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Krone, Neupotz
Essen und genießen im Wohnzimmer-Ambiente der Krone.
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Hier geht die Liebe nicht nur durch den Magen.
Es war einmal in Amerika in einem idyllischen Ort namens Miami Beach. Dort lernen sich um die Jahrtausendwende eine Geschäftsfrau aus Deutschland und ein Koch aus Marakko kennen und lieben ... So oder ähnlich könnte die Entstehungsgeschichte des Restaurants „Krone“ in Neupotz beginnen.
Aber eigentlich beginnt die Geschichte in Casablanca, dem Geburtsort von Faycal Bettioui. Als junger Mann wollte er mehr von der Welt sehen und beschloss in die USA auszuwandern – genauer gesagt nach Miami.
Dort begann er Biologie zu studieren. Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete Faycal Bettioui in den unterschiedlichsten Restaurants, auch einige Jahre in New York. Wie in jeder guten Geschichte fing er als Tellerwäscher an und arbeitete sich schnell hoch bis zum Sous Chef. Ihn begeisterte die Sterneküche und besonders die abwechslungsreichen Menues des Per Se *** von Thomas Keller inspirierten ihn. Nach einigen Jahren beschloss er sein eigenes Restaurant in Miami zu eröffnen. Dort hatte er auch seine spätere Frau Kerstin kennengelernt.
Auch sie hatte zuvor in New York gelebt, schätzte aber wie Faycal die vielen Vorzüge Floridas. In Miami genossen die beiden zusammen das Leben, den Ozean, die warmen Nächte, das sonnige Leben. Das erste kleine Restaurant lief so gut, dass sie danach ein größeres eröffneten. Als ihr Sohn 2013 geboren wurde, trafen sie eine wichtige Entscheidung. Wir ziehen um in die Pfalz. Von Miami nach Neupotz. Aus einer Stadt mit einer halben Million Einwohner in ein Dorf mit 1900 Bürgern. Die Heimat seiner Frau Kerstin hatte Faycal vorher noch nie gesehen, nie einen Fuß nach Neupotz gesetzt. Und doch ließ er sich darauf ein, der Liebe wegen. Und weil es für die kleine Familie dort das passende Umfeld gab. Im Juli 2015 kamen die Bettiouis in Deutschland an, drei Monate später eröffneten sie ihr Restaurant. Es heißt »Krone« und wer nicht Bescheid weiß, könnte es für eines der urigen Traditionslokale halten. Doch hier gibt es Sterne-Küche. Seit 2019 ziert ein Stern, die Auszeichnung des Restaurantführer „Guide Michelin“ für „eine Küche voller Finesse“ den Eingang.
Das alteingesessene Restaurant an der Hauptstraße des Örtchens wurde liebevoll renoviert und erstrahlt in neuem Glanz.
Die Küche wurde extrem vergrößert, damit viel Platz für die aufwendige Zubereitung der Speisen ist. Zusätzlich wurde dort ein eigener Bereich für Getränke eingerichtet, um die Gäste im Gastraum nicht zu stören. Der ist stilvoll, schnörkellos und angenehm unprätentiös. Das warme Holz der Tischplatten mischt sich schön mit mondänen Grautönen und farbenfrohen, abstrakten Gemälden. Leise Lounge-Musik ist im Hintergrund zu hören.
An einem Mittwochnachmittag parkt Faycal Bettioui sein Auto vor dem Restaurant und lädt seine Einkäufe aus. Auf dem Großmarkt von Straßburg hat er für den Abend eingekauft, gerade einmal eine Stunde fährt man dorthin, wenn kein Stau die Straßen blockiert. Gut gelaunt zeigt er die St.-Pierre-Fische mit ihren durchsichtigen, klaren Augen. Noch lebende Krabben bewegen sich in der Holzkiste, daneben liegt saisonales, erntefrisches Gemüse und haufenweise Kräuter. Er genießt die Nähe zu Frankreich und auch dass er wieder französisch sprechen kann – die Sprache seiner Kindheit in Casablanca.
Heute stehen erfrischende Aromakombinationen auf der Speisekarte. Während sie früher auch mittags Essen anboten, öffnen die Bettiouis nur noch abends. Ein wechselndes Menü wird offeriert. Stars sind die Produkte, angereichert mit ungewöhnlichen Gewürzkombinationen.
Faycal Bettioui kocht ein 8-Gang-Menü für seine Gäste. Seine Kreationen lesen sich spannend, offenkundig produktorientiert, französisch und mit weltoffenem Einschlag. Hervorragende Produzenten wie Balfego oder N25 oder die Tatsache, dass Faycal Bettioui die Blüten und Kräuter seiner Gerichte im eigenen Garten anbaut, zeigen schon, dass hier ganz besondere kulinarische Erlebnisse geboten werden. Wir sind umso mehr auf die Gerichte gespannt. Auch die ausgewählten Weine hören sich spannend an.
Es kann los gehen. Vier Snacks geben die kulinarische Richtung vor, nämlich die Fusion von Frankreichs Hochküche mit der Welt. Es gibt ein Foie-Gras Macaron mit Pfirsich, eine Art gefülltes Buchweizen-Blini mit Räucheraal-Crème und N25-Kaviar, ein Tartelette mit frischen Erbsen und Hummer. Ein schlotziges Löffel-Ei aus Mais-Espuma, Eigelb und frischem Schnittlauch komplettiert das wunderbare Quartett. Mit Liebe zum Detail und absolut hervorragend gelungen.
Das Menü beginnt mit Balfego Thunfisch. Bettioui schneidet das Rückenfilet als feines Carpaccio auf, setzt ein Tartar aus Bauch & Rücken darauf und toppt das Ganze mit einer Haube aus Avocado-Crème. Dazu gießt er einen fruchtig-säuerlichen, grünen Tomaten-Dashi an.
Weiter geht es mit dem Taschenkrebs (Tourteaux) aus dem Atlantik.
Das Krabbenfleisch wurde fein gezupft und als feines Tartar in der Tellermitte platziert. Ein Krönchen aus einem Mousse von geräuchertem Stör und eine großzügige Nocke N25 Kaviar veredeln die Kreation. Hinzu kommt ein feiner Störschaum, welcher mit Vin Jaune abgeschmeckt wurde. Die Deklination vom Stör in Verbindung mit dem süßlichen, frischen Krebsfleisch ist absolut köstlich und stimmig. Von der Proportionierung bis zur Feinjustierung der Aromen mit einer dezenten Brise Rauch und dem wunderbaren nussig-jodigen Kaviar ist alles perfekt kombiniert und wunderbar arrangiert.
Beinahe regional ist die Kreation mit Gänsestopfleber aus dem an-
grenzenden Elsass. Die Hülle aus Kakaobutter gibt ein präzise abgeschmecktes Mousse frei, welches mit fermentierten Blaubeeren, frischen Brombeeren, gepickelten Zwiebeln und einem Röstzwiebelcrumble auch wunderbar harmoniert. À Part wird ein wunderbar buttriges Brioche (als Art Schneckennudel) gereicht. Auch diese Komposition ist gut gelungen und die Kontrastierung der Foie Gras mit der Fruchtsäure funktioniert naturgemäß hervorragend.
Tartelette mit frischen Erbsen und Hummer
Carpaccio vom Balfego Thunfisch mit einr Haube aus Avocado-Créme
Tristan-Langustenschwanz mit Karottencrème, eingelegter Kürbischleife und feinem Krustentierbisque
Ein beeindruckender, hervorragend gegarter Tristan-Langusten-
schwanz spielt die Hauptrolle im nächsten Gang. Begleitet wird er von einer Karottencrème, einer eingelegten Kürbisschleife und einer feinen Krustentierbisque. Bettioui wählt hier eine sehr ursprüngliche Aromatik, indem er den Geschmack der einzelnen Komponenten exakt herausarbeitet und dezent mit etwas Säure und Korianderkresse unterstreicht. Auch die Bisque hält sich elegant zurück und erzeugt eine Tellerhierarchie voller Raffinesse und beabsichtigtem Understatement. Das ist grandios untermalte Produktküche vom Feinsten.
Eine schneeweiße Tranche Heilbutt thront auf einem Muschelsud
mit Erbsen aus Riedingen und Stabmuschelfleisch. Yuzukosho (eine Paste aus Yuzu, Salz und Chili) in dezenter Dossierung sorgt für eine wunderbare japanische Akzentuierung. Garung, Produktqualität und Handwerk sind makellos. Ein wunderbarer Fischgang und großes Kino!
Der Hauptgang wartet mit trockengereifter Taube auf. Und obwohl die sous-vide Garung texturell ein paar Spuren hinterlassen hat, ist die Brust schön fest und zart. Hinzu gibt es die gezupfte Keule in einer kleinen, ausgehöhlten Zwiebel, einen hauchdünnen Sesam-Filotteig-Cracker, einen großen Tupfen fermentierten Knoblauch als Crème und etwas rote Beete. Die Taubenjus demonstriert klassisch-französisches Saucenhandwerk und ist phänomenal gelungen und tief befriedigend. Wir leeren das Kännchen am Tisch bis auf den letzten Tropfen. Ein toller, intensiver Hauptgang mit schönen Aromen.
Auch die Patisserie beherrscht Faycal Bettioui. Er eröffnet den süßen Teil des Menüs direkt mit einem schönen Pleaser. Eine Cheesecake-Creme mit frischen Beeren feiert ein harmonisches Stelldichein mit einem frischen Joghurt-Sorbet, womit sensorisch schon alles klar sein dürfte. Die Umsetzung ist tadellos.
Allein die Optik des zweiten Desserts ist beeindruckend. Der wunderschön gearbeitete, dekonstruierte Weinbergpfirsich verbirgt ein leckeres Weinbergpfirsich-Kompott und ein herrlich fluffiges Mousse von weißer Schokolade. Und obwohl es genauso schmeckt, wie man es erwartet, so lässt sich diese Kombination wahrscheinlich auch nicht viel besser konzipieren.
Die Petits Fours sind beachtlich und schließen ein enorm kurz-
weiliges und absolut überzeugendes Menü ab. Kerstin Bettioui sorgt mit ihrer charmanten, humorvollen Art für gute Stimmung und auch Faycal Bettioui präsentiert sich nach getaner Arbeit seinen Gästen. Der Abend ist rundum gelungen und wir haben eine neue Lieblingsadresse in der Pfalz.
Wer sich selbst von der Kreativität und Qualität in der „Krone“ überzeugen möchte, reserviert am einfachsten telefonisch oder online über die Webseite. Dort findet sich auch das aktuelle Menue.
Wir bedanken uns bei Till Bruckner und Christian Fladda für die kompetente Beurteilung und den unterhaltsamen Bericht. Weitere Infos und Berichte über die Sterne-Gastronomie in Deutschland gibt es unter:
www.les-etoiles.de
Kerstin und Faycal Bettioui bei der Verleihung des Michelin Sterns .
Krone
Restaurant
Kerstin und Faycal Bettioui
www.zurkroneneupotz.de
Hauptstraße 25 76777 Neupotz T: +49 (0) 7272 9337845 info@zurkroneneupotz.de