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editorial Fliessende Übergänge Die Begriffe «Grundlagenforschung» und «anwendungsorientierte Forschung» werden im forschungsWalter Leimgruber politischen Alltag seit Präsident der Abteilung Geistes- und Langem routinemässig Sozialwissenschaften und häufig in antagodes SNF nistischer Perspektive verwendet: Erstere strebt nach neuen Erkenntnissen, Letztere nach vermarktbaren Produkten. Eine solche Gegenüberstellung macht heute in der Forschung keinen Sinn mehr, die Übergänge sind fliessend. Viele Projekte haben als Ziel eine Anwendung in einem breiten Sinn, ohne dass damit eine kommerzielle Verwertung gemeint wäre, wie z. B. sozial- und kulturwissenschaftliche Forschungsvorhaben zu Integration und Gleichstellung oder technische und naturwissenschaftliche Forschungsarbeiten etwa in der Robotik. Häufig sind zudem Praxispartner in die Forschungen eingebunden. Um diesen Entwicklungen Rechnung tragen und in der Forschungsförderung adäquate Beurteilungskriterien schaffen zu können, führt der SNF die Kategorie «anwendungsorientierte Grundlagenforschung» ein. Das mag als Begriff etwas sperrig wirken, steht aber für eine Welt der vielfältigen Übergänge, Vermischungen und Hybridisierungen. Die Forschung widerspiegelt in diesem Sinne auch die gesellschaftliche Entwicklung.
NR. 13 > juni 2011
I n f o r m a t i o n e n d e s S c h w e i z e r i s c h e n N a t i o n a l f o n d s f ü r Fo r s c h e r i n n e n u n d Fo r s c h e r
Welche Schubladen für die Forschung? Der SNF operiert aus förderungspolitischen Gründen mit verschiedenen Kategorien wissenschaftlicher Forschung. In seinem Mehrjahresprogramm 2012–2016 legt er die künftige Kategorisierung im Rahmen der Gesuchsevaluation dar. Angelika Kalt , Stv. Direktorin des SNF
Der SNF fördert in erster Linie Grundlagenforschung, sein Auftrag ist jedoch nicht auf diese beschränkt. Zwar unterstützt der SNF keine anwendungsorientierte Forschung, die auf die unmittelbare Verwertung von Resultaten für kommerzielle Zwecke zielt, er fördert aber jene, die trotz Fragestellungen aus der Praxis den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn in den Vordergrund stellt. Diese Art von Forschung bezeichnet der SNF in Zukunft nach der Klassifikation von Stokes (1997) als «anwendungsorientierte Grundlagenforschung», auch wenn die Grenzen zu den beiden erstgenannten Kategorien nicht scharf zu ziehen sind.
Erkenntnis und Anwendung Zum einen trägt der SNF mit der Kategorie «anwendungsorientierte Grundlagenforschung» der Tatsache Rechnung, dass wissenschaftliche Forschung mit den Komponenten Erkenntnisgewinn und Anwendung national und international immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zum anderen möchte er mit dieser «Etikettierung» eine adäquate Evaluation von Gesuchen aus der anwendungsorientierten Forschung gewährleisten, insbesondere auch im Hinblick auf die bevorstehende Integration des bisherigen, auf Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen ausgerichteten Programms DORE (DO REsearch) in die Projektförderung. Bei Gesuchen mit Anwendungsorientierung wird die ausserwissenschaftliche Bedeutsamkeit
© SensorScope/EPFL
Wissenschaftliche Forschung, die sowohl den Erkenntnis gewinn als auch eine Anwendung anstrebt, gewinnt nati onal und international immer mehr an Bedeutung.
(broader impact) in die Beurteilungskriterien integriert, und externe Gutachterinnen und Gutachter aus der Praxis werden hinzugezogen. Um Verwirrung im Zusammenhang mit der Kategorisierung zu vermeiden, wird der SNF künftig auf die beiden während langer Zeit vewendeten Begriffe «freie Forschung» und «orientierte Forschung» verzichten. Diese kennzeichneten lediglich die interne Organisation des SNF bezüglich seiner Förderungsinstrumente, wurden aber oft fälschlicherweise als Forschungskategorien verstanden.
Seite 2 > DORE: Ein Programm geht zu Ende • Seite 2 > Im Fokus : Anwendungsorientiert oder nicht? Seite 5 > Jahresbericht 2010: Gesuchszahlen steigen weiter • Seite 5 > Vierte «Tour de Suisse» des SNF
AKTUELL
DORE: Ein erfolgreiches Förderungsprogramm geht zu Ende Der SNF hat die praxisorientierte Forschung an Fachhochschulen und an Pädagogischen Hochschulen in den vergangenen acht Jahren durch die Finanzierung von insgesamt 302 DORE-Projekten in sieben Fachbereichen gefördert. DORE (DO Research) unterstützte von 2004 bis 2011 thematisch vielfältige Forschungsprojekte aus den Fachbereichen Soziale Arbeit (78 finanzierte Projekte), Künste/Design (62), Gesundheit (56), Bildung (48), Musik/Theater (41), Angewandte Psychologie (10) und Angewandte Linguistik (7). Zahlreiche Institute und Forschungsschwerpunkte wurden in dieser Zeit auf- und ausgebaut. Damit konnte die praxisorientierte Forschung an Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen (PH) in diesen Bereichen erfolgreich gestärkt werden. Das Programm läuft nun aus, da die Förderung dieser Forschung in die reguläre Projektförderung des SNF überführt wird. Obgleich DORE ein eigenes Budget zur Verfügung stand, war der Wettbewerb um diese Mittel gross. Insgesamt wurden gegen 750 Projektgesuche mit einem Finanzbedarf von über 130 Millionen Franken eingereicht. Die Forschenden hatten sich mit wissenschaftlich anspruchsvollen Vorhaben gegen Kon-
kurrenz aus den sieben unterstützten Fachbereichen zu behaupten. Zusätzlich zu den vom SNF gesprochenen Mitteln in der Höhe von 46 Millionen Franken wurden über 15 Millionen Franken von Praxispartnern in die DORE-Projekte investiert. Durch die Zusammenarbeit der FH und PH mit der Praxis konnten gesellschaftsrelevante und aktuelle
Forschungsfragen aufgebracht und die erzielten Ergebnisse gemeinsam valorisiert werden. Informationen zu den Forschungsthemen sowie den Personen aus Wissenschaft und Praxis, die für die entsprechenden Projekte verantwortlich sind, bietet die Projektdatenbank des SNF (auf www.snf.ch). ARP
Fachtagung: Forschung Life Sciences & Gesundheit an Fachhochschulen Die Abteilung Biologie und Medizin des SNF lädt ihre künftigen Gesuchstellenden aus den Fachhochschulen am 8. Juli 2011 in Bern zu einer interaktiven Fachtagung für die Bereiche Life Sciences und Gesundheit ein. Im Vordergrund steht der wissenschaftliche Austausch zwischen Forschenden und Nationalem Forschungsrat. Forschende aus Fachhochschulen sind eingeladen, ihre Projekte zu präsentieren (mündlich oder Poster).
Information: Stéphanie Wyss, Leiterin Bereich Biologie & exp. Medizin, E-Mail: swyss@snf.ch. Falls bei weiteren grösseren wissenschaftlichen Communities der Fachhochschulen ein Interesse an einer ähnlichen Veranstaltung besteht, ist der SNF gerne bereit, entsprechende Anfragen zu prüfen. Kontakt: Angelika Kalt, Stv. Direktorin, E-Mail: akalt@snf.ch.
im fokus
Kernfrage für Gesuchstellende: Ist mein Forschungsvorhaben anwendungsorientiert oder nicht?
Angelika Kalt Stv. Direktorin der Geschäftsstelle des SNF
Ab Sommer 2011 werden Gesuchstellende in mySNF neben Disziplinen und Schlagworten die Kategorie «anwendungsorientiert« zur Beschreibung ihrer Forschungsvorhaben wählen können. Wird ein Gesuch als anwendungsorientiert deklariert, so hat dies mehrere Konsequenzen. Im Forschungsplan müssen die Gesuchstellenden die ausserwissenschaftliche Bedeutsamkeit (broader impact) der geplanten Forschung beschreiben, die dann bei der Evaluation des Gesuchs beurteilt wird. Sie ist mit «wissenschaftlicher Bedeutsamkeit», «Originalität» und «Aktualität» zu einem Kriterienblock zusammengefasst,
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damit anwendungsorientierte Vorhaben nicht durch die Hürde eines zusätzlichen Kriteriums benachteiligt werden. Gleichzeitig wird der SNF sich bemühen, für die externe Begutachtung solcher Gesuche Expertinnen und Experten aus dem Praxisbereich hinzuzuziehen und sie bei Bedarf durch Panels evaluieren zu lassen. Die Gesuchstellenden sollten ihre Ges uche nur dann als «anw en dungsorientiert» deklarieren, wenn die folgenden Punkte zutreffend sind: Aus Sicht der Praxis muss ein Forschungsbedarf gegeben sein; die Forschungsergebnisse müssen – wenn auch nicht unmittelbar – in die Praxis
übertragbar bzw. umsetzbar sein und im ausserwissenschaftlichen Bereich potenziell Auswirkungen haben. Nicht zuletzt ermöglicht das Etikett «anwendungsorientiert» dem SNF, die Erfolgsquoten solcher Gesuche im Vergleich zu jenen aus der Grundlagenforschung zu verfolgen und gegebenenfalls Massnahmen zu ergreifen. Der SNF erhält keine zusätzlichen Mittel zur Förderung anwendungsorientierter Projekte. Wenn die steigende Nachfrage anhält, werden die Erfolgsquoten für Gesuche in der Projektförderung stagnieren – ob anwendungsorientiert oder nicht.
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Stipendien für angehende Forschende: Gesuche an Forschungskommissionen des SNF nur noch via my SNF
Agora – Projekte der Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit: Erste Ausschreibung
Sämtliche SNF-Forschungskommissionen an den universitären Hochschulen nehmen ab der zweiten Hälfte 2011 Gesuche um ein Stipendium für angehende Forschende nur noch via die Web-Plattform mySNF entgegen. Jede Kommission hat ihre eigenen Eingabetermine. Die Förderungsinstrumente der entsprechenden Forschungskommission werden zwei Monate vor dem Eingabetermin eröffnet. Um ein Gesuch einzureichen, benötigt man einen Benutzeraccount, der mindestens zwei Wochen vor dem Eingabetermin beantragt werden muss. (27.05.2011)
Das neue Förderungsinstrument Agora unterstützt Forschende darin, ihr Wissen der Öffentlichkeit weiterzugeben und mit ihr in einen Dialog zu treten. Agora richtet sich an Forschende aus allen Disziplinen, die ein Gesuch stellen können für Projekte der Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit. Diese Projekte können verschiedene Formen annehmen, wie Events, Debatten, Ausstellungen, Filme, Bücher oder künstlerische Werke. Eingabefrist ist der 15. August 2011. (15.05.2011)
Projektförderung des SNF: Hoher Gesuchseingang im April
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Die Forschenden haben beim SNF auf den 1. April 2011 in der Projektförderung 1145 Gesuche mit einem verlangten Gesamtbetrag von 401 Millionen Franken eingereicht. Die Anzahl eingereichter Gesuche ist damit gegenüber dem 1. März 2010 (1067 Gesuche) gestiegen, auch ohne Sinergia-Gesuche, die seit diesem Jahr nicht mehr zu den Stichtagen der Projektförderung eingehen. Auf den letzten Gesuchseingang vom 1. März sind bei DORE (DO REsearch), dem nun auslaufenden Förderungsinstrument des SNF für praxisorientierte Forschung an Fachhochschulen und an Pädagogischen Hochschulen, insgesamt 74 Projekte mit einem angefragten Gesamtbe-
trag von 14,5 Millionen Franken eingegangen. Der SNF wird die Projektgesuche in den kommenden Monaten evaluieren und die Entscheide bis im September treffen. (28.04.2011)
Nano-Tera.ch: Weitere Unterstützung durch den Bund empfohlen
SystemsX.ch: Der SNF empfiehlt Bund weitere Unterstützung
Die Forschungsinitiative Nano-Tera.ch soll die Schweiz unter Einsatz von Ingenieurund Informationstechnologien an die Grenzen der technologischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts bringen. Dabei stehen die Gesundheit und Sicherheit der Menschen sowie die Umwelt im Fokus. Der SNF hat im November 2010 zusammen mit ausländischen Expertinnen und Experten eine Zwischenevaluation durchgeführt. Aufgrund der positiven Ergebnisse empfiehlt der SNF dem Bund, Nano-Tera.ch auch in den kommenden vier Jahren zu unterstützen. Die Forschungsinitiative hat einen positiven Impuls und eine verstärkte Vernetzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Ingenieurbereich gebracht. Der Bund wendet in den Jahren 2008–2011 60 Millionen Franken für Nano-Tera.ch auf. Weitere 60 Millionen Franken werden von den beteiligten Hochschulen, Fachhochschulen und Unternehmungen aufgebracht. Der SNF ist als unabhängiges Organ für die Qualitätssicherung zuständig. (18.05.2011)
Die Forschungsinitiative SystemsX.ch soll die Systembiologie in der Schweiz an die Weltspitze bringen. Der SNF hat im Oktober 2010 zusammen mit ausländischen Expertinnen und Experten eine Zwischenevaluation durchgeführt. Aufgrund der positiven Ergebnisse und mit Hinweis auf spezifischen Nachholbedarf empfiehlt der SNF dem Bund, SystemsX.ch auch in den kommenden vier Jahren im gleichen finanziellen Umfang zu unterstützen. Diese Kontinuität erlaubt es, die Verankerung der Systembiologie in der Schweiz zu festigen und Lücken zu schlies sen. Wichtig ist ferner, dass nicht nur der Bund, sondern auch die beteiligten Universitäten ihr bisheriges Engagement weiterführen. Nachholbedarf sieht der SNF bei der Modellierung von komplexen Systemen und der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Der Bund wendet in den Jahren 2008–2011 100 Millionen Franken für SystemsX.ch auf. Der SNF ist als unabhängiges Organ im Auftrag des Bundesrates für die Qualitäts sicherung zuständig. (10.05.2011)
© NCCR Climate
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NFP 67 «Lebensende»: 123 Projektskizzen eingegangen
NFP «Chancen und Risiken von Nanomaterialien»: Zweite Ausschreibung
Im Rahmen der Ausschreibung des Nationalen Forschungsprogramms «Lebensende» (NFP 67) hat der SNF 123 Projektskizzen erhalten, die sich auf einen Gesamtbetrag von 41,5 Millionen Franken belaufen. Das NFP 67 verfügt über einen Finanzrahmen von 15 Millionen Franken, davon 13 Millionen Franken für die Forschung. Die Begutachtung der eingereichten Projektskizzen dauert bis Mitte August. Ende August 2011 wird der SNF die Forschenden, deren Projektskizzen ausgewählt wurden, dazu einladen, ein Forschungsgesuch einzureichen. (31.05.2011)
Der SNF schreibt das Nationale Forschungsprogramm «Chancen und Risiken von Nanomaterialien» (NFP 64) in den folgenden Anwendungsgebieten ein zweites Mal aus: Lebensmittel und Lebensmittelverpackungen, Konsumgüter, Energie, Bauwesen und Projekte mit hohem Risiko oder Potenzial zu innovativen Nanomaterialien. Es wird ein einstufiges Verfahren angewandt. Forschungsgesuche müssen bis spätestens 1. Dezember 2011 über das Webportal mySNF eingereicht werden. Für die zweite Ausschreibung stehen 2 Millionen Franken zur Verfügung. (26.05.2011)
Abschluss des NFP «Nichtionisierende Strahlung – Umwelt und Gesundheit»: Risiken von Funk- und Handystrahlen besser abschätzen Elektromagnetische Felder und Strahlungen, die z. B. von Funkantennen oder Mobiltelefonen ausgehen, können biologische Prozesse beeinflussen – etwa die elektrische Hirnaktivität während des Schlafs. Das haben Forschende im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nichtionisierende Strahlung – Umwelt und Gesundheit» (NFP 57) herausgefunden. Doch zwischen der alltäglichen Strahlenexposition und der Gesundheit haben sie keinen Zusammenhang festgestellt. Seit Anfang 2007 haben Forschende des NFP 57 in elf Forschungsprojekten die gesundheitlichen Risiken abgeschätzt, denen wir aufgrund der elektromagnetischen Felder und nichtionisierenden Strahlungen ausgesetzt sind. (12.05.2011) NFP 61 «Wassernutzung»: Videoclips geben Einblick in die Forschungsprojekte Wasserkanäle aus dem Wallis – ein Modell für Afrika? Wo entstehen neue Seen, wenn die Gletscher schmelzen? Hat es genügend Wasser für Tourismus, Wasserkraft und Landwirtschaft in CransMontana? – Mit vierminütigen Videoclips, in denen die Forschenden selbst am Ort ihrer Forschung erzählen, was sie tun, weshalb ihre Forschung wichtig ist und welche Vision sie für eine nachhaltige Wassernutzung haben, versucht das Nationale Forschungsprogramm «Nachhaltige Wassernutzung» (NFP 61), eine
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Brücke zu schlagen zur Öffentlichkeit und zu allen Fachleuten ausserhalb des entsprechenden Fachgebietes. (27.04.2011)
© Lisa Rigendinger
Merkblatt von NFP 63 und BAG: MHV-Preis 2011: Auszeichnung für die Genau hinschauen bei Stammzelltherapien Klassische Philologin Rebecca Lämmle Heute werden – vor allem über das Internet – unzählige Stammzelltherapien angeboten, die angeblich Diabetes, Parkinson oder Alzheimer heilen oder lindern sollen. Das Nationale Forschungsprogramm «Stammzellen und regenerative Medizin» (NFP 63) hat gemeinsam mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Merkblatt erarbeitet, das die Gefahren von ungeprüften Stammzelltherapien aufzeigt und Hinweise liefert, wie unseriöse Angebote erkannt werden können. (04.05.2011)
Der SNF vergibt seit 2009 jährlich den Marie Heim-Vögtlin (MHV)-Preis. Er würdigt damit aussergewöhnliche Leistungen einer Wissenschaftlerin während ihres MHV-Beitrags. Die MHV-Preisträgerin 2011 ist die Klassische Philologin Rebecca Lämmle. Sie erforschte in ihrer Dissertation die Poetik des griechischen Satyrspiels. Die Preisverleihung durch den SNF findet am 28. Juni 2011 im Haus der Universität in Bern statt. (20.04.2011)
AKTUELL
SNF: 17 Prozent mehr Projektgesuche Die Forschenden haben 2010 deutlich mehr Projektgesuche beim SNF eingereicht als in den Vorjahren. Gleichzeitig konnte der SNF mit 726 Millionen Franken so viele Förderungsbeiträge wie noch nie zusprechen. Der SNF sieht sich seit mehreren Jahren mit einer zunehmenden Nachfrage nach Finanzierung seitens der Forschenden konfrontiert. Bei seinem Hauptinstrument, der Projektförderung, stieg gemäss dem eben veröffentlichten Jahresbericht 2010 die Zahl der Gesuche sprunghaft an, gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 2784 Gesuche im Gesamtbetrag von 1,1 Milliarden Franken. Nicht nur in der Projektförderung wachsen die Gesuchszahlen, auch die für den Nachwuchs reservierten Mittel der Personenförderung werden stärker nachgefragt. Das Mittelwachstum des SNF kann mit der laufend steigenden Nachfrage nicht mithalten. Der SNF ist deshalb immer mehr gezwungen, qualitativ gut eingestufte Forschungsvorhaben abzulehnen oder zu kürzen.
Overhead-Beiträge des SNF, mit denen indirekte Projektkosten teilweise abgegolten werden, dürften einen zusätzlichen Anreiz geschaffen haben. 2010 bewilligte der SNF insgesamt so viele Forschungsgelder wie noch nie: total 726 Millionen Franken, das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit diesen Mitteln unterstützte er rund 3100 For-
schungsvorhaben. 24 Prozent der bewilligten Finanzmittel entfielen auf die Geistes- und Sozialwissenschaften, 34 Prozent auf die Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften und 42 Prozent auf die Biologie und Medizin. HOC/HZ www.snf.ch > Über uns > Publikationen
Gründe für die Zunahme Der SNF sieht die Gründe für die wachsenden Gesuchszahlen in der Zunahme des wissenschaftlichen Personals an den Schweizer Hochschulen, in der hohen Aktivität der Forschenden in der Schweiz und im anhaltenden Leistungsdruck zum Einwerben von kompetitiven Drittmitteln. Die 2009 eingeführten
© SNF/Franca Pedrazzetti
Der Forschungsplatz Schweiz zeichnet sich zurzeit durch eine starke Dynamik aus, die sich auch in der Nachfrage nach Förderungsmitteln des SNF niederschlägt.
«Tour de Suisse»: SNF und Hochschulen im Dialog Ende 2010 führte der SNF seine vierte «Tour de Suisse» bei den Schweizer Hochschulen durch. Die Diskussionsplattform wurde insbesondere im Hinblick auf die in Vorbereitung stehende Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI) des Bundes geschätzt. Die Besuche des SNF bei den universitären Hochschulen, der Konferenz der Fachhochschulen Schweiz (KFH) und der Schweizerischen Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen (COHEP) standen im Zeichen des SNF-Mehrjahresprogramms 2012-2016. Namentlich die Salärpolitik des SNF in Bezug auf Doktorierende und Postdocs sowie die Ablösung des Förderungsprogramms DORE (DO REsearch) und die damit zusammenhängenden Neuerungen bei der Förderung der anwendungsorientierten Grundlagenforschung (siehe Seiten 1 und 2 dieser Ausgabe) wurden gemeinsam erör-
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tert. Beim Thema Salärpolitik zeigte sich, dass die Verhältnisse an den Hochschulen und die Modellvarianten sehr unterschiedlich und komplex sind. Der SNF wird die diskutierten Grundsätze (z. B. minimaler Beschäftigungsgrad, Mindestzeit für Arbeit an der Dissertation) in der zweiten Jahreshälfte 2011 im Plenum der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) abstimmen. Eine seit längerer Zeit diskutierte Massnahme zur Optimierung der Rekrutierung von Mitgliedern für den Nationalen Forschungsrat fand die einhellige Zustimmung der Hochschulen: Der SNF finanziert austretenden Forschungsrats-
mitgliedern ab 2012 unter gewissen Voraussetzungen ein Forschungssemester. Die CRUS hat sich jüngst explizit für die Umsetzung solcher SNF-Forschungssemester in Abstimmung mit den universitären Hochschulen ausgesprochen. Die Diskussionsergebnisse der «Tour de Suisse 2010» – auch zu weiteren aktuellen Fragen wie etwa zur Bekämpfung von Verstössen gegen die wissenschaftliche Integrität, zum Overhead und zu Open Access – verschwinden nicht in den Schubladen des SNF: Die Teilnehmenden werden ausführlich über die Weiterbehandlung der Anliegen und Themen dokumentiert. BL
Bild der Forschung
Lawinen und Murgänge: Dynamische Vorgänge im Inneren solcher Naturereignisse aufschlüsseln Lawinen und Murgänge gehören zu den Risiken, denen Gebirgsregionen wie die Schweiz besonders stark ausgesetzt sind. Für die Sicherheit dieser Regionen wären numerische Modelle wünschenswert, die die Gefahrenzonen mit höchster Präzision bestimmen könnten. Doch wer solche Modelle entwickeln will, muss zunächst die Dynamik dieser Naturereignisse besser verstehen. Genau das ist die Aufgabe, der sich die Forschungsgruppe um Christophe Ancey am Labor für Umwelthydraulik der ETH Lausanne widmet. Mithilfe eines Lasers schlüsseln Forschende der ETH Lausanne die dynamischen Vorgänge auf, die sich im Inneren von Lawinen oder Murgängen abspielen. www.snf.ch > Medien > Bild der Forschung © Laboratorium für Umwelthydraulik, EPFL/SNF
Durchführung eines Staudammbruch-Experiments: Ein Laserstrahl beleuchtet den Frontbereich des Abflusses. Mithilfe von Kameras verfolgen die Forschenden die Bewegungen bestimmter Partikel.
SNF intern Wahlen in den Ausschuss des Stiftungsrats und den Nationalen Forschungsrat Die Vertreterinnen und Vertreter der wissenschaftlichen Organisationen des Stiftungsrats haben Crispino Bergamaschi (Konferenz der Fachhochschulen Schweiz/KFH) als Nachfolger von Richard Bührer (KFH) sowie Lucas Bretschger (ETHZ) als Nachfolger von Rico Maggi (Universität der italienischen Schweiz) in den Ausschuss des Stiftungsrats gewählt. Zudem wurden zwei weitere Mitglieder des Stiftungsrats durch den Bundesrat bestimmt: Wolfgang A. Renner als Vertreter der Wirtschaft sowie Walter Steinlin, Präsident der KTI, ersetzen die abtretenden Mitglieder Andreas Steiner und René Imhof. Die neuen Mitglieder haben ihr Amt am 1. April 2011 angetreten. Der Ausschuss des Stiftungsrats des SNF hat Anfang Mai acht neue Mitglieder des Nationalen Forschungsrats gewählt:
Abteilung Geistes- und Sozialwissenschaften (alle per 1. Oktober 2011): • Marianne Schmid Mast, Professorin für Psychologie/Universtität Neuenburg, für den Bereich Psychologie • Claudio Bolzman, Professor an der Hochschule für Sozialarbeit/Genf, für den Bereich Soziale Arbeit mit Bezug zur sozialwissenschaftlichen Gesundheitsforschung • Dario Gamboni, Professor für Kunstgeschichte und Architektur der Gegenwart/Universität Genf, im Bereich Kunstgeschichte • Corina Caduff, Leiterin Z+ – Plattform für transdisziplinäre Lehre, Professorin an der Zürcher Hochschule der Künste, für den Bereich Künste mit Schwerpunkt transdisziplinäre Forschung
• Peter J. Schulz, Professor of Sign Theories and Health Communication/Universität der italienischen Schweiz, für den Bereich Kommunikations- und Medienwissenschaften Abteilung Mathematik, Natur- und Ingenieurwis senschaften (alle per 1. Oktober 2011): • Marcel Mayor, Professor im Departement für Chemie/Uni Basel, für den Bereich Chemie • Michael Schmidt, Professor – Physical Geography/Uni Zürich, für den Bereich Umweltwissenschaften • Christian Bernhard, Professor – Department of Physics & Fribourg Center for Nanomaterials/Universtität Fribourg, für den Bereich Physik
Impressum SNFinfo print erscheint dreimal jährlich • Auflage: 14 450 (9400 Deutsch, 4150 Französisch, 900 Englisch) Herausgeber Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Wildhainweg 3, Postfach 8232, 3001 Bern Tel. 031 308 22 22 • Fax 031 301 30 09 • E-Mail pri@snf.ch • Homepage www.snf.ch Produktion Presse- und Informationsdienst des SNF. Verantwortlicher: Philippe Trinchan
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Redaktion Alan Knaus (verantwortlicher Redaktor) Corinne Ammann, Brigitte Arpagaus (ARP), Inge Blatter (IB), Daniel Höchli (HOC), Xavier Pilloud, Omar Solanki, Helen Zwahlen (HZ) Übersetzung Textra, Pfäffikon (SZ) • Korrektorat Birgit Roth, Galgenen (SZ) Gestaltung Agence Symbol, Granges-Paccot (FR) Druck Imprimerie Saint-Paul, Fribourg