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Schlimmer als der verlorene Krieg
Historisches museum gedenkt der Inflation 1923 »Krieg, Geld, Trauma«
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Derart ins Schwarze zu treffen, das hätte man sich im Historischen Museum bei der Planung der Ausstellung zum 100-jährigen Gedenken der großen Geldentwertung von 1923 wohl nicht vorstellen können. Wenn es in den Anfängen des Projekts vor drei, vier Jahren ein Thema im Bereich der Staatsfinanzen gegeben habe, dann sei das eher das der Deflation und Stagnation gewesen, schickt HMF-Chef Jan Gerchow allen weiteren Erläuterungen bei der Vorstellung der neuen HMF-Schau »Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma« voraus. Nach Monaten aber der unablässigen Verteuerungen des täglichen Einkaufs und in der Ungewissheit der weiteren Entwicklung hat das Thema uns inzwischen eingeholt und wesentlich sensibler gemacht. Erstaunlich ist auch, dass das Stadtmuseum am Römer als einziges deutsches Museum die Idee hatte, dieses unschönen Jubiläums in einer Ausstellung zu gedenken. Die bis zum 3. September laufende Schau geht ihr Thema mit starken Informationsfundus von Grund auf in insgesamt sieben Abteilungen an. Begonnen wird mit einer Begriffsklärung, was eine Inflation denn überhaupt ist, gefolgt von historischen Beispielen der Geldentwertung bis zurück in der Römerzeit, im China des 14. Jahrhunderts und im Laufe der Französischen Revolution. Das besondere Augenmerk im Erdgeschoss des Stadtmuseums aber gilt dem
Neue Ausstellungen im Juni
02.06.–17.09.2023
The Cube Eschborn: ERn ESTS ColE. HouSE oF Bon DAGE www.deutscheboersephotographyfoundation.org
02.06.2023–15.01.2024
Senckenberg Museum: TRIFF DAS RIFF! Perspektive Kunst www.senckenberg.de
03.–11.06.2023
Palmengarten: RoSEnSCHAu www.palmengarten.de
22.06.–01.10.2023
Schirn Kunsthalle Frankfurt: PlASTIC WoRlD www.schirn.de
25.06.–01.10.2023
Opelvillen Rüsselsheim »BRAVo«-STARSCHn ITTE. Eine Sammlung von legenden www.opelvillen.de
BIoGRAFIE BITTE
Das Kabinett des Jüdischen Museums widmet sich zum 175. Geburtstag einer ganz besonderen Frankfurter Persönlichkeit, die zwar in aller Munde, aber trotzdem kaum bekannt ist: dem Großindustriellen und Sozialreformer Wilhelm Merton. Seine geschäftlichen Erfolge als Gründer der Metallgesellschaft AG stehen ebenso im Mittelpunkt der Ausstellung wie sein gesellschaftspolitisches Engagement als Mitbegründer der Frankfurter Universität, der Akademie für Sozial-und Handelswissenschaften und als Förderer der Frauenerwerbstätigkeit. (bis 7.1.2024) www.juedisches-museum.de
Zusammenhang von Krieg als Auslöser von Inflation und politischer Destabilisierung. Die Ausstellung zeichnet dezidiert die Dynamik der schon im Ersten Weltkrieg einsetzenden Geldentwertung nach, als ausbleibende militärische Erfolge die Aussicht schwinden ließen, mit den kriegsbedingten Staatsschulden auch die ausgegebenen Kriegsanleihen durch schnelle Annexionen zu amortisieren, wie dies noch 1870/71 zum allgemeinen Wohlgefallen der Deutschen auf Kosten Frankreichs gelungen war. Die Inflation fand in Schüben statt und kulminierte mit der Einstellung der deutschen Reparationszahlungen 1923 und nach der Ermordung des deutschen Außenministers Rathenau. Mit Filmen, Fotos, Karikaturen, Zitaten und einem veritablen Waschkorb voller gebündelter Billionengeldscheine illustriert das HMF das mit der Herausgabe der Rentenmark im November jäh endende Trauma. Der Star unter den Exponaten aber komm als Leihgabe vom Hanauer Stadtmuseum: ein aus entwerteten Geldscheinen mutmaßlich zum Karneval geflochtenes Kleid. Auf die leichte Schulter wurde die große Entwertung der deutschen Privatvermögen indes nicht genommen. Im kollektiven Gedächtnis traf die Krise das deutsche Gemüt jedenfalls härter als die Kriegsniederlage 14/18. gt
Bis 10. September: Di.–So., 11-18 Uhr historisches-museum-frankfurt.de
ARTu R HERAS – RoTSPAn IER as Bis 23.6., www.frankfurt.cervantes.es
Das Instituto Cervantes führt sein hoch ambitioniertes Projekt »Rotspanier« erneut mit ergreifenden Ausstellungen weiter. Es ist den spanischen Republikanern gewidmet, die vor dem Ansturm der faschistischen Truppen Francos am Ende des Bürgerkrieges 1939 nach Frankreich flüchteten und von dort ins Nazi-Deutschland verraten wurden. Sie ist an drei Orten zu sehen, und allein der erste, die Katharinenkirche, ist absolut ergreifend. Über dem Altar verdeckt eine riesige Hand das Kreuz. Artur Heras und Anacleto Ferrer erteilen eine aufwühlende Geschichtsstunde. Zu sehen auch im Instituto Cervantes und im Gewerkschaftshaus.