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SNOWTIMES Das Wintermagazin 2015
Der Sport – immer präsent
Christian Jott Jenny – Leo Wundergut
Matthias Hüppi, SRF-Sportmoderator
Qualität und höchster Musikgenuss
Fürst Albert II. von Monaco
Inmitten des Geschehens
Grosse Liebe zu St. Moritz
Giancarlo Cattaneo, Pressefotograf
85 Jahre Erfolgsgeschichte Skischule St. Moritz
Via Maistra 5 路 St. Moritz Phone +41 81 833 39 26 www.scherbel.ch
nature’s glittering temptation www.thomas-frieden.com
The original in winTer Tourism since 1864
www.engadin.stmoritz.ch www.stmoritz.ch
Editorial: Wenn Träume wahr… Wünsche erfüllt werden
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Bild: Dorli Kellenberger
Liebe Leserinnen und Leser Jede und jeder trägt doch insgeheim Träume mit sich herum. Touristiker träumen von ausgiebigen Schneefällen und schönstem Wetter. Oft werden diese halt nicht oder nur teilweise erfüllt. So wie vergangenen Winter: Schnee in Rekordmengen, aber das Wetter…?! Bei vielen Protagonisten in der vorliegenden Ausgabe des SNOWTIMES gehen die Träume in die Zeit ihrer Jugendjahre zurück. Schon früh hatten sie klare Vorstellungen, welchen Weg sie mal einschlagen möchten. Und alles unternahmen, diese mit der nötigen Konsequenz zu verwirklichen. Nur Kinderträume? Nein, deren Erfolg begleitet sie in die Gegenwart! Ein Mix aus einem breiten Themenspektrum wartet bei der Lektüre von SNOWTIMES
auf Sie. Dabei begegnen Sie unter anderen Mit SNOWTIMES im Engadin einfach Ihre Fernsehmoderator Matthias Hüppi, Musi- Sinne aufrütteln. Mit dieser Ausgabe werde ich mich ker und Bandleader Pepe Lienhard, Fotograf Giancarlo Cattaneo, Festival da Jazz- aus der Redaktion von SNOWTIMES verGründer, Tenor und Comedian Christian abschieden. Mit einem lachenden und Jott Jenny alias «Leo Wundergut», Genus- einem weinenden Auge. Es hat Spass gesologe Francesco Illy, Produktionsleiterin macht. Vielleicht werde ich in Zukunft, je Corinna Fueter. Und… Fürst Albert II. von nach Situation, mal noch den einen oder Monaco! Allen gemein ist eine grosse Affi- anderen Artikel schreiben. nität zum Engadin, verbunden mit zum Teil auch speziellen Erlebnissen. Dass man sich Herzlichst, Ihr Träume aber auch mit über 50 Jahren erfülErnesto Kellenberger Redaktor len und zum «Jungunternehmer» werden kann, zeigen Beat Sidler und Gustav Inglin. Damit möchten wir Sie zum Träumen P.S. Angesichts der Tatsache, dass dem animieren, aber auch zum Geniessen inspi- grossen Jubiläum «150 Jahre Winterrieren. Sei es auf den Ski- und Snowboard- tourismus» medienmässig breitflächig pisten, Langlaufloipen, Winterwanderwe- Raum geboten wird, haben wir uns gen, beim Fotografieren, bei kulinarischen entschlossen, dieses Ereignis in dieser Genüssen oder musikalischen Highlights. Ausgabe nicht zu thematisieren. ◊
In St. Moritz exklusiv bei
SNOWTIMES 2015
ST. MORITZ
+41 81 838 77 77 > www.skiservice-corvatsch.com
Tradition seit 1895
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Mosterei Mรถhl AG | 9320 Arbon
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Inhalt
Impressum
Seite Artikel
Coverbild: © Bogner
8 Fürst Albert II. von Monaco Volksnah. Grosse Liebe zu St. Moritz
SNOWTIMES Das Wintermagazin Regionale Ausgaben für St. Moritz Engadin, Davos Klosters und Saanenland Gstaad
12 Matthias Hüppi Der Sport – immer präsent. Grosses Fachwissen 18 Giancarlo Cattaneo Der Pressefotograf – zuvorderst am Geschehen 22 Skischule St. Moritz – 85 Jahre Erfolgsgeschichte 28 Pepe Lienhard Musik – sein Leben. Markenzeichen: Perfektion 32 Corvatsch rüstet auf Stärkung der Marke 34 Francesco und Annemarie Illy Für Espresso Aficionados. Sensibilität zum Genuss 40 2017 – Magische Zahl mit Ausstrahlung und Wirkung
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Herausgeber Snowtimes GmbH Marco Meyer Talstrasse 46 7270 Davos Platz Chefredaktion/Gesamtleitung Marco Meyer Redaktion St. Moritz Engadin Ernesto Kellenberger Redaktionelle Mitarbeit Malin Müller Nora Naji Ernest Cave du Mont Grafik Dominic Rechsteiner www.dominicrechsteiner.ch Lektorat Dorli Kellenberger
42 Christian Jott Jenny – Leo Wundergut Qualität und höchster Musikgenuss
Erscheint 1 x jährlich (im Dezember)
46 Corinna Fueter Grosse Familie – vor und hinter den Kulissen
Anzeigenverkauf Marco Meyer info@snowtimes.ch
50 Riet R. Campell Der oberste Skilehrer der Welt
Auflage 12‘000 pro Region
52 Boutique Gin meets Engadiner Truffes Beat Sidler, Gustav Inglin, Markus Hauser
Druck Dietschi Print&Design AG Olten www.dietschi-pd.ch
58 Rhätische Bahn Der neue Albulatunnel
www.snowtimes.ch info@snowtimes.ch
60 Der Tisch… Verschiedene Kostgänger SNOWTIMES 2015
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Volksnah. Grosse Liebe zu St.Moritz. Höchster Monegasse 8
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger
Son Altesse Sérénissime le Prince Albert II. de Monaco. Für viele schlicht: Albert. Heart and Soul of the Bobsport – St. Moritz
Guido Rattis prägnante Stimme verkündet mit Begeiste- ihn in Ruhe – eine von der Prominenz geschätzte rung Beat Heftis sensationelle Startzeit – Saisonrekord! schweizerische Tugend. Zur Weiterführung des Gesprächs mit dem höchJubel bricht aus. Auch Bestzeit im «Tree» – das ausgeprägt rollende «R» des Speakers bringt die Spannung sten Monegassen dislozieren wir in Rolf Sachs‘ Dracuauf einen Höhepunkt. Am St. Moritzer Olympia Bob la Club. «En français, in Deutsch, in english… oder Run herrscht Hochbetrieb – trotz klirrender Kälte. Das Schwiizerdütsch?» spasst Fürst Albert akzentfrei. Ohne 2er-Bob Weltcup Rennen geht in die spannende End- Absprache rutschen wir unbewusst in die englische Inphase. Jaaaa… ein überlegener Schweizer Triumph! terviewsprache. Ein breites Strahlen huscht über sein Gesicht. Fürst Albert II. zeigt sich fasziniert vom Geschehen. InFürst meets Graf…? mitten von Sportbegeisterten – eine Atmosphäre, in der Nein, es kommt nicht zu einem offiziellen Treffen er sich sichtlich wohl und «zu Hause» fühlt. Unbe- auf hohem Niveau. Graf Dracula hat sich zurückgezoschwerte Tage mit seinen Schweizer Freunden. Ehema- gen und überlässt seine «Gemächer» dem Magazin ligen Spitzenbobfahrern – Olympiasiegern und Welt- SNOWTIMES. Die rustikale Ausstattung in Arvenholz, meistern. Sportler, die in die Geschichte eingegangen eine wohlige Atmosphäre schliesst den Kreis zur unsind. Bei allen herzlich willkommen, als einer der ihren. komplizierten Art des Gastes aus dem monegassischen War er doch als aktiver Bobpilot jahrelang deren Weg- Fürstentum. Die Nähe zum Volk ist ihm ein grosses Angefährte und Mitkonkurrent. Trotz seiner Schildmütze liegen. Das Engadin und St. Moritz, eine enge Beziemit dem Logo «Engadin St. Moritz Mountains» bleibt hung, die in seiner Familie bereits vor 20 Jahren enter bei den zahlreichen Zuschauern nicht unerkannt. Es flammte. Nach wie vor heiss flackert und immer wieder wird untereinander nur leise getuschelt. Aber man lässt erneut mit Spass verbunden.
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Gespr채ch in ungezwungener, gem체tlicher Atmosph채re im Dracula Club.
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So am alljährlichen «Monaco Historic Bob Race» dem traditionellen Familientreffen ehemaliger Bobcracks. Auf alten, legendären Feierabend-Bobs stürzen sie sich den Eiskanal hinunter. Wenn auch etwas gemütlicher als zu ihren medaillengeschmückten Glanzzeiten. Darunter finden sich klingende Namen wie Christian Meili, Erich Schärer, Ekkehard Fasser, Reto Götschi, Marcel Rohner, Christian Reich, Wolfgang Hoppe (D) und Walter Delle Karth (A) – bereichert mit dem Namensgeber Fürst Albert. «Für mich immer wieder «a great event… very unique!» zeigt der fünfmalige Olympiateilnehmer seine grosse Begeisterung.
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Macht das Leben lebenswert
Als Ausgleich zu seinen zeitintensiven amtlichen Aufgaben und Verpflichtungen sind solche bürgerliche Ausflüge eine willkommene Abwechslung, die Sie nicht missen möchten? «Ja, ganz eindeutig. Den Kopf frei halten für Kontakte zu alten, langjährigen Kollegen sind sehr wertvoll und bedeuten mir ausserordentlich viel», beteuert der «Blaublüter» mit voller Überzeugung. Nur weil er als Fürst in einer anderen Position ist, sieht er keinen Grund, diese langen Freundschaften zu beenden. Das «normale» Leben macht für ihn das Leben besonders lebenswert.
Sport, eine familiäre Tradition
folge. Naheliegend, dass auch Fürst Albert von diesem Sport angetan ist und mit ihr betreibt. Aber auch beim Tennis und Kajaking kämpfen sie gemeinsam auf dem Court bzw. im Wasser.
Bewunderung für…
Bestimmt gibt es Sportler, die Sie besonders bewundern? «Oh ja, die Schwimmer Mark Spitz und Michael Phelps, die Sprinter Carl Lewis und Usain Bolt und… Mohammed Ali. Sportgrössen, die es verstanden, mit Intelligenz gewisse Grenzen zu überschreiten.» Und welcher Staatsmann fasziniert(e) Sie? «Präsident John F. Kennedy», kommt es spontan aus seinem Mund. «Wären heute alle von dessen Format, die Welt würde anders aussehen!»
‹St. Moritz ist für mich die Seele und das Herz des Bobsports›
Seine Beziehung und Leidenschaft zum Sport haben ihren Ursprung weit zurück in seinen Jugendjahren. Erblich vorbelastet durch seinen ebenfalls sportaktiven Vater. In nicht weniger als 17 Sportarten hat sich Fürst Albert wettkampfmässig betätigt. «Auf verschiedenen Niveaus, wenn auch zum Teil nur auf nationalem level», fügt er erklärend bei. Die sportliche Vielseitigkeit hat ihm nicht zuletzt auch für sein jetziges Leben und der Erfüllung seiner verantwortungsvollen Aufgaben sehr viel gebracht. So zum Beispiel bezüglich Vorbereitung, Konzentration und Durchhaltewillen. Dazu gehören selbstverständlich Fürst Albert II. auch die Erfahrungen aus dem Bobsport, bei welchem man als Pilot sowohl Mannschafts- als auch Individualsportler ist. Auch als IOC-Mitglied (seit 28 Jahren), kann er auf eine langjährige Tradition zurückgreifen. So bekleidete bereits sein Grossvater Albert I. väterlicherseits, während vielen Jahren dieses Amt. Rühren im Caquelon – auf 2300 m ü.M. Entspannt und genüsslich lehnt er sich zurück in Auf was möchten Sie nicht verzichten, wenn Sie der kuscheligen Eckbank und berichtet über seine heu- im Engadin weilen? «Nicht wegzudenken ist das pritigen sportlichen Vorlieben: Sailing, Golf, Beachvol- ckelnde Klima, das spezielle Sonnenlicht und die leyball. «Auch gegenüber neuen Entwicklungen bin ich traumhafte Bergwelt. Dem Bündnerfleisch kann ich naoffen. So gehören zum Beispiel Paddle Tennis oder türlich nicht widerstehen. Und wenn wir – wie gestern Standup Paddling zu meinem Repertoire». Abend in der exklusiven, rustikalen Chesa Marguns auf 2300 m ü.M. – in unbeschwerter Gesellschaft ein lecke… auch mit Charlène res Käsefondue geniessen… einfach herrlich! Immer Seine Frau, Fürstin Charlène, feierte früher als wieder unvergessliche Erlebnisse.» Solche Tage sind südafrikanische Weltklasse-Schwimmerin grosse Er- für ihn selten geworden. Umso mehr geniesst er sie.
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Fürst Albert II. mit SNOWTIMES-Lektorin Dorli Kellenberger und Christian Meili, ex Spitzenbob-Pilot und Präsident Swiss Sliding.
Zweite Heimat
Stürze gehören dazu
Nicht nur vor Olympischen Spielen oder WeltDer Olympia Bobrun, was bedeutet er für Sie? meisterschaften drängt sich die Frage auf, für welche «St. Moritz ist für mich schlichtweg das Herz und die Nation er nebst den monegassischen Teams mitfiebert. Seele des Bobsports!» Welche Erinnerungen – positive «Da bin ich eigentlich sehr offen. Das Spektrum ist re- und negative – haben Sie aus Ihrer Wettkampfzeit als lativ breit. Vom familiären background her gehören Bobpilot? «Die Fahrt in dem herrlich angelegten weltselbstverständlich Frankreich und Italien dazu. Aber weit einzigen Natur-Eiskanal durch den verschneiten auch für die Schweiz schlägt natürlich mein Herz. Arven- und Lärchenwald von St. Moritz nach Celerina Schliesslich haben wir beide «Rot-Weiss» in unseren war für mich immer wieder ein highlight… und ist es Landesfarben», fügt er mit einem breiten Lachen im immer noch. Selbstverständlich blieb auch ich von Gesicht an. So lässt er immer wieder seine grosse Be- Stürzen z.B. im Horse Shoe nicht verschont. Aber solgeisterung für die Schweiz durchblicken: «Sie ist zu che hat jeder Pilot über kurz oder lang mal in Kauf zu meiner zweiten Heimat geworden». nehmen. Glücklicherweise blieben meine Beifahrer und ich von schwerwiegenden Blessuren jeweils verKeine 5-Sterne Herberge schont.» Die Freude, ja diese Leidenschaft für den BobWo wohnt ein Fürst, wenn er ein paar Tage im Oberengadin weilt? «Dort, wo auch einige meiner Bob- sport flammt nach wie vor in Fürst Albert auf. Wir werKollegen übernachten. In der originellen Inn Lodge in den ihn also jedes Jahr immer wieder am «Monaco HiCelerina.» Ein Haus, welches sich auszeichnet durch storic Bob Race» als Pilot bewundern können – in eine funktionelle Einrichtung, ohne Schnickschnack, seiner sympathischen, volksnahen Art. aber modern. Verbunden mit einer lockeren AtmosphäUnd der legendäre Speaker Guido Ratti verkünre und einem unkomplizierten Umgang untereinander. det lautstark: «In der Startbox Fürst Albert. The run is «Hier fühle ich mich wohl.» Ein eindrückliches Be- clear. Die Bahn ist frei!» ◊ kenntnis seiner Verbundenheit mit seinen jahrelangen Freundschaften.
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Der Sport – immer präsent 12
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger, ©srf/Markus Gyger
Leidenschaftlicher Engadiner. Ein Sportenthusiast. Das Publikum begeisternd. Herausforderung «Live» fasziniert ihn. Fernsehmoderator Matthias Hüppi voll in seinem Element.
«Guete n’Obig, herzlich Willkomme im Sportpanorama!» Die unverkennbare Stimme des immer gut gelaunten, aufgestellten Matthias Hüppi. Voller Emotionen. Dank intensiver Vorbereitung wie immer ohne Spickzettel. Nein, heute ist der Ort des Geschehens nicht das Fernsehstudio von SRF. Sondern das Engadin. Auf rund 2000 m ü. M. auf Salastrains oberhalb St. Moritz finden wir uns ein. Ein Platz, der jedes Jahr im Winter im Mittelpunkt des Ski-Weltcup-Zirkus steht. Die Kulisse präsentiert sich noch nicht im winterlichen Kleid. Der gegenüberliegende Corvatsch wurde in der vergangenen Nacht jedoch bereits mit Schneeflocken beglückt.
Engadin – zweite Heimat
Matthias Hüppi, der braungebrannte Fernsehmoderator und –Reporter, fühlt sich offensichtlich wohl in seiner zweiten Heimat. Bereits im Kindesalter gab es für ihn nur eine Feriendestination – das Engadin. «Die befreiende Weite dieses Hochtals. Die Kombination von Seen und faszinierender Bergwelt… einfach einmalig!» sein spontanes Statement. «Frühmorgens am idyllischen Stazersee – ein wahrer Kraftort.» Offene Begeisterung, die auch nach vielen Jahrzehnten immer noch unvermindert sein Herz erfüllt. Das Gespräch zwischen dem Hauptdarsteller und dem Schreibenden fühlt sich an wie ein solches zwischen zwei «Engadinern».
8 Stunden, 50 Minuten
Überzeugend seine von Leidenschaft sprühenden Schilderungen. Gleich die Bestätigung: «Ja, ich bin ein totaler Bewegungsmensch. Ein wichtiger Bestandteil meines Lebens». Bist Du deshalb so oft im Engadin an-
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zutreffen? «Ganz klar, in diesem Hochtal mit seiner überwältigenden Szenerie und einer Vielfalt an Möglichkeiten kann ich meine sportlichen Aktivitäten voll ausleben. Ski alpin und nordisch/Skaten, Mountainbiken, Joggen mit Leidenschaft frönen – in einem Eldorado für Sportler.» Fitness pur für jemanden, der Disziplinen von Spitzensportlern kommentiert. Man erinnere sich früherer Reporter, deren körperlichen Merkmale zum Teil in krassem Gegensatz zu den von ihnen präsentierten Sportarten standen. Hüppis Sportaffinität hat seinen Ursprung in seiner Jugend. Spielte er doch gleichzeitig Handball (St.Othmar St.Gallen) und Fussball (FC St. Gallen). Der FCSG ist deshalb nach wie vor eine Herzensangelegenheit! «Früher wagte ich mich auch an Bergläufe ran: Jungfrau-Marathon, Swiss Alpine Marathon. Für letzteren über 79 km (!) nahm ich mir eine Zeit von 9 Stunden vor… habe es dann in 8.50 h geschafft!» kann er mit berechtigtem Stolz zurückblicken.
Herz, Begeisterung und Emotionen
Sein Blick schweift durch das Fenster auf den noch verhangenen Piz Mezdi. Doch scheint der Himmel aufzuhellen, die Maloja-Schlange sich zurückzuziehen. «Eine Mountainbike-Tour ist bei jedem Wetter möglich. Aber nicht immer so wie gestern, als ich… und das Bike total verdreckt zurückkehrten. Resultat eines total durchnässten Trails.» Also nicht nur ein Schönwetter-Sportler? «Nein, ich bin mir der Wetterkapriolen im Engadin sehr wohl bewusst. Aber ich muss einfach raus an die frische Luft.» Ein wertvoller Ausgleich zum oft stressigen Job im Fernsehbusiness, verbunden mit intensiver Reisetätigkeit? «Ja, eine Balance,
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Matthias Hüppi: «Hier im Engadin kann ich meine sportlichen Aktivitäten voll ausleben.»
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die ich benötige, aber auch ein Ventil. Zudem spielt die Familie, ebenfalls passionierte Sportler, eine wesentliche Rolle bei der Schaffung von Freiräumen.» Herz, Begeisterung und Emotionen. Sie sind wegweisend und begleiten ihn in seinem beruflichen Alltag. Attribute, mit denen er die Fernsehzuschauer immer wieder bewegt und in seinen Bann zieht.
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Aus allen Wolken gefallen…
Man spürt, er ist nach wie vor glücklich, auch nach 30 Jahren seinen Bubentraum ausüben zu können. «Bereits im Kindesalter träumte ich davon, Radioreporter zu werden.» Weshalb Radio? «In meinen jungen Jahren hatten wir ja noch keinen Fernseher. Zum «Wochenprogramm» gehörte aber mein sonntäglicher Besuch bei meiner Grossmutter… «Sport am Wochenende» wurde ausgestrahlt». Also damals schon total angefressen? «Ja, sicher. Später habe ich bei jedem Skirennen akribisch Buch geführt. Alle Zwischenzeiten der Skicracks wurden schriftlich festgehalten und analysiert. Als ich dann später am Schweizer Radio nach zwei Wochen Einführung meine erste Sportreportage machen durfte... Mein Onkel, der legendäre Sportreporter Martin Furgler, hatte keinen blassen Schimmer davon, dass ich mich beim Radio angemeldet hatte. So fiel der Ahnungslose aus allen Wolken, als er aus dem Autoradio plötzlich meine Stimme hörte!» erzählt Hüppi lachend. Als Neuling in diesem Geschäft orientiert man sich doch auch an Vorbildern? «Sicher. Der Bayer Harry Valerien gehörte auf jeden Fall zu diesen Figuren. Aber auch Gody Baumberger, Karl Erb und andere Pioniere haben mich beeindruckt. Speziell Sepp Renggli – er war mein grosser Förderer.» Seit 1981 ist Hüppi fester Bestandteil der Sportcrew beim Schweizer Fernsehen. Seine Kerndisziplinen sind Ski alpin, Fussball und… Schwingen.
Eine einzigartige Geschichte
Seine Kommentare tragen eine unverkennbare Handschrift. «Die Verbindung von Natur, Sport und vor allem Menschen, die ihn ausüben, machen für mich immer wieder von Neuem den Reiz eines Weltcup-Rennens aus! Man muss nahe am Schnee sein.» So wird der Zuschauer von Matthias Hüppi unmittelbar ans Geschehen herangeführt. Immer mit positiver Einstellung. Unterstützt von Bernhard Russi. «Eine optimale Ergänzung. Die Zusammenarbeit ist seit 1986 eine einzigartige und erfolgreiche Geschichte. Wir sind gute Freunde geworden. Klar, dass trotzdem auch manchmal Meinungsverschiedenheiten entstehen können…»
Wechselbad der Gefühle
Hüppi versteht es, sich in die Fahrer hineinzudenken «Hinter jedem Erfolg steht eine Geschichte. Wenn dann alles stimmt, der Moment kommt, musst du es pa-
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cken». Welches ist das jüngste Beispiel? «Sandro Villeta aus La Punt. 2014 Olympiasieger in der Super-Kombination in Sotschi!» Ein denkwürdiger Valentinstag. Hüppis unter die Haut gehender sich überschlagender Stimmungsausbruch nach dem Slalom-Zieleinlauf dürfte in die Fernsehgeschichte eingehen. Aber auch mit erschütternden Ereignissen wurde er konfrontiert. Man denke an den tragischen Todesfall des österreichischen Abfahrers Gernot Reinstadler 1991 am Lauberhorn. «Das sind Bilder, die man nie mehr vergisst, für immer haften bleiben. Jedes Jahr verweile ich ein paar Minuten an der Gedenktafel in Wengen.» Welches waren die emotionalsten Momente in Deiner Karriere? «Besonders prägend war sicher die erste von mir kommentierte Ski-WM 1985 in Bormio, mit dem sensationellen Abfahrtssieg von Pirmin Zurbriggen … kurz nach seiner Meniskusverletzung.»
Routine und grosses Fachwissen
Als Person der Öffentlichkeit weiss Matthias Hüppi mit Kritik umzugehen. «Diese gehört nun einmal zu meinem Job. Ich habe keine Mühe damit, solange sie konstruktiv ist. In jüngster Zeit hat sich durch das Internet und die elektronischen Medien eine Verrohung eingeschlichen – Qualität, Ton und Sprache haben gelitten. Solches muss man einfach abbuchen können.» In der laufenden Wintersaison ist er wiederum auf allen Weltcup-Pisten anzutreffen. Frühmorgens vor dem Rennen fährt er schon mit den Rennfahrern hoch, spürt zum Teil, wie die Athleten drauf sind, «rutscht» dann der sehr gute Skifahrer die Piste runter. «Brutal, diese Härte. An ein Runterschwingen oder Carven ist nicht zu denken.» Nach der Live-Übertragung geht’s oft noch zum Joggen, bevor die Vorbereitung auf den nächsten Tag ansteht. «Die Aufbereitung der Daten mache ich selber. Ich habe grossen Spass daran. Dabei lege ich viel Wert darauf, mich auf verlässliche Quellen zu konzentrieren.» Fällt es nicht schwer, in gewissen Situationen eine neutrale Position zu bewahren, d.h. den Patriotismus zurück zu stecken? «Damit habe ich gar keine Probleme. Selbstverständlich kann ich besondere Freude zeigen, wenn ein Schweizer gewinnt. Habe aber keine Mühe, z.B. einem Österreicher zu seinem Sieg zu gratulieren. Dies hat mit Respekt zu tun. Anderseits darf ich mich nicht scheuen, auch mal Kritik anzubringen». Du kennst alle Weltcup-Pisten im Skizirkus. Welche beeindrucken Dich am meisten? «Lauberhorn, die «Streif» in Kitzbühel und auch St. Moritz, welche mir seit der WM 2003 in besonderer Erinnerung bleibt.»
Musikalität
Lebendige, packende Reportagen und Moderationen. Die Fähigkeit und das Flair, in seinen Kommentaren Akzente zu setzen und Stimmungen aufzubauen zeugen nicht zuletzt auch von seiner angeborenen Mu-
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Bild 1: «Frühmorgens am idyllischen Stazersee – ein wahrer Kraftort.» Bild 2: Spannende Momente mit Co-Moderator Bernhard Russi
sikalität. Früher spielte er Tenorsaxofon und Cello. Mit ckelmann sein. Dieser versteht es, Hüppi erstaunlich dem Spielen des E-Bass hat er ein weiteres Ziel erreicht. echt zu parodieren – sowohl Stimme als auch Gesten. «Ich wäre gerne Mitglied einer Rock-Band. Leider lässt «Ich erachte dies als Ehre, obwohl Parodien immer mein unregelmässiges Arbeitspensum jedoch kein gere- überzeichnet sind.» Jedes Jahr wenn die ersten Schneeflocken fallen, geltes gemeinsames Üben zu.» Öfters steigt er aber runter in den Keller und greift zu Stücken aus runtergela- übermannt Matthias Hüppi ein erstes Kribbeln. Eine denen iTunes kräftig in die Saiten. Energiegeladen, wie neue Ski-Weltcup-Saison steht an. Und SNOWTIMES freut sich auf spannende Kommentare und ergreifende es seinem Naturell entspricht. Momente. Sollten Sie vor oder nach dem Weltcup-Rennen Stimme im Doppel Sollten Sie seine Stimme im prägnanten St. Gal- mal über einem Kreuzworträtsel brüten und auf einen ler Dialekt mal aus dem Fernsehzimmer zu hören glau- Sportreporter mit fünf Buchstaben stossen. Kein Proben, könnte es vielleicht auch diejenige von David Brö- blem: Es ist zweifellos HUEPPI! ◊
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Publireportage
Neues Langlaufzentrum St.Moritz Suvretta Sports Verkauf, Vermietung, Schulung, Test, Service, Wachszentrum, Mode Im vergangenen Juli wurde das neue OVAVERVA Hallenbad, Spa & Sportzentrum in St. Moritz eröffnet. Betreiber des Sport- und Outdoorcenters ist Suvretta Sports. Es ist ausgerichtet auf Bike, Nordic und ein breites Angebot an Aktivitäten, die zugeschnitten sind auf Sommer- und Wintergäste. Während den Wintermonaten findet man neu die Langlaufschule im modern eingerichteten Nordic Shop und Langlaufzentrum. Langlaufsport ist voll im Trend. Es werden Privat- und Gruppenunterricht angeboten sowie vielseitige Trainings- und VorSNOWTIMES 2015
bereitungscamps. Das neue Langlaufzentrum bietet eine optimale Infrastruktur und ist idealer Ausgangspunkt für jedes Langlauferlebnis. Ob Einsteiger oder Profi, im neuen Nordic Shop findet man unter professioneller Beratung die passende Langlaufausrüstung und trendige Langlaufmode. Das Wachs- und Service Center bietet höchstes Niveau. Neben Langlauf kann man sich auch für eine Schneeschuhtour ausrüsten. Ein öffentlicher Wachsraum, Depotschränke mit Schuhheizungen stehen ebenso bereit wie Umkleiden und Duschen. Das Nordic Angebot von Suvretta Sports im neuen St. Moritzer Langlaufzentrum beinhaltet:
SHOP | SCHOOL | SERVICE
– Buchungsstelle der Schweizer Langlauf schule St.Moritz – St.Moritz Nordic. – Nordic Shop mit Langlaufskiverleih. Vom Einsteiger bis zum Profi – Fischer Racing Center – Rossignol und Fischer Test Center – Langlaufmode mit trendigen Marken wie Maloja, Löffler und X-Bionic. – Moderne Infrarot-Wachsmaschinen im Service Center. – Öffentliche Langlaufinfrastruktur auf 350qm. Skidepot, Umkleidekabinen, Duschen, Wachsraum usw. Weitere Informationen auf www.suvretta-sports.ch
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Betreten auf eigene Gefahr: «la baracca»! Text: Malin Müller u. Nora Naji Bilder: Felix Frey, Ernesto Kellenberger
Betreten auf eigene Gefahr – steht auf dem Abend in einer Holzbaracke zu verbringen? «Willkommensschild» der berühmt berüch- Doch entgegen aller Erwartungen ist genau tigten Kultbeiz «la baracca», die seit zehn dies der Fall. Seit Jahren lockt das «la baJahren als DER Geheimtipp in St. Moritz racca» Menschen aus aller Welt an und wurgilt. Beinahe unscheinbar wirkt das «la ba- de zum Hotspot in St. Moritz. Max Schneider, der im Engadin aufracca» im Schatten des majestätischen Kempinski, das sich auf der gegenüberliegenden gewachsen ist, zog es schon früh ins AusStrassenseite befindet. Kaum jemand beach- land. Er bereiste Südamerika und studierte tet die auf dem Parkplatz der Signalbahn danach in den USA. Auch nach dem Studiliegende Holzbaracke. Wieso auch? – denn um zog es ihn an die verschiedensten Orte kein Hinweis deutet darauf, dass es sich hier der Welt, wo er dann auch arbeitete. Dort um ein Restaurant handelt. Denn ganz ehr- sammelte er unzählige Eindrücke von andelich, wer fährt nach St. Moritz um einen ren Kulturen. Doch wieder einmal mehr be-
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stätigt sich, dass es zu Hause halt 17 doch am schönsten ist. Denn auch Max Schneider zog es nach seinen langen Reisen schliesslich zurück in seine Heimat. Es scheint fast so, als sei bei dem rastlosen Abenteurer Ruhe eingekehrt. Früher bereiste er die Welt – heute holt er die Welt zu sich. Im «la baracca» tummeln sich Menschen aus aller Welt und allen Gesellschaftsschichten. Dieser Melting Pot ist unausweichlich, da die Baracke meist rappelvoll ist. Ausserdem lässt dies auch die Innenausstattung nicht zu, da es nur Zehner-Tische gibt. Ein romantisches «tête à tête» ist daher beinahe unmöglich. Dennoch – oder genau deswegen – haben sich schon viele Paare im «la baracca» kennen und lieben gelernt. Der überraschende Erfolg des Restaurants, das völlig aus dem Rahmen fällt, ist vielleicht auch mit dem sich ändernden Zeitgeist zu erklären. Auch Max Schneider ist der Trend aufgefallen, dass die Menschen wieder mehr Wert auf Einfachheit, Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit setzen. Eine Entwicklung, die in verschiedenen Lebensbereichen zu beobachten ist. Ein weiterer Grund für den Erfolg ist aber auch die Geschäftsidee vom «la baracca», ein konzeptloses Konzept. Schneider meint, dass man sich heute viel zu sehr bemüht, es jedem recht zu machen und somit den Sinn für das Wesentliche verliert. Ist dies nun eine Art von Rebellion? Schneider meint «Nein», es handelt sich viel mehr um Kompromisslosigkeit. Auch in der Inneneinrichtung der Baracke widerspiegelt sich die Kompromisslosigkeit, entweder es gefällt, oder es gefällt nicht. Das rustikale Mobiliar wird durch Kronleuchter, die an der Decke hängen beleuchtet – auch das Kerzenlicht trägt zu einem wohligen Ambiente bei. Anders als in den meisten Restaurants findet man im «la baracca» keine Speisekarte, sondern Schiefertafeln an den Wänden mit den aktuellen Gerichten. «la baracca» ist ein Ort, an dem sich die Welt trifft. Menschen feiern Abend für Abend in der kleinen Baracke, bis der Schnee wieder zu schmelzen beginnt und St. Moritz zurück in den Sommerschlaf fällt. Es scheint fast so, als hätte sich Max Schneider seine eigene kleine Welt geschaffen, die frei von Konventionen ist. ◊
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Suche nach Licht und Emotionen
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Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger, fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo
Zuvorderst am Geschehen. Mit Herz und Seele. Zehnstunden-Tage. Der Mann am Drücker. Der St. Moritzer Pressefotograf Giancarlo Cattaneo
Ein Flugreisender mit Cabin-Trolley, ein Regisseur unterwegs zum Film-Set…? Nein, der graumelierte Herr im besten Alter ist mit sportlich zügigem Schritt auf dem Weg zum nächsten Einsatz auf dem St. Moritzer Parkett. Voll bepackt mit Profikameras und verschiedensten Objektiven. 25 Kilo Gepäck kommt da schon mal zusammen. Ein Event steht an und wartet, visuell festgehalten zu werden. Zur rechten Zeit am richtigen Ort. So kennt man ihn, den umtriebigen Giancarlo Cattaneo. Mit der adrett sitzenden «Gilbert Gress-Brille». Für Giancarlo Cattaneo immer wieder neue Herausforderungen. Obwohl er auf eine vieljährige Erfahrung zurückblicken kann. Also ein Routinier, wobei unerwartete, überraschende Momente zum täglichen «Speisezettel» gehören.
Ben Hur vor der Linse
Schon als Teenager fesselte ihn die Welt der Fotografie. Im Alter von 12 Jahren erhielt er von seiner Mutter die erste Kodak-Kamera. Durch die engen Kontakte zu dem im Parterre liegenden Fotogeschäft bekam er die Möglichkeit, sich in die ihn faszinierende Materie einzuarbeiten und sich ein grosses Knowhow anzueignen. Mit 15 Jahren hat er sein Schlafzimmer in ein Fotolabor umfunktioniert. «Ein faszinierender Prozess, wie sich im Wasserbad auf dem weissen Papier sukzessive ein Schwarz-Weiss Bild entwickelt», erinnert sich Cattaneo. Sein Drang, seine Angefressenheit – selbst
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im Kino Scala in St. Moritz hielt er während der Filmvorstellung Szenen von «Ben Hur» mit seiner Fotokamera fest.
Zeitsprung ins 21. Jahrhundert
Mit der Ausgabe seines Buches «Cresta Run in Pictures» im Jahre 2003 schaffte er sich grosse Anerkennung. Immer wieder wurde er von den zwei engen St. Moritzer Freunden Gian Andreossi und Marcel Melcher dazu animiert, eine eigene Fotoagentur zu gründen. So entstand anfangs 2006 die «fotoSwiss.com». Sein Credo: «Herz und Seele müssen dabei sein. Persönliches Engagement unabdingbar. Nicht nur mitdenken, sondern vorausdenken.» Der Mensch muss für ihn im Mittelpunkt stehen, Emotionen hervorrufen. Um ein Bild zu komponieren, ist oft Geduld gefordert. «Man muss auch mal warten können», präzisiert er. Mit welchen grossen Herausforderungen bist Du schon konfrontiert worden? «Am Festival da Jazz im Dracula Club sind die Lichtverhältnisse sehr schwierig. Dieser Challenge führt gerade deshalb zu faszinierenden, bewegenden Aufnahmen mit grosser Ausstrahlungskraft.» Und im Sport? «Gutes Beispiel ist ein Bobrennen auf dem St. Moritzer Olympia-Bobrun. Das Zusammenspiel von Position, Licht/Schatten und extre-
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Bild 1: An seinem Computer wartet viel Arbeit auf ihn Bild 2: Ausdrucksstark. Dorothea Lorene am Festival da Jazz
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mer Geschwindigkeit.» Bist Du also auch Dein grösster Kritiker? «Ja, sicher, bezüglich Qualität und Aussagekraft bin ich zu keinen Kompromissen bereit», erwähnt er mit Entschlossenheit.
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Nicht nur knipsen und senden
Seine Bildaufnahmen finden bei Print-Medien im In- und Ausland grosse Anerkennung. Ringier, NZZ, Tamedia, Südostschweiz, Aargauer Zeitung, Engadiner Post, der BURDA Verlag, Corriere della Sera etc. zählen auf seine Dienste. Für oft kurzfristige Einsätze ist er der
«Pippa Middleton erfüllte meine Bitte»
fühl und Sinn für Ästhetik gefragt. Aalglatte Gesichter, ein No-Go. Keine Faceliftings! Wie steht es um Landschaftsaufnahmen? «Für diese andere Art der Fotografie gibt es im Engadin zahlreiche Spezialisten. Da kommen wir uns nicht in die Quere.»
Pippa verstand meine Worte…
Als Pressefotograf ergeben sich oft Kontakte zu Persönlichkeiten und Prominenz. Was hat Dich besonders beeindruckt, ein Beispiel? «Ein Bild, das sprichwörtlich rund um die Welt ging von Pippa Middleton am Engadin Ski Marathon 2013. Ich kam mit ihr ins Gespräch und bat sie, ihre Brille abzunehmen, damit ich ihre schönen Augen sehen könne.» Und? «Sie folgte meiner Bitte und schob ihre Brille über das Stirnband», berichtet der Charmeur mit Stolz und verschmitztem Lächeln. Wegen dieser Aufnahme wurde Cattaneo auch schon mal durch einen Telefonanruf aus Australien morgens um 3 Uhr aus dem Bett geholt. Gab es Aufträge, welche Dich besonders physisch forderten? «Ja, auf der Suche nach dem Bär M13. Mit Bergführer und einer Journalistin gestaltete sich der Aufstieg zum Piz Sassalb (Puschlav) anforderungsreich. Umso mehr, als ich einen nicht ungefährlichen Sturz beim Abstieg zu verdauen hatte. Eine eindrückliche Aufnahme mit drei Jägern auf der Blick-Frontseite war die verdiente Entschädigung.» Gibt es denn überhaupt Momente, wo Du Deine Kamera zu Hause lässt? «Selbstverständlich, ich brauche auch Phasen der Entspannung. Wenn ich Golf spiele oder im Winter Skeleton auf dem Cresta Run oder Ski Alpin fahre.»
Mann. Da gilt es, rasche Entscheide zu treffen und mit perfekten Bildern aufwarten zu können. Das Internet Bremsen, bremsen… hilft, die Bilder durch seine Website weltweit zu verteiIm Zusammenhang mit dem Sport im Eiskanal erlen. Auch Agenturen wie «Keystone» oder «dpa» (Deut- innert sich Giancarlo Cattaneo einer unvergesslichen sche Presse Agentur) vertrauen auf ihn. Beispiel? «Da Episode: «Gian Franco Kasper, 1964 Sekretär des Saint bei Keystone anlässlich des Lawinenniederganges am Moritz Bobsleigh Club (heute FIS Präsident) hatte eines Piz Nair im letzten Winter niemand so kurzfristig im Tages einen Mangel an Bob-Taxi-Piloten. Er forderte Engadin einsetzbar war, wurde ich angefragt, Bilder zu mich, damals 15-jährig, via Lautsprecher auf: Du kannst liefern. Interessant war der Einsatz für die «dpa» im das, übernimm den wartenden amerikanischen Gast. Rahmen des letztjährigen WEF in Davos. Begegnungen «Ich instruierte diesen dahin, vor dem «Horse Shoe» auf mit deutschen Ministern und Firmenbossen, von Ange- mein Rufen hin zu bremsen! Auch während der Fahrt sicht zu Angesicht.» Selbstverständlich agiert er auch schrie ich mehrmals… keine Reaktion. Tempo hoch. Die Überraschung dann am Ziel – eine der besten Laufproaktiv gegenüber seinen zahlreichen Kontakten. zeiten.» Dass er gerne und gut kocht, kann er nicht verPickel und Hautflecken… stecken. Seine Vorlieben gehen Richtung italienische Gibt es für Dich Grenzen der Manipulation/Nach- und asiatische Küche. In der «toten Zeit» im Engadin bearbeitung von Aufnahmen? «Einerseits sind die Ka- zieht es ihn oft in die Welt hinaus. Aber auch dort ist die meras immer besser geworden, anderseits bietet die Kamera immer dabei. Man spürt es. Wie alle Künstler – Software laufend neue Möglichkeiten. Die Authentizi- Profifotografen kennen kein Rentenalter. Wir können tät eines Bildes hat für mich jedoch erste Priorität. Also uns also noch lange an Giancarlos emotionsgeladenen wenig Nachbearbeitung, eventuell für Pressebilder Aufnahmen erfreuen. Und sein Auftritt als Skeletonleichte Korrekturen. Bei Nahaufnahmen von Personen Guru in der Talksendung «Aeschbacher» des Schweizer entferne ich auch einmal einen störenden Pickel oder Fernsehens im Jahre 2008 dürfte weiterhin eifrig angeHautflecken.» Da ist also ein gewisses Fingerspitzenge- klickt werden. Schmunzeln inbegriffen. ◊
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Für unterhaltsame Momente Michael Lütscher Schnee, Sonne und Stars
Wie der Wintertourismus von St. Moritz aus die Alpen erobert hat
2014, 272 S. 250 Abb. Format 22 x 30 cm, gebunden Buchverlag Neue Zürcher Zeitung Fr. 88.– (UVP) ISBN 978-3-03823-880-5
Jedes Jahr finden sich Gründe für Jubiläen. Doch 2014/15 feiert die Schweiz ein ganz besonderes Ereignis. Wer hat’s erfunden: «Die Schweizer!» Die Geschichte des alpinen Wintertourismus. Vor 150 Jahren der Startschuss zu einer bedeutenden Wirtschaftsbranche – und zum Element schweizerischer Identifikation. Im Jubiläumsbuch «Schnee, Sonne und Stars» hat Journalist Michael Lütscher die Entwicklung des Wintertourismus seit 1864/65 dokumentiert. Er schildert dabei die Anfänge des Wintertourismus als «Produkt der ersten Globalisierung im späten 19. Jahrhundert.» Die meisten Gäste der Pio-
Hans Peter Danuser St. Moritz einfach
Erinnerungen ans Champagner-Klima
2014, 224 Seiten inkl. 16 Seiten Abb. Format 21 x 14 cm, gebunden mit Schutzumschlag Somedia Buchverlag, Glarus Fr. 29.– (UVP) ISBN 978-3-906064-30-7
Wenn einer etwas zu erzählen hat, ist es Hans Peter Danuser, der letzte Kurdirektor von St. Moritz. Die seit 1963 in 80 Bundesordnern gesammelten Notizen, Dokumente, Tagebücher und Fotoaufnahmen sollten einmal zusammengefasst werden. Frisch und authentisch präsentiert sich sein Buch – 30 in sich abgeschlossene Geschichten über seine 30 Direktionsjahre, in denen er das Image von 1978 bis 2008 von St. Moritz prägte und an vorderster Front mit Herzblut dafür gekämpft hat. So hat er zum Beispiel auf dem Gebiet der Markenrechte Neuland betreten und immer wieder mit bahnbrechenden Innovationen aufgewartet. Ein Blick hinter die Kulissen,
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nierzeit reisten aus der halben Welt in die Schweizer Berge. Nirgends manifestierte sich diese Entwicklung deutlicher als in St. Moritz. Abenteuerlust der ersten Wintergäste und einheimischer Unternehmergeist. St. Moritz diente bald als Vorbild für Stationen in Österreich oder den USA. Spannende Aussagen von Zeitzeugen, reich illustriert, auch mit noch nie oder selten gesehenen Aufnahmen aus dem späten 19. Jahrhundert, tiefgründig recherchierte Anekdoten, die immer wieder Überraschendes zutage fördern. Ein 272 Seiten starkes Buch mit verschiedensten Geschichten unterschiedlicher Autoren. In einem speziellen Artikel werden zum Beispiel die drei St. Moritzer Kurdirektoren Walter Amstutz, Peter Kasper und Hans Peter Danuser als «strahlende Markenpfleger» gewürdigt. Wintertourismus made in St. Moritz!
gespickt mit unterhaltenden und lustigen Episoden. Danuser erzählt aber auch über sein Leben zuvor und danach, seine Wahl und die Ablösung. Bei der Lektüre glaubt der Leser immer wieder die Klänge seiner «Swiss Lady», seinem Alphorn, zu hören. Es hat ihn über Jahre auf seinen Reisen begleitet und entwickelte sich zu seinem Markenzeichen. Auch heute beeinflusst es noch seinen Alltag. Das durch «QR-Codes» (Quick Response Codes) bereicherte 224 Seiten starke Buch mit zum Teil unveröffentlichten Bildern – Unterhaltung pur!
Pulver gut…? Der St. Moritzer Kriminalroman von Ernesto Kellenberger
Erhältlich direkt beim Autor ernesto.kellenberger@bluewin.ch oder im Buchhandel. www.ernesto-kellenberger.ch SNOWTIMES 2015
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85 Jahre Erfolgsgeschichte – Skischule St.Moritz 22
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Arnaud Delalande, Skischule St.Moritz zVg
Das Original. Professionalität. Kompetenz. Nachhaltigkeit
2014/15 das Jahr der Jubiläen. 150 Jahre Wintertourismus, 125 Jahre Bobsport etc. Ein Alter von 85 Jahren ist inmitten der glanzvollen Geschichten zwar keine magische Jubiläumszahl, trotzdem ist SNOWTIMES der Ansicht, dass ein Unternehmen mit grosser Nachhaltigkeit besondere Erwähnung verdient.
gilt aufgrund seiner Geschichte als Original und Wiege des Wintertourismus. Als erste und grösste Skischule der Schweiz kann die Schweizer Skischule St. Moritz ebenfalls das Prädikat «Das Original» für sich beanspruchen.
Das geschah in 85 Jahren
Werte, die gelebt werden Die Skischule hat bereits je ein Jubiläumsbuch Die Schweizer Skischule St. Moritz wird in die- «50 Jahre 1929–1979» und «75 Jahre 1929-2004» versem Winter 85 Jahre alt. Eine Institution mit grosser öffentlicht. Ein detaillierter Rückblick auf die 85-jähAusstrahlungskraft. Die RED LEGENDS – Man ver- rige Geschichte würde den Rahmen von SNOWTIMES bindet sie mit den Oberengadiner Skipisten. Rot steht sprengen. Ein Résumé einiger markanter Eckpunkte für Freude, Leidenschaft, Liebe, die Schweiz und ihre und Meilensteine soll die Geschichte und Entwicklung Qualität. Mit Legenden verbindet man Erfahrung, An- der Skischule nachstehend aufzeigen. Begebenheiten, erkennung, Erfolge und unvergessliche Erinnerungen. die den Leser aus heutiger Sicht zu einem Schmunzeln Werte, die in der Skischule gelebt werden. St. Moritz verleiten können.
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Bild 1: Eine einmalige Massierung von Spitzen-Rennfahrern. Die 1936 von Skischul-Gründer Giovanni Testa formierte «Guardia Grischa» Bild 2: Mit Optimismus in die Zukunft. Das Demo-Team der Skischule St. Moritz SNOWTIMES 2015
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Rudolf «Rudi» Rominger, vierfacher Weltmeister und Trainer der «Guardia Grischa»
1929
Meilensteine
Ein Jahr nach den 1. Olympischen Winterspielen in St. Moritz gründete Giovanni Testa auf Anregung des Kurvereins und des Skiclubs Alpina die Skischule St. Moritz. 1936 Das Buch «Natürliches Skilaufen – die Methode der einfachsten Fahrweise» von Giovanni Testa und Prof. Dr. Eugen Matthias erscheint, findet grosse Beachtung, führte aber auch z.T. zu unschönen Querelen. Die damals aufgezeigte Technik liegt auch der aktuellen Technik zugrunde. 1948 Der streng gehandhabte Amateurstatus an den Olympischen Winterspielen in St. Moritz verunmöglicht die Teilnahme für Wettkämpfer, die den Sport als Beruf ausüben. Der St. Moritzer Slalomsieger Edy Reinalter durfte deshalb schon im vorangegangenen Winter keinen Skiunterricht erteilen. 1955 Als erste Frau der Skischule St. Moritz hat Monika Lafont das Skilehrerpatent erworben. 1964 Einführung der Dezember-Sunshine Kurse. Aufgrund der starken Nachfrage Ausdehnung auf
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Januar und Frühling. 1971 Die Langlaufschule wird der Skischule angegliedert. 1981 Der Vorstand der Skischule St. Moritz bestimmt eine Minimallänge für Skis: 1.80m für Frauen, 1.90m für Männer. Compactskis werden nicht mehr erlaubt. 1982 Der Blindenfonds wird gegründet. Er ermöglicht Blinden und Sehgeschädigten bei einem speziell dafür ausgebildeten Lehrer Skiunterricht zu nehmen. Die Skischule erhält vom Kanton sage und schreibe sechs Ausländerbewilligungen. 1987 Erstmals wird in der Skischule während der Hochsaison Snowboard-Unterricht erteilt. 1989 Generationenwechsel in der Führung der Skischule. Roberto Trivella wird neu Präsident des Vorstandes, Fredy Wolf und Franco Moro übernehmen die Skischulleitung. Nach verschiedenen Vorstössen werden die ersten Frauen in die Genossenschaft aufgenommen und sind somit gleichberechtigt. 1992 Franco Giovanoli übernimmt die Leitung der Snowboardschule.
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Dynamik pur…!
1994 Die erste Schweizermeisterschaft im «Stilfah- 2009/10/11 Unser erfolgreiches Damen Demo Team wird jeweils Schweizermeister im Formationsren» (Formationsfahren) wird in St. Moritz / Celerina ausgetragen. Das St. Moritzer Demo fahren. Team wird Schweizermeister. 2010 Fusion der Skischule St. Moritz und Skischule 1997 Die Skischule bietet Schnupperkurse im CarCelerina. Es entsteht die grösste Schweizer Skiving an. Es kommt zu einem Carving-Boom! schule. 2000 Vertrag mit Club Méditerranée, welche keine ei- 2014 Die Schweizer Skischule St. Moritz feiert ihr 85-jähriges Bestehen. genen Lehrer mehr stellt. Anstellung der Skilehrer läuft somit über die Skischule. In der KinderEine eindrückliche Historie. Ereignisse mit skischule auf Salastrains wird die Swiss Snow League, das neue Test/Qualifikationssystem des zweifellos nachhaltiger Wirkung. Beste Voraussetzungen sind geschaffen, dass die Skischule St. Moritz und die Dachverbandes, eingeführt. 2001 Die Liegenschaft «Haus Central» wird als Un- «Red Legends» mit ihrer bemerkenswerten Lebensgeterkunftsmöglichkeit für die Skilehrer erwor- schichte und ihrer grossen Erfahrung auch in Zukunft für ben. Eine grosse Investition, die nicht zum ei- St. Moritz immer ein leuchtendes Aushängeschild dargentlichen Kerngeschäft gehört, jedoch das stellen werden. Und mit klarem Blick in die Zukunft geWohnungsproblem entschärft. richtet, das Schneesportwesen gestalten und weiterhin 2002 Im Frühling wird mit dem Bau des neuen Ski- massgeblich prägen. Nicht zuletzt dank ihrer Professioschulcenters Salastrains begonnen und auf den nalität, ihrer Qualität und der einzigartigen Infrastruktur. WM-Winter 2002/03 eröffnet. ◊ 2006 Erwerb der Büroräumlichkeiten in der Liegenschaft St. Moritzerhof an der Via Stredas 14, St. Moritz
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85 years of experience 26
the red legends for each individual request the perfect match
See you in one of our offices: St. Moritz Celerina Corviglia Salastrains Samedan
Skischule St. Moritz Tel. +41 81 830 01 01 info@skischool.ch www.skischool.ch SNOWTIMES 2015
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Musik – sein Leben
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger, fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo
Sein Herz schlägt für den Swing. Markenzeichen Perfektion. Bodenständig. Pepe Lienhard, Saxofonist, Flötist, Big Band Leader, Arrangeur.
Ein historisches Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert. zutreten. Deren physische Nähe zu spüren und deren Inmitten eines grossen, wildromantischen Gartens. spontane Reaktionen unmittelbar aufzusaugen. Ein fasExotische Vögel, Appenzeller Spitzhauben (Hühner) zinierendes Gefühl», ist Pepe nach wie vor beeindruckt. machen mit ihrem Gezwitscher und Gackern auf sich Swing pur in höchster Vollendung. aufmerksam. Magisch anmutend. Unter der Tür steht Pepe Lienhard. Der Musiker Motivator, «Seelsorger»… und Band Leader – Gentleman mit Charisma. Das stilWenn Pepe Lienhard vor seinen Musikern steht voll renovierte Riegelhaus umhüllt eine Aura, ein Ge- und sie durch das Konzert führt, fragt sich mancher Zufühlsmix aus Nostalgie und Gegenwart. Eine Oase der hörer, wofür der Bandleader eigentlich zuständig und Ruhe. Ein perfekter Rückzugsort. Sein Schäferhund verantwortlich ist? «Meine Funktion lässt sich mit der Garou, ein 2-jähriger Lausbub, begleitet uns. Versucht, Rolle eines Fussballtrainers vergleichen.» Er sucht und uns mit seiner Verspieltheit zu verführen. wählt die Musiker aus. Ist Motivator. Pepes Stärke ist Wir sitzen in der heimeligen Stube mit Kachelo- es, den Musikern in seiner eigenen erfolgreichen Art fen, Ofenbänkli, einem rustikalen Holztisch und beizubringen, das Optimum aus sich herauszuholen. Er schmuckvollen Vorhängen. Aus dem Hintergrund er- wählt die Arrangements aus und stellt das Programm tönt… keine Musik. «Wenn ich Musik hören will, ganz zusammen. Auch die Promo-Arbeit liegt in seinen Hängezielt, dann konzentriere ich mich auf diese und lasse den. Unverzichtbar ist eine gehörige Portion Organisamich nicht ablenken», ist Pepe konsequent. Ein per- tionstalent. Hie und da fühlt er sich aber auch mal als fekter Brückenschlag zur Musik – sein Leben. Pepes «Seelsorger». «Ich kümmere mich sogar um die Kleiblaue Augen strahlen. dung der Musiker», fügt er schmunzelnd an. Dies glaubt man ihm gerne. Sein persönliches, stylisches Outfit unterstreicht sein ausgeprägtes Flair für Mode. Intimität eines Wohnzimmers … Erinnerungen an ein Konzert, einen speziellen «Seit eh und je», wie Pepe betont. Eine gesunde EitelAuftritt, der in einer Wohnstuben ähnlichen, intimen keit kann er nicht verleugnen. «Bei mir darf es auch Kulisse stattfand. Im legendären Dracula Club, anläss- mal etwas farbig sein. Dabei muss ich ja nicht gleich lich des Festival da Jazz im Sommer 2014 in St. Moritz. meinen gefiederten Freunden in der Volière KonkurUnd dies nicht mit einer Kleinformation, sondern mit renz machen.» Pepe Lienhards 17-Mann Big Band. Sowohl für die Fesselnde Big Band Nummern, raffinierte ArranBand als auch die Zuschauer ein hautnahes, unvergess- gements. Welche Einflüsse hast Du als Bandleader bei liches Erlebnis. Der Kontrabassist mit seinem Platz der Umsetzung der Partituren? «Ich kann den Musikern hinter der Bar… er schwärmte, noch nie so viel Platz (!) und dem Klangkörper meine persönliche Note verleigehabt zu haben. Back to the roots… «unplugged». hen. Kreativität auslösen. Meine eigenen Ideen einbrinOhne Mikrofon – was früher in amerikanischen Jazz- gen, indem ich zum Beispiel mal das Intro ändere und klubs üblich war. «Nicht vor bis zu 15’000 Zuschauern, auch immer wieder individuelle Akzente setze.» Und sondern vor «nur» 150 musikbegeisterten Gästen auf- die Solisten? «Sie haben reichlich Freiraum, Ihre Spon-
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Pepe Lienhard: «So hat es sich damals in Pontresina abgespielt.»
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Pepe Lienhard Big Band auf kleinstem Raum. Im Dracula Club St. Moritz
taneität und Ausdruckskraft auszuleben.» Da er nur noch selten selber schreibt, fühlt er sich glücklich, in seinen Bandmitgliedern Ralf Hesse und Gilbert Tinner über ausgezeichnete Arrangeure zu verfügen.
Q….
In seiner 45-jährigen Profikarriere sind Pepe Lienhard einige Auftritte in ganz besonderer Erinnerung haften geblieben. In den Jahren 2003 und 2004 war er Stammgast in Monte Carlo und spielte jeweils im Juli / August im berühmten «Sporting Club». Dort hatte er die grosse Ehre, Weltstars wie Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Shirley Bassey zu begleiten. «Für mich die nachhaltigsten Highlights sind jedoch die Begegnungen am Jazzfestival Montreux mit meinem grossen Idol Quincy Jones. Im Jahre 2008 konnte ich mit meiner Big Band zum 75. Geburtstag von Quincy spielen. Ein Traum wurde für mich wahr. 2013 übernahm Quincy an seinem 80igsten sogar meinen Taktstock und trieb meine Big Band an.» Wann begann dann die… man könnte fast sagen Seelenverwandtschaft mit Quincy Jones? «In meinen Teenagerjahren hatte es anlässlich eines Konzertes… «Klick» gemacht. Da war es um mich geschehen», berichtet Lienhard mit leuchtend blauen Augen, als wäre es gestern gewesen. Im Verlaufe des Gesprächs fällt der Name «Quincy» immer wieder, wenn es um Komposi-
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tionen und Arrangements geht. Ausdruck von Pepes grosser Bewunderung.
Sein Reich unter dem Dach
All’ seine beeindruckenden Schilderungen wecken die Neugier nach Pepes Reich… seinem Arbeitsraum. Hunderte von Arrangements, den entsprechenden Partituren sowohl für die Big Band als auch sein 14Mann Orchester. Ein Riesenarsenal an DVDs, CDs und…alten Vinyl-Schallplatten. Es übermannt einem das Gefühl, als würde die Galerie im ersten Stock von swingenden Melodien erfüllt. Dieses soll sich noch bewahrheiten… Die Holztreppe runter, eine andere steile Treppe hoch zum ehemaligen Heuboden. Auf einer Grossleinwand entführt uns «Woody Hermans Thundering Herd» in einem Schwarzweiss Film in die 40er Jahre. Die legendäre «Four Brothers Saxophon-Section» – satter Sound, mitreissender, vitaler Swing. Ein Ambiente, das zum Verweilen lockt. Altehrwürdige Räume, die Geschichte schreiben könnten. Beim «Wiederabstieg» in untere Gefilde fällt es schwer, die in die Beine eingefahrenen Rhythmen zu zähmen.
Shirley Bassey und der Dorfpolizist
«Things Ain’t What They Used to Be», ein Jazzstandard von Mercer, Sohn von Duke Ellington. Nein,
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Pepe Lienhard zeigt SNOWTIMES sein Refugium.
Pepe Lienhard ist bestimmt kein unverbesserlicher Nostalgiker. Aber nach so vielen Jahren im Musikbusiness kommen zwangsläufig Erinnerungen an seine früheren Jahre auf. Die Zeiten mit seinem erfolgreichen Sextett. In den 70er Jahren, als er regelmässig im Engadin aufgetreten ist. Unvergesslich bleibt ihm eine Episode von einem Auftritt in Pontresina. «Shirley Bassey logierte im damaligen Schlosshotel. Als Fan unseres Sextetts war sie jeden Abend im Club anzutreffen. Immer wieder wurde der Weltstar von seiner Entourage aufgefordert, zu singen – erfolglos. Eines Abends war’s dann doch soweit. Nach 2 Uhr morgens greift sie zum Mikrofon. In diesem Moment erschallt ein unüberhörbares ‹Polizeistunde›. Ein übermotivierter Dorfpolizist – und schon hat er Shirley das Mikrofon aus der Hand genommen…! Der Auftritt eines Weltstars war geplatzt. Sämtliche Umstimmungsversuche stiessen beim Ordnungsmann auf Granit.» Er macht an diesem Abend dem Polizei-Leitspruch «Dein Freund und Helfer» keine Ehre.
Die gute und die andere…
Pepe Lienhard hält sich an Duke Ellingtons Aussage: «Es gibt nur zwei Sorten von Musik – die gute und die andere.» Dafür spricht auch seine Offenheit, keine Berührungsängste zu anderen Musikrichtungen zu haben. Er tritt durchaus mal an einem «Heirassa-
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Festival» in Weggis als Stargast mit Carlo Brunners Superländlerkapelle auf. Von Oktober bis Dezember war Pepe Lienhard und sein 14-Mann Orchester mit Udo Jürgens auf dessen Jubiläumstournee zum 80. Geburtstag unterwegs. Pepe und Udo – zwei Perfektionisten treffen aufeinander. Eine Symbiose von grosser Leidenschaft und absoluter Professionalität. In der kurzlebigen Showbranche eine Geschichte mit einer unvergleichlichen Erfolgsbilanz. Seit über 30 Jahren. «Wir hatten in dieser langen Zeit nie Probleme, keinen Streit. Man weiss sich immer zu einigen», berichtet Pepe mit Genugtuung. «Wir verstehen uns ohne Worte.» Rückblickend kann er mit grosser Befriedigung feststellen, dass in seiner Musiker-Karriere nie ein Auftritt «in die Hosen» ging. Dies spricht für seine ausgeprägte Professionalität! Und wir schätzen uns glücklich, dass Musiker, wie auch andere Künstler, keine Pensionierung kennen. So kann sich St. Moritz hoffentlich bald wieder auf einen Auftritt von Pepe Lienhards Big Band im «Dracula Club» oder anderswo freuen. Musikalische Höhepunkte erleben, wenn sich die Saxofonisten in «Tenorbattles» wie Gladiatoren mit ekstatischen Soli gegenseitig antreiben. Um sich für weitere Auftritte fit zu halten, geht Pepe nun heute noch mit seiner attraktiven, charmanten Frau Christine ins Gym! ◊
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Corvatsch rüstet auf Text: Ernesto Kellenberger Grafik: von Corvatsch AG zVg Bild: Gian Giovanoli/kmu-fotografie.ch
Tolle Perspektiven für Geniesser. Aufbruch. Weichen gestellt. Stärkung der Marke Corvatsch.
te der Corvatsch bald einmal mit der längsten Talabfahrt im Engadin auftrumpfen. Von 3303 m ü.M. runter auf 1870 m ü.M. Der Skifahrer oder Snowboarder erreicht vom Corvatsch-Gipfel nach 1433 Höhenmetern und dank einer neuen Verbindungspiste in lückenloser Abfahrt die Talsohle in Surlej. Direkt vom Gletscher an den See. Tolle Perspektiven für Geniesser.
Corvatsch – der höchste Skiberg der Ostal- wird durch eine neue 6er-Sesselbahn (mit pen – hat sich nicht nur zum gefragten Free- Hauben) ersetzt und um 750 m verlängert. style Berg entwickelt. Er geht nun auch Ab der neuen Talstation bei der heutigen noch in die Fitnesskur und putzt sich raus. Sesselbahn-Station Alp Surlej und der HosIn einem wirtschaftlich schwierigen Um- sa Bar wird die neue Anlage eine Länge von feld und einem eher schwindenden Interes- 2,2 km aufweisen. Somit eine der längsten se für den Wintersport sind Millioneninve- Sesselbahnen im Oberengadin. Durch die stitionen ein mutiges Unterfangen. Ander- gleichzeitige Installierung einer BeschneiDas Paar von 2007 – es rückt seits aber ein wichtiger und verheissungs- ungsanlage gewinnt die Strecke zusätzlich näher zusammen an Attraktivität. Und lässt das Sportlerherz voller Schritt in die Zukunft. Ein Projekt, das in der Pipeline steht. Im hart umkämpften Markt erwartet höher schlagen. Der schnellere Zugang von Sils ins Corder zunehmend anspruchsvollere Schneevatsch-Gebiet soll durch eine neue Sesselsportler von einem kompletten SkivergnüKosmetische Frischkur. bahn zwischen der Mittelstation Furtschellas und dem Plateau Rabgiusa erreicht werden. gen Komfort und Schneesicherheit. Stärken, Topmodern die das Skigebiet Corvatsch-Furtschellas mit Auf der Seite Furtschellas werden die Mit Ausstiegsmöglichkeit auf Margun. Im Planungsstadium befindet sich den geplanten Investitionen noch vermehrt seit 1972 im Betrieb stehenden Kabinen auf ausspielen und seine Attraktivität und Kon- den Winter 2015/16 durch topmoderne ausserdem eine Sport-Hotelanlage bei der kurrenzfähigkeit unter Beweis stellen kann. Grossraumkabinen abgelöst. Die gesamte Talstation Furtschellas. Die Unterkunft im Ein Investitionsvolumen für die erste Etappe Elektrik und der Antrieb wurden bereits vor Dreisternebereich soll auch jüngere Gäste bis 2017 im Betrag von 27 Mio Franken. Ge- zwei Jahren komplett erneuert. Das Fas- ansprechen. Das letztjährige 50-Jahr Jubiläum bot zielte Investitionen – mit Weitsicht. sungsvermögen entspricht demjenigen der alten Kabinen. Pro Stunde können rund Gelegenheit, Rückschau auf die facetten1 000 Personen befördert werden. Bügellifte ade… reiche Geschichte des Corvatsch zu halten. Mit den geplanten Investitionen wird eine Auf der Gebietsseite Corvatsch wird neue Geschichte geschrieben. Mit vielverdas mühsame Anbügeln am Lift bald mal Vom Gletscher zum See… Geschichte sein. lückenlos sprechenden Zukunftsperspektiven. Es gilt, Im Winter 2015/16: Die Skifahrer Zahlreiche Skigebiete rühmen sich die Kompetenz im alpinen Schneesport zu und Snowboarder nach der Abfahrt vom immer wieder mit der Länge ihrer Skiab- festigen. Die touristische Grundlage eines Corvatsch Gipfel. Die Cracks und Rookies fahrten. Dem will der Corvatsch nicht nach- kompetitiven Oberengadins zu stärken. nach Tricks und Sprüngen im Snowpark. stehen. Zwar verfügt das Gebiet bereits Ein Blick auf den Situationsplan Sie erreichen auf der leicht verlängerten über die längste beleuchtete Nachtpiste der «Unternehmensstrategie – Zukunft 20>» – neuen 4er Sesselbahn bequem wieder die Schweiz. Für Nicht-Nachtschwärmer möch- und Ihre Vorfreude erwacht! ◊ Mittelstation Murtèl. Direkt – ohne zu laufen! Einher gehen auch der Ausbau der Beschneiung der Piste Mandra und der Snow Night-Piste.
Highlight – Curtinella
Die Verbindung zu Furtschellas. Eine der schönsten Pisten – nicht nur am Corvatsch – präsentiert sich im Winter 2016/17 als leuchtendes Glanzlicht. Der Bügellift
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Zürich | Luzern | Basel | St. Moritz | Rom | 0840 828 828
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Unternehmensstrategie "Zukunft 20>"
Curtinella 2016
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Chüderun 20>
Rückbau Murtèl 20>
Rückbau Chüderun und Margun 20>
Verbindungspiste 20>
Kabinen 2015
T H G I N W O SN N NACHTSKIFAHRE FAS ZINATION
AB 19 UHR! JEDEN FREITAG
Geniessen Sie die längste beleuchtete Piste der Schweiz. Bahn und Bars offen bis 01.00 Uhr (ab Februar bis 02.00 Uhr) Ticket: Erwachsene CHF 25 | Kinder CHF 15 (bis 12 Jahre)
VIP SNOW NIGHT Die Corvatsch Snow Night kann auch exklusiv gebucht werden. Buchbar von Samstag bis Donnerstag. Preis auf Anfrage www.corvatsch.ch CH-7513 Silvaplana-Surlej | T +41 (0)81 838 73 73 Snowtimes_188x122mm.indd 1 SNOWTIMES 2015
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Genussmetier Enthusiasmus Kreativität 34
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger
Neugieriges Kind – Espresso-Pionier Francesco Illy. Grosse Passion – Amici-Caffè CEO Annemarie Illy. Exklusivität. Für Kaffee-Aficionados
Radio Grischa. Hier noch der Strassenzustand: «Der Malojapass und die Strasse zwischen Maloja und Sils ist wegen Lawinengefahr gesperrt.» Die Meldung lässt aufhorchen. Eigentlich nicht verwunderlich. Maloja liegt unter einer rekordverdächtigen Schneedecke von rund 2.5 Metern. Können sie wohl rechtzeitig zu unserem Gespräch anreisen? Wie ein tiefverschneites, geheimnisvolles Märchenschloss präsentiert sich das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz. Eines der Hotels, in welchem sich Geniesser des alljährlichen Gourmet-Festivals ein Stelldichein geben. Ein Ort also, der sich für ein Gespräch mit den Illys geradezu aufdrängt. Ja, sie erscheinen trotz der prekären Strassenverhältnisse pünktlich. Die attraktive und elegant gestylte Annemarie und der eher ausgeflippt gekleidete Francesco. Unverkennbar der Dreitagebart und das zu einem Pferdeschwänzchen zusammen gebundene Haar – sein Markenzeichen.
Süssstoff?
In der Smokers Lounge. Die rauchgeschwängerte Luft wird plötzlich vom Aroma eines Espresso durchdrungen. Inmitten des vertieften Gesprächs ein Leuchten in Francescos Augen. Seine feine, empfindsame Nase sagt ihm. «Ein Espresso, der aus dieser Distanz
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von vier bis fünf Metern noch wahrnehmbar ist, kann nur ein Amici sein!» Illy kann dem Kellner auf seine Frage: «Ist der Kaffee gut, den Sie gerade servieren», keine Wertung entlocken. Offensichtlich hat dieser den Espresso-König nicht erkannt. Kein Zucker ins Tässchen? «Selbstverständlich nicht. Der Struktur messe ich höchste Priorität bei. Zucker würde sie verändern. Ohne kann der Espresso aber einen Körper aufbauen. Die anfängliche Bitterkeit ist bald nicht mehr präsent, wird von einer leichten Süsse abgelöst. Eine unvergleichliche Langzeitwirkung entwickelt sich. So spüre ich den Espresso auch nach zwei Stunden noch im Mund, ansonsten nur während 20 Minuten», erklärt er überzeugend. Wie viele sind es denn pro Tag? «Fünf bis acht.» «Ich begnüge mich mit fünf… am Morgen ist es aber zuerst mal ein Tee», erklärt Annemarie ihre Tagesration.
Ja, das Engadin…
Derweil hat der SchneefalI wieder eingesetzt. Das wohlig-spannende Ambiente in der holzgetäferten Lounge – der ideale Rahmen, den einzigartigen Espresso nicht nur zu geniessen. Auch über dessen Faszination zu diskutieren und wer hinter dessen Siegeszug steckt. Ins Engadin zieht Euch nicht nur das Gourmet-
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Francesco Illy: «Ich sehe mich als neugieriges Kind.»
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Festival, bei welchem Amici seit sechs Jahren Sponsor ist, oder? «Nein, das Engadin ist für mich das Paradies, sowohl im Winter als auch im Sommer – nicht zuletzt wegen des südlichen Einflusses», zeigt die seit dem Jahre 2000 von Francesco getrennt lebende Annemarie Illy ihre volle Begeisterung. Ihre blauen Augen leuchten. «Für mich sind es das Montalcino und selbstverständlich auch das Engadin», fügt
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erblich vorbelastet – also eindeutig eine Sache der Genetik», sind sich Annemarie und Francesco einig. Sie schwärmen geradezu von den Kochkünsten ihrer Mütter, deren unglaublicher Sensibilität. Annemaries Mutter stammt aus einer Bauernfamilie. «Veritable Biodynamiker», fügt Francesco bewundernd an. So wie man das Essen mit Augen geniesst, soll auch das Espresso trinken visuell erfreuen. Die von
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Bild 1: Annemarie Illy: «Ich habe viel von ihm profitiert.» Bild 2: Amici-Espressotassen… Qual der Wahl.
Francesco an. Dass sie hier beide eine Bleibe erwarben, erstaunt deshalb nicht. Annemarie, die Amici-Geschäftsführerin, in Silvaplana – Francesco in Maloja.
Die Genetik
Rasch kristallisiert sich heraus. Wir haben es mit zwei Genussmenschen zu tun. Genüsslich zieht Francesco an seiner Zigarillo. Die ausgeprägte Sensibilität zum Genuss zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. War diese schon vorhanden oder brachte das Metier diese mit sich? «Wir beide sind diesbezüglich
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Künstlern gestalteten Amici-Espressotässchen haben bereits Kultstatus erreicht. Francesco verbindet damit Genuss und Kunst. Auch als Fotograf seines inspirierenden Fotobandes «Monti Pallidi» über die Dolomiten versteht er es, das Auge sprechen zu lassen.
Von der Pieke auf
Annemarie, Du hast 2002 die operative Führung von Amici übernommen. Bist sozusagen aus dem Schatten von Francesco getreten. Eine grosse Herausforderung? «Francesco und ich haben von Beginn an, d.h. ab
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1979 alles gemeinsam aufgebaut. Klar, wir waren sicher verschiedene Menschen.» Francesco verfolgt mit Spannung ihre Aussagen. «Ich habe jedoch extrem von ihm profitiert. Es war in der Folge enorm wichtig, dass ich im Geschäft geblieben bin. Entscheidungen werden aber immer in gegenseitigem Einverständnis getroffen.» Francesco pflichtet Annemarie kopfnickend bei. Eure beiden Kinder sind voll im Geschäft integriert? «Ja, Sohn Ernesto, Architekt, hat u.a. die Galleria Amici in Luzern und Zürich konzipiert. In diesen werden unsere Produkte wie in einer Galerie präsentiert. Tochter Vittoria arbeitet in der Marketingabteilung von Amici Caffè.» Der familiäre Charakter des Unternehmens wird also bewahrt. Aus markenrechtlichen Gründen wird der originale Illycaffè aus Triest in der Schweiz unter dem Namen Amici Caffè vertrieben.
«Never stop being a child»
Francesco Illy, man kennt ihn als Espresso-Pionier, Winzer, Produzent von Olivenöl, Fotograf, Künstler, Philosoph, Vater der Amici-Tässchen und der kultigen Design-Kaffeemaschinen im Retrolook FrancisFrancis!. Habe ich noch etwas vergessen – als was siehst Du Dich? «Als neugieriges Kind!» Die Neugier erachtet er als universelles Geschenk. Sie führt zwangsläufig zur Kultur. Qualität, Ethik, Harmonie, Eleganz und Ästhetik – nicht nur leere Begriffe. Werte, die im Familienunternehmen gelebt werden. Immer wieder lässt er seine philosophische Ader aufblitzen. Momente, in denen er dann kaum zu bremsen ist.
Weltweit
Man glaubt ihm, wenn er sagt: «Ich möchte bei den Käufern unserer Produkte positive Emotionen wecken.» Diese prägen auch die Unternehmenskultur. Er will einfach mit dem weltbesten Espresso im Markt sein. Mit zuweilen stechendem Blick unterstreicht er seinen Anspruch. «Wir sind die weltweit am weitesten verbreitete Marke – in 150 Ländern.» Welches sind denn die grössten Kaffeetrinker? «Die Nordländer mit 13 kg, vorwiegend Filterkaffee, pro Person. Dies veranschaulicht, dass Kaffee als Antidepressiva für Völker dient, die ein Sonnendefizit haben.» Und die Schweizer? «Sie trinken in etwa die gleiche Koffeinmenge pro Kopf wie die Italiener.» Was unterscheidet Euch dann von anderen Mitbewerbern? «Einiges. So beziehen wir unsere Bohnen seit über 20 Jahren direkt von den Kaffeebauern. So weisst Du, was Du kaufst und hast zudem direkten Einfluss z.B. auf den Säurewert.» Ein wichtiger direkter Knowhow-Transfer findet somit statt.
In seinem Element
Mit gestikulierenden Händen und Armen versteht er es, seinen Aussagen eine überzeugende Wirksamkeit und Ausdruckskraft zu verleihen. 1953 in Triest geboren, kann der heutige Wahl-Schweizer seine italie-
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nischen Wurzeln nicht verleugnen. Leidenschaft, 37 Emotionen, Enthusiasmus begleiten ihn. Er will und kann die Leute begeistern und mitreissen. Die Kreativität in seinem Kopf läuft auf Hochtouren, angetrieben von einer Künstlerseele. Er tüftelt dauernd, um etwas Neues anzureissen. Strotzt vor zündenden Ideen. Dabei hilft ihm auch, dass er immer wieder kritisch gegenüber seinem Produkt ist und dieses hinterfragt. Lassen wir uns überraschen. So hat er mit Forschern der Universität Florenz das neue Firenze-Maschinensystem entwickelt. Was ist das Spezielle daran? «Ein Kompressor, der die Luft mit 15 bar in den Kaffee pumpt. Die Firenze-Maschine wird «illetta» heissen. Nach dem Namen der ersten echten Espressomaschine der Welt, die mein Grossvater 1934 gebaut hat. Er ist also der Erfinder des Espresso!»
Bonsai – Sonne – St. Moritz
Genuss und Flair für organische Produkte. Der Wein ist naheliegend. «Ja, seit 1997 habe ich mein eigenes Weingut Podere le Ripi. Seit 2010 biodynamisch, weil ich überzeugt bin, dass es der einzige Weg ist, um Leben im Boden zu ermöglichen.» Welche Eigenheiten zeichnen Podere le Ripi noch aus? «Ich habe den dichtesten Rebberg der Welt. In einem Experiment haben wir die Rebstöcke immer enger gepflanzt. Schlussendlich waren wir bei Quadraten von vier mal vier Metern, mit einem Abstand von 40 cm. Eine Dichte von 62‘550 Rebstöcken je Hektare. Der Bonsai war geboren!» Was bringt dies? «Dadurch zwingen wir die Pflanzen, schneller und tiefer zu gehen. Mit den Wurzeln bis zu drei Metern unter die Erde. Dadurch leiden sie nicht unter Wasserstress.» Die Eleganz, die Dichte und die Komplexität seiner Weine geben Francesco Recht. Sie figurieren auf der Liste der 100 besten Weine der Welt! Auf der Etikette des Lupi & Sirene, ein Brunello di Montalcino, strahlt eine Sonne. Ob die bekannte St. Moritzer Sonne wohl bei der Namensgebung Pate gestanden hat…? Eine Assoziation ob zufällig oder gewollt, sei mal dahingestellt.
Wildsau mit…?
Nach einem solch’ genussvollen Gespräch drängt sich die Frage auf. Macht sich Francesco, der Geniesser, auch hin und wieder in der Küche nützlich? «Oh ja, ich benütze dann auch mal Espresso, um eine Sauce abzuschmecken.» Du forderst die Aromen also zu einem Wettstreit auf? « So ist es. Interessante Kombinationen interessieren mich sehr – so zum Beispiel bei Wildsau mit… Schokoladensauce, die ich nächstens zubereiten werde.» Francescos Zigarillo ist inzwischen erloschen. Nicht aber die Wirkung des Espresso. Im Gaumen hat er sich noch nicht verflüchtigt. So wie es der EspressoPionier mit Nachdruck angekündigt hat. ◊
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Winter im Engadin Text: Marco Meyer Bilder: KMU Fotografie Gian Andri Giovanoli
Alpine Lifestyle – der konsequente Trend für Sie und Ihn. Zum Wintersport ins Engadin. Wo sonst? Modebewusst, stilvoll. Auch in diesem Winter finden Sie in den lokalen Verkaufsgeschäften alles, was das Herz begehrt. Mit viel Liebe zum Detail suchen die Spezialisten für Sie das Beste. Die Models von Skiservice Corvatsch zeigen Ihnen, womit Sie in diesem Winter brillieren. ZAI Ski
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2017 – Magische Zahl mit Ausstrahlung und Wirkung Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Visualisierungen Engadin St. Moritz Mountains AG
Visualisierungen des Speichersees
Investitionen in die Zukunft – Perfekte Pisten und zeitgemässe Infrastruktur. Nicht nur für Renncracks – für alle Schneesportler. Die Alpinen Ski Weltmeisterschaften 2017 werfen ihre Schatten voraus. Grossanlässe sind immer wieder Auslöser für Grossinvestitionen. Investitionen in die Infrastruktur, die auch positive Auswirkungen auf die ökonomische und demografische Entwicklung einer Region haben. Damit sollen diese nicht nur dem alpinen Rennsport, sondern auch dem allgemeinen Breitensport eine gesteigerte Attraktivität und Sicherheit verleihen. Mit entsprechend positivem Effekt auf die touristische Entwicklung.
Umwelt und Nachhaltigkeit
Seit Jahren sind Umwelt und Nachhaltigkeit zentrale Punkte der Unternehmensstrategie von Engadin St. Moritz Mountains. Vorhaben, die auch im Einklang sind mit den Vorstellungen von Umweltschutzverbänden. Vor diesem Hintergrund
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erfolgte im Juni 2014 der Spatenstich zum Bau des «Naturspeichersees Lej Alv» auf 2525 m ü.M. Der Standort ist neben dem Lej Alv im Gebiet Marguns/Glüna/Corviglia. Dank dem dahinterliegenden Val Schlattain, das mit Abstand grösste natürliche Wassereinzugsgebiet.
400 000, zwei Millionen
Der See mit einem Fassungsvermögen von 400‘000 m3 wird während der Schneeschmelze ohne Pumpleistung gefüllt. Er ist damit der schweizweit grösste See dieser Art. Durch den natürlichen Zulauf können je Seefüllung rein rechnerisch zwei Millionen kWh Strom eingespart werden. Was einer jährlichen Reduktion von 16 Prozent des Strombedarfs von Engadin St. Moritz Mountains entspricht. Die Ökobilanz der Beschneiung auf Corviglia wird
dadurch nachhaltig verbessert. Die Inbetriebnahme erfolgt im Oktober 2015. So kann auf die Wintersaison 2016/17 erstmals eine volle Wasserfüllung durch natürliche Speisung aus dem See bezogen werden. Die geplanten Kosten belaufen sich auf ca. 20 Millionen Franken. Durch die optimale Integration ins Landschaftsbild wird zudem auch dem Sommergast ein attraktives Naherholungsgebiet geboten.
Ski WM 2017
Internationale Wettkämpfe auf höchstem Niveau verlangen eine hervorragende Infrastruktur. Wie bereits auf die letzten Welttitelkämpfe im Jahre 2003 gilt es die Infrastruktur «am Berg» auf den neuesten Stand zu bringen. Bauvorhaben, die nicht nur die längerfristige Durchführung von alpinen Weltcuprennen sichern, sondern auch allen Schneesport-Begeisterten zu Gute kommen werden. Sich also für das Engadin
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während der Rennen im Zielgelände 41 als Provisorium errichtete Brücke soll definitiv gebaut werden. Zudem stehen an: Eine permanente Plattform für den DamenAbfahrtsstart mit einem weiteren Tunnel bei der Bergstation Munt Murezzan und die Sanierung des Herrenstarts.
Signalbahn – Gondeln statt Kabinen
und St. Moritz langfristig und dauerhaft positiv auswirken. Seit Sommer 2014 wird auch die Infrastruktur an den Weltcup- und WM-Strecken auf Vordermann gebracht. Dies beinhaltet u.a. die elektrischen Verkabelungen von Start bis Ziel, Pistenkorrekturen im Gebiet Alp Giop zur Verbesserung der Sprünge und des Slalomhanges, die Vergrösserung und Optimierung eines veral-
teten und zu kleinen Tunnels, welcher während der Rennen und dem allgemeinen Skibetrieb problemlose Pistentraversierungen erlaubt und damit zur Sicherheit des Skibetriebes beitragen wird. Die Investitionen in die Renninfrastruktur umfassen ebenfalls die Erweiterung des Zielgebäudes, die Erneuerung von Schneeerzeugern, die nach 12 bis 15 Jahren nicht mehr der heutigen Technik entsprechen. Die jeweils
Mit Blick auf 2017 soll die über 40-jährige Signalbahn durch eine Gondelbahn mit Zehner-Gondeln ersetzt werden. Anstelle von Investitionen in eine veraltete Technologie. Die neue Bahn erreicht eine Transportkapazität von 1800 Personen – mit einem allfällig späteren Endausbau bis 2400 Personen möglich. Dadurch ergibt sich eine Frequenzsteigerung gegenüber heute von 80 bzw. 140 Prozent. Die geplante Verlängerung um rund 300 m bis zur Alp Giop bringt dem Gast durch die Pistenerweiterung einen echten Mehrwert. Durch das Aufzeigen dieser konkreten Pläne konnte erwirkt werden, dass die ursprünglich bis 31. Oktober 2014 gültige Betriebsbewilligung durch das Bundesamt für Verkehr BAV bis zum 30. April 2016 verlängert wurde. Die Kosten für die neue Anlage inklusive Talstationsgebäude mit Verwaltung, Kassen und Sportshop sowie Anpassungen in der Beschneiung werden mit knapp 30 Millionen Franken veranschlagt. Solche Grossprojekte sind auch immer wieder möglichen Einsprachen ausgesetzt und haben vorgängige Abstimmungen zu überstehen. Wenn immer möglich soll die Anlage auf den Winter 2017 konkretisiert werden. Als modernen, repräsentativen Zubringer ins Skigebiet Corviglia – und ins Zielgelände der Ski WM 2017. ◊
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Christian oder Leo Esamusawasa… Wundergutes sein* 42
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo
Tenor und Comedian. Witz und Satire. Geistreich und bissig. – Sein Baby, das Festival da Jazz. Qualität und höchster Musikgenuss. Guru mit multipler Begabung: Christian Jott Jenny
Die pomadisierten Haare fein säuberlich nach hinten gekämmt, übergrosse dickrandige Hornbrille. Blütenweisser Smoking mit rotem Einstecktuch, schwarzer Fliege, Lackschuhen und zusammengekniffenen Augen. Nein, heute nicht. Sondern leger, mit bedrucktem T-Shirt, gelben Jeans, wildgelocktem Haar und Zweitage-Bart. Die Gegensätze könnten nicht grösser sein. Christian Jott Jenny – ein Mann mit vielen Gesichtern und Facetten. Nachmittäglicher Treffpunkt ist die legendäre Sunny Bar im Kulm Hotel, St. Moritz. «Home» der tollkühnen Piloten des Cresta Runs. Eine Bar, die Geschichten erzählen könnte. Wie auch Christian Jott Jenny – trotz seiner jungen 34 Jahre. Legenden nehmen in Jennys Schaffen immer wieder eine Sonderstellung ein. Der legendenumwobene Raum wird jedoch bald von einer Krimi-Schauspielerin in Beschlag genommen. Delia Mayer, die Schweizer Tatort-Kommissarin und Sängerin trifft sich mit ihrer Begleitband zum Sound-Check und letzter Probe. Für das abendliche Round-Midnight-Concert im Rahmen des Festival da Jazz. Da wollen wir nicht stören und dislozieren in die Hotel-Lobby. Szenenwechsel und situatives Handeln gehören zu Jennys Alltag. So wechselt er seine angeborene Züri-Schnorre schnell mal in einen spitzmündigen Ostschweizer Dialekt.
Aus dem Nähkistchen geplaudert – die Geburtsstunde
Da ist «Leo Wundergut», der Gesellschaftstenor, nicht mehr weit. Seine komödiantische Kunstfigur, mit
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der er immer wieder erfolgreich auf Tournee geht. Mit einem Programm für Hirn, Herz und Zwerchfell. Satirische Provokationen treffen auf hochkarätige Musik mit hohem Unterhaltungswert. Woher stammt eigentlich «Leo Wundergut»? «In den letzten zehn Jahren spielte sich bei mir sehr viel im Kulm Hotel ab. Dort wirkte ein spitzfindiger Nachtportier, früher Butler und heute pensioniert. Eine Figur sondergleichen.» Inwiefern? «Er konnte mal, sorry – ein «blöde Cheib» sein. So hat er einen zusammengeschissen, wenn man mal nach Mitternacht ins Hotel zurückkehrte. Er verstand es jedoch, Leute scharf zu beobachten. War aber kein Moralist. Schlussendlich einfach doch ein «liäbe Siech». Jenny ist dem Nachtconcièrge zu ewigem Dank verpflichtet. Die Geburtsstunde von «Leo Wundergut»!
Weiss meets weiss…
Inspirationen und kreative Ideen holt sich Jenny durch seine stete Präsenz. Hört und sieht sich um, macht Notizen. «Die beste Komik entsteht aus dem Alltag. Der Mensch ist ja mit all seinen Absurditäten grundsätzlich komisch per se – in gutem Sinne.» Sein Grundsatz: «Beobachten, zeigen, aber nicht beleidigen.» Er orientiert sich dabei an grossen Könnern dieses Fachs wie Jacques Tati mit seiner Figur des Monsieur Hulot, dem dänischen Komponisten, Pianisten,
*Frei nach Ralph Benatzkys «Es muss was Wunderbares sein» aus der Operette «Im Weissen Rössl».
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Viele Termine für Christian Jott Jenny. Immer mobil dank seinem Bike-Board!
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Dirigenten und Komödianten Victor Borge sowie danklich, mental, geistig. Klar, in den Monaten Sepeinem der vielseitigsten Humoristen, Loriot . «Ich, tember bis Dezember nicht an totaler Front.» Während alias Leo Wundergut, sehe mich dabei eigentlich in der des Festivals ist er eigentlich nicht mehr operativ aktiv. historischem Figur eines Hofnarren», fügt er überzeu- Hiefür kann er sich auf ein kleines, aber effizientes und gend an. In seiner Rolle überschreitet und verwischt er eingespieltes Team verlassen. «Ich muss mich also mit seinen beiden Tenören und dem Staatsorchester nicht mehr darum kümmern, ob auf der Toilette nun musikalische Grenzen – Oper, Operette, Musicals, be- Kleenex oder Hakle aufliegen. Fragen, die übrigens gekannten mehrsprachigen Schweizer Liedern, Schlagern klärt werden müssen.» des 20. Jahrhunderts. Künstler sind oft nicht die Pflegeleichtesten? Keine Situation, der er nicht gewachsen wäre. «Ich liebe es, solche zu haben – wenn es dann mal etwas Mit seiner distinguierten Souveränität. So ein würde- «Rock’n Roll» gibt.» Anderseits ergeben sich oft tiefe voller Auftritt im Auftrag des Kantons Zürich in Anwe- Freundschaften. Wir hören: « Zum Beispiel Dave Grusenheit von drei Bundesräten beim… Papst Benedikt sin, dessen Musik mich schon durch mein ganzes LeXVI. Das Tenü zwischen den beiden Hauptprotago- ben begleitet. Zehn Tage konnte ich im Mai bei ihm in nisten selbstverständlich farblich abgestimmt. «Wun- den USA verbringen. Lee Ritenour, Othella Dallas und, dergutes Weiss» trifft auf «Bianco sanctus». Das Outfit und…» In den vergangenen Jahren hat sich das Festival aus verschiedenen Modeepochen dürfte trotzdem wohl kaum zum Diskussionsthema geworden sein. Späte- zu einem Ereignis mit einem Renommée von internatiostens bei diesem Rencontre könnte dem Heiligen Vater naler Ausstrahlung entwickelt. Mit dem Resultat, dass aber bewusst geworden sein, dass er sich als Leo XIV. unterdessen alle Künstler kommen wollen. Auch Künsthätte bezeichnen sollen. Eine grosse Schlagzeile wäre ler der absoluten Königsklasse wie Chick Corea. Zu den Leos im Doppelpack sicher gewesen. astronomischen Gagen? «Nein, wir sagen, wo der Tarif ist!» erklärt er bestimmt.
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Er jongliert mit vielen Bällen
Nicht nur in der Person als Leo Wundergut. Jenny glänzt immer wieder als Tenor und Komödiant. So in der liebevoll-wahnwitzigen Hommage an Margrit Rainer. Der überwältigende Erfolg rief immer wieder nach einer Verlängerung. Mit seinem Ensemble und dem legendären Staatsorchester – eine raffiniert erheiternde Kombination von Liederabend mit viel Theater. Gespickt mit viel Satire, Mimik und Gestik. Dass Jennys Leben mal durch die Musik und die Kunst geprägt sein wird, hat sich bereits im Alter von 4 Jahren abgezeichnet. Ein fliessender Prozess: Knabenchor, Kontakte mit Dirigenten und Piano-Unterricht führten ihn schliesslich nach Berlin zur Ausbildung zum Opernsänger und im Schauspiel. An einem Opernhaus immer die gleichen Opern zu singen, wäre ihm dann doch stinklangweilig gewesen. Einer Lehrtätigkeit im Musikbereich konnte er auch nichts anhaben. Obwohl er aus einer Lehrerfamilie stammt. Die Gesangsstunden bei Prof. Dietrich FischerDieskau findet er rückblickend immer noch zum «Geussen». Auch dieser war ein Mosaikstein auf seinem Weg zu einer Comedian-Karriere.
Das verflixte siebte Jahr…
Immer wieder spür- und erlebbar. Für Jenny hat in seinem Schaffen das Prädikat «Klasse» höchste Priorität. «Ich hasse nichts mehr als Mittelmass! Dies gilt selbstverständlich auch für das Festival da Jazz in St. Moritz.» Als Gründer und Artistic Director hat er die siebte Austragung wieder «unfallfrei» zu einem grossen Erfolg geführt. Voller Highlights! Wie stark absorbiert Dich das Festival? «365 Tage im Jahr – ge-
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Meister der Improvisation
Jenny, der kaum mal zu ruhen scheint, ist dauernd auf der Suche nach Neuem. Verbunden mit zum Teil improvisiertem Handeln. Im letzten Sommer wurde das Konzert von Jimmy Cliff kurzfristig vom Dracula Club nach draussen auf das Gelände des Bobstarts verlegt. Erstmals wurde auch der Saal im Hotel Laudinella zur stimmungsvollen «Laudinella Concert Hall» umfunktioniert. «Ich probiere gerne Neues, gehe damit auch Risiken ein. Dann sehe ich 1:1 ob es klappt – und es hat geklappt.» Das einmonatige Festival mit 51 Konzerten ist vorüber. Womit verwöhnt sich dann der Jenny? «Ich stürze mich, ausgerüstet mit einer Bratwurst vom Sternengrill, auf mein altes Motorboot auf dem Zürichsee.» Und zu Hause entspannst Du Dich musikalisch? «Mit Opern, Schubert, Schumann oder am Morgen auch mal mit Bert Kaempfert. Mit seinem typischen Klangbild, dem «Knack-Bass Effekt». Auch vertiefe ich mich gerne in Fachliteratur und verfolge internationale Medien». Aber es hirnet doch einfach immer? «Ja, neue Projekte stehen an. Und das 10-jährige Jubiläum des Festival da Jazz ist doch auch schon bald in Griffnähe!» Im März/April wird uns Jenny aber vorerst an der bereits legendären Pre-Sound Night das mit Spannung erwartete «Line up» des Festivalprogramms 2015 präsentieren. Ein «Act», der jeweils an Auftritte eines improvisierenden Leo Wundergut in Hochform erinnert. ◊
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Bild 1: Festival da Jazz 2014. Christian Jott Jennys überraschender Auftritt in der «Laudinella Concert Hall» u.a. mit Dave Grusin und Lee Ritenour (Guitar) Bild 2: Leo Wundergut für Hirn, Herz und Zwerchfell SNOWTIMES 2015
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Grosse Familie – vor und hinter den Kulissen Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg
Wo Kultur drauf steht, ist die Familie Fueter nicht weit. Film, Musik, Theater, Fernsehen. «Grande Dame» des Schweizer Films und Theaters Anne-Marie Blanc. Ihre Enkelin: Corinna Fueter Am Rindermarkt treffen wir uns. Nicht an einer Viehschau mit Prämierungen. Der Rindermarkt ist ein Altstadtquartier im Herzen der Zürcher Altstadt. Romantisch, charmant, mit Cachet. Aber auch ein Ort, wo Ideen entstehen – im Amt für Ideen. Unter
… es liegt ihnen im Blut
Fueters prägen die Kulturlandschaft der Schweiz wie keine andere Familie. Film, Theater, Musik, Radio, Fernsehen. Das Licht der spätherbstlichen Sonnen- Das ganze Spektrum liegt ihnen im Blut. strahlen wird fahl und rar. Doch in den The- Naheliegend, dass auch Corinna Fueter von ater- und Konzertlokalen werden die Lich- dieser Leidenschaft und Faszination früh ter bald heller. Es wird sinniert, kreiert, gepackt wurde. Die Geschichte geht weit projektiert, geplant. Produktionen auf ein zurück. Ihr Grossvater Heinrich Fueter gründete 1947 die Filmproduktionsfirma zu definierendes Publikum zugeschnitten. «Condor Films». 25 Jahre später ging das Unternehmen über in die Hände von Corinnas Vater Martin A. und ihres Onkels PeterChristian Fueter (PC). Unter ihnen entstanden fünf verschiedene Abteilungen. Als 1999 die Abteilung «Features» ausgelagert wurde, integrierte PC diese in seine eigene neue Firma «C-Films». Man erinnere sich der Kinofilme «Grounding – Die letzten Tage der Swissair», «Mein Name ist Eugen», «Reise der Hoffnung» von Xavier Koller (1991 Oscar-Preis gekrönt) sowie der Fernseh-Soap «Lüthi und Blanc».
Anne-Marie Blanc – Hollywood nein
Corinna Fueter. Erfolg durch «Learning by doing».
dem Amtsvorsteher Christian Jott Jenny Corinna Fueter, ihre grünen Augen strahlen und … seiner rechten Hand Corinna Fueter Zuversicht und Energie aus. Der Treffpunkt im Amtsvorzimmer. Gemäss «Amtsblatt» – eine Cafeteria mit nostalgischem Touch. soll sie als einzige die genaue Medikamen- Fast schon Kleinstadt-Idylle. Das ideale tenmixtur kennen, die Jenny für seine Pro- Ambiente für einen Blick in die Vergangenduzententätigkeit benötigt. heit als auch die Gegenwart.
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Bereits in jungen Jahren hatte Corinna durch ihre Familie immer wieder Kontakte zu vielen Schauspielern. Insbesondere durch ihre Grossmutter, die Legende und «Grande Dame» des Schweizer Films AnneMarie Blanc. «Die Schauspieler gingen bei ihr ein und aus. Sie nahm mich auch oft mit.» Unvergessen sind u.a. Blancs Filme «Gilberte de Courgenay», «Die missbrauchten Liebesbriefe». Aus Rücksicht auf ihre Familie lehnte sie in den Vierzigerjahren sogar einen Siebenjahres-Vertrag mit einem Hollywood-Studio ab.
Learning by doing
Das Umfeld und ihr grosses Interesse in diese spezielle, faszinierende Welt… und schon landete Corinna Fueter nach der Matura in einem Praktikum bei der «Condor Films». Da hat’s dann bei ihr schnell mal Klick gemacht. «Später tat sich für mich
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eine Tür auf, als die Leitung des Besucherzentrums frei wurde.» Für welche Produktion? «In der TV-Soap «Lüthi und Blanc» der «C-Films». Während 8 Jahren und 288 Folgen im Schweizer Fernsehen sehr erfolgreich und beim Publikum äusserst beliebt. Corinna Fueter baute dort das Besucherzentrum auf. Als dann die Stelle der Produktionsassistentin frei wurde, übernahm sie während zwei Jahren organisatorische und administrative Aufgaben. «Es konnte schon mal vorkommen, dass 30 Akteure auf dem Set waren.»
Kleinigkeiten entscheidend
So kam sie immer näher an die Schauspieler heran. Alle pflegeleicht? «Mmh, ich lernte dabei natürlich auch deren Macken und Ticks kennen. Realisierte rasch, wem
spielte sich sozusagen im Studio ab. Inmitten einer grossen Familie.» Durch Deine Kontakte mit Schauspielern gibt es bestimmt einen, der Dich am meisten beeindruckt. «Ganz klar Bruno Ganz. Ein grossartiger Schauspieler und Mensch. Bescheiden und auf dem Boden geblieben. Er wollte z.B. nicht mit dem Taxi vom Flughafen abgeholt werden – er fahre lieber im Tram…», kommt es spontan von Corinna.
Fuet(t)er Neid…
Es versteht sich von selbst, dass Corinna als Mitglied einer berühmten Familie in ihrer Tätigkeit aus den eigenen Reihen streng beobachtet wird. Spürst Du, dass von aussen ein gewisser Fuet(t)er Neid herrscht, ja von einem
Sonderpädagogik und Pädagogik, 47 (Sozialpädagogik/Pädagogische Psychologie) immer wieder entgegen. Auch heute unterrichtet sie in Teilzeit immer wieder an der Agogis – der Höheren Fachschule für Soziales. Das Rüstzeug für ihre heutige Tätigkeit als Projekt- und Produktionsleiterin erwarb sie sich u.a. als Assistentin im Kinospielfilm «Vitus» von Fredi M. Murer sowie bei der «Condor Films».
Eingespielte Teams
Wie lange dauert die Zusammenarbeit nun schon mit Christian Jott Jenny? «Seit sieben Jahren und es funktioniert bestens. Ein unschlagbares, effizientes Team.» Neben der intensiven Arbeit für das Festival da Jazz, St. Moritz, hast Du als Produktionsleiterin verschiedene Programme auf die Beine gestellt: «Ja, mit Jenny u.a. «Der kleine schwarze Niederdorf-Hecht», «Z’Abig hät Züri en Zauber», die verschiedenen «Leo Wundergut» – Aufführungen sowie das noch laufende «Euse Rainer chönnt das au». Eine Hommage an Margrit Rainer. Im Weiteren «Guten Morgen, du Schöne» und «Weg damit» als freie Produktionsleitung. Die Rainer-Hommage veranschaulicht, wie die Fueter-Familie als Team funktioniert. Ihr pensionierter Vater, die Werbelegende Martin, früher Filmproduzent, Regisseur und Kameramann – und ein begnadeter Handwerker. Er gestaltete das Bühnenbild. Ihre Mutter Christine schneiderte die Kostüme.
Das Engadin… für die Ewigkeit
Die unvergessliche «Grande Dame» Anne-Marie Blanc
zum Beispiel ein Email genügte oder wem «Clan» gesprochen wird? «Ich möchte betoman zusätzlich auch noch telefonieren nen, dass es bei uns kein Gemauschel gibt. musste. Sie kamen mir vor wie meine klei- Wir agieren sehr pragmatisch. Angenomnen Schäfchen. Der Kaffee zur richtigen men: Drei Personen bewerben sich und eine Zeit konnte durchaus mal matchentschei- davon stammt aus der eigenen Familie. Sodend sein. Am Morgen ein schlechter Kaf- fern diese gut und bestens geeignet ist, entfee – entsprechend deren Stimmung.» Die scheidet man sich vielleicht eher mal für zunehmende Verantwortung erstreckte sich diese. Aber zuletzt geht es einfach um die über alle erdenklichen Details des täglichen Sache.» Ablaufs. «Zeitintensive Tage von 7 bis 22 Bei ihrem Umgang mit Menschen Uhr waren keine Seltenheit. Mein Leben kommt ihr das abgeschlossene Studium in
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Zum Engadin haben die Fueters eine starke Beziehung. Grossvater Heinrich Fueter besuchte die Primarschule in St. Moritz und wohnte und arbeitete die letzten 15 Jahre seines Lebens zur Hälfte dort. Onkel PC besuchte das Gymnasium in Zuoz. Und auch die Ferien verbrachten die Fueters im Engadin. Sowohl Anne-Marie Blanc als auch ihr Ehemann Heinrich Fueter haben ihre ewige Ruhe im Engadin gefunden. Bereits laufen wieder die Vorbereitungen für die 8. Austragung des Festival da Jazz. Der Event, durch welchen Corinna Fueter das Hochtal neu entdeckte und lieb gewonnen hat. ◊
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Öffnungszeiten der Alphütte Clavadatsch
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Ein aussergewöhnlicher Anlass im oder um den Schweizerhof herum
Für einen speziellen Abend empfiehlt das Hotel Schweizerhof seine im Suvretta Ge-
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biet liegende, gemütliche Alphütte Clava- Ideal auch für Tagungen datsch. Dank der wunderschönen Aussicht Aber auch für Firmen-Workshops ist die Alpins Tal, auf die Seenlandschaft, die Engadi- hütte Clavadatsch sehr beliebt. Dank ihrer ner Bergwelt und der rustikalen Ausstat- Top-Lage, etwas abgelegen und mit bester tung wirkt der original erhaltene Kuhstall Aussicht auf die Engadiner Bergwelt, den angenehm warm und urchig. Dieses kleine Champfèrer-, Silvaplaner- und Silsersee, bieJuwel ist eine einzigartige Location für eine tet die Alphütte eine entspannte Atmosphäre Privatparty am Abend für bis zu 50 Per- für inspirierendes Arbeiten abseits des Allsonen. tags. Der Abend wird mit einer romantischen Kutschenfahrt oder einem 35-minü- Auskünfte und Information: tigen Fussmarsch mit Fackeln gestartet, be- Hotel Schweizerhof gleitet von der Direktion durch den Engadi- Yvonne Urban Scherer & Martin Scherer ner Wald. Bei der Hütte angekommen, wer- Direktion den die Gäste von Erwin und seinem Team Via dal Bagn 54 mit einem feinen Glühwein-Apéritif will- 7500 St. Moritz kommen geheissen. Im Kerzenschein ge- Tel. +41 81 837 07 07 niessen die Besucher auf der Terrasse das yurban@schweizerhofstmoritz.ch nächtliche Engadiner Bergpanorama – ein- www.schweizerhofstmoritz.ch malig – Winterstimmung pur. Anschliessend gibt es in der Hütte ein einladendes Engadiner Menu mit Schweizer live Folklore Musik. Zurück geht es mit dem Hotel Bus in den Schweizerhof mit einem Schlummertrunk in der Pianobar.
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Der oberste Skilehrer der Welt Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg Swiss Snowsports
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Bild 1: Am Wochenende gerne in Cinuos-chel, wo Riet R. Campell aufgewachsen ist. Bild 2: Berufsskilehrertreffen ISIA Japan mit Prinzessin Akiko. Riet R. Campell (r) Bild 3: Uebergabe des Bergkristalls anlässlich der General-Audienz bei Papst Franziskus
Concierges der Skipiste. Devise: MmMm. Riet R. Campell, Direktor Swiss Snowsports und Präsident ISIA Jedes Wochenende setzt er sich in den Zug, Voll anerkannt um in einer vierstündigen Fahrt von Belp Was bedeutet es, an der Spitze von nach Cinuos-chel zu reisen. Seit 12 Jahren, Swiss Snowsports zu sein? « Als Dachverwenn er nicht gerade auf Auslandreisen band der schweizerischen Schneesportweilt. Hier ist Riet R. Campell aufgewach- schulen und Schneesportlehrer setzen wir sen und seit je her eng mit der Natur ver- die Voraussetzungen für eine hochstehende bunden. Nach wie vor eng verbunden mit Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte im dem kleinen Dorf von rund 70 Einwohnern, Schneesport. Wir vertreten nicht nur natiodas viel Charme ausstrahlt. Wie das Hotel nal sondern auch international die gemeinRestaurant Veduta, dessen Führung er und samen Interessen unserer Mitglieder und seine Frau Christine Mitte 2014 an ihren koordinieren gesamtschweizerisch alle AnSohn Gudench und dessen Partnerin Sabine liegen im Bereich Schneesport.» Früher übergeben haben. wurden die Skilehrer mit kantonalen Pa-
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tenten ausgezeichnet. Bereits seit 2003 besteht diesbezüglich kein Kantönligeist mehr. Die Berufsausbildung zum «Schneesportlehrer mit eidgenössischem Fachausweis» ist vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) vollwertig anerkannt. Welche Grundbedingungen muss ein Kandidat mitbringen? «Er sollte einen Abschluss in der beruflichen Grundausbildung haben, um den eidgenössischen Fachausweis als Schneesportlehrer zu erlangen. Neben einem guten Skifahrer, muss er über methodisch-didaktische und soziale Kompetenzen verfügen. Sprachkenntnisse sind ebenfalls sehr wichtig, um in den Weltkurorten Erfolg zu haben.»
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Der Skilehrer soll laut Campell die Funktion eines Concierge ausüben. Also die Gäste ganzheitlich in ihrer Feriengestaltung betreuen.
Nicht für jeden
Gerade im Engadin hat man den Eindruck, dass die Skischulen wie Pilze aus dem Boden schiessen. «Früher diktierte der Kanton, dass es in jedem Ort nur eine Skischule geben darf. Heute bestehen keine solchen Einschränkungen mehr.» Es ist also relativ leicht eine Skischule zu eröffnen, ohne gewisse Qualitätskriterien zu erfüllen. Welche Stellung nimmt man diesbezüglich seitens Swiss Snowsports ein? «Wir vergeben pro Ortschaft nur eine Lizenz – z.B. in St. Moritz ist dies die «Schweizer Skischule» und in Champfèr die «Suvretta Snowsports School». Voraussetzungen sind: Eine angemessene Infrastruktur, ein Swiss Snow Kids Village, ausgebildete Skischul- und Ausbildungsleiter, Ausbildungsprogramme gemäss der Swiss Snow League. Zudem profitieren diese lizenzierten Schulen vom gemeinsamen Marketing unter dem Logo der Schweizer Skischulen.»
Die Japaner…
Als Präsident der ISIA, dem Internationalen Verband der Berufsskilehrer, bist Du wohl mit Herausforderungen konfrontiert, die sich von der Schweiz unterscheiden? «Ja, es galt erstmals, insbesondere weltweit minimale Standards für Berufsskilehrer einzuführen und diese dann auch durchzusetzen. Dabei sind die kulturellen Aspekte nicht zu unterschätzen», meint Campell, «Andere Denkweisen führen zu anderen Interpretationen und Auslegungen. Auf der ganzen Welt wird mit demselben Material gefahren und die physikalischen Grundsätze gelten für alle. In der Schweiz steht die Unterrichtsmethode im Vordergrund. Die Japaner zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Vorgaben mit Akribie äusserst präzis umsetzen. Und die Franzosen setzen auf eine hohe Renntechnik.»
Die Chinesen… sie kommen wieder
Im vergangenen Winter haben Swiss Snowsports zusammen mit Schweiz Tourismus neue Wege beschritten. Acht chinesische Skilehrer erhielten in der Schweiz in acht Wintersportdestinationen eine profes-
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sionelle Ausbildung nach Schweizer Skilehrer-Standards. Diese betreuten punktuell und je nach Nachfrage chinesische Skigäste, jeweils begleitet und gecoached durch Schweizer Skilehrer. Nach einer gemeinsamen Einführungswoche in Celerina erfolgte die Aufteilung auf die verschiedenen Destinationen. Aufgrund der gemachten Erfahrungen und durchwegs positiven Reaktionen ist unbestritten, dass sich diese chinesischen Skilehrer als überzeugte Markenbotschafter des Schweizer Wintertourismus erweisen werden. Als Brückenbauer zu dem viel Potential aufweisenden chinesischen Markt. Die gewonnenen Erkenntnisse haben die beiden Partner darin bestärkt, das Projekt «Chinesische Skilehrer für den Schweizer Winter» in dieser Saison mit den gleichen Protagonisten fortzuführen.
Gekrönte Häupter, heiliger Stuhl, alt Bundesrat…
Zu seinen Anfangszeiten als Skilehrer in Celerina hatte Campell immer wieder Möglichkeiten, gekrönten Häuptern und anderen Persönlichkeiten Skiunterricht zu erteilen. Ex-König Juan Carlos von Spanien, Prinzessin Caroline von Monaco gehörten u.a. zu seinen Gästen. «Aber für mich zählten alle gleich, ob sie eine «Majestät» sind oder auch «nur» Meier oder Müller hiessen», präzisiert Campell. Als Präsident der ISIA bleiben ihm ebenfalls zahlreiche Begegnungen unvergesslich. «Den Skibegeisterten Papst Johannes Paul II. durfte ich 1993 besuchen. Er wurde sogar mit dem «Ehrenskilehrer» ausgezeichnet.» Angeblich soll er sich ja öfters mal heimlich aus dem Vatikan weggeschlichen und inkognito Skiausflüge unternommen haben. «Im Mai 2014 war ich dabei, als die argentinische Interski-Delegation bei Papst Franziskus zu einer Audienz empfangen wurde.» Um sein «hochdekoriertes Palmarès» zu erweitern, konnte Campell in Japan auch noch bei Prinzessin Akiko reinschauen, die in Japan die «Schirmherrin» der Skilehrer ist. In den internationalen Kontakten kann Swiss Snowsports auf die wertvolle Unterstützung von alt Bundesrat Adolf Ogi zählen. «Ein unglaublicher Motivator und Botschafter auch des Wintersports», ist Campell begeistert. Es versteht sich von selbst, dass Swiss Snowsports sich Ogis
Devise «Man muss Menschen mögen» (MmMm) auf ihre Fahne geschrieben hat.
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Schullager quo vadis?
Was liegt Dir noch besonders am Herzen? «Die Schneesportschullager. Immer weniger Schulen organisieren Lager. Dadurch betreiben die Jugendlichen den Schneesport weniger. Wer im jungen Alter diese Möglichkeiten nicht hat, wird den Schneesport auch später nur spärlich ausüben. Gerade auch im Hinblick auf die Integration von Migranten könnten diese Schneesportwochen mit Schulkameraden interessant sein und unvergessliche Eindrücke auslösen, Erinnerungen schaffen.» Das BASPO-SECO und Swiss Snowsports sowie weitere nationale Schneesportorganisationen haben einen Verein «Schneesportinitiative Schweiz» gegründet, die den Schulen bei der Planung, Organisation und Durchführung der Lager helfen. Insbesondere sollen dort günstige Angebote offeriert werden.
Klein aber…
Die erholsamen Momente in Cinuoschel sind beim passionierten Jäger Riet Campell auch immer wieder mit einem Hauch Nostalgie verbunden. Gerne erinnert er sich an die 60/70er Jahre. «Mein Vater baute damals einen eigenen Skilift d.h. einen Pendellift mit nur zwei Bügeln. Die Piste war jedoch beleuchtet…! In dieser Phase hatte unser Dorf in Prozenten zu den Einwohnern mehr Skilehrer als die grossen Winterdestinationen.» Es verwundert nicht, dass Campells beide Söhne Cla-Duri und Gudench ebenfalls Skilehrer geworden sind. Seine Tochter Annina anderseits überzeugt als Moderatorin beim Schweizer Fernsehen, ist aber auch eine exzellente Skifahrerin. Cinuos-chel mit seinem Sgraffitoschmuck – klein und verträumt. Die Campells aber weltoffen – für Begegnungen und Kontakte mit Menschen. ◊
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Surselva meets Engadin. Boutique Gin und Truffes 52
Text: Ernesto Kellenberger Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg Breil Pur
BREIL PUR London Dry Gin – aus exklusiven schweizerischen «Botanicals». Viel Herzblut und Enthusiasmus. Gin mit einer grossen Geschichte. Gründer und Inhaber Beat Sidler und Gustav Inglin
Wo treffen sich Surselvaner und Oberengadiner? Im «Schnapsidee»? « Nein, es folgte ein spannender ProSinne eines Kompromisses auf neutralem Boden im zess des Philosophierens, des Brainstormings in Breil, Unterland… in Chur. Von Breil/Brigels angereist die wo wir beide mit unseren Familien ein Ferienhaus bezwei «Jungunternehmer» Beat Sidler und Gustav Ing- sitzen.» Verschiedene Produkte standen zur Diskussion. lin. Von St. Moritz Hotelier Markus Hauser aus der Von Käse, Kräutern, Salsiz bis zu Honig. Es sollte angleichnamigen Konditorei und Confiserie. derseits aber auch den Charakter von Exklusivität ausWie heisst es doch so schön nach Matthias Clau- strahlen. Menschen lieben nun mal das Besondere. Andius? «Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was er- lässlich einer Gin-Degustation ging dann ein Ruck zählen.» Und was für eine Geschichte! Sie hört sich an durch Inglin und Sidler. «Obwohl, wir hatten eigentlich wie ein spannendes Märchen. Hauptdarsteller: Der bisher keine Beziehung zu Gin», gestehen sie ein. Wirtschaftsjurist Beat Sidler, früher in führenden Funktionen in der Konsumgüter-Industrie und Gustav Inglin, Wo brennen? ex Managing Director bei Credit Suisse. Die Idee eines 100 Prozent natürlichen Bio Gin aus Alpenwacholder war geboren. Bestärkt durch ein Revival des Gins. Die Idee war also da, aber die RealiVon der «Schnapsidee» zum High Class Produkt sierung? Der Startschuss gefallen – zu einer intensiven, Wie kam es zu diesem fast schon extrem anmu- aufwendigen Phase. Aber auch zu einer Reise ins Ungetenden Schritt in eine total andere berufliche Welt? wisse mit vielen offenen Fragen. Irgendwo muss dieser «Genau das war es, was wir anstrebten. Wir wollten was Gin ja auch gebrannt werden! Bald wurden sie jedoch ganz Neues anpacken, aufbauen – einen Tapetenwech- fündig in der unweit entfernten Destillaria Candinas in sel», kommt es aus dem Munde der beiden 52-Jährigen. Surrein. Ein Unternehmen mit fast 200-jähriger Brenn«Was, wussten wir anfangs 2013 nicht. Es sollte jedoch tradition. «Gion Candinas’ Frau Anna durchschaute uns einen engen Bezug zum Bündnerland und zur Natur ha- bereits beim ersten Besuch. Realisierte, was wir im ben.» So kam es dann rasch zu dieser wortwörtlichen Schilde führen könnten. Bombardierten wir die Candi-
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«Gipfeltreffen von Gin und Truffes» mit Beat Sidler, Gustav Inglin und Markus Hauser (v.l.)
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nas’ doch buchstäblich mit Fragen», erzählen Sidler und Inglin mit verschmitztem Lächeln. Der Entscheid zu einer von Vertrauen geprägten Partnerschaft war rasch gefällt.
mit Kräutervorschlägen wurden konsultiert. Immer wieder die Frage «Wie soll er schmecken?» In dieser Phase fanden die beiden auch wertvolle Unterstützung bei ihren Ehefrauen. Es kristallisierte sich schlussendlich eine Alpenkräuter-Kombination von Wacholder, Alpenrose, Schokolademinze und…. heraus. «Die ReDr. Gin Parallel zu einer umfassenden Marktanalyse und zeptur bleibt natürlich unser Geheimnis», sagen sie mit dem Erstellen von Business-Plänen galt es, einen Fach- lächelnder Miene. «Woher die Kräuter? Kontakte zu mann aufzuspüren, der die Produktentwicklung beglei- «Rausch» und «Ricola» wurden aufgebaut, brachten tet. In der Person von Dr. David Clutton gelang es ih- uns aber noch nicht weiter.» nen, einen der weltweit namhaftesten Gin-Experten für sich zu gewinnen. «Umso grösser unsere Überraschung, Ganz in Weiss, mit Strohhut… als er sofort Feuer und Flamme für unsere Idee war. Daund das Engadin raus entwickelte sich eine Super-Zusammenarbeit», Dann kam wie aus heiterem Himmel plötzlich der vermelden die beiden mit berechtigtem Stolz. Die Basis Name eines «Kräuter Harry» ins Spiel. Ein 80-jähriges aus Kräutern, Gewürzen, Beeren. Die Rezeptur?! Ange- Original aus dem St.Galler Rheintal, der immer mal sichts von zig verschiedenen Geschmacksrichtungen wieder mit den Indianern am Amazonas lebt. «Wir vergalt es nun, ihre Vorstellungen zu definieren. Bücher gessen die erste Begegnung mit ihm nicht mehr. Treff-
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stellt wurden, konnte der Bio-zertifizierte Gin 55 präsentiert werden. Ein veritables Boutique-Produkt mit einem Alkoholgehalt von hohen 45% Vol. Ein Gin, der die höchste Qualitätsbezeichnung «London Dry Gin» tragen darf. Dass Sidler und Inglin nebenbei als erste in der Schweiz auch noch die Ausbildung zum «Spirituosen-Sommelier» bei GastroSuisse absolvierten spricht für deren Enthusiasmus für ihr Produkt. Anfänglich erfolgte der Vertrieb über das Internet. Inzwischen kann das regionale Boutique-Produkt schweizweit nicht nur in 4- und 5-Sterne Häusern, sondern auch in gehobenen Restaurants sowie angesagten Bars und Szenebars genossen werden. Ausgesuchte Getränkehändler führen den Gin ebenfalls im Sortiment. Bevor der Gin jedoch an die Abnehmer ausgeliefert werden kann, wird jede einzelne Flasche von den Inhabern von Hand abgefüllt, etikettiert, verkorkt und mit einem Siegel am Flaschenhals einzeln nummeriert.
… dann noch die Gin-Truffes aus St. Moritz
BREIL PUR London Dry Gin und BREIL PUR Gin Truffes Quadrofonie erhältlich bei Hauser’s Confiserie, St. Moritz www.breilpur.ch
punkt in einem… Migros-Restaurant! Seine Erscheinung: Weiss gekleidet und Strohhut mit eingesteckter Feder. Er diskutierte mit uns so enthusiastisch, dass schlussendlich das ganze Restaurant mithörte», können Inglin und Sidler immer noch darüber lachen. Das Resultat war positiv und brachte die beiden einen wichtigen Schritt weiter. «Er besorgt uns den Alpenwacholder, den er im Raum Pontresina für uns sammelt. Die Alpenrosenblüten pflücken wir zusammen mit unseren Ehefrauen selbst von Hand auf dem Lukmanierpass.»
Nach nur einem Jahr…
Immer wieder waren Hürden zu bewältigen. Reaktionen öffentlicher Ämter, die sie mit ihrem Vorhaben konfrontierten: «So einen Fall hatten wir noch nie…!» Unglaublich! Bereits nach einem Jahr, während welchem u.a. auch die Vermarktung, die verschiedenen selbstkreierten Verpackungen auf die Beine ge-
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Tanja Grandits, Köchin des Jahres 2014, schrieb in ihrem Buch «tanja grandits / gewürze» zum Wacholder: «Und Geschmack und Farbe gehen schon fast Hand in Hand, wenn dunkler Wacholder… auf braune Schokolade… trifft». Das können Inglin und Sidler nur bestätigen. Also galt es, einen attraktiven Partner zu finden. Durch eine Empfehlung kam es zur Begegnung mit Markus Hauser, Besitzer des Traditionshauses Hauser in St. Moritz. Dem für Neues immer offenen Markus Hauser gefiel die Idee. Seine Confiseure kreierten auf der Basis des BREIL PUR London Dry Gin in Zusammenarbeit mit dem Couverture-Produzenten Felchlin eine GIN TRUFFES QUADROFONIE. Hochwertige Schweizer Schokolade basierend auf dem raren Wildcacao «Criollo Amazonico» aus dem Tiefland Boliviens. Zarte helle und kräftige dunkle Truffes in je zwei Varianten. Hätte Queen Mom den edlen und rein biologischen «BREIL PUR London Dry Gin» mit der besonderen Geschmacksharmonie schon gekannt… sie wäre zweifellos darauf abgefahren. Nicht nur – sondern auch auf die «Gin Truffes Quadrofonie».
Familienzuwachs
Im November erhielt die BREIL PUR-Gin Familie Zuwachs. Der neu lancierte PREIL PUR Sloe GinLikör – intensiv rot, rein biologisch und mit 100% Schlehdorn (Sloe), Alpenwacholder, Alpenrosen und Schokolademinze aus der Schweiz. Als «Pate» für den ersten einheimischen Sloe-Gin stand erneut der namhafte Gin Experte Dr. David Clutton zur Verfügung. ◊ www.breilpur.ch www.hotelhauser.ch
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Thomas Frieden Edelsteinexperte aus Leidenschaft Interview: Marco Meyer Bilder: zVg
Gespür für Formen und Farben. Verarbeitung von edelsten Materialien zu kulturellen Werten. Designer, Goldschmiede und Juwelenfasser – die Schmuckmanufaktur Frieden in Thun beschäftigt Meister ihres Faches und lanciert die exklusive Eigenmarke THOMAS FRIEDEN. Der Patron selbst hat sein Wissen und seine Erfahrung über Jahrzehnte an junge Gemmologen und Berufsleute weitergegeben – nun steht seine grösste Herausforderung an: Die Übergabe des Betriebs an die nächste Generation.
«Aus den Wurzeln zu schöpfen, die Tradition des Handwerks zu respektieren und doch mit der Zeit zu gehen, darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis», Thomas Frieden.
Herr Frieden, im vergangenen Jahr Und das hat sich nun geändert? waren Sie häufig in den Medien, Ja, im Zuge des immer stärker werdenden Markenbewusstseins der Konsumenten haauch als «Herr der Edelsteine». Zufall? Nicht ganz. Das hat sicher mit unserer neu- ben wir uns zu zwei Massnahmen enten Eigenmarke «Thomas Frieden» zu tun, schlossen: Die Marke «Thomas Frieden» mit der wir vermehrt an die Öffentlichkeit zu lancieren, die nun exklusiv bei ausgetreten. Viele Redaktionen interessieren sich, wählten Juwelieren angeboten wird. Marwer dahinter steckt. kus Lerch, unser neuer CEO, will aber in Stimmt, auch im «Snowtimes» schwärm- Zukunft auch die Unternehmung FRIEDEN als Schmuckmanufaktur ins Zentrum rüte Juwelier Scherbel in St. Moritz von Ihnen. Ihre Firma wurde 1898 gegrüncken und in der Öffenlichkeit bekannt madet, waren Sie denn bisher im Publikum chen. Dabei stehen ihm qualifizierte Begar nicht bekannt? rufsleute zur Seite, wie zum Beispiel die Das ist tatsächlich so: Wir beliefern welt- Gemmologin und Produktemanagerin Frau weit etwa 300 Juweliere mit unseren Kol- Andrea von Allmen. lektionen oder machen Anfertigungen für Sie sind mit Leib und Seele Gemmologe. sie. Unser Schmuck wurde in den Bijoute- Oh ja, schon früh war ich fasziniert von den rien aber bisher hauptsächlich als soge- Edelsteinen und Kulturperlen, die mein Vananntes «White Label» verkauft, also unter ter von Reisen aus aller Welt heimbrachte. dem Namen des betreffenden Juweliers. Durch das Mikroskop das faszinierende In-
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nenleben von Edelsteinen zu betrachten, machte mir besondere Freude. Und natürlich zu verfolgen, wie diese in der elterlichen Manufaktur in Thun zu Schmuckstücken verarbeitet wurden. So lag es nahe, dass ich mich nach der Matura und einer Goldschmiedelehre in Los Angeles zum G. G. GIA (Graduate Gemologist des Gemological Instituts of America) und anschliessend in der Schweiz zum Experten für Edelsteine der Schweizerischen Gemmologischen Gesellschaft (SGG) ausbilden liess, bevor ich in dritter Generation in die Firma eintrat. Als Gründungs- und Stiftungsratsmitglied des Instituts für Edelsteinforschung, SSEF, in Basel, sowie als Präsident und Vorstandsmitglied der SGG waren Sie während Jahrzehnten am Puls der Forschung. Ja, eine tolle Erfahrung. Denn die Edelsteinforschung ist ein sich ständig wandelnder Bereich. In der Schweiz sind Sie die einzige Unternehmung der Branche, die in drei Sparten tätig ist – neben der Juwelenfabrikation handeln Sie mit Edelsteinen und Kulturperlen und gehören zu den bedeutenden Perlenimporteuren der Schweiz. Welche Produkte bieten Sie aktuell an? Die Bedürfnisse unserer Grosshandelskunden variieren von Land zu Land, oft auch von Region zu Region. Die Geschmäcker sind sehr verschieden, deshalb müssen wir breit diversifizieren. Unsere Kollektionen umfassen Diamant-, Farbstein- und Perlenschmuck, aber auch Spezialkollektionen, wie zum Beispiel Schmuck mit Rohdiamanten. Dazu kommt unsere Eigenmarke «Thomas Frieden», die wir vor zwei Jahren lanciert haben. Sie ist weltweit einzigartig, da sie den Diamanten erstmals in all seinen Erscheinungsformen und Farben im gleichen Schmuckstück präsentiert. Die Marke umfasst mittlerweile drei Linien, welche von Naturmotiven inspiriert sind: Feuille Divine, Oeil Magique und Fleur Céleste.
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Was braucht es in Ihrer Branche für Erfolg? Leidenschaft und Herzblut. Dazu aber profunde Fachkenntnisse und Erfahrung – vor allem im Bereiche der Rohmaterialien, also bei den Edelsteinen und Kulturperlen. Nur wenn diese Voraussetzungen stimmen, hat der Kunde Vertrauen in die angebotenen Produkte. In unserer Branche steht Vertrauen über allem. Und Kreativität? Ein ganz entscheidender Faktor. Man muss einerseits immer orientiert sein, was in der Branche läuft, anderseits aber auch als Trendsetter vorangehen können. Kreativität, Innovation und Inspiration bei den Designs – das ist eine Grundvoraussetzung. Wie definieren Sie Schweizer Qualität? Nebst der Qualität der Rohmaterialien muss auch die Qualität der Herstellung stimmen – nur qualifizierte Goldschmiede sind in der Lage, die sprichwörtliche Schweizer Qualität zu garantieren. Aus den Wurzeln zu schöpfen, die Tradition des Handwerks zu respektieren und doch mit der Zeit zu gehen – darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis. Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Laufe der Zeit gewandelt? In letzter Zeit habe ich vermehrt mit Investoren zu tun, also mit Leuten, die einen Teil ihres Vermögens zur Diversifikation in Edelsteinen anlegen wollen. Krisen vergangener Zeiten haben gezeigt, dass Diamanten und Farbedelsteine von herausragender Qualität immer gefragt sind: Sie beinhalten echte, bleibende Werte und können im Notfall problemlos transportiert werden. Wenn man sie dann noch in ein Schmuckstück fasst, ist dies im wahrsten Sinne des Wortes eine Investition in Freude und bleibendeWerte. Wie sind die Beziehungen zu Ihren Grosshandelskunden? Nicht zuletzt auf Grund unserer Firmengeschichte haben wir im In- und Ausland langjährige Geschäftsbeziehungen. Viele Kunden sind zu echten Freunden geworden. Auch Juwelier Scherbel in St.Moritz gehört seit langem zu unseren sehr guten Kunden, welche unsere Produkte und unsere Dienstleistungen schätzen, und wir freuen uns immer über die Kontakte mit dem Ehepaar Christa und Luciano Giovanoli-Scherbel. Um Edelsteine und Kulturperlen vor Ort zu beschaffen, reisen Sie um die ganze Welt. Ein zusätzlicher Stress – oder ist da auch Freude dabei?
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Ich reise sehr gerne, und so herrscht die Ja, es handelt sich um die Pink Valley 57 Freude eindeutig vor. Dank des Direktein- Mine im Süden von Madagaskar, wo kaufs bin ich in vielen interessanten Län- sehr schöne naturfarbene Saphire in allen dern unterwegs, kenne die Minengebiete Regenbogenfarben gefunden werden. Dieund die Märkte, und komme dank des wäh- se haben uns zu unserer exklusiven Rainrend Jahrzehnten aufgebauten Beziehungs- bow-Kollektion inspiriert: extravagante netzes an Raritäten heran. So kann ich Armbänder, Colliers, Ringe und Ohrunseren Kunden ein optimales Preis- schmuck. Das Material ist allerdings rar, Leistungsverhältnis bieten. Stress kann und so braucht es viel Zeit und Geduld, bis entstehen, wenn es um die Entscheidung man genügend Saphire in Top-Qualität gegeht, einen sehr wertvollen Stein zu erwer- funden hat, um fliessende, fein abgestimmte ben und die Preisvorstellungen des Verkäu- Regenbogenlinien zusammenzustellen. fers und mir nicht übereinstimen. Im kom- Welche unternehmerischen Ziele verfolgen Sie in den kommenden Monaten? Altershalber steht bei uns eine Nachfolgeregelung an. Das Know-how der alten Garde an eine jüngere motivierte Mannschaft wei1 terzugeben, ist eine grosse Herausforderung. Die Voraussetzungen dazu sehen bei uns gut aus, haben wir doch mit Markus Lerch seit letztem Frühling einen dynamischen CEO mit Visionen und Ideen für die Zukunft. Was meine Person anbetrifft, werde ich – solange es mich braucht und ich die Gesundheit dazu habe – meine Kräfte für die Firma einsetzen, vor allem im 2 Edelstein- und Kulturperlenhandel. ◊ www.frieden.ch www.thomas-frieden.com
Bild 1: Bracelet aus der Rainbow-Kollektion mit naturfarbenen Saphiren aus Madagaskar. Bild 2: Die Marke «Thomas Frieden», ist weltweit einzigartig, da sie den Diamanten erstmals in all seinen Erscheinungsformen und Farben im gleichen Schmuckstück präsentiert.
menden Frühling werde ich nach Mogok reisen, ins Tal der Rubine im Norden von Burma (Myanmar), wo die schönsten Rubine geschürft werden. Dort war ich zum ersten Mal vor zwanzig Jahren, kurz nach der Beendigung des brutalen Militärregimes von Ne Win – dieses schottete Burma von 1962 – 1992 von der Aussenwelt ab. Erstmals durfte damals eine kleine internationale Gruppe von sechs Gemmologen die Minen unter strengster Militärbewachung besuchen. Auch heute ist es nicht einfach, in die sehr abgelegenen Minengebiete zu gelangen. Sie selbst sind auch an einer Edelsteinmine beteiligt?
THOMAS FRIEDEN – die neue Schweizer Schmuckmarke aus Thun Seit jeher hat die über hundert Jahre alte Schweizer Schmuckmanufaktur Frieden edelste Materialien zu kulturellen Werten verarbeitet. Dieser Anspruch war auch bei der Entwicklung der Eigenmarke THOMAS FRIEDEN Antrieb und Herausforderung. So wird der Diamant, der König der Edelsteine, erstmals auf ganz besondere Art zelebriert: er präsentiert sich in in all seinen Erscheinungsformen in extravaganten Designs, welche Tradition und Moderne auf einzigartige Weise verschmelzen. Durch die Vielfalt der Schliffformen und durch die verschiedenen bezaubernden Pastelltöne der Diamanten wird jedes Schmuckstück zum Unikat mit eingravierter Nummer und Echtheits-Zertifikat. ◊
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Der neue Albulatunnel der Rhätischen Bahn: Der Eingriff in das Pionierwerk bedarf grosser Sorgfalt Interview: Marco Meyer Bilder: zVg
1903, als der Albulatunnel in Betrieb genommen wurde, verkehrten noch Dampfzüge auf dem Streckennetz der Rhätischen Bahn.
Die Albula- und die Berninastrecke der Rhätischen Bahn und damit die Verbindung von Thusis bis nach Tirano stehen seit 2008 auf der Welterbeliste der UNESCO. Nun wird der über 110-jährige Albulatunnel – das Herzstück des UNESCO Welterbes – völlig neu gebaut. Christian Florin, Stellvertreter des Direktors und Leiter Infrastruktur der Rhätischen Bahn, erklärt die Hintergründe. Herr Florin, der Spatenstich zum neuen Albulatunnel ist im Juni 2014 bereits erfolgt. Was sind die weiteren Meilensteine? 2015 geht es weiter mit den Vortriebsarbeiten, dies sind die eigentlichen Sprengund Bohrarbeiten. Ende 2017 planen wir derzeit den Durchstich und 2020 die Inbetriebnahme des neuen Tunnels. Anschliessend wird der alte Tunnel noch zu einem Sicherheitstunnel umfunktioniert. Richtig. Danach ist das Projekt im Jahre 2022 abgeschlossen.
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Das Ausbruchsmaterial soll vor Ort zu Beton verarbeitet werden – was passiert mit dem daraus entstehenden Beton? Ein Teil des Ausbruchmaterials kann für die Zuschlagsstoffe für die Betonherstellung gewonnen werden. Der Beton wird in erster Linie für die Betonschale des Gewölbes und der festen Fahrbahn verwendet. Weshalb hat sich die RhB für einen Neubau und nicht eine Instandsetzung entschieden? Eine Zustandserfassung des über 110-jährigen Albulatunnels im Jahr 2006 brachte erheblichen Erneuerungsbedarf auch be-
züglich Sicherheit zutage. Mehr als die Hälfte der Tunnelröhre müsste erneuert werden. Die beiden Varianten Instandsetzung und Neubau wurden anschliessend miteinander verglichen. Dabei ergaben sich klare Vorteile für das nun in Angriff genommene Projekt. Welche? Für den Neubau sprachen der relativ geringe Kostenunterschied, kaum fahrplanrelevante Einschränkungen des Zugverkehrs und nicht zuletzt gewährt der Neubau eine hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug auf die Nachhaltigkeit und Sicherheit. 1903 ging der Tunnel in Betrieb, welche Fahrzeuge verkehrten damals für die RhB? 1903 war die Rhätische Bahn noch nicht elektrifiziert, das heisst, es verkehrten auf dem Streckennetz der RhB Dampfzüge. Dies bedeutet auch, dass der alte Albulatun-
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Neubeschaffungen von Fahrzeugen wie die tere neue Triebzüge sind in den Fol- 59 nel für den Dampfbetrieb gebaut wurde. ALLEGRA-Triebzüge oder auch Verbesse- gejahren in Graubünden unterwegs. Wie geht die RhB mit der Tatsache um, dass der Albulatunnel UNESCO rungen der Kundenanlagen an den Bahnhö- Welche Infrastruktur-Neuerungen Welterbe ist? fen wie Billettautomaten, das Kundeninfor- gibt es im Engadin? Instandsetzungen und Eingriffe auf der UN- mationssystem oder neue Perronanlagen. Die erste Umbauetappe am Bahnhof ESCO Welterbestrecke bedürfen natürlich Sichtbar ist natürlich auch unsere moderne St. Moritz, Gleis eins wurde realisiert und grosser Sorgfalt, das ist klar. So hat die RhB Webseite, welche 2014 neu aufgesetzt wur- erstrahlt in neuem Glanz. Die weiteren beispielsweise bei der Planung des neuen Tunnels eng mit den Verantwortlichen der Denkmalpflege des Kantons und des Bundes zusammengearbeitet. Sämtliche Änderungen des Erscheinungsbildes werden zudem mit einer eigens dafür einberufenen Arbeitsgruppe zum Thema Denkmalpflege besprochen und entschieden. Die Rhätische Bahn ist erst die dritte Bahn weltweit mit dem Prädikat «universal outstandig». Was waren die Gründe, weshalb die RhB von der UNESCO auf die Welterbeliste genommen wurde? Die «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina» bildet einerseits – so die erste Begründung – ein Pionierwerk moderner Ingenieurskunst und architektonischer Konstruktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Entstanden aus einem einmaligen Zusammenspiel von Natur, Kultur und Technologie. Andererseits stellt die RhB ein einzigartiges Beispiel einer Eisenbahn dar, die harmonisch in eine Hochgebirgslandschaft integriert ist. Der Albulatunnel liegt in der Mitte des Welterbes. Bekannter sind natürlich der Landwasserviadukt oder der Kreisviadukt Brusio, doch der Albulatunnel ist mit fast 5,9 Kilometern Länge das grösste Bauwerk auf der Welterbestrecke. Welches ist Ihre persönliche Lieblingsstelle auf der Albulastrecke? Der Stulsertobelviadukt ist für mich das imposanteste Bauwerk. Eine unglaublich kühne Lage. Wenn man darauf steht, kann man sich kaum vorstellen, wie unsere Vor«Der neue Albulatunnel gewährt eine hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug auf fahren dieses Bauwerk realisierten. Nachhaltigkeit und Sicherheit,» Christian Florin, Stellvertreter des Direktors und Leiter Infrastruktur der Rhätischen Bahn. Was macht aus Ihrer Sicht die Faszination «Eisenbahn» aus? Das System Bahn ist unglaublich durchdacht. Alles ist gut aufeinander abgestimmt de. Doch hat sich die RhB auch hinter den Etappen folgen 2015 und 2016. und führt daher zu einer grossen Effizienz. Kulissen laufend zu einem modernen Un- Welchen Ausflug würden Sie den Vieles ist sehr überlegt entwickelt und ge- ternehmen weiterentwickelt. Gästen besonders empfehlen? Am 4./5./6. Februar und März finden Vollbaut worden, so dass wir heute noch lange Sind weitere Anschaffungen beim von den intelligenten Lösungen profitieren Rollmaterial geplant? mondfahrten statt. Diese kann ich sehr Die RhB ist laufend daran, ihr Rollmaterial empfehlen. Die Vollmondfahrt führt abends können. zu erneuern. Ab 2016 sind die ersten der im Panoramawagen auf die Alp Grüm zum Wie hat sich die RhB in den letzten neuen Gliederzüge auf der Albulalinie im Nachtessen. ◊ zehn Jahren modernisiert? Für den Kunden spürbar sind vor allem Einsatz, ab 2017 neue Steuerwagen. Wei-
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Der Tisch… langen Haare über mir auszuschütteln. Mich schaudert es regelrecht… nicht unbedingt appetitlich. Gott sei Dank wurden noch keine Speisen oder Getränke aufgetischt. Eine Steigerung erlebte kürzlich mein kleiner Kollege in der Lounge bei der Mittelstation. Er musste schon mal die schweren Skischuhe von Vater und Sohn ertragen…! Der Helm wird aber auch ab und zu beim Essen getragen. Ist es vielleicht Angst vor einem eifersüchtigen Nachbarn oder der Partnerin, vor einem Schneerutsch vom Dach oder...? Aber vielleicht kann man sich einfach nicht vom coolen Sound aus dem MP3 Player trennen. Sound?... Ich höre keine Melodie, nur brummende Bässe.
Text und Bild: Ernest Cave du Mont
… aber nicht nur
Die Sonne macht ihre ersten Versuche, die imposante Kulisse des Corvatsch zu überwinden. In der klaren, bitterkalten Nacht wurde ich mit einem hauchdünnen Kleid eingehüllt. Es fühlt sich an wie ein seidenes, luftiges Négligé. Schon bald erhalte ich meine geschätzte Morgentoilette. Zielstrebig werde ich mit einem Lappen vom leichten Kick befreit. Einer einfühlsamen Massage gleich. Ich bin stolz, wie ich mich meinen Gästen präsentieren darf. Bin mir bewusst, dass der Mensch einen grossen Teil seines Lebens an Tischen, auf Stühlen oder Bänken verbringt. Bereits vernehme ich aus dem Innern der Hütte die ersten eingehenden Telefonanrufe. Effizient und mit grösster Freundlichkeit werden die Reservationen behandelt.
Keine Platzwunden
Vorahnungen bauen sich bei mir auf. Auch heute bin ich wieder sehr gefragt. Schon bald erhalte ich die ersten weissen Kleber aufgedrückt. Nein, ich habe keine Platzwunden. Eine schwungvolle Schrift ziert diese. Einige nur mit Vornamen. Aber ich weiss natürlich, wer dahinter steckt. Siehe da, eine Reservation glänzt sogar
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durch einen explizit angemeldeten… akademischen Titel?! Ansonsten geniesse ich noch die herrschende Ruhe, bevor die ersten Geniesser eintreffen. Tief beeindruckt und schwärmend. Haben sie doch die frühmorgendlichen Abfahrten vom Gipfel auf 3’300 m ü.M. über den top präparierten Rücken voll ausgekostet.
Heiss begehrt
Ich habe einen privilegierten Standort direkt an der Hüttenwand. Meist windgeschützt. Diesen habe ich dank meines rustikalen Aussehens, den eindrücklichen Holzstrukturen, ja auch verdient. Am frühen Morgen zwar noch im Schatten. Gegen Mittag aber immer heiss begehrt. Ich verwöhne die Gäste gerne, will für sie stets das Beste. Schätze es, wenn man auch mich mit Respekt behandelt.
Das tut weh
Aua… was soll denn das? Zwei Skihelme landen mit voller Wucht auf mir, erschüttern mich geradezu. Könnte halt doch noch zu einer Platzwunde führen. Nicht nur das, jetzt erdreistet sich die Dame auch noch, ihre von der Kopfbedeckung befreiten
«Huara Si…, porca mise…, shit…!» Sorry, scusi, Pardon… Nein, mein lieber Herr, das ist nicht mein Fehler, wenn Sie sich weh getan haben. Sie sind doch gegen mein Bein gestossen. Ich kann aber einiges aushalten, zudem schlage ich nicht zurück. Bin auch nicht nachtragend. Aber allzu oft liebe ich trotzdem diese Attacken nicht unbedingt Aha, seine Begleiterin zeigt Erbarmen mit ihrem Liebsten. Versucht, ihn nicht nur mit Worten zu beschwichtigen. Ihre Hände unter dem Tisch… ja, jetzt wird es schon intimer. Was nur ich verfolgen kann und der Oeffentlichkeit verborgen bleibt.
Verschiedene Kostgänger
Wenn sie dann mit wachem Auge ihren Namen auf mir entdecken, überkommt sie ein strahlendes Lächeln. Schön, meine letztjährigen Stammgäste sind wieder hier. Über die vielen Jahre hat sich eine langjährige Freundschaft und Wertschätzung aufgebaut. Auf Gegenseitigkeit. Erfrischend, die zwei in ihren topmodischen Outfits aus der neuesten Kollektion. Da hätte selbst Stammgast Willy Bogner seine Freude. Am Nebentisch platziert sich ein älteres Ehepaar, nicht mehr ganz taufrisch. Ich kann es mir nicht verkneifen: Je dicker der Bauch, desto enger der old-fashioned Overall. Hauptsache: Figurbetont…! Ob sich da der Schnee freut? Ich weiss es nicht. Auch wenn sie tief in den Anoraks schlummern,
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die ersten hippen Sounds aus den Handys erschrecken mich aus der Ferne. Schlussendlich fingert die ganze vierköpfige Familie auf ihren iPhones rum. Irgendwann heisst es dann wohl, man hätte sich auseinandergelebt.
höre, wie sie fast schüchtern eine «Schwingerwurst» vom Grill mit Country Cuts bestellt. Er kann den Anflug eines vielsagenden Lächelns nicht verbergen.
aus dem heissen Pfännchen kriechen. Die zufriedenen Gesichter machen auch mich glücklich.
Ja, ja die Sprachen…
Amüsant anzuhören, wie Gäste am Auch die schon frühlingshaften Tem- Nachbartisch sich schwer tun mit der richperaturen zeigen ihre Wirkung. Die Dé- tigen Aussprache von italienischen AusdrüMeine Verschwiegenheit Meine Gäste schwärmen dagegen von colletés werden freizügiger. Man will ausla- cken. Eine Dame bestellt soeben einen den herrlichen Abfahrten bei traumhaften dend präsentieren was man hat. Ob mal «Prosetscho» (Prosecco) während ihr BeBedingungen. Auch das einmalige Panora- jemand wohl etwas nachgeholfen hat? Ist gleiter von der gestrigen Veltliner Spezialima fasziniert sie immer wieder von Neuem. doch egal. Fantasien werden angeregt. tät «Pizzotscheeri» (Pizzoccheri) schwärmt. Angeregte Gespräche finden meine beson- Auch ich liebe die «Natur pur». Deshalb Aber auch von seinem Traumauto «Lamdere Aufmerksamkeit. Selbstverständlich möchte ich nie eine weisse Bedeckung bortschini» (Lamborghini). Die Liste der Kuriositäten liesse sich noch beliebig fortgehört auch etwas Klatsch dazu. Ja, was so alles im Tal los ist. Wer mit wem?! Der setzen. Wahrheitsgehalt ist schwer zu eruieren. Aber morgen weiss ich vielleicht schon wieWärme inklusive der mehr. Keine Angst, ich bin ja verschwieMein oberstes Prinzip. Ich will für jeden Besucher, egal welcher Herkunft und gen wie ein Banker. Oder sind diese es heuNationalität, ein zuvorkommender Gastgete nicht mehr bedingungslos…? Ein Single findet ebenfalls noch Platz ber sein. Ihn bei seinen Ess- und Trinkgebei mir. In Gedanken versunken betrachtet nüssen begleiten. Ob sie nun einen «Bricco er mich immer wieder. An seinem «Zweier» dell‘ Uccellone» oder ein «Shorley» bestelWeissen nippend. Vielleicht kann ich ihn len. Nur bin ich dankbar, wenn Sie mich mit meinen ausgeprägten Strukturen inspiwenn möglich nicht bekleckern. Und mich nicht als Garderobe für verschwitzte Helme rieren. Ist er wohl Schriftsteller, Musiker… und voluminöse Handschuhe missbrauchen. oder einfach nur einsam? Das sich nähernde attraktive, kurvenreiche Skigirl lehrt mich übergestülpt bekommen. Nicht wie in Ihre Nachbarn schätzen es, wenn Sie die eines besseren. Mit ihrem eleganten Gang- einem Gourmet-Lokal. Urchig, authentisch Gewürze und das Brotkörbchen nicht zwitrotz der Skischuhe – lenkt sie die Blicke auf will ich bleiben. So wie es der Gast hier schen solchen sperrigen Utensilien suchen sich. Er erwacht aus seinem träumerischen sucht und von mir erwartet. müssen. Spannung kommt auf. Ich spüre es… Gehabe. Hat nur noch Augen für sie. Seine Lieber sehe ich mir mit Genugtuung Aufmerksamkeit gilt verständlicherweise kalt, warm oder ganz heiss. Die ersten Spei- an, wie bei kühleren Temperaturen die aufnicht mehr mir. Nicht so schlimm, obwohl sen werden aufgetragen. Ich bin für (fast) merksame Gastgeberin meinen überraschich ja eigentlich gerne im Mittelpunkt stehe. alles zu haben. Der zarte Rindfleisch-Spiess ten Gästen eine kleine, wärmende BettflaEr geniesst es – auch ich – wie seine Ange- mit knackigem Gemüse, die Burgunder sche anbietet. Mit rustikalem Stoff überbetete ihre vollen Lippen schürzt, bevor sie Schnecken in ihrem Kräutermousse. Herr- zogen. Alpine Wohlfühlatmosphäre in Volleinen Zug aus ihrer Zigarette nimmt. Ich lich. Solange sie tot sind und nicht plötzlich endung! ◊
Spannende Momente
Selbstverständlich gehört auch etwas Klatsch dazu
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