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KINO DER ORTE 3 Ankerbrotfabrik 25. & 26. April 2013 Absberggasse 35-37, 1100 Wien 1891 gründeten die Brüder Heinrich und Fritz Mendl am Laaerberg bei Wien die Brot- und Gebäckfabrik H. & F. Mendl. Zu ihrem Markenzeichen wählten sie den Anker, der in ihre Brotwaren als Kennzeichnungsmerkmal eingeprägt war. Um 1900 erfolgte eine wesentliche Erweiterung des Betriebes. 1906 wurde der Firmenname auf »Ankerbrotfabrik« geändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Gründerfamilie Mendl aus der Emigration zurück und übernahm wieder die Geschäfte der Firma »Ankerbrot«, bevor sie diese 1981 zum Verkauf anbot. 2003 erfolgte der bislang letzte Besitzerwechsel des Betriebs. Heute werden Teile der Ankerbrotfabrik als Kunstraum genutzt. Beginnend mit 2011 stellt die Errichtungsgesellschaft Loft City GmbH und Co. KG den »creative industries« Räumlichkeiten zur Verfügung, Galerien und Kreativwerkstätten haben mittlerweile Einzug in den Gebäudekomplex gehalten.

CinemaSessions | Drehort Fabrik DO 25. April 2013, 20:00 Drei Filme, in deren Zentrum die Fabrik steht. In ALLE RÄDER STEHEN STILL sind Sozialreformer Anarchisten, die auf der Flucht erschossen werden, nachdem sie zuvor die Arbeiter aufwiegelten. Als der illegitime Spross der Liaison eines solchen »Aufwieglers« mit der Fabrikantentochter als Ingenieur in die Fabrik zurückkehrt, spricht man wieder von Streik. Der Ingenieur folgt dem Vorbild seines Vaters, organisiert die Arbeiter, verhindert Gewalteskalation, führt als neuer Direktor sein Unternehmen »mutig in die neuen Zeiten.« Obwohl die Geschichte im Film wie gewohnt von Männern geschrieben wird, ist der Streifen für einen weiblichen Star konzipiert worden. Magda Sonja, 1895 in Wien geboren, symbolisierte in den 1920er-Filmen das Gegenmodell der Sascha-Film zum Star der Wiener Kunstfilm, Liane Haid, und zählte wie diese zu den erfolgreichsten Stummfilmdiven im deutschsprachigen Raum. Als Vorfilm fungiert einerseits der charmante Industriefilm DER ZUCKERLONKEL. Aufgenommen in der Fabrik der Firma Julius Meinl, in dem die Herstellung von Süßigkeiten in den 1920er-Jahren akribisch dokumentiert wird. Andererseits der Experimentalfilm DIE ARBEITERINNEN VERLASSEN DIE FABRIK von Katharina Gruzei aus dem Jahr 2011. Dieser Film unternimmt eine Re-Inszenierung und Neuinterpretation eines der ersten Filme der Gebrüder Lumière aus dem Jahr 1895 unter genderspezifischen Aspekten.

Programm ALLE RÄDER STEHEN STILL A 1921 REGIE Franz Höbling DREHBUCH Louis Nerz KAMERA Piel Jutzi MIT Magda Sonja, Franz Höbling, Louis Nerz s/w, stumm, 60 Minuten DER ZUCKERLONKEL A 1921 s/w, stumm, 5 Minuten DIE ARBEITERINNEN VERLASSEN DIE FABRIK A 2011 Farbe, Ton, 11 Minuten Musik: Jorge Sánchez-Chiong (JSX) wurde in Caracas geboren und lebt in Wien. Zahlreiche Kompositionsaufträge für Ensembles der Neuen Musik. Uraufführungen seiner Werke fanden u. a. im Musikverein Wien, Konzerthaus Berlin, Mozarteum Salzburg, Konzerthaus Wien sowie im Rahmen der Salzburger Festspiele, des Steirischen Herbsts und von Wien Modern statt. Kurator: Karl Wratschko


Filmdok.WIEN | Industriestadt-Wiener Backtradition FR 26. April 2013, 20:00 1896 begann mit der »Zweiten Gründerzeit« eine Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs in der k.k. Monarchie. Die neuen Energieträger Petroleum, Stadtgas und Elektrizität setzen sich durch, innovative Motoren veränderten die Arbeitsprozesse und die Arbeitsorganisation in den Fabriken. Moderne Produktionszweige gaben der Metropole Wien neue Impulse. Bereits im Vorfeld des Ersten Weltkrieges bedienten sich Unternehmen des Mediums Film, um eine Leistungsschau ihrer Betriebe auf Zelluloid zu bannen. Industriewerbefilme entstanden, die einen mehrfachen Zweck verfolgten: In der Mitarbeiterschulung wurde die Belegschaft über Arbeitsprozesse informiert, per Film trainiert und unterwiesen. Zugleich waren Lehrfilme nicht selten als Werbeindustriefilme konzipiert, die Handelspartnern (aber auch Laufkundschaft) bei Messen und Fachtagungen als Werkschau dienten und eine moderne und effiziente Produktionsweise sowie formschöne und hochwertige Waren präsentierten. Auch der Staat bekundete Interesse an diesen Filmproduktionen, welche im Inund Ausland die Leistungsstärke des Landes unter Beweis stellen sollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete vor allem die Wochenschau über den Fortschritt der heimischen Industrie, das beginnende Wirtschaftswunder ließ sich allmählich erahnen. Backwaren wurden im Zuge von Betriebsmechanisierungen gleichfalls vornehmlich maschinell und somit rationell erzeugt. Trotzdem werden Lebensmittel immer auch mit Elementen des Ursprungs, der Natürlichkeit und des überlieferten Brauchtums verbunden. Die außerhalb Österreichs als viennoiserie bekannte Wiener Backtradition beruft sich gekonnt auf alte und bewährte Traditionen der Zubereitung und der Geschmacksverfeinerung. Die qualitative Gleichwertigkeit fertiger Backteige versprach die Werbung bereits in den 1950er-Jahren. Deren Vorteil lag vor allen in der Zeitersparnis: Moderne – mitunter berufstätige – Frauen mussten ihre Energien sorgsam disponieren. Programm Industriestadt [HERSTELLUNG OPTISCHER INSTRUMENTE FÜR DIE ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHE ARMEE BEI CARL ZEISS WIEN. ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT M.B.H. FABRIK FÜR OPTISCHE INSTRUMENTE] A ca. 1918 s/w, stumm, 3 Minuten GLÜHLAMPENERZEUGUNG A 1921 s/w, stumm, 4 Minuten DIE ZIGARETTENFABRIK IN WIEN-FAVORITEN DER ÖSTERREICHISCHEN TABAKREGIE A ca. 1928 s/w, stumm, 3 Minuten DIE SÜSSE FABRIK. AUFGENOMMEN IN DEN ZENTRALWERKEN DER FIRMA JULIUS MEINL A 1930 s/w, stumm 3 Minuten ÖSTERREICHISCHE GLÜHLAMPEN-ERZEUGUNG A 1933 s/w, Ton 3 Minuten DAS WELTZENTRUM DER STRICKMODE A 1934 s/w, Ton, 2,5 Minute MANNER WERKE – HERSTELLUNG DER MANNERSCHNITTEN A ca. 1950 s/w, Ton, 12 Minuten GUSTOSTÜCKERLN AUF DER MESSE A 1958 s/w, Ton, 1,5 Minuten INDUSTRIEZONE WIEN A 1971 Farbe, Ton, 1 Minute GALERIE DER STRASSE: KÜNSTLER GESTALTEN FABRIKSFASSADE A 1975 s/w, Ton, 1 Minute DENKMALSCHUTZ AUCH FÜR ALTE INDUSTRIEBAUTEN A 1977 s/w, Ton, 1,5 Minuten


Wiener Backtradition IN EINER BROTFABRIK A 1934 s/w, Ton, 1,5 Minuten [ZEITGEMÄSSE FEINBÄCKEREI, TEIL 1] D/A 1944 s/w, Ton, 21 Minuten INTERNATIONALE AUSSTELLUNG DER ZUCKERBÄCKER A 1956 s/w, Ton 1,5 Minuten PROBIEREN GEHT ÜBER STUDIEREN A 1955 s/w, Ton, 2,5 Minuten DIE ENTWICKLUNG DES BROTES A 1961 Farbe, Ton, 5 Minuten DER UNTERMIETER – TEIG RÜHREN A ca. 1961 s/w, Ton, 2 Minuten DER UNTERMIETER – BACKEN VON SPITZBUBEN A ca. 1961 s/w, Ton, 2 Minuten Musikbegleitung Stummfilmprogramm: Florian C. Reithner Kuratorin: Karin Moser

KINO DER ORTE Special Jüdischer Witz und Humor »Alle Meschugge? Jüdischer Witz und Humor« heißt die Ausstellung, die ab Mitte März 2013 im Jüdischen Museum gezeigt werden wird. Im Mittelpunkt stehen Traditionen, Formen und Umgang der jüdischen Kultur mit Humor, dessen breites Spektrum die Ausstellung beleuchtet: von seinen Wurzeln in Osteuropa bis zu seinen Ausformungen in der Gegenwart, ausgehend vom jiddischen Witz und seinen Traditionen über das Kabarett und die Karikatur bis hin zu Film und Fernsehen. In der Filmarchiv-Reihe »Kino der Orte« präsentiert das Filmarchiv Austria an geschichtsträchtigen Orten mit Bezug zur Wiener jüdischen Kultur fünf Filmprogramme, die in einem direkten Bezug zur Ausstellung stehen: Filme von und mit jüdischen Filmschaffenden, ausschließlich aus der eigenen Sammlung. Bei der Auswahl wurde ein Hauptaugenmerk auf österreichische Produktionen und österreichische Filmschaffende aus dem komödiantischen Fach gelegt. Damit kann mit dieser Reihe ein weiteres Mal untermauert werden, welchen immensen Einfluss das jüdische Leben auf das Kultur- und Filmschaffen in Österreich hatte.

KINO DER ORTE Special 2 Theater Nestroyhof Hamakom 22. April 2013, 20:00 Nestroyplatz 1, 1020 Wien Das Theater Nestroyhof Hamakom ist einer der wenigen erhaltenen Jugendstil-Theaterbauten. 1898 von Oskar Marmorek errichtet und als »Etablissement Nestroy-Säle« eröffnet, war es bald einer der bekanntesten Vergnügungsorte Wiens, als »Intimes Theater« fungierte es als literarische Kleinbühne. 1905 wurde der Nestroyhof auch als Lichtspielhaus genutzt. Eine jüdische Prägung erhielt das Theater 1927 durch Jakob Goldfließ, der den Fokus auf Themen wie Zionismus, jüdische Identität und Antisemitismus richtete. Mit dem »Anschluss« im März 1938 wurde der Nestroyhof geschlossen. Nach schwerer Beschädigung und einem umstrittenen Restitutionsverfahren wurde der Theatersaal lange Zeit als Supermarkt zweckentfremdet. 2009 wurde das Gebäude von Frederic Lion gemietet und als Theater Nestroyhof Hamakom (hebr.: »der Ort«) zu einem permanent bespielten Theater- und Veranstaltungsort etabliert.


OST UND WEST A/USA 1923 REGIE Sidney M. Goldin DREHBUCH Sidney M. Goldin, Eugen Preiss MIT Molly Picon, Jakob Kalich, Eugen Neufeld, Sidney M. Goldin s/w, stumm, deutsche Zwischentitel, 81 Minuten Eine wilde, herausragende Komödie, in der ostjüdische Orthodoxie, amerikanisches und Wiener akkulturiertes Judentum aufeinandertreffen, einander gründlich missverstehen und sich am Ende liebevoll in die Arme fallen. »Die lustige Handlung spielt sich im jüdischen Milieu ab und verbildlicht alle Sitten und Gebräuche der Juden naturgetreu« befanden die Prager Film-Berichte 1923 über die Komödie OST UND WEST. Aus heutiger Sicht darf man feststellen, dass der Film sogar noch weiter geht. In ironischer Form werden darin traditionelle Rituale parodiert, was ein gerüttelt Maß an Toleranz seitens der jüdischen Gemeinde vorausgesetzt haben muss. Im Mittelpunkt von OST UND WEST steht die Tochter eines in die USA ausgewanderten jüdischen Millionärs, die in ihrer Freizeit boxt, tanzt und liest, wenn auch nicht unbedingt Gebetsbücher, anstatt zu kochen, zu nähen oder zu beten. Die Konfrontation mit ihren Verwandten in Tarnopol, die dem orthodoxen Judentum verpflichtet sind, verläuft demnach voller Hindernisse und Missverständnisse. Musik: SORMEH Golnar Shahyar und Mona Matbou Riahi aus dem Iran sowie Jelena Popržan aus Serbien haben zu einem vielversprechenden Trio zusammengefunden, das – einen Bogen von persischer zu Balkan-Musik spannend – seinen kosmopolitischen Kompromiss in jüdischen Musiktraditionen sowie eigenwilligen Arrangements und Improvisationslust findet. Kuratoren: Armin Loacker, Karl Wratschko

Informationen, Spielorte Kino der Orte Kino der Orte 3: Ankerbrotfabrik, Absberggasse 35-37, 1100 Wien Kino der Orte Special Kino der Orte Special 2: Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien Tickets Normalpreis: Euro 7,50 Ermäßigter Eintritt: Euro 5,– für Mitglieder des Filmarchiv Austria, des Club Ö1, Standard-AbonnentInnen und StudentInnen, sowie für InhaberInnen von Tickets bzw. Jahreskarten von:

Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen von Kino der Orte für Mitglieder des Filmarchiv Austria! Abonnement für Mitglieder Abonnement für 10 Vorstellungen (max. 2 Karten pro Vorstellung): Euro 45,– Mitgliedschaft im Filmarchiv Austria Es können Jahresmitgliedschaften für 2013 (Euro 25,–) und Zweijahresmitgliedschaften für 2013 & 2014 (Euro 40,–) gelöst werden Infos + Ticketreservierung tickets@filmarchiv.at, Tel.: 01/216 13 00 www.filmarchiv.at


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