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Preis der jungen Dramatik
In Kooperation mit dem neuen theater Halle
Der in der Spielzeit 2019 / 2020 erstmals ausgelobte Nachwuchs-Autor:innenwettbewerb Preis der jungen Dramatik geht in die dritte Runde – und hat einen neuen Kooperationspartner. Mit dem Neustart von Mille Maria Dalsgaard und Mareike Mikat als Leiterinnen des Schauspiels der Bühnen Halle steigt das neue theater als künstlerischer Partner in den Wettbewerb ein. Wieder sind Studierende der Literaturinstitute in Leipzig und Hildesheim sowie des Instituts für Szenisches Schreiben an der UdK Berlin eingeladen, Stückentwürfe einzureichen. Der Förderpreis spiegelt durch die Kooperation mit den renommierten Universitäten in vielfältiger Weise das Spektrum junger Dramatik in Deutschland und will den Autor:innen den Einstieg in die Theater ermöglichen. Aus allen Einsendungen treffen die Dramaturgien in Halle und Braunschweig gemeinsam eine Auswahl von fünf Entwürfen, die im Mai 2024 an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in Halle und Braunschweig in szenischen Skizzen dem Publikum vorgestellt werden. Eine hochkarätige Fachjury ermittelt aus den Beiträgen ein Siegerstück für den »Preis der jungen Dramatik«. Neben einem Preisgeld umfasst dieser einen Stückauftrag mit Stückentwicklung in Zusammenarbeit mit dem neuen theater Halle.
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Elektra –wir müssen reden
Hugo von Hofmannsthal, Rebekka David & Ensemble
Ich wollte nie deine Schuhe tragen. Aber ich träume noch davon, wie wir spazieren gehen, du und ich, und nur für einmal bis zum Kiosk und zurück leihst du mir deine Turnschuhe und schlüpfst selbst in meine alten Stiefel. Weißt du noch? Deine haben mir nie gepasst, aber ich konnte mich doch mal hineinstellen und erfühlen, wo sie drücken. Warum geht das jetzt nicht mehr? Wir haben uns doch mal verstanden, tatsächlich verstanden, oder habe ich das auch nur geträumt? Heute kann ich deine Worte vor lauter Emotionen kaum hören, sie rufen wie Marktschreier kurz vor Feierabend, und oft gehe ich einfach und schlage mit der Tür oder du seufzt und lachst über mich. Irgendwann geben wir uns dann auf, »schade drum«, wissen einfach nicht, wie wir die Andere in ihrer Andersartigkeit noch anerkennen könnten, selbst wenn wir wollten. Wann haben wir verlernt zu sprechen?
Hugo von Hofmannsthal zeigt in der Frühzeit der Psychoanalyse die Familie als Brutkasten menschlicher Neurosen: Bei den Atriden legt eine Generation der nächsten im Wortsinn die Axt in die Hand, rächt Klytämnestra an Agamemnon das Opfer der Tochter, treibt Elektra den Bruder zur blutigen Rache, träumt beider Schwester davon, dem Kreislauf zu entfliehen. Rebekka David, in Braunschweig bekannt durch bildstarke Inszenierungen, die Literatur von innen heraus umstülpen, sucht bei Hofmannsthal nach der Sprachlosigkeit und Emotionalisierung, die in aktuellen Diskursen Gräben zwischen den Positionen vertiefen. Wie sollen wir gemeinsam für eine Gesellschaft kämpfen, in der alle Gehör finden, wenn wir es nicht mal schaffen, am Abendbrottisch die eigene Familie zu verstehen?
Regie: Rebekka David
Bühne: Jana Wassong
Kostüme: Florian Kiehl
Musik: Nicki Frenking
Dramaturgie: Katharina Gerschler
Den Aufstand proben
Handbuch einer Hausbesetzung
Theaterprojekt von Daniele Szeredy und Ensemble mit Studierenden der TU Braunschweig und der HBK Braunschweig
Eine Fußnote der Braunschweiger Stadtgeschichte nutzt Regisseur Daniele Szeredy als Ausgangspunkt für ein Rechercheprojekt zu Kunst und Aktivismus. Die Reihe von Hausbesetzungen, durchgeführt von politisch engagierten Braunschweiger:innen in den 1980er Jahren im Kampf für ein unabhängiges linkes Zentrum, an deren Ende die Gründung des »Nexus« stand, bietet neben diesem Ergebnis nämlich einen überraschenden Nebenaspekt: Eine Häuserreihe am Theaterwall, die vor dem geplanten Abriss für den Neubau des Kleinen Hauses des Staatstheaters länger leer stand, nutzte die Gruppe für eine Art »Besetzungs-Studie«. Um Erfahrungen zu sammeln – mit Vorgehensweisen der Polizei, Reaktionen der Bevölkerung, der eigenen inneren Organisation – wurde hier, ausgerechnet am Ort einer späteren Theaterspielstätte, »geprobt«, was für eine zukünftige ernsthafte Hausbesetzung nötig werden würde.
Um dieses Ereignis zu rekonstruieren, suchen Szeredy und sein Team nach Flugblättern, Artikeln und Zeitzeug:innen, die eine andere, fast verschollene Seite der Stadtgeschichte beleuchten. Dabei werden Themen und Fragen behandelt, die auch in der heutigen aktivistischen Szene relevant bleiben. Und: Was hat das alles mit Kunst zu tun?
Beteiligt sind Studierende des Instituts für Germanistik (Abteilung für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur) an der TU Braunschweig sowie des Instituts für Performative Praxis, Kunst und Bildung der HBK Braunschweig.
Regie: Daniele Szeredy
Rauminstallation: Florian Barth
Künstlerische & wissenschaftliche
Mitarbeit: Thomas Kronschläger
Dramaturgie: Katharina Gerschler
Who Wants to Live Forever
Ana Yoffe ist möglicherweise Freddie Mercury
Eine der größten Ikonen der Popkultur war Freddie Mercury. Als Mitbegründer von »Queen« begeisterte er die Massen. Doch selbst in der größten stadiontauglichen Pose offenbarte sich ein Künstler, dessen Lebenshunger einen existenziellen Nerv traf. Seine Kunst zeigte das Ringen eines Menschen um Rausch und Erfüllung im Wissen um die Abgründe, um Fall und Vergänglichkeit. Mercury hat sich nie gescheut, die großen Fragen nach Leben und Tod zu stellen.
Ana Yoffe wird sich in ihrem Abend genau mit diesen Fragen beschäftigen und sich der Person Freddie Mercury annähern und sich ihm vielleicht auch anverwandeln. Wenn man den Tod spürt, wie sehr brennt man dann nach dem Leben, wie ungerecht fühlt man sich vom Schicksal behandelt und wann kann man seinen Frieden machen? Sein sehnsuchtsvolles Brennen hat Mercury in großartige Musik verwandelt. Ana Yoffe wird diese Songs interpretieren, verbunden mit Texten, Fragmenten, vielleicht auch nur Gedankensplittern zu den großen Fragen des Lebens.
Bereits im Februar 2021 hat Ana Yoffe ihr musikalisches und darstellerisches Können in dem Film »Werther – a Few Love Songs« auf der digitalen Bühne des Staatstheaters Braunschweig eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Regie & Kostüme: Lukas Pergande, Josef Bäcker
Rauminstallation: Florian Barth
Dramaturgie: Holger Schröder