STADTLICHH #22

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März april mai 2016

22 extrablatt

FOR FREE

(wie immer )

KEIN NORMALES STADTLICHH MAGAZIN

Anstelle der 22. Ausgabe gibt es dieses Extrablatt – doppelt so groß und anders. Im Juni kommt STADTLICHH #23 – wieder so wie immer.

#22 STADTLICHH IST KEIN STADTMAGAZIN UND KEIN MODEBLÄTTCHEN. WIR SIND NICHT VOM mitte SPRINGER-VERLAG. Altona WIR WERDEN NICHT VON DER STADT FAQ BeZAHLT. EINe sonderausgabe, IN Köpfe sonderausgabe DEr WIR AUSPACKEN Neues Wohnviertel, Bahnhofsumzug, Holsten: So verändert sich Altona ab sofort

Antworten auf die häufigsten Fragen zum STADTLICHH Magazin

Fast 200 STADTLICHH-Macher mit Namen, Zahlen und Gesichtern



Editorial Liebe STADTLICHHLiebhaber

Liebe STADTLICHHneulinge

* Mehr zum Meckern auf der vorletzten Seite

Immer gibt’s Mecker *, wenn ich unsere Leser im Editorial sieze. Heute, nach 21 Ausgaben – wo keiner mehr damit rechnet – höre ich einfach ­ mal damit auf. Ihr fragt Euch unterdessen wahrscheinlich, was rein äuSSerlich mit dem STADTLICHH Magazin passiert ist.

Tun wir mal so, als ob es unser Magazin noch nicht seit fünf Jahren gäbe, als ob wir gerade die Idee hätten, etwas Neues auf den Markt zu bringen. Tun wir mal so, als ob dies hier unser Pilotmagazin wäre und Sie wären die ersten, die dieses neue ­ Magazin lesen.

Wir haben uns im Vorfeld dieser Ausgabe endlich mal wieder Gedanken übers Wesentliche gemacht: Wann machen

Zwar gibt es STADTLICHH schon seit fünf Jahren und 21 Ausgaben, zwar wurden bereits 2.042.742 Zeichen Text bei

Magazine Spaß? Was macht sie unverwechselbar, vielleicht sogar ein bisschen unentbehrlich? Wie reden wir mit den

uns veröffentlicht, 898 Fotos gedruckt und 190 Illustrationen gefertigt. Doch können Sie heute das Gefühl genießen, die

Lesern, d. h. sollte man Euch besser förmlich-kompetent anstauben oder kumpelhaft-jovial zublubbern? Dazwischen

Ersten zu sein, denn diese Ausgabe ist anders als alle bisherigen Ausgaben. Unseren Anspruch, nicht nur durch Größe,

liegt die Lösung, meinen wir – das war jetzt zum Beispiel zu locker. Einige neue Überlegungen sind schon in das riesige

sondern vor allem durch besondere Inhalte, spezielle Herangehensweisen und ungewöhnliche Umsetzungen aufzu­

Ding eingegangen, das Ihr nun in der Hand haltet. Einiges rutscht vielleicht mit ins STADTLICHH Magazin der Zukunft.

fallen, treiben wir diesmal sogar noch auf die Spitze. Wir sind doppelt so groß, werfen Rubriken raus, um Platz für

Nur nicht das Format, so viel ist sicher: Wir kehren im Juni zu alter Größe zurück.

Erklärungen und Antworten zu gewinnen, fügen neue Zeitebenen zu Artikeln hinzu und, noch ungewöhnlicher, wir zeigen unsere Gesichter – ganz exklusiv.

Fünf Jahre lang haben wir uns hanseatisch bedeckt gehalten, was unsere Personen angeht. Das führte zu einer Menge unbeantworteter Fragen und vielen erstaunten Gesichtern („IHR macht das also?“). Heute packen wir aus, in Wort, Bild

Wir wollten mit dieser Ausgabe mal ordentlich auf die Kacke hauen, kräftig die Sau rauslassen, den Biber räuchern,

und Zahl – denn es muss ja nicht sein, dass Menschen glauben, wir wären eine Runde reicher Hipster, die in einem

eskalieren, uns wie die Axt im Wald benehmen, die Puppen tanzen lassen, derbe steil gehen, den Papst strippen lassen.

Berliner Verlagsturm sitzen und im Auftrag von oben ein Magazin für den Hamburger Anzeigenmarkt machen.

Nach fünf Jahren steht uns der Sinn nach ein wenig Veränderung. Wir sind einiger Dinge überdrüssig, quasi müde – und nach müde kommt blöd, sagt man doch.

Dann wäre da noch der Hauptartikel im STADTPLAN. Hier wagten wir etwas, das nüchtern betrachtet eigentlich nur schief gehen kann: „Aus alt mach’ neu“. Wir schlossen uns mit unserem 2011 erschienenen, etwas sperrigen Artikel zur

Danach werden wir uns natürlich schlafen legen, uns überlegen, welche Neuerungen bleiben, welche hinzukommen

Riesenbaustelle Mitte Altona und einer Familienpackung Tipp-Ex ein und bastelten. Dazu recherchierten wir, wie es in

und wieder auf unsere normale Größe schrumpfen. Doch bis dahin wünsche ich viel Freude mit dieser speziellen

Altona weitergeht. Gefühlte 1,5 Herzinfarkte später ist ein Artikel mit mehreren Ebenen entstanden, der verdeutlicht,

­Ausgabe. Wie gefällt Ihnen Ihre erste Ausgabe? Schreiben Sie uns gerne Ihr Feedback: kontakt@stadtlichh-magazin.de

wie sich Altona in naher Zukunft verändern wird. Und wie Martin Petersen in seinem Editorial links von diesem versprochen hat: Sie sind die letzten Leser, die an dieser Wir freuen uns immer über Feedback, zu dieser Ausgabe aber besonders: kontakt@stadtlichh-magazin.de

Stelle gesiezt werden. Ab der nächsten Ausgabe kennen wir uns dann gut genug fürs Du.

Für die Redaktion

Für die Redaktion

Martin Petersen

Elena Ochoa Lamiño

STADTLICHH-Macher beantworten Leserfragen

F A Q

WIR PACKEN AUS, TEIL I:

Inhalt

seite vier

MITTEN EXPERIMENT IN ALTONA GEHT’S LOS In Hamburgs zweitgrößtem Neubaugebiet entstehen die ersten Häuser. Was wird Mitte Altona

seite sechs bis elf

Theorie und Praxis eines herkömmlichen STADTLICHH Magazins

seite zwölf und dreizehn

WIR PACKEN AUS, TEIL II:

Alle 189 Mitwirkenden in einer Infografik

WIR PACKEN AUS, TEIL III:

Die STADTLICHH-Macher in einer Bilderstrecke

für ein Stadtteil? Ein Artikel im Artikel

so sieht STADTLICHH eigentlich aus

Zahl + Kopf ab seite vierzehn

KULISSE Drei Herzensangelegenheiten, ein Tipp, eine Sensation und eine Platt-Kolumne

HASSLIEBE Unser Kolumnist hasst und liebt dieses Mal: Meckern

ab seite Zwanzig STADTLICHH # 22

drei


print? Ein Printmagazin ist sinnlich. Man kann es aufblättern, umblättern, zuschlagen, mitnehmen, weg­legen, wieder hervorholen, es streicheln, jemanden damit hauen. Es ist fertig und in sich geschlossen. Und es meldet sich nicht ungefragt, weil man irgendwelche Push-Dienste nicht abgestellt hat. Das sind Charakterzüge, die wir an bedrucktem Papier schätzen.

In den ersten zwölf Monaten haben wir einen Zuschuss von der Medienstiftung Hamburg/Schleswig-Holstein bekommen, seit rund vier Jahren verdienen wir unser Geld allein.

Warum

Kriegt ihr Geld von der Stadt?

Noch nicht so, wie wir uns das eigentlich vorstellen. Aber bis wir soweit sind, wird es ab und an ausgewählte Inhalte auf urbanshit.de geben. Außerdem findest du alle Ausgaben online unter issuu.com/stadtlichh

STADTLICHT? Äh – fast richtig. Wir haben nichts mit Strom oder Straßenlaternen zu tun. Der Nächste, der uns Stadtlicht nennt, kriegt eins auf die Lampe.

gibt’s das

Magazin nicht in

Was macht ihr sonst so? Geilen Scheiß – zum Beispiel Produkte und Veranstaltungen. Schau mal auf stadtlichh-produkte.de oder besuch uns auf einer STADTLICHH-Party, beim Dockville-Festival (wir machen das Postamt) oder auf dem Altonale Straßenfest (wir chillen auf dem Sofa). Alles auch unter fb.com/stadtlichh

Schnelsen oder Rahlstedt?

In der Tat sind wir noch nicht in alle peripheren Stadtteile vorge­drungen. Wir möchten aber gern, dass STADTLICHH in der ganzen Stadt erhältlich ist, also sag gern Bescheid, wenn du einen passenden Auslageort kennst: vertrieb@stadtlichh-magazin.de

Was sind eure Themen?

Das Magazin finanziert sich hauptsächlich durch seine schönen großen Anzeigenflächen. Außerdem gibt es Förder­abonnenten, die uns unterstützen, weil ihnen STADTLICHH am Herzen liegt.

Warum

WiE finanziert ihr das?

Gibt’s Euch auch digital?

Kurz gesagt: Uns interessiert das Leben in Hamburg und wie es sich verändert. Schau mal auf die Seiten 12 und 13, dort erklären wir unsere Rubriken.

Damit jeder, der es gerne lesen möchte, das auch kann. Wenn du das zu billig findest, fühl dich aufgerufen, STADTLICHH zu abonnieren. stadtlichh-magazin.de/abo

Kostenlos? Vier

STADTLICHH # 22


Frequently Asked Questions

ANTWORTEN AUF ALLES, WAS IHR VON UNS WISSEN WOLLT

Wo kann ich Das

Magazin Kaufen? Unser Magazin gibt es kostenlos, es liegt an über 300 verschiedenen Stellen in Hamburg zum Mitnehmen oder Mitlesen aus. Alle Orte findest du auf unserer Homepage unter dem Menüpunkt „Hier zu finden“ stadtlichh-magazin.de/hier_zu_finden

Schreibt ihr über

mein Produkt, wenn ich eine Anzeige kaufe? Vergiss es. Eine Anzeigenschaltung hat bei uns keinerlei Auswirkungen auf die redaktionelle Berichterstattung, das gebietet schon das Medienrecht. Außerdem sind wir überzeugt, dass eine Koppelung oder Vermengung von Redaktion und Anzeigen sowohl das Medium als auch die beworbene Marke in ein schlechtes Licht rückt. Deshalb verzichten wir bei STADTLICHH auch auf Promotionseiten und Advertorials.

Und wenn ich euch für

einen Job buchen möchte?

Dann ruf an oder schreib uns. Wir sind Profis aus den Bereichen Publishing, ­Konzept, Design, Journalismus, Text, Fotografie und Illustration. Gern treffen ­ wir uns mit dir auf einen Kaffee oder einen Korn.

Stimmt es, dass für STADTLICHH nur böse Bäume zu Papier verarbeitet werden und keine lieben Baumbabys? :) Wir lieben Baumbabys, wer tut das nicht? (Außer vielleicht Donald Trump?) Deshalb werden nur ausgewachsene Bäume für STADTLICHH zu Papier verarbeitet, die haben auch viel mehr Holz unter der Rinde. Und wir importieren kein Holz aus Mittelerde oder Hogwarts, daher sind die Bäume nicht besonders böse und reden auch nicht.

Seid ihr vom Springer-Verlag?

Gerne! Schau mal unter stadtlichh-magazin.de/mitarbeiten

Nein, wir drucken nur in der Springer-Druckerei in Ahrensburg, dort wird übrigens auch die ZEIT gedruckt. Die M ­ itarbeiter dort sind erste Klasse. Wir sind ein unabhängiges Magazin im Eigenverlag ­und das ist uns auch sehr wichtig.

Mitmachen?

kann ich euch unterstützen?

Am einfachsten kannst du uns mit einem Abo unterstützen. Das ­kostet 19 Euro im Jahr, ein Förderabo gibt es ab 50 Euro. Das lässt sich schnell und einfach erledigen unter stadtlichh-magazin.de/abo

Oder du sprichst uns an, wir haben viele Ideen, wie du STADTLICHH unterstützen kannst – auch ohne Geld.

Party!

02.04.2016 Muss das so groSS Heft Karolinenstrasse 2a sein? Übrigens werden wir in Zukunft etwas anders mit euch feiern: Es wird nicht mehr zu jeder Ausgabe ein rauschendes Fest geben, dafür auch mal kleinere Veranstaltungen, die sich an ein Magazinthema anlehnen. Sei gespannt!

STADTLICHH # 22

fünf


stadtplan

Unsere Stadtentwicklungsrubrik. Wir schauen, wie sich unsere Stadt verändert – und was das mit uns macht

2011 berichteten wir über das ­Jahrhundertprojekt Mitte Altona. Heute können wir ­viele Fragen ­beantworten, die damals noch offen waren. Also: Zeit für ein Update! Lest die Grundlagen im alten Artikel von 2011 in der Mitte. Am Rand ­ findet ihr aktuelle Ergänzungen und Beiträge zum Weiterdenken.

HOW TO READ ES GEHT LOS. DIE ERSTEN HÄUSERBLOCKS ENTSTEHEN IN „MITTE ALTONA“, HAMBURGS ZWEITGRÖSSTEM NEUBAUPROJEKT NACH DER HAFENCITY. DAS GEBIET SOLL WIRD DAS GELINGEN?

REPRODUKTION: Hendrik Lüders

TEXT: Martin Petersen, Friedrich Weiß

LOS GEHT’S Was passiert mit Post und Metro? In Fachkreisen wird auch bereits über die Zukunft des Post- und ­Metrogeländes zwischen Plöner Straße und Isebekstraße diskutiert.­

DEZEMBER

„Ein ­brillanter Standort für verdichtetes Wohnen“, schreibt die Immobilien Zeitung. Spätestens wenn ab 2023 am Diebsteich der neue

Beschluss des Senats zu ersten Bodenuntersuchungen

­Fernbahnhof steht, wird das Gelände höchst begehrt sein. 2007

sechs

chronologie STADTLICHH # 22

2008


3

Zur Harkortstraße hin entstehen Genossenschaftswohnungen

AB 2023

Vier Baugemeinschaften teilen sich dieses Gebäude im Norden

1895–2023

2

1844–1898

1 Die Kurt-Tucholsky-Stadtteilschule zieht an den Park

In die Güterhallen zieht u. a. ein Edeka-Markt. Darüber Mitwohnungen von Aurelis („Sechs Freunde“)

Der Fernbahnhof ­Altona zieht um Der heutige Fern- und Regionalbahnhof Altona soll 2023 an den Standort der S-Bahn-Station Diebsteich verlegt werden. Dadurch wird noch einmal eine große Fläche im heutigen Gleisbereich frei, auf der nach der Sanierung weitere 1.900 Wohnungen entstehen sollen. Der Altonaer Bahnhof wird dann nur noch ein S- und Busbahnhof sein. Stadt und Bahn einigten sich, am Diebsteich ein repräsentatives Gebäude mit „hoher Auf­ ent­haltsqualität“ zu bauen. Als Beispiel nennen die Poli­ tiker den Bahnhof Berlin-Spandau. Es soll dazu einen Architekturwettbewerb geben, die Kosten wird Hamburg tragen. Schon im Sommer 2016 wird der Lessingtunnel für circa ein Jahr für den Autoverkehr gesperrt sein. Außerdem werden im Sommer 2017 die Brücken am Lessingtunnel ersetzt. Für anderthalb Monate werden dann S-Bahnen Altona nur noch über den City-Tunnel erreichen. Übrigens: Der Umzug des Fernbahnhofs ist nicht der erste in Altona. 1895 zog der Kopfbahnhof an den h ­ euti­gen ­ Ort. Das alte Bahnhofsgebäude ist heute das Altonaer ­R athaus, auf dem Gleisbett entstand der Platz der Repu­ b­l ik.

S

Die HolstenBrauerei verschwindet Anfang 2018 wird die Holsten-Brauerei Hamburg-­A ltona verlassen, sie zieht auf ein kleineres Gelände in Hamburg-­ Hausbruch. Der Malzgeruch über Altona-Nord gehört dann also der Vergangengeit an. Der Grund für den Umzug: Die Menschen trinken weniger Holsten und auch weniger Bier im Allgemeinen. Die ­Fläche zwischen Holstenstraße und Harkortstraße ist mittlerweile überdimensioniert. Frei wird dadurch, wie das Abendblatt schreibt, ein „Filetgrundstück“: Auf 86.500 Quadratmetern sollen direkt neben der Mitte Altona weitere Wohnungen und Gewerbe entstehen. Aktuell wird diskutiert, ob der Anteil von ­Sozialwohnungen hier von den in Hamburg üblichen ­ 33 Prozent auf 40 Prozent erhöht wird. Im April 2016 will die Stadt einen Investor für die Fläche präsentieren.

AUGUST

HERBST

DEZEMBER

SEPTEMBER

Beginn der vorbereitenden Untersuchungen

Städtebaulicher Wettbewerb beendet

Artikel „Mitten in Altona“ im STADTLICHH Magazin

Masterplan verabschiedet

2009

2010

2011

2012

2013

STADTLICHH # 22

sieben


stadtplan

Unsere Stadtentwicklungsrubrik. Wir schauen, wie sich unsere Stadt verändert – und was das mit uns macht

kann ich da wohnen? 1

Das Gelände des ersten Bauabschnitts wird von verschiedenen Bauträgern bebaut.

2 3

Einige davon verkaufen Eigentumswohnungen: FORMART

BEHRENDT WOHNUNGSBAU HARMONIA IMMOBILIEN

1

4

[5] [6] [7a]

5

[10] [9]

6

[10]

Einige bieten Mietwohnungen an: SAGA GWG (SOZIALWOHNUNGEN) AURELIS (FREIER MIETPREIS)

BO L

[1] [7b]

Z PL

[11]

ABERDEEN ASSET MANAGEMENT (FREIER MIETPREIS)

A

PAR K K IT A / G

ATZ

[3]

SC H

U LE

8

Zwei Genossenschaften bieten Mietwohnungen an, die meisten davon Sozialwohnungen.

AS T

7

B

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9

Sie rechnen naturgemäß mit einer starken Nachfrage bei ihren Mitgliedern: ALTONAER SPAR- UND BAUVEREIN BAUVEREIN DER ELBGEMEINDEN

[4]

EIN

[4]

K AU

11

10

FE N

Viele weitere Grundstücke werden von   Baugemein­schaften  bebaut, die jedoch in der Regel keine Mitstreiter mehr suchen und lange Wartelisten haben. [2] [8] [10] Nähere Informationen zu Hamburgs Baugemeinschaften gibt es unter hamburg.de/start-liste-baugemeinschaften

2 Außerdem bauen die ECE-Tochter GB IMMOBILIEN und eine Tochter der Baufirma E. W. FRAATZ Wohnungen. [10]

3

Die Altbauten Wasserturm [1] Der Altonaer Beton-Wasserturm wurde in den 50ern als einer der letzten für die Wasserversorgung von Dampf­ lokomotiven errichtet. Er wird als Wahrzeichen stehen bleiben. Da er im zweiten Bauabschnitt liegt, ist über eine spätere Nutzung als Café oder Aussichtsplattform noch nichts zu erfahren. Kleiderkasse [2] Die ehemalige Lagerhalle für die Berufskleidung der Bahn­­mitarbeiter war zuletzt bekannt als für jeder­mann zu mietende Partylocation. In ihr entstehen eine Kindertagesstätte und ein Café oder Restaurant mit Außenbereich zum Park. Güterhallen [3] Ein Nahversorgungszentrum wird in den denkmal­ geschützten Güterhallen entstehen. Edeka Nord erhielt ­einen Mietvertrag für zunächst 15 Jahre. Neben dem ­Supermarkt sollen auch eine Drogerie, ein Biomarkt und ein Backshop mit einziehen. Der Ausbau beginnt 2016 und soll im Frühjahr 2017 fertiggestellt werden. Über und hinter den Hallen entstehen Mietwohnungsgebäude mit dem schönen Namen „Sechs Freunde“. Nördlich der Güterhallen bleibt ein altes Hallendach stehen, das einem neuen Bolzplatz ein wenig vom Charme der alten Industriebrache verleihen wird.

MAI

FEBRUAR

ANFANG 2018

Verträge zwischen Stadt und Investoren

Erste Grundsteinlegung

· Die Holsten-Brauerei zieht weg

NOVEMBER

AUGUST

SOMMER

· Baubeginn auf der Fläche der Holsten-Brauerei

Erster Spatenstich

Lessingtunnel wird für Autoverkehr gesperrt

Altona Bahnhof nur über City-Tunnel erreichbar

· Erste Wohnungen bezugsfertig

2016

2017

2018

2014

2015

Die zukünftigen Daten sind Schätzungen.

acht

STADTLICHH # 22


Wie sozial sind Sozialwohnungen? Der Bau von Sozialwohnungen, auch (öffentlich) geförderter Wohnraum,

Nach Auslaufen der Mietpreisbindung wandeln sich Sozialwohnungen

ist eine freiwillige Kooperation zwischen der Stadt und dem Bauherren.

laufend in ungebundene Wohnungen, deren Miete zwar niedrig star-

Dieser bekommt einen Zuschuss zu den Baukosten und ­u nterwirft sich

tet, aber dann sukzessive auf ein durchschnittliches Niveau ansteigt.

im Gegenzug einer Mietpreisbindung für üblicherweise 15 bis 20 Jahre.­

Deshalb müssen ständig neue Sozialwohnungen gebaut werden, um

In diesem Zeitraum dürfen nur Menschen mit einem Wohnberech­

das Angebot an besonders günstigem Wohnraum zu halten. Derzeit

tigungsschein („§-5-Schein“) die Wohnungen mieten. Den Schein kön-

baut Hamburg jährlich etwa 2.000 Sozial­wohnungen. Nach Schätzung

nen Wohnungssuchende mit geringem Einkommen beantragen.

der Stadtentwicklungsbehörde fallen bis 2025 aber über 40.000 Woh-

WUNSCH­ PRODUKTION schlägt BÜRGER­ BETEILIGUNg

nungen aus der Mietpreisbindung. Die Bürgerbeteiligung für die Mitte Altona setzte erst ein, nachdem grundlegende Fakten geschaffen waren. Bei den Esso-Häusern in St. Pauli sorgte die „Planbude“ hingegen von Anfang an für Mitsprache der Anwohner, mit überraschend gutem Ergebnis. Renée Tribble und Volker Katthagen von der Planbude nennen das nicht Beteiligung, sondern „Wunschproduktion“. Wir fragten sie, was das heißt. Wie habt ihr die Bürgerbeteiligung für die Mitte Altona ­erlebt? Renée: Der Beteiligungsprozess bei der Mitte Altona hat­ sich nach meiner Wahrnehmung doch eher an klassischen Strukturen orientiert. Man plant etwas und ­versucht dann erst, im nächsten Schritt, die Bürger einzubeziehen. Es gab wohl bereits einen strikten Zeit­plan, der vieles nicht mehr zulassen konnte. Mein Eindruck war daher, dass bei den Grundsatzfragen der wirklichen Stadtgestaltung keine Mitbestimmung gewünscht war. Wie macht man gute Bürgerbeteiligung? Worauf kommt es dabei an? Volker: Generell muss man natürlich unterscheiden, um was für ein Projekt es sich handelt, was die möglichen Rahmen­bedingungen sind und was für eine Art der ­Beteiligung entsprechend sinnvoll sein kann. Aber bei vielen Projekten sagen wir: Gute Bürgerbeteiligung muss passieren, bevor der Baugrund vergeben wird, bevor das Gelände an Investoren aufgeteilt wird. Es lohnt sich ­besonders in der ersten Phase des Vor- und Andenkens die Bürger dazuzuholen.

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stadtplan

Unsere Stadtentwicklungsrubrik. Wir schauen, wie sich unsere Stadt verändert – und was das mit uns macht

... und die Gentrifizierung?

Das neue Gebiet Mitte Altona soll sich ja auch an den umliegenden Quartieren orientieren. Gelingt das? Renée: Altona ist geprägt von individueller Architektur

Viele Anwohner befürchten, dass durch das Neubaugebiet die Mieten in

Anwohner aus ihren günstigeren Altbauwohnungen in die Neubauten,

und ­einer gewachsenen Struktur. Auf dem Neubau­-

den umliegenden Gegenden steigen. Hier liegt meist ein Missverständ-

dürften die frei werdenden Wohnungen für den nächsten Mieter um bis

ge­lände entsteht eher ein generischer Städtebau. Blöcke

nis vor, denn der Hamburger Mietenspiegel mit seinen Vergleichs­

zu 10 Prozent teurer werden. Da aber ein Drittel der Wohnungen in der

sind nicht unbedingt schlecht, es gibt nur relativ strenge

mieten ist nach Baujahresklassen unterteilt. Dadurch wirken sich

Mitte Altona Sozialwohnungen mit Anfangsmieten von 6,40 Euro bzw.

Gestaltungsvorgaben, sodass sich die typische Neubau-

teure Neubaumieten nur direkt auf andere Neubauten aus, nicht aber

8,50 Euro (2017) sein werden, hebt sich dieser Effekt stadtteilüber­

Architektur hier reproduziert.

auf früher gebaute Wohnungen. Ebenso wenig direkten Einfluss haben

greifend wieder auf. Das Wohnquartier Mitte Altona wird recht hete-

Eigentumswohnungen auf die Mieten nebenan. Theoretisch könnte

rogen werden (siehe „Kann ich da wohnen?“), daher wird es hier auch

jedoch eine Gentrifizierung in zwei Schritten stattfinden: Zögen viele

die befürchtete „Gentrifizierung auf einen Schlag“ nicht geben.

Volker: Bei den Esso-Häusern hat sich gezeigt, dass sich die Architekten durch die Ergebnisse der Bürgerbetei­ ligung mehr getraut haben. Was wäre passiert, wenn man die Bürger bei der Mitte ­A ltona von Anfang an mit einbezogen hätte? Renée: Es fällt auf, dass zum Beispiel Eigentumswohnungen und Sozialwohnungen zum Teil unterschiedliche Lagequalitäten haben, also Sozialwohnungen eher im Nordwesten und Nordosten geschaffen werden und die teuren Wohnungen zum Park hin orientiert sind. Das wäre dann vielleicht nicht passiert. Vielleicht wäre auch noch ein ganz anderes Verständnis von Altona heraus­ gekommen, das sich im Städtebau und der Architektur ausdrücken würde. Volker: Der Begriff für das, was wir mit der Planbude ­gemacht haben, ist Wunschproduktion. Renée: Das gab es das erste Mal beim Park Fiction: „Eines ­Tages werden die Wünsche die Wohnung verlassen und auf die Straße gehen.“ Wäre eine „Wunschproduktion“ auf einer so großen Fläche wie der Mitte Altona überhaupt möglich ge­wesen? Renée: Ich denke schon. Die Wunschproduktion ist nicht maßstabsabhängig. Wie habt ihr es geschafft, dass alle Seiten mit dem Siegerentwurf für die Esso-Häuser sehr zufrieden sind: Anwohner, Stadt und sogar der Investor? Volker: Wir haben die Beteiligungsergebnisse ausgewertet und für die Planer übersetzt, ohne dass die Kern­ aussagen verloren gehen. Wir haben uns die konkreten Wünsche und Vorschläge angeschaut und gefragt „Was steckt dahinter?“ und den Brückenschlag zur Stadt­ planung und Architektur durchgeführt. Dafür war es sehr wichtig, dass wir acht Leute aus verschiedenen Berei­chen sind. Das Interdisziplinäre war entschei­dend, da wir ­m it verschiedenen Blickwinkeln aus der Kunst, sozialer Arbeit, Planung und Kultur auf die Beteiligung schauen konnten. Das erzeugt Reibung und öffnet ­Horizonte. Renée: Zudem haben wir unsere Ergebnisse permanent in den Stadtteil zurückgespielt und transparent gemacht. Geholfen hat sicherlich auch, dass ein großer Teil von uns als Nachbar im Stadtteil lebt.

Kommen die S-Bahn-Gleise unter die Erde? Die Bahngleise werden auch nach heutigem Stand nicht überdeckelt werden. Wie es gehen könnte, zeigt jedoch der geplante und von der Regierungskoalition gewollte lange Autobahndeckel in Bahrenfeld. Dort soll kurz nach dem Elbtunnel die A7 bis zum Volkspark überdeckelt werden, dazu kommen kurze Deckel in Stellingen und Schnelsen. Auf den Deckeln werden keine Wohnungen entstehen, stattdessen soll es Grünflächen geben, die die lärmende Autobahn unter sich verbergen. Ein Effekt: Die anliegenden Grundstücke werden zu erstklassigen Wohnlagen.

2023 Umzug des Fernbahnhofs nach Diebsteich 2023–2025 Sanierung der Westfläche, erst danach Baubeginn

Neuer Bahnhof Ottensen an der Thomasstraße eröffnet

2019

zehn

2020

STADTLICHH # 22

2021

2022

2023

2024


AltonAer MuseuM

Ein Nachruf auf Hamburgs grösste Brachfläche Tschüss, Brachfläche von Altona! Wie verwunschen lagst du da, mit stillgelegten Gleisen und rostigen Hallen, wild zugewuchert. Ein Ort, der die Fantasie anregte. Was das wohl soll? Wer da wohl wohnt? Und was passiert da nachts? Nun bleiben nur der Wasserturm und einige wenige Hallen stehen, um zu erzählen, wie es war, mitten in der Stadt alt, unzugänglich und quasi vergessen zu sein, zwischen lebendigen Stadtteilen, nutzlos, kontaminiert und doch wild und schön.

und zu niedrigen Altbauten überall in der Stadt. Sie haben keine Lobby, ihre Gegner sind die Landflucht, die Flucht im Allgemeinen und, daraus resultierend, Hamburgs Durst nach schnell geschaffenem Wohnraum. Klar, sagt die Vernunft, den brauchen wir. Die Stadt wird nachverdichtet, doch wenn wir damit fertig sind, wird alles ziemlich hoch bebaut und versiegelt sein, mit gestutzten Grünflächen und viel zu kleinen, ordentlichen Bäumchenreihen dazwischen. Die Älteren unter uns erinnern sich dann vielleicht noch an Sonnenstrahlen, die durch Baulücken hindurch, über Flachdächer hinweg, zwischen Farnen und rostigen Stahlträgern einmal auf unsere erstaunten Gesichter gefallen sind.

Der HorStJAnssen ArcHipel

Abb.: Selbst, 1970, Radierung, Galerie und Verlag St. Gertrude, © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

So wie dieser großen Fläche ergeht es Hamburgs Brachen, Lücken, schäbigen Denkmälern

02.03. – 03.07.2016 Historische Museen Hamburg, Altonaer Museum, S-Bahn Altona Museumstr. 23, 22765 Hamburg, www.altonaermuseum.de Hauptförderer :

Karin Stilke Stiftung

Mit freundlicher Unterstützung von:

Zu meiner Zeit lag hier regel­­mäßig ein süß­-

Zukunft beantworten. Daher haben wir unse­

licher Malzgeruch in der Luft. Jetzt wehen Staub

ren Reporter Friedrich Weiß in der Zeit voraus

und Baulärm hinüber in die Mitte Altona. Ich

in eine mögliche Zukunft geschickt. Das finden

spaziere zwischen Altbauten aus der Gründer­

Sie journalis­tisch haarsträubend? Wir auch.

zeit und den neuen Wohn­blöcken auf dem­

Und unterhaltsam.

alten Bahngelände entlang. Dann entdecke ich die denkmalgeschützte ­„Kleiderkasse“. Sie war

Wir schreiben den 30. März 2024. Ein Os­t er­

­mal ein provisorischer Partyort inmitten der

besuch bringt mich nach Hamburg und ich­

­r iesigen Brache. Jetzt ist der Bau in einen Park

stei­ge an Altonas neuem Fernbahnhof am

­eingebettet und beherbergt eine Kita und ein

Diebsteich aus. Nicht gerade originell, aber

Res­t aurant.

schick: Ein Dach aus gläsernen Polygonen spannt sich über vier Bahnsteige, ein Service­

Die angrenzende Parkfläche ist eingerahmt von

zentrum und zwei Kioske ergänzen die Szenerie.

sechs- bis siebengeschossigen Wohnhäusern mit

„Bahnhof Hamburg-Nordwest“ prangt über dem

geradlinigen Fassaden. Hier ist quasi die Mitte

Ausgang.

der neuen Mitte und es herrscht reges Treiben: Viele Menschen, Erwachsene und Kinder brin­

Vor zehn Jahren habe ich direkt um die Ecke am

gen Unmengen an Holz heran, denn später soll

Kaltenkircher Platz gewohnt, damals eine graue

gemeinsam ein großes Osterfeuer angezündet

Randlage, eingezwängt zwischen Straßen, Glei­

werden. Das wurde vor vier Jahren von zwei be­

sen und einem verstaubenden Postgelände. Jetzt

nachbarten Baugemeinschaften initiiert. Viele

sitzt auf dem Platz vor dem Bahnhof eine Gruppe

Mitte-Altonaer sprechen schon stolz von einer

junger Mütter samt Kinderwagen vor einem ­Café

Tradition mit improvisierten Fressbuden und

in der Frühlingssonne. Genau wie Eimsbüttel

kleinen Zirkus- und Theateraufführungen.

2015, allerdings sehen die Häuser am Platz ­a nders aus: Sechsgeschossige Neubauten mit

Ich folge dem Verlauf der lang gestreckten

Klinkerfassaden und Balkonen, gediegen, aber

­Grünfläche und komme an der Stelle des ehe­

etwas uniform. Nach 200 Metern öffnet sich die

maligen Fernbahnhofs im alten Ottensen an.

Bebauung zu einem Park mit Spielplätzen, dane­

Eng wirkt das alte Viertel plötzlich. Andererseits

ben der alte Sportplatz an der Memellandallee.

freue ich mich über die bunte Vielfalt der kleinen

groothuis.de

einem Club, Gewerbe-, Büro und Wohnflächen.

werter Stadtteil werden wird, kann nur die

Stand März 2016, Änderungen vorbehalten!

Ob die Mitte Altona ein lebens- und liebens-

Foto: fotolia/© Pavel Losevsky

Spaziergang durch Altona-Nord (2024)

Kurzfilm

programm Mi 25.05. | 19.00 Uhr Arbeit im Zeitraffer festivals ernationalen Kurzfilm Eine Auswahl des Int d rt die Verdichtung un Hamburg thematisie r we gt, er Biografien und fra Beschleunigung unser er Leben. spielt: Arbeit, Zeit od darin die Hauptrolle Do 12.05. | 19.00 Uhr Zoom auf Russland macher e und deutsche Filme Wie aktuelle russisch end , zeigt ein weiterer Ab Land und Leute sehen mburg. len Kurzfilmfestival Ha mit dem Internationa Eintritt frei, koerberforum.de Anmeldung unter www.

Häuser. Von der anderen Straßenseite dröhnt laut der Baulärm, ein Bagger rammt auf dem ehemaligen

Grün, großzügig, freundlich: Das alles ist Alto­

Brauereigelände einen Pfeiler in den Boden.

nas neue Mitte. Aber hat sie auch einen eigenen

­Eigentlich sollte dort der Holstenhof schon seit

Charakter? Ich denke an das Osterfeuer. Viel­

zwei Jahren bezogen sein, mit Gas­t ronomie,

leicht bekommt sie den ja durch ihre Bewohner.

Fotos Seite 7 oben links: Landschaftsarchitektur+ Felix Holzapfel-Herziger, oben rechts: LRW Architekten und Stadtplaner, unten: moka-studio; Seite 8: steg / Jan Seeringer, FHH – Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Seite 11 steg / Jan Seeringer; Karte Seite 7 oben rechts: openstreetmap.org

2025

2026

KörberForum – Kehrwieder 12 20457 Hamburg | U Baumwall Telefon 040 · 80 81 92 - 0 E-Mail info@koerberforum.de Veranstalter ist die gemeinnützige Körber-Stiftung.

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KörberForum Kehrwieder 12 Für Menschen, die nicht alles so lassen wollen, wie es ist.

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so sieht STADTLICHH eigentlich aus

GEPLANT U2 Unsere zweitprominenteste Anzeigenfläche.

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­Direkt neben dem ­Editorial und nur in

Edi to rial

inhalt

stadtplan

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einem Stück zu haben

stadtplan

stadtplan

stadtplan

stadtplan

Konkret und krass

Mein Ding

Kulisse

Kulisse

Kulisse

Mittelseite

Kulisse

Kulisse

Kulisse

Kulisse

Kulisse

ein bild

ist ein bild

ist ein bild

ist ein bild

Tellerrand

Komik

Tellerrand

Im pres sum

U3 U4

Reiz end

U4

Unsere drittprominen-

Hier gibt’s für eine

teste Anzeigenfläche

angemessene Summe

auf einem schmucken

Geld ein gutes Stück

Platz neben der

vom STADTLICHH-

Reizend-Seite.

Ruhm ab: Die Rückseite ist unsere beste Anzeigenfläche.

U1 Editorial Inhalt stadtplan Konkret und krass Mein Ding Kulisse Mittelseite Ein Bild Tellerrand Komik Impressum Reizend

Keine Celebrities, keine Werbung: Unser Titel ist die erste Seite im Magazin. Sie zeigt schon etwas von dem, was innen wartet

Unsere Stadtentwicklungsrubrik. Wir schauen, wie sich unsere Stadt verändert – und was das mit uns macht Eine Infografik zu einem Hamburger Thema

Doppelporträt eines Menschen und einer Sache, die zu ihm gehört. Die Sache darf mal sehr dinglich sein, ein anderes Mal auch eher ideell. Wir verbinden Mensch und Ding auch fotografisch

Unser Lokalfeuilleton. Wir thematisieren, was wir Menschen in der Stadt treiben – und was uns antreibt Doppelseite, die früher „Skurrile Seite“ hieß und eigentlich alles darf. Wir zeigten hier schon verwackelte Hundefotos, ein Ahornblatt und ein Kreuzworträtsel

IST EIN BILD Wir mögen große Bilder und Illustrationen und halten diese Seiten konsequent frei von Uhrenrätseln, Modestrecken und sonstiger fadenscheiniger Produktwerbung Ein Blick über den Hamburger Tellerrand hinaus in die Ferne oder mit fremden Augen auf unsere Stadt

Von Anfang an dabei. Seit der achten Ausgabe zeigen unsere Comic-Autoren hier, was sonst noch in Hamburg geschah

„Was reizt dich?“ fragen wir eine bekannte Hamburger Persönlichkeit und erhalten meist spannende oder amüsante Antworten. Dazu gibt es ein großes Porträt

zwölf

STADTLICHH # 22


so sieht STADTLICHH eigentlich aus

GEDRUCKT EDITORIAL

WIE VIEL ATOM STECKT IN HAMBURG?

AN DIESER STELLE MÖCHTE ICH MICH VERNEIGEN UND DANKE SAGEN: Danke für inzwischen fünf Jahre STADTLICHH Magazin. Danke an die drei Gründer Martin Petersen, Valerie Schäfers und Ulrike Gerwin für ihren Mut, das tolle Konzept, das Layout und die packenden Geschichten, für ihre Mühe, ihren Biss und ihren Schweiß, der an jeder Seite klebt – pfui! Danke an alle Autoren, Fotografen, Illustratoren und Kreativen, die dieses Magazin so einzigartig mitgestaltet haben. Und Danke an euch Leser, dass ihr das Ergebnis gerade fest in den Händen haltet und in der Stadt verbreitet. Ich verbeuge mich, mit einem

MAGAZIN FÜR HAMBURGER GELEGENHEITEN AUSGABE # 21

tiefen Knicks. Fünf Jahre sind vergangen, in denen wir uns in Redaktionssitzungen die Köpfe heißgeredet und um die Richtung der nächsten Ausgabe gerungen haben. Und auch bei der Recherche gerieten wir immer wieder in verzwickte Lagen. So erging es bei dieser Ausgabe Autor Friedrich Weiß und Fotograf Tom Rölecke, als sie sich für MEIN DING mit dem Michel-Trompeter trafen: Auf dem Rückweg von der Turmspitze nahmen sie den Aufzug. Der blieb mit einem Ruck stehen – und steckte anschließend für viereinhalb Stunden fest. Dunkel war es und die zu Hilfe gerufenen Elektriker trugen mit ihren Gesprächen auf dem Dach des Fahrstuhls nicht unbedingt zur Erheiterung bei: „Welches Kabel muss ich noch mal lösen?“ Dem Tode nahe waren unsere beiden Autoren Michael Ko und Sarah Heuberger für ihre Artikel in der KULISSE. Michael untersuchte den Wandel in der Bestattungskultur und besuchte einen Waldfriedhof und einen Bestatter, bei dem es auch bunt zugehen darf. Sarah traf zwei Trauerbegleiterinnen, die mit ihren kreativen Ideen Hinterbliebenen helfen, einzigartige Erinnerungsstücke anzufertigen. Weggelassen haben wir diesmal das HERZSTÜCK. Die Rubrik bereitet uns regelmäßig Kopfschmerzen. Wollen wir hier kreativen Erfi ndern, Designern oder Bastlern eine Plattform geben,

N

sich zu präsentieren, wirkt sie häufig doch wie eine Promoseite – für ein unabhängiges Magazin wie unseres ergibt sich ein schiefes Bild. Auch diesmal taten wir uns mit der Auswahl schwer, zwischendurch hieß die Rubrik sogar MISTSTÜCK. Schließlich entschieden wir uns, stattdessen den anderen schönen Stücken im Heft mehr Platz zu lassen. Ein schönes Stück Kuchen wird es also nach Erscheinen dieser Ausgabe geben. Oder auch zwei – denn nicht nur STADTLICHH feiert Geburtstag, sondern auch Chefredakteur Martin Petersen und seine Freundin Lena, und zwar den ihrer Tochter, die am 19. Oktober das Licht der Welt erblickte. Damit Martin sich in Ruhe um seine neue kleine Familie kümmern kann, schreibe an dieser Stelle ich.

STRAHLENDES ERBE: HIER IST HAMBURG RADIOAKTIV

Viel Spaß beim Lesen und noch mal: Herzlichen Glückwunsch! Für die Redaktion

URBAN: SO WERDEN LEERE BÜROS ZU WOHNUNGEN

Elena Ochoa Lamiño

STADTLICHH WIRD FÜNF: NICH LANG SNACKEN, KOPP IN ’N NACKEN DEZEMBER – JANUAR – FEBRUAR

UNENTGELTLICH ERHÄLTLICH DREI

STADTLICHH # 21

STADTPLAN

STADTPLAN Störfälle in Atomkraftwerken und Probleme bei der Zwischen- und Endlagerung des Atommülls bekannt wurden. Proteste gegen den Bau des AKWs Brokdorf und der

AG ein Leichtes, die Urantransporte zu unterbinden. Geeinigt wurde sich aber auf eine freiwillige Verpfl ichtung, Urantransporte zu vermeiden“, sagt Lecomte. Von

Streit um das Endlager im niedersächsischen Gorleben gipfelten in bundesweiten

Hamburg aus wird das Uranerzkonzentrat per Zug ins südfranzösische Narbonne

Massendemonstrationen gegen Atomkraft. Der Super-Gau von Tschernobyl im Jahr

transportiert, wo es in ein Zwischenprodukt zur späteren Herstellung von Brenn-

1986 wehte die atomare Gefahr schließlich in den mitteleuropäischen Alltag. Trotz

elementen umgewandelt wird. Alleine für diesen Transport benötigten die Züge

des Konsenses zwischen Energieversorgern und Bundesregierung, im Jahr 2000 den

mehrere Tage und stünden in deutschen Güterbahnhöfen oft viele Stunden un-

Atomausstieg zu forcieren, unterstützte die nachfolgende Bundesregierung zunächst

bewacht, bemängelt Lecomte: „Die Polizei kommt erst, wenn wir als Aktivisten

Laufzeitverlängerungen. Aber die Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 veran-

entdeckt werden, wenn wir nicht entdeckt werden, ist auch oft keine Polizei da.“

lasste die Bundesregierung dann doch zu dem Beschluss, bis zum Jahr 2022 aus der Atomenergie auszusteigen.

Uranerzkonzentrat ist gefährlich, zumal wenn es, wie an Bord der Atlantic Cartier, zusammen

Auch wenn der Atomausstieg beschlossene

mit

anderen

Gefahrgütern

transportiert wird. Der Senat ruht sich auf

Sache ist, sind dennoch täglich radioaktive wegs. Zahlen dazu liefert der Hamburger Senat auf Anfrage, Herkunftsländer und beteiligte Reedereien dagegen nicht. Nach

280

der Feststellung aus, Strahlungsobergren-

STADT KÖNNTE URANTRANSPORTE LEICHT UNTERBINDEN

Gefahrguttransporte in Hamburg unter-

zen würden bei den Transporten nicht erreicht. Dieses Argument geht für Lecomte allerdings an der Sache vorbei: „Mir geht es nicht darum, welcher Stoff gefährlicher

diesen Angaben summierten sich die be-

ist: Uranerzkonzentrat oder der hieraus

wegten Mengen radioaktiven Gefahren-

irgendwann resultierende Atommüll.“ Sie

gutes, davon vor allem Uranprodukte, im

bekämpfe die Urantransporte, weil sie Teil

Jahr 2014 auf über 10.000 Tonnen. Durchschnittlich alle drei Tage wird Uran im

der Atomspirale seien, an deren Ende eine immer noch völlig ungeklärte Frage stehe:

Hamburger Hafen umgeschlagen. Die Kampagnen und Beobachtungen des Anti-

Wie und wo sollen die bestehenden und künftigen Altlasten gelagert werden? Eine

Atom-Büros und der Initiative Robin Wood führen immerhin zu verstärkten staat-

gigantische Aufgabe: Das in Brennelementen verarbeitete Uran-Isotop 235 hat eine

lichen Kontrollen.

Halbwertszeit von 704 Millionen Jahren, von einem Endlager verlangt der Gesetzgeber den Nachweis, dass es Atommüll für eine Millionen Jahre sicher verwahrt.

Laut „Atomtransporte durch Hamburg stoppen!“ kommt das Uranerzkonzentrat

WIEDERAUFARBEITUNGS-

in Hamburg aus Fördergebieten in Namibia, Russland, Kasachstan und Kanada,

ANLAGE: Trennt wieder-

In der Gesamtbetrachtung wird klar, dass das Thema Atomausstieg uns noch lange

verwertbare Anteile von hoch,

ehe es zumeist am O’Swaldkai oder Burchardkai vom Schiff auf Gleis oder Straße

begleiten wird. Ein Reaktor noch bis 2021 am Netz, laufende und bevorstehende

mittel und schwach radioaktivem

umgeschlagen wird. Die Reederei Hapag-Lloyd sowie die HHLA spielen zentrale

schwierige Rückbauten, radioaktives Erdreich, das keiner will, ohne Genehmigung

Abfall. HALBWERTSZEIT: Zeit, nach

Rollen im Uran-Geschäft. „Hier wäre es für die Stadt Hamburg als größte Anteils-

gelagerte Castoren, fast tägliche Urantransporte durch die Stadt – Hamburg und sein

eignerin der Reederei und Hauptaktionärin der Hamburger Hafen und Logistik

Umland stecken noch bis zum Hals im Atomzeitalter.

BÜRO BÜRO WOHNUNG WOHNUNG ZU ZU VERMIETEN VERMIETEN

der sich die Konzentration beziehungsweise Stoffmenge eines Ausgangsstoffes auf genau die Hälfte verringert hat. KERNREAKTOR (auch Atommeiler): Anlage, in der die kontrollierte Kernspaltung von Atomen zur Erzeugung

Kaf fee trinken

von Energie vollzogen wird.

Während die Atomkraft heute gegen den Willen der Betreiber abgeschafft werden

luft-Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentages wurde gerade am Strandkai in der Hafencity mit 50.000 Gläubigen gefeiert, als nur 500 Meter entfernt ein Schiff namens Atlantic Cartier in Brand geriet. Mit an Bord hatte es neun Tonnen

für Hamburg bestimmt war. Und es gelang auch nur mit staatlichen Subventionen in

Uranhexafluorid, elf Tonnen angereichertes Uranoxid, hochexplosives Ethanol sowie

Millionenhöhe. In den 50er-Jahren erfreute sich die deutsche Bevölkerung am soge-

jede Menge Munition. Die Löscharbeiten zogen sich laut Lecomte hin, weil die Feuer-

nannten Wirtschaftswunder und frönte dem eigenen Wohlstand, der auch einen

wehr am Abend des Feiertags nicht mehr genügend Kohlendioxid vorrätig hatte und

stetig steigenden Stromverbrauch nach sich zog. Eine Großdemonstration gegen

sich die Nachschublieferung ebenfalls verzögerte. Der Vorfall war der Lokalpresse

geröstet

in hamburg

erhalten

WER IN HAMBURG EINE BEZAHLBARE WOHNUNG SUCHT, WIRD NUR SEHR SCHWER FÜNDIG. DABEI STEHEN IN BESTER LAGE ETLICHE QUADRATMETER GEWERBEFLÄCHE LEER. HÖCHSTE ZEIT, SIE IN WOHNRAUM UMZUWANDELN

104

am Folgetag nur eine Randnotiz wert. Infor-

Hamburger Rathausmarkt statt, hier zielte

mationen vom Senat und detaillierte Be-

der Protest jedoch eher gegen die atomare

richterstattungen folgten erst zwei Wochen

beträgt der aktuelle Leerstandsindex in Hamburg, der anzeigt,

Atomkraft fand zwar bereits 1958 auf dem

direkt gehandelter

Kaf fee aus sumatra

Lebensraum

Eine Massenpanik wollte der Hamburger Senat am 1. Mai 2013 verhindern. Der Frei-

soll, musste 1956 der damalige westdeutsche Atomminister Franz Josef Strauß die Energiekonzerne von der „sauberen und effi zienteren“ Energie überzeugen, als er die ersten Unterwasser-Atomreaktoren in den USA bestellte, von denen einer auch

72 W

nd Hambu ge We e

Damals wie heute steht am Anfang jeden Brennstabs das Uran. Hamburg ist als

später und verschwanden danach zügig aus den Zeitungen.

Wohnungen, kleine Läden und ein begrüntes

geschäftige Hafenstadt mit einem großen

Dennoch förderte die Beinahe-Katastrophe

„Luftgeschoss“: Ein neues Konzept für die alte

eine noch ambitioniertere Arbeit gegen

Oberpostdirektion

Urantransporte: Die Kampagne „Atom-

Güterbahnhof auch Umschlagplatz für den

0,7

transporte durch Hamburg stoppen!“ wur-

Urstoff der nuklearen Energie. Neben Le Havre und Rotterdam gehört Hamburg zu

de von verschiedenen Umweltorganisationen gegründet und sorgt seither für eine

den wichtigsten Umschlagplätzen von Urankonzentrat, das aufgrund seiner gelben

verstärkte Beobachtung der Transporte und Umschlagplätze. Auch erhält der

Farbe auch „Yellow Cake“ genannt wird. Die Umweltaktivistin Cécile Lecomte enga-

Hamburger Senat regelmäßig Anfragen zu den Urantransporten. „Der ist ziemlich

giert sich seit Jahren für Robin Wood, arbeitet im damit verbundenen Anti-Atom-

genervt, dass wir ständig nachfragen. Derzeit stellen wir die Anfragen über die

Büro und kämpft gegen Urantransporte: „Pendler, die spätnachmittags am Bahnhof

Linke, die Grünen sind nicht mehr zu gebrauchen, seitdem die im Senat sitzen.“

Hamburg-Harburg auf ihren Metronom warten, wissen nicht unbedingt, welches Gefahrengut da vor ihrem Feierabendzug am Bahnsteig vorbeirattert.“

%

Das verwundert, umso mehr, als die Wurzeln der Grünen maßgeblich in der AntiAtom-Bewegung liegen. Die entstand, als in den 70er- und frühen 80er-Jahren

ZEHN

ZWÖLF

STADTLICHH # 21

MEIN DING

MENSCH

TEXT: Friedrich Weiß

DING

FOTOS: Roeler

wie viel Prozent der existierenden Wohnungen freistehen

22 URANTRANSPORT UND BEINAHEKATASTROPHE AM KIRCHENTAG

Bewaffnung und weniger gegen die atomare Energieversorgung.

TEXT: Elena Ochoa Lamiño

FOTOS: Daniel Petereit, Giovanni Castell, Dominik Reipka, Valerie Schäfers

Die langen Flure sind dunkel, von der Fassade blättert der Putz und hinter vielen Fens-

Doch Leerstand und Verfall von Gewerbeflächen sind nicht nur in der Bürostadt ein

tern bleibt es leblos in dem langsam verfallenden Bauwerk. „Wir nennen das Gebäude

Problem. Alleine im Innenstadtbereich zwischen Binnenalster und Elbe stehen laut

den Affenfelsen“, sagt Bernd Kritzmann, Professor an der HafenCity Universität, über

aktuellem Marktbericht der Maklerfi rma Grossmann & Berger über 190.000 Quadrat-

das alte Gebäude der Oberpostdirektion am Überseering. Wenn es nach ihm und dem

meter Bürofläche leer. Insgesamt seien es sogar 740.300 Quadratmeter – allerdings

Konzept der Masterarbeit seines ehemaligen Studenten Daniel Petereit ginge, gäbe es

lägen nur konkrete Zahlen für Büroräume vor, leere Lagerräume sowie Gastronomie-

hier wieder Leben, neue Wohnungen, mit Home-Office, einem begrünten „Luftgeschoss“,

und Einzelhandelsflächen sind in dem Bericht nicht miterfasst. Besonders die alten

mit kleinen Läden und einer guten Infrastruktur in der Umgebung. Bei seinem Ent wurf

innerstädtischen Bürohäuser aus den 50er- bis 70er-Jahren seien nur schwer an die

nutzt er die vorhandene Substanz, entfernt überflüssige Bestandteile, gestaltet die

heutigen Anforderungen der Bürohaustechnik anpassbar und deshalb vom Leerstand

Außenhaut neu und schafft somit eine Transformation in ein völlig neues Gebäude. Doch

betroffen, weiß Kritzmann. Mit der Umnutzung genau dieser Gebäude haben er und

momentan stehen gut drei Viertel des Gebäudes leer, nur noch 150 Menschen arbeiten

sein Forschungsteam sich daher intensiv auseinandergesetzt. Häufig lägen ihre durch-

auf rund 55.000 Quadratmetern Nutzfläche. Es herrscht Tristesse, die City Nord gleicht

schnittlichen Mieten sogar unter denen innerstädtischer Neubauwohnungen, schreibt

mancherorts einem Freilichtmuseum für Verwaltungsgebäude aus den 70ern.

er in seinem Forschungsbericht. Daher sei der Abriss vorhandener Bausubstanz, die

STADTLICHH # 21

DREIZEHN

STADTLICHH # 21

KULISSE

Teil des Heilungsprozesses: Im Versorgungsraum können Angehörige beim Waschen und Ankleiden der Toten mithelfen

„Ein sozialer Beruf, einem Therapeuten oder Pädagogen

ähnlich.“ – Das erste Gespräch mit Angehörigen findet meist in diesem hellen Raum statt

IM ABSCHIED... TEXT: Michael Ko

Alles anders: Wie eine Traumlandschaft zwischen Himmel und Meer ist ein Rückzugsraum im Trostwerk gestaltet – putzmuntere Rotkehlchen inklusive

schaut auf die Uhr. Eigentlich müsste er jetzt zu einem Ter-

einziger Westler – und erzählt, wie ihn die ostdeutschen Kollegen damals fasziniert

DER MICHEL-TÜRMER

wird schon erwartet. Es ist kurz vor zehn und vor

Die Tradition des Michel-Türmers diente ursprünglich als Zeichen für die Öffnung und

fragten: „Kannst einfach in ’nen Laden und jede Platte kaufen?“ Mit der Marching

dem Turm der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis – besser bekannt als Michel – schart

Schließung der Stadttore und wird nun schon seit mehr als 300 Jahren täglich gepflegt.

JOSEF THÖNE

Band „Tätärä“ tritt er in Indien, den USA, China und Brasilien auf. „Das war schon

sich eine Gruppe von Touristen. Sie blättern in Stadtführern, vertreten sich die Füße und

darauf, dass der repariert wird. „Nee, das wird nichts mehr.“ Widerwillig zückt er sein

toll, mit Pauken und Trompeten bei so einem bunten Fest in Indien aufzuschlagen“,

immer wieder schaut jemand hoch zur Spitze des Kirchturms.

Handy und sagt den Termin ab. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind ihm wichtig – wo-

schwärmt er und lacht. Allerdings sieht er auch die Nachteile des Musikerdaseins:

Rücken – stattdessen steckt er seit einer halben Stunde in einem Aufzug fest und wartet

mit er einem gängigen Klischee widerspricht, denn Thöne ist Musiker, genauer: Trompeter. Warburg, wo er aufwuchs, sei zwar eine ostwestfälische Provinzstadt, aber durch die

„Als die Kirche 1906 abgebrannt war, haben die extra ein Gerüst für den Türmer

aufgebaut“, berichtet Thöne. Und auch im Zweiten Weltkrieg sei das Ritual fortgeführt

worden. „Da sind links und rechts die Bomben runtergegangen und die haben trotzdem

„Die befristeten Engagements bei den Musicals sind nicht jedermanns Sache und man

279 Treppenstufen höher öffnet derweil Josef Thöne eine Fensterluke im sogenannten

weitergespielt, die haben sich nicht beirren lassen“, erzählt er weiter. Im Krieg habe das

muss schon einen größeren Aufwand betreiben als bei anderen Berufen, um das

Türmerboden und kaltfeuchte Luft weht in den Raum. Eine Uhr neben dem Fenster zeigt,

den Menschen Halt gegeben, doch auch heute seien Rituale wichtig, findet Thöne. Andere

Leben zu finanzieren.“ Auch müsse man schauen, dass die Partnerin mitspielt: „Als

dass es Zeit ist, seines Amtes als Michel-Türmer zu walten: Er pustet tonlos in seine

Musiker bist du ja nie zuhause.“ Thöne hat daraus Konsequenzen gezogen und sein

Trompete und drückt zum Aufwärmen schnell ihre Ventile. Dann richtet er sein Instru-

immer wieder von interessanten Menschen angesprochen, die sich freuen, dass ich das

Leben über die Jahre strukturiert. „Jetzt bin ich ja im nicht mehr ganz jungen Alter

ment aus dem Fenster und lässt den Choral Ich will dich lieben, meine Stärke über

hier mache. Das macht dann schon Spaß!“

wir zum Austausch bis nach Bulgarien, da sind wir drei Tage mit dem Bus angereist.“ Als

und quasi seit 100 Jahren liiert“, erzählt der 53-Jährige. „Da ist alles ein bisschen

den Dächern der Hamburger Neustadt erschallen. Er klappt das Fenster zu und geht dem

Musiker unterwegs zu sein, das gefällt ihm. In der Zeit entsteht die Idee: „Mensch, das

ruhiger geworden.“

Uhrzeigersinn nach die anderen drei Fenster des Türmerbodens ab. An jedem spielt er

an der Musikhochschule zu studieren. „Ich hätte auch nach Süddeutschland gekonnt, aber

Mittlerweile leitet er den 30 Mann starken Posaunenchor des Hamburger Michels und

klingt das Spiel des Türmers in alle Himmelsrichtungen.

die direkte Art der Hanseaten sagt mir eher zu, da sind die den Ostwestfalen ähnlicher.“

unterrichtet in halber Stelle Trompetenschüler an der Staatlichen Jugendmusikschule,

eine Strophe des Chorals. Die Fenster weisen gen Osten, Süden, Westen und Norden, so

D

sähen das scheinbar auch so: „Tagsüber, wenn Besucherverkehr ist, werde ich auch

Nähe zu Kassel hätten sie dort immer gute Musiklehrer und ein gutes Orchester gehabt.

„Als ich 15, 16 war, gingen wir damit öfter auf Reisen“, erinnert er sich. „Einmal fuhren

könnte auch ein Beruf für mich sein.“ Also zieht er nach dem Abitur nach Hamburg, um

Der Michel-Türmer ist jeden Tag zu hören, wochentags morgens um zehn und abends um

21 Uhr, an Sonntagen nur um 12 Uhr mittags. Da sich das Pensum von einer Person

Rund 4.000 Bestattungsunternehmen gibt es hierzulande. Seit 2003 rüttelt das Hamburger Trostwerk zusammen

eine gute Mischung, findet er: „Länger als zwei, drei Stunden am Tag kannst du das nicht

„Ich mag, dass hier jeder Tag nach Jahreszeit und Wetterlage eine eigene Stimmung hat,

Fahrradunfall“, erzählt Thöne. Türmer wurde er eher zufällig. Er kannte seinen Vorgän-

unterrichten. Die Kinder kennen ja keine Schranken und wenn die dann so ein

das hat was Meditatives“, erklärt Thöne und ergänzt: „Und die eigene Befindlichkeit

ger, den damaligen Küster des Michels, und vertrat ihn ab und an. Schließlich wurde er

mit nur einer Handvoll alternativer Bestatter in Deutsch­

Abschiedshaus in der Osterstraße ist fast alles

anders – heller, bunter, nicht so traurig, fast schon

land an den verstaubten Ritualen der Branche. Der

wohnlich – als in einem normalen Bestattungsins­

Er folg – das Trostwerk hat inzwischen drei Filialen – zeugt von der Nachfrage nach neuen Konzepten in der

titut. Selbst die Toiletten.

den beim ersten Gespräch angespannt sind, schickt er sie zum Händewaschen auf eines der Gäste­WCs. Das wirke

Anfang der 80er – Thöne hat gerade sein Studium beendet – steigt er als Trompeter bei

URNE STATT SARG

Trauerkultur. „Die Zeit war reif für uns“, sagt Trauer­ rednerin Annette Rosenfeld (48).

DIE TABU­RÜTTLER

Wunder, sagt er. „Rückzugsräume“ nennt er die beiden wild, aber liebevoll dekorierten Klos. Das eine ist eine

bildeten Musiker. Da konnte man sich seine Engagements ganz gut zusammensuchen.“

Lärm instrument in der Hand halten, wollen die das auch mal austesten.“ Ganz fremd ist

an dessen Stelle Michel-Trompeter, als der in den Ruhestand ging. Strenggläubig sei er

2014 wurden in Hamburg 11.930 Menschen

ihm der Gedanke nicht. Er erzählt schmunzelnd, warum er sich mit zwölf Jahren

dem Turm des Hamburger Michels, die Haare vom Wind zerzaust. Eigentlich hat man

nicht. „Doch wenn man das nicht mit seiner Weltanschauung verbinden kann, ist man

in Urnen und 4.136 in Särgen begraben.

Musik zum Beruf zu machen, empfindet Thöne als ein großes Privileg. Er nimmt 1986

fürs Trompetespielen entschied: „Ich hab drei ältere Schwestern, die haben alle ein

von hier einen weiten Blick über Hansestadt, Hafen und Elbe, doch heute ertrinkt die

hier sowieso falsch.“

in Weimar an einem Workshop des DDR-Vorzeigetrompeters Ludwig Güttler teil – als

Instrument gespielt. Da wollte ich einfach was spielen, was lauter war als die.“

Aussicht schon nach ein paar Neustadt-Giebeln im Nebel.

spielt da natürlich auch immer mit rein.“ In Lederjacke und Turnschuhen steht er auf

as Trostwerk in Hamburg schafft das Kunststück, ein lebensfrohes Bestattungsinstitut zu sein. Im

Wenn Mitgründer Christian Reichert (51) spürt, dass Kun­

kaum bestreiten lässt, teilt er sich das Amt mit einem Kollegen. „Ich mach das jetzt seit 1995 und in der ganzen Zeit ist der Michel-Türmer nur einmal ausgefallen – nach einem

Cats ein. „Die Musicalszene fing damals gerade an und es gab noch keine dafür ausge-

ZWANZIG

L EGT D E GEBURT DER ER NNERUNG

EINE TRAUERFEIER, EIN GRABSTEIN UND EIN SARG GEHÖREN ZUM TRADITIONELLEN BESTATTUNGS­ RITUAL. DOCH IMMER MEHR MENSCHEN EMPFINDEN DIESE KLASSISCHEN FORMEN ALS UNPASSEND FÜR SICH ODER FINDEN DARIN KEINEN TROST. FÜR SIE ENTSTAND IN DEN LETZTEN JAHREN EIN ANGEBOT VON ALTERNATIVEN BESTATTUNGSFORMEN UND NEUEN ARTEN DER TRAUERBEWÄLTIGUNG.

Auf dem Weg zur Arbeit: Im siebten Stock steigt der Türmer aus

Spielte früher bei Cats, spielt heute Choräle vom Michel

min losfahren – eine Massage für seinen nach einem Bandscheibenvorfall lädierten

FOTOS: Nicole Malonnek

himmelblaue Oase mit Vogelhaus­Papierspender, Johnny Cash grüßt von der Ablage. Das andere erinnert mit viel

Viele traditionelle Bestatter rümpften anfangs die Nase

Holz, Kuhglocken, Käsemaschine und einem Paar Skiern

STADTLICHH # 21

STADTLICHH # 21

EINUNDZWANZIG

KULISSE

ZWEIUNDZWANZIG

über den Newcomer und Konkurrenten, der so ziem­

an eine Almhütte.

Im Friedwald markiert ein blaues Band einen Famlien- oder Freundschaftsbaum. Zwischen seinen Wurzeln werden bis zu zehn Urnen begraben

STADTLICHH # 21

lich alles anders anpackt. Mit ihren bemalten, im

STADTLICHH # 21

DREIUNDZWANZIG

KULISSE

UND WAS MACHST DU?

EMPFEHLUNG DES HAUSES

DER INSIDER-FILMTIPP

WEGKIEKEN GEIHT NICH MEHR!

ZUSTANDSZONE

VORWEIHNACHTLICHES IM B-MOVIE

Kolumne von Lena Ingwersen

von Friederike Schulz

von Sven Schwarz

Plattdeutsch ist nur was für Rentner? Lena Ingwersen

STADTLICHH-Autorin Friederike Schulz schreibt heute mal nicht

Sven Schwarz, Organisatorischer Leiter des Internationalen

MUSIK

LESEN

DEN SORTE SKOLE

DA IST EIN RISS IN DER WELT

Musik ist wie Puzzeln: ein mühsames Zusammensetzen

Es gibt Bandwurmsätze, die wollen weder gelesen noch

von Einzelteilen zu einem Gesamtbild beziehungsweise

panische Suche nach dem rettenden Punkt hervor. Und

dann gibt es jene ab- und ausschweifenden Bandwurmsätze der Ina Bruchlos, die nicht lang genug sein können.

findet das nicht und hilft den Hamburger Jungs und

übers Theater, sondern freut sich über eine Schaufenstergalerie

KurzFilmFestivals Hamburg, wünscht dem B-Movie einen tollen

wie ihre vorherigen Platten in liebevoller Kleinstarbeit

Deerns mit ihrer Kolumne ein bisschen auf die Sprünge.

in ihrer Nachbarschaft

Dezember

entstanden. Ein Märchen aus 1001 Samples. Wie viele

Kleiner Tipp: Laut lesen hilft!

Tonspuren es genau waren, die die Frickler für ihr neues-

Schneet dat buten al oder is dat eher wedder disse

Wer aufmerksam die Königstraße in Altona entlang-

Ende Dezember wird’s kulturell eher dünn im Kalender,

verstanden werden, sondern rufen lediglich eine nahezu

-klang. Beim dänischen Duo Den Sorte Skole trifft das in

besonderem Maße zu. Ihr Album Indians & Cowboys ist

In ihrem Buch Da ist ein Riss in der Welt beschreibt sie in

tes Werk sampleten, lässt sich nur erahnen. Fest steht: Sie

18 Erzählungen bekannte Dinge des Alltags. Bruchlos

hoben über 350 alte Vinylplatten aus der Versenkung, um

nimmt eine außenstehende Perspektive ein und präsen-

Musik aus über 75 verschiedenen Ländern zusammen-

tiert ein Kaleidoskop aus Kunsthalle, Wildpark, Beach

ole Hamburger Matschkram, de dat jümmers so

schlendert, dem entgeht sicher nicht die riesige gemalte

Glühweintrinken auf Weihnachtsmärkten und Weih-

zutragen. So entfaltet sich auf 78 Minuten eine musikge-

Club, Abi-Treffen und sozialen Medien. Das Übliche wird

schwor maaken deit seeker op’e Bürgerstieg to

Werbung für Schuluniformen und der Schriftzug des

nachtsfeierwahnsinn belegen scheinbar zu viele Termine.

schichtliche Enzyklopädie der letzten sechs Jahrzehnte.

zum Absurden, das Selbstverständliche zur Irritation. So

Dass das Ergebnis bei derlei Ausgangsmaterial nicht

Festival, sondern automatisch auch in jene Welten, die

loopen. Disse Tied maakt een Saak immer klor: Du

Hamburger Abendblatts an einem Gebäude. Darin lebt

In den großen Kinos laufen Weihnachtsknaller – und Open-

realiseerst, dat nu al wedder een Johr rum is und

der Künstler und Architekt Carsten Uhlig.

Air-Kino gibt’s im Winter nur einmal, am 21. Dezember

du kiekst torrüch und fraagst di, wo de Tied

führt eine Erzählung nicht nur zum Hamburger Dockville

auf dem Kolbenhof (so viel sei in eigener Sache gesagt).

al wedder bleeven is. Veele Saaken gingen mi för

Der bespielte schon länger sein Schaufenster immer wie-

disse Kolumne dör de Kopp, aver mit Blick op al de

der mit Bildern und Installationen. Doch das genügte ihm

leicht zu verdauen ist, liegt auf der Hand. Das Album ist

zwischen 20- und 40-Jährigen Festivalbesuchern liegen.

„Was tun?“, fragt sich da der filmbegeisterte Mensch in

ein Ungetüm. Aufbrausend, lärmend, fordernd. Und doch:

Eine andere Geschichte hinterfragt, warum Krankenhäu-

Hamburg. Die Antwort liefert das Dezember-Programm

Bei allen Einflüssen, die verschiedener nicht sein könnten,

ser die schönsten Ausblicke haben, die Kranken diese

Ereegnisse op’e Welt bin ik immer an een Fraag

auf Dauer nicht. Er zog eine Trennwand durch seinen

des allergeliebtesten Kinos B-Movie auf St. Pauli. Das

ergibt sich ein stimmiges Ganzes. Auf der Single Heli Yosa

aber gar nicht genießen können, weil Krankheit und Posi-

hangen bleeven: Wie würde ik mi föhlen, wenn in

Arbeitsraum und vergrößerte so die Präsentationsfläche

Kino ist zwar glücklicherweise kein echter Geheimtipp

mischt sich senegalesischer Sufi-Gesang mit funky klin-

tion des Krankenbettes das zu verhindern wissen. Der

mien Land Krieg weer und wenn ik – mit mien

am Schaufenster. Dort eröffnete er im März 2014 die wohl

mehr, aber das unglaublich liebevoll zusammengestellte

genden Bläsern aus dem Iran der 70er, dazu gesellen sich

Lesende projiziert Bruchlos’ Alltagsdiagnosen, die mal

Hab und Gut in een kleene Rucksack verstaut –

kleinste Galerie der Stadt. Es steht kein Profit dahinter,

Dezember-Programm bietet einige davon. Da kann man

Samples aus Hildegard Knefs Die Herren dieser Welt und

melancholisch, mal einfach nur ungläubig sind, auf das

mien Heimat verlaaten und flüchten müsste?

Uhlig will Künstlern nur die Möglichkeit bieten, sich zu

den Glühwein mal stehen lassen und stattdessen Bar und

aus einem Song der ex-jugoslawischen Progrock-Band

eigene Leben und gibt ihr Recht: Die Welt ist absurd.

präsentieren. Ein Ort der Kunst, ohne Doktrin und fernab

Saal des Kinos in der Brigittenstraße besuchen.

Igra Staklenih Perli.

As ik een Sünnabend an’e Hauptbahnhof bi de

vom standardisierten Kulturbetrieb. Manchmal öffnet der

provisorische Flüchtlingshilfe Antira vörbi gahn

Hausherr den Durchgang zu seiner Wohnung und man

Und ohne einen Bandwurmsatz des Buches wäre diese

Für die Kleinen ab fünf Jahren zeigt das B-Movie zum

In einem Interview beschrieb Simon Dokkedal, die eine

Rezension auch nur eine halbe: „Auch wenn mir das Tele-

bin, worr mi richtig schwor. All de Schicksale

kann einem Konzert auf dem dort stehenden Stutzflügel

Kurzfilmtag das Defa-Weihnachtsflimmern für Kinder.

Hälfte des Duos, die Musik von Den Sorte Skole so: „Es ist,

fon an sich schon fast zu anonym ist und ich erschrecke,

und Geschichten leeten mi sietdem nich mehr

lauschen. Gerne lädt er Musiker und DJs zu den Eröff-

Die Kurz-Trickfilme aus den 50er- bis 80er-Jahren werden

als schalte man einen Radiosender von einem parallelen

wenn ich nur ein Atmen in der Leitung höre oder eine

los, wat mi bewegte sülm aktiv to warrn. Ik heff

nungen ein und wenn nicht auf der Straße zur Kunst ge-

von schönem 35-mm-Filmmaterial projiziert, dazu gibt’s

multikulturellen Planeten ein, auf dem Genregrenzen

Stimme, die mir nichts sagt, die aber davon ausgeht, dass

hulpen de Flüchtlinge an’e Bahnhof in Empfang

feiert wird, dann wird es in der Galerie schön eng. Uhlig

Kakao und Kekse. Der nächste Weihnachtsklassiker ist

nicht existent sind.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer

ich sie kennen müsste – von damals, jener fernen Zeit, als

to nehmen und för se een Schlopplatz to organi-

betrachtet die Galerie als einen Ort der solidarischen

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel von 1973. Tschechische

vielleicht noch etwas zum Albumtitel. Jener spielt laut

ich noch mit Gummistiefeln durch die Laubwälder des

seern, bevör se an de nächste Dag wieder na

Raumnahme, ein Teilen und Erfahren von Raum und

Märchenfilme aus den 70ern haben immer etwas unter-

Martin Højland, der anderen Hälfte des Duos, darauf an,

Odenwalds schlenderte, die ich meinte schützen zu kön-

Skandinavien reist sind. Sietdem fraag ik mi, wie

Kunst. Für diesen Raum schränkt er sich ein und verzichtet

schwellig psychedelisches, was auf mich latent verstörend

dass die Ureinwohner Nordamerikas nicht daran glaub-

nen, wenn ich meinen Baum ab – Nein Danke! Anstecker

ik noch helpen kann. Ik överleeg nu Arabisch to

wirkt. In den 80er-Jahren lief der Film gefühlt an jedem

ten, dass man Land besitzen könne. Man könne es nur

an den Pullover pinnte und weder der Baum noch der Pin

leern und wi wüllt een Flüchtling bi uns in de WG

man ihn darauf anspricht, dann sagt er, dass es doch kein

Adventswochenende und konnte sich so als Weihnachts-

borgen. Ähnlich sehen es Den Sorte Skole in Sachen

noch der Pullover die Frankfurter Landebahn verhindert

opnehmen. Aver langt dat? Wat bringt langfristig

Verzicht sei, sondern ein Gewinn. Er nutze seinen Lebens-

auf wichtige Quadratmeter seiner kleinen Wohnung. Wenn

klassiker etablieren. Daher sollte man ihn – neutral aus-

wat?

Copyright. Sie würden sich die Samples aus dem gemein-

hatten, vielleicht weil letztere nicht wusste, welcher Baum

raum sinnvoll und das mache ihn glücklich – mich übri-

gedrückt – mal gesehen haben. Der Film wird am

schaftlichen musikalischen Schatz borgen, um mit Res-

gemeint war.“

gens auch! Bei der kommenden Ausstellung im Dezember

13. Dezember in Kooperation mit dem Arab Filmclub bei

pekt vor den Urhebern etwas Neues zu schaffen. Eine

Ik weet, dat Thema is jüst in aller Munde. Jeder –

wird es eine Raum-Video-Installation des Künstlers L.I.K.

vun kleen bit groot – maakt sick dorto siene

geben. Das Licht brennt, 24 Stunden am Tag.

freiem Eintritt mit einer arabischen Einführung gezeigt.

Kritik am Copyright-System. Und damit das Duo keine

Der Rest des Dezember-Programmes mit dem Monats-

Gedanken und schrivt und maakt und deit. Und

rechtlichen Probleme bekommt, wird das Album nur

thema „Blut und Schnee“ ist übrigens auch ziemlich toll.

online auf Spendenbasis vertrieben. Ein Geschenk!

BUCH

Ina Bruchlos: Da ist ein Riss in der Welt

dat mutt ok sien! De Fraag is, wie sick jeder

Taschenbuch, Minimal Trash Art Verlag, 14,90 Euro

sülm – wie ik mi, wie du di – dorto positioneeren

ORT

deist. Wat is dien Bidrag? Wichtig is doch, dat man

ZustandsZone, Königstraße 16

ORT

wat maakt und bi sick sülm anfangen deit und be-

AKTUELLES ALBUM

TERMINE

B-Movie, Brigittenstraße 5

Indians & Cowboys

grippt, dat man nich mehr wegkieken kann. De

Nächste Ausstellung „Stadt-Gewinn-Verlust“: 12. Dezember bis

TERMINE

03. Januar, Vernissage: 11. Dezember, 19 Uhr

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

26. Oktober

ÖFFNUNGSZEITEN

13. Dezember, 16 Uhr und 19. Dezember, 18 Uhr

INFOS

mehr loslaaten!

Täglich 24 Stunden von außen,

Defa-Weihnachtsflimmern für Kinder (zum Kurzfilmtag)

Donnerstags 18 bis 20:30 Uhr drinnen

20. Dezember, 15 Uhr

INFOS

INFOS

zustandszone.de

b-movie.de

Text: Friederike Schultz, Foto: Lars Krüger

Text: Doris Brandt, Foto: STADTLICHH Magazin

RELEASE-DATUM

Welt is nich so wiet weg, se steiht för unse Döör

und ward uns ok de nächsten Johrteihnte nich

von Michel Houellebecq Regie: Karin Beier Deutschsprachige Erstaufführung

Frankreich im Jahre 2022: In der Politik kündigt sich ein sensationeller Machtwechsel an: Um zu verhindern, dass der Front National als stärkste Partei die Präsidentin stellt, verbündet sich die bürgerliche Mitte mit der muslimischen Bruderschaft. Der Plan geht auf: In den Élysée-Palast zieht Frankreichs erster muslimischer Präsident ein. Was diese durchaus glaubwürdige Zukunftsvision, die Houellebecq beschreibt, erst zum Skandalon macht, ist das, was nun folgt: Die erschöpfte säkulare westliche Zivilisation blüht auf: Die intellektuellen Eliten des Landes, vertreten durch den Erzähler François, abgehalfterter Literaturwissenschaftler an der Sorbonne III, ergeben sich freudig der Wende. Schulen und Universitäten werden islamisiert, wer nicht konvertiert, fliegt raus – großzügig abgefunden mit dem Geld reicher Saudis. Innerhalb kürzester Zeit gibt es Vollbeschäftigung, da alle Frauen aus der öffentlichen Arbeit verschwinden. Polygamie bringt frischen Wind in das ermüdete Sexleben, die Kriminalitätsrate sinkt, Wirtschafts- und Geburtenraten boomen. Dazu der Autor: „Mein Roman ist zutiefst zwiespältig, man kann ihn wie eine verzweifelte oder wie eine hoffnungsvolle Geschichte lesen“. Houellebecqs boshafte Doppelsinnigkeit hält dem Westen einen Spiegel vor, in dem er erbärmlich erscheint. Der neue Text provoziert und polarisiert, ist aber auch abgründig komisch. Karin Beier wird ihn erstmals auf einer Bühne inszenieren.

densorteskole.net

EFFI BRIEST

Sentaro (Masatoshi Nagase) verkauft in seinem Imbiss

Wer Fontanes Geschichte der Effi Briest kennt, der weiß:

Dorayaki, kleine Pfannkuchen, gefüllt mit einer süßen

Jacques Audiard ist zurück! Mit herausragenden Dramen wie Der Geschmack von Rost und Knochen und Ein Prophet

Keine Frage, das Dockville hat sich längst seinen Platz im deutschen Festivalkalender erspielt. Seit der ersten

spielhauses bei der Effi Briest landet, versehen mit dem

Ausgabe 2007 ist die Sause in Wilhelmsburg vom Indie-

Untertitel „allerdings mit anderem Text und auch anderer

Geheimtipp für 5.000 Zuschauer zum international anerkannten Stadtfestival mit über

zu durchbrechen und die anderen zu überholen. Darauf

nicht mehr aufbringen kann. Er lässt sich die Paste des-

schichte verewigt. Sein neuestes Werk überrascht jedoch

Melodie“, der weiß ebenso wenig, wie das endet – aber der

branden Jubeln und Klatschen im Rund auf.

halb in großen Plastikeimern liefern.

zunächst mit einer anderen Herangehensweise: Dämonen

ahnt: Ein trauriger Fontane ist hier nicht zu erwarten.

und Wunder ist die eher nüchterne, beinahe dokumen-

Wir befinden uns in einer Turnhalle in Hamburg. Die

Das ändert sich, als ihn die alte Tokue (Kirin Kiki) bittet,

tarische Betrachtung des Lebens einer Flüchtlingsfamilie

Clemens Sienknecht hat gemeinsam mit Barbara Bürk

Frauen auf der Bahn gehören zu den Harbor Girls, dem

sie als Küchengehilfin einzustellen. Sentaro ist skeptisch,

wider Willen in Frankreich, dem Zurechtkommen in

was ganz besonderes gezaubert im Malersaal des Deut-

Roller-Derby-Team des FC St. Pauli. Auf den ersten Blick

erst ihre selbst gemachte An kann ihn umstimmen. Er ist

einem fremden Land mit fremder Sprache und Kultur.

Zwar schwelen permanent Konflikte, doch erst in den

Schlaffhorst – ein Leben, zu wahr, um schön zu sein wur-

letzten Minuten spitzt sich die Handlung zu einem drama-

den sämtliche Register gezogen, die das komödiantische

können, gesteht er ihr. Von nun an stehen die beiden

tischen Finale zu.

bereits am frühen Morgen in der kleinen Imbissbude und

der in den USA von einem Sportpromoter und einem

kochen, dünsten, zerdrücken, würzen, sieben und rühren

Theater zu bieten hat. Bei Effi Briest ist das nicht anders, nur, dass hier ein tragischer Roman die Vorlage bietet.

Dheepan ist ein ehemaliger Kämpfer der Liberation Tigers

Sportjournalisten erfunden wurde. Zwischen den 40er-

die Bohnen, bis sie zu der zähen, dunkelroten Masse wer-

of Tamil Eelam, einer paramilitärischen Organisation, die

Wie die Geschichte des Lebens uns lehrt, liegen Tragik

und 70er-Jahren war es in den Vereinigten Staaten sehr

den. Zwischen dem ungleichen Paar entwickelt sich dabei

während eines lang andauernden Bürgerkriegs für die

und Komik dicht beieinander – so auch an diesem Abend.

populär, verschwand dann aber in der Versenkung, ehe es

eine besondere Freundschaft. Jeder hat sein Päckchen zu

Unabhängigkeit der Tamilen in Sri Lanka kämpfte. Nach

Der Zuschauer befindet sich in einer Art Studio mit

seit der Jahrtausendwende wieder aufkam. In Deutsch-

tragen. Geredet wird nicht viel, doch die Bohnen sprechen

deren Niederlage gegen die Regierungstruppen und dem

schräger 70er-Jahre-Einrichtung. Man ist, wie man früh

land wird Roller Derby hauptsächlich von Frauen aus-

für sich. Und das so überzeugend, dass es sich bald in der

Verlust seiner Angehörigen flüchtet Dheepan mit der

erfährt, bei „Radio Briest“, das Thema der Sendung:

geübt, es gibt mittlerweile aber auch Männerteams. Bei

Nachbarschaft herumspricht: Das Geschäft läuft blen-

Frau Yalina und dem kleinen Mädchen Illayaal nach

„berühmte Seitensprünge der Weltliteratur“. Und dann

einem „Bout“ genannten Spiel treten zwei Fünferteams

dend. Doch das Glück hält nicht an.

Europa – getarnt als Familie. Schließlich beantragen sie

schlüpfen die Schauspieler in ihre Rollen – mal hinterm

Asyl in Frankreich und landen im Wohnblock eines

Pult, mal ganz frontal. Die Wechsel sind so gut getak tet,

Die Regisseurin Naomi Kawase stellt in ihrem neuen Film

Problemviertels: Dheepan übernimmt dort die Arbeit des

dass brillante Slapsticknummern von Spielszenen abge-

(vier Blockerinnen, eine Jammerin) auf einer ovalen Bahn gegeneinander an. Die Jammerin macht Punkte, wenn sie die gegnerischen Blockerinnen überrundet, die wiederum versuchen, sie aufzuhalten.

Hausmeisters, Yalina kümmert sich um den Rentner

löst werden. Das Leben der Effi Briest im Schnelldurch-

im Kino weder riechen noch schmecken kann, stört dabei

Habib, während Illayaal in der Schule Französisch lernt.

lauf und auf den Punkt gebracht.

nicht. Kawase schafft es, die Gerüche und den Geschmack

Der Wohnblock entpuppt sich erst als Drogenumschlag-

die Zubereitung von Essen in den Mittelpunkt. Dass man

Die Harbor Girls wurden 2007 gegründet und sind eine

auf die Leinwand zu bringen, durch lange Einstellungen

platz, dann taucht auch noch ein Oberst aus Sri Lanka

Das wirklich beeindruckende an dem Abend ist, dass man

von fünf Mannschaften, die an der dieses Jahr neu ge-

und viel Gespür für ihre einsamen, traurigen Figuren. Die

auf, sodass Dheepan die Bilder aus dem Krieg in der Hei-

beschwingt, aber auch betrübt nach Hause geht, denn

Bohnen tragen durch den Film – so gut, dass die zusätzlich

mat wieder einholen. Der Zufluchtsort mutiert zu einem

den FC St. Pauli eingegliedert und vereinstypisch spielen

gesponnenen Dramen besonders gegen Ende des etwas zu

Kriegsgebiet, die Angst kommt zurück.

Fankultur, -gesänge und Konfettikanonen bei Spielen eine

lang geratenen Filmes eher überflüssig als bereichernd

große Rolle.

scheinen.

gründeten Bundesliga teilnehmen. Seit 2014 sind sie in

neben dem ganzen Spaß scheint das mit Standesdünkeln durchtränkte Drama der Effi immer wieder durch. Nachhaltige Spuren hinterlassen auch die von einem Platten-

Audiard, der seinen Film nicht als Sozialstudie verstehen

spieler abgespielten Worte des Originals einer alten Auf-

will, vertraut in Dämonen und Wunder auf Laiendarstel-

nahme, gelesen von Gerd Westphal. Da ist sie dann

ler, deren Biografien zum Teil überraschende Parallelen

wieder, die großartige Sprache des Fontane und lässt uns

ORT

Certain Regard“ der diesjährigen Internationalen Film-

zu den Charakteren der Geschichte aufweisen. Der fes-

wohlig warm erschaudern.

Wirtschaftsgymnasium St. Pauli, Budapester Straße 58

festspiele von Cannes.

selnde Film erfasst Themen wie das Leben als Fremde in

Kirschblüten und rote Bohnen eröffnete die Reihe „Un

Ziemlich beste Freunde Komödie von Gunnar Dreßler nach dem gleichnamigen Film von Éric Toledano und Olivier Nakache Regie: Jean-Claude Berutti Ausstattung: Rudy Sabounghi und Katharina Heistinger Mit Patrick Abozen, Sarah Diener, Frank Jordan, Hardy Krüger Jr., Andrea Lüdke, Anna Semmer

Vorstellungen: 6. bis 31. Januar 2016

der Fremde, den Wunsch nach der Geborgenheit einer

(März bis Juli)

Familie sowie den Versuch des Vergessens der eigenen

Sporthalle Christianeum, Otto-Ernst-Straße 34 (September und Oktober)

FILMSTART

TERMINE

31. Dezember (Neue Visionen)

12. März, 23. April, 21. Mai, 02. Juli,

INFOS

10. September und 22. Oktober

neuevisionen.de

grausamen Vergangenheit. Die aktuelle politische Situ a-

tion in Europa und die schrecklichen Vorkommnisse in

Frankreich setzen den Film in einen weiteren Kontext. In Cannes ausgezeichnet mit der Goldenen Palme für den besten Film.

Rekrutierungstag für Interessierte: 22. Januar

ORT

Deutsches Schauspielhaus, Kirchenallee 39 TERMINE

28. und 29. Dezember, 20 Uhr EINTRITT

22 Euro, ermäßigt 9 Euro€

Hamburger Kammerspiele Hartungstraße 9-11, 20146 Hamburg 040 - 41 33 44 0 www.hamburger-kammerspiele.de

INFOS

Text: Sarah Heuberger, Bild: Neue Visionen

schauspielhaus.de

FILMSTART

10. Dezember (Weltkino)

UNSERE GESCHE

Text und Foto: Friederike Schultz

daemonenundwunder.weltkino.de

Text: Jochen Oppermann, Bild: Why Not Productions – Page 114 – France 2 Cinéma

Mo-Sa 10.00-19.00 Uhr

NKIDEE!

rten für zwei Theaterka Schenken Sie Programmheft Freunde plus Ziemlich beste el! Nur 49,-! im edlen Samtbeut spiele.de! hamburger-kammer Infos unter

INFOS

Text: Henry Ziegler, Foto: Stefan Groenveld

ZWEIUNDDREISSIG

EN ERFOLGS!

WEGEN DES GROSS

schen Schauspielhauses. Schon bei ihrer Arbeit Werner

begeistert, dabei schmecken ihm Dorayaki eigentlich gar

nicht. Noch nie habe er einen Ganzen auf einmal essen

hier geordneter zu, als man denkt – das Regelwerk um-

fasst über 70 Seiten. Roller Derby ist ein Vollkontaktsport,

erscheint es, als habe jemand in einer wilden Mischung

Kartentelefon 040.24 87 13

STADTLICHH # 21

SCHÖNE MOMENTE

hat sich der Franzose bereits als Regisseur von mitreißenden Genreperlen mit Arthouse-Flair in der Filmge-

Rugby und Rollschuhfahren kombiniert. Doch es geht

N/AKT

GUCKEN

Das endet nicht gut. Wer aber im Programm des Schau-

roten Bohnenpaste, auf Japanisch An. Die Paste braucht in

der Zubereitung viel Geduld und Liebe – Liebe, die Sentaro

harborgirls.de

Samstag, 6. Februar 2016 20 Uhr / SchauSpielHaus

Text: Sven Schwarz, Bild: Deutsche Kinemathek

FILM

die Fahrbahn zu blockieren. Es wird gerempelt und ge-

schubst, bis es der einzelnen Frau gelingt, die Blockade

Vorverkauf 6,50 Euro, Abendkasse 7,50 Euro

schauspielhaus.de

DREISSIG

KIRSCHBLÜTEN UND ROTE BOHNEN DÄMONEN UND WUNDER

Eine Frau auf Rollschuhen rast eine ovale Bahn entlang.

INFOS

Premiere:

Text: Marco Wedig, Foto: Kristoffer Juel Poulsen

FILM

ROLLER DERBY

EINTRITT

Es spielt: Edgar Selge

THEATER

SPORT

Vor ihr fahren vier Frauen nebeneinander und versuchen,

FAQ Room 4

Unterwerfung

(beste verfügbare

Plätze ab PG

A BON

NI

ER MICH

K

W

M

K

19 EURO

2)

STADTLICHH # 21

IST EIN BILD

EIN BILD

Hamburg, 2014

BRÜCKEN, BRUNNEN UND BEDENKEN

Gräfenhainichen, 2013

Verborgen im Dunkel der Nacht herrscht reges Treiben. Für Sekundenbruchteile taucht ein Blitz

13 Nachtschwärmer und einen Schwan in grelles Licht und deckt Augenblicke von rauer und

absurder Schönheit auf. Festgehalten habe ich sie auf Streifzügen durch Hamburg, Amsterdam und Kopenhagen, auf Straßen, Festivals und in Proberäumen.

NIGHTS IN WHITE SATIN

Hamburg, 2014

A

Hamburg, 2014

FOTOS UND TEXT: Robin Hinsch

VIERZIG

STADTLICHH # 21

STADTLICHH # 21

EINUNDVIERZIG

ZWEIUNDVIERZIG

STADTLICHH # 21

STADTLICHH # 21

DREIUNDVIERZIG

Stadthaus

Rathaus

DAK Krankenkasse

Gesundheitszentrum am Markt

Beer-Yaacov-Weg

Apotheke am Markt

Engel & Völkers Immobilienmakler

Wollywood – Ihr Wollgeschäft vor Ort

Ernstings Family

Laurent Restaurant & Bar

Hypo Vereinsbank

Modehaus Rohde

Gänselieselbrunnen

Briefkasten

Wappen von Bad Oldesloe

Imbiss

TELLERRAND

Bad Oldesloe, historische Innenstadt

­Oldesloe­ bleibt­ er­ verbunden.­ Seit­ 30­ Jahren­ fährt­ er­­

Freundschaft­zu­Bad­Oldesloe­verkörpert:­Er­stammt­aus­

basis­­verdienten­oder­von­den­Landwirtschaftsbetrieben­

mit­ seiner­ Frau­ Miriam­ dorthin.­ Sogar­ das­ Stormarner­­

Litauen­und­wurde­als­Jugendlicher­von­den­Nationalsozia­

Byzanti­ner­ stammen.­ Am­ Grund­ plätschert­ eine­ Quelle,­

Häuser­ des­ Dorfes­ vermischt.­ Das­ könnte­ sich­ wieder­

rismus,­ irgendwann,­ wenn­ die­ Mauer­ zwischen­ Israel­

lebten.­ Heute­ hat­ Be’er­ Ya’akov­ über­ 20.000­ Einwohner­

Tagblatt­ schreibt­ darüber,­ wenn­ er­ kommt.­ „Im­ Zeichen­

listen­ ins­ Ghetto­ von­ Vilnius­ deportiert.­ Bei­ Kriegsende­

deren­Wasser­jahrhundertelang­das­Dorf­versorgte.­„Denn­

­ä ndern,­glaubt­er,­wenn­man­das­Dorf­mit­einer­Kläran­

und­ Palästina­ nicht­ mehr­ da­ ist­ und­ die­ Regierungen­

­Jifna“,­ sagt­ Abu­ Khalil­ und­ wirft­ die­ Zigarette­ weg,­­

lage­und­einer­Kanalisation­ausstatten­würde.

­entweder­ ihr­ Geld­ in­ der­ benachbarten­ großen­ Armee­

und­wo­­es­Brachland­gibt,­wird­gebaut:­Die­Stadt­ist­um­

der­ Völkerverständigung­ und­ Freundschaft“­ titelte­ das­­

ringt­von­Großbaustellen,­deren­Rohbauten­das­Stadtzen­

Blatt­ am­ 25.­ September­ 2015,­ das­ Foto­ zeigt­ ­Blumen­­ ­

trum­in­ihre­Schatten­stellen.

thal,­wie­er­vom­Bürgermeister­eine­Erinnerungs­u rkunde­

schaffte­er­mit­seiner­Frau­die­Flucht­ins­damals­noch­von­

den­Briten­verwaltete­Palästina.­„Ich­habe­erlebt,­wie­die­

­haben­ und­ deren­ tiefste­ Schichten­ aus­ der­ Zeit­ der­

sie­nicht­mehr,­seit­sich­ihr­Wasser­mit­dem­Abwasser­der­

Blumenthal,­ „und­ ich­ bin­ froh,­ heute­ in­ Deutschland­

Mal­empfangen­wie­einer­aus­ihrer­Mitte.­Es­passt,­dass­

Freunde­ zu­ haben,­ denen­ ich­ davon­ erzählen­ kann.­ Der­

noch­ heute­ gehört­ ihm­ ein­ Milchbetrieb­ und­ auch­ Bad­

­ausgerechnet­ er­ wie­ kein­ anderer­ in­ Be’er­ Ya’akov­ die­

Antisemitismus­ist­in­Europa­leider­nicht­verschwunden.“

DEUTSCHE TECHNIK FÜR BIBLISCHE QUELLE

Auf­ der­ ältesten­ erhaltenen­ Karte­ des­ Heiligen­ Landes,­ der­Mosaikkarte­von­Madaba­aus­dem­sechsten­Jahrhun­

dert­vor­Christus,­taucht­es­als­„Gophna“­auf,­unter­ den­

Römern­ war­ es­ Provinzhauptort­ und­ glaubt­ man­ einer­

Von­Jifna­und­den­Plänen­aus­Bad­Oldesloe­hat­Blumenthal­

abgelöst­sind,­die­der­Aussöhnung­im­Weg­stünden.­Auf­ dem­Schreibtisch­in­seinem­Büro­steht­eine­Teetasse­mit­

denn­er­braucht­nun­seinen­Atem,­„Jifna­ist­alt.“

Deutschen­damals­mit­uns­Juden­umgegangen­sind“,­sagt­

überreicht­ bekommt.­ Blumenthal­ sagt,­ er­ werde­ jedes­­

Doch­ Blumenthal­ ist­ bei­ der­ Landwirtschaft­ geblieben,­

besser.­Es­wäre­ein­starkes­Symbol­und­gut­für­den­Tou­

dem­Wappen­von­Bad­Oldesloe,­Petrus­mit­dem­Schlüs­

sel.­Abu­Khalil,­selbst­Christ,­gefällt­die­Symbolik.­„Hier­

ist­das­Land,­wo­Jesus­geboren­ist­und­er­ist­der­König­

des­ Friedens,­ oder?­ Ich­ hoffe,­ er­ wird­ ihn­ uns­ eines­

T­ages­geben.“­

­biblischen­ Legende,­ soll­ die­ Heilige­ Familie­ auf­ ihrem­

gehört,­doch­diese­Brücken­zu­schlagen,­sei­nicht­mehr­sei­

Weg­ von­ Nazareth­ nach­ Bethlehem­ hier­ Rast­ gemacht­

ne­Aufgabe.­„Aber­ich­habe­selbst­erlebt,­wie­man­in­einem­

­haben.­Wegen­der­Quelle.­Die­plätschert­noch­immer­am­

daraus­ noch­ Kontakte­ zu­ einer­ Kleinstadt­ in­ Israel­ er­

Volk,­das­uns­einst­vernichten­wollte,­Freunde­finden­kann.“

Grund­des­Schachts,­aber­die­Bewohner­von­Jifna­nutzen­

geben­ sollten,­ von­ der­ er­ nur­ den­ Namen­ kennt,­ umso­

Abu­ Khalil­ ist­ bereit­ für­ Bad­ Oldesloe.­ Und­ wenn­ sich­

­Fotos Seite 48 – 49: Andreas Schneitter, Seite 50 – 51: Elena Ochoa Lamiño

„Völkerverständigung,­ das­ ist­ gut­ für­ Jifna“,­ sagt­ Maher­

Abu­ Khalil.­ In­ seinem­ Büro­ am­ Dorfplatz,­ erhellt­ von­

­weißem­ Neonlicht,­ hängen­ drei­ gerahmte­ Bilder­ an­ der­

BAD OLDESLOE

Wand.­Zwei­zeigen­Porträts­von­Yassir­Arafat­und­Mahmud­ Abbas,­den­Präsidenten­der­Palästinensischen­Autonomie­

BAD OLDESLOE

LAGE 38 km nordöstlich von Hamburg, Kreis Stormarn GRÜNDUNG erste Erwähnung 1151 EINWOHNERZAHL 24.699

BÜRGERMEISTER Tassilo von Bary

behörde.­Das­dritte­ist­eine­Schraffierung­des­ Rathauses­ von­Ivry­Sur­Seine.­Die­französische­Stadt­nahe­Paris­ist­

die­erste­Partnergemeinde­von­Jifna.­Erst­2012­wurde­die­ Freundschaft­geschlossen,­aber­Ivry­Sur­Seine­hat­bereits­

zweimal­Schulklassen­aus­dem­palästinensischen­Dorf­für­

drei­Wochen­ins­Sommerlager­eingeladen­und­jedes­Jahr­ erhalten­zwei­Studenten­aus­Jifna­ein­Stipendium­für­ein­

Vollstudium­ an­ einer­ französischen­ Uni.­ Abu­ Khalil­ hat­ begonnen,­Französischunterricht­zu­nehmen.

Golanhöhen

Er­knüpft­ganz­praktische­Hoffnungen­an­die­neue­Städte­

ENDLICH

Saunawetter!

partnerschaft:­ Als­ erstes­ müsse­ der­ Quellenschacht­

BE’ER YA’AKOV

Westjordanland

Gazastreifen

Israel

BE’ER YA’AKOV (ISRAEL)

Partnerschaft mit Bad Oldesloe seit 1987

­erneuert­werden.­„Die­Deutschen“,­sagt­er­und­zieht­eine­ neue­Zigarette­aus­der­Schachtel,­„die­Deutschen­können­

LAGE 20 km südöstlich von Tel Aviv, 60 km nordwestlich von Jerusalem,

das.“­ Kläranlagen,­ Renovierungsarbeiten,­ Abfallwieder­

zwischen Mittelmeerküste und den Bergen Judäas

verwertung.­ „Die­ Deutschen­ sind­ fähige­ Ingenieure­ und­

GRÜNDUNG im Jahre 1907

EINWOHNERZAHL ca. 20.000

BÜRGERMEISTER Nissim Goslan

stellen­ gute­ Maschinen­ her“,­ weiß­ Abu­ Khalil,­ schließ­­­

lich­fährt­er­eines­ihrer­Autos­„sie­arbeiten­präzise­und­ sie­ sind­ bereit­ zu­ helfen.“­ Er­ hat­ das­ selbst­ gesehen­ vor­

einem­Jahr­bei­einem­Workshop­in­den­besten­Hotels­von­ Ramallah­­ und­ Bethlehem,­ wo­ seine­ Amtskollegen­ aus­

­a nderen­ Dörfern­ und­ Städten­ sich­ mit­ ihren­ deutschen­ Partnern­ ausgetauscht­ haben.­ Neun­ palästinensische­

Orte­führen­schon­eine­Partnerschaft­mit­einer­deutschen­

JIFNA

JIFNA

Partnerschaft mit Bad Oldesloe seit 2015

Gemeinde,­ Jifna­ ist­ nun­ die­ Nummer­ zehn.­ „Ich­ sage­ nicht:­ Gut,­ besiegeln­ wir­ die­ Freundschaft­ und­ dann­

kommt­her­und­helft­uns.­Nein.­Wir­werden­Freunde,­wir­

LAGE 20 km nördlich von Jerusalem, abseits von großen Straßen und jüdischen Siedlungsblöcken

GRÜNDUNG erste Erwähnung im 6. Jhrd. v. Christus

EINWOHNERZAHL 2.500, 65 Prozent davon Christen BÜRGERMEISTER Maher Abu Khalil

lernen­uns­kennen­und­wenn­man­sich­dann­noch­gegen­

seitig­ helfen­ kann,­ warum­ nicht?“­ Abu­ Khalil­ tritt­ vor­­

24­ Treppenstufen­ hinunter­ führt­ der­ Schacht,­ entlang­­ an­Mauern,­deren­oberen­Teil­die­Osmanen­ausgebessert­

FÜNFZIG

9 Saunawelten. Unendliche Aufguss-Vielfalt. Auch als Geschenk.

die­Tür­und­zeigt­auf­einen­Schacht­am­Ende­der­Gasse.­­

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STADTLICHH # 21

EIN NORMALES STADTLICHH MAGAZIN IST DOPPELT SO DICK, HALB SO GROSS UND QUATSCHT NICHT STÄNDIG ÜBER SICH SELBST STADTLICHH # 22

dreizehn


Konkret und krass

Eine Infografik zu einem Hamburger Thema

ZAHL

INFOGRAFIK: Ulrike Gerwin

+

RECHERCHE: Elena Ochoa Lamiño

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FÜNF JAHRE UND 21 AUSGABEN – DA KOMMT EINIGES AN TEXTZEICHEN, FOTOS UND ILLUSTRATIONEN ZUSAMMEN. WIR HABEN NACHGEZÄHLT: FÜR JEDEN MITWIRKENDEN EINZELN

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wäre aber auch ein Ding der ­Unmöglichkeit. Daher: Let’s stick to the facts.

In 21 Ausgaben druckten wir insgesamt 2.042.742 Textzeichen, 898 Fotos und 190 Illustrationen auf 1.068 Seiten.

Yvonne Adamek Nikolai Antoniadis Alina Baer Stephanie Bastian Sebastian Baumer Lukas Bausch Laura Behncke Catharina Behrens Marcella Beling Sibylle Bergemann Ben Bernschneider Sabine Biedermann Mara Bieler Hanna Bittner Ulf Blankenhagen Debbie Blume Anna Bohaumilitzky Johannes Bouchain Doris Brandt

10.268 Zeichen 63.934 Zeichen 12 Illustrationen 1.926 Zeichen 8 Fotos 1 Foto 22.473 Zeichen 14.805 Zeichen 18.533 Zeichen / 18 Fotos 1 Foto 20 Fotos 7 Fotos 8.168 Zeichen 22.644 Zeichen 6.721 Zeichen 40.984 Zeichen 3.549 Zeichen 8.011 Zeichen 116.588 Zeichen

Gesa Braun Margrit Brehm Carolin Bremer Joanna Broda Christian Brodack Kathrin Brunnhofer Claudio Burtschenko Anne K. Buß Stefan Canham Julius Cavaliere Daniela Chmelik Wiebke Colmorgen Lia Darjes Kai Michael Dietrich Matze Doebele Benjamin Dohmann Justus Duhnkrack Barbara Dziadosz Gabriela Ecke

2 Illustrationen 2.064 Zeichen 10 Illustrationen 18 Illustrationen 1 Foto 4.488 Zeichen, 136 Fotos 6 Fotos 27.902 Zeichen 4 Fotos 1.997 Zeichen 9.292 Zeichen 32.490 Zeichen 18 Fotos 2.689 Zeichen 5 Illustrationen 13.317 Zeichen 22.380 Zeichen 2 Illustrationen 11.435 Zeichen

Matthias Elwardt Tillmann Engel Tanja Esch Lennart Etsiwah Teja Fischer Verena Fischer Jo Fischer Teja Fischer Alexander Fitterling Oda Flocke Déborah Fortes Matthias Friedel Simone Friese Michael Fritz Marta Fromme Nina Funk Dana Funk Paul Fürhoff Jérome Gerull

2.068 Zeichen 32 Fotos 2 Illustrationen 20.592 Zeichen, 2 Fotos 2.078 Zeichen 43.135 Zeichen 63 Fotos 1 Foto 7 Fotos 1.941 Zeichen 4.325 Zeichen 1 Foto 18 Fotos 9.612 Zeichen 1 Illustrationen 1.777 Zeichen 1.982 Zeichen 17.398 Zeichen 19 Fotos

Ulrike Gerwin Ulfried Glück Susanna Goonawardana Jul Gordon Christina Grevenbrock Sebastian Grundke Swaantje Güntzel Constanze Hager Theresa Hahl Haina Der blonde Hans Eva Hartmann Hannes Hartwig Regina Heins Leonie Herzog Tristan Heß Sarah Heuberger Herbert Hindringer Robin Hinsch

21 Ausgaben 2.032 Zeichen 6.824 Zeichen, 5 Fotos 1 Illustration 2.009 Zeichen 15.735 Zeichen 7 Fotos 4.063 Zeichen 691 Zeichen 2 Illustrationen 2.729 Zeichen 9 Illustrationen 3 Fotos 11.810 Zeichen 2 Illustrationen 6 Fotos 17.400 Zeichen 644 Zeichen 13 Fotos

Anna Holz I like birds Lena Ingwersen André Itjes Sasa Jansen Louise Jens Olivia Jones Roman Jonsson Judith Jung Axel Kaden Myriam Keil Anke Kell Roman Keller Parham Khorrami Nils Kistner Jannis Klasing Kathrin Klingner Rudolf D. Klöckner Patrick Knuchel

12 Fotos 4 Illustrationen, 2 Fotos 18.504 Zeichen 30.799 Zeichen 5.894 Zeichen 1.931 Zeichen 2.729 Zeichen 43.914 Zeichen 2.822 Zeichen 5.670 Zeichen 602 Zeichen 23.860 Zeichen 5.894 Zeichen 1 Illustration 33.334 Zeichen, 37 Fotos 11.397 Zeichen 1 Illustration 17.061 Zeichen, 5 Fotos 2 Fotos

Michael Ko Oliver Koniecki Koo & Le Croissant Mischa Kopmann Jonas Kramer Meike Krämer Thilo Krapp Lars Krüger Karsten Kummer Laura Laakso Till Leeser Sebastian Lehmann Desiree Leiprecht Jan Lidtke Achim Liebsch Mike Liem Hendrik Lüders Anna Madelung Marija Magdic

29.165 Zeichen 9 Fotos 1 Illustration 62.776 Zeichen 2 Illustrationen 8.517 Zeichen 3 Illustrationen 1.857 Zeichen, 54 Fotos 4 Illustrationen 45 Illustrationen 1 Foto 2.129 Zeichen 2.035 Zeichen 1 Illustration 4 Fotos 36.908 Zeichen 9 Fotos 39 Fotos 9 Fotos

Sonia Majtler 17.738 Zeichen Nicole Malonnek 122 Fotos Katharina Mandlinger 39.112 Zeichen Ole Masch 39.183 Zeichen Anke C. Meier 2.947 Zeichen Anna Meinecke 3.945 Zeichen Gilda Mempel 321 Zeichen Ulrich Mertens 5 Fotos Maja Mijatovic 1.852 Zeichen Tanja Mokosch 1.867 Zeichen Nathalie Möller 1.764 Zeichen Jonas Moronns 29.536 Zeichen Stefan Mosebach 1.979 Zeichen, 27 Illustrationen Wiebke Müller 2.006 Zeichen Klaus Norris Nather 1 Foto Elena Ochoa Lamiño 96.404 Zeichen Falko Ohlmer 2 Illustrationen Jochen Oppermann 77.799 Zeichen Martin Petersen 289.163 Zeichen

Moritz Piehler 15.663 Zeichen, 2 Fotos Lennart Plutat 25.206 Zeichen Malte Plutat 2 Fotos Dennis Poser 2 Fotos Romana Prinz 2.124 Zeichen Tina-Susan Rauter 11.386 Zeichen Lucy Redler 2.306 Zeichen Nicole Reese 26.796 Zeichen Stella Richter 3.660 Zeichen Stella Richter 10 Fotos Lisa Ridder 1 Foto Tom Rölecke (Roeler) 82 Fotos Mirko Röper 1 Illustration Sandra Rudel 48.053 Zeichen Katja Ruge 2 Fotos Russlan 39.85 Zeichen, 5 Illustrationen Valerie Schäfers 21 Ausgaben Marika Schepers 6 Fotos Robert Schlossnickel 7 Fotos

Quelle: Eigene Recherche, so heißt es im Fachjargon. Hinter dieser banalen Angabe verbirgt sich, dass Elena Ochoa Lamiño alle 21 Ausgaben mit scharfem Blick, spitzem Bleistift und Rechenschieber nach Textzeichen, Fotos und Illustrationen durchforstet hat.

vierzehn

STADTLICHH # 22

Johanna Schmahlfeldt Philipp Schmidt Dirk Schneider Andreas Schneitler Veronika Schopka Friederike Schulz Matthias Schütte Julia Schwendner Bobbie Serrano Hannah Seven Tim Sohr Judith Sombray Joachim Sperl Jan N. Sterbies Jörg Stiehler Tim Stoffel Nora Tarasjanz Nicholas Tiehn Gordon A. Timpen

1.792 Zeichen 1 Fotos 7.222 Zeichen 9.944 Zeichen 2.417 Zeichen 41.284 Zeichen, 51 Fotos 1 Illustration 8 Fotos 1 Illustration 3.985 Zeichen 14.978 Zeichen 568 Zeichen 4 Illustrationen 1.865 Zeichen, 8 Fotos 1.564 Zeichen 1.990 Zeichen 8.560 Zeichen 7.251 Zeichen 9 Fotos

Christian Tjaben Jannes Vahl Hans Vollmer Paul von Mühlendahl Felix von Pless Judith Waldmann Cora Waschke Marco Wedig Max Weintraub Friedrich Weiß Silke Weißbach Joko Weykopf Rieke Weykopf Fabian Wolf Henry Ziegler

5.867 Zeichen 38.927 Zeichen 2.689 Zeichen 7 Illustrationen* 20.494 Zeichen 23.213 Zeichen 2.322 Zeichen 67.106 Zeichen 2.047 Zeichen 39.115 Zeichen 12 Illustrationen 5.742 Zeichen 1.704 Zeichen 1 Illustration 2.000 Zeichen

* Konzeption und Text


Ein Bild

Wir mögen große Bilder und Illustrationen und halten diese Seiten konsequent frei von Uhrenrätseln, Modestrecken und sonstiger fadenscheiniger Produktwerbung. Denn ein Bild ist ein Bild

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ILLUSTRATIONEN: Laura Laakso, Martina Liebig, Eva Hartmann, Silke Weißbach

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FÜNF JAHRE UND 21 AUSGABEN – DAS SCHAFFT MAN NICHT ZU DRITT ODER VIERT. VIELMEHR BRAUCHT ES UNERSCHÜTTERLICHE FREUDE AM MAGAZINMACHEN UND JEDE MENGE MITSTREITER

ULRIKE GE RW IN (A RT-DIR EK TION + HE RA Frühstücken, Fa USGE BE RIN) liebt ausgiebige milientouren im s VW-Bus und ke nnt Valerie scho n aus der Schu le

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Supporterin KATHRIN BRUNNHOFER (FOTOGR AFIE) ist Fotografin und hhh („Yeahhh n motiviere Art hselbare unverwec der ersten Stunde. Kann uns auf yeahhhhhhhh! Heft in der Post! VOLL geil!!!“)

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dass sie sich nicht mehr an alle erinnern kann. Ihre Lieblingsbei­träge waren Kiez Frontal in #17 („konnte ich endlich mal umsetzen !“) und die Archive der Museen in #14 („war wie bei Uroma auf dem Dachbod en“)

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NICOLE MALONNEK (FOTOGR AFIE) hat schon so viele großartige Fotos und Fotostrecken beigetragen,

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EVA HARTMANN (ILLUSTRATION) illustrierte diese Seite im Schlafanzug mit einer Wärmflasche auf dem Schoß

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JULIA SCHWENDNER (FOTOGRAFIE) singt im Kneipenchor,

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zu Hamburger Chören jede Menge Ständchen singen

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SANDRA RUDEL (TEXT) trinkt gern belgische Biere, kann programmieren und hat uns in den ersten Jahren sehr viel unterstützt, e tw

KATHARINA MANDLINGER (TEXT) spielt Akkordeon und ließ sich bei ihrer Recherche

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Rund 200 Menschen haben in den letzten fünf Jahren ihren Beitrag zum Magazin

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geleistet. Jeder war wichtig, doch nicht

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STADTLICHH # 22

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andere anscheinend ausgewandert oder im Zeugenschutzprogramm. Dennoch seid

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uns, dass wir einige alte Hasen nicht erreicht haben. Die eine ist im Urlaub, der

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alle konnten wir hier zeigen – wir mussten eine Auswahl treffen. Besonders schmerzt

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Filme im Kino vorführen und zeichnet liebens

werte Comics über das Wetter und Fahrradhelm

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CHEFREDAKTION Martin Petersen

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ART-DIREKTION   Valerie Schäfers, Ulrike Gerwin

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HERAUSGEBER Ulrike Gerwin, Martin Petersen, Valerie Schäfers

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REDAKTION   Elena Ochoa Lamiño

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REDAKTIONELLE MITARBEIT TEXT Doris Brandt (hafentext.de), Wiebke Colmorgen, Jasmin Shamsi (hateyourtshirt.blogspot.com), Sarah Heuberger, Roman Jonsson, Mike Liem (chezmulda.wordpress.com), Elena Ochoa Lamiño (ochoa-lamino.de), Martin Petersen, Friedrich Weiß FOTOGRAFIE Kathrin Brunnhofer (picturekat.net), Jérome Gerull (jeromegerull.de), Hendrik Lüders (hendrik-lueders.de), Tom Rölecke (Roeler, roeler.com) ILLUSTRATION Laura Laakso (lauralaakso.com), Martina Liebig (liebigillustration.de), Eva Hartmann (eva-hartmann.de), Silke Weißbach (silkeweissbach.com) INFOGRAFIK Ulrike Gerwin TITELBILD Valerie Schäfers

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für uns) und hängt ansonsten mit Freunden und Familie im Grünen ab

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COPYRIGHT / BILDNACHWEISE SEITE 7 Landschaftsarchitektur+ Felix Holzapfel-Herziger, LRW Architekten und Stadtplaner, moka-studio, openstreetmap.org SEITE 8 FHH – Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, steg / Jan Seeringer SEITE 11 steg / Jan Seeringer LEKTORAT UND SCHLUSSREDAKTION Nathalie Möller-Titel, Elena Ochoa Lamiño, Martin Petersen, Felix von Pless, Friedrich Weiß ANZEIGEN Martin Petersen anzeigen@stadtlichh-magazin.de Telefon: 040 - 60927437 Aktuelle Anzeigenpreisliste unter stadtlichh-magazin.de/mediadaten ABONNEMENT Jahresabonnement: 19 Euro Förderabonnement: ab 50 Euro Firmenabonnement: 49 Euro Versand ins EU-Ausland zuzüglich 10 Euro, weltweit auf Anfrage abo@stadtlichh-magazin.de stadtlichh-magazin.de/abo

VERTRIEB cartel X promotion GmbH & Co. KG Friesenweg 4, 22763 Hamburg STADTLICHH Vertriebskontakt: vertrieb@stadtlichh-magazin.de Telefon: 040 - 60927437 DRUCK Axel Springer Offsetdruckerei, 22926 Ahrensburg MEDIENKONTAKT Martin Petersen (presse@stadtlichh-magazin.de) Telefon: 040 - 60927437

Das STADTLICHH Magazin erscheint vierteljährlich und ist kostenlos erhältlich. Alle festen Vertriebs­stellen sind einsehbar unter stadtlichh-magazin.de/hier_zu_finden. Die nächste Ausgabe erscheint am 1. Juni 2016 und ist wieder halb so groß und doppelt so dick. Anzeigenschluss ist der 13. Mai, Druckunterlagenschluss ist der 16. Mai. Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Martin Petersen. Anschrift siehe Verlag © 2016 STADTLICHH UG (haftungsbeschränkt) printed in Germany

PRESSEMITTEILUNGEN Pressemitteilungen bitte ausschließlich an pm@stadtlichh-magazin.de RECHTSBERATUNG Rechtsanwaltskanzlei Werner Chrysanderstraße 110 a, 21029 Hamburg kanzleiwerner.com VERLAG STADTLICHH UG (haftungsbeschränkt) Max-Brauer-Allee 156, 22765 Hamburg Telefon: 040 - 60927437 kontakt@stadtlichh-magazin.de stadtlichh-magazin.de HRB 115478, Geschäftsführer: Ulrike Gerwin, Martin Petersen, Valerie Schäfers VIELEN DANK AN Manuela Oehler für die Abonnentenbetreuung, Felix Fiedler für die regelmäßige Anpassung unserer Website und den verlässlichen IT-Support, Sandra Karl für die Rettung in Sachen Datenimport nach InDesign, Hendrik Lüders für nächtliche Noteinsätze, Kathrin Brunnhofer für Lagerraum und Motivation und an alle STADTLICHH-Spezial­agenten für ihre Einsatzkraft. VIELEN DANK AN UNSERE FÖRDERABONNENTEN Peter Czikowski, Hans Heinke, Hertz Morrison GbR, Marlene und Ulrich Hülsey, Oliver Lange, Gerlind Münchow, Marita und Karl-Josef Schäfers, Magda und Henning Söllig.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste und Internet und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD, DVD etc. nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlags. Export und Vertrieb im Ausland sowie das Führen von STADTLICHH in Lesezirkeln sind nur mit Genehmigung des Verlags statthaft. Keine Gewähr für Veranstaltungsangaben, keine Haftung für unverlangt eingesandtes Material. Die Textbeiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder, die nicht der Meinung der Redaktion entsprechen muss.

PARTY Die 22. STADTLICHH Release Party findet am 2. April 2016 im Heft (Karolinenstraße 2a) statt.

Wir freuen uns immer über Themenvorschläge und Bewerbungen aller Art. Leider können wir nicht immer direkt auf die Vielzahl der Einsendungen reagieren und möchten uns dafür entschuldigen, wenn wir keine Rückmeldung geben konnten.


Kulisse

Unser Lokalfeuilleton. Wir erzählen, was wir Menschen in der Stadt treiben – und was uns antreibt

NIX LOS AUF’M PLATTEN LAND

EMPFEHLUNG DES HAUSES

EMPFEHLUNG DES HAUSES

EMPFEHLUNG DES HAUSES

STADTLEVEN NASPEELN

ANKARA KEBAP-TANTUNI

ALTONAER BALKON

BOOTSHAUS

Kolumne von Wiebke Colmorgen

von Mike Liem

von Jasmin Shamsi

von Wiebke Colmorgen

findet das nicht und hilft den Hamburger Jungs und Deerns

STADTLICHH-Autor Mike Liem hat eine Nase für Köstlichkeiten

STADTLICHH-Autorin Jasmin Shamsi weiß viele gute Gründe,

Unsere Kolumnistin Wiebke Colmorgen hat einen Laden

mit ihrer Kolumne ein bisschen auf die Sprünge. Kleiner

wie die Tantuni, die er in einer Seitenstraße fand

wieder einmal den Altonaer Balkon zu besuchen

gefunden, wo sie endlich mal wieder Platt schnacken kann

As lüdde Deern heff ik oft stunnlang ut’n Fenster

Zeige ich Nicht-Einheimischen den Steindamm, machen­­

Ausflügler, Müßiggänger, Mittagspäusler, Gassigänger und

Wenn ich mit meinem Vater früher in unsere Kleinstadt

­käken un dorob tövt, dat mol wat passeert. Dor pase-

die oft große Augen: So viel Türkei auf einem Haufen haben

Jogger: Sie alle treffen am Altonaer Balkon aufeinander,

­gefahren bin, um Besorgungen zu machen, hat er mit den

er aver nix. Ik bün op en Buernhof in Schleswig-

viele ja noch nie gesehen! Richtig rund wird die Führung

egal, ob sie von der Großen Elbstraße, der Palmaille, der

Leuten in den Geschäften stets erst mal einen lüdden

Holsteen groot worn. Wenn ik ut’n Fenster käken

aber erst, wenn ich sie mit einem kulinarischen Knall

Max-Brauer-Allee, der Elbchaussee oder auch von der

­K löönschnack op Platt gehalten. Im Handwerkszubehör­

heff, weer dor en Koppel. Af un to köm mol en ­Reh

­a bschließe. Und, nein, damit meine ich nicht Hamburgs

Fähranlegestelle am Dockland kommen.

laden, beim Schlachter, im Fischgeschäft, im Obstladen,

langhoppelt oder en poor Köh, de dörchneid sünd.

­bes­ten Drehspieß oder so. Ich rede von lukullischem

Aver dat weer för en Buernskind nu uk nix Besün-

­Neuland!

Plattdeutsch ist nur was für Rentner? Wiebke Colmorgen

Tipp: Laut lesen hilft!

ners.

beim Bäcker oder in der Imbissbude. Bevor die eigent­Das Panorama, das sich einem am Geesthang in Altona

liche Bestellung aufgegeben wurde, wurde erst mal kurz

­bietet, ist ja auch wirklich beeindruckend: In luftigen­

geklöönt.

Dieses betritt man am allerbesten in der Böckmannstraße,

27 Metern über der Elbe kann man den Blick genüsslich

Wat heff ik dormols de Kinners ut de Sesamstraat

einer Seitenstraße des Steindamms, nahe der Polizei und

über das Dockland und seine Aussichtsplattform schwei­-

Die guten alten inhabergeführten Geschäfte von früher, die

beneidet. De kunnen enfach vör de Dör gahn un dor

der Moschee, gleich neben dem Berber. Seit 1977 führt

fen lassen, über die emporragenden Kräne im Container­­

man nach und nach abklapperte, gibt es schon längst nicht

weer Leven op de Straat. Anner Kinners, mit de se

­Familie Carhoglu hier den kleinen Grill-Imbiss „Ankara

hafen – bei Nacht wie von Geisterhand betrieben – oder

mehr. Da wo einst Spirituosen- und Feinkostfachgeschäfte

speeln kunnen, en Speelplatz op’n Achterhof, wo

Kebap-Tantuni“. Auf ihrer Website steht: „Genießen Sie bei

auch über die ferne Köhlbrandbrücke, die immer ein

waren, haben jetzt Designläden, Galerien oder Cafés ein

man de annern tofällig dropen het. Wenn ik vör de

uns typisch türkisches Essen und eine Atmosphäre wie am

­bisschen an Road­t rips durch San Francisco denken lässt.

Zuhause gefunden.

Dör gahn bün, weer dor blots en Hupen Katten, de mi

Mittelmeer“. Das mit dem mediterranen Flair ist Unsinn,

Mit einem kühlen Alster in der Hand lässt es sich unter

anmaut het, wiel se Hunger harrn. Mit jeedeen, den

das mit dem Essen stimmt. Oh ja, ich bin ein Fan. Oder ein

hunderten Gleichgesinnten im Sommer auf den bereit­

Auch das Bootshaus in der Hamburger Neustadt war mal so

ik taufällig dropen kunn, weer ik verwandt oder heff

Pilger. 2015 war ich vielleicht 40 Mal dort. So oft, dass ­ich

gestellten Bänken stundenlang aushalten. Die vielen Fisch-

ein alter Laden. In den 80ern wurde hier Fisch verkauft.

ik tominds ünner en Dach wahnt. Tweemol in de

mich inzwischen a) nicht mehr wundere, wenn ich mit „Was

läden, die die Große Elbstraße unterhalb des Altonaer

Daran ­erinnern noch die alten Kacheln an der Wand, die

Week kööm de Överlandbecker, dat weern de High-

darf’s sein, Bruder?“ angesprochen werde, und mich b) als

­Balkons säumen, bieten sich für die Nahrungsversorgung

zum Teil schon recht ramponiert aussehen, aber gerade

lights. Bi uns gäff dat noch nich mol en Bushalte-­

eine Art Botschafter sehe. Je weiter ich von St. Georg weg­

zwischendurch bestens an. Man erreicht sie über die Wege

­dadurch ­den Charme des Ladens mit ausmachen. Heute

stell, wo man afh ängen kunn. Also müss ik de Saak

ziehe, desto öfter zieht es mich zurück in den Imbiss.

und Treppchen, die sich schlangenlinienförmig durch den

gibt’s hier ­maritimes Design der Marke „Ahoi Marie“ und

angrenzenden Park ziehen.

dazu passende Gerichte. Als ich den Laden, den es seit 2013

sölven in de Hand nehmen. Schuld daran ist diese gefüllte Teigrolle: Tantuni kommt

in dieser Form gibt, zum ersten Mal betrat, war ich schwer

Ik heff dat Stadtleven enfach mit de Mööglichkeiten,

­u rsprünglich aus der Region Mersin im Südosten der

Wenn die Sonne so richtig knallt, sollte man sich mit dem

begeistert. Überall schicke Becher, Backfischschalen und

de ik harr naspeelt. Uns Schüün mit de schönen

Türkei. In Hamburg kenne ich nur einen einzigen anderen

wohlverdienten Fischbrötchen idealerweise direkt an den

Seesäcke mit ihren kunstvoll-maritimen Aufdrucken, die

Klööndörn weer denn de Isdeel, dat ole Backhuus het

Laden, der den Snack anbietet, er liegt gleich um die Ecke

Elbstrand setzen oder – wer mehr Großstadt-Feeling

Inhaber Hauke dort verkauft. Das Designlabel gibt es

sik in en Disko verwannelt un uns Hof wer de Markt.

und wurde­ angeblich von einem abtrünnigen Mitarbeiter

braucht – vor die schicken Agenturgebäude am Elbufer.

­bereits seit 2006, hinzugekommen ist nun auch der selbst-

Mit mien Moped, dat ik as lüdde Deern al harr, bün

geöffnet. Saftiges ­R indfleisch, Tomaten, rote Zwiebeln und

Man kann aber auch einfach so lange oben auf dem Balkon

betitelte „maritime Speiseraum“. Es gibt eine ausgewählte

ik dann vun en Ort to nächsten föhrt un heff dat

ein wenig ­Petersilie ergeben die leicht sabschige Füllung:

ausharren, bis die Lichter im Hafen angehen und es überall

Speisekarte mit norddeutschen Gerichten, kreativ inter­

­bunte Leven tosomen mit mien Deerten naspeelt.

Das geschnetzelte Fleisch wird dafür in einer wok­ä hnlichen

zu glänzen und zu funkeln beginnt. Zum Hafenbahnhof in

pretiert, wie zum Beispiel Krabbenfrikadelle mit hausge-

Anner Kinners gäff dat jo nicht. De Katten weern

Spezialpfanne kurz angebraten und der dünne Fladen für

der Großen Elbstraße 276 ist es nicht weit, die Getränke

machtem Kartoffelsalat oder Lachspfannkuchen.

denn de Diskogäst, uns beiden Hunnen de Besitzer

eine halbe Minute auf das brutzelnde Fleisch in die Pfanne

dort sind bezahlbar und viele der regelmäßigen Konzerte

un ik de DJ, de Kellnersch un de Rockergang, de­

gelegt. So atmet das Brot nicht nur reichlich Aroma ein,

alleine schon einen Besuch wert.

den Laden opmischt het op enmol. Avends heff ik

sondern erreicht auch die ersehnte flauschig-bissfeste Kon-

mal kurz klöönen mit den netten Leuten, die dort arbeiten.

dann „Landungsbrücken St. Pauli“ in de Flimmer

sistenz. Dann wird gerollt und serviert. Kenner träufeln vor

Genau wie in den kleinen inhabergeführten Geschäften­

ist ­käken un dacht – dor will ik ok mol irgendwann

jedem Bissen noch ein paar Spritzer Zitronensaft in die

ORT

von früher. Mit Koch Sven sogar op Platt, wenn man will.

hin.

Tantuni und knabbern dazu eingelegte gelbe Peperoni.

Altonaer Balkon

­Einfach schön!

Middewiel wahnt ik genau dor, wo mien Drööm ut de

Darüber zu schreiben macht mich wahnsinnig. Und hung-

Text: Jasmin Shamsi, Foto: Jérome Gerull

Kinnertied speelt hebbt. Wenn ik hüüt ut mien

rig. Empfehlung des Hauses, Brüder und Schwestern!

Wenn man ins Boothaus kommt, kann man auch hier erst

ORT

­Fenster kiek, is dor soveel Leven, dat ik keen Flim-

Ahoi Marie Bootshaus, Thielbek 3

merkist mehr bruck. Un wenn ik de Stadtminschen

ÖFFNUNGSZEITEN

hör, de dorvun dröömt, sik en Huus to köpen, dat an

ORT

Montags, mittwochs bis freitags 11 bis 18 Uhr

en Kaukoppel grenzt, dink ik: Wat de en sien Uul, is

Ankara Kebap – Tantuni, Böckmannstraße 26

Dienstags und sonnabends 11 bis 17 Uhr

de anner sien Nachtigall.

INFOS

Sonntags geschlossen

www.ankara-kebap.de Text: Wiebke Colmorgen, Foto: Kathrin Brunnhofer Text: Mike Liem, Foto: Roeler

Darf es etwas persönlicher sein? Wenn wir euch sachen und Orte Empfehlen, die uns Privat am Herzen liegen, heisst das „Empfehlung des Hauses“. Hier tun wir das gleich dreimal.

zwanzig

STADTLICHH # 22


TS E K C I T T N! Z T E J ER SICH

SCHIFFFAHRT

DRAUSSEN

HAMBURG BEKOMMT DIE TITANIC WATERKANT TOUREN Während die Stadt der wohl wirklich endgültigen Elbphil-

Eine Hamburg-Tour als (Wahl-)Hamburger? Wir sind erst

harmonie-Eröffnung im kommenden Jahr entgegenfiebert,

mal skeptisch. Das ändert sich, als wir Roger sehen,

ist der Hamburg Tourismus GmbH bereits für diesen

­sonnengelb und 16 Jahre jung. Roger ist ein Bulli, der

­Frühling ein historisch einzigartiger Coup gelungen, wie

Jüngste von dreien in der VW-Bus-Flotte von Waterkant

das STADTLICHH Magazin aus bombensicherer Quelle

Touren. Mit ihm tuckert es sich zuverlässig und unauf­

­erfahren konnte. Hamburg wird neuer Heimathafen der

geregt durch Hamburg.

MUSIC AND NATURE * ART AND LEISURE

­Titanic. Unter strengsten Sicherheitsauflagen und höchster Geheimhaltung arbeiteten bis Januar 371 Experten aus

Die Reise mit Roger beginnt mit einer Erkundungsfahrt

20 Nationen an der Bergung des wohl berühmtesten

durch die Hafencity. Danach geht es über die Elbbrücken

­K reuzfahrtschiffes der Welt.

durch Wilhelmsburg und auf den Energiebunker. Gemeinsam halten alle Teilnehmer ihre Nasen in den Wind und

Nach einer Eisberg-Kollision am 15. April 1912 sank die

atmen einen seltsamen Geruch ein, der in Wilhelmsburg

RMS Titanic 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland

manchmal ganz schön penetrant werden kann. Es wird

und lag über 100 Jahre zweigeteilt auf dem Meeresgrund.

­gemunkelt, dass der von Tierkadavern komme. Dieses

Im ­Februar wurden nun die geborgenen Schiffsteile nach

­Gerücht konnte allerdings nicht mit Sicherheit bestätigt

­Kanada zur Halifax Shipyard transportiert. In einem bei-

werden. Weiter geht’s nach Steinwerder, mit einem tollen,

spiellosen, neuartigen Schweißverfahren wird derzeit das

wenn auch leicht vernebelten Blick auf das Panorama ­des

Schiff zusammengefügt – eine maritime Sensation. Kurz-

Hamburger Hafens, vom alten Fischmarkt über die Lan-

fristig bekundete die Filmfabrik Hollywood Interesse an

dungsbrücken bis zur Elbphilharmonie. Wieder rein in­

dem wiederhergestellten Luxusliner. Da sich die Stadt Los

den Bulli und durch den alten Elbtunnel getuckert. Viele

Angeles finanziell jedoch auf ihre Olympia-Bewerbung

­Tourteilnehmer durchqueren ihn zum ersten mal im Auto.

­konzentrieren muss und Hamburg nicht, erhielt die „Kreuz-

Und tatsächlich fängt man sich den ein oder anderen

fahrthauptstadt“ an der Elbe den sensationellen Zuschlag

­i rritierten Blick von Fußgängern und Radfahrern durch die

für das weltberühmte Schiff.

Scheibe ein – das nächste Mal also vielleicht lieber wieder laufen. Am Elbstrand werden in der Strandperle bei einem

Im März wird die Titanic – sicherheitshalber diesmal auf

Chili neue Kräfte getankt, bevor Roger uns zum letzten

südlicher, eisfreier Route – in den Hamburger Hafen

Stopp bringt – der Ratsherrn-Brauerei. Strategisch günstig,

­geschleppt. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz

um nach einer kurzen Einführung in die Braukunst ein

und der designierte Geschäftsführer der Hamburg Touris-

wohlverdientes Abschluss-Bier zu genießen.

mus GmbH Michael Otremba können ihr Glück kaum ­fassen. „Damit wird die Dreifaltigkeit an der neuen Hafen-

Eine Hamburg-Tour als Hamburger? Kann man mal ma-

promenade komplett sein: Rickmer Rickmers, Cap San

chen. Auch mit langjähriger Hamburg-Erfahrung gibt es

­Diego und Titanic“, so Scholz. Die Ankunft der Titanic am­

sicherlich immer noch den ein oder anderen blinden Fleck

1. April 2016 – auf den Monat genau 114 Jahre nach ihrem

auf dem persönlichen Stadtplan. Und wenn sich der nächste

Stapellauf – wird mit einem Mega-Event gefeiert, an dem

Besuch ankündigt, mit dem man nicht schon wieder auf

auch die Stars des Spielfilmdramas „Titanic“ als Ehren­

den Michel steigen will, ist eine Waterkant Tour eine Option,­

gäste teilnehmen werden: Kate Winslet und Leonardo

die es im Hinterkopf zu behalten gilt.

­DiCaprio. DiCaprio wird zudem im Rahmen des „White Star Captain’s Dinner“ die Hamburger Ehren-Kapitänswürde verliehen.

TOUREN Kompass-Tour: 4 Stunden, 49 Euro pro Person Lotsen-Tour: 2,5 Stunden, 39 Euro pro Person

EINLAUFPARADE

INFOS UND TICKETS

01. April, 11:11 Uhr

waterkant-touren.com

Dabei sein: Das STADTLICHH Magazin verlost exklusiv zwei

Text: Sarah Heuberger, Foto: Jérome Gerull

KONZERTE

SIGUR RÓS NOEL GALLAGHER’S HIGH FLYING BIRDS PAROV STELAR GARBAGE AMY MACDONALD GLEN HANSARD FAT FREDDY’S DROP JOSÉ GONZÁLEZ THEES UHLMANN & BAND OLLI SCHULZ * NADA SURF BILLY BRAGG * HEATHER NOVA CARAVAN PALACE * NEIL FINN

ST. PAUL & THE BROKEN BONES SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR THE SLOW SHOW BEN CAPLAN & THE CASUAL SMOKERS MANU DELAGO HANDMADE PERRY O’PARSON

LESUNGEN

Karten für das „White Star Captain’s Dinner“ am 01. April

BERTHOLD SELIGER

um 20 Uhr. Einfach bis zum 28. März E-Mail an glueckskeks@ stadtlichh-­magazin.de schicken und mit etwas Glück live dabei sein Text: Doris Brandt, Foto: Unbekannt

TORSUN * CHRISTOPH KARRASCH FRANK WITZEL * OLIVER LÜCK

FILME

TAXI + GESPRÄCH LIEBE MICH! + GESPRÄCH SHORTFILM SESSIONS PLUS

DJS * KUNST * WORKSHOPS KULINARISCHE FREUDEN... U.V.M.

Auch alle anderen tipps sind hausgemacht.

10. - 13.08.2016 LUHMÜHLEN asummerstale.de

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FESTIVA


WEITER GEHT’S AM 1. JUNI

HASSLIEBE Kolumne von Roman Jonsson

Meckern kann man nur hassen Die Menschen. Man kann eigentlich nur noch genervt mit den ­Augen rollen. Kaum kommen sie auf die Welt, meckern sie rum. Ist das Leben vorbei, meckern auch alle rum. Weil das Leben vorbei­ ist oder das Erbe zu klein oder die Grabrede zu schlecht. Und ­z wischendrin? Mecker, mecker, mecker. Neulich ist es mir bei mir selbst aufgefallen. Ich sollte einen neuen Internetanschluss bekommen. Man kennt das: An Tag Sowieso hat man natürlich kein Netz. Man verbringt 24 Stunden am Tag in­ der Warteschleifenhölle, sadistische Servicemitarbeiter geben einem Nonsenstipps und haben dabei immer diesen vorwurfsvollen ­Tonfall. Nach drei Wochen ist man reif für die Klapse. Und dann dauert es nochmal ein paar Tage, bis man wirklich Internet hat. Aber wenigstens gibt es in dieser schweren Zeit einen Lebens­ inhalt: Man kann meckern! Als neulich mein Tag Sowieso kam, war ich total geschockt. Mein Internetanschluss funktionierte sofort. Tadellos, einwandfrei, ­a lles paletti. Und was mache ich? Rummeckern natürlich! Warum? Weil ich nichts zu meckern hatte! Denn meckern bedeutet Macht. Die Leute glauben, dass man sich nur wie ein Rumpelstilzchen aufführt, wenn man dazu auch einen guten Grund hat. Stimmt aber nicht. Ich sage, man könnte das isländische Telefonbuch rückwärts vormeckern und alle würden denken: Endlich sagt’s mal jemand. Frei nach dem Motto der Partei „Die Partei“: Inhalte müssen überwunden werden. Mann, Mann, Mann. Meckern muss man einfach lieben Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen. Da steht Meckern auf der Prioritätenliste noch vor Atmen. Bis ich nach Hamburg gezogen bin, wusste ich nicht einmal, dass es ein Leben ohne Meckern überhaupt gibt. Wozu auch? Wenn man zum Beispiel morgens in der völlig überfüllten ­S-Bahn steht, Nasenspitze an Nasenspitze mit einem fremden Menschen und genau riechen kann, dass er gestern Abend extra viel Knoblauchsoße auf seinen Döner bestellt hat … Dann will man natürlich sofort wild um sich schießen. Wenn man aber nicht wild um sich schießt, sondern erstmal meckert, kommt niemand ernsthaft zu Schaden. Das ist wie eine Klospülung für die Psyche. Es hat eine reinigende Wirkung. Und hilft gegen Magengeschwüre. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Quasi. So gut wie. In etwa. Quellen­ angabe? Oh, da! Ein Vögelchen. Aber zurück zum Thema. Meckern ist so eine Art sozialverträgliches Drive-by-Shooting.­­­ Mit Wörtern, ohne Blutvergießen. Und ich habe gerade gelesen: Meckern bedeutet, sich gehässig, aber nicht aggressiv zu beschweren. Auch schön. Wer sich beschwert, kann was verändern. Also ihr Motzbacken und Meckerfritzen, geht da raus und verändert die Welt.

DIE HASSLIEBEKOLUMNE VON ROMAN JONSSON STEHT HIER ZIEMLICH ALLEIN. HAT SIE AUCH MAL VERDIENT! ROMAN HAT SICH FÜR DIE NÄCHSTE AUSGABE ETWAS NEUES AUSGEDACHT: er sammelt ENTGLEISTE REDEWENDUNGEN. MACHT EUCH AUF WAS GEFASST. Das wird ein schmaler Spagat!

zweiundzwanzig

STADTLICHH # 22


Demn채chst im Guden Handel. Durst oder Interesse? rum@gudeleude.de



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