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Editorial Das Vertrauen pflegen Die Kernaufgabe des SNF besteht darin, wissenschaftliche Exzellenz zu fördern. Folgerichtig stellt er auch an seine eigenen Leistungen Gabriele Gendotti hohe Ansprüche. Die Präsident des Stiftungsrats des SNF Forschenden müssen Vertrauen in die Arbeit der wichtigsten Forschungsförderungsinstitution in der Schweiz haben können; sie müssen ohne wenn und aber davon ausgehen können, dass ihre Gesuche und damit ihre Leistungen als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unabhängig, fair und adäquat beurteilt werden. Auch wenn der Ausschuss des Stiftungsrats Vertrauen in die Arbeit des Nationalen Forschungsrats hat, ist es für ihn als Aufsichtsorgan wichtig, von Zeit zu Zeit einen kritischen Aussenblick auf dessen Arbeit zu erhalten. Es ist höchst erfreulich, dass dieser Blick durch ein erfahrenes USForschungsteam unser Vertrauen bestätigt: Der SNF macht seinen Job gut! Und nicht zuletzt: Seine Entscheide werden als unvoreingenommen und fair taxiert. Aber hier folgt gleich auch der Haken: Gegen Aussen erscheinen sie trotzdem noch (zu) häufig als wenig transparent und verständlich. Vertrauen basiert in hohem Masse auf guter und zielgerichteter Kommunikation. Der SNF sollte gemäss Evaluationsbericht in diesem Punkt noch weiter zulegen. Dass er das tun will, zeigt er in seiner Stellungnahme.
NR. 19 > Juni 2013
I n f o r m a t i o n e n d e s S c h w e i z e r i s c h e n N a t i o n a l f o n d s f ü r Fo r s c h e r i n n e n u n d Fo r s c h e r
Auswahlverfahren des SNF: Trotz gutem Zeugnis besteht Optimierungspotenzial Ein US-Forschungsteam hat 2012 die Qualität und Transparenz im Auswahlverfahren des SNF unter die Lupe genommen. Aus der Stellungnahme des SNF geht hervor, dass er fast allen im Evaluationsbericht formulierten Empfehlungen für Optimierungen nachkommen wird. Katrin Milzow, Strat. Planung und Controlling des SNF
Das im vergangenen Jahr durchgeführte Evaluationsprojekt sollte darüber Aufschluss geben, in welchem Masse das Auswahlverfahren des SNF fair und unvoreingenommen, nachvollziehbar und transparent ist. Es wurde auch erhoben, inwieweit der SNF durch das Auswahlverfahren sein Ziel erreicht, exzellente und originäre Forschung in allen Disziplinen sowie den wissenschaftliche Nachwuchs zu fördern.
Kritische Bereiche identifiziert Gestützt auf umfangreiche Befragungen sowie Dokumenten- und Datenanalysen kommt das Forschungsteam der Western Michigan University unter der Leitung von Chris Coryn zum Schluss, dass der SNF seine Ziele weitestgehend erreicht. Trotz dieses erfreulichen Ergebnisses hat die Auswertung auch kritische Bereiche zu Tage gefördert. So enthält der Bericht insgesamt acht Empfehlungen für Optimierungen im Zusammenhang mit der externen Begutachtung, der Arbeit des Nationalen Forschungsrats und der Kommunikation mit den Forschenden.
Die Schritte des SNF Nach eingehender Prüfung hat der SNF entschieden, bis auf eine Ausnahme – finanzielle Vergütungen für externe Gutachtende – sämtlichen Empfehlungen nachzukommen. In einigen Fällen können entsprechende Massnahmen unmit-
Der SNF nimmt Forschungsprojekte unter die Lupe... und ist diesmal selbst Untersuchungsobjekt bezüglich der Frage: Erreicht das Auswahlverfahren des SNF seine Ziele?
telbar ausgearbeitet und umgesetzt werden, wie zum Beispiel: verstärkte Kommunikation und nicht-monetäre Anreize mit bzw. für externe Gutachterinnen und Gutachter; verstärkte Unterstützung des Forschungsrats durch die Geschäftsstelle beim Einholen von externen Gutachten; gezieltere Kommunikation mit den Forschenden im Rahmen des kommenden neuen Webauftritts. Weitere grundlegendere Schritte, die mit den Empfehlungen verbunden sind, werden vom SNF eingehend geprüft (z. B. Einführung von Evaluationsberichten, Anpassungen beim Wahlprozedere für Forschungsrätinnen und -räte). Detaillierte Informationen sind in der Stellungnahme des SNF zu finden; sie kann beim SNF (core@snf.ch) angefordert werden.
Seite 2 > NFS-Projekte: Vielfältige Impulse • Seite 2 > Im Fokus: Exzellenz in der Schweiz und in Europa Seite 5 > Jahresbericht 2012: Fakten und Sorgen • Seite 5 > Für den Nachwuchs: Auf Worte folgen Taten
Aktuell
NFS-Projekte: Vielfältige Impulse für die Wirtschaft Die Technologietransfer-Projekte, die im Rahmen der Massnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft vom SNF lanciert worden sind, haben vielfältige Impulse ausgelöst. Die meist kleineren involvierten Firmen konnten ihre Marktposition festigen. Damit die Schweiz auch bei den Innovationsleistungen international führend bleibt, hatte das Parlament dem SNF 2009 10 Millionen Franken zugesprochen. Dank diesen Mitteln konnte der SNF 28 Technologietransfer-Projekte aus neun verschiedenen Nationalen Forschungsschwerpunkten (NFS) bewilligen. Diese erhielten noch einmal knapp 7 Millionen Franken von Industriepartnern und weitere 5 Millionen Franken von den Hochschulen.
Zahlreiche Prototypen und Verfahren
© Tinynode
Forschungsgruppen unter der Leitung der ETH Zürich haben ein Sensorsystem entwickelt, mit dem Städte die Belegung von innerstädtischen Parkplätzen bestimmen und damit den Verkehr besser steuern können (im Vordergund: der Sensor «Tinynode»).
Die Schlussberichte der Projekte zeigen, dass es den Forschenden gelungen ist, vielfältige Impulse für die involvierten Firmen und damit für die Schweizer Wirtschaft auszulösen. Insgesamt wurden 43 Prototypen und 34 Verfahren/ Produkte entwickelt. Einige der Produkte sind bereits auf dem Markt. In 17 Fällen wurden die Innovationen durch Patente und Lizenzen geschützt. Zudem konnten junge Forschende dank der Initiative wichtige Kontakte zur Privatwirtschaft knüpfen, und die Mehrheit der
Forschergruppen plant Folgeprojekte, davon neun mit der KTI. Einige Technologietransfer-Projekte präsentierten sich an der Hannovermesse, der weltweit grössten Industriefachmesse, u. a.: • NFS «CO-ME»: Planungs- und Navigationsplattform für chirurgische Eingriffe am Kopf • NFS «MaNEP»: Prototyp zur industriellen Herstellung von supraleitenden Drähten • NFS «MICS»: Sensoren zur Bestimmung der Verkehrsdichte • NFS «IM2»: Software zur Erkennung und Interpretation von (Augen-)Blicken Die Initiative des Bundes wurde von allen Beteiligten als sehr positive Erfahrung bezeichnet. Insbesondere die meist kleineren involvierten Firmen konnten ihre Marktposition festigen, indem sie die Innovationen für neue Produkte oder Weiterentwicklungen nutzten. UC
Im Fokus
Exzellenz in der Schweiz und in Europa: Konsequente Ausrichtung auf Qualität zahlt sich aus
Martin Vetterli Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF
Seit 1987 können die Forschenden in der Schweiz auch in Europa um Gelder für ihre Projekte werben. Dies geschieht im Rahmen der europäischen Forschungsrahmenprogramme, die 2007 mit dem Europäischen Forschungsrat (ERC) ergänzt worden sind, der wie der SNF die Grundlagenforschung fördert. Die Existenz dieser neuen Finanzierungsquellen ist für uns erfreulich, denn die Forschenden in der Schweiz sind beim Einwerben von Geldern auf europäischer Ebene äusserst erfolgreich. Mit einer durchschnittlichen Erfolgsquote von 23% belegt die Schweiz in den Jahren 2007 bis 2013 den ersten Platz beim Erhalt
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von europäischen Forschungsgeldern des ERC. Weitere Länder wie England, Frankreich und Israel folgen erst ab einer Quote von 16% oder weniger. Auch wenn man die absolute Zahl der erhaltenen ERC Grants betrachtet, verbleibt die Schweiz immer noch auf Platz 5 – eine erstaunliche Leistung für ein so kleines Land. Aufschlussreich ist zudem, dass nahezu alle vom ERC finanzierten Forschenden in der Schweiz zuvor vom SNF gefördert worden sind. Dieser Umstand bestätigt die gemeinsamen, auf Qualität ausgerichteten Förderungskriterien. Auch bei der Betrachtung der finanziellen Seite fällt die Bilanz für die Schweiz höchst erfreulich
aus. So war von 2003 bis 2006 ein positiver Mittelrückfluss europä ischer Forschungsgelder von 114% zu verzeichnen. In den Jahren 2007 bis 2013 lag diese Zahl nach ersten Schätzungen des SBFI gar noch höher, bei 160%. Die Schweiz liegt im Wettbewerb um europäische Forschungsgelder also an der Spitze. Der SNF spielt dabei eine zentrale Rolle, denn seit über 60 Jahren fördert er auf nationaler Ebene die besten Forschenden und bereitet sie auf den höchst selektiven internationalen Wettbewerb vor. Wie in anderen Bereichen stimmt also auch hier die Maxime, dass sich höchste Qualität auszahlt - ganz besonders «in the long run».
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Projektförderung: Nachfrage leicht gestiegen Der SNF verzeichnete in der Projektförderung für das Sommersemester 2013 einen leicht höheren Gesuchseingang als im Vorjahr: 1 177 Gesuche sind auf den 1. April eingegangen, und die beantragte Förderungssumme liegt bei 456 Millionen Franken. Während die Gesamtzahl der Gesuche um 3% gestiegen ist und der beantragte Gesamtbetrag um 2%, sind in den einzelnen Wissenschaftsbereichen unterschiedliche Tendenzen auszumachen. In den Sozialund Geisteswissenschaften sind sowohl die Zahl der Gesuche als auch das Total der beantragten Mittel angestiegen (+10% bzw.
+9%). Zurückgegangen sind sie hingegen in Biologie und Medizin (-6% bzw. -3%). Im Bereich Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften blieben die beantragten Mittel stabil (-1%), trotz einer leicht höheren Zahl von Gesuchen (+4%). Trotz dieses leichten semestriellen Anstiegs scheint sich die Nachfrage nach Förderungsgeldern zu stabilisieren, nachdem sie zwischen 2007 und 2011 laufend gestiegen war. Der SNF wird die eingereichten Gesuche in den kommenden Monaten evaluieren und die Förderungsentscheide bis im September 2013 treffen. (23.05.2013)
FLARE: Erste Gesuche bewilligt Der SNF hat erstmals Gesuche evaluiert, die im Rahmen des Förderungsinstruments FLARE (Funding LArge international REsearch projects) eingereicht worden sind. Die elf bewilligten Gesuche der ersten Ausschreibung werden mit insgesamt 5,7 Millionen Franken unterstützt. Sie sind ab 1. April 2013 gestartet. FLARE unterstützt die Konstruktion und den Unterhalt von Instrumenten für grosse internationale Forschungsprojekte in den Bereichen Teilchenphysik, Astrophysik und Astroteilchenphysik. Im Rahmen der ersten Ausschreibung sind im vergangenen November insgesamt 13 Gesuche beim SNF eingegangen. Der nächste Einreichetermin für FLARE-Gesuche ist der 15. November 2013. (09.04.2013)
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Thematische r4d-Module «Ecosystems» und «Food Security» ausgeschrieben
Ausschreibung für Swiss Competence Centers for Energy Research
Die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) und der SNF schreiben gemeinsam die thematischen Forschungsmodule «Sustainable management of ecosystems for the provision of ecosystem services» und «Innovation in Agricultural and Food Systems for Food Security» aus. Pro Forschungsmodul stehen für inter- und transdisziplinäre Forschung 14,1 Millionen Franken zur Verfügung. Forschende aus der Schweiz und ihre Partner aus Afrika, Asien und Lateinamerika können ihre Projektskizzen bis am 13. September 2013 mittels der Plattform mySNF einreichen. Die Evaluation der Skizzen basiert auf externen wissenschaftlichen und entwicklungsbezogenen Gutachten und wird pro Modul von je einem Review Panel mit internationalen Fachexperten durchgeführt. (28.05.2013)
Die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) hat eine Ausschreibung für die Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) lanciert. Diese Zentren sollen den Aufbau von Kompetenzen unterstützen und damit zur Lösung von Problemen im Zusammenhang mit der neuen Energiestrategie des Bundes beitragen. Die SCCER stellen eine Massnahme des Aktionsplans «Koordinierte Energieforschung Schweiz» dar, welcher im Oktober 2012 vom Bundesrat festgelegt und für den Zeitraum 2013-2016 mit einem Budget von 70 Millionen Franken ausgestattet wurde. Die Ausschreibung wurde am 23. Mai 2013 eröffnet und dauert bis am 9. Juli 2013. Weitere Informationen sind auf der Webseite der KTI zu finden. (24.05.2013)
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Freier Zugang zu Forschungsresultaten: Jährlicher Empfang von SwissCore Science Europe verabschiedet Prinzipien und SNF in Brüssel Die wichtigsten Forschungs- und Forschungsförderungsinstitutionen in Europa, Mitglieder der Dachorganisation Science Europe, haben sich auf eine gemeinsame Liste von Prinzipien geeinigt, welche den Übergang zu «Open Access» für Forschungspublikationen regeln sollen. Die 51 Mitgliederorganisationen setzen sich dafür ein, dass die Resultate von mit öffentlichen Geldern geförderter Forschung und Innovation in Europa mittels eines barrierefreien OnlineZugangssystems verfügbar sind. Der SNF hat durch seine aktive Mitgliedschaft bei Science Europe zum Positionspapier («Position Statement») beigetragen und ist den darin genannten Prinzipien verpflichtet. (16.05.2013)
Im April fand in Brüssel zum 13. Mal der jährliche Empfang von SwissCore und SNF statt. Wie jedes Jahr fanden sich viele wichtige Vertreter der schweize rischen und europäischen Forschung ein. Im Fokus: wissenschaftliche Talente, Austausch mit der Europäischen Kommission und Einblicke in belgische Kooperationsprogramme, die auf eine langjährige Tradition der Zusammenarbeit mit Afrika zurückgehen. Vor dem Empfang hatten die Partner von SwissCore die Gelegenheit, sich mit Vertretern der Europäischen Kommission über verschiedene Themen auszutauschen, u. a. über das nächste Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm «Horizon 2020». (02.05.2013)
Schweizer Beteiligung im Expertenkomitee «MatSEEC»
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Seit 2009 ist der SNF im Materials Science and Engineering Expert Committee (MatSEEC) vertreten. Er führt sein Engagement in diesem erfolgreichen Gremium fort und verlängert das Mandat des Schweizer Vertreters entsprechend um weitere zwei Jahre. MatSEEC ist als temporäres Expertenkomitee der European Science Foundation (ESF) ins Leben gerufen worden. Es ist dem ESF Standing Committee for Physical and Engineering Sciences (PESC) angegliedert und steht unter dessen Verantwortung. Zu den Aufgaben des MatSEEC gehört die Erarbeitung eines wissenschaftlichen Ausblicks bezüglich der Herausforderungen an die Material- und Ingenieur-
wissenschaften in den nächsten zehn Jahren. Zudem gibt das Expertenkomitee strategische und forschungspolitische Empfehlungen an den PESC und an die ESF ab. (04.04.2013)
Neue Ausgabe von Horizonte: Wie viel Leiden für wie viel Nutzen?
Swiss Inter- and Transdisciplinarity Day im Oktober 2013
Tierversuche sind mit einem grossen Dilemma verbunden. Indem Menschen Tieren Leiden zufügen, gewinnen sie Erkenntnisse, mit denen man Krankheiten heilen kann. Darf man das? Trotz Alternativen: Für die biomedizinische Forschung bleiben die Versuche unverzichtbar. – Das Forschungsmagazin Horizonte, das gemeinsam vom SNF und den Akademien der Wissenschaften Schweiz herausgegeben wird, berichtet viermal jährlich über die neusten Ergebnisse und Erkenntnisse aus allen Disziplinen der Wissenschaft. Den Schwerpunkt widmet die Juni-Ausgabe dem Thema «Tier versuche». (01.06.2013)
Inter- und transdisziplinäre (ITD) Forschung wird an vielen Forschungsinstitutionen betrieben. Es existiert jedoch keine eigentliche Wissenschaftsgemeinschaft, die für diese Forschungsform einsteht. Der «Swiss Inter- and Transdisciplinarity Day» will ITD-Forschenden Raum geben, Erfahrungen auszutauschen und in den Dialog mit Institutionen der Forschungsförderung zu treten. Die Teilnehmenden haben die Gelegenheit, in kleineren Gruppen bestimmte Teilaspekte oder Problemfelder zu diskutieren, wie den Mehrwert und die Organisation der interdisziplinären Zusammenarbeit, oder Fragen zur Methodik zur Diskussion zu stellen. (28.03.2013)
Aktuell
755 Millionen Franken für die Grundlagenforschung Im vergangenen Jahr konnte der SNF mit 755 Millionen Franken so viel wie noch nie in die Grundlagenforschung investieren. Trotz dieser erfreulichen Nachricht bereitet ihm die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Schweiz einige Sorgen. Wie im neuen Jahresbericht festgehalten, bewilligte der SNF im vergangenen Jahr über 3500 Forschungsvorhaben im Umfang von 755 Millionen Franken; das sind knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Er unterstützte insgesamt 8750 Forschende, davon über die Hälfte Doktorandinnen und Doktoranden.
Projekte: höhere Bewilligungsquote Mit 391 Millionen Franken setzte der SNF 2012 mehr als die Hälfte der Mittel für sein Hauptinstrument, die Projektförderung, ein. Erfreulicherweise haben sich hier die Chancen der Forschenden auf eine Finanzierung verbessert: Nach einem Einbruch in den letzten Jahren ist die Bewilligungsquote (Anteil der bewilligten Gelder an den beantragten) 2012 wieder leicht angestiegen, und zwar auf 45%. Zum Vergleich: Vor dem Einbruch lag die Bewilligungsquote 2008 noch bei 54%. Dies verdeutlicht, dass der Wettbewerb um Forschungsgelder des SNF weiterhin hart bleibt.
Nachwuchs: strenge Selektion
© SNF / Beat Brechbühl
Der SNF hat 2012 insgesamt 8750 Forschende unterstützt, davon über die Hälfte Doktorandinnen und Doktoranden.
Zu einer zielgerichteten Nachwuchsförderung gehört eine strenge Selektion. Nur die besten Doktorandinnen und Doktoranden eignen sich für eine akademische Karriere. Der SNF legt deshalb bei den Instrumenten Ambizione und SNF-Förderungsprofessur, mit denen er jungen Talenten bessere Per-
spektiven für die akademische Karriere eröffnen will, die Messlatte sehr hoch. 2012 schafften nur 19% bzw. 21% der Kandidatinnen und Kandidaten diese Hürde. Der SNF ist überzeugt, dass für junge Forschende die Option einer akademischen Karriere attraktiver werden muss, damit der Forschungsplatz Schweiz auch künftig seine internationale Spitzenposition halten kann. Er bereitete daher 2012 diverse Massnahmen zur Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses vor (siehe Artikel unten). Die in seinem Aktionsplan 2013–2016 vorgesehenen Massnahmen reichen jedoch aus Sicht des SNF nicht aus für eine nachhaltige Verbesserung der Situation. Um die richtigen Anreize für eine optimierte Nachwuchsförderung setzen zu können, müssen der SNF und die Hochschulen noch intensiver zusammenarbeiten. HOC Jahresbericht 2012: www.snf.ch > Über uns > Publikationen des SNF
Für den Nachwuchs: Entlastungsbeitrag und höheres Salär In seinem Aktionsplan 2013-2016 setzt der SNF einen Schwerpunkt bei der Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mit dem auf Juni 2013 eingeführten «Entlastungsbeitrag 120%» für Postdocs sowie Salärerhöhungen für Doktorierende ab 2014 lässt er seinen Worten Taten folgen. Der SNF hat 2012 diverse Massnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs vorbereitet, die nun umgesetzt werden können.
Familie: Postdocs entlasten Auf den 1. Juni 2013 hat der SNF den «Entlastungsbeitrag 120%» für Postdoktorierende eingeführt. Dieser soll die Vereinbarkeit einer akademischen Karriere mit familiären Verpflichtungen erleichtern. Im Rahmen des Beitrags kann das eigene Arbeitspensum reduziert und mit den freiwerdenden Stellenprozenten sowie zusätzlichen durch den SNF finanzierten 20% eine
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Person zur Unterstützung («Supportperson») eingestellt werden. Alternativ oder ergänzend kann ein Beitrag zu Kinderbetreuungskosten beantragt werden. Der SNF verfolgt mit seinem neuen Unterstützungsangebot das Ziel, dass Postdoktorierende trotz familiärer Verpflichtungen möglichst keine Verzögerung der akademischen Karriere in Kauf nehmen müssen.
Neuerungen in der Salärpolitik Der SNF hat auf 2014 Neuerungen in seiner Salärpolitik beschlossen. Diese umfassen neben einer vereinfachten Struktur mit nur noch drei Mitarbeitendenkategorien (promovierte Mitar-
beitende/Doktorierende/weitere Mitarbeitende) eine neue Regelung für promovierte Mitarbeitende, die durch den SNF salariert werden: Neu gilt für diese anstelle der institutionenbezogenen Ansätze bei der Entlöhnung eine Bandbreite von 80‘000-105‘000 Franken, mit einer maximalen Übergangsfrist von fünf Jahren für die Implementierung beim Minimalansatz. Zudem hebt der SNF die Doktorierendensaläre auf den 1. Januar 2014 um rund 7% an, und es gilt eine «protected time» von mindestens 60% eines Vollpensums für die Erstellung der Dissertation. Die neuen Regelungen werden erstmals relevant für den Gesuchseingang vom 1. Oktober 2013. KN
Bild der Forschung
Umwelttoxikologie: Nanosilber aus Konsumprodukten landet kaum in Gewässern Nanosilber ist das Paradepferd im NanotechnologieStall: Längst sind Hunderte von Produkten im Umlauf, die Silbernanopartikel enthalten. Zum Einsatz kommen die Partikel zum Beispiel in Kosmetika, Lebensmittelverpackungen und Desinfektions- und Reinigungsmitteln. Verbreitet sind auch antibakterielle Socken und Funktionskleidung, in deren Textilien Nanosilber eingearbeitet ist. Der weltweite Verbrauch von Nanosilber wird auf über 300 Tonnen pro Jahr geschätzt – ein beträchtlicher Teil davon gelangt über das Abwasser in den Wasserkreislauf. Nanosilber im Abwasser kann stark umweltschädlich wirken, wenn es in metallischer Form vorliegt. Eine im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Chancen und Risiken der Nanomaterialen» (NFP 64) durchgeführte Studie zeigt nun erstmals auf, dass Nanosilber auf dem Weg zur Kläranlage rasch in weniger problematische Formen umgewandelt wird. Zudem wird es effizient im Klärschlamm zurückgehalten, so dass nur ein kleiner Teil in unsere Gewässer gelangt.
© Christoph Ort/Eawag
Probennahme in einer Kanalisation bei Glattstollen (ZH): Im Rahmen des NFP 64 hat ein Team um Ralf Kägi von der Eawag in Dübendorf erstmals genauer untersucht, was mit Nanosilber auf dem Weg vom Siphon bis in die Kläranlage geschieht.
www.snf.ch > Medien > Medienmitteilungen
SNF intern Fachausschuss Internationale Zusammen arbeit: Neuer Präsident gewählt Der Ausschuss des Stiftungsrats hat Urs Baltensperger zum Präsidenten des Fachausschusses Internationale Zusammenarbeit gewählt. Der Leiter des Labors für Atmosphärenchemie am Paul Scherrer Institut (PSI) tritt per 01.10.2013 die Nachfolge von Andreas Strasser (Universität Fribourg) an. Er ist seit 2012 Mitglied des Nationalen Forschungsrats für den Bereich Umweltwissenschaften. Der Fachausschuss führt in seinem Kompetenzbereich die wissenschaftliche Begutachtung der dem SNF unterbreiteten Beitragsgesuche durch und entscheidet über deren Unterstützung.
Das Schweizer Forschungsmagazin
Schwerpunkt der Juni-Ausgabe:
Von Menschen und anderen Tieren Abonnieren: www.snf.ch/horizonte
Impressum SNFinfo print erscheint dreimal jährlich • Auflage: 14 850 (9300 Deutsch, 4100 Französisch, 1450 Englisch) Herausgeber Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Wildhainweg 3, Postfach 8232, 3001 Bern Tel. 031 308 22 22 • Fax 031 301 30 09 • E-Mail com@snf.ch • Website www.snf.ch Produktion Abteilung Kommunikation des SNF / Leiter: Philippe Trinchan
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Redaktion Alan Knaus (KN, verantwortlicher Redaktor) Corinne Ammann, Simon Breitenmoser, Urs Christ (UC), Nathalie Cottet, Daniel Höchli (HOC), Xavier Pilloud, Omar Solanki Gestaltung Agence Symbol, Granges-Paccot (FR) Druck Imprimerie Saint-Paul, Fribourg