KINO DER ORTE 1 Laurenzerberg–Keller 15. & 16. Februar 2012 Laurenzerberg 2, 2. UG, 1010 Wien Schauplatz der ersten KINO DER ORTE-Session ist ein klassischer Alt-Wiener Keller im historischen Laurenzerberg-Komplex. Im 13. Jahrhundert wurde hier im ältesten Teil des noch erhaltenen Gebäudes ein Beguinenkloster als Zusammenschluss frommer Frauen gegründet. 1875 zog die k & k Postverwaltung ein, die in dem Gebäude mit der Einführung der Wiener Rohrpost am ersten März ein Rohrpostamt mit Luftspeicher errichtete. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Laurenzerberggebäude durch Bombeneinschläge schwer beschädigt. 1991 erfolgte die Sanierung rund um den historischen Klosterkern. Der alte, mehrstöckige Keller im historischen Herzen Wiens wurde in originaler Form revitalisiert und dient heute als edles Weindepot.
Laurenzerberg Keller
Filmdok.WIEN | Die vielen Gesichter der Unterwelt MI 15.2.2012, 20:00 Die unterirdischen Räume einer Großstadt erwecken vielfach Assoziationen, die mit Subkultur, Unterwelt, Verbrechen und Tod, aber auch mit Armut, Obdachlosigkeit und Ausgrenzung in Verbindung stehen. Erst mit der Errichtung unterirdischer Infrastrukturen, wie dem Kanal-, Telekommunikations- oder Verkehrsnetz wandelte sich das Image der städtischen Tiefenräume. Die in den Tiefen der Metropole angesiedelten Schattenwelten bleiben eher ausgeblendet. Filmtauglich scheinen einzig die erfolgreichen Gesetzeshüter. Kriminalität wird immer nur aus deren Blickwinkel betrachtet. Ein Hauch von Schauer ist mitunter möglich, wer die Kontrolle inne hat, ist aber unbestritten. Die Unterwelt bleibt unsichtbar, ist visuell nicht fassbar. Ein anderer »Unort« wird 1949 zu einem der prominentesten nach außen projizierten Räume Wiens – das Kanalsystem. Schwarzmarkt und Verbrechen, Kalter Krieg und Displaced Persons werden durch THE THIRD MAN zu den Synonymen für das Nachkriegswien. Als Drehscheibe zwischen Ost und West erhält Österreichs Hauptstadt ein neues, über Spionagefilme transportiertes »Suspense-Image«. Eine Aufnahme von den Dreharbeiten zu Carol Reeds Klassiker ist erhalten. Das Leben im Kanal selbst ist jedoch leidlich dokumentiert. Ende der 1960er-Jahre wird der Wiener Untergrund als Verkehrsraum erschlossen. Mit der Errichtung eines U-Bahn-Netzes kann die Beschleunigung des öffentlichen Verkehrs vorangetrieben werden. Dieses städtische Prestigeprojekt ist im Detail filmisch dokumentiert: Baubeginn, Zwischenergebnisse, Teilstück- und Stationseröffnungen. Neben dem zweideutig betitelten Werbefilm WIEN UNTEN DURCH, ist auch ein absurd-skurriles Frühwerk der Regisseurin Karin Brandauer zu sehen: DER VAMPIR, DER AUS DER U-BAHN KAM.
Programm POLIZEIMUSEUM A 1933 s/w, Ton, 2,5 Minuten
AUTODIEBSTAHL A 1947 s/w, Ton, 1,5 Minuten
100 JAHRE ÖSTERREICHISCHES KRIMINALBEAMTENKORPS A 1952 s/w, Ton, 1,5 Minuten
EIN NEUES LABORATORIUM FÜR ÖSTERREICHS KRIMINALPOLIZEI A 1962 s/w, Ton, 1 Minute
CAROL REED FILMT IN ÖSTERREICH FÜR »DER DRITTE MANN« A 1948 s/w, Ton, 1 Minute
TELEVISION: DAS PROGRAMM IM KANAL A 1976 s/w, Ton, 2 Minuten
DAMIT WIEN SAUBER BLEIBT A 1977 s/w, Ton, 1,5 Minuten
WIENER U-BAHN-BAU GEHT ZÜGIG VORAN A 1972 s/w, Ton, 1,5 Minuten
WIEN UNTEN DURCH A ca . 1970 Farbe, Ton, 32 Minuten
DER VAMPIR, DER AUS DER U-BAHN KAM A 1975 Farbe, Ton, 30 Minuten 52 Sekunden
Kuratorin: Karin Moser
Carol Reed filmt in Österreich für DER DRITTE MANN, A 1948
CinemaSessions | Untergrund DO 16.2.2012, 20:00 Der Untergrund als Metapher für das zwielichtige Leben in der Halbwelt: Der Kriminalfilm ACHTUNG! KRIMINALPOLIZEI! geht einer Sensationsmeldung in der Boulevardpresse nach: Eine Gefängnisärztin ist angeklagt, weil sie einer Gefangenen für eine Nacht die Flucht in die Freiheit ermöglicht hat. In seinem erstaunlichen Regiedebüt arbeitet Pál Sándor (Paul Sugar) mit starken Bildern und zeugt von der visuellen Kraft des späten Stummfilms. UN ATTENTAT SUR LA VOIE FERRÉE ist eine Pionierleistung des frühen Films. Dieser Katastrophen- und Kriminalfilm zeichnet sich durch eine – für diese Zeit – beachtliche Länge aus, erzählt in parallelen Handlungssträngen und fasziniert durch Anklänge an das Suspense- und Action-Kino. Die Technik der Virage, die monochrome Einfärbung des Filmbildes, wird in UN ATTENTAT SUR LA VOIE FERRÉE beispielhaft demonstriert und kumuliert in einem dramatischen, feuerroten Finale. In 12 EXPLOSIONEN detonieren Feuerwerksexplosionen im nächtlichen, leeren Wien. Die anarchistischen Attentäter aus UN ATTENTAT SUR LA VOIE FERRÉE treffen auf die unsichtbaren Pyromanen in Johann Lurfs Experimentalfilm und belegen eines: die Wahrnehmungsmaschine Kino läuft auch nach hundert Jahren nach ähnlichen Mechanismen.
Programm RABMADÁR / ACHTUNG! KRIMINALPOLIZEI! H/D 1929 REGIE Pál Sándor BUCH Lajos Lázár, Walter Reisch Deutsche Zwischentitel, 79 Minuten
UN ATTENTAT SUR LA VOIE FERRÉE / EISENBAHNATTENTAT F 1906 stumm, viragiert, Deutsche Zwischentitel, 6 Minuten
12 EXPLOSIONEN A 2008 KONZEPT UND REALISATION Johann Lurf KAMERA Mark Gerstorfer, Andi Winter, Lorenzo Wasner FORMAT Farbe, Ton 6 Minuten
Musik: dd »Dieter« Kern (Schlagzeug) und Philipp Quehenberger (Keyboards, Elektronik) Kurator: Karl Wratschko
Achtung Kriminalpolizei, H/D 1929