NACHHALTIGKEIT Es war einmal ein Land der PlastiktĂźten How To: Nachhaltig Lernen Guten Gewissens Fashionista sein Experte in eigener Sache
FEBRUAR 2019
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Schuhgröße zu tun hat. Man begreift, dass etwas getan werden muss, bevor die Eisberge im Meer zu Plastikbergen werden (und die schmelzen nun mal nicht so leicht). Wenn wir schon beim berühmten Plastikthema sind, dann schaut gerne mal auf S. 12 vorbei. Unsere Redakteurin Alica Wittschen nimmt uns mit in ein Land der Plastiktüten und berichtet uns wie es in Georgien aussieht.
Foto: Liz R.
Vor ein paar Jahren nur was für Ökos, heute regelrecht ein Trend: Nachhaltigkeit. Kleider aus dem Secondhandshop werden neuerdings stolz mit der Anmerkung „ist Vintage!“ präsentiert. Zahnbürsten sind jetzt aus Bambus, Strohalme aus Glas und Sneakers aus veganem Leder. Zero-Waste, Upcycling und Fair Fashion. Man begreift das Obst und Gemüse doch keine Mimosen sind und unbedingt in Plastik gehüllt werden müssen. Man begreift, dass der persönliche ökologische Fußabdruck nichts mit der eigenen
Nachhaltigkeit bedeutet jedoch mehr als achtsam mit Plastik umzugehen. Es beinhaltet so Vieles mehr. Bei einem doch sehr umfangreichen und oft ungreifbaren Thema kann man schon einmal schnell den Überblick verlieren. Ohne jedoch gleich in Panik auszubrechen könnt ihr entspannt auf S. 8 blättern. Unsere Redakteurin Jorid Meya hat hier für uns ein wunderbar übersichtliches Begriffsglossar zusammengestellt. So könnt ihr in der nächsten knallharten Diskussion mit schlauen Fachbegriffen und Fakten regelrecht um euch werfen.
weist unsere Redakteurin Sophie HumerHager auf S. 9. Sie möchte Bulimie Lernen durch ein nachhaltiges Lernen ersetzten und teilt mit uns ihre Erfahrungen. So viel steht fest, um einen hochgradigen Kaffeekonsum kommt sie einfach nicht Drumherum. So lange sie für mehrere Liter Muntermacher am Tag die Mehrwegbecher der Uni Mensa nimmt, ist das ja auch kein Ding ;) Apropos Uni. Wir haben in dieser Ausgabe in der Rubrik „Nachgefragt“ auf S 4. die Hochschulgruppen mal darüber ausgequetscht, wie nachhaltig unsere Campus ist und was unbedingt verändert werden muss. Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und wenn ihr fertig seid, findet ihr auf S. 16 von Madeleine Ernst eine Anleitung wie ihr euer Sprachrohr ganz nach dem Motto Upcycling umweltfreundlich wiederverwenden könnt. Eure Célin
Das unser Hauptthema sehr vielfältig ist und nicht unbedingt etwas mit Umwelt und Schildkrötenretten zu tun haben muss, be-
17 WAS UNS BEWEGT
04 Nachgefragt
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INTE RNATI ONAL ZVuM ESvEFiCGuP
08
NACHHALTI G KE IT
08 09
Brundtland und Bahnreisen How To: Nachhaltig Lernen
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SAVE THE DATE
12
NACHHALTI G KE IT
12 Es war einmal ein Land der Plastiktüten 13 Ecosia 14 Aus gutem Gewissen Fashionista sein 15 Die Rettung vor der Tonne 16 Upcycling
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17 19 20
Experte in eigener Sache Die tägliche Angst Patriarchat der Wissenschaft
23 LITER ATUR UND KUNST 23 Verzerrt 24 nachhaltiger Glückskeks 25 Blindfolded 25 a homage to you
27 IMPRESSUM
ABC DER NACHHALTIGKEIT
SCHON DAVON GEHÖRT ? Die Initiative 19 ist die aktuelle Wahlkampagne der Studierendenvertretung. Sie ist interpolitisch und hat als Leitbild die Demokratie und die Partizipation der Studierenden an hochschulpolitischen Prozessen. Sie soll ein Gemeinschaftsprojekt sein, das Studierende bis zu den Hochschulwahlen begleitet und hinführt. Hierzu zählen nicht nur die wahlberechtigten Studierenden der Universität, sondern auch die Menschen, die sich hochschulpolitisch engagieren möchten, sei es in der Fachschaft, einer Hochschulgruppe oder einem anderen hochschulpolitischen Amt. Die Wahlbeteiligung an der Universität Würzburg, aber auch an anderen Hochschulstandorten ist im Vergleich zu allgemeinpolitischen Wahlen sehr gering. Die Initiative soll zeigen und motivieren, dass die Hochschulpolitik, die von gewählten Studierenden ausgeübt wird, durchaus wichtig für unsere Statusgruppe ist und Auswirkungen auf unser Studium und unsere Zeit an der Universität hat. Gerade in Bayern ist studentische Mitbestimmung im Vergleich zu allen anderen Bundesländern durch die Regierung sehr klein gehalten und erlaubt uns nicht die Entfaltung unseres Potenzials. Daher ist es wichtig seine Stimme zu erheben um die Aufmerksamkeit gegenüber den aktuellen Zuständen zu bekommen. Ein wichtiger Grund für die geringe Wahlbeteiligung ist die Intransparenz der hochschulpolitischen Prozesse. Ebenfalls lässt sich identifizieren, dass Auswirkungen und Veränderungen der Studierendenvertretung nicht immer eindeutig erkennbar sind. Wir versuchen Unklarheiten aus dem Weg zu schaffen, indem wir unsere Arbeit offenlegen und einfache, durchschaubare Materialien zur Verfügung stellen, die es erlauben eine Einsicht in die Arbeit der Studierendenvertretung zu bekommen. Des Weiteren werden wir versuchen so präsent wie möglich zu sein um noch intensiver für die Interessen und Belange der Studierenden unserer Universität eintreten zu können.
A
uto weniger nutzen – innerhalb der Stadt ist man mit dem Rad meist
sowieso schneller
B
ulimie – Lernen vermeiden
C
aring is Sharing
D
uschzeit verkürzen (eure Mitbewohner werden euch danken)
E
cover für Wäsche und zum Spülen nutzen
F
ahrrad fahren (außer zum Hubland!)
G
roßeinkauf (der nicht aufgegessen wird) vermeiden
H
eizen nur wenn’s nötig ist
I
nformationsbeschaffung! Egal welche Art der Nachhaltigkeit dich
interessiert, du findest überall Infos darüber. Wo du nachhaltiger
sein kannst – egal ob im Alltag oder beim Lernen – findest du am
leichtesten für dich selbst heraus
J
ute statt Plastik – einfach mal mit nem Beutel shoppen gehen
K
leidertauschpartys ausprobieren
L
okale Unternehmen unterstützen
M
einung vertreten – nur so kannst du nachhaltig etwas verändern
N
eues ausprobieren – allem voran diese Tipps
O
bst schmeckt genau gleich, egal wie schön oder hässlich es ist.
Gib auch der krummen Gurke eine Chance!
P
lastik vermeiden
Q
ualität statt Quantität. Manchmal halten die H&M Basic Shirts
nicht am längsten
R
ücksendungen vermeiden
S
aisonkalender beim Obst und Gemüsekauf beachten
T
hermobecher statt Einwegbecher
U
pcycling – aus alt mach neu! Longshirt zum Tshirt, Pflanzen zu
Kompost, es gibt unbegrenzte Möglichkeiten!
V
egetarismus/Veganismus – oder einfach etwas auf den Konsum achten
Florian Leis, Vorsitzender des Sprecherinnen- und Sprecherrats
W
asser aus dem Hahn statt aus der Flasche – gegen den Kalk gibt es
Filter! Ni X tun ist genauso schlecht!
DEIN ARTIKEL IN DER NÄCHSTEN AUSGABE Du hast Lust, dich mal als Journalist*in auszuprobieren und traust dich noch nicht zu einer großen Zeitung? Du bist schon Profi und glaubst, uns weiter helfen zu können? Oder du schreibst einfach gerne und möchtest mal was von dir veröffentlicht sehen? Dann bist du bei uns, dem Sprachrohr, goldrichtig. Probiere dich aus und sende uns deinen Artikel an sprachrohr@uni-wuerzburg. de. Oder folge uns auf Instagram und Facebook um zu erfahren, wann das nächste Redaktionstreffen stattfindet und schau einfach mal bei uns vorbei. Wir freuen uns!
Generation Y – wer, wenn nicht wir?
Z
ügeln – gerade beim Shoppen lieber einmal mehr nachdenken,
ob du das wirklich braucht!
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Das Thema Nachhaltigkeit ist zurzeit in aller Munde. Findet ihr die Universität Würzburg schenkt dieser Problematik genug Aufmerksamkeit?
LIBER ALE HOCHSCHULGRUPPE WÜR ZBURG Nein. (surprise, surprise!)
CHECK IT OUT! AUCH DIE WAHLK A MPAG NE (INITIATIVE 19) DER STUDIERENDENVERTRE TUNG DER UNI WÜR ZBURG NUTZ T INSTAG R A M . CHECK IT OUT!
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Aktuell vermissen wir das entsprechende Bewusstsein auf Seiten der Universität und dem Studentenwerk an vielen Stellen.
Was sollte möglichst dringend geändert oder verbessert werden um unseren Campus im neuen Jahr nachhaltiger zu gestalten.
LIBER ALE HOCHSCHULGRUPPE WÜR ZBURG Die Mensa ist bereits die ersten Schritte gegangen, sollte sich aber auf ihrer Auszeichnung als veganer*innenfreundliche Mensa nicht ausruhen. Gerade in der Interimsmensa gibt es zwar immer ein vegetarisches, aber selten ein veganes Gericht (außer man möchte Pommes als vollwertige Mahlzeit zählen). Sogar am „Veggie-Donnerstag“ enthält die Hälfte der Gerichte Fleisch. Dabei muss ein fleischärmerer Speiseplan ja nicht weniger Vielfalt bedeuten.
Immatrikulation digital anbieten Immatrikulationen erfolgen bisher in postalischer Form. Im Sinne der Digitalisierung wäre es, dieses Verfahren ausschließlich auf ein virtuelles Bewerbungsverfahren umzustellen und auch die weiteren Verfahrensschritte über dieses Tool abzuwickeln. Dies würde auch massiv Papier einsparen. Wir fordern die Universität auf zu prüfen, inwieweit das aktuell schon rechtlich machbar ist.
Ein riesiger Fortschritt wären außerdem Trinkwasserspender: damit gäbe es ein kostenloses, regionales, gesundes und müllfreies Getränk für alle.
Bannmeile aufheben Am Hubland existiert weiterhin die Bannmeile, die es privaten Gastronomieanbietern unmöglich macht, Studierende zu versorgen. Durch das Aufheben der Bannmeile könnten sich Anbieter am Hubland etablieren, die zum Beispiel Fairtrade-Kaffee in umweltfreundlichen Bechern verkaufen, was eine gute Alternative für die Automaten mit Pappbechern des Studentenwerks darstellen würde. Dies würde eine wirkliche Wahlmöglichkeit ermöglichen!
Der Großteil der Drucker müsste mit Recyclingpapier ausgestattet werden – und für diese umweltfreundliche Variante ein finanzieller Anreiz geschaffen werden. Generell sollte die Universität als Großverbraucher nach Möglichkeiten suchen, ihre Energie nachhaltig zu beziehen und die Energienutzung der Gebäude so effizient wie möglich zu gestalten (Stichwort undichte Fenster…). Nachhaltigkeit hat aber nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte. Daher wäre es wichtig, dass das Angebot in den Bibliotheken aktuell und ausreichend vorhanden ist. Dass für einen Jahrgang von mehreren 100 Studierenden von der Pflichtlektüre nur zehn Stück vorhanden sind, kann nicht im Interesse der Uni liegen - gerade finanziell schwächere Lernende sind auf die Bib angewiesen. Der Zugang zu aktueller Literatur ist schließlich die Grundlage dafür, dass wir alle mit dem Abschluss auf der Höhe der Zeit sind. Zu einem zukunftsorientierten Bildungsangebot gehört außerdem, Raum für die Diskussion alternativer Wirtschaftsformen zu haben – auch in Lehrveranstaltungen.
Transparenz beim Mensaessen Bisher wird nicht offengelegt woher das Fleisch und Gemüse in den Mensen stammt. Hier wünschen wir uns mehr Transparenz. Insektenfreundlichkeit Wir fordern die Universität Würzburg auf, bei der Neugestaltung ihrer öffentlichen Grünflächen, Ausgleichsflächen und Beete aller Art und der Auswahl von Gewächsen, Pflanzen, Stauden etc. besondere auf die Insektenfreundlichkeit zu achten. Außerdem gibt es viele ungenutzte Grünflächen. Dort könnten Insektenhotels entstehen.
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Z VUM ESVEFICGUP ODER: 3 JAHRE , 8 LEUTE , 1 BUCH
INTE RNATI ONAL
Marianne Böhm
Sogar der Himmel ist mir fremd.
Du bekommst die Möglichkeit, mit ein paar Freunden ein beliebiges Verlagsprojekt durchzuführen. Die Voraussetzungen: Du musst etwas dabei lernen und am Ende müssen die Kosten gedeckt sein. Was hättest du aus so einem Angebot gemacht? Wir haben ein Buch geschrieben. Wir, das sind acht ehemalige Freiwillige der Organisation Baumhaus. Ende 2016 waren wir frisch aus unseren weltwärts-Diensten in Peru oder China zurückgekehrt. In einem kalten Seminarraum saßen wir zusammen mit einem der Gründer der Entsendeorganisation Baumhaus, Peter Jochimsen, und diskutierten, was wir jetzt noch machen könnten. Zurück in einem winterlichen Deutschland, das uns irgendwie fremd erschien, wollten wir nicht einfach das Jahr abhaken und irgendwie weitermachen. Der Freiwilligendienst hatte uns verändert. Für mich war es eine umwerfende Erfahrung, eine ganz andere Lebensrealität erfahren zur dürfen. Nach 10 Monaten in einer Kleinstadt im ländlichen China wirkten die deutschen Städtchen für mich wie gebaut aus Legosteinen: Zu wohlgeordnet und perfektionistisch. Es gab zu viel Krimskrams und Maschinchen für alle Kleinigkeiten des Alltags. Menschen beschwerten sich
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über falsch geparkte Autos oder ein labbriges Salatblatt, als handele es sich um existenzielle Katastrophen. Gleichzeitig lernte ich in der Zeit kurz nach meiner Rückkehr vieles neu zu schätzen: Unsere Diskussionskultur zum Beispiel, oder die vielen Chancen, die ich bei der Wahl meines Studiums voll ausschöpfen konnte. Ich wollte neue Leute kennen lernen und neue Dinge ausprobieren. Die Stiftung hinter der Entsendeorganisation Baumhaus besitzt auch einen Verlag und konnte so diese Chance bieten. Ich war sofort begeistert. Warum wir uns gegen das Drucken von Lyrik auf Papptellern entschieden, habe ich vergessen. Nach einigen Diskussionen stand fest: Wir schreiben ein Buch! Bis zum Weihnachtsgeschäft würde es bestimmt fertig werden… Tatsächlich konnten wir pünktlich am ersten Dezember die Premiere veranstalten – aber 2018, zwei Jahre später. Es ist eben nicht so, dass da jemand ein paar Wochen lang Texte schreibt und dann wird es gedruckt. Ein Buch zu schreiben, das bedeutet viel mehr. Aber das mussten wir erst lernen. Welche Art von Buch wollten wir eigentlich schreiben? Es sollte um Erfah-
rungen aus dem Freiwilligendienst gehen, da waren wir uns recht schnell einig. Aber wollten wir alle zusammen einen langen Text verfassen? Kapitel unter uns aufteilen – oder es ganz anders machen? Und wie standen wir eigentlich zum Freiwilligendienst an sich? Ambivalenz. In dieses sperrige Wort lässt sich meine Einstellung vielleicht am besten packen. Meine 10 Monate in China waren voller einzigartiger Momente und Chancen, die ich sonst nie erlebt hätte. Aber immer, wenn ich davon erzähle, stellt sich irgendwann die Ambivalenz quer und hindert die schönen Worte daran, hervorzusprudeln. Dann spreche ich stattdessen von Postkolonialismus, Privilegiert-Sein und Arroganz. Auch so könnte man Freiwilligendienste schließlich umschreiben: Weiße unausgebildete Jugendliche werden von ihrem reichen Staat in ein Land geschickt, das dieser als unterentwickelt betrachtet, um dort endlich mal für eine anständige Bildung zu sorgen. Was für eine mutige Jugend wir doch haben! In Papier gebundenes Selbstlob und vernichtende Kritik - beides scheint es zur Genüge in den Buchhandlungen zu geben. Etwas Neues musste her. Mit blumigen Metaphern versuchten wir zu greifen, was unser Ziel sein sollte: Grauzonen, Facetten, Mosaik.
In der Praxis bedeutete das: Wir schafften alle Perspektiven heran, die wir kriegen konnten. Blogs ehemaliger Freiwilliger wurden durchforstet, Eltern und Freunde angeschrieben, Freunde im Gastland kontaktiert. Vor allem die Eltern und die chinesischen Freunde schrieben sehr liebevolle Texte. Aber es fehlte die kritische Seite. Um diese Lücke zu stopfen, schrieben wir selbst eine Menge über die Probleme, die uns plagten: am Programm „weltwärts“ an sich und an unserem eigenen Verhalten, über Wertekonflikte und Verantwortung. Daraus ergab sich eine Sammlung einzelner Momentaufnahmen und Gedankenschnipsel, fast wie ein Haufen Mosaiksteine. Manche der Steinchen klein, manche groß, manche abgerundet, manche eckig und unfertig. Manche zeigten ein buntes Bild, andere nur eine einzige Farbe. Zum Beispiel beschreibt Jule, wie sie in Peru ankommt und die neuen Eindrücke in sich erst einmal verarbeiten muss. Wie ein buntes Foto erscheint Fabias Erzählung, wie sie von einer Fremden eingeladen wird und neue Freundschaft schließt. Sima stellt sich in einem größeren Abschnitt die Frage, was sie tun soll, wenn sie konträren Werten in sich und ihrer Umgebung ausgesetzt ist. Aus vielen solchen Ausschnitten versuchten wir ein ausgewogenes Bild zusammenzusetzen, in dem auch Kontraste und Widersprüche erlaubt sind. Texte sammeln. Katalogisieren. Kategorisieren. Aussortieren. Das Manuskript erarbeiteten wir uns in unzähligen Skype-Sitzungen und Treffen in verschiedenen Städten Deutschlands. Besonders schwer fiel mir dabei, mich in die Leser hineinzudenken. Unterstellten wir quasi die Fähigkeit zum Gedankenlesen, weil wir schon so im Thema gefangen sind, dass alles automatisch Sinn ergibt, aber Außenstehende nur ein Kuddelmuddel sehen und daraus einzelne Aspekte erkennen, die dann gar nicht dem entsprechen, was wir rüberbringen wollten? Sollten wir auch Texte, die uns ziemlich banal, sogar herabwürdigend erschienen, trotzdem aufnehmen?
80 Jahren stolz darauf sein werde, ein Buch geschrieben zu haben. Jetzt bin ich gerade mal 21 und es ist passiert: Ein Buch enthält meinen Namen und meine Ideen! Damals habe ich zwar eher daran gedacht, einen dicken Fantasy-Wälzer zu kreieren, oder am besten gleich drei davon. Der dunkelrote Rücken von „Zwischen Verstehen und Missverstehen“ dagegen ist recht schmal. Zwischendrin habe ich wirklich nicht geglaubt, dass wir jemals fertig werden würden. Gerade die Diskussion um die Titel zog sich ewig. Versuche der Kommunikation über verschiedene online-Plattformen mündeten ins Chaos. Und im allgemeinen Stress gingen wir nicht immer gut miteinander um. Unser Unterstützer Peter Jochimsen gab hinterher zu, die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben zu haben. Gerade deswegen bin ich sehr stolz auf dieses Buch. Als eine Gruppe von 8 Herausgeber*innen auf Augenhöhe mussten wir einen Umgang miteinander finden, der stundenlange Skype-Sitzungen und tagelange Treffen möglich und produktiv machte. Da ist Luca, der vor Ideen sprudelt und am liebsten alles gleich selbst erledigt hätte. Oder Ecki, diese durchdachte und kritische Persönlichkeit, die immer alles in Frage stellte und uns vor zu viel Selbstsicherheit zu bewahren versuchte. Acht sehr unterschiedliche Persönlichkeiten trafen zusammen und schafften es, sich immer auf einstimmige Entscheidungen zu einigen. Zwei Jahre Zeit bedeutet auch, dass HerausgeberInnen persönliche Krisen überwinden mussten, ins Ausland gingen, sich völlig veränderten und mit dem Produkt nicht mehr ganz zufrieden sind – vielleicht würden wir jetzt manches anders machen. Das ist das Problem mit einem Lernprozess: dass das Ergebnis immer hinter den neuen Erwartungen zurückbleiben muss. Gelernt haben wir auf jeden Fall sehr viel, allein schon über die Organisation und Zusammenarbeit in der Gruppe.
Mit ZVuM haben wir uns bemüht, das „Zwischen“ einzufangen. Diesen diffusen Gefühlsraum, der sich in Kürze nur durch blumige Umschreibungen bezeichnen lässt: Die Grauzone, die im Schwarz-Weiß-Denken nicht gezeigt wird. Es ist der Versuch, durch die Darstellung vieler Einzelaspekte eine Vielfalt abzubilden. Zugegebenermaßen haben wir dieses hoch gesteckte Ziel nur mit den Fingerspitzen erreicht. Zum Beispiel scheiterte der Versuch, kritische Stimmen aus den Gastländern zu Wort kommen zu lassen. Im Bus habe ich mich einmal mit einem jungen Chinesen unterhalten, der mir sagte, das Wort Kultur bezeichne den größten Stereotypen von allen; aber für das Buch, in dem auch dieses Zitat von ihm steht, haben alle chinesischen Autoren nur sehr positive Texte eingeschickt. Ist das „Kultur“? Ich wünsche mir, dass in diesem Projekt nicht nur die Perspektiven der Autoren aufeinandertreffen, sondern dass es auch Menschen ins Gespräch miteinander bringt. Bei der Premiere haben wir damit angefangen. Menschen aus allen Altersgruppen haben zusammen Workshops absolviert - dadurch entstand eine sehr bereichernde Atmosphäre, ein Raum voller Gedankenaustausch zwischen sehr verschiedenen Persönlichkeiten. Jetzt sind wir dabei, ähnliche Veranstaltungen in ganz Deutschland zu organisieren: an Unis oder in Buchläden zum Beispiel. Wir möchten Menschen zusammenbringen und damit einen schönen Teil des Freiwilligendienstes fortführen: Gemeinsames Lernen und Verständigung zwischen Menschen mit ganz verschiedenen Geschichten. Bald auch hier in Würzburg.
11,99€ bei www.borbyverlag.de buch@baumhaus-projekt.de
Für die Einigung auf einen Titel brauchten wir sogar noch länger als für das Erstellen des Inhalts. Zum Beispiel hätte es auch Einmal Welt to go, bitte heißen können. Das Ironieschild hätten wir dann aber mitliefern müssen. Nach fast einem Jahr einigten wir uns auf Zwischen Verstehen und Missverstehen. Ein Titel, der zur Erklärung noch den Zusatz eine Sammlung von Erfahrungen Freiwilliger in China, Ghana und Peru braucht. Und eine Abkürzung. Dann ging es weiter mit Layout, Coverdesign, Lektorat, Vertrieb. Obwohl wir die Hilfe einer professionellen Grafikdesignerin und eines talentierten kleinen Bruders hatten, war es viel mehr Arbeit als gedacht. Beim Seminar zur Vorbereitung des Freiwilligendienstes habe ich gesagt, dass ich mit
Nach nervenaufreibenden 3 Jahren präsentieren wir stolz das Endresultat
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BRUNDTL AND UND BAHNREISEN NACHHALTIGKEIT IST EIN BEGRIFFSDICKICHT – EIN BEGRIFFSGLOSSAR ALS WEGWEISER Jorid Meya
NACHHALTI G KE IT
BRUNDTL AND -DEFINITION
Nachhaltigkeit ist ein überlebensgroßes Ideal, was die definitorische Eingrenzung schwer machen kann. Mit der Brundtland-Definition wurde 1987 aber ein wichtiger Grundstein für die weitere Debatte für den Umgang mit Ressourcen und umweltpolitische Zielsetzungen gelegt. Gro Harlem Brundtland, eine norwegische Politikerin, definierte nachhaltige Entwicklung in dem Bericht „our common future“ als eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Brundtland wurde später zur Sonderbeauftragten für Klimawandel berufen und war anscheinend auch sonst fürchterlich cool.
weltkosten durch Luftschadstoffe und Treibhausgase von Braunkohle bei 10,75 Cent/ kWh, von Steinkohle bei 8.94 Cent/kWh. Die Internalisierung dieser Umweltkosten könnte ein Anreiz sein, umweltverträglicher zu handeln (und vielleicht zu Ökostrom zu wechseln). GERECHTIGKEIT
und Fauna – in seiner Quantität erhalten werden sollte und nicht durch andere Kapitalformen ersetzt werden kann. Starke Nachhaltigkeit zielt also auf den Erhalt dieser natürlichen Ressourcen ab, indem regenerative Ressourcen nur in dem Umfang genutzt werden können, in dem sich nachwachsen und fossile Ressourcen grundsätzlich nicht verwendet werden.
Ist ein zentraler Begriff des Nachhaltigkeitsgedankens und zielt sowohl auf Gerechtigkeit einer Generation als auch auf Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Generationen ab. Wer wie viel bekommt, wer welche Ressourcen nutzen kann, wen die Umweltschäden besonders treffen – das sind alles Fragen der Nachhaltigkeit und Fragen, die wir uns stellen sollten, wenn wir einander gut behandeln wollen.
geht davon aus, dass ökologisches Kapital auch durch Sach- und Humankapital ersetzt werden kann – also beispielsweise, dass ein Freibad einen See ersetzen kann. Schwache Nachhaltigkeit stellt den Menschen in den Mittelpunkt und damit die Funktionen, die Natur für den Menschen hat. Ziel ist es, dass die Kapitalmenge gleich bleibt.
ÖKOLOGISCHE FUSSABDRUCK
SUFFIZIENZ
Umfasst die Fläche, die notwendig ist, um das Konsumverhalten und den Lebensstandard einer Person beziehungsweise einer Personengruppe auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. Wer seinen ökologischen Fußabdruck berechnet, gibt dafür beispielsweise die Reisegewohnheiten, also Flugzeug, Auto oder Bahn, den Konsum von tierischen Produkten und Biolebensmitteln sowie die Größe es eigenen WG-Zimmers oder der Wohnung an und bedenkt damit nicht nur Emissionen, sondern auch den Flächenverbrauch, der entsteht. Wenn jeder leben würde wie die EuropäerInnen, bräuchten wir drei Erden statt einer (hat noch jemand eine im Keller?). Und während der ökologische Fußabdruck eine von vielen Methoden ist, um Umweltverträglichkeit zu messen, ist er doch ein guter Hinweis darauf, was im eigenen Leben Baustellen sein könnten (ich heize beispielsweise zu viel.)
Wer Ressourcen schützen möchte, sollte sich fragen, wie viele er eigentlich verbrauchen muss, um gut zu leben. Bei Suffizienz geht es darum, das zu besitzen, was nötig ist und nicht unbedingt alles, was einem per Werbetafel begegnet.
SCHWACHE NACHHALTIGKEIT
E ARTH OVERSHOOT DAY
Eng verbunden mit dem ökologischen Fußabdruck ist der Earth Overshoot Day. Der markiert jährlich, wann wir mehr Ressourcen verbrauchen, als nachwachsen können und rückt seit Jahren zuverlässig weiter nach vorne. Letztes Jahr hat Deutschland ab dem 2. Mai auf Pump gelebt. EMISSIONSHANDEL
Ist eine der Maßnahmen, um Obergrenzen für Kohlenstoffdioxid-Ausstoß einzuhalten. Länder oder einzelne Unternehmen haben ein Kontingent für CO2-Ausstoß – übersteigen sie diese, können sie von anderen AkteurInnen, die ihre Kontingente nicht nutzen, Zertifikate kaufen. Die Zahl der Zertifikate ist gedeckelt, um die Grenzwerte einzuhalten. Die Wirksamkeit dieser Idee ist zusammen mit den rapide sinkenden Preisen für Zertifikate ein wenig – nunja, es gibt Luft nach oben. E X TERNALISIERTE UMWELTKOSTEN
Der Grund, warum Energie aus Braunkohle eigentlich gar nicht so günstig ist. Externalisierte Umweltkosten sind die negativen Effekte eines Produktes oder einer Dienstleistung, die nicht in die Preisbildung inbegriffen sind. So verursachen beispielsweise Verkehr und Strom- wie Wärmeerzeugung Schäden an Gesundheit und Material, Ernteausfälle und Kosten bei dem Umgang und den Auswirkungen des Klimawandels. Die entstehenden Kosten tragen nicht die VerursacherInnen, sondern die Öffentlichkeit. Nach einem Best Practice-Modell des Umweltbundesamtes von 2013 liegen die Um-
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PARISER ABKOMMEN
Oder: Der heiße Scheiß der Klimapolitik, auch wenn Trump das anders sieht. Mit dem Abkommen wurde 2016 unter anderem festgelegt, dass die Erderwärmung auf unter 2°C begrenzt werden soll und gleichermaßen Ziele für CO2-Einsparungen wie Obergrenzen formuliert. Die Ziele funktionieren auf der Basis freiwilliger Selbstverpflichtung – weshalb man auch wieder aussteigen kann. Ich will niemanden angucken. STARKE NACHHALTIGKEIT
geht davon aus, dass ökologisches Kapital – also Ressourcen wie Land, Wasser, Flora
Wegweiser
HOW TO: NACHHALTIG LERNEN Sophie Humer-Hager Noch zwei Tage bis zur Klausur und irgendwie habe ich es wieder nicht geschafft mich vorher ans Lernen zu setzen. Vielleicht kommen sowieso nur Altklausurfragen dran. Hauptsache Bestehen. Mit „Bulimielernen“ und ein bisschen Glück schafft man zwar noch so manche Prüfung, aber dass sich so Wissen nicht nachhaltig verankern lässt, ist uns wohl allen bewusst. Nachdem ich im zweiten Semester auf gut vier Tassen Kaffee am Tag sowie nicht viel mehr Stunden an Schlaf kam und am Ende nicht wirklich die Früchte dieser koffeinbasierten Arbeit ernten konnte, beschloss ich: Das allein reicht mir nicht. Dabei geht es mir nicht darum, eine großartige Klausur abzuliefern, sondern auch einen Bereich zu finden, mit dem ich mich näher beschäftigen möchte, sei es lediglich im Rahmen der Bachelor-Arbeit oder im Berufsleben. Vielleicht aber auch, weil ich schon davon überzeugt bin, dass es mich interessiert, was ich da studiere. Ohne von Beginn an Grundlagen zu schaffen, so viel habe ich aus dem Latein-Unterricht schmerzhaft mitgenommen, wird es immer schwerer mit dem Stoff mitzuhalten und Themen vollends zu verstehen. Das ist vor allem: frustrierend. Ein paar zugegebenermaßen wichtige Ratschläge können wir wahrscheinlich alle aus dem Stegreif herunterbeten. Handy weglegen! Nicht in der Cafeteria, sondern an einem ruhigen Ort lernen! Verkatert am Schreibtisch? Keine gute Idee! Doch bevor ich mich daran mache, meinen Lernprozess zu optimieren, muss er natürlich überhaupt stattfinden: Ohne Motivation geht nichts. Leider kommt die häufig erst auf, wenn merklich Druck von außen da ist. Effektiv Lernen? Keine Zeit! Auf der Suche nach Inspiration werde ich zufällig fündig auf - YouTube. Stundenlang kann man sich aufwendige Inspirations-Clips und TED-Talks über Bildung oder sogenannte ‚Study With Me‘Videos ansehen, in denen sich Leute beim Lernen filmen. Wen das nicht positiv antreibt, der setzt sich zumindest wegen des schlechten Gewissens an den Schreibtisch. (VORSICHT: YouTube dann irgendwann doch lieber schließen!). Schritt eins ist geschafft. Weiter geht es mit Organisieren und einer Kampfansage an die Zettelwirtschaft. Da ich mich tatsächlich diesmal mehrere Wochen vor der Klausur hingesetzt habe, will ich mir einen Überblick schaffen, um nicht am Ende doch noch in der Falle der zeitaufwendigen Detailsachverhalte zu landen. Wie viel Zeit ich damit verbracht habe, die Geburtsdaten von durchschnittlich bekannten Persönlichkeiten zu lernen, interessiert nämlich leider keinen in der Klausur. Nachdem ich alles zusammengetragen und
chronologisch sowie möglichst thematisch sortiert habe, bin ich erstmal zufrieden. Sich dem Thema Klausur durch weniger geistig beanspruchende Angelegenheiten administrativer Natur anzunähern und nicht gleich mit Stoff zuzuballern, ist um einiges angenehmer als gedacht. Um später während des Lernens nicht den roten Faden zu verlieren, schreibe ich auf meiner Übersicht mit den geordneten Stoffportionen auch noch den ungefähren Zeitaufwand hinzu. Ich merke schnell, dass die Technik wirklich hilfreich ist, um einen Plan für die verbleibende Zeit bis zur Klausur aufzustellen. Ich habe es ge-
die Auswahl des Essens eine unterschätzte Komponente beim Lernen ist. Auch wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitze, mein Gehirn möchte dennoch mit Energie in Form von Kohlenhydraten gefüttert werden. Der Selbstoptimierung verschrieben versuche ich die beiden Leistungsspitzen am Vormittag und abends optimal auszunutzen und fange bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages an – dem guten alten Frühstück. Ich lerne, dass Nutellatoast und andere industrielle zucker- und weißmehlhaltige Produkte den Blutzuckerspiegel rapide ansteigen lassen, bevor er sogar wieder unter das
Nur nicht den Kopf hängen lassen
tan – einen Lernplan erstellt! Nachdem ich artig regelmäßige Pausen eintragen habe, versuche ich mir auch so viel Flexibilität zu schaffen, dass ich mir ab und zu einen freien Abend gönnen kann, ohne gleich in totalen Verzug und einen Resignations-Zustand zu geraten. Deshalb halte ich mich auch nicht akribisch an den Plan, sondern versuche ihn als realistische Lernstrategie zu sehen, um Stress zu reduzieren und Panik möglichst zu vermeiden. Dadurch, dass ich zunächst den Stoff auf Wochen aufteile, habe ich die Freiheit das Lernpensum daran anzupassen, wie viel Zeit ich an den einzelnen Tagen zum Lernen habe. Eine paar Tage vorher plane ich außerdem pflichtbewusst eine Wiederholungsphase ein, weil ich irgendwie doch vieles schon wieder vergessen habe, was ich vor fünf Wochen noch vermeintlich perfekt gekonnt hatte. Über spezifische Lerntipps von Kommilitonen und aus dem Internet, könnte ich zusätzlich eine ganze Klausur schreiben, aber ich vertraue darauf, dass ich immer noch selbst der Experte darin bin, wie ich am besten lerne. Obwohl ich dem Kaffee nicht abschwören möchte, bin ich mir trotzdem dessen bewusst, dass
Ausgangsniveau abfällt. Ohne langfristige Energie für das Gehirn wird jeglicher Versuch sich zu konzentrieren qualvoll. Nachdem jetzt Lebensmittel mit komplexen Kohlenhydraten wie Haferflocken, Amaranth, Buchweizen, Hirse und Obst zum Frühstück sowie Kartoffeln, Süßkartoffeln oder Quinoa und Gemüse zum Abendessen angesagt sind, überlege ich mir zwischenzeitlich, ob ich die Klausur vergessen und mich lieber dem Foodbloggen widmen sollte. Aber es wirkt tatsächlich. Ich bleibe länger satt, fühle mich ausgewogener und schaffe es mit kleinen Snacks zwischendurch wie Obst und Nüssen, sowohl den Appetit auf Schokolade nicht eskalieren zu lassen als auch nebenbei Baustoffe in Form von essentiellen Fettsäuren und Vitaminen an mein Gehirn zu liefern. Fazit: Die Klausur läuft. Nein, ich begreife vor allem, dass mein Ziel nicht nur darin besteht, WueCampus-Folien effizient auswendig zu lernen, sondern mehr darüber zu erfahren, was mich interessiert. Ich habe mich daran erinnert, dass man an der Uni sicherlich nicht alles fürs Leben lernt, aber dass man im Leben auch nicht ausschließlich für Klausuren lernt.
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Poetry Slam Wann: 16 Uhr, Wo: Posthalle, Eintritt: 12€ Jazz Frühstück Wann: 11:00 Uhr, Wo: Wunschlos Glücklich, Eintritt frei!
Vegane VOKÜ Wann: 17:30 Uhr, Wo: Cairo, Eintritt frei!
Perlenkino, Monatsmotto: Gib mir Meer. Wann: 20:30, Wo: Kellerperle, Eintritt frei!
Uni Kino: Papillon Wann: 19 Uhr, Wo: Max-Scheer Hörsaal, Eintritt: 2€ Abend der Menschenrechte: Film & Gespräch Wann: 20:30 Uhr, Wo: Central im Bürgerbräu, Eintritt frei!
Konzert: Donnerbalkan Wann: 20:30 Uhr, Wo: Cairo; Eintritt: 13€
Bergwerk / Semesterausstellung Fakultät Gestaltung Wann: 12:00 - 19:00 Uhr, Wo: FHWS, Sanderheinrichsleitenweg 20; Eintritt: NONO
Puls Lesereihe 2019: Habt ihr keine anderen Probleme? Wann: 20:00 Uhr, Wo: Kellerperle, Eintritt frei!
Singer/ Songwriter: Hannes Wittmer Wann: 20:30, Wo: Cairo, Eintritt: Pay what you want!
Bergwerk / Semesterausstellung Fakultät Gestaltung Wann: 10:00 - 18:00 Uhr, Wo: FHWS, Sanderheinrichsleitenweg 20; Eintritt: NONO
Perlenkino, Monatsmotto: Gib mir Meer. Wann: 20:30, Wo: Kellerperle, Eintritt frei!
Workshop: Erfolgreich Motivationsschreiben verfassen Wann: 08:30 - 10:30 Uhr, Wo: Didaktik- u. Sprachenz. Raum: 01.037 (Anmeldung über Career Centre)
Gründerstammtisch für Startups Wann: 19:30, Wo: Kellerperle, Eintritt frei
Konzert: The Nice Nice Wann: 20:00 Uhr, Wo: Cairo; Eintritt: 13€
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Fashion Flohmarkt Wann: 14 Uhr, Wo: Posthalle, Eintritt: 2€
Theatersport: Young Generation Wann: 20:00, Wo: Cairo, Eintritt: Pay what you want!
Vegane VOKÜ Wann: 17:30 Uhr, Wo: Cairo, Eintritt frei!
Perlenkino, Monatsmotto: Gib mir Meer. Wann: 20:30, Wo: Kellerperle, Eintritt frei!
Meet the Scientist: Science Slam & Dialogforum Wann: 16:00, Wo: ZHSG !
Kellerklänge: Jazz Konzert & Session Wann: 21.00, Wo: Kellerperle, Eintritt: 3€ Best of Pop von den SchülerInnen der Sing-und Musikschule Wann: 19 Uhr, Wo: Cairo, Eintritt frei!
Perlenkino, Monatsmotto: Gib mir Meer. Wann: 20:30, Wo: Kellerperle, Eintritt frei!
Improtheater Wettstreit: Maestro Wann: 20:30, Wo: Cairo, Eintritt: Pay what you want!
GTD Comedy Slam Wann: 20:00 Uhr, Wo: Cairo, Eintritt: 8€ (reduzierte AK)
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ES WAR EINMAL EIN LAND DER PL ASTIK TÜTEN WIE MIT MÜLL IN GEORGIEN UMGEGANGEN WIRD UND WAS SICH GERADE VERÄNDERT
NACHHALTI G KE IT
Alica Wittschen
Mülldeponien, die eigentlich keine sind. Dass Müll in der Natur liegen bleibt soll künftig durch die Projekte von CENN vermieden werden. Foto: Alica Wittschen
Entweder du hast deine eigene Tasche dabei – oder musst seit Juli 2016 in den meisten deutschen Geschäften für die Plastiktüte bezahlen. So will die Bundesregierung den Verbrauch der Plastiktüten in Deutschland einschränken. In Georgien gab es die Tüten bislang im Überfluss, doch nun sollen sie abgeschafft werden. Dezember 2016: „Ich stehe an der Kasse eines Supermarktes in Tbilisi, Georgien. In der linken Hand einen Schokoriegel, in der rechten eine Packung Kaugummi. Die Verkäuferin scannt den Schokoriegel, dann die Packung Kaugummis. Ihre Hand schnellt nach rechts, in Richtung Plastiktüten. „Parki ar minda“, rufe ich schnell, „Ich möchte keine Tüte“. Die Hand greift die Tüte und bewegt wieder zurück nach links, in Richtung Einkäufe. „Parki ar minda“ wiederhole ich fast schon panisch noch ein zweites Mal. Die Plastiktüte in der Hand der Verkäuferin erstarrt in der Luft, wenige Zentimeter über meinem Einkauf knistert sie noch einmal. Die Verkäuferin blickt auf und schaut mich an, als wäre ich gerade frisch vom Mars gelandet. Den Einkauf aber lässt sie dann zum Glück doch unverpackt. Glück gehabt.“ In Deutschland findet man loses Mehl, Nudeln oder Haferflocken so gut wie nur in Unverpackt-Läden. Diese nehmen zwar in der Zahl zu, sind aber trotzdem eher Seltenheit. In Georgien hingegen sind nicht eingepackte Lebensmittel auch in großen Supermarktketten. Gute Voraussetzungen eigentlich. Nur wenn diese plastikfreien Lebensmittel dann wieder in einem – oder
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auch gleich zwei – dünnen Plastiktütchen landen, ist der Effekt hinüber. Besonders, wenn die Tüten nicht recycelt werden, sondern ihr Ende in der Natur finden. „2017, Frühling. Wärmere Temperaturen, mehr Sonne, mehr Licht. Die Winterjacke bleibt ab jetzt zu Hause, an einigen Tagen ist es warm genug, um nur ein T-Shirt zu tragen. Dann spaziert man durch die Straßen und bemerkt mit Freude das sanfte Grün. Die zuvor noch kahlen Bäume sind gar nicht mehr so kahl, sie füllen sich auf, mit grünen Blättern, rosa Blüten – und mit Plastiktüten.
Hellblaue, grüne, durchsichtige Plastiktüten, mal mehr und mal weniger zerfetzt vom Wind. Sie haben sich über den Winter in den Wipfeln der Bäume angesammelt. Vom kalten Herbst- und Winterwind durch die Straßen gewirbelt, haben sie sich schließlich in den Baumkronen gefangen, die Illusion gebend, dass auch im Winter die Bäume nicht blattlos sind. Aber Frühling ist bekanntlich die Zeit für Neuanfänge. Neue Blätter, neue Blumen – oder neue Gesetze. So wurde kürzlich vom Ministerium für Umwelt und dem Schutz natürlicher Ressourcen verkündet,
dass ab September 2017 Produktion, Verkauf und Import von Plastiktüten mit einer Dicke unter 10 Mikrometern verboten werden soll. Ab Januar 2018 dann auch der von Tüten mit weniger als 15 Mikrometern.“ Heute, rund zwei Jahre später, ist die georgische Regierung noch einen Schritt weiter gegangen. So verkündete sie jüngst, dass man nach und nach gänzlich auf Einweg-Plastiktüten verzichten wolle und dass von 2019 an nur noch biologisch abbaubare Tüten erhältlich sein sollen. „Ehrlich gesagt kann ich mir ein Georgien ohne Plastiktüten noch nicht so richtig vorstellen“, sagt Hanna Lietz. Die zwanzigjährige studiert heute International Forest Ecosystem Management in Eberswalde und absolvierte von 2017 bis 2018 einen Freiwilligendienst bei der Nichtregierungsoganisation „Caucasus Environmental Network Organisation“ (CENN) in Tbilisi. CENN ist insbesondere in Georgien aktiv, aber auch in den anderen beiden Südkaukasus Staaten Armenien und Aserbaidschan. Neben diversen Projekten arbeite die Organisation unteranderem mit der Regierung zusammen und berät sie bezüglich der Gesetzgebung. Während ihres Freiwilligenjahres befasste Hanna sich unter anderem mit der Bildungsarbeit von Kindern und Jugendlichen. Eines der aktuellen Projekte CENNs lautet „Waste Management Technology in Regions“ (WMTR). Der Fokus liegt dabei auf vier Punkten: der Implementierung eines Integrierten Abfall Systems, auf von der Privatwirtschaft geleitetem Recycling, auf
Strafen für illegales Abladen von Müll sowie in der Öffentlichkeitsarbeit. Mit SchülerInnen führte Hanna deshalb Vorträge und Workshops durch, zu Themen wie Klimawandel und Umweltschutz. Manchmal mit Spielen, manchmal mit Wettbewerben. In Keda, einer kleinen Stadt mit knapp 1.500 Einwohnern, nahe der Grenze zur Türkei, wurden im Rahmen eines solchen Wettbewerbs Aufsätze von SchülerInnen geschrieben. Thema: Was kann ich für mein Dorf tun? Manchmal kamen jedoch auch Zweifel bei Hanna während der Durchführung ihrer Projekte auf. „Ich bin mir nicht sicher, wie viel von den Informationen tatsächlich von den SchülerInnen weiter in die Familien getragen wird“, äußert Hanna. Trotzdem findet sie: „Viel passiert auf der Schulebene“. Mülltrennstationen, die im Rahmen des WMTR-Projekts entstanden sind, befinden sich in Tbilisi in einigen Fällen direkt vor den Schulen selbst. So wird das Thema nicht nur im Unterricht oder in Workshops behandelt, sondern ist auch im Alltag der SchülerInnen präsent. Die Stationen würden oft feierlich eröffnet werden, mitunter auch spielerisch. So hätten sie bei einer der Eröffnungsfeiern einen Basketballkorb über den Mülltonnen aufgehängt, durch den der Müll in die richtige Tonne geworfen werden musste. Weniger Heiterkeit kam bei den SchülerInnen bei durchgeführten Müllsammelaktionen auf. Wenn sie am Ende einer
zweistündigen Müllsammelaktion im Park vor 60 bis 120 Mülltüten stehen, voll mit gesammeltem Abfall, zeigten sich viele Teilnehmende überrascht über die Menge, die sie in recht kurzer Zeit zusammengesammelt haben. Zudem verweist Hanna darauf, dass es auch für Unternehmen oder Organisationen die Möglichkeit gäbe, einen Park zu „adoptieren“, den sie dann pflegen müssen. Vieles ist also darauf aufgerichtet, um überhaupt ein Bewusstsein für die anfallenden Mengen an Müll zu bekommen. Geschichten darüber, dass die Sicht beim Ausdem-Fenster-schauen quasi durchgehend gestört wird von hinabsegelndem Müll, der von Bewohnern der darüberliegenden Etagen aus dem Fenster geworfen wird, haben sich wahrscheinlich nicht zu hundert Prozent genau so zugetragen, verdeutlichen aber die Problematik. In Deutschland bekommen wir von dem Müll, der bei uns anfällt, in der Regel recht wenig mit. Am entsprechenden Tag wird die volle Mülltonne an die Straße gestellt, schieben wir sie später geleert wieder weg, ist der Müll schon nicht mehr unser Problem, sondern das der Müllabfuhr. Frei nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Doch wieso stören sich die Menschen in Georgien dann nicht an dem Müll, wenn er doch so häufig so sichtbar ist? „Man muss auch bedenken, dass sich ein Land Umweltschutz erst einmal leisten muss“, versucht Hanna zu
begründen. „In Georgien sind soziale Probleme oft sehr präsent, viele Menschen haben mit anderen Problemen zu kämpfen. Es gibt viele, die drei verschiedene Jobs haben, um über die Runden zu kommen. Da bleibt der Gedanke an Umweltschutz oder die Energie, sich ehrenamtlich zu betätigen erst einmal auf der Strecke.“ Gleichzeitig sei es auch eine Sache von Bildung – und somit von Bewusstsein und Verantwortung. Soziale Netzwerke wie Facebook sind beliebt in Georgien und werden viel benutzt – sowohl im Privaten als auch im Öffentlichen. Auch CENN nutzt dies, um über Posts über die Existenz von den neuen Recycling-Stationen oder anderen Projekten zu informieren. Gab es vor einem Jahr noch nur acht solcher Stationen, so existieren sie mittlerweile an 23 verschiedenen Stellen in Tbilisi. Getrennt wird nach Aluminium, Papier, PET-Flaschen und Glas. Papier und Glas wird in Georgien selbst recycelt, Plastik und Aluminium jedoch in die Türkei und Ukraine exportiert. Man merkt: es tut sich etwas seit den letzten Jahren. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Übrigens: „Parki ar minda“ – „Ich möchte keine Tüte“ – war einer der ersten Sätze, die ich auf Georgisch sagen konnte. Auch wenn die Vorstellung, dass dieser Satz in Zukunft vielleicht überflüssig wird, momentan nur schwer vorstellbar scheint: Schön wäre es trotzdem.
ECOSIA DIE NACHHALTIGE ALTERNATIVE ZU GOOGLE Elisabeth Nötzel Gerade als StudentInnen sind wir viel im Internet unterwegs. Wir liken, teilen und suchen. Eine nachhaltige, umweltschonende Alternative zu Google stellt seit Dezember 2009 die Suchmaschine Ecosia dar, welche, um es einfach auszudrücken, für eine bestimmte Anzahl von Suchanfragen Bäume pflanzt. Suchanzeigen generieren hierbei die Einnahmen, welche von dem Unternehmen genutzt werden um in den verschiedensten Gegenden der Erde Bäume zu pflanzen; immer dort, wo sie besonders benötigt werden. Bäume sind überlebenswichtig. Sie sind die wichtige Grundlage für eine intakte Umwelt, unsere Gesundheit und eine stabile Wirtschaft. Auf der Website von Ecosia überzeugt das Unternehmen mit Transparenz. Monatliche Finanzberichte und Förderbescheinigungen sowie genaue Angaben über Userzahlen, Kostenaufwand und laufende Projekte, werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Über 7 Millionen User benutzen Ecosia bereits, Tendenz steigend. Diese 7 Millionen User
haben durch ihre Suchanfragen dazu beigetragen, dass bis zu diesem Zeitpunkt (Ende 2018) über 45 Millionen Bäume gepflanzt werden konnten, hierbei beträgt der Kostenpunkt für einen Baum gerade einmal
Foto: Elisabeth Nötzel
20 Cent bei einem Zeitaufwand von 1,1 Sekunden. Wie bereits erwähnt, trägt Ecosia vor allem in Gebieten zur Aufforstung bei, in denen Bäume besonders benötigt werden. Zum Beispiel in Brasilien, wo das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Partner
,,The Culture Conservanay‘‘ zur Wiederaufforstung von entwaldeter Uferbereiche Bäume pflanzen. Ein besonders einzigartiges und facettenreiches Projekt entwickelt sich hingegen in Marokko, bei dem es nicht nur primär um die Aufforstung geht, sondern auch um die Verknüpfung sozialer, pädagogischer und landwirtschaftlicher Ziele. In Indonesien wird durch die Aufforstung des Mount Saran in Borneo, die Heimat des OrangUtans, vor allem die Zuckerpalme gepflanzt, welche eine wirtschaftliche Alternative zu Palmöl darstellt. Abgesehen von der Zuckerpalme, sollen mithilfe der Anpflanzung von 10 ertragreichen Baumarten die Lebensgrundlage der ansässigen Landwirte verbessert werden. Dies sind nur ein paar Beispiele der vielseitigen Projekte Ecosias. Wer sich näher mit dem Thema auseinandersetzen, wenn nicht sogar Ecosia mal ausprobieren möchte, sollte einfach mal nach Ecosia im Internet suchen. Besonders zu empfehlen ist außerdem der Ecosia-Blog (de.blog.ecosia.org).
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GUTEN GEWISSENS FASHIONISTA SEIN Johanna Kreiter
Foto: Johanna Kreiter
Was gibt es besseres als Schnäppchen im Sale zu ergattern? Ein paar T-Shirts für 5€, eine Jeans für 10€ und einen neuen Mantel zum halben Preis. Oft kaufen wir die Sachen einfach, obwohl wir sie gar nicht brauchen. Dann tragen wir sie höchstens 1-2 Jahre, wenn sie uns überhaupt richtig passen oder der Preis einfach so gut war, dass man schon irgendwann reinwächst. Oversize ist im Trend und man wollte doch sowieso abnehmen. Dieses Verhalten führt dazu, dass die „Fast Fashion“ Massenproduktionen unterstützt wird. Die Industrie ist darauf ausgelegt, viele Produkte so schnell wie möglich zu verkaufen. Mittlerweile gibt es bei den typischen Kleidungsketten mindestens 12 (bis 52!) Kollektionen pro Jahr, für die dann immer neu produziert werden muss. Den Konzernen geht es nur darum, Gewinn zu machen und klar, wir, hier in den reichen Industrienationen, haben viel Auswahl an billiger Mode. Aber was viele nicht sehen, sind die Probleme, die die Fast-Fashion Industrie mit sich bringt. Die USA hat in den 60er Jahren noch 95% der Kleidung selbst hergestellt. Heute werden dort nur noch 3% produziert, die restlichen 97% werden in Entwicklungsländer wie Bangladesch oder Sri Lanka outgesourct. Diese Länder haben ohnehin unzählige Probleme, wie mangelnde Bildung, niedrige Lebenserwartungen und eine hohe Arbeitslosenquote. Großkonzerne schaffen zwar mehr Arbeitsplätze, jedoch folgen daraus nur weitere Konflikte. Hoher Konkurrenzkampf zwischen den Produktionsfabriken führt dazu, dass sie sich gegenseitig mit den Prei-
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sen unterbieten müssen. Um diesen starken Preisdruck finanzieren zu können, werden Kosten eingespart, die auf den ersten Blick nicht allzu notwendig erscheinen: Kosten für Schutzmaßnahmen für die ArbeiterInnen und Instandhaltungskosten. Stichwort: Rana Plaza, ein Fabrikgebäude in Bangladesch, das aufgrund von zu schweren Maschinen und drei zusätzlich erbauten Stockwerken 2013 einstürzte. Am Tag vor dem Einsturz wurde das Haus als unbetretbar erklärt, die Beschäftigten mussten allerdings weiterarbeiten. Bei diesem Vorfall starben 1.136 Angestellte, über 2.000 Menschen wurden verletzt. In dem Betrieb wurde unteranderem Kleider für C&A, Mango und Benetton produziert. Durch die hohe Arbeitslosenquote ist die Bevölkerung gezwungen, für einen extrem niedrigen Lohn, mindestens 12 Stunden und 7 Tage die Woche zu arbeiten. Häufig müssen schon Kinder die Arbeit mit schädlichen Chemikalien ausüben, um ihre Familien unterstützen zu können. Schwangere Frauen werden meist direkt gekündigt, da sie dem Druck nicht mehr standhalten und keine volle Leistung mehr erbringen können. Die Mitarbeit in Gewerkschaften wird von den Fabrikbesitzern systematisch unterdrückt. Wer sich gewerkschaftlich organisieren möchte, muss dies im Geheimen tun.
den Lohn. Fair-Fashion Unternehmen wollen hier transparenter sein und zeigen auf ihrem Onlineauftritt den Herstellungsprozess, den die Kleidung hinter sich hat, bevor sie dann im Laden hängt. Mit Unterstützen dieser Fair-Fashion-Industrie können wir alle ein bisschen die Ausbeutung der ArbeiterInnen in Bangladesch und Sri Lanka bekämpfen. Diese behalten ihre Textilfabriken im Auge und setzen sich für die Gesundheit und Sicherheit ihrer MitarbeiterInnen ein. Sie zahlen einen fairen Lohn, investieren in wichtige Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen und verwenden bei der Produktion oft recycelte oder recycelbare Materialien. Recycelte Materialien sind beispielsweise Innenfutter aus PET-Flaschen oder Rucksäcke aus alten LKW Planen. Recycelbare Stoffe sind komplett biologisch abbaubar, wie unteranderem Bio-Baumwolle oder Bio-Leinen, da sie keine chemischen Zusätze enthalten. Auch das Material Lyocell, das in einem umweltfreundlichen Prozess aus extrahiertem Zellstoff aus Holz hergestellt wird, bei dem organische Lösungsmittel verwendet werden, ist eine gute Alternative. Man sollte sich unbedingt vor einem Kauf über das Produkt und die Produktion informieren sowie auf Siegel wie „Global Organic Textile Standard (GOTS)“ und „Fair Wear Foundation (FWF)“ achten.
Leider sind die meisten großen Ketten nicht transparent, was die Produktion ihrer Kleidung angeht und wir wissen nie wirklich, wo und wie das Produkt hergestellt wurde. H&M verwendet zwar bei ihrer „Conscious“ Kollektion bio-zertifizierte oder recycelte Baumwolle, zahlt den ArbeiterInnen ihrer Lieferkette dennoch keinen existenzsichern-
Nachhaltige Mode ist nicht unbedingt teuer, wir sind nur an viel zu billige Kleidung gewöhnt. Aber wenn wir keinen angemessenen Preis für die Ware bezahlen, bedeutet das, dass die ArbeiterInnen dafür aufkommen müssen. Deshalb ist es so wichtig umzudenken und bewusster einzukaufen. Auch wenn der Kaufpreis teurer ist, als
der den wir gewohnt sind, schätzen wir damit die Arbeit der NäherInnen, geben der Kleidung einen höheren Wert und schmeißen sie beim nächsten Frühjahrsputz nicht einfach so weg. Fair-Fashion Mode findet man zum Beispiel von der Marke ARMEDANGELS, auf www.avocadostore.de oder in Würzburg bei „liten lycka und JAC“ (Beim
Grafeneckart 13). Zudem muss man ja auch nicht immer alles neu kaufen. Second-HandShopping ist eine günstige Alternative, die zudem sehr umweltfreundlich ist. Hier kann man in Läden, aber mittlerweile auch online viele gut erhaltene Kleidungsstücke finden. Oder wie wäre es mit einem Kleidertausch? Gibt’s in der Kellerperle, kann man
aber auch zuhause mit Freunden veranstalten und bevor du das nächste Mal verzweifelt vor deinem Kleiderschrank stehst, weil du nichts zum Anziehen findest und schon gedanklich 800€ in deinem H&M-Warenkorb hast, denke an die ArbeiterInnen, die den hohen Preis für deinen Luxus bezahlen.
DIE RET TUNG VOR DER TONNE Nabila Rehbein Täglich landen in Deutschland Kilomengen an genießbaren Lebensmitteln im Müll. Ein engagiertes junges Team aus Würzburg arbeitet an der Bekämpfung dieser Verschwendung – für mehr Nachhaltigkeit, einem besseren Umweltbewusstsein und leckeren Mahlzeiten für jeden! Deutschland hat sich dem Ziel der Vereinten Nationen verpflichtet, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren. Zurzeit landen in Deutschland jährlich pro Kopf 82kg an essbaren Lebensmitteln im Müll (Welthungerhilfe 2018). Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, haben Samantha Busch und Jonathan Kralik Anfang 2018 die Eat Well Organisation e.V. (EWO) in Würzburg gegründet. Der gemeinnützige Verein zählt zurzeit 20 Mitglieder und setzt sich für die Weiterverarbeitung geretteter Lebensmittel ein. Ziel der Organisation ist es, hilfsbedürftigen Menschen eine köstliche und gesunde Mahlzeit zu bieten und diese durch einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zu garantieren. Hierfür werden regelmäßig solidarische Küchen veranstaltet, die auf Spendenbasis und für jeden zugänglich sind. Die Nahrungsmittel, welche für die Zubereitung der veganen Gerichte benötigt werden, beziehen die Mitglieder unter anderem von örtlichen Bauern und vom Foodsharing Würzburg.
Viel zu Gut für die Tonne!
„Unsere Supermärkte sind überfüllt. Viele der Nahrungsmittel bleiben in den Regalen liegen und werden nach Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgt.“, erzählt mir Arthur, begeistertes Mitglied der EWO. Has-
Veranstaltung im Cairo
tig trägt er Kilomengen an überreifen Bananen, frischem Brot, verschrumpelten Karotten und knackig grünen Salatblättern in sein Auto. Wir haben uns an einer Kirche getroffen, in der bereits vorher Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt wurden. Die Mengen an übergebliebenem Essen sind derart gewaltig, dass auch wir, als fünfter Abnehmer, immer noch eine Fülle an guten Nahrungsmitteln geschenkt bekommen. Auf diese Art hat die EWO im Jahr 2018 500 kg an Lebensmitteln vor der Tonne gerettet. Neben den Initiativen wie das Foodsharing „Etepetete“, den lokalen Tafeln oder „Zu gut für die Tonne“ kann auch der Einzelne zur Realisierung des Ziels seinen Beitrag leisten. Laut der EWO sei es wichtig sein Kaufverhalten genau unter die Lupe zu nehmen. Man solle nur das kaufen, was man benötige und dabei mehr nach seinem eigenen Gespür handeln, als weniger auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu schauen. Des Weiteren sei es hilfreich sich mit der Lagerung und Konservierung von Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Zu guter Letzt sei auch Eigeninitiative gefragt: Lebensmittelverteiler existieren in jeder größeren Stadt, Apps
wie „Too Good to Go“ unterstützen digital und auch der Verein selbst freut sich über neue Mitglieder. Auch Großkonzerne stehen, laut der EWO, in der Pflicht in Bezug auf Lebensmittelabfälle und Überproduktion mehr Transparenz und konkrete Zahlen zu liefern. Ein derartiges Verhalten solle staatlich sanktioniert werden, da es nicht sein könne, dass sich eine übermäßige Lebensmittelverschwendung wirtschaftlich lohne. Zudem könnten Außenstellen wie Supermärkte und Großhändler, Kooperationen mit Foodsharingorganisationen eingehen. Politisch sehe man die Parteien in der Pflicht, die Gesellschaft für die Problematik zu sensibilisieren und Kochen sowie Lebensmittelbewusstsein in das Bildungswesen zu integrieren. Insgesamt gebe die derzeitige Lage jedoch Grund zur Hoffnung: Durch die Gründung vieler Initiativen sei es durchaus realistisch die Lebensmittelverschwendung in Deutschland bis 2030 zu halbieren. Dazu sei wichtig zu betonen, dass jeder Einzelne durch sein Handeln einen Beitrag zur Verbesserung beitragen kann.
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UPC YCLING - 10 Arten dein Sprachrohr nachhaltig zu nutzen Madeleine Ernst Was tut man nur als regelmäßiger Sprachrohrleser mit all seinen Ausgaben, die daheim liegen? Abgesehen davon sie jeden Abend vor dem Einschlafen zu lesen? Du kannst deine Ausgabe vielfältig weiterverwenden! Wie? Dafür haben wir hier 10 Tipps für dich. Natürlich kannst du auch deine Zweitausgabe dafür nehmen, nicht, dass deine abendliche Bettlektüre wegfällt!
es sich doch immer noch am besten spielen! Und du bist deinen Müll los. ZERBRECHLICHE GEGENSTÄNDE EINPACKEN
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Wer kennt es nicht, man verschenkt als kleines Dankeschön die obligatorische Tasse mit Süßigkeiten darin. Blöd nur, wenn man zu dem Beschenkten erst noch eine Weile fahren muss. Damit die beschenkte Person auch gleich noch in den Genuss eurer Unizeitung kommt, könnt ihr die Tasse oder natürlich auch andere zerbrechliche Gegenstände, bevor ihr sie zu euren Sachen steckt, mit ein paar Seiten vom Sprachrohr einpacken oder ausstopfen.
AL S GESCHENKPAPIER NUTZEN
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Es hat mal wieder jemand aus deinem Umfeld Geburtstag und du hast natürlich immer noch kein Geschenkpapier gekauft? Nichts leichter als das! Gerade kleine Geschenke kannst du perfekt mit einer bilderreichen Doppelseite einpacken. Das ist jetzt vielleicht nicht die neueste Innovation, spart aber auf jeden Fall Zeit und Geld. Und gut sieht es dazu auch noch aus!
KONFE T TI SELBST M ACHEN
FÜR BIOMÜLL NUTZEN
AL S SITZUNTERL AGE , WENN DIE SITZFL ÄCHE K ALT IST
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Du wartest in der Eiseskälte auf deinen Bus, frierst aber schon beim Ansehen der Haltestellensitze? Nichts leichter als das! Wenn du die Ausgabe, die du natürlich sowieso immer dabeihast, als Sitzunterlage nutzt, wird die beim Warten nicht ganz so kalt. Und wenn frische Ausscheidungen von irgendwelchen dreisten Vögeln auf den Bänken liegen kannst du dich trotzdem hinsetzen! AL S WANDDEKO ( TITELBL AT T )
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Deine Zimmerwände sind langweilig und leer? Nichts leichter als das! Du kannst einfach das Titelblatt oder eine der letzten Seiten ausschneiden und aufhängen. Diese werden meistens von deinen Kommilitonen oder von Studierenden der Hochschule und Fachhochschule designt. Perfekt für deine Wände! K ATZENBESITZERN SCHENKEN
Du kennst jemanden in deinem Umfeld der Katzen hat? Perfekt. Katzen freuen sich gefühlt über nichts mehr als über Müll, außer vielleicht Futter. Mit einer Papierkugel lässt
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Fotos: Madeleine Ernst
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Hast du echt schon wieder vergessen Mülltüten zu kaufen? Naja. Dein Sprachrohr ist zwar nicht für den Müll, eignet sich aber dennoch gut dazu ein paar Seiten in eine Schüssel zu legen und so den Biomüll zu sammeln, um ihn dann problemlos zur Mülltonne schaffen zu können!
Die nächste WG-Party bei eurem besten Kumpel daheim steht an? Wie heißt noch gleich Regeln Nummer 1? „Sei nie der Gastgeber!“. Zerreißt vor der Party doch einfach eure Sprachrohrausgabe – schon habt ihr recyceltes Konfetti, dass ihr auf den Gastgeber werfen könnt, sobald dieser die Tür öffnet? Putzen müsst ihr ja eh nicht… Aber eurem Kumpel vielleicht das nächste Bier ausgeben! AL S NOTIZZE T TEL/EINK AUFSLISTE NTUZEN
Wegen der Formatierung und für die optische Einheit hat jede Sprachrohrausgabe immer wieder freie Stellen und Ränder. Reißt oder schneidet die doch heraus und nutzt sie als Notizzettel daheim oder für eure Einkaufsliste. So spart ihr euch auch das Geld für Papier! AL S BASTELUNTERL AGE/PUTZEN/STREICHEN NUTZEN
Frisch umgezogen oder einfach das Bedürfnis nach Veränderung? Wenn ihr das nächste Mal etwas streicht oder bastelt könnt ihr das Sprachrohr einfach in seine Doppelseiten teilen und diese dann als Unterlage für eure Tätigkeit nutzen. PAPIERKORBBASKE TBALLMEISTERSCHAF T
Neues Trinkspiel gefällig oder einfach nur Langweile? Stellt einen Papierkorb, setzt euch ein paar Meter entfernt von ihm hin und macht aus den Doppelseiten Papierkugeln. Für jedes Mal verfehlen einen Schluck von einem Getränk eurer Wahl!
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EXPERTE IN EIGENER SACHE Christian, ein Wegbereiter der Inklusion. Sarah Schmittinger
WA S UN S BE WEGT
Mittagessen in der Mensa
Es ist ein Dienstagabend kurz nach Jahresbeginn. Die Stadt füllt sich wieder mit Studierenden und so tut es auch die Kneipe, in der Christian, Johannes und ich uns an diesem Abend auf ein paar dunkle Landbiere und das ein oder andere Helle treffen. Christian ist 23 Jahre alt, Johannes sein Assistent und ich sehr froh darüber, dass die Beiden einem Treffen zugestimmt haben. Der Vorschlag der Würzburger Kultkneipe kam von Christian. Die Stufe am Eingang überwinden die Beiden gekonnt. Seit bereits fünf Jahren kennen sie einander und man merkt schnell, welch eingespieltes Team sie sind. In weiser Voraussicht hatte sich Christian im Vorfeld für den manuellen Rollstuhl und gegen das elektronische Modell entschieden, welches er im Großteil seines Alltags nutzt. Abgesehen vom Rollstuhl unterscheidet Christian in diesem Moment optisch und auch faktisch nicht viel von den anderen Gästen, denn auch er wird bis zur letzten Runde bleiben und danach in seine WG zurückkehren, wo ihn sein Wecker am nächsten Morgen um 7 Uhr rausklingeln und er sich wenig später auf den Weg zur Universität machen wird. Christian ist gebürtiger Würzburger, verbrachte viele Jahre am städtischen Blindeninstitut und wird seit vergangenem Wintersemester 2018/2019 als Gaststudierender am Lehrstuhl der Sonderpädagogik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg anerkannt. Auf Grund einer frühkindlichen
Hirnschädigung, die sich auf die Entwicklung des Zentralen Nervensystems und seiner Muskulatur ausgewirkt hat, lebt Christian mit einer Bewegungsstörung, die unter dem Begriff der Infantilen Zerebralparese (ICP) bekannt ist. Er besitzt den rechtlichen Status der Schwerstmehrfachbehinderung, was besonders seine Wohn- und Ausbildungssituation einzigartig macht. So viel vorneweg: Christian kann in vielen Bereichen als Pionier für Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung gelten. Seit 2018 ist er die erste Person mit einer Schwerstmehrfachbehinderung, die in Unterfranken das Persönliche Budget erhält. Dies macht ihn zum Arbeitgeber seiner AssistentInnen und es ermöglicht ihm, selbstständig in einer WG in der Innenstadt Würzburgs zu leben. Außerdem hat er sich seinen Traum erfüllt, an die Uni zu gehen. Bereits seit einem Semester hat er die Rolle des Gasthörers inne und besucht an drei Tagen der Woche verschiedenste Module aus Bachelor- und Masterstudiengängen der Sonderpädagogik. Er ist beides, aktiver Zuhörer und Referent. Durch sein Wissen und seine erfahrungsbasierten Beiträge, sowie erste Vorträge verwandelt er die Theorie in Praxis und kreiert durch Realitätsbezug einen unendlichen Mehrwert für die gesamte Zuhörerschaft. Hinter all dem stehen ein langer Entwicklungsprozess und ein starkes persönliches Umfeld. Aufgrund seiner ICP, bei der es ne-
ben Bewegungsstörungen häufig zu Begleiterscheinungen im Bereich des Sehens, Hörens, der kognitiven Fähigkeiten oder auch Sprachfähigkeiten kommt, führte Christian seine schulische Laufbahn ins Blindeninstitut Würzburg. Christian erzählt, dass ihn seine eingeschränkte Sprachfähigkeit am Meisten störe. Er kann nur wenige Laute selbst formen und kommuniziert daher über einen Sprachcomputer, in welchem er mit der komplexesten Software-Variante arbeitet und über den er nun auch an der Uni Vorträge hält. Meistens kommuniziert er jedoch über Techniken des Augenblinzelns und nonverbalen Buchstabierens durch Buchstabenabfrage. Dafür benötigt Christian ein geschultes Gegenüber oder die Unterstützung seiner AssistentInnen, die er durch das Persönliche Budget, einen Rechtsanspruch auf Teilhabeleistungen im Sinne des Rehabilitationsrechts seit 2008, ganztägig beschäftigen kann. Statt Sach- und Dienstleistungen können Empfangsberechtigte wie Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen Geldleistungen oder Gutscheine erhalten. Noch während Christians Schulzeit am Blindeninstitut setzten sich seine Eltern für dieses Budget ein, der Bezirk Unterfranken hat es dann innerhalb weniger Monate genehmigt und so Christians Wohnprojekt 2018 ermöglicht. Die Zeit am Blindeninstitut war es auch, in der sich Christian und Johannes kennenlernten. Sie berichten über die Vor-
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und Nachteile des Lebens im Institut und das Internat, in dem Christian sieben Jahre wohnte. Allein die Tatsache, dass wir an diesem Abend bis spät in die Nacht hinein in der Kneipe bleiben konnten, wäre ein Jahr zuvor nicht möglich gewesen. Im Zuge des Persönlichen Budgets konnte Christian im Mai 2018 das Internat verlassen und damit auch der frühen Bettruhe Lebewohl sagen: „Christian lag dann immer spätestens um 21:00 Uhr, oft auch schon früher im Bett. Draußen war es oft noch hell und er hörte die Kinder auf dem Kinderspielplatz hinter seinem Zimmer spielen. Und das mit 22. Die Kinder waren viel jünger und er musste bereits schlafen gehen“, erzählt Johannes. „Und dann ist mir irgendwann aufgefallen, dass Christian in der Zeit danach, als er nicht mehr im Internat gewohnt hat, zu einem gewissen Zeitpunkt total freudig wurde. Das war immer, wenn es dämmerte und wir noch draußen unterwegs waren.“ Christian zog in die ehemalige Wohnung seiner Eltern ein, beendete die Schule im Juli 2018 und gründete eine 3er-WG. Er lebt zusammen mit seinem Cousin und einer guten Freundin aus der Schulzeit, die auch über das Persönliche Budget verfügt. Seine Wohnsituation gestaltet sich einmalig, da zwei Personen schwerstmehrfachbeeinträchtigt sind und somit jeder ein Team von ungefähr 8 AssistentInnen beschäftigt. Christian erzählt, dass er lange den Wunsch hatte, selbstständig zu wohnen. Irgendwann hatte er angefangen, sich über seinen Fernseher Vorlesungen auf YouTube anzuschauen. „Ich will mich bilden“, sagte er damals zu seiner Mutter. Im Wintersemester 2018/2019 wurde dieser Wunsch konkret. Er tauschte den Internatswechsel in den Erwachsenenbereich und die Beschäftigung in einer Tagesförderstätte gegen das WG-Leben, die Rolle des Gaststudierenden und durchzechte Partynächte. Zwei Wochen lang studierte er das Vorlesungsverzeichnis der JMU und vieles weckte sein Interesse. Bald ergab sich eine Sonderregelung, sodass Christian es schaffte, trotz Zulassungsbeschränkung als Gasthörer an den Sonderpädagogik Lehrstuhl zu gelangen – das Beste, was ihm passieren konnte. Nicht nur, weil er, wie er selbst sagt, seine „Rolle als Experte, Experte in eigener Sache“ wahrnehmen kann, sondern vor allem, weil die Dozierenden und Studierenden sich glücklich schätzen können, von Christians Engagement zu profitieren. Er bereichert die Vorlesungen, Seminare und Tagungen, zu denen er eingeladen wird. Christian lässt den Begriff der Inklusion lebendig werden, der am Wittelsbacherplatz und darüber hinaus die Fachliteratur füllt. Sei es während der Vorlesungen oder auf den Partys, die ein Studium mit sich bringt. Gerade zu Semesteranfang habe Christian keine Party ausgelassen, berichtet Johannes und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Auch Christian schmunzelt, denn Assistenz bedeutet auch, dass so lange mitgefeiert wird, bis er nach Hause möchte. Es stellt sich her-
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aus, dass Christian meist der Letzte ist, der die Party verlässt. Jetzt schmunzeln wir alle. Es ist sehr beeindruckend, die Beiden näher kennenzulernen und auch zu hören, wie viele Personen das Umfeld dahinter stellen. Johannes nimmt bisher die Rolle des „Uni-Assistenten“ ein, die Idee ist aber, dass Christian eines Tages den Uni-Alltag alleine meistert bzw. Kooperationen mit anderen Studierenden erlebt. Christian ist wahrhaft Vorbild, Experte und angehende Bildungsfachkraft, wie es im Rahmen des Inklusionsprojekts „Inklusive Bildung“ in Heidelberg heißt. Dort werden seit 2017 Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu Bildungsfachkräften qualifiziert, die dann in verschiedensten Bereichen und Institutionen über Bedürfnisse, Lebenswelten und Sichtweisen von Menschen mit Beeinträchtigung aufklären. Diesen Weg strebt auch er an. Im Sinne der Disability Studies: „Nichts über uns - ohne uns!“, erklärt Johannes, geht es um Einbindung und Qualifizierung der Qualifizierten, denn wer kann besser von etwas sprechen, als die, die es persönlich betrifft. Durch Christians Präsenz am Lehrstuhl wird deutlich, dass die Lehre genau dieses Expertentum braucht.
beit angeht. Auch die kulturwissenschaftliche Perspektive soll beleuchtet werden. Ein zweiter Verein soll die Möglichkeit der Beratung und Hilfe in den Bereichen des selbstbestimmten Lebens, Wohnens und Pflegens bieten. Für beide Vereine sind Christian und sein Team auf der Suche nach Interessierten. Erste Treffen finden ab Januar 2019 statt. Für mehr Informationen: dirkbuse@icloud. com
Die Zukunftspläne sind konkret: „Es ist toll, dass Christian jetzt an der Uni ist, aber die Fragen bezüglich Status und Rolle müssen
Seminar: Körperbehinderten Pädagogik im außerschulischen Bereich
geklärt werden“, sagt Johannes und verweist damit z. B. auf die Tatsache, dass Christian durch den Gastbeitrag aktuell pro Semester oder für die Mensa mehr bezahlt als Studierende. Ein Expertenstatus würde ihm gerechter werden. Christian erklärt, dass er später, nach entsprechender Qualifizierung, gerne an der Uni oder außerhalb arbeiten wollen würde. Die Ziele sind also gesteckt und Christian hat gemeinsam mit seinem Umfeld auch schon konkrete Ideen für das kommende Jahr ausgearbeitet. Ein Verein soll gegründet werden, der sich in Form einer studentischen Initiative der Bildung an Hochschulen widmet und damit Themenfelder der inklusiven Bildung, partizipativer Forschung, interdisziplinärer Zusammenar-
DIE TÄGLICHE ANGST GEHEN ZU MÜSSEN Lea Sabrautzky
Flucht bedeutet Mut. Mut dazu, seine gewohnte Umgebung hinter sich zu lassen. Mut dazu, sein Leben zu riskieren. Mut für Veränderungen. Ein Mensch geht ein hohes Risiko ein, wenn er sich auf die Flucht begibt, ohne zu wissen, ob er tatsächlich eine Chance auf ein besseres Leben hat. Es ist das Risiko, nicht nur Freunde und Familie bis ins Ungewisse hinter sich zu lassen, sondern das eigene Leben zu verlieren. Nach der Ankunft in Deutschland kommt ein Gefühl der Sicherheit auf. Das Gefühl es geschafft zu haben. Dennoch immer das Worstcase-Szenario vor Augen: die Abschiebung, eine rechtsstaatliche Maßnahme, die binnen kürzester Zeit ein Leben förm lich zerstören kann und
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Freu nde trauernd zurücklassen muss. Anfang Janua r w urden 36 Menschen gezwungen Deutschland zu verlassen. 23 davon stammen aus Bayern. Sie wurden nach Afghanistan abgeschoben. Es war der 20. Abschiebeflug seit Dezember 2016. Einer von ihnen ist Sam. Ein junger Mann, der nach tödlichen Anschlägen auf Menschen in seinem Umfeld aus Afghanistan geflohen ist und sich in Würzburg ein neues Zuhause aufgebaut hat. Über drei Jahre lebt Sam hier, lernt Deutsch, knüpft soziale Kontakte und pflegt Freundschaften. Er besucht die UNI-Schule, dann die Berufsschule im BFZ und zuletzt eine Integrationsklasse an der Berufsschule in Marktheidenfeld, um eine Lehre als Altenpfleger beginnen zu können. Seine Lehrer beschreiben ihn als engagiert und zuverlässig, seine Freunde als kommunikativen und warmherzigen Menschen. Sam hat einen Redebeitrag für das Projekt 4-Minuten – Stimme geben verfasst. Durch das Projekt wird Geflüchteten die Möglichkeit gegeben, in Schriftform oder audiovisueller Form von ihrer aktuellen Situation in ihrer Heimat und den bestehenden Problemen in Deutschland zu berichten. „Hallo, Ich bin Murtaza aus Afghanistan, meine Freunde nennen mich Sam. Ich bin seit zwei Jahren in Deutschland und bin Schüler in der Berufsschule im BFZ. Ich habe Deutsch gelernt und viele
Kontakte mit Deutschen gehabt. Ich habe hier Freunde gefunden und ein richtiges Leben. Meine Situ-
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at ion ist nicht gut. Ich habe in meinem Heimatland viele Probleme gehabt, Krieg und Bomben von Isis und Taliban. Deshalb ist es dort gefährlich und nirgends ist man sicher. Im Januar sind mein Bruder und mein Cousin umgekommen. Ein Bruder von mir hat als Wachmann im Innenministerium in Kabul gearbeitet. Deshalb ist unsere ganze Familie ins Visier regierungsfeindlicher Terroristen geraten. Dieser Bruder hat in Deutschland 3 Jahre Aufenthalt bekommen. Ich habe vom BAMF einen Ablehnungsbescheid bekommen. Jetzt habe ich wieder Angst. Ich kann mir nicht vorstellen, was mit mir passieren wird, wenn ich zurück nach Afghanistan muss. Ich bedanke mich bei euch, dass ihr mir zugehört habt.“ Am 07. Januar 2019 wird Sams Angst wahr. Er wird abgeschoben. Wie es sich angefühlt hat, beschreibt Lukas Kleinhenz, Mitbegründer der UNI-Schule und aktiv im Projekt 4-Minuten – Stimme geben. Er veröffentlichte den Text auf Facebook. Zudem ist er einer der Freunde, die Sam in Deutschland zurücklassen musste. „Es ist der erste Montag im Januar des neuen Jahres 2019. Alle Zeichen scheinen auf Anfang zu stehen. Ein neues Jahr, eine neue Woche, Montag-
morgen. Dann die Nachricht: Sam wird abgeschoben. Morgens um sieben steht die Polizei vor der Türe. Ich stehe, zwei Stunden später, vor dem Polizeigebäude in der Würzburger Augustinerstraße. Ein Freund hat mich ü b e r Sams Sit uation informiert und mich gebeten vorbeizuschauen. Die Polizistin am Schalter sagt, ich darf Sam nicht sehen. Ich frage warum es nicht möglich ist, sich angemessen von einem Menschen zu verabschieden. „Er darf telefonieren und hat einen Anwalt. Es tut mir leid.“ Mit Tränen in den Augen gehe ich wieder nach draußen. Ich will gerade andere Leute informieren als mein Handy klingelt, es ist Sam. „Hallo Lukas, ich sehe dich.“ Ich drehe mich um zu dem Gebäude mit den über hundert Fenstern. Aber ich kann Sam nicht sehen. Ich sage ihm das. „Ich sehe dich“, sagt er wieder und weint. Wir weinen. Wir reden, versuchen es zumindest. Ich verstehe Sam schlecht, er ist aufgelöst. Er sagt, dass er mir die Nummer seines Anwalts schickt und ich verspreche alles zu versuchen, was jetzt noch möglich ist. Den ganzen Tag über versuchen Freunde, Bekannte und Lehrer von Sam zusammen mit dem Anwalt noch etwas zu erreichen. Vergeblich. Ein junger, lebensfroher Mann, der einen Beruf in der Pflege angestrebt hat, wurde innerhalb von wenigen Stunden aus dem Leben gerissen, das er sich in drei Jahren mühevoll aufgebaut hat. Ich bin ratlos und traurig über diese Unmenschlichkeit, über die politische Kälte mit der die Würde von Menschen missachtet wird. Sam war eine Bereicherung für alle, die ihn kannten. Jetzt ist er nicht mehr hier. Zurück in einem Land vor dessen Zuständen er aus guten Gründen geflohen ist. Es ist einfach nur traurig und auf so vielen Ebenen unnötig, sogar wirtschaftlich unlogisch, aber vor allem eins: unmenschlich.“ Am 21. Januar, genau zwei Wochen nach Sams Abschiebung, findet eine Demonstration unter dem Motto „Stoppt die Abschiebungen unserer Freunde“ statt, um auf Missstände der Politik hinzuweisen.
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PATRIARCHAT DER WISSENSCHAFT Der Matilda Effekt Floriane Sturm, Maximilian Elfert „Trotula, eine italienische Ärztin aus dem 11. Jahrhundert, schrieb Abhandlungen, die so bedeutend waren, dass sie im Verständnis der Zeitgenossen unmöglich von einer Frau stammen konnten.“ [1] Im 11. Jahrhundert ist die Wissenschaft geprägt von Männern. Dass Frauen sich für derartige Themen interessierten, ja sogar wissenschaftliche Erfolge erzielten, war mit dem vorherrschenden Weltbild schlichtweg nicht vereinbar. So kam es, dass die Abhandlungen Trotulas 100 Jahre später unter dem Namen ihres Mannes veröffentlicht wurden. [1] Nun, das ist jetzt bereits 1000 Jahre her und schließlich hat sich in dieser Zeit viel getan? Weit gefehlt. Bis heute zieht sich, vor allem durch die Naturwissenschaften, eine strukturelle Diskriminierung des weiblichen Geschlechts. Diese äußert sich durch Nichtanerkennung und Verleugnung Frauen verbuchter wissenschaftlicher Erfolge bis hin zur Zuschreibung dieser an männliche Mitarbeiter. Dem liegt ein soziologischer Effekt zugrunde, den wir hier näher beleuchten möchten: Der Matilda-Effekt. Doch beginnen wir zunächst mit dem wohl berühmtesten Beispiel des Matilda-Effektes. Wir befinden uns im 20. Jahrhundert… ROSALIND FRANKLIN, geboren am 25. Juli 1920 in London, war eine gut ausgebil-
dete, kluge und ehrgeizige Frau, die mit Anfang 30 ans King’s College wegen ihrer Expertise für Röntgenstrukturanalysen gerufen wurde. Dort erforschte sie die Kristallstruk-
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tur der DNA, wobei sie den experimentellen Aufbau der Versuche perfektionierte. Sie entwickelte und verfeinerte eine Methode, mit der sich die Luftfeuchtigkeit im System besser kontrollieren und die zwei Konfigurationen A- und B-Form der DNA abbilden ließen. Berühmt wurde sie durch das Foto 51, das eindeutig die DNA als Doppelhelix zeigt und welches Watson und Crick durch Wilkins, ein Kollege Franklins, ohne Zustimmung Franklins in die Hände bekamen. Diese Tat war zudem ein Produkt der Verhältnisse zwischen Wilkins und Franklin. Die besagten Verhältnisse waren sehr angespannt, da Wilkins sie nur als Assistentin, sie ihn aber als Kollegen betrachtete. Schon von Beginn musste sie um ihre Anerkennung kämpfen. Obendrein hatte ihr der Institutsleiter Randall von Beginn an die alleinige Forschungsstelle für Röntgenstrukturanalyse an der DNA am Institut zugeschrieben – ohne Wissen von Wilkins. Die fortlaufenden Spannungen zwischen Wilkins und Franklin veranlassten sie später auch das Institut kurz vor der Strukturaufklärung der DNA zu verlassen. Sie arbeitete unabhängig von Watson und Crick und sammelte neben dem Bild 51 schnell weitere bedeutungsvolle Erkenntnisse, die sie in einem Arbeitsbericht für den MRC kurz vor ihren Abtritt zusammenfasste. Auch dieser Arbeitsbericht, der viele noch unveröffentlichte Teile Franklins Arbeit enthielt, fiel Watson und Crick ohne Einverständnis Franklins über ein Ausschussmitglied des MRCs in die Hände und nun hatten die beiden die technischen Parameter für die entscheidende Entschlüsselung der DNA Struktur. Franklin lieferte somit, ohne Einverständnis Watson und Crick, die entscheidenden experimentellen Daten mit dem Bild 51 und dem Abschlussbericht. Dies hinderte Watson und Crick nicht daran, diese Tatsachen unter den Tisch zu kehren und Franklin mit keinem Wort zur maßgeblichen Hilfe bei dem Durchbruch der Strukturaufklärung der DNA zu würdigen. Dabei war es zudem in diesen Wochen, dass Franklin selbst erkannte, wie sich die zwei Konfigurationen A und B in Einklang bringen ließen und wie diese als Helix interpretiert werden konnten. Dass die Atmosphäre in den Laboratorien höchst misogyn war, zeigt auch folgendes Zitat aus Watsons Buch „Die Doppelhelix“: „Ich nehme an, daß Maurice* anfangs noch die Hoffnung hatte, Rosy** werde sich beruhigen. Doch brauchte man sie nur anzusehen, um zu wissen, daß sie nicht leicht nachgeben würde. Sie tat ganz bewußt nichts, um ihre weiblichen Eigenschaften zu unter-
streichen. Trotz ihrer scharfen Züge war sie nicht unattraktiv, und sie wäre sogar hinreißend gewesen, hätte sie auch nur das geringste Interesse für ihre Kleidung gezeigt. Das tat sie nicht. Nicht einmal einen Lippenstift, dessen Farbe vielleicht mit ihrem glatten schwarzen Haar kontrastiert hätte, benutzte sie, und mit ihren einunddreißig Jahren trug sie so phantasielose Kleider wie nur irgendein blaustrümpfiger*** englischer Teenager.“ [2] *Maurice Wilkins, Kollege von Rosalind Franklin **Rosalind Franklin ***“Blaustrümpfe hatte man zur damaligen Zeit Frauen genannt, die nach Emanzipation strebten.“ [3] Auch umstritten ist, ob sie für ihre Forschung den Nobelpreis bekommen hätte. Sie verstarb sechs Jahre davor an Eierstockkrebs und schied damit für die Verleihung aus, aber da der Nobelpreis in einer Kategorie nur an drei Wissenschaftler vergeben werden kann und diese an Watson, Crick und Wilkins gingen, stellt sich nun natürlich die Frage, ob sie den Nobelpreis bekommen hätte, wenn sie gelebt hätte. Laut Kären Nickelsen in ihrem Buch „Die Entdeckung der Doppelhelix“ hätte sie ihn auch nicht bekommen, wenn sie nicht früher verstorben wäre. Grund dafür nannte sie die misogynen Zustände zu der Zeit, in der auch andere potentielle Nobelpreisträgerinnen nicht ausgezeichnet wurden. [2-4] Ein weiteres Beispiel ist Nettie Stevens, die sogar die Universität Würzburg, in einem Forschungsvorhaben durch Stipendien finanziert, besuchte… NETTIE MARIA STEVENS, geboren am 07. Juli 1861 in Cavendish, war eine amerikanische Genetikerin, die die Geschlechtschromosomen X- und Y entdeckte (Der Begriff X- und Y-Chromosom wurde erst später eingeführt). Dabei forschte sie an der Spermatogenese von Insekten unter anderem Mehlwürmern und beobachtete, dass Mehlwürmer zwei Arten an Spermien produzieren. Sie erkannte, dass eine Chromosomensegregation bei der Spermienbildung dazu führt, dass es zu männlichen und weiblichen Nachkommen kommt je nach dem welches Chromosom zur Fortpflanzung benutzt wurde. Ihre Entdeckung stellte das erste Mal, dass beobachtbare Unterschiede von Chromosomen mit einem Unterschied im Phänotyp oder in Bezug auf die physischen Eigenschaften in Verbindung gebracht werden konnten dar. Diese Arbeit
publizierte sie 1905. Zeitgleich zu Stevens forschte Edmund Wilson, der Institutsleiter der biologischen Fakultät, auch an Spermatozoen in seinen Studien und veröffentlichte nach der Herausgabe von Stevens Paper, ein Paper in einem ähnlichen Bereich, wobei er Stevens Befund zu den Geschlechtschromosomen in einer Fußnote bestätigte. Obwohl dies der Fall war, haben viele Autoren Wilson allein die Entdeckung zugeschrieben. Dabei wusste Wilson bis zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung Stevens Arbeit nicht einmal, wie wichtig die Y-Chromosomen für die Bestimmung des Geschlechts sind. Bis dato hatte er angenommen, dass Umweltfaktoren eine Rolle bei der Bestimmung des Geschlechts spielten. Auch Thomas Hunt Morgan, der nachfolgende Institutsleiter nach Wilson, wurde die Entdeckung der Geschlechtschromosome zugeschreiben, obwohl er sich während den zytologischen Entdeckungen gegen Wilsons und Stevens Interpretationen aussprach. Hinzu kam, dass sie selbst nach der Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse trotzdem nicht anerkannt wurde. Auch zu Konferenzen, zu denen Morgan und Wilson eingeladen waren, um ihre Theorien über die Bestimmung des Geschlechts vorzustellen, wurde Stevens nicht eingeladen. Und auch sonst arbeitete sie in einem sehr misogynen Umfeld, in dem sie stark auf sich selbst angewiesen war und sich nicht mit anderen über die Theorien austauschen konnte. Fun Fact: Nettie Stevens forschte unter anderem auch am Zoologischen Institut der Universität Würzburg mit Theodor Boveri. [5] Als drittes Beispiel sei eine Physikerin genannt, die maßgeblich an der Entdeckung und Beschreibung der Kernspaltung beteiligt war… LISE MEITNER, geboren am 07. November 1878 in Wien, war eine österreichische (später schwedische) Physikerin, die sich mit Radioaktivität und Kernphysik beschäftigte. Zusammen mit dem Chemiker Otto Hahn forschte sie lange Zeit in Berlin
am Kaiser-Wilhelm-Institut. Während sie – zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich – Physikprofessorin und Abteilungsleiterin war, war ihr Forscherkollege Otto Hahn Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie. Sie waren sowohl sehr gute und enge Forschungskollegen als auch Freunde, allerdings war Lise Meitner jüdischer Abstammung und musste deshalb 1938 aus Deutschland fliehen – kurz vor der Entdeckung der Kernspaltung. (Trotz ihrer jüdischen Abstammung konnte sie bis 1938 in Deutschland bleiben, da sie Österreicherin war.) Bei der Flucht half ihr Otto Hahn, allerdings anders als bei ihren männlichen Kollegen in einer ähnlichen Situation wie sie, wurde ihr kein renommierter Lehrstuhl in den USA angeboten, sondern sie bekam eine Stelle an einem wenig angesehenen Frauen-College in Schweden. In der Zeitschrift „Physics Today“ beschreibt sie im Jahr 1960 rückblickend ihren Berufsweg und die Situation von Frauen in der Wissenschaft folgendermaßen: „In principle, nearly all male professions have become accessible to women; in practice, things often look different. (...) There is much I could tell from my own experience, both of instances of help and assistance and also of discouraging and sometimes comical prejudices. (...) But my own experiences are just those of an individual and are of little value in getting a clear picture of the general conditions. Unique achievements (...) can silence the current prejudice in the individual case, but the prejudice still persists. It is directed mainly against women in middle-class occupations, and particularly in high-ranking posts. Nobody seems to have protested against women as factory workers.“ [6] Obwohl sie nun in Schweden war, blieb sie im regen Briefkontakt mit Otto Hahn, um weiter an der Forschung teil zu haben. Dabei fragte er sie oft um ihren Rat. Es kam schließlich am 13.November 1938 auch zu einem geheim gehaltenen Treffen in Däne-
mark, da Hahn politische Schwierigkeiten befürchtete. Kurz nach dem Treffen mit Lise Meitner und Anregungen von ihr, gelang Otto Hahn und Fritz Straßmann, seinem Assistenten, chemisch die Kernspaltung mit Uran. Nach dem Experiment fragte er Lise Meitner nach einer schlüssigen physikalischen Erklärung für das – wie er beschrieb – Zerplatzen des Urankerns. Diese Erklärung lieferte sie in einem Paper zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch einige Wochen nach der Veröffentlichung des Papers von Hahn und Straßmann im Jahr 1939. Die künstliche Trennung, die sowohl durch die Flucht von Meitner aus Berlin als auch durch die Veröffentlichung der getrennten Paper entstand, nutze Hahn aus um die Kernspaltung als ein Resultat seiner alleinigen Forschung zu behaupten (Vermutung der Redaktion: Evtl. um sich auch im Nazi Deutschland vor politischen Schwierigkeiten zu schützen). Schließlich wurde diese Entdeckung von dem schwedischen Nobelpreiskomitee mit dem Nobelpreis in Chemie ausgezeichnet und Lise Meitner, die über Jahre mit an der Forschung beteiligt war und die grundlegenden physikalischen Bausteine legte, wurde nie der Nobelpreis zugeteilt – trotz 48-maliger Nominierung. Sowohl die politischen Umstände spielten eine Rolle für die Nichtvergabe des Nobelpreises, aber auch die Tatsache, dass sie eine Frau war. Die politischen Umstände machten es dem isolierten schwedischen Komitee schwer, Meitners Leistung einzuordnen, da der Austausch der WissenschaftlerInnen nach 1938 erschwert war. Dennoch leistete sie schon vor 1938 bedeutungsvolle Beiträge zu dem Thema in Zusammenarbeit mit Otto Hahn. Damals gab es sowohl Männer im Nobelpreiskomittee (Manne Siegbahn), als auch außerhalb (Theodor Svedberg), die versuchten ihre Arbeit an der Kernspaltung kleinzureden und die Entdeckung allein Otto Hahn zuzuschreiben. Als sie auch von einem Vortrag erfuhr, in dem sie als „die langjährige Mitarbeiterin Hahns, Frl. Lise Meitner“ bezeichnet wurde, schrieb sie Hahn folgende Zeilen: „Soll mir nach den letzten 15 Jahren, die ich keinem guten Freund durchlebt zu haben wünsche, auch noch meine wissenschaftliche Vergangenheit genommen werden? Ist das fair? Und warum geschieht es? Was würdest Du sagen, wenn Du auch charakterisiert würdest als der langjährige Mitarbeiter von mir?“ [7] Dass Lise Meitner also Unrecht zu Teil wurde, wurde viele Jahre später auch klar, als die Unterlagen zu dem Nobelpreisfall vom Nobelpreiskomitee geöffnet wurden. Um das Unrecht an Lise Meitner auszugleichen bekam sie viele Auszeichnungen und Ehrungen. [6-8] Zuletzt ein Beispiel einer Frau, deren Mann in die Wissenschaftsgeschichte einging, während sie unbeachtet bleibt. Die Rede ist von Clara Haber (geb. Immerwahr). Die Frau von Fritz Ha-
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ber, der in einem ausführlichen Artikel in der Zeitschrift der Fachschaft Chemie, „Schall und Rauch“, Ausgabe 01/19 behandelt wird. CLARA IMMERWAHR, geboren am 21. Juni 1870 in Polkendorf, war eine der ersten deutschen Frauen mit einem Doktorgrad und arbeitete in der Katalyseforschung. In Breslau, wo sie nach erheblichen Hürden Chemie studierte durfte und promo-
vielen anderen Frauen, die kaum Anerkennung für ihre wissenschaftlichen Erfolge bekommen haben (siehe weitere Beispiele). M. W. Rossiter beschreibt diese strukturelle und systematische Benachteiligung der Frauen in der Wissenschaft in ihrem Paper „The Matthew Matilda Effect in Science“. [12] WEITERE BEISPIELE Mary Whiton Calkins Gerty Cori Marthe Gautier Marian Diamond Harriet Zuckerman Und viele weitere WIE LÄSST SICH DIESER EFFEKT ERKLÄREN? Vielleicht eher bekannt ist der MatthäusEffekt („Denn wer da hat, dem wird gegeben, […]“ – Matthäus 25,29 Bibel), welcher beschreibt, dass vergangene Erfolge eher zu weiterem Erfolg beitragen, als die eigentliche Leistung. Wer also mal Erfolg hat und viel zitiert wird, wird berühmt und somit häufiger zitiert. Dies wiederum fördert den Erfolg. [13]
vierte („Die meisten Professoren sind von der strebsamen jungen Frau nicht gerade begeistert: >>Ich halte nichts von geistigen Amazonen<< -Geheimrat Meyer, Dozent für Experimentalphysik“ [9]), lernte sie Fritz Haber kennen, der ihr bald darauf einen Heiratsantrag machte. Ergriffen von der Idee mit ihrem Mann zusammen im Labor forschen zu können, willigte sie zu und begleitete ihn nach Karlsruhe. Dort war sie bei ihren männlichen Kollegen, besonders dem Direktor des Instituts, nicht gern gesehen. Dennoch konnte Fritz Haber ihr zunächst eine Stelle an seiner Seite im Labor beschaffen. Zusammen wollten sie an der Forschung der Ammoniaksynthese arbeiten, um so Dünger für die Landwirtschaft herzustellen. Doch das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Mann verschlechterte sich zunehmend, als sie nach Berlin zogen und sie erfuhr, dass er maßgeblich an Giftgasforschungen arbeitete. Als bekennende Pazifistin lehnte sich gegen ihn und seine Forschung auf, versuchte ihn von den Tierversuchen und den Giftgasexperimenten mit allen Mitteln abzubringen. Ohne Erfolg. Angetrieben von seinem Ehrgeiz und seinem Glauben, er könne damit den Krieg möglichst schnell beenden, forschte Fritz Haber weiter. Im April 1915 war er schließlich bei der Schlacht von Ypern bei den Offizieren dabei, wo der Giftgasangriff glückte. An der Siegerfeier von Fritz Haber beteiligte sich Clara nicht und begann am darauffolgenden Tag Selbstmord. [9-11] Diese exemplarischen Geschichten einiger weniger Frauen sind nur ein kleiner Teil an
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„Because readers easily recognize names they already know […], reporters and editors take various shortcuts, even though they thereby routinely distort something as central […] to scientific morale and reputation-building as the proper attribution of scientific credit.” [12] Dass Frauen stark benachteiligt wurden, hat also auch stark mit der Berichterstattung zu tun. Die 1906 begonnene Buchreihe „American Men of Science“ wurde beispielsweise trotz Protesten in den 20ern erst 1971 in „American Men and Women of Science“ umbenannt. In den Bändern „McGraw-Hill Modern Men of Science“ waren im Jahr 1966 von 426 aufgeführten WissenschaftlerInnen nur neun weiblich. In der Ausgabe von 1968 waren es nur zwei von 420. Auch in „Dictionary of Scientific Biography“ (1970–1980) behandelten nur 25 der über 2000 Einträge Biografien von Frauen. [12] Es gab allerdings auch einen Lichtblick: Frauen, die sich durchsetzen konnten in der männerdominierenden Wissenschaft und trotz ihrer Stellung, zum Beispiel durch unbezahlte Arbeit am Institut, etc. dennoch ihrer Leistungen gewürdigt wurden. Beispiele dafür sind Marie Curie und ihre Tochter Irène Curie, die beide Nobelpreise für ihre Forschung erhielten. Maria Göppert Maier, die u.a. unentgeltlich an der John Hopkins University als „volunteer associate“ arbeitete, schaffte es ebenfalls, einen Nobelpreis zu erhalten. Gertrud Woker, wie Clara Immerwahr Chemikerin und Giftgasgegnerin, engagierte sich stark gegen den Einsatz von Massenvernichtungswaffen und gelangte zu großer Anerkennung. [14]
Heute stehen wir vielleicht ein bisschen besser da als vor 50 Jahren. An unserer Universität gibt es mittlerweile Frauenbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragte in Kommissionen und Gremien sowie eine ständige Kommission zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Doch auch, wenn sich die Zeiten vielleicht geändert haben und wir an der JMU nun sogar mehr Studentinnen als Studenten haben (57,3% Frauenanteil 2016), sinkt der Frauenanteil im Promotionsstudium schon und bei der Habilitation sogar äußerst rapide. Wenn man sich umhört, kann man auch heute noch Auswirkungen des MatildaEffekts spüren, v.a in männerdominierten Wissenschaftsgebieten. Wissenschaftliches Fehlverhalten und Datenklau ist noch immer keine Seltenheit im harten Wissenschaftswettkampf um die meisten Zitate und die umfangreichsten Drittmittel, doch dieses Thema heben wir uns vielleicht für einen anderen Artikel auf. Für uns wichtig ist, dass wir alle dazu beitragen, eine ehrliche, transparente und diskriminierungsfreie Wissenschaftsgemeinschaft zu gestalten. Wir hoffen, unser Artikel hat dabei ein bisschen geholfen und der einen oder dem anderen vielleicht sogar die Augen geöffnet. Auf eine faire Wissenschaft! Dieser Artikel erschien 01/2019 in der Zeitschrift der Fachschaft Chemie („Schall und Rauch“)
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Matilda-Effekt [2]
Die Doppelhelix, James D. Watson, 2011, Rowohlt
(org.: The Double Helix, 1968)
Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg [3] https://www.fluter.de/rosalind-franklin-vergessene mitentdeckerin-der-dna-doppelhelixstruktur [4]
Die Entdeckung der Doppelhelix, Kärin Nickelsen,
2017, Springer Sprektrum, eBook
[5] http://www.fembio.org/biographie.php/frau/ biographie/nettie-stevens/ [6]
Handbuch Wissenschaftssoziologie: https://
link.springer.com/content/ pdf/10.1007%2F978-3-531-18918-5.pdf [7]
https://www.spektrum.de/magazin/lise-meitner-
und-die-kernspaltung/824545 [8]
https://futurezone.at/science/lise-meitner-um-den-
nobelpreis-betrogen/400135628 [9] https://www.watson.ch/!928137080 [10] https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Immerwahr_ (Fernsehfilm) [11] https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Immerwahr [12]
Social Studies of Science, Vol. 23, No. 2,
1993, 325–341
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Matilda-Effekt [14] http://bayern.rosalux.de/fileadmin/ls_bayern/ dokumente/20141215_SR_29_Veranstaltungsreihe Friedensaktivistinnen_web.pdf
VERZERRT Lisa Schräder
LITE R ATUR & K UN ST
frei sein den zwang nicht kontrollieren ganz verlieren rausfallen ganz frei sein mehr sein nicht ein zwei drei gute tage wenigstens hundert die sonne geht unter bewusst jeden tag wieder und wieder nie unbeschwert die sonne geht auf dein sinn dein feind getäuscht du weißt dauert es noch lang? vielleicht nicht wahrscheinlich für immer ganz frei bist du nie nie geht es vorüber nur einmal soll es still sein! STILL alle gedanken drehen sich darum hin und her mal mehr mal weniger dein leben lang jeden tag wieder und wieder nie unbeschwert es wird dich nie verlassen
Colorscapes von SebastianSimpfendörfer
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nachhaltiger GlĂźckskeks by Kathrin Koeppen
Blindfolded by Ate crew
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A HOMAGE TO YOU Sarah Schmittinger
IF YOU WERE HERE, YOU WOULD TELL ME, THAT I LOOK TIRED, THAT I SMELL AFTER OILY FRIES, THAT I SHOULD GO TO THE HAIRDRESSER.
IF YOU WERE HERE, YOU WOULD TELL ME, THAT MY MUSIC IS WAY TOO AGGRESSIVE, TO START THE DAY RIGHT, AND YOU WOULD CONQUER IT WITH SOME SOFT BIRD SOUNDS, THAT YOU FIND ON YOUTUBE.
AND YOU KNOW, I WOULD LOVE TO HEAR THAT.
IF YOU WERE HERE, YOU WOULD TELL ME, THAT SOMEONE CALLED YOU A SPAGHETTI, AND I COULDN´T STOP LAUGHING, UNTIL I CALL HIM A DIRTBAG.
IF YOU WERE HERE, YOU WOULD TELL ME, THAT EATING PIZZA IN BED IS THE ANSWER, AND YOU WOULD HAND ME YOUR CUP OF COFFEE, AND WE WOULD STAND ABOVE IT ALL.
IF YOU WERE HERE.
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Herausgeber: Studierendenvertretung der Universität Würzburg Kontakt: Hubland Nord „Students House“ Emil-Hilb-Weg 24 97074 Würzburg Telefon: +49(0)931 31-85819 Fax: +49(0)931 31-84612 Email: sprachrohr@uni-wuerzburg.de Mit freundlicher Unterstützung vom Studentenwerk Würzburg! Redaktionsleitung: Célin Röser Layout: Kathrin Koeppen Redaktion: Marianne Böhm, Maximiian Elfert, Madeleine Ernst, Sophie Humer-Hager, Johanna Kreiter, Florian Leis, Jorid Meya, Elisabeth Nötzel, Nicole Rauch, Nabila Rehbein, Sarah Schmittinger, Lea Sabrautzky, Lisa Schräder, Floriane Sturm, Alica Wittschen, Sebastian Simpfendörfer, Ate crew. Titelbild: vorne von Kathrin Koeppen hinten von Carolina Feistl Schriften: Crimson Cabin
Auflage: 3000 Stück Druck: Dresdner Verlagshaus Druck GmbH Meinholdstraße 2 01129 Dresden
Für die nächste Ausgabe könnt ihr uns Kunst von Euch zusenden, wenn ihr Glück habt, wird Euer Kunstwerk bald das Sprachrohr im Januar zieren. Dies kann alles Mögliche sein, ein Foto, eine Illustration, eine Collage... Schickt uns einfach eine E-Mail mit eurem Namen, natürlich dem Werk und wenn Ihr wollt eine kurze Beschreibung.
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