Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

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filmheft

#13a

METRO Kinokulturhaus Programm November 2014 bis J채nner 2015

Retrospektive Gustav Ucicky Filme von 1921 bis 1960

Zwischen Propaganda und Unterhaltung Symposium Gustav Ucicky

Benshi erz채hlt Japanische Stummfilmtage

www.metrokino.at


AUFRUHR IN DAMASKUS, D 1939

BAKUDAN HANAYOME, J 1932


Inhalt Programm November 2014 bis J채nner 2015

Editorial

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Retrospektive Gustav Ucicky

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Filme von 1921 bis 1960

20. November 2014 bis 11. J채nner 2015

Nitrofieber

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Gustav Ucicky. Magier der Kamera

27. November 2014

Symposium Gustav Ucicky

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Zwischen Propaganda und Unterhaltung

22. und 23. November 2014

Benshi erz채hlt

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Japanische Stummfilmtage

1. bis 7. Dezember 2014

Spielplan

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Club

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Infos

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BIS WIR UNS WIEDERSEH’N, BRD 1952

TAKI NO SHIRAITO, J 1933


Editorial Nahezu idealtypisch verlief die Karriere des Wiener Kameramanns und Filmregisseurs Gustav Ucicky (1899–1961) entlang der wichtigsten Zäsuren der österreichischen Filmgeschichte von der k.k.-Ära bis in die Nachkriegsjahre. In einem nach seinem Tod veröffentlichten Nachruf lobt man seine langjährige Treue zur deutschsprachigen Filmwirtschaft, seine routinierte Kunstfertigkeit und sein freundliches Wesen. Seine Filme im Dienste der NSPropaganda werden kommentarlos zitiert und erst Jahrzehnte später kritischer Betrachtung unterzogen. Diese auszublenden, wie es die österreichische (Film)Geschichte lange versuchte, ist ebenso falsch wie der Versuch, Ucicky nur auf die Produktionen aus diesem Zeitraum reduzieren zu wollen. Seine Karriere begann 1919 und dauerte bis 1960, repräsentiert also einen wesentlichen Zeitraum deutschsprachiger Kinematographie. Ucicky verkörpert den Prototyp des Operateurs, der sich von den limitierten Möglichkeiten des statisch fixierten Aufnahmegeräts der 1910er-Jahre hin zu den immer ausgefeilteren bildsprachlichen Möglichkeiten der nun beweglich gemachten Kamera der 1920er-Jahre entwickelte, als neue Schnitttechnik und Ausleuchtung erste künstlerische Höhepunkte der Kinematographie ermöglichten. Seine Regiearbeiten bauen auf emotionale Effekte und bewusst subjektiv gehaltene Personencharakterisierung, in denen zumeist persönliche Opferbereitschaft im Dienste patriotischer Ideale gehuldigt wird. Das Werk von Gustav Ucicky heute wieder zu betrachten lädt ein, Bildsprache richtig lesen zu lernen. Beschönigung ist unangebracht, eine kritische Neubetrachtung seiner Person und Arbeit dagegen längst überfällig.

Durch umfassende Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten lässt sich das Œuvre Ucickys nun erstmals in repräsentativer Form ausstellen. Ein Symposium sowie eine ausführliche Publikation erweitern den Blick auf seine Filme, die immer wieder auch über den Wirkungsradius des Mediums hinaus auf die äußeren Konturen und inneren Konstruktionen des Landes selbst verweisen. In diesem Sinn sind die Arbeiten Ucickys nicht nur teilweise prägende Einträge in die Filmgeschichte, sondern auch Erzählungen zur Mentalitäts- und Zeitgeschichte Österreichs. Ermöglicht wurde dieses Projekt der kritischen Aufarbeitung und Veröffentlichung des filmischen Werkes von Gustav Ucicky, unehelicher Sohn Gustav Klimts, durch die Klimt-Foundation, die von seiner letzten Ehefrau Ursula Ucicky gegründet worden ist. Bilder lesen, erzählen, ausdeuten und sogar verkörpern, repräsentiert das Phänomen der Benshi: Japanische Kinoerzähler, die den Figuren auf der Leinwand ihre Stimme leihen. Ihnen ist ein weiterer Programmschwerpunkt gewidmet, auch an ihrem Beispiel lässt sich der Umgang mit Bildmedien unterhaltsam studieren. Sie öffneten das Kino nicht nur für das Publikum, sondern auch für Filmschaffende wie Akira Kurosawa, dessen Bruder als Benshi arbeitete. In diesem Sinne: Man sieht und liest sich im Metro Kinokulturhaus. Ernst Kieninger, Günter Krenn

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Retrospektive Gustav Ucicky Filme von 1921 bis 1960


20. November 2014 bis 11. Jänner 2015

Professionalist und Propagandist Der Kameramann und Regisseur Gustav Ucicky Gustav Ucicky ist mehr als nur irgendein Name im deutschsprachigen Film der 1920er- bis 1950erJahre. Aber: wer war er – und war er überhaupt wer? In Erinnerung ist er als ein Regisseur ohne eigene Handschrift, ein technisch versierter Allrounder ohne Eigenschaften und ohne künstlerisches Geheimnis. Berühmt war er zeitweise als Regisseur »seiner« Stars: Hans Albers, Heinrich George, Paula Wessely. Verrufen ist er bis heute dafür, dass er für Goebbels 1941 HEIMKEHR gedreht hat, den vielleicht »besten«, jedenfalls effektivsten und besonders perfiden unter den nationalsozialistischen Propagandafilmen. Wenig bekannt sind Ucickys freche und provokative Stummfilme, weithin vergessen die nach 1945 gedrehten Genrestücke, die in ihrer Gesamtheit eine Chronik des in den Wirtschaftswunderjahren herrschenden Zeitgeschmacks bieten. Dass ein neuer, nicht unbefangener, aber doch unverkrampfter Blick auf Ucickys Filme längst überfällig ist, wird erst in der Zusammenschau recht deutlich. Sein Leben lang hat sich der uneheliche und vom Vater weitgehend ignorierte Sohn Gustav Klimts eigentlich nur für eines interessiert: für Frauen, die sich in existenzieller Not vor schwierige Entscheidungen gestellt sehen und sich zu behaupten wissen, den Mut aufbringen, ein unkonventionelles Leben zu leben und im Zweifelsfall auch ohne den Beistand ihrer um große Worte nie, um hilfreiche Taten aber fast immer verlegenen Männer auszukommen. Ucicky hat es in ganz erstaunlichem Ausmaß geschafft, dieses Interesse an starken Frauen, alleinerziehenden Müttern und rebellischen Töchtern, als von zufälligen Aufträgen

abhängiger Regisseur im arbeitsteiligen Studiosystem zu verfolgen und es in filmische Variationen zum Thema umzusetzen. Dabei war ihm ein unprätentiöses, von Egomanie freies Verständnis seiner Rolle als Regisseur von Nutzen, in dem von Fall zu Fall, Film zu Film entschieden wurde, mit welchen Mitteln ein Buch sich optimal ins Bild setzen ließ. Das sind nicht immer die Mittel gehobenen Geschmacks. Soweit es Triviales und Sentimentales betraf, kannte Ucicky keine Berührungsängste, und auch zur Herkunft des Films aus dem Jahrmarktsmilieu mit seinem bunten Strauß an Attraktionen hat er sich ein herzliches Verhältnis bewahrt, ganz gleich, ob es sich um wilde Tänze oben ohne, Lipizzaner oder Philharmoniker handelte. Und Gustav Ucicky war ein Opportunist, der sich von den Nazis in Dienst nehmen ließ und ihnen zuverlässig Qualitätskino mit großem Publikumszuspruch lieferte. Dafür dass das mit Prädikaten und Preisen versehene Ergebnis auch politisch nach Wunsch ausfiel, bot er allerdings keine Garantie. Denn die Gelegenheit, nach welcher der Opportunist Ucicky süchtig war, bestand in der Möglichkeit, interessante Geschichten auf die Leinwand zu bringen. Darum haftet seiner Produktion mitten im Stromlinienförmigen des Unterhaltungsbetriebs ein Moment der Unberechenbarkeit und des mit propagandistischen Botschaften Inkommensurablen an, das immer wieder wechselnde Gestalt annimmt und das immer wieder neu zu entdecken auch dem heutigen Betrachter bleibendes Vergnügen bereiten kann. Christoph Brecht

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FRAU DOROTHYS BEKENNTNIS Michael Kertesz, A 1921 KAMERA Gustav Ucicky, Nikolaus Farkas, Eduard von Borsody MIT Lucy Doraine, Alfons Fryland, Otto Tressler, Kurt von Lessen LÄNGE 61 Minuten FORMAT 35mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Do 11. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Des Gattenmordes angeklagt, wird die aus der britischen Upper Class stammende Protagonistin im Gerichtssaal von der traumatischen Erinnerung an ihre Ehe mit einem kriminellen Hochstapler eingeholt. Das dient als Vorwand, in einer langen Rückblende die Exzesse des Verschwenders auf die Leinwand zu bringen: eine orgiastische Party im Park, Glücksspiel, Pferde- und Autorennen. Ucickys Kamera gelang es, das »mit Wiener Mitteln« nachgebaute »englische Milieu in puncto Bauten, Landschaften und Typen vorzüglich festzuhalten. […] Die Photographie, mit neuartigen Beleuchtungseffekten arbeitend, ist ausgezeichnet.« (Kinematograph) (cb)

SODOM UND GOMORRHA Michael Kertesz, A 1922 BUCH Ladislaus Vajda, Michael Kertesz KAMERA Gustav Ucicky MIT Georg Reimers, Michael Varkonyi, Lucy Doraine, Walter Slezak, Erika Wagner LÄNGE 91 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Nach dem Vorbild von D. W. Griffiths INTOLERANCE werden hier gleich drei Geschichten aus

Sa 13. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Gerhard Gruber

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der Geschichte aufgeboten: Eine modern story aus dem England der Gegenwart dient als Rahmenhandlung für die alttestamentarischen Orgien und Zerstörungsszenarien beim Untergang der Stadt Sodom und für vergleichbare Szenen, die von der Rebellion gegen eine altassyrische Königin erzählen. Wo man hinkommt, tritt die Sünde als Femme fatale auf, doch am Ende war alles nur geträumt. Schon Griffith hatte sein Publikum überfordert. Kertesz bot im Versuch, das Vorbild zu überbieten, erst recht brachiales Überwältigungskino. Ein Klassiker der am Wiener Laaerberg gedrehten Wiener Monumentalfilme. (cb)


DER JUNGE MEDARDUS Michael Kertesz, A 1923 BUCH Ladislaus Vajda KAMERA Eduard von Borsody, Gustav Ucicky MIT Michael Varkonyi, Anny Hornik, Julius Szöreghi, Agnes Esterhazy, Michael Xantho LÄNGE 88 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Di 23. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner

Der JUNGE MEDARDUS spielt im Jahr 1809 und zeigt Wien im Abwehrkampf gegen Napoleon – Kertesz bereitete dieses Drama von Arthur Schnitzler fürs Kino auf und Béla Bálasz wirbt wie folgt: »In diesem Kertesz-Film können sie nun studieren, was spezifischer österreichischer Regiestil ist. […] Es ist vor allem dieses wunderbare Romantisch-Pittoreske der Bilder. Ein Tumult von Schatten und Lichtern in der Tiefenperspektive […], der von dem unharten, samtenen Pathos des Wiener Spätbarocks herzukommen scheint. […] Der Wiener Regisseur stilisiert sein Motiv nur mit Beleuchtung, malt nur mit dem Apparat. […] Dieser Film enthält wahrscheinlich das größte und schönste Kriegsgemälde, das bisher die Kinematographie hergestellt hat.« (cb)

DIE LAWINE Michael Kertesz, A 1923 BUCH Ladislaus Vajda KAMERA Gustav Ucicky MIT Mathilde Danegger, Michael Varkonyi, Lilly Marischka, Mary Kid LÄNGE 67 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Mi 10. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Gerhard Gruber

Aus überschaubaren Liebeshändeln und schlichten Versprechungen am mütterlichen Totenbett wird rasch Mord und Totschlag. Am Ende richtet die Natur über den flüchtigen Verbrecher. – Parallel zu Arnold Fanck hat auch Kertesz das Hochgebirge für das Kino entdeckt und bis dahin ungesehene Bilder auf die Leinwand gebracht. Die Filmwelt schrieb: »Das Beste in diesem Film hat wohl der Photograph Uszizky [!] geleistet. Es wird hier eine Schneelandschaft in allen Phasen gezeigt, bei Sonnenschein, in der Nacht, in der Dämmerung, im Schneesturm, man sieht, mit welcher Lust und Sorgfalt gearbeitet wurde.« Und Béla Balázs notierte in Der Tag, dass es dieser Film mit den amerikanischen Höchstleistungen aufnehmen würde (cb)

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DIE SKLAVENKÖNIGIN Michael Kertesz, A 1924 BUCH Ladislaus Vajda KAMERA Gustav Ucicky, Max Nekut, Hans Theyer MIT Maria Corda, Arlette Marchall, Oskar Beregi, Adelqui Millar, Hans Marr LÄNGE 92 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Do 18. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Gerhard Gruber Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Die biblische Geschichte vom Exodus des Gottesvolkes wird hier um die ägyptische Sichtweise bereichert, wobei beide Perspektiven durch eine »interkulturelle« Liebesgeschichte zusammengebunden werden. Bei unvermindertem Aufwand in Filmarchitektur und Massenchoreografie kündigt sich in diesem einsträngig erzählten Historiendrama das Ende des österreichischen Monumentalfilmzeitalters an – mit einer seiner stärksten Leistungen. Ucickys Einsatz von Kameraverfahren wirkt wohldurchdacht; der Konflikt zwischen Herren- und Sklavenvolk wird auf allen Ebenen der filmischen Gestaltung entfaltet. Entstanden ist ein Monumentalfilm mit heute noch erstaunlichen Massenszenen, der mit amerikanischen Großproduktionen eines C. B. de Mille konkurrierte. (cb)

DAS SPIELZEUG VON PARIS Michael Kertesz, A 1925 KAMERA Gustav Ucicky, Max Nekut MIT Lily Damita, Hugo Thimig, Georges Treville, Eric Barclay, Theo W. Shall LÄNGE 114 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Sa 20. 12., 18.30 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner

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Ein österreichischer Film, der als der »beste französische« galt, den man je zu Gesicht bekommen hat. Der Film erzählt vom Aufstieg einer Tänzerin zum Star und ihrem Fall, an dem wie stets die Liebe zum falschen Mann schuld ist. Die Erfolgsgeschichte ist jedoch ebenso wie die melodramatische Wendung hauptsächlich Vorwand, um die Reize und tänzerischen Fähigkeiten der Hauptdarstellerin in immer neuen Variationen – vor allem vier ausgedehnten Tanznummern – vorzustellen. Ucicky hinter der Kamera war hier voll gefordert, galt es doch, den verschiedenen Choreografien durch Mittel der Bildgestaltung ein wechselndes und charakteristisches Profil zu verleihen. (cb)


CAFÉ ELEKTRIC, A 1927


DÜRFEN WIR SCHWEIGEN? Richard Oswald, D 1926 BUCH Richard Oswald KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Conrad Veidt, Walter Rilla, Elga Brink, Frieda Richard, Fritz Kortner LÄNGE 89 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Mo 22. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner

Was einmal geht, geht auch zweimal: Nur acht Jahre nach dem Erstdurchlauf legte Richard Oswald seinen pseudo-aufklärerischen Sexploitation-Schocker ES WERDE LICHT gleich noch einmal auf. Gewarnt wird, das ist der Vorwand, vor den Gefahren der Syphilis. Gespielt wird der Maler, dessen Absturz und Verfall wir miterleben, von dem großen Conrad Veidt – und das sollte Grund genug sein, den Film nicht zu versäumen. Aus Veidts Spiel vor Ucickys Kamera entspringen vor allem gegen Ende anrührende Einstellungen, die den physischen und psychischen Schmerz der Figur bis hin zur Agonie im Sterbebett sichtbar und fühlbar werden lassen. (cb)

FIAKER NR. 13 Michael Kertesz, A/D 1926 BUCH Alfred Schirokauer KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Lily Damita, Jack Trevor, Walter Rilla, Paul Biensfeld, Albert Paulig LÄNGE 88 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Di 9. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Gerhard Gruber Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

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Vor Jahren hat Carotin, der Kutscher des Fiakers Nr. 13, nachts ein verlassenes Kind aufgefunden. Inzwischen hat er Lilian als seine Pflegetochter großgezogen. Der Schwindler Tapin stößt durch Zufall auf Lilians wahre Identität als Tochter eines reichen Mannes und versucht, sich diesen Umstand zunutze zu machen, indem er das Mädchen verführt. Erst nach Irrungen und Wirrungen kann ihm das Handwerk gelegt werden und die wahre Liebe siegen. Auch diesem Kertesz-Gesellschaftsdrama ist der spezifische Ucickys-Touch eingeschrieben. (cb)


DER GOLDENE SCHMETTERLING Michael Kertesz A / D 1926 BUCH Adolf Lantz, Jane Bess KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Lily Damita, Jack Trevor, Hermann Leffler, Curt Bois, Kurt Gerron LÄNGE 82 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit engl. ZT

Mi 26. 11., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Lilian will unbedingt Tänzerin werden. Darunter leidet ihre Beziehung zum Pflegebruder Andy, die beiderseits auf mehr als geschwisterlicher Liebe beruht. Lilian verlässt das Haus und wird rasch berühmt. Der Millionär Aberdeen wird ihr Gönner und Förderer, doch Lilian fühlt sich immer noch zu Andy hingezogen. Dieser weist sie zurück, also gibt sie Aberdeen ihr Jawort. Die Folge ist ein schwerer Sturz bei ihrer als »Der goldene Schmetterling« benannten Tanznummer. Lilians Bühnenkarriere ist beendet. Aberdeen lässt sie jedoch nicht fallen, im Gegenteil, er nimmt sich vor, der wahren Liebe zu ihrem Recht zu verhelfen … (cb)

DIE PRATERMIZZI Karl Hans Leiter, Walter Reisch, Gustav Ucicky, Artur Berger, A 1927 BUCH Walter Reisch KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Anny Ondra, Igo Sym, Nita Naldi, Carl Goetz, Ferdinand Leopoldi LÄNGE 46 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

So 30. 11., 18 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner

Alles beginnt und endet im Prater. Ein junger Mann verliebt sich in Mizzi, die herzige Kassiererin der Grottenbahn »Zum Walfisch«, verfällt dann aber einer rätselhaften Ausdruckstänzerin. Als er deren dunklem Geheimnis auf die Spur kommt, erleidet er einen hysterischen Zusammenbruch und wird quasi zu ihrem Gefangenen. Am Ende will der entmannte Mann in der Grottenbahn Selbstmord begehen, da die Pratermizzi »seine einzige Liebe war.« Mizzi erscheint als Geist verkleidet in der Geisterbahn und rettet sein Leben. – Ein wildes Spektakel, angesiedelt im eindrucksvoll in Szene gesetzten alten Prater, als bunt viragierter Alptraum inszeniert und von Ucicky exquisit fotografiert. (cb) RETROSP EKTIVE GUSTAV UC IC KY

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CAFÉ ELEKTRIC Gustav Ucicky, A 1927 BUCH Jacques Bachrach KAMERA Hans Androschin MIT Igo Sym, Fritz Alberti, Marlene Dietrich, Willi Forst, Nina Vanna LÄNGE 79 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

So 21. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner

Im Tanzlokal begegnen sich Welt und Halbwelt: Der Film konfrontiert den zeitweiligen Aufstieg der Dirne Hansi mit dem Abstieg der Ernie Göttlinger, die als Großbürgerstochter den Verführungskünsten eines Zuhälters verfällt. Tatsächlich befanden sich die Stars Igo Sym und Nina Vanna bereits auf dem absteigenden, die Nebendarsteller Willi Forst und Marlene Dietrich auf dem aufsteigenden Ast. Nicht nur die Auftritte dieser beiden sind sehenswert. Ucicky erzählt zügig und ökonomisch, hält die Spannung hoch und erprobt erstmals Techniken symbolischer Verdichtung, die seinen Stil in Zukunft kennzeichnen sollten. (cb)

EIN BESSERER HERR Gustav Ucicky, D 1928 BUCH Thilde Förster KAMERA Franz Koch MIT Leo Peukert, Rita Roberts, Willi Forst, Fritz Kampers, Elisabeth Pinajeff LÄNGE 60 Minuten FORMAT DCP, s/w, stumm mit dt. ZT

Fr 12. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Florian C. Reithner

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Ein hochmodernes Mädchen aus besten Kreisen wählt unter allen möglichen Männern ausgerechnet – und mit Absicht – einen angejahrten Heiratsschwindler aus. Happy End. Auf Grundlage des gleichnamigen Lustspiels von Walter Hasenclever (1926) drehte Ucicky eine seiner wenigen Komödien. Die Aufgabe, die überaus gesprächige neu-sachliche Satire auf die moderne Sexualmoral in stumme Bilder zu übersetzen, meistert Ucicky, indem er auf krasse Typisierung und groteske Überzeichnung setzt. Außerdem sehenswert: der junge Willi Forst. (cb)


DER STRÄFLING AUS STAMBUL Gustav Ucicky, D 1929 BUCH Franz Schulz, Robert Liebmann KAMERA Karl Hasselmann MIT Betty Amann, Heinrich George, Paul Hörbiger, Willi Forst, Trude Hesterberg LÄNGE 93 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Mo 15. 12., 19 Uhr Live-Musikbegleitung Gerhard Gruber

Ucickys erstes Feature für und mit Heinrich George hat mit dem Orient nur von fern zu tun. Vielmehr geht es um den scheiternden Versuch eines zwielichtigen, aus Istanbul stammenden Geschäftsmanns, sich nach der Haft aus dem kriminellen Milieu zu lösen. Der gegen ihn gesponnenen Intrige fällt seine Liebe zu einer jungen Frau zum Opfer, die sich zuvor – die Wirtschaftskrise klopft an! – vergeblich als Vertreterin für Staubsauger versucht hat. Ihr Suizid per Gashahn wird von Ucicky ebenso drastisch in Szene gesetzt wie die Trauer ihres zu spät gekommenen Liebhabers. Erneut extrem schuftig: Willi Forst. (cb)

HOKUSPOKUS Gustav Ucicky, D 1930 BUCH Karl Hartl, Walter Reisch KAMERA Carl Hoffmann MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Willy Fritsch, Lilian Harvey, Oskar Homolka, Gustaf Gründgens, Otto Wallburg, Ferdinand von Alten LÄNGE 84 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mo 24. 11., 19 Uhr So 7. 12., 17 Uhr

Ein Maler ist tot, seine Bilder gewinnen an Marktwert, doch dann wird seine Frau des Mordes an ihm angeklagt. Krimikomödie nach einem Bühnenstück von Curt Goetz mit gut geölter Mechanik, Lilian Harvey und Willy Fritsch als Eheund Traumpaar und einem bestens aufgelegten Ensemble, das den ganzen Spaß nicht allzu ernst nimmt. Nur Gustaf Gründgens hält als Staatsanwalt die Spannung so lang wie möglich aufrecht. Ucickys Regie passt sich den dramaturgischen Einschränkungen, denen der Tonfilm in dieser Frühphase unterliegt, geschmeidig an und wartet auch mit einigen schönen Bildeinfällen auf. (cb)

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DAS FLÖTENKONZERT VON SANSSOUCI Gustav Ucicky, D 1930 BUCH Walter Reisch KAMERA Carl Hoffmann MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Otto Gebühr, Renate Müller, Hans Rehmann, Raoul Aslan, Carl Goetz LÄNGE 85 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Fr 21. 11., 18 Uhr

Wie der Große Friedrich einmal zu Abend aß, Flöte spielte, eine Ehe rettete und einen Krieg anfing … Dank der kongenialen Zusammenarbeit des Autors Walter Reisch mit dem Regisseur Ucicky wartet der erste Tonfilm in der PreußenSerie der Ufa mit einem »Alten Fritz« aus dem Geist des Rokoko auf und einem Potsdam mit Anhauch von Wiener Esprit, das Ganze verpackt in eine durchaus spannende Spionagegeschichte mit Verfolgungsjagd hoch zu Ross. Ex post ist die hier erfolgte Privatisierung des Politischen als besonders raffiniertes Manöver der Rechten, wenn nicht gar der Nazis verdächtigt worden – wie man sich leicht überzeugen kann, zu Unrecht. (cb)

MENSCH OHNE NAMEN Gustav Ucicky, D 1932 BUCH Robert Liebmann KAMERA Carl Hoffmann MUSIK Allan Gray MIT Werner Krauß, Helene Thimig, Maria Bard, Fritz Grünbaum, Hertha Thiele LÄNGE 87 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

So 30. 11., 16 Uhr Mi 3. 12., 19 Uhr

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Posttraumatischer Stress frei nach Balzacs Oberst Chabert: Der 1916 an der Ostfront verschollene Fabrikant Heinrich Martin erwacht 15 Jahre später in Sibirien aus der Amnesie. Nach Berlin zurückgekehrt, findet er sich für tot erklärt und außerstande, seine Identität zu beweisen. Seine Frau und sein bester Freund, längst miteinander verheiratet, verweigern ihm die Anerkennung. Der Kampf gegen die Windmühlen der Bürokratie bleibt vergeblich. Nur der Zuspruch neuer Freunde von »ganz unten« hält Martin aufrecht … Bemerkenswertes Drama um die Frage, was Identität ausmacht, mit einem hervorragenden Werner Krauß. (cb)


Die KULTURL: http://derStandard.at/Kultur


MORGENROT Gustav Ucicky, D 1933 BUCH Gerhard Menzel, Leo de Laforgue KAMERA Carl Hoffmann MUSIK Herbert Windt MIT Rudolf Forster, Adele Sandrock, Fritz Genschow, Camilla Spira, Paul Westermeier LÄNGE 81 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

So 23. 11., 19.30 Uhr Symposium Gustav Ucicky Di 2. 12., 19.30 Uhr

Weder ein Antikriegsfilm à la IM WESTEN NICHTS NEUES noch ein Propagandastreifen im Sinne der Wehrertüchtigung. Vielmehr ist in MORGENROT bereits die gesamte Topik von Jagdfieber, Duell über und unter Wasser und klaustrophobischer Hysterie angelegt, die alle kommenden U-Boot-Dramen variieren sollten. Im Ausland viel bewundert und durch kriegskritische Dialoge an der Heimatfront austariert, widerfuhr Ucickys erster Zusammenarbeit mit dem Autor Gerhard Menzel das Schicksal, genau zur »Machtergreifung« der Nazis auf den Markt zu kommen und prompt von ihnen vereinnahmt zu werden. (cb)

FLÜCHTLINGE Gustav Ucicky, D 1933 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Fritz Arno Wagner MUSIK Herbert Windt MIT Hans Albers, Käthe von Nagy, Eugen Klöpfer, Ida Wüst, Veit Harlan LÄNGE 81 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Sa 6. 12., 17 Uhr Di 16. 12., 19 Uhr

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6. August 1928: Das chinesische Harbin wird von schweren Unruhen erschüttert. Dem als Putschist aus Deutschland verstoßenen Offizier Arneth (Hans Albers) als Führer und der ebenso kessen wie patenten Kristja (Käthe von Nagy) als seine Gefährtin ist aufgegeben, eine Gruppe (von Bolschewisten verfolgter) Wolgadeutscher in Richtung Heimat zu steuern, was in allerletzter Minute auch gelingt. Gut gemacht, spannend. Wer Nazi-Propaganda sucht, wird fündig werden. Ein heutiger Betrachter wird sich allerdings eher an aktuelle Konflikte erinnert fühlen, denen die Welt tatenlos zuschaut. (cb)


DER JUNGE BARON NEUHAUS Gustav Ucicky, D 1934 BUCH Gustav Ucicky, Gerhard Menzel KAMERA Friedl BehnGrund MUSIK Alois Melichar MIT Käthe von Nagy, Viktor de Kowa, Christl Mardayn, Hans Moser, Rudolf Carl LÄNGE 95 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Fr 21. 11., 16 Uhr Mo 29. 12., 16.45 Uhr

Wien, Rokoko. Als leichtgewichtiges, aber in Stil und Tonfall reizvoll kontrastierendes Seitenstück zum FLÖTENKONZERT VON SANSSOUCI mit einer frühen Paraderolle für Hans Moser als komischer k.u.k. Ofenheizer Stöckel. Die Handlung ist vage erotische Nebensache und endet schließlich doch im sicheren Hafen der Ehe. Im fürstlichen Ambiente der Spanischen Hofreitschule wird am Ende die Verlobung des Liebespaars von Kaiserin Maria Theresia höchstselbst zelebriert. (cb)

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

DAS MÄDCHEN JOHANNA Gustav Ucicky, D 1935 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther Krampf, Herbert Stephan MUSIK Peter Kreuder MIT Angela Salloker, Gustaf Gründgens, Heinrich George, René Deltgen, Erich Ponto LÄNGE 87 Minuten FORMAT 35mm, s/w. dt. OF

Fr 28. 11., 19 Uhr So 14. 12., 19 Uhr

Von Goebbels als Ausstellungsstück für die Leistungsfähigkeit des neuen deutschen Kinos veranlasste Haupt- und Staatsaktion mit hohem production value und glänzender Besetzung. Rückblickend scheint erstaunlich, dass der Film in dieser Form zustande kam, steht doch nicht die Jungfrau als naiv gläubige Retterin der Nation im Mittelpunkt, sondern der von Gustaf Gründgens virtuos verkörperte machiavellistische König, der Johannas Martyrium bedenkenlos in Kauf nimmt, um ein nationales Symbol zu gewinnen. (cb)

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SAVOY-HOTEL 217 Gustav Ucicky, D 1936 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Fritz Arno Wagner MUSIK Walter Gronostay MIT Hans Albers, Brigitte Horney, Gusti Huber, Alexander Engel, Käthe Dorsch, René Deltgen LÄNGE 92 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mo 24. 11., 17 Uhr Do 25. 12., 17 Uhr

Hans Albers einmal anders: als Zimmerkellner aus Kasan und Mordverdächtiger in einem »Whodunit«. Mordopfer ist die von Brigitte Horney hinreißend verkörperte Femme fatale Nastasja. Verdächtig sind alle, die sie intim gekannt haben. Es hätte Gerhard Menzel nicht geschadet, einmal einen Krimi zu lesen, bevor er selber einen schrieb, und die russische Seele, die der Film dick aufträgt, schmeckt nach Rollmops. Dafür erhält man einen Ucicky in Hochform, der mit exzellentem Timing und viel Situationskomik ein glänzend aufgelegtes Ensemble dirigiert. (cb)

UNTER HEISSEM HIMMEL Gustav Ucicky, D 1936 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Fritz Arno Wagner MUSIK Theo Mackeben MIT Hans Albers, Lotte Lang, Aribert Wäscher, Alexander Engel, Bruno Hübner LÄNGE 101 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mo 8. 12., 19 Uhr Fr 26. 12., 16.45 Uhr

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Hans Albers, hanseatisch mit Mütze und in Uniform auf dem sicheren Boden eines Abenteuerfilms unter südlicher Sonne. Ein unschuldig in Not geratener Seekapitän wird in Schmuggelgeschäfte verwickelt und muss sich zugleich der Frau und des Kindes eines verstorbenen Kameraden annehmen. Mit Albers kontrastiert als wunderbar ordinäre Wiener Tänzerin die Kabarettistin Lotte Lang in ihrer einzigen großen Filmrolle – und das macht den Film ebenso sehenswert wie Aribert Wäscher als schurkischer Konsul nach Art der frühen Schwarzen Serie. Ufa-Genrekino at its best. (cb)


DER ZERBROCHENE KRUG Gustav Ucicky, D 1937 BUCH Thea von Harbou KAMERA Fritz Arno Wagner MUSIK Wolfgang Zeller MIT Emil Jannings, Friedrich Kayßler, Max Gülstorff, Lina Carstens, Angela Salloker LÄNGE 86 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Fr 21. 11., 20.30 Uhr Sa 29. 11., 17 Uhr

»Der Begriff Verfilmtes Theater schreckt mich nicht«, ließ Ucicky wissen, als er daran ging, Kleists Lustspiel in den originalen Blankversen und »nicht weniger als 529 Einstellungen« auf die Leinwand zu bringen. Dennoch kam verfilmtes Theater heraus. Ucicky hatte allerdings nur Emil Jannings dabei assistiert, einen lang gehegten Traum zu verwirklichen. Dessen Wunsch, das Volk am Klassiker zu bilden, schlug trotz seines fulminanten Auftritts in der Rolle des Dorfrichters Adam fehl: Das Volk wollte nicht. Goebbels, der den Film nicht wollte, war entzückt: Jannings werde »nun viel arbeiten und leisten müssen, um das wieder gutzumachen«. (cb)

FRAU SIXTA Gustav Ucicky, Paul May, D 1938 BUCH Anton Kutter KAMERA Hans Schneeberger MUSIK Herbert Windt MIT Franziska Kinz, Ilse Werner, Gustav Fröhlich, Eduard Köck, Heidemarie Hatheyer LÄNGE 103 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Di 2. 12., 16.45 Uhr Fr 5. 12., 19 Uhr

Eine seltsame Geschichte, nicht wirklich ein Heimatfilm. Der Film schrieb: »Es geht um die Seelenstärke einer Tiroler Bäuerin, einer Herrin auf der Scholle eines einsamen Posthalterhofes am Hochpass. Das Leben stellt sie, die schon Verwitwete, auf die große Probe, als sie ihr Herz einem Manne zuwendet […] Als er sich später von ihr zur Tochter wendet […], erhebt sich die Frau über alle Schwächen schmerzlichen Verzichts.« Die Tochter kriegt den treulosen Mann, die Mutter bleibt daheim unter Bergen; fraglich wer den besseren Teil erwählt hat. Ein ganz starker Auftritt von Franziska Kinz als Sixta. (cb)

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AUFRUHR IN DAMASKUS Gustav Ucicky, D 1939 BUCH Philipp Lothar Mayring, Jacob Geis KAMERA Oskar Schnirch, Paul Rischke MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Brigitte Horney, Joachim Gottschalk, Hans Nielsen, Friedrich Gnaß, Paul Westermeier LÄNGE 99 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

So 23. 11., 17.15 Uhr Symposium Gustav Ucicky Mo 1. 12., 19.30 Uhr

Ein Motto von Lawrence of Arabia, dazu reichlich Orient nach Karl Mays Rezept und ein einsames Fort in der Wüste. Dann wartet man in diesem Wüstenwestern vergeblich auf die Kavallerie. Sie kommt nicht. Auch Brigitte Horney in einer eingefügten Love Story kann die Stimmung kaum heben. Prosaischer als dieser 1918 spielende Film über die deutsche Niederlage auch in Syrien war noch kein Weltkriegsfilm ausgefallen. Auf den heutigen Betrachter wirkt AUFRUHR IN DAMASKUS erst recht wie ein Film von einem anderen Stern. (cb)

MUTTERLIEBE Gustav Ucicky, D 1939 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans Schneeberger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Käthe Dorsch, Paul Hörbiger, Wolf Albach-Retty, Hans Holt, Rudolf Prack LÄNGE 103 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mi 17. 12., 18.30 Uhr So 28. 12., 16.45 Uhr

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RETROSPEKTIVE GUSTAV UCIC KY

Eigentlich ist MUTTERLIEBE ein Rührstück aus jener Retorte, in der Lohnschreiber Herz mit Schmerz zusammenrühren. Doch dank Gustav Ucickys spezieller Affinität für die Schicksale alleinerziehender Mütter wird daraus ein Charakterdrama mit großen, wahrhaft anrührenden Momenten und einem erstaunlich realistischen Blick für die Fähigkeit vom Leben beschädigter Kinder zu radikaler Undankbarkeit. Als am Ende angeblich alles gut wird, ist es irgendwie zu spät und Käthe Dorsch als Mutter Marthe nur noch ein Schatten ihres einstigen Selbst. (cb)


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DER POSTMEISTER Gustav Ucicky, D 1940 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans Schneeberger, Hannes Staudinger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Heinrich George, Hilde Krahl, Siegfried Breuer, Hans Holt, Erik Frey LÄNGE 88 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Do 20. 11., 19.30 Uhr Eröffnung So 7. 12., 19 Uhr So 11. 1., 17 Uhr

Wo Puschkin drauf steht, ist Gerhard Menzel drin: Eine Provinzschönheit wird mit falschen Versprechungen in die Stadt gelockt und in der High Society von Mann zu Mann gereicht. Als ihr Vater ihren Lügen nicht mehr glaubt, wird zum Schein eine Hochzeit arrangiert, doch Dunja verliert über der Scharade ihre große Liebe. Während der Papa zufrieden abreist, erschießt sie sich. – Wer Heinrich George in der Titelrolle nicht gesehen hat, hat Heinrich George gar nicht gesehen. Ucickys großes Verdienst liegt darin, dass der Film dennoch nicht zum Egotrip eines Virtuosen verkommt, sondern in jeder Hinsicht überzeugt. (cb)

EIN LEBEN LANG Gustav Ucicky, D 1940 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans Schneeberger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paula Wessely, Joachim Gottschalk, Maria Andergast, Lina Woiwode, Jane Tilden LÄNGE 94 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Di 30. 12., 16.45 Uhr Sa 10. 1., 16.45 Uhr Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

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Ein Wiener Baron, ein steirisches Mädel, drei Tage oben auf der Alm … Für den Mann geht danach alles weiter wie zuvor, für die Frau dagegen verändert sich mit der Schwangerschaft der ganze Lebensplan. Doch Agnes ist energisch, zupackend, selbständig – ganz die Wessely. Sie schlägt sich durch, arbeitet sich hoch, und nach dem Krieg stehen die Verhältnisse Kopf und der Mann sitzt im Rollstuhl. Kann jetzt die große Liebe inkl. Kleinfamilie kommen? – Der Film ist zunächst einmal ein Rührstück, doch werden die zwischen Mann und Frau ungleich verteilten Kosten der Leidenschaft aufgerechnet. (cb)


HEIMKEHR Gustav Ucicky, D 1941 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther Anders MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paula Wessely, Peter Petersen, Attila Hörbiger, Ruth Hellberg, Elsa Wagner LÄNGE 94 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Sa 22. 11., 17 Uhr Symposium Gustav Ucicky Im Doppelprogramm mit VERBOTENE FILME Di 25. 11., 18.45 Uhr

Die Idee, das Unternehmen »Heim ins Reich« in einem Propagandafilm zu verewigen, stammte von Goebbels persönlich. In Wien hat man lange gezögert und dann geliefert, was der Minister wollte. Es entschuldigt Ucicky nicht, wenn man darauf hinweist, dass der in HEIMKEHR beschworene Mythos von der Frau als Führerin, die dem Volk den Weg zurück ins Führer-Vater-Land zeigt, all seine geheimen Sehnsüchte ansprach. Es mag jedoch erklären, warum er – einmal bei der Sache – ein atemberaubend effektives Kinostück vorlegte, das auch als Lehrstück über die langsame Eskalation von Terror betrachtet werden kann. (cb)

SPÄTE LIEBE Gustav Ucicky, D 1943 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans Schneeberger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Attila Hörbiger, Paula Wessely, Fred Liewehr, Inge List, Erik Frey LÄNGE 95 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Do 4. 12., 16.45 Uhr Sa 3. 1., 16.45 Uhr

Wer auf Nummer Sicher geht, kommt häufig darin um. So auch hier: Eigentlich hätte ein mit dem Star-Ehepaar Wessely-Hörbiger besetztes Drama aus dem Fin de Siècle ein Selbstläufer sein müssen. Doch die Geschichte von der Vernunftehe zwischen einer adligen Porzellanmalerin und einem ruppigen Selfmademan aus der böhmischen Provinz entrollt sich verhalten und will sich erst recht nicht überzeugend in Liebe verwandeln. Ein stilvoller und atmosphärisch kontrastreicher Kostümfilm ist der Wien-Film gleichwohl auch hier gelungen. (cb)

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

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AM ENDE DER WELT Gustav Ucicky, D 1943 / 1947 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther Anders MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Brigitte Horney, Attila Hörbiger, Trude Hesterberg, Auguste Pünkösdy, Erik Frey LÄNGE 86 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

So 14. 12., 17 Uhr Fr 19. 12., 19 Uhr

Roberta bringt ihren Jugendfreund Michael mit ihrem unbedingten Wunsch, als Sängerin zu reüssieren, zunächst ins Gefängnis, dann holt sie ihn wieder heraus. Am Ende gehen beide zurück ans Ende der Welt, wo es nicht wirklich schön, aber halt doch am schönsten ist. Nach langem Hin und Her hat Goebbels den Film 1943 verbieten lassen. Die 1947 uraufgeführte Version war abermals umgeschnitten. Geblieben ist ein von Ucicky sicher inszenierter, ansehnlicher melodramatischer Heimatfilm, der den topischen Gegensatz von Gut (Land) und Böse (Stadt) bis zur Groteske ausreizt. (cb)

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

DER GEBIETERISCHE RUF Gustav Ucicky, D 1944 BUCH Erich Ebermayer KAMERA Günther Anders, Hannes Staudinger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Rudolf Forster, Maria Holst, Paul Hubschmid, Frieda Richard, Heinz Moog LÄNGE 85 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mi 3. 12., 17 Uhr

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Ein konventionelles, aber dennoch sehenswertes Ehemelodram. Ein berühmter Chirurg und Professor heiratet eine jüngere Kollegin. Als er erfährt, dass es sich bei seinem Patienten um den ehemaligen Geliebten seiner Gattin handelt, ringt er schwer mit sich. Am Ende folgt er dem Ruf der Pflicht, führt die lebensrettende Operation an seinem Rivalen durch und gibt seine Frau frei. Ucicky und seine Darsteller zaubern ein psychologisches Drama hervor, das anders ausgehen würde, wenn Männer nicht einerseits so narzisstisch und andererseits so überaus empfindlich wären. (cb)


DAS HERZ MUSS SCHWEIGEN Gustav Ucicky, D 1944 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther Anders MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paula Wessely, Mathias Wieman, Werner Hinz, Gerda Brunner, Lisl Kinast LÄNGE 88 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Sa 6. 12., 19 Uhr So 4. 1., 17 Uhr

»Leben um zu leben – das ist ein bisserl wenig …«, sagt Maxie Frey. Das Publikum des Kriegsjahres 1944 verstand, was das heißen sollte, und warum der Film ein kleines Rädchen an der »Front« des medizinischen Fortschritts in den Blick nahm. Deshalb wird jedoch aus Paula Wesselys bewegendem Auftritt in der Rolle einer Röntgenassistentin, die just in dem Moment, in dem sich privates Glück andeutet, Symptome der tödlichen Strahlenkrankheit an sich erkennt, keine Propagandalektion. DAS HERZ MUSS SCHWEIGEN gehört zu den besten Filmen Gustav Ucickys. (cb)

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

SINGENDE ENGEL Gustav Ucicky, A 1947 BUCH Rolf Olsen, Gustav Ucicky MUSIK Willy Schmidt-Gentner KAMERA Walter Riml MIT Käthe Dorsch, Gustav Waldau, Hans Holt, Inge Conradi, Gusti Wolf LÄNGE 99 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Di 25. 11., 16.45 Uhr

Wien, 1808. Ein Mann will gegen alle Widerstände einen Knabenchor gründen und erfindet die Sängerknaben. Der alte Haydn lächelt mild. Dazu singen die Sängerknaben. Der elfjährige Schubert fällt in die Donau, kann aber gerettet werden und noch 20 Jahre weiterkomponieren. Es spielen und singen die Sängerknaben, Haydn lächelt. Ein Kritiker sah zudem »packende Ausschnitte aus den Totenfeiern von Haydn, Schubert, Beethoven und Bruckner. Immer singen die Sängerknaben.« Zum Schluss im kriegszerstörten Stephansdom. Ein Film zur Lage der Nation, der Musik als Mittel für und gegen alles empfiehlt. Zeitgeschichtlich von Interesse. (cb)

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NACH DEM STURM Gustav Ucicky, CH / FL / A 1948 BUCH Peter Wyrsch, Gustav Ucicky, Mary Bancroft KAMERA Konstantin Tschet MUSIK Wal-Berg aka Robert Valberg MIT Marte Harell, Nicholas Stuart, Erwin Kalser, Leopold Rudolf, Adrienne Gessner LÄNGE 96 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mo 8. 12., 16.45 Uhr

Aus einem deutschen Arbeitslager schlägt sich nach Kriegsende die Konzertpianistin Barbara von Trentini in die österreichische Heimat durch. Im Vaterhaus sind amerikanische Soldaten unter Führung des Majors Michael Sinclair einquartiert. Man kommt sich näher, verlobt sich, da kehrt Barbaras totgesagter Jugendgeliebter schwer angeschlagen aus dem Krieg zurück. Zwischen Pflicht und Neigung hin- und hergerissen, sieht Barbara keine Zukunft und geht ins Wasser. Das Melodram vermittelt schlaglichtartig Einblicke in die Befindlichkeiten, Sehnsüchte und Ängste der Nachkriegszeit. (cb)

DER SEELENBRÄU Gustav Ucicky, A 1950 BUCH Theodor Ottawa, Alexander Lix KAMERA Hans Schneeberger, Sepp Ketterer MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paul Hörbiger, Heinrich Gretler, Aglaia Schmidt, Robert Lindner, Alma Seidler LÄNGE 99 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Fr 2. 1., 16.45 Uhr Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

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Don Camillo und Peppone auf Österreichisch ein humoristischer Heimatfilm in der Tradition des poetischen Realismus, der auf einer Novelle Carl Zuckmayers beruht. In der kleinen Welt eines Dorfes im Salzburgischen sind Priester und Gastwirt erbitterte Konkurrenten, müssen sich aber aus Sorge um ein junges Mädchen zusammenraufen. Das Mädchen wird groß und Sängerin, verliebt sich in einen musikalischen Aushilfslehrer und erhält schließlich den Segen beider Ersatzväter. Ein Film ohne große Konflikte mit einem grantigen Paul Hörbiger als reichlich ungütigem Priester. (cb)


© Großer Saal | Filmarchiv Austria, Alexi Pelekanos

Eines unserer Clubhäuser. Ö1 Club-Mitglieder erhalten im Metro Kinokulturhaus Ermäßigung. Sämtliche Ö1 Club-Vorteile finden Sie in oe1.orf.at


CORDULA Gustav Ucicky, A 1950 BUCH Max Mell, Gustav Ucicky KAMERA Hans Schneeberger MUSIK Joseph Marx MIT Paula Wessely, Attila Hörbiger, Jane Tilden, Alma Seidler, Erik Frey, Eduard Köck LÄNGE 103 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Sa 27. 12., 16.45 Uhr Mo 5. 1., 16.45 Uhr

Übelbach, ein ganz normales österreichisches Dorf, hat sich 1917 in ein Sündenbabel verwandelt. Mitten im Krieg wird hier wie in Friedenszeiten gefressen, gesoffen und gefeiert, das Gesetz wird missachtet, üble Nachrede und Verleumdung haben Hochkunjunktur. Nur die Magd Cordula, die ein uneheliches Kind erwartet und deshalb ausgegrenzt wird, bleibt integer. CORDULA , produziert von Paula Wessely, die auch die Titelrolle spielt, ist als konservativer Kommentar zu Nationalsozialismus und Kollaboration gedacht. Trotz mancher Schwächen ein anspruchsvoller Film über die korrumpierende Wirkung unbeschränkter Macht. (cb)

BIS WIR UNS WIEDERSEHN Gustav Ucicky, BRD 1952 BUCH Johanna Sibelius, Eberhard Keindorff KAMERA Günther Anders, Hans Staudinger MUSIK Lothar Brühne, Paul Burkhard MIT Maria Schell, O. W. Fischer, Karl Ludwig Diehl, Kurt Meisel, Margarete Haagen LÄNGE 86 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Fr 28. 11., 17 Uhr

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Moderne Menschen unter sich: Pamela ist schön, 22, beschäftigungs- und mittellos, zudem schwer lungenkrank. Der Spielbankbesitzer Paul Mayhöfer tritt mit einem unmoralischen Angebot an sie heran: vier Wochen Italien, dann »Abschied ohne Probleme«. Man verliebt sich, missversteht sich, trennt sich. Pamela wird kränker, Paul wird kriminell. Das kann nicht gut ausgehen. Bemerkenswert erscheint Ucickys Versuch, den traurigen Schluss mit Mitteln des Film noir in Szene zu setzen. (cb)


DER KAPLAN VON SAN LORENZO Gustav Ucicky, BRD 1953 BUCH Kurt E. Walter KAMERA Georg Bruckbauer MUSIK Hans-Otto Borgmann MIT Willy Birgel, Gertrud Kückelmann, Ilse Steppat, Ursula von Teubern, Margarete Haagen LÄNGE 97 Minuten FORMAT 16mm, s/w, dt. OF

So 21. 12., 16.45 Uhr

Hinter einer sorgfältig gestalteten italienischen Fassade steckt der nach Machart und formaler Gestaltung »amerikanischste« aller Ucicky-Filme, eine Reflexion auf die Kunstmittel der Schwarzen Serie auf der Folie des in Deutschland und Österreich gepflegten melodramatischen Konversationsstücks. Das Religiöse an diesem Beichtstuhlthriller ist lediglich Staffage. Das eigentliche Interesse gilt Willy Birgel als erstaunlich coolem Mörder, der an dem Psychoterror, den er ausübt, sadistisches Vergnügen empfindet und sich schließlich, in die Enge getrieben, auf höchst sachliche Weise das Leben nimmt. (cb)

EIN LEBEN FÜR DO Gustav Ucicky, BRD 1953 BUCH Kurt Heuser KAMERA Ekkehard Kyrath MUSIK Norbert Schultze MIT Hans Söhnker, Paola Loew, Gisela Trowe, Renate Schacht, Charles Regnier LÄNGE 90 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Fr 5. 12., 17 Uhr

Do will im Leben nur eins: ihren Daddy, der eine Zuckerrohr-Farm in der südafrikanischen Provinz betreibt. Gerade elfjährig, versucht sie Daddys Geliebte zu vergiften und wird bis zur Matura in der Schweiz untergebracht. Doch auch die hübsche 18-Jährige denkt nur an Afrika – und Daddy! Fast brechen die Dämme, als Do erfährt, dass sie nur Daddys Ziehkind ist, doch der Mann schrickt zurück. Aber Do gibt nicht auf … – eine wilde Mischung aus Ethno-Groteske und Inzestodram. Geht gar nicht, würde man denken. Warum nicht? fragt Ucicky, stets solidarisch mit allem, was Frauen wünschen, und kommt (fast) damit durch. (cb)

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DIE HEXE Gustav Ucicky, BRD 1954 BUCH Dr. Emil Burri, Johannes Mario Simmel, Gustav Ucicky KAMERA Hans Schneeberger, Franz Hofer MUSIK Bert Grund MIT Anita Björk, Karlheinz Böhm, Attila Hörbiger, Charles Regnier, Adrienne Gessner LÄNGE 97 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Mo 1. 12., 16.45 Uhr

Die Geschichte einer illegitimen Grafentochter mit paranormalen Fähigkeiten, die zunächst den Sprung in die gute Gesellschaft schafft, dann aber doch an ihrer unheimlichen Begabung zum Blick in die Zukunft zugrunde geht. Auf den ersten Blick ein Kostümfilm wie aus Ucickys besten Zeiten, doch bei näherem Hinsehen ist nichts gut an der guten alten Zeit – vielmehr eine kaum verhohlene Abrechnung mit Alt-Österreich. Anita Björk ist als dämonische Maria von Ziszek-Waldstein ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen darf. (cb)

ZWEI BLAUE AUGEN Gustav Ucicky, BRD 1955 BUCH Kurt E Walter KAMERA Ekkehard Kyrath MUSIK Michael Jary MIT Marianne Koch, Claus Holm, Camilla Spira, Kurt Meisel, Richard Romanowsky LÄNGE 96 Minuten FORMAT 35mm, s/w, Farbe, dt. OF

Fr 12. 12., 16.45 Uhr

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Ein Film, der ohne Adel und feine Gesellschaft auskommt, Kolportage pur und ohne schlechtes Gewissen: Einmal mehr muss ein blindes Mädchen durch ärztliche Kunst und vor allem die Liebe sehend werden, einmal mehr sind auf dem Weg dahin allerlei Widerstände und Intrigen zu überwinden, einmal mehr geht alles gut aus. In kleinbürgerlichem, teilweise proletarischem Milieu situiert, dokumentiert der Film durchaus glaubhaft das Hamburg der 1950er-Jahre. Der Wiener Richard Romanowsky brilliert in einer Nebenrolle als einziger wahrhafter Komiker, über den Ucicky in seiner späten Filmkarriere verfügen konnte. (cb)


Bestellen Sie bei ray Aboservice abo@ray-magazin.at; Tel.: +43 (0)1 920 20 08-14 Österreich € 32,– Schweiz CHF 70,– Europa € 50,– Einzelheft: € 5,00 ray Filmmagazin als ePaper Weitere Informationen auf www.ray-magazin.at


DIE HEILIGE UND IHR NARR Gustav Ucicky, A 1957 BUCH Erna Fentsch MUSIK Franz Grothe KAMERA Günther Anders, Franz Hofer MIT Gerhard Riedmann, Gudula Blau, Hertha Feiler, Willy Birgel, Heinrich Gretler, Franca Parisi, Alma Seidler LÄNGE 91 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Fr 19. 12., 17 Uhr

Der Bestseller von 1913 in einer aktualisierten Fassung: Graf Harro lebt als erfolgloser Maler auf seinem verfallenen Stammschloss. Auch Rosmarie, das kränkliche Kind des Fürsten von Brauneck, hat es im Leben nicht leicht. Zwischen den Außenseitern entwickelt sich eine enge Beziehung. Später heiratet der Fürst Harros Ex-Geliebte, Harro geht nach Italien und wird berühmt. Harro und Rosmarie kriegen sich und verlieren einander wieder… Das späte Märchen leidet unter dem Verlust der Patina. Was unbedingt modern sein sollte, wirkt heute als schriller Mix in Stil und Dekor. (cb)

DER EDELWEISSKÖNIG Gustav Ucicky, BRD 1957 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Franz Koch MUSIK Giuseppe Becce MIT Rudolf Lenz, Christiane Hörbiger, Attila Hörbiger, Olga von Togni, Ruth Kappelsberger LÄNGE 80 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Sa 13. 12., 17 Uhr Sa 20. 12., 16.30 Uhr

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Ein junger Mann schlägt einen Grafen nieder, der seine Schwester verführt und zum Suizid getrieben hat. Er flieht zu seinem Bruder in die Berge, der sich weigert, ihn an die Behörden auszuliefern. Der Konflikt spitzt sich zu … Ucickys zweite Ganghofer-Adaption ist mehr Charakterdrama im alpinen Milieu als ein zünftiger Heimatfilm. Attila Hörbiger liefert als starrköpfiger Bergbauer, dem die Loyalität zur Familie über alles geht, das psychologisch differenzierte Porträt eines eigensinnigen Menschen. Nur Glück, Zufall und die Vernunft bewahren ihn vor einem fatalen Schicksal. (cb)


DAS MÄDCHEN VOM MOORHOF Gustav Ucicky, BRD 1958 BUCH Adolf Schütz KAMERA Albert Benitz, Peter Forster, Alex Hennigsen MUSIK Siegfried Franz MIT Maria Emo, Claus Holm, Eva-Ingeborg Scholz, Horst Frank, Werner Hinz LÄNGE 87 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Mi 26. 11., 17 Uhr

Seinerzeit bediente Selma Lagerlöf das Marktsegment, das heute Schwedenkrimis einnehmen: einen Exotismus ewig langer Sommernächte und protestantisch strikter Sozialkontrolle, unter deren Decke stets ein dumpfer Trieb zu Sünde und männlicher Gewalt auf Ausbruchsmöglichkeiten lauert. Darunter hat hier die Magd Helga zu leiden, die vom Vater ihres unehelichen Kindes verleugnet und beinahe Opfer eines psychopathischen Stalkers wird. Dazu wird viel gefiedelt und von blonden Menschen in bunten Trachten auch getanzt. Alles leuchtet in satten Farben, und niemand wirkt, als sei er völlig bei sich. (cb)

DER PRIESTER UND DAS MÄDCHEN Gustav Ucicky, A 1958 BUCH Werner P. Zibaso, Hellmut Andics KAMERA Günther Anders, Hans Staudinger MUSIK Franz Grothe MIT Rudolf Prack, Marianne Hold, Rudolf Lenz, Winnie Markus, Willy Birgel LÄNGE 89 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Do 27. 11., 17 Uhr

In Ucickys Œuvre stellt dieser Film den – zum Glück aus historischer Distanz schon wieder unterhaltsamen – Ausreißer dar. Ein Priester heilt eine junge Adlige durch Verzicht auf falsches Mitleid von einer psychogenen Lähmung. Aus dem Rollstuhl auferstanden, beginnt Eva (!) sich für den Mann im Priester zu interessieren. Am Ende bleiben die von Gronaus und von Steineggs aber doch unter sich. In einer speziellen Rolle Willy Birgel als Stoiker, der seinesgleichen sucht. (cb)

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DAS ERBE VON BJÖRNDAL Gustav Ucicky, A 1960 BUCH Per Schwenzen KAMERA Elio Carniel, August Carniel MUSIK Rolf A. Wilhelm MIT Maj-Britt Nilsson, Brigitte Horney, Ellen Schwiers, Joachim Hansen, Hans Nielsen LÄNGE 96 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

UND EWIG SINGEN DIE WÄLDER , Teil II:

Do 1. 1., 16.45 Uhr Di 6. 1., 16.45 Uhr

Ucickys letzter Film stellt die Fortsetzung zu Paul Mays Kassenknüller aus dem Vorjahr dar. Beide Filme beruhen auf der episch breiten BjörndalChronik des Norwegers Gulbranssen, die nach Heimatroman schmeckt, doch eher à la Buddenbrooks vom Verfall gleich zweier Familien erzählt. Ucicky, der bis dahin stets auf großes Drama gesetzt hatte, entdeckt hier mit Behagen die Langsamkeit und lässt die Landschaft mitspielen. Er hätte mehr Zeit verdient, um die Geschichte zu entfalten und die melodramatischen Elemente weiter in den Hintergrund zu drängen. (cb)

VERBOTENE FILME Ein Dokumentarfilm von Felix Moeller, D 2014 KAMERA Isabelle Casez, Aline László, Ludolph Weyer LÄNGE 90 Min. FORMAT DCP, s/w, Farbe, dt. OF

Sa 22. 11., 17 Uhr Symposium Gustav Ucicky Im Doppelprogramm mit HEIMKEHR So 30. 11., 20 Uhr

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RETROSP EKTIVE GUSTAV UCIC KY

Zwischen 1933 und 1945 wurden in Deutschland 1200 Spielfilme hergestellt. 300 Filme wurden nach dem Krieg von den Alliierten verboten. Über 40 NS-Filme sind bis heute nur unter Auflagen zugänglich – sie werden als »Vorbehaltsfilme« bezeichnet. Der Umgang mit ihnen ist schwierig: Bewahren oder vernachlässigen, freigeben oder verbieten? VERBOTENE FILME stellt die »Nazifilme aus dem Giftschrank« (Welt) vor und macht sich auf die Suche nach ihrem Mythos, ihrem Publikum und ihrer Wirkung heute – in Deutschland wie im Ausland. Eine visuelle Reise zur dunklen Seite des Kinos.


GANZ WIEN UM 7 TÄGLICH, 19:00, ORF 2

© Viennale

ORF. WIE WIR.


Nitrofieber Gustav Ucicky. Magier der Kamera

Gustav Ucicky begann seine Kariere beim Film 1916 als Laborant bei der Sascha-Film. Schon bald erregte er die Aufmerksamkeit des Chefkameramanns Hans Theyer, der ihm eine Chance als Kameraassistent gab. Hans Theyer war bereits 1905 als bester Absolvent der renommierten k.u.k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien vom weltweit wichtigsten Filmproduzenten, der Firma Charles Pathé in Paris, engagiert worden und hatte eine beachtliche internationale Karriere vorzuweisen. Sein Know-how trug mit dazu bei, die SaschaFilm in filmtechnischer Hinsicht weit über die übrige österreichische Filmproduktion der Zeit hinauszuheben. Die technische Grundausrichtung der Sascha-Film wird mit dem Animationsfilm DIE IDEALE FILMERZEUGUNG beeindruckend illustriert. Dieses einzigartige Werk ist zudem weltweit eines der frühesten Beispiele, das die technisch-ästhetische Basis des eigenen Mediums reflektiert. In diesem inspirierten Umfeld wusste der talentierte Ucicky seine Chance zu nutzen. Als er am 30. November 1916 als einer von mehreren Operateuren das Begräbnis Kaiser Franz Josephs filmte, war ihm von der Sascha-Film bereits eine eigene Kamera ausgehändigt worden. Das Kriegspressequartier machte das Begräbnis, in dem sich der ganze Pomp der k.u.k.Monarchie zum letzten Mal entfaltete, auch zu einem filmischen Großereignis: Die Negative wurden quasi über Nacht entwickelt und mit einer Rekordzahl an Kopien in die Distribution gebracht. Ucickys Fähigkeiten wurden auch von militärischer Seite gewürdigt, sodass er, zum Kriegsdienst eingezogen, als Kino-Operateur der österreichischen Kriegspropaganda diente.

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Als »Leibkameramann« Kaiser Karls setzte er seinen Aufstieg fort und nahm in dieser Funktion im Mai 1918 den BESUCH SR MAJESTÄTEN KAISER KARL UND KAISERIN ZITA IN SOFIA auf.

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie konnte Gustav Ucicky seine Karriere nahtlos bei der Sascha-Film fortsetzen. War er jedoch bisher ausschließlich im dokumentarischen Bereich tätig gewesen, so vollzog sich nun die totale Neuorientierung zum Spielfilmkameramann. In dieser Funktion darf Ucicky heute als der herausragende Meister des österreichischen Stummfilms gelten, der seinen Lehrmeister Hans Theyer weit überflügelte. Bereits als Zwanzigjähriger avancierte er zum Chefkameramann der Sascha-Film und war als solcher für sämtliche Filme von Regiestar Michael Kertesz verantwortlich. Kertesz fand in Ucicky einen Magier, der selbst den bescheidensten Geschichten eine atmosphärische Dichte vermittelte, die heute noch beeindruckt. Mit CHERCHEZ LA FEMME ist es dank der Unterstützung der KlimtFoundation gelungen, einen im Zustand schwerer chemischer Zersetzung höchst gefährdeten Film zu repatriieren und mit einer aufwendigen Restaurierung wieder verfügbar zu machen. Dass der Film aufgrund der Schwere seiner Zersetzungen nicht ganz erhalten geblieben ist, kann in diesem Fall nicht nur negativ bewertet werden. Es erlaubt uns, ganz ungebunden von der durchaus charmanten Handlung, einen unverstellten Blick auf die Bravour Ucickys. Nikolaus Wostry


Donnerstag, 27. November 2014, 19 Uhr

DIE IDEALE FILMERZEUGUNG A 1914 PRODUKTION Sascha-Filmindustrie (Wien) LÄNGE 145 Meter (6 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), viragiert

[BESUCH SR MAJESTÄTEN KAISER KARL UND KAISERIN ZITA IN SOFIA, BULGARIEN IM MAI 1918] DIE IDEALE FILMERZEUGUNG, A 1914

A 1918 PRODUKTION Filmstelle des k.u.k. Kriegspressequartiers (Wien) KAMERA Gustav Ucicky LÄNGE 101 Meter (4,5 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), s/w

DAS SPIELZEUG VON PARIS (TRAILER) Michael Kertesz, A 1925 PRODUKTION Sascha-Filmindustrie (Wien) KAMERA Gustav Ucicky MIT Lily Damita, Hugo Thimig, Georg Treville, Hans Moser LÄNGE 96 Meter (4,3 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), s/w

CHERCHEZ LA FEMME Michael Kertesz, A 1924 PRODUKTION Sascha-Filmindustrie (Wien) KAMERA Gustav Ucicky MIT Lucy Doraine, Alfons Fryland, Anton Tiller, Max Ralph-Ostermann, Magdalena Nagy LÄNGE 1143 Meter (51 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), viragiert CHERCHEZ LA FEMME, A 1924

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Symposium Gustav Ucicky Zwischen Propaganda und Unterhaltung


22. und 23. November 2014, Metro Kinokulturhaus

Zwischen Propaganda und Unterhaltung: Der Regisseur Gustav Ucicky Nazi oder nicht? Das erschien lange Zeit als die zentrale Frage, die an die Filmbiografie eines in der NS-Zeit erfolgreichen und von Goebbels gehätschelten Regisseurs wie Gustav Ucicky zu stellen war. Und im Falle Ucickys schien diese Frage durch den Hinweis auf die rassistische und nationalistische Hetze in HEIMKEHR (1941) und anderen Filmen unter seiner Regie so klar beantwortet, dass eine weitere Auseinandersetzung sich oft zu erübrigen schien. Das führte nicht selten zu vereinfachenden Analysen, indem alle Ucicky-Filme als NS-verdächtig betrachtet wurden oder jene verhängnisvolle Trennung von Propagandafilmen und sogenannten unpolitischen Unterhaltungsfilmen erfolgte, wonach die Unterhaltungsfilme unverdächtig erschienen. Doch lassen sich in der deutschen Filmgeschichte nach 1933 und in der österreichischen spätestens ab 1938 solche willkürlichen Trennungen vornehmen, haben sie nicht etwas Apologetisches? Ucicky hatte nach seiner Kameraarbeit im Ersten Weltkrieg drei Kinokarrieren: sein durchaus bemerkenswertes Filmschaffen vom Stummfilm zum Tonfilm, seine fulminante Erfolgskarriere unter der NS-Herrschaft inklusive Engführung durch den NS-Propagandaminister Goebbels und die bisher wenig beleuchtete Nachkriegskarriere. Zu fragen ist, durch welche Kräfte und Momente in seinem Werk vor 1933, durch welche persönlichen bewussten und opportunistischen Eigenschaften er zu einem der Starregisseure der NS-Filmkultur werden konnte? Sich solchen Fragen ernsthaft zu nähern, bedeutet, das mitunter nur schwer zugängliche Werk im film- und zeitgeschichtlichen Kontext kritisch zu sichten, zu analysieren und damit auch in einen breiteren Diskurs zu stellen.

Das Symposium »Zwischen Propaganda und Unterhaltung: Der Regisseur Gustav Ucicky« versucht anhand von Spielfilmen, die unter seiner Regie kurz vor 1933 und während der NS-Herrschaft entstanden sind, einen Beitrag dazu zu leisten. Interpretiert, analysiert, gewertet und kritisiert können Filme nur werden, wenn sie gesichtet und auch im Licht der Forschung und heutiger Rezeption diskutiert werden. Die demagogische und ästhetische Verführungskraft filmischer Propaganda, die nach 1945 verboten oder mit einem Vorbehalt versehen wurde, wirft Fragen auf, die nur durch eine Tiefenanalyse der Filme und ihrer ideologischen Grundierungen beantwortet werden können. Ucicky ist kein Einzelfall, sondern nur ein herausragendes Beispiel für das gespannte Verhältnis von Filmkunst und politischer Macht unter der NS-Herrschaft. Opportunismus, Mitläufertum, aktives künstlerisches Engagement für die Ideen des Nationalsozialismus oder auch distanzierter Eigensinn lagen bei vielen KünstlerInnen wie austauschbare Masken beieinander und konnten nach Belieben eingesetzt werden. Oft waren es dieselben Filmschaffenden, die sich 1933 dem Nationalsozialismus anschlossen, um sich dann nach 1945 rasch zu entnazifizieren. Zu stellen ist hier wohl auch die alte Frage, ob bei massenwirksamen, professionellen Werken wie dem Film jene (ohnedies schon überholte) Trennung von Werk und Mensch vorgenommen werden kann? Filme zielen auf Wirksamkeit ab, die implizit oder auch sehr explizit durch die ideologische Rahmung disponiert ist. Wie sind der Regisseur Gustav Ucicky und seine Filme in den klar aufgespannten Machtstrukturen des von Goebbels gesteuerten Reichs der bewegten und bewegenden Bilder einzuordnen? 41


Die im Kinokulturhaus breit angelegte Retrospektive ermöglicht erstmals, das Œeuvre Ucickys in seiner Gesamtheit – über alle historischen Bruchlinien und Zäsuren hinweg – zu betrachten. Zu besichtigen ist dabei das erstaunlich facettenreiche, nahezu sämtliche Genres bedienende Werk eines Allrounders im nach Sparten sortierten Unterhaltungskino, eine durchaus bunte Mischung aus Komödien, Action-(Kriegs- wie Abenteuer-)Filmen, Krimis, Historienfilmen und Verfilmungen klassischer Literatur. Vorherrschend ist freilich, in wechselnden Gestalten, das Melodrama, vermutlich weil es dem Regisseur die Chance bot, seiner Vorliebe für die Geschichten ›starker Frauen‹ zu frönen, die insbesondere in seiner Trilogie über berufstätige Frauen im bürgerlichen Wien seit 1900 deutlich wird und zur Differenzierung des medial verbreiteten NS-Frauenbildes beitrug.

Das Symposium möchte unterschiedliche Perspektiven auf das Werk Ucickys diskutieren. Weniger der ›unbefangene‹ Blick, als die offene Sichtweise ist gefordert, um das in wechselnden Anteilen unbestreitbare und nachweisbare propagandistische Moment des NS-Kinos am konkreten Beispiel zu vertiefen. Denn die scheinbar glatte ideologische Oberfläche weist in fast allen Fällen deutliche Brüche im Dramaturgischen, der Figurenkonzeption und der inszenatorischen Umsetzung auf. So wird nicht zuletzt die Frage zu diskutieren sein, was unter nationalsozialistischer Propaganda in Ucickys Filmen eigentlich zu verstehen ist und warum die Frage nach der Bedeutung von Propaganda DURCH Unterhaltung nicht allein eine Frage an die Vergangenheit ist? Armin Loacker, Frank Stern

Christoph Brecht Literatur- und Filmwissenschaftler.

Felix Moeller Historiker, Politik- und Kommunikationswissen-

Forschungsschwerpunkte: Europäische Moderne, erzähltheoreti-

schaftler. Zahlreiche Publikationen zur (Film-)Geschichte, darun-

sche Aspekte von Literatur und Film, Kultursemiotik, Medienkom-

ter »Der Filmminister – Goebbels und der Film im Dritten Reich«.

paratistik.

Autor und Regisseur von Dokumentarfilmen, u.a. über Hildegard Knef und Veit Harlan.

Klaus S. Davidowicz Studium der jüdischen Studien und der Erziehungswissenschaften in Heidelberg und Wien, Professor

Oliver Schreiber Architekt mit den Schwerpunkten Baukunst,

für Judaistik an der Universität Wien mit Schwerpunkt Kulturge-

Denkmalpflege und Industriearchäologie. Konservator am Bun-

schichte der Juden in der Neuzeit und Gegenwart.

desdenkmalamt. Schwerpunkte Schlossanlagen und Bauten der Moderne (u.a. Karl-Marx-Hof, Wiener Atelierbauten).

Tamara Ehs promovierte Politikwissenschafterin forscht derzeit in Salzburg am Institut für politisch-historische Studien und

Ines Steiner Film- und Kulturwissenschaftlerin. Forschungs-

lehrt am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft

schwerpunkte: europäische und amerikanische Filmgeschichte,

an der Universität Graz.

Stummfilm, Historienfilm, Slapstick, Screwball, Gender und Genre.

Thomas Koebner Studium der Germanistik, Kunstgeschichte

Frank Stern Studium der Geschichte, Politischen Wissen-

und Philosophie, Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakade-

schaft, Literaturwissenschaft, Jüdische Studien in Berlin, Jerusa-

mie Berlin (1989–1992), Professor für Filmwissenschaft in Main ab

lem und Tel-Aviv; langjähriger Leiter des Zentrums für österrei-

1993 ab 2007 emeritiert.

chische und deutsche Studien an der Ben-Gurion Universität in

Armin Loacker Filmhistoriker, wissenschaftlicher Mitarbeiter

schichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.

Beer-Sheva, Leiter des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturgedes Filmarchiv Austria, Forschungsarbeiten, Essays und Publikationen zum österreichischen Film von seinen Anfängen bis in die

Das Symposium ist ein Projekt des Filmarchiv Austria in Koope-

1950er-Jahre sowie zu Protagonisten des österreichischen Films.

ration mit der Visuellen Zeit- und Kulturgeschichte am Institut für Zeitgeschichte sowie dem Institut für Judaistik der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.

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SY MPOSIUM GUSTAV UC ICKY


Programm Samstag, 22. November 2014

Sonntag, 23. November 2014

12.30 Uhr

13 Uhr

• Begrüßung und Einführung

• Christoph Brecht: Der unberechenbare Opportunist Propaganda und Widerspruch in Ucickys NS-Filmen

• Armin Loacker: Zur Biografie Gustav Ucickys • Frank Stern: Goebbels über Ucickys »ergreifende Kunstwerke«

13 Uhr • Thomas Koebner: Unpolitische Filme? Gustav Ucickys FLÖTENKONZERT VON SANSSOUCI (D 1930), MENSCH OHNE NAMEN (D 1932) und DER POSTMEISTER (D 1940) – mit einem kurzen Seitenblick auf die Filme von Willi Forst in den dreißiger Jahren • Ines Steiner: Mir tut das Mutterkreuz so weh Gustav Ucickys Frauenbilder • Diskussion Moderation Armin Loacker

16 Uhr • Felix Moeller: Ufa, Tobis, Wien-Film Goebbels und die Filmproduktionsfirmen im Dritten Reich

17 Uhr

• Oliver Schreiber: Heimkehr? Produktionsgeschichten zum Rosenhügel in der NS-Zeit • Diskussion Moderation Ines Steiner

16 Uhr • Tamara Ehs: Politik und Recht der Entnazifizierung: StaatskünstlerInnen zwischen Amnesie und Amnestie • Diskussion Moderation Ines Steiner

17.15 Uhr • Frank Stern: Einführung zu AUFRUHR IN DAMASKUS und »Reichspogrom: Der Schauspieler Joachim Gottschalk« • Filmvorführung AUFRUHR IN DAMASKUS, D 1938, 84 Min.

• Diskussion und Publikumsgespräch

• Filmvorstellung (Doppelprogramm) VERBOTENE FILME, D 2014, 90 Min.

Dokumentarfilm von Felix Moeller Österreichische Erstaufführung HEIMKEHR, D 1941, 94 Min.

Regie: Gustav Ucicky • Diskussion und Publikumsgespräch Thomas Koebner, Ines Steiner, Felix Moeller, Armin Loacker, Moderation Frank Stern

19.30 Uhr • Klaus Davidowicz: »So spricht das Volk nicht« MORGENROT zwischen Nationalismus und Militarismus • Filmvorführung MORGENROT, D 1933, 81 Min.

• Diskussion und Publikumsgespräch

Realisiert mit Unterstützung der Klimt-Foundation

SYMP OSIUM GUSTAV UC IC KY

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METRO Kinokulturhaus Johannesgasse 4, 1010 Wien U1, U3 Stephansplatz • U1, U2, U4 Karlsplatz

Tickets freie Platzwahl

Abonnement

Normalpreis ¤ 8,–

Normalpreis 10-er ABO ¤ 65,–

Ermäßigt

Ermäßigt 10-er ABO

¤ 7,– für Mitglieder von

sowie Kinder bis 14 Jahre, Studenten und Pensionisten, Besucher folgender Institutionen können vergünstigte Tickets beziehen: 21er Haus • brut • ImPulsTanz • Kunsthalle Wien • ÖNB Schauspielhaus • TAG • Theatermuseum • Weltmuseum • WestLicht wien.at • WUK

Ermäßigt

¤ 6,–

¤ 50,– für Mitglieder des

Gültig ein Jahr ab Datumsstempel. Für zehn Vorstellungen nach Wahl. Maximal zwei Karten pro Vorstellung.

für Mitglieder des

Reservierung per E-Mail unter tickets@filmarchiv.at Vorverkauf an der Kinokassa und telefonische Reservierung unter 01/512 18 03 Öffnungszeiten Kinokassa 30 Minuten vor Beginn der ersten Vorstellung


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