Pepito und das Weihnachtsabenteuer

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Pepitos großes

Wird er die Königin finden? Wird die kleine Sophia wieder gesund und findet der Vater neue Arbeit? Kann die Familie sorgenfrei Weihnachten feiern? Eine Weihnachtsgeschichte, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzaubert, zum Vorlesen und Selberlesen. Achtung! Es können durch Abreißen Kleinteile entstehen - Erstickungsgefahr.

Pepitos Abenteuer gibt es auch als Puzzle, kreatives Malbuch oder als kleinen Film auf www.weihnachtsstern.de. Hier finden Sie zudem Pepito-Bastelvorlagen und vieles mehr.

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Pepitos großes Weihnachtsabenteuer

Das Weihnachtsfest ist in Gefahr! Pepitos kleine Schwester Sophia ist krank und der Vater gerade arbeitslos geworden. Nur die Königin der Weihnachtssterne kann helfen. Da macht sich der tapfere kleine Junge auf den Weg, das Weihnachtsfest zu retten. Viele spannende Abenteuer muss er dabei bestehen.

Weihnachtsabenteuer


Herausgeber Stars for Europe GbR Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn www.stars-for-europe.info Verlag BLOOM’s GmbH Am Potekamp 6, 40885 Ratingen Telefon: +49 (0) 2102 9644-0 Fax: +49 (0) 2102 896073 E-Mail: info@blooms.de www.blooms.de Text und Idee Norbert Knapp Illustrationen Sonja Höhn DTP Gordian Jenal © BLOOM’s GmbH Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages oder des Herausgebers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 1. Auflage 2012


Der kleine Pepito wohnte mit seiner Familie hoch oben in den Bergen Mexikos. Es war Dezember und es schneite. Eigentlich wartete Pepito, wie alle Kinder weit und breit, auf das Weihnachtsfest. In zwei Tagen schon sollte es soweit sein. Doch Pepito war traurig, denn für ihn versprach das Weihnachtsfest trotz Schnees gar nicht schön zu werden. Seine Familie war arm, eigentlich so wie alle Bewohner des Bergdorfes. Jetzt aber hatte der Vater auch noch seine Arbeit verloren und Pepitos Schwester Sophia war krank geworden. Es fehlte das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Mit schweren Gedanken legte sich Pepito ins Bett und grübelte und grübelte. Aber es wollte ihm nichts Rechtes einfallen, was das kommende Fest noch hätte retten können. Und so schlief er schließlich entmutigt ein. Mitten in der Nacht wachte Pepito plötzlich auf. Irgendetwas war anders als sonst. Draußen vor dem Fenster hüpfte eine Flamme, wie ein Irrlicht, wild hin und her. Schnell zog Pepito seine kleinen Gaucho-Stiefel an und öffnete ganz vorsichtig die Tür.



„Hallo Pepito“, wisperte eine hüpfende Flamme. Verwundert rieb sich Pepito das Kinn. „Caramba, ein Licht, das sprechen kann?“, fragte Pepito. „Ja“, sagte die kleine Flamme, „wir kleinen Lichter können das. Ich habe von eurem Pech gehört und ich will helfen. Ich weiß nämlich, wie du es schaffen kannst, dass deine kleine Schwester wieder gesund wird und alle ein schönes Weihnachtsfest feiern können. Du musst nur ganz genau tun, was ich dir sage. Gar nicht weit von hier, beim großen Wasserfall, gibt es eine wunderschöne große Blume, die an einem Strauch wächst. Man nennt sie die Reina Poinsettia, die Königin der Weihnachtssterne. Wenn Du diese Königin vor Mitternacht pflückst und nach Hause bringst, hast du drei Wünsche frei und alle werden sofort erfüllt.“ Pepito wusste, dass es bis zum Wasserfall mehr als einen ganzen Tagesmarsch dauern würde. Er musste über einen hohen Berg, später über einen reißenden Fluss und dann noch durch einen dunklen Wald gehen. „Das schaffe ich schon“, murmelte Pepito leise.Schnell nahm er einige Früchte und ein Brot aus dem Vorratsschrank. Natürlich durften auch sein Taschenmesser und die kleine Flöte nicht fehlen. So ausgerüstet ging Pepito aus dem Haus. Als er schon ein paar Schritte gegangen war, glaubte er, ganz leise ein hämisches Kichern in seinem Rücken zu hören. Er schaute noch einmal zurück – aber da war nichts mehr vor dem Haus. Das kleine Licht war verschwunden. Pepito war schon über eine Stunde marschiert, als er am Fuße des großen Berges ankam. Er wusste, dass ein Pfad über den Berg führte, aber bei dem vielen Schnee konnte er nichts erkennen.


Plötzlich hörte er ein lautes Donnern und Grollen und dann vernahm er eine tiefe grollende Stimme, die fragte: „Na, du Dreikäsehoch, was machst du denn hier?“ Pepito sah erst mal niemanden. Er legte den Kopf in den Nacken, weiter und immer weiter, bis er fast umfiel. Da, jetzt sah er ganz weit oben zwei rote feurige Punkte und ein großes schwarzes Loch. Es waren wohl die Augen und der Mund eines riesigen Geschöpfes. „W-, wer bist du?“, fragte Pepito leise. „Ich bin Brazzo, der Herrscher dieses Berges. Und wer bist du?“ „Ich bin Pepito und ich muss über den Berg und dann noch viel weiter. Weil meine Schwester krank ist und mein Vater keine Arbeit hat.“ Und dann erzählte Pepito Brazzo die ganze Geschichte von dem kleinen Licht und von Reina, der Königin der Weihnachtssterne. „Das ist ja traurig. Aber über meinen Berg kommst du trotzdem nicht. Das hier ist mein Reich und ihr Menschen geht mich nichts an. Um mich kümmert sich auch niemand.


Ich lebe hier schon immer auf dem Berg, muss mit den Winden und den Stürmen kämpfen. Immer bin ich allein und hab keine Freunde. Was sollte mich da dein Schicksal angehen?“ Pepito überlegte eine Weile, schaute Brazzo fest in seine feurigen Augen und sagte dann: „Kann ich denn nicht dein Freund sein? Ich bin wirklich ein guter Freund. Da kannst du José und Felipe aus unserem Dorf fragen.“„Ho, ho, ho“, lachte Brazzo so laut, dass Schnee sich von den Hängen löste und donnernd ins Tal krachte. „Mein Freund will er sein. Was kannst du denn schon für mich tun?“„Na ja.“ Pepito überlegte einen Moment. „Du frierst doch sicherlich manchmal. Möchtest du vielleicht meinen Poncho und meine Mütze haben?“



Die roten Augen von Brazzo begannen ein wenig zu flackern. Auf einmal platschte ein riesiger Wassertropfen direkt neben Pepito auf den Boden. „Caramba, was war denn das?“, fragte er erschrocken. „Och, nichts“, murmelte Brazzo. „Manchmal läuft mir eben ein bisschen die Nase und ich habe so selten Taschentücher dabei.“ Obwohl ihm gar nicht wohl zumute war, grinste Pepito. Dieser Riese und ein Taschentuch. Der brauchte doch wohl eher ein Bettlaken für seine Nase. „Na, dann komm mal Kleiner, du scheinst wirklich in Ordnung zu sein“, meinte Brazzo. „Dein Poncho würde zwar gerade über meinen Daumen passen und deine Mütze mir allenfalls die Nase wärmen. Aber trotzdem, so große Hilfsbereitschaft soll belohnt werden. Ich bring dich über den Berg und deine Sachen kannst du auch behalten.“ Und ehe Pepito sich versah, wurde er so schnell und so hoch in die Luft gehoben, dass ihm fast schwindelte. Dann stürmte Brazzo eilig den Berg hinauf. Pepito war ehrlich froh, als Brazzo ihn schließlich auf der anderen Seite des Berges absetzte. „D-, d-, danke“, murmelte Pepito, nach wie vor etwas benommen. „Keine Ursache, kleiner Mann“, donnerte Brazzo. „Mach’s gut. Ich warte hier auf dich, bis du zurückkommst. Ich bring dich dann auch wieder über den Berg. Ach übrigens, noch ein kleiner Rat: Wenn du bei der Königin der Weihnachtssterne bist, folge einfach deinem Herzen.“


Unten im tiefen Tal reckten sich große, grüne Bäume in den Himmel, die Wiesen blühten und es war angenehm warm. Pepito marschierte weiter. Bald hörte er ein gewaltiges Rauschen. „Das können doch noch nicht die Wasserfälle sein?“, dachte Pepito. Direkt vor seinen Füßen führte es auf einmal steil bergab und tief unten überstürzte sich ein gewaltiger Fluss. „Caramba“, murmelte Pepito, „wo ist bloß die große Holzbrücke geblieben?“ Dann sah er auf der anderen Seite des Flusses einige riesige Holzstücke von der Felswand herabhängen. „Die Brücke ist wohl eingestürzt. Wie komme ich jetzt bloß auf die andere Seite?“ Plötzlich hörte Pepito ein seltsames, klatschendes Geräusch und dann wurde es dunkel um ihn herum. Er schaute erschrocken zum Himmel. Über ihm kreiste etwas, das aussah wie ein riesiger Vogel, der größte Vogel, den Pepito je gesehen hatte. Langsam schwebte der Riesenvogel herab und landete genau neben ihm. Pepito blieb fast das Herz stehen.


„Hoffentlich verzieht der sich bald“, murmelte Pepito leise vor sich hin, „schließlich muss ich weiter.“ „Was hast du gesagt? Sprichst du mit mir?“, hörte Pepito auf einmal eine seltsam krächzende Stimme. „Äh nö, ich hab nur was so zu mir selbst gesagt“, krächzte jetzt auch Pepito. „Wer bist du eigentlich?“ „Ich bin Gariba, der Drache. Du bist hier in meinem Reich. Und wer bist du? Was machst du hier so ganz allein?“ Pepito zögerte einen Moment. Ein Drache, dachte er. So was gibt es doch höchstens im Märchen. Was soll’s, sagte sich Pepito. Ich sitz’ ja eh hier fest. Da kann ich auch mit ihm reden. Und wieder erzählte Pepito seine Geschichte und fragte schließlich: „Kannst du mir nicht irgendwie helfen?“ „Vielleicht“, antwortete Gariba, „aber mir hilft ja auch keiner. Jeder denkt nur an sich. Ich bin zwar groß und stark. Aber ich glaube, heimlich, wenn ich nicht dabei bin, lachen sie über mich. Weil ich so eine hässliche Stimme habe. Die meisten fliegenden Tiere können wunderschön singen. Meine Stimme dagegen klingt, als ob man in einem alten rostigen Türschloss einen Schlüssel herumdreht.“ Da kam Pepito eine Idee. „Mhm“, sagte er, „vielleicht lässt sich da ja was machen. Ich kenne fast alle Vögel und ihre Lieder. Ich kann sie auch gut auf meiner Flöte nachmachen. Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen üben? Vielleicht hilft das ja.“ Pepito kramte seine Flöte aus seinem Beutel und blies sanft hinein. Ein wunderschöner heller Ton schwang sich empor in die Luft, um dann ganz langsam zu verhallen. „Jetzt du, Gariba“, forderte Pepito seinen Nachbarn auf. Gariba räusperte sich, hob den Kopf und krächzte so fürchterlich, dass Pepito vor Schreck fast die Flöte aus den Händen fiel.



„Na, wie war ich?“, fragte Gariba und schaute Pepito erwartungsvoll an. „Gar nicht mal so schlecht“, antwortete Pepito. „Aber ein bisschen werden wir wohl noch daran arbeiten müssen. Und so übten sie unaufhörlich. Je besser es ging, desto eifriger wurde Gariba. Langsam wurde es besser und besser. Pepito dachte wieder an seine eigentliche Aufgabe. Er musste schließlich vor Mitternacht bei der Königin der Weihnachtssterne sein. „Und wie komme ich jetzt über den Fluss?“, fragte Pepito mutig. „Kein Problem“, sage Gariba, „du hast mir geholfen, jetzt helfe ich dir. Ich flieg dich rüber. Steig einfach auf.“ Pepito stieg auf den Rücken des Drachen. Gariba nahm ein paar Schritte Anlauf und erhob sich in die Lüfte. Höher und höher ging’s. Schnell wie der Wind flogen dann beide auf die andere Seite des Flusses. Gariba setzte vorsichtig am Rande eines Waldes auf und Pepito stieg mit wild klopfendem Herzen ab. „Bis bald, mein Freund, und viel Glück“, verabschiedete sich Gariba und stieg wieder in die Luft. „Ach übrigens“, rief Gariba von oben, „wenn du bei der Königin der Weihnachtssterne bist, folge einfach deinem Herzen. Auf dem Rückweg spiel einfach ein wenig auf deiner Flöte. Ich hole dich wieder ab.“



Pepito war jetzt schon mindestens drei Stunden durch den Wald gelaufen und langsam fürchtete er, dass er sich verirrt hatte. Ein wenig mutlos setzte er sich auf einen Baumstumpf und grübelte. „Was mach ich nur? Bald wird es dunkel und schnell ist es Mitternacht. Dann ist es zu spät. Ich werd’ es wohl nicht mehr schaffen.“ Plötzlich wurde die Stille von einem wütenden Schimpfen und Keifen durchbrochen, in das sich immer wieder ein hässliches Fauchen mischte. Pepito schauderte. Ganz vorsichtig stand er auf und schlich auf Zehenspitzen weiter vorwärts. Dann kam er an eine kleine Lichtung und staunte. Da tobte und fluchte in einem Netz, das an einem Baum hing, ein seltsames Wesen, vielleicht gerade einmal so groß wie Pepito. Die Beine waren ganz dürr und die Arme reichten fast bis auf den Boden. Der Kopf war kugelrund, die Nase spitz und der Mund riesengroß. Und erst die Augen. Wie kleine Tennisbälle saßen sie im Gesicht. Pepito ging ein paar Schritte nach vorn. „Was glotzt du so blöd? Hast du noch nie einen Gnom gesehen?“, schrie das Männchen los und die Adern auf seiner Stirn traten dick hervor. „Komm her, du Würstchen, und lass mich aus dem Netz!“ Da wurde Pepito ein wenig ärgerlich „Nun mal langsam, schließlich willst du ja etwas von mir, da kannst du ruhig ein bisschen freundlicher sein.“ „Könntest du mich wohl biiittte losmachen?“, murmelte der Gnom kleinlaut. „Na also, geht doch.“ Pepito grinste. Er nahm sein kleines Taschenmesser und begann ein großes Loch in das Netz zu schneiden. Dann plumpste der Gnom schließlich mit einem lauten Knall auf den Boden. „Sag mal, du Giftzwerg“, fragte Pepito, „wie heißt du eigentlich?“ „Ich heiße Turro. Und du?“, knurrte der Gnom und klang dabei schon ein wenig freundlicher. „Man nennt mich Pepito.“ „Du hast nicht zufällig was zu essen dabei, Pepito?“ „Äh, zu essen? Ja, schon.“ Pepito zögerte ein wenig, denn ihm fiel gerade ein, dass er selbst noch nichts gegessen hatte. Pepito griff auf den Grund des Beutels, wo er die verstauten Früchte und sein Brot vermutete. Aber er fühlte nur noch eine ekelig glitschige Masse. Langsam zog er seine Hand zurück, die ganz von Beerenmus und weichem Brotteig überzogen war. „Oh, lecker“, freute sich Turro mit leuchtenden Augen, „Waldfruchtmarmelade mit Brotteig. Das ist meine Lieblingsspeise.“


Turro ergriff den Beutel, steckte seinen kleinen, kugelrunden Kopf tief hinein und begann fürchterlich zu schmatzen und zu schlecken. Nach einigen Minuten tauchte er wieder auf. „Aaah, war das guuut“, schmatzte Turro zufrieden und fuhr sich mit seiner Zunge genüsslich über die Lippen. „Jetzt will ich aber wissen, was ein kleiner Junge wie du hier im Wald zu suchen hat.“ Also begann Pepito dem Waldgnom seine Geschichte zu erzählen. Als er fertig war, fragte er Turro: „Kennst du eigentlich den Platz, wo sich Reina, die Königin der Weihnachtssterne, befindet?“ „Klar“, erwiderte dieser. „Ich kenne alles und jeden hier. Da hast du dich ja ganz schön verlaufen. Durch den Wald sind es noch viele Stunden, das wirst du bis Mitternacht kaum schaffen. Vor allem nicht in der Dunkelheit.“ Pepito murmelte kleinlaut: „Turro, kannst du mir nicht irgendwie helfen? Schließlich hab’ ich dich befreit.“ „Also gut, wir nehmen eine Abkürzung durch geheime Höhlengänge. Schneid ein Stück vom Netz ab, binde eine Seite an dein Handgelenk und ich binde die andere an meins. Dann folge mir einfach.“ So gingen sie los. Turro legte ein ziemliches Tempo vor. Pepito musste schnell laufen und dabei seinen Kopf immer gesenkt halten, damit er nicht an die Decke des unterirdischen Ganges stieß. Plötzlich vernahm er vorn ein gewaltiges Rauschen und Donnern. „Das muss der Wasserfall sein“, durchzuckte es ihn freudig. Plötzlich hielt Turro an. „Wir sind da, Pepito. Ach übrigens, Pepito, wenn du die Königin der Weihnachtssterne gefunden hast ...“ „Ja, ja, ich weiß schon“, sagte Pepito, „dann soll ich meinem Herzen folgen.“




Pepito folgte einem kleinen Pfad hinunter zum Wasserfall. Plötzlich sah er nur einige Meter vor sich etwas leuchten. Dort musste es sein. Und wirklich, da war sie, eine wunderschöne, tiefrote Blüte mit vielen kleinen, gelben Punkten in der Mitte. Wie ein leuchtender Stern stand sie da. Um sie herum gab es noch eine Menge mehr von diesen Blüten, aber sie war die größte und schönste. Und wie ein strahlender Kranz umgab ein heller Lichtschein die Königin der Weihnachtssterne. „Jetzt los“, dachte er, „ich werde die Königin pflücken, meine drei Wünsche aufsagen und dann nichts wie nachhause.“ Seine Hand war nur noch wenige Zentimeter von Reina entfernt, da vernahm er auf einmal eine zarte Stimme: „Tu es nicht, Pepito, tu es bitte nicht.“ Pepito stockte der Atem. Was war das? Wer sprach da zu ihm? Eine Pflanze kann doch nicht sprechen. Aber andererseits, nach all dem, was er in den letzten Stunden erlebt hatte, wollte er wohl glauben, dass auch das möglich war. Vor allem, weil es sich ja hier um eine Königin handelte.



„Warum denn nicht?“, frage Pepito. „Blumen sind doch zum Pflücken da.“ „Da hast du schon Recht“, antwortete Reina. „Aber ich bin die Königin der Weihnachtssterne. Wenn ich nicht mehr bin, stirbt auch mein ganzes Volk. Nirgends auf der Erde wird es uns dann mehr geben! Das willst du doch nicht, oder? Hast du mal überlegt, ob das kleine Licht, das dir diesen Rat gab, vielleicht ein falsches Spiel mit dir treiben wollte? Es könnte nämlich ein Irrlicht gewesen sein. Die machen sich zuweilen einen Spaß daraus, Menschen in die Irre zu führen.“ „Aber ohne dich gibt es bei uns kein Weihnachtsfest“, antwortete Pepito enttäuscht. „Meine Schwester Sophia wird nicht wieder gesund, mein Vater wird keine Arbeit haben und es wird auch keine Geschenke geben.“ „Ja, das ist wirklich eine vertrackte Situation“, gab Reina zu. „Aber trotzdem, vielleicht folgst du einfach deinem Herzen.“ Pepito überlegte einige Zeit, dann meinte er schließlich: „Schön, Reina, du hast gewonnen. Ich werde dich nicht pflücken. Es wird vielleicht auch so alles gut werden.“ „Danke“, wisperte die Königin erleichtert. „Nun sieh aber zu, dass du nachhause kommst. Und vergiss nicht, vorher noch einige der wunderschönen Blüten zu pflücken. Sie werden euer Haus bestimmt prächtig schmücken.“ Seine neuen Freunde Turro, Gariba und Brazzo warteten schon auf ihn und halfen, wie sie es versprochen hatten. Der Tag ging bereits seinem Ende entgegen und dann – endlich – sah er in der Ferne die Lichter seines Hauses. Je näher er kam, desto mehr wunderte er sich. Nicht nur das Fenster war erleuchtet, sondern das ganze Haus strahlte in einem wunderschönen Glanz.


„Pepito, mein Junge!“, rief die Mutter, als er eintrat. „Wo warst du denn bloß? Wir sind fast umgekommen vor Sorge.“ „Ach“, sagte Pepito – die Ausrede hatte er sich schon auf dem Rückweg zurechtgelegt – „ich war beim großen Wasserfall und habe einige Weihnachtssternblüten gepflückt, damit unser Haus wenigstens ein bisschen weihnachtlich aussieht.“ Da kullerten der Mutter plötzlich so dicke Tränen aus den Augen, dass ihre schöne Bluse im Nu feucht wurde. Und auch Vater schaute ganz gerührt, was sonst überhaupt nicht seine Art war. „Aber was ist denn hier eigentlich los?“ fragte Pepito, obwohl er schon eine kleine Ahnung hatte. „Du wirst es nicht glauben“, sagte die Mutter. „Heute Morgen, als wir aufwachten, hatte Sophia überhaupt kein Fieber mehr und strampelte quietschvergnügt in ihrem Bettchen. Und heute Mittag klopfte auf einmal der Chef der Eisenbahngesellschaft unten aus dem Tal an unsere Tür. Er hatte davon gehört, dass Vater arbeitslos geworden war und meinte, so einen tüchtigen Mann wie ihn könne er gut gebrauchen. Dann aber passierte das Unglaublichste: Plötzlich wurde es draußen heller und heller. So hell, dass alle fast geblendet waren. Wir sprangen auf und schauten heraus. Da standen zwei große Körbe mit all den schönen Sachen, die du hier siehst, einfach so im Schnee. Zu essen und zu trinken. Und ganz viele Pakete, die wir noch gar nicht ausgepackt haben. Damit haben wir gewartet, bis du wieder da bist. Ist das nicht alles wie ein Wunder?“ So erzählten, aßen und tranken sie noch eine ganze Weile, bis es schließlich Zeit war, zu Bett zu gehen. „Das war mein schönstes Weihnachtsfest. Gut, dass ich meinem Herzen gefolgt bin. Und auf der Fensterbank strahlten die Weihnachtssterne, die die Mutter in Vasen gestellt hatte, im hellen Licht des Mondes um die Wette. Ganz so, als wären sie alle kleine Königinnen.



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