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editorial Exzellenz pur? Von Zeit zu Zeit flammt ein Disput über die europäische Forschungsförderung auf: Sollen die finanziellen Mittel allein aufgrund der wissenDaniel Höchli schaftlichen Exzellenz Direktor der vergeben werden? Oder Geschäftsstelle des SNF sind weitere Kriterien heranzuziehen, um die Kohäsion in der Europäischen Union zu stärken und forschungsschwächeren Ländern mehr Erfolge zu ermöglichen? – Der SNF und die meisten nationalen Forschungsförderer sind klar dafür, die Mittelvergabe auf die Exzellenz zu beschränken. Damit sie in dieser und anderen Fragen noch mehr Gehör finden, haben sie sich zur neuen Organisation «Science Europe» zusammengeschlossen (siehe «Im Fokus», S. 2). Doch die Forderung nach «Exzellenz pur» darf nicht für sich allein stehen. Der SNF verbindet sie mit seinem Engagement für Länder mit schwächerer Forschungsbasis. Die Kooperation mit Bulgarien und Rumänien (siehe Titelartikel) ist das jüngste Beispiel dafür. In diesen Spezialprogrammen wird ebenfalls aufgrund wissenschaftlicher Exzellenz evaluiert. Gleichzeitig leisten sie einen Beitrag, um das grosse Forschungspotenzial in anderen Ländern besser auszuschöpfen. Wir freuen uns, dass sich stets viele Forschende aus der Schweiz an solchen Kooperationen beteiligen.
NR. 14 > oktober 2011
I n f o r m a t i o n e n d e s S c h w e i z e r i s c h e n N a t i o n a l f o n d s f ü r Fo r s c h e r i n n e n u n d Fo r s c h e r
Erweiterungsbeitrag: Kooperation mit Forschenden aus Bulgarien und Rumänien DEZA und SNF führen im Rahmen des Erweiterungsbeitrags ihre Zusammenarbeit in der Forschungsförderung fort: Ende September wurde das «Romanian-Swiss Research Programme» gestartet, nächstens folgt das «Bulgarian-Swiss Research Programme». Evelyne Glättli, Internationale Zusammenarbeit
Mit ihrem Erweiterungsbeitrag beteiligt sich die Schweiz am Abbau der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten EU. Zu den Empfängerländern zählen Rumänien und Bulgarien. Einer der gewählten Bereiche der Zusammenarbeit mit diesen Ländern ist die wissenschaftliche Forschung. Zu diesem Zweck wurden das «Romanian-Swiss Research Programme 2011–2016» (RSRP) und das «BulgarianSwiss Research Programme 2011–2016» (BSRP) eingerichtet. Die insgesamt für gemeinsame Forschungsprojekte aus dem Erweiterungsbeitrag zur Verfügung stehenden Mittel betragen rund zehn bzw. vier Millionen Schweizer Franken, wobei 15% von der Partnerseite bereitgestellt werden. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hat den SNF mit der Durchführung der beiden Programme beauftragt. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen hat eine lange Tradition, da sie seit Beginn der 90er-Jahre gemeinsam Forschungskooperationen mit Transitionsländern unterstützen (Programme SCOPES und ESTROM).
Forschung in Schlüsselbereichen Die neuen Programme werden mit einer Partnerorganisation aus dem jeweiligen Land durchgeführt und sind auf folgende Schwerpunktthemen ausgerichtet: • Rumänien: Zivilisationskrankheiten; Auswirkungen von Abfall und Schad
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Der Erweiterungsbeitrag der Schweiz an die EU ermöglicht gemeinsame Forschungsprojekte mit neuen Mitgliedstaaten aus dem Osten.
stoffen auf Umwelt und Klima; Nachhaltige Energie; Wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Ungleichheiten. • Bulgarien: Ökologische Forst-/Landwirtschaft und Abfallbewirtschaftung; Gesellschaftliche Ungleichheiten und regionale Unterschiede; Heilmittelentwicklung; Innovative Baumethoden und -materialien. Die Projekte mit einer Laufdauer von drei Jahren werden gemeinsam von Forschungsgruppen in Rumänien bzw. Bulgarien und der Schweiz eingereicht und durchgeführt. Die Ausschreibung für Rumänien ist vom 30.09.11 bis 31.01.12 geöffnet, jene für Bulgarien voraussichtlich vom 15.11.11 bis 15.03.12. www.snf.ch > International > Europa > Erweiterungsbeitrag: Rumänien, Bulgarien
Seite 2 > Forschungsnachwuchs: Macht die Schweiz genug? • Seite 2 > Im Fokus : «Science Europe» Seite 5 > Seit einer Dekade: Gleichstellung Forschungsförderung • Seite 5 > Einführung des Overheads
AKTUELL
Der SNF will es genau wissen: Macht die Schweiz genug für den Forschungsnachwuchs? Dieter Imboden, Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF
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Wichtig für den Forschungsplatz Schweiz: junge Gymnasiastinnen und Gymnasiasten für eine Karriere in der Forschung begeistern.
Um neue Entwicklungen und Bedürfnisse bei den jungen Forschenden rechtzeitig erkennen zu können, sucht der SNF den direkten Dialog mit den Betroffenen. Er will es zu seinem 60. Geburtstag genau wissen und nicht einfach darüber spekulieren: Wo drückt der Schuh, wenn es um die Nachwuchs- und Forschungsförderung in der Schweiz geht? – Im Rahmen des am 11. Januar 2012 in Bern stattfindenden Nachwuchsevents «Forschungsnachwuchs: Macht die Schweiz genug?» bietet er den jungen Forschenden eine Plattform, um ihre Anliegen an den SNF, aber auch an die Hochschulen und die Politik zu definieren und gegenüber Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus diesen Bereichen zu formulieren. Am prominent besetzten Anlass im Rahmen des 60-Jahr-Jubiläums des SNF wird sich auch Bundesrat Didier Burkhalter zum Thema äussern.
Qualitativ guter und quantitativ ausreichender Nachwuchs bedeutet immer auch Sicherung der Zukunft – gerade auch für den Forschungsplatz Schweiz. Der SNF hat in seinem Mehrjahresprogramm 2012–2016 die Nachwuchsförderung klar und deutlich zur Priorität erhoben. Zusammen mit anderen Organisationen steht er vor der wichtigen Aufgabe, junge Gymnasiastinnen und Gymnasiasten für eine Karriere in der Forschung zu begeistern und nach dem Studium für eine Forschungskarriere zu gewinnen. Der SNF möchte im Rahmen der Veranstaltung die Stimmen, Argumente und Ideen junger Forschender hören und aufnehmen. Wenn Sie an diesem Thema interessiert sind, möchten wir Sie herzlich zur Teilnahme am Anlass an der Universität Bern einladen. Wir freuen uns auf Ihren Input. Die Anmeldung erfolgt via Webseite des SNF. Anmeldung für den Event: www.snf.ch > Service für Forschende > Veranstaltungen
Im Fokus
«Science Europe»: Eine neue Stimme für die europäische Forschung
Dieter Imboden Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF
Am 21. Oktober 2011 trafen sich zur Förderung grenzüberschreitenrund 50 nationale Forschungsor- der wissenschaftlicher Forschung ganisationen aus über 20 europäi- lanciert hat. Das Konzept ERA kam schen Ländern in Berlin zur Grün- richtig in Schwung, als die Europädung der neuen europäischen ische Kommission vor ein paar JahDachorganisation «Science Europe» ren realisierte, dass sich die Idee der (SE). Die in Brüssel registrierte Ver- freien Zirkulation von Menschen, Wissen und Geld einigung soll die nur in ZusamStärken der am Ultimatives Ziel ist menarbeit mit den Vortag aufgelösdie Schaffung einer nationalen Forten EUROHORCs (European Heads «European Grant Union». schungsorganisationen verwirkliof Research Councils) und der European Science chen lässt. Dank SE wird der Dialog Foundation (ESF), die im Verlauf zwischen der EU und den nationader nächsten Jahre ihre Arbeit ein- len Organisationen homogener und effizienter – ein Plus für die Forstellen wird, kombinieren. Die Gründung von SE ist die logi- schung und die Forschenden. sche Antwort auf den Europäischen Science Europe wird die Aktivitäten Forschungsraum (ERA), den die EU fortführen, die von EUROHORCS
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und ESF in den letzten Jahren in einer gemeinsamen Roadmap zur Schaffung des Europäischen Forschungsraums definiert worden sind. SE wird sich für multilaterale Abkommen zur Förderung wissenschaftlicher Zusammenarbeit einsetzen, deren ultimatives Ziel die Schaffung einer «European Grant Union» sein soll. Durch die Gründung von sechs wissenschaftlichen Kommissionen wird die ESF-Tradition der Standing Committees fortgesetzt; sie ermöglichen es den Forschenden, sich direkt in die Forschungspolitik einzubringen. Die Gründung von Science Europe markiert den Anfang einer neuen, spannenden Phase der europäischen Forschung.
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Agora: Ausschreibung findet grossen Anklang
Projektförderung: Frühestmöglicher Beginn von Forschungsprojekten bleibt bestehen
Der SNF hat 77 Gesuche für Kommunikationsprojekte mit der Öffentlichkeit erhalten. Die Gesuche stammen aus den verschiedensten Disziplinen und betreffen unterschiedliche Kommunikationsformate. Das positive Echo auf diese erste Ausschreibung von Agora zeigt, dass die Forschenden ein grosses Interesse daran haben, der Öffentlichkeit ihr Wissen mitzuteilen und mit ihr in einen Dialog zu treten. Die Gesuchstellenden werden Ende Januar 2012 über die Entscheide bezüglich Finanzierung informiert. Der frühestmögliche Projektbeginn ist auf den 1. Februar 2012 festgesetzt. Aufgrund der hohen Anzahl von Gesuchen muss sich der SNF auf die Finanzierung einiger herausragender Projekte beschränken. Die nächste Ausschreibung beginnt Mitte Mai 2012 und endet am 15. August 2012. (29.09.2011)
Die Verschiebung des Gesuchseingangs in der Projektförderung vom 1. März auf den 1. April hat Unklarheiten bezüglich des frühestmöglichen Beginns von Forschungsprojekten mit sich gebracht. In der Projektförderung des SNF können auch weiterhin die im Frühling bewilligten Forschungsprojekte frühestens zum 1. April sowie die im Herbst bewilligten Projekte frühestens zum 1. Oktober begonnen werden. Die Forschenden können den Projektbeginn jedoch je nach Bedürfnis bis zu einem Jahr nach Verfügungsdatum hinausschieben. Innerhalb dieses Zeitraums kann jeder erste Tag eines Kalendermonats gewählt werden. Den tatsächlichen Beginn eines Projekts teilen die Forschenden dem SNF nach Aufforderung über mySNF im Antrag auf Beitragsfreigabe mit. (18.08.2011)
Publikationsbeiträge: Änderungen per Oktober 2011 Da das DORE-Programm diesen Herbst ausläuft, werden auch die DORE-Publikationsbeiträge in die reguläre Publikationsförderung des SNF überführt. Seit 1. Oktober 2011 laufen alle Publikationsbeiträge über das normale Publikationsbudget. Seit diesem Datum müssen alle Publikationsgesuche elektronisch über das Portal mySNF eingereicht werden. Das Manuskript muss sowohl elektronisch (PDF oder CD/DVD) als auch ausgedruckt zugestellt werden. (30.08.2011)
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© Andri Pol
SNF: Neuerungen bei Terminologie, Klassifizierung und Webseite
Die Outputs der Forschung besser sichtbar machen
Der SNF hat einzelne Abteilungen der Geschäftsstelle sowie einen Fachausschuss umbenannt. Zudem hat er seine Förderungsinstrumente neu klassifiziert, was insbesondere auf der SNF-Webseite zu Anpassungen geführt hat. Sie werden künftig folgenden fünf Kategorien zugewiesen: Projekte, Karrieren, Programme (mit thematischen oder formell-organisatorischen Vorgaben), Infrastrukturen und Wissenschaftskommunikation. Um die Forschenden noch besser zu unterstützen, stellt der SNF auf seiner Webseite neu einen Leitfaden zur Auswahl des geeigneten Förderungsinstruments sowie für die Projektförderung einen Leitfaden für Gesuchstellende und eine Beschreibung des Auswahlverfahrens zur Verfügung. (24.08.2011)
Seit August erfasst der SNF erweiterte Angaben zum Output der von ihm unterstützten Forschung. Via mySNF können die Beitragsempfangenden während und nach Abschluss ihrer Projekte die damit zusammenhängenden Publikationen, Veranstaltungen, Kommunikationsaktivitäten sowie eine Reihe weiterer Forschungsoutputs sichtbar machen. Mit dieser Initiative kommt der SNF Forderungen im neuen Forschungs- und Innovationsgesetz nach, den Output der von ihm geförderten Projekte für Öffentlichkeit und Politik besser sichtbar zu machen. Direkte Importmöglichkeiten für Publikationen und die Weiterverwertung bestehender Gesuchsdaten sollen den Aufwand für die Forschenden möglichst gering halten. Erste konsolidierte Ergebnisse zu Output-Daten sind in zwei bis drei Jahren zu erwarten. (13.07.2011)
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Osteuropa: Fast 100 Forschungspartnerschaften
DEZA-SNF-Forschungsfonds zu globalen Fragen
Letzten Dezember lancierten der SNF und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eine zweite Ausschreibung im Rahmen des aktuellen Osteuropaprogramms SCOPES 2009–2012. Von den 85 eingereichten Gesuchen konnten mit den verfügbaren Mitteln 28 bewilligt werden. Damit laufen nun im Rahmen von SCOPES insgesamt 99 meist dreijährige Forschungskooperationen. Die Kooperationsnetzwerke reichen vom Westbalkan bis nach Zentralasien und von der Ukraine bis nach Molda wien. DEZA und SNF planen für 2013 bis 2016 eine Fortsetzung des Osteuropaprogramms mit voraussichtlich ähnlichen Rahmenbedingungen. (28.09.2011)
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der SNF schaffen gemeinsam einen Fonds für Forschung zu globalen Fragen («global issues») in und mit Entwicklungs- und Schwellenländern. Für acht Jahre ist der Fonds mit rund 100 Millionen Franken dotiert. Das neue Förderungsinstrument besteht aus einem Modul mit vorgegebenen thematischen Schwerpunkten und einem zweiten Modul, bei dem die Themen der Projekte frei wählbar sind. Eine erste Ausschreibung zu zwei vorgegebenen Forschungsthemen ist für Anfang 2012 geplant. DEZA und SNF werden im Dezember 2011 eine Orientierungs- und Austauschveranstaltung organisieren. (11.07.2011)
Vierte Ausschreibung für neue Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) Der SNF hat eine vierte Serie von NFS ohne thematische Vorgaben ausgeschrieben. Die Vorschläge müssen eine ausreichende thematische und disziplinäre Breite aufweisen. Der SNF erwartet, dass jeder Skizze ein Unterstützungsschreiben einer Heiminstitution beiliegt. Er akzeptiert auch Anträge, die von zwei oder mehreren Heiminstitutionen gemeinsam getragen werden. Eingabefrist für die Skizzen ist der 16. Januar 2012. Der Forschungsbeginn ist für Anfang 2014 geplant. Die zur Verfügung stehenden Finanzmittel werden die Etablierung von fünf bis sechs neuen NFS ermöglichen. (14.07.2011)
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Karl Gademann erhält den Nationalen Latsis-Preis 2011 Die Forschungsinteressen von Karl Gademann, Professor für Organische Chemie, liegen an der Schnittstelle von Chemie und Biologie. Bei der Isolierung und Synthese von Naturstoffen stösst er immer wieder auf überraschende Zusammenhänge, die neue Forschungsfelder auftun. Für diese Arbeiten wird er mit dem Nationalen Latsis-Preis 2011 ausgezeichnet. Der mit 100 000 Franken dotierte Nationale Latsis-Preis ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Schweiz. Die Preisverleihung findet am 12. Januar 2012 im Berner Rathaus statt. (30.08.2011)
© Derek Li Wan Po/SNF
Medientraining für Forschende: Kursdaten 2012
Tag der Forschung: Der SNF in Genf zu Besuch
Der SNF unterstützt praxisorientierte Medientrainings für Forschende. Die Kurse auf Deutsch finden 2012 am MAZ in Luzern an folgenden Daten statt: 20./21. Januar; 8./9. Juni; 9./10. November. Ein Brush-up-Medientraining für Forschende, die in Medienarbeit erfahren sind und/ oder ein Medientraining absolviert haben, wird am 9. und 13. Dezember angeboten. Online-Anmeldung: www.maz.ch (06.10.2011)
Am 7. Dezember 2011 wird der SNF an der Universität Genf im Rahmen des Tags der Forschung seine Förderungsinstrumente mit Infoständen und Vorträgen vorstellen. Ausserdem haben die Teilnehmenden Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen, und erhalten in Workshops vertiefte Informationen zu den einzelnen Förderungsinstrumenten. Forschende aller Hochschulen sind willkommen. (07.09.2011)
AKTUELL
Seit einer Dekade: Gleichstellung Forschungsförderung Wenn beide Geschlechter in der Forschung gleiche Chancen haben sollen, braucht es ein permanentes Engagement für Gleichstellungsanliegen. Daher hat der SNF vor zehn Jahren die Gleichstellungskommission geschaffen und eine Gleichstellungsbeauftragte eingesetzt.
© Franca Pedrazzetti
In Toppositionen und bestimmten Disziplinenbereichen sind Wissenschaftlerinnen nach wie vor deutlich untervertreten.
Die 2008 publizierte Studie «Geschlecht und Forschungsförderung» (GEFO) stellte bei der SNF-Forschungsförderung keine Benachteiligung aufgrund des Geschlechts fest. Warum engagiert sich der SNF dennoch für Gleichstellung? – Weil im Wissenschaftssystem die Chancengleichheit nicht funktioniert: Wissenschaftlerinnen sind in Toppositionen und bestimmten Disziplinbereichen nach wie vor deutlich untervertreten. Und weil der SNF hier ein klares Zeichen setzen und im Rahmen seiner Möglichkeiten die Bedingungen insbesondere auch für Wissenschaftlerinnen verbessern möchte. So ergreift er bei seinen Förderungsinstrumenten konkrete Massnahmen zum Abbau von geschlechtsspezifischen Barrieren, z. B. die im Mehrjahresprogramm 2012–2016 geplante familienfreundliche Massnahme für Postdocs (sog. «120%-Lösung»). Zudem achtet er in seinen Gremien auf
einen angemessenen Frauenanteil. Dennoch fällt die Bilanz der Anstrengungen nach einer Dekade nicht nur positiv aus (siehe Beilage «10 Jahre Gleichstellung in der Forschungsförderung»).
Mobilität und Netzwerke Zum zehnjährigen Bestehen der Gleichstellung Forschungsförderung findet am 14./15. November 2011 im SNF eine internationale Tagung zu Mobilität und Netzwerken («Mobility and Networks») statt. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler äussern sich u. a. zu den Formen von Mobilität («mobility patterns») und den bestimmenden Faktoren («impact factors»), insbesondere unter dem Aspekt der Geschlechter. Eine international besetzte Diskussionsrunde unter der Leitung von Dieter Imboden, Präsident der Gleichstellungskommission, schliesst die Veranstaltung ab. MWI
Einführung des Overheads: Einfaches Modell bewährt sich Der Erfahrungsbericht des SNF zur Einführungsphase des Overheads zeigt, dass sich das einfache Umsetzungsmodell zwar bewährt hat, das mittelfristige Ziel eines Beitragssatzes von 20% jedoch noch nicht erreicht ist. Gemäss Umfrage setzen die Hochschulrektorate die Overhead-Beiträge in der Regel für ihre Forschungs- und Verwaltungsinfrastruktur ein. Seit 2009 finanziert der SNF mittels Overhead-Beiträgen indirekte Forschungskosten, welche durch die von ihm bewilligten Projekte an Forschungsinstitutionen ausgelöst werden. Der nun publizierte Erfahrungsbericht zur Einführungsphase (2009–2011) des Overheads legt dar, dass sich das einfache Modell zur Umsetzung bewährt hat: Der vom Parlament festgelegte Overhead-Beitrag wird auf Basis der im Vorjahr eingeworbenen SNF-Mittel anteilsmässig an die overheadberechtigten Institutionen ausbezahlt. Der Bericht stützt sich u. a. auf eine Umfrage des SNF bei all diesen Institutionen, insbesondere den Hochschulen. Im Einklang mit der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) hält der SNF an der Forderung fest, den Overhead
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mittelfristig auf 20% zu erhöhen (aktuell 15%) und die Nationalen Forschungsschwerpunkte in die Liste der overheadberechtigten Förderungsinstrumente aufzunehmen. Die Erhöhung darf jedoch nicht zulasten der direkten Forschungsförderung gehen und ist für 2013–2016 noch nicht umsetzbar.
200 Millionen für indirekte Kosten In den drei Einführungsjahren konnte der SNF insgesamt 200 Millionen Franken an Overhead-Beiträgen ausbezahlen; die höchsten Anteile entfielen auf: Universität Zürich (15%), ETH Zürich und Universität Genf (je 14%), Universität Basel (12%). Gemäss Umfrage wurden die Beiträge deutlich am häufigsten für Forschungs- und Verwaltungsinfra-
strukturen verwendet, manchmal auch, um Beitragskürzungen des SNF zu kompensieren. Wie die Overhead-Beiträge eingesetzt werden, entscheidet meist das Rektorat bzw. die Direktion. Änderungswünsche bei den Modalitäten für die Ausbezahlung des Overheads wurden nur punktuell genannt, 88% der befragten Institutionen sehen hier keine Probleme. Gestützt auf die bisherigen positiven Erfahrungen hat der SNF nun ein unbefristetes Overheadreglement erlassen, welches noch durch den Bundesrat ge nehmigt werden muss. HOC
Overhead-Erfahrungsbericht 2009–2011: www.snf.ch > Aktuell > Dossier > Overhead
Bild der Forschung
Messung der Methanemissionen aus der Landwirtschaft: Was das Rindvieh zum Treibhauseffekt beiträgt An der Treibhauswirkung gemessen, ist Methan nach Kohlendioxid das zweitwichtigste Gas. Es stammt grösstenteils aus der Landwirtschaft und macht sieben Prozent der Schweizer Treibhausgasemissionen aus. Die Angaben zum Methanausstoss in die Atmosphäre beruhen auf groben Schätzungen. Wie gut die Hochrechnung ist, will das Team um Werner Eugster von der ETH Zürich überprüfen. Mit Analysegeräten, die sie an einem Fesselballon und einem Motorsegelflugzeug anbringen, weisen die Forschenden die Methankonzentrationen in der bodennahen Atmosphäre nach. Damit kann beurteilt werden, ob die Schweiz ihrer Verpflichtung nachkommt, die Freisetzung von Treibhausgasen gemäss dem Kyoto-Protokoll zu reduzieren.
© Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich/SNF
Fliegendes Analyselabor: Die Messinstrumente in den Behältern unter den Flügeln ermitteln während des ganzen Fluges die Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen in der Luft.
www.snf.ch > Medien > Medienmitteilungen
SNF intern Nationaler Forschungsrat: Gesamterneuerungswahlen 2012–2015 Ende Jahr läuft die Amtsperiode 2008–2011 des Nationalen Forschungsrats aus. Der Ausschuss des Stiftungsrats des SNF hat daher Anfang September die bisherigen Mitglieder des Nationalen Forschungsrats in globo einstimmig für die Amtsperiode 2012–2015 wiedergewählt. Die im Rahmen der Gesamterneuerungswahlen vorgenommene Wiederwahl erfolgt längstens bis zum Ablauf der maximalen (in einigen Fällen verlängerten) Amtszeit von acht Jahren. Der Ausschuss des Stiftungsrats hat zudem zehn neue Mitglieder des Nationalen Forschungsrats gewählt: Abteilung Geistes- und Sozialwissenschaften (alle per 1. Januar 2012): • Georg Frederik von Krogh, Professor für Management und Ökonomie/ETHZ, für den Bereich Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Betriebswirtschaftslehre
• Andreas Furrer, Professor für Privatrecht, Rechts- • Beatrice Beck-Schimmer, Professorin am Institut vergleichung/Universität Luzern, für den Bereich für Anästhesiologie USZ/Universität Zürich, für den Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Privatrecht Bereich Perioperative Medizin • Sabine Schneider, Professorin für Neuere deutsche • Marc Donath, Professor im Departement für EndoLiteratur/Universität Zürich, für den Bereich Literakrinologie, Diabetes und Metabolismus USB/Uniturwissenschaften mit den Schwerpunkten Germaversität Basel, für den Bereich Innere Medizin nistik und Anglistik • Hugues Abriel, Professor im Departement Klinische Forschung, Insel/Universität Bern, für den Bereich Abteilung Biologie und Medizin: Kardiovaskuläre Physiologie • Hanns Ulrich Zeilhofer, Professor am Institut für Die fünf letztgenannten Forschungsrätinnen und Pharmakologie und Toxikologie/Universität und -räte werden ihr Amt am 1. April 2012 antreten. ETH Zürich, für den Bereich Zelluläre und molekulare Neurobiologie (per 1. Oktober 2011) Abteilung Programme (per 1. Oktober 2011): • Andreas Lüthi, Professor am Friedrich Miescher Ins- • Stefanie Hellweg, Professorin am Institute of Envititut/Universität Basel, für den Bereich Integrative ronmental Engineering (IFU)/ETHZ, für den Bereich Neurowissenschaften und Neurophysiologie Sozial- oder Naturwissenschaften mit Umweltbezug • Petra Hüppi, Professorin am Departement für Pädiatrie/Universität Genf, für den Bereich Klinische Neurowissenschaften
Impressum SNFinfo print erscheint dreimal jährlich • Auflage: 14 150 (9200 Deutsch, 4050 Französisch, 900 Englisch) Herausgeber Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Wildhainweg 3, Postfach 8232, 3001 Bern Tel. 031 308 22 22 • Fax 031 301 30 09 • E-Mail pri@snf.ch • Homepage www.snf.ch Produktion Presse- und Informationsdienst des SNF. Verantwortlicher: Philippe Trinchan
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Redaktion Alan Knaus (verantwortlicher Redaktor) Corinne Ammann, Célia Francillon, Daniel Höchli (HOC), Omar Solanki, Maya Widmer (MWI) Übersetzung Textra, Pfäffikon (SZ) • Korrektorat Birgit Roth, Galgenen (SZ) Gestaltung Agence Symbol, Granges-Paccot (FR) Druck Imprimerie Saint-Paul, Fribourg