Solidarität 4/12

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Ausgabe November 4/2012

thema Arbeiterinnen weltweit schweiz Initiative gegen Nahrungsmittelspekulation

Das Magazin von


2 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Vor gut zwei Monaten habe ich unbändig neugierig und hoch motiviert die Geschäftsleitung von Solidar Suisse übernommen. Die Neugier ist seither nicht geringer geworden: Jeden Tag vertiefe ich meine Kenntnisse der Solidar-Projekte, lerne Schlüsselpersonen und Netzwerke kennen und lasse nach und nach in meinem Kopf Skizzen entstehen, wo und wie sich Solidar in fünf und in zehn Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit posi­tionieren soll. Und meine ungebremste Motivation wird täglich neu genährt von einer durch und durch sinnhaften Arbeit und einem engagierten Team.

ben wird – verfolgen wir eine Leuchtturm-Philosophie: Unser Kampf für Menschenwürde soll auf andere Länder übertragbar sein und über unser Netzwerk mit asiatischen Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft die vorhandenen Strukturen stärken. In diesen ersten Monaten ist mir aber auch zunehmend klar geworden, dass der Wechsel von der Zürcher Stadträtin und Vorsteherin des Polizei­departements zur Geschäftsleiterin von Solidar Suisse weniger gross ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. So wie ich mich in einem umfassenden Sinn während zwölf Jahren für die Sicherheit der Zürcher BevölkeDie Themenvielfalt, in die unsere Schwerrung verantwortlich fühlte, geht es nun um punkte faire Arbeit und Partizipation einglobale Existenzsicherung und damit Esther Maurer gebettet sind, ist enorm – und die globaebenfalls um die Sicherheit der Menschen Geschäftsleiterin Solidar Suisse len Entwicklungen, die sie bedrohen, sind in Entwicklungs- und Schwellenländern. es auch. Wenn wir beispielsweise zurzeit Ob Wiederaufbau in Sri Lanka oder faire unser Engagement in China ausbauen, so bedeutet dies nicht Löhne für südafrikanische StadionarbeiterInnen, ob Sicherheit nur, dass wir auf einem Terrain aktiv werden, wo Arbeitsrechte durch Arbeit und stabile Nahrungsmittelpreise, ob Schutz vor und Menschenwürde von wirtschaftlichen Interessen und Ge- Korruption oder einem mörderischen Regime wie in Syrien, es winnoptimierungsstrategien plattgewalzt werden. Es bedeutet geht immer um dasselbe: Ohne Sicherheit fehlen Zukunftsper­ auch, dass wir gerade jetzt den Menschen unsere Unterstüt- spektiven – für die Gemeinschaft wie für jedes Individuum. zung bieten müssen, damit sie ihre Rechte einfordern und sich erfolgreich dagegen wehren können, Opfer des Booms zu sein. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, danke ich für Ihre UnterstütDenn ArbeiterInnen sollen an einer nachhaltigen Wirtschafts- zung und freue mich, wenn sie ein wohlwollendes, aber auch entwicklung teilhaben. Und auch wenn unser Engagement kritisches Auge auf unsere Arbeit haben. noch punktuell ist – und es angesichts der Grösse Chinas blei- Esther Maurer

Medienschau

2.10.2012 Spekulation verbieten (…) Schweizer Unternehmen sollen die Finger von der Spekulation mit Nahrungsmitteln lassen. Die Juso und mehrere Hilfswerke präsentierten gestern in Bern ihre Volksinitiative mit diesem Ziel. (…) Erwirken will die Initiative ein Verbot von Investments in Finanzinstrumente, die sich auf Agrarrohstoffe und Nahrungsmittel beziehen. Das Verbot würde für Schweizer Finanzakteure wie Banken,

Händler, Versicherungen, Fonds oder Vermögensverwalter, aber auch deren ausländische Ableger gelten. (…) Auch wenn die Finanzbranche das Gegenteil behaupte, sei Spekulation einer der wichtigen Faktoren für Preisanstiege bei Nahrungsmitteln, sagte Esther Maurer, Geschäftsführerin von Solidar Suisse. In den letzten Jahren stieg der Anteil der Spekulanten im Nahrungsmittelhandel laut Maurer auf rund 80 Prozent  (…)

27.9.2012 China-Granit wird Politikum Chinesischer Granit bei der ZentralbahnHaltestelle auf der Allmend führt zu Kritik. Nun will die SP politisch aktiv werden. (…) Beim Bau wurden Granitplatten aus China verlegt, die nicht zertifiziert sind. Ohne Zertifikat sei das Risiko sehr gross, dass die chinesischen Arbeiter beim Abbau und bei der Verarbeitung des Granits ausgebeutet werden, wie Christian Engeli von Solidar Suisse erklärt  (…)


3 THEMA Arbeiterinnen rund um den Globus 4 Djénéba Camara führt in Burkina Faso eine eigene Schneiderei

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Was bringt die WM den Arbeiterinnen? Eine südafrikanische Stadion­ arbeiterin und eine brasilianische Strassenhändlerin erzählen 8 Corinne Hagger wehrt sich gegen die Massenentlassungen bei Merck Serono in Genf 10 Thedevas Dushyanthi hat sich im Norden Sri Lankas wieder eine Existenz aufgebaut

THEMA 11

Unter welchen Bedingungen arbeiten Frauen und wofür kämpfen sie? Sechs Porträts von Frauen aus Sri Lanka, Burkina Faso, Südafrika, der Schweiz, Brasilien und Serbien.

STANDPUNKT Jean Ziegler: Wegen der Nahrungsmittelspekulation verhungert alle fünf Sekunden ein Kind 7 aktuell Solidar leistet humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge im Libanon 13

STANDPUNKT

PINGPONG

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Der Nahrungsspekulant ist ein Tigerhai: Jean Ziegler zu den verheerenden Auswirkungen der Nahrungsmittelspekulation.

KULTURell Neue Studie zu Hausangestellten ohne geregelten Aufenthaltsstatus in der Schweiz 15

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NETZWERK News aus den SAH-Vereinen 16 EINBLICK Bojana Bijelovic setzt sich gegen die Jugendarbeitslosigkeit und für internationalen Austausch ein 18

kulturell

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«Wisch und Weg – SansPapiers-Hausarbeiterinnen zwischen Prekarität und Selbstbestimmung»

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AKTUELL

Solidar verteilt Nahrungsmittel für syrische Flüchtlinge im Libanon und unterstützt die freiwilligen HelferInnen, die enormen Herausforderungen zu bewältigen.

IMPRESSUM Herausgeber: Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: kontakt@solidar.ch, www.solidar.ch, Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks Solidar Redaktion: Katja Schurter, Rosanna Clarelli, Christian Engeli, Alexandre Mariéthoz, Samira Marty, Cyrill Rogger

Layout: Binkert Partner, www.binkertpartner.ch / Spinas Civil Voices Übersetzungen: Irene Bisang, Daniel Süri, Milena Hrdina, Jean-François Zurbriggen Korrektorat: Jeannine Horni, Carol Le Courtois Druck und Versand: Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 Schaffhausen Erscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000

Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 50.–, Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr). Gedruckt auf umweltfreundlichem Recycling-Papier. Titelbild: Djénéba Camara hat ihren Traum von der eigenen Schneiderei verwirklicht. Foto: Lukas Frohofer. Rückseite: Unterstützen Sie unsere weltweiten Entwicklungs­ programme mit dem Kauf einer Solidar-Geschenkkarte.


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arb 


THEMA

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eiterinnen weltweiT Solidar engagiert sich weltweit für faire Arbeit. Das ist bitter nötig, denn eineinhalb Milliarden Menschen arbeiten unter prekären Bedingungen und über 30 Prozent aller Beschäftigten verdienen weniger als zwei US-Dollar im Tag. Und wie sieht die spezifische Situation von Arbeiterinnen aus? Unter welchen Bedingungen arbeiten Frauen, wofür kämpfen sie? Was verbindet die Schweizer Wissenschaftlerin mit der sri-lankischen Reisbäuerin? In sechs Porträts möchten wir ihnen einen kleinen Einblick in das Leben ganz unterschiedlicher Frauen in Burkina Faso, Sri Lanka, Serbien, der Schweiz, Brasilien und Südafrika geben. Foto: Birgit Ruprecht


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Den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt: Djénéba Camara vor ihrer eigenen Boutique.

Auch Djénéba Camara hat ihr Schneiderinnendiplom dank der Ausbildung bei Fawe erworben. Danach arbeitete sie drei Jahre als Angestellte in einem Schneider­ atelier, bis sie sich ihren Traum von der eigenen Boutique erfüllen konnte.

Mit einer Nadel Fuss fassen

In Burkina Faso geht die Schneiderin Djénéba Camara trotz finanzieller Engpässe ihren eigenen Weg. Text und Foto: Lukas Frohofer, Solidar Suisse

Ich besuche Djénéba Camara an einem heissen Donnerstagnachmittag in BoboDioulasso, einer Stadt im Westen Burkina Fasos. Die junge Schneiderin sitzt zusammen mit ihrem Angestellten Moussa Traoré an der Nähmaschine. Die Kundschaft in ihrer Boutique «Nabou Couture» ist durchmischt: Männer und Frauen jeglichen Alters betreten den in Gelb und Pink gehaltenen Laden – die meisten StammkundInnen. Die beste Werbung für ihre Schneiderkunst trägt Djénéba Camara am eigenen Körper: Ihr gelb-braunes Kleid hat sie selbst entworfen und genäht, wie sie stolz erklärt.

Solidar bietet Perspektiven Seit elf Jahren unterstützt Solidar Suisse in Burkina Faso die Frauenorganisation Fawe (Forum of African Women Educationalists). Fawe ermöglicht Frauen, die über keine oder mangelnde Schulbildung verfügen, eine Berufsausbildung. Das Lehrangebot erstreckt sich von Schneiderei über Stofffärben bis hin zu Automechanik oder Elektrik. Die Ausbildung soll den jungen Frauen den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern – bei einer nationalen Arbeitslosenquote von etwa 75 Prozent keine einfache Aufgabe.

Schneider als Männerberuf Djénéba Camara öffnet seit fünf Jahren jeden Morgen früh ihre Boutique und arbeitet täglich bis zu elf Stunden. Das Eingangsschild fehlt zwar noch, dafür hat sich im Innern in den letzten Jahre einiges getan: Für den Einstieg in die Selbständigkeit hat sie von Solidar Suisse eine Nähmaschine erhalten. Seit der Eröffnung hat sie sich nicht nur eine weitere Maschine und Mobiliar zugelegt, sie hat auch zwei Angestellte, die ihr bei Bedarf aushelfen, sowie einen Praktikanten einstellen können. Die Schneiderei ist in Burkina Faso kein Frauenberuf, sondern traditionell Männersache. Inzwischen gleicht sich das Verhältnis zwischen Schneidern und Schneiderinnen jedoch langsam aus. Djénéba Camaras Angestellter Moussa Traoré hat kein Problem damit, eine Frau als Chefin zu haben: «Es kommt auch mit einem männlichen Vorgesetzen vor, dass man sich nicht immer einig ist oder mal dicke Luft herrscht», meint er. Täglicher Kampf um die Existenz Djénéba Camaras Handwerk ist zwar gefragt, dennoch schafft sie es nicht jeden Monat, die 30 Franken für Miete und Strom für ihren kleinen Laden aufzubringen. Es bleibt ihr daher nichts anderes übrig, als zusätzlich einem Nebenjob nachzugehen. Ihren gewagten Schritt in die Selbständigkeit bereut sie trotz aller Schwierigkeiten nicht: «Ich liebe meinen Beruf, und das motiviert mich weiterzumachen». www.solidar.ch/fawe


standpunkt 7

Nahrungsmittelspekulanten sind Tigerhaie Für ihre Profite gehen Nahrungsmittel­ spekulantInnen über Leichen. Eine Initiative will die Nahrungsmittelspekulation stoppen. Text: Jean Ziegler, Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung

Der Tigerhai ist ein riesiges Tier aus der Familie der Requiemhaie, extrem ge­ frässigen Karnivoren. Diese Bestie mit grossen Zähnen und schwarzen Augen gehört zu den gefürchtetsten BewohnerInnen des Planeten. Er ist in allen gemässigten und tropischen Meeren zu Hause und fischt gern im Trüben. Mit seinen mächtigen Kiefern kann er einen Druck von mehreren Tonnen pro Quadratzentimeter erzeugen. Um seinem Organismus genügend Stoff zuzuführen, ist er ununterbrochen in Bewegung. Der Tigerhai ist in der Lage, einen in 4  600  000 Litern Wasser aufgelösten Tropfen Blut aufzuspüren. Der Nahrungsmittelspekulant, der an der Börse für Agrarrohstoffe in Chicago handelt, weist grosse Ähnlichkeit mit der Beschreibung des Tigerhais auf. Wie dieser

Genf ist das Weltzentrum der Nahrungs­ mittelspekulation. ist er fähig, seine Opfer über viele Kilometer zu entdecken und sie im Handumdrehen zu vernichten. Und das, um seine Gefrässigkeit zu befriedigen, soll heissen, seine unersättliche Profitsucht.

Die Marktgesetze sorgen dafür, dass nur die zahlungsfähige Nachfrage erfüllt wird. Vorsätzlich lassen diese Gesetze ausser Acht, dass die Ernährung ein Menschenrecht, ein Recht für alle, ist. Der Trader, der mit Grundnahrungsmitteln spekuliert, ist an allen Fronten tätig und verschlingt alles, was ihm irgendetwas einbringen kann: Vor allem spielt er mit Boden, Betriebsmitteln, Saatgut, Dünger, Krediten und Lebensmitteln. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind Die Weltmarktpreise für Reis, Weizen und Mais explodieren. Der Preis für Mais ist in den letzten 12 Monaten um 63 Prozent, für Reis um 38,2 Prozent gestiegen. Der Weizenpreis hat sich verdoppelt. Die SpekulantInnen hingegen machen astronomische Profite. In den Kanisterstädten der Welt, wo laut Weltbank 1,2 Milliarden extrem arme Menschen leben, können die Eltern nicht mehr genug Nahrung kaufen. Ihre Kinder verhungern. Laut der FAO verhungert alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren. Eine Milliarde der weltweit sieben Milliarden Menschen sind permanent schwerstens unterernährt.

Die Schweiz und insbesondere Genf ist heute wegen der horrenden Steuerprivilegien das Weltzentrum der Rohstoff- (vor allem Nahrungsmittel-)SpekulantInnen. Unterstützen Sie die Juso-Initiative Die Schweizer JungsozialistInnen (Juso) haben Anfang Oktober begonnen, Unterschriften für ihre Volksinitiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln» zu sammeln. Die Initiative will Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel in der Schweiz verbieten und dieses Verbot in die Bundesverfassung aufnehmen. Die Börsen-SpekulantInnen spielen mit dem Leben von Millionen Menschen. Die vollständige und sofortige Abschaffung der Spekulation auf Lebensmittel ist eine Forderung der Vernunft. Aus diesem Grund bitte ich Sie, gemeinsam mit Solidar Suisse die Juso Schweiz bei dieser lebenswichtigen Initiative zu unterstützen. www.solidar.ch/news

Wir lassen sie verhungern Jean Zieglers neues Buch «Wir lassen sie verhungern – die Massenvernichtung in der dritten Welt» ist im September 2012 im C. Bertelsmann Verlag erschienen.


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8 thema In Soccer City verdiente ich 12 Rand pro Stunde, nach einem Streik wurden die Löhne erhöht und ich hatte 15 Rand Stundenlohn – das heisst etwa 2200 im Monat (ca. 255 Franken). Nach Fertigstellung des Stadions übernahm das Unternehmen eine Baustelle im Ausland. Die Männer nahmen sie mit, die Frauen entliessen sie – mit der Begründung, es habe in den Unterkünften keinen Platz für Frauen. Aber sie waren bereits in Südafrika zurückhaltend bei der Beschäftigung von Frauen auf der Baustelle.

Zwei Jahre arbeitete Portia Mhkize auf der Baustelle von Soccer City. Dann wurde sie entlassen.

Wie Arbeiterinnen (nicht) von der WM profitieren Portia Mhkize hat für die Fussball-WM 2010 in Südafrika das grösste Stadion Afrikas mitgebaut. Heute ist sie wieder arbeitslos. Interview: Katja Schurter, Fotos: Joachim Merz und Emilio Pedrina Wie geht es Ihnen zwei Jahre nach der WM? Portia Mhkize: Ich bin inzwischen entlassen worden und versuche, meinen Lebensunterhalt mit Recycling zu decken. Ich sammle Flaschen, zerschlage sie und verkaufe die Glasscherben. Damit verdiene ich 400 bis 500 Rand pro Monat (45 bis 55 Franken). Für meine drei Töchter von 18, 15 und 6 Jahren bekomme ich etwa 500 Rand staatliche Unterstützung. Ich habe also nur noch halb so viel Einkommen wie während meiner Arbeit auf der Baustelle von Soccer City. Es ist sehr schwierig, damit durchzukommen. Meine älteste Tochter würde sich gerne an der

Universität einschreiben, doch die 400 Rand Gebühr dafür kann ich mir nicht leisten.

Und wie erging es Ihren Kolleginnen und Kollegen? Genau wie mir. Die Männer gingen zum Teil mit ins Ausland, die Frauen wurden alle entlassen. Es war sehr hart. Unterschieden sich die Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer? Häufig wurden die Maschinen von Männern betrieben. Deshalb brauchten sie mehr Männer als Frauen. Ich weiss nicht, ob wir den gleichen Lohn erhielten. Konnten Sie bei Ihrer Arbeit auf der Stadionbaustelle neue Fähigkeiten erwerben? Ja, ich habe Diplome als Bauarbeiterin oder für die Bedienung von Maschinen erhalten. Doch die Unternehmen akzeptieren die Diplome nicht. Sie stellen nur unter 35-Jährige ein – und häufig keine Frauen. Bei mir ist vor allem das Alter der Grund, dass ich keine Arbeit bekomme. Ich bin 37.

Wie lange haben Sie in «Ich bin stolz, Soccer City Soccer City gearbeitet? gebaut zu haben.» Gut zwei Jahre. Zuerst war ich einfache Arbeiterin, dann war ich nach einer Weiterbildung von Das heisst, die WM hat Ihre Situation Seiten der Baugewerkschaft NUM für nicht verbessert? die Arbeitssicherheit zuständig: Ich kon­ Nein, aber es war schön, sie in Südafrika trollierte vor Arbeitsbeginn die Baustelle zu haben. Die Leute kamen von überall und behielt während der Arbeitszeit im her, um unser Soccer City zu sehen. Eine Auge, dass die Schutzmassnahmen ein- Zeit lang hatten wir einen Job. Ich bin gehalten wurden. Denn es war eine sehr stolz, Soccer City gebaut zu haben. www.solidar.ch/anstoss gefährliche Arbeit.


THEMA 9 Maria de Lourdes (vorne) setzt sich gegen die Vertreibung von StrassenverkäuferInnen im Vorfeld der Fussball-WM 2014 in Brasilien ein.

«Wir fordern das Recht auf Arbeit» In Rio de Janeiro kämpfen StrassenhändlerInnen um die Anerkennung ihrer Arbeit und gegen die zunehmende Repression. Text und Fotos: Nora Wintour, StreetNet International

Maria de Lourdes lebt mit ihrem Mann und zwei ihrer Kinder im Alter von 9 und 17 Jahren am Rand von Rio de Janeiro. Ihr ältester Sohn ist von zuhause ausgezogen und hilft ihr tagsüber bei der Arbeit im Zentrum Rios. Dort verkauft sie

PolizistInnen begnügen sich nicht mit dem Vertreiben der StrassenhändlerInnen: Verbale und physische Gewalt sind an der Tagesordnung. Gerade bei internationalen Grossanlässen wie der Fussball-WM oder der Olympiade häufen sich die Repressalien gegen StrassenhändlerInnen. «Wir werden wie Kriminelle Seit 2009 können sie sich offiziell registrieren lassen, um behandelt.» eine Bewilligung zu erhalten. Die Anzahl Bewilligungen inihre selbst gemachten Gürtel seit acht nerhalb der Stadt ist aber begrenzt. Monaten an einem legalen Marktstand: Kriterien dafür wurden bisher nicht veröf«Jetzt fühle ich mich sicherer, und die Po- fentlicht, und die Mehrheit der langjährigen informellen StrassenhändlerInnen lizei bedroht mich nicht mehr.» 15 Jahre lang hat sie als informelle Stras- ging leer aus, was in einer Kriminalisiesenhändlerin ihre Waren auf einem klei- rung ihrer Arbeit resultierte. Wenn ihre nen Einkaufswagen ohne Bewilligung Ware konfisziert wird, verlieren sie auf eiverkauft – immer auf der Hut, nicht ins nen Schlag ihre Lebensgrundlage. Visier der Polizei zu geraten. Recht auf Arbeit Die Vereinigung der StrassenhändlerInVerlust der Lebensgrundlage Wäre Maria de Lourdes bei ihrer illegalen nen (MUCA) setzt sich für ihre faire BeVerkaufstätigkeit von der Polizei erwischt handlung ein. In einem offenen Brief an worden, wäre sie vertrieben und ihre den Bürgermeister von Rio de Janeiro Ware konfisziert worden. Doch manche hat sie ihre Anliegen formuliert, um

öffentlichen Druck zu erzeugen: «Wir werden wie Kriminelle behandelt, wenn wir Überlebensstrategien suchen in einer Stadt, die nur für 60 Prozent der Bevölkerung eine Arbeitsstelle bieten kann. Wir sind ehrliche und anständige ArbeiterInnen und verlangen das Recht auf Arbeit und Selbstorganisation.» Widerstand gegen Repression Maria de Lourdes engagiert sich aktiv bei MUCA: «Wir treffen uns einmal pro Monat, um mit anderen Verbänden ein kommunales Netzwerk aufzubauen mit dem Ziel, gemeinsam gegen Repression und Ungerechtigkeiten vorzugehen.» Doch sie möchte sich auch beruflich gegen die aktuellen Verschärfungen einsetzen: Nach der Tagesarbeit auf dem Markt besucht sie einen vierstündigen Abendkurs, um ihren Mittelschulabschluss nachzuholen. «Ich bin im letzten Jahr. Nachher will ich Rechtswissenschaften studieren und An­wältin werden, um die Rechte von StrassenhändlerInnen zu verteidigen.» www.solidar.ch/fairewm


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Die Massenentlassungen haben Corinne Hagger motiviert, sich aktiv im Arbeitskampf zu engagieren.

Massenentlassung

2011 machte Merck Serono 12 Milliarden Franken Gewinn. Trotzdem wird der Genfer Standort geschlossen. Text: Alexandre Mariéthoz, Foto: Robert Hofer

«Am 24. April 2012, als der CEO von Merck Serono nach Genf kam, goss es in Strömen. Erst lobte er den Erfolg und In-

überflüssig geworden, weil meine Arbeit woanders kostengünstiger erledigt wird.»

Eine andere Welt Corinne Hagger erinnert sich «Ich bin überflüssig, gut an die Tage nach der Beweil meine Arbeit woanders kanntgabe der Schliessung. «Die Beschäftigten waren kostengünstiger ist.» wie betäubt. Dieser Zustand dauerte an, bis sich die Unia novationsgeist des Unternehmens in den einschaltete. Wir waren erst etwas erhöchsten Tönen, dann gab er bekannt, staunt: Bis dahin gehörten die Gewerkdass die Niederlassung in Genf ge- schaften für uns zu einer anderen Welt.» schlossen werde. Die Leute waren scho- Die beiden Welten kamen sich jedoch ckiert. Viele weinten», erzählt Corinne rasch näher. «Bereits eine Woche später Hagger. Die 1500 MitarbeiterInnen wur- organisierte die Unia die erste Versammden informiert, dass sie ihren Arbeitsplatz lung, an der 300 Personen teilnahmen. bis Ende Jahr verlieren würden. So auch Die GewerkschafterInnen bewiesen daCorinne Hagger. Die 56-jährige Wissen- bei viel Menschlichkeit und erläuterten schaftlerin ist seit 2006 bei Merck Sero- klar, was die Unia für uns tun konnte. Die no mit der Erforschung neurodegenerati- Professionalität der Gewerkschaft hat ver Krankheiten beschäftigt: «Nun bin ich uns tief beeindruckt.»

Hart erkämpfte Zugeständnisse Ihre KollegInnen drängten Corinne Hagger, sich als Personalvertreterin zu engagieren. «Damit begann für mich ein spannendes Abenteuer, bei dem ich mit MitarbeiterInnen in Kontakt kam, die ich zuvor kaum kannte.» Das Personal von Merck Serono organisierte mehrere Demonstrationen und sammelte 15 000 Unterschriften für eine Petition. Doch die Firmenleitung verweigerte jegliche Verhandlung. Deshalb traten die Beschäftigten am 12. Juni in einen Streik. Am 28. Juni verpflichtete die Genfer Kammer für kollektive Arbeitsbeziehungen, die sich auf Antrag des Genfer Regierungsrates eingeschaltet hatte, die Konzernleitung zur Aufnahme von Verhandlungen über einen Sozialplan. Dabei musste jedes Zugeständnis hart erkämpft werden. Schliesslich stimmte die Personalversammlung am 9. August einer Abschlussvereinbarung zu. «Wir zogen es vor, die Vereinbarung zu akzeptieren statt das Risiko einzugehen, alles zu verlieren.» Der ausgehandelte Sozialplan enthält Verbesserungen wie eine Senkung des Frühpensionierungsalters oder die Zusage von Merck Serono, die Einrichtung eines Instituts für Biotechnologie in Genf zu unterstützen, wodurch möglicherweise 300 Arbeitsstellen erhalten bleiben. Der Kampf geht weiter Corinne Hagger ist noch heute empört über das Verhalten des Konzerns: «Seit dem 24. April spricht Merck Serono nur noch über Geld. Ich habe das Wort ‚Patient’ nie mehr gehört.» Doch sie ist froh, dass sie an dieser Mobilisierung mitwirken konnte. Und der Kampf geht weiter: «Die Personalversammlung hat beschlossen, sich für eine Mobilisierung auf nationaler Ebene einzusetzen und für einen echten Schutz vor Massenentlassungen zu kämpfen.»


THEMA 11 Trotz des Verlustes ihrer Füsse schafft es Thedevas Dushyanthi, ihren Lebensunterhalt als Reisbäuerin zu bestreiten.

eine neue existenz

Thedevas Dushyanthi ist nach Ende des Krieges in Sri Lanka in ihr Dorf zurückgekehrt und baut nun Reis an. Text: Christian Gemperli, Solidar Suisse, Foto: Solidar

Die 22-Jährige Thedevas Dushyanthi sitzt vor einem Berg getrocknetem Reis im Dorf Othiyamali, etwa 100 Kilometer südlich von Jaffna. Sie wurde im Alter von 18 Jahren von den Tamil Tigers (LTTE) zwangsrekrutiert, die im Bürgerkrieg für die Unabhängigkeit der TamilInnen kämpften. Bei einem Beschuss in Jaffna verlor sie ihr linkes Bein und ihren rechten Fuss und wurde zehn Monate

sie dank der Unterstützung von Solidar selbständige Reisbäuerin. Sie ist für 1,5 Hektaren Land verantwortlich, die sie von ihren Eltern geerbt hat. Mit ihrem Einkommen sichert sie den Lebensunterhalt für sich und ihren 17-jährigen Bruder.

Neue Lebensgrundlage schaffen Solidar leistet Soforthilfe für Kriegsvertriebene, die in ihre Dörfer zurückgekehrt sind. Nach «Es ist wichtig, neue Techni- einer Einführung erstellen RückkehrerInnen einen ken zu erlernen, um bessere die Business-Plan für ein eigeErträge zu erzielen.» nes Geschäft und erhalten einen Startbeitrag. Seit ihrer lang von den Sicherheitskräften der Re- Rückkehr im Jahr 2010 ist Thedevas Dushyanthi Mitglied des Frauenvereins gierung gefangen gehalten. Heute steht Thedevas Dushyanthi wie- und der BäuerInnenvereinigung in ihrem der auf eigenen Beinen. Einerseits mit- Dorf. Diese haben sie im Gebrauch von hilfe von Prothesen, und andererseits ist Spritzmaschinen, der Leitung und Durch-

führung von Projekten und in Buchhaltung weitergebildet. «Die Landwirtschaft ist unsere traditionelle Existenzgrundlage, deshalb ist es wichtig, neue Techniken zu erlernen, um bessere Erträge zu erzielen und unsere Ausgaben möglichst tief zu halten», erläutert sie. Gleichberechtigung als Ziel In den Weiterbildungen war auch Gleichberechtigung ein Thema. Obwohl Frauen und Männer gleich viel arbeiten, sind die Löhne für Männer höher. Hinzu kommt, dass die Frauen zwar an den Gemeindeversammlungen mitdiskutieren können – die wichtigen Entscheidungen werden aber meist von Männern gefällt. Mit ihrem jetzigen Leben ist Thedevas Dushyanthi zufrieden: «Ich habe einen Computerkurs in Jaffna besucht, aber ich möchte weiterhin auf dem Feld arbeiten. Damit kann ich die Ausbildung meines jüngeren Bruders unterstützen.»

Ihre Spende wirkt Dank Ihrer Spende von 50 Franken kann eine zurückgekehrte Familie mit Saatgut und Werkzeug ausgestattet werden, um einen Gemüsegarten für ihren Eigenkonsum anzulegen und eine Man­gelernährung der Kinder zu vermeiden. www.solidar.ch/fluechtlinge


12 PINGPONG Solidar-Rebus Spielregeln Wenn Sie die Bilder benennen und die neben den Bildern angegebenen Buchstaben streichen bzw. austauschen, ergibt sich das Lösungswort. 1. Preis Eine wattierte ePad-Hülle aus recycelten Velopneus und Jeans. 2. und 3. Preis Je ein USB-Stick mit 4 GB. Der 1. Preis wird von der Werkstatt SeMo des SAH Waadt und der 2. und 3. Preis vom SAH Zentralschweiz gestiftet.

Einsendeschluss ist der 20. Dezember 2012. Die Namen der GewinnerInnen werden in der Solidarität 1/2013 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar Suisse.

Schicken Sie das Lösungswort mit dem beiliegenden vorfrankierten Antwort-Talon, einer Postkarte oder per E-Mail an kontakt@solidar.ch, Betreff: «Rätsel». Jede richtige Lösung nimmt an der Verlosung teil.

Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 3/2012 lautete «Labour Radio». Die GewinnerInnen sind ausgelost: Katharina Oetiker-Tanner aus Zürich, Laurence Corbaz aus Pully und Christian Zaugg aus Obermumpf haben je ein handgewobenes Tuch aus Burkina Faso gewonnen. Wir danken den Mitspielenden für ihre Teilnahme und unserer burkinischen Partnerorganisation Association pour le Développement du Département d’Ipelcé für die gestifteten Preise.

ein testament ändern

Es gibt immer wieder Gründe, ein Testament anzupassen: Neue Begünstigte werden aufgenommen, alte gestrichen, die einen sollen mehr, die anderen weniger erhalten. Das ist ganz leicht – wenn einige Regeln beachtet werden. Zum Beispiel, dass beim handschriftlichen Testament jede Änderung mit vollständigem Namen und Erstelldatum zu unterzeichnen ist. Im Merkblatt «Ein Testament ändern» finden Sie alle nötigen Informationen dazu. Sie können es mit dem beigelegten Service-Talon bestellen oder direkt bei Christof Hotz, Telefon 044 444 19 45, christof.hotz@solidar.ch


aktuell 13

Humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge Solidar Suisse unterstützt syrische Flüchtlinge im Libanon. Denn die Not ist gross. Text: Christian Engeli, Foto: Henriette Eppenberger Der Bürgerkrieg in Syrien hat seit März 2011 etwa 20 000 Todesopfer gefordert. Laut Uno befinden sich eineinhalb Millionen Menschen auf der Flucht. 300 000 haben die Grenzen zu den Nachbarstaaten Jordanien, Irak, Türkei und dem Libanon überquert. Hier spitzt sich die Situation in den Flüchtlingslagern zu. Das UNHCR geht von 80 000 syrischen Flüchtlingen im Libanon aus, die in angemieteten Zimmern in palästinensischen Flüchtlingslagern, in Garagen, illegalen Zeltcamps oder Moscheen leben. «Pro Raum sind bis zu 15 Personen untergebracht, die fast schon in Schichten schlafen und essen», berichtete die SolidarMitarbeiterin Henriette Eppenberger, die Mitte Oktober vor Ort die Bedürfnisse für Nothilfe abklärte. «Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder und Jugend-

liche, auch viele Babys. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Neugeborene gesehen wie in den letzten Tagen.» Prekäre Bedingungen Die Bedingungen der Flüchtlinge im Libanon sind prekär – es fehlt an Nahrung und hygienischer Grundversorgung, insbesondere für Neugeborene und Kleinkinder. Die Solidarität vor Ort ist gross: Viele junge AktivistInnen aus lokalen libanesischen Organisationen leisten Freiwilligenarbeit. Die meisten von ihnen sind dafür aber nicht genügend ausgebildet. Dringend benötigte Hilfe Gemeinsam mit dem norwegischen Partnerhilfswerk Norwegian People’s Aid (NPA) bietet Solidar den Flüchtlingen im Libanon dringend benötigte Hilfe: Le-

bensmittel und Hygieneartikel werden verteilt; hinzu kommen spezielle Hilfspakete für Neugeborene, Frauen und Kinder. Schulkinder sollen mithilfe von gespendetem Material so schnell wie möglich wieder Unterricht erhalten. Zudem werden Freiwillige, die sich um die Flüchtlinge kümmern, weitergebildet, damit sie die hohen Anforderungen ihres Einsatzes bewältigen können.

Ihre Hilfe zählt Die syrischen Flüchtlinge brauchen dringend unsere Unterstützung: Spendenkonto 80-188-1 (Vermerk Nothilfe Syrien) oder online unter: www.solidar.ch/syrien


14 Notizen Neue Existenz für Kriegs­ vertriebene in Sri Lanka Im September hat Solidar Suisse im Norden von Sri Lanka ein neues Projekt zur Unterstützung von Kriegsvertriebenen gestartet. Es hilft 600 kürzlich in ihre Dörfer zurückgekehrten Familien mittels Finanzhilfen und Beratung dabei, sich wieder eine Existenz aufzubauen. Arme Familien bauen gegen Bezahlung die zerstörte Gemeinde­ infrastruktur wieder auf und erhalten so ein dringend benötigtes Einkommen. Gleichzeitig verbessern sie die Lebensbedingungen in der Gemeinde. Ausserdem werden fünf Fischerei-Kooperativen mit Booten ausgestattet und in Organisationsentwicklung geschult. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Roten Kreuz, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und mit Unterstützung der Glückskette durchgeführt. www.solidar.ch/existenz

Faire Beschaffung: Offener Brief ans Parlament Halsabschneider-Löhne für NäherInnen, die Uniformen für den Schweizer Zivilschutz fertigen, Kinderarbeit für unsere Pflastersteine, vergiftete ArbeiterInnen, die unsere Computer montieren: Solidar Suisse fordert gemeinsam mit sieben anderen Hilfswerken, dass die öffentliche Hand beim Einkauf von Gütern endlich auf faire Arbeitsbedingungen achtet. Mit einem offenen Brief forderten die NGOs Mitte September das

Unterstützung der Sozialpartnerschaft in Bulgarien Im Rahmen des schweizerischen Erweiterungsbeitrages lanciert Solidar ge­ mein­sam mit dem bulgarischen Arbeits­ ministerium ein Projekt zur Stärkung der Sozialpartnerschaft. In Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, ArbeitgeberInnen und weiteren interessierten Kreis­en soll

Massaker in Südafrika Post-it-Film Der neuste Clip von Solidar Suisse ist im Internet bereits rund 10 000 Mal auf Deutsch und 4000 Mal auf Französisch angeklickt worden. Im kurzen Spot werden die Grundgedanken der Entwicklungszusammenarbeit von Solidar anhand von zahlreichen Post-it-Zetteln ein­drücklich visualisiert. Wer errät, wie viele Post-its es für den Kurzfilm brauchte, kann den Wettbewerb gewinnen. www.solidar.ch/film

Am 16. August 2012 starben in Marikana 34 ArbeiterInnen im Kugelhagel der Polizei, als diese eine Versammlung streikender MineurInnen des Bergbauunternehmens Lonmin brutal auflöste. Weitere 78 wurden verletzt. Die ArbeiterInnen hatten eine massive Lohnerhöhung von 4000 auf 12 500 Rand (ca. 1400 Franken) gefordert. Eine Untersuchungskommission soll das Massaker von Marikana aufklären. Es ist das schlimmste Blutvergiessen seit dem Ende der Apartheid 1994.

Parlament auf, in der anstehenden Revision des Bundesgesetzes für öffentliche Beschaffung griffige Regelungen einzubauen. Damit könnten längst überfällige Sozial- und Nachhaltigkeitskriterien gesetzlich verankert werden. Zum Beispiel die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), wie es Solidar Suisse mit seiner Kam­ pagne «Keine Ausbeutung mit unseren Steuergeldern» bereits seit fünf Jahren fordert. www.solidar.ch/kehrseite die Verantwortung von Unternehmen gesteigert, die Lösung von Arbeitskonflikten gefördert und die Arbeitssicherheit verbessert werden. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt ist im Herbst 2012 gestartet. Solidar unterstützt die bulgarischen Partner bei der Umsetzung und bringt die schweizerische Erfahrung der Sozialpartnerschaft ein.

Der Schweizer Rohstoffgigant Xstrata mit Sitz in Zug hält 25 Prozent der Aktien an Lonmin, dem drittgrössten Platinproduzenten weltweit. Das Management hatte sich lange geweigert, Verhandlungen zu führen. Erst nach dem Massaker kam es zu Gesprächen. Mitte September einigten sich Konzern und Gewerkschaften auf eine 22-prozentige Lohnerhöhung. Nach den Ereignissen von Marikana kam es auch in anderen Bergbauunternehmen Südafrikas zu Streiks. www.solidar.ch/news


kulturell 15

Wisch und Weg Jeder 17. Haushalt im Kanton Zürich beschäftigt eine Hausarbeiterin ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Eine neue Studie schildert ihre prekären Lebensbedingungen. Text: Samira Marty

Wisch und Weg!

Alex Knoll Sarah Schilliger Bea Schwager

Sans-PapiersHausarbeiterinnen zwischen Prekarität und Selbstbestimmung

Illegalisierte HausarbeiterInnen haben keinerlei Sicherheit: Sie können jederzeit ausgeschafft oder entlassen werden.

Sie sind Putzfrauen, Kinderbetreuerinnen und Altenpflegerinnen: Fast ausschliesslich Frauen, leben sie mitten unter uns und erledigen ihre Arbeit unbemerkt hinter Hausmauern, ständig auf der Hut, nicht verhaftet zu werden. Rund 8000 Sans-Papiers verrichten im Kanton Zürich Hausarbeit. Eine im Juli 2012 erschienene Studie (siehe Kasten) zeigt auf, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Sie basiert auf Interviews mit Hausarbeiterinnen und Arbeitgebenden. Nachfrage löst Einwanderung aus Sans-Papiers sind vor allem in Branchen tätig, wo eine grosse Nachfrage besteht,

region hergestellt, die nicht durch SchweizerInnen oder EU- derselben Herkunfts­ Angehörige abgedeckt wird – zum Bei- die bereits in der Schweiz arbeitet. spiel in der Gastronomie, im Bau- und Nach der Migration in die Schweiz geSexgewerbe, in der Landwirtschaft oder winnen diese sozialen Beziehungen eine in Privathaushalten. Diese Versorgungs- (über)lebenswichtige Bedeutung. So lücke wird von MigrantInnen aus Latein- sagt die Putzfrau Clarice Z.: «Es ist sehr amerika, Asien und Osteuropa über- wichtig, Freunde zu haben. Vor allem hier, wo es so kalt ist.» Durch ihre Freundbrückt. Weltweit arbeiten laut Schätzungen der schaften erfahren die Hausarbeiterinnen, Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) welchen Lohn sie verlangen können, und über 100 Millionen Menschen in Privat- entwickeln gemeinsam Strategien zur haushalten, davon ein Grossteil mit ille- Alltagsbewältigung. Der Austausch hilft, galem Aufenthaltsstatus. In der Schweiz ihre Rolle als passive Opfer zu überwingehen die Schätzungen zur Zahl der Sans-Papiers weit «Klar ist es hart. Der Job ist auseinander. Je nach Quelle ja stets das Gleiche.» wird von 70 000 bis 300 000 Personen ausgegangen. den und gegenüber ihren ArbeitgeberInnen selbstbewusster aufzutreten. «Klar Illegal sein heisst rechtlos sein Der Alltag der Hausarbeiterinnen ist von ist es hart. Man ist immer recht kaputt. Ängsten und Unsicherheiten geprägt; Der Job ist ja stets das Gleiche», meint nicht nur aufgrund des Risikos, von der Clarice Z. «Aber Gott sei Dank putze ich Polizei entdeckt und ausgeschafft zu viele Häuser.» werden, sondern auch, weil sie die Arbeitsstelle von heute auf morgen verlieren können. Denn wegen ihres illegalen Aufenthaltsstatus verfügen die Betroffenen über keinerlei Sicherheiten oder ArStudie beitsverträge. Die Gefahr, schwer krank zu werden, ohne eine Krankenversicherung in der Schweiz zu besitzen, ist eben«Wisch und Weg – Sans-Papiersfalls eine grosse Belastung. Hausarbeiterinnen zwischen Prekarität und Selbstbestimmung» von Sarah Soziales Netz als Stütze Schilliger (Universität Basel), Alex Die Arbeitsvermittlung läuft über globale Knoll (Universität Fribourg) und Bea soziale Netzwerke. Der erste Kontakt mit Schwager (Sans-Papiers-Anlaufstelle den Arbeitgebenden in der Schweiz wird Zürich). Seismo Verlag 2012. zum Beispiel durch eine Bekannte aus


16 Netzwerk In dieser Rubrik bieten wir Organisationen aus unseren Netzwerken eine Plattform. In dieser Nummer sind es Neuigkeiten aus den SAH-Regionalvereinen, die in der Schweiz Programme für Erwerbslose und MigrantInnen durchführen. Mit ihnen verbinden uns eine gemeinsame Geschichte und Trägerschaft.

SAH Zürich: neues Angebot für junge Flüchtlinge Das Programm «Anschluss» des SAH Zürich richtet sich an vorläufig Aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge im Alter von 16 bis 25 Jahren mit Wohnsitz im Kanton Zürich. Die TeilnehmerInnen verfügen über keine oder keine in der Schweiz anerkannte Berufsausbildung und sprechen zum Teil wenig Deutsch. «Anschluss» fördert die berufliche Integration der jungen Frauen und Männer mit dem Ziel, eine Lehrstelle zu finden. Sie werden mit Begleitung und Beratung, der Abklärung ihrer Neigungen, Deutschförderung und Nachhilfe in schulischen Bereichen unterstützt.

SAH Zentralschweiz: Zehn Jahre Co-Opera Am 4. September 2012 hat das Programm Migration Co-Opera des SAH Zentralschweiz in Luzern sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Mit Ausstellun-

SAH Wallis: Neues Leben für alte Spielsachen Das SAH Wallis sammelt alte Spielsachen und verhilft ihnen in seinen Werkstätten zu neuem Leben. Die Objekte werden sortiert und repariert, sodass

Frauenpalaver zu Sri Lanka

Befristete Arbeitseinsätze und intensives Bewerbungscoaching bereiten sie praktisch auf das Berufsleben vor. Das Programm wird im Auftrag der kantonalen Fachstelle für Integra­ tionsfragen betrieben. www.sah-zh.ch

gen und Installationen wurden die Angebote und Projekte für Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen präsentiert. Einer der Höhepunkte war der offizielle Jubiläumsanlass mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Sie tauschte sich mit Mitarbeiterinnen und Teilnehmern aus, um sich über die konkrete Integrationsförderung zu informieren: «Ich möchte schliesslich an der Basis erfahren, wo der Schuh drückt», so Sommaruga. Co-Opera unterstützt Flüchtlinge bei der Arbeitssuche, bietet Sprach- und Integrationskurse an und führt verschiedene Veranstaltungen durch. im Rahmen einer Weihnachtsaktion jeweils rund 1000 Spielsachen, die wieder wie neu aussehen, gratis an die Walliser Sozialdienste verteilt werden können. Seit einem Jahr werden die Spielsachen ausserdem in einem Laden wohltätigen Einrichtungen angeboten. Walliser Krippen und Ludotheken kommen auf diese Weise günstig zu Playmobils und Puzzles, die sie sich sonst nicht leisten könnten. www.oseo-vs.ch

«Die Stimme der Stimmlosen im Krieg in Sri Lanka»: Zu diesem Thema leitet die ehemalige sri-lankische Journalistin Rathika Thevakumar am 27. November um 19 Uhr ein Gespräch im Sentitreff an der Baselstrasse 21 in Luzern. Die Veranstaltung steht am Ende der Reihe Frauenpalaver mit dem Titel «Arbeit, Frau und Migration». Die gemeinsam von Schweizerinnen und Migrantinnen organisierte Veranstaltungsreihe des SAH Zentralschweiz strebt einen interkulturellen Austausch zwischen Frauen an, um den gegenseitigen Respekt zu fördern und Vorurteile abzubauen. www.sah-zs.ch

Sportliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit Am 11. Lauf gegen Rassismus nahmen Ende September 255 LäuferInnen teil – doppelt so viele wie letztes Jahr und ein absoluter Rekord. Sie legten insgesamt 1280 km zurück und erliefen den Rekordbetrag von rund 75 000 Franken für Projekte der Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich, des SAH Zürich und der Autonomen Schule Zürich. Neben Prominenz – die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch, die StadträtInnen Gerold Lauber, Daniel Leupi und Claudia Nielsen sowie Nationalrat Balthasar Glättli – waren dieses Jahr auch diverse Teams vertreten: von den Gewerkschaften über Familien bis zu PinkCop, dem Verein der schwulen und lesbischen PolizistInnen der Schweiz. www.laufgegenrassismus.ch


KOLUMNE Hans-Jürg Fehr Präsident Solidar Suisse und SP-Nationalrat

Über den Tod hinaus

20 Jahre SAH Waadt Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die Schweiz von einer Wirtschaftskrise erfasst. Im Kanton Waadt liess die Schliessung mehrerer Fabriken die Arbeitslosenrate in die Höhe schnellen: von einem Prozent Ende der 1980er Jahre auf sieben Prozent im Juli 1993. Das SAH hatte damals soeben eine Informationsstelle in Lausanne eröffnet und wurde angefragt, ob es den zahlreichen Erwerbslosen Unterstützung bieten könne. Am 22. April 1992 wurde die Section Régionale Vaud des SAH gegründet, am 1. Januar 2005 wurde sie zum eigenständigen SAH Waadt. Heute betreibt das SAH Waadt sieben Zentren im ganzen Kanton, die mit dem Arbeitsamt, dem Fürsorge- und Sozial-

amt, dem Jugendamt und der kantonalen IV-Stelle sowie mit über 500 Waadtländer Unternehmen zusammenarbeiten. Das zwanzigjährige Jubiläum wurde mit verschiedenen Anlässen gefeiert. Am 28. und 29. September konnte sich die Bevölkerung an Tagen der offenen Tür über die vielfältigen Programme informieren. An der offiziellen Feier vom 8. November nahmen Pierre-Yves Maillard, Präsident des Waadtländer Staatsrates, Laurent Baillif, Stadtpräsident von Vevey, sowie Toni Erb vom Seco teil. Ausserdem hat das SAH Waadt eine Publikation zu seiner zwanzigjährigen Geschichte herausgegeben und sich einen neuen Webauftritt gegönnt: www.oseo-vd.ch

SAH Bern: Studie zur Inte­g­ration am Arbeitsplatz Integration ist Sache der Betroffenen, des Staates, der Zivilgesellschaft, aber auch und vor allem der Arbeitgebenden. Das zeigt die Studie «Wirtschaft in der Verantwortung», die von der Migrations-Alliance des Kantons Bern, der das SAH Bern angehört, in Auftrag gegeben wurde. Die vielen zugewanderten Fachkräfte bedeuten eine Herausforderung für die Schweizer KMU. Laut Studie ist es unrealistisch, dass der Staat allein die Integration der Angestellten übernimmt. Deshalb müssen die Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen und Inte­

gration am Arbeitsplatz fördern. Von einem solchen Engagement können Schweizer Unternehmen nur profitieren – sei es kulturell oder durch einen Reputationsgewinn, der den Werkplatz Schweiz stärkt. Im Kanton Bern ist der Handlungsbedarf gross. Nur wenige der untersuchten Betriebe verfügen über Integrationskonzepte. Deshalb schildert die Studie positive Beispiele von Berner KMU, die zeigen, wie ausländische Fachkräfte erfolgreich integriert werden können. www.sah-be.ch/aktuell

Ein Hilfswerk wie Solidar Suisse betreibt ein professionelles Fundraising. Wir gehen auf Privatpersonen, Stiftungen, Kantone und Gemeinden zu und ermuntern sie, unsere Entwicklungsprojekte mit einer Spende zu unterstützen. Diese Spenden machen einen erheblichen Teil unserer Einnahmen aus. Sie sind für uns unverzichtbar. Ich danke sehr herzlich dafür, speziell auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der «Solidarität», denn Sie sind eine tragende Säule unserer Mittelbeschaffung. Das Fundraising führt uns aber nicht nur Geld zu, es hilft uns auch, unsere Tätigkeit in Entwicklungsländern der Schweizer Bevölkerung bekannt zu machen und bei ihr zu verankern. Jede Sammelaktion ist auch eine Informationskampagne und soll am praktischen Beispiel zeigen, wie wir Spenden einsetzen. Es gibt Spenderinnen und Spender, die mein Dank nicht mehr erreicht. Sie haben an uns gedacht, bevor sie starben. Sie haben Solidar im Testament als Alleinerbin oder Miterbin ihres kleinen oder grösseren Vermögens bestimmt. Sie haben vor ihrem Tod entschieden, dass ihr soziales Engagement länger dauern soll als ihr Leben. Natürlich waren sie uns vorher schon verbunden. Sie waren Mitglied von Solidar oder gehörten zum grossen Kreis unserer Spenderinnen und Spender. Sie kannten und schätzten unser Engagement. Sie unterstützten es zu Lebzeiten und hatten Vertrauen in uns. Sie wussten, dass ihr Geld bei uns gut aufgehoben ist. Sie haben investiert in Solidarität, die wirkt. Über den Tod hi­ naus.


18

Frischer Wind f端r wandel

Bojana Bijelovic ist mit ihren 29 Jahren eine der j端ngsten aktiven GewerkschafterInnen in Serbien. Sie gibt Vollgas beim Engagement f端r serbische Jugendliche. Text: Samira Marty, Bild: Cyrill Rogger


Einblick 19

Bojana Bijelovic setzt sich dafür ein, dass Jugendliche in Serbien eine Perspektive erhalten und Frauen qualifizierte Arbeit ausüben.

«In der Schweiz ist es idyllischer als auf einer Postkarte», meint Bojana Bijelovic, als ich sie im Juni 2012 in Zürich treffe. Die junge Frau ist mit einer Delegation von VertreterInnen aus Jugendsektionen der serbischen Gewerkschaften für eine Woche in der Schweiz zu Besuch. Hier wollen sie sich mit der Schweizer Gewerkschaftsjugend austauschen und über Zukunftsperspektiven für Serbien diskutieren. Bojana Bijelovic wohnt mit ihrem Ehemann in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Sie ist in der Gewerkschaft Catus einerseits Präsidentin der Jugendsektion und andererseits in der Abteilung Internationale Kontakte tätig (s. Kasten). «Das ist unser Fenster zur Welt», erklärt sie, «ich pflege Kontakte mit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), mit diversen NGOs auf der ganzen Welt und

mit den serbischen Gewerkschaften. Mit Spaziergang in der Natur aus oder kocht der Unterstützung von Solidar Suisse für ihre FreundInnen. setzt sich Catus für die Entwicklung des Viele junge SerbInnen können Arbeit und Sozialdialogs in Serbien ein: Wir fördern Freizeit kaum ausgeglichen gestalten – die Zusammenarbeit von Gewerkschaf- so sie denn eine Stelle haben. Am Arten inner- und ausserhalb Serbiens und beitsplatz sind sie hohen Belastungen ausgesetzt, weil die Arbeitgebenden webauen so ein stabiles Netzwerk auf.» Ausserdem strebt Catus die Stärkung gen der hohen Arbeitslosigkeit den Einder Jugendsektionen an, um eine allmähliche Verjüngung der Gewerkschaftsmitglieder «Meine Arbeit öffnet zu erreichen. Denn Bojana der Gewerkschaft ein Bijelovic ist mit ihren 29 JahFenster zur Welt.» ren eher eine Ausnahme: «Die Leute sind immer positiv überrascht, wenn sie mich als Vertreterin druck haben, sie könnten ruckzuck eine von Catus kennen lernen. In serbischen neue, bessere Arbeitskraft einstellen, die Gewerkschaften sind nur wenige junge bereit ist, ihr Leben gänzlich der ArbeitsFrauen aktiv, unsere Funktionäre sind stelle unterzuordnen. meist älter und männlich. Das möchte ich Frauen übernehmen nach wie vor tendenziell eher häusliche Aufgaben oder verändern.» sind im informellen Sektor tätig. Bojana Bijelovic bedauert dies und ist zuverJugendlichen eine Perspektive sichtlich, dass sich in Zukunft einiges eröffnen Die Jugendarbeitslosigkeit von über 40 ändern wird: «Inzwischen haben prozenProzent ist eines der Hauptprobleme tual mehr junge Frauen als junge Männer Serbiens. Trotz dieser schwierigen Vor- eine höhere Ausbildung und sind sehr aussetzung auf dem Arbeitsmarkt serbi- motiviert, sich und die Situation in Serbischen Jugendlichen eine Perspektive zu en zu verändern – so wie ich», meint sie bieten, sie dazu zu bewegen, nicht nur für und schmunzelt. sich, sondern für die Gemeinschaft zu arbeiten, das ist Bojana Bijelovics grösste Stärkung der Anliegen Motivation: «In Serbien gibt es ein Sprichwort, das besagt: Wer nichts tut, wird von Jugendlichen nichts verändern. Das ist meine Lebensphilosophie. Daran denke ich jeden MorSolidar Suisse setzt sich in Serbien für gen, wenn ich zur Arbeit fahre.» den Sozialdialog ein, um die Einhaltung der Arbeitsrechte zu verstärken, das Optimistisch in die Zukunft Klima für eine wirtschaftliche EntwickBojana Bijelovic war bereits während ihlung zu verbessern und die Arbeitslorer musikalischen Grundausbildung vielsigkeit zu reduzieren. Eine Voraussetseitig engagiert: unter anderem in einem zung dafür sind starke Sozialpartner. Bücherladen, in einer lokalen NGO, die Die Unterstützung der Jugendsektiosich für nachhaltige Entwicklung einsetzt, nen der beiden grössten Gewerkund bei einer ehrenamtlichen Stelle für schaftsverbände ist dabei ein wichtiger StudentInnenaustausch. Dennoch ist sie Aspekt. Mit Weiterbildung, Kampagnen keine Workaholic: «Meine Mutter hat mir und Studien wurde erreicht, dass die und meiner Schwester immer eingebläut, Anliegen von jungen ArbeitnehmerIndass es nicht nur Karriere gibt, sondern nen und Arbeitslosen innerhalb der dass soziale Kontakte mit FreundInnen Gewerkschaften, in Politik und Wirtund Familie auch wichtig sind.» So spannt schaft mehr Beachtung erlangt haben. Bojana nach Feierabend gerne bei einem


Schenken Sie einen Zmittag Verschenken Sie diese Karte zu Weihnachten. So werden die Kinder einer Schulklasse satt und ihre Familien überstehen die Dürrezeit besser.

oder … … eine Nähmaschine, damit in Sri Lanka eine Familie in ihrem Dorf eine Schneiderei einrichten kann. … eine Radiosendung, um die Zuckerrohrarbeiter in Bolivien über ihre Rechte zu informieren. … eine Hühnerschar, die einer Familie in Burkina Faso die Existenz sichert.

So einfach funktioniert es: • Tragen Sie auf dem beiliegenden vorfrankierten Antwort-Talon oder unter www.solidar.ch/ geschenkkarte Ihre Bestellung ein. • Umgehend erhalten Sie von Solidar die gewünschten Karten mit Couvert im Wert von je 50 Franken und einen Einzahlungsschein.

• Sie können Ihren eigenen und den Namen der beschenkten Person in die Karte eintragen. Wir garantieren Ihnen die Lieferung der Geschenkkarten vor Weihnachten für alle Bestellungen bis zum 18. Dezember 2012.


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