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Worte der Not
from Starke Worte
In den Tiefen, die kein Trost erreicht
In den Tiefen, die kein Trost erreicht, lass doch deine Treue mich erreichen.
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In den Nächten, wo der Glaube weicht, lass nicht deine Gnade von mir weichen.
Auf dem Weg, den keiner mit mir geht, wenn zum Beten die Gedanken schwinden,
wenn mich kalt die Finsternis umweht, wollest du in meiner Not mich finden.
Wenn die Seele wie ein irres Licht flackert zwischen Werden und Vergehen,
wollest du an meiner Seite stehen.
Wenn ich deine Hand nicht fassen kann, nimm die meine du in deine Hände.
Nimm dich meiner Seele gnädig an. Führe mich zu einem guten Ende.
–Justus Delbrück (1902–1945)
Gott, zu dir rufe ich
Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen, hilf mir beten und meine Gedanken sammeln; ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht; ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht; ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe; ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden; in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld; ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich. Vater im Himmel, Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht, Lob und Dank sei dir für den neuen Tag. Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue in meinem vergangenen Leben. Du hast mir viel Gutes erwiesen, lass mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen. Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann. Du lässt deinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen. Herr Jesus Christus, du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich. Du kennst alle Not der Menschen, du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht, du vergisst mich nicht und suchst mich, du willst, dass ich dich erkenne und mich zu dir kehre.
Herr, ich höre deinen Ruf und folge. Hilf mir!
–Dietrich Bonhoeffer (1906–1945)
Ich schütte mein Herz vor dir aus. Ich lasse die Klagen darüber hinaus, dass wir noch so vieles an dir nicht verstehn, wie schwer manche Wege sind, die wir hier gehn. Und wenn es das Herz auch kaum glaubt: Du hast uns das Klagen erlaubt. Herr, meiner Klagen werd ich nicht Herr. Sei du der Herr meiner Klagen.
Ich schütte mein Herz vor dir aus. Ich lasse die Wut und Empörung hinaus, den Zorn auf Gemeinheiten, auf Heucheleien, auf Lüge und Hinterlist und obendrein den Zorn auf den Ärger in mir. Ich schütte mein Herz aus vor dir. Herr, meines Zornes werd ich nicht Herr. Sei du der Herr meines Zornes.
Ich schütte mein Herz vor dir aus. Ich lasse die pochende Freude hinaus: Hier hast du das Lied, das so laut in mir singt, den Jubel, vor dem fast die Seele zerspringt, so dass ich kaum weiß, wer ich bin. Ich schütte sie hier vor dich hin. Herr, meiner Freude werd ich nicht Herr. Sei du der Herr meiner Freude.
Ich schütte mein Herz vor dir aus. Ich schütte die zahllosen Pläne hinaus: Was habe ich nicht schon für Pläne gefasst! Sie häuften sich auf, und ich schieb sie als Last von Tag zu Tag nur vor mir her. Nun schütt ich mein Herz vor dir leer. Herr, meiner Pläne werd ich nicht Herr. Sei du der Herr meiner Pläne.
Ich spüre: Das Herz wird mir leicht. Ich merke, wie eins nach dem anderen weicht: die böse Erinnerung, die mich bedrängt, die Trauer, die lähmt, und die Angst, die beengt. Von alledem löse ich mich und halte mein Herz auf für dich. Herr, meines Lebens werd ich nicht Herr. Sei du der Herr meines Lebens.
–Manfred Siebald