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Die Physiker

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Die Physiker

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„Doch ein Dichter ist nie ein bloßer Unterhalter“

über Friedrich Dürrenmatt

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Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 bei Bern geboren. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie an mehreren Universitäten ließ er sich in Zürich als Schriftsteller nieder. Viele Kritiker haben Dürrenmatts Komödien eine „Nervenstrapaze“ gescholten. Stilistisch zieht er alle Register des Theaters ohne Bedenken. Grotesken und kabarettistischen Einschaltungen weicht er ebensowenig aus wie filmischen Rückblenden, expressionistischen Ausbrüchen und surrealistischer Symbolik. Aber hinter dieser Vielfalt theatralischer Effekte steht immer ein suchender Geist von Rang und schöpferischer Sprache. Nicht zu Unrecht hat man sein noch gärendes, keineswegs abgeklärtes Werk als ein „Schlachtfeld der Weltanschauungen“ empfunden. Hinter allen Angriffen aber verbirgt sich ein absolut religiöser Moralist.

Dürrenmatt hat das deutschsprachige Theater der 1950er und 1960er Jahre maßgeblich geprägt. In seinen Schauspielen hat er sich grundsätzlich für die Form der Komödie entschieden: „Die Tyrannen dieses Planeten werden durch die Werke der Dichter nicht gerührt, bei ihren Klageliedern gähnen sie, ihre Heldengesänge halten sie für alberne Märchen, bei ihren religiösen Dichtungen schlafen sie ein, nur eines fürchten sie: ihren Spott.“

Die Stücke zielen dabei auf das moralische Verhalten von Individuum und Kollektiv ab, ohne eine eindeutige „Moral“ zu bieten. Mit seinen Physikern von 1962 wurde Dürrenmatt zu einem der meistgespielten zeitgenössischen Autoren deutscher Sprache, stets suchte er den engen Kontakt mit dem Theater und den Schauspieler:innen und war selbst 1968 – 1969 Theaterdirektor in Basel. Dürrenmatts „dramaturgisches Denken“ vereinigt politische, erkenntnistheoretische, naturwissenschaftliche und existenzphilosophische Perspektiven und setzt sie in skizzenhaften Modellhandlungen um. In seine Plots baut Dürrenmatt systematisch Zufallsfaktoren ein, um dem Ablauf unvorhersehbare Wendungen zu geben. Seiner Meinung nach kann Wirklichkeit nicht komplett mit Logik gefasst werden.

In seinen Reden hat Dürrenmatt auch wiederholt politisch Stellung genommen, auf internationaler Ebene etwa zu den Konflikten um Israel oder zur Invasion in der Tschechoslowakei, aber auch sich selbst hat er aus dieser Kritik nicht ausgeschlossen etwa in Bezug auf die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg: „Die Schweiz stand Schmiere beim Weltverbrechen. Unsere sauberen Hände sind unsere Schande.“ Eine klare Aussage gegen die Neutralität.

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