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DAM-Preis 2022 Ansichtssachen
>> Neu im DRM: Wenn wir richtig mitgezählt haben, dann ist es die erste
Sonderausstellung des Deutschen
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Romantik Museums: »Als wäre ich selbst dabei gewesen«, titelt die dem Vermächtnis der großen Mäzenin Ulrike Crespo zu verdankende
Schau von 18 bedeutender Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert.
Sie gehören zu einem Konvolut von insgesamt 35 Zeichnungen aus dem Nachlass ihres Großvaters Karl
Ströher stammenden Arbeiten, die sie qua Schenkung dem Museum vermacht hat. Wie schon das Städelmuseum, so würdigt nun auch das
Haus des Deutschen Hochstifts seine
Unterstützerin und mit dieser auch den großväterlichen Sammler. www. deutsches-romantik-museum.de >> Neu im Institut für Stadtgeschichte.
Der langjährige Rundschau-Fotograf
Jochen Günther hat sein 400.000 Bilder umfassendes berufliches Werk dem Institut für Stadtgeschichte vermacht und erhöht somit dessen
Fotobestand mit dem Thema Frankfurt seit dem 19. Jahrhundert bis heute auf 2,5 Millionen Bilder. www.stadtgeschichte-frankfurt.de >> Verlängert 1: Die für Familienbesuche besonders geeignete Ausstellung »Menschsein // Die Anfänge unserer Kultur« im Archäologischen
Museum schließt wegen der großen
Nachfrage erst am 27. März, fast zwei Monate später als ursprünglich geplant. Sie gibt auf wissenschaftlich hohem Niveau Einblick in die
Forschung zu den ältesten Werkzeugen der Menschheit. Mitmachstationen laden zum Ausprobieren ein, ein Multi-Touch-Bildschirm bietet weitere Informationen zu Fundplätzen, Anatomie und vielem mehr. www.archaeologisches-museumfrankfurt.de >> Verlängert II: Bis zum 28 August (!) kann die Ausstellung »Grüner
Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen
Welten« im Weltkulturen Museum mit 200 Werken aus der eigenen
Sammlung jetzt besucht werden.
Dazu hat das Haus mittwochs und an den Wochenenden auch im März
Führungen aufgelegt. www.weltkulturenmuseum.de >> Künstler im NS: Zu einer Dialog-
Führung mit dem Philosophen Leon
Joskowitz und der Kuratorin Ilka
Voermann lädt die Schirn in die Ausstellung »Kunst für Keinen, 19331945« am 22. März. Dabei werden
Fragen gestellt, wie: Was ist künstlerische Anpassung? Und gab es zwischen 1933 und 1945 künstlerischen
Widerstand? Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. www.schirn.de >> Fossile des Rock: Paläontolog*innen sind auch nur Menschen und manche deshalb nicht von ungefähr echte Rockfans. So muss es nicht wundern, wenn sie ganz nach Forscherart wissenschaftliche Funde nach ihren Idolen benennen. Das
Senckenberg-Museum bereitet derzeit eine Ausstellung mit dem Titel »Rock Fossils« vor, die uns mit versteinerten Versionen von Sid Vicious,
Mick Jagger, Lemmy Kilmister und anderen Größen konfrontieren wird.
Mit Hörstationen, versteht sich.
Wenn’s nicht rockt, ist es kacke, hat schon Charlotte Roche gesagt. www.senckenberg.de
Lieber leben als arbeiten
DaM-Preis 2022 geht überraschend an das junge Münchner Wohnhausprojekt »San Riemo«
Jede Wette wäre der (wettfreudige) Schreiber dieser Zeilen nach der Vorstellung der fünf ShortlistKandidaten darauf eingegangen, dass das neue Berliner Axel-Springer Haus des von Rem Koolhaas mitgegründeten OMA-Büros, den DAM-Preis 2022 abräumen würde. Die Auszeichnung für das beste Gebäude des Jahres in Deutschland. Schließlich kriegte sich Peter Cachola Schmal, der Leiter des Deutschen Architekturmuseums, beim erläuternden Gespräch mit dem verantwortlichen Springer-Mann im filmischen Vorspann kaum mehr ein vor Bewunderung für das lichtdurchflutete futuristische Büro-Raumschiff in der Hauptstadt. Doch dem geschah nicht so, und es blieb nicht das einzige Projekt der Kategorie groß-spurig, das in diesem Jahr das Nachsehen hatte. Auch die Ufo-mäßig angelegten Anlage »World of Sports« von Adidas in Herzogenaurach fiel trotz der Tartanlaufbahnen für das Personal durch das Raster. Beide finden mehr oder minder unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, vielleicht gab das ja den Ausschlag. Durchgesetzt hat sich dafür mit »San Riemo« ein genossenschaftliches Wohnprojekt auf dem Gelände des alten Münchner Flughafens, bei dem es weniger um »Wie wollen wir arbeiten?« als um »Wie wollen wir leben?« geht. Das überdies von – mit Verlaub – Nachwuchsarchitekten aus Leipzig erdachte Projekt der Arbeitsgemeinschaft Summacumfemmer (Florian Summa/ Anne Femmer) und Büro Juliane Greb räumt seinen Nutzern aus der Zielgruppe Familie schon vor dem Einzug weitgehende Gestaltungsmöglichkeiten für das künftige Zuhause ein. Während das Erdgeschoss gemeinschaftlich und mit sozialen Funktionen auch gewerblich genutzt wird, sind die rund um eine jeweils zentral gelegene Küche zu platzierenden Zimmer flexibel und variabel – 17 Quadratmeter die Einheit, bei offener Nutzung. Alle Wohnungen verfügen über Wintergärten, die zugleich als Lärmdämmer fungieren. Übrigens hatte das Projekt nach der Ausschreibung in München zunächst das Nachsehen, wurde als zweitplatzierter Wettbewerber aus Kostengründen bei der Realisierung vorgezogen. Muss man sich anschauen, um sich ein wirkliches lohnendes Bild zu machen, sollte und kann man sich anschauen auch als Modell in der Interim-Heimat des DAM in der Henschelstraße 18, die alle Kandidaten der 25 Häuser fassenden Shortlist vorstellt. Zu den fünf Finalisten gehörten noch die neue JohnCranko-Ballettschule in Stuttgart, eine Moschee in Hamburg und ein architektonisches Forschungsprojekt in Bad Aibling, bei dem unter Verwendung unterschiedlicher Materialien für drei Hausentwürfe, die Zukunft des bezahlbaren Bauens zur Diskussion steht. In den erweiterten 25er-Kreis fanden aus der Region nur der geschwungene Fußgänger-Fahrradüberweg über die Rheinstraße am Mozartturm in Darmstadt und ein Wohnpark in Rüsselheim. Verwunderlich ist es, dass weder das Deutsche Romantik Museum noch das neue Jüdische Museum weiter als in die Top 100 kamen. Die hochinteressante und ein breites Spektrum von Bauten berücksichtigende Schau macht überdies deutlich, dass sich das Bauen weiter vor auf das vormalige Westdeutschland inklusive Berlin und in diesem Jahr mainlinienabwärts auf dessen südliches Drittel konzentriert. Produziert wird egal für wo aber hauptsächlich in Berlin.
Summacumfenster mit Büro, Juliane Greb, GenossenschaftlWohnhaus San Riemo © FlorianSumma
Axel Springer Neubau © Laurian Ghinitoiu
Lorenz Gatt