Solidarität 4/2013

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Ausgabe November 4/2013

thema Die Welt verbessern aktuell Gemeinderating zum zweiten Das Magazin von


2 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, Von meiner Pfadizeit habe ich einen Vorsatz mit auf den Lebens- Bei einem Gedankenaustausch mit der DEZA wurden wir gefragt: weg genommen, der sich immer wieder als spannende Heraus- «Was will das kleine Solidar im grossen China?» Was kann eine forderung entpuppt: diese Welt ein wenig besser verlassen, als mittelgrosse Schweizer NGO mit beschränkten Mitteln ausrichten gegen die Verletzung von Menschenrechten und soziale Ungeman sie vorgefunden hat. Keine Selbstverständlichkeit! Umso wenirechtigkeit, gegen die Ausbeutung der Arger, als wir genau das Gegenteil tun und beiterInnen in einer boomenden Wirtmit unserem «Fussabdruck» die Welt weit schaftsmacht? Diese Art von Fragen hört mehr belasten, als uns zustehen würde. frau immer wieder, wenn sie in der EntAber so, wie das Umweltbewusstsein im wicklungszusammenarbeit oder im UmKleinen beginnt, in der eigenen Gemeinweltschutz tätig ist. Doch darauf hat der Dalai Lama eine überzeugende Antwort schaft, im kleinräumigen soziographischen formuliert: Falls du glaubst, dass du zu Umfeld, verhält es sich auch mit dem Verklein bist, um etwas zu bewirken, dann verbessern der Welt: Was die Solidar-Partnerorganisationen auf der lokalen Ebene suche mal zu schlafen, wenn ein Moskito konkret anpacken, ist oft viel wirkungsvolim Zimmer ist! Solidar Suisse will stechen und stören, wo ler als das Verfassen von hochtrabenden Esther Maurer Unrecht passiert. Aber wir können weit Konzepten, die zwar umfassend und unGeschäftsleiterin Solidar Suisse mehr sein als bloss ein störender Moskito! endlich gescheit sind, aber gerade wegen Gemeinsam mit Partnerorganisa­ tionen ihrer hohen Komplexität nie zur Umsetzung kommen. Aus diesem Grund kommen in der vorliegenden und Begünstigten möchten wir eine Welt gestalten und aufbauen, Solidarität die KoordinatorInnen in unseren Schwerpunktländern die sich am Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit orientiert. Wir zu Wort: Ihre Visionen und Erfahrungen sind Teil unserer gemein- unterstützen demokratische Strukturen, die den Grundbedürfnissamen Wertehaltung und unserer strategischen Ausrichtung, sen aller Menschen gerecht werden. Decent work for a decent life: doch sie sind geprägt von ihrer ganz persönlichen Erfahrung und Das ist unser Beitrag zum Frieden und zur weltweiten Achtung der Geschichte. Und sie schöpfen ihre tägliche Motivation aus der Menschenrechte. Überzeugung, dass eine sozial gerechtere Welt möglich ist. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung. Esther Maurer

Medienschau

17.10.2013 Aktionen gegen China-Abkommen Es ist ein heisses Eisen, mit dem sich die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats am Montag beschäftigt: Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China, das im Juli unterzeichnet wurde. «Griffige Massnahmen zum Schutz von Arbeits- und Menschenrechten sowie verbindliche Kontroll- und Überwachungsmechanismen fehlen im Abkommen, obwohl diese Rechte in China systematisch missachtet werden», sagt Andrea Arezina von Solidar Suisse. Deshalb lanciert die Organisation heute eine Onlinekampagne.

20.9.2013 Syrien-Hilfe: Solidar dankt Über 28  000 Franken konnte Solidar Suisse, das Hilfswerk der Gewerkschaften, innerhalb von elf Tagen für syrische Flüchtlinge sammeln. Das Uno-Flüchtlingskommissariat, das die Lager betreibt, ist weiter auf Unterstützung angewiesen. Solidar nimmt weiterhin Spenden entgegen unter: www.solidar.ch/basket.html, PC 80-188-1, Vermerk Nothilfe Syrien.

16.7.2013 Fairtrade schafft mit Nespresso den Schritt in boomenden Markt Gestern unterzeichneten Harriet Lamb, Chefin von Fairtrade International, Repräsentanten von Kaffee-Kooperativen in Kolumbien und Nespresso-Chef JeanMarc Duvoisin einen Partnerschaftsvertrag. Nespresso will vorerst 10 Prozent der Produktion auf Fairtrade umstellen. (…) 2011 hatte das Hilfswerk Solidar Suisse auf Youtube und Facebook ein gefälschtes Werbevideo mit Markenbotschafter George Clooney in Umlauf gebracht und fairen Kaffee gefordert.


3 THEMA Visionen aus aller Welt

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Visionen für eine bessere Welt der LeiterInnen von Solidar-Koordina­ tionsbüros in acht Ländern

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Ein­heimische Pflanzensorten verbessern die Lebensbedingungen von BäuerInnen in El Salvador 9 Genossenschaften in Nicaragua öffnen sich für die neue Generation

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Bolivianische Jugendliche setzen sich mit Theater für eine gerechtere Gesellschaft ein 13 STANDPUNKT Gleichberechtigung ist eine Vision, für die es sich weiterhin zu kämpfen lohnt

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THEMA

Wie können wir die Welt zum Besseren verändern? Lokale und globale Vorschläge von Menschen, die mit Solidar Suisse in Verbindung stehen.

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aktuell Das zweite Solidar-Gemeinderating zeigt: Faire Beschaffung ist möglich 15

standpunkt

Um Gleichberechtigung zu erreichen, muss Arbeit anders verteilt, wertgeschätzt und entlöhnt werden.

Kolumne 11

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PINGPONG 16 NETZWERK News aus den SAH-Vereinen 17 EINBLICK Jason Chan setzt sich für die Rechte von chinesischen WanderarbeiterInnen ein 18

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AKTUELL

Das zweite Solidar-Gemeinderating fand SenkrechtstarterInnen und Uneinsichtige.

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EINBLICK

Jason Chan unterstützt WanderarbeiterInnen dabei, ihre Arbeitsrechte und Entschädigungen bei Berufskrankheiten einzufordern.

IMPRESSUM Herausgeber: Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: kontakt@solidar.ch, www.solidar.ch, Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks Solidar Redaktion: Katja Schurter (verantwortliche Redaktorin), Rosanna Clarelli, Eva Geel, Alexandre Mariéthoz, Cyrill Rogger

Layout: Binkert Partner, www.binkertpartner.ch / Spinas Civil Voices Übersetzungen: Irene Bisang, Interserv SA Lausanne, Ursula Gaillard, Jean-François Zurbriggen Korrektorat: Jeannine Horni, Milena Hrdina Druck und Versand: Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 Schaffhausen Erscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000

Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 50.–, Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr). Gedruckt auf umweltfreundlichem Recycling-Papier. Titelbild: Lokales Saatgut erspart den BäuerInnen teure Investitionen. Foto: Luca Zanetti. Rückseite: Mit dem Kauf einer Solidar-Geschenkkarte unterstützen Sie unsere weltweiten Entwicklungsprogramme.


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THEMA

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Visionen aus aller Welt Allzu häufig versinken wir im Alltagsstress, und es fehlt uns die Zeit, darüber nachzudenken, was wir mit unserem Tun eigentlich erreichen möchten. Hier geben wir diesen Gedanken Raum: Die LeiterInnen von Solidar-Koordinationsbüros schildern ihre Visionen für eine gerechtere Welt, und wir stellen Projekte und Menschen vor, die der ungleichen Verteilung eine Alternative entgegensetzen.


6 Thema Wir haben die LeiterInnen der SolidarKoordinationsbüros in unseren Schwerpunktländern um ihre Visionen für eine bessere Welt gebeten.

In Menschen investieren Ich habe nicht die Macht, die Welt zu verändern, aber ich bin überzeugt, dass ich in meinem Umfeld Veränderungen bewirken kann. Wir erleben zurzeit eine nie dagewesene Krise, und der Arbeitsmarkt – der Motor der Entwicklung – stagniert, weil die Investitionen keine Arbeitsplätze schaffen. Die Globalisierung hat mit ihrem ungerechten Nord-Süd-Handel zu einer Zunahme von Armut und Ungleichheit geführt. Am wirkungsvollsten ist es, in Menschen zu investieren, vor allem in die Bildung von Jugendlichen und BäuerInnen. In Verbindung mit Krediten und der Beglaubigung von Landtiteln führt Bildung zum Einsatz neuer Technologien, zu höheren Renditen und zur Diversifizierung der Märkte. Eine Option ist auch der faire Kaffeehandel. Doch alll dies reicht nicht aus, um die Armut auf dem Land wirksam zu bekämpfen. Die Organisierung der BäuerInnen und die Stärkung des Selbstvertrauens von Frauen und Jugendlichen sind unabdingbare Voraussetzungen dafür. Wir brauchen nicht nur Waren zum Leben, ebenso notwendig ist die Solidarität. Denn Ungleichheit ist nicht nachhaltig.

Carmen Ayón Nicaragua

Zuerst die Bildung das Leben bestimmen Vielen Menschen in weniger entwickelten Ländern ginge es besser und sie hätten keinen Grund, ihr Land zu verlassen, wenn sie an ihrem Herkunftsort selbstverantwortlich entscheiden könnten, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Dafür müssten jedoch die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, wie zum Beispiel politische und wirtschaftliche Stabilität. Bedingungen, die in westlichen Gesellschaften oftmals selbstverständlich scheinen, ohne dass wir weiter darüber nachdenken. Selbsthilfeinitiativen vor Ort führen nicht nur zu einem besseren Demokratieverständnis, sie können auch zu einer nachhaltigeren wirtschaftlichen Entwicklung und damit zu mehr Zufriedenheit beitragen. Dafür braucht es jedoch die Unterstützung von Menschen in Demokratien wie der Schweiz.

Daniel Bronkal Sri Lanka

Immer wieder kommt mir Soledad in den Sinn, ihr warmes und ehrliches Lächeln. Wie jede Jugendliche hatte sie Träume, die sie gerne mitteilte, in der Hoffnung, Gleichgesinnte auf ihrem Weg zu finden. Sie war die Beste in ihrer Schule, wo sie sich jeden Tag nach einem halbstündigen Fussmarsch hoffnungsvoll einfand. Ihr grösster Wunsch war, an die Uni zu gehen, was sie jedoch nicht schaffte. Die nicht bestandene Aufnahmeprüfung wischte ihr das Lächeln vom Gesicht. Wie sie sind viele SchülerInnen mit einem Bildungssystem konfrontiert, das es ihnen nicht erlaubt, Fähigkeiten und Werte zu entwickeln. Die Rolle der Bildung ist vital, für Soledad, für Jugendliche und für die Gesellschaft. Sie ermöglicht es ihnen, ihre Umgebung zu verstehen, zu handeln und einen Sinn für Solidarität, Gerechtigkeit, Verantwortung und Respekt vor Vielfalt zu entwickeln – zentrale Aspekte für das demokratische Zusammenleben. Wie Soledad habe auch ich einen Traum. Ich träume von einer Bildung, auf deren Basis eine gerechtere Gesellschaft aufgebaut werden kann.

Martín Pérez Bolivien


THEMA 7

aktiv mit­ gestalten Rechte für alle Die Welt ist mit vielfältigen Problemen belastet. Deshalb bin ich fest überzeugt, dass sich alle für ihre Nachbarschaft, ihre Stadt, ihr Land einsetzen sollten, um zu einer besseren Welt beizutragen. Ich bin auf dem Balkan aufgewachsen, einer Region mit einem schwierigen Erbe. Hier ist die wichtigste Aufgabe, eine Atmosphäre der Toleranz und des Verständnisses zwischen den Nationen zu schaffen und so fundamentale Rechte und Freiheiten für alle zu garantieren. Ausserdem müssen wir den Schwächsten unter uns helfen und all unsere Energie und Fähigkeiten dafür einsetzen, das Wohlbefinden der Gemeinschaft als Ganzes zu steigern. Das ist keine einfache Aufgabe, und sie könnte Dekaden dauern. Wir müssen geduldig und hartnäckig sein. Nur so können wir behaupten, dass wir dazu beigetragen haben, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Nikola Mikasinovic Serbien

Die Welt zu verbessern beginnt mit einer persönlichen Entscheidung. Will ich «mitschwimmen» oder aktiv mitgestalten? Immer wieder hört man: Was können wir denn tun gegen die «Mächtigen», die alles beherrschen? Gerade hat der Whistleblower Edward Snowden gezeigt, dass die Handlung eines Einzelnen weit reichende Auswirkungen haben kann. Zugegeben, die wenigsten von uns werden in die Situation kommen, mit einer Handlung derart viel zu bewirken, und doch beginnt die Verbesserung der Welt bei den täglichen Entscheidungen jeder und jedes Einzelnen. Wie verhalte ich mich den Menschen meiner Umgebung gegenüber? Wie unterstütze ich Menschen in Not, die weit entfernt von meinen Prob­lemen ebenso ihr Leben geniessen möchten wie die Menschen in Europa? Mit der Unterstützung von vielen Menschen in Europa hilft Solidar Betroffenen von Naturkatastrophen und Kriegen. Und ich hoffe, dass überall auf der Welt immer jemand bereit ist, Menschen in Not zu unterstützen. Was zählt, ist die Bereitschaft, für andere einzustehen – und so die Welt positiv zu beeinflussen.

Stephan Titze Pakistan

Fünf Vorschläge 1. Solidarität: Wir versetzen uns in die Lage von anderen Menschen, um ihre Situation zu verstehen und mit unseren Handlungen zum Wohl der anderen beizutragen. 2. Respekt: Wir respektieren die Vielfalt der Menschen und aller Lebewesen, indem wir gegen Diskriminierung kämpfen und zu einer sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung im Einklang mit der Umwelt beitragen. 3. Vision einer besseren Welt: Wir überlegen gemeinsam mit den Menschen in unserer Umgebung, wie die Lebensbedingungen und die ökologische Nachhaltigkeit verbessert werden können. 4. Kultur des Friedens: Wir respektieren die Menschenrechte und das Recht aller auf ein würdiges Leben. Konflikte lösen wir im Dialog. 5. Verantwortung: Im Alltag fördern wir unsere persönliche Entwicklung und richten unsere Handlungen auf das Allgemeinwohl aus. El Salvador hat eine der höchsten Gewaltraten Zentralamerikas, schwache Institutionen, und gehört zu den stark von Armut und Umweltzerstörung bedrohten Ländern. Zur Veränderung dieser Situation möchte ich beitragen.

Yolanda Martinez El Salvador


8 Thema Cartoon von Corinne Bromundt

sich frei bewegen Ich wünsche mir, dass die Menschen im Kosovo verstehen, was Demokratie und das Recht auf freie Meinungsäusserung bedeuten, und dass sie für ihre Rechte einstehen. Es müssen Arbeitsplätze geschaffen und die Arbeitsrechte – Ferien, angemessener Lohn, faire Arbeitszeiten, Mutterschaftsurlaub – eingehalten werden. Ausserdem sollen alle die gleichen Chancen und Zugang zu einer kostenlosen Gesundheitsversorgung haben, egal ob sie auf dem Land oder in der Stadt leben. Frauen sollen eine Ausbildung erhalten und selbst entscheiden können, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Zu guter Letzt wünsche ich mir, dass Tony Blairs Statement «Free movement should be seen as opportunity not as a threat» Realität wird. KosovarInnen sollen sich ohne Visumzwang frei in Europa bewegen können, damit sie sehen, wie europäische Länder funktionieren, und die positiven Beispiele mit nach Hause bringen. Doch niemand soll aus ökonomischen Gründen den Kosovo verlassen müssen.

Syzane Baja Kosovo

Die Welt für die Menschen verändern Die Welt verändert sich, und unser Handeln beeinflusst die Richtung dieses Wandels. Es braucht Frauen und Männer, die sich für Gleichberechtigung, Frieden und Solidarität engagieren und innovative Ideen in die Tat umsetzen. Es müssen Institutionen geschaffen werden, die Demokratie, gute Regierungsführung und die Einhaltung der Menschenrechte gewährleisten. Gleichzeitig braucht es eine Stärkung der zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für soziale und ökonomische Gerechtigkeit einsetzen. Die Welthandelsorganisation WTO muss die Regeln des internationalen Handels überdenken: Die Menschen in den Entwicklungsländern dürfen nicht mehr nur potenzielle KonsumentInnen der Produkte aus Industrieländern sein, sondern

Paul Taryam Ilboudo Burkina Faso

müssen selbst Wohlstand schaffen können, damit auch die arme Bevölkerung vom Wirtschaftswachstum profitieren kann. Denn in ihrer aktuellen Form richtet die Globalisierung die Wirtschaft der Entwicklungsländer zugrunde. Die Staaten müssen deutlich mehr Geld in die Bereiche Gesundheit, Bildung und Umwelt investieren. Und schliesslich muss die internationale Gemeinschaft gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Organisationen eine Politik zum Erhalt der Umwelt umsetzen, um die Auswirkungen von Naturkatastrophen zu vermindern und erneuerbare Energiequellen zu fördern. Die Welt verändert sich. Verändern wir die Welt für die Menschen!

Fotos: AltoTeatro, Jürg Gasser, Olivia Heussler, Frederic Meyer, Heide Mitsche, Solidar, Katyussa Veiga, Luca Zanetti


THEMA 9

Neben einheimischen Getreidesorten kultiviert Irene Rivera (rechts) auch medizinische Pflanzen.

Besser leben mit lokalem Saatgut

In El Salvador verbessern KleinbäuerInnen mit der Kultivierung einheimischer Pfalnzensorten ihre Lebensbedingungen. Text und Foto: Yolanda Martinez «Mein ganzes Leben habe ich Jícama angepflanzt», erzählt Irene Rivera aus Nahuizalco im Westen El Salvadors. «Erntezeit ist im Winter, wenn es sonst keine Früchte gibt, so findet Jícama auf dem Markt guten Absatz.» Rivera verkauft die saftige, leicht süsslich schmeckende Wurzelknolle an eigens organisierten Markttagen, wo die BäuerInnen ihre Produkte direkt den KonsumentInnen anbieten. Mit dem Einkommen kann die alleinerziehende Mutter von drei Kindern die Produktionskosten und die Grundbe-

Saatgut übersteht Überschwemmungen und Trockenheit besser, und der Mais hat mehr Geschmack. Ausserdem kann ich das Saatgut selbst auslesen und muss es nicht teuer kaufen.»

Kleinbäuerliche Produktion statt Import von Grundnahrungsmitteln Die Unabhängigkeit, die sich Irene Rivera mit der Verwendung einheimischer Sorten erarbeitet hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Das Prinzip der Ernährungssouveränität – das Recht der Menschen auf nahrhafte, kulturell angepasste und nachhaltige «Das lokale Saatgut überLebensmittel, die sie auf steht Überschwemmungen selbstgewählte Art und Weise produzieren – steht der und Trockenheit besser.» historischen Vernachlässigung der KleinbäuerInnen dürfnisse der Familie decken. Für den durch die Landwirtschaftspolitik der salEigenkonsum pflanzt sie einheimische vadorianischen Regierung entgegen. Mit Mais- und Bohnensorten an. «Das lokale dem 2006 abgeschlossenen Freihan-

delsabkommen mit den USA wurde die Produktion von Grundnahrungsmitteln weiter geschwächt zugunsten des Imports subventionierter Agrarprodukte. Durch die Zunahme von Monokulturen wie Zucker für Agrotreibstoffe erhöhten sich wiederum die Preise für Grundnahrungsmittel. Die jetzige Regierung versucht, die Selbstversorgung der KleinbäuerInnen und die Kommerzialisierung ihres Überschusses zu fördern, stösst dabei jedoch an die Grenzen der politischen Machbarkeit. Diversifizierung erhöht Produktion Irene Rivera ist in einem Frauenkomitee organisiert, das sie bei der Verbesserung ihrer Anbaumethoden unterstützt: «Wir diversifizieren unsere Produktion laufend, um genug Nahrungsmittel produzieren zu können», erzählt sie. «Ausserdem sorgen wir für den Erhalt des Bodens, brennen die Stoppeln nicht ab und verwenden biologischen Dünger. Wir haben gelernt, wie wir Böden und Wasser Sorge tragen können. So schützen wir die Umwelt und verbessern die Ernährung.»

Ernährungssicherheit dank Vielfalt Solidar Suisse bildet die KleinbäuerInnen in El Salvador im Gebrauch von ökologischen Technologien aus und fördert die Verwendung einheimischer Mais-, Bohnen- und Gemüsesorten sowie den Aufbau von Saatgutbanken. Dies trägt zum Erhalt der genetischen Vielfalt und zur Senkung der Produktionskosten für die armen Kleinbauernfamilien bei, da das Saatgut nicht gekauft werden muss und die Kultivierung weniger aufwändig ist. Ausserdem tauschen sich die BäuerInnen an nationalen Treffen über ihre Erfahrungen zur Verbesserung der Landwirtschaftspolitik aus. www.solidar.ch/elsalvador_ projekte


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10 Thema

Frischer Wind für die Genossen­ schaften Dank weitsichtiger Förderung von Jugendlichen fliessen neue Ideen in die nicaraguanischen Genossenschaften. Text: Veronica Pfranger, Fotos: Lilliam Leal Nach dreistündiger Autofahrt erreichen wir das Städtchen Tuma-La Dalia, das sich für den heutigen «Tag der BäuerInnen» (Día del Campesino) he­rausgeputzt hat. An den mit Luftballons und Palmblättern geschmückten Marktständen werden zum 23. Jahrestag des Genos-

Genossenschaften in Nicaragua In Nicaragua gibt es eine grosse Zahl Genossenschaften – im Jahr 2012 waren es insgesamt 4192 –, viele davon im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion. Sie spielen eine existenzielle Rolle in der nationalen Ernährungssicherung. Der Genossenschaftsverband Unión de Cooperativas Agropecuarias (UCA) von La Dalia ist ein wichtiger Partner von Solidar Suisse bei der Verbesserung der Lebensbedingungen von KleinbäuerInnen. www.solidar.ch/nicaragua_projekte

senschaftsverbandes UCA La Dalia Maisfladen, Frischkäse und Getränke aus lokaler Produktion angeboten. Es gibt Grund zu feiern. Die Lebensqualität der 562 Mitglieder der zwölf Genossenschaften hat sich seit deren Gründung nachhaltig verbessert. Dafür haben sie einiges getan: vom harten Kampf um die juristische Anerkennung ihrer Bodentitel über die Entwicklung neuer Anbaumethoden, um den Ertrag zu erhöhen, bis zur besseren Vermarktung. Meilensteine dieses Erfolgs waren auch das Engagement für die gleichberechtigte Stellung von Frauen und Männern und die Förderung von Jugendlichen. Gelungener Generationenwechsel «Unser Rezept ist der bewusste Generationenwechsel», sagt Ceydi Matamoro, eine meiner sechs GesprächspartnerInnen, die zwischen 17 und 27 Jahre alt sind. Die gezielte Förderung von Jugendlichen hat eine neue Mentalität geschaffen. Als Söhne und Töchter von KleinbäuerInnen, die sich bereits in den

Anfängen der Genossenschaft angeschlossen haben, kennen sie deren Freuden und Leiden. «Wir KleinbäuerInnen produzieren 80 Pro­ zent der landwirtschaftlichen Güter, aber das wird leider immer noch nicht genügend anerkannt», meint der 27-jährige Pedro Antonio Pérez. Für echte Veränderungen muss die Stellung der kleinen ProduzentInnen aufgewertet werden. Die Unabhängigkeit der Genossenschaften in Kaffeeverarbeitung und -handel ist dabei zentral, um ohne Zwischenhandel bessere Konditionen und Preise erzielen zu können. Etwas zurückgeben Pedro Antonio Pérez studiert im vierten Jahr Agraringenieur an der Universität in Matagalpa, arbeitet aber bereits jetzt freiwillig in der für alle Bäuerinnen und Bauern offenen «Escuela de Campo», der Landwirtschaftsschule der Genossenschaft. Einmal in der Woche treffen sich die Lernenden in einem Versuchsfeld, in dem verschiedene Anbaumethoden ausprobiert werden. «Hier kann ich mein


KOLUMNE

THEMA 11

Pedro Antonio Pérez und Ceydi Matamoro gestalten die Zukunft des Genossenschaftsverbands UCA La Dalia mit.

führerInnen in den einzelnen Genossenschaften. Die wenigsten der älteren BäuerInnen können gut genug schreiben und lesen, um administrative Arbeiten zu erledigen, geschweige denn, sich aktiv an Verhandlungen über Marktpreise und den Zugang zu internationalen Märkten zu beteiligen. Dies hemmte den Aufschwung. Die Jugendlichen können ihre Zukunftsvorstellungen einbringen und werden ernst genommen: Junge, «welterfahrenere» GenossenschafterInnen steuern die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktionsbetriebe. Gemeinsam setzen sie sich auch für Verhaltensänderungen in Familie und Gesellschaft ein. Ceydi Matamoro meint: «Unsere Kollegen sind keine Machos mehr, sie respektieren uns Frauen und bringen neuen Wind in die Familienhierarchie.» Wissen weitergeben und den BäuerInnen zeigen, wie sie ihre Ernten verbessern können», erzählt er. So «vergütet» er

«Unsere Kollegen sind Machos mehr.» der Genossenschaft das Stipendium und sammelt gleichzeitig Erfahrung im Unterrichten. Das von Solidar unterstützte Förder­ programm ermöglicht zurzeit gut 50 Ju­ gendlichen eine höhere Ausbildung. Voraussetzung ist ein guter Notendurchschnitt und dass die Jugendlichen mindestens hundert Arbeitsstunden im Jahr in der Genossenschaft einsetzen. So kommen sie mit der Genossenschaft in Kontakt und übernehmen Verantwortung: Die 24-jährige Ceydi Matamoro ist Finanzverantwortliche des Stipendienwesens der UCA La Dalia. Visionen einbringen Eine weitere wichtige Aufgabe über­ nehmen die Jugendlichen als Protokoll-

Landflucht verliert an Attraktivität An Einfluss gewinnen ihre Visionen besonders dann, wenn die heranwachsende Generation Teil der UCAGeschäftsleitung wird oder in keine der Gemeinde Aufgaben übernimmt und neue Ideen einbringen kann wie in La Dalia. So verliert die Landflucht an Attraktivität, weil die Jugendlichen an eine Zukunft auf dem Land glauben, wo sie eine wichtige Rolle im Kampf um die Ernährungssicherheit der Bevölkerung spielen und national Einfluss nehmen können. Aus der offenen Halle erklingen die letzten Akkorde. Die Volkstanzpaare verneigen sich vor dem klatschenden Publikum, und der Präsident der UCA La Dalia ergreift das Mikrofon. Auch er ist erst 28 Jahre alt und nach seiner Ausbildung zum Landwirt in die Gemeinde zurückgekehrt, um seine Kenntnisse in die Geschäftsleitung der Genossenschaft einzubringen.

Hans-Jürg Fehr Präsident Solidar Suisse

Hilfe nach der Flucht Der Bürgerkrieg in Syrien hat hunderttausend Menschen getötet, drei Millionen in die Flucht getrieben, unzählige verletzt und traumatisiert. Wir hören täglich davon, registrieren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erkennen die Verwicklung der Grossmächte, wissen um die Einmischung arabischer Regimes, verurteilen den Gewaltherrscher Assad und müssen uns eingestehen, dass manche seiner Gegner vom gleichen Kaliber sind. Wir verspüren Ohnmacht und den Wunsch, einzugreifen und den fortschrittlichen Kräften im Kampf gegen die Diktatur beizustehen. Aber wem? Und wie? Und wenn es die Falschen wären? Und wenn wir das Gegenteil von dem erreichen würden, was wir bezwecken? Es gibt für ein Hilfswerk wie Solidar Suisse Grenzen, die es besser nicht überschreitet. Aber es bleiben Möglichkeiten, und es sind nicht die geringsten. Unsere humanitäre Hilfe erreicht zwar nicht die Menschen im Land selber, aber sie erreicht jene, die es verlassen mussten. Die Flüchtlinge haben sich retten können vor der Gewalt der Waffen, aber nicht vor der Gewalt der Not. Ihr stehen wir nicht ohnmächtig und hilflos gegenüber, ihr können wir etwas entgegensetzen, und das tun wir auch. Millionen leben und überleben nur dank der humanitären Hilfe der Uno, des IKRK und vieler Hilfswerke wie unserem. Wir setzen den Kriegsherren unsere Solidarität entgegen, und auch wenn wir wissen, dass sie das nicht im Geringsten beeindruckt, wissen wir doch, dass es ihren unschuldigen Opfern hilft.


12 standpunkt

Herausforderung Geschlechter­ gerechtigkeit Gleichberechtigung ist eine Vision der Entwicklungszusammenarbeit, für die wir weiter kämpfen müssen. Verteilung, Vergütung und Wertschätzung von Arbeit sind zentral. Text: Annemarie Sancar, ehemalige DEZA-Genderbeauftragte verändern? Wie können wir die Ursachen von Ungleichheit re-politisieren, die geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse entschleiern? Arbeit ist zentral: Geschlechtsspezifisch organisiert, prägt sie den Alltag, die Lebensqualität von Frauen und Männern. Markant sind die Unterschiede bei Zeitaufwand, Entschädigung und Wertschätzung. Bilder zeigen Frauen aus Ländern des Südens mit Töpfen auf dem Kopf, mit Hacken, die sie in vertrocknete Erde schlagen, mit Kindern auf dem Rücken – gezeichnet Gegen drei Viertel vom Überlebenskampf. Sie der Ärmsten der Welt sind sind jedoch nicht einfach Opfer, wie die Bilder suggerieFrauen. ren, sondern Krisenmanagerinnen, die unter härtesten hen, spricht wenig dafür, dass bald eine Alltagsbedingungen mit minimalen Resumfassende und dauerhafte Geschlech- sourcen ihre Arbeitskraft mobilisieren, um zu (über-)leben. tergerechtigkeit erreicht sein wird. 2015 sollen die Millenniumsentwicklungsziele erreicht sein, beim dritten Ziel – der Gleichstellung von Frauen und Männern – gibt es jedoch wenig Hoffnung, es zu schaffen. Heute sitzen mehr Frauen in Parlamenten, behaupten sich mehr Frauen in der Privatwirtschaft, gehen mehr Mädchen zur Schule – es wurde also einiges erreicht. Nicht zuversichtlich stimmt jedoch, dass gegen drei Viertel der Ärmsten der Welt Frauen sind. Und wenn wir die Unversehrtheit von Frauen und Mädchen als symptomatisch anse-

Wer macht welche Arbeit mit welcher Anerkennung? In der Entwicklungszusammenarbeit ist Gender ein Querschnittsthema. Doch was heisst das? Wie sieht eine Politik aus, die Gleichberechtigung bewirkt? Wo ist anzusetzen, um strukturell etwas zu

Starke Sozialstaaten für den Süden Diese Bedingungen ändern sich erst, wenn Selbstversorgung, Betreuung, Pflege als produktive Tätigkeiten anerkannt werden. Bei uns wird endlich über den ökonomischen Wert von Care-Arbeit

diskutiert, ihre gesellschaftliche Anerkennung und staatliche Subventionierung gefordert. Auch in den Ländern des Südens, die demselben Wachstumsdiktat folgen, muss ein starker Sozialstaat gefordert werden, soll Gleichberechtigung erreicht werden. Zum einen braucht es eine Agrarpolitik, die nicht nur in die Exportproduktion investiert, sondern die nachhaltige Subsistenzwirtschaft der KleinbäuerInnen fördert. Zum andern müssen die Staaten eine Politik verfolgen, die für eine erschwingliche Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheit sorgt, auch für die alten Menschen. Damit verbessert sich die Lebensqualität aller, insbesondere aber derjenigen, die sich um die Versorgung ihrer Familie kümmern – und das sind nach wie vor meistens Frauen. Diese Tätigkeiten sind nicht selbstverständlich, sondern müssen als für die Entwicklung des Landes bedeutungsvolle Leistungen anerkannt werden, auch wirtschaftlich. Erst dann rückt das dritte Millenniumsziel in Reichweite.


THEMA 13 Moira Cuellar engagiert sich gegen Unwissenheit, um so gesellschaftliche Probleme bewusst zu machen.

die normalität hinterfragen Bolivianische Jugendliche setzen sich mit Theater für Veränderungen ein. Text: Andrea Riera, Solidar Suisse, Foto: Katyussa Veiga

Du hilfst deiner Mutter beim Abwaschen des Geschirrs vom Abendessen. Ein Poltern an der Tür schreckt euch auf: dein Vater. Er schafft es nicht, die Türe zu öffnen, also schreit er. Du blickst zu deiner Mutter. Sie trocknet ihre Hände ab und schickt dich in dein Zimmer. «Manchmal weiss ich nicht, was ich mit meinem Vater anfangen soll», meint die 17-jährige Ro-

«Wenn wir nicht für Veränderungen sorgen, wer dann?» xana Nuñez aus der Gemeinde Tarabuco. «Er trinkt zu viel und ist sehr gewalttätig.» Die Normalität hinterfragen Letztes Jahr ist Roxana einer Theatergruppe von LanzArte beigetreten – das Beste, was ihr im Leben bisher passiert ist: «Zu entdecken, dass ich eine Rolle

spielen kann, dass ich nicht mehr scheu sein muss», war für Roxana eine wegweisende Erfahrung. Die Theatergruppe wagt es, die Normalität zu hinterfragen. Die beteiligten Jugendlichen wollen nicht in der Angst verharren und ihr Leben von Gewalt bestimmen lassen. «Das Schöne am Theater ist, dass wir hier die Dinge aussprechen und unseren Eltern zeigen können, wie sie sind», erzählt Roxana weiter. «Wenn wir unser Stück zeigen, gratulieren uns die Leute für die Botschaft, die wir vermitteln.» Bei LanzArte erhalten Jugendliche Raum, um ihre Gefühle zu entdecken, Ideen zu entwickeln und Verletzungen zu heilen. Denkanstösse geben Mit 13 Jahren weisst du noch nicht so genau, wer du bist und wohin du willst, du möchtest akzeptiert werden und

schwimmst deshalb mit dem Strom. Nicht so Fernando Altamirano aus Huanuni. «Heute schweige ich nicht mehr, und lasse mir von niemandem sagen, was ich denken soll», meint Fernando. «Mit Theater können wir Denkanstösse geben und Veränderungen bewirken. Denn es gibt viele Probleme – Drogenkonsum, Alkoholismus, Gewalt, Ungerechtigkeit. Wenn sich nur eine Person verändert, haben wir schon etwas Grosses erreicht.» Nicht mehr egoistisch sein Die 17-jährige Moira Cuellar lebt im Dorf La Bélgica, das weder ein Theater noch ein Kino hat: «Hier gibt es gar nichts», meint sie. Bei LanzArte beteiligt sie sich an der Entwicklung eines Theaterstücks zum Thema Menschenhandel. Ausserdem hat sie zusammen mit KollegInnen die Eröffnung der ersten Bibliothek in La Bélgica initiiert. «Wir möchten die Kultur fördern, damit die Leute nicht mehr unwissend sind. Wenn wir nicht für Veränderungen sorgen, wer dann? Eine bessere Zukunft können wir nur aufbauen, wenn wir aufhören, egoistisch zu sein», ist Moira überzeugt.

LanzArte Mit dem Programm LanzArte will Solidar Suisse die Beteiligung von Jugendlichen fördern und gegen Diskriminierung jeglicher Art vorgehen Die Theaterarbeit eröffnet Jugendlichen verschiedener sozialer und ethnischer Herkunft Entfaltungsmöglichkeiten und fördert ihre Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. An jährlichen Treffen tauschen sich Jugendliche aus verschiedenen Landesteilen aus, und sie arbeiten mit den Behörden zusammen, um kulturelle Begegnungsräume zu schaffen. www.solidar.ch/bolivien_projekte


14 Notizen Protest gegen Arbeitsrechtsverletzungen vor WM in Qatar

Nicaragua: Kaffeeanbau durch Pilz bedroht Seit 2012 leidet der Kaffeeanbau in ganz Zentralamerika unter einem aussergewöhnlich heftigen Befall von Kaffeerost. WissenschaftlerInnen vermuten, dass die Ausbreitung des Pilzes auch in Zonen über 1500 Meter Höhe auf die gestiegenen durchschnittlichen Temperaturen zurückgeht. Ende 2012 sind bereits etwa 20 Prozent der Ernte verloren gegangen. Zudem ist der Weltmarkt-Kaffeepreis in den letzten zwei Jahren um mehr als die Hälfte gesunken, unter anderem, weil Brasilien und Vietnam ihren Anbau massiv ausgeweitet haben. Die Genossenschaftsverbände der kleinbäuerlichen ProduzentInnen im Norden Nicaraguas befürchten für die im November beginnende Erntesaison Ausfälle von 30 bis 40 Prozent. Für sie wird es schwierig, die nötigen Investitionen für den Schutz und Ersatz der Kaffeesträucher aufzubringen. Stark vom Pilz befallene Pflanzen müssen nämlich ersetzt werden, und frisch gepflanzte Sträucher tragen erst nach drei Jahren die erste Ernte. Angesichts der Preisentwicklung ist es fraglich, ob sich die Investitionskosten für Neupflanzungen lohnen. Solidar Suisse steht den Genossenschaften und der LandarbeiterInnengewerkschaft ATC mit zusätzlicher Beratung und finanzieller Unterstützung zur Seite. www.solidar.ch/nicaragua_projekte

Mehr als acht Jahre vor dem Anpfiff der Fussball-WM 2022 sind auf den WMBaustellen in Qatar bereits mehrere Dutzend ArbeiterInnen gestorben. Es herrschen sklavenähnliche Arbeitsbedingungen: Löhne werden nicht bezahlt und die Arbeitenden durch Passentzug daran gehindert, abzureisen. Solidar Suisse hat Bundesrat Didier Burkhalter Anfang Oktober 2013 in einem Brief aufgefordert, bei der Regierung in Qatar zu intervenieren, damit sie gegen die Ausbeutung der ArbeiterIn-

Kein Freihandelsabkommen ohne Menschenrechte Der Bundesrat hat mit China ein Freihandelsabkommen ausgehandelt. Das Dokument umfasst 1200 Seiten, doch auf keiner einzigen Seite taucht das Wort Menschenrechte auf. Zwei Jahre lang wurde über jedes kleinste Detail diskutiert, doch die Schliessung der Zwangsarbeitslager und die Respektierung der Gewerkschaftsfreiheit hat der Bundesrat nicht gefordert. Solidar Suisse hat aus diesem Grund Mitte Oktober eine Online-Aktion gestartet: AktivistInnen forderten die Par-

ILO-Konvention für Hausangestellte in Kraft Am 5. September 2013 ist die ILO-Konvention für Hausangestellte in Kraft getreten. Sie war 2011 nach intensivem Lobbying, an dem Solidar Suisse beteiligt war (siehe Solidarität 3/2011), unterzeichnet worden. Sie hat zum Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen von geschätzten 50 bis 100 Millionen Hausangestellten weltweit zu verbessern. Inzwischen haben zehn Länder die Konvention unterzeichnet: Bolivien, Deutschland, Guyana, Italien, Nicaragua, Mauritius, Paraguay, die Philippinen, Südafrika und Uganda. www.solidar.ch/news

nen auf den Baustellen vorgeht und für die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen sorgt. Ausserdem soll er an die Fifa appellieren, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Dies forderten auch hundert Demonstrierende am 3. Oktober vor dem Zürcher Fifa-Hauptsitz. www.solidar.ch/news

lamentarierInnen der Aussenpolitischen Kommission (APK) des Nationalrats auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und das Freihandelsabkommen ohne Menschenrechte abzulehnen. 1019 Menschen haben sich beteiligt, doch leider hat die APK dem Freihandelsabkommen trotzdem zugestimmt. Nun hat das Parlament das letzte Wort.


Aktuell 15

Global denken – lokal handeln: Gemeinden sollen keine Waren einkaufen, die unter ausbeuterischen Bedingungen produziert wurden.

Faire Beschaffung ist möglich

Das zweite Rating von Solidar zeigt: Gemeinden können ihre Politik aktiv verändern. Text: Katja Schurter, Fotos: Benjamin Pütter und Sabine Rock

Zum Beispiel Bülach: Im ersten Rating 2011 erhielt die Gemeinde einen Punkt im Bereich Beschaffung und null Punkte in der Entwicklungszusammenarbeit. Dieses Jahr erreichte sie 41 respektive 45 Punkte. Was hat zu diesem Kurswechsel geführt? «2011 waren wir bereits auf dem Weg», sagt der stellvertretende Stadtschreiber Roger Suter. «Wir konnten aber noch nichts vorweisen.» 2012 hat der Stadtrat von Bülach den Volksentscheid umgesetzt, maximal ein Prozent des Steuerertrags für Entwicklungshilfe im In- und Ausland aufzuwenden. Es wurden 75 000 Franken für ausländische Hilfsprojekte ausgegeben, die Beiträge werden nun jährlich budgetiert. Ausserdem hat die Gemeinde ein Nachhaltigkeits-Management eingeführt und ein Beschaffungsleitbild erarbeitet, das soziale Aspekte berücksichtigt und mit-

tels Zertifikaten kontrolliert. «Dank der Ernennung einer Nachhaltigkeitsbeauftragten konnten wir auf den Handlungsbedarf reagieren», meint Suter. Das Gemeinderating wirkt Das Ziel des Ratings von Solidar ist, dass Gemeinden ihre globale Verantwortung wahrnehmen. Denn es kann uns nicht egal sein, dass Menschen in den Ländern des Südens unter miserablen Arbeitsbedingungen schuften und ihre Löhne nicht zum Leben reichen, nur damit bei uns die Preise für Waren tief bleiben. Gemeinden können durch eine faire Beschaffung und die Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit solidarisch handeln. Dies zeigen Thalwil, Freienbach, Carouge oder Baden, die ihr Resultat gegenüber 2011 massiv verbessert haben. Weitere Gemeinden sind dabei, verbindliche Be-

schaffungsrichtlinien einzuführen. Genf, Zürich und Küsnacht erreichten wiederum, Freienbach, Bülach, Lausanne und Nyon neu die Höchstzahl von fünf Globen. Weiterhin Potenzial vorhanden Keine Gemeinde hat Verbesserungen im Bereich Beschaffung rückgängig gemacht, bei den Beträgen für die Entwicklungszusammenarbeit gibt es Schwankungen. Von den neu befragten Gemeinden schneiden Riehen oder Vevey sehr gut ab. Gut die Hälfte der bereits 2011 untersuchten Gemeinden hat sich in eine positive Richtung bewegt oder das hohe Niveau gehalten. Die restlichen haben ihre Politik trotz Handlungsbedarf nicht verändert. Insgesamt haben 88 Gemeinden am Rating teilgenommen. Es bleibt Potenzial: die Einführung von verbindlichen Beschaffungsrichtlinien, die soziale und nicht nur ökologische Nachhaltigkeit fördern, und die Budgetierung von Entwicklungshilfebeiträgen.

So wurde bewertet Die Daten des Ratings wurden mit einem – gegenüber 2011 vereinfachten – Fragebogen in Telefon­interviews erhoben. Für entwicklungspolitisches Engagement und Beschaffungspraxis werden je maximal 50 Punkte vergeben. Die Punktzahl wird mit einem bis fünf Globen bewertet. www.solidar.ch/gemeinderating


16 PINGPONG Solidar-sudoku 7

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1 2

8 3

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5 3

6

Spielregeln Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3x3Blöcke nur einmal vorkommen. Das Lösungswort ergibt sich aus den schraffierten Feldern waagrecht fortlaufend, nach folgendem Schlüssel: 1=D, 2=T, 3=I, 4=A, 5=R, 6=E, 7=L, 8=W, 9=N

7

3

Schicken Sie das Lösungswort an Solidar Suisse – mit beiliegendem Antwort-Talon, einer Postkarte oder per E-Mail an: kontakt@solidar.ch, Betreff «Rätsel».

1

Preis Alle TeilnehmerInnen mit der richtigen Lösung erhalten ein handgemachtes Buchzeichen aus Bolivien.

4 4

4

1

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6 5

9

Einsendeschluss ist der 13. Dez. 2013. Die Namen der GewinnerInnen werden in der Solidarität 1/2014 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar Suisse. Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 3/2013 lautete «Subventionen». Der Gewinner ist ausgelost: Ramiz Haider aus Münsingen hat Safran aus dem Kosovo gewonnen. Wir danken den Mitspielenden für ihre Teilnahme.

Lösungswort

Auch benachteiligte Menschen

Was möchten Sie

haben eine Vision

in der Solidarität lesen? Jede Ausgabe der Solidarität behandelt ein Schwerpunktthema. Gibt es Themen, über die Sie gerne mehr erfahren möchten? Etwas, das sie in der Solidarität vermissen oder das sie spontan interessieren würde? Dann melden Sie es uns per Mail (kontakt@ solidar.ch) oder mit beiliegendem Antwort-Talon. Wir sind gespannt!

Sie möchten gesund und in Würde leben. Nicht mehr und nicht weniger. Bitte helfen Sie mit einem Legat oder einer Erbschaft, diese Vision zu verwirklichen. Weitere Infos und Merkblätter erhalten Sie unter www.solidar.ch/testament oder direkt bei Christof Hotz (044 444 19 45).


NETZWERK 17 In dieser Rubrik bieten wir Organisationen aus unseren Netzwerken eine Plattform. In dieser Nummer sind es Neuigkeiten aus den SAH-Regionalvereinen, die in der Schweiz Programme für Erwerbslose und MigrantInnen durchführen. Mit ihnen verbindet Solidar Suisse eine gemeinsame Geschichte und Trägerschaft.

SAH Zürich fördert «Return to work» bei Firmen Was gibt es Wichtigeres als verantwortungsbewusste Firmen – vom Grosskonzern bis zum Kleinbetrieb –, wenn es darum geht, nach einer Krankheit oder einem Unfall wieder in die Arbeitswelt zurückzukehren? Es braucht Firmen, die die Integration von Stellensuchenden in

Rekordbeteiligung am 12. Lauf gegen Rassismus Trotz kühlem und grauem Wetter haben am 29. September 270 LäuferInnen am diesjährigen Lauf gegen Rassismus in der Zürcher Bäckeranlage teilgenommen, ein neuer Rekord. Neben Prominenz wie den StadträtInnen Claudia Nielsen, Daniel Leuppi, Gerold Lauber und Andres Türler sind dieses Jahr besonders viele Teams von MigrantInnengruppen aus Gewerkschaften und Jungparteien mitgerannt. Mit ihrem sportlichen Engagement für Integration und gegen Fremdenfeindlichkeit erliefen sie einen Betrag von 55 000 Franken. Dieser kommt der Sans-PapiersAnlaufstelle Zürich (SPAZ), dem SAH Zürich sowie der Autonomen Schule Zürich zugute. www.laufgegenrassismus.ch

Neue Bildungsangebote im Regionalbüro Zug des SAH Zentralschweiz Der zentrale Auftrag des Regionalbüros Zug ist, begleitende Bildung für stellenlose Kursteilnehmende des Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen zu bieten. Ausserdem hat es mehrere weitere Projekte aufgebaut wie die FemmesTische oder die Deutsch-en-Bloc-Kurse, die

ein leistungsorientiertes Umfeld aktiv unterstützen. Deshalb hat das SAH Zürich im April 2013 ein neues Projekt lanciert. Dieses sucht Firmen im Kanton Zürich, die zu aussergewöhnlichen Stellenbesetzungen bereit sind. Bereits konnten 45 Firmenkontakte geknüpft werden – ein Fundament für die Zukunft. www.sah-zh.ch

Neue Geschäftsleiterin beim SAH Bern Claudia Müller hat am 1. Oktober 2013 die Geschäftsleitung des SAH Bern übernommen. Bis Ende September war sie Leiterin Betriebsmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Spitex Bern. Zuvor führte sie als Heimleiterin zwei Betriebe erfolgreich durch Reorganisationsprozesse. Als diplomierte Pflegefachfrau mit Schwerpunkt Psychiatrie unterstützte und begleitete sie Menschen in schwierigen Situationen bei der beruflichen und sozialen Integration. Aktuell macht Claudia Müller berufsbegleitend die Ausbildung zum Coach SCA. www. sah-be.ch

seit letztem Jahr in verschiedenen Institutionen angeboten werden. Letztere richten sich an bildungsferne Angestellte, die nicht unbedingt einen klassischen Deutschkurs besuchen würden oder könnten. Nächstes Jahr soll eine Online-Lernplattform aufgeschaltet werden, um die zahlreichen Kursunterlagen einem weiteren Publikum zugänglich machen. www.sah-zs.ch

Süsse Grüsse zum 125-JahrJubiläum der SP Am 7. September 2013 fanden sich über 3000 SP-Mitglieder, Sympathisantinnen und Gratulanten aus allen Landesteilen der Schweiz in Bern ein, um den 125. Geburtstag der SP Schweiz zu feiern. Die SP und der Gewerkschaftsbund sind die Gründerorganisationen des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH, aus dem die regionalen SAH-Vereine und Solidar Suisse hervorgegangen sind. Das Netzwerk Schweizerisches Arbeiterhilfswerk SAH war mit einem Stand am Fest präsent, um der Jubilarin und ihren GästInnen einen süssen Gruss zu überbringen. Mitarbeitende des Programms Etcetera Bern verteilten Säckchen mit der Aufschrift «Süss Aber Hartnäckig», die mit selbstgebackenen Guetzli aus der SAHltimbocca-Backstube – einProgramm für Erwerbslose des SAH Zürich – gefüllt waren.


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«Ich passe nicht in die kommer­zielle Welt» Jason Chan unterstützt chinesische WanderarbeiterInnen dabei, ihre Arbeitsrechte einzufordern. Das gefällt nicht allen. Text: Eva Geel, Foto: Silvia Luckner


Jason Chan bei seinem Besuch in der Schweiz, bei dem er über die Verletzung der Arbeitsrechte in China informierte.

Jason Chan war kaum zurück in seinem Büro an der Wing Lok Street in Hongkong, als chinesische Offizielle seine Chefin zum Kaffee baten und sie über Chans Besuch in der Schweiz ausfragten. Der Grund: In Genf hatte Chan dem Uno-Menschenrechtsrat Bericht erstattet über die vielfältigen Verletzungen von Menschen- und Arbeitsrechten in China. Und dabei unangenehme Fragen aufgeworfen – etwa warum WanderarbeiterInnen kaum Rechte haben. WanderarbeiterInnen diskriminiert Der 38-jährige Anwalt und Sozialarbeiter, der mit dem karierten Hemd, der weissen Halskette und seinem schmalen Gesicht wie ein Student aussieht, recherchiert für die Nichtregierungsorgani­ sa­

Einblick 19 tion Labour Action China (LAC) über die Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken und berät ArbeiterInnen, die unter einer Berufskrankheit leiden. Und er kommt zum Schluss: «Das Gesetz diskriminiert die WanderarbeiterInnen: Sie haben tiefere Löhne und schlechtere Sozi-

die Lebensqualität verbessern und die Lebensdauer verlängern. Zum schwierigen Teil von Chans Arbeit gehört die Frustration, wenn eine Klage abgewiesen wird oder LAC nicht allen Opfern helfen kann. Doch ans Aufgeben denkt er nicht. Obwohl er in der Privatwirtschaft weit mehr verdienen könnte und wegen GeldDas Arbeitsrecht hängt mangels noch bei seinen Eltern im 17. Stock eines fundamental mit den MenHongkonger Wohnturms lebt, schenrechten zusammen. kann er sich nicht vorstellen, etwas anderes zu arbeiten: alleistungen. Und wo die Gesetze gut «Ich passe nicht in die kommerzielle Welt. sind, hapert es an der Umsetzung.» Bei LAC tue ich etwas Sinnvolles.» Entschädigung verweigert So haben ArbeiterInnen, die unter einer Berufskrankheit wie zum Beispiel Staublunge leiden, eigentlich Anspruch auf Entschädigung. Die Realität sieht anders aus: Arbeitgebende bestechen die ÄrztInnen, damit sie eine falsche Diagnose stellen. Oder sie bieten eine kleine Entschädigung, um den Gang vor Gericht zu verhindern. Das stellt die oft todkranken PatientInnen vor eine schwere Entscheidung. Denn ein Prozess ist teuer, dauert Jahre und erfordert meist lange Reisen an den Gerichtsort. Deshalb entscheiden sich manche Betroffene für die Abfindung, die weder für eine medizinische Behandlung noch für die Versorgung der Familie reicht: «Die kranken Menschen befinden sich in einer Notlage, sie haben oft keine Kraft mehr zu kämpfen. Ihren Entscheid müssen wir respektieren», meint Chan, auch wenn er das Vorgehen der ArbeitgeberInnen verurteilt. Rechte durchsetzen LAC unterstützt die Opfer von Berufskrankheiten mit Beratung, Unterkunft, finanziellen Beiträgen und berechnet die einzuklagende Kompensationssumme. LAC beschafft auch medizinische Geräte für die bessere Behandlung von Staublungen. Von der tödlich verlaufenden Krankheit sind häufig JuwelenschleiferInnen betroffen. Die Geräte können die Krankheit nicht heilen, aber sie können

Das Glück, etwas zu bewirken Glücksmomente verspürt Chan, wenn die Uno eine Anregung von LAC aufnimmt und das offizielle China Fragen zur Situation der ArbeiterInnen beantworten muss. Oder wenn er die Not der Menschen etwas lindern kann: So etwa vor kurzem bei den Opfern einer Feuersbrunst in einer Spielzeugfabrik. « Gespräche geben den Opfern die Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten», meint Chan. Dabei kommt ihm seine Erfahrung als Betreuer in Flüchtlingslagern und als Berater bei Amnesty International zugute. Bei LAC treibt ihn das Ziel an, die Arbeitsrechte in den Kampf für die Menschenrechte zu integrieren. «Organisationen wie die Uno kümmern sich oft nur um Menschenrechte, ohne zu sehen, dass das Arbeitsrecht fundamental damit zusammenhängt. Das will ich ändern.»

Ihre Spende wirkt Mit Ihrem Beitrag von 50 Franken kann die Solidar-Partnerorganisation Labour Action China drei Beratungen von ArbeiterInnen durchführen, um eine Kompensationsklage wegen Berufskrankheit einzureichen. www.solidar.ch/china


Schenken Sie eine Handvoll Samen Verschenken Sie diese Karte zu Weihnachten, damit eine Kleinbauernfamilie in El Salvador ihr Feld bestellen kann, ohne teures Saatgut und Pestizide kaufen zu müssen.

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Zürich, XX. April 2010

rau Muster

ZukunftMuster nicht vor klimabedingten Katastrophen geschützt. Deshalb unterstützt Solidar Sehr geehrte Frau

Burkina Faso ist immer wieder von Dürren betroffen, wie zuletzt im August 2012. Mehr als die Hälfte des Landes war von einer drohenden Hungersnot bedroht. Vor allem Kinder gehören zu den Leidtragenden. Solidar Suisse interveniert frühzeitig, um einer Katastrophe zuvorzukommen. Während der Schulzeit verteilt Solidar in den Schulkantinen Essen und in den Schulferien erhalten die Kinder und ihre Familien Lebensmittelpakete u.a. mit Reis, Mais und Bohnen. Dennoch ist die Bevölkerung auch in Projekte, die sich mit Wiederaufforstung, verbesserten Anbautechniken oder erneuerbaren Energien beschäftigen. Mehr Infos zum weltweiten Entwicklungsprogramm

… einen Zmittag, damit die Kinder einer Schulklasse in Burkina Faso satt werden.

chuftete Moses Khoele fast Elf täglich Jahre lang auf den schuftete Baustellen Moses eines Khoele grossen fast täglich auf den Baustellen eines grossen von Solidar Suisse auf: www.solidar.ch r Unternehmens. Trotz sengender Johannesburger Hitze und Unternehmens. schwerer Zementsäcke Trotz sengender hat er Hitze und schwerer Zementsäcke hat er Au Burkina Faso,–les sont récurrentes. La dernière remonteden à août rn gemacht – in der Hoffnung, seinedass Arbeit er gern seinen gemacht Kindern den in sécheresses der Besuch Hoffnung, einer dass er seinen Kindern Besuch einer 2012. Plus de la moitié du pays a été menacée par une grave famine, dont les pree ermöglichen kann. höheren Schule ermöglichen kann. mières victimes sont toujours les enfants. Afin de prévenir une catastrophe, Solidar Suisse intervient alors très tôt. En période scolaire, Solidar distribue à manger dans

les cantines; pendant vacances, les enfants leur famille des paquets eitgeber eines Tages zwang, Bis ihn sichsein über Arbeitgeber eine Arbeitsvermittlungsagentur eines les Tages zwang, sich etüber eine reçoivent Arbeitsvermittlungsagentur alimentaires, composés de riz, de maïs et de haricots. A l’avenir, d’autres catastrosen: «Wir hatten gar keine anstellen Wahl. Wer zu lassen: sich weigerte, «Wir hatten wurdegar entlassen. keine Wahl. Wer sich weigerte, wurde entlassen. phes climatiques s’abattront sans doute sur la population de cette région vulnérable. versprochen, dass sich nichts Sie haben ändernuns würde.» versprochen, dass sichdes nichts ändern würde.» Voilà pourquoi Solidar soutient projets qui encouragent le reboisement, améliorent les modes de culture ou favorisent les énergies renouvelables. Complément

d’informations sur le programme coopération au développement de Solidar s Khoele bei der Vermittlungsagentur Aber seit Moses angestellt Khoele ist,bei erhält der Vermittlungsagentur er für diedegleiche angestellt ist, erhält er für die gleiche Suisse dans le monde entier: www.solidar.ch den halben Lohn: «Das Geld Arbeitreicht nur noch einfach dennicht halben mehr. Lohn: Irgendwann «Das Geld konnte reicht einfach nicht mehr. Irgendwann konnte cht mehr zahlen. Da habeich ichdie meine Miete Tochter nicht mehr gebeten, zahlen. die Da Schule habezuich meine Tochter gebeten, die Schule zu arbeiten zu gehen. Es tat mir verlassen in der Seele und arbeiten weh.» zu gehen. Es tat mir in der Seele weh.»

er Engagement so wichtig: Deshalb Mit einer ist Vielzahl unser Engagement von Projekten so helfen wichtig:wir Mitausgeeiner Vielzahl von Projekten helfen wir ausgeerinnen und Arbeitern in Südafrika beuteten Arbeiterinnen bei ihrem Kampf undfür Arbeitern menschenwürdige in Südafrika bei ihrem Kampf für menschenwürdige ngen, indem wir Gewerkschaften Arbeitsbedingungen, und Basis-organisationen indem wir Gewerkschaften unterstützen und und Basis-organisationen unterstützen und über ihre Rechte aufklären. die Betroffenen über ihre Rechte aufklären.

… eine Nähmaschine, damit in Sri Lanka eine Familie in ihrem Dorf eine Schneiderei einrichten kann.

uns bei dieser wichtigen Arbeit Bitte helfen mit einer Sie Spende. uns bei dieser wichtigen Arbeit mit einer Spende. n ganz herzlich für Ihre Solidarität. Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Solidarität.

ch, Geschäftsleiterin SAHRuth Daellenbach, Geschäftsleiterin SAH

Quellenstrasse 31 | Postfach 2228 | CH-8031 Zürich Tel:44044 | Fax: Tel: +41 444444 19 19 |19 Fax: +41044 44 444 19 00 kontakt@solidar.ch || www.solidar.ch www.solidar.ch kontakt@solidar.ch

Mitglied des des europäischen europäischen Netzwerks Netzwerks Mitglied

RZ_Weihnachtskarten_2012.indd 1-2

Av. Warnery | CP 1151 | CH-1001 Lausanne Quellenstrasse 3110 | Postfach 2228 | CH-8031 Zürich Tél:44021 601 | Fax: 69 Tel: +41 444 19 21 19 61 | Fax: +41021 44 601 444 21 19 00 contact@solidar.ch || www.solidar.ch www.solidar.ch kontakt@solidar.ch Membre du réseauNetzwerks européen Mitglied des europäischen

25.10.12 15:32

… eine Radiosendung, um die Zuckerrohrarbeiter in Bolivien über ihre Rechte zu informieren. … eine Hühnerschar, die einer Familie in Burkina Faso die Existenz sichert.

So einfach funktioniert es: • Bestellen Sie die beliebten SolidarGeschenkkarten im Wert von je 50 Franken mit beiliegendem Antwort-Talon oder online: www.solidar.ch/geschenk • Sie erhalten umgehend die bestellte Anzahl Karten mit Couvert und einen Einzahlungsschein.

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