Inszenierung und neue Medien - Presentation and New Media

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vorwort Magie und Multimedia Magic and multimedia Christian Mikunda

Es heißt, ein Unternehmen ist nur erfolgreich, wenn es in einem Satz sagen kann, was es tut. checkpointmedia sucht seit zehn Jahren vergeblich nach diesem Satz. Vielleicht ist sie genau deshalb so erfolgreich. Nehmen wir das Beispiel Mozarthaus Vienna. Hier hat Mozart einmal wirklich gelebt, übrig geblieben ist jedoch nur eine Immobilie. Keine Originalmöbel, keine Gegenstände des alltäglichen Genie-Lebens. Die Besucher wollen Mozart erleben, erfahren, wie also zaubert man ihn her? Der Ausgangspunkt für das Multimediakonzept von checkpointmedia war das populäre Entertainment in Mozarts Epoche: Schattenspiele, Verwandlungstricks, Theatereffekte. Mozart hat Tricks dieser Art geliebt, nicht umsonst fanden sie Eingang in die „Zauberflöte“, die populärste aller seiner Opern. Die eindrucksvollste Installation im Mozarthaus ist dieser Oper gewidmet. In fünf Minuten findet die Zauberflöte mit allen Effekten statt, die das Zaubertheater hergibt. Die Besucher sind verblüfft und begeistert. Verblüfft von der Technik, die so ein Wunderwerk möglich macht. Begeistert von der Inszenierung „en miniature“, die Magie aus dieser Technik entstehen lässt. Sie ist voller Musikalität und Sinnlichkeit. Sie spielt mit der Wahrnehmung und fordert die „media literacy“ des Publikums heraus. Und sie ist in vielerlei Hinsicht sehr österreichisch, sehr wienerisch. Die Wiener haben immer Lust am Spektakel gehabt. Im frühen 18. Jahrhundert führte Stranitzky ein Volkstheater mit aufwendigen Dekorationen und Bühneneffekten ein, die oft wichtiger waren als das Stück selbst. Ganz in der Nähe des checkpointmedia-Büros gab es in der Annagasse eine Art frühen Themenpark, wo man mit der Kutsche von Kontinent zu Kontinent fahren konnte. Und im Prater gab es ein künstliches „Venedig in Wien“. Sogar die Gewerbeausstellungen Ende des 19. Jahrhunderts waren wie Themenparks, die schon damals Kunst und Kommerz zusammenbrachten. Das Spektakel fußt auf der Bravour, der offen gezeigten Meisterschaft. „Wie machen die das?“, fragen sich die Zuschauer und staunen. Bravour findet sich heute in vielen multimedialen Installationen, je weiter die Technik voranschreitet – und das tut sie derzeit rasant –, desto mehr werden die Grenzen der Wahrnehmung ausgereizt. Aber es fehlt oft die Leichtigkeit, die Freude, die das Ganze abheben lässt. checkpointmedia geht einen anderen Weg. Ich denke da zum Beispiel an die Mayday Bar im Hangar-7 in Salzburg, wo Flugzeuge auf dem Tresen abgestellte Aschenbecher jagen oder Cartoon-Kellner den Gläsern

They say that a business is only successful if it can express what it does in one sentence. checkpointmedia has been searching in vain for this sentence for ten years. Perhaps this is the very reason why it is so successful. Let’s take the Mozarthaus Vienna as an example. Mozart really lived here for some time, but all that’s left is just a piece of real estate. No original furniture, no objects from a genius’ everyday life. Visitors want a living experience of Mozart. So how do we conjure him up? The starting point for the multimedia concept developed by checkpointmedia was the popular entertainment of Mozart’s epoch: shadow plays, magic lanterns, conjuring tricks, theatrical effects. Mozart loved all these optical illusions. It’s no wonder they were introduced into “The Magic Flute”, the most popular of his operas. The most striking installation in the Mozarthaus is dedicated to this opera. The “Magic Flute” is played out in five minutes with all the special effects at the disposal of a magic theatre. Visitors are overwhelmed with amazement and exhilaration. Amazement at the technology that makes such a miracle possible. Exhilaration at the production “en miniature”, creating magic out of this technology. It abounds in musicality and sensuous pleasure. It plays with perception and challenges the public’s “media literacy”. And in many ways it’s very Austrian, very Viennese. The Viennese have always loved spectacle. In the early eighteenth century, Stranitzky ran a Volkstheater – a popular theatre – with elaborate stage sets and theatrical effects, often more important than the plays themselves. Close to the checkpointmedia office there used to be a kind of early theme park on Annagasse where people could travel by coach from continent to continent. And in the Prater there was an artificial “Venice in Vienna”. Even the trade fairs in the late nineteenth century were like theme parks, early examples of bringing art and commerce together. Spectacle is based on bravura, on the sensational manifestation of mastery. “How do they do it?” ask the spectators and gaze open-mouthed in astonishment. You can find this bravura in many multimedia installations; the further technology advances – and it’s doing so at breakneck speed – the more perception is pushed to the limits. But this often lacks lightness and buoyancy, the joy that causes everything to lift off. checkpointmedia takes a different approach to things. And not only with bravura. I’m thinking for instance of the Mayday Bar in Hangar-7 in Salzburg, where aero-


preface Zwei von insgesamt 48 Polyedern in den Swarovski Kristallwelten. Design von Oleg Prodeus, 2007 Two out of 48 polyhedrons at the Swarovski Crystal Worlds. Design by Oleg Prodeus, 2007

nachlaufen. Oder die verschiebbare Lupe im Besucherzentrum des österreichischen Parlaments, die in das Innere des Gebäudes schauen lässt. Oder das SattlerPanorama im Salzburg Museum, wo ein virtueller Blick Vergangenheit und Gegenwart einander überlagern lässt. Oder auch der Konferenztisch in der OPEC, der auf Knopfdruck zum Medientisch wird. Oder die virtuelle „Geschichtsstraße“ für Bertelsmann anlässlich ihres 175-Jahre-Jubiläums. Das ist nicht nur Bravour, das ist auch Freude, das ist Joy. Bei checkpointmedia treffen diese zwei Hochgefühle – Bravour und Joy – aufeinander und ergeben eine perfekte Mischung. Eine Mischung, die nach wie vor viel zu wenig vorkommt und etwas ergibt, das noch viel seltener ist: Magie. In der kommunikativen Situation verzaubert diese Magie nicht nur. Sie macht auch das Publikum über seine „media literacy“ zum geschickt agierenden Rezipienten. Sie lässt den Auftraggeber seinen Kunden, seinen Besuchern, seinen Gästen ein kostbares Geschenk machen. Vielleicht ist das der eine Satz, der seit zehn Jahren gesucht wird: checkpointmedia ist eine Magierin, die die Zuschauer zu Zauberkünstlern macht.

planes hunt ashtrays placed on the counter, or cartoon waiters run after the glasses. Or the moveable magnifying glass in the visitors’ centre of the Austrian Parliament, which provides a look inside the building. Or the Sattler Panorama in the Salzburg Museum, where a virtual view makes past and present overlap. And then there’s the conference table in the OPEC, transformed at the touch of a button into a media table. Or the virtual “Street of History” for the Bertelsmann publishing house on their 175th anniversary. This isn’t just bravura, this is joy. At checkpointmedia these two feelings of elation – bravura and joy – converge to create a perfect mixture. A mixture still very much lacking today and which generates something even rarer: magic. In the context of communication, magic does more than simply bewitch and enchant. Taking advantage of its media literacy, it turns the public into a skilled, active recipient. It allows commissioning clients to bestow on their customers, visitors and guests a precious gift. Perhaps this is the sentence that has evaded the company for the past ten years: checkpointmedia is a magician with the power to turn spectators into magicians themselves.


90 jahre festspiele salzburger

90 years of the salzburg festival

Kunde/client:

Salzburger Festspiele, 2010

Aufgabe/mission: Multimediale Präsentation von neun Jahrzehnten Salzburger Festspiele Multimedia presentation of nine decades of the Salzburg Festival Konzept/concept: Eine Schallwelle durch Zeit und Raum A sound wave through time and space Lösung/solution: Spanten in Form von Sound amplituden dienen den Original- objekten als Ausstellungsfläche entlang einer Zeitleiste Timber “ribs” in the form of sound amplitudes serve as exhibition platform for the original objects along a timeline


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Foto/photo: Salzburg Museum, Peter Laub, 2010 Ausstellungsgrafik/exhibition graphics: Robert Six Ausstellungsarchitektur/architecture: novakarchitects


solvedirect

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smart service integration Website, Graphic Design: Ralph Lemoch/checkpointmedia

spare-energie.at

energy saving platform

Website Salzburg AG, Graphic Design: Ralph Lemoch/checkpointmedia

flughafen wien

vienna international airport

Graphic Design: Interbrand

BIOinfo.at Graphic Design: hoch2

universit채t f체r angewandte kunst wien university of applied arts vienna Graphic Design: Perndl+Co Design


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Entwurf/Design: Studio Zaha Hadid, 2008

hermitage

guggenheim vilnius

museum


223 Die Guggenheim Foundation und das State Hermitage Museum St. Petersburg haben die Absicht, die Werke aus den Sammlungen beider Institutionen in Europa in einem neuen Haus zu präsentieren. Zaha Hadid gewann 2008 den Wettbewerb für das Guggenheim Eremitage Museum in Vilnius, Litauen. Das Konzept für das Museum ist von Begriffen wie Fluss, Geschwindigkeit und Leichtigkeit geprägt. Große Grünflächen, die das Museum umfließen, unterstreichen die skulpturale Qualität des Baukörpers. In der Auseinandersetzung mit Jonas Mekas, dessen Werk im Museum präsentiert wird, wird im multimedialen Konzept versucht, Aspekte festzumachen, die in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis zu Architektur im Allgemeinen und zur Arbeit von Zaha Hadid im Besonderen stehen. checkpointmedia schafft damit einen multimedialen Layer, der mit dem Gebäude, dem Inhalt und den Besuchern und ihrer Bewegung im Raum interagiert. Monitore sind in unterschiedlichsten Sonderformen in Wände, Decken, Böden eingelassen und zeigen Material aus der Kunstrichtung des Fluxus. Im wie ein „Canyon“ ausgesparten Mittelteil des Museums reagieren multimediale Einspielungen direkt auf Bewegungen der Besucher. „Sonnenflecken“, Projektionen und Monitore in Form der Perforationen im Dach und der Fassade, ziehen sich als Motiv durch das Gebäude und repräsentieren das Fluxus-Prinzip der Verschmelzung von (privatem) Innenraum und (öffentlichem) Außenraum. Im Außenbereich nehmen schließlich „Mondflecken“ aus LED die Idee auf und spiegeln die Sonnenflecken nachts zurück. The Guggenheim Foundation and the State Hermitage Museum in St Petersburg intend to present the works from their collections in Europe in a new building. In 2008, Zaha Hadid won the competition for the Guggenheim Hermitage Museum in Vilnius, Lithuania. The concept is based on ideas of fluidity, velocity and lightness. Extensive green areas flowing round the museum underline the sculptural quality of the building. In its treatment of Jonas Mekas, whose work will be shown in the museum, the multimedia concept aims to capture aspects that are placed in a fertile, charged relationship with architecture in general and the work of Zaha Hadid in particular. checkpointmedia has thus created a multimedia layer which interacts with the building, the contents, and the visitors and their movement within the space. Monitor screens in all kinds of special forms are integrated into walls, ceilings, and floors and show material from the Fluxus art movement. The central part of the museum is recessed like a “canyon”; here multimedia effects react directly to visitors’ movements. “Sunspots”, projections and monitors in the form of the perforations in roof and façade, run through the building as leitmotif, representing the Fluxus principle that fuses together (private) interior and (public) exterior spaces. In the outside area, LED-generated “moonspots” take up the idea and reflect back the sunspots at night.

Entwurf „Sonnenflecken“/ Design “sun spots”: Illustration: Lukas Litzinger/ checkpointmedia, 2008

Kunde/client: Zaha Hadid Architects, London, 2008 Aufgabe/mission: Konzeptstudie für die Medientechnik des neuen Eremitage Guggenheim Museums in Vilnius Concept study for the media technology of the new Guggenheim Hermitage Museum in Vilnius Konzept/concept: Medientechnik analog zum Fluxuskonzept „innen ist außen“ Media technology analogue to the Fluxus concept “inside is outside” Lösung/solution: Multimedialer Layer und „Mondfleckenprojektion“ im Außenraum Multimedia layer and “moonspot projection” in the outside area

Entwurf/Design: Studio Zaha Hadid, 2008


http://www.springer.com/978-3-7091-0980-9


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