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Action: Painting oder Bei meiner Zeugung (AT)
Performance von und mit Anna Kirstine Linke Auftragsarbeit für das Atelier Aquarium
Anna Kirstine Linke ist Braunschweiger:in. Also hier gezeugt und geboren. Aufgewachsen in NRW, studierte Linke Philosophie-Künste-Medien in Hildesheim, anschließend Regie an der HfMT in Hamburg und an der ZHdK in Zürich. Heute arbeitet Anna Kirstine Linke als Autor:in, Regisseur:in, Performer:in und Bodyworker:in zu Lust und Kontrolle durch Essen und Sex.
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Für das Atelier Aquarium entwickelt sie einen Abend ausgehend von der Fragwürdigkeit der Muse: Wer war und ist eigentlich Muse für wen? Wer küsst wen und warum? Wer küsst wen aus Gewohnheit, Lust oder Zwang? Wie ist es möglich, gegenderte Räume und Körper freizuklopfen von Skripten? Kann ich dich und mich »ohne Bilder« sehen? Kann ich sie mit dir neu erzeugen? Und wie zur Hölle geht das in einem »Atelier«, das Linke als Person, die gern innerhalb und außerhalb von Systemen aufbegehrt, auf den ersten Blick als exklusiver Ort voller verstaubter Bilder davon erscheint, was, von wem und für wen »Kunst« eigentlich sein soll?
Anna Kirstine Linke schreibt in ihren Arbeiten Geschichten, Erinnerungen und Vorstellungen davon, wie Zukünfte sein sollen, um. Das tut sie mal autofiktional, mal dokumentarisch, mal magisch-realistisch, mal, indem sie Spielanordnungen erfindet. Theater ist für Linke dabei, wurscht in welcher Form, immer ein Ort für zwischenmenschliche Begegnungen. So auch hier.
Mädchenmörder :: Brunke
VR-Inszenierung mit Thomas Brasch von RAUM+ZEIT
Thomas Brasch kommt nach Braunschweig, um aus seinem neuen Werk »Mädchenmörder :: Brunke« zu lesen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte der Fall für Aufsehen, da Brunke zwei junge Frauen, angeblich auf deren Wunsch, ermordete. Brasch hat sich zu dieser wahren Braunschweiger Geschichte etwas Besonderes einfallen lassen. Im Verlauf der Lesung wird das Publikum mit dem neuen Medium Virtual Reality immer wieder in die Welt Brunkes entführt.
»Mädchenmörder :: Brunke« bietet mit dem Wechsel der Erzählebenen nicht nur ein neuartiges Theatererlebnis. Die Geschichte, mit der Brasch sich seiner eigenen Abgründe vergewissern wollte, verschlingt den alternden Autor. Die Realitäten überlagern sich im Lauf des Abends, die Grenze zwischen Brasch und Brunke verschwimmt. Bald wird fraglich, wer von den Beteiligten dieser Geschichte eigentlich zum Opfer fällt.
RAUM+ZEIT ist ein Theaterkollektiv um den Regisseur Bernhard Mikeska und den Autor Lothar Kittstein. Seit 2009 erarbeitet die Gruppe in wechselnden Konstellationen in der Schweiz und in Deutschland hybride Installationen. Spektakulär gelingt ihnen die Verbindung zwischen neuen Technologien und analogem Theater. Ihre Arbeit »Antigone :: Comeback« wurde zum Schweizer Theatertreffen 2019 eingeladen und war im Sommer 2021 auch als Gastspiel im Staatstheater Braunschweig zu sehen, die Produktion »Berlau :: Königreich der Geister« erhielt 2022 den Friedrich-LuftPreis für die beste Berliner Theaterinszenierung der Spielzeit 2021 / 2022.
Regie: Bernhard Mikeska
Text: Lothar Kittstein
Bühne & Kostüme: Maira Bieler
Sounddesign: Knut Jensen
360°-Video: RAUM+ZEIT / Heimspiel GmbH
Dramaturgie: Holger Schröder
Dorian G.
Ein Bildnis nach Oscar Wilde
Christoph Diem, Holger Schröder
Basil ist Künstler und Dorian Gray sein Modell. Lord Henry, der dritte im Atelier, ist ein Freund des Malers und der Dekadenz. Während der eine ihn malt, verdirbt der andere Dorians reine Seele mit unmoralischen, zynischen Reden. Im selben (unbemerkt) magischen Augenblick, in dem ein besonderes Portrait entsteht, trennen sich Seele und Reinheit. Die eine wandert ins Bild, die andere verbleibt beim Modell. Verstiegen, gewiss … Aber der Kunst trauen wir immer schon viel zu. Wenn sie uns zu bessern, uns zu erhöhen und sittlich zu reifen vermag, dann ist sie gewiss mächtig genug, uns auch zu verheeren. Im Falle Dorian Gray stiftet sie toxische Freiheit: Freiheit vor Verfall, der Sichtbarkeit moralischen Verfalls. Aus dem unschuldigen jungen Mann kann jetzt ein manipulativer, zersetzender, mordender Parasit werden. Er kann tun und lassen, was er will. Geerbtes Geld ist vorhanden und – sein Porträt übernimmt es für ihn, die Spuren von Niedertracht, Verbrechen, Opium und Alter zu tragen.
Oscar Wildes einziger Roman, ein Meisterwerk der Weltliteratur, zeigt, dass Kunst stets mehr ist als das Dargestellte: Sie ist ist das Ergebnis von Lebensentscheidung, ist Markt und Talent, ist politisch, weil öffentlich, ist privat, weil Sache des künstlerischen Individuums. Sie ist unberechenbar, machtvoll, furchteinflößend. Und schön ist sie. So schön.
Kunst stiftet unerwartete Perspektiven … Also gut: Sehen wir uns den seltsamen Fall an, aus den in Öl gemalten Augen. Wie Dorian sich eine Welt konstruiert, die seinen besonderen Erfordernissen entspricht.
Regie: Christoph Diem
Bühne, Kostüme & Video: Florian Barth
Dramaturgie: Holger Schröder
PREMIERE 23.03.2024
SCHAUSPIEL
Supergute Tage oder
Die sonderbare Welt des Christopher Boone
Nach dem Roman von Mark Haddon Bühnenfassung von Simon Stephens Deutsch von Barbara Christ
Ein Hund liegt tot auf dem Rasen. Es ist Wellington, der Nachbarshund, in ihm steckt eine Mistgabel. Laut Gesetz ist das Sachbeschädigung, weil ein Hund nur eine Sache ist. Für Christopher, der ihn entdeckt, ist es Mord. Er ist Asperger-Autist. Manche Zusammenhänge kann er sich leicht erschließen. Vor allem die Welt der Zahlen. Doch alles Zwischenmenschliche, die ungeschriebenen Gesetze, mit denen die meisten Menschen vertraut sind und mit denen sie sich scheinbar mühelos durch das Leben bewegen, versetzen Christopher in Panik. Sie bringen ihn immer wieder in Schwierigkeiten. Er schlägt einen Polizisten, weil der ihm zu nah kommt, und fängt danach an zu schreien. Nur sein Vater hat eine Engelsgeduld mit ihm, aber er möchte auf keinen Fall, dass sein Sohn sich weiter mit dem Mordfall beschäftigt. Doch Christopher lässt sich nicht aufhalten. Eine Detektivgeschichte beginnt, die die scheinbar offensichtlichen Dinge nochmal aus einer anderen Perspektive betrachtet.
Regie: Mirjam Loibl
Bühne: Thilo Ullrich
Kostüm: Anna Maria Schories
Musik: Constantin John
Dramaturgie: Josef Bäcker
PREMIERE
GROSSES HAUS