Bachelorarbeit Booklet "In Würde altern"

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IN WÜ RDE ALTE RN Gestaltung eines Aufenthaltsraumes in einem Seniorenheim für Menschen mit Demenz Auszug

B.A. Raumkonzept und Design Solveig Axelsdóttir Priebs AMD Hamburg



AMD Akademie Mode & Design private staatlich anerkannte Hochschule Studiengang: Raumkonzept und Design (B.A.) Studienort: Hamburg

IN WÜRDE ALTERN Gestaltung eines Aufenthaltsraumes in einem Seniorenheim für Menschen mit Demenz

Genehmigte BACHELOR-ARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) Vorgelegt von: Solveig A. Priebs Langbehnstraße 31 22761 Hamburg 1. Gutachterin: Prof. Des. Grad. Elke Jensen 2. Gutachterin: Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl. Audiovisuelle Medien Vera Doerk Abgabedatum 05.01.2015





EIN LEIT UNG


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9

DEMENZ UND GESTALTUNG?

der Innenraumgestaltung profitieren würden.

Der demografische Wandel und dabei insbeson-

In Altersheimen mit Vorbildcharakter ist auffällig,

dere unsere alternde Gesellschaft stellen uns vor große Herausforderungen: Es gibt immer mehr alte Menschen mit besonderen Bedürfnissen bezüglich Wohnen, Versorgung und sozialer, sicherer Umgebung. Fakt ist aber auch: Altenpflege ist teuer und muss einer sehr heterogenen Gruppe von Menschen im so genannten „vierten Lebensalter“ zur Verfügung stehen. Obwohl der Trend hin zu neuen Wohnformen geht, z.B. zu Senioren-Wohngemeinschaften und Mehrgenerationenhäusern, bleibt das Seniorenheim eine der wenigen Alternativen für fortgeschrittene Demenz - eine Phase, in der Betroffene viel Hilfe

dass die Architektur und andere Dinge wie z.B. die Raumaufteilungen integriert sind in ein ganzheitliches Pflegekonzept (siehe als Beispiel das Demenzzentrum Molbergen, Interview ab S. ....). Das sind Orte, an denen Wohlbefinden und Pflege Hand in Hand gehen, wodurch oft erstaunlich positive Resultate erzielt werden. Ausgehend von diesem Befund sollen in dieser Arbeit folgende Fragestellungen gestalterisch und konzeptionell beantwortet werden: 1. Wie kann eine Verbindung von therapeutischem Pflegekonzept und Innenraumgestaltung geschaf-

und Zuwendung im Alltag brauchen.

fen werden?

Aber was ist Demenz eigentlich? Und was verän-

griert werden und welche Parameter müssen an-

dert sich für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen? Wie wird die Umwelt wahrgenommen und worauf muss geachtet werden? Diese Aspekte sollen im ersten Teil dieser Arbeit behandelt werden. Des Weiteren werden Therapieansätze aus der Altenpflege vorgestellt, die einen Einblick in den Umgang mit demenziell veränderten Menschen

2. Kann das Pflegekonzept in die Einrichtung integewendet werden? 3. Wie werden Aktivierungsmomente aktiv und intuitiv eingesetzt? 4. Kann eine Einrichtung für den medizinischen Objektbereich trotz Regulierungen und DIN-Normen ästhetisch ansprechend und wohnlich sein?

geben sollen.

Der vorliegende Entwurf ist gestalterisch auf ein

Altersheime sind nicht sehr beliebt und werden oft

gestimmt. Nach einer Analyse des Aufenthalts-

als „letzter Ausweg“ im letzten Lebensabschnitt bewertet. Die Gestaltung der Häuser lässt zu wünschen übrig und erfüllt meist nicht die Vorstellung davon, wie man altern möchte. Auf der Gestaltung der Institutionen im Gesundheitswesen sollte aber ein besonders wichtiger Fokus liegen, da „Kranke“ (im weitesten Sinne) in besonderem Maße von „heilenden“ Architekturkonzepten und wohltuen-

Seniorenzentrum in Langenhorn, Hamburg, abraumes im der Demenzstation für mittlere und schwere Demenz, soll ein Vorschlag für eine Neugestaltung unterbreitet werden. Es wird bewusst eine Pflegestation im Bestand genutzt, um realistische Herausforderungen und Möglichkeiten auszuwerten, weil oft die Mittel fehlen, um einen Neubau nach eigenen Wünschen gestalten zu können.


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VORGEHENSWEISE

1. DEMENZ VERSTEHEN

2. DESIGN ANFORDERUNGEN ANALYSE

Fokus: Menschen mit Demenz Medizin Pflege Heime

Besuche von Pflegeheimen

Designkonzept, Prototyp &Proben

Interviews & Beobachtungen: Bewohner, Pflegende, Industrie

Evaluation & Realitätscheck mit Verantwortlichen

Literatur & Medien Vörträge & Workshops Vorbilder und Kritik

Geplante Vorgehensweise für diese Arbeit

3. ENTWURF


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„Demenz ist keine Krankheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe“ Prof. Dr. Reimer Gronemeyer Autor


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DE MENZ


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ALTERSPYRAMIDE

1995

2040


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VOLKSKRANKHEIT DEMENZ

schaftlichen Weg zu finden, um mit dem Thema

In Deutschland leiden heute ca. 1,3 Mill. Men-

und das Wort „Krankheit“ weckt aus seiner Sicht

schen an Demenz, 2050 werden es schon ca. 2,6 Mill. sein, wobei die Zahlen auch noch höher stei-

umzugehen. Demenz kann nicht geheilt werden den Verdacht, dass sich Ärzte „schon dem Thema widmen und eine Lösung finden werden“.2

gen können. Es gibt verschiedene Arten von Demenz. Die häufigste ist Alzheimer, von ihr sind etwa zwei Drittel der Dementen betroffen. Circa 20 Prozent leiden an vaskulärer Demenz. Weitere Unterarten der Demenz wie z.B. die Lewy-Körperchen-Demenz sind recht selten. Die Häufigkeit, an Demenz zu leiden, steigt mit dem Alter stark an und ist somit mit der höheren Lebenserwartung ein noch akuteres Problem. Dass das Thema Demenz in unserer Gesellschaft eine ständig wachsende Rolle spielen wird, macht die Alterspyramide auf einen Blick deutlich

ALZHEIMER Die häufigste Art von Demenz ist Alzheimer. Da es

DE

auch die Form ist, an der Senioren im Altersheim

auf einer Demenzstation größtenteils leiden, wird im Folgenden das Augenmerk hauptsächlich auf der Alzheimer-Demenz liegen.

Das Wort stammt von einem der ersten Erfor-

scher des Phänomens „Demenz“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Alois Alzheimer. Damals war

(siehe Abb. S.16).

Demenz noch als „Altersblödsinn“ bekannt und

„Wenn man das Wort „Demenz“ in die beiden

menz bzw. Alzheimer wurden in Tollhäusern unter-

lateinischen Wörter „de“ und „mens“ aufteilt, kommt man dem Sinn des Begriffes näher: „De“ bedeutet „weg“ und „mens“ bedeutet „Sinn, Geist, Verstand.“ Eine sinnvolle Übersetzung von „Demenz“ wäre also: „Sich vom Geist oder Verstand

wurde nicht speziell behandelt. Menschen mit Degebracht.

Mittlerweile weiß man, dass verstopfende und fehlgebildete Plaques zum Absterben von Nerven-

zellen im Gehirn führen. Der eigentliche Auslöser

entfernen“. 1

ist aber unbekannt.3 Der wesentliche Unterschied

Demenz ist im klassischen Sinne keine Krankheit,

gen und Ablagerungen im Gehirn bei Alzheimer

sondern ein Syndrom. Der Autor Prof. Dr. Reimer Gronemeyer ist der festen Überzeugung, dass wir dann, wenn wir Demenz nicht mehr als klassische Krankheit sehen, eher bereit sind, einen gesell-

zur vaskulären Demenz ist, dass die Veränderun„diffus“ sind, d.h. sie sind nicht auf ein bestimm-

tes Areal konzentriert. Ein weiterer Unterschied der beiden Demenzformen ist, dass bei der Alzheimer-Demenz die Veränderungen vom Hirn ausgehen, bei der vaskulären Demenz von Gefäßen. Be-

Jennifer Zimmermann: Leben mit Demenz – Spezielle Wohnformen für demenziell erkrankte Menschen, Hamburg: Diplomica Verlag GmbH 2009, S.3; zitiert nach: Schaade et al. (2005), S.11 2 Prof. Dr. Reimer Gronemeyer: Das vierte Lebensalter, Hamburg, 17.09.2014 3 Susanne Fricke: Kommunikation in der Altenpflege, Hamburg: disserta Verlag 2012, S.22 1


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PHASEN DER DEMENZ

Phase

Phase 1 - frühe Demenz

Phase 2 - mittelgradige Demenz

Kennzeichen

Folgen

* Erste Gedächtnis- und Orien- tierungsschwierigkeiten

* Angst, Depression, Aggressivität, Verleumdung

* Schleichende Veränderungen * Änderungen werden bewusst wahrgenommen

* Allmählicher sozialer Rückzug * Verlust über Affektkontrolle

* Weiterer Verlust der Gedächtnis-

* Kein Zeitgefühl mehr, es gibt nur

leistung, insbesondere des Kurz- zeitgedächtnisses * Anleitung in fast allen lebensprak-

tischen Bereichen wird nötig: oft-

möglich

mals hat dies die Herausnahme aus dem häuslichen Umfeld zur

das „Jetzt“

* Gefühle und Affekte werden voll ausgelebt, Kontrolle nicht mehr

Folge * Örtliche und zeitliche Desorientie- rung

Phase 3 - schwere Demenz

* Prozedurales Gedächtnis lässt

* Affekte und Gefühle werden nicht

nach * Keine Aktivität / Impulse * Keine Abgrenzung mehr zwischen Schlaf/Traum und Wachheit

mehr wahrgenommen * „Traumähnlicher Zustand“ (Wojnar), „Vor-sich-Hin-dämmern“ (Feil) * „Verschwindendes Selbst“ * (Muthesius)

Obwohl der Krankheitsverlauf sehr individuell ist, gibt es häufig ähnliche Symptome in den verschiedenen Phasen der Demenz


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troffene der vaskulären Demenz sind oft in jünger

Stadium leben die Menschen -

als Alzheimer-Demente und sterben früher.

Frauen, weil sie eine höhere Lebenserwartung ha-

4

hauptsächlich

ben - oft noch zu Hause. Vor Angehörigen wird oft Der Abbauprozess des Gehirns breitet sich über

versteckt, dass man sich verändert. Im Anfangs-

die Zeit immer mehr aus und verschlimmert somit

stadium ist schwer zu ermitteln, ob die Person

den Zustand der Demenz. Dieser Prozess ist oft

tatsächlich an demenzieller Veränderung leidet,

sehr schleichend und zieht sich über Jahre hin.

oder ob es sich um eine altersbedingte kognitive

Der Krankheitsverlauf wird in drei Phasen geglie-

Schwäche („mild-cognitive-impairment“) handelt.

dert: leichte, mittelschwere und schwere Demenz.

Dazu muss der Arzt genaue Untersuchungen ma-

Jede Phase dauert durchschnittlich drei Jahre,

chen und den Krankheitsverlauf im Blick behalten.

kann sich aber sehr individuell unterscheiden. „Als Faustregel gilt, dass die Krankheit umso ra-

Es muss unterschieden werden zwischen kogniti-

scher verläuft, je früher im Leben sie auftritt.“

ven Symptomen und psychischen Störungen. Ko-

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gnitive Störungen sind vor allem Urteilsvermögen, Der Nervenzelluntergang im tiefen Vorderhirn

Persönlichkeitsveränderungen, Aphasie, Apraxie

führt zu einem Mangel an dem Überträgerstoff

und Agnosie.7

Acetylcholin, der für die Aufmerksamkeit besonders wichtig ist. Das Absterben von Nervenzellen

Aphasie ist die Störung der Sprache, die sich an-

in der Hirnrinde geht mit einer ungesteuerten Aus-

fangs mit Wortfindungsstörungen äußert und im

schüttung des Überträgerstoffs Glutamat einher,

Verlauf der Krankheit bis zur totalen Sprachbarri-

der für Lernen und Gedächtnis benötigt wird. Die

ere führen kann. Oft ist im späten Stadium nicht

biochemischen Folgen des Nervenzelluntergangs

ersichtlich, was der Demente sagen möchte.

beeinträchtigen die Informationsverarbeitung im Gehirn zusätzlich.6

Apraxie ist die Störung bei einfachen Handlungsabläufen. Obwohl der Mensch oft körperlich noch

PHASEN DER DEMENZ

in der Lage dazu ist, Werkzeug und Dinge für seinen Zweck zu nutzen, wird die Funktion der Dinge (z.B. Besteck) nicht mehr erkannt.

Bei leichter Demenz sind sich die Betroffenen oft noch ihres Gedächtnisverlustes bewusst und sind

Agnosie liegt vor, wenn es Wiedererkennungsstö-

durch ihre geistigen Veränderungen verunsichert.

rungen gibt. Das gilt für alles um den Menschen

Oft werden leicht demente Menschen depressiv,

herum - Menschen, Räume und Dinge.

oder versuchen die Veränderungen durch Verdrängung oder Aggressivität zu überspielen. In diesem

Psychische Störungen werden als „herausfordern-

vgl. Fricke: Kommunikation in der Altenpflege, Hamburg: disserta 2012, S.26 Fricke: Kommunikation in der Altenpflege,, Hamburg: disserta 2012, S.23 f. 6 Prof. Dr. Alexander Kurz: Das Wichtigste über die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen, Berlin: Schriftenreihe der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. 2013, S.7 7 Zimmermann: Leben mit Demenz, S.4 4 5


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des Verhalten“ (in Englisch: BPSD = „behavioral

schwierig, da sie nicht mehr erkannt werden und

and psychological symptoms of dementia“) be-

so manchmal als Fremde/r oder Außenstehende/r

zeichnet, sie kommen bei Menschen mit Demenz

behandelt werden.

sehr häufig vor. Sie können sich nicht mehr richtig mitteilen, weil sie die Sprache und andere Fähig-

In der dritten Phase der Demenz kommen oft noch

keiten nach und nach verlieren. Symptome für ein

körperliche Einschränkungen dazu. Die Menschen

herausforderndes Verhalten sind z.B. zielloses

mit Demenz können ihren Körper nicht mehr deu-

Umherlaufen, innere Unruhe, Angst, Aggressivität,

ten und wissen z.B. nicht, wann sie auf die Toilette

Zwangshandlungen und Schreien.

müssen. Zu einer Harninkontinenz kommt später

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eine Stuhlinkontinenz hinzu. In dieser Phase sind Kognitive Einschränkungen verschlechtern sich

die Betroffenen bei fast allen Dingen auf Hilfe an-

ständig im Laufe der Demenz, während die psy-

gewiesen.

chischen Störungen bzw. die herausfordernden Verhaltensweisen trotz Fortschreiten der Demenz

Oft sterben Demente an Krankheiten, die sie

gleich bleiben oder sich noch verbessern können.

durch ihr nicht mehr intaktes Immunsystem be-

Manche Verhaltensweisen sind auch nur vorüber-

kommen und nicht mehr abwehren können.

gehend, aber dies ist ein stark individuell geprägter Faktor. Oft werden die Menschen von Angehörigen zu Hause gepflegt, bis sich der Gesundheitszustand deutlich verschlechtert. In dieser zweiten und dritten Phase spielt die Individualität des Einzelnen beim Erleben des Syndroms eine entscheidende Rolle. Gedanken und Gefühle werden nicht mehr durch den Verstand abgewehrt und entfalten sich frei. Das kann zu großen Gefühlsausbrüchen und das Verlieren von Hemmungen führen.9 In dieser Phase fangen die Betroffenen oft an, sich nicht mehr an ihre engsten Angehörigen zu erinnern, ihre „Erinnerung an Kernereignisse vergangener Jahrzehnte verblasst“10 und dafür erinnern sie sich oft an Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend. Für Angehörige ist der Umgang meist sehr

Kerstin Löding-Blöhs: Vortrag: Herausforderndes Verhalten, Lüneburg, 11.10.2014 vgl. Zimmermann: Leben mit Demenz, S.32 10 Hg.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: “Verlauf und Symptome – Mittleres Stadium“ http://www. wegweiser-demenz.de/mittleres-stadium.html, (Stand: 25.11.2014) 8 9




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„Das Pflegeheim ist ein Vorsarg“ Siegfried Rauch Schauspieler


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ALT ENPFL EGE


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Zur basalen Stimulation gehören z.B. Hand- und Klangschalenmassagen

„Irgendwann spüren Dementkranke durch die Krankheit ihren Rhythmus nicht mehr“ Simone Willig Autorin für Musiktherapie

Biografiearbeit ist ein wichtiger Bestandteil von Pflegeansätzen bei Demenz


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PFLEGEANSÄTZE

Demenz. Das sind (oft kleine, einfache) Maßnah-

In der Altenpflege gibt es mittlerweile viele etab-

„aktivieren“. Mittel dazu können z.B. Lieder sein,

lierte Konzepte und Pflegeansätze. Die bekanntesten, nach denen viele Heime arbeiten sind die 13 „AEDLs“ (Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens) von Monika Krohwinkel, anhand derer Pflegestufen zugeordnet werden können und Pflegedokumentationen angefertigt werden können. Weitere Maßnahmen sind die Musik- und Ergotherapie. Anwendung finden dort Konzepte wie

men, die eingesetzt werden, um den Dementen zu die gesummt oder gesungen werden, oder kleine Karten mit Sprichwörtern, die den Menschen zwischendurch als Ratespiel vorgelesen werden oder Bilder von Ereignissen oder Dingen aus der Kindheit und Jugend. Dabei spielt die Erinnerungs- oder auch Biografiearbeit eine große Rolle. Je mehr der Pfleger oder die Pflegerin über die demente Person weiß, desto gezielter kann sie im Alltag auf sie zugehen, und sie positiv stimulieren. In Pflegeheimen wird die Biografie oft in Gesprächen mit An-

die Validation (Kommunikationsmethode, gehörigen und anhand von Fragebögen ermittelt.

darauf beruhend, dass das von den De

menten geäußerte für wahr/gültig erklärt Demenz kann nicht geheilt werden. Es können nur einzelne Maßnahmen ergriffen werden, die das wird),

basale Stimulation (Anreize von Körper-

und Bewegungserfahrungen durch Mas

sage, Waschungen, Tasten),

Snoezelen (siehe unten) sowie

Aktivierungs- und Biografiearbeit.

Die beiden letztgenannten Konzepte werden im Folgenden näher erläutert, da sie Grundlage für die Gestaltung sind.

Leben so angenehm und positiv wie möglich gestalten. Somit sind kleine Maßnahmen wie Aktivie-

rungen schon sehr wertvoll, um den Betroffenen zeitweilig von seinem Schmerz abzulenken.

SNOEZELEN Das Wort „Snoezelen“ ist ein Kunstwort, das aus den niederländischen Wörtern „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern) und „doezelen“ (dösen“)

AKTIVIERUNG UND BIOGRAFIEABEIT

kombiniert ist. Das Konzept des Snoezelens wur-

Zu den wichtigsten alltäglichen pflegerischen An-

als Raum für Kinder mit Behinderungen gedacht,

sätzen gehört die Aktivierung von Menschen mit

de Ende der siebziger Jahre von Ad Verheul und Jan Hulsegge in Holland entwickelt. Es war primär bei dem sie ruhig werden und zu sich selbst finden können. Mittlerweile wird Snoezelen auch in


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der Altenpflege, vor allem bei der Behandlung von

Einheiten (z.B. einstündig, bei Menschen mit De-

Menschen mit Demenz, angewendet.

menz auch kürzer) können zum Beispiel folgende Themen behandeln: ein Tag am Meer, Weltreise,

Snoezelen ist eine Reise der Sinne und zum eige-

Geräusche in der Stadt und Natur, den Raum er-

nen Ich. Bei Menschen mit Demenz hat eine Snoe-

kunden, u.v.m.11

zelen-Therapie einen unglaublichen Reiz, denn das ausgewählte Erleben ohne Reizüberflutung

Die positiven Effekte eines Snoezelenraums auf

lässt Menschen ruhig werden und sich oft wieder

den Kranken sind nachgewiesen und Snoezelen

etwas besser konzentrieren oder entspannen.

wird vom Bundesgesundheitsministerium in den „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit her-

Der klassische Snoezelenraum in der Altenpflege

ausforderndem Verhalten bei Menschen mit De-

ist oft ein in Weiß gehaltener Raum, in dem durch

menz“12 sehr empfohlen.

technische Mittel wie Wassersäulen, Lichtspots, eine gesteuerte Spiegelkugel und bequeme Sitzund Liegeflächen eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen wird. Der Raum kann für viele Zwecke genutzt werden, nicht nur zum „baumeln lassen“ von Körper und Seele, sondern auch anregend mit Themen für einzelne Snoezeleneinheiten. Diese

Beispiele für Snoezelenräume

vgl. Prof. Dr. Krista Mertens: „Der Snoezelenraum – Ein Lern- Besinnungs- und Erholungsraum“, http://www.der-weisse-raum. info/snoezelen-in-der-praxis/snoezelen-video.html (Didacta 2011), Video Vortrag, 57:41 Minuten (Stand: 10.11.2014) 12 vgl.: Hg.: Bundesministerium für Gesundheit: „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe“, S. 107ff. 11


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WAHRNEHMUNG Da sich Menschen mit Demenz oft nicht mehr richtig verbal mitteilen können, treten nonverbale Kommunikation und das Analysieren von Verhaltensweisen in den Vordergrund. Dadurch gewinnen therapeutische Maßnahmen an Bedeutung. Das Empfinden und Wahrnehmen über die Sinne ist in dieser Lebensphase viel wichtiger, denn sie z.B. visuelle Reize nicht mehr verarbeitet und gefiltert werden können, sind andere Sinne wie der Ge-

ruch und das Gehör gefragt. An einen Geruch wie Kaffee, der oft ein Leben lang mit bestimmten all-

täglichen Vorgängen wie das Frühstück oder den Nachmittagskaffee verbunden war, besteht trotz Demenz eine Erinnerung. Das kann verwendet

werden, um Menschen mit Demenz Geschichten aus ihrem Leben erzählen zu lassen oder vielleicht auch ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern zu las-

Wenn Musik ertönt, die im früheren Leben zu positiven Emotionen geführt hat, ist es wahrscheinlich, dass diese erkannt wird und das der Demente beginnt, mitzusingen oder sich zur Musik zu bewegen.

wird oder gar nicht zu einer Reaktion führt. Die Architektur sollte Orientierung erleichtern und eine klare Raumstruktur vermitteln. Im Raum sollten Farbkontraste und eine gute Lichtsituation eingesetzt werden.13 Ein weiterer wichtiger Faktor zur Analyse und Bestimmung von gestalterischen Mitteln ist die Viel-

ALT ENPFL EGE

vermitteln die Bedürfnisse der Dementen. Wenn

sen.

dann entweder als unangenehm wahrgenommen

Nichtsdestotrotz müssen diese Reize gezielt ein-

gesetzt werden, die Musik sollte zum Beispiel nicht

den ganzen Tag „dudeln“ oder es sollten nicht ständig alle möglichen olfaktorischen Stoffe in der

falt des Raumes zum Erleben. Da die Bewohner/ innen sich meist den gesamten Tag im Aufent-

haltsraum und anliegenden Räumen aufhalten „ist es besonders wichtig, ihnen unterschiedliche Atmosphären innerhalb des Hauses anzubieten.

Diese Wahlmöglichkeit des Aufenthaltsorts - je nach Geschmack und momentaner Stimmung - ist ein Ausdruck von Wohnqualität, den man den Be-

wohnern nicht vorenthalten sollte. Gestalterische Vielfalt, die eine große Bandbreite sinnlicher Erfahrungen ermöglicht, ist ein zentrales architektonisches Qualitätsmerkmal in der Pflege.“

Alle aufgelisteten Merkmale einer guten Gestal-

tung in der Altenpflege sollen in diesem Konzept übernommen werden. Wichtigste Maßnahmen sind somit die Raumerfahrung über die verschie-

denen Sinne, die Bezüge zu der Therapiearbeit (z.B. Biografien der Bewohner/innen aufnehmen,

Aktivierungsmöglichkeiten bieten) und eine klare räumliche Struktur, in der sich Demente alleine zurechtfinden können.

Luft liegen. Das führt zu einer Reizüberflutung, die

13

vgl. Eckhard Feddersen und Thorsten Keller: „Typologien des Wohnens im Alter“, in: DETAIL – Wohnen im Alter (2012), S.940




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Frau W. kommuniziert viel mit ihrer Umwelt, allerdings sind ihre Geschichten kaum verst채ndlich


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EIN TAG AUF DER DEMENZSTATION BEOBACHTUNGEN DER BEWOHNER/INNEN (AUSWAHL)

01

04

durch öffnet sie die Augen und schaut an

05

sie über alles, was hier vor sich geht, Be-

le Stunde in die „gute Stube“ (ein kleiner

sprechbar und kann sich recht gut verständ-

02

scheid.

06

Frau W. erzählt viele Geschichten, die sie

lich machen.

aber nur selbst zu verstehen scheint. Unent-

Frau E. wirkt etwas schläfrig und traurig. Sie

nestelt nebenbei an ihrer Kleidung.

ist sehr unruhig und läuft ständig von dem Aufenthaltsraum durch den Flur und ihr Zim-

wegt wiederholt sie das Wort „kaputt“. Sie

07

nestelt unentwegt an der Serviette, Tischde-

kann sie nicht durchgehend sitzen. Ich begleite sie auf einem ihrer Gänge und erkunde mit ihr den Flur und ihre Fotos in ihrem Zimmer. Frau R. hat ihren Stammplatz in einer Ecke des Raumes in einem tiefen Sessel. Hinter ihr ist das Geländer der Rampe. Sie versucht sich ständig, daran zu klammern und aus ihrem Sessel aufzustehen. Als ich ihr meine Hilfe anbiete, möchte sie allerdings nicht aufstehen. Es ist einfach ihre innere Unruhe, die sie nicht still sitzen lässt. Später spielt sie noch Ball (vom Sessel aus) mit einem Pfleger.

Herr W. wirkt etwas abweisend. Er kann nicht alleine aufstehen und kaum gehen. Er

mer und wieder zurück. Selbst zum Essen

03

Frau T. beäugt mich neugierig und lässt sich ter schaut sie mich belustigt an, als wüsste

sie wieder Rauchen darf. Sie darf jede vol-

führt). Sie lautiert oft laut, aber oft noch an-

die Decke.

gern von mir beim Essen assistierten. Spä-

Frau S. ist Raucherin und fragt immer, wann

leerstehender Raum, der zu einem Garten

Frau M. döst den ganzen Tag. Zwischen-

cke und seinem Rollstuhl.

08

Frau A. spricht leise und freundlich, wirkt aber auch sehr verunsichert über ihre ungewohnte Umgebung. Später am Tag wird sie immer trauriger und als ich mit ihr sprechefängt sie an zu Weinen, weil sie nicht weiss, was sie hier auf der Station soll. Sie fragt nach ihrem Sohn, der sie abholen soll. Mit Tränen in den Augen fragt sie mich, ob sie von Gott bestraft werde.


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TAGEBUCH VOM 16. OKTOBER 2014

ren, um dort ein Mittagsschläfchen zu halten. Bis

Vormittags unternimmt die Ergotherapeutin Frau

Herrn W. kann ich kurz auf Bilder von Autos aus

H. immer etwas mit ein paar Bewohner/innen. Heute kegeln wir. Dazu schiebt oder geht sie mit ein paar Bewohner/innen die Rampe hoch in ein Flurstück, das noch vor dem Aufenthaltsraum

14 Uhr ist es ziemlich ruhig auf der Station, ich beschäftige mich mit ein paar Bewohner/innen. den fünfziger Jahren aufmerksam machen und mit ein paar Bewohnerinnen unterhalte ich mich. In dieser Zeit der Mittagsruhe sitzen mehrere Pfle-

liegt.

ger/innen in dem angrenzendem Dienstzimmer

Es ist schwer alle Bewohner/innen zusammen zu

tin setzt sich dazu an einen Tisch im Aufenthalts-

bekommen, da die Fitteren auch immer mal wie-

und erledigen den Papierkram. Die Ergotherapeuraum der Bewohner/innen. Sie sagt, dann sei sie

der weggehen.

näher bei den Menschen.

Alle werfen den Ball entweder vom Rollstuhl oder

Nachmittags unternimmt sie kleine Dinge mit ein-

einem Stuhl aus. An manchen Gesichtern zeichnet sich deutlich ein Erfolgserlebnis ab, vor allem weil Frau H. auch überschwänglich lobt und die kleinen Erfolge zelebriert. Sie ist sehr engagiert und moti-

zelnen Bewohner/innen: Sie liest einer Dame vor, mit einer anderen schaut sie ein Buch an. Der Besuch im Seniorenzentrum gibt Mut, stimmt

viert und nimmt sich Zeit für Jeden.

mich aber auch traurig. Die Pfleger/innen und alle,

Um Punkt 12 Uhr gibt es Mittagessen, das von

dem Thema Tod konfrontiert, und haben Men-

vielen Bewohner/innen schon heiß ersehnt wird. Ich setze mich immer mal an einem anderen Tisch und versuche mit einzelnen Senioren ins Gespräch zu kommen oder helfe ihnen beim essen. Frau T. lässt sich gern von mir füttern, auch wenn sie alleine Essen könnte. Auch eine Pflegerin bestätigt,

die in einem Pflegeheim arbeiten, sind täglich mit schen um sich, die nicht geheilt werden können. Dennoch den Willen und den Optimismus aufzubringen, diese Menschen durch wenn auch noch so kleine Dinge wieder ins Leben zu holen und teilnehmen zu lassen, ist eine schwierige Aufgabe.

dass Frau T. sich gerne unterstützen lässt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass ein angeneh-

Nach dem Mittagessen dösen ein paar Bewohne-

Farben und Licht einiges bewirken können – ­ für

rinnen im Aufenthaltsraum und manche werden von zwei Auszubildenden in ihre Zimmer gefah-

meres Raumklima, ein moderneres Aussehen, Bewohner und Pfleger/innen.


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Herr W. ist der einzige Mann auf der Station




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„Ein Mensch, der an Alzheimer stirbt, geht noch einmal den Weg, den er als Kind gegangen ist, nur rückwärts.“ Jennifer Zimmermann


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ANALY SE


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UNTERSUCHUNGEN IM RAUM

Die Interaktionen der Bewohner/innen im Raum (als Blick- und Handelrichtungen als Linien dargestellt) sind rar und treten in Gruppen auf


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Auch die Laufrichtungen sind pro Person einseitig: meist wird nur der Weg durch Raum zu dem eigenen Platz zur端ckgelegt


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Die verschiedenen Diagramme zeigen verschiedene Nutzungsarten und Ballungen im Raum. Ziel war es, herauszufinden, in welcher Form welche Bereiche optimal genutzt werden kรถnnen. Als Rasterfunktion diente oft das Wandmodul, das sich aus den Textilmustern herausbildet


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positiv n

Erwache

in

Aktiv se

niessen

Ruhe ge

Eine weitere visuelle Analyse zeigt erste Anordnungen, auch f端r Farben, auf

A


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Bewohner/innen

Pfleger/innen

ANALY Sygnaletik Handläufe farbig hervorheben

Stauraum für Aktivierungs- und Therapiegegenstände

Licht viel Helligkeit Virtual Timing Light (VTL)

Hocker mit Rollen, um flexibel mit den Bewohner/ innen zu kommunizieren

Ruhezonen

Aktivierungsmöglichkeiten Farben Kontraste

Möbel Kanten farbig hervorheben

Sitzen Bequem, gepolstert, unterstützend (Lehnen), hoch (angenehmes Aufstehen) Verschiedene Sitzangebote Verschiedene Blickwinkel anbieten Beim Essen Platz haben können

Therapieoptionen: Platz für Gruppen- und Einzelsitzungen Raum muss so viele Sinne wie möglich ansprechen

Einzelne Plätze an den Tischen der Bewohner/ innen frei lassen, damit Pfleger/innen sich dort integrieren können

Mindestbreite Abstand zwischen den Möbeln, um Bewohner/innen im Rollstuhl flexibel zu bewegen Angenehmes Raumklima und viel Licht, um aktiv durch den Arbeitstag zu gehen und positiv unterstützt zu werden


ANALYSE FÜR VERSCHIEDENE ZONEN IM RAUM





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„Das Leben an einem Ort ist erst dann schön, wenn die Menschen, die dort leben, ein gutes Verhältnis zueinander haben.“ Konfuzius


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INSP IRATION & ENTWUR FSPROZ ESS


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MODULE

Die Module waren eine Idee, um dem Raum Struktur zu geben und Sicherheit zu bieten. Sie sollten mit Stoffen und Akustikpaneelen versehen werden um das Raumklima zu verbessern.


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INSPIRATIONEN UND MÖBEL Die Auswahl an Möbeln in der Altenpflege ist begrenzt. Gute Möbel, die den Anforderungen der Pflegeheime gerecht werden müssen, sind teuer und entsprechen oft eher den funktionalen Anforderungen als einem ästhetischen Gesamtbild. Dabei entspricht skandinavisches Design genau diesen Voraussetzungen: Es ist höchst ästhetisch und in der Formensprache auf das Wesentliche konzentriert.

„Skandinavisches Design repräsentiert das Wohlbefinden und die Simplizität des Wohnens wie kaum eine andere Stilrichtung. Auch heute ist der „Wohntraum“ oft nah an den skandinavischen Designprinzipien ausgerichtet. {...} Für die Skandinavier ist gutes Design selbstverständlich, weil ihr ganz auf Gemeinsinn und die Sozialgemeinschaft aller Bürger ausgerichtetes Leben von der Idee „guter Gestaltung“ durchdrungen ist. (ZITAT: Skandinavisches Design, S.8-13)


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SESSEL Hohe Lehne = Kopf ablegen, dösen Handgriffe aus Holz = Ähnlichkeiten zum „Pabba Bear“ Sessel = guter Griff für selbstständiges Aufstehen

Eine eigene Annäherung an einen passenden Stuhl für das Altersheim:

Textil mit Nässeschutz = pflegeleicht = langlebig

gepolsterte Lehnen = Halt

Kein Freischwinger, aber angedeutet = strapazierfähig = fester Halt = erinnert an skandinavische Bugholzmöbel

Die Ergotherapeutin des Seniorenzentrums äu-

Ein Sessel mit komplett gepolstertem Sitz und

ßert in einem Gespräch den Gedanken, dass es

Lehnen ist weitaus bequemer und gibt Bewohner/

schön wäre, wenn die Bewohner/innen entspann-

innen mit körperlichen Einschränkungen Halt. Die

ter und bequemer sitzen könnten. Warum sollten

Sitzhöhe darf nicht zu niedrig sein, damit das ei-

sie den ganzen Tag auf Stühlen sitzen, die weder

genständige Aufstehen erleichtert wird.

ergonomisch, noch schön sind?


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TISCH

zu, in Kontakt zu treten. Die Form des Tisches

Momentan stehen auf der Station 6 im Senioren-

Bewohner/innen aber auch Nähe. Dann können

zentrum im Röweland große achteckige Tische, die es ermöglichen, bis zu acht Personen an dem Tisch zu versammeln. Die Tische bleiben jedoch größtenteils leer. Wenn sich zwei Menschen gegenüber sitzen, lässt es die große Distanz kaum

verhindert Kommunikation. Vereinzelt suchen die die Bewohner nebeneinander sitzen, der Winkel (von zwei Seiten eines Achtecks) lässt sie einander aber kaum wahrnehmen. Gebraucht wird also ein Tisch, der beide Bedürfnisse verbindet: Das bewusste Abwenden und das näher Zusammenrücken.

Der klassische Nierentisch aus den fünfziger Jahren ist sowohl wieder modern als auch ein Erinnerungsstück der jetzigen Generation der Menschen mit Demenz


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WOHNKÜCHE

und ist eher wie eine Industrieküche ausgestattet.

In vielen individualisierten Pflegeheimen und Seni-

kommt und die Durchreiche viel mehr Funktionen

oren-WGs nimmt die Wohnküche eine besondere Stellung ein. Sie ist ein Versammlungsort für ein Essen in Gemeinschaft. Der Wohnbereich des Seniorenzentrums besitzt eine integrierte Teeküche mit einem großen Durchreiche-Fenster in den Aufenthaltsraum hinein. Dort wird das Essen allerdings nur angeliefert. Die Küche wird kaum genutzt

Schön wäre es, wenn die Küche einen Nutzen beübernimmt. Sie kann z.B. ein Tresen sein, auf dem Getränke und Snacks bereitstehen. Kaffee und andere angenehme Gerüche wie Gewürze können dort bereit stehen und machen olfaktorisch deutlich, welchem Bereich einer Wohnung dieser Teil dient. Die Küche kann zur Wohnküche und zum Café werden und lädt zum Zelebrieren des täglichen gemeinsamen Essens ein.


59

DER BIRKENWALD

Die Birkenst채mme geben viele Assoziationen zu Natur, Wald, Bewegung. Zus채tzlich wirkt verstecktes Licht Anziehend und fast magisch.


60

AKTIVIERUNGSGEGENSTÄNDE

Viele Dinge wie Spiele, Gegenstände aus dem Alltag, Tastwände und Sprichwortkarten helfen bei der Aktivierung

„Ich sage mal, der Beruf könnte so schön sein, wenn man ihn ausführen könnte, wie es sich gehört, sage ich mal. Ich habe viel in der Altenpflegeschule gelernt, was ich in der Freizeit des alten Menschen machen könnte, Singen, Lesen, einfach so einen Gesprächskreis, das habe ich alles in der Ausbildung gelernt. Das ist leider in der Praxis nicht so. Da muss man zusehen, dass man morgens durchkommt. Sage ich mal. Da hat man gar keine Gelegenheit. Es sind ganz wenige Momente, wo man wirklich mal sagen kann: „Mensch, heute habe ich mich mit dem-unddem aber mal gut unterhalten.“ Man kriegt auch plötzlich ein ganz anderes Bild von jemandem, wenn man wieder etwas erfahren hat.“

Viele Demente „nesteln“, d.h., dass sie sich an ihren Kleidern, Haaren aber auch allen Gegenständen in ihrer Nähe herumzupfen. Um ihren Fingern Beschäftigung zu geben, werden manchmal Nesteldecken eingesetzt, die durch verschiedene Textilien und eingenähte Gegenstände unterschiedliche anregende Erlebnisse zum Fühlen anbieten


61

GARDEROBE

In einem Demenzzentrum gibt es am Eingang jeder Station eine Garderobe mit Jacken und verschiedenen Gegenst채nden. Diese sollen das Gef체hl vermitteln, zu Hause angekommen zu sein.


62

TEXTILIEN

Zu Beginn der Entwurfsphase wurde mit eigenen Drucken und Mustern experimentiert

Stoffauswahl (speziell f端r die Altenpflege und Objektbereich) von KVADRAT


63

Kinnasand hat die individualisierte Textilreihe „Colours Umlimited“ auf den Markt gebracht. Diese bietet fünf verschiedene Textilqualitäten an, die von leichten Gardinenstoffen bis zu Polstern mit Nässeschutz alles bieten. Diese Stoffe können mit individuellem Design bedruckt werden, bieten aber auch einzelne Designs wie das „Scope“-Design an. Anhand diesem wurde für den vorliegenden Entwurf noch zwei Farbvariationen in Gelb und Grün entwickelt.

Originaldesign Kinnasand

eigene Weiterentwicklungen

„SCOPE 014“

in Grün und Gelb


64

AKTIVIERUNGSMAßNAHMEN

1 MAGNETWAND

Eine auffällige Magnetwand soll Interesse wecken. Die Dinge, die an ihr haften, sind richtige Gegenstände und keine Bilder. Dadurch ist das Anfassen ein haptisches Erlebnis.


65

2 BIOGRAFIEBOX

Im 6. Semester ist der Entwurf „Vergiss Mein Nicht“ als Ordnungssystem entstanden, der Menschen mit Demenz helfen soll, an Dinge wie Schlüssel und Tabletten zu denken. Diese Box, in Form eines Hexagons, findet in diesem Entwurf wieder Anwendung. Es soll als Box für die Biografiearbeit verwendet werden. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin bekommt eine eigene, die mit Bildern und persönlichen Dingen gefüllt wird. Weiterhin können Themenboxen entstehen, z.B. für Jahreszeiten und Hobbies

Habe ich meine Tabletten heute schon genommen? Dementkranke Menschen verlegen wichtige Dinge. Helfen Sie Ihnen, alle Dinge beisammenzuhalten. Praktisch und Schön.


66

3 NESTELDECKE

Die Nesteldecke ist gestalterisch an den Aufenthaltsraum angepasst. Das Muster ist von dem Stoff „Scope“ von Kinnasand übernommen und die Farben spiegeln die Raumfarben wieder. Die Decke ist ein klassischer Quilt mit modernen Elementen. Gleichzeitig regen die verschiedenen Textilien zum haptischen Erleben ein und lenkt vom nesteln am eigenen Körper ab.


67

4 WANDMODUL

Auch das Wandmodul ist dem Muster von dem Stoff „Scope“ entnommen. Es ist ein hinterleuchtetes Wandmodul, das mit verschiedenen, haptisch interessanten Materialien belegt ist. Es soll im Snoezelenraum angebracht werden und dort eine schöne Lichtstimmung vermitteln und kann bei basalen Snoezelentherapien als Tastwand dienen.




70

„Bei Demenz gibt es keine guten Antworten. Aber das kann hilfreich für uns sein, um in einen Dialog zu treten.“ Prof. Dr. Reimer Gronemeyer Autor


71

ENT WUR F


72

AUFENTHALTSRAUM


73

Bisher lebten die Bewohner/innen verteilt im

Der neue Entwurf für den Aufenthaltsraum da-

Raum. Die Tische wurden so angeordnet, dass die

gegen sieht vor, dass der Raum drei Farbzonen

Bewohner/innen wie in verschiedenen Räumen

erhält, die im Raum verteilt sind und die für die

miteinander leben und oft kaum miteinander kom-

Strukturierung des Tagesablaufs wichtig

munizieren, bzw. ihnen kaum Gelegenheit dazu

Den Zonen werden die Farben Gelb, Grün und

gegeben wird.

Blau in unterschiedlichen Tönen mit unterschied-

sind.

lichen Funktionen zugeschrieben, die der jeweiligen Farbwirkung entsprechen. Der Eintritt in den Raum geschieht stets über die Rampe. Man schreitet die Rampe hinunter, bis man mitten im Geschehen landet. Viele Bewohner verlassen den Raum kaum, nur um gelegentlich für einen Mittagschlaf auf ihr eigenes Zimmer zu gehen oder abends, wenn sie ins Bett gehen. Sobald also der Raum betreten wird, soll der Mensch als Ganzes aktiviert und in seinem Rhythmus unterstützt werden. Als Farbzone ist diesem Eingangsbereich die Farbe Gelb zugeordnet. Dazu soll es ein helles Arrangement an Leuchtmitteln geben, als versteckte Lichtleisten entlang der Rampe zum Beispiel. Betritt man den Raum, wird man positiv und sonnig empfangen. Gelb wirkt aktiv, strahlend, dynamisch, öffnend und psychisch wird es als optimistisch und heiter empfunden. Im besten Fall fühlen sich die Bewohner mit diesem Empfang willkommen und aufgehoben und werden vor allem zu einem aktiven Start in den Tag (oder nach dem Mittagsschlaf zu einem anregendem Nachmittag) angehalten. Erreicht man


74


75


76


77 nun am Ende der Rampe die Mitte des Raumes,

mungen ein. Erzeugte Assoziationen könnten ein

lässt sich der Raum in zwei weitere Zonierungen

Kaufmannsladen sein, ein normales Café oder

teilen: auf der rechten Seite laden Tische zu ei-

auch ein Restaurant. Unterstützt werden diese

nem Snack oder zum Essen ein. Das Fenster zur

Assoziationen durch eine Menütafel, die wie in

Küche hatte vorher keine Funktion und wirbt nun

einem Restaurant das Essensangebot des Tages

in Kaffeehaus-Ambiente. Die Küchenzeile mit

anpreist. Hier würden allerdings Fotos, untermalt

schönen altmodischen Fliesen und reichlich Ange-

mit Schrift, genutzt werden, um durch die Bilder

bot an Getränken und z.B. Obstschalen lädt ein,

die visuellen Reize von Bewohner/innen zu unter-

sich an kulinarische Besonderheiten zu erinnern.

stützen.

Ob das Obst nun tatsächlich gegessen wird, ist nebensächlich, aber Gerüche und visuelle Stimu-

Wichtig ist, dass die Tische hauptsächlich in die-

lation laden zum Schwelgen in bestimmten Stim-

sem Bereich des „Restaurants“ angeordnet sind, denn damit wird mit dem Platz am Tisch eine direkte Verbindung zum Essen und dem zugehörigen Genuss gezogen. Dieser Bereich des Raumes enthält viele grüne Elemente. Die Farbe Grün steht symbolisch für Gesundheit, Zufriedenheit und verkörpert Wohlbefinden. Gleichzeitig geht von der grünen Farbe auch eine Frische aus, die sich psychisch sowohl auf das Essen positiv auswirkt als auch die Aktivität und Ausgelassenheit des Empfangs (d. h. der gelben Zone) beibehält. Geht man von der Rampe aus geradeaus, kommt man in den aktivierendsten Teil des Raumes, der noch der grünen Zone zugehörig ist. Dort befinden sich viele Reize, die allein oder während einer Therapiestunde erkundet werden können. Vor dem Fenster stehen Bir-


78

kenstämme, von sanftem Licht in ihrer natürlichen

der und Formen frei angeordnet werden und für

Wirkung unterstützt. Die Stämme können berührt

Spiel und Spaß in unendlichen Kombinationen

werden und liefern viele emotionale Assoziatio-

verwendet werden. Dabei können aber auch vor

nen. Die Bäume sollen symbolisch die Natur, die

allem dreidimensionale Objekte verwendet wer-

sich direkt daneben mit den großen Terrassen-

den, die auch taktile Reize darstellen. So können

fenstern befindet, aufnehmen und nach innen

z. B. Kastanien auf Magneten auch von Menschen

holen. Kaum ein Bewohner würde einfach so

mit körperlichen Einschränkun-

nach draußen treten, aber die Bäume kön-

gen gut gegriffen und erlebt wer-

nen diesen Zustand von „eingesperrt sein“

den. Diese Art der Präsentation

mildern. Eine Parkbank regt zusätzlich an,

von

diese Naturelemente als Erlebnisort wahrzu-

für alle Themengebiete erarbei-

nehmen und dann dort zu verweilen.

tet werden, wie z.B. Kochlöffel,

Erinnerungsstücken

kann

Plastikgeschirr, Tischdecke um Die Wand zwischen Fensterfront und Kü-

einen gedeckten Tisch zu arran-

cheneingang wird mit einer Magnetwand

gieren oder z.B. Handwerkszeug

verkleidet. Dort können Gegenstände, Bil-

und Materialien wie aus der hei-


79

mischen Werkstatt. Diese kreativen Projekte ohne

für einen Tagesablauf unterstützt. In dieser Zone

Anspruch auf ein wirkliches Produkt können sehr

des Raumes ist ein wechselndes Licht von gro-

gut in die Biografiearbeit eingearbeitet werden.

ßer Bedeutung, weil ein Wohnzimmer, wie dieser Teil hauptsächlich eingerichtet ist, verschiedene

Zur linken Seite von der Rampe soll eine gemütli-

Funktionen erfüllen kann. Eine Therapeutin oder

che Wohnzimmerecke entstehen. Die Decke soll

Pflegerin möchte vielleicht am Vormittag Spiele

hier um 0,5m abgesenkt werden,

zur Aktivierung spielen oder sich mit einem

wodurch der Raum anheimelnd und

Bewohner oder einer Bewohnerin unterhal-

vertraut wirkt. Die Lichtfarben in

ten. Nachmittags und abends kann dieser

diesem Bereich werden durch „Vi-

Bereich als Rückzugsort genutzt werden

sual Timing Light“ unterstützt, d.h.

und die warme Lichtstimmung am Abend

dass das Licht vormittags mehr blau

unterstützt ein gesundes Müdigkeitsgefühl.

scheint, was aktivierend wirkt und wach hält, wohingegen abends das Licht langsam dämmriger und gelber wird. Menschen mit Demenz werden so in ihrem natürlichen Gefühl


80

GRUNDRISS


81

M 1:100


82

FARBEN

RAL 1018 ZINKGELB

KINNASAND STOFF „SCOPE“ EIGENER FARBENTWURF

RAL 1023 VERKEHRSGELB


83

KINNASAND STOFF „SCOPE“ EIGENER FARBENTWURF

RAL 6021 BLAßGRÜN

Beide Seiten: Hier wurde entsprechend der Zonen im Raum der Stoff in seiner Farbwelt angepasst. Das Muster bleibt überall und ergibt einen Wiedererkennungswert

RAL 6019 WEIßGRÜN

RAL 6011 RESEDAGRÜN


84

KINNASAND STOFF „SCOPE“

RAL 6034 PASTELLTÜRKIS

RAL 6033 MINTTÜRKIS


ENT WUR 85

DEMENZ UND ARCHITEKTUR

„Architektur für Menschen mit Demenz sollte immer die Orientierung erleichtern und Sicherheit vermitteln. Eine klare Raumstruktur, die leicht überblickt und intuitiv erfasst werden kann, ist dafür eine Voraussetzung. Farbliche Kontraste zwischen Wand und Boden, die durch die Ausleuchtung noch verstärkt werden, helfen zusätzlich. Glänzende oder in blauen Tönen gehaltene Bodenbeläge sind zu vermeiden, da die Bewohner sie als Wasserflächen wahrnehmen und nicht betreten.“

Feddersen und Keller: „Typologien des Wohnens im Alter“ in: DETAIL Konzept - Wohnen im Alter (52. Serie 2012), S. 940


86

ANSICHTEN AUFENTHALTSRAUM

2

1

VORDERANSICHT

1

RAMPE

2

GELBE ZONE

3

BLAUE ZONE

4

ABGEHÄNGTE DECKE


87

3 4

ANSICHT RECHTS

M 1:50


88

6

5

RÜCKANSICHT

5

KÜCHENTRESEN

6

GRÜNE ZONE

7

MAGNETWAND

8

FENSTERFRONT


89

6

8

7

ANSICHT LINKS

M 1:50


90

SCHNITTE

SCHNITT A-A


91

SCHNITT B-B

M 1:50


92


93


94

DER SNOEZELENRAUM


95

ENTWURFSBESCHREIBUNG

de Spiegelkugel, die von dem Spotlicht bestrahlt

Das an den Aufenthaltsraum angrenzende „Mu-

ein Wandmodul, das atmosphärisches Licht gibt.

sikzimmer“, soll eine völlig neue Funktion erhalten. Der Raum wird ein neutraler weißer Raum, der hauptsächlich zum Snoezelen genutzt werden soll aber auch Möglichkeiten für einen Lagerraum bietet. Dafür wird ein bodenlanger weißer Vorhang in einer Kurve an einer Schiene entlang der Decke an zwei Wänden gezogen. Dahinter finden das Klavier, Stuhlstapel, der Fernseher und anderes Platz, um verdeckt verstaut zu werden. In der rechten vorderen Ecke wenn man den Raum betritt wird ein großes Wasserbett Platz finden. Davon ausgehend steht dort eine Sitzbank. Im Raum stehen noch zwei ergonomische Massagestühle, die sich fast auf Liegeposition stellen lassen. In der Mitte des Raumes hängt an der Decke ein Technikkasten in dem ein Beamer und ein Spotlicht untergebracht sind. Im Raum verteilt sind Lautsprecher angebracht, die bei Bedarf weiche Klänge verteilen. Schräg über dem Bett hängt noch eine langsam rotieren-

wird. An der rechten Wand neben dem Bett hängt Das Modul ist in geometrische Formen geteilt, welche mit verschiedenen Materialien belegt sind. Somit ist das Wandmodul nicht nur eine schöne Lichtquelle im Raum sondern auch eine Tastwand. Der Raum bietet durch seine Neutralität die optimale Grundlage, um verschiedene Snoezeleneinheiten durchzuführen. Er kann einzelnen Bewohner/innen helfen, zur Ruhe zu kommen oder auch mal beim Einschlafen für den Mittagsschlaf helfen. Die Boxen der Biografiearbeit können hier auch in Einzeltherapiestunden eingesetzt werden und im Raum verstaut werden. Der Raum kann durch den Vorhang aber auch umfunktioniert werden. So kann dort weiterhin die Musiktherapie stattfinden, und sogar noch durch die Technik (Lichtstimmungen und Lautsprecher) unterstützt werden.


96

ANSICHTEN SNOEZELENRAUM

1

3 2 4 VORDERANSICHT

1

PROJEKTOR

2

SESSEL

3

GEPOLSTERTE RÜCKENLEHNE

4

WASSERBETT

5

GEPOLSTERTE SITZBANK

ANSICHT RECHTS

5


97

M 1:50


98


99

7 8

6

RÜCKANSICHT

6

HEIZKÖRPER

7

VORHANGSCHIENE

8

VORHANG

ANSICHT LINKS

M 1:50


100

LICHTPLAN

VISUAL TIMING LIGHT „Das innovative Lichtmanagementsystem eines 24-Stundenlichtverlaufs: Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang und der Nacht. Über eine spezielle Lichtsteuerung werden verschiedene Lichtszenen definiert. Dabei weist jede Szene eine spezielle Anpassung von Lichtfarbe und Beleuchtungsniveau auf.“ Derungs Licht AG: „Visual Timing Light - Biodynamisches Licht in der Altenpflege“, Infobroschüre 2013


101

M 1:75




104

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz

Anregungen zu vermitteln. Wenn sie Orientierung

fiel mir nicht immer leicht, da es eine Phase des

erleichtert, gibt sie sogar ein kleines Stückchen

Lebens ist, die dem Ende nahe ist und oft auch

Autonomie zurück. Und mit Farben und Licht kann

mit viel Trauer und Schmerz verbunden ist. Men-

sie unterstützen, den Tag-Nacht-Rhytmus zu er-

schen mit Demenz verlieren nicht nur ihre Erinne-

halten. Das überzeugendste Argument aber, dass

rung, sondern auch ihre Persönlichkeit. Ziele und

Gestaltung trotz knapper Kasse eine Rolle spielen

Sinn entgleiten.

sollte: Räume und ihre Einrichtung sprechen die Sprache, die demente Menschen noch am längs-

Das Erste, was ich bei meiner Recherche zu De-

ten bleibt: die der Sinne und der Emotionen.

menz gelernt habe ist, dass Demenz keine Krankheit ist, sondern ein Syndrom. Die Wichtigkeit die-

Dieser Entwurf stellt einen Anstoß und einen Ver-

ser Aussage ist mir erst ein paar Wochen später

such dar, viele Aspekte eines ansprechenden und

bei einem Vortrag von Prof. Reimer Gronemeyer

ebenso hochgradig funktionalen Lebensraumes

eingeleuchtet. Dieser appellierte, dass wir in un-

zu bündeln und auf spezielle Bedürfnisse anzu-

serer Gesellschaft Demenz nicht als Krankheit

wenden und diese Lebensphase positiver zu ge-

sehen dürften. Bei dem Wort Krankheit schwebe

stalten.

immer unterschwellig mit, dass es eine Heilung geben müsse oder doch wenigstens Medikamente. Diese gibt es natürlich teilweise, aber viel wichtiger sei, Demenz als eine gesellschaftliche Aufgabe zu sehen, „seine soziale Seite zu entdecken“16 und auch dementsprechend zu handeln. Zum Glück ist Demenz kein Tabuthema mehr ist, wie es es noch vor wenigen Jahrzehnten war. Es wird viel geforscht und ausprobiert, was demente Menschen brauchen. Was ihnen in jeder Phase hilft, sich im Leben noch möglichst lange zurechtzufinden und welche Behandlungen und Umgebungen ihnen gut tun. Ich bin überzeugt, dass Architektur und Raumgestaltung viel dazu beitragen können, den Betroffenen Sicherheit und Geborgenheit, aber auch

16

Prof. Dr. Reimer Gronemeyer: Das vierte Lebensalter, Hamburg, 17.09.2014


105

SCHLU SSWO RT


106

LITERATURVERZEICHNIS Fricke, Susanne: Kommunikation in der Altenpflege – Eine Fallstudie und ein Kommunikationstraining, Hamburg: disserta Verlag 2012 Prof. Dr. Gronemeyer, Reimer: Das vierte Lebensalter, Bücherhallen Hamburg, Vortrag in Rahmen der Demenzwoche, 17.09.2014 Prof. Dr. Kurz, Alexander: Das Wichtigste über die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen, Berlin: Schriftenreihe der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. 2013 Löding-Blöhs, Kerstin: Vortrag: Herausforderndes Verhalten, Lüneburg, Fachtagung der Alzheimer Gesellschaft Lüneburg, 11.10.2014 Willig, Simone: Mit Musik geht vieles besser: Der Königsweg in der Pflege bei Menschen mit Demenz, Hannover: Vincentz Network 2012 Zimmermann, Jennifer: Leben mit Demenz – Spezielle Wohnformen für demenziell erkrankte Menschen, Hamburg: Diplomica Verlag GmbH 2009 Bundesministerium für Gesundheit: „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe, S. 107ff.

INTERNETQUELLEN http://www.wegweiser-demenz.de Prof. Dr. Krista Mertens: „Der Snoezelenraum – Ein Lern- Besinnungs- und Erholungsraum“, http://www.der-weisse-raum.info/snoezelen-in-der-praxis/snoezelen-video.html (Didacta 2011), Video Vortrag (Stand: 10.11.2014)


107

QUELL ENVER ZEICH NIS


108

BILDNACHWEISE Wenn ein Bild nicht im Folgenden verzeichnet ist, ist es von der Autorin angefertigt. Das Copyright liegt dann bei ihr. Die Abbildungen werden von links nach rechts, von oben nach unten im Folgenden sortiert: S. 24: 1. http://www.ba-afg.de/seminare/W-15-05-18 (Stand: 10.11.2014) 2. http://www.klangmassage-wellness.de/allgemeines/klangschalen/ (Stand: 23.09.2014) 3. http://pflegewelt.axa.de/Krankheitsbilder/Demenz (Stand: 12.09.2014) S.26: 4. http://www.wehrfritz.de/blaetterkataloge/de/2012/weisserraum/html/10018.html (Stand: 10.10.2014) 5. http://kindergarten-quakenbr端ck.de/upload/PICT4952.JPG (Stand: 14.10.2014) S.34:

6. http://www.architonic.com/de/pmsht/scope-kinnasand/1181197 (Stand: 14.10.2014)

S.52: S.53:

7. http://media.designerpages.com/3rings/2009/07/14/artek-greets-alvar-aalto-with-the-tea- trolley-900/ (Stand: 10.11.2014) 8. http://blog.goodobject.me/ (Stand: 10.11.2014) 9. https://www.mocavi.de/muuto-cosy-in-white-large-lampe-gross-by-harri-koskinen-glas- weiss-01031/a-16557/ (Stand: 10.11.2014) 10. http://www.kizilcaoren.org/engaging-reading-chairs-library/ (Stand: 14.10.2014)

S.54-55: 11. http://www.zhibocc.com/colorful-lords-south-beach-hotel/colorful-lords-south-beach-co lorful-lords-south-beach-hotel-detail/ (Stand: 10.11.2014) 12. http://www.ideas-tm.de/case-studies/noraplan-sentica/ (Stand: 14.10.2014) 13. http://freshideen.com/wohnzimmer-ideen/wohnzimmergestaltung-ideen-im-retro-stil.html (Stand: 14.10.2014) 14. https://www.luxedecors.com.tn/fr/project/product/view_/861 (Stand: 08.09.2014) 15. http://hd.shijue.cvidea.cn/tf/120215/2215494/4f3b7533e32e5f425f00009a.jpg (Stand: 14.10.2014) 16. http://www.wand-und-beet.de/wohnen/wohnideen/wohnzimmer/superliving-neue- wohnaccessoires-fuer-den-herbst (Stand: 10.11.2014) 17. http://www.amazon.de/Unsere-besten-Renate-R%C3%BCdiger-Dingemann/ dp/3765818879 (Stand: 10.11.2014) 18. http://www.lauritz.com/de/auktion/hans-gugelot-dieter-rams-braun-phonosuper- schneewittche/i2637237/?ReturnUrl=http%3A%2F%2Fwww.lauritz.com%2FItemList%2FItem List.aspx%3FLanguageId%3D1%232637237EndTagRU (Stand: 14.10.2014) 19. http://www.tapeterie.com/designertapeten/christiane-steinicke.html (Stand: 14.10.2014) 20. http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/classics/all/00394/facts.album_vilmo rin_the_ (Stand: 14.10.2014) vegetable_garden.htm (Stand: 10.11.2014) 21. http://vimeo.com/16060403, Video, Minute 3:44 (Stand: 18.11.2014) 22. http://www.archdaily.com/551370/kleinerdrei-parat/?utm_source=feedburner&utm_ medium=feed&utm_campaign=Feed:+ArchDaily+%28ArchDaily%29 (Stand: 08.12.2014) 23. http://monoculodesign.com/tienda/bee-apis-set-de-6-modulos-facetados-de-madera-pa ra-decoracion-de-pared/ (Stand: 10.11.2014) 24. http://kathykavan.posthaven.com/modernist-textiles-1950s-henry-moore (Stand: 08.12.2014)


109

25. http://www.kanndesign.com/en/category/fifties-design-sideboard (Stand: 08.12.2014) 26. http://www.de.fermliving.com/webshop/shop/wallstickers/birch-wallsticker.aspx (Stand: 08.12.2014) 27. http://www.designedu.cn/showposts.aspx?type=p&channelid=3&columnid=46&id=71 (Stand: 08.12.2014) 28. http://www.vtwonen.nl/diy/gaas-als-kapstok/ (Stand: 10.11.2014) 29. http://www.flickr.com/photos/koonce/3919880386/ (Stand: 08.12.2014) 30. http://www.galeriebuch.de/wp-content/uploads/Galeriebuch_Mundwiler-6.jpg (Stand: 08.12.2014) 31. http://www.galeriebuch.de/wp-content/uploads/Galeriebuch_Mundwiler-6.jpg (Stand: 08.12.2014) 32. http://www.minimalconcept.de/page_sideboards_thut2in1.htm (Stand: 08.09.2014) 33. http://www.zazzle.de/50er_art_retro_muster_stoff_serviette-185128068771285171 (Stand: 08.09.2014) 34. http://www.wirtschaftswundermuseum.de/farben-50er-jahre-1.html (Stand: 02.11.2014) 35. http://thomasm.bock.free.fr/photoalbum1-6.html (Stand: 02.11.2014) 36. http://sare001.bplaced.net/MothrFathr/2013/02/dieter-rams/ (Stand: 08.09.2014) 37. http://troedelhaus.blogspot.de/2012_03_01_archive.html (Stand: 02.11.2014) S.56: 38. http://shop.may-kg.de/index.php/indoor/indoor-polstermoebel.html?p=3 (Stand: 10.11.2014) S.57:

39. http://www.mydubio.com/house-week-skandiform/ (Stand: 08.09.2014) 40. http://www.the-interior-shop.eu/shop/Moebel%20und%20Wohnen/Designklassi ker/50er/10-06%20blumenbank.html (Stand: 10.11.2014)

S.58:

41. http://bpando.org/2014/02/02/logo-pur-health-store-bond/ (Stand: 02.11.2014) 42. http://instagram.com/p/XkBeErR2Qb/ (Stand: 02.11.2014)

S.60:

43. http://www.kursana.de/fuerth/bildergalerie/ (Stand: 08.09.2014) 44. http://www.pqsg.de/seiten/indexer/index-keyword-demenz.htm (Stand: 08.09.2014) 45. http://www.verlagruhr.de/typo3cms/vadr/altenpflege.html (Stand: 08.09.2014) 46. http://herzkissen-lueneburg.blogspot.de/2013_04_01_archive.html (Stand: 08.09.2014) 47. http://www.aktivierungen.de/shpSR.php?A=40 (Stand: 08.09.2014)

S.61: 48. Siehe Abb. 28 (Stand: 10.11.2014) 49. http://www.bloglovin.com/viewer?blog=1844326&post=2482244307 (Stand: 10.11.2014) S.63:

50. KINNASAND GmbH, Infobroschüre „Colours Unlimited“, S.6 (Stand: 08.09.2014) 51. http://www.architonic.com/de/pmsht/scope-kinnasand/1181197 (Stand: 08.09.2014)

S.82:

52. siehe Abb. 14 53. http://www.archiexpo.de/prod/nola/parkbanke-traditionell-metall-holz-58472-233953. html (Stand: 10.11.2014)

S.101: 54. Derungs Licht AG, Infobroschüre „Visual Timing Light“, S.13 (Stand: 08.09.2014) 55. Derungs Licht AG, Infobroschüre „Visual Timing Light“, S.7 (Stand: 08.09.2014)


Bei Menschen mit Demenz sind die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten eingeschränkt. Der Mensch vergisst Personen, Räume und Situationen. Die Arbeit „In Würde altern“ geht der Frage auf den Grund, wie Menschen mit Demenz im Alltag durch die Innenraumgestaltung unterstützt werden können.

„Demenz ist keine Krankheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe“ Prof. Dr. Reimer Gronemeyer Autor


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