Offener Brief an Verlage: Publikationen nach sechs Monaten frei zugänglich machen

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www.snf.ch Wildhainweg 3, Postfach, CH-3001 Bern

Kumsal Bayazit, CEO Elsevier Frank Vrancken Peeters, CEO Springer Nature Brian Napack, CEO Wiley

Präsident des Nationalen Forschungsrates +41 (0)31 308 22 22 gs@snf.ch

Bern, 5. Dezember 2019

Offener Brief des SNF an die Verlage Elsevier, Springer Nature und Wiley: Publikationen spätestens nach sechs Monaten frei zugänglich machen Sehr geehrte Damen und Herren Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist der grösste öffentliche Forschungsförderer in der Schweiz. Jedes Jahr vergibt er im Auftrag des Bundes rund 1 Milliarde Franken. Mehr als 16'000 Forschende arbeiten zurzeit in Projekten, die durch den SNF finanziert werden. Etwa 30 Prozent aller wissenschaftlichen Publikationen aus der Schweiz basieren auf Förderung durch den SNF. Ein wesentlicher Teil dieser Publikationen erscheint in Zeitschriften Ihrer Verlage. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag an die Verbreitung der Forschungsresultate. Wir schätzen diese engagierte und professionelle Arbeit. Forschende sind zu Open Access verpflichtet Die Forschungsresultate aus SNF-finanzierten Projekten sind mit öffentlichen Geldern bezahlt und sind deshalb ein öffentliches Gut. Sie sollen für jedermann frei zugänglich sein. Daher sind alle unsere Beitragsempfängerinnen und Beitragsempfänger seit 2008 verpflichtet, die Ergebnisse ihrer Forschung Open Access zu stellen (OA-Verpflichtung des SNF). Um dies zu ermöglichen, übernimmt der SNF die Publikationskosten in reinen Open-AccessZeitschriften (goldener Weg). Wir akzeptieren auch den grünen Weg: Die Forschenden publizieren den Artikel in einer Abonnementszeitschrift und legen das Manuskript nach spätestens sechs Monaten in einem frei zugänglichen fachspezifischen oder institutionellen Repositorium ab. Artikel in Hybrid-Zeitschriften erfüllen ebenfalls die Verpflichtung des SNF; wir tragen aber nicht die Kosten dafür, weil der Zugang zu Forschungsresultaten doppelt bezahlt wird. Sperrfrist auf maximal sechs Monate begrenzen Viele der von uns geförderten Forschenden publizieren bereits in von Ihnen verlegten Open-AccessZeitschriften, finanziert durch den SNF. Sie sind jedoch auch daran interessiert, in Ihrem gesamten Portfolio zu publizieren. Dies ist aber oft nicht möglich, da die Sperrfrist bei einigen Ihrer Zeitschriften länger als sechs Monate ist. Dadurch entsteht für die Forschenden eine schwierige Situation. Um die OA-Verpflichtung einzuhalten, müssten sie auf andere Zeitschriften ausweichen.


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Der SNF fordert Sie deshalb auf, die Sperrfrist bei allen Ihren Zeitschriften auf maximal sechs Monate zu begrenzen. Wir erachten dies als eine Win-Win-Lösung: Die Forschungsresultate werden weiterhin in Ihren Zeitschriften publiziert und sind dann innert angemessener Frist frei zugänglich. Wir haben ein klares Ziel: 100 Prozent der Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung sollen Open Access sein. Dieses Ziel verfolgen wir gemeinsam mit allen Schweizer Hochschulen und mit zahlreichen internationalen Forschungsorganisationen. Eine generelle Reduktion der Sperrfristen auf maximal sechs Monate bei Ihren Zeitschriften würde auch Ihr Engagement für ein zeitgemässes Publikationswesen demonstrieren.

Vielen Dank und freundliche Grüsse

Prof. Matthias Egger Präsident Nationaler Forschungsrat

Angelika Kalt Direktorin


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