Solidarität 4/11

Page 1

Ausgabe November 4/2011

thema Fünf Gemeinden – fünf Realitäten aktuell Fairer Kaffee am Arbeitsplatz Das Magazin von


2 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, Nachhaltige Entwicklung braucht Demokratie. Die Menschen müssen AkteurInnen ihrer eigenen Entwicklung sein, wenn sie sich aus der Armut befreien und für soziale Gerechtigkeit einsetzen wollen. Deshalb unterstützt Solidar Suisse Organisa­ tionen der Zivilgesellschaft, die sich für demokratische Mitbestimmung engagieren. Eine wichtige Handlungsebene sind die Gemeinden, wo sich die Menschen direkt und sichtbar einbringen können. In dieser Solidarität stellen wir Gemeinden aus verschiedenen Partnerländern vor – mit vergleichbaren Fragen und Sorgen: Gibt es Jobs? Wie steht es mit der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen? Oder mit dem Zugang zu Ressourcen und Infrastruktur?

meinden ihre globale Verantwortung wahrnehmen: Handeln sie solidarisch, indem sie Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützen? Stellen sie sicher, dass Produkte, die sie aus ärmeren Ländern einkaufen, unter fairen Bedingungen hergestellt werden? Mit Olten präsentieren wir die best­ platzierte Gemeinde der Region Nordwestschweiz. Gemeinsam ist vielen der über 80 untersuchten Gemeinden, dass sie über ihre Grenzen hinausblicken und sich mit globalen Fragen beschäftigen.

Ruth Daellenbach, Geschäftsleiterin Solidar Suisse

Wir spannen auch den Bogen in die Schweiz. Unter dem Fokus «global denken – lokal handeln» untersuchten wir im Solidar-Gemeinderating, ob Schweizer Ge-

Auch wir bleiben dran: bei Projekten zur Gemeindeentwicklung in den Ländern des Südens und bei der Lobbyarbeit für eine solidarische Politik in der Schweiz. Ihre Unterstützung, liebe Leserinnen und Leser, stärkt uns und macht unser Engagement umso wirkungsvoller. Vielen Dank! Ruth Daellenbach

Medienschau

8.10.2011 Die Tamilen kämpfen gegen Armut und Albträume Zwei Jahre nach Bürgerkriegsende ist der Norden Sri Lankas noch weit von der Normalität entfernt. Viele Vertriebene sind in ihre Dörfer zurückgekehrt. Doch die Häuser sind zerstört, Arbeit gibt es kaum, und die Militärpräsenz ist lähmend. (…) In der einstigen Rebellenhochburg Kilinochchi waren zu Kriegsende fast alle Häuser zerstört oder schwer beschädigt. (…) Die Regierung hat bisher nur 28 NGO die Bewilligung erteilt, im Norden zu arbeiten. Die Schweizer Organisationen Terre des Hommes und Solidar Suisse sind unter ihnen und leisten beeindruckende Arbeit.

23.9.2011 George Clooney soll fair handeln (…) In der Parodie eines NespressoWerbefilms auf www.solidar.ch kann Clooney (beziehungsweise sein Doppelgänger) wie im Originalspot einem fallenden Piano gerade noch ausweichen. Doch dann trifft ihn ein Nespresso-Schild an einer höchst empfindlichen Körperpartie. Es folgt die Aufforderung, Clooney ein Mail zu schicken und ihn zu bitten, Nestlé vor die Wahl zu stellen: entweder fair gehandelter Kaffee oder kein Clooney mehr in den Werbespots. Schon über 35 000 Mails sind an den Schauspieler und Uno-Botschafter verschickt worden. (…) Nespresso zeigt sich gesprächsbereit und will sein heutiges Label überprüfen lassen.

18.9.2011 An Wettinger Trottoirs klebt kein Blut Die Rand- und Pflastersteine von Wettingen sind keine Blutsteine. (…) Sie sind mit dem Label Fair Stone versehen. (…) Christian Engeli von Solidar Suisse begrüsst die offizielle Entscheidung von Wettingen, nur zertifizierte Steine zu verbauen. Für eine weitere Förderung des fairen Abbaus brauche es aber noch mehr Gemeinden, die Farbe bekennen. «Erst wenn der Grossteil der Gemeinden verbindlich erklärt, ihre Materialien nur noch aus zertifizierten Produktionsstätten zu kaufen, wird Druck auf die Importeure erzeugt», erklärt Engeli. (…)


3 THEMA Fünf Gemeinden – fünf Lebensrealitäten

4

Rahovec, Kosovo: Landwirtschaft als einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit

6

Estaquinha, Moçambique: Die Bevölkerung spricht bei der Entwicklung der Gemeinde mit

8

Olten, Schweiz: Solidarität mit den Ländern des Südens weiterentwickeln

9

Pir Sabaq, Pakistan: Die Schäden der Überschwem­ mungen beheben

THEMA 10

Die Portraits von fünf Gemeinden in vier Kontinenten zeigen ähnliche Probleme und unterschiedliche Lebensrealitäten.

4, 18

STANDPUNKT Carlo Sommaruga: Demokratische Mitsprache gegen die Vorherrschaft der Wirtschaft 11 STANDPUNKT

AKTUELL Kampagne für fairen Kaffee bei Nestlé und an jedem Arbeitsplatz

13

Recht ohne Grenzen: Schweizer Firmen müssen Menschenrechte respektieren

15

PINGPONG

14

Die Zukunft gehört einer Sichtweise, in der Demokratie, Menschen- und soziale Rechte sowie nachhaltige Entwicklung fest verankert sind.

Netzwerk NETZWERK Neuigkeiten aus den SAH-Vereinen

13

16

EINBLICK Celia Quispe sorgt als Gemeinde­ aktivistin für Veränderungen im bolivianischen Malla 18

Die Zusammenarbeit zwischen kommerziellen und gemein­ nützigen Unternehmen fördert verantwortliches Wirtschaften.

11 17

AKTUELL

Eine Solidar-Kampagne forderte Nestlé zur Verwendung von fairem Kaffee auf: der Erfolg und die weiteren Aktivitäten.

IMPRESSUM Herausgeber: Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: kontakt@solidar.ch, www.solidar.ch, Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks Solidar Redaktion: Katja Schurter (verantwortliche Redaktorin), Rosanna Clarelli, Christian Engeli, Alexandre Mariéthoz, Cyrill Rogger

Layout: Binkert Partner, www.binkertpartner.ch / Spinas Civil Voices Übersetzungen: Irene Bisang, Ursula Gaillard, Walter Roselli, Jean-François Zurbriggen Korrektorat: Carol Le Courtois, Jeannine Horni Druck und Versand: Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 Schaffhausen Erscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000

Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 50.–, Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr). Gedruckt auf umweltfreundlichem Recycling-Papier. Titelbild: Celia Quispe hat sich weitergebildet, um zur Verbesserung der Lebensbedingungen in ihrer Gemeinde beizutragen. Foto: Harold Wolff. Rückseite: Kampagne für fairen Kaffee am Arbeitsplatz. Foto: Spinas Civil Voices


4 Bewohnerinnen von Estaquinha bringen ihre Vorschl채ge f체r eine Verbesserung der Infrastruktur im Entwicklungskomitee der Gemeinde ein.


THEMA

5

Pir Sabaq. Rahovec. Estaquinha. Olten. Malla. In diesem Heft beleuchten wir fünf Gemeinden auf vier Kontinenten und machen die Lebensbedingungen in ganz unterschiedlichen Orten sichtbar. Themen wie Arbeitslosigkeit, die Mitsprache der Bevölkerung und Gleichstellung sind überall aktuell. Der Mangel an Infrastruktur beschäftigt vor allem in den Ländern des Südens; Pir Sabaq muss mit einer Katastrophe umgehen, Rahovec ist vom Zusammenleben der Minderheiten herausgefordert, Malla von der Bildung und Estaquinha von der Nahrungs­ sicherheit. Demgegenüber nehmen sich die Probleme Oltens eher klein aus.


6 thema

Paprika und Wein

Die kosovarische Gemeinde Rahovec ist mit hoher Arbeitslosigkeit konfrontiert. Innovative Landwirtschaftsprojekte bieten Perspektiven. Text: Katja Schurter, Fotos: Brigit Ruprecht Auf der Fahrt über holprige Landstrassen von Prishtina nach Rahovec leuchten uns die Paprikafelder rot entgegen. «Der Anbau von Gemüse, Früchten und Wein hat eine lange Tradition. 70 bis 80 Prozent der Menschen leben von der Landwirtschaft», erklärt Bürgermeister Smajl Latifi, der seit acht Monaten im Amt ist. «In jeder Familie ist jemand in der Landwirtschaft tätig, denn bei der hohen Arbeitslosigkeit ist dies für viele die einzige Möglichkeit zu überleben.» Die BäuerIn-

che des Landwirtschaftsministeriums. Es braucht technologische Neuerungen, klare Verteilkanäle sowie gute Projekte, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Sonst wandern die Jugendlichen ins Ausland ab.» Im Kosovo sind an die 80 Prozent der Jungen arbeitslos.

Frauenkooperative schafft Arbeitsplätze Arbeitsplätze geschaffen hat die Frauenkooperative Krusha. Nach dem Krieg zur Unterstützung von Witwen gegründet, begannen 2005 «Bei der hohen Arbeits­ zwei Frauen mit Anbau und Verarbeitung von Gemüse. losigkeit ist die Landwirt­ Inzwischen hat die Koopeschaft für viele die einzige rative 25 Mitglieder jeden Möglichkeit zu überleben.» Alters und eine Produktionsstätte, in der Ayvar – ein nen erhalten jedoch zu wenig Unterstüt- stundenlang gekochtes Mus aus Paprika zung, um konkurrenzfähig zu sein. «Hier – und Pickles produziert werden. «Wir liegt ein grosses Potenzial brach», ist La- starteten bei null, in einem leeren Büro tifi überzeugt. «Die Gemeinde hat jedoch mit Fotos von Kriegsopfern. Ich bin imkeine Ressourcen für Subventionen und mer noch ganz erstaunt, was wir erreicht Kredite an die BäuerInnen, dies wäre Sa- haben», erinnert sich Geschäftsleiterin

Pranvera Spahiu. Die meisten Mitglieder ernähren ihre Familie mit dem Anbau und der traditionellen Verarbeitung von Gemüse. Die Kooperative hat zur wirtschaftlichen und politischen Beteiligung von Frauen beigetragen: «Zu Beginn haben alle zuhause ihr Ayvar gekocht, inzwischen arbeiten immer mehr Frauen in der Produktionsstätte», erzählt Syzane Baja, Solidar-Koordinatorin im Kosovo. Mit Präsidentin Fahrije Hoti sitzt ein Mitglied der Kooperative im Gemeinderat. Beim Solidar-Wettbewerb für wirtschaftliche Initiativen im ländlichen Kosovo gewann die Frauen­kooperative den ersten Preis. Sie erhielt Beratung zur Aufstellung eines Businessplans und konnte weitere Geldgebende gewinnen. Eine Pasteurisierungsanlage verbessert die Konservierung und Absatzmöglichkeiten, und die Kooperative hat nun Abnahmeverträge mit Supermärkten in der Region. Gleiche Chancen für alle? Auf gleiche Chancen für Frauen und Männer angesprochen, meint Bürger-


KOLUMNE

THEMA 7

Pranvera Spahiu in der Verkaufs­ stelle, Fahrije Hoti bei der Produk­tion von Ayvar: Die Kooperative Krusha bietet immer mehr Frauen einen Arbeitsplatz.

Hans-Jürg Fehr Präsident Solidar Suisse und SP-Nationalrat

Exportprodukt GAV

meister Smaij Latifi: «Es geht nicht nur darum, dass 30 Prozent des Gemeinderats Frauen sind. Gleichstellung geschieht nicht durch Befehle, sondern durch Bildung und Empowerment. Ausserdem werden in Rahovec das Gesund-

Rahovec in Zahlen In der Gemeinde leben 56 000 EinwohnerInnen auf einer Fläche von 470 km2. Dem Hauptort sind 36 Dörfer angeschlossen, eines davon ist Krusha. 95 Prozent sind Albanerinnen; Serben bilden die grösste Minderheit, gefolgt von Roma, Aschkali und Ägypterinnen. Haupterwerbszweige sind Landwirtschaft und Weinbau, dazu kommen Plastikherstellung und Kleingewerbe. Das monatliche Mindesteinkommen beträgt 150 Euro. Als Steuereinnahmen sind dieses Jahr 715 000 Euro budgetiert.

heits- und das Erziehungsdepartement von Frauen geleitet und zwei von vier SchuldirektiorInnen sind Frauen.» Die serbische Minderheit lebt in zwei der 36 Dörfer von Rahovec, in den übrigen leben die albanische Mehrheit und die übrigen Minderheiten zusammen. Was unternimmt die Gemeinde für die Integration ihrer BürgerInnen? «Ich bin nicht für serbische Enklaven», meint Smajl Latifi. «Die Gemeinde ermutigt zivilgesellschaftliche Organisationen, sich für die Integration der verschiedenen Gemeinschaften einzusetzen.» Um die Beteiligung der Bevölkerung zu fördern, werden die Entwicklungsstrategie und das Budget der Gemeinde an Dorfversammlungen diskutiert. Als Vision für Rahovec nennt Latifi Vollbeschäftigung, gute Strassen, Dienstleistungen und lokale Produkte. Er fügt an: «Übrigens suchen wir eine Stadt in der Schweiz mit ähnlichem Profil wie Rahovec für eine Partnerschaft, die beiden zugute kommt.»

Faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen – dafür setzt sich unsere Trägerschaft in der Schweiz mit der Minimallohn-Initiative ein, dafür engagiert sich Solidar Suisse mit seinen Partnerorganisationen in Schwellen- und Entwicklungsländern. So sehr sich das Ziel gleicht, so unterschiedlich sind die Vorgehensweisen. In den Ländern Afrikas und Zentralamerikas steht der elementare Kampf um die wichtigsten Arbeitsrechte im Vordergrund. Dazu gehören das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit ebenso wie das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren und über kollektive Arbeitsverträge zu verhandeln. In den osteuropäischen EU-Staaten und auf dem Balkan können diese Verbote und Rechte vorausgesetzt werden, aber das heisst noch lange nicht, dass es in der realen Arbeitswelt fair zu und her geht. Dafür braucht es gute Gesamtarbeitsver­träge (GAV), ausgehandelt von durchsetzungsfähigen Organisationen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeber. Gute Verträge aushandeln kann gelernt werden, schlagkräftige Organisationen aufbauen auch. Die Rolle von Solidar besteht darin, den lokalen Partner­ organisationen in diesen Prozessen beizustehen, sie zu befähigen, echte Sozialpartner zu werden. Wir können dabei auf die Erfahrung unseres eigenen Landes in der Nachkriegszeit zurückgreifen. Seit diesem Jahr unterstützen die paritätischen Fonds der Schweizer Sozialpartner unsere Arbeit in Südosteuropa. Gemeinsam hoffen wir, dass der GAV zu einem neuen Schweizer Exportschlager wird.


8 thema

Selbstversorgung und Krokodile

Dringende Anliegen der Bevölkerung der mo­ çambiquanischen Gemeinde Estaquinha sind der Ausbau der Infrastruktur und Festanstellungen.

Das Entwicklungskomitee trifft sich, um über zukünftige Projekte in Estaquinha zu beraten.

Text: Natalia Domingos und Jorge Lampião, Foto: Yunas Vally «Wir diskutieren, wie die Probleme in der Gemeinde am besten zu lösen sind», erklärt Ana Lourenço die Aufgabe des Entwicklungskomitees, in dem sich die Bevölkerung an der lokalen Entwicklung beteiligt. «Zum Beispiel die Landverteilung: Es gibt Leute, die ihr Land weder nutzen noch hergeben wollen. Andere möchten dieses gerechter verteilen.» Ana Lourenço vertritt im Komitee von Estaquinha die Interessen der Bevölkerung. 2009 mit Unterstützung von Solidar Suis­se ins Leben gerufen, bringt es Behörden und Zivilgesellschaft zusammen. Es verabschiedet den Entwicklungsplan und das Budget der Gemeinde. Zwölf Männer und acht Frauen sitzen darin ein. Der Mann entscheidet Traditionell dürfen Frauen keine Entscheidung treffen. Selbst wenn es eilt, braucht die Frau die Einwilligung des Mannes. Dies kann zu brenzligen Situa­ tionen führen: «Manche Frauen bringen ihr Kind auf dem Weg zum Spital auf die Welt, weil der Ehemann zu spät entschie-

den hat, dass die Frau ins Krankenhaus gehen soll», erzählt Ernesto Sitoe. Doch langsam beginnt sich die Situation der Frauen zu verändern: Sie beteiligen sich zunehmend an öffentlichen Diskussionen, praktizieren Kleinhandel, gründen Spar- und Kreditgruppen und werden als Vertreterinnen für die Runden Tische gewählt. Als kürzlich die Landstrasse ausgebessert wurde, arbeiteten auch Frauen mit. Kaum formale Beschäftigung Formelle Anstellungen sind in Estaquinha eine Seltenheit. Es gibt sie hauptsächlich in der öffentlichen Verwaltung, als Lehrerinnen, Krankenpfleger oder Polizistinnen, und einige wenige in der Zuckerrohrplantage Companhia de Búzi. Der grösste Teil der Bevölkerung betreibt Landwirtschaft zur Selbstversorgung oder kleine Läden für Produkte des alltäglichen Gebrauchs. Im Oktober wird ausgesät, im März geerntet. Wenn die Ernte schlecht ist, reicht sie nur bis November, und es kommt zu Nahrungsmit-

telknappheit. Trotzdem unterstützt die Dorfgemeinschaft Waisenkinder mit Essen und Schulmaterial. Was wünschen sich die Menschen? «Wegen der fehlenden Brunnen, gehen die Leute am Fluss Wasser holen. Dort aber gibt es Krokodile. Estaquinha braucht eine Wasserversorgung, Strom und Telefon – es soll eine richtige Stadt werden», meint Ana Lourenço. «Ausserdem wünschen sich viele einen festen Arbeitsplatz.»

Estaquinha in Zahlen Die Gemeinde Estaquinha hat 36 100 EinwohnerInnen, verteilt auf 29 Dörfer. Es gibt keinen Strom, die Trinkwasserversorgung über Brunnen ist rudimentär. Hauptwirtschaftszweige sind Landwirtschaft und Kleinhandel. Das nationale Durchschnittseinkommen von 35 Franken pro Monat wird bei weitem nicht erreicht.


THEMA 9 Olten nimmt seine globale Verant­ wortung wahr und bemüht sich um die Verbesserung der Lebens­ qualität aller BewohnerInnen.

Strom und Dienstleistungen

Olten unterstützt die Entwicklungszusammenarbeit und führt Massnahmen für eine faire Beschaffung ein. Text: Katja Schurter, Fotos: Stadt Olten Die Stadt Olten erhielt im Solidar-Gemeinderating vier von fünf Globen – und lag damit in der Nordwestschweiz an der Spitze. Grund für das gute Abschneiden im Rating, das untersucht, ob Gemeinden

tizipation seiner Bevölkerung ein. Als eine von neun Schweizer Städten beteiligt es sich an den Projets urbains, die die Lebensqualität nachhaltig verbessern und günstige Voraussetzungen für die gesellschaftliche Integration schaffen wollen. So wurden «Wir wollen Mindestbe­ in einem Quartier auf der stimmungen für Produkte rechten Aareseite Führungen aus dem Ausland einführen.» durch Läden im Quartierzentrum organisiert, die meist von MigrantInnen betrieben werihre globale Verantwortung wahrnehmen, den: «Viele nahmen teil, und die Ladeninist die Unterstützung der Entwicklungs- haberInnen erzählten, dass sie seither zusammenarbeit. «Ginge es Olten nicht ganz neue Kundschaft haben», sagt so gut, würden wir zuerst für uns schau­ Zingg. Als nächstes Ziel soll die Wohnen», meint Stadtpräsident Ernst Zingg. qualität im Quartier verbessert werden, «Aber es geht uns seit einigen Jahren bei möglichst gleich bleibenden Mieten. nicht schlecht. Wir haben einen guten Das Projet urbain wurde an einem zweiMix von Dienstleistung und Produktion.» tägigen Workshop mit 250 Beteiligten Die Arbeitslosigkeit liegt mit 3,8 Prozent entwickelt. unter dem kantonalen Durchschnitt. Potenzial im Beschaffungswesen Projet urbain Im Bereich der Beschaffung gab es in Olten ist nicht nur mit dem Süden solida- Olten bis anhin kaum verbindliche Regerisch, sondern setzt sich auch für die Par- lungen, die garantierten, dass die einge-

kauften Produkte unter würdigen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Ausgelöst durch das Rating, soll sich dies ändern: «Wir wollen in den nächsten Jahren Mindestbestimmungen für Produkte aus dem Ausland einführen», erklärt Zingg. Für den Stadtpräsidenten hat sich die Teilnahme am Gemeinderating gelohnt: «Wir waren höchst erfreut über die Auszeichnung und haben mit Interesse gehört, wo wir uns noch verbessern können.»

Olten in Zahlen In Olten leben 17 600 Menschen auf einer Fläche von 11,5 km2. Die Haupt­ erwerbszweige im Verkehrsknotenpunkt sind Stromerzeugung, Industrie und Dienstleistungen (Banken, Spital, Fachhochschule). 2010 betrug der Steuerertrag 43,3 Millionen, das durchschnittliche steuerbare Einkommen lag bei 25 000 Franken.


10 thema Die Dorfbäckerei von Pir Sabaq, die mit Unterstützung von Solidar Suisse wieder aufgebaut wurde.

Weizen und marmor

Im pakistanischen Pir Sabaq gehört Solidarität zur Kultur. Doch Überschwemmungen, der Mangel an Infrastruktur und Arbeitslosigkeit stellen die Gemeinde vor grosse Herausforderungen. Text und Fotos: Debora Neumann

Pir Sabaq liegt im Norden Pakistans und besteht aus einer Reihe von Dörfern, die alle traditionell ihre eigene Jirga (Versammlung) haben. Diese setzt sich aus Familienältesten, Lehrern und Repräsentanten der Religionsgemeinschaft zusammen – allesamt Männer. Sie werden von der männlichen Mehrheit des Dorfes auf Lebenszeit ernannt und arbeiten ehrenamtlich. Die Jirga entscheidet über alle Aspekte des täglichen Lebens wie die soziale Absicherung, die Verteilung von Land oder religiöse Angelegenheiten. Solidarität ohne Gleichstellung Die gegenseitige Unterstützung in allen Lebenslagen und Arbeitsbereichen ist für die BewohnerInnen von Pir Sabaq selbstverständlich. Frauen sind Schlüsselfiguren innerhalb der Familie, im öf-

Ihre Spende wirkt Mit 50 Franken erhält eine Frau eine Weiterbildung und Material, um ein Geschäft aufzubauen, mit dem sie ihre Familie ernähren kann. Mit 100 Franken kann ein Bäcker eine Lehrstelle für arbeitslose Jugendliche anbieten. Damit wird der Arbeitsmarkt stabilisiert.

fentlichen Leben haben sie wenig bis keinen Einfluss. Sie können lediglich indirekt, über die Erziehung der Kinder oder über Ehemänner und Brüder, Einfluss nehmen. Grosse Herausforderungen Doch Solidarität reichte nicht aus, um die Ereignisse der letzten Zeit zu bewältigen: Die schweren Überschwemmungen von 2010 haben das wirtschaftliche Leben zum Erliegen gebracht, und auch ein Jahr später ist erst die Hälfte der Infrastruktur wieder aufgebaut. Am meisten betroffen sind die Bäuerinnen und Bauern, denn viel Vieh ist verendet und die Bewässerungskanäle sind noch nicht wiederhergestellt. Bereits vor den Fluten kämpfte die Gemeinde mit der schwachen Infrastruktur. Am äussersten Ende des Distrikts gelegen, erschweren die schlechten Strassen den Transport landwirtschaftlicher Produkte zum Markt und hemmen die wirtschaftliche Entwicklung. Arbeitslosigkeit und Abwanderung Arbeitsplätze bieten vor allem die Landwirtschaft und Marmorverarbeitung, daneben stellen kleinere Unternehmen Zündhölzer und Kerzen her, verrichten Näharbeiten oder betreiben Läden oder Kleinviehzucht. Die Arbeitslosigkeit in Pir

Sabaq ist hoch, hauptsächlich Jugendliche sind betroffen. Fehlende Industriebetriebe und das niedrige Bildungsniveau verhindern, dass sie im Arbeitsmarkt Fuss fassen können. So enden sie oft als TagelöhnerInnen in den Agglomerationen rund um die grösseren Städte. Um das vorhandene Potenzial besser zu nutzen, unterstützt unsere Partnerorganisation Labour Education Foundation (LEF) die Arbeiter der Marmorindustrie dabei, sich in Genossenschaften zu organisieren. Ausserdem hat Solidar Suisse in Zusammenarbeit mit LEF Projekte entwickelt, die arbeitslosen Jugendlichen eine Perspektive eröffnen. Der Fokus liegt dabei auf der Weiterbildung von jungen Frauen, damit sie eine Verdienstmöglichkeit finden.

Pir Sabaq in Zahlen Die Gemeinde hat 34 000 EinwohnerInnen, ihre Dörfer verteilen sich auf eine Fläche von 80 km2. 60 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft (Weizen, Mais und Zuckerrohr), 40 Prozent arbeiten in der Marmorverarbeitungsindustrie. Das Durchschnittseinkommen liegt zwischen 60 und 80 Franken pro Monat.


standpunkt 11

demokratie für entwicklung Demokratie und die Respektierung der Grundrechte garantieren eine nachhaltige und soziale Entwicklung. Das zeigt sich am Beispiel von Lateinamerika. Text: Carlo Sommaruga, SP-Nationalrat

Demokratie und die Respektierung der Menschenrechte gelten als grundlegende Faktoren des sozialen Zusammenhalts, der politischen Stabilität und der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes. Die schweizerische Demokratie führt dazu, dass sich die zivile Bevölkerung aktiv an der politischen Debatte beteiligt. Diese Kultur der Mitwirkung zeigt sich unter anderem darin, dass das Parlament Forderungen der Bevölkerung aufgreift und in seine politischen Diskussionen integriert. Nur so ist es möglich, der Vorherrschaft der Wirtschaft etwas entgegenzusetzen, die sozialen Rechte zu stärken und die Gesellschaft nachhaltig zu entwickeln. Handelsabkommen mit autoritären Regimes Paradoxerweise überträgt die Schweiz aber die Grundlagen ihrer politischen Kultur nicht auf ihre Aussenwirtschaftspolitik. Beim Freihandel sind Kriterien wie Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung für die Wirtschaft und den Bundesrat seit jeher wenig relevant. So wurden systematisch Handelsab­kommen mit autoritären Regimes abgeschlossen, ohne dass man sich um Menschenrechte oder Arbeitsnormen gekümmert hätte. Dass Wirtschaft, Gesellschaft und Ökolo-

gie ein zusammenhängendes Ganzes bilden, haben weder das SECO noch die bürgerliche Mehrheit im Parlament bis heute wirklich begriffen.

Eine untrennbare Verbindung Auch der arabische Frühling führt den westlichen Demokratien unmissverständlich vor Augen, wie wichtig die Verbindung von Wirtschaft und sozialen Belangen ist. Diese Volksbewegungen bringen die Logik eines rein ökonomischen Liberalismus zu Fall, die der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Länder des Nordens während Jahren propagiert haben – eine Logik, dank derer sich Einparteienregierungen mit stillschweigender Zustimmung des Westens in Staatsapparate zum Schutz lokaler Eliten verwandeln konnten, die alle nationalen Ressourcen für sich ausbeuteten.

Teilen der Reichtümer Heute drängt sich jedoch eine ausge­ glichene Balance zwischen Demokratie, Grundrechten und sozioökonomischer Entwicklung als neues Paradigma auf. In Lateinamerika hat der Sturz von autoritären Regimes zu einer zunehmenden Demokratisierung und damit zu einer Stärkung der sozialen Rechte und einer sozial ausgewogenen Entwicklung geführt. So können die Bewegungen der ArbeiterInnen, der Landlosen, der Obdachlosen und der Urbevölkerung in BrasiDie Schweiz schloss syste­ lien und Bolivien ihre Anmatisch Handelsabkommen sprüche heute besser gelmit autoritären Regimes ab, tend machen und ein ohne sich um Menschen­ gerechteres Teilen der Reichtümer einfordern. Der rechte zu kümmern. Einbezug dieser Forderungen in die öffentliche Politik verläuft zwar noch zögerlich, führt aber Die Trennung zwischen Wirtschaft und letztlich zu einer Stärkung des demokra- Gesellschaft ist passé. Die Zukunft getischen Prozesses und zu einer Verbes- hört einer neuen Sichtweise, in der Deserung der Lebensbedingungen all jener, mokratie, Menschen- und soziale Rechte die während allzu langer Zeit zu kurz ge- sowie nachhaltige Entwicklung fest verkommen sind. ankert sind.


12 Notizen

Chancen für Jugendliche in Südosteuropa

Eine Million zerstörte Häuser in Pakistan

Im September trafen sich NGO-Vertreter und Gewerkschafterinnen aus Bosnien und Herzegowina, Kosovo und Serbien in Zenica zum Erfahrungsaustausch. Ihre Projekte zur Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt haben bereits viel bewirkt. So ist in Banja Luka die Berufsberatung des Youth Communication Centre bei SchülerInnen und Eltern äusserst beliebt, und die zuständigen Behörden haben das grosse Bedürfnis erkannt. www.solidar.ch/südosteuropa

Mitte September erlitt Pakistan erneut schwere Überschwemmungen. Rund fünf Millionen Menschen sind betroffen, ein Drittel davon Kinder. Nach Angaben der pakistanischen Regierung wurden eine Million Häuser im Süden des Landes zerstört. Im Distrikt Badin standen 40 Prozent des Landes

Bolivien: Regierung gegen Indigene Die UreinwohnerInnen des Nationalparks Tipnis im Amazonastiefland haben Mitte August einen Protestmarsch nach La Paz begonnen. Sie protestierten gegen eine Verbindungsstrasse nach Brasilien, die das Naturschutzgebiet durchschneiden würde. Die Indígenas befürchten nicht nur Schäden für die Umwelt, sondern auch einen Zustrom von KleinbäuerInnen in ihr Territorium. Sie kamen bis zur Kleinstadt Yucumo, wo sie von der Polizei und GegendemonstrantInnen, die von der Regierung mobilisiert worden waren, aufgehalten wurden. Am 25. September gingen Polizeikräfte brutal gegen die Demonstrierenden vor. Dies löste eine landesweite Protestwelle aus. Die katholische Kirche, Menschenrechtsorganisationen und die Uno protestierten gegen das Vorgehen der Regierung. Daraufhin verkündete Präsident Evo Morales einen vorläufigen Baustopp und ein Referendum über das Bauvorhaben.

Nicaragua: Sozialdialog in der Kaffeeproduktion Im August 2011 haben die LandarbeiterInnengewerkschaft ATC, das Arbeitsministerium und die ArbeitgeberInnenseite eine gemeinsame Kommission einge-

Gemeinderating: Mehr Punkte für Köniz Das Solidar-Gemeinderating hat über 80 Schweizer Gemeinden daraufhin untersucht, ob sie sozial nachhaltig handeln. Inzwischen sind die Resultate aller geprüften Gemeinden zugänglich. Die Bewertung der Gemeinde Köniz wurde gegenüber den in Solidarität 3/11 veröffentlichten Resultaten angepasst. Grund dafür sind einerseits die Richtlini-

unter Wasser. Sämtliche Menschen mussten evakuiert werden. Dank seiner lokalen Partnerorganisationen konnte Solidar Suisse den Betroffenen temporäre Unterkünfte sowie Hilfspakete für den täglichen Bedarf zur Verfügung stellen. Dass Pakistan erneut von derart heftigen Monsunregen heimgesucht wird, führt die pakistanische Wetterbehörde auf den Klimawandel zurück. Die Region wird also voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht zur Ruhe kommen. Deshalb leistet Solidar nicht nur Nothilfe, sondern engagiert sich auch beim Wiederaufbau. Die Häuser in der Region müssen in Zukunft solchen Überschwemmungen besser standhalten. So kann viel Leid verhindert werden. www.solidar.ch/news setzt, um die Arbeitsbedingungen und den Ernteertrag im Departement Jinotega zu verbessern und die Kinderarbeit abzuschaffen. Dieser historische Schritt wurde nach jahrelangen Verhandlungen zwischen dem ATC und Eduardo Rizo, dem grössten Kaffeeplantagen-Besitzer und Präsident der Vereinigung der Kaffeeunternehmer der Region, möglich. Aus Jinotega stammen 70 Prozent des in Nicaragua produzierten Kaffees. Es ist zu erwarten, dass die Vereinbarung zwischen der Gewerkschaft und dem grössten Arbeitgeber der Branche einen weit reichenden Einfluss auf die ganze Region haben wird. www.solidar.ch/nicaragua

en für eine sozial nachhaltige Beschaffung, die Köniz praktisch zeitgleich mit der Veröffentlichung des Solidar-Gemeinderatings eingeführt hat. Zudem erhielten wir aufgrund eines Missverständnisses nur unvollständige Daten zur Städtepartnerschaft und der humanitären Hilfe der Gemeinde. Wir freuen uns über das bessere Abschneiden von Köniz. www.solidar.ch/gemeinderating


aktuell 13

Pausenkaffee MIT schaleM Nachgeschmack ? Viele haben sich an der Solidar-Kampagne für fairen Nespresso beteiligt. Machen wir nun Druck, damit an jedem Arbeitsplatz fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wird! Text: Christian Engeli, Fotos: Solidar Ein gefälschter Nespresso-Werbespot auf www.solidar.ch lud Anfang September zu einer E-Mail-Aktion an George Clooney ein. Er sollte Nespresso vor die Wahl stellen – fairer Kaffee oder nie wieder Werbung mit Clooney. Die Kampagne verbreitete sich rasend schnell über die Social Media: Einen Monat später hatten 800 000 Personen den Spot gesehen. 40 728 Personen sind unserer Aufforderung nachgekommen und haben George Clooney eine E-Mail geschickt. 10 000 Personen haben ihm zudem eine persönliche Botschaft geschrieben. Reaktion von Nespresso Nespresso reagierte schnell: Vor Ablauf der ersten Kampagnenwoche, sassen wir mit einer Nespresso-Delegation am Verhandlungstisch. Das Resultat: 1. Nespresso findet, ihr Kaffee sei sozial nachhaltig genug. Jedes Label habe Stärken und Schwächen, man könne nicht sagen, dass Fairtrade besser sei als der heutige Nespresso-Kaffee. Wir widersprechen diesem Punkt entschieden.

2. Nespresso ist aber bereit, diese Frage von einer unabhängigen Instanz überprüfen zu lassen.

sam mit Ihnen möchten wir erreichen, dass auch hier konsequent auf Fairtrade gesetzt wird.

Auf den ersten Blick erscheint dieses Verhandlungsresultat vielleicht wenig spektakulär. Wir sind aber überzeugt: Es ist ein Meilenstein. Es ist der erste Schritt in Richtung fairem Nespresso.

Ein Brief oder ein Klick für eine gerechtere Welt Auf unserer Webseite können Sie mithelfen, dieses Ziel zu erreichen:

Fairer Kaffee am Arbeitsplatz Es freut uns, dass unsere Forderung an Nespresso und Nestlé, endlich konsequent Fairtrade-Kaffee anzubieten, von so vielen Menschen mitgetragen wird. Wir wollen es deshalb nicht bei einer blossen Protestaktion bewenden lassen. Als KonsumentInnen haben wir es in der Hand, zu fairen Arbeitsbedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern beizutragen – indem wir nur noch fair hergestellte Produkte kaufen. Jedes Jahr trinken wir durchschnittlich 1300 Tassen Kaffee. Einen beachtlichen Teil davon am Arbeitsplatz oder in Schulen, Universitäten, Vereinen etc. Gemein-

• Gibt

es an Ihrem Arbeitsplatz bereits faires Koffein? Dann tragen Sie Ihren Arbeitgeber auf unserer Webseite ein. Erfolgsbeispiele motivieren andere, ebenfalls umzusteigen.

• Ihr Pausenkaffee hat noch einen scha-

len, weil unfairen Nachgeschmack? Dann helfen Sie mit, dass sich dies ändert. Auf unserer Webseite können Sie uns beauftragen, bei Ihrem Arbeitgeber vorzusprechen – oder Sie laden unsere Briefvorlage herunter und schreiben der verantwortlichen Person in Ihrer Firma selber einen Brief.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement! www.solidar.ch/fairtrade


14 PINGPONG Solidar-Bimaru

auswertung Barometer

Spielregeln Die Zahl bei jeder Spalte oder Zeile bestimmt, wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind. Diese dürfen sich nicht berühren, auch nicht diagonal, und müssen vollständig von Wasser umgeben sein, sofern sie nicht an Land liegen. Die Schiffe liegen waagrecht oder senkrecht. Das Lösungswort ergibt sich aus den Feldern, die Sie mit Schiffen belegen, waagrecht fortlaufend. B

C

F

O

K

I

S

T

A

1

L

H

A

L

I

R

E

H

R

4

T

E

S

A

N

A

V

R

K

2

E

R

O

X

R

T

F

A

F

2

S

T

L

L

F

E

R

N

E

2

F

E

I

L

R

Z

A

T

1

I

N

J

N

T

E

B

S

Ü

3

Ü

O

N

C

E

D

U

K

2

T

I

Z

A

L

M

E

T

3

2

1

6

0

Q

3

3

1

1

3

Lösung:

Sollen Kaffee-Multis wie Nestlé ihr Angebot konsequent auf Fairtrade umstellen? 8

39

39 Ja, sie sollen konsequent fair gehandelten Kaffee anbieten. 8 Jein. Sie sollen in allen Produktelinien auch fairen Kaffee anbieten – und den KonsumentInnen so die Wahl lassen. 0 Nein.

Die Bemerkungen reichten von «Exzellente Kampagne, macht weiter!» über «Eine schöne Illusion?» und «Faire Bedingungen und Qualität müssen Hand in Hand gehen» bis zu «Alle Produkte, nicht nur der Kaffee, müssen fair gehandelt werden». Oder schlicht: «What else!»

Solidaritäts-Barometer Konsumieren Sie zuhause nur fair gehandelten Kaffee? Ja Nein, ich trinke keinen Kaffee. Nein, weil

Schicken Sie das Lösungswort an Solidar – mit dem beiliegenden vorfrankierten Service-Talon, einer Postkarte oder per E-Mail an kontakt@solidar.ch, Betreff «Rätsel». Jede richtige Lösung nimmt an der Verlosung teil.

Konsumieren Sie am Arbeitsplatz nur fair gehandelten Kaffee? Ja Nein Weiss nicht

1. Preis Ein Glas Paprika-Pickles von der Frauenkooperative Krusha 2. Preis Ein Glas Ayvar von der Frauenkooperative Krusha

Beantworten Sie den Solidaritäts-Barometer auf dem beigelegten Antworttalon. Auf www.solidar.ch/fairtrade finden Sie Anregungen, wie Sie Ihren Betrieb zum Einkauf von Fairtrade-Kaffee bewegen können.

Einsendeschluss ist der 12. Dezember 2011. Die Namen der GewinnerInnen werden in der Solidarität 1/2012 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar. Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 3/11 lautete «Decent work». Die GewinnerInnen sind ausgelost: Liselotte Breuning aus Marthalen, Beata Ketz aus Küsnacht und Michel Quarroz aus Mühlethurnen haben Einkaufsgutscheine der gebana gewonnen. Wir danken der gebana für die gestifteten Preise und den MitspielerInnen für ihre Teilnahme.

Schenken Sie eine Nähmaschine Verschenken Sie die beliebte Solidar-Karte: So unterstützen Sie unsere weltweiten Entwicklungsprogramme. Seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 unterstützt Solidar Suisse in Sri Lanka zurückgekehrte Vertriebene beim Neuanfang: 600 Familien erhalten einen finanziellen Beitrag, damit sie sich wieder eine Existenzgrundlage schaffen können. Damit decken die Familien ihren täglichen Lebensbedarf, während sie ein Kleingewerbe zur längerfristigen Existenzsicherung aufbauen: Zum Beispiel mit dem Kauf einer Nähmaschine kann eine Familie in ihrem Dorf eine Schneiderei einrichten, um ihre Grundversorgung zu sichern. Bestellen Sie diese Geschenkkarte und weitere Sujets mit dem beigelegten Antwort-Talon oder unter www.solidar.ch/geschenk


aktuell 15

Recht ohne Grenzen Bundesrat und Parlament sollen dafür sorgen, dass Firmen mit Sitz in der Schweiz weltweit Menschenrechte und Umwelt respektieren. Das fordert die Kampagne «Recht ohne Grenzen». Text: Pepo Hofstetter, Foto: Marion Nitsch men wie Nestlé, Roche oder Holcim interessant. Um davon zu profitieren, verlegen Unternehmen wie der Bergbauriese Xstrata oder Transocean (die Besitzerin der explodierten BP-Bohrinsel im Golf von Mexiko) ihren Sitz in die Schweiz: Seit 2003 haben dies rund 300 Firmen getan. Sogar Söldnerfirmen wie Aegis haben die Vorzüge der Schweiz entdeckt. Paraquat-Einsatz in Pakistan: Syngenta gefährdet mit Pestiziden, die in Europa verboten sind, in Entwicklungsländern die Gesundheit der ArbeiterInnen.

Wenn Glencore im Kongo Kinderarbeit und unmenschliche Arbeitsbedingungen in Kauf nimmt, um Rohstoffe zu gewinnen. Wenn Syngenta mit Pestiziden, die in Europa verboten sind, in Entwicklungsländern viel Geld verdient und dabei die Gesundheit der BäuerInnen gefährdet. Oder wenn Triumph auf den Philippinen gewerkschaftlich organisierte Produktionsstätten schliesst, um sie anderswo wieder zu eröffnen – dann sind Schweizer Unternehmen am Werk, die die Menschenrechte und die Umwelt missachten. Die Kampagne «Recht ohne Grenzen» will hier einen Riegel schieben. Sie fordert: Klare Regeln für Schweizer Konzerne – weltweit. Viele Schweizer Multis Der Schweiz kommt eine besondere Verantwortung zu, denn pro Kopf der Bevölkerung zählt sie die höchste Dichte international tätiger Unternehmen. Tiefe Steuern und Stabilität machen unser Land nicht nur für alteingesessene Fir-

Die Schweiz braucht verbindliche Regeln Hier knüpft die Kampagne «Recht ohne Grenzen» an, die von rund 50 Organisationen – auch von Solidar Suisse – getragen wird. Sie verlangt von Bundesrat und Parlament, Unternehmen mit Sitz in der Schweiz zur Respektierung von Menschenrechten und Umweltnormen zu verpflichten. Die Schweiz hat bisher verbindliche Regeln für ihre Multis abgelehnt und sich auf die Unterstützung von freiwilligen Initiativen beschränkt. Mehr noch: Das Schweizer Recht verhindert

Freiwillige Richtlinien genügen nicht Viele Firmen haben sich in den letzten Jahren Regeln für sozial und ökologisch verantwortliches Verhalten gegeben. Doch diese InitiatiDie Schweiz hat bisher ven haben einen Haken: Sie sind freiwillig und nicht ververbindliche Regeln für ihre bindlich. Oft fehlt eine unabMultis abgelehnt. hängige Instanz, welche die Einhaltung überprüft. Verstösse werden nicht geahndet und können gar, dass Stammhäuser für Verstösse ihvon den Betroffenen nicht eingeklagt rer Filialen im Ausland zur Verantwortung werden. gezogen werden können. Und es verInternationale Organisationen versuchen wehrt Betroffenen den Zugang zur Gegensteuer zu geben. Kürzlich verab- Schweizer Justiz. Die Kampagne «Recht schiedete der UNO-Menschenrechtsrat ohne Grenzen» will dies ändern. Empfehlungen seines Sonderbeauftrag- www.rechtohnegrenzen.ch ten für Wirtschaft und Menschenrechte, John Ruggie. Sein Konzept hat drei ­Säulen: 1. Alle Regierungen schützen ihre BürgerInnen vor Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen. 2. Die Unternehmen haben die Pflicht, die Menschenrechte einzuhalten. 3. Opfer von Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen erhalten Zugang zu Rechtsmitteln.

RECHT OHNE GRENZEN

Klare Regeln für Schweizer Konzerne. Weltweit.


16 Netzwerk

Rekordbeteiligung am Lauf gegen Rassismus Mehr Leute denn je haben sich am 25. September 2011 auf der Zürcher Bäckeranlage am zehnten Lauf gegen Rassismus beteiligt. 120 LäuferInnen

absolvierten insgesamt 2500 Runden und «errannten» so 50  000 Franken Erlös für vier Integrationsprojekte: den impuls-Treffpunkt des SAH Zürich, die Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich, die Frei­platz­aktion und SOS Rassismus Deutsch­ schweiz. Neben den Rundendrehenden gaben Informationsstände verschiedener Organisationen und ein zahlreiches Publikum von Kindern und Erwachsenen, Schweizern und Mi­ grantinnen, Gewerkschafterinnen und Asylaktivisten, Anwohnern und Politikerinnen dem Anlass ein farbenfrohes Gesicht. www.laufgegenrassismus.ch

AMIE Zürich Junge Frauen, die vor Abschluss einer Berufsausbildung ein Kind zur Welt bringen, haben geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Für sie stehen meist nur niederschwellige Teilzeitbeschäftigungen offen, und sie sind im Bewerbungsverfahren gegenüber kinderlosen MitbewerberInnen im Nachteil. Junge, insbesondere allein erziehende Mütter sind gefährdet, längerfristig von der Sozialhilfe abhängig zu werden. Hier setzt das Programm AMIE des SAH Zürich an, das am 1. November 2011 gestartet ist. Es bereitet junge Mütter zwischen 16 und 25 Jahren individuell auf den Einstieg in die Arbeitswelt vor, begleitet sie in ihrem Berufsalltag und unterstützt sie bei der Gestaltung der dafür notwendigen Rah­ menbedingungen. AMIE Zürich ist massgeschneidert auf die Lebenssi­ tuation, Bedürfnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen der jungen Mutter. www.sah-zh.ch

SAH-Jubiläums-Tagung Am 16. September 2011 fand in Biel eine SAH-Fachtagung über wirtschaftliche Entwicklung und faire Arbeitsbedingungen statt. Das Netzwerk der SAHVereine nahm sich gemeinsam mit Solidar Suisse zum Anlass des 75-JahrJubiläums Zeit, um nachzudenken. 400 Mitarbeitende und 50 externe Teilnehmende tauschten sich zum Thema Decent Work aus. Daniel Lampart beleuchtete die nationale und internationale Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre. Ausserdem formulierte der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes Prognosen für die kommenden Jahre und zeigte gangbare wirtschaftspoli­ tische Strategien auf. Im Anschluss stellte Professor Giuliano Bonoli vom Hochschulinstitut für Öffent­

liche Verwaltung in Lausanne verschiedene Studien zur Wirksamkeit von Eingliederungsmassnahmen vor. Fazit: Nicht alle Massnahmen sind gleich wirksam für eine schnelle Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Dennoch lohnt sich die Investition, denn die Programme haben auch weniger sichtbare und dennoch sehr reale Auswirkungen. Yves Ecoeur veranschaulichte die vielfältigen Herausforderungen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt und stellte die Angebote des SAH vor, die diesen begegnen. Christoph Baumann zeigte auf, was Decent Work heisst, und illustrierte das Thema mit Beispielen aus der Arbeit von Solidar Suisse. Der Morgen endete mit einer kabarettistischen Einlage zum Thema. Am Nachmittag wurde das Thema Decent Work in einer Podiumsdiskussion vertieft. Neben den Referenten vom Morgen nahmen Ruth Derrer Balladore vom Arbeitgeberverband und die Unternehmerin Paola Ghillani auf dem Podium Platz, das von Soziologieprofessor Ueli Mäder moderiert wurde. Nach dem Apéro, der von der Stadt Biel offeriert wurde, feierten die Mitarbeitenden das Jubiläum bei einem gemeinsamen Abendessen und Unterhaltung. www.sah.ch


Netzwerk 17

unternehmen übernehmen verantwortung

Das Netzwerk «Unternehmen mit Verantwortung» will die Zusammenarbeit zwischen Wirtschafts- und gemeinnützigen Unternehmen fördern. Das SAH Zentralschweiz war an seiner Entwicklung beteiligt. Text: Felix Föhn

Felix Föhn, Geschäftsleiter des SAH Zentralschweiz

Verantwortliche Unternehmensführung – Corporate Social Responsibility – gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wirtschafts- und gemeinnützige Unternehmen suchen vermehrt die Zusammenarbeit, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Um diese Zusammenarbeit in der Zentralschweiz zu fördern, wurde am 19. Oktober 2011 unter Federführung der Hochschule Luzern das Netzwerk «Unternehmen mit Verantwortung» gegründet. Wie sieht die Zusammenarbeit aus? Der möglichen Formen für Kooperationsprojekte zwischen Wirtschafts- und gemeinnützigen Unternehmen sind viele. Neben finanziellen Leistungen können sie Sachleistungen, Arbeitszeit der Mitarbeitenden für einen freiwilligen Einsatz oder unentgeltliche Beratung umfassen, ebenso die Unterstützung von Firmenan-

lässen mit sozialen Dienstleistungen oder den Einsatz von Menschen mit beeinträchtiger Arbeitsleistung im Unternehmen. Insgesamt stärken regionale Kooperationen die Region wirtschaftlich und sozial. Die Suche nach dem optimalen Projektpartner für die Zusammenarbeit ist dabei eine der grossen Herausforderungen. Es ist für Unternehmen nicht einfach, sich angesichts der vielen Vereine und gemeinnützigen Initiativen einen Überblick zu verschaffen. Umgekehrt verfügen gemeinnützige Organisationen oft nur über ein eingeschränktes Wissen zu Unternehmensabläufen und den Zielen von wirtschaftlichen AkteurInnen.

sitionieren, was ihre Attraktivität als Arbeitgebende stärkt, die Motivation bei den MitarbeiterInnen erhöht und zu einer tieferen Fluktuation führen kann. Ausserdem ist die Übernahme sozialer Verantwortung ein Verkaufsargument bei der Kundschaft.

Was tut das Netzwerk? Das Netzwerk «Unternehmen mit Verantwortung» möchte hier Know-how ver­ mitteln und für das Potenzial von Koope­ rationen zwischen Wirtschafts- und gemeinnützigen Unternehmen sensibilisieren. Mittels Website, Aktionstagen und Veranstaltungen soll auch das öffentliche Bewusstsein für die gesellschaftliche Verantwortung gefördert werden. Ausserdem unterstützt das Netzwerk die Planung und Umsetzung von Kooperationsprojekten in der Region.

Impulswoche zum Auftakt Als eine der ersten Initiativen hat im Oktober eine Impulswoche stattgefunden. MitarbeiterInnen von Wirtschaftsunternehmen wechselten für einen Tag die Seite und arbeiteten ehrenamtlich in gemeinnützigen Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Initiativen in der Re­ gion – der potenzielle Beginn einer nachhaltigen und längerfristigen Kooperation. Das Spektrum reichte von der Renovation eines Kindergartens bis zur betriebswirtschaftlichen Beratung eines Vereins. Das SAH Zentralschweiz bot Begegnungsmöglichkeiten mit Erwerbslosen, Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen. www.verantwortung.lu

Der Nutzen für die Wirtschafts­ unternehmen … Unternehmen können sich in der Region als verantwortungsvolle Akteurinnen po-

… und für die gemeinnützigen Unternehmen Die Unterstützung durch einen Wirtschaftspartner bietet gemeinnützigen Unternehmen zusätzliche Ressourcen, um die Organisationsziele zu erreichen und sich als innovative und professionelle Organisation zu profilieren. Dies erhöht die Attraktivität als Arbeitgeberin.


18

«Du bist ja nur ein Mädchen»

Celia Quispe hat sich der Verbesserung der Situation der bolivianischen Gemeinde Malla verschrieben. Entgegen der traditionellen Frauenrolle und mit Erfolg. Text: Martín Perez, Foto: Harold Wolff


Einblick 19

Neben der Arbeit auf dem Feld setzt sich Celia Quispe für bessere Lebensbedingungen in ihrer Gemeinde ein.

«Ich arbeite seit fünf Jahren als Gemeindeaktivistin, denn so kann ich etwas verändern», erzählt Celia Quispe Mamani. Die Arbeit für die Gemeinschaft ist Teil der Aymara-Kultur, zu der die acht Stunden von La Paz entfernte Gemeinde Malla gehört. Sie benötigt die Mitarbeit der Bevölkerung, denn es fehlt an vielem: Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Schulen, Arbeitsmöglichkeiten und soziale Absicherung. Engagierte BürgerInnen informieren sich und geben ihr Wissen sowohl an die Gemeindebehörden als auch an die Be­ völkerung weiter, sei es, um die Gesetze zu verstehen, die Bevölkerung in die Pla­ nung einzubeziehen oder die Gemeindegeschäfte effizienter zu führen. Viele dieser ehrenamtlichen GemeindeaktivistInnen, die von Solidar Suisse ausgebildet werden, sind Frauen.

gen als Bedrohung. Als junge Frau mussBildung ist alles Keine einfache Aufgabe in einem Um- te Celia Quispe gegen diverse Vorurteile feld, in dem eine führende Rolle für Frau- kämpfen, um ihre Arbeit sinnvoll ausüben en nicht vorgesehen ist. «‹Du bist ja nur zu können. «Nichts davon wäre ohne Bilein Mädchen, hier braucht es erfahrene dung möglich gewesen», ist sie überLeute. Sowieso ist das nichts für Frauen›, zeugt. «Auch wenn es weiterhin Machismusste ich hören, als ich mich engagie- mo gibt, haben wir Frauen viel erreicht: Wir haben uns Wissen und praktische ren wollte», erinnert sich Celia Quispe. Die 28-Jährige hat die Schule nur bis zur vierten Klasse besucht. Dann entschieden «Zu Beginn ihrer Amtszeit ihre Eltern, dass sie in Haus sind die Bürgermeister und Feld mitarbeiten müsse auf unsere Unterstützung und nur ihre Brüder weiter zur Schule gehen sollten. angewiesen.» Doch was für viele Mädchen das Ende ihrer Schulkarriere bedeutet, konnte Celia Quispe nicht Kenntnisse angeeignet und beteiligen stoppen. Nachdem sie ihre Kindheit und uns an der Gemeindeverwaltung. Ich bin Jugend der Unterstützung ihrer Familie stolz.» gewidmet hatte, entschied sie mit 18 Jahren, wieder in die Schule zu gehen. Verbesserung der Schule «2004 trat ich in eine alternative Schule Nicht erstaunlich also, dass Celia Quispe ein, machte meinen Abschluss und stu- sich bereits für ein neues Projekt engagiert: Die Verbesserung der Qualität der dierte anschliessend Krankenpflege.» Schulen. Dies beinhaltet, das Niveau des Unterrichts und der LehrerInnen in jeder Erfolgreiche Frauenorganisation Entgegen der Tradition entschied Celia Schule in Malla in Erfahrung zu bringen, Quispe, ledig zu bleiben und sich ihrer die Mitsprache der Bevölkerung anzu­ Bildung und dem Dienst an der Öffent- stossen – und einen Budgetposten für lichkeit zu widmen. Zusammen mit ande- die Verbesserung der Bildung in der Geren Frauen gründete sie die Organisation meindeverwaltung zu eröffnen. «Endlich Kantutitas. Trotz ihres jugendlichen Al- schafft sich die Schule Computer an – ters war Celia für die Geschäftsbezie- das ist unserer Initiative zu verdanken», hungen zuständig: Sie motivierte immer freut sich Celia Quispe. mehr Frauen zur Mitarbeit und es gelang ihr, Unterstützung in der Region zu erhalten. So hat Kantutitas ein Waisenhaus Malla in Zahlen gebaut und führt es unter der Oberaufsicht der Gemeindebehörde von Malla. Die Gemeinde Malla hat 4000 EinwohnerInnen, die in 19 Dörfern auf Aktivistin berät Bürgermeister einer Fläche von 320 km2 leben. «Wir bilden uns laufend weiter, während Haupterwerbszweige sind die Landdie Gemeindebehörden periodisch wechwirtschaft, der Kleinhandel und der seln», erklärt Celia Quispe die Rolle der Zinnabbau. Es gibt kaum formale ArGemeindeaktivistInnen. «Zu Beginn wisbeitsmöglichkeiten. Die meisten Mensen die Bürgermeister nicht, wie sie die schen arbeiten auf eigene Rechnung Amtsgeschäfte führen sollen, und sind in den Minen, führen kleine Läden auf unsere Unterstützung angewiesen.» oder versorgen sich selbst durch Dennoch sind diese nicht immer dankbar, Landwirtschaft. Das Durchschnittseinsondern sehen angesichts ihrer eigenen kommen beträgt 150 bis 200 Franken. Unwissenheit die Erfahrung der Freiwilli-


An Ihrem Arbeitsplatz gibt es noch keinen fair gehandelten Kaffee? Das können Sie jetzt ändern: www.solidar.ch/fairtrade

Liebe Geschäftsleitung erer Kantine – im Gegensatz zu Mir ist aufgefalle n, dass es in uns fair – bed auerlic herwe ise noc h keinen vielen and ere n Firmenkantine n de- Kaf fee ist jed och nic ht teurer geh and elte n Kaf fee gibt. Fairtra sch me ckt genauso gut. als herkömmlicher Kaf fee und and elte m Kaf fee können wir die Mit der Verwe nd ung von fair geh sie stoppen und dafür sorgen, dass Ausbeutung von Kaf fee bäuerlnnen and elt werde n. gerecht entlöh nt und korrek t beh h sich dafür einzusetzen, dass auc Sie, e nd eite arb Mit wir en bitt b Deshal d. geh and elter Kaf fee angeboten wir in unserer Kantine nur noc h fair Vielen Dan k für lhr Engage me nt. Fre und lich e Grüsse Marianne Bänziger


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.