältlich.

09

Wheel

Rollen / Räder des Skateboards. Es gibt sie in unterschiedlicher Härte und Durchmesser.

10

Spacer

Distanzhülsen zwischen den beiden Lagern einer Achse.

11

Axle Nuts

Mit diesen Muttern werden Wheels und Bearings an der Achse befestigt.

12

Kingpin

Mit dieser Schraube werden die Teile der Achse zusammen gehalten und die Härte der Lenkung eingestellt.

04

Baseplate Grundplatte der Achse. Achse und Deck

05

Hanger

Teil der Achse, an dem die Wheels / Rollen befestigt werden. Der Hanger ist beweglich gelagert, um ein Lenken zu ermöglichen.

13

Trucks

Komplettachse, bestehend aus Baseplatte, Hanger, Bushing und Kingpin.

06

Nuts

Muttern der Montageschrauben.

14

Tail

Hoch gebogenes Ende des Decks. Voraussetzung für viele Tricks.

07

Bushings

Lenkgummis aus Polyurethan. Sie sitzen zwischen Hanger und Baseplatte und sind in unterschiedlichen Härtegraden erhältlich.

15

Deck

Das eigentliche Brett des Skateboards. Es gibt sie in unterschiedlichen Designs und Größen.

16

Mounting

Montageschrauben. Damit werden die Achsen und das Deck verschraubt.

werden damit fest miteinander verbunden.


 

 Die Entwicklung, die im zweiten Lebensjahrzehnt aus Kindern Jugendliche werden lässt, ist eine der intensivsten Erfahrungen im Leben eines jeden Menschen. Diese Phase der Pubertät wird in unterschiedlichen Ausmaßen durch Umbrüche, Selbstzweifel und körperliche Veränderungen geprägt und lässt die Frage zu, ob Verhaltens- und Denkweisen der heranwachsenden Kinder beeinflussbar sind, und wenn ja, wie und welche Auswirkungen hierbei auftreten können. Oder in diesem Zusammenhang die wichtigste Frage, welche Rolle der Sport in diesem Lebensabschnitt spielen kann. Dafür wird zunächst der Reifeprozess der individuellen Identität und des Selbstkonzeptes vorgestellt. (Vgl. Endikrat 2001, 19f; Brettschneider / Brandl-Bredenbeck 1997, 114ff) Unter dem Begriff der Identität wird im Tagesverständnis die Summe aller charakterlichen Eigenschaften verstanden, die einen Menschen einzigartig werden lassen. Das Erkennen individueller Eigenschaften und die schrittweise eintretende Erkenntnis darüber, dass außenstehende Personen ähnliche Wahrnehmungen des jeweils eigenen Charakters haben, sind wesentliche Bestandteile der Identitätsbildung. Die Findung eines persönlichen Bildes ist ein Prozess, dem ein ständiger Umgang und das Auseinandersetzen mit der Umwelt und den Mitmenschen zugrunde liegen. Dabei nimmt auch das Individuum Einfluss auf seine Umgebung (vgl. Endikrat 2001, 19f). Das Selbstkonzept ist die persönliche Beschreibung und Einschätzung unter anderem der eigenen Fähigkeiten, Gefühle und Werteentwicklungen, also das Bild seines Selbst. Die beiden Aspekte des Ichs (Eigen- und Fremdwahrnehmung) bedingen sich und die Schilderung der eigenen Person wird komplexer, je ausdifferenzierter die Identitätsentwicklung und die Suche nach den persönlich richtigen Werten vorangeschritten sind (vgl. Brettschneider / Brandl-Bredenbeck 1997, 114ff). Mit dieser Reflexion seines Selbst wird maßgeblich das Selbstwertgefühl positiv oder auch negativ beeinflusst. Das Teenagerdasein ist demzufolge eine kritische Phase, da sie für die Entwicklung der Identität eine zentrale Rol-

le spielt. Durch die enormen Veränderungen, vor allem in hormoneller und sozialer Hinsicht, treten einige Unsicherheiten auf. Das Herauslösen der Heranwachsenden aus ihrer Rolle des Kindes ist hierbei zentraler Kernpunkt. Die sozialen Kontakte müssen im Zuge eines Reifeprozesses neu definiert werden, wobei Anerkennungen von anderen Gleichaltrigen eine große Rolle spielen (vgl. Endikrat 2001, 21). Eine weitere Ursache für die Unsicherheit ist die wachsende Wahl von Möglichkeiten zur Orientierung, welche die eigene Identität schärfen. Eine solche Vielfalt trägt zur Heterogenität einer Gesellschaft bei und bietet eine enorme Bandbreite an Chancen. Gleichzeitig können sich Teenager in dieser Mannigfaltigkeit auch hilflos, allein und verloren fühlen und mit dem Finden ihres sozialen Platzes überfordert sein. Die in der Vergangenheit entwickelten Biographiemuster können hier je nach Ausprägung ein Stück weit helfen, den Jugendlichen zu festigen, also bei seiner Identitätssuche aufzufangen und zu unterstützen (vgl. Brettschneider / Brandl-Bredenbeck 1997, 160ff). Dabei kann bspw. das Skateboardfahren ein Puzzleteil im Identitätsbaukasten sein (siehe auch 2.2.1 „Die Subkultur des Skatens“). Der Findungsprozess gestaltet sich nicht gradlinig und erfolgt insbesondere durch Experimentieren, gedankliche Reflexionen und bestimmte Rollenverhaltensmuster. Ebenfalls wichtig zu erwähnen sind die unabwendbare Lockerung der Familienbindung und Loslösung aus der bedingungslosen elterlichen Obhut, die zur Überforderung der Heranwachsenden beitragen können. Starker Leistungsdruck in der Schule und die Furcht vor den Ansprüchen des bevorstehenden Arbeitsmarktes verstärken diesen Zustand (vgl. Endikrat 2001, 25ff; Reichertz 2005). In dieser Phase kann der eigene Körper als Ankerpunkt und Ausgleich zu sozialen Bindungen dienen. Er spendet Stabilität und wird zum Ausdrucksmittel der Identität. Hier setzt ein Jugendlicher beispielsweise auf die Findung des eigenen Kleidungsstils. Die individuelle Art, aufzutreten, hat Symbolcharakter und kann mitunter auch bestimmte kulturelle Vorstellungen prägen. Somit wird der Körper zum sozialen Kapital stilisiert, durch welches sich innere Sicherheit und




           

Anerkennung innerhalb der Gruppe an Gleichgesinnten, ein stärkeres Selbstwertgefühl sowie die Verbesserung des eigenen sozialen Status erreichen lassen. Außerdem finden bewusste Abgrenzungen von Gleichaltrigen oder Erwachsenen über Gestik, Sprechweisen, Kleidungsstil und Inszenierung statt.             

Einhergehend mit dem Wandel in der Entwicklung des Charakters und der Identität eines jeden Jugendlichen verändert sich auch die Wichtigkeit des Sports in seinem Leben. In der Adoleszenz nimmt die Bedeutung des Sports tendenziell zu, so dass 87% heutiger Teenager regelmäßig Sport treiben. Das Körperkonzept, welches die persönlichen Einschätzungen über die Leistungsfähigkeit und das äußere Erscheinungsbild widerspiegelt, gewinnt mehr an Bedeutung, was sich besonders im Bewusstsein und Umgang mit seiner Physis manifestiert (vgl. Endikrat 2001, 62ff). Bei regelmäßig ausgeübtem Sport lässt sich eine deutliche Leistungssteigerung feststellen, die direkte Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl hat. Die Erkenntnis darüber, dass beispielsweise komplexere Bewegungsabläufe - beim Skateboardfahren bspw. das erfolgreiche Abschließen schwerer Tricks - möglich werden, nimmt dabei positiv Einfluss. Weiter stellt sich bei der Darstellung des eigenen Könnens Anerkennung und ein sozialer Aufstieg in einer Gruppe ein. Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Leistung fördert darüber hinaus die Akzeptanz des eigenen Körpers, die sich wiederum auf die Zufriedenheit über die erbrachten Leistungen auswirkt. Als ein weiterer Effekt lässt sich eine bessere Selbsteinschätzung der Jugendlichen benennen, die regelmäßig Sport ausüben. Ein höheres Selbstwertgefühl lässt sie besser über sich selbst in verschiedenen Bereichen, wie in ihren sozialen Fähigkeiten oder schulischen und körperlichen Leistungen, denken. Diese Faktoren führen zu einer sozialen Sicherheit, die positiv auf die Stabili-

sierung der Identität einwirken kann. Trotz der zahlreichen positiven Aspekte gibt es auch Risiken, die durch den Sport entstehen können. Erlebnisse des Versagens oder Sportverletzungen können nachhaltig negative Einflüsse haben, die ebenso prägend sein können, wie die zuvor erwähnten positiven Aspekte (vgl. Brettschneider / Brandl-Bredenbeck 1997, 205f; Endikrat 2001, 70-81; Dober 2010).               

Eine langfristige Ausübung von Sport hat neben den psychischen und sozialen Auswirkungen vorwiegend nachhaltigen Einfluss auf die Gesundheit eines Teenagers. Allgemein bekannte Erscheinungen sind das stimulierte Muskelwachstum, das Halten eines Normalgewichts und gesenkte Risikofaktoren für im Alter auftretende Herz-Kreislauf-Krankheiten. Eher unbekannt sind dagegen schweizerische Studien, die belegen, dass eine häufigere Ausübung des Schulsports bei gleichbleibender Stundenanzahl die Leistungen der Schüler verbessere. Sport hat für die Befragten nicht nur langfristige Folgen, sondern auch Stimmungsaufhellungen nach körperlichen Betätigungen zur Folge. (Vgl. SGSM 1999, 175ff) Es lässt sich feststellen, dass die Entwicklung einer Identität bei Jugendlichen durchaus durch verschiedenste Faktoren positiv beeinflussbar ist. Sie reagieren, durch ihre Unsicherheit verursacht, sensibel auf unterschiedlichste Einflüsse. Sport lässt sich hierbei als besonders positiver Faktor hervorheben, der es vermag, die Entwicklung sozialer Stabilität zu unterstützen.


 

               

 Körperliche Ertüchtigung fand im 18. Jahrhundert erstmals unter dem Titel „Leibesübung“ in der Schule systematisch Einzug in die Gesellschaft. Im folgenden Jahrhundert legte sich der Fokus auf das Turnen, welches zu Zeiten der Industrialisierung nach dem Leistungsprinzip betrieben wurde. Das Turnen wurde im Verein ausgeübt, so dass Gebundenheiten und Verpflichtungen bestanden. Es wurde Handeln nach vorgegebenen ethischen Werten verlangt; der Sportler war ein „Normenerfüller“ (Hägele 2008a, 26ff).    

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich das Sportbild stark verändert und das Angebot an Auswahlmöglichkeiten vervielfältigt. Heute stellt der Sport einen Bereich des Soziallebens mit eigener Symbolik, Ästhetik, Rollenausprägung und institutioneller Anbindungen dar. Durch viele neue Sportarten - und insbesondere die sogenannten Trendsportarten - hat Sport ein hohes Maß an Ausdifferenzierung erhalten. Die Vielfalt ermöglicht es mittlerweile auch Gruppen, in sportliche Aktivitäten eingebunden zu werden, die sich zuvor aus Überzeugung nicht an dem traditionellen Sport mit seinen Normen und Hierarchien beteiligt hatten, denn heute gibt es mehr Chancen der Selbstverwirklichung. (Vgl. Bette 1999b, 147f; Hägele 2008a, 30) Durch sportliche Aneignungen neuer Räume wuchs die Bedeutung des Sports insgesamt stetig. Einst waren die öffentlichen, innerstädtischen Räume für Training und Wettkampf verpönt. Heutzutage drehen täglich Läufer ihre Runden, oder Sportereignisse, wie z.B. der Hamburg Triathlon, lassen dem städtischen Zentrum eine neue Funk-

tion zukommen - und die Anzahl an Sportarten, die im öffentlichen Raum ausgeführt werden, steigt. Gleichzeitig verändern sich die Erwartungen der Menschen an den Sport. Er soll der Entspannung, Regeneration und Gesundheitsvorsorge dienen. Zudem erhoffen sich viele Sportler Anregung, Spannung und Nervenkitzel. Die Sportarten zur Erfüllung von Erwartungen der zweiten Kategorie bieten meist die neuen Trendsportarten. Der Begriff Trendsportart beschreibt „neuartige bzw. lifestylegerecht aufbereitete Bewegungspraktiken […], denen kurz- oder mittelfristig ein erhebliches Verbreitungspotential vorhergesagt werden kann“ (vgl. Schwier 1997-2000, 1). Diese Differenzierung des Sports - sowohl in seiner Vielzahl als auch in seiner räumlichen Ausbreitung - ist eine Folge des Individualisierungswunsches eines jeden Menschen. Im Sport lässt er sich auf vier Ebenen feststellen (vgl. Bette 2004, 55-59): In der Sozialdimension bedeutet er: Dinge besser tun als andere In der Sachdimension bedeutet er: Dinge anders bzw. extremer tun als andere In der Raumdimension bedeutet er: Dinge dort tun, wo sie vorher noch keiner getan hat In der Zeitdimension bedeutet er: Dinge schneller tun als andere   


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           

Wie erläutert, dient der eigene Körper als stärkstes Ausdrucksmittel, um in der Pubertät Individualität zu symbolisieren. Sport und somit das Trainieren des Körpers ist folglich unerlässlich (vgl. Bette 1999b, 153f). Bis heute gilt im Sport, dass eine Individualisierung durch besondere Leistung, wie das Gewinnen von Wettbewerben und Aufstellen von Rekorden, möglich ist. Allerdings individualisiert eine erwartete und erfüllte Leistung nicht so stark, wie die Abweichungen, die gegen die allgemeine Erwartung laufen. So wurde Eric Moussambani aus Äquatorial Guinea bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ein Medienstar, da er das Ziel beim Schwimmwettbewerb nur mit sehr deutlichem Rückstand und mit letzter Kraft erreichte. Er ging als langsamster Schwimmer der Olympischen Spiele in die Geschichte ein (vgl. Bette 1999b, 166; Ehrenberg 2000). Wenn sich der Mensch als Individuum beweisen will, muss er seine individualisierende Handlung - in diesem Fall den Sport - in Gegenwart anderer Personen vollziehen. Gleichzeitig sollte auch der ausgewählte Sport etwas Außergewöhnliches kultivieren. Da ist es folgerichtig, dass vor allem andersartige, „nicht-traditionelle“ Individualsportarten, wie bspw. das Skateboarding, in meist kleineren Gruppen an frei zugänglichen Plätzen ausgeführt werden. So zeigt der direkte Kontakt mit den Passanten im öffentlichen Raum die Andersartigkeit der (in diesem Fall) Skater deutlicher auf. Die Passanten werden zum Publikum, der öffentliche Raum zur Bühne. Durch den Zusammenschluss in Gruppen können sich Gleichgesinnte gegenseitig in ihrer Individualität bestätigen und die Zusammengehörigkeit wird nach „Außen“ hin durch den gleichen Kleidungsstil und durch Accessoires demonstriert (siehe 1.3. „Auswirkung des Sports auf Jugendliche“). Dieses Merkmal grenzt die Gruppe zur Umwelt ab, gleichzeitig ermöglicht es Außenstehenden die Integration durch Imitation bzw. Annehmen des Kleidungsstils und der dazugehörigen wei-

teren Codes auf relativ einfachem Wege. Der eigentliche Gedanke der Individualisierung spielt dabei keine Rolle. (Vgl. Bette 1999b, 167f.) Neben dem oben genannten Punkt, führt auch die Kommerzialisierung der gewählten Tätigkeit den Individualitätsgedanken ad absurdum. Durch die Freizeit- und Kulturindustrie wird die Individualität dessen mit all seinen Hintergründen simuliert und hindert die „richtigen“ Individualisten daran, ihr Streben nach Andersartigkeit auszuleben. (Vgl. Hägele 2008b, 57) Um diesem Phänomen der Paradoxie entgegenzuwirken, versucht sich die Gruppe, die sich auch als Gesinnungsgenossenschaft bezeichnen lassen kann, durch hohe Risikobereitschaft, schnelle Veränderungen oder den Verzicht auf die Kommunikation der aktuellen Entwicklung abzugrenzen. Durch neue Trends, die sich auch in der Mode widerspiegeln (siehe 2.1 „Historie des Skatens“), wird kurzfristig die Situation der „Entparadoxisierung“ erreicht; solange bis diese alternative Bewegung wieder zum „Mainstream“ wird (vgl. Chatterton 2002; Bette 1999b, 170ff; Bette 2004, 53). Gerade Jugendliche in der Pubertät benötigen Aktivitäten, durch die sie ihre Identität finden können. Neben den Individualisierungsprozessen in der gesamten Gesellschaft, spielt hier auch die Loslösung von den Eltern eine Rolle. Das Ausüben einer körperlichen Aktivität in einer Gruppe führt zu einer Bestätigung des eigenen Ichs durch Andere. Im Fazit hat Skateboarden neben körperlichen Aspekten des Sports somit vornehmlich positiven sozialen Einfluss auf die Festigung der Identität. Stabile Identitäten sind weniger anfällig für negative Aktivitäten, wie Kriminalität, exzessiven Drogenkonsum oder Beschäftigungslosigkeit (vgl. Graham 2011, Interview).


 

 Skateboarder tragen mit ihrer bloßen Anwesenheit zur Raumproduktion bei. Ihre andersartigen Aktivitäten mit einzigartigen Richtungen lassen sie als Besonderheit im Raum hervorstehen, können aber auch gleichzeitig zu Konflikten mit anderen Nutzungen führen. Dieses ist interessant, da Skateboarding zu den Sportarten zählt, welche den städtischen Raum durch tägliche Aneignung der baulichen Gegebenheiten umgestalten. Im Gegensatz zu den festivalisierten Sportarten, welche meist als kurzzeitige Events im städtischen Raum stattfinden, ist das Skateboarding durch die alltägliche Anwesenheit und direkte Nutzung des Mobiliars als in das Stadtgeschehen integriert zu bezeichnen und der Kontakt zu den „Nicht-Skatern“ ist vorprogrammiert. Bei Betrachtung der Entwicklung des Sports wird aufgezeigt, dass sich der Einzelne aufgrund der Loslösung altbekannter sozialer Strukturen als Individuum definieren muss. Gerade Jugendliche befinden sich in der Phase der Abnabelung und suchen nach neuen, eigenen Strukturen. Besonders geeignet für die Persönlichkeitsdefinition sind Aktivitäten, die den Körper in den Mittelpunkt stellen und das Andersartige kultivieren. Skateboarding ist daher besonders zur Identitätsfindung geeignet, auch weil zwischen den Skatern ein Zusammenhörigkeitsgefühl besteht, welches neue soziale Strukturen schaffen kann. Das Skateboarding wird meist vor Publikum ausgeführt, die Gemeinschaft kennzeichnet sich durch ihr spezifisches Auftreten, Kleidung und Accessoires. Durch diese offensichtliche Abgrenzung wächst das Gemeinschaftsgefühl, doch auch gleichzeitig die Fremdheit zu Außenstehenden. Das Skateboarding hat somit sichtbaren Einfluss auf den Stadtraum, in dem es „geschieht“, und kann positive soziale Entwicklungen skatender Kinder und Jugendlicher bedingen.


 


 



Skateboarden bedeutet für viele Fahrer mehr als das reine „Trick-Stehen“ und die psychische und physische Freude darüber. Skaten ist vielmehr als Eigendynamik zu verstehen, die sich ihre passenden Orte und Menschen sucht. Es werden Kontaktaufnahmen innerhalb der sich bildenden Gemeinde geschaffen und im Zusammenspiel mit anderen Raumnutzern provozierende Verbindungen ermöglicht, die - gemäß der Bedeutung der unten zu erläuternden Raumpioniere - bewussteres Wahrnehmen der äußeren Umgebung bedingen können. Die Subkultur Skateboarden ist eine weitverzweigte und auch in andere Sub-/ Kulturen überfließende Angelegenheit und kann von sich behaupten, ein breites Netzwerk geschaffen zu haben - eines, das viele Komponenten deutlich, aber auch unscheinbar miteinander verbindet. In diesem theoretischen Abschnitt soll geklärt werden, was die Subkultur des Skatens oder auch Skateszene beschreibt, wie sich die vielverzweigte Kommunikation heute untereinander, als auch in Verbindung mit anderen Szenen und Branchen gestaltet und wie sich Skater als Raumpioniere etablieren und dabei „Unorte“ oder auch bereits stark frequentierte Orte zu Skatespots küren.

den Phasen dargestellt werden, um die Dynamik hinter diesem besonderen Sport besser nachvollziehen zu können.  Die ersten Vorläufer des Skateboards gab es bereits in den 1930er Jahren. Hierbei handelte es sich jedoch eher um „Spielzeuge“, wie dem Kinderroller, welcher dann als „Rollbrett“ neu entdeckt wurde. Das erste Gerät, welches auch dem Skateboarden zugedacht war, wurde Mitte der 1960er Jahre von kalifornischen Surfern konzipiert. Als es im Meer eine Zeit lang keine genügend großen Wellen gab, schraubten ein paar verhinderte Wellenreiter Rollschuhachsen unter ihre Bretter und „surften“ die Straßen entlang. Diese Idee fand schnell Anklang und mit steigender Popularität wuchs auch das Interesse am Skaten, so dass 1959 das erste kommerziell gefertigte Skateboard auf den Markt kam, wenn auch noch mit unbeweglichen Achsen. (Vgl. Hot Shops 1978; Hälbich 2008, 37 ff.)

 Das Skateboarden entwickelte sich in den frühen 60er Jahren im US-Staat Kalifornien aus der Surfszene heraus. Vor ungefähr 30 Jahren erreichte der Sport Europa und verbreitete sich zuerst in Deutschland. Die Entwicklungen der Popularität dieses Sports waren insbesondere in den USA - dem Geburtsland des Skatens - von Höhen und Tiefen geprägt und sollen nun anhand von vier verschieden prägen-




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1963 verkauft Larry Stevonson erstmals Decks mit beweglichen Achsen. Da er gleichzeitig Besitzer des „Surf Guide Magazin“ war, promotete er das Skateboarden, gründete ein Skateteam und sponserte den weltweit ersten Skateboard-Contest in Hermosa, Kalifornien. Stevonson hatte mit „Makaha Skateboards“ einen so großen kommerziellen Erfolg, dass sich andere Skateboardfirmen und mit ihnen auch eine Vielzahl an Magazinen gründeten, die sich dem neuen Sport inhaltlich widmeten. Sie kommunizierten die neusten Geschehnisse und trugen somit zur Popularität des Skateboardens bei (Bsp. „Skateboarding Quarterly“). Gleichzeitig entstanden die ersten offiziellen Tricks und ein Wettbewerbssystem mit den Kategorien „Freestyle“, „Slalom“ und „Hochsprung“. (Vgl. Hälbich 2008, 40ff.) Derart entwickelte sich der Sport zu einem beliebten Hobby bei Frauen und Männern gleichermaßen. Die bekanntesten Skater waren häufig im Fernsehen und Magazinen vertreten (bspw. Pat McGeen unter anderem in „Tonight Shows“ oder auf dem Cover des LIFE-Magazins). Mit steigender Popularität wuchs jedoch die Skepsis in der Bevölkerung, denn Skaten wurde häufig in direkten Zusammenhang mit Jugendproblemen, wie mit Kriminalität oder Drogenkonsum, gestellt. Die Medien prangerten das Skaten als gefährlich und gesellschaftbedrohend an. Dieses führte zum Verbot des Skatens bis 1965 in über 20 nordamerikanischen Städten und zum ersten Einbruch der dazugehörigen Ökonomie. (Vgl. Hälbich 2008, 42f.)  Eine neue Hochphase erlebte das Skaten Anfang der 70er Jahre. Geprägt war diese Zeit von Erfindungen, die eine innovative Art und Weise des Skatens ermöglichten, wie die

bedeutsamste Neuentwicklung der Polyurethanrolle. Die Vorläuferrollen waren aus Gummi oder Ton gefertigt, was zur Folge hatte, dass die Boards entweder sehr langsam fuhren oder extrem wenig Haftung am Untergrund hatten. Durch das neue Material war nun ein schnelleres, flexibles Fahren mit hoher Bodenhaftung möglich. Gleichzeitig minimierte das Griptape zusammen mit dem „Concave“ (Aufbiegung von Nose und Tail) die Gefahr des Abrutschens des Fahrers auf dem Brett. (Vgl. Hälbich 2008, 44ff.) Der neue Fahrstil wurde von einer Gruppe junger Surfer („Z-Boys“) aus dem kalifornischen Venice Beach vorangetrieben. Durch das Übernehmen surftypischer Bewegungen und das Skaten in trockengelegten Pools entstand ein eher vertikales Skaten (vgl. Sony Pictures 2001). Hier sei zu erwähnen, dass die ersten Poolskate-Sessions illegal in den Gartenanlagen fremder Personen stattfanden, was maßgeblich zum darauffolgenden rebellischen Bild des Skaters führte. Diese neue Stilrichtung hatte zur Folge, dass Mitte der 70er Jahre private Investoren über die gesamten Staaten verteilt Betonskateparks mit Pools und vermehrt auch Halfpipes bauten (erster Park: „Skateboard City Park“ in Orange Port, Florida). Mit der Konzentration des Skatens auf bestimmte Orte wurden Konflikte, wie Anwohnerbelästigung und Polizeiprobleme, umgangen, da das Skaten von der Straße in die Parks verlagert wurde. Skateparks boten einen sicheren Raum, in dem sich Skater ausschließlich auf seine Tricks konzentrieren konnten. Das Zusammenkommen sich unbekannter Skater in diesen Parks führte zu einem regen Austausch und hatte die Entstehung und Entwicklung vieler neuer Bewegungsabläufe zur Folge.


 

Ende der 70er Jahre fand das Skaten fast ausschließlich in Skateparks statt, die sich hauptsächlich aus Eintrittsgeldern finanzierten. Als die Versicherungssummen, die Betreiber seit Beginn des Parkskatens an die Stadt zahlten, angehoben wurden, wurde das Betreiben von Skateparks unrentabel und viele Skateparks mussten schließlich schließen, denn das Skaten in der damals aktuellen Form wurde abermals seiner Grundlage beraubt. Etwa zur gleichen Zeit erfreuten sich die Trendsportarten BMX-Fahren und Inlineskaten immer größerer Beliebtheit, Skateboarding wurde aus den Medien verdrängt und verschwand wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung.


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Vor der dritten Hochphase in den USA war die Skateboardszene eher klein. Dennoch fanden sporadisch kleine Wettbewerbe von der „California Amateur Skateboard League“ (CASL) statt und ein neues, vollständig auf Skateboarding fokussiertes Magazin (1981, „Thrasher“) wurde gegründet. Auch wurden viele Pipes aus Holz von den Skatern selbst gefertigt und das Skaten fand wieder auf die Straßen - zu seinem Ursprung - zurück.   

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1983 erhielt ein neues Medium Einzug in die Welt des Skateboardings. Die Firma „Powell Peralta“ veröffentlichte das erste Skateboardvideo namens „Bones Brigade Video Show“. Es verhalf dem Skaten zu einer neuerlichen Blütezeit, da der Videorecorder zum festen Bestandteil amerikanischer Haus-


 

halte wurde und Videos Zugang zu einer breiten Öffentlichkeit fanden. Neben dem Streetskaten, welches immer neuere Ollie-Variationen (siehe Einschübe „Trickkiste“, S. 32 und „das kleine Skater-ABC“, S. 34) erhielt, sorgte insbesondere das Halfpipe-Fahren für neues öffentliches Interesse und die ersten wirklichen Stars der Szene wurden geboren, wie die Skaterlegende Tony Hawk. Das Produzieren von Skateboards sowie die damit verbundenen Wirtschaftszweige erlebten einen kräftigen Schub, als viele branchenähnliche Unternehmen entstanden, wie Schuh-, Textil-, oder Filmproduktionsfirmen. (Vgl. Hälbich 2008, 57) Mitte der 80er Jahre erfolgte eine erneute Umorientierung. Die Popularität des Streetskatens wuchs zusehends aufgrund des Erfolgs einiger entsprechender Filmproduktionen. Während die ersten Skatefilme von großen Firmen aufwendig produziert wurden und das Skaten sogar für Hollywoodspielfilme „salonfähig“ machten („Zurück in die Zukunft“, „Police Acadeamy 4“), konzentrierten sich neue Filme der kleineren Produktionsfirmen auf die Tricks der Straße. Streetskater zeigten dort möglichst viele ihrer besten Tricks und nutzten hierfür den kompletten Straßenraum samt Mobiliar, wie Treppengeländer, Mülltonnen, Bänke etc.. Auch hier sorgte der Erfolg für die Gründung vieler neuer kleiner Firmen. Viele Stars lösten sich aus ihren Verträgen und machten sich mit eigenen Unternehmen selbstständig, denn der Ruhm eines Skaters ergab sich nicht mehr aus den Erfolgen bei Wettkämpfen, sondern aus dem Erfolg der Skatevideos. (Vgl. Hälbich 2008, 58) Zum Ende der 80er Jahre nahm die Popularität des Skateboardings insgesamt ohne erkennbaren Grund wieder ab. Das Material war technisch ausgereift und der Skatepark war zum Skaten nicht weiter erforderlich. Vermutet wird, dass die neueren und schnelleren Tricks für den ungeschulten Beobachter nicht mehr nachvollziehbar waren und dieser somit die Faszination verlor. Bis Mitte der 90er vollzogen sich innerhalb der Skategemeinschaft Prozesse der Abgrenzung durch beispielsweise die Entstehung eigenwilliger Kleidungsstile. Wer diesen Konventionen nicht folgte, wurde nicht als Skater akzeptiert. So kam es des Öfteren zu

gewalttätigen Auseinandersetzungen, in welche auch Passanten eingebunden waren. Grundsätzlich galt dieses als Versuch, sich aus dem Interesse der Massenmedien zu entziehen bzw. sich von denjenigen abzugrenzen, die innerhalb der vorangehenden Hochphase aufgrund der medialen Bedeutung mit dem Skaten begonnen hatten. (Vgl. Hälbich 2008, 62ff.)

 1994 übertrug ESPN (ein US-amerikanischer Fernsehsender) weltweit die „Extreme Games“, welche nur die damaligen Trendsportarten, wie Skateboarding, BMX, Bungeejumping etc., beinhalteten. Das Skateboarden erreichte hierbei mitunter die höchste Einschaltquote und somit die breite Öffentlichkeit. Die Auswirkungen dessen waren immens, Halfpipeskater wurden zu Superstars medialisiert. Die Events wurden daraufhin stets aufwendiger, es kam zu Sprüngen aus Hubschraubern in Halfpipes oder über die Chinesische Mauer hinweg - nichts schien mehr unmöglich. (Vgl. Hälbich 2008, 65f.) Der endgültige Durchbruch in den Massenmedien erfolgte 1999, als ein großer kommerzieller Erfolg mit dem Computerspiel „Tony Hawks Skateboarding“ gelang. Viele tausend Kinder und Jugendliche beschäftigten sich weltweit mit dem Skaten und entdeckten es auch außerhalb des Kinderzimmers für sich. Heutzutage ist das Skateboarden in den USA fast ein traditioneller Sport - auch wenn er in nahezu allen Städten im öffentlichen Raum verboten ist. (Vgl. Hälbich 2008, 68)  Während des zweiten Booms in den USA verbreitete sich das Skateboarden auch in weiteren Teilen der Welt. 1975 kam das Skateboarding nach Deutschland. Wesentlichen Beitrag hierzu leistete Titus Dittmann, der nach einem USAAufenthalt beschloss, Skateboard-Hardware nach Deutschland zu importieren. Als Hochburg entwickelte sich damals München, wo einer der ersten deutschen Skateparks - die


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Pfanni Hills - und auch die erste Organisation des Sports in Deutschland entstand. Der Dachverband der deutschen Skateboard-Fahrer e.V. hatte dort seinen Sitz. (Vgl. Spiegel 1977, 172f; Skatedeluxe OHG 2010) Die weitere Entwicklung in Deutschland verlief nahezu parallel zu der US-amerikanischen. Als Ende der 70er, bzw. Anfang der 80er Jahre das Skateboarden dort an Beliebtheit verlor, machte sich dieses zeitlich nur gering verzögert auch in Deutschland bemerkbar. Allerdings war die Entwicklung derart neu, dass der ganz große Einbruch ausblieb. Grund hierfür war auch die erstmalige Ausführung des „Münster Monster Mastership“ im Jahre 1982. Als die Begeisterung in den USA Anfang der 90er ausblieb, wurde der Event in Deutschland als offizielle Weltmeisterschaft anerkannt. (Vgl. Skatedeluxe OHG 2010) Gerade seit Beginn des neuen Jahrtausends steigen immer mehr junge Leute auf das Rollbrett. In den letzten Jahren hat sich diese Entwicklung durch Popularisierung des Longboards und die wieder zunehmende Gruppe an Mittdrei-

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ßigern, die das Skateboarding für sich wiederentdecken, weiter verstärkt (vgl. Graham 2011, Interview). Es wird deutlich, dass sich das Skaten mittlerweile nicht weiter den wellenförmigen Entwicklungen ausgesetzt sieht, wie in den vergangen Jahrzehnten, eher haben die letzten Jahre zu einer Etablierung des Sports in der Stadt und in Teilen in der Gesellschaft geführt. Setzt man diese Beobachtung mit der Individualisierungsbewegung (siehe 1.4 „Individualisierung im Sport“) in Zusammenhang, wird deutlich, dass das Skateboarding eine geeignete Art des Selbstausdrucks und der Bindungsfindung ist und nicht nur eine kurzzeitige Funsportart. Da eine Rückentwicklung der Individualisierungstendenzen und des Abgrenzungswunsches auch in Zukunft nicht zu erwarten ist, wird auch das Skateboarding sehr wahrscheinlich nicht an Bedeutung verlieren. Das Skateboarding ist folglich mehr als nur ein „Trend“ (vgl. Graham 2011, Interview).


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Das aus dem Englischen stammende Wort „Curb“ bedeutet im Deutschen so viel wie Bordstein oder Randstein (LEO 2011). In der heutigen Skateboardszene wird das Wort aber auch oft als Synonym für jegliche Art von Kanten verwendet, welche beim Skaten für verschiedenste Tricks benutzt werden.

Mit dem Begriff „Pool“, zu Deutsch das Becken (LEO 2011), werden alte, leere Schwimmbecken bezeichnet, welche für das Skateboardfahren zweckentfremdet werden. Im Laufe der Zeit wurden aber auch eigene Skate-Anlagen gebaut, die einem Pool sehr ähnlich sind. Diese können aus Beton oder Holz sein.

Eine „Halfpipe“ ist meist eine Holzkonstruktion zum Skaten, welche besonders schwierig zu befahren ist. Vorstellen kann man sich eine Halfpipe als eine horizontal abgeschnittene Röhre. Ins Deutsche übersetzt heißt Halfpipe auch so viel halbe Röhre (LEO 2011). Hierbei zeigen die oberen Enden der Halfpipe senkrecht nach oben.

Unter der Redewendung „Trick stehen“ wird der Moment bezeichnet, in dem ein Skateboardfahrer das versuchte Manöver sicher zu Ende gebracht hat. In diesem Fall also noch nicht.

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Das Wort „Obstacle“ ist der Oberbegriff für jegliche Arten von Gegenständen, welche beim Skaten benutzt werden, um Tricks auszuführen. Aus dem Englischen kann das Wort als Hemmnis oder Hürde ins Deutsche übersetzt werden (LEO 2011).

Das „Handrail“ ist ein Obstacle für sehr geübte Skater, da hier das Verletzungsrisiko besonders hoch ist. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es Handlauf oder Handgeländer (LEO 2011). Hierbei werden Handläufe dafür benutzt, auf ihnen auf dem Brett (sliden) oder auf den Achsen (grinden) runter zu rutschen.

Das englische Wort „gap“ bedeutet im deutschen Lücke (LEO 2011) und bezeichnet beim Skaten eine Unterbrechung des zu befahrenden Belags, welche der Fahrer versucht, mit einem Trick seiner Wahl zu überwinden. Oft liegt zwischen den beiden Belägen ein Höhenunterschied.

Das Wort „Griptape“ kommt aus dem Englischen und setzt sich aus dem „grip“ (Haftfestigkeit) und dem „tape“ (Band) zusammen. Wird das Wort zusammengesetzt, heißt es so viel wie „Haftungsband“ oder „Haftungsstreifen“ (LEO 2011). Das Griptape wird auf der Oberseite des Skateboards aufgeklebt und sorgt dafür, dass der Fahrer ausreichend Halt auf dem Brett hat.


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Als ein „Skatespot“ wird jeder Ort bezeichnet, an dem geskatet wird. Bestimmte Orte, wie zum Beispiel der Pier 7 in San Francisco, können sogar weiter über ihre Ländergrenzen bekannt werden. Der vielleicht nicht beste, aber bekannteste Skatespot in Hamburg ist der Jungfernstieg.

Die „Qauterpipe“ ist ein Obstacle, welches in der Form einem viertel Kreis gleicht. Häufig wird sie dazu benutzt, um besonders viel Schwung für einen Trick an einem anderen Obstacle nehmen zu können. Quaterpipes sind meistens in Skateparks aus Beton oder Holz aufzufinden.

Die „Funbox“, wörtlich übersetzt „Spaßbox“ (LEO 2011), ist eine erhöhte Ebene, welche über schräge Rampen zu befahren ist. Oft werden hier Tricks, wie der Ollie oder der Kickflip, von der einen Rampe in die andere gemacht. Ebenfalls befinden sich an den Rampen Curbs oder Handrails, welche für Tricks verwendet werden können.

Die „Miniramp“ ist quasi die kleine Schwester der Halfpipe. Sie gleicht der Halfpipe vor allem in ihrer Form. Doch ist sie deutlich kleiner und ragt an den Endenicht senkrecht in die Luft. Würde man zwei Qauterpipes gegenüber stellen, so hätte man eine Miniramp.

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Als „Session“ wird der Moment bezeichnet, in dem mehrere Skateboardfahrer an einem Ort im Kollektiv skaten. Wenn von vergangenen Tagen gesprochen wird, fallen oft Sätze wie „Das war eine geile Session“ oder „die Session war super fett“.

Das „Longboarden“ wird dem Streetskaten zugeordnet. Hierbei wird, im Vergleich zu dem weit bekannteren Streetskaten mit seinen kurzen Brettern, weniger Wert auf ausgefallene Tricks gelegt. Mit dem Longboarden wird mehr das Sufen nachgeahmt. Leicht abschüssige Straßenverläufe sind hierfür besonders geeignet.

Der „Wallride“ ist ein Trick aus dem Streetskaten. Hierbei wird versucht, eine möglichst steile Wand (engl. Wall) entlang zu fahren. Durch die Kante zwischen Wand und Straße ist es besonders schwierig, das Hoch- und Runterkommen zu meistern, da es den eigentlichen Fluss des Rollens unterbricht.

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Der Begriff Kultur („colere“) stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt sinngemäß „bebauen“, „bestellen“, „pflegen“. Jede Kultur hat ihre Besonderheiten und ihre eigenen, für sie typischen Orientierungen. Diese Orientierungsrichtwerte prägen die Angehörigen einer Kultur, formen ihre Identität, beeinflussen das Wahrnehmen, Denken und Handeln aller ihrer Mitglieder und definieren ihre Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur kann demnach als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schließt nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, Grundrechte, Wertesysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen. (Vgl. LFPS 2011; Unesco 2011)

In einiger Literatur zum Thema Skaten als städtische Sportart ist statt vom Begriff der Subkultur von der „Skateszene“ die Rede (vgl. Seipp 2010, 34ff) und es wird darauf beharrt, dass beispielsweise Enttraditionalisierungs-, Individualisierungs-, Pluralisierungs- und Globalisierungsausprägungen der heutigen Zeit eher zu einem „Abschiednehmen vom Jugendkulturbegriff“ führen sollten (vgl. Ferchhoff 1990, 10) und somit auch der Subkultur. Dieser Diskussion – ob es sich bei Skatern nun um eine Subkultur oder eine Szene handele - will sich diese Arbeit nicht stellen, da die Betrachtungsebenen in beiden Fällen zumindest ähnlich ausfallen. Subkulturen und Szenen des Skatens werden durch ihre spezifischen Merkmale und Abgrenzungstendenzen gekennzeichnet, die es hier zu erläutern gilt. Daher werden die Begriffe Subkultur, Szene und auch Gemeinschaft im Folgenden synonym verwendet.

Was zeichnet nun hingegen den untergeordneten Begriff der Subkultur aus? „Mit Subkultur(en) bezeichnet man Lebensformen, die Teil eines größeren kulturellen Ganzen sind, jedoch Normenordnungen aufweisen, die von der Gesamtkultur abweichen. Das Maß dieser Abweichung schwankt. Es reicht vom Status von Teilkulturen, die in das übergeordnete soziale System weitgehend integriert sind, bis hin zu Gruppen, die als Gegenkultur auftreten“ (vgl. Endruweit / Tormmsdorff 1989, 711). Eine Subkultur bildet also eine von den kulturellen Normvorstellungen abweichende Lebensart, welche durch ihr Eigendasein in der Gesamtkultur gekennzeichnet ist und unterschiedliche „Abgrenzungshärtegrade“ annehmen kann. Eine Subkultur vertritt eigene Werte, Normen, Symbole, Bedürfnisse und Verhaltensweisen (vgl. Universität Linz o.J.) und baut auf ihre eigenen Institutionen. Wie sich diese Komponenten innerhalb der Subkultur des Skateboardens verhalten, ist in diesem folgenden Abschnitt in der Theorie darzulegen und im praktischen Teil des Bausteins IV zu vertiefen.

Welche Merkmale dies nun sind, die den Skateboardsport und ihre Anhänger beschreiben, wird folgend näher beschrieben. Das Einstiegsalter eines Skateboarders liegt meist zwischen zwölf und 13 Jahren, die Mehrheit der Skater findet sich bei den 15- bis 18-Jährigen wieder, die Altersobergrenze war 2005 mit ca. 25 Jahren erreicht (vgl. Parzer 2005, 246), liegt heute jedoch etwas höher, da viele Anfang-30er das Skaten für sich (wieder-)entdecken (vgl. Graham 2011, Interview). Der Unterschied zu anderen Funsportarten lässt sich an seinen jugendspezifischen Charakteristika erkennen. Während Inline-Skaten beispielsweise keine Altersgrenzen kennt, wird Skateboarden fast ausschließlich von Jugendlichen betrieben (vgl. Parzer 2005, 247). Weiter ist anzumerken, dass weder Milieuzugehörigkeit noch ethnische Herkunft oder Religion die Ausübung dieser Sportart beeinflussen (vgl. Borden 2001, 140). Allerdings fällt auf, dass es sich um eine stark männlich dominierte Beteiligung handelt und weibliche Skater (sog. „Skate Betties“) nur vereinzelt anzutreffen sind (vgl. Gropp 2010, 13).


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Michael Parzer schreibt, dass „[zu] den wichtigsten Erkennungsmerkmalen […] neben dem Skateboard das spezifische Outfit, die Präferenz bestimmter Musikstile, die Verwendung eines eigenen Fachjargons sowie das Skateboard Fahren auf öffentlichen Plätzen“ zählen (vgl. Parzer 2005, 246). Somit konstituiert die Skate-Subkultur „eine Themenwelt aus Dress-Codes, Musikpräferenzen und posttraditionalen Werthaltungen“ (vgl. Heinzlmaier 1998, 135). Das wichtigste Stilelement des Skateboardings ist das Sportinstrument selbst, nämlich das Skateboard. Es ist jedoch nicht lediglich als Sportgerät zu verstehen, welches das Vollziehen von Tricks erlaubt, vielmehr kommt ein gewisser Accessoire-Charakter hinzu, welcher den Skater dazu veranlasst - schon durch den verhältnismäßig hohen Preis von ca. 100 bis 250 € (vgl. titus GmbH 2011) - das Board als eine Art „Heiligtum“ zu behandeln (vgl. Parzer 2005, 250). Schon fast paradox erscheint hier, dass es auch zum guten Ton innerhalb dieser Subkultur gehört, dass das Skateboard gewisse Abnutzungsspuren aufweist, denn diese lassen je nach Verschleiß auf großen Einsatz und ausgeprägtes Können schließen (vgl. Parzer 2005, 250).

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Anhand des Boards, welches seine Eigenschaften nicht nur in der Qualität seiner Einzelteile misst, sondern auch durch die Stilrichtung utnd Verzierungen der Unterseite, können bestimmte Signale versandt werden, die als „Messages“ an die Szene selbst oder auch darüber hinaus wirken können. Ein weiteres Stilelement der Skateboardkultur ist die Musik. Hier werden nur wenige unterschiedliche Musikrichtungen „akzeptiert“, so wird meist Punkrock oder HipHop gehört (vgl. Parzer 2005, 251). Weniger bis gar nicht toleriert werden „Mainstream“-Musikstücke aus dem Radio, oder Schlagermusik. Musik begleitet einen Skater nahezu jederzeit. Man sieht ihn entweder mit stilvollen Kopfhörern auf der Straße oder in direkter Musik- und Bass-Beschallung auf Rampen eines Skateparks oder einer Halle. Weniger der Textinhalt, als mehr die „aufpushende“ und berauschende Wirkung der Geschwindigkeit der Musikstücke spielen hier eine Rolle, denn sie animieren den Skater zu schwierigen und gefährlichen Tricks, die ohne sie eventuell nicht durchgeführt würden (vgl. Parzer 2005, 252). Direkt mit der Musik verknüpft werden andere Elemente aus z.B. der HipHop-Szene, die die Kleidung betreffen, wie Baggy-Pants, Base-Caps oder auch den Umgang mit Spuren im Raum durch Graffiti oder Sticker. Über das richtige Outfit eines Skaters lässt sich innerhalb der Szene - im wahrsten Sinne des Wortes - streiten, denn es gibt auch hier unterschiedliche Stilrichtungen: Der etwas ältere Skater trägt noch weite und breite Kleidungsstücke, die auch gerne etwas unsauberer sein können (vgl. Parzer 2005, 252), während die neuere Generation der Skater heute


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enge Hosen und T-Shirts und einen „sauberen Look“ präferieren. Doch beiden Stilen ist der hohe Stellenwert des Markenbezugs gleich. „HipHop-Skatern“ sagt man im Übrigen nach, dass sie eher „gemütlich“ und „technikversiert“ fahren, während „Punk-Skater“ eher die offensivere, rasantere Variante bevorzugen (vgl. Parzer 2005, 260). Nicht nur die Stilelemente der Accessoires, Musikrichtungen und Kleidungsstile sind von Bedeutung, auch das Selbst- und Fremdbild der Skater beschreibt die Einstellungen und Werte der Skater-Subkultur. So möchte der Skater gar nicht als Teil einer Szene oder Subkultur bezeichnet werden und besteht lieber darauf, dass er - wie viele andere seiner „Gesinnungsgenossen“ auch (vgl. titus GmbH 2011) - die „gewisse Einstellung“ hat. Das soll bedeuten, dass er sich auch außerhalb der direkten Betätigung als Skater fühlt, das Skaten also „lebt“, als Teil eines Ganzen mit großem Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Gemeinschaft (vgl. Parzer 2005, 254).     



Doch auch die Aneignung eines „eigenen Stils“ und Positionierung innerhalb der Gemeinschaft ist für einen Skater von großer Bedeutung (vgl. Parzer 2005, 255). Dieser eigene Stil bezieht sich sowohl auf die bereits genannten sichtbaren Elemente wie Kleidung und Musikpräferenzen, als auch auf die Sammlung von „Insider-Wissen“ durch Fahrpraxis, Umgangsformen, Verhaltensweisen und insbesondere die Prägung des eigenen zu entwickelnden Fahrstils (vgl. Parzer 2005, 255). Sarah Thornton beschreibt diese Suche nach dem eigenen Stil als „subkulturelles Kapital“, welches über Zugehörigkeit oder Nicht-Zugehörigkeit zur Gemeinschaft entscheidet (vgl. Thornton 1997, 203). Zudem greift dieser Begriff den Abgrenzungswunsch zur Gesamt- und auch zu manchen anderen Subkulturen auf. Scheitert man mit der Suche nach der „Nischenfindung“, weil man nur halbherzig und wenig enthusiastisch am „Skaterleben“ teilnimmt, kann es passieren, dass man als „Poser“ deklariert und somit nicht akzeptiert wird. „Als Poser gelten jene Skateboarder, die sich zwar stilistisch „richtig“ innerhalb der Skateboardszene bewegen, allerdings kaum oder gar nicht Skateboard fahren (können oder wollen)“ (vgl. Parzer 2005, 256). Ihnen wird fehlende Authentizität und inhaltsloses Nachahmen vorgeworfen. Das Spiel mit der Verletzungsgefahr ist ein weiterer die

Skateboard-Subkultur beschreibender Aspekt, denn Fehltritte, Stürze und Verletzungen sind wenig überraschende Begleiterscheinungen (vgl. Binde 2011). Skater sehen die Möglichkeit einer Verletzung als Reiz oder Nervenkitzel und bauen ihn bei jedem Sprung mit ein, strahlen jedoch so gut es eben geht - eine Art Unbekümmert- und Gelassenheit aus (vgl. Parzer 2005, 257). Gleichzeitig ist die Anwesenheit der Gefahr ein Merkmal, welches das Skateboarding von anderen Gruppen abgrenzt (vgl. Bette 2004, 53). Verletzungen sagen zudem in den Augen eines Skaters einiges über die „hartnäckig wohlwollende Einstellung zum Brett“ aus (vgl. Binde 2011) und sind willkommene Konsequenzen für Taten, die auf Worte folgen (vgl. Gropp 2010, 34). Ferner bilden Skater mit der Zeit ein kollektives „Verletzungsgeschichten-Repertoire“, ganz gleich, ob es um Verletzungen seiner Selbst oder eines Skater-Kollegen geht; je souveräner der Verletzte aus der Situation raustritt, desto „cooler“ sind die Geschichten (vgl. Parzer 2005, 257). So steigern auch Unfall-Geschichten die vorgenannte Authentizität eines Skaters. Ein großes Thema für Skater ist auch ihre Wirkung nach Außen. Es beschäftigt manche weniger als Andere, jedoch sieht sich jeder Skater bei Zeiten mit seinem Image in der Gesellschaft konfrontiert. Skater registrieren, des Öfteren auf öffentlichen Straßen das Gefühl zu bekommen, unwillkommen und unbeliebt zu sein. „Vor allem Polizei und ältere Leute hätten wenig Verständnis für die Skateboarder“ (vgl. Parzer 2005, 258). Hierbei treten meistens Beschwerden über Lärmbelästigung und Verkehrsgefährdung auf (vgl. Weiler 2011, Interview). Doch auch der Lebensstil selbst wird an vielen Stellen moniert, Skater gelten (heute jedoch abnehmend) als „schlampig“ (bezogen auf ihre Kleidung), rücksichtslos und laut (vgl. Parzer 2005, 258). Dieses Image kann die „ungeliebten Jugendlichen“ wiederum dazu veranlassen, sich weiter als solidarische Gemeinschaft zu formen und den Subkulturcharakter somit noch weiter zu unterstreichen.       




  Skater behaupten von sich selbst, den „richtigen Blick“ zu haben und meinen damit, dass sie aneignungswerte Räume sofort erkennen können, weil sie „die Welt anders sehen“ (vgl. Parzer 2005, 258). Der Skater versteht dies - und auch die Umwidmung eines Platzes oder Ortes zu einem Skatespot - als kreativen Prozess und ist stolz auf seine Begabung, „Skateboardtauglichkeit“ selbstverständlich ausmachen zu können. Dieses Blickes seien jedoch nur „echte Skater“ mächtig, Poser und auch Nicht-Skater hätten die Fähigkeit nicht, da Sport und Lebensstil hier miteinander verbunden würden (vgl. Parzer 2005, 259). (Nähere Informationen siehe 4.1 „Raumwahrnehmungen von Skatern und Nicht-Skatern“ und 4.2.1 „Nutzungsspuren / Hidden Signs“) Bleiben noch die altersspezifischen Abgrenzungen und das Verhältnis von Jung und Alt innerhalb der Szene oder Subkultur zu nennen. Altersspezifische Abgrenzungen entsprechen häufig den oben genannten Differenzierungen hinsichtlich Musik, Outfit oder Fahrstil. Vor allem die jüngeren Skater tragen ihre Outfits und Skateboards als Zeichen der Zugehörigkeit, während Ältere nicht mehr den Drang verspüren, sich zu beweisen. Ältere Skater erklären die jüngeren dafür verantwortlich, dass das Skaten „immer mehr zur Massenfreizeitbeschäftigung der Kids werde und damit seinen Status als etwas Besonderes verliere“ (vgl. Parzer

2005, 261). Sie würden auch zur Kommerzialisierung des Sports beitragen, da ihr „unreflektierter Umgang mit Markenkleidung die Kulturindustrie in ihrer Vereinnahmungsstrategie bestärke“ (vgl. Parzer 2005, 262). So würde die ursprüngliche Idee des Skateboardings verloren gehen. Die „Newcomer“ hingegen versuchen sich gegen die Vorwürfe der Älteren zu wehren und stehen ihren Vorbildern eher ehrfurchtsvoll gegenüber. Es lässt sich festhalten, dass in vielerlei Hinsicht innerhalb der Skater-Gemeinschaft und auch nach Außen hin Abgrenzungen sowie Identifikationshilfen stattfinden. Ein Skater will sich einer Gruppe zugehörig fühlen und sich gleichzeitig von jedem Einzelnen durch eigene Stilfindung abgrenzen. Er empfindet es als unangenehm, von der Öffentlichkeit „weggescheucht“ zu werden, nutzt dieses aber mitunter auch, um sich mehr von der Einheitskultur abzugrenzen. Das heutige Image des Skaters ist jedoch nicht mehr so extrem von Rebellion und Andersartigkeit geprägt, wie noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten. Der nächste Abschnitt zeigt, wie sich die Grenzen zu anderen Szenen und Branchen zunehmend öffnen und dadurch auch das Image teilweise neu geformt wird.


 

 Das Austausch- und Kommunikationsverhalten von Skatern wirkt sich nicht nur auf die eigene Subkultur aus, sie stehen auch in einem kontinuierlichen Austausch und Dialog mit ihrer Umgebung, dem Raum, der Gesellschaft, der Wirtschaft und den Medien. Ein Blick auf die Konsumentenlandschaft der Skateboard-Kultur in der Gesellschaft verdeutlicht die Kommunikation zwischen Akteur, Skater, Gesellschaft und Stadt und somit auch zu anderen Szenen. Aufgrund des spezialisierten und komprimierten Absatzmarktes, den das Skaten durch Zubehör, Stilrichtungen und Imagebildung aufgebaut hat, häufen sich die Anlaufstellen, Skateboard-Shops und Skatemode-Geschäfte, häufig in der Nähe gängiger Skatespots, die vorrangig die Bedürfnisse der SkateboardSubkultur - und nicht nur dieser - abdecken. Jahre und vielleicht Jahrzehnte lang war die Ökonomie rund um das Skateboarding eine ausschließliche Szene. Auch der wellenförmige Verlauf der Popularität und Verbreitung in historischer Entwicklung des Skateboardings war neben der technischen Entwicklung eng mit dem wirtschaftlichen Erfolg der skatebezogenen Produkte verknüpft (siehe 2.1 „Historie des Skatens“). Bis heute arbeiten überwiegend aktive oder ehemalige Skater in den Shops, im Vertrieb, der Produktorganisation etc. Eine Vielzahl dieser hat zu Anfang ihrer Berufskarriere in anderen Bereichen gearbeitet oder studiert bzw. eine Ausbildung absolviert (vgl. Tröger 2011, Interview). Als eher traditionelle Bereiche der Skateboardwirtschaft werden die Hardware-, Fashion- und Schuhfirmen jeweils mit Produktion, Vertrieb etc. betrachtet. Dieses Feld hat sich jedoch in den letzten Jahren stetig erweitert. Mittlerweile werden neue Produktbereiche in ihrer Gestaltung vom Stil und Image des Skatens beeinflusst und eigentlich szenefremde Firmen, wie Schnürsenkel-, Socken- oder Rucksackhersteller versuchen, sich auf dem Skateboardmarkt zu etablieren. Auch Sportartikelhersteller, wie z.B. Adidas - die ursprünglich eher die klassischen Sportarten, wie den Fußball oder Laufsport vertraten - oder Modefirmen wie Anson‘s haben den großen Absatzmarkt für sich entdeckt und sich u.a. mit

einem eigenen Skateboardteam in der Szene oder durch entsprechend sportliche Schaufenstergestaltungen im Stadtbild etabliert. (vgl. Tröger 2011, Interview) Firmen nutzen das Skateboarding, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Der Skateboarder steht meist als Symbolfigur für die Altersgruppe der Jugendlichen. So setzen beispielsweise Unternehmen wie Ferrero, Coca Cola oder Clearasil in ihrer Plakat- und Fernsehwerbung auf Skater, um jugendliche Adressaten zu erreichen. Doch auch Unternehmen mit vermeintlich anderer Klientelvorstellung, wie Nissan, Telekom und Zeus (Versicherungen) versuchen durch die Nutzung der Symbolfigur, bestimmte Produktimages zu erzeugen und ein breiteres Zielgruppen-Spektrum zu erreichen. Dabei setzen sie auf das jugendliche, sportlich dynamische Wirken des Skaters auf die Öffentlichkeit und fahren augenscheinlich große Erfolge ein, denn die Häufung an Skatern in Werbeblöcken nimmt auffällig zu. (vgl. Apple 2010; Clerasil 2008; Nissan 2007; COS 2011) Auch im Bereich des Sponsorings hat das heutige Skateboard-Image an Bedeutung gewonnen. So unterstützen Energiegetränkehersteller einzelne Fahrer oder ganze Veranstaltungen finanziell oder durch bereitgestellte Artikel. Auf diese Weise fließt viel monetäres Kapital in die SkateboardWirtschaft und die Kommerzialisierung der gesamten Subkultur findet statt. (Vgl. Tröger 2011, Interview) Der Skater dient jedoch auch als Vertrauensperson und fester Bestandteil der Öffentlichkeit. Die Hamburger Hochbahn nutzt in ihrer Kampagne „Ich drück‘ für dich - Gemeinsam für mehr Sicherheit“ unter anderem die Abbildung eines ca. 30-jährigen Skaters, um herauszustellen, dass auch er ein Mitglied eines Stadtgesamten ist, welcher anderen Verkehrsteilnehmern in Not helfen würde. Er steht hier als für Jedermann sichtbare Symbolfigur bzw. Vorbild für die junge und skatende Generation und zeigt zugleich, dass der Skater, der früher als rücksichtslos und rebellierend galt, mittlerweile als vertrauenswürdiges Mitglied der Gemeinschaft eingestuft wird.


                




 

                      

Neben der Produktwerbung und Imagegestaltung lässt sich ein weiterer kommunikativer und auch teils wirtschaftlicher Aspekt des Skatens in der Verknüpfung zur Filmbranche erkennen. Es gibt grundsätzlich zwei Sorten von Skaterfilmen: Zunächst die selbstgedrehten, meist mit dem Handy aufgenommenen Filmsequenzen, die entweder unter Freunden gezeigt oder über das Internet verbreitet werden. Hierbei stehen die Selbstdarstellung, das Zeigen des eigenen Könnens und der Skaterzusammenhalt (durch Applaus und unterstützende Zurufe) im Vordergrund (vgl. Gropp 2010, 30). Die zweite Art beschreibt die im Handel zu erwerbenden Filme, die unter mindestens semi-professionellen Umständen entstehen, mit entsprechendem Equipment, etablierten Skatern und stimmungserzeugender Musikuntermalung. Hierbei handelt es sich nicht um Lehrvideos, die beschreiben, wie das Skaten „funktioniert“, eher wird durch Hervorheben der Skater-Persönlichkeiten und sein Können ein Image gestaltet (vgl. Gropp 2010, 29), welcher auch unmittelbare Auswirkungen auf die Wirkungen des Raums hat, in welchem geskatet wird (so wird auch das Geräusch des Skatens stets beibehalten, Gropp 2010, 30). Meist werden - wie bei den Handy-Kurzfilmen auch - Orte aufgesucht, welche besondere Schwierigkeitsgrade aufweisen und den Skater vor Herausforderungen stellen. Diese Orte, die je nach Erfolg der Verbreitung auch außerhalb der jeweiligen Stadt an Bekanntheit gewinnen können (vgl. Gropp 2010, 110), sind in den seltensten Fällen Skateparks, da ihre Herausforderungen bei Zeiten berechenbar und bekannt sind und somit für die Zuschauer uninteressant. Eher werden Orte gefunden, die eine „Neuinterpretation urbaner Architektur“ zulassen (vgl. Gropp 2010, 30) und somit mehr Spannung erzeugen (zur Spannungserzeugung und Neuinterpretation von Räumen im nächsten Punkt mehr). Beide Arten von Filmen haben grundsätzlich die gleiche Botschaft: Sie zeigen, „dass

Skater berechtigt sind, sich jeden Raum anzueignen, den sie wollen“, (vgl. Gropp 2010, 31) vermitteln Identität, Inspiration und Lifestyle-Richtungen der Subkultur und tragen diese Bilder über die Welt der Medien in das globale Skate-Netzwerk hinein (vgl. Gropp 2010, 29). Es bleibt also festzuhalten, dass die Skater-Subkultur - neben den Wirkungen des kommunikativen Wissensaustauschs innerhalb der Szene selbst - wie an Spots, durch Bekanntenkreise oder auch durch Filme - vermehrt Einfluss auf die Wirtschaft und vornehmlich auf Produktwerbung hat. In Mode, Film und Fernsehen wird das sportliche Image des weltstädtischen Skaters vermarktet, er dient sogar als Vertrauensfigur und „normal integrierter Mensch unter vielen“. Die Wirkung der Medien bedingt jedoch auch im Umkehrschluss das Image des Skaters, es besteht eine Wechselwirkung: Je positiver und sympathischer die Wirkung des Skaters, desto aufgeschlossener wird die Öffentlichkeit der Skater-Gemeinschaft gegenüber und die Abgrenzung wird gemindert. Das war und ist auch heute jedoch nicht immer so. Skater werden, so sie als Werbefigur fungieren, insbesondere in den USA mitunter auch als rebellische „Gangster“ positioniert, den der Normalbürger eher mit Kriminalität, Waffengebrauch und Gefahr assoziiert als mit dem freundlichen Nachbarn von Nebenan. Dieses Image wird gezielt eingesetzt und fokussiert sich auf ein bestimmtes Klientel zur Vermarktung bestimmter Modemarken, wie z.B. der Marke „Dirty Ghetto Kids“ (vgl. Gropp 2010, 15). Doch geht der Trend in Deutschland vermehrt zum Integrieren des Skaters in das alltägliche Stadtbild und der Skateboarder etabliert sich als moderner, Grenzen und Vorurteile überwindender „urban pioneer“.





 

 Der Begriff des Raumpioniers ist neu und bisher nicht allgemein gültig definiert. Doch auch, wenn der Raumpionier in keinem Wörterbuch auftaucht, ist er in den raumplanerischen Fachdisziplinen ein geläufiger Begriff. Bei ad-hocBefragungen nach spontanen Assoziationen von Personen, die keinen wissenschaftlichen Bezug zu diesem Begriff haben, wurden oftmals Astronauten genannt, die den Weltraum erkunden, oder die US-amerikanischen „pioneers“, die Richtung Westen zogen, um eine neue Heimat zu finden. Beiden ist wohl gemein, dass sie mit viel Wagemut und Enthusiasmus vermeintlich leere Räume eroberten. Diese Eigenschaft eines Raumpioniers, Chancen und Potentiale eines Raums zu erkennen und zu nutzen, zeichnet ihn aus. Dabei entdecken sie - hier nicht zwangsläufig nur Skater - aufgelassene, also nutzungsfreie Orte oder auch „Un-Orte“ (vgl. Breckner 2008, 10f), wie innerstädtische Brachen oder leer stehende Gebäude, vitalisieren sie durch Anwesenheit sowie vorhandene Ressourcen und passen sich flexibel den gegebenen Umständen an (vgl. Overmeyer 2007, 36). Raumpioniere werden auch mit Pionierpflanzen verglichen, da beide keine besonderen und definierten Ansprüche an einen Ort haben, an dem sie anwesend sind. So sind ihnen geringe Kosten und die Möglichkeit, sich Räume anzueignen - die sie durch persönliches Engagement selbst gestalten und mit ihren eigenen Aktivitäten nutzen können - wichtiger, als ein aufwendig und teuer ausgestattetes ästhetisches Umfeld (vgl. Overmeyer 2007, 36). Die Entdeckung bzw. Aneignung eines Raums kann durch verschiedenste Formen stattfinden. Zum Beispiel durch BeachclubBetreiber, die Brachen in Wassernähe nutzen oder Akteure, die leere Flächen mit Nutz- oder Zierpflanzen (Guerrilla

Gardening) begrünen. Aber auch Bereiche aus der Kreativwirtschaft sind aktiv. Hervorhebend sind Künstler zu nennen, die in Quartieren mit niedrigem Mietniveau Räume zur Selbstverwirklichung finden. Durch die Aneignung des Raums führen sie den angeeigneten Flächen eine temporäre Nutzung zu, welche auch als Zwischennutzung bezeichnet wird. Nach dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sind Zwischennutzungen „neue Formen der Gestaltung und Nutzung auf brachgefallenen Flächen […], die ohne Wechsel des Eigentümers und Änderung des Planungsrechts Optionen für eine künftige Bebauung offen lassen und bis dahin für mehr oder weniger lange Zeit einen städtebaulichen Missstand dämpfen bzw. neue Qualitäten bewirken (vgl. BBR/ BMVBS 2008, 1f). Auch Skater sind zwischennutzende Raumpioniere. So kann es passieren, dass sich die Skate-Subkultur auf Flächen in der Stadt, die keiner regelmäßigen anderweitigen Nutzung zukommen, sogenannte „Ghettospots“ einrichtet. Hierbei finden sich Gruppen von Skatern zusammen, die auf ungenutzten Flächen kleine Skateparks aus Beton erbauen. Diese Gruppen können bestehen aus erfahrenen Skatern und Parkbauern mit dem nötigen Know-how, als auch aus Jugendlichen, die den Bau des Parks unterstützen. Diese Art der Umnutzung findet ohne Genehmigung der Stadt statt. In den meisten Fällen weiß die zuständige Behörde jedoch von der Um- bzw. Fremdnutzung und toleriert diese, da einem verlassenen Ort eine neue Nutzung zugeführt wird und dadurch neue Potentiale für den Raum entstehen können. Als eines von vielen Beispielen hierfür ist der Flora Bowl an




der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel anzuführen, welcher eben diese Art der Um- und Fremdnutzung erfährt (vgl. Krause 2011, Interview; Graham 2011, Interview). Ein weiteres Umnutzungsbeispiel sei hier der Mellowpark in Berlin. Auf einer nach der Wende brachgefallenen Industriefläche im Bezirk Treptow-Köpenick verwirklichten Angestellte und Jugendliche eines angrenzenden Jugendzentrums die Idee eines Skateparks (vgl. BBR/ BMVBS 2008, 14). Dieser hat sich in den vergangenen Jahren als internationales Zentrum für Jugendkultur, Trendsport und Existenzgründung etabliert (vgl. Overmeyer o.J.). Wegweisend an dem Projekt ist, dass sich das Programm in den vergangenen zehn Jahren von der ersten Skaterampe durch einen Hostelbetrieb, eine Siebdruckwerkstatt, ein Café und eine Streetballfläche bis hin zum Familienpark stetig weiterentwickelte. Die Grenzen zwischen Freizeitgestaltung, ehrenamtlichem Engagement, Praktika, Ausbildung und selbstständigem Unternehmertum sind hier fließend (vgl. Overmeyer o.J.). Die „Arbeit“ eines Raumpioniers stellt damit eine Reinform der Bottom-up-Stadt- und Quartiersentwicklung dar. Dieses lässt sich auch aus derzeitigen Diskussionen der Raumforschung ableiten, in der Konsens darüber herrscht, dass Raumentwicklung nicht von oben herab, also allein durch behördliche Abstimmungen entschieden werden dürfe, sondern vielmehr vom Akteur selbst zumindest mit beeinflusst werden solle und somit unterschiedliche gesellschaftliche Akteursgruppen mit ihrem spezifischen Wissen entscheidende Beiträge zur Raumentwicklung liefern können.

Es lässt sich festhalten, dass sich Raumpioniere als Akteure begreifen, die den Raum neu denken, Visionen für ihn entwickeln und Entwicklungsprozesse lostreten. Durch die Neunutzung des Raums kann die Entwicklung eines Quartiers als auch als eine Veränderung der Nutzung in einem bestehenden Raum nach sich gezogen werden. Auch forcieren Skater als „Neunutzer“ Umdenkprozesse und Diskussionen - außenstehende Bürger und Akteure werden durch die Fremdnutzung zur Kommunikation angeregt, sie bilden sich Meinungen und nehmen den Raum auf neue und veränderte Weisen wahr, weil ihnen plötzlich (neue) Identität zugesprochen wird (vgl. Gropp 2010, 99). Raumpioniere beeinflussen also die raumbezogenen Wirklichkeitsdeutungen anderer und provozieren diese zu neuen Handlungen im Raum. Skater sind jedoch nicht nur durch Umnutzung von Brachflächen als Raumpioniere zu bezeichnen. Auch in dem Raum, dem bereits eine definierte Nutzung zugeschrieben ist, bewegen sie sich wie Pioniere. In öffentlichen Räumen sehen sie beispielsweise in einer Bank nicht nur ein Stadtmobiliar zum Hinsetzen und Ausruhen, sondern zugleich ein Hindernis, welchem sie durch Überspringen, Grinden, Sliden etc. eine neue Nutzungsform zuführen. „Wichtig ist lediglich, dass die physikalischen Eigenschaften eines Ortes das Fahren ermöglichen“ (Gropp 2010, 6). Durch diese Art von Umnutzung stellen sie den Raum „auf den Kopf“, erzeugen neue Aufenthaltsqualitäten und nehmen direkt und auch indirekt aktiv Einfluss auf die Stadtwahrnehmung seiner Bürger.







 Das Skateboarding hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Es entwickelte sich auf der Straße, wurde aus Parks verbannt und fand letztendlich größere Beliebtheit im öffentlichen Raum. Lange Zeit galt es als Aktivität von Vandalen und Randalierern, ein Image, welches den Skatern von heute noch immer anlastet. Das Skateboarding entwickelte sich in wellenförmigen Beliebtheitsabschnitten und Entwicklungen technischer Neuerungen, medialer Kommunikation und ökonomischer Aspekte sind eng mit den Beliebtheitsschüben verbunden. Heute scheint die Skateboardszene seit Jahren relativ stabil zu sein. Dies lässt den Schluss zu, dass durch die Ausdifferenzierung der Gesellschaft und dem Streben nach Individualisierung als Positionierungsmerkmal in der Gesellschaft, das Skateboarding in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung und Beliebtheit zukommen ist, feste ökonomische Strukturen unterstützen diese Entwicklung. Die Wirtschaft beschränkt sich zwar intern auf Skater, allerdings steigen durch wachsende Beliebtheit stetig mehr produktfremde Firmen in die Skateboardwirtschaft ein. Außerdem wird der Skater in der Werbung als Symbolfigur für die junge, sportliche und dynamische Altersgruppe eingesetzt. Er findet folglich Integration in das gesamtgesellschaftliche Konstrukt. Die theoretische kulturelle Betrachtung des Skatens zeigt, dass Skater eine Gemeinschaft als Subkultur mit eigenen Wertvorstellungen bilden, in welcher mittlerweile verschiedene Generationen vorurteilslos miteinander skaten. Der städtische Raum bietet die nötige Vielfalt zur Entfaltung der Gemeinschaft. Innerhalb dieser gelten Musik, Kleidung und Sprache als Erkennungsmerkmale (siehe 2.2.1 „Die Subkultur des Skatens“ und „das Kleine Skater-ABC“, S. 34) und werden gleichzeitig innerhalb der Gruppe als Alleinstel-

lungsmerkmal für den eigenen Stil genutzt. Das Skateboard an sich fungiert zunächst als Accessoire und zum anderen als Leistungsnachweis, denn durch bestimmte Abnutzungsspuren lassen sich Tricks bzw. das Können eines Skaters einschätzen. Auch Filme unterschiedlicher Qualitäten und Stilrichtungen dienen zur Präsentation des Könnens und lassen den „beskateten“ Räumen neue oder andere Bedeutungen zukommen, denn Skater erfüllen auch die Funktion von Raumpionieren und erkennen andere Nutzungschancen und Raumpotentiale als Nicht-Skater. Skaten kann als eine Art Zwischennutzung angesehen werden, da Skater einerseits brache Flächen nutzen, um dort ihre eigenen kleinen Rampen und Rails zu installieren - ohne Erlaubnis aber oft mit Duldung der städtischen Verwaltung. Andererseits ist auch der eigentliche Akt des Skatens in einem Raum als Zwischennutzung anzusehen, denn im öffentlichen Raum lässt er dem Raum bzw. dem Mobiliar -bspw. durch das Überspringen einer Bank - zwischenzeitlich eine neue und veränderte Nutzung zukommen. Das Skateboarding hat somit auch ökonomische und kulturelle Auswirkungen auf den städtischen Raum. Wie die theoretische Bestandsaufnahme bis hierhin gezeigt hat, ist das Skateboarding in ein komplexes Konstrukt aus städtebaulichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten eingebunden. Vor allem die innere Gemeinschaft mit Abgrenzung nach Außen, die andersartige Raumwahrnehmung und die Nutzung des öffentlichen Raums sowie das Konfliktpotential mit Nicht-Skatern stechen hervor. Somit werden im Folgenden in einer praktischen Bestandsaufnahme eben diese Aspekte bezogen auf die Fragestellung intensiver untersucht.












ieser Teil der praktischen Bestandsaufnahme soll aufzeigen, welche Skatemöglichkeiten (Skatespottypen) heute in Deutschland überhaupt existieren. Das Kennenlernen der unterschiedlichen Skatespots und die ersten erkennbaren Dynamiken dahinter lassen anknüpfen an eine Untersuchung, welche die Funktionsweisen eines bestimmten Ortes näher beleuchtet und tiefergehend konkretisiert (siehe 4.3 „Vertiefungsgebiet Jungfernstieg/ Colonnanden“). Die Ergebnisse dieser Untersuchung geben Aufschluss darüber, wie ein Ort oder Raum beschaffen sein sollte, um von Skatern angeeignet zu werden und welche facettenreichen Auswirkungen das Skaten auf seine städtelandschaftliche, soziale und kulturelle Umgebung hat - und haben kann - also auf den Raum, den er schafft.

Die nächst folgenden Kapitel geben Aufschluss über Geschehnisse und Funktionsweisen von ausgewählten deutschen Skatespots und werden in Form von Selbsterfahrungsberichten wiedergegeben. Dieses Vorgehen wurde gewählt, um die Lebhaftigkeiten und Stimmungen dieser Orte zum Untersuchungszeitpunkt bestmöglich abbilden zu können.

 In Deutschland gibt es heute diverse Orte, an denen geskatet wird, wie auf Privatgrundstücken, auf städtischen oder ländlichen Straßenabschnitten (bestenfalls mit Gefälle) oder auf Freiflächen mit entsprechend fahrfreundlichem Bodenbelag. Auch gibt es die Möglichkeit, private Hallen






oder Skateparks aufzusuchen, welche gezielt für diesen Sport konzipiert wurden und unterschiedliche Trickvarianten zulassen. Um eine gewisse Übersichtlichkeit und später auch die Gelegenheit zur Vertiefung zu geben, werden die deutschen Orte des Skatens in vier Skatespottypen kategorisiert und einzeln vorgestellt, wobei der letztgenannte Contest eine gesonderte und übergeordnete Form des Skatens ist und die drei vorherigen Skatespottypen in sich vereint.



 Die in der Öffentlichkeit wohl bekannteste Art des Skateboardens ist das Streetskaten. Hierbei ist es üblich, Gegenstände, innerstädtisches Mobiliar oder räumliche Gegebenheiten im öffentlichen Raum neu zu definieren und zu nutzen, frei nach dem Motto „je ausgefallener der Ort und die Idee desto besser“. Voraussetzung für ein erfolgreiches und widerstandsloses Fahren ist ein möglichst glatter Bodenbelag. Sollte dieser gegeben sein, sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt; Treppen, Handrails, Curbs, Banks, Gaps und viele andere Mobiliargegenstände mehr (siehe „das kleine Skater-ABC“, S. 34) werden beim Streetskaten genutzt, um mit den Holzbrettern möglichst spektakuläre Manöver vorzuführen.


 





 Es ist dunkel und der nasskalte Wind zieht einem unangenehm unter die Kleidung. Es ist Winter in Köln und auf dem kurzen Weg vom Hauptbahnhof zum Kölner Dom, dem Wahrzeichen der Stadt, erinnert nichts an einen besonderen Ort körperlicher und sportiver Darbietungen, so wie es der Mythos der Domplatte verspricht. Ganz im Gegenteil, bei der Kälte ist nicht einmal an Sport an der frischen Luft zu denken. Auf der Domplatte angekommen, weisen hunderte von sich hektisch bewegenden Menschen eher auf den weihnachtlichen Spätstress hin, als auf die Kölner Skateszene, die hier ihren eigentlichen Treffpunkt hat. Der Duft nach Glühwein und Bratwurst ist nun der letzte Beweis dafür, dass die Domplatte in diesen Tagen von anderen Interessengruppen des öffentlichen Raums dominiert wird. Heute schreiben wir den 15. Dezember 2010. Die Fläche ist ein einziger großer Weihnachtsmarkt. 1968 wurde die Domplatte von Fritz Schaller neu entworfen. Sein Wunsch nach Befreiung des Platzes vom motorisierten Verkehr und mehr Anbindung an die Kölner Innen-

stadt (vgl. Domradio 2002) scheint den ersten Eindrücken nach erfüllt. Weihnachtsmarktbesucher und Geschenke suchende Menschen lassen die Domplatte zwischen all den kleinen Buden zu einem pulsierenden Ort der Begegnung werden. Während der Beobachtung stellten sich uns die Fragen „Ist es möglich, bei diesem Gedränge überhaupt etwas über die Skateszene auf der Domplatte herausfinden? Und wenn ja, wie?“ Um dem nachgehen zu können, wollten wir uns, trotz der Kälte, kurz auf einer kleinen Mauer niederlassen und beratschlagen. In diesem Moment fielen uns die schräg eingefrästen Mauerabschnitte auf, welche sich bei genauerem Hinsehen über die gesamten Sitzmöglichkeiten der Domplatte verteilten (siehe Abb.: 104). Ein klares Indiz dafür, dass Skateboarder hier wohl nicht mehr so besonders gern gesehen sind, denn eine eingefräste Mauer ist für die Achsen des Skateboards - sei der Fahrer noch so geschickt – für den Moment ein unüberwindbares Hindernis. Trotz dieser ersten sichtbaren Maßnahmen scheint die Domplatte aufgrund ihrer großen, glatten Natursteinfläche


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    

und diversen Treppen weiterhin eine Anlaufstelle für die „Skateszene“ weit über die Kölner Stadtgrenze hinaus zu sein und zu bleiben. Donnerstag, 24.3.2011, 15:15 Uhr Sonne, ca. 200 Leute hier, davon 15 Skater, mitten auf dem Platz. Andere Besucher halten sich am Rand auf, gucken zu, genießen die Sonne und rege Betriebsamkeit, oder gehen über den Platz von A nach B. Die Skater bewegen sich auf der Freifläche. Sie genießen die Anwesenheit der Zuschauer sichtlich, tragen Sonnenbrillen, ärmellose T-Shirts und Kopfhörer. Das Hemd eines 18-Jährigen ist offen. Der Skater neben mir hat sich eben zehn Minuten präpariert, seine Tasche hier stehen lassen und dreht nun vor mir seine Pirouetten, stürzt, ärgert sich, steht wieder auf und versucht es wieder. Zu meiner linken Seite sitzen drei Mädels, um die 15 Jahre alt, und tuscheln gekonnt lautstark: „Oh, wie süüüüß!“, „Sind Männer, die sich die Beine rasieren eigentlich schwul?“, „Ey! Hast du das gesehen? Das sah voll guuut

aus, der kann das voll“. Zu ihnen gehört ein siebenjähriger Junge, der ab und zu vorbeifährt, etwas trinkt, lacht und wieder loseiert. Noch ist er nicht sicher in dem, was er tut, aber er versucht es. „Mach doch mal’n Ollie!“ Einige Touristen fotografieren die Skater vor dem Dom oder erwischen sie zufällig im Hintergrund, denn sie machen das Bild des Platzes aus. Und sie geben ihm zugleich auch seine Geräuschkulisse. Einer der Jungs hat ein davonflitzendes Skateboard abgefangen, fährt nun zum Spaß auf beiden weiter, jeweils ein Fuß auf einem Board. „Can I try it, too?“ fragt der kurzzeitig Boardlose und macht es ihm gar nicht mal so schlecht nach. Es scheinen immer mehr zu werden, denn es ist Nachmittag, die Schule dürfte nun rum sein. Allein um mich herum, im Umkreis von 15 Metern, fahren acht, hinten an den Stufen mindestens nochmal so viele Skater. Es fällt auf, dass ihnen der reine Boden reicht, der Belag scheint gut zu sein, anderes Mobiliar wird kaum gebraucht. Außer dort vorne rechts, da werden Sitzgelegenheiten „besprungen“. Die Passanten stört es jedenfalls dem ersten Augenschein nach nicht. Anderes Mobiliar ist


 

schwer zu befahren, nicht weil sie es nicht könnten, sie sind schlichtweg von externen Sonnenanbetern besetzt. Immer wieder sprechen sie miteinander, bilden Pulks, geben sich Tipps, beglückwünschen und entschuldigen sich - in Deutsch und Englisch - und gehen dann wieder auseinander, um weiter ihre Tricks zu stehen. Ein Board rollt einem Passanten entgegen, er bleibt stehen, stoppt das Brett mit einem Fuß und rollt es dem Besitzer zurück, lächelt dabei. Der Skater nickt kurz ohne das Gesicht zu verziehen, hätte - meinem Geschmack nach - freundlicher dabei sein können. Wieder kommt jemand hinzu. Er fährt erstaunlich gut und schnell, erntet viele Blicke, nutzt die gesamte Fläche. Die meisten Zuschauer sind überraschenderweise Senioren, vor mir steht ein Herr mit seinem Enkel, beide schauen aus sicherer Distanz zu. „Eins, zwei, drei, SKATEBOARDFAHREN!“, lachen die Mädels und dann klickt ihr Fotoapparat.





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 



   

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   

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   

 Weils derbe cool ist! (lacht) Na, wie alle eigentlich. Irgendjemand hatte eins, dann wollte man auch eins, ist ein bisschen mitgefahren und hat es dann erstmal wieder in den Schrank gestellt. Später sah man’s dann wieder bei jemand anderem, fand’s cooler weil die Boards plötzlich breiter waren. Zwischendurch hat man wahrscheinlich „Back to the future“ geguckt, fand das dann noch cooler. Ich für mich persönlich hab gleichzeitig gemerkt, dass ich mich mit Vereinssportarten nicht identifizieren konnte – zumindest nicht mit `nem dicken Trainer, der selbst nicht umsetzen kann, was er fordert. Außerdem kann ich mich mit Hierarchien nicht so gut arrangieren und fand dann alles eher scheiße. Gleichzeitig ging ich dann eh ein bisschen in die Punkrichtung und konnte mit dem Skateboarding machen was ich wollte, wo ich wollte und wie ich wollte.

 Das hört sich immer ein bisschen blöd an, ist es aber wirklich. Wenn man sagt: „Ich mach das jetzt auf meine eigene Art und Weise und auf dem Level, welches ich mir selber setze.“, dann ist das schon was Individuelles.

  Mmh, ich glaube, dass das für jede Person anders ist. Es gibt genug Leute die sehen Tony Hawk für die Playstation und denken sich: „Das probier ich auch!“ Aber was jeder Skater immer nennt ist, dass er es cool findet und dazu gehören möchte. Das, ist glaube ich, für jeden so. Es gibt bestimmt Leute, die anfangen zu skaten, weil sie denken, dass sie derbe reich werden oder alle Frauen abkriegen oder sonst was. Aber nach ein paar Jahren sieht man ja, wer dabei bleibt und wer das vielleicht einfach nur ausprobiert hat oder – man kann‘s auch böse sagen – aus den falschen Gründen angefangen hat. (Pause) Es gibt genug Leute, die können nicht mehr skaten, weil sie es gesundheitlich nicht mehr hinkriegen, aber die sind dann immer noch mehr Skater - als einige, die jeden T Tag skaten - weil sie einfach mit Herz und Seele das Skateboarden leben.








 Ich sag immer gerne: Scheiße gibt’s in jeder Farbe. Es gibt Skater, mit denen kommst du super klar und es gibt Skater, mit denen kommst du überhaupt nicht klar. Es gibt genug Spacken, auf die ich überhaupt kein Bock habe und bei denen mich das auch nicht interessiert, ob die skaten. Aber prinzipiell ist das so, wenn man einen Skater sieht – und der ist nicht gerade zwölf und traut sich nicht mit Leuten zu reden – dann ist das immer so, dass man sagt, man hat irgendwas gemeinsam. Da ist das eigentlich egal, wie alt man ist und wo man herkommt. Zum Beispiel einer unserer Teamfahrer, Simon Schulz, als ich den kennen gelernt hab` war der elf oder zwölf Jahre und der ist dann mit uns Mittzwanzigern gefahren. Und das war scheißegal. Da war‘s auch egal, wenn noch ein Vierzigjähriger dabei war – das interessiert halt nicht. So, das fand` ich immer supergeil.

 Ist natürlich so ein bisschen Hippie, aber beim Skaten gibt es mehr Zusammenhalt als unter Fußballern. Beim Skaten ist es auch egal, ob du ÜBER-Boards oder Titus-Board fährst. Du fährst in erster Linie Skateboard. Bei Fußball ist das so, wenn du der falschen Fangemeinde angehörst, dann gibt es da ständig Rivalitäten und unbegründeten Hass. Kann man aber auch schwer vergleichen. Beim Skateboarding gibt es aber auf jeden Fall insgesamt einen größerer Zusammenhalt als in anderen Sportarten.

 Also, es ist ja mein Alltag. Seit vielen Jahren. Ich arbeite damit, ich hab privat fast nur mit Skatern zu tun. Allerdings kann man bei uns jetzt privat und Arbeit kaum trennen, wir sind ja alle auch befreundet. Natürlich ist da der typische Skatertick: Egal, wo man lang geht oder fährt, man sieht überall direkt Skatespots, man analysiert den Boden anders. Außerdem muss man sich plötzlich mit Politikern auseinandersetzen, wenn man `was für das Skaten in der Stadt bewegen möchte. Es beeinflusst mein gesamtes Sein und Denken und meine Persönlichkeit.

 Ich würde gerne mehr Miniramp fahren können. Meine ganzen Miniramp-Skills hab ich irgendwann mit 16, als Streetfahren wichtiger wurde, vergessen. Wenn ich wirklich 100%ig gesund bin, fahr ich am liebsten Street. Ansonsten finde ich aber auch das entspannte Parkskaten cool, wo du einfach alles hast, wo du keine Sorgen hast, dass dich irgendjemand wegkickt, oder `ne Oma kommt, oder ein Hausmeister oder ein Bulle oder sonst irgendwas; sondern wo du einfach alles nur ein bisschen fahren kannst. Und dann einfach mit Vollgas durch den Park ballern und gar nicht mal die härtesten Tricks machen, sondern mit `nem guten Haufen Jungs `ne Session fahren. Das wäre so das Ideale!

 

Mal so, mal so. In Hamburg allgemein ist die Reaktion der Polizei sehr positiv und sehr entspannt. Wir hatten schon so Situationen beim Filmen, da wurde die Polizei gerufen, weil wir dort nicht skaten sollten. Da sagten die zu uns: „Wir können ja jetzt ein bisschen hier so stehen und uns unterhalten und dann nicken wir alle und dann gehen wir und dann fahrt ihr einfach weiter.“ Das sind dann Situationen, wo die Polizisten sich dann auch denken, dass sie Wichtigeres zu tun haben, als Skater zu vertreiben. Also wie immer: Scheiße gibt’s in jeder Farbe und es gibt solche Passanten und solche Passanten. Wenn jemand rauskommt und sauer ist, weil Kids seine Mauer zerkratzen, dann kann ich das auch zu einem gewissen




Grad nachvollziehen, weil das ja auch Sachbeschädigung ist, was wir da betreiben. Wenn das dann sein Eigentum ist, dann hat man auch das Recht, sich zu beschweren. Als Skater setzt du dich damit auseinander und dann ist gut. Das ist auch wieder so ein Wachstumsding, so ein Pubertätsding. Manche Kids verstehen halt nicht, wie man mit Konflikten umgeht. Wenn ich dem Sicherheitstypen eins auf Maul gebe oder so tu` als ob, dann hat das schlimmere Folgen als wenn ich mich dumm stelle und einfach lieb bin. Dann kann ich am nächsten Tag vielleicht ja fünf Minuten länger fahren.

 Auf jeden Fall! Also es ist auf jeden Fall charakterbildend und man wird wesentlich selbstständiger. Wie gesagt, der kleine Simon oder auch (Christian) Krause waren im jungen Alter überall unterwegs, haben sich auch mal allein in den Zug gesetzt. Die meisten Eltern kannten uns durch den Shop und haben erlaubt, dass sie mit uns Älteren mitfahren. So wächst du natürlich nicht nur mit deiner Altersgruppe auf und hast `nen viel größeren Horizont. Du bist viel mehr unterwegs, musst – dadurch dass du Street skatetst – interagieren mit anderen Leuten. Ob du das dann erstmal erfolgreich oder weniger erfolgreich machst, ist dann irrelevant, aber du hast einfach mit dem gesamten Konstrukt „Gesellschaft“ viel früher und intensiver zu tun.

 Die Situation ich gerade gehabt. Ich hab `ne kaputte Hüfte und darf keine Ollies machen. Jetzt steck ich halt all die Energie, die ich sonst nur in Skaten gesteckt hab, ins Filmen. Hinterherpushen kann ich schließlich noch. Auch wenn ich jetzt mehr Kampfkunst betreibe, höre ich ja nicht auf mit dem Skaten. Ich gucke mir alle Videos an, lese alle Magazine, kenne alle Leute, wir bauen weiter unsere Boards und ich werd auch wieder skaten. Ich kann nicht mehr auf dem Level skaten, was ich vielleicht mal hatte – aber das ist ja auch schon Jahre her. Ich hab momentan die Aussicht in `nem halben Jahr wieder durch die Gegend zu pushen und Ollies und 50-50 machen zu können – und das völlig okay für mich.

 (überlegt) Mmh, das ist schwierig. Eigentlich alles, was mit `ner coolen Session zu tun hatte und mit dem Team, als alle zusammen hier waren; auf Tour gehen konnten, oder irgendwo hinfahren mit den Leuten. Wenn ich zum Beispiel irgendwo hinkomme und einer unserer Teamfahrer nimmt mich in den Arm und freut sich, dass er wieder Stuff gekriegt hat. Das sind ja auch Freunde. Ich will das alles nicht missen. Mmh. (überlegt) Auch das Unterwegssein in der Welt zum Skaten war `ne große Sache – das sind jetzt ja auch schon 24 Jahre… Alter Schwede, ist das lange. Deswegen ist das schwierig, ein Event rauszufingern.



 Mmh. Das allererste, was wir verstehen müssen, ist: Das Skateboard ist erstmal kein Spielzeug und zweitens kein Sport. Es ist zwar eine sehr sportliche und eine sehr anspruchsvolle Aktivität, aber es ist kein organisierter Sport. Es ist - so dumm sich das anhört - eine Lebenseinstellung. W Wenn ihr dem Skater auf ‘nem Ledge eure komischen Skatestopper draufmacht, dann fährt er drüber und sieht das als Herausforderung. Der hört nicht auf damit. Die kommen alle so oder so. Egal, ob ihr Schilder aufhängt oder nicht. Das heißt: arrangiert euch einfach damit.


 





Sonntag, 17.04.2011, 13:12 Uhr: Die Magellan-Terrassen laden jeden Besucher durch ihren

Touristen und Einheimische scheinen es trotz Verbots-

besonderen Standort des neuen Hamburger Stadtteils am

schild - für das Skaten zu bestimmten Zeiten - gelassen hin-

Wasser zu mindestens einem kurzen Zwischenstop ein, ins-

zunehmen, dass so mancher mit seinem Board vor ihren

besondere heute, da es warm ist und ganz besonders, wenn

Nasen herumrollt. Anfangs irritiert mich die Tatsache, dass

man mit seinem Skateboard unterwegs sein sollte. Der Spot

man genau am Wasserrand skatet und die netten Stellen

ist durch seine drei treppenähnlichen Ebenen aus hellem

trotz Skateboard-Tauch-Gefahr überhäuft sind mit jungen

Bodenbelag und die abstrakte Form der architektonischen

Skatern. Doch bald erklärt sich der Reiz durch die einladen-

Elemente prädestiniert für den gemütlichen Aufenthalt auf

de Bühnen-Situation und das einfach angenehme Ambiente.

den Stufen oder für gediegenes Longboard-Cruisen auf der großen Schräge hinunter zum Wasser. Wheelie Tables, glat-

Es wird langsam windig, viele Skater fangen zu fluchen an,

ter Boden und ein mittelgroßes Gap lassen das ein oder

denn der Wind wird ihnen zum Störfaktor an den Hafenflä-

andere Streetskater-Herz höher schlagen und ziehen Skate-

chen und erschwert ihre Stunts. Manche verlassen den Ort

boarder anscheinend magisch an, zumindest ist hier gera-

und verabreden sich für einen späteren Zeitpunkt an einem

de einiges los.

anderen Spot. Andere - und auffällig: ausschließlich Ältere bleiben noch eine Weile. Sie lassen sich nicht abschrecken,

Für die Hamburger Skate-Szene entwickelten sich die Ter-

auch nicht durch die Preise des Cafés, in das sich zwei von

rassen inzwischen zu einem beliebten Treff- und Sammel-

ihnen nach nun zusätzlich noch auftretendem Regen set-

punkt. Hier ist es möglich, am eigenen Können zu feilen

zen, als die Jüngeren endgültig ihre Boards nehmen und

und gleichzeitig die kostenlose Variante der städtischen

verschwinden.

Inszenierung unter freiem Himmel mit einer spektakulären Aussicht zu genießen. Die jungen Skater sind im Schnitt

Die Magellan-Terrassen sind ein gutes Fleckchen für jeden

zwölf Jahre alt, doch auch ältere Fahrer um die 30 Jahre

Skater, der gerade auf der „Durchreise“ zum nächst größe-

lassen sich den Spaß am Treppenlabyrinth nicht nehmen.

ren Skate-Spot ist und sich gerne ein bisschen warm fahren




  



möchte, da das Ambiente und die Bodenbeschaffenheit sehr einladend sind. Doch irgendwie scheint hier `was zu fehlen, etwas, das die Fahrer für längere Zeit hält, was den Spot zu einem ernstzunehmenden Streetspot macht. Schwer zu sagen, vielleicht ist es das Sterile. Vielleicht ist es auch einfach nur zu teuer für die Kids.













Das Skaten in Parks ist neben dem Streetskaten eine der beliebtesten Arten des Skatens. Waren früher Skateparks eher unüberlegte Zusammenstellungen von einzelnen RampenElementen, so entstehen heutzutage professionell entworfene Parks unterschiedlicher Ausmaße. Beispielhaft können hier Parks in München und Halle a.d. Saale genannt werden. Solche „Skate-Landschaften“ können aus Holz oder auch aus Beton konstruiert sein. Skateparks bringen verschiedene Vorteile mit sich. Der wohl größte Effekt von Skateparks ist der, dass Streitereien mit anderen Nutzern des öffentlichen Raums nicht auftreten, da Skateparks ausschließlich für Skater und ähnliche Sportarten wie BMX-Fahren oder Inlineskaten konzipiert sind.

Ein Skatepark bietet ideale Voraussetzungen, um sich in seiner Sportart weiter zu entwickeln, denn ein Fahrer findet dort nahezu perfekte Bedingungen vor. So sind zum Beispiel die verschiedenen Schwierigkeitsgrade von Obstacels genau definiert und gebaut. Ein sporadisch auftretender negativer Nebeneffekt von Skateparks ist der, dass sich Szenen in Ortschaften bilden, die von anderen Jugendlichen oder auch Erwachsenen als sehr „eigen“ betrachtet werden können. Oft kommt es vor, dass sich nicht-skatende Jugendliche dort nicht willkommen fühlen, oder keinen Weg finden, sich der Gruppe zu nähern. Im Gegensatz zum Streetskaten ist in Parks der Effekt einer Bühne für Nicht-Skater eher nicht erwünscht.


 










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 

Montag, 25.04.2011, 14:48 Uhr: Durch die dichten Baumreihen dringen das Surren der Rollen von Skateboards und das Klacken der Decks, wenn diese für Sprünge und Tricks auf den Beton gedrückt werden. Es ist der erste warme, sonnige Tag des Jahres und in Hamburg sind Schulferien, daher ist der Park „Rissener Kiesgrube“ schon zur Mittagszeit gut besucht. Das rund 900 Quadratmeter große Parkgelände ist umsäumt von dichtem Kiefernwald. Es wird von einem befestigten Rundweg durchzogen, der wie ein Band die Spiel- und Sportplätze sowie Grillstationen und Grillhütten mit dem im Norden liegenden Skatepark verbindet. Das „grillgeprägte“ Gelände, in dem sich die 30 x 50 m breite Skateanlage einbettet, versprüht amerikanischen Charme. Der Skatepark besteht aus einer tieferliegenden Ebene - dem Bowl - und einer höheren Ebene, die den Bowl in einer Kreisbahn umzieht. Diese soll zum Warmmachen und den Anfängern als Übungsfläche dienen. Auf ihr wagen vier kleine Jungs erste „Gehversuche“ und Sprünge auf ihren Brettern, geben sich gegenseitig Hilfestellungen und erzählen sich,

wie dieser oder ein jener berühmter Skater es in irgendeinem Video gemacht hat. Im Bowl fahren derzeit ca. zehn bis 15 etwas ältere Skater und zeigen ihr Können. Ab und zu müssen sie einem BMX-Fahrer Platz machen, der mit viel Schwung zum Wallride ansetzt und unter lautem Surren der Freilaufnarbe gekonnt landet. Es kommt nicht ein Mal zu einer Kollision der Sportler, auch nicht, als die sechs Jungs auf ihren BMX-Rädern zeitgleich ihren Platz verlassen - wo sie die meiste Zeit Cola und Eistee trinkend lässig auf ihren Bikes abhingen - um gemeinsam im Bowl zu fahren. Ein älterer Mann kommt mit zwei Kindern an die Anlage und schiebt seine Enkelin auf Inlineskates zuerst auf die Fläche und schickt danach seinen skateboardfahrenden Enkel mit den Worten „Pass auf deine Schwester auf“ hinterher. Zur selben Zeit filmen sich auf der gegenüberliegenden Seite zwei etwa 25-jährige Jungs beim Grinden auf einer Curb, während die Freundin des einen etwas weiter weg in der Sonne liegt und telefoniert. Von Zeit zu Zeit wehen Gesprächsfetzen von ihr und der Geruch von gebratenem Fleisch über den Skatepark. Die Stimmung ist perfekt, es macht richtig Spaß, den Kleinkünstlern zuzusehen.


 





3.2.2 Skatepark in HH-Eimsbüttel Mittwoch, 13.04.2011, 13:37 Uhr Sobald in Harvestehude die Schulglocken erklingen, beginnt es zwischen den vielen Hochhäusern des Grindelbergs zu schallen. Es ist Mittwoch, Mitte April, und die Skateboarder rollern in Scharen auf den Skatepark zu. Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren versammeln sich in dem vor dem Bezirksamt angelegten Skatepark. Die Session startet mit einem Warm-up in der Miniramp, um die Muskeln in Gang zu bringen. Schnell verteilen sich die Jungs auf die anderen Obstacles. Einer macht einen Sprung vom „triple set“, also den Stufen, und ein Anderer versucht sich an einer der zwei vorhandenen Quarters. Niemals skaten alle zur gleichen Zeit, so dass auch jeder die Möglichkeit erhält, jedes Angebot zu befahren. Versucht sich einer an einem neuen Trick an der Miniramp, wird er von den anderen beobachtet und ist der Trick erst mal gestanden, bekommt er anerkennenden Applaus. Während einer dem anderen versucht, einen neuen Trick an der Funbox zu erklären, kommt ein Vater mit seinem kleinen Sohn, mit Helm und Schonern

an Knie und Ellbogen, keine acht Jahre alt, lange wird er noch nicht auf dem Brett stehen. Sofort darf er eine Bank in Beschlag nehmen und ausprobieren. Konflikte und Streit um die Obstacles scheint es hier nicht zu geben. Nach einer dreiviertel Stunde muss der Junge jedoch wieder nach Hause, mit etwas Meckern verlässt er den kleinen Park und zieht von dannen. Das Board darf der Vater nach Hause tragen. Nachdem die Halfpipe für einen der Skater nicht mehr interessant zu sein scheint, holt er eine Kerze aus seinem Rucksack und wachst die Rail nach, um sich danach an einem Grind zu versuchen, und ist erfolgreich. Der Park wird gegen Nachmittag voller, wobei die Jüngeren schneller wieder verschwinden und eher Ältere nachkommen. Mittlerweile sind auch ein paar Mädchen im Park zu sichten, jedoch nicht auf einem Board, sondern eher mit einem Eis in der Hand als Beobachter des gesamten Geschehens. Der Alters-


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    

durchschnitt der Gruppe hat sich mittlerweile auf 14 bis 18 angehoben. Ich beobachte Geselligkeit, sie lachen miteinander und hören Musik, wobei die meisten Skater ihre eigene Musik auf den Ohren haben. Oder dient der Kopfhörer doch nur der Dekoration? Es ist zu beobachten, dass die Jungs in teurer Markenkleidung rumlaufen, wie von „element“, „vans“ oder „emerica“. Die bunten Karohemden, die eng anliegenden Hosen und abgenutzten Schuhe prägen das Bild, wobei der Abnutzungsgrad der Schuhe und Boards auch auf die vielen Obstacles abzufärben scheint. Anscheinend ist hier, wenn das Wetter mitspielt, regelmäßig Einiges los, denn aus den Stufen sind Stücke heraus gebrochen, auf den Quarters befinden sich Fahrspuren, die Rail ist verschmiert mit Wachs und die Miniramp mit bunten und zahlreichen Graffiti verziert.

Etwas nervt die Fahrer gerade: Die heruntergefallenen Äste stören die Jungs augenscheinlich beim Fahren und werden schnell von der gepflasterten Fläche entfernt. Es fällt auf, dass die umliegende Wiese weniger als Aufenthaltsort, als mehr als Mülleimer verwendet wird. In den Büschen liegen Chipstüten, Keks- und Zigarettenpackungen, der vorhandene Mülleimer ist wohl noch nicht aufgefallen, uninteressant oder zu weit entfernt. Ein Neuankömmling wird freundlich begrüßt, schließlich hat er die nötige flüssige Abkühlung dabei, Bier und Cola aus dem gegenüberliegenden Supermarkt. Das Tageslicht erlischt zunehmend, ein letzter Trick und nette Gesprächsrunden zum Abschluss beenden die Session gegen 20 Uhr, jedoch nur für diesen Tag. Morgen treffen sich die Jungs wieder, entweder hier oder an einem der vielen anderen Spots in der Stadt.


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Dächer, und alles was drauf muß

mail@ewaldbedachungen.de








Das Skateboarding kann unter anderem in speziell für das Indoor-Skaten konzipierten Hallen ausgeführt und durchaus als „Luxusvariante“ des Skatesports ausgelegt werden, da alles auf die Bedürfnisse des Skaters ausgelegt ist (vgl. Danker 2010). Sie haben den Vorteil, dass auch in mitteleuropäischen Ländern in den Wintermonaten ohne witterungsbedingte Einschränkungen geskatet werden kann und erfreuen sich hoher Akzeptanz und Beliebtheit und starken Besucherzahlen. Charakterisierend für Skate-Hallen ist neben einem trockenen und geschlossenen Raum vor allem die genaue Anfertigung und Anordnung der Obstacles. Beim Vergleich der Gegebenheiten im öffentlichen Raum und denen in einer Halle sind eindeutige Unterschiede zu erkennen. Hat der Skater im öffentlichen Raum oft mit rauen, zum Skaten ungeeigneten Bodenbelägen umzugehen, so ist der Untergrund in neueren Skatehallen meist glatt und ohne Risse, Furchen und frei von störenden Kieselsteinen. Ein weiterer großer Unterschied ist die Beschaffenheit



der Obstacles. Die Spots im öffentlichen Raum sind selten gleich, jeder einzelne Ort weist andere Charakteristika auf und gibt ihm somit einen einzigartigen Charme. Nicht selten sind solche Spots über die Grenzen ihrer Stadt oder sogar des Landes hinaus bekannt (siehe Abb. 125 „Hubbas Hideout, San Francisco“). In einer Halle hingegen sind die Obstacles meist aus Holz gebaut und stammen nicht selten von bekannten Rampenbauern. Diese überlegen sich zwar für jede einzelne Halle neue architektonische Formen, haben aber einen unverkennbaren eigenen Stil. Dies kann dazu führen, dass Skater, die nur eine Halle favorisieren, bestimmte Tricks auch nur an diesen vorhandenen Obstacles ausführen können. Kritiker sprechen hier oft davon, dass in Hallen der eigentliche Charme des Skateboardens verloren geht, also die Bewegung im öffentlichen Raum und die Suche nach neuen, unbekannten Herausforderungen für einen neuen Trick, der so an dieser einen Stelle noch nie gezeigt worden ist (vgl. Danker 2010).


 

 Freitag, 06.11.2010, 21:47 Uhr Es ist bereits kurz vor 22 Uhr an einem Freitagabend im November. Die Straßen an der südlichen Seite Aurichs in Ostfriesland sind dunkel und verlassen. Am Ende einer Sackgasse ist die Skatehalle „Playground Aurich“ noch hell erleuchtet. Vor dem Eingang versuchen uns zwei 13-Jährige mit BMX-Rädern weiszumachen, dass die Halle bereits geschlossen sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Eine der größten Skatehallen Deutschlands hat ausnahmsweise heute länger geöffnet, denn morgen findet ein Skateboard-Contest statt und den Jungs aus anderen Städten soll noch die Möglichkeit zum Üben, zur „Practice“ gegeben werden. Jetzt sind noch zwölf männliche Skater zwischen 15 und 26 Jahren anzutreffen. Einer verabschiedet sich gerade. Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Beim Sturz hat er sich womöglich das Schlüsselbein gebrochen.



Die meisten der jungen Männer kennen sich untereinander. Viele sind zusammen aus Hamburg angereist und begrüßen die Neuankömmlinge aus Münster und Neumünster. Obwohl die Halle ansonsten leer ist, fahren fast alle nur in dem Street-Teil des Parks. Dort findet morgen schließlich auch der Contest statt. Außerdem fahren meist nur zwei oder drei Skater gleichzeitig. Die übrigen stehen am Rand, trinken Bier und unterhalten sich lauthals. Die Stimmung ist ausgelassen und man hat das Gefühl, dass sich alte Freunde nach langer Zeit wieder treffen. Auch der zaghafte Hinweis eines Angestellten der Halle, dass eigentlich ja kein Bier in der Halle getrunken werde dürfe und erst recht kein mitgebrachtes, wird lachend abgetan und der Angestellte geht auch ohne weitere Worte seines Weges. Seine Pflicht hat er offiziell ja getan. Die jungen Männer tragen alle Kleidung von Marken, die mit dem Skaten verbunden sind. Allerdings sind die meisten von ihnen auch gesponsert, so dass sie dieses Outfit tragen „müssen“. Auffällig ist,




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

dass sich ein jüngerer Skater, den die anderen offenbar nicht kennen, sehr am Rand des Parks hält. Er trägt zwar ähnliche Kleidung, aber es wird deutlich, dass er die anderen nicht kennt und auch nicht gut genug skatet, um die

der Rampe entfernten Absatz hoch. Normalerweise ist dieser noch nicht einmal zum Runterspringen gedacht - erst recht aber nicht zum Hochspringen. Schnell zückt ein anderer Skater sein iPhone und der talentierte Springer wie-

Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen. Eine halbe Stunde später ist er verschwunden.

derholt seinen Sprung. Diesmal wird der gestandene Trick gefilmt und direkt bei Facebook gepostet. Mal sehen, was der Rest der Welt dazu zu sagen hat, zumindest der Rest der Skatewelt. Dann löst sich die Runde auf und verabredet sich für zwei Stunden später zum Trinken und Feiern.

Die meisten Skater haben sich bereits mehr auf das Biertrinken konzentriert. Nur zwei der jungen Männer fahren noch. Der eine fährt vor, der andere hinterher. Sie machen nahezu die gleichen Tricks, halten zwischendurch zum Lachen und Scherzen an. Die übrigen Skater rufen ihre Kommentare einfach rein und die Stimmung wird immer ausgelassener. Selbst als einem Skater auffällt, was für „furchtbare Musik“ in der Halle gespielt wird, tut dies der Stimmung keinen Abbruch. U2-Kuschelsongs sind also nicht die beliebteste Musik zum Skaten… Nun hören auch die beiden Freunde auf, zu fahren und nehmen einen großen Schluck Bier. Es ist schließlich Freitagabend. Es wird schon über die spätere Partylocation diskutiert. Da schnappt sich ein 22-Jähriger nochmal sein Board und fordert alle anderen dazu auf, sich mal kurz woanders hinzusetzen. Mit langem Anlauf springt er einen ca. anderthalb Meter hohen und zwei Meter von

Der nächste Tag. Der Contest beginnt glücklicherweise erst um 16 Uhr, denn den Skatern vom Vorabend ist die vergangene Nacht noch anzusehen. Offensichtlich wurde tatsächlich ordentlich gefeiert und dem Alkohol zugesprochen. Der Contest nimmt so seinen Lauf und hat für die Skater anscheinend keine allzu große Bedeutung. Einige fahren in anderen Bereichen der Skatehalle und genießen die großzügige Anlage. Bald sind die Wettkampffahrten zu Ende. Wer gewonnen hat, weiß keiner so genau. Den Tag über haben sich die Skater vom Vorabend zwar mit anderen Skatern unterhalten, aber dennoch trifft sich die gleiche Gruppe zum Abendessen - mit dem Versprechen danach „wieder ordentlich Gas zu geben“.


 

  



Mittwoch, 09.02.2011, 17:55 Uhr Februar des Jahres, Berliner Tor. Aus der U- und S-Bahnstation heraus, unter der Brücke durch und nur wenige Meter entfernt befindet sich die I-Punkt Skateland Halle in Hamburg im Stadtteil Hammerbrook. Sie ist mit ihrem großen Graffittischriftzug an der Stirnseite sofort sichtbar. Die alte Gewerbehalle mit ihrer metallenen Optik fällt in dem leicht vernachlässigten Quartier mit den vielen älteren Bürogebäuden nicht weiter auf. Die Skatehalle entstand aus einer Initiative des Modedesigners Thomas Friese, der sich für seinen Sohn und die Skateszene einsetzte und sich für diesen Standort wegen der Verfügbarkeit leerstehender Hallen in der nötigen Größenordnung entschied. Die Fläche in der hauptsächlich durch Spendengelder finanzierten Halle beträgt 1.500 Quadratmeter und die der Außenanlage 1.800 Meter (vgl. I-punktskateland 2005). Bereits draußen ist das typische Rollgeräusch von Skateboards zu hören. An der Außenlage vorbei gelange ich ins Innere der Halle. Eintritt muss man in der Woche nicht bezahlen. Nur am

Wochenende werden drei bis vier Euro verlangt. Die Theke, an der man Schutzkleidung ausleihen sowie Getränke und Snacks kaufen kann, ist mit ehrenamtlichen Mitarbeitern besetzt. Skater sehe ich auf den ersten Blick keine. Auch die Tische gegenüber der Theke sind frei. Hinter der Doppeltür, an der Theke vorbei, spielt sich das Leben ab: Skater und BMX-Fahrer rasen durch die Halle und versuchen immer wieder ihre Tricks. Dass sie sich dabei nicht gegenseitig umfahren, ist eine Meisterleistung von unausgesprochener Absprache und Koordination. Nachmittags nehmen hauptsächlich die Jüngeren die Halle in Beschlag. Wenn die Halle um 13 Uhr öffnet, dauert es oft nicht lange, bis sie voll ist mit Jugendlichen, die direkt nach der Schule hierher kommen. Die Kids kommen aus der gesamten Region Hamburgs sowie teilweise aus etwas entfernteren Städten, da es die einzige Skatehalle zwischen Berlin, Hannover und Aurich ist. Mädchen suche ich inmitten der Hin-und Herfahrenden vergebens. Abends ändert sich das Publikum und ältere Jugendliche übernehmen die Herrschaft der Halle, da bleibt anscheinend kein Platz mehr für Kinder und Teenager.


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Schnell erkenne ich - auch als Laie - die typischen Marken der Kleidung, Schuhe und Ausrüstung. Die Namen sind neben den großen Werbeschriftzügen in der Halle auch an den Jugendlichen zu sehen, die schon fast eine Uniform tragen. Die Halle wird komplett ausgenutzt und oft rauschen die Skater nur knapp aneinander vorbei. Trotzdem entstehen hier keine Konflikte - zumindest nicht auf den ersten Blick. Überraschend, denn zwischen den Skateboardfahrern, den Inlineskatern und den BMX-Fahrern besteht eine Antipathie, so Frank Mertens, Betreiber der Halle und Vorstand des Vereins I-Punkt Skateland e.V., die sich jedoch selten in der Halle selbst äußert. „Es kann schon mal vorkommen, dass eine Gruppe bestimmte Teile der Halle für sich absperrt. Zu handfesten Auseinandersetzungen ist es hier aber noch nie gekommen, da die Mitarbeiter der Halle schnell eingreifen.“ Wer keine Lust auf die Anwesenheit von Sportlern anderer Sportarten hat oder wem die Halle zu voll ist, der kann sie auch stundenweise mieten. Dieses Angebot wird gerne für Geburtstage in Anspruch genommen. Ansonsten ist die Halle an 365 Tagen im Jahr geöffnet, wobei hier auch Veranstaltungen und Konzerte stattfinden.

  


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


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

Das Skaten auf Contests, also bei offiziellen Wettbewerben, hat in den frühen 60er Jahren in den USA begonnen. Der erste Contest wurde in Hermosa Beach, Kalifornien, im Jahre 1963 abgehalten (siehe Abb. 135) (vgl. Fry o.J.). Bei Skate-Contests dreht es sich - wie bei vielen anderen Sportarten auch - darum, sich mit anderen Größen der Szene zu messen. Skate-Contests werden regional, national oder auch international ausgetragen. Dabei kann das Preisgeld in Deutschland auf bis zu 1.200,- Euro für einen Sieg in der Nationalen Meisterschaft dotiert sein (vgl. COS 2011).

Der bekannteste Contest in Deutschland ist der „Münster Monster Mastership“ (vgl. Danker 2010). Neben den Contests in Parks oder Hallen hat sich eine weitere Art des Kräftemessens entwickelt; zu den alten Contestformen ist der Street-Contest hinzugekommen. Hierbei wird versucht, das Skaten wieder in sein eigentliches Umfeld zurück zu bringen, also auf die Straßen, Gehwege sowie öffentlichen Treppenanlagen und den Skatern gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, sich in Form eines Wettbewerbs zu messen.


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



Samstag, 14.05.2011, 11:14 Uhr

Der Contest der COS-Serie beginnt. Der „Club of Skaters“ (COS) trägt seit

Die Sonne scheint und von dem Gelän-

1993 die offizielle Tour zur Deut-

de der Landesgartenschau in Hemer

schen Meisterschaft aus. Heute findet

wummert bereits die laute Musik. Die

nach Bremen der zweite Stopp zur

kleinen mit Gras bewachsenen Hügel

Streetmeisterschaft in Hemer statt.

neben der verschachtelten Skatean-

Gleichzeitig wird seit mehreren Jah-

lage sind mit Jugendlichen, jungen

ren mal wieder der erste Tourstopp

Erwachsenen und Familien bedeckt.

zur Bowl-Meisterschaft ausgetragen.

Auf dem Beton der Skateanlage fahren die Skateboarder eng an eng. Im-

Begonnen wird mit den Fahrern der

mer wieder müssen sie ihre Trickver-

Streetserie. Die Jugendlichen und

suche abbrechen, weil andere Leute

jungen Männer zwischen ca. 14 und

in den Weg geraten. In der Mitte der

24 Jahren sollen immer zu zweit

Anlage befindet sich ein knallgrü-

zweimal für jeweils 45 Sekunden fah-

ner Bowl, der von deutlich weniger

ren. Eine fünfköpfige Jury bewertet

Skatern genutzt wird. Die meisten

die Tricks der Jungs. Nach dem ersten

Skater begrüßen sich untereinander,

Run wird das Verfahren geändert. Da

es scheint als hätten sie sich schon

die Anlage so unübersichtlich gebaut

länger nicht mehr gesehen und als

ist, fährt jeder Fahrer einmal für eine

freuten sie sich, dass es heute mal

Minute. Die ca. 80 Teilnehmer stöh-

wieder soweit ist.

nen auf, als es bei einem Trick besonders spannend wird. Nur ein Run, um unter die besten 30 zu kommen, sonst ist das Wochenende schon nach






einer Minute vorbei! Das zerrt an den Nerven der Fahrer. Die Musik wummert, die Skater feuern sich gegenseitig an und auch das Publikum gibt sein Bestes. Die Sonne brennt mittlerweile sehr und die für die Fahrer gratis angebotenen alkoholfreien Cocktails sorgen für angenehme Erfrischung. Nach mehreren Stunden sind alle mit ihrem Run durch. Die besten Drei sind direkt für das Semifinale der besten 18 am nächsten Tag qualifiziert. Die nächsten 30 dürfen sich am Sonntagvormittag um die weiteren 15 Plätze streiten. Zum Abschluss des Tages findet noch die Vorentscheidung in der Bowlmeisterschaft statt. Dort wird das Fahrerfeld von ca. 20 Startern auf fünf für das sonntägige Finale reduziert. Das Alter der Starter ist hier extrem unterschiedlich. Der Jüngste ist gerade mal neun Jahre alt, der Älteste bereits über 40. Nur wenige der zuvor im Street-Contest gestarteten Fahrer nehmen auch hier teil, einer schafft es unter die ersten Fünf. Durch die Übersichtlichkeit des Bowls bekommen alle Zuschauer an dieser Stelle alles mit und die Stimmung ist noch einmal besser. Nach Ende der Skatevorstellung für den ersten Tag treten abends noch die Bands Gentleman und Blumentopf auf - gratis.

Sonntag, 15.05.2011, 14:40 Uhr Am nächsten Tag ist das Wetter umgeschlagen. Es ist schwül und die Gewitterwolken ziehen drohend am Horizont entlang. Dennoch haben sich viele Zuschauer eingefunden und die Runde der besten 30 geht ohne Zwischenfälle zu Ende. Doch dann der Abbruch. Ein Unwetter ist angesagt, was das Event zunächst stoppt. Zuerst herrscht Unverständnis unter den Zuschauern und Fahrern, schließlich scheint gerade noch die Sonne und die Wolken scheinen weg zu ziehen. Als dann doch eine halbe Stunde später dicke Regentropfen vom Himmel fallen und die Leute sich unter den wenigen Unterstellmöglichkeiten drängen, wird deutlich, dass es die richtige Entscheidung war. Gewertet wird der Tourstopp trotzdem. Es wird der Stand nach den ersten beiden Runden benotet und somit ist ein für die meisten Teilnehmer und Zuschauer eher Unbekannter plötzlich Sieger des COS-Cups in Hemer, denn die ersten Drei mussten nach dem ersten Run nicht wieder fahren. Leider geht die Siegerehrung durch die Verlegung in den Cateringbereich etwas unter. Dennoch erhalten die Sieger angemessenen Applaus. Bei dem Bowlergebnis gibt es keine weiteren Überraschungen: Der Favorit aller gewinnt verdient. Ein Fahrer schafft es als Fünfter in der Streetwertung und als Dritter beim BowlContest jeweils auf die dotierten Plätze. Trotz des fast komplett ausgefallenen zweiten Tages, machen alle Beteiligten einen zufriedenen Eindruck und freuen sich bereits auf den nächsten Stopp auf dem Musikfestival „Splash“.

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 



Sonntag, 18.06.2010, 16:21 Uhr (Nacherzählung) Es ist einer dieser Tage, an denen man glauben konnte, Hamburger-Wetter sei eine Erfindung der norddeutschen Regenschirmindustrie. Gerade bin ich aus der U-Bahn Station Messehallen ausgestiegen und bewege mich bei bestem Sommerwetter auf dem Weg in Richtung Rollschuhbahn im Park Planten un Blomen. Es ist Sonntag, der 18. Juli 2010 und ich bin auf dem Weg zum 7. „Labskaus- Contest“ in Hamburg, ein Skateboard-Contest der besonderen Art. Hierbei handelt es sich nicht um das klassische Kräftemessen der Skater in

einem Skatepark oder einer Halle, die Fahrer treten hier vielmehr an verschiedenen, öffentlichen Spots innerhalb der Hamburger Innenstadt gegeneinander an. Das Spektakel hat schon um 16 Uhr begonnen und ich bin etwas spät dran. Somit treffe ich die Skater und das den Fahrern folgende Publikum schon nicht mehr in der Rollschuhbahn, sondern bereits bei einem kleinen Gap direkt im Park an. Um das Gap, welches von einer kleinen Mauer über ein Blumenbeet und

  




kleines Geländer auf den Gehweg führt, haben sich ca. 150 Zuschauer versammelt. Am Contest selbst nehmen 15 Fahrer teil und es geht auch schon gleich „ziemlich zur Sache“. Neben gekonnten Kickflips sind auch 360°-Flips im Repertoire der Fahrer, welche sich gegenseitig dazu animieren und motivieren, immer schwierigere Tricks zu versuchen. Und schon ertönt aus den Megaphonen des Organisators, dass die Runde an diesem Spot vorbei ist. Sofort machen sich alle Gäste, von denen ca. 80% selbst auf Skateboards unterwegs sind, in Richtung Innenstadt auf, wo ein weiterer Gap auf die Teilnehmer wartet. Hier ist mehr Geschwindigkeit gefordert, um die zwei Stufen und den folgenden Gehweg bis zum Straßenverlauf zu überwinden. Ob es der tosende Applaus der Zuschauer oder die auf dem Straßenbelag aufschlagenden Bretter der Fahrer waren, welche die Nachbarn dazu animierten, die Polizei zu rufen, ist für mich nicht rauszufinden. Fest steht, dass hier nicht weiter geskatet werden darf. Das ist aber nicht sonderlich schlimm, da der letzte Kickflip gestanden ist und sich Teile des Mobs schon auf dem Weg zum

Spot befinden. Das nächste Etappenziel ist ein Spot für Slides. Da mich diese Disziplin nicht sonderlich reizt, mache ich während dessen einen kleinen Abstecher in die Stadt und versüße mir meinen Tag mit einem kulinarischen Highlight beim „goldenen M“. Nach dieser Pause, welche wieder mal mehr Zeit eingenommen hat als gedacht, versuche ich die Skater und deren Anhängerschaft aufzufinden. Schlussendlich werde ich auf dem Kiez fündig, wo die Jungs gerade dabei sind, ein weiteres Gap mit den Brettern zu „rocken“. Dieses stellt sich als eine durchaus schwierige Herausforderung dar; meine Einschätzung wird dann auch durch einige Verletzungen bestätigt. Anschließend geht es noch zum Hafen, wo es eine Treppe mit acht Stufen zu bewältigen gibt. Neben harten Tricks und einigen gebrochenen Brettern ist die Stimmung auch noch zu fortgeschrittener Stunde durchaus ausgelassen und friedlich. Die den Contest abschließende Siegerehrung wird vom Organisator Martin Danker ziemlich zügig durchgeführt und man hat das Gefühl, dass alle Beteiligten nach einem schönen, aber auch sehr anstrengenden Tag froh sind, den Heimweg antreten zu können. Auch ich bin inzwischen gut geschlaucht und mache mich mit Vorfreude auf den Tatort in Richtung Wohnung auf.


 

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

 Eine erste Betrachtung der Skatespottypen ergibt, dass Skater unabhängig von Ort und Zeit skaten und auch das Alter der unterschiedlichen Skater ist nicht entscheidend. In der Gemeinschaft suchen Skater die Bestätigung Gleichgesinnter und sind auch gerne bereit, diese - verbildlicht durch beispielsweise das Klopfen des Brettes auf die Erde oder andere freundschaftliche Gesten - zurückzugeben. Skaten wird aus Sicht eines Skaters als Hauptbeschäftigung angesehen und andere Aktivitäten, wie das Treffen mit Freunden, Entspannen, Grillen oder Trinken, werden in den Skatesport integriert. Es ist deutlich zu beobachten, dass sich Skater durch Kleidung, Musik und Sprache als miteinander verbunden wahrnehmen und diesen Zusammenhalt auch öffentlich demonstrieren. Skater lassen sich durch die Interventionen von Autoritäten kaum beeinflussen - es sei denn, die gerufene Polizei oder andere Aufsichtspersonen sorgen für ein zwischenzeitliches Verlassen des Platzes. Doch grundsätzlich tauchen sie immer wieder auf, auch in Räumen mit Skateverbotsschildern. Auch Einflussnahmen von Seiten der Stadt in Form von Skatestoppern oder gefrästen Bänken vertreiben die Skater nicht dauerhaft. Sie sehen sie eher als Herausforderung und passen ihr Skaten an die neuen räumlichen Gegebenheiten an. Als bisher noch nicht erwähntes Beispiel für große Reibereien sei hier die gesperrte Fläche am südöstlichen Teil des Kölner Doms zu nennen. Sie bildet eine Terrasse über der dortigen Philharmonie, die nicht betreten und vor allem nicht befahren werden darf. Das meist vier Mann starke Wachpersonal beaufsichtigt den Platz und schreitet vehement ein, sobald sich Verstöße gegen diese Restriktion ergeben. Die Konflikte mit Skatern an dieser Stelle sind mittlerweile so groß, dass sich die Politik damit beschäf-

tigt, entsprechende Gesetzesänderungen vorzunehmen, um Skater endgültig von den Plätzen rund um den Dom zu vertreiben. Doch die Skater scheinen die Diskussionen nicht zu stören, denn sie kommen wieder und provozieren jeden Tag „auf’s Neue“ (vgl. Olevde 2011; Lehnen 2011). Unter Berücksichtigung einiger Skaterinterviews, der bisherigen Ergebnisse der Bestandsaufnahme und der Beobachtungen der Skatespots wird deutlich, dass das Streetskaten die beliebteste Form des Skateboardens ist, schon deswegen, weil das genutzte Mobiliar ursprünglich nicht für diese Art der Nutzung geschaffen wurde. Die Anwesenheit von Außenstehenden unterstreicht zudem den Individualitätsgedanken und fördert den inneren Zusammenhalt. Die Möglichkeit, immer neue Wege in dem Raum zurückzulegen, fordert Kreativität und die Gelegenheiten, umliegende Infrastruktur und Einrichtungen zu nutzen und steigert die Attraktivität des Raums. Fehlende Zugangsbarrieren (wie Eintrittspreise oder Öffnungszeiten) ermöglichen jedem die Nutzung der vielfältig zu entdeckenden Flächen. Die übrigen Skatearten des Contest-Skatens, Hallen- und ParkSkatens werden eher als Möglichkeiten der Übung, bzw. des Trainings (auch, wenn Skater es selbst nicht als Training sehen) oder der konzentrierten Darstellung des eigenen Könnens erachtet. Sie reichen jedoch in den Köpfen der Protagonisten nicht an die ursprüngliche Idee des freien Skateboardings heran. Streetskaten verbindet alle bisher genannten Alleinstellungsmerkmale des Skateboardings. Der soziokulturelle Aspekt der Gemeinschaft und der stadträumliche Punkt der flexiblen Raumnutzung werden hier hervorgehoben festgestellt.


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

 In meiner Schule hatten welche schon ein Skateboard und ich hab‘ das dann mal ausprobiert. Erst bin ich dann immer mit dem Cityroller nebenher; das war mir zu blöd und zum Geburtstag habe ich mir dann ein Skateboard gewünscht und bekommen. Erstmal hab‘ ich von meinen Eltern so ein Kaufhausskateboard bekommen. Aber direkt zu Weihnachten (drei Monate später) habe ich ein neues „Richtiges“ gekriegt. Damals hab‘ ich eigentlich alle zwei Wochen das Hobby gewechselt, aber da hab‘ ich irgendwie gemerkt, dass es das Richtige für mich ist.



 Weiß ich ja bis heute noch nicht (lacht). Es war einfach die Freiheit, mit dem Skateboard durch die Straßen zu fahren. Und dann machten das meine Freunde auch alle und dann ist man halt irgendwie sowieso dabei geblieben.



Es gibt ja Trends beim Skateboard fahren. Ich musste lernen, dass ich das nicht will und lieber mein eigenes Skaten verfolge. Manchmal fliegt man damit auf die Schnauze, aber so ist das halt, wenn man nicht nur das macht, was alle cool finden.




  

 Auf jeden Fall! Ich muss meine Bretter z.B. nicht selber zahlen. Seitdem das so ist, muss ich mir nicht mehr zweimal überlegen, ob ich da die Treppen jetzt runterspringe, weil es ja sein kann, dass das Brett bricht und ich kein neues kaufen kann und ich kein Geld dafür habe und nicht mehr skaten kann. Jetzt spring ich da runter, mein Board geht vielleicht kaputt, aber egal, dann hol‘ ich mir einfach ein neues. Ich kann also mehr so skaten, wie ich es will.

  Mittlerweile am liebsten Minirampe und Pool, weil man da die Tricks besser kombinieren kann. Beim Streetfahren macht man einen Trick rick und läuft dann wieder zurück und springt dann wieder runter und läuft wieder hoch und springt wieder runter…. Beim Poolfahren kann man mehr Tricks ricks hintereinander machen, so sechs, sieben Stück – alles miteinander verbinden und es kommt ein anderes Gefühl auf.



 Eher mit anderen zusammen. Weil man sich dann gegenseitig motivieren und anfeuern kann, um Tricks zu schaffen. Aber im Sommer gehe ich auch oft alleine abends durch die Straßen cruisen. Entspannen, die Ruhe genießen abschalten. Cruiserboard, weiche Rollen und - Abfahrt.

 

Naja, so würde ich das nicht bezeichnen. Ich skate mit anderen, weil ich die Gemeinschaft einfach genieße. Wenn enn aber andere „Nicht-Skater“ stehen bleiben und zugucken finde ich das eher kacke.




 Die wissen dann nicht wo sie stehen, sind im Weg. Die sollen sich da nicht einmischen. Manchmal ist das cool, wenn die offen auf einen zugehen, das gut finden. Oder kleine Kinder mit den Eltern stehen bleiben und die Kinder auch mal auf‘s Board wollen, das ist cool und macht Spaß. Viele machen blöde Sprüche oder regen sich auf, dass wir zu laut sind, alles kaputt machen. Sowas halt. (Pause) Und dann sind da auch noch die kleinen Mädchen, die stehen bleiben und die heißen Skateboys abchecken. Ist natürlich irgendwie lustig, aber auch nervig (lacht). Insgesamt bin ich einfach nicht so der Publikumsskater. Auf Contests mach‘ ich das, weil ich muss, aber ansonsten geh` ich lieber mit meinen Freunden oder alleine und genieße einfach das Gefühl.

 

 Generell gut, man hält zusammen, weil man Skater ist und sich halt nach außen hin abgrenzt. Aber untereinander lästert man schon. Der eine macht halt den einen Profi zu sehr nach, der eine posed halt zu viel, trägt das zu sehr nach außen. Allerdings war der Zusammenhalt früher besser. Heute will sich irgendwie jeder in den Vordergrund drängen und das Gemeinschaftsgefühl leidet da schon sehr drunter. Am Anfang hat man sich nicht so viele Gedanken um den „Style“ gemacht. Heute muss alles extrem lässig sein. Extrem cool. Der Ursprung des Skatens, das „Lockere“, fehlt zum T Teil.








Aber trotzdem verstehen sich eigentlich alle Skater untereinander gut, skaten zusammen und feiern gemeinsam. Es gibt mittlerweile aber einfach auch viele, die an der Szene teilhaben wollen, aber nur Möchtegernskater sind. So tun, als ob sie dazugehören, weil sie so aussehen und es so raushängen lassen, aber nix drauf haben. Die machen das Gemeinschaftsgefühl in der Skateszene teilweise schwieriger. Andererseits halten alle anderen dann noch mehr zusammen.

 In erster Linie geht man als Skater schon mal anders durch die Stadt. Ich gucke immer auf den Boden, wo ich gut skaten kann. Gucke mir Geländer und Treppen an, ob ich da runterspringen kann, an welcher Bank ich welchen Trick machen könnte… sowas halt. Als Skater nimmt man die Architektur halt anders wahr.. In Barcelona gibt es einen Platz, Macba, direkt am so `nem bekannten Museum. Das ist vielleicht einer der bekanntesten Skateplätze der Welt. Alle anderen kennen dann nur das Museum, aber für uns Skater ist das halt was vollkommen anderes.



  Früher hätte ich gesagt, ich würde mich umbringen. Jetzt würde ich mich meinem Hobby, dem Fotografieren, mehr widmen und Skater fotografieren. Ich mag einfach die Szene und die Leute und will einfach weiter ein Teil der Gemeinschaft bleiben.






 (überlegt) Keine Ahnung. Gibt so viel Verschiedenes, diverse Contest-Erfolge. 2004 bin ich in Mühlhausen beim COS-Cup Achter geworden und damit in der Gesamtserie Fünfter. Und dann durfte ich 2005 den Münster Monster Mastership mitfahren. Das war auf jeden Fall was Besonderes. Aber dann gibt es einfach zwei, drei Mal im Jahr Skatetage, wo man abends nach Hause kommt, total kaputt und fertig, weil man den ganzen Tag skaten war. Alle Freunde waren dabei, schönes Wetter und man hatte einfach den großartigen Tag. Das sind dann die Jahreshighlights.

 Skateboard fahren ist mehr als nur Lärm. Besser wir fahren auf der Straße rum, als dass wir auf dem Sofa liegen und dick werden.

 Gerne doch.




 



Das Streetskaten gilt innerhalb der Gemeinschaft als die „Paradedisziplin“ des Skateboardings, da es Herausforderungen in sich trägt, die einem Skater in Hallen oder Parks ab bestimmten Besuchszeiten und erreichten Fertigkeiten nicht mehr geboten werden können. Skater entdecken dabei nicht nur neue Orte für sich, sie verändern beim Streetskaten den eigentlichen Sinn des Raums und geben ihm neue Charakterzüge. Dieser Abschnitt soll die Ergebnisse der praktischen Untersuchungen zu den Fragen nach den Auswirkungen des Skatens auf den städtischen Raum, auf seine Elemente und Nutzer sowie die Beschaffenheiten von Skatespots darstellen und beschreiben.

  Um den Einfluss des Skatens auf den städtischen Raum zu erfassen, ist es naheliegend, zunächst zu untersuchen, wie ein Raum beschaffen sein muss, um Nutzung und Aneignung zu erfahren. Wie oben bereits erwähnt, sprechen Skater davon, diesen „besonderen Blick“ zu haben, der es ihnen ermöglicht, potenzielle Skatespots auszumachen und die Qualität schon vor der eigentlichen Nutzung zu beurteilen. Diese unterschiedlichen Raumwahrnehmungen zwischen Skatern und „Nicht-Skatern“ sollen nun hier anhand von aufbereiteten Untersuchungsergebnissen verdeutlicht werden. „Konstruiert man den sozialen Raum, diese unsichtbare, nicht herzeigbare und nicht anfaßbare [...] Realität, gewinnt man damit [...] die Möglichkeit, theoretische Klassen von größtmöglicher Homogenität [...] zu konstruieren.“ (Bourdieu 1989, 362)

Als Klasse größtmöglicher Homogenität ist die Skateszene zu bezeichnen, die sich durch ihre Praktiken und die sich aus ihnen ergebenen Merkmale (Accessoires, Kleidung, Musik usw., siehe 2.2.1 „Die Subkultur des Skatens“) definieren lässt. Somit ist es möglich, die Raumwahrnehmung der Skater von den anderen Akteuren innerhalb sozialer, oder in diesem Fall städtischer öffentlicher Räume zu unterscheiden. Zur Untersuchung der Raumwahrnehmung wurden sowohl Methoden der quantitativen als auch der qualitativen Sozialforschung angewandt. So fanden Befragungen von Skatern und Passanten mit Hilfe von Assoziationswörtern und -bildern und Beobachtung eines Ortes durch die „Brille“ beider Akteure statt. Die spontan genannten Assoziationswörter geben Aufschluss darüber, dass Skater, sobald es sich um Mobiliar des öffentlichen Raums handelt, meist eine Verbindung zum Skaten herstellen. Beispielsweise sind die ersten Assoziationen im Bezug auf eine Parkbank - nicht wie die der Passanten bezüglich der eigentlichen Nutzung des Sitzens - beschrieben durch die Möglichkeit des Grindens. Von insgesamt 200 Nennungen der Skater sind 45,5% der Antworten auf eine Aktivität im Raum bezogen, die entweder einen Trick - wie ein Grind und Ollie - oder die Art des Fahrens (wie flat und grinden) umfasst. Bei Assoziationen zum Wort „Wiese“ hingegen gleichen sich die Antworten von Skatern und Passanten, da eine Wiese zum Skaten keine Grundlage bietet.      Christian Krause (Krause 2010, Interview)


  






 

Auch die Methode der Walks sollte der unterschiedlichen Raumwahrnehmungen widmen, indem Skater und Nicht-Skater am Skatespot Jungfernstieg/ Colonnaden frei heraus erklären sollten, welche Elemente und Situationen für sie den Raum ausmachen. Fotographien der Beobachter sollten die Aussagen weiter untermalen und die Wahrnehmungen auch bildhaft festhalten. Es hat sich gezeigt, dass die Skater - im Gegensatz zu den flanierenden Beobachtern - auf den Boden und nicht auf die Architektur der Gebäude achten. Sie sehen, ob sich ein Ort zum Skaten eignet, also welche Potentiale er bezüglich ihrer Tätigkeit mit sich bringt. Anstatt das neu sanierte Alsterhaus in den Blick zu nehmen, beachten die befragten Skater eher den neuen Plattenboden, auf dem es sich „bestens fahren“ lässt. Relevant für die Passanten sind eher die Einkaufsmöglichkeiten und das gastronomische Angebot, sowie die Architektur der Gebäude in den Colonnaden. Der Skater identifiziert das Treppengeländer zweifellos als Grindrail, den Steinquader in den Colonnaden als Hindernis zum Springen und die Sitzbank zum Grinden. Wo ein Jeder einen Lüftungsschacht sieht, bezeichnet der Skater diesen als Gab. Die Raumwahrnehmung der Skater ist somit nicht nur von anderen Passanten differenzierbar, sondern ganz explizit auf die Architektur des städtischen Raums fokussiert. Der Blick richtet sich nicht auf mehr, als auf das, was sich zum Skaten eignet. Das Mobiliar des öffentlichen Raums stellt für Skater Hindernisse unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen dar. So kann eine Parkbank zum Grinden eher einfach sein, eine Treppe mit sieben Stufen jedoch für die meisten schon eine große Herausforderung. Im Hinblick auf die Fragestellung lässt sich sagen, dass der Raum zunächst durch sein Angebot an Gestaltung und Anordnungen einen Einfluss auf den Skater ausübt, denn diese geben ihm Aufschluss über die Befahrbarkeit dieser baulichen Elemente. Jedoch nehmen Skater den Reiz eines Raums nicht in gleichem Ausmaß wahr; sie sehen nur, was ihnen durch ihre individuellen Fähigkeiten überhaupt erst möglich wird (vgl. Gropp 2010, 81). So sieht ein Anfänger Möglichkeiten nicht, die ein langjähriger Skater als neue Herausforderung erkennt, wie eine lange Treppe oder ein ungewöhnlich hohes Hindernis. Sollten auf diese Weise Räume neu entdeckt werden, denen zuvor keine „Skaterhistorie“ zu Grunde gelegen hat, können sie in der Konsequenz durch Informationsweitergabe der „Entdecker“ an Freunde und Bekannte, sowie über das Internet verbreitete Fotografien oder Filmaufnahmen an Bekanntheit gewinnen und nun auch von anderen Skatern aufgesucht und befahren werden. So spinnt sich dann ein Netzwerk aus Informationen zu „lohnenswerten“ Skatespots.     









 

          

 

Dieses Zitat entstammt dem Artikel des Hamburger Abendblatts aus dem Frühjahr 2011 und beschreibt das Skaten in Hamburg als beliebten Freizeitsport, der nun auch von der Altersklasse „Ü 30“, also vornehmlich von ehemaligen Skatern für sich (wieder-)entdeckt wird. Hamburg wird hier zudem - neben Berlin und Münster - als eine Hochburg des deutschen Skatens bezeichnet, welche Skatergrößen wie Jan Waage, Richie Löffler oder Fabio Fusco beherbergen. Auch seien die Skateshops vor Ort „ernst zu nehmen“ und bildeten einen starken Wirtschaftszweig in der Stadt (vgl. Binde 2011). Tatsächlich scheinen Hamburgs Straßen den Skatesport anzuziehen, denn es vergeht kaum eine Stunde, in der man als nicht-skatender Passant nicht auf mindestens zwei Skater trifft, die sich für diese Form der Fortbewegung entschieden haben.

  

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, die Skatern in Hamburg geboten werden. Es versucht, zu beantworten, welche Skatespottypen in welchen Häufigkeiten und Qualitäten vertreten sind und ob sich ein Netzwerk erkennen lässt, von dem so oft die Rede ist. Hierzu werden zunächst sichtbare Wiederkennungszeichen (Hidden Signs) aufgezeigt, die erste Hinweise darauf geben, dass und in welchem Ausmaß an diesen Orten geskatet wird. Weiter werden die beliebtesten Skatespots samt ihrer wichtigsten Merkmale vorgestellt und im Anschluss der städtische Umgang der Behörden mit diesem Sport beschrieben.


  

  Das stadträumliche Mobiliar in Hamburg ist in verschiedenem Ausmaß mit Nutzungsspuren versehen. Als Nutzungsspuren sind im Raum vorhandene Substrate zu bezeichnen, welche den Rückschluss auf eine Nutzung zulassen, ohne dass diese im Moment der Betrachtung ausgeführt wird. Oftmals sind diese für einen neutralen Raumbeobachter nicht als solche zu erkennen, sondern nur von Personen wahrzunehmen, die direkten Bezug zu der bestimmten Nutzung haben. Daher werden sie auch als „Hidden Signs“, also versteckte Spuren, bezeichnet. Gerade Skateboarding lässt viele Nutzungsspuren zurück, die für Außenstehende meist als Verschmutzung des Raums bzw. Respektlosigkeit gegenüber diesem empfunden werden. Zum Beispiel wachsen Skater Geländer oder Kanten, um besser sliden und grinden zu können. Das Wachs verfärbt sich mit der Zeit dunkel und der bunte Lack vom Board bleibt am Geländer haften. Dies stört das Bild und Verständnis von Ästhetik, welches Außenstehende meist aufbringen. Zudem wird das Geländer klebrig, so dass ihm seine Funktion des Festhaltens quasi entzogen wird, da die meisten Nutzer des Geländers nicht in das Wachs greifen möchten. Auch weisen abgebrochene Ecken und Kanten

meist auf eine Skatenutzung hin, welche als massive Sachbeschädigung angesehen werden. Auch wenn die Nutzungsspuren des Skateboardings für Unwissende oft als störend empfunden werden, können Wissende viele Informationen an den „Hidden Signs“ ablesen: Zum einen können sie dadurch auf die bloße Anwesenheit von Skatern schließen und bei Ortsunkenntnis schnell auf potentielle Gleichgesinnte treffen. Zum anderen kann erkannt werden, an welcher Stelle welche Art von Trick bereits von anderen Skatern versucht wurde. Nutzungsspuren vermitteln somit oftmals den Eindruck von rücksichtslosen Skatern, beinhalten jedoch für Wissende auch viele Informationen.

     




 




 Die nebenstehende Karte wurde anhand der Informationen aus eingehenden Recherchen, zahlreicher Befragungen von Skatern in der Hamburger Innenstadt sowie des informativen Experteninterviews mit Christopher Graham, Vorstandsvorsitzendem des Skateboard e.V. Hamburg, entwickelt. In ihr sind zunächst die „festen“ Bestandteile der Hamburger Skateszene enthalten. Hierzu gehören öffentlich und privat gebaute Skateparks, wie unter anderem der oben vorgestellte Park in Eimsbüttel (siehe 3.2.2 „Skatepark HH-Eimsbüttel“) und auch die Skatehalle I-Punkt Skateland (siehe 3.3.2 „I-Punkt Skateland Hamburg) in der Nähe des Berliner Tors. Eine weitere „feste Größe“ stellen die Skateshops dar, die ebenfalls eingetragen wurden, da sie eine übergeordnete Rolle im Skatenetzwerk spielen. Sie ermöglichen einerseits den Zugang zum benötigten Equipment - also Skateboards oder Ersatzteilen - andererseits dienen sie als Treffpunkt sowie als Plattform für den Wissensaustausch. Ebenfalls in der Karte vermerkt sind Streetspots, die bei Befragungen und Internet-Recherchen die häufigsten Nennungen fanden. Hierbei ist auch auf die Broschüre „Hamburg City Spots“ von Mark Wehrmann hinzuweisen, die 2003 im Projekt „Hamburg-Kartierung“ der Galerie für Landschaftskunst entstanden ist und ebenfalls als Informationsgrundlage dient. Im Gegensatz zu den obigen festen Bestandteilen der Hamburger Skateszene sind Streetspots relativ flüchtig. Im Einzelnen bedeutet dieses, dass manche Skatespots teils nur zeitweise Nutzung erfahren, oder auch schon nicht mehr aktiv sind. Ursachen hierfür können Witterungs- oder Abnutzungserscheinungen sein, die den Platz nicht mehr befahrbar machen, oder bauliche Veränderungen, die durchgeführt werden - wie Skatestopper oder Umrüstung des Bodenbelags - so dass der Spot schlichtweg an Reiz verliert und andere Orte aufgesucht werden. Solche Interessenverluste passieren jedoch relativ selten, da Skater grundsätzlich sehr resistent gegen Maßnahmen sind, die das Skaten verhindern sollen.      



Diese von Gropp getroffene Aussage wird auch durch die nähere Betrachtung der Hamburger Skateszene bestätigt. Hierbei sind die meisten dauerhaft genutzten Streetspots im innerstädtischen Bereich vorzufinden, wie der Jungfernstieg, der nicht nur für den Hamburger Skater als Treffpunkt dient, sondern darüber hinaus in der Skateszene inzwischen überregional an Bedeutung gewonnen hat. Auch zutreffend ist hier die Aussage zur geminderten Qualität, da der Jungfernstieg als Skatespot in Relation zu anderen Spots wenig herausfordernde Abwechslung bietet und die hohe Besucherzahl das Skaten eher erschwert. Die Anwesenheit von Passanten stellt jedoch - auch in Verbindung mit dem außergewöhnlichen Ambiente - einen wichtigen Qualitätsaspekt eines Spots dar, der nicht zu unterschätzen ist. Zur näheren Analyse der Funktionsweisen des Spots Hamburger Jungfernstieg jedoch in 4.3 „Vertiefungsgebiet Jungfernstieg/ Colonnaden“ mehr. Dieses Phänomen der schlichten Skatespot-Gestaltung konnte auch auf den Flächen des Kölner Doms beobachtet werden. Dieser ähnelt dem Jungfernstieg sowohl in der zentralen Lage als auch in der überregionalen Bedeutung. Unterschiede gibt es nur in der Art, den Skater des Raums zu verweisen: Stellt die Stadt Hamburg an dieser Stelle ein Skate-Verbotsschild auf, rückt die Stadt Köln dem Stadtmobiliar mit Mauerfräse und Skatestoppern zu Leibe. Die Karte zur Hamburger Skateszene ist nicht als vollständig und abschließend, sondern eher als flexibel veränderund erweiterbar zu erachten. Der Aufbau der Karte gliedert sich wie folgt: In der Karte sind die einzelnen Spottypen farblich getrennt voneinander eingetragen. Mit diesen Spottypen verbunden sind Symbole, welche die markantesten Merkmale dieses Spots beschreiben; dies können z.B. Treppen, Curbs, Flats oder Gaps sein (siehe Trickkiste, S.35).


Streetspot

Skatepark

Skatehalle

Skateshop





werden gesprungen

eignen sich für viele Tricks





werden gegrindet

verschiedene Hindernisse





werden gegrindet und gesprungen

ebene Fläche





 



Um nun die Qualitäten und Beschaffenheiten dieser Hamburger Skatespots bewerten zu können, wurde in Zusammenarbeit mit Christopher Graham ein Modell entwickelt, welches die Beschreibung eines Skatespots anhand dreier, in Relation zueinander stehenden Kriterien ermöglicht. Stehen sie in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, so ist der Spot als perfekt zu bezeichnen.

   

Diese drei Elemente sind wie folgt definiert:







Der Anreiz

Die Erreichbarkeit

Die Infrastruktur

gibt die Attraktivität des Spots wieder, stellt aber auch gleichzeitig die Anforderungen dar, die der Spot an Skater stellt.

beschreibt den Aufwand, den ein Skater betreiben muss, um an den Spot zu gelangen.

umfasst das Angebot an ansässigem Einzelhandel, also Supermärkte, Kioske oder Skateshops, sowie Toiletten oder Sitzmöglichkeiten.

Das Modell steht für ein einfaches „Kochrezept“ eines Spots, welches umso perfekter ist, je mehr sich die drei Elemente - die auf 100% verteilt werden - im Gleichgewicht zueinander befinden und sich demnach dritteln. Der Anteil eines Elementes kann also 33,3% nicht überschreiten. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass das Diagramm nicht in Gänze gefüllt ist und ein Weißraum entsteht. Dieser Weißraum ist als Indikator für die Unvollkommenheit eines Skatespots zu verstehen, denn je größer der Weißanteil in der Bewertung ausfällt, desto weniger attraktiv ist der jeweilige Spot im Auge des Betrachters. Das Modell ist als rein subjektive Methode der Spotbewertung zu verstehen, da Skater eigene Meinungen zu einem Spot vertreten und unterschiedliche Werte in das Modell einbringen. So wird der Reiz bspw. durch die Fähigkeiten des jeweiligen Skaters auf dem Skateboard und durch dessen Fahrstil beeinflusst. Der Anreiz, einen bestimmten Spot zu besuchen, fällt also ab, wenn er entweder keine oder eine zu hohe Anforderung an das Können des Skaters stellt oder dieser nicht zu bevorzugten Bewegungsabläufen passt. Das Element der Infrastruktur umfasst alle gefragten Geschäfte des Einzelhandels, also Supermärkte, Cafés,

Skateshops oder Bäckereien, aber auch Toiletten, Mülleimer, Bankautomaten oder Sitzgelegenheiten. Auch bei diesem Punkt ist auf die Subjektivität der Beurteilung zu achten, da unterschiedliche Ansprüche an Einrichtungen und Angebot gestellt werden. Der letzte Faktor, die Erreichbarkeit, beschreibt den Aufwand, den ein Skater tätigen muss, um den Spot zu erreichen. Dieser Teilaspekt des Bewertungsmodells variiert sehr stark von Skater zu Skater, da sehr unterschiedliche Strecken und Zeiten von Wohnort oder anderen privaten Orten zum Spot zurückgelegt werden (müssen). Hier kann die Höhe des zeitlichen Aufwands, den ein Skater bereit ist, zu betreiben, von den Ausprägungen der beiden anderen Bewertungskriterien abhängen; so ist beispielsweise das Angebot an Obstacles so reichhaltig oder die Stimmung vor Ort so einladend, dass die Fahrt den halbstündigen Weg wert ist. In umgekehrten Weisen bedingen sich die Aspekte demnach gegenseitig. Die Dreiteilung der Spoteigenschaften bietet somit eine horizontale Bewertungsmöglichkeit aus Sicht eines SkatespotNutzers: Aussagen über verschiedene Spots werden also interessant, sobald sie von einem einzelnen Skater getätigt wurden. Eine vertikale Beurteilung der drei Elemente - also




Zeit

Weißraum Entfernung

Qualitätsminderung des Skatespots

Fähigkeit

Fahrstil

Skateshops

Versorgungseinrichtungen Einzelhandel

  

der Vergleich von verschiedenen Skater-Meinungen - ist aus Gründen ihrer Subjektivität grundsätzlich nur schwer ins Allgemeine übertragbar, es sei denn die Anzahl der Befragungen lässt einen informativen Querschnitt zu. Auch kann eine gewisse Vergleichbarkeit erreicht werden, indem die Betrachtung der jeweiligen Weißraum-Ausprägungen der verschiedenen Spots erfolgt, denn sie geben Informationen darüber, zu welchem Anteil Angebote überh aupt vorhanden sind. Z.B. gibt eine durchschnittliche 30%ige Verteilung der Bewertungsaspekte Aufschluss darüber, wie unzufrieden Skater allgemein mit dem Spot sind, denn die restlichen 70% sind weiß. Diese Vergleiche lassen sich natürlich auch horizontal, also nur mit Aussagen eines einzelnen Skaters über Skatespots, anstellen. Die Entwicklung und Hinzuziehung dieses Bewertungsmodells dienen der Beantwortung der Fragestellung, welche Beschaffenheiten ein Ort aufweisen muss, um ein Skatespot zu sein. Es besagt, dass generelle Aussagen über Raumausstattungen nicht getroffen werden können, da Qualitätseinschätzungen von Spots auf subjektiven Wahrnehmungen Einzelner basieren. Tendenzen ließen sich erst in der Erstel-

lung von Durchschnittswerten repräsentativer Umfrageergebnisse erkennen. Zudem lassen sich auch hier Aussagen über die Unterschiede in den Raumwahrnehmungen einzelner Akteure treffen, denn auch Skater haben untereinander - je nach Alter, Fähigkeit, Einstellung, Motivation uvm. - divergierende Vorstellungen von einem perfekten Spot. Um das Modell beispielhaft anzuwenden, wird es hier anhand dreier unterschiedlicher Hamburger Skatespots näher beschrieben. Als Beispiel dienen die Magellan-Terrassen der HafenCity, der Flora-Bowl in der Sternschanze und der Skatepark in Rissen. Hierzu konnten zwölf befragte Skater jeweils höchstens zehn Punkte für die drei genannten Aspekte verteilen. Die mögliche Gesamtzahl für einen Spot entsprach somit dreißig Punkten, die die 100% des Tortendiagramms wiedergeben. Hier werden - auch um die Unterschiedlichkeit der Antworten abzubilden - jeweils drei Ergebnisse präsentiert, von welchen eines visuell als auch textlich beschreibend hervorgehoben wird.


 

  

Flora Bowl Der Bowl hinter der Roten Flora erhielt in diesem Beispiel eine Bewertung von beinahe drei gleich großen Teilen mit geringem Weißraum-Anteil, also eine sich an Perfektion annähernde Beurteilung des Spots. Der Befragte erklärt das Ergebnis damit, dass der Park sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sei. Auch spiele sich in der Umgebung ein interessantes Szeneleben ab, welches den Bereich der Infrastruktur mit vielen Cafés, Bars, Läden und Kiosken sehr gut abdecke. Diese beiden Faktoren der guten Erreichbarkeit und Infrastruktur wirken sich zudem positiv auf den Reiz aus, der ohnehin durch die gute Ausstattung und Qualität der Obstacles sehr hoch sei. Den Weißraum erklärt der befragte Skater mit der Anwesenheit einiger Obdachloser, die ihm beizeiten ein mulmiges Gefühl vermittelten. Der Flora Park verspräche dem Befragten aber insgesamt Abwechslung, interessante Begegnungen und Fahrspaß.


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Magellan-Terrassen Der Spot an den Magellan-Terrassen zeichne sich durch seine besondere Lage am Wasser aus. Auch die verschiedenen Treppen mit unterschiedlicher Stufenanzahl dienten Skatern aller „Fähigkeitsklassen“ dazu, ihr Können unter Beweis zu stellen und würden einen großen Teil zum Reiz dieses Spots beitragen. Zu bemängeln seien hier die fehlenden Infrastruktureinrichtungen, die nur durch teure Bäckereien und Cafés gedeckt würden und die schlechte Anbindung mit der Bahn.

Rissen Der Park in der Rissener Kiesgrube habe einen enorm hohen Reiz. Dies käme daher, dass der neue Park sehr abwechslungsreich gebaut worden sei und in Verbindung mit dem glatten Betonboden eine Vielzahl an schnellen Bewegungsabläufen, Tricks und Kombinationen zuließe. Abzüge gäbt es bei der Erreichbarkeit und der Infrastruktur: Der Park läge - laut der Empfindung des Betrachters - „zu weit draußen“ und auch Geschäfte oder Läden seien nicht in der näheren Umgebung vorzufinden.


 

                   





Dem Skater ist es nicht wichtig, wo er skatet, auch nicht, ob er sich auf privatem oder öffentlichem Boden bewegt, der Spot muss nur seinen Anforderungen genügen. Den Grundbesitzern bieten sich nun verschiedene Möglichkeiten, sich gegen die Nutzung ihrer Flächen zu wehren. Ein Privater hat die Möglichkeit, die Polizei zu bestellen und die unerwünschten Gäste und Platznutzer zu vertreiben. Behörden oder Bezirksämter, als Verantwortliche öffentlich zugänglicher Flächen, müssen da noch differenzieren: Liegen Personen-Gefährdungen, Belästigungen durch die Geräuschkulisse oder Sachbeschädigungen vor? Oder handelt es sich bei den angetragenen Beschwerden um zu vernachlässigende Einzelfälle? Ein Skater wird grundsätzlich und auch rechtlich als Fußgänger eingestuft und hat das Recht, sich frei auf Gehwegen zu bewegen (vgl. § 24 Abs. 1 StVO). So muss für die Konsequenz eines Verbots an einem Ort „schon viel passiert sein“ (vgl. Weiler 2011, Interview). Auch wird das Skaten der Kategorie des Spielens zugeordnet, so dass sich das Amt zusätzlich animiert sieht, eher „Spielmöglichkeiten“ für diese Klientel zu schaffen, statt den Sport zu untersagen (vgl. Weiler 2011, Interview). Behörden haben nun dreierlei Möglichkeiten, einem „SkaterProblem“ an meist frisch umgestalteten Plätzen zu begegnen: Sie können die unerwünschten Nutzungen verbieten (vgl. Schütte 2009), indem sie ein Verbotsschild aufstellen, Wachpersonal beauftragen, oder Geldbußen androhen (vgl. Weiler 2011 Interview, Hamburger Abendblatt 2005b) und somit aus dem Platz einen „Bust“ machen (nicht mehr skatebarer Ort, laut Skateraussagen 2011). Oder sie verhindern weitere Sachbeschädigungen, indem sie das Mobiliar

sichern und einen sogenannten „Skaterschutz“ anbringen. Hiermit sind nicht die oben bereits erwähnten Skateverhinderer oder Skatestopps gemeint (siehe 3.1.1 „Domplatte Köln“), sondern schlichte Stahlplatten, die die Qualität des Materials sichern. Diese können das Skaten und Sliden jedoch durch ihre Beschaffenheit und Form mitunter sogar fördern. Da liegt es im Ermessen der Ämter, zu entscheiden, welches Problem genau behoben werden soll; das Skaten im Allgemeinen oder die Folgen dessen (vgl. Weiler 2011, Interview). Die dritte Möglichkeit besteht in der Kooperation mit Skatern, um gemeinsam Potentiale und Alternativen zu entdecken.       

In Hamburgs Behörden findet seit einigen Jahren eine allmähliche Änderung der Einstellung zum städtischen Skaten statt (vgl. Weiler 2011,Interview; Graham 2011, Interview). Man hat eingesehen, dass es schlichtweg nicht möglich ist, Skater durch Verbote aus dem öffentlichen Raum auszugrenzen. Vielmehr wird heute vermehrt mit der Skategemeinde zusammengearbeitet. Um Reibungen, Beschwerden und Beschädigungen künftig möglichst gering zu halten und auch, um Skatern konfliktärmere Alternativen zu den sogenannten „Hotspots“ (Orte, die bei Skatern sehr beliebt sind, an denen es jedoch zu vielen Beschwerden in diesem Zusammenhang kommt, Weiler 2011, Interview) bieten zu können, kommen entsprechende Ämter inzwischen auf




Skater zu - wie auf den Skateboardverein Hamburg. Sie versuchen, in Kooperation leistungsfähige Konzepte zu entwickeln, die für Skater, Stadtverwaltung und Öffentlichkeit verträglich sind. Skater böten hier aufgrund „ihres Blickes“ und ihrer Empfindungen für öffentliche Räume (siehe Abschnitt 2.2 „Skater im kulturellen Gefüge“) geeignete Experten für die Gestaltung neuer Spots, so Markus Weiler.              

In Hamburg wird die Entwicklung der „Entzerrung“ vom Skaten an Hotspots an verschieden Beispielen sichtbar. So wurde in Rissen ein Park mit integrierter Skateanlage in Zusammenarbeit mit dem Skateboarding Hamburg e.V. errichtet (siehe 3.2.1 „Skatepark Rissen“). Städtebaulich sehr

interessant ist wohl auch der Bowl im Wehbers Park an der Fruchtallee. Hier wurde 2007, parallel zum Bau eines Seniorenzentrums, ein Skatebowl im angrenzenden Park errichtet. Rund um den Skatepool befinden sich auf einem Seniorenspielplatz Sportmöglichkeiten für Besucher des Zentrums. Während sich diese sportlich betätigen oder auch nur im Park verweilen, können sie den Skatern in der Mitte des Platzes bei ihren Übungen zuschauen. Dieses Konzept wird nach anfänglicher Skepsis auf beiden Seiten sehr gut angenommen und fördert das Verständnis und auch die Toleranz zwischen Skatern und ihren Beobachtern. (Vgl. Graham 2011, Interview)       

Doch es gibt auch andere Konzepte. Münster beispielsweise verfährt sehr offen und informell mit Skatern: Vor den Stadtwerken Münster befindet sich ein weitläufiger Platz, welcher seit vielen Jahren von Skatern aufgesucht wird. Auch die Treppen zum Gebäude der Stadtwerke bieten den Skatern gute Sprung- und Grindmöglichkeiten. So kam es vermehrt während der Arbeitszeiten der Stadtwerke zu


 

  

Konflikten zwischen Skatern und dem Unternehmen, denn trotz eindeutiger rechtlicher Situation wichen die Jugendlichen nicht auf andere Plätze aus. Als Reaktion auf die Probleme sprachen beide Parteien miteinander und man einigte sich auf die Installation eines Curbs speziell für den SkateAnlass auf dem Platz. Diese gilt offiziell als Sitzgelegenheit, ist allerdings mit Stahlkanten versehen und dient somit inoffiziell ausschließlich als Skatespot. Als Gegenleistung nutzen die Skater die Treppen nicht mehr, die Konflikte wurden somit durch Kommunikation behoben. Falls dennoch Skater die Treppen nutzen, werden sie von informierten Skatern aufgeklärt und die seitens der Stadtwerke unerwünschte Nutzung ist somit weitestgehend unterbunden. (Vgl. Krause 2011, Interview) Ein weiteres Beispiel findet sich auch in der Umgebung von Münster. In Billerbeck wird den Skatern durch eine jahreszeitenbedingte Zwischennutzungserlaubnis das Skaten ermöglicht. Hier wurde ein Regenwasserauffangbecken als Skateanlage gestaltet. Somit wird der Ort im Sommer, statt „ungenutzt“ zu sein, von Skatern belebt, im Herbst und Winter erfüllt die Betonfläche seine Funktion als Auffangbecken. (Vgl. Stadt Billerbeck 2011)     

Auch in Hamburg werden solche, vornehmlich zentrumsnahen Kooperationsprojekte angestrebt. In den letzten Jahren konzentrierte man sich im Fachamt „Management öffentlicher Raum“ des Bezirks Mitte mit der Planung und Konzeption einer Skateanlange im Rothenburgsorter Entenwerder Park. Diese ist jedoch aus Mangel an Geldern ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht weiter verfolgt worden (vgl. Weiler 2011, Interview). Ferner wurde der Bau eines kleinen Skateparks auf dem Dach der U-Bahn-Haltestelle „Landungsbrücken“ angestrebt. Durch die zentrale und exponierte Lage und die informative Unterstützung einiger Hamburger Skategrößen wurde der Ort von Seiten der Stadtverwaltung als adäquater Ersatzspot für den Jungfernstieg und die Magellan-Terrassen angesehen und schon vorab als sehr wahrscheinlicher Erfolg von den Medien gefeiert (vgl. Schütte 2009). Aktuell ist die ursprüngliche Planung aufgrund von Statik-Problemen nicht umsetzbar. Eine alternative Leichtbaukonstruktion wird derzeit erarbeitet und mit Nachdruck geprüft (vgl. Weiler 2011, Interview). Selbst wenn diese Planung nicht umgesetzt werden sollte, ist erkennbar, dass seitens der Stadtverwaltung die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Skatern und die Akzeptanz des Skatens insgesamt deutlich zugenommen haben.     


  

  

  

  

  


 

  

  

 Um die Funktionsweisen von Streetskatespots tiefergehender nachvollziehen zu können - vertiefend u.a. zu ersten Eindrücken in 3. „Skatespottypen“-, wird der wohl bekannteste Street-Skatespot der Stadt näher untersucht: Der Hamburger Jungfernstieg samt anliegenden Colonnaden. Dieser Raum, von den Anfängen der Europapassage bis hin zum Ende der Colonnaden, lädt insbesondere auf Höhe des Alsterpavillions, in dem sich das Café Alex befindet, durch seine exponierte Lage an der innerstädtischen Binnenalster sowohl Touristen als auch Einheimische zum Verweilen und Pausieren ein. Gleichzeitig bietet er Skatern, dem ersten Eindruck nach, vor allem an den breiten und stufenförmigen Sitzgelegenheiten direkt am Wasser ebenen Boden und interessante Curbs, denn der Platz ist übersät mit Hidden Signs, die auf rege und intensive Skatenutzung hinweisen. Bei gutem Wetter sind zumindest nachmittags regelmäßig Skater anzutreffen. Es scheint ein gern besuchter und von Skatern stark frequentierter Ort zu sein. Doch ob es sich hier tatsächlich um einen von Skatern gern besuchten Ort handelt und welche Dynamiken hinter diesem zentralgelegenen Spot stehen, soll in diesen nächsten Abschnitten geklärt werden. Der besondere Stellenwert der Feldforschung liegt in Betrachtung der Einstellung von Skatern zum Raum, d.h. in der Beziehung der Skater zum

städtischen Mobiliar, sowie des Verhältnisses der Skater untereinander und im Zusammenspiel mit anderen Akteuren - also in der Betrachtung der Alltagspraxis vor Ort. Es geht damit einher, aufzudecken, wie sich die städtische Sportart in den Jungfernstieg integriert und welche Potentiale oder auch Restriktionen durch diese besondere Form der Raumaneignung bestehen. Als Grundlage für die Untersuchung des Raums dient eine vertiefende Beobachtung, deren Ergebnisse in Anwendung des Raum-Zeit-Modells nach Sturm Erkenntnisse über die Alltagspraxis am Jungfernstieg liefern. Zusätzlich bietet das Spot-Analyse-Modell (siehe 4.2.2 „Hamburger Skatespots“) die Möglichkeit, die Anforderungen an den Raum und die Qualitäten des Spots kategorisieren und bewerten zu können (Analyse folgender Ergebnisse siehe 4.3.3 „Raumanalyse Jungfernstieg“). Der Jungfernstieg steht hier für einen Beispielspot in Hamburg, der für die Untersuchungen von besonderem Interesse ist, da er vielschichtige Nutzerstrukturen und Raumansprüche in sich vereint, welche nicht nur das Konfliktpotential des Skatens herausheben und verdeutlichen, sondern gleichzeitig auch den Umgang mit ihm.




     

4.3.1 Das Gelände des Jungfernstiegs „Flanieren, Promenieren, Lustwandeln“ - lange haben sich mit dem Jungfernstieg diese Assoziationen verbunden. Eine städtische Prachtmeile, die auf einmalige Weise das Wasser mit der Stadt vereint, deren außergewöhnliche Lage den Blick vom Herzen der Stadt in die Weite von Binnenund Außenalster erlaubt – wenige internationale Großstädte zeichnet eine solche Uferpromenade aus.“, so beschrieb Ole von Beust den Jungfernstieg im Juli 2003 (vgl. Engel 2003, 9). Auch nach dem großen Brand 1842, als viele Häuser auch im Bereich des Jungfernstiegs zerstört wurden, war der Stadtverwaltung beim Wiederaufbau die Bedeutung dieses Ortes für Stadt, Bewohner und Besucher bewusst. So wurde die Häuserflucht begradigt, der heutige Ballindamm und auch der Neue Jungfernstieg wurden in die Neuplanungen einbezogen (vgl. Engel 2003, 34). „[Jedoch ist] die Einmaligkeit des städtischen Raumes [...] in den vergangenen Jahrzehnten mehr verdeckt als präsentiert worden“, so von Beust (vgl. Engel 2003, 9) und durch die Entwicklungen, wie die der Nahverkehrsstrecke mit Uund S-Bahn ging „das ursprünglich ausgewogene Verhältnis von dichter Bebauung, grüner Promenade und weitläufigem Gewässer an dieser spannenden Nahtstelle zwischen Stadt und Wasser verloren“ (vgl. Engel 2003, 79). So nahm sich

Hamburg der Wiederherstellung der Ursprungsqualität des Ortes an, mit dem Ergebnis, dass im Jahre 2005 der Gewin nerentwurf der Architekten WES & Partner realisiert wurde. Es entstand mit einer Investitionssumme von 16 Mio. Euro (vgl. Hamburger Abendblatt 2005b) der heute vorzufindende Jungfernstieg, der sich durch den U4-Bahnstreckenbau jedoch noch in einer Baustelle befindet. Ein ausgeweiteter, heller Gehweg entlang der Einzelhandelszeile, ein verengter Straßenraum sowie ein Boulevard mit einer dreireihigen Lindenallee an der Wasserseite stellen den neuen Verkehrsraum des Jungfernstiegs dar. Die Uferkante wird durch eine bis ans Wasser reichende Treppenanlage mit Sitzmöglichkeiten präsentiert (vgl. Wes & Partner 2008). Doch schon seit über 15 Jahren bietet der Jungfernstieg nicht nur für die vorgesehenen Nutzungen, wie dem Spazieren, Sitzen, Bummeln oder Beobachten einen Raum, „auch Skater und Biker tummeln sich hier und tragen mit ihren akrobatischen Glanzleistungen zum bunten Straßenbild bei“ (vgl. Citysam AG 1999-2011). Wie sich dieses „Tummeln“ nun gestaltet und mit welchen Situationen, Schwierigkeiten und auch Chancen sich Skater konfrontiert sehen, wird im folgenden Abschnitt „Skaten auf dem Gelände“ aufgeführt.


 

  

  Der Jungfernstieg als Spazier- und Einkaufsmeile, Entspannungsort und Skatespot!? Geht das? Bereits die ersten Beobachtungen bei wetter- und uhrzeitbedingt leerem Platz im Winter 2010 gaben Aufschluss über die zweckentfremdende Nutzung des Ortes durch Skater: Zahlreiche Hidden Signs waren zu erkennen, auch die gewachsten und abgekratzten Treppenkanten sowie Rollspuren auf dem Plattenboden verdeutlichten die Anwesenheit der Nutzungen. Doch wie genau gestaltet sich so ein Skater-Tag auf diesem Gelände? Wann halten sich Skater dort auf und welches Zusammenspiel oder auch „Gegenspiel“ findet mit anderen Nutzern des Raums statt? Diese Fragen in Hinblick auf den Forschungsanlass - die Ermittlung der Auswirkungen des Sports auf seinen Raum - führten zu einer Untersuchung des Jungfernstiegs samt Colonnaden durch verschiedene Methoden des Forschungsdesigns. So wurden an zwei Wochentagen (27.04 und 30.04.2011) von jeweils 9.00 bis 21.00 Uhr u.a. Nutzungszonen umrissen, Wegelinien gezeichnet, Fotografien erstellt, stündliche Zählungen von

sämtlichen Nutzern und permanente Zählungen aller Skater durchgeführt, sowie interessante Situationen beobachtet und verschriftlicht.         

Allgemeine Beobachtungen/ Besucherzahlen Neben der Baustelle der zukünftigen U4-Haltestelle tummeln sich Bürger unterschiedlichster Aktivitäten auf engstem Raum. In den Morgenstunden des Mittwochs herrscht wenig Betrieb. Geringer Verkehrslärm der Straße und vereinzelt auf den Stufen sitzende Menschen mit Kaffee in der Hand beschreiben die Atmosphäre direkt an den Treppen-




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 

Skater

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Passanten in Bewegung

anlagen. Hier sind Skater noch vergeblich zu suchen, doch sind sowohl auf den Gehwegen des Jungfernstiegs als auch in den Colonnaden bereits vereinzelt Rollen-Geräusche zu vernehmen, vornehmlich von Longboards der älteren Skater-Semester, die augenscheinlich mit den Boards zur Arbeit fahren. Zwischen 9.00 und 11.00 Uhr lassen sich innerhalb beider Beobachtungstage insgesamt 13 Skater zählen, welche nicht im Raum bleiben, ihn eher nur durchqueren. In den Colonnaden sitzen die Leute in den Cafés bei Frühstück, während sich andere noch eilig auf dem Weg zur Arbeit befinden (zu den einzelnen Zahlen siehe Anhang Beobachtungsergebnisse). Später am Vormittag kommen weitere Skater aus Richtung des U-Bahnschachts Jungfernstieg angefahren und machen sich auf den Weg zur Treppenanlage an der Ecke zum Neuen Jungfernstieg. Es ist ein schulfreier Tag, denn es sind Frühjahrsferien. Zunächst sind es nur zwei bis drei Jungs im Alter von zehn bis zwölf Jahren, doch wenige Minuten später sind es schon acht, welche die oberste Treppe der drei vorhandenen Stufen für sich in Anspruch nehmen. Sie begrüßen sich kurz per Handschlag und scheinen sich zu kennen.

  

Passanten sitzend/ruhend

Dann beginnt die Session, zuerst ein Ollie, dann ein Kickflip. Mancher der herumstehenden Touristen, die Kamera noch auf die schöne Alster-Aussicht gerichtet, wendet ihnen einen Blick zu. Auch aus Richtung der Colonnaden kommen mit der Zeit neue Skater hinzu. Einige von ihnen führen Plastiktaschen mit dem Logo des Mantis-Skateshops mit sich. An diesem Mittwoch erreicht die Skaterzahl um 13.00 Uhr mit 14 Skatern ihr erstes Hoch an der Treppenanlage. Jedoch steigt die Zahl derjenigen, die anderen Aktivitäten an den Treppenanlagen nachgehen, ebenso. Man sichtet neben Touristen und Bummlern Angestellte, die anscheinend ihre Mittagspause dort verbringen, Rentner, die eine kurze Spazierpause einlegen, Studenten, die sich auf einen Kaffee treffen oder junge Familien, die ein Eis essen. So wurden um 13.00 Uhr insgesamt etwa 100 Personen gezählt, die genannten 14 mit Brett unter den Füßen bilden ein Sechstel davon. Danach flacht sowohl die Anzahl der Skater als auch die der anderen Akteure ab und beläuft sich um 15.00 Uhr auf ca. zehn Skater und 70 Passanten. Von 16.00 - 17.00 Uhr erfährt der Ort noch einmal einen rasanten Anstieg anderer Akteure, wobei die Zahl der Skater weiter sinkt. Durch einen kurzen Regenguss gegen 18.00 Uhr sinkt die Zahl der


 

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  

Skater

Passanten in Bewegung

Skater auf Null und auch die anderen Akteure minimieren sich schnell auf 24. Am frühen Abend fluktuieren die Skater in sich stark; zwischen 14.00 und 16.00 Uhr ergeben sich Zählungen von insgesamt 34 Skatern, im Schnitt halten sich jedoch lediglich sieben am Platz auf. Zu beobachten war ebenfalls, dass das Durchschnittsalter der Skater zum Nachmittag hin von ca. zwölf Jahren auf etwa 15 Jahre anstieg. Nach dem Regenschauer und gegen Ladenschluss, wenn die meisten Personen den Raum verlassen haben und kaum noch Passanten anzutreffen sind, erfährt der Spot sein zweites Tageshoch mit bis zu 18 Skatern bei einem Durchschnittsalter von 17 bis 20 Jahren. Die Zählungen des Samstags bestätigen die Ergebnisse des Mittwochs, vor allem bezüglich des Alters zu den unterschiedlichen Tageszeiten. Jedoch lässt sich beobachten, dass sie erst zur Nachmittagszeit am Spot eintreffen. Das erste Hoch war mit neun Skatern um ca. 15.00 Uhr erreicht, das zweite um 18.00 Uhr mit zwölf. Besonders auffällig, zwischen diesen beiden Uhrzeiten lag die Zahl anderer Akteure an den Treppenanlagen bei zwischenzeitlich bis zu 158 Personen (16 Uhr). Es lässt sich erkennen, dass sich die meisten Skater für eine gewisse Zeit am Ort aufhalten, diesen also konkret ansteuern und nicht nur als Durchgang gebrauchen. Die Anwesenheit anderer Akteure im Raum scheint dem Skaten zunächst

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  

Passanten sitzend/ruhend

keinen Abbruch zu tun, da sich die Anzahl der Skater um die Mittagsstunden trotz der Fülle des Platzes kaum verringert. Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn Samstag und auch Mittwoch wird gegen 16 Uhr eine „Füll-Grenze“ erreicht und Skater verlassen den Platz im Verbund. Für die Colonnaden zeigt sich in Bezug auf den Aufenthalt von Skatern ein anderes Bild. Die Skater, die dort innerhalb einer Stunde gezählt werden, halten sich in dem Raum nur kurz auf. Die Wege sind schnell nachvollzogen: Von der Esplanade biegen Skateboarder in die Colonnaden ein, es folgt ein kurzer Abstecher in die Große Theaterstraße zum Skateshop. Dann wird der Weg durch die Colonnaden zum Jungfernstieg fortgeführt und endet stets zunächst bei der Treppenanlage. Ähnlich sehen die Wege vom Jungfernstieg, von der U-Bahn zur Treppenanlage, aus. Entweder sie verbleiben dort für gleich mehrere Stunden, oder sie machen sich nach kurzer Zeit auf in die Colonnaden zu Mantis. Teilweise finden sie den Weg nach ca. 30 Minuten wieder zurück oder sie nehmen den Ausgang des Geländes an der Esplanade. Die Colonnaden werden demnach als Durchgangsort genutzt (siehe Abb. 229 zu den Wegelinien) und die Steinblöcke zur Abgrenzung des Lieferverkehrs vereinzelnd als Slalomparcours.


 

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 

  

 Es gilt, neben der Besucherzahlen-Dynamik auch das Verhältnis von Skatern zu ihrer Umgebung zu beobachten. Somit werden hier folgend zunächst die vorhandene Raumausstattung beschrieben und hieraus Nutzungszonen definiert. Weiter stehen die Beschreibung des Umgangs mit den Ausstattungen als auch die des Verhältnisses zu anderen Akteuren an, welche vorherrschende Konflikte sowie andere besondere Vorkommnisse beschreiben. Damit sich der Ort als Skatespot eignet bzw. dahingehend genutzt wird, spielen die architektonischen Voraussetzungen, also die gebaute Umwelt eine herausragende Rolle. Die Gehwege des Jungfernstiegs sind mit glatten Platten gepflastert. Die gut beleuchtete Treppenanlage besteht aus Beton mit einzelnen verschiebbaren Holzbänken. Die drei Treppenstufen haben jeweils eine Tiefe von drei Metern und eine geeignete Sitzhöhe von ca. 50 cm. Die Treppenanlage dient dem Zweck des Ausruhens, Treffens und Schauens. Für die Skater eignet sich der glatte Plattenboden perfekt zum Fahren und die Treppenkanten dienen als Curb zum Grinden. Die Colonnaden sind ebenfalls mit einem glatten Plattenboden ausgestattet und bieten optimale Voraussetzungen zur schnellen Durchquerung. Der breite Fußweg der Fußgänger zone ist in der Mitte durch Tische und Stühle der anliegenden Cafés und Restaurants blockiert, weshalb nur rechts und links der Gebäudefassaden Platz zum Gehen bzw. Fahren bleibt.

So haben sich für das Untersuchungsgebiet unterschiedliche Nutzungszonen ergeben: Es gibt eine Gastronomie- und Einzelhandelszone entlang der Colonnaden, die durch eine Verkehrs- und Fußgängerzone unterbrochen wird. Am Jungfernstieg befindet sich auf der einen Straßenseite ebenfalls eine Einzelhandelszone, parallel dazu verläuft die Verkehrszone für den MIV und ÖPNV. Auf der anderen Straßenseite befinden sich Gastronomie- sowie Ruhezone, die zugleich Aktivitätszone der Skater ist. Diese Überschneidungen von Nutzungszonen mit Aktivitäten unterschiedlicher Art und Richtungen können Konflikte mit sich bringen (siehe 1.1 „Raumbegriff“). Um diese zu ermitteln, wurde in der Beobachtung ein besonderes Augenmerk auf den Umgang zwischen Skatern und anderen Nutzern gelegt. Nach Aussagen Weilers lassen sich die Konflikte am Jungfernstieg in drei Aspekte fassen. Zunächst sei der Lärm direkt am Jungfernstieg das größte Problem sowohl für Anwohner und Einzelhandel als auch für Touristen oder einfache Flaneure. Die Beobachtungsergebnisse bestätigen diese Aussage, denn Skateboardrollen erzeugen ein charakteristisches und lautes Geräusch, welches sich aus Sicht der übrigen Nutzer von der restlichen Geräuschkulisse (u.a. Verkehrslärm) abhebt. Teilweise ist zu beobachten, dass sich Personen von den in der Skaterzone befindlichen Holzbänken wegsetzen, um ungestört zu sein. Weiter sei die Zerstörung des Mobiliars eine


  

 Untersuchungsgebiet U4 Baustelle Eingang zur U-/SBahn Bushaltestelle Maßstab 1:10 000

  

 Untersuchungsgebiet U4 Baustelle Skateshop Versorgung Essen/Trinken Toilette Maßstab 1:10 000

  


 

  



Schwierigkeit, mit der sich die Stadt konfrontiert sehe. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt prangere diesen Umstand stark an; Skater würden mit ihren Tricks die Treppenanlagen beschädigen, durch das Grinden würden Kanten abbrechen und klebrige Wachsspuren Kleidungsstücke anderer Nutzer beschmutzen. Die beobachteten Nutzungsspuren zeigen, dass die Treppenkanten bereits deutlich abgekratzt und mit Wachs beschmiert sind, dieser Vorwurf trifft hier also zu. Als weiteres Problem sei das Gefährdungspotential durch den Skater zu nennen. So sei das Skaten gefährlich für den Skater selbst, da er sich durch einen missglückten Trick durchaus verletzten könne, doch auch als Gefahr für Andere zu verstehen, da herumfliegende Bretter sie treffen könnten. Es passiert auch während beider Beobachtungen des Öfteren, dass Skater bei Tricks die Kontrolle verlieren und Bretter bei Stürzen in verschiedene Richtungen schnellen. Allerdings treffen diese während den Beobachtungen sehr selten, wenn dann mit geringer Geschwindigkeit, die übrigen Nutzer, da die Skater ihre Bretter gegenseitig aufhalten.

rekt an die Stufenkante stellt, um ihr Eis in der Sonne zu genießen. Zunächst bittet der Skater sie freundlich darum, den Platz zu räumen, woraufhin die Frau mit Schulterzucken und Ignorieren reagiert. Höchstwahrscheinlich aus Trotz beginnt der Junge nun ohne Rücksicht auf sie dort weiterzufahren, sogar sehr dicht an ihr vorbei, auch auf die Gefahr hin, sie zu streifen. Diese Nähe ist der Dame doch nach einer guten Viertelstunde offensichtlich zu groß und sie verlässt den Platz mit viel Gestik und bösen Worten. In anderen Situationen reagieren die Beteiligten gelassener; die NichtSkater setzen sich meist ohne viel Aufsehens um, sobald sie sich gestört fühlen.

Neben diesen allgemeinen Konfliktpotentialen ergeben sich am Jungfernstieg auch gelegentlich zwischenmenschliche Auffälligkeiten. Skater sind zumeist auf der oberen der drei Ebenen anzufinden, an dessen Ansatz sich Eisdiele, Tische und Stühle befinden. Es ereignet sich am Samstag gegen 13:30 Uhr die Situation, in der ein Skater und eine ältere Dame in einen Konflikt geraten, da die Dame ihren Stuhl di-

Aufgrund der im Raum existierenden Hauptkonflikte hat das Bezirksamt bereits im November des Jahres 2005 auf Grundlage des Wegegesetzes ein Verbot für das Skaten ausgesprochen (vgl. Hamburger Abendblatt 2005b), welches durch ein Skateverbotsschild direkt am Platz (sowie durch verstärkte Präsenz von Polizei und Bürgernahen Beamten) verdeutlicht wird. Dieses Schild stellte sich jedoch als ein sehr belieb

Die Reaktionen auf die Skater sind sehr konträr. Während sich eine weitere Dame durch die Geräusche massiv gestört zu fühlen scheint und dies auch lautstark zum Ausdruck bringt, ist ein Nächster offenbar fasziniert von die Vorführungen, die ihm geboten werden und äußert dies durch Stehenbleiben und Nachfragen.




 

U4 Baustelle Fußängerzone Ruhezone Jungfernstieg Skatezone Jungfernstieg Gastronomiezonen Straßen Skateshop Maßstab 1:4 000

  


 

    





tes Souvenir heraus (vgl. Graham 2011, Interview, Weiler 2011, Interview, Hamburger Abendblatt 2005b) und ist meist schnell gestohlen. Oder es wird registriert und für nicht weiter ernstzunehmend - im wahrsten Sinne des Wortes - „abgestempelt“, wie auf der Fotografie zu erkennen. Welcher Aspekt macht diesen Raum für Skater nun so attraktiv? Sind es die Curbs der Treppenkanten, der gute Boden oder die zentrale Lage? Die Befragung der Skater nach dem Grund für die Wahl dieses Ortes ergab viele Antworten, die darauf schließen lassen, dass es nicht nur einzelne Aspekte sind, sondern die Komplexität, die den Spot beschreibt und ihn interessant macht. Die Architektur, also die Curbs und der Boden sind ein Hauptfaktor für das Skaten und die Grundlage für das Streetskaten überhaupt. Jedoch spielen auch die zentrale Lage, die schöne Atmosphäre an der Alster und die vielen Leute, die man kennt, eine ebenso herausragende Rolle und stehen den

anderen Gründen kaum nach. „Curbs findet man auch anderswo in der Stadt, eine solche Atmosphäre nicht.“, so ein Skater. Ebenso steht der Spot im engen Kontext mit dem in der Großen Theaterstraße gelegenen Skateshop. Die Beobachtung der Skater-Wegelinien zeigt auf, dass eine große Hin- und Herbewegung zwischen dem Shop und der Treppenanlage am Jungfernstieg stattfindet. Neu erworbene Errungenschaften können somit gleich präsentiert und ausprobiert werden und Zerbrochenes schnell ersetzt.                        




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U4 Baustelle Fußängerzone Ruhezone Jungfernstieg Skatezone Jungfernstieg Wegelinien Straßen Skateshop

Maßstab 1:4 000

  


 

                             

 Die Beobachtungen der Skater an den Treppenanlagen lassen auch Ermittlungen des Skater-Verhaltens untereinander zu und verdeutlichen die Beziehungen zueinander. So zeigt sich, dass Skater vor Ort meist in Kleingruppen von bis zu drei Personen am Jungfernstieg eintreffen. Sie begrüßen sich überschwänglich mit Handschlag oder Umarmung und freuen sich über jeden Neuankömmling. Man skatet nicht gleichzeitig, da der Platz nicht reicht und man sich auch gern gegenseitig zusieht. Stattdessen vermittelt man sich nonverbal - durch Blickkontakt, Handzeichen oder entsprechende Körperhaltungen - dass man jetzt selbst fahren möchte oder dem anderen die Vorfahrt gewährt. Diese nonverbale Kommunikation kann man mit der von Fußgängern, die aufeinander zusteuern, vergleichen - auch sie stoßen meist nicht ineinander (vgl. Gropp 2010, 70). Mit viel Lerneifer und unendlich vielen Versuchen probieren sich die Jungs an verschiedenen Tricks, bis sie unter großem Beifall schließlich gelingen. Meist kann man beobachten, dass sich die Skater Tricks gegenseitig erklären und sodann versuchen zu unterstützen, indem sie den Trick vorführen und Rückmeldung geben, wenn etwas verbessert werden kann. Deutlich zu beobachten ist der Respekt, den die jüngeren Skater den älteren entgegenbringen, indem sie Platz machen, so dass sie fahren können, oder ausdrücken, wie gut die Tricks waren, die man gerade gestanden hat. Für gestandene Tricks im Allgemeinen sind Skater sehr aufgeschlossen, durch Applaus oder Klopfen auf das Brett oder des Brettes auf den Boden wird der Trick gewürdigt. Je spektakulärer der Trick im Verhältnis zum Fahrkönnen des

Skaters ist, desto lauter fällt der Applaus aus. Auch zeigt sich, dass sich die anwesenden Skater vermehrt in den gleichen Altersklassen, aber mitunter auch in ähnlichen „Fahrfähigkeitsklassen“ aufhalten, was sich unterscheiden kann. So kann es sein, dass ein 13-Jähriger aufgrund seiner Fahrqualitäten eher mit 16-Jährigen fährt, da er fahrtechnisch bereits auf ihrem Level ist.   

 Die Beobachtungsergebnisse und die geführten Interviews sowohl mit der Stadt als auch mit Skatern und anderen Nutzern vor Ort bilden die Grundlage für die Analyse des Jungfernstieg-Raums. So soll ermittelt werden, wie dieser Raum als Skatespot funktioniert und wie er in sich existiert, also wie er sich in seiner Qualität bewerten lässt. Mit Hilfe des oben bereits erläuterten „Spot-Analyse-Modells“ (siehe 4.2.2 „Hamburger Skatespots“) und des „dynamischen AnalyseModells für Raum“ nach Gabriele Sturm und Dieter Läpple werden die beiden Komponenten hier nun untersucht. Die Bewertung des Jungfernstiegs anhand des Spot-Analyse-Modells geschieht zwar grundsätzlich stets nach subjektiven Gesichtspunkten, doch werden die gesammelten Argumente für und gegen den Spot hier gegeneinander abgewogen und auf ein eher objektives Bewertungsergebnis vereint.


 

 Das erste Element des Spot-Analyse-Modells bildet der Anreiz des Ortes, der durch die vorhandenen Obstacles und die unvergleichbare Atmosphäre vor Ort geprägt wird. Am Analysebeispiel des Jungfernstiegs sind dies die Alster, die Curbs und der skaterfreundliche Bodenbelag. Eingeschränkt wird der Reiz des Spots durch das Skate-Verbot und die hohe Wahrscheinlichkeit von Interessen- und Nutzungskonflikten vor Ort. Natürlich gibt es Skater, die gerade diese Gefahr des „Weggescheuchtwerdens“ als Reiz sehen, doch die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen möchte schlichtweg „in Ruhe fahren“ können. Auch mit in die Bewertung des Reizes spielen der ausgeprägte Bühnencharakter und die einzigartige Atmosphäre des Raums. Skater schätzen hier sehr, dass es stets möglich ist, auf ein bekanntes Gesicht zu treffen oder ein neues kennenzulernen.

auch mit dem Bus aus vielerlei Richtungen erreichen. Zudem bietet die Alster als Anziehungspunkt eine exponierte Stadtsituation.

   

Bildet man die genannten Komponenten im Analyse-Diagramm ab, so erreichen sowohl die Lage in der Stadt, als auch die umliegende Infrastruktur jeweils volle 33%. Der Anreiz ist geschmälert durch die Verbote vor Ort sowie die sehr dicht beieinander liegenden Nutzungen und erreicht somit nur 20%. Zu erklären sei hier, dass es sich um Einteilungen handelt, die sich aus Befragungen von Skatern und dem wissenschaftlichen Ermessen vorangegangener Beobachtungen und Erkenntnisse ergeben. Dieses Mittelmaß erlaubt eine Beurteilung des Platzes aus Sicht eines durchschnittlichen Skaters vor Ort.





Ein weiteres Element sind die Lage und Erreichbarkeit des Spots innerhalb der Stadt. Er ist, neben den Knotenpunkten Hauptbahnhof und Altona, als eine der am zentral gelegensten Orte in Hamburg zu betrachten. Den Jungfernstieg kann man sehr gut sowohl mit U-Bahn, S-Bahn als

Auch das letzte Element - die umliegende Infrastruktur - ist stark ausgeprägt. Der Jungfernstieg ist reich an von Skatern gern aufgesuchten Infrastruktureinrichtungen, zu denen ein Supermarkt, ein Schnellrestaurant, die Eisdiele und allen voran der Skateshop in der Großen Theaterstraße an den Colonnaden zählen. Wie auch die Beobachtungsergebnisse zeigen, stehen die Nutzungen der Treppenanlagen unmittelbar in Beziehung zum Skateshop. Diesen Umstand unterstreichen auch die beobachteten Wegelinien, die ein stetiges Hin und Her zwischen dem Jungfernstieg und dem Skateshop deutlich werden lassen.


 

 Die Raumanalyse nach Sturm wird in diesem Fall nicht zur Problemlösung dargestellt, eher liegt die Erkenntnisgewinnung (vgl. Sturm 2000, 185) und Situationsanalyse im Fokus. Ziel dieser Analyse ist es, Erkenntnisse über die heutigen Funktionsweisen des Raums Jungfernstieg zu gewinnen, auch um Annahmen in Hinblick auf das später folgende Konzept ziehen zu können. Der Ansatz des „dynamischen Analysemodells“ dient dem Verständnis für das Verhältnis von sozialen zu physischen Elementen im Raum. Das Raummodell besteht aus einer Kreis-Illustration, die in vier Sektoren gegliedert ist (vgl. Sturm 2000, 189). Die Sektoren sind dem Gedankengut Läpples hinsichtlich des strukturierenden gesellschaftlichen Ordnungsraums entnommen (vgl. Läpple 1991, 196f) und bilden das materiell-physische Raumsubstrat (I). Dieses bezeichnet vereinfacht die „gebaute Umwelt“. Das normative Regulationssystem (II) beschreibt rechtliche, soziale und ästhetische Normen. In der dritten Komponente sind die gesellschaftlichen Interaktions- und Handlungsstrukturen (III) miteinbegriffen, vereinfacht als Handlungen erfasst. Abschließend steht das Zeichen-, Symbol- und Repräsentationssystem (IV) des Ortes. Diese Sektoren innerhalb des Kreismodells stehen in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander, wodurch unterschiedliche Wirkungszusammenhänge im Raum ersichtlich werden können (vgl. Sturm 2000, 198). Mit dieser Vorgehensweise werden die Raumkomponenten des Jungfernstiegs und der Colonnaden in die einzelnen Sektoren gegliedert und nach erläutertem Schema analysiert.



Komponenten I (gebaute Umwelt) und II (normative Regulationen) beschreiben die Alltagspraxis im Raum. Wie oben definiert, besteht die gebaute Umwelt aus den bereits erläuterten beobachteten Ausstattungsmerkmalen, wie dem hellen Plattenboden, der sehr edel und einladend wirkt, den Treppenanlagen entlang des Alsterufers und den darauf befindlichen verschiebbaren Sitzbänken. Diese Anordnung der Güter im Raum fordert ein bestimmtes Handeln heraus. Der Plattenboden lädt zum Spazieren und in Verbindung mit dem Einzelhandel zum Bummeln ein. Die Treppenanlagen in Kombination mit den Sitzbänken und der Aussicht ermöglichen kurze Aufenthalte, das Pausieren, Fotografieren und das längere Verweilen. Das gastronomische Angebot in der Nähe bietet den Menschen die Möglichkeit des Essens und Trinkens. Jedoch provoziert die gebaute Umwelt nicht nur das vorgesehene geplante Handeln im Raum. Wie im Kapitel der Raumwahrnehmung bereits erläutert (siehe 4.1 „Raumwahrnehmungen von Skatern und Nicht-Skatern“) sehen Skater den Raum „durch eine andere Brille“, es gelten also andere normative Regeln. In ihren Augen fordert eine Bank sie nicht zum Sitzen und ein glatter edler Boden nicht zum Spazieren auf, sie sehen darin vielmehr andere Anreize, nämlich die eines Streetspots. So lässt sich festhalten, dass man hier nicht nur ursprünglich vorgesehene Nutzungen vorfindet, auch ist das Skaten Teil dieses Raumalltags. Der Jungfernstieg ist somit, wie bereits angenommen, ein zentraler Ort der Stadt, der viele unterschiedliche Nutzungen erfährt und das Skaten - trotz Verbot - als Bestandteil zulässt.




 





  

Interessant ist nun ebenfalls zu erfahren, welche Wissenschaftspraxis in diesem Raum erkenntlich wird. Die Verknüpfung des normativen Regulationssystems (II) und der Symbolik (IV) des Raums gibt Erkenntnisse in dieser wissenschaftspraktischen Hinsicht. Im Kontext des Skatens ergeben sich für den Raum verschiedene Normen. Allem voran steht das vom Bezirk ausgesprochene Skateverbot am Jungfernstieg. Auf den Gehwegen ist das Skaten zwar erlaubt, da Skater nach der Straßenverkehrsordnung als Fußgänger eingestuft sind (vgl. Weiler 2011, Interview), jedoch obliegt es dem Bezirk, unter besonderen Umständen - so wie sie am Jungfernstieg aufgrund der Beschwerdelage, der Zerstörung des Mobiliars und des Gefährdungspotentials bestehen - an öffentlichen Räumen Nutzungsverbote auszusprechen. Hinzu kommen die sozialen und ästhetischen Normen, wonach eine Bank zum Sitzen und eine Treppe zum Herunter- oder Heraufgehen konzipiert sind. Die divergierenden Ansichten von Skatern und Nicht-Skatern verzerren diese normativen Regulationen, da sie andere vertreten. In Bezug zur Symbolik des Raums lassen sich die Normen jedoch wieder auf einen Nenner bringen, denn in dieser spielt die Alster die herausragende Rolle. Sie ist ein Symbol für die Stadt Hamburg und dient in Kombination mit dem Jungfernstieg

als Bühne für die Bürger und Besucher. Die Bühnenfunktion eines Spots für Skater lässt sich hier noch wesentlich ausweiten, da sich an diesem Ort nicht nur Skater, sondern auch alle anderen Akteure auf einer innerstädtischen Bühne befinden, wobei Skater diese Bühne erst durch die besondere Art der Nutzung abbilden und sich somit erst durch das aktive Fahren zur Schau stellen. Die Betrachtung der unterschiedlichen Komponenten für die Funktionsweisen eines Raums verdeutlicht, wie eng die einzelnen Elemente miteinander verflochten sind und dass sich diese jeweils in besonderer Form bedingen. Besonders hervorzuheben ist der Einfluss der gekannten Elemente (gebaute Umwelt und normative Regulation) auf die dynamischen Elemente des Raums (Handeln und Symbolik). Hier sei zu erwähnen, dass sobald sich erstere Elemente ändern, ein neues Handeln provoziert bzw. etabliert wird. Die Symbolik eines Raums kann sich in diesem Zusammenhang maßgeblich ändern. Diese Möglichkeit der „Drehung“ der Elemente zur Veränderung von Situationen wird in Punkt 6.3. „Konzept: Skaten in Tobago“ wieder aufgegriffen. Hier liegt der Fokus jedoch auf der reinen Erfassung der heutigen Situation am Jungfernstieg - also auf der Betrachtung der Elemente, ohne eine Drehung.


 

 Es hat sich gezeigt, dass Skater und „Nicht-Skater“ unterschiedliche Raumwahrnehmungen haben. Passanten achten in einem Raum vor allem auf Architektur, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomieangebot usw., sie haben also eine Wahrnehmung, die sich auf die Aufenthaltsqualität eines Ortes bezieht. Skater hingegen „scannen“ einen Raum auf die Beschaffenheit hin, schauen ob er sich zum Skaten eignet und welche Elemente welche Möglichkeiten sowie Herausforderungen mit sich bringen. Sie betrachten den Raum folglich aktivitätsbezogen.

Skater“ gefährdet, da das Skateboarding an sich etwas größtenteils Unbekanntes ist und das Einschätzungsvermögen dem „Skaterkönnen“ gegenüber fehlt.

Der Akt des Skateboardings hinterlässt Nutzungsspuren, die von Personen, die nicht in der Skateszene integriert sind, wenn überhaupt oft als Merkmale von Sachbeschädigung und als unästhetisch wahrgenommen werden. Für Skater enthalten diese Spuren allerdings Informationen über die Anwesenheit von anderen Skatern und inwieweit der Raum „skatebar“ ist.

1 Verbot des Skatens / Skatestopper Das Skaten als Handlung im öffentlichen Raum kann aus Gefährdungs- und Lärmbelästigungsgründen verboten werden. Alternativ ist die Installation von Skatestoppern möglich, die das Grinden und Sliden an Stufenkanten verhindern sollen. Allerdings halten sich Skater nur sehr bedingt an Verbote und in ihrer Funktion als Raumpionier sind sie auch in der Lage, sich den Raum inklusive Skatestoppern anzueignen.

Skatespots lassen sich in ihrer Qualität bewerten, allerdings meist nur subjektiv. Wichtig ist hierbei das Zusammenspiel aus Reiz, der Erreichbarkeit und der Infrastruktur. Einige Spots, die rein dem baulichen Anreiz nach als nicht besonders hochwertig einzuordnen sind, können durch eine zentrale Lage, ausgezeichnete Infrastruktur oder durch die Anwesenheit eines betrachtenden Publikums als beliebte Skate-Treffpunkte fungieren (siehe bspw. 3.1.1 „Domplatte Köln“ oder 4.3.2 „Skaten auf dem Gelände“ Jungfernstieg). Jeder Skater benötigt unterschiedliche Elemente in einem für ihn perfekten Raum, diese sind abhängig vom Fahrniveau und persönlichen Präferenzen. Die Untersuchung des Jungfernstiegs hat gezeigt, dass Spots, die eine Bühnenfunktion erfüllen, nahezu ausschließlich von jüngeren Skatern aufgesucht werden (ca. zwölf - 22 Jahre). Bei zu hochfrequentierter Nutzung des Ortes durch andere Akteure, wie z.B. Passanten oder Verweilende, wird der Raum unattraktiv für Skater. Je höher die Frequentierung, desto höher auch das Konfliktpotential. Zum einen basieren diese auf den unterschiedlichen Raumwahrnehmungen beider Parteien. Zum anderen fühlen sich „Nicht-

Da Skater zum Alltagsgeschehen zählen, besteht auch von städtischer bzw. behördlicher Seite Bedarf nach angemessenem Umgang mit der Situation. Im städtischen Umgang mit Skatern gibt es drei Handlungsmöglichkeiten:

2 Schutz des Mobiliars Das städtische Mobiliar an einem Skatespot kann bspw. durch das Verstärken von Kanten durch Stahlplatten geschützt werden. Derart wird das Skaten inoffiziell in dem Raum geduldet, den Skatern wird Akzeptanz entgegen gebracht und teilweise sind die Orte nach der Installation sogar noch attraktiver für Skater. 3 Beteiligung der Skater in der Planung Die Ämter und Behörden können Skater in ihrer Planung von öffentlichen Räumen berücksichtigen und auch beteiligen. So kann Zerstörungen, durch die Wahl eines besprochenen stabilen Materials, oder anderen Konflikten, durch die Findung alternativer Spots, vorgebeugt werden. Auch sind Skater dann eher bereit, Kompromisse einzugehen und achten auf die Einhaltung inoffizieller Regeln (siehe Stadtwerke Münster in 2.2.3 „Skater als Raumpioniere“). Dieses vorausschauende Handeln macht rückwirkendes Schützen und Verbote nicht länger nötig.


09 Uhr

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  






m nun folgenden Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse der vorangegangenen Bestandsaufnahme zusammenfassend aufgegriffen und tiefergehend reflektiert und analysiert.

 Für die Analyse der Ergebnisse der umfangreichen praktischen Bestandsaufnahme sowie der thematischen Grundlagen galt es nun - zur Beantwortung der Fragestellung - eine Analysemethode zu entwickeln, welche alle genannten Aspekte und Informationen in geeigneter Form aufbereitet und sinnhaft sortiert. Diese wurde in der Weiterentwicklung des soziologischen Kapitalbegriffs Pierre Bourdieus gefunden. Nach Auffassung Bourdieus besitzt jedes Individuum Potentiale, die gesammelt, eingesetzt und teilweise verändert werden können. Diese Potentiale umschreibt er in verschiedenen Kapitalbegriffen, wozu das ökonomische, soziale, kulturelle und symbolische Kapital gehören. Das ökonomische Kapital umfasst alle Formen des materiellen Reichtums sowie Geld und Kapitalanlagen. Das soziale Kapital bezeichnet Ressourcen, die aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe entstehen und lässt sich mit dem Begriff des Netzwerks vereinfachen. Das kulturelle Kapital gliedert sich in drei Unterebenen, welche sowohl ein Denk- und Handlungsschema - wie Wissen und Benehmen - kulturelle Güter - wie Musik oder Kunst - als auch Titel - wie Schulabschlüsse und akademische Titel - inne haben. Das symbolische Kapital ist das Viertgenannte, welches den Überbegriff des Zusammenwirkens der anderen drei Kapitalarten beschreibt und das Image oder Prestige einer Person in der Gesellschaft darstellt. (Vgl. Bourdieu 1983, 183-198) Dieser Kapitalbegriff Bourdieus verhalf, einen Überblick über mögliche Einteilungsmöglichkeiten der gemachten Informationen im Hinblick auf die Beantwortung der forschungsleitenden Fragestellung zu bekommen. Er lässt sich zwar nicht vollständig auf die Analyse der Wirkungsweisen des Skateboardings übertragen, da manche Themen in seinem Begriff nicht abgedeckt werden - wie das Thema der städtebaulichen Auswirkungen - dennoch eignet er sich zur Anlehnung und Orientierung, weil er ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte aufzeigt und im Symbolischen bündelt (hier als Auswirkungsnetz fortgeführt). Im Weiteren wird der Begriff des Kapitals

also durch den der Auswirkungen ersetzt, da sich die Auswirkungen des Skatens auch als „Kapital des Skatens“ bezeichnet werden können. Der Begriff der Wechselwirkungen ergibt sich daraus, dass die einzelnen Auswirkungen des Skatens nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, sondern eng miteinander verknüpft sind, wie sich im Weiteren zeigen wird. Hier nochmals zur Wiederholung die forschungsleitenden Fragestellungen:             Es haben sich aus den Ergebnissen der theoretischen Grundlagen und der Feldforschung sowie mit Hilfe der Anwendung unterschiedlicher Methoden drei Wechselwirkungen herausgebildet, die sich als soziokulturelle, ökonomische und städtebauliche Wechselwirkungen beschreiben lassen. Die soziokulturellen Wechselwirkungen umfassen sowohl die Auswirkungen des Skatens auf den Einzelnen und auf die Gemeinschaft, als auch die Wirkungsweisen der Subkultur im Zusammenspiel mit der Gesellschaft. Unter ökonomischen Wechselwirkungen ist die gesamte Finanzierung und die Kommerzialisierung des Skatens zu verstehen. Die Wechselwirkungen städtebaulicher Art bezeichnen die sichtbaren Auswirkungen der Aneignungsprozesse im städtischen Raum. Zunächst werden die einzelnen Wirkungsweisen für sich betrachtet, um daraufhin das Strukturgefüge in seiner Gesamtheit zu erörtern.




 Allen voran stehen die soziokulturellen Wechselwirkungen, welche das charakteristische Kernstück des städtischen Skatens bilden. Sie können sich durch skatefreundliche städtebauliche Voraussetzungen entfalten, hierzu in 5.3 „Städtebauliche Wechselwirkungen“ mehr. Die soziokulturellen Wechselwirkungen des Skatens lassen sich in zwei Ebenen untergliedern: a Wirkungen des Skatens auf das Individuum und die eigene Gemeinschaft Zunächst die Betrachtung der Auswirkungen des Skateboardings auf das „Ich“, also den Einzelnen: Viele Skater beginnen mit der Aktivität in einem Alter, in dem sie sich aus ihrem gewohnten sozialen Umfeld und Gefüge loslösen und eigene Aspekte zur Definition ihrer Persönlichkeit sowie Identität erfahren möchten bzw. müssen. Das Skaten bietet Kindern und Jugendlichen - neben den Vorteilen körperlicher Ertüchtigung - neue soziale Strukturen zur Individualisierung innerhalb einer Gemeinschaft. Die Beschäftigung mit dem eigenen Körper und das Erfahren von Erfolg und Versagen sowie der Umgang damit festigt die Persönlichkeit und stärkt das Selbstwertgefühl (siehe 1.3 „Auswirkungen des Sports auf Jugendliche“). Eben diese identitätsbilden-

de und -fördernde Auswirkung des Skatens ist als eine der elementarsten Ergebnisse des Sports hervorzuheben. Häufig erwähnen Skater, dass Skateboarding etwas ist, was den Alltag bestimmt. Vordergründig ist es eine Beschäftigung, die so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass kaum noch Zeit für andere Aktivitäten bleibt. Es macht den Eindruck, als würde fast jeder Skater jemanden kennen, über den er sagen kann: „Wenn der nicht mit dem Skaten angefangen hätte, wer weiß, was er heute Kriminelles machen würde.“ Unterschiedliche Einrichtungen als auch manche Schulen haben sich dieser positiven Wirkung des Brettsports bereits angenommen und nutzen sie, um Kindern nachhaltig zu helfen (z.B. Jugendeinrichtung „Acker pool Co.“ in HH-Eidelstedt, vgl. Graham 2011, Interview, oder die Grundschule Walheim in Aachen, Aachen 2011). Gleichzeitig kommt ein Jugendlicher durch die Ausübung des Skatens im städtischen Raum früh mit dem Konstrukt „Gesellschaft“ in Berührung und lernt, mit anderen Personen positiv zu interagieren. Dies fördert die Persönlichkeitsentwicklung ebenfalls (vgl. Tröger 2011, Interview). Auch in Zeiten der Individualisierung innerhalb der Gesellschaft bietet das Skaten die Möglichkeit, sich abzugrenzen, sich als Individuum darzustellen und seine Position in der Gesellschaft durch Andersartigkeit festzulegen. Der Einzel-


 



  

  

  

  



 

  

 

 

ne, der andersartige Aktivitäten ausübt, erfährt Beachtung, Anerkennung und womöglich sogar Bewunderung innerhalb der städtischen Gesellschaft (siehe 1.4 „Individualisierung im Sport“), da er „aus dem Rahmen fällt“ und andere Sichtweisen aufzeigt. Dem „Ich“ folgt ein „Wir“, da der Skater nicht nur für sich selbst steht, sondern in eine Gemeinschaft integriert ist, die soziale Strukturen mit sich bringt und ihre Andersartigkeit durch Abgrenzung pflegt (siehe 1.4 „Individualität im Sport“, 2.2.1 „Die Subkultur des Skatens“). Innerhalb dieser Gemeinschaft geht man unabhängig von Alter und Herkunft nahezu vorurteilsfrei miteinander um und das Skaten als prägende Gemeinsamkeit steht im Mittelpunkt. Rivalitäten untereinander sind gering und insbesondere die jungen Skater lernen adäquates Gruppenverhalten, denn Rücksichtnahme und Unterstützung anderer sind grundsätzliche Bausteine der Zusammengehörigkeit (vgl. Tröger 2011, Interview). Innerhalb der Szene kennt man sich und das Netzwerk zwischen den einzelnen inneren Akteuren ist eng gespannt; ersichtlich beispielsweise in Skateshops, in denen nahezu nur (ehemalige) Skater arbeiten, die ihre Jobs dadurch bekamen, dass „jemand jemanden kennt“. Das Skateboarding hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr zu einer eigenen Subkultur entwickelt. Da gerade im Jugendalter, wenn die Teenager mit dem Skaten anfangen, viele soziale Veränderungen anstehen, die auf Loslösung und Abgrenzung von bestehenden Strukturen abzielen,

grenzt sich auch die Subkultur stärker ab. Innerhalb dieser haben sich eigene Handlungs- und Verhaltensweisen gebildet. Es existieren mittlerweile verschiedene Generationen, die zu schwachen Hierarchien führen. Hierbei lernen die Jüngeren von den Älteren Verhaltensregeln am Spot und in der Gemeinschaft (vgl. Krause 2011, Interview). Die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft definiert sich über Fahrpraxis, Fahrstil, Umgangsformen sowie „Fachwissen“ über Szene und Orte. Die Kenntnis dessen und das Skateboard mit dazugehörigen Accessoires als Leistungsnachweise entscheiden über Zugehörigkeit oder Nicht-Zugehörigkeit. Die Subkultur bringt verschiedene Formen der kulturellen Güter mit sich. Skater definieren sich über Merkmale wie einen eigenen Kleidungsstil, eigene Begrifflichkeiten und bestimmte Musikrichtungen. Diese Kodierung ermöglicht auch Posern, sich durch zunächst äußere Merkmale teilweise in die Gemeinschaft zu integrieren. Ob sie es schaffen, „echte Skater“ zu werden, zeigen ihre weiteren Entwicklungen hin zur Authentizität. Innerhalb der Gruppe regieren strikte Musikgeschmäcker. Anfangs war der Punkrock in der Szene beliebt, in den 90er Jahren folgte der HipHop. Heutzutage ist der Musikgeschmack zwar breiter gefächert, aber grundsätzlich noch immer in diese beiden Kategorien zu unterteilen. Skater präsentieren ihr Können den anderen Mitgliedern ihrer Subkultur auch durch Filme unterschiedlicher Ausarbeitungen und Qualitäten. Hierbei sind kleine Handyfilme ebenso beliebt wie semiprofessionell oder professionell produzierte Filme. Diese können


    



  

  

 

auch für die beskateten Räume von Bedeutung sein, denn sie gewinnen an Bekanntheit. So ist das Skaten im Raum innerhalb der Gemeinschaft nicht als Respektlosigkeit (vgl. Weiler 2011, Interview) zu betrachten, sondern - aus Sicht eines Skaters - eher als Respekterweisung, denn sie interessieren sich Räume, „feiern“ sie sogar regelrecht, wenn sie sich als perfekte Spots erweisen.

   

   

  

b Auswirkungen in Verbindungen mit dem „Ihr“ - der Gesellschaft Da sich Skater viel im öffentlichen Raum aufhalten, stehen sie im direkten Kontakt mit anderen Nutzern des Raums. Das nutzungsdivergente Verhalten der Skater kann zu Konflikten mit den übrigen meist untereinander konformen Nutzern des Raums führen. Bemerkenswert hierbei ist, dass Skater meist Rücksicht auf z.B. Passanten nehmen, die Passanten diese Rücksicht jedoch auch erwarten und dem Skater selten den Vortritt lassen - obwohl auch Skateboarder offiziell als Fußgänger gelten (siehe 4.3.3 „Raumanalyse Jungfernstieg“). Skater werden im Allgemeinen als respektlos wahrgenommen, da dem Skateboarden noch immer das Bild der sachbeschädigenden und ruhestörenden Aktivität und das Image aus den 80er Jahren (Punks und Vandalen) anhaftet (vgl. Weiler 2011, Interview; Graham 2011, Interview und siehe 2.1 „Historie des Skatens“). In der Konfrontation mit der Gesellschaft ist jedoch auch eine positive Form der Interaktion festzustellen.

So schauen Passanten den Skatern und ihren Körperkünsten zu und Touristen filmen die Artisten am Jungfernstieg (siehe 4.3.3 „Raumanalyse Jungfernstieg“). Selbst Eltern mit Kindern bleiben des Öfteren stehen und schauen so lange zu, bis der oder die Kleine selbst einmal auf dem Brett gestanden hat (vgl. Krause 2011, Interview). Durch die zunehmende Etablierung des Skatens in den städtischen Raum und die somit einhergehende Interaktion mit der Gesellschaft, wächst auch die Akzeptanz des Skateboardings und seiner Kultur, in der Freiheit, Unabhängigkeit und auch Leistungsanspruch vermittelt werden. Unterstützt wird der Prozess der verstärkten Akzeptanz durch die Medien, welche den Skater zunehmend als kreativen und aufgeschlossenen Akteur der Gesellschaft abbilden und ihn als inspirierende Werbe- und Symbolfigur einsetzen, wodurch die Abgrenzungen zur Massengesellschaft mehr und mehr verschwimmen.


 

 Die ökonomischen Wechselwirkungen umfassen - wie eingangs erwähnt - die finanziellen Aspekte des Skateboardings. Das Skaten ist im Vergleich zu anderen Sportarten und im Verhältnis zur Einkommensstruktur der Fahrer relativ kostenintensiv. Allein die Kosten für ein Skateboard belaufen sich auf 100 bis 250 Euro und halten dabei noch nicht einmal lang (laut Skateraussagen im Schnitt ein dreiviertel Jahr). Hinzu kommt weitere Ausrüstung, die auch relativ schnell verschlissen wird. Schuhe nutzen sich am Griptape ebenso schnell ab, wie das Skateboard. Hohe Investitionen leisten jedoch nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch Betreiber von Skateparks und -Hallen, besonders Hallen sind in ihrem Bau und in der weiteren Unterhaltung mit hohem Kapitaleinsatz verbunden. Über das Erheben von Eintrittspreisen sowie Investoren- und Werbegelder wird die Unterhaltung von Hallen finanziert. Jedoch sind die Eintrittspreise meist sehr gering gehalten, da Jugendliche keine zahlungskräftige Zielgruppe darstellen. Es wird darüber hinaus versucht, den Fehlbetrag durch Vermietung der Halle für andere Nutzungen, wie Konzerte oder Partys, auszugleichen. Diese Umstände gelten bedingt auch für betreute Skateparks (siehe Mellowpark 2.2.3 „Skater als Raumpioniere“). Die klassischen nationalen und internationalen Wettkämpfe finden meist ebenfalls in Parks und Hallen statt (siehe 3.4 „Skate-Contests“), wobei unterschiedliche Firmen als Finanziers auftreten. Stark vertreten sind die szenetypischen Unternehmen, wie Textilfirmen, beispielweise Vans und Quicksilver, sowie Rampenbauer oder der Versandhandel. Wie bei jeder Marketingmaßnahme versuchen hierdurch besonders die szenefremden Firmen ihre Wahrnehmung bei Zielgruppen und Bevölkerungsschichten zu erhöhen, die sie augenscheinlich sonst nicht ausreichend ansprechen. Auch wird über solche Wettbewerbe meist in Magazinen und der lokalen Presse berichtet. Das Sponsoring geht jedoch noch über die Meisterschaften hinaus. Oft leisten sich umsatzstarke Unternehmen mit Bezug zum Skateboarden Teams von Skatern, die unter ihrem Namen an den zuvor erwähnten Wettkämpfen teilnehmen.

Als Gegenleistung erhalten sie kostenloses Material. Besonders gute Skateboarder können durch diese Aufwendungen und Preisgelder der Turniere ihren Lebensunterhalt finanzieren und werden damit zu professionellen Sportlern ihrer Zunft. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit und Präsenz erhoffen sich besonders die Textil- und Schuhhersteller weitere Umsatzsteigerungen. Ihre Produkte werden häufig auch von Nichtskatern gekauft, die damit das Image und den Stil der Szene übernehmen. Dies ist bereits vorgekommen, da unter anderem der Baggy-Stil von Skateboardern geprägt und von vielen Jugendlichen adaptiert wurde (vgl. Binde 2011). Die Werbung in den visuellen Medien hat demnach nicht nur die Skatergemeinschaft als Zielgruppe für sich entdeckt, sondern auch den Skater und seinen Sport als Werbemittel zur Erreichung Skatefremder. Hierbei wird der Skater instrumentalisiert, seine Werte werden mit dem zu bewerbenden Unternehmen oder Produkt verknüpft. Demzufolge haftet dem Sport und seinen Akteuren ein Image an, welches Produkte positiver in der öffentlichen Wahrnehmung erscheinen lassen. Jugendliche, trendige und auch rebellische Eigenschaften gelten somit als erstrebenswert. Die Werbung behandelt den Skater paradoxerweise stets positiv, obwohl über Skater in der Presse differenziert berichtet wird und positive Charakteristika als auch unmittelbare Konflikte zwischen ihnen und anderen Personen im Straßenraum aufgeführt werden. Eine schlechte Darstellung von Werbe-Skatern findet schlichtweg nicht statt. Als zweiter Aspekt der Wahrnehmung durch Werbung und Medien dienen Filme und selbstgedrehte Videos, die hauptsächlich im Internet veröffentlicht werden (siehe 2.2.2 „Austausch mit anderen Szenen und Branchen“). Diese Methoden sind maßgeblich als Verbreitungsart zwischen den Skatern etabliert. Die bewegten Bilder haben nur minimale wirtschaftliche Auswirkungen, da sie nur selten professionell vertrieben werden. Jedoch ist auch die Stadt in ökonomischer Hinsicht mit dem Skateboarding verbunden. Denn obwohl das Skaten in städtebaulicher Hinsicht keiner kostenintensiven Inszenie-




rung bedarf, muss die Stadt finanziellen Aufwand tätigen, um das durch Abnutzung zerstörte städtische Mobiliar wieder herzurichten, zu reparieren oder gar zu sanieren. Es lässt sich feststellen, dass durch die wechselhafte Beziehung zwischen dem Skaten und der Wirtschaft verschiedene Beeinflussungen stattgefunden haben. Ohne zunehmendes Interesse und einer gewissen Nachfrage wäre ebenfalls ein technischer Fortschritt der Geräte ausgeblieben. Durch die Bezeichnung des Skatens als Trendsportart vor dem Jahrtausendwechsel erfuhr der Sport einen enormen Zulauf, der seine höchste Ausprägung mit der Entwicklung einer absatzstarken PC-Spielreihe hatte. Als Gewinner dieser Phase lassen sich insbesondere die Firmen für Bekleidung, Schuhe und Accessoires aufführen, da ihre Produkte massenkompatibel waren und von einer viel größeren Bevölkerungsgruppe nachgefragt werden konnten. Diese Entwicklung war der erste Schritt zu einer Art Uniformität der skatertypischen Kleidung, wodurch die wirtschaftlichen Aspekte einen stärkeren Einfluss auf das Erscheinungsbild der Skater hatten als die Skater selbst.

 Weitere Auswirkungen des Skateboardings auf das Konstrukt des städtischen Raums lassen sich in den städtebaulichen Wechselwirkungen erkennen. Die physische Gestaltung des Raums und die damit einhergehende Rolle der Stadtplanung haben einen herausragenden Einfluss auf die Möglichkeit des Streetskatens, doch das Skaten wirkt sich wechselseitig auch auf den Raum und die sich im ihm befindlichen Elemente aus. Allem voran steht der Bezug zum Begriff des Raums bzw. des Raumpioniers. Der Forschungsdefinition nach ergibt sich Raum aus der Existenz des Menschen und sozialer Güter - also aus der Anordnung von Raumelementen zueinander - und wird durch Handlungen erst produziert. Mit anderen Worten: Erst durch Aneignungen erhält ein Raum seinen individuellen Charakter und das ihn prägende Gesicht. Beim Streetskaten handelt es sich um eine besondere Form der Aneignung, da vorhandene Charakteristika durch

untypische Nutzungen umgewandelt werden und der Raum die neue Prägung eines Streetspots erhält. Das Skaten ist so untypisch, da städtisches Mobiliar entfremdet und im Gegensatz zur eigentlich vorhergesehenen Nutzung instrumentalisiert wird. So handelt der Skater in seiner Besonderheit der Raumnutzung als Raumpionier, da er Chancen und Potentiale eines Raums für sich entdeckt und nutzt. Die Rolle des klassischen Raumpioniers findet sich vor allem in der Inanspruchnahme von ungenutzten Orten, die neue Nutzungen erfahren. Neben diesen Zwischennutzungen von städtischen Orten, die weitestgehend aufgelassen und funktionslos sind oder den Umnutzungen von bereits charakter- und funktionsreichen Plätzen, finden auch skaterprägende Nischennutzungen statt, die sich zeitlich fassen lassen. So zeigen sich Skater, denen die Ruhe wichtiger ist, als das Vorführen, vermehrt zu späten Uhrzeiten oder an unbelebten Sonn- und Feiertagen an Orten, die zu betrieblichen Zeiten hauptsächlich von anderen Akteuren dominiert werden, wie auf Supermarktflächen, Tiefgaragen-Parkplätzen oder Firmengeländen. Hierzu benötigt ein Skater gutes Know-how über die befahrbaren Plätze, das er sich entweder selbst oder über Netzwerkwissen aneignet. Doch maßgeblich bewegen sich Raumpionier-Skater an Orten und zu Zeiten, welchen bereits konkrete Nutzungen zugeschrieben sind. Der Skater begreift den für sich entdeckten Raum in ungewohnter Weise und erkennt die Umnutzungsmöglichkeiten des belebten Ortes. Sein „besonderer Blick“ erlaubt es ihm, andersartige Visionen für den Raum zu entwickeln. Andere Nutzer des Raums sehen die Chancen nicht, werden jedoch meist unwissentlich sogar Teil der Vision eines Skaters, denn sie sind ein wichtiger Baustein der bevorzugten Bühnensituation. Wie vorangehend erläutert, hat sich das Streetskaten als „Paradedisziplin“ innerhalb der Skateszene durchgesetzt, Hallen- oder Parkskaten dienen hier eher der Übung, Contest-Teilnahmen sind im Schnitt besondere und seltene Ausnahmen. Für das Skaten im städtischen Raum ist dessen einladende Beschaffenheit Grundvoraussetzung. So ergeben sich mehrere Faktoren, die den Erfolg eines Streetspots


 

beschreiben. Den wichtigsten Faktor stellt die Architektur des städtischen Raums dar. Die physische Gestaltung muss einen Anreiz zum Skaten bieten. Wie jedoch benannt, sind ebenso die Lage in der Stadt (Anbindung) sowie die umliegende Infrastruktur elementar für die Existenz eines akzeptierten Skatespots. Diese drei Faktoren stehen in enger Beziehung zueinander und halten sich im besten Fall die Waage - ohne einen Weißraum (siehe 4.2.2 „Hamburger Skatespots“). Spots des städtischen Raums dienen als Bühne für Skater. Während Skateparks und Hallen den Skater vom Stadtgeschehen isolieren, ist der Streetspot eine Präsentationsfläche für die akrobatischen Leistungen (siehe 4.3.2 „Skaten auf dem Gelände“). Sie vollführen ihre Tricks vor den Augen unterschiedlichster Zuschauer. Durch die Nutzung des städtischen Raums als Podium wird eine weitere Auswirkung des Skatens ersichtlich, da der Raum in neuer Form belebt wird. Es findet ein informeller Austausch durch visuelle Inspiration statt, indem die Darsteller dem Zuschauer Freiheit und Unabhängigkeit von gesellschaftlichen und normativen Zwängen vermitteln und der Zuschauer im Gegenzug die Befriedigung des Vorführens ermöglicht. Die ausgefallene Form der Aneignung und Belebung des städtischen Raums resultiert aus der Zweckentfremdung des städtischen Mobiliars, die jedoch nicht nur positiven Einfluss hat. Neben der Lärmbelästigung und dem Gefährdungspotential ist die Zerstörung des städtischen Mobiliars ein besonderer Dorn im Auge jedes Skate-Gegners. Die als

Nutzungsspuren identifizierten Abnutzungen durch Skater bedeuten für die Behörden wissentliche und einkalkulierte Zerstörung. Insbesondere an repräsentativen Orten bringen diese Zerstörungen großes Konfliktpotential mit sich. Meist sind gerade hier hohe Investitionen getätigt worden, um dem Ort einen besonderen Glanz zu verleihen und solche Orte werden – sollten sie optimale Skatespot-Voraussetzungen aufweisen – in der Konsequenz von Skatern angeeignet und folgend auch beschädigt. Dieser Umstand bringt eine hohe Beschwerderate durch andere Akteure des Raums mit sich. Durch Verbotsschilder oder Skatestoppern wird von Seiten der Stadt versucht, dem „Missbrauch“ Einhalt zu gebieten. Mittlerweile hat sich in der Planung jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass Skater mit diesen Maßnahmen nicht zu vertreiben sind, eher sehen sie Skatehindernisse (Stopper, Verbote, Aufsichten) als neue Herausforderungen, vor allem im rebellischen Teenageralter. Das Ziel der behördlichen Planung öffentlicher Räume ist es nun, Skater in die Planungen zu involvieren und gemeinsam neue Spots zu schaffen - schon um die Nutzung konzentrierter „Hotspots“ weiter über den gesamten Stadtraum zu verteilen. Die stadträumlichen Wechselwirkungen ergeben sich demnach aus dem Skater und seinem Verhältnis zum Raum, den Eigenschaften eines Raums als Voraussetzung zum Skaten, der Funktion des Raums als Bühne, sowie der Beziehung der Skater zum Mobiliar in Verbindung mit der Stadt und anderen Akteuren als regulative Ebene im städtischen Gefüge.


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    

    



   

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  

 

 



    

 Aus den einzelnen Auswirkungen des Skatens lässt sich ein Strukturgefüge spannen, welches die einzelnen Elemente in Beziehung zueinander setzt. Die soziokulturellen, städtebaulichen und ökonomischen Auswirkungen sind, wie der Begriff Wechselwirkungen sagt, nicht isoliert voneinander zu betrachten, sondern miteinander verknüpft. Als Basis der sich ergebenen Auswirkungen sind die soziokulturellen Wechselwirkungen zu betrachten. Diese Ebene gibt den größten Aufschluss über die Auswirkungen des Skateboardings als weitgreifendste Konsequenzen für alle betroffenen Akteure. Im Vordergrund steht das „Ich“, das die identitätsbildenden und -fördernden Strukturen des Skateboardings beinhaltet. Das „Ich“ ist jedoch durch das „Wir“ in feste soziale Strukturen der Gemeinschaft gefasst, welche übergeordnet die Subkultur darstellt. Das „Wir“ steht in engem Zusammenhang mit den kulturellen Gütern, die sich in teurer Ausrüstung, Kleidungscodierung und Musikgeschmack widerspiegeln.

In enger Verbindung zu dem „Wir“ stehen die Treffpunkte der Skater, welche entweder Hallen, Parks oder Streetspots sind. Das Streetskaten ist die beliebteste Form des Sports, da er die größten Herausforderungen und meiste Abwechslung mit sich bringt. Zudem gilt der Streetspot als Bühne, auf der Skater Darsteller und andere Akteure die Zuschauer verkörpern. Durch die Konfrontation mit dem „Ihr“ findet aufgrund der unterschiedlichen Nutzung im Raum auch eine Form der Interaktion statt. Die Verbindung des „Wirs“ mit dem „Ihr“ besteht jedoch nicht nur durch die direkte Konfrontation im Raum, sondern ebenso durch zunehmende Kommerzialisierung des Skateboardings und sich somit aufweichende Grenzen; die Subkultur des Skateboardings verliert immer mehr an frontenschaffender Fremdheit. Mit den städtebaulichen Wechselwirkungen lassen sich die Fragen nach der Beeinflussung des Skatens durch den städtischen Raum, also nach den Eigenschaften, die ein Ort ausweisen muss, um als Skatespot zu dienen, beantworten. Als Ausgangspunkt dient die Begrifflichkeit des Skaters als Raumpionier, der den Raum auf besondere Art wahrnimmt, ihn sich aneignet und wie beschrieben umnutzt. Die Umnutzung des Mobiliars wird vorrangig durch dessen Abnutzung sichtbar. Diese sichtbaren Nutzungsspuren bringen die offensichtlich negativen Aspekte des Skatens mit sich: Die Verschmutzung, Beschädigung und Zerstörung des Mobiliars birgt hohe städtische Kosten für Reinigung, Instandsetzung und Reparatur. Ein weiterer negativer Aspekt sind Lärmbelästigung und das Gefährdungspotential. Diese resultieren allem voran durch das Stattfinden verschiedenster Aktivitäten auf engstem Raum. Es gibt nun drei Bedingungen, die eine Raumaneignung durch Skater beeinflussen und die notwendigen Eigen-


 

schaften eines Ortes beschreiben, um ihn einen Skatespot nennen zu können. Der Anreiz eines Raums ist ausschlaggebend für die Aneignung durch Skater, dies impliziert u.a. die Architektur des Raums, die Atmosphäre sowie die Treffpunktfunktion. Die Lage des Spots ist entscheidend, um hoch frequentiert zu sein. Zur Lage zählt die Einbindung in das Stadtgefüge, also die Anbindung und Erreichbarkeit des Platzes durch den ÖPNV oder ein ausgeprägtes Straßennetz mit qualitativ hochwertigen Fuß- (oder Rad-)wegen. Die umliegende Infrastruktur eines Spots wird geprägt durch das Vorhandensein eines Supermarktes, einer Toilette oder eines Skateshops. Da sich Skater für eine Session meist längere Zeit an einem Ort aufhalten, sind diese Infrastrukturen für den Skater sehr dienlich und anziehend. Damit das Skaten seine positiven Auswirkungen entfalten kann, ohne dass es zu Konflikten beschriebener Art kommt, ist eine stadtplanerische Berücksichtigung von Skatern notwendig. In erster Linie wurde bereits durch das Errichten von Hallen und Parks versucht, dem Skateboarding einen eigenen Raum zu verschaffen, wobei diese meist mit hohen Investitionsvolumina, Instandhaltungskosten sowie



Eintrittspreisen verbunden sind - doch diese Formen erzielten bisher nicht den gewünschten Effekt der nachhaltigen „Vertreibung“ aus den Straßen. Darüber hinaus ist die Planung auch hinsichtlich der Gestaltung öffentlicher Räume und des zu wählenden Baumaterials relevant, um Raumqualitäten langfristig aufrecht erhalten zu können. Skater können durch ihr Know-how Ressourcen liefern, die der Stadt nützlich sein können. So findet die Kommunikation zwischen Skatern und städtischen Baubehörden heutzutage ihre ersten Anfänge, um vorherrschende Konflikte zu lösen und neue Räume für die Skater zu schaffen, die sich auf die gesamte Stadtlandschaft verteilen. Dieses breite Strukturgefüge der Wirkungsweisen zeigt auf, dass sich die maßgeblichen soziokulturellen und folgereichen ökonomischen Wechselwirkungen durch städtebauliche Gegebenheiten oder Veränderungen entfalten können. Zugleich ist es möglich, dass der Sport in Form von Belebungen positiven Einfluss auf Räume und ihre Elemente nehmen kann.




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



 

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

  

  

   

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



   

    

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 

 

 

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  

 

   

   

  

    

  

 

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   






as folgende Konzept dient der Reflektion und Anwendung obiger Analyseerkenntnisse und beabsichtigt, die Ergebnisse auf praxisnahe Gegebenheiten zu übertragen.

 Die Analyse des Skateboardings im städtischen Raum hat ergeben, dass die soziokulturellen Wechselwirkungen die Basis des Sports darstellen. Die facettenreichen positiven Auswirkungen auf das „Ich“, das Kennenlernen eines ausgeprägten Gemeinschaftsgefühls sowie die Interaktion mit dem Gesellschaftskonstrukt bilden im Zusammenspiel feste soziale Strukturen innerhalb der Gemeinschaft. Nach der Analyse der heutigen Situation im städtischen Raum soll nun - mit verstärktem Augenmerk auf die soziokulturellen Effekte - die Möglichkeit geprüft werden, ob durch die Auswirkungen des Skatens auch andere soziale Strukturen positiv beeinflusst werden können. Hierbei interessiert vor allem, inwieweit es möglich ist, die Analyseergebnisse, welche durch Untersuchungen im deutschen Raum gewonnen wurden, in einen anderen soziokulturellen Kontext zu übertragen. Es stellt sich daher folgende Frage: Welche Voraussetzungen müssen bestehen oder geschaffen werden, um eine Entfaltung der positiven Auswirkungen des Skatens auch in anderen soziokulturellen Räumen zu erzielen und inwieweit ist es möglich, diesen Sport dort erfolgreich anzubieten? Um dieses beantworten zu können, ist es naheliegend, zunächst Projekte oder Konzepte zu betrachten, die sich mit eben dieser Thematik bereits ausgiebig auseinander gesetzt haben. Hierzu werden Projekte der Hilfsorganisation skate-aid herangezogen, welche in den letzten Jahren zahlreiche Skatemöglichkeiten in verschiedensten Kulturgefügen realisierten und auch spür- und nachvollziehbare erste Veränderungen im sozialen und kulturellen Miteinander der „Kids“ erzielten.







 

 In diesem Abschnitt werden die Titus-Stiftung und zweier ihrer Projekte näher vorgestellt, die die Dynamiken und Abläufe von humanitären Skate-Projekten verdeutlichen.

 skate-aid ist eine Stiftung, die im Jahr 2009 von Titus Dittmann gegründet wurde. Dittmann war lange Zeit Geschäftsführer der Titus GmbH und Inhaber zahlreicher TitusOutlet-Shops und des gleichnamigen Versandhandels, die vorwiegend Skateboards, Zubehör sowie passende Kleidung und Accessoires vertreiben. Heute hat sein Sohn Julius die Geschäfte übernommen. Die Idee zu dieser Stiftung entstand 2008 mit einem Besuch des Projekts „Skateistan“ in Kabul, Afghanistan. Dieses wurde vom Australier Oliver Percovich initiiert und bietet über das Skateboarden schulische und soziale Unterstützung für Kinder in der Umgebung an. Zunächst wurde Skateistan von Titus Dittmann und seinen Geschäften vermehrt durch gesammelte Sachspenden unterstützt. Der Erfolg des Projekts ließ den Schluss zu, dass der Ansatz der Entwicklungshilfe für Jugendliche mittels Skateboarden nicht nur speziell in Afghanistan, sondern in vielen wenig entwickelten Ländern umsetzbar ist und war der Startschuss für die Gründung von skate-aid. (Vgl. Schors 2010)     



Die Unterstützung oder Initiierung der verschiedenen Projekte von skate-aid hat zur Bedingung, dass sie nicht nur der Freizeitbeschäftigung dienen, sondern vor allem humanitäre Hilfe in den Regionen leisten. Da Skateboarden „extrem sinn- und identitätstiftend“ (vgl. Dittmann 2010, Radiointerview) ist, kann der Sport Kindern und Jugendlichen bei ihrer Entwicklung helfen und positive Auswirkungen auf ihren Alltag und schwierige Lebenssituation haben (siehe

1.3 und 1.4), weshalb der Sport als wirkungsvolle Version der Entwicklungshilfe verstanden wird (vgl. Titus Dittmann Stiftung 2011a). Darüber hinaus werden Kinder mit den neu gebauten Skateanlangen nicht allein gelassen. Von skate-aid finanzierte Mitarbeiter bieten nach Vollendung des Rampenbaus mehrmonatige Workshops an, in denen die verantwortungsvollsten und ambitioniertesten Kinder und Jugendlichen zu Trainern ausgebildet werden. Gleichzeitig wird ihnen gezeigt, wie man Konstruktionen im Rahmen eigener Möglichkeiten baut und instandhält, so dass sich die Mitar               

beiter guten Gewissens aus den dann selbstständigen Projekten zurückziehen können (vgl. Oberhellmann/ Germann 2010, Interview). Mittlerweile hat skate-aid bei mehreren Projekten in Afrika und Asien mitgewirkt. Dabei sehen sich die Mitglieder selbst als eine Art Dachverband, der die Kooperation mit bereits aktiven Hilfsorganisationen vor Ort sucht, um vorhandene Ressourcen (Kontakte zur Bevölkerung, Know-how über Materialbeschaffungsmöglichkeiten etc.) zu nutzen anstatt




  

sie neu erfinden zu müssen und um positive Synergien vor Ort zu erzeugen (vgl. Oberhellmann/ Germann 2010, Interview). Zudem können durch direkte Kontakte auch Kosten der Unterbringung und Büroanmietung gespart werden. Ein eigenes Engagement ohne Partner und Kontakte in den jeweiligen Ländern wäre äußerst ineffizient. Neben der Unterstützung von Skateistan realisierten Aktivisten (freiwillige, registrierte Helfer) auch zusammen mit dem Grünhelme e.V. einen Skatepark in einer Schule in Karokh, Afghanistan (Näheres siehe 6.1.1.1 „Vertiefung Afghanistan“). Darüber hinaus wurde in Hanoi, Vietnam, das Hai Duong Kinderheim mit einem Skatepark ausgestattet. In Afrika war das Engagement von skate-aid bisher umfassender. Mit der Skateboarding Society of Kenya in Nairobi, den Sentinal Boardriders in Kapstadt und der Uganda Skateboard Union in Kampala wurden bereits drei bestehende Organisationen mit Material- und Finanzspenden sowie Hilfe bei der Planung und dem Bau eines Skateparks unterstützt. In Dodoma, Tansania, wurde mit den Hilfsorganisationen Don Bosco und CV Afrika Hilfe ein Skatepark umgesetzt ohne, dass vorher organisatorische Strukturen einer Skatergemeinschaft vorhanden waren. Die Mitarbeiter von skate-aid versuchen insgesamt in den betreffenden Ländern möglichst schnell zu planen und zu handeln, was dank einer im Vergleich zu Deutschland weniger ausgeprägten Bürokratie meist auch möglich ist (vgl. Oberhellmann/ Germann 2010, Interview; Titus Dittmann Stiftung 2011a).                      

skate-aid hat bereits einige erfolgreiche Aktionen zur Akquirierung von Finanzmitteln durchgeführt. Da die Finanzierung hauptsächlich aus Spendengeldern erfolgt, sind diese Erfolge enorm wichtig für die zukünftige Handlungsfähigkeit der gemeinnützigen Stiftung. Neben der Möglichkeit, direkt in den Titus-Geschäften Spenderdosen bereit zu stellen, Fördermittel aus verschiedenen Töpfen (von Banken oder aus Bundesmitteln) zu beziehen oder Informationsstände auf verschiedenen Veranstaltungen (Sportmessen, Konzerte) zu errichten, werden auch Spendengalas durchgeführt, um den Bedarf an Geldern der aktuellen und zukünftigen Projekte zu sichern. Hierbei erfährt skate-aid Unterstützung vieler Prominenter, die es zusätzlich ermöglichen, die Stiftung, ihre Vorhaben und Ziele in die Öffentlichkeit zu tragen. Dies ist notwendig, da sich Spendenbeträge erfahrungsgemäß mit steigendem Bekanntheitsgrad erhöhen. So wurde auch eine Modekollektion mit der Marke Ernsting’s Family entworfen, welche jeweils 1,- Euro pro gekauftem Artikel der Kollektion an skate-aid spendet (vgl. Reinke 2011). Ein weiterer wichtiger Partner ist DHL; sie erklärten sich bereit, gesammelte Waren kostenfrei in entsprechende Projekt-Länder zu verschicken. Projekte dieser Art gibt es zahlreiche. Der jüngste Erfolg skate-aids ist der Gewinn des Laureus-Medien-Preises 2010 in der Kategorie „Soziales Sportprojekt“, welcher die bisher erzielten Erfolge angemessen würdigt. Mit dem Erhalt des Preises können neue Möglichkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ausgeschöpft und das Engagement in neue Projekte noch einmal intensiviert werden. ge angemessen würdigt. Mit dem Erhalt des Preises können neue Möglichkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ausgeschöpft und das Engagement in neue Projekte noch einmal intensiviert werden.


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  Die Einrichtung Skateistan entstand in der heutigen Form im Oktober 2009. Jedoch gab es Vorläufer; so stammt die Idee des Konzepts bereits aus dem Jahr 2007, als der Australier Oliver Percovich nach Afghanistan kam und das Ziel entwickelte, der afghanischen Jugend das Skateboardfahren nahe- und beizubringen. (Titus Dittmann Stiftung 2011b) In der ersten Phase des Projekts bestand Skateistan nur aus dem Gründer, der afghanischen Kindern das Skaten auf öffentlichen Plätzen beibrachte. Die 1.750 Quadratmeter große Skateanlage entstand zwei Jahre später nach viel Arbeit zahlreicher Helfer. Seit 2010 sind eine Halle und Schulräume angegliedert worden, um die Kinder und Jugendlichen besser fördern zu können. Das Team wuchs auf heute über 30 Mitglieder aus verschiedenen Ländern, die sich mittlerweile auf die Lehrmethoden und -inhalte, das Management und die Öffentlichkeitsarbeit aufteilen. Der Bauprozess hin zum heutigen Zustand wurde eng mit den Zuständigen der Verwaltung und der Bevölkerung geplant und umgesetzt. Die Einbeziehung der Einwohner war besonders wichtig, um öffentliche Akzeptanz für das Vorhaben zu schaffen. Der Prozess war so erfolgreich, dass er als funktionierendes Beispiel für andere ähnliche Projekte verwendet werden kann. (Vgl. Bald et al. o.J.)

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Der Erfolg hat zur Unterstützung durch unter anderem das Deutsche Außenministerium, die Botschaften von Norwegen und Dänemark sowie szenenahe und szeneferne Unternehmen geführt. Bewusst wird auf die eigene Entscheidungs- und Einschätzungsfähigkeit der Kinder gesetzt. Die Non Government Organisation legt neben der Vermittlung des Sports auf erzieherische Wirkung Wert, also das Beibringen von Toleranz, Gleichberechtigungsgedanken und Teamwork. Die Kinder und Jugendlichen können auch den Umgang mit technischen Geräten und Sprachen erlernen. Vorhandene Unterrichtsangebote sind freiwillig, trotzdem, oder gerade deswegen, sehr gut besucht. Beteiligte Schulklassen beschäftigen sich mit Projekten, in denen sie spielerisch lernen, mit verschiedenen Themen umzugehen, wie beispielsweise mit Luft- und Wasserverschmutzung oder Hygiene. So sollen Anreize geschaffen werden, sich mit Alltagsproblemen auseinander zu setzen und diese zu lösen. In vielen Fällen stärkten Erfolge bereits das Selbstbewusstsein der Jugendlichen und konnte sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklungen auswirken (siehe auch 1.3 „Auswirkungen des Sports auf Jugendliche“ und 1.4 „Individualisierung im Sport“). An den Skateboarding-Trainingsstunden nehmen momentan 300 Jugendliche teil, die regelmäßig erscheinen. Des Weiteren betreibt Skateistan eine eigene Internetseite, auf der regelmäßig Informationen von den Schülern oder auch über die Schüler vor Ort zu finden sind. (Vgl. Bald et al. o.J.) Neben der Bildung ist natürlich der Aspekt der Freizeitgestaltung von Bedeutung. Die Möglichkeiten einer Ablenkung vom harten Alltag in Afghanistan sind rar gesät. In dieser Gesellschaft werden viele Bereiche von den älteren Erwachsenen dominiert. Jedoch ist dieser Sport eine Chance für Jugendliche aller Milieus zur Abgrenzung und freien Persönlichkeitsentfaltung. Mittlerweile lässt sich eine Art Szenenbildung beschreiben, da die dortigen Skater beginnen, sich trockengelegte Brunnen oder Schwimmbäder anzueignen und sich damit eine ähnliche Entwicklung wie die der US-amerikanischen Skater-Geschichte vollzieht (vgl. Seipp 2010, 84ff). Diese Szene ist nicht geprägt durch das Aufgreifen neuster modischer oder musikalischer Trends, da afghanische Jugendliche dafür schlicht zu arm sind (vgl. Seipp 2010, 84ff) und sie sich mit anderen Lebensthemen beschäftigt sehen. Durch dieses ge


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meinsame Interesse am Skaten lernen sich Heranwachsende unterschiedlicher sozialer Herkunft kennen, welche wiederum die Gesellschaftsbildung fördern. Sozioökonomische Hintergründe oder ähnliche Einschränkungen stellen keine Restriktionen bei der Aufnahme von Kindern und Jugendlichen dar - alle Teilnehmenden werden auf gleiche Art und Weise behandelt und gefördert. Die talentiertesten Fahrer werden von Skateistan als Lehrer mit einem ortsüblichen Gehalt eingestellt. Das Projekt finanziert sich aus Spenden und benötigt aktuell etwa 13.900 Euro für Gehälter, Unterkünfte, Speisen und Getränke pro Monat. (Vgl. Weitz 2010; Bald et al. o.J.) Der allerdings größte Erfolg, den die NGO erzielt hat, ist die Einführung einer Sportart, die auch Frauen bzw. Mädchen in Afghanistan erlaubt ist. In sämtlichen anderen Gesellschaftsbereichen haben diese kaum Rechte, wodurch schon kleine Erfolge sehr wichtig für die anzustrebende Gleichberechtigung sind. (Vgl. Bald et al. o.J.; Dittmann 2010) Nach dem ersten Besuch des Projekts Skateistan reifte in Titus Dittmann die Idee, einen eigenen Skatepark als humanitäre Hilfe in einem Entwicklungsland zu bauen. Mit der Hilfe von Rupert Neudeck und dem Grünhelme e.V. sollte diese Idee umgesetzt werden. 2009 entstand ein konkreter Plan für eine Skateanlage im Distriktzentrum Karokh, der an eine Schule angegliedert werden sollte. Realisiert werden sollte das Bauvorhaben in einem Joint-Venture mit den Grünhelmen. Diese haben heute bereits über 30 Schulen im Westen Afghanistans gebaut und verfügten schon in 2009 über die notwendigen Kontakte zur Realisierung. Als Entwicklungshilfeorganisation ist der Verein der Grünhelme an jeder Art der humanitären Hilfe interessiert. Als langfristiges Ziel ist ein eigener Skatepark für jede Schule in der Provinz gesetzt, was jedoch in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in Afghanistan vorerst schwer umsetzbar ist. (Vgl. Oberhellmann 2010a; Titus Dittmann Stiftung 2011c) Zur Schaffung von Akzeptanz und zum Abbau von Vorbehalten wurde die Bevölkerung schon früh und intensiv in den Planungs- und Bauprozess einbezogen. Zur Überzeugung dienten Fotos, Erklärungen der Verantwortlichen vor Ort und die Aussicht auf höhere Spendengelder, je fortschrittlicher der Park 


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ausgerichtet würde. Eine rechtliche Genehmigung wurde bewusst nicht eingeholt, da damit nur die Korruption von lokalen Behörden gefördert worden und das Projekt mit einem enormen Vertrauensverlust in der Bevölkerung verbunden gewesen wäre. Stattdessen mussten die Dorfältesten, die sogenannten Mullahs, überzeugt werden. Ohne ihre Zustimmung hätte dieses Projekt nicht durchgeführt werden können. (Vgl. Zanger 2011, Interview) Die beteiligten Arbeiter aus der Umgebung erhielten während der Bauzeit einen ortsüblichen Lohn und die restliche Bevölkerung konnte den Park ausgiebig begutachten. Der Park konnte für 15.000 Euro realisiert werden und wurde von den skate-aid Aktivisten Ralf Maier, Ingo Naschold und Steffen Krüger unentgeltlich geplant. Baubeginn war im März 2010. Trotz widriger Bedingungen wie der Umgang mit veralteten Werkzeugen, hohen Temperaturen und ungeschulten Arbeitern wurde der Bau innerhalb von sechs Wochen fertiggestellt. In dieser Zeit konnten angestellte Arbeiter ihre handwerklichen Fähigkeiten im Umgang mit dem Material Beton erlernen oder deutlich verbessern. Für besondere Arbeiten waren drei gelernte Arbeiter auf der Baustelle, da die restlichen der teilweise bis zu 40 Personen auf der Baustelle nicht die nötigen Fachkenntnisse besaßen (vgl. Zanger 2011, Interview). Der gesamte Prozess wurde von Marc Zanger von skate-aid und Zobair Akhi, einem Projektleiter der Grünhelme, beaufsichtigt und koordiniert. Akhi hatte besonders großen Anteil an der preisgünstigen Umsetzung, da er bereits durch vorherige Projekte in der Region bekannt war und großen Respekt der Bevölkerung genoss (vgl. Zanger 2011, Interview; Oberhellmann 2010a; Titus Dittmann Stiftung 2011c). Nach der Fertigstellung reagierten die Kinder äußerst positiv auf den Skatepark. In einer Region mit einer Analphabetenrate von etwa 70% ist der Besuch der Schule noch etwas

Besonderes, da die Kinder ihre Zeit sonst arbeitend verbringen müssten. Die Förderung der Kinder in ihrer Entwicklung über Bildung, Sport und Spiele ist für das Land und die Provinz von großem Vorteil und verbessert die wirtschaftliche und soziale Situation vor Ort. Weiter konnte die Förderung der Mädchen gestärkt werden, indem eine Mauer um den Park und die Schule gebaut wurde, die sie vor „Männerblicken“ (Zanger 2011, Interview; Dittmann 2010) schützt. Der Park ist mittlerweile von der gesamten ortsansässigen Bevölkerung akzeptiert, auch ältere, meist traditionsbewusste Bewohner beobachten die lachenden Kinder gerne beim Skateboardfahren (vgl. Zdf Mediathek 2010). Zudem herrscht ein gewisser Stolz über den Park, da er einen in der Region einzigartigen öffentlichen, und auch selbst gebauten Platz darstellt (vgl. Zanger 2011, Interview). Ein paar Monate später reiste Marc Zanger mit Begleitung wieder nach Karokh, um Workshops zu geben und sich vom Erfolg des Parks zu überzeugen. Der Sport wird in der angeschlossenen Schule in den Unterricht integriert und bildet nach Schulschluss einen Teil der Freizeitgestaltung. Weitere Ziele des Besuchs war zudem die Ausbildung von ambitionierten Jugendlichen zu Skateboardtrainern, die fortschreitende Förderung der Integration des Sports in den Schulunterricht und die Hilfe zur Selbsthilfe, denn das Projekt und der Park sollen sich selbst tragen können, so dass die Einflussnahme von skate-aid nicht mehr notwendig ist. Marc Zanger konnte die einsetzende Entwicklung bereits bei seinem letzten Besuch feststellen, da der Ehrgeiz der Kinder und Jugendlichen, neue Tricks zu lernen, geweckt wurde. Dabei werden sie kaum von ihren Eltern eingeschränkt. Mittel- bis langfristig sind weitere Anlagen in der Provinz geplant, jedoch ist die Realisierung stark abhängig von der Sicherheitslage im Land. (Vgl. Oberhellmann 2010a; Titus Dittmann Stiftung 2011c; Zanger 2011, Interview)


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 Mein erstes Skateboard aus´m Supermarkt hatte ich mit sechs Jahren. Dann haben Freunde und ich erfahren, dass es so professionelle Dinger gibt, mit den man auch „springen“ kann. Wir waren begeistert. Also sind wir zu Titus gefahren und haben uns selber eins gekauft. Schnell hat man sich dann mit den älteren Skateboardern angefreundet und die Skateboardlaufbahn konnte beginnen.   Da ich auf Grund meiner Knieverletzungen eher selten noch auf das Board steige, skate ich zurzeit am liebsten mit den Kids in Afrika. Ist einfach der Hammer! Wo ist da ziemlich egal. Sonst bin ich gerne Miniramp gefahren, weil ich es einfach am besten konnte. Zudem war der Skatepark in meiner Stadt immer ein Treffpunkt, wo man ständig


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irgendwen traf und man zusammen abhing und geskatet ist. Aber auch einfach durch die Stadt zu cruisen und Obstacles mitzunehmen, wie sie gerade kommen, hat unglaublich viel Fun bereitet.  Untereinander ist das Verhältnis sehr gut. Egal, wo man sich auf der Welt befindet, sobald man einen Skateboarder sieht und sein Board heraus holt hat man Freunde. Außer auf überlaufenen Spots, wo jede Menge Touriskater abhängen. Da können die Locals sich mal angepisst fühlen – berechtigterweise. Auch, wenn das gemeinsame Skaten im Vordergrund stehen sollte.

 Durch die Arbeit bei der Stiftung und durch die nahe Anbindung an die Titus GmbH ist Skateboarden täglich ein Thema. Zwar nicht unbedingt aktiv, aber theoretisch und wissenschaftlich. Und das Drumherum macht ebenfalls extrem viel Spaß…   Kann ich ja nicht. Ich cruise mit dem Longboard, hab das Wellenreiten für mich entdeckt und schaue den andern Jungs beim Skaten gerne – aber mit etwas Wehmut – zu.  Viele!!!! Sei es mit den Jungs abzuhängen, beim Mastership zu arbeiten, die COS Cups, auf‘m Splash Festival…. Aber wenn ich spontan ein Erlebnis hervorheben soll, dann war es in Kapstadt. Einen Tag bin ich mit den Straßenkindern aus dem Zentrum heraus gefahren. In Hout Bay sind wir eine Gebirgsstraße mit dem Namen Chapman´s Peak downhill gefahren. Als die Kids oben auf der Straße angekommen sind und die Aussicht auf die Bucht hatten und dann mit den Boards die Straße runter fuhren – haben sie vor Freude gejubelt und geschrien. Einfach mal der Scheiße für ein paar Stunden entfliehen und sich frei fühlen war ein besonderes Erlebnis für die Jungs und für mich…   Skateboarding kennt weder Grenzen noch Krieg, Arm oder Reich – Skateboarding verbindet!




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  Das von skate-aid initiierte und unterstützte Projekt befindet sich im Stadtteilzentrum von Greenpoint, Kapstadt, im Institut der Salesianer Don Bosco. Dort halten sich die Straßenkinder des Gebiets hauptsächlich auf. Die Hilfe wurde gemeinschaftlich von den Organisationen MyLifE, Don Bosco mission und skate-aid organisiert und umgesetzt. In dessen Rahmen sollte und soll Straßenkindern in vier verschiedenen Programmen die Re-Integration in die Gesellschaft und das Bildungssystem ermöglicht werden. Die Organisation MyLife hat bereits vor diesem Projekt Hilfe für traumatisierte Straßenkinder geleistet. Zudem bestanden schon in diesem Zeitraum lose Kooperationen mit den Salesianern Don Bosco. Das neue Vorhaben sollte auf bisherigen Arbeiten aufbauen und - auch heute noch - menschliche Grundbedürfnisse sichern, indem auch einige der Kinder in dem Gebäude aufgenommen werden. Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Vermitteln von Werten und eines sozialen Umgangs. Die Programme beinhalten vor allem eine Schul- und Ausbildung mit anschließender Weitervermittlung der Jugendlichen an Firmen. Mit einem Schulabschluss und einem Ausbildungszeugnis bieten sich den jungen Menschen gute Aussichten auf ein geregeltes Leben und einen Weg aus der Armut. Verantwortliche Akteure waren unter anderem die Leiterin von MyLifE, Linzi Thomas, der ehrenamtliche MyLifE-

 

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          

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  

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


 

Aktivist und Inhaber der Firma Spider Ramps, Clife Crafton, Gründer des südafrikanischen Skateboardmagazins, Miles Masterton, die Service- und Kommunikationsagentur SK1, Projektleiterin von Don Bosco mission, Silja Engelbert, und der Projektleiter von skate-aid, Torben Oberhellmann. (Vgl. MyLifE Foundation o.J.; Don Bosco mission o.J.; Oberhellmann 2010b)                       

Konkret wurde auf dem Gelände eine Miniramp aus Holz mit Metallplatten zur Bedachung errichtet. In den Bau wurden Auszubildende von Don Bosco aktiv mit eingebunden. Wie in anderen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit stand auch hier die Wissensvermittlung und Verbesserung der handwerklichen Fähigkeiten mit im Vordergrund. Der zweite Schritt beinhaltete das Halten von Skateworkshops und eine nachhaltige Ausbildung einiger Kinder zu Lehrern, damit sich das Projekt mittel- bis langfristig selbst tragen kann. Diese verliefen sehr positiv, und es konnten Begeisterung und Interesse für das Skateboardfahren bei rund 100 Kindern aller Hautfarben geweckt werden. Der Sport beeinflusste neben den motorischen Fähigkeiten auch den Charakter der Jugendlichen positiv, da diese mit der Zeit Selbstbewusstsein, Geduld ,Toleranz und Stolz entwickelten. Dieser Stolz wurde besonders gut sichtbar in Situationen, in denen die weiter Fortgeschrittenen von Anfängern gebeten wurden, ihnen etwas beizubringen. Insgesamt kamen zwei Mal wöchentlich zwei Trainer für jeweils drei Stunden, um mit den Jugendlichen Neues zu üben. In dieser Zeit setzte die soziale Segregation aus, und Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus kamen in Kontakt zueinander, der sonst nicht stattgefunden hätte. Es entstanden sogar langjährige und verlässliche Freundschaften. (Vgl. Oberhellmann 2010b)       




Doch trotz der insgesamt sehr gelungenen Entwicklung verlief nicht alles optimal. Die mediale Präsenz des Parks war nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten konzipiert, da mit medienwirksamen Auftritten mehr Werbung für das Projekt hätte gemacht werden können. Ohne diese blieben die Sach- und Finanzspenden auf einem niedrigen Niveau. Zudem wurde die Erfahrung gemacht, dass Kinder, welche Boards geschenkt bekamen, diese oftmals verkauften, um sich Lebensmittel zu leisten. So ging man dazu über, die Skateboards nur noch zu verleihen, um den Interessierten das Skateboardfahren auch wirklich möglich zu machen. Nur Jugendliche, die über eine längere Zeit sehr aktiv dabei waren, bekamen später Skateboards geschenkt - und behielten sie auch. (Vgl. Oberhellmann/ Germann 2010, Interview; Titus Dittmann Stiftung 2011d) Leider konnten die Erfolge nicht dauerhaft etabliert werden. Die Witterung im Winter setzte der Anlage stark zu, so dass ein Neuaufbau notwendig wurde. Nachdem dieser vollendet war, wurde in einer Nacht das komplette Holz der Anlange entwendet und vermutlich verkauft. Nach diesen Geschehnissen musste das gesamte Projekt neu verhandelt werden. Durch die immer noch bestehenden Probleme der Segregation der Bevölkerung und einen latenten Rassismus sind die beteiligten Hilfsorganisationen besonders daran interessiert, aus den Projekten den maximalen Erfolg zu ziehen und diesen bestenfalls ganz für sich zu beanspruchen, um damit werben zu können (vgl. Oberhellmann/ Germann 2010, Interview). Diese Art von Rückschlägen setzte dem Projekt stark zu. Ein erneuter Aufbau ist voraussichtlich nicht vor dem Ende des Jahres 2011 umsetzbar. Als weitere Maßnahme sollen zukünftig auch Workshops zum Thema „Rampenbau“ angeboten werden. Damit würden teilnehmende Jugendliche ein weiteres Stück unabhängiger, da sie die Skateanlange selbstständig instand halten könnten. Abschließend lässt sich das Projekt insgesamt als erfolgreich bewerten, da unter anderem die Rassentrennung innerhalb der Kreise der beteiligten Kinder aufgehoben werden konnte und Kinder sinnvolle Beschäftigung fanden. Der positive Einfluss durch das Skateboarden war gegeben. Zusammen mit der schulischen Bildung konnten und können die dortigen, ehemaligen Straßenkinder deutlich optimistischer in ihre Zukunft blicken, als viele andere Kinder der Region.




 

 skate-aid verfolgt als Stiftung den Ansatz, über das Skateboarden in Entwicklungsländern Hilfe und Förderung von Jugendlichen bereitzustellen. Dabei sieht sich die Organisation als unterstützenden Partner von bestehenden Vereinen, Zusammenschlüssen oder auch Schulen, um den Sport und vorhandene soziale Strukturen zu fördern, oder gar im jeweiligen Land zu etablieren. Aus bisherigen Projekten und den mit ihnen verbundenen gesammelten Erfahrungen lassen sich durchaus positive Rückschlüsse und Erkenntnisse für zukünftige humanitäre Arbeiten ziehen. So gründete Percovich das Projekt Skateistan in Kabul, welches bereits bemerkenswerte Entwicklungen genommen hat. Die Einbeziehung der Bevölkerung in die Start- und Bauphase des Projekts war existenziell wichtig, um Akzeptanz für die Halle und den Sport an sich zu generieren. Sein Vorgehen lässt sich als voller Erfolg bewerten: Skateboarden ist in Afghanistan eine der seltenen Sportarten, die auch durch Frauen und Mädchen offen ausgeübt werden dürfen. Darüber hinaus gibt es Bildungsangebote, die das Erlernen von Fremdsprachen oder die Vermittlung von Werten, wie Toleranz, Gleichberechtigung oder gemeinschaftliches Verhalten ermöglichen. Mit der Ausbildung einiger Jugendlicher zu Trainern und der Aufnahme von Kindern aus allen gesellschaftlichen Milieus in den Verein, erzieht das Team von Skateistan die Heranwachsenden zur Selbstverantwortung und baut soziale Restriktionen innerhalb der betroffenen Einwohnerschaft ab. Die Erfolge lassen sich im Verhalten der Kinder beobachten: In der Halle fahren bspw. selbst körperlich beeinträchtige Jugendliche, und Ausgrenzungen finden in dieser Umgebung nicht statt. Ähnliche Erfolge lassen sich auch durch den Bau des Betonskateparks in Karokh erkennen, der direkt an eine Schule angegliedert ist. Da Titus Dittmann von den Erfolgen vor Ort beeindruckt war, orientierte sich der Anspruch von

skate-aid daran. Auch hier war es möglich, das Skateboarden in den Sportunterricht zu integrieren, denn dadurch, dass der Park von einer hohen Mauer umgeben ist, können dort beide Geschlechter auf dem Gelände skaten. In diesem Projekt erfolgt ebenfalls die Ausbildung der besten und verantwortungsvollsten Jugendlichen zu Trainern. Die Bildung und Erziehung ist durch die angeschlossene Schule gegeben. Das dritte Beispielprojekt in Kapstadt folgt ähnlichen Ansätzen und leistet auch hier durch das Implementieren des Skateboardsports Entwicklungshilfe, indem Bildungschancen sowie intellektuelle und soziale Weiterentwicklungen ermöglicht werden. In Südafrika herrschen andere, wenn auch in manchen Aspekten ähnliche Probleme, als in Afghanistan (Armut, Beschäftigungslosigkeit etc.), doch auch in diesem Land ist Skateboarden eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, den Heranwachsenden nachhaltig zu helfen. So konnte der Sport so manche Einstellung in Bezug auf die sonst relativ starke Segregation innerhalb der Bevölkerung ändern oder rassistische Tendenzen mildern, da Jugendliche aller Hautfarben konfliktlos miteinander skateten und es auch heute noch tun. Die Wertevermittlung ist in dieser Einrichtung ebenfalls ein Kernpunkt der Betreuung. Die erfolgreiche Entwicklung ist durch die Demontage der Anlage zwar vorerst zum Stillstand gekommen, wird jedoch spätestens nächstes Jahr wieder „anrollen“.        




Alle drei Projekte weisen bei ihren Umsetzungen, Absichten aber auch Erfolgen wesentliche Gemeinsamkeiten auf. Zunächst werden Projekte nicht einfach „ohne Rücksicht auf Verluste“ umgesetzt, sondern in enger Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen vor Ort und unter starker Berücksichtigung vorherrschender kultureller Gegebenheiten entwickelt, damit die zu errichtenden Skateparks akzeptiert werden und erfolgreich sein können. Das Aufbauen von Selbstbewusstsein und Toleranz eines jeden involvierten Jugendlichen ist das Ziel und auch teilweise Ergebnis jedes skate-aid-Projektes. Der Glaube an sich selbst wird durch identitätsstiftende Beschäftigung geformt, wodurch schwierigere Tricks ausprobiert und Regelmäßigkeiten entwickelt werden, oder mancher Jugendliche Verantwortung in der Gruppe als Trainer übernimmt. Oft wirkt sich das neu gewonnene Selbstvertrauen auch auf andere Lebensbereiche aus: Insbesondere das Auseinandersetzen und Lösen von Alltagsproblemen wird gefördert. Diese Entwicklungen lassen sich landes- und kulturunabhängig bei Kindern und Jugendlichen beobachten, die bereits etwas längere Zeit skaten. Die bislang eher schleichende Begeisterung für die in diesem Zusammenhang angebotenen Bildungsangebote hingegen liegt vermutlich in der Tatsache begründet, dass sich die Kids bis dato mit Hilfsarbeiten oder Betteleien beschäftigt sehen und sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen müssen, dass „mehr in ihnen steckt“. Die weitreichenden Erfolge dieser Projekte lassen sich demnach erst nach einigen Jahren oder gar Jahrzehnten bemessen.                      



  


 

 Die vorgestellten Beispiel-Projekte von skate-aid in Afghanistan und Südafrika haben gezeigt, dass es möglich ist, durch die Schaffung von Skateboard-Möglichkeiten soziale Strukturen im Leben von Kindern positiv zu beeinflussen. So ist in Afghanistan bemerkenswert, dass das Skaten vor Ort fester Bestandteil des Sportunterrichts für Jungen und für Mädchen geworden ist, obwohl Sport im Allgemeinen ursprünglich nur von Jungen ausgeübt werden darf. Bei dem südafrikanischen Projekt skaten Kinder und Jugendliche jeder Herkunft, jeder Religion und vor allem jeder Hautfarbe miteinander und zumindest in „ihren Welten“ scheint die Apartheit überwunden. Der Konzeptteil stellt sich nochmals folgenden Fragen: Welche Voraussetzungen müssen bestehen oder geschaffen werden, um eine Entfaltung der positiven Auswirkungen des Skatens auch in anderen soziokulturellen Räumen zu erzielen und inwieweit ist es möglich, diesen Sport dort erfolgreich anzubieten? Diese Fragen lassen sich nun wie folgt beantworten: Geht man mit ausreichend Einfühlungsvermögen vor und berücksichtigt kulturelle und soziale Strukturgefüge des Ortes, der Region und des Landes, ist es grundsätzlich möglich, ein Netzwerk zu spannen und Verbindungen zu schaffen, in denen sich die positiven Auswirkungen des Skatens frei entfalten können. So besteht die Chance, den Sport erfolgreich in einem „fremden“ Land anzubieten, indem die Ergebnisse aus der vorangehenden stadträumlichen Analyse und die Erkennt-

nisse aus den Afghanistan- und Südafrika-Betrachtungen zusammengeführt und unter Berücksichtigung neuer kultureller Gegebenheiten angewandt werden. Die Zusammenarbeit mit Anwohnern und sozialen Einrichtungen vor Ort sind somit von grundlegender Bedeutung für den Erfolg eines Skateprojektes - auch, um vorab die mögliche Angst der Bewohner vor dem „Unbekannten“ (siehe hierzu auch 2.1 „Historie des Skatens“) zu nehmen und stattdessen ein Identifikationsgefühl zu schaffen (siehe 6.1 „Konzeptvorarbeit: Skaten als humanitäre Hilfe“). Gleichzeitig sind auch lokale bis regionale Probleme, wie mögliche Korruption, Hungersnöte, verbreitete Krankheiten oder hohe Kriminalitätsraten vorsichtig in die Planungen zu integrieren. Die Wahl eines nahezu „skatefremden“ Raums hat den Vorteil, dass das Skaten angeboten werden kann, ohne vorab von negativen Vorurteilen oder ablehnendem Verhalten potentieller Akteure ausgehen zu müssen. Dies kann Projektentwicklungen grundsätzlich vereinfachen, wenn man genügend Akteure beteiligt. Das Konzept soll auch die weiteren Auswirkungen des Skateboardings inhaltlich berücksichtigen. Wie die Analyse zeigt, hängen - neben den soziokulturellen - auch städtebauliche und ökonomische Wirkungen mit dem Skateboarding zusammen. So folgen auch hier ab Beginn der Projektorganisation ziemlich zeitnah bauliche Veränderungen, indem ein öffentlicher Park oder einfache Rampen gebaut werden. Aus prioritären Gründen werden die ökonomischen Folgewirkungen des Skatens hier vernachlässigt, denn diese sind zu sehr an westeuropäisches bzw. deutsches Kulturdenken und hiesige wirtschaftliche Voraussetzungen geknüpft, um sie auf andere Kulturen übertragen zu können.




Auch sollen die oben herausgestellten Konfliktpotentiale in den Planungen eines neuen Spots im Ausland Berücksichtigung finden. So ist es wichtig, Nutzungszonen nicht zu dicht aneinander zu legen, um störendem Lärm und Gefährdungspotentialen vorbeugen zu können. Nutzungszonen sollten jedoch auch nicht zu weit voneinander entfernt sein, da der kommunikative Austausch mit anderen Akteuren durchaus erwünscht ist (Bühnenfunktion). Somit ist ein offener, nicht durch Zäune oder ähnliches vom Stadtgeschehen abgetrennter Bereich zum Skaten und Schauen angedacht. Die Wahl des Baumaterials für die Rampen sollte auf widerstandsfähigen Werkstoff fallen, damit Instandhaltungsnotwendigkeiten und hiermit verbundener Kostenaufwand, also Beschädigungen auf lange Zeit gering ausfallen. Auf diesen Erkenntnissen bauen die erarbeiteten Ziele, die der anschließende Konzeptentwurf verfolgen soll. a Übertragung der Analyseergebnisse auf einen anderen kulturellen Raum Um die Wirkungen des Sports am effektivsten nutzen zu können, werden die wichtigsten Analyseergebnisse (Wechselwirkungen) auf einen anderen kulturellen Raum übertragen. Auch die Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der Betrachtung bestehender skate-aid-Projekte fließen in die Konzeptüberlegungen mit ein. b Nutzung des Sports zur Schaffung von sinnvollen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche



Skate-Möglichkeiten können für Kinder die Chance darstellen, sich körperlich zu betätigen und soziale Strukturen innerhalb einer sich bildenden Gemeinschaft aufzubauen. Zudem besteht mitunter die Option, einen festen Job als Skatelehrer zu bekommen und negative Verhaltensmuster abzulegen, indem neue Zukunftsperspektiven für einen selbst entwickelt werden. c Konzeption eines Skatespots mit Berücksichtigung potentieller Konflikte Es wird ein Spot konzipiert, der das Skaten mit einem Minimum an räumlichen Konflikten gestattet (mögliche Konflikte siehe 5.4 „Das Auswirkungsnetz“), indem Konzeptorganisation und -gestaltung bewusst darauf abzielen, diesen vorzubeugen. Das Skateboarding kann somit in einem Raum stattfinden, ohne dass Streitigkeiten entstehen, die bspw. durch zu dicht an- oder aufeinander liegende Nut-


 

     

zungszonen hervorgerufen werden. Durch die Berücksichtigung von Konfliktmöglichkeiten können Gefährdungspotentiale sowie negative Assoziationen mit dem Sport bereits im Vorhinein vermieden oder gering gehalten werden. Zur Fundierung der Konzeptidee wurde eine bekannte wissenschaftliche Methode betrachtet. Das zur Analyse des Hamburger Jungfernstiegs angewandte Raum-Zeit-Modell von Gabriele Sturm lässt auch hier hilfreiche Erkenntnisse zu (siehe 4.3.3 „Raumanalyse Jungfernstieg“). Es teilt den Raum in vier Abschnitte, die nochmals waren: Gebaute Umwelt, normative Regulationen, Interaktionen/ Handlungen und Zeichen/ Symbole eines Raums. Erfährt der Raum Änderungen in einem oder mehrerer dieser Abschnitte, so führt dies zu Veränderung der Situation. Eine komplette Drehung des Modells, also eine Transformation der Gesamtsituation vor Ort, kann erreicht werden, indem die untere Seite des Modells - das Gekannte - geändert wird. Dadurch findet eine Beeinflussung der oberen Hälfte - des Dynamischen - statt. Durch die Errichtung einer Skateanlage wird eine bauliche Veränderung erreicht (I). Gleichzeitig wird diese mit den soziokulturellen Auswirkungen (Entstehung eines Gemeinschaftskonstrukts) zusammen in die bestehenden Struktu-

ren eingeflochten. Die Afghanistan- und Südafrika-Projekte zeigten auf, dass hierbei eine Beteiligung der Anwohner und vor Ort existenten sozialen Einrichtungen stattfinden sollte, so dass das Projekt in der Bevölkerung Akzeptanz erfährt und sie es sich bestenfalls „zu Eigen machen“. Unterstützt durch diese Einflechtung können sich die soziokulturellen Auswirkungen auf das „Ich“, das „Wir“ und zu einem geringeren Maße auch auf das „Ihr“ entfalten, da sich auch Außenstehende mit dem Projekt beschäftigen können. So entstehen durch das sich entwickelnde Gemeinschaftsgefüge neue normative Regelungen; das Skaten wird in das Bild einer Stadt integriert (II). Durch diese Maßnahmen wird auch die dynamische Seite des Modells beeinflusst. Das Handeln der Kinder und Jugendlichen kann sich mittelbis langfristig ändern (III) und auch die Symbolik, also das Image des Sports erfährt eine positive Einflussnahme (IV). (Vgl. Sturm 2000, 198) Durch bauliche Veränderungen kann also Einfluss auf vorherrschende Situationen und mitunter langfristig auch auf soziale Strukturen innerhalb der neuen Skate-Gemeinschaft und anderer Beteiligter genommen werden.




 In Zusammenarbeit mit skate-aid wurde ein Ort ausfindig gemacht, der sich zur Umsetzung des Konzepts hervorragend eignet. Die Wahl fiel auf Scarborough, Hauptstadt der Karibik-Insel Tobago. Bereits bestehende Kontakte von Seiten skate-aids zu Anwohnern und Institutionen vor Ort erleichterten die Entscheidung, sich dem zunächst theoretischen Parkbau an dieser Stelle zu widmen.

 Trinidad und Tobago sind die südlichsten Inseln der Kleinen Antillen in der Karibik und bilden zusammen den gleichnamigen Staat. Der Staat ist erst seit 1958 unabhängig und geprägt durch die kulturelle Vielfalt innerhalb der Bevölkerung. Diese ist darauf zurückzuführen, dass Trinidad und Tobago im Laufe der Zeit wechselnden Besatzungen (Spanien, Niederlande, Frankreich, Großbritannien etc.) unterlag und gleichzeitig ein Zentrum der Sklaverei wurde. Im zweiten Weltkrieg war Trinidad ein wichtiger Militärstützpunkt, welches die bis heute vorhandene Infrastruktur der Insel erklärt. 1959 erhält Trinidad und Tobago eine von Großbritannien unabhängige Regierung und ist seit 1962 ein unabhängiger Staat. Trinidad ist einer der größten Erdöl - und Gasproduzenten der Region und hat somit ein hohes Wirtschaftswachstum vorzuweisen. (Vgl. BBC 2011) Hier werden jedoch die größten Probleme sichtbar: Der Großteil der Wirtschaftsunternehmen ist privatisiert, zudem leiden Regierung sowie Verwaltung unter dem großen Vorwurf der Korruption. So mussten sich in den letzten Jahren mehrere Regierungsmitglieder für Steuerhinterziehung und Bestechlichkeit verantworten. Der wirtschaftliche Fort-

schritt ist auf eine kleine Bevölkerungseinheit beschränkt - auf die Lebensverhältnisse der Gesamtheit hat dies kaum positive Auswirkungen. (Vgl. Hansen 2010; BBC 2011) Verdeutlicht wird diese Entwicklung durch die Betrachtung der statistischen Daten: Im Jahre 2000 unterzeichneten die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, zu denen auch Trinidad und Tobago gehört, die Millenniumsziele (vgl. Auswärtiges Amt 2010). Hierbei wurden u.a. die Verminderung der HIV- Neuinfizierungen und Kindersterblichkeit zum Ziel gesetzt. Nach Zahlen von UNICEF entwickeln sich gerade diese Aspekte auf Trinidad und Tobago negativ. Während in den Nachbarstaaten der Karibik und auch in Lateinamerika z.B. die Kindersterblichkeit reduziert werden konnte, haben die Zwillingsinseln einen Anstieg zu verzeichnen. Auch die Zahlen von HIV-Infizierten und Waisen sind im Vergleich zu den Entwicklungen der Nachbarstaaten recht hoch. Dies zeigt, dass hier eine Entwicklung in eine „absolut kritische Richtung“ stattfindet. (Vgl. Unicef, 2010) Besonders ernst zeichnet sich die Lage auf Tobago ab. Vor allem Kinder und Jugendliche verbringen ihr Leben auf der Straße, ohne eine Möglichkeit der positiven oder sinnhaften Freizeitgestaltung. So geraten sie nicht selten in das Netz aus Kriminalität, Drogenkonsum oder -vertrieb und HIVInfektionsgefährdung. Dies wiederum schadet der Bevölkerung bzw. dem Image der Insel, deren Haupteinkommensquelle im Tourismus liegt. Neben der Rückentwicklung des Tourismus aufgrund der globalen Wirtschaftskrise führen nun die hohe Kriminalität sowie direkte Übergriffe auf Touristen zum Rückgang der touristischen Übernachtungszahlen. (Vgl. Daily News Limited 2010; Small 2009)


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Scarborough

Scarborough

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 Dieses Konzept möchte beim Punkt der sinnhaften Freizeitbeschäftigung ansetzen, um Kindern die Möglichkeit zu bieten, neue Wege als die sich heute abzeichnenden einzuschlagen.

sen. Hierzu sind bspw. Bänke zu konstruieren, die nicht zum Skaten geeignet sind und auch nicht zu nah an der Aktivitätszone liegen, um Überschneidungen von Nutzungszonen zu vermeiden.

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Die Planung muss zwingend verschiedene Akteure berücksichtigen (wie ansässige Geschäfte, nahelebende Bewohner, Kinderheime, Kulturpersonen), um eine akzeptierte und möglichst störbefreite Einflechtung des Parks in die bestehenden Strukturen schaffen zu können:

Das Konzept ist planerisch in zwei Schritte gegliedert. Im ersten Schritt wird eine Miniramp auf bspw. Scarboroughs in der Karte ersichtlichen Platz errichtet. Der gewählte Platz stellt hier eine Beispielfläche dar, die jedoch aus unten aufgeführten Gründen als sehr geeignet erscheint. Parallel wird ein Skateclub gegründet, der die Rampe sowie Skateboards, Schutzbekleidung etc. verwaltet und vermietet, sowie Skateunterricht erteilt. Dort findet auch Tagesbetreuung interessierter Kinder und Jugendlichen statt (anderweitige Beschäftigung in Form von bspw. informativen Kursen, Exkursionen u.ä.) sowie weitere Veranstaltungen von sozialen Verbänden, wie bspw. dem Roten Kreuz. Längerfristig (ca. zeitgleich mit Schritt 2) sollen Jugendliche die Möglichkeit bekommen, Verantwortung als Skatetrainer zu übernehmen, sobald sie sich sowohl fahrtechnisch als auch verantwortungsbezogen als geeignet erweisen. Im zweiten Schritt soll der Raum um die Skateanlage erweitert werden. Hierbei werden Elemente genutzt, die für das Skateboarding attraktiv sind (z.B. glatter Boden, Bodenwellen, Treppenstufen und/oder -geländer), so dass er als Skatespot funktionieren kann. Ferner soll der Raum auch eine gewisse Aufenthaltsqualität für andere Nutzer aufwei

• Stadt Scarborough Eine Beteiligung der Stadt ist möglich und vor allem bei der Suche nach einer geeigneten Fläche von Bedeutung. Allerdings ist dies mit Vorsicht zu betrachten, da Tobagos Regierung und Verwaltung der Ruf nacheilt, korruptionsbehaftet zu sein, ähnlich wie es bei der Initiierung des skate-aidProjekts in Südafrika der Fall war. • Soziale Vereine Die Zusammenarbeit mit sozialen Vereinen ist zu empfehlen, da so auf Kontakte vor Ort zugegriffen werden kann. Zudem können so die Anlage und die Betreuung um weitere Kompetenzen (wie Beratungen zu Verhütung, HIV-Hilfe etc.) ausgebaut werden. Auch nehmen bestehende Vereine die Anlage so nicht als von „Außen ziellos implementierte Konkurrenz“ wahr.


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• Schulen Durch Kooperationen mit Schulen kann sichergestellt werden, dass die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen angesprochen wird. Da auf Tobago grundsätzlich kein großes Problem in Bildungssystem vorherrscht, sondern eher Probleme in der sozialen Bildung vorliegen, sind die Kinder und Jugendlichen dort am Ehesten zu erreichen.

• Die Lage Der Spot muss zentral liegen, damit Kinder und Jugendliche ihn schnell und unkompliziert erreichen können.

• Anwohner und die kleine bestehende Skateszene Tobago hat einige beliebte Surfspots. Da die Surfszene traditionell eng mit der Skateszene verbunden ist, leben vor Ort Surfer, die zudem skaten. Diese können sowohl beim Bau der Rampen helfen, als auch einleitend als Erste Skateunterricht geben. Möglich ist es auch, Stellen für Freiwillige Soziale Jahre einzurichten, schon um die Kosten für Skatelehrer und Rampenbauer gering zu halten, aber auch um entsprechende Erfahrungen zu bieten. Auch die Anwohner sollten beim Bau mit eingebunden werden, da sie das Projekt so zu ihrem eigenen machen können und es nicht als Fremdkörper ansehen. Auch hierdurch sind die potentiellen neuen Skateboarder zu erreichen, denn wenn bspw. ein Onkel beim Bau des Parks hilft, wird der Neffe eher offen dafür sein, sich das Projekt auch anzuschauen.

• Der Anreiz Zuerst sind hier die Miniramp und die Tagesbetreuung gegeben. Durch den Bau der Konstruktion unter Mithilfe beteiligter Anwohner steigt auch der Reiz für Kinder und Jugendliche aus dem Umfeld, sich dem Projekt zu nähern. Später steigt der Anreiz, wenn der Raum um die Miniramp, die auf einem offenen und öffentlichen Platz steht, stadtplanerisch erweitert wird und insgesamt als Skatespot funktioniert.

Bei der Auswahl der Fläche spielen die Kriterien des SpotAnalyse-Modells eine große Rolle.

• Die Infrastruktur Hierbei ist vorrangig die Nähe zu anderen Nutzungen sowie zu sozialen Einrichtungen wie bspw. Schulen zu nennen.

Dieser Raum findet sich nun am Stadtzentrum von Scarbourogh auf Tobago. Auf dem Platz sind Umsetzungen in Zusammenarbeit mit dem ansässigen Roten Kreuz, United Ways oder auch der Trinidad and Tobago Alliance for Sport and Physical Education möglich, die sich bereits mehrfach für die sinnvolle Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen auf der Insel engagieren.


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Im Folgenden wird nun ein mögliches Szenario für eine Umsetzung dargestellt. Es handelt sich dabei um nur eine Möglichkeiten von vielen, wie sich das Projekt tatsächlich entwickeln kann.

 Die Fläche der Scarborough Esplanade (siehe Abb.284) bietet für das Projekt sehr gute Bedingungen: Die kleine Promenade in unmittelbarer Nähe zum Fähranleger und zum Stadtzentrum beherbergt momentan viele kleine Geschäfte, eine Touristeninformation sowie eine öffentliche Toilette und einige Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Promenade gliedert sich entlang des Wassers in einen wellenförmig angelegten Teil und in einen orthogonalen Teil. Im ersten, nordöstlichen Abschnitt besitzen die Gebäude quadratische Grundflächen, im zweiten, südwestlichen Teil dagegen sind die Grundflächen rechteckig und länglich. Als Übergang zwischen den Bereichen dient ein großer, oktogonaler Pavillon ohne begrenzende Wände. An der zur Straße hin gewandten Seite des nordöstlichen Teils der Esplanade können die Miniramp und Räumlichkeiten eines Skatevereins in die vorhandene Struktur ohne große bauliche Veränderungen integriert werden. Der Verleih von Ausstattung und ein Büro für Betreuende können in die Gebäudetypologie integriert werden. Die offene Skateanlage kann mit einigen Bänken unter einem Ständerwerk mit

Dach realisiert werden. Neben der ästhetischen Anpassung an den vorhandenen Gebäudebestand entsteht darüber hinaus die Möglichkeit, dass die Anlage vor Witterungsbedingungen geschützt ist. Das Dach und der Neubau orientieren sich im 90°-Winkel an den jeweils letzten Gebäuden in ihrem Bogen und bewirken damit eine Verengung des Freiraums hin zur Straße. Diese kann eine lärmmindernde Wirkung für den zum Wasser ausgerichteten Fußgängerbereich haben. Außerdem ist es sinnvoll, die Dächer des Gebäudes und über der Miniramp mit Solaranlagen auszustatten, wie es der Grünhelme e.V. in Ruanda, Tansania getan hat. Die so gewonnene Elektrizität kann für den eigenen Gebrauch von Geräten verwendet oder an lokale Stromversorger abgegeben werden. Somit lässt sich ein kleiner Teil finanzieller Selbstbestimmung erreichen und die Abhängigkeit der Organisation von finanziellen Spenden wird reduziert. (Vgl. Abb. 285) Der zweite Schritt beinhaltet die Aufwertung der Esplanade und die weitere Nutzbarmachung einzelner Bereiche für das Skateboarden. Die Jugendlichen sollen animiert werden - bestätigt durch ihre ersten Erfolgen in der Miniramp - auch an anderen, selbst zu entdeckenden Spots zu skaten, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Hierbei wäre es möglich, die Wasserkante des nordöstlichen Teils zu gestalten, welche bisher nicht eingebunden ist. Der kleine Höhenunterschied, durch zwei weite Treppen überwindbar, trennt die Ufergestaltung von dem restlichen Bereich. Die vielen Sitz-




gelegenheiten sowie die enthaltenen Grünflächen und die Bepflanzung bieten eine hohe Aufenthaltsqualität, auch für Zuschauende. Da Bänke gern von Skatern umgenutzt werden, sind bewusst einige auf Grünflächen platziert, um diese für Passanten und Besucher freizuhalten. Ähnliches trifft auf die Dimensionierung der Treppen zu. Auch sie sind ein beliebtes Mobiliar von Skatern, weshalb die beiden Anlagen bewusst breit angelegt sind, um Konflikte zwischen Ska-

Der beschriebene Entwurf ist nur ein Vorschlag und eine Möglichkeit, wie sich das Projekt in Tobago entwickeln könnte. Somit ist das Konzept eine Szenarioplanung, welche unterschiedliche Entwicklungen zulässt. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass sich leichte soziokulturelle Folgewirkungen für involvierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene einstellen und entfalten können. Zeitgleich stehen bauliche Veränderungen an, so dass sich das Skate-

tern und anderen Nutzern zu vermeiden. Treppengeländer, Abgrenzungen, Bänke und sonstige Sitzgelegenheiten sollten aus möglichst hartem und widerstandsfähigem Material sein, um schnelle Abnutzungs- und Zerstörungsspuren durch das Grinden oder Sliden der Bretter bzw. Achsen zu vermeiden. (Vgl. Abb. 289)

boarding mit der Zeit ein wenig räumlich ausbreitet. Durch die Einbeziehung angrenzender Räume und Situationen in die Planung wird den möglichen räumlichen Konflikten vorgebeugt. Als abschließenden Punkt des Konzepts ist es möglich, dass sich weitere Strukturen im Raum ansiedeln, wie z.B. soziale Einrichtungen oder kleinteiliger Einzelhandel. Das Skateboarding kann folglich positive, wenn auch kleinteilige Veränderungen auch im städtischen Strukturgefüge von Tobagos Scarborough bewirken.

Weiterhin ist es möglich, dass sich durch zusätzliche Belebungen der Scarborough-Esplanade durch Skater und die Neugestaltung der Uferkante die Attraktivität des Ortes steigert. Durch die soziale Belebung des Raums ist es möglich, dass sich weitere Strukturen, wie soziale Einrichtungen oder auch kleinteiliger Einzelhandel, dort ansiedeln. Hierzu könnten bspw. Flächen auf gegenüberliegender Straßenseite verfügbar gemacht werden. Je nach Nachfrage und Wünschen ließen sich beispielsweise die Gebäudetypologien fortführen, um einen Bezug zur Uferseite herzustellen. (Vgl. Abb. 290)

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 Eine konkrete Prognose darüber, wie sich das Projekt tatsächlich entwickeln wird, ist schwierig. Der Erfolg der Planung und die Umsetzung ist abhängig von vielen verschiedenen Komponenten, die vorab kaum ab- oder eingeschätzt werden können, wie bspw. die Zuverlässigkeit mitwirkender Akteure, das Interesse der Bevölkerung am Skatepark oder das Projekt beeinflussende stadtpolitische Entwicklungen. Es gilt hier - wie bei skate-aids bisherigen Projekten auch - zunächst „anzutesten“, wie die Umbauten und Einrichtungen angenommen werden, bevor man große Änderungen vollzieht. Dieser Prozess kann mitunter Jahre dauern. Es empfiehlt sich, den Schwerpunkt auf Kooperationen mit sozialen Vereinen zu legen, um eine gewisse Festigkeit im Strukturaufbau zu ermöglichen, doch auch hier sind zukünftige Entwicklungen und langfristige Interessen (auch wirtschaftlicher Natur) schwer vorauszusehen. Auf Tobago sind bereits anerkannte soziale Organisationen tätig, wie bspw. The Red Cross oder United Ways. Eine langanhaltende Zusammenarbeit auf dieser Ebene ist somit möglich, da diese bereits langjährige Erfahrungen mit humanitärer Hil-

fe und der Festigung sozialer Strukturen für Kinder und Jugendliche in Krisengebieten gesammelt haben und die Dynamiken dahinter kennen (IRFC 2010; United Way Trinidad and Tobago 2010). Die Stiftung skate-aid bietet das nötige Fachwissen zur Herstellung möglichst verlässlicher Kontakte. Sie steht bspw. bereits heute mit DHL in Verbindung, welche den kostenfreien Transport von Skateboards und Zubehör zusichert. Zudem ist es skate-aid durch die handwerklichen Fähigkeiten oder Kenntnisse so mancher Aktivisten möglich, direkt am Bau von Rampen oder ähnlichem beteiligt zu sein. Somit ist eine Umsetzung des Konzeptentwurfs im angegebenen Maße zwar nicht gesichert, die konkreten Planungen sind jedoch im Gange. Es ist realistisch, dass zumindest der erste Abschnitt des Konzepts (Errichtung einer Miniramp und Schaffung eines betreuenden Skateclubs) Ende dieses Jahres oder zum Anfang des nächsten Jahres umgesetzt werden kann.


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iese Arbeit hat gezeigt, dass das Skateboarding mit vielen deutschen Stadträumen direkt verbunden zu sein scheint. Insbesondere Innenstadtflächen lassen eine ständige Anwesenheit der Sportler zu, so sie von Skatern für sich entdeckt wurden. Die Untersuchungen der Spot- und Subkulturdynamiken verdeutlichen, dass der Sport viel mehr ist, als ein spontane körperliche Betätigungen bei Sonnenschein oder ein schlichtes Straßenspiel. Skateboarder nutzen in ihrer Funktion als Raumpioniere die öffentlichen Räume für ihre Zwecke und beleben diesen durch ihre Andersartigkeit. Skateboarding bietet gleichzeitig mit ihren eigenen sozialen Strukturen Entfaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen und führt ihn einem gemeinschaftlichen Gefüge zu. Diese Skateszene steht in regem Kontakt zum Gesamtkonstrukt Gesellschaft, so dass das Skateboarding insgesamt nicht nur Auswirkungen auf das Ich und das Wir, sondern auch auf das Ihr hat. Zudem sieht sich die Subkultur mit einer voranschreitenden Kommerzialisierung und Idealisierung konfrontiert. Diese Entwicklung steht grundsätzlich gegen den ursprünglichen Individualitätsgedanken, allerdings lässt sie den Skater zur vertrauenserweckenden und dynamischen Symbolfigur werden und sorgt für höhere gesellschaftliche Akzeptanz.

Das Skateboarding hat somit soziokulturelle, städtebauliche und ökonomische Auswirkungen, welche in dichten Wechselwirkungen zueinander stehen. Für den städtischen Raum sowie zuständige Behörden und Ämter wird deutlich, dass sich Skater nicht einfach durch Verbote und Verhinderungsarchitektur vertreiben lassen. Daher ist es notwendig, Skater in der Planung von öffentlichen Räumen zu berücksichtigen und zu beteiligen. So lassen sich gemeinschaftlich Räume konzipieren, die mögliche Konflikte zwischen Skatern und Stadt, Passanten und Anliegern minimieren. Der vorliegende Konzeptentwurf zeigt eine zusätzliche Möglichkeit, wie sich die vielschichtigen positiven Auswirkungen des Skatens entfalten können. Gleichzeitig verdeutlicht es, wie viel zusätzliches Potential in diesem Sport steckt und welche positiven Veränderungen es auch in anderen Ländern hervorbringen kann. Skate S.P.O.T. – das Skateboarding als Sozialraum birgt vielfältige Potentiale, eine gemeinschaftsstärkende innere Organisation und tritt in Form von Treffpunkten zu Tage und in Kontakt zur Außenwelt. Was als Arbeitstitel begann, entpuppte sich im Laufe der Projektzeit als elementares Grundkonstrukt der städtischen Aneignungsform des Skateboardings.


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           






5


6


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35


36


Beobachtungsleitlinien

Colonnaden

Nutzer

Restaunrant- und Cafébesucher, Kellner, Fußgänger, Shopper, Touristen, Radfahrer

Aktivitäten

Essen und Trinken, Durchgangsort und Treffpunkt, einkaufen

Ausstattung

Weite Fußgängergehwege, Steinboden (flach), Cafés, Shops, Kioske, Restaurants, Bäcker, Frisöre, Kreuzung mit 6 Einmündungen

Nutzungszonen

Gehweg rechts/links neben den Geschäften, oberhalb der Kreungung mittig Tische und Stühle der Cafes und Restaurants, unterhalb der Kreuzung kleine Straße für Lieferverkehr, Skateboardfahrer und Radfahrer dazwischen

Wegelinienketten

Durch die Colonnaden in Richtung Jungfernstieg und umgekehrt, Skater biegen häufig in die Große Theaterstraße ein, dort befindet sich Mantis (Skateshop)

Konflikte

Konflikte zwischen dem Lieferverkehr und den Fußgängern, Radfahrern und Skatern (überwiegend morgens, Konflikte zwischen Kellnern und Fußgängern, Radfahrer und Skater vor allem um die Mittagszeit (hoher Durchgangsverkehr und hoher Restaurantbesuch)

Lärm

entspannte und ruhige Atmosphäre, außer das Durchfahren der Skatboarder, das Rattern der Rollen auf dem Gehweg schallt durch die Fußgängergasse

Beobachtungsleitlinien

Jungfernstieg

Nutzer

Spaziergänger, Pausierer, Stadtbummler, Radfahrer, Touristen, Jogger, Restaurant- und Cafégäste, Junge Leute und Senioren (überwiegend morgens), junge Familien (später Vormittag), Skater

Aktivitäten

Essen, Trinken, einkaufen, spazieren, pausieren, sitzen, skaten, telefonieren, Radfahren, treffen

Ausstattung

Platten (heller Beton), Sitzmöglickkeiten (Holz, große Treppenstufen), Treppenanlage, Baumreihen, Mülleimer, Eisdiele, Sonnenschirme, Wasserzugang, Restaurants, Einzelhandel, Werbetafeln

Nutzungszonen

Ruhezone (Treppenanlage am Alsterufer), Gastronomie (Eisdiele, Alsterpavillion, Glashaus), Verkehrszone (mehrspurige Straße, Bushaltestelle, U-Bahn Eingang), Einzelhandelszone (vom Rathaus bis zum Gänsemarkt - die gesamte Straßenlänge verschiedener Einelhandel), Durchgangszone (Straßenseite zum Wasser), Baustelle

Wegelinienketten

Durchgangsort, viele Passanten

Konflikte

Sitzplätze an der Treppenanlage begehrt, Wenn die Skater kommen setzen sich die anderen wenn möglich in sichere Entfernung, Es gibt in der Begegnung der Wege keine Konlikte mit den Skatern, es wird Rücksicht genommen, Wenn Personen sich jedoch in die Skaterzone schieben, z.B. einen Stuhl vom Eiscafé in die Sonne stellen, sind die Skater nicht begeistert, sie reagieren mit bösen Blicken und skaten extra so dass das Brett gegen den Stuhl fliegt oder pöbeln sogar in Einzelfällen und werden Handgleiflich (beobachtet bei zwei 10 jährigen)

Lärm

morgens innerstädtischer Verkehrslärm, Mittagszeit ziemlich laut durch die Menschen vor Ort und dem Verkehr, Skategeräusche überschatten den anderen Lärm


Jungfernstieg - Z채hlungen Mittwoch, den 27.04.11

Jungfernstieg - Z채hlungen Samstag, den 30.04.11

Uhrzeit

Skater

Passanten

Sitzer/ Herumsteher

Uhrzeit

Skater

Passanten

Sitzer/ Herumsteher

09:00

0

5

3

09:00

0

0

1

10:00

0

13

8

10:00

0

5

13

11:00

0

10

21

11:00

0

10

25

12:00

8

28

50

12:00

0

31

18

13:00

14

41

103

13:00

3

51

45

14:00

9

39

68

14:00

6

28

52

15:00

8

32

71

15:00

9

40

102

16:00

3

70

126

16:00

3

111

158

17:00

7

45

118

17:00

8

97

106

18:00

0

32

24

18:00

12

49

68

19:00

6

26

42

19:00

8

21

14

20:00

16

18

28

20:00

5

23

6

21:00

18

2

9

21:00

0

7

2

Um kurz nach 18 Uhr gab es einen Regenschauer.

Skater

Skater

von 09:00 bis 10:00 Uhr

2

von 09:00 bis 10:00 Uhr

2

von 10:00 bis 11:00 Uhr

2

von 10:00 bis 11:00 Uhr

4

von 11:00 bis 12:00 Uhr

11

von 11:00 bis 12:00 Uhr

9

von 12:00 bis 13:00 Uhr

14

von 12:00 bis 13:00 Uhr

8

von 13:00 bis 14:00 Uhr

13

von 13:00 bis 14:00 Uhr

10

von 14:00 bis 15:00 Uhr

16

von 14:00 bis 15:00 Uhr

11

von 15:00 bis 16:00 Uhr

18

von 15:00 bis 16:00 Uhr

11

von 16:00 bis 17:00 Uhr

10

von 16:00 bis 17:00 Uhr

13

von 17:00 bis 18:00 Uhr

11

von 17:00 bis 18:00 Uhr

21

von 18:00 bis 19:00 Uhr

9

von 18:00 bis 19:00 Uhr

14

von 19:00 bis 20:00 Uhr

13

von 19:00 bis 20:00 Uhr

13

von 20:00 bis 21:00 Uhr

18

von 20:00 bis 21:00 Uhr

2

38


Colonnaden - Z채hlungen Mittwoch, den 27.04.11

Colonnaden - Z채hlungen Samstag, den 30.04.11

Uhrzeit

Skater

Passanten

Sitzer/ Herumsteher

Uhrzeit

Skater

Passanten

Sitzer/ Herumsteher

09:00

0

19

4

09:00

0

0

1

10:00

0

39

4

10:00

0

7

1

11:00

0

82

11

11:00

1

8

0

12:00

0

112

26

12:00

1

31

3

13:00

1

103

67

13:00

0

90

24

14:00

4

118

51

14:00

1

103

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15:00

5

102

34

15:00

0

80

54

16:00

6

89

109

16:00

0

92

76

17:00

3

72

92

17:00

2

62

52

18:00

1

55

80

18:00

0

52

32

19:00

0

45

68

19:00

1

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24

20:00

2

25

22

20:00

1

26

3

21:00

0

35

7

21:00

0

12

2

Um kurz nach 18 Uhr gab es einen Regenschauer.

Skater

Skater

von 09:00 bis 10:00 Uhr

1

von 09:00 bis 10:00 Uhr

0

von 10:00 bis 11:00 Uhr

2

von 10:00 bis 11:00 Uhr

0

von 11:00 bis 12:00 Uhr

8

von 11:00 bis 12:00 Uhr

0

von 12:00 bis 13:00 Uhr

17

von 12:00 bis 13:00 Uhr

2

von 13:00 bis 14:00 Uhr

19

von 13:00 bis 14:00 Uhr

1

von 14:00 bis 15:00 Uhr

12

von 14:00 bis 15:00 Uhr

2

von 15:00 bis 16:00 Uhr

18

von 15:00 bis 16:00 Uhr

3

von 16:00 bis 17:00 Uhr

22

von 16:00 bis 17:00 Uhr

5

von 17:00 bis 18:00 Uhr

8

von 17:00 bis 18:00 Uhr

7

von 18:00 bis 19:00 Uhr

2

von 18:00 bis 19:00 Uhr

3

von 19:00 bis 20:00 Uhr

16

von 19:00 bis 20:00 Uhr

2

von 20:00 bis 21:00 Uhr

3

von 20:00 bis 21:00 Uhr

0

39


40


3. Auswertung 3.1 Wortassoziationen Tabelle Person

Parkbank

Kopfsteinpflaster

Stufen

Wiese

Treppe

Platz

Mauer

Treppengeländer

Fußweg

Skateboarding

P1

chillen

holperich

Treppe

grün

Stufen

öffentlich

Grenze

Halt

Straßenbegleitend

Tony Hawk

P2

Rentner

Hubbel

Treppe

Sommer

Unfall

individuelle Nutzung

Graffiti

Skateboard

überfüllt

urban

P3

Penner

laut

Stein

Blumen

4. Stock

Fußball

Berlin

putzen

kurz

Gips

P4

Stein

uneben

sauber

Freiraum

Symetrisch

beschnittene Bäume

Backstein

Messing

eng

Verletzung

P5

sitzen

dreckig

hoch

grün

lang

gemütlich

hart

festhalten

spazieren

Rampen

P6

Penner

Straße

anstrengend

Gänseblümchen

runterfallen

Fussball

Blumen

dreckig

menschen

hinfallen

P7

draußen sitzen

holperig

Steigung

Natur

langsame Leute vor ei-

Treffpunkt

stabil

Schutz

überfüllt

Halfpipe

Skater

Nicht-Skater

nem P8

chillen

Straße

Treppe

Sommer

nervig

chillen

Grenze

festhalten

leute

langweilig

P9

Schmiereien, Graffiti

rutschig, nervig

Vorsicht!

grün, schön, Sonne

knackiger Po

...nehmen

Berlin, rustikal

Bakterien

praktisch

dieses

Geräusch

der

Rollen P 10

Penner

früher

Treppe

Blumen

Haus

Hund

balancieren

rutschen

Radweg

Jannis

P 11

Vogelpupe

glitschig im Regen

hoffe nicht zu steil

Fussball

hochlaufen

Hund

DDR

runterrutschen

Fahrradweg

Fun

P 12

chillen

Altstadt

Treppenhaus

Gras

Etage

Hängebank

Berlin

glitschig

Sand

Skatepark

P 13

marode

holperig

stolpern

grün, nass

lang

Straßenlaterne

Ziegelstein

rutschen

grau

Sprung

P 14

draußen

hart

Treppe

Blumen

hoch

groß

Berlin

Metall

Menschen

cool

P 15

unbequem

alt

hoch

weit

Stufen

Menschen

Abgrenzung

Halt

Straße

cool

P 16

Sex

Aua

Hochlaufen

Blumen, baluer Himmel

Wendel

viel!

Rot

verschnörkelt

?

Äh, Baggyjeans

P 17

fehlen in der Uni, laden

schön anzusehen, gibt

Treppenstufen,

relaxen,

öhm... Stufen

groß, oft überfüllt

abschottend,

dreckig, oft zu schmal,

bringt Spaß, sieht man

zum verweilen ein

ein besonderes Flair

viele

trist

nur noch selten, inter-

zu-

treffen

mit

Freunden

Natur-

steinmauern können aber

auch

wackelig,

meist

dre-

ckig, ranzig

berei-

essant

chernd wirken P 18

Penner

blutige Nase

aufwärts

Zaun

Keller

?

Stein

rutschen

Kiesweg

autsch

P 19

romantik

historisch

sportlich

gänseblümchen

U-Bahn

atmen

graffiti

Edelstahl

Hunde-aa

Parkhaus

P 20

verweilen

stöckelschuhungeeig-

können Aufenthalts-

chillig, Bierchen, trin-

hä? Wie Stufe?

Besitzansprüche gel-

Omas einzige Rettung ;)

Spazieren gehen

Gefahr für Gebeine, ir-

net

qualität haben

ken

Feld

Funbox

Zaun

Grind

Wachs

Style

Bordstein

Gripetape

Polizei

Warum so ein doofes

nötiges Übel, Gefahr,

Freiheit, Unendlichkeit,

hmm..

Monument, Stadtbild

Grenze,

Sicherheit

Flanieren, Straße, Ver-

Freestyle, Freizeit

Wort?

Erfolg

Sommer, Frühling

P 21

Flat

P 22

Öffentlichkeit, raum, Sommer

Frei-

viele Menschen

tend machen

Trennung,

gendwie 90er

Ve r s c h l o s s e n h e i t ,

kehr

Schutz, Gefahr P 23

Penner

ausrutschen

stolpern

chillen

Stufenspringen

Stadt

Sliden

lahm

cool

P 24

Sommer

hart

stolpern

sonnen

anstrengend

Markt

Berlin

Parcour

Treppengeländer

Menschenmasse

Jugend

P 25

sitzen

ruckelt

Treppe

Gras

Stufen

Markt

Bastein

festhalten

gehen

jung

P 26

Vogelscheiße

laut

Anstrengung

Wildblumen

Fahrstuhl

Weite

Stopp

Bakterien

Radweg

seltsame Kleidung

P 27

Sommer, rauchen

Bonbons aus der Apo-

zu anstrengend

Grillen, Sommer

Stufen..

Veranstaltungen, frei

Steine, überwinden

zum Runterrutschen

laufen, spazieren gehen

Ollie

P 28

Zwischenstop

Treppe

Geruch des

cool rumsitzen

offen

Barriere

trügerische Sicherheit

Spaziergang

360°

theke 01. Mai

frisch ge-

mähten Rasens P 29

Alte Menschen

nervig

anstrengend

Sommer

Stufen

Treffpunkt

Trennend

Skater

Asphalt

Bordstein

P 30

Ausruhen

Geschichte

Treppe

Gras

Hafen

Raum

Grenze

Skaten

Bordstein

Rampe

P 31

Bier

Fischmarkt

Schule?!

Liege

hoffentlich erster Stock

Wunde

Megen (Name eines

Schleifen/ Malen

Parken

Jugend

P 32

Ruhe, Zeit

Absätze, rutschig

Päuschen, ....wo ist

verweilen

Päuschen, ....wo ist die

Märkte, Dorfgeschehen

Grau, Umweg

besser nicht anfassen

schlendern

geht in die Parks

Menschen

grau

rutschen

sand

junge leute

Freundes)

die Rolltreppe?!?!? P 33

Ausruhen

laut

anstrengend

Rolltreppe?!?!? liegen

sitzen

41


Person

Parkbank

Kopfsteinpflaster

Stufen

Wiese

Treppe

Platz

P 34

Park, sitzen, entspan-

Lärm, nervig

hoch, lästig, Sitzmög-

grün, Freizeit, Natur

anstrengend, aber nütz-

öffentlich,

lich

punkt

nen

lichkeit

groß,

Treff-

Mauer

Treppengeländer

Fußweg

Skateboarding

Berlin, Grenze

Sicherheit, alte Leute

Straße, Menschen

Freestyle, Sport, Kunst, laut

P 35

grün

alt

treppe

hund

stufen

beton

backstein

holzbalken

kantstein

halfpipe

P 36

sitzen

Marktplatz

Treppe

Blumen

hoch

groß

Grenze

aus Holz

spazieren, bzw. vereist

Inlineskates

:D P 37

Grünfläche

alte Allee

Freitreppe

Park

Aufgang

Mittelpunkt

Abgrenzung

Begrenzung

Straße

Halfpipe

P 38

Noseslide

Schmerzen

Sprung

ausruhen

springen

Flatland Tricks

Hindernis

Boardslide

Wheelie

Leben

P 39

sitzen

keine Absatzschuhe

steigen

grün

steigen

Raum

Barriere

Halt

laufen

Skatepark

P 40

sitzen

Gehweg

Treppe

Grünfläche

Stufen

Stadtzentrum

Trennung

Hilfe

gehen

Halfpipe

P 41

chillen

mein armes Auto

Fahrstuhl

Grillen

Fahrstuhl

groß

hoch

gehen

gehen

aua

P 42

Penner

Fußgängerzone

Treppe

chillen

anstrengend

Raum

DDR

spazieren

störend

P 43

sitzen

holpirg

steigen

liegen

sitzen

Café

Berlin

festhalten

gehen

Halfpipe

P 44

Rentner

historisch

anstregend

Fussball

"gibt ganz schöne"

Leben

Graffitti

grinden/skateboarden

Hundescheiße

Jackass

P 45

Vogelscheiße

holprig

sitzen

grillen

sitzen

Kaugummi

1989

für alte Leute

Fahrradfahrer

Tony Hawk

P 46

Zeitung

scheiße für Fahrrad

im Winter gefährlich

Freunde

im Winter gefährlich

Tauben

Jackass

praktisch

Kies

Kickflip

P 47

kann ich da dran skaten

absolut nervig

erstmal zählen und

Sommer, Bier, Chillen,

ist das nicht das gleiche

flat

DDR

Wie hoch ist es, um ein-

Pushen!

Leidenschaft

dann

Freunde, Sex

wie stufen? (the same)

super boden!

Anfahrt

und

skaten.

hoffentlich

-

zuschätzen ob es skate-

Ausfahrt checken

bar ist

P 48

obdachlos

schockt nicht

muskelkater

Bier

noch mehr muskelkater

freiheit

wallride

weichteile

heizen

Love

P 49

rot

hate

doubleset

Picknick

ist das nicht das selbe

markt

Berlin/ Grafitti

Love

Fahrrad

never ending love story

wie Stufen? P 50

Gemütlichkeit

Boden

Spaß

chillen

fallen

Freiraum

Malen

Rutschen

Rollen

Lifestyle

P 51

50-50 grind

hang-up

wie viele?

chillen

LEER

flatskaten

LEER

Handrail

pushen

Individualität

P 52

impossible

Münster Arkaden

will ich nicht

grün

runter springen

Skatepark

drüber hüpfen

smith grind

cruisen

geil

P 53

zum grinden geeignet

tut manchmal weh :(

zum springen wun-

kann man entspannen

mit Inlinern geil zu fah-

Wunde

blümchen

zum grinden geeignet

nur wenn die richtigen

Freiheit

derbar

ren

ne,

zum

sitzen sehr gut

Steinchen liegen gut zu befahren

P 54

Daewon Song

unangenehme Fußmas-

Herausforderung

Chillen

davor stehenbleiben

gleichgesinnte

grinden

schwierig

pushen

Lebensgefühl

sage P 55

Faulenzen

blutiges Knie

anstrengend

Freiheit

nach draußen

Enge

Neugierde

Rutschbahn

durch den Wald

Tricks

P 56

Sitzen

Chrome

mühselig

Blumen

frei

Rom

Gefängniss

abstürzen

laufen

Tony Hawk

P 57

liegen

huckel

treppe

chillen

stufen

kalt

grenze

rutschen

spazieren gehen

Skatepark

P 58

Obdachlose

Altstadt

sitzen

Blumen

Höhenunterschiede

Monoment

Kleingarten

hübsch

Fußgänger

Lärm

P 59

grinden

vermeiden

ollie

entspannen

ollie

wheelie

drüber springen

sliden

drauf fahren

lifestyle

P 60

grinden

scheiße

aua

ausruhen

runter hüpfen

spielplatz

wallride/

eierschmerzen

schimpfende omas

cool

gebroche-

nes genick P 61

crocked

doof

kickflip

abhängen

stufen

skateplatz

5-0

boardslide

langweilig

leben

P 62

Bs Tailslide

scheiß Belag

8ter

Sommer

hoch

kommt drauf an

runter springen

jamie thomas

doof

gemeinschft

P 63

grinden

Mittagspause

Bs 180

chillen

gehen

Marienplatz

grinden

schwierig

nervig

Familie

P 64

grinden

Scheiß Flat

springen

Stadtpark

springen

line

Mongo (Trick)

grinden

Fußgänger/nervig

Leben

P 65

Feierabend

Gemütlichkeit

nach oben

Armeisen

Breit

belebt

verwittert

schnörkelig

sand

sommer

P 66

sitzen

schlechter Boden

springen

Picknick

stufen

Markt

Berlin

grinden

gemütlich

Leidenschaft

P 67

sitzen

hoppelig

anstrengend

grün

steigen

Raum

Bedrängnis

skateboarding

spazieren

cool

P 68

Liebespaar

Hamburg

Rom

Bayern

Paris

Ballon

Berlin

Arbeit

Fahrrad

Jungfernstieg

P 69

grinden

Mag ich nicht

springen

chillen

springen

Menschen

Sperre

sicherheit

skateboarding

spaß

P 70

grinden

schmerzen

springen

gehen

springen

stein

schräg/ grinden

springen

----

P 71

grinden

Bail

springen

schlafen

springen

Flat skaten

springen

grinden

push

42

Lebenseinstellung jungfernstieg

Skater

Nicht-Skater


Personen Erinnerungs-/ Wahrnehmungsprozesse städtebauliche Situation Aktivitäten

Personen Erinnerungs-/ Wahrnehmungsprozesse städtebauliche Situation Aktivitäten

Personen Erinnerungs-/ Wahrnehmungsprozesse städtebauliche Situation Aktivitäten



3.2 Bildassoziationen Tabelle Person

Neuer Wall

Ost-West Straße

P1

Rathaus

Beton

Hohe Bleichen

Gold Barren

Landungsbrücken

Schanzenpark

große Treppe

Kopfsteinpflaster

Rathausplatz

Mauer

Mümmelmanns-

Sarg

Hamburg

Friedhof

Architektur

puzzel

Marktplatz

diagonale

Skater

Nicht-Skater ca. 40 Jahre

berg P2

groß

guter Spot

Regen/depri

guter Spot

wasser

einsam

/

schlechter boden

Menschen

grinden

ca. 14 Jahre

P3

Rathaus

Skaten

Winter

Schnee

springen

Park

Handrail

schlechter Unter-

Markt

Schnee

ca. 15 Jahre

P4

Haus

curb

golden curb

guter Spot

5er set Landungs-

Park

10er

Boden

Rathausmarkt

curb

ca. 13 Jahre

P5

Skaten

grinden

Menschen

Schnee/Kälte

Springen

Hase

Berü. Skater der

Stein

Rathaus

Schnee/kein Skaten

ca. 15 Jahre

Scheiß Flat

Rathaus

Ruhe

ca. 14 Jahre

grund brücken dort gesprungen ist P6

springen

grinden

ghetto spot

kunst

Landungsbrücken

Winter

Benni (video utube)

P7

Weg

Hindernis

Fahrschule

Achtung rutschig

stufen

schön

Büros

moderne Kunst

Rathaus

Park/schön

ca. 35 Jahre

P8

Villa

Beton

Gebäude

Grab

Stufen

Winter

Treppen

Stein

Hamburg

Verwüstung

ca.20 Jahre

P9

alt

altar

winter

wasser

stein

Landschaft

kalt

Puzzel

stadt

kalt

ca. 45 Jahre

P 10

Schloß

grab

kalt

Bunker

fallen

schön

leer

mauer

trubel

schlittschuhe

ca. 50 Jahre

P 11

Platz (langweilig

Penner+Öttinger

nature meets City

was ist das?

tony hawk/grinden

winter

Treppen

Kopfsteinpflaster

"billige Version des

schnee

ca. 25 Jahre

Opernplatz Hannover" P 12 P 13

hochwertig schönes Haus

Pennertreff hässlich

deplatzierte

hässlich, aber prak-

Bäume

tisch

"""Architekten

Bausünde

hafenflair

totenstill

kalt/trist

Erholung

bitte des Landes

prominente Säule

Kopfsteinpflaster

"gewollt und nicht

alt

gekonnt"

viel Platz

verlassen

ca. 40 Jahre

"zugepflasterter

kalt/trist

ca.30 Jahre

Vorplatz"

verweisen""" P 14

leer/alt

Geldverschwendung

verschwendeter

warum?

abgenutzt

deprimierend

neu/modern

Boden

Rathausmarkt

zugewuchert

ca. 25 Jahre

P 15

Ruhe

Innovation, Kreati-

Wochenende

KZ, Panzer

"das Leben"

Freizeit/Erholung

"der Weg nach

Gefahr

Alltag

Trennung/DDR

ca. 50 Jahre

P 16

"hässliche Kübel,

"Maschine mit Ein-

unnötig, deplat-

Skaterrampe?

Tristesse

englischer Park

unpassend

toll

"grau, kalt, Men-

Ruhe

ca. 45 Jahre

schönes Haus"

zelteilen"

ziert

"nett, regelmäßig"

"zu gewollt,zu mo-

hübsch

sargähnlich

trostlos

Natur, grillen

klare Linien

unordentlich

pompös, imposant

ungepflegt

ca. 45 Jahre

moderner Platz

gut für Skaterboys

neues Geländer

suff Stolpergeländer

schicke Treppe

Lollistab

"gefährliches Gefäl-

chillen

ca. 20 Jahre

Platz vität

P 17

oben" schen flüchten"

dern" P 18

große Kübel

hinsetzen!!

le, keine Bänke" P 19

Statue

Müll

Tannenbäume

Goldbarren

Hamburger Hafen

Wiese

moderne Ar-

Muster

Hamburg im Winter

überwuchert

ca. 40 Jahre

Kopfsteinpflaster

Bürgerschaft

Vorsicht rutschig

ca. 30 Jahre

chitecktur P 20

schöne Blumenkäs-

dreckig

Platz

ten

Da setz ich mich

Landungsbrücken

Wintterlandschaft

Schöne Fassade

nicht hin

P 21

kahle Bäume

nicht viel los

grau

Schnee

Treppe am Hafen

Park

triste Säulen

Vogelperspektive

Rathausplatz

nicht schön

P 22

Flat

Curb

Spot

die Curb range-

fünfer Set am Hafen

Schneeballschlacht

schwierige Treppe

kann man nicht

nicht gut zum

Curb

ca. 20 Jahre

zum Springen

drauf fahren

Fahren

P 23

gut zum Skaten

grinden

schlechter Boden,

auch gut zum grin-

gut zum springen

öde

10er Set

mieser Boden

Rathaus

grinden

ca. 15 Jahre

aber gute Curb

den, aber nicht im

zoomt

ca. 25 Jahre

Winter

45


Person

Neuer Wall

Ost-West Straße

Hohe Bleichen

Gold Barren

Landungs-

Schanzenpark

große Treppe

brücken P 24

guter Boden

sliden

grinden

Goldbarren zum

springen

Kopfstein-

Rathausplatz

im Sommer chillen

springen

schlechter Boden

Platz

Skaten P 25

schönes Gebäude

wo ist das?

Innenstadt nah

ein Sarg?

Mauer

Skater

kann man drauf

ca. 20 Jahre

Nicht-Skater

pflaster skaten

Treppen?

malerrisch

Wo ist denn das?

Sand zwischen den

Innenstadt

Wildwuchs

Rathausplatz

curb

ca. 20 Jahre

Steinen P 26

war ich noch nicht

super zum grinden

viele Curbs

Curb

auch mal was zum

Schnee

springen

Springen P 27

runder Dachgiebel

Betonklotz

langweilig

viele Taxen!

U-Bahn Station Lan-

nicht gut zum

ca. 30 Jahre

skaten Park

Treppe

nichts sagend

Rathaus

Schneeboden

ca. 30 Jahre

Interessante Fas-

Kopfsteinpflaster

Altstadt

langweilig

ca. 35 Jahre

dungsbrücken P 28

viele Blumentöpfe

Bauminseln

große Tannenbäu-

Messing

Dreck am Rand

Wiese

me P 29

kann man Skaten

cool

mittelmäßiger

sade ganz gute Curb

Set zum Springen

nichts los!

schwieriger Spot

scheiß Boden

Weihnachtsmarkt

curb

ca. 20 Jahre

Friedhofstimmung

nichts los hier

mal ein wenig "grün"

grau

früher

Hamburgszentrum

verlassen

ca. 40 Jahre

der Sarg dazu!

Hafenrundfahrt

Wiese mit Schnee

modern

Boden

Rathausmarkt

vergessen

ca. 30 Jahre

eine gute Curb

Stufen zum Sprin-

Abendspaziergang

leer

Kopfsteinpflaster

Rathausmarkt

Curb

Spot P 30

ruhig

leer

auch nicht so viel los!

P 31

versteckt

Müll auf dem Boden

P 32

springen

grinden

Friedhof in der Stadt? grinden

gen

46

ca. 30 Jahre


Personen Erinnerungs-/ Wahrnehmungsprozesse städtebauliche Situation Aktivitäten

Personen Erinnerungs-/ Wahrnehmungsprozesse städtebauliche Situation Aktivitäten

Personen Erinnerungs-/ Wahrnehmungsprozesse städtebauliche Situation Aktivitäten 47


48


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• Medienberichterstattungen • Folgeprojekte

Projekt Skatepark im Zentrum der Salesianer in Kapstadt

e) Zeitplan

bereits aquirierte Sponsoren / Spendengelder / Leistungen gedeckt durch Betrag

Projektphase I 15.04. - 22.04

Bau der Rampe im Institut der Salesianer

22.04. - 28.04.

Start der ersten Workshpos mit Straßenkindern

28.04. - 08.05.

Torben Oberhellmann vor Ort: Überprüfung des Projekts + Videodokumentation

08.05. - open

Beginn mit Projektphase II

11.06. - 11.07.

Überprüfung der Maßnahmen & Mediennutzung während der WM

11.07. - open

folgende Projektphasen

f) PR / Medienarbeit • Initiative PR- und Medienarbeit über • Presseverteiler: lokale, nationale und internationale Adressaten • Premium-Medienkontakte (persönliche Kontakte) • Fokus: TV-Redaktionen • Social Media-Plattformen • Medienkooperationen • Lokale Medienkoop anstreben (WN-Blog über das Projekt, etc.) • skate-aid Supporterin Shary Reeves (TV Moderatorin) • Wunsch/ Ziel: Shary reist zur WM und nach Kapstadt – begleitet durch ein TV-/ Kamera-Team. Für optimale Beachtung in Medien und Öffentlichkeit. (Realisation und Kosten müssen noch geprüft werden.) • Erstellung einer Projektdokumentation zur öffentlichen Weitergabe und Vorführung g) Kalkulation Gesamtkostenaufstellung Projekt Skatepark im Zentrum der Salesianer in Kapstadt Baumaterialien

5.000,00 €

Arbeitskräfte

500,00 €

Skateboards & Zubehör

1.000,00 €

Versand Skateboards + Zubehör 1.500,00 € Unterkunft

170,00 €

Flug + Extragepäck

900,00 €

Miete Auto

200,00 €

Orga / Merketing / PR

1.000,00 €

Gesamtkosten

10.270,00 €

bereits gesicherte Finanzierung 58

Kostenübernahme durch

Skateboards & 1.000,00 € Zubehör

skate-aid

Versand Skate- 1.500,00 € boards + Zubehör

DHL

Unterkunft

Mylife

170 €

Orga / Merke- 1.000,00 € ting / PR

Fördersumme Deutsche Bank

Baumetarialien

5.000,00 €

Don Bosco ???

bestätigte Finanzierung

8.670 €

Arbeitskräfte

500,00 €

Flug

900,00 €

Miete Auto

200,00 €

Fehlbetrag

1.600,00 €

Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf ca. 10.270€. Im Vorfeld konnten bereits Leistungen in Höhe von 8670€ akquiriert werden. Für den offenen Betrag in Höhe von 1.600€ werden noch weitere Sponsoren gesucht. Sollten sich diese wiedererwartend nicht finden lassen, hat skate-aid zugesagt den offenen Betrag zu übernehmen. h) Sponsoren Im Vorfeld konnten bereits folgende Spendengelder oder Leistungen akquiriert werden: DHL hat als einer der Hauptunterstützer von skate-aid zugesagt, die Pakete mit Skateboards, Schutzausrüstungen, etc. kostenfrei zu versenden. Wert: ca. 1500€ In der Auschreibung der Initiative der Deutschen Bank „Hilfe für Helfer“ konnten sich das Projekt durchsetzen und hat eine Fördersumme in Höhe von 1000€ erhalten. Sponsoren wie diese entscheiden, wie die Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit verbringen. be a part. - help across the board! Kurzfristige Änderungen bei dem Projekt sind möglich. Diese werden nach besten Wissen und Gewissen für die Erreichung unserer Ziele geprüft und entsprechende Maßnahmen getroffen. Ihre Spende zählt Helfen Sie uns dabei, denn nur durch Ihre Unterstützung können wir etwas bewegen, Kindern ohne Kindheit ein Stück Lebensfreude und Zuversicht er


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