innen leben
Nr. 2 | 2012 |
Es ist normal, verschieden zu sein.
Magazin der LebenshilfeOsterholz Nr. 2 | November 2012
Schwerpunkt: Mitgliedschaft und Engagement
Mitarbeiter-Portrait: Margret M端ller Recht: Pflegereform beschlossen
2 | Nr. 2 | 2012
Editorial
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
Spannende Zeiten? Liebe Mitglieder, Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Lebenshilfe Osterholz! In der letzten Ausgabe hatten wir ja schon berich-
Für das „Projekt B36“ und die weiteren Vorhaben
tet, dass wir für unsere Offenen Hilfen einen
im kommenden Jahr ist Kontinuität in der Lebens-
neuen Standort suchen müssen. Wir sind fündig
hilfe Osterholz wichtig. Eine besondere Bedeu-
geworden mit dem ehemaligen Gebäude der
tung kommt dabei dem Vorstand der Lebenshilfe
Pestalozzischule, in dem zurzeit noch das
zu, der sich auf der Mitgliederversammlung im
Medienzentrum des Landkreises untergebracht
September zur Wiederwahl stellte und von Ihnen
ist. Als wir im Frühsommer die Entscheidung zum
einstimmig für die kommenden vier Jahre wieder-
Kauf des Gebäudes trafen, gingen wir von einem
gewählt wurde.
Umzug im Herbst aus. Angesichts des kurzen Zeitraumes und um weitere Kosten zu vermeiden,
Unser 1. Vorsitzender Peter Masuch hatte den
zog der Bereich Offen Hilfe in die Räume der
anwesenden Mitgliedern vorher in seinem
Geschäftsstelle mit ein und belegt seitdem den
Geschäftsbericht dargelegt, dass die Lebenshilfe
großen Besprechungsraum.
Osterholz wirtschaftlich gesund ist und trotz erheblicher Sparzwänge und gegen den bundes-
Olaf Bargemann
Da aber beim neuen Medienzentrum auf dem
weiten Trend die Angebote für Menschen mit
Campus immer neue Mängel und Verzögerungen
Behinderungen weiter ausgebaut werden
auftreten – böse Zungen behaupten gar, dass mit
konnten.
der ehemaligen Realschule in der Lange Straße das falsche Gebäude abgerissen wurde – wird
Da die Rechnungsprüfer des Vereins wie auch die
sich der Umzug des Bereiches mindestens bis zum
beauftragten Wirtschaftsprüfer dem Vorstand
Frühjahr verzögern. Das Gebäude soll aber nicht
eine ordentliche Kassenführung sowie eine solide
nur von den Offenen Hilfen genutzt werden,
Finanzlage des Vereins und seiner Gesellschaften
sondern wir wollen dort auch das Zentrale Büro
bescheinigten, stand der einstimmigen Entlastung
Wohnen und einen inklusiven Treffpunkt für
des Vorstands für das Jahr 2011 nichts mehr im
Menschen mit und ohne Behinderungen einrich-
Weg.
ten. Das Ganze trägt als Arbeitstitel den Namen „Projekt B36“. Wir befinden uns noch in der
Olaf Bargemann
Planungs- und Konzeptphase. Damit wir dieses
Geschäftsführer der GmbHs der
Projekt und vor allem den Treffpunkt realisieren
Lebenshilfe Osterholz
können, brauchen wir Ihre Unterstützung und bitten um Ihre Spende. Bitte beachten Sie hierzu den Spendenaufruf mit weiteren Informationen auf der letzten Seite dieser Ausgabe. Über den weiteren Verlauf des „Projektes B36“ werden wir in einer der nächsten Ausgaben von innenleben dann ausführlich informieren.
Inhalt
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Nr. 2 | 2012 | 3
Schwerpunktthema: Mitgliedschaft und Engagement Peter Masuch: „Wir brauchen das Engagement junger Menschen“
4
„Unsere Mitgliedschaft war längst überfällig.“ Interview mit Ingrid und Wolfgang Kluth
5
„Ich kämpfe für meinen Traumberuf“ Jenny Habelmann macht eine Ausbildung im Kinder-Garten Schoofmoor
Artikel in Leichter Sprache
7
Editorial
2
Recht Pflegereform beschlossen
10
Einrichtungen KiTa Axstedt ist „Haus der kleinen Forscher“
12
Fortbildung
Impressum Herausgeber: Lebenshilfe Osterholz gGmbH Loger Straße 35 27711 Osterholz-Scharmbeck www.lebenshilfe-ohz.de V.i.S.d.P.: Olaf Bargemann
Lions Clubs ermöglichen
Redaktion: Jelena-Katherina Sander
„Kindergarten Plus“-Fortbildung
13
Meldungen in Kürze
14
Beiträge: Jelena-Katherina Sander, Olaf Bargemann, Peter Masuch
16
Fotos: Jelena-Katherina Sander, Rüdiger Lubricht
Lebenshilfe Weihnachtsspende Gelebte Inklusion – Projekt „B36“
Gestaltung: studio 37, Worpswede
Titel: „Ich habe ein anderes Verständnis für die Belange der Eltern“ Mitarbeiter-Portrait: Margret Müller
8
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Schwerpunkt: Mitgliedschaft
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
„Wir brauchen das Arno Virkus, innenleben Nr. 1/ Mai 2012, Seite 8)
1
Engagement junger Menschen.“1 Von Peter Masuch Wer wollte das bestreiten? Auch mein dring-
Für unser gemeinsames Ziel, für Menschen mit
lichster Wunsch ist es, dass sich mehr jüngere
Behinderung und ihre Familien ein gutes Leben zu
Mitglieder bereit erklären, im Vorstand mit-
ermöglichen, brauchen wir ehrenamtlich Enga-
zuarbeiten. Das setzt voraus, dass wir auch
gierte und hauptamtlich Beschäftigte gleicherma-
junge Eltern gewinnen, die sich zur Lebens-
ßen! Das zeichnet uns aus: Wir sind die Lobby der
hilfe bekennen. Ganz allgemein muss man
behinderten Menschen und ihrer Angehörigen.
fragen: Wie gewinnen wir in der jungen
Auf unsere Kompetenz hört man in Politik und
Elternschaft, bei unseren behinderten
Gesellschaft!
Menschen und auch in der Gesellschaft neue Mitglieder?
Unser Wort bekommt Gewicht, je mehr Menschen mit Behinderung, je mehr Eltern und
Peter Masuch
Dazu einige Hinweise und Argumente. Die
Angehörige, je mehr engagierte Mitbürger und
Menschen in der Lebenshilfe verbindet ein
Fachleute und je mehr Mitarbeiter unserer Dienste
gemeinsames Selbstverständnis: Lebenshilfe ist
und Einrichtungen als Mitglieder der Lebenshilfe
Selbsthilfevereinigung, Eltern-, Fach- und Träger-
für unsere gemeinsamen Ziele einstehen. Es ist
verband für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien. Die Gründung der Lebenshilfe im Jahre 1958 auf Bundesebene ging von betroffenen Eltern und engagierten Fachleuten aus.
Leichte Sprache Heute erweist sich die Lebenshilfe als eine starke Gemeinschaft: In der Bundesvereinigung sind als Mitgliedsorganisationen 523 Orts- und Kreisvereinigungen sowie 16 Landesverbände zusammengeschlossen. Die Orts- und Kreisvereinigungen sowie die Landesverbände sind jeweils rechtlich selbstständig, verfolgen ihre Ziele aber auf der Grundlage der Satzung der Bundesvereinigung. Die Lebenshilfe begleitet - vor Ort wie auf Landesund Bundesebene - Menschen mit geistiger Behinderung in ihrem Bestreben, gleichberechtigt am Leben der Gesellschaft teilzunehmen. Sie tritt für die barrierefreie Gestaltung aller Lebensbereiche ein. Sie ist eine solidarisch handelnde Selbsthilfeorganisation mit kompetenten Beratungsund Betreuungsangeboten, mit differenzierten Einrichtungen und zukunftsweisenden Projekten. Näheres dazu kann man im Grundsatzprogramm 2011 (auch in Leichter Sprache) nachlesen.
Viele zusammen können mehr erreichen als einer allein! Darum gibt es den Verein Lebenshilfe. Die Lebenshilfe hat viel für Menschen mit einer geistigen Behinderung erreicht! Das soll auch in Zukunft so bleiben. Dafür braucht die Lebenshilfe junge Mitglieder! Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung können sich in der Lebenshilfe engagieren. Sie wissen am besten, welche Unterstützung sie brauchen. Deshalb ist es gut, in der Lebenshilfe Mitglied zu sein.
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Schwerpunkt: Mitgliedschaft
gerade diese demokratische Basis in unserer Ver-
Ein besonderes Anliegen ist die Mitwirkung der
einigung, die Präsenz der Lebenshilfe in der
Personengruppe, für die vor mehr als 50 Jahren
Bevölkerung vor Ort, die uns stark macht.
die Lebenshilfe in Deutschland gegründet wurde.
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Vor wenigen Wochen bei der MitgliederversammIch will nicht verhehlen: Auch wer uns nicht mit
lung der Bundesvereinigung Lebenshilfe in
Hand und Kopf konkret unterstützen kann – als
Marburg wurden drei Personen mit einer geisti-
förderndes Mitglied zählt er ebenso sehr!
gen Behinderung als Selbstvertreter in den neuen
Wie heißt es in unserem Grundsatzprogramm:2
Bundesvorstand gewählt. Eine solche Selbstvertre-
„Wir brauchen alle, denen es um die Rechte von
tung muss unser Ziel vor Ort sein. Allerdings
Menschen mit Behinderung geht. Wir wünschen
müssen sich dafür Menschen mit einer Behinde-
uns möglichst viele neue Mitglieder. Das macht
rung auch in unserer Kreisvereinigung engagie-
die Lebenshilfe stark und erfolgreich.“
ren. Der erste Schritt dazu ist die Mitgliedschaft.
abrufbar unter: www.lebenshilfe.de
2
„Unsere Mitgliedschaft war längst überfällig“ Interview mit Ingrid und Wolfgang Kluth Von Jelena-Katherina Sander Das Ehepaar Ingrid und Wolfgang Kluth aus Lili-
Engagements für die Belange von Menschen mit
Ingrid und Wolfgang Kluth
enthal ist seit einem Jahr Mitglied der Lebenshilfe
Behinderung. Zusätzlich zu unserer Mitgliedschaft
Foto: Jelena-Katherina Sander
Osterholz. Die medizinische Fachangestellte und
in der Lebenshilfe engagieren wir uns im Kreisbe-
der EDV-Organisationsleiter im Ruhestand enga-
hinderten-Beirat und seit 20 Jahren im Verein für
gieren sich schon seit Jahrzehnten für die Belange
Menschen mit Behinderungen Lilienthal. Seit über
von Menschen mit Behinderung. Im Interview
35 Jahren ist unser Lebensmotto: „Auch wer nicht
erzählen Sie über ihre Beweggründe, die Arbeit
zählen kann, zählt mit. Auch wer nicht reden
der Lebenshilfe durch ihre Mitgliedschaft zu
kann, hat viel zu sagen“. Das stand bei uns immer
unterstützen.
über allem anderen.
innenleben: Seit wann sind Sie Mitglieder der
innenleben: Warum engagieren Sie sich für
Lebenshilfe Osterholz?
Menschen mit Behinderung?
Seit gut einem Jahr. Wir sind anlässlich der
Wolfgang Kluth: Meine Schwester hatte eine
40-Jahr-Feier der Lebenshilfe Osterholz im Sep-
Behinderung. Sie war sprachlich und geistig
tember 2011 Mitglied geworden.
gestört, aber sonst normal entwickelt. In der Nachkriegszeit war das eine starke Belastung,
innenleben: Welche Beweggründe hatten sie?
meine Eltern haben sehr darunter gelitten. Die
Wir haben eine langjährige Verbundenheit mit
Euthanasie der Nationalsozialisten war noch nicht
der Lebenshilfe. Unsere Mitgliedschaft war längst
lange her; es war verpönt, ein behindertes Kind
überfällig und ist die logische Folge unseres
zu haben. Damals gab es gar nichts: Keine
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Mitglied bei der Lebenshilfe werden ist ganz einfach. Auf unserer Internetseite www.lebenshilfe-ohz.de haben wir einen Mitgliedsantrag für Sie bereitgestellt.
Schwerpunkt: Mitgliedschaft
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
Beratung, keine Fördermög-
Ingrid Kluth: Jetzt ist die Lebenshilfe auch in
lichkeiten für behinderte
Lilienthal verankert. Wir haben mit dafür gesorgt,
Kinder. Die Lebenshilfe war
dass die Lebenshilfe eine Wohneinrichtung für
noch nicht gegründet.
behinderte Menschen, das Haus Clasen,
Meine Eltern haben sich an
bekommen hat. Nicht als Konkurrenz zur Diakoni-
die Kirche gewendet, die
schen Behindertenhilfe, sondern damit die
aber nichts gemacht hat.
Lebenshilfe auch in Lilienthal vertreten ist. Das ist
Meine Schwester wurde mit
wirklich toll. Es freut einen auch, es als Ergebnis
sechs Jahren regulär einge-
der eigenen politischen Arbeit als Mitglied des
schult und ist ein halbes
Gemeinderates erreicht zu haben, dass der Kin-
Jahr später von der Schule
dergarten Ostlandstraße (jetzt Kita Schatzkiste,
geflogen. Seitdem war sie
Anmerkung der Redaktion) in die Trägerschaft der
nur zu Hause, bis sie nach dem Tod meiner Eltern
Lebenshilfe gekommen ist. Hier habe ich mich
in ein Frauen-Wohnheim gezogen ist, das aber
sehr stark dafür eingesetzt, dass die Lebenshilfe
ebenfalls nicht auf die Betreuung von Menschen
diesen integrativen Kindergarten betreibt.
mit Behinderung spezialisiert war. Optimal war das nicht. Als Bruder fühlte ich mich immer ver-
innenleben: Wie könnte die Lebenssituation
pflichtet und habe sie viel besucht, bis sie mit 59
von Menschen mit Behinderung ihrer Meinung
Jahren an Krebs verstorben ist. Wenn es die
nach weiter verbessert werden?
Lebenshilfe in unserer Kindheit gegeben hätte,
Im Moment ist Inklusion das zentrale Thema. Sie
hätte meine Schwester alle Angebote nutzen
muss jetzt durchgesetzt werden. Wichtig ist, dass
können und später in einer Wohngruppe leben
gesunde und behinderte Kinder ganz selbstver-
können. Wir sehen es an unserem Patenkind mit
ständlich zusammen aufwachsen, um Vorurteile
Down-Syndrom: Sie wurde durch die Frühförde-
abzubauen. Unverständnis wäre ganz schlimm.
rung der Lebenshilfe ausgezeichnet gefördert.
Auch die Bedingungen an den Schulen müssen stimmen. Viele glauben, daran könne man
innenleben: Warum finden Sie es wichtig, sich
sparen, aber das klappt nicht. Da muss man jetzt
zu engagieren?
Druck aufbauen. Die Lebenshilfe hat dabei ein
Der heutige Stand, den die Lebenshilfe hat, zeigt,
großes Gewicht und mit der neuen Vorsitzenden
wie viel sich inzwischen bewegt hat. Wir leben
der Bundesvereinigung Ulla Schmidt auch eine
seit 1988 in Lilienthal, hier ist der Umgang mit
starke Stimme.
behinderten Menschen fast optimal: Durch die
Die Einbindung von Menschen mit Behinderung
Einrichtung der Diakonischen Behindertenhilfe
in die Arbeitswelt ist weiter ein großes Thema. Es
gehören diese Menschen zum Straßenbild; sie
wäre gut, sie nach ihren Fähigkeiten in die Firmen
kaufen hier ein, jeder kennt sie. Wenn Eltern mit
zu integrieren. Natürlich darf man sie nicht über-
behinderten Kindern nicht schon so viel um die
fordern. Es ist wichtig, die Menschen da abzuho-
Ohren hätten, könnten sie noch so viel erreichen!
len, wo sie stehen. Aber man kann viel Potenzial
Fortschritt passiert nur über die Eltern, das bringt
aus ihnen herauskitzeln.
uns alle voran. Persönliche Betroffenheit macht enorm was aus.
innenleben: Was könnte die Lebenshilfe noch besser machen?
innenleben: Was gefällt Ihnen an der Lebens-
Die Öffentlichkeitsarbeit weiter ausbauen und die
hilfe Osterholz so gut?
breite Bevölkerung auf ihre wichtige Arbeit hin-
Was uns überzeugt hat, ist das Konzept der
weisen. In die Schulen gehen und aufklären.
dezentralen Einrichtungen. Es ist ganzheitlich und
Auch ein Engagement im Ausland wäre wichtig.
geht mehr in Richtung Inklusion. Die Lebenshilfe
In Afrika etwa laufen behinderte Menschen
integriert Menschen mit Behinderung, weil ihre
einfach so nebenher, sie brauchen auch dort För-
Einrichtungen dezentralisiert sind. Das ist besser,
derung. Aber wir wissen aus eigener Erfahrung:
als wenn alle zentral in einer großen Einrichtung
Wenn man irgendwo anfängt zu helfen, findet
betreut werden, wo sie doch wieder nur unter
man kein Ende. Es gibt so viel Bedarf.
sich sind. Was Olaf Bargemann in den letzten Jahren geleistet hat, ist enorm.
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Ausbildung
Nr. 2 | 2012 | 7
„Ich kämpfe für meinen Traumberuf.“ Jenny Habelmann macht eine Ausbildung im Kinder-Garten Schoofmoor Von Jelena-Katherina Sander Jenny Habelmann
„Ich wollte schon immer etwas mit Kindern machen“, sagt Jenny Habelmann fröhlich. Sie macht eine Ausbildung im Kinder-Garten Schoofmoor in Lilienthal. Dort bringt sie den Kindern etwas bei. Das macht Jenny Habelmann viel Freude. Sie sagt: „Ich kämpfe für meinen Traumberuf. Ich werde alles geben!“ Jenny Habelmann ist 20 Jahre alt. Sie ist zur Schule am Klosterplatz in Osterholz-Scharmbeck gegangen. Dort hat sie ihren Förderschul-Abschluss gemacht. Sie kann nicht so gut lesen und schreiben. Und nicht so gut rechnen. Aber Jenny Habelmann kann toll basteln. Sie hat viele Ideen für Spiele. Und sie tobt gerne mit Kindern. Das liebt Jenny Habelmann besonders. Jenny Habelmann erzählt: „Ich wollte unbedingt hierher. Ich habe mir gesagt: Du musst dich anstrengen. Dann schaffst Du das auch!“ Zuerst hat sie ein Praktikum im Kinder-Garten gemacht. Darum hat sich ihr Lehrer Harald Gnewuch gekümmert. Seit Dezember 2011 macht sie die Ausbildung. Nach der Ausbildung ist sie: „Praktikerin in der Kinder-Tages-Stätte“. Lisa Buhlmann vom Sozialdienst kümmert sich darum, was Jenny Habelmann lernen muss. Uli Renken von der Werkstatt Nord besucht Jenny Habelmann oft im Kinder-Garten und leitet sie an. Jenny Habelmann gehört einfach dazu. Für die Kinder und für die Erwachsenen. Sie nimmt auch an Besprechungen teil. Ihre Chefin Nicole Reitmann sagt: „Jenny ist zuverlässig und freundlich. Sie kann Kindern gut helfen, aber auch mal streng sein. Sie ist eine große Unterstützung“. Die Arbeit im Kinder-Garten tut Jenny gut. Sie ist viel selbstbewusster geworden. Sie sagt: „Erwachsene sind viel zu logisch. Sie wollen wissen, warum ich nicht lesen kann. Für Kinder ist das normal.“ Jenny Habelmann sagt, dass sie sich pudelwohl fühlt. „Wir sind hier wie eine Familie. Ich will gar nicht wieder gehen.“
Rausgehen, toben, fangen spielen, durchkitzeln: Das macht Jenny Habelmann am liebsten. Aber auch der kreative Bereich liegt ihr.
Fotos: Jelena-Katherina Sander
8 | Nr. 2 | 2012
Mitarbeiter-Portrait
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
„Ich habe ein anderes Verständnis für die Belange der Eltern.“ Mitarbeiter-Portrait: Margret Müller Von Jelena-Katherina Sander Margret Müller
Steckbrief Name:
Margret Müller Wohnort:
Osterholz-Scharmbeck Geburtsdatum:
7. Januar 1960 Beruf:
Bürokauffrau Angestellt bei der Lebenshilfe seit:
1. Juni 2006 Als:
Verwaltungsangestellte (Offene Hilfen gGmbH) Hobbys:
Lesen, Musik hören, Gammeln Lebensmotto:
Ich finde mein Schicksal nicht ungerecht und schrecklich, sondern es bereichert mein Leben sehr und ich kann auch noch lachen.
innenleben: Was wollten Sie als Kind werden?
Wiedereinstieg bei den Offenen Hilfen bekommen
Margret Müller: Auch als Kind wollte ich schon
habe. An mich selber stelle ich hohe Anforderun-
immer im Büro arbeiten. Meine Eltern hatten
gen und versuche, diese bestmöglich umzusetzen.
einen kleinen Bauernhof, wo ich als Kind immer
Wenn mir das aber nicht gelingt, macht mich das
mitarbeiten musste. Deshalb habe ich wahr-
unzufrieden. Mit Waltraud Deuschle haben wir
scheinlich genau das Gegenteil gesucht.
eine erfahrene Bereichsleitung, die uns bei allen Fragestellungen und Entscheidungen berät und
innenleben: Wie sind Sie zur Lebenshilfe
unterstützt. Außerdem muss sie meine Kollegin-
gekommen?
nen und mich auch ab und zu an die Strukturen
Margret Müller: Im Jahr 1991 ist meine schwerst
erinnern, wenn bei uns die Emotionen im Vorder-
mehrfach behinderte Tochter geboren und mein
grund stehen.
Leben hat sich seit dem Zeitpunkt sehr verändert. Mir war die Lebenshilfe schon dadurch bekannt,
innenleben: Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit
weil meine Tochter die Integrationsgruppe im
besonders viel Spaß?
Kindergarten Moorblick besucht hat. Nach der
Margret Müller: Die Verwaltungsaufgaben sind
Gründung der Lebenshilfe gGmbH im Jahr 1998
sehr umfangreich und verschieden und ich
war ich Mitglied im Beirat, ab 2002 gehörte ich
erledige diese grundsätzlich gerne. Aber beson-
zum Vorstand der Lebenshilfe. Auf einer Fahrt zu
ders der telefonische Kontakt und die Beratung
einem Kongress habe ich von unserem Geschäfts-
bei Kunden und Mitarbeitern sind sehr interes-
führer Herrn Bargemann erfahren, dass eine Ver-
sant. Viele kenne ich vom Telefon, aber nicht per-
waltungsangestellte bei den Offenen Hilfen
sönlich. Und ich glaube, durch meine persönliche
gesucht wird. Nach der Hospitation habe ich
Situation habe ich oftmals ein anderes Verständ-
2006 meinen Vertrag erhalten. Ich bin mit
nis für die Probleme der Eltern.
15,5 Stunden gestartet, später habe ich auf 20 Stunden erhöht und seit Mai 2012 arbeite ich
Auch mit der Datenbank, die extra für die
25 Stunden pro Woche. Das erklärt, wie sich
Offenen Hilfen entwickelt wurde, arbeite ich sehr
der Bereich Offene Hilfen in den letzten Jahren
gerne, weil das Nachvollziehen vom Budget und
vergrößert hat.
Erstellen der Rechnungen sehr schnell geht. Auch wenn Eltern und Pflegekassen es nicht so gerne
innenleben: Wie hat sich Ihre Arbeit bei der
sehen, aber Rechnungen schreibe ich auch sehr
Lebenshilfe verändert?
gerne, denn alles hat natürlich auch einen wirt-
Margret Müller: Von 1975 bis 1991 war ich in
schaftlichen Hintergrund. Die Zusammenarbeit
einem Autohaus angestellt. Zu der Zeit wurde
mit den Pflegekassen ist leider oftmals verzwickt,
nicht nach QM gearbeitet und ein Leitbild gab es
umständlich und kostet viel Zeit.
auch nicht. Auch hatte mein Arbeitsplatz damals
Ich arbeite in unserem gut funktionierenden
noch keinen PC. Ich habe bei den Offenen Hilfen
Team wirklich gerne und kann nur jeder Familie
eine gute Einarbeitung und den Überblick über
mit einem oder auch mit keinem Problem emp-
die Strukturen bekommen. Ich habe an mehren
fehlen, uns anzurufen und Hilfe anzunehmen.
PC-Schulungen teilgenommen und finde es toll, dass ich mit 46 Jahren noch die Chance für einen
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Mitarbeiter-Portrait
innenleben: Wie tanken Sie in Ihrer Freizeit
innenleben: Was wünschen Sie sich für die
Kraft?
Zukunft?
Margret Müller: Kraft tanke ich Zuhause, im
Margret Müller: Mit unserer neuen Einrichtung
Garten und bei meinen Kindern, ganz ohne
„Bahnhofstraße 36“ gibt es hoffentlich noch viele
Termine und den Blick zur Uhr. Auch ein schöner
neue Möglichkeiten für die Offenen Hilfen in Ver-
Spaziergang mit meiner Tochter oder dem Hund
bindung mit dem Zentralen Büro Wohnen (ZBW).
ist erholsam.
Ich wünsche mir, dass wir den Angehörigen von
Sehr gerne liege ich am Wochenende morgens
behinderten Menschen dort unsere bewährten
wach im Bett und höre mir die „Stille und Ruhe“
Angebote, aber vielleicht auch einige neue
an, bevor der Tag beginnt. Dann ab und zu ein
anbieten können, damit die Entlastung und Unter-
freies Wochenende mit Unterstützung vom
stützung in den Familien optimal ist. Für den Ver-
Familienentlastenden Dienst der Offenen Hilfen,
waltungsbereich Offene Hilfen wünsche ich mir,
und schon habe ich wieder Power.
dass es immer „rund“ läuft.
innenleben: Was würden Sie jungen KollegInnen mit auf den Weg geben? Margret Müller: Ich kann nur jedem empfehlen, gradlinig, ehrlich und verantwortungsbewusst durchs Leben zu gehen. Das sehe ich für den Beruf sowie auch für das Privatleben so. Intrigen bringen einen vielleicht kurzfristig weiter, aber nicht auf Dauer. Wenn man dann noch an Fortund Weiterbildungen teilnimmt, neugierig auf den Job und teamfähig ist, dann erhält man auch die verdiente Anerkennung.
Nr. 2 | 2012 | 9
Margret Müller bei der Arbeit
10 | Nr. 2 | 2012
Recht
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
Pflegereform beschlossen Von Olaf Bargemann
Zum 1. Januar 2013 treten mehrere Änderun-
Altersgrenze bei Kurzzeitpflege
gen beim Pflegegesetz in Kraft, die auch
Die Altersgrenze für Kurzzeitpflege, bis zu der
Menschen mit einer geistigen Behinderung
Kinder und Jugendliche diese auch in einer Ein-
und deren Angehörige betreffen.
richtung der Behindertenhilfe verbringen können,
Die wichtigsten Regelungen wollen wir Ihnen
wurde heraufgesetzt. Zukünftig kann diese Form
hier vorstellen.
der Leistungserbringung bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres genutzt werden.
Im Wohnheim der Lebenshilfe
Erhöhung der Pflegeleistungen bei häuslicher Pflege
Die Lebenshilfe Osterholz beabsichtigt im Rahmen
Auch Menschen mit einer festgestellten erhebli-
des Projektes „B36“ (Umnutzung der Pestalozzi-
chen Einschränkung der Alltagskompetenz (sog.
Schule an der Bahnhofstraße 36 in Osterholz-
Pflegestufe 0) haben zukünftig Anspruch auf Pfle-
Scharmbeck; siehe letzte Seite) das Angebot von
gegeld bzw. Pflegesachleistung, Verhinderungs-
Kurzzeitpflege zu realisieren. Hierzu halten wir Sie
pflege, Pflegehilfsmittel und wohnumfeldver-
in den nächsten Ausgaben von innenleben auf
bessernde Maßnahmen.
dem Laufenden.
Foto: Rüdiger Lubricht
Erhöhung des Pflegegeldes für Personen mit festgestellter erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz
bisherige Leistung
Leistung ab 1. 1. 2013
Pflegestufe 0
0 €
120,00 €
Pflegestufe 1
235,00 €
305,00 €
Pflegestufe 2
440,00 €
525,00 €
Pflegestufe 3
700,00 €
700,00 €
Erhöhung der Pflegesachleistung für Personen mit festgestellter erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz bisherige Leistung Pflegestufe 0
0 €
Leistung ab 1. 1. 2013 bis zu 225 €
Pflegestufe 1
bis zu 450 €
bis zu 665 €
Pflegestufe 2
bis zu 1.100 €
bis zu 1.250 €
Pflegestufe 3
bis zu 1.550 €
bis zu 1.550 €
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Recht
Nr. 2 | 2012 | 11
Anteiliges Pflegegeld Zukünftig ist gesetzlich klar geregelt, dass bei pflegebedürftigen Menschen, die in einer Einrichtung der Behindertenhilfe leben, das Pflegegeld bei einem Aufenthalt z.B. bei den Eltern nicht mehr gekürzt werden darf. Die seit Mitte 2011 durchgeführte Praxis der Pflegeklassen ist ab Januar 2013 nicht mehr zulässig. Gegen bis dahin erfolgende Kürzungen sollte weiterhin Widerspruch eingelegt werden.
Veränderungen für pflegende Angehörige Pflegepersonen sind gesetzlich rentenversichert, wenn sie mindestens 14 Stunden in der Woche einen Menschen pflegen und neben dieser Aufgabe nicht mehr als 30 Wochenstunden erwerbstätig sind. Bisher waren die Pflegestunden jedes einzelnen pflegebedürftigen Menschen für
Grundsätzlich ist diese neue Hilfe zu begrüßen.
das Erreichen dieser 14-Stunden-Grenze maßgeb-
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob in Einzelfällen
lich. Zukünftig werden bei mehreren betreuten
Anträge auf Eingliederungshilfe mit Verweis auf
Pflegebedürftigen die Pflegezeiten addiert.
diese neue Leistung abgelehnt werden. Eine eindeutige juristische Unterscheidungsmöglichkeit ist
Neue Leistungsart „Häusliche Betreuung“
bisher nicht im Gesetz verankert. Allerdings ist zu
Es wird eine neue Leistungsart eingeführt.
rung nicht nachrangig sind, und deshalb in
Zukünftig kann die Pflegeversicherung auch für
vollem Umfang nebeneinander in Anspruch
häusliche Betreuungsmaßnahmen in Anspruch
genommen werden können.
beachten, dass die Leistungen der Pflegeversiche-
genommen werden. Hierzu gehört die Unterstützung von Aktivitäten im häuslichen Umfeld, wenn
Die Lebenshilfe Osterholz führt Gespräche mit
sie der Kommunikation und der Aufrechterhal-
den Pflegekassen, um Ihnen auch diese neue Leis-
tung sozialer Kontakte dienen. Außerdem soll
tungsart im Rahmen der Offenen Hilfen anbieten
Unterstützung bei der Gestaltung des häuslichen
zu können. Auch hierzu werden wir Sie auf dem
Alltags geleistet werden. Das Gesetz nennt als
Laufenden halten.
Beispiele für solche Unterstützungen Spaziergänge in der näheren Umgebung, Ermöglichen von Besuchen bei Verwandten und Bekannten und die Unterstützung bei der Regelung von finanziellen und administrativen
Leichte Sprache
Angelegenheiten. Einen Anspruch auf diese Leistungen haben Pflegebedürftige der Pflegestufen I bis III und Menschen mit einer erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz. Die Grundpflege und die hauswirtschaftliche Versorgung müssen aber schon vorher sichergestellt sein.
Der Bundestag hat im Juni ein neues Gesetz beschlossen. Dieses betrifft auch Menschen mit Behinderung, wenn sie Pflege brauchen. Das Gesetz regelt, wer mehr Geld bekommt. Damit kann man zum Beispiel Unterstützung einkaufen. Dieses soll den Alltag für pflegebedürftige Menschen mit Behinderungen leichter machen.
Die Pflege von Angehörigen ist oft Schwerstarbeit. Foto: Rüdiger Lubricht
12 | Nr. 2 | 2012
Einrichtungen
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
KiTa Axstedt ist „Haus der kleinen Forscher“ Lebenshilfe-Einrichtung als erste im Landkreis Osterholz zertifiziert Von Jelena-Katherina Sander Die Lebenshilfe-Kindertages-
methodisch-didaktischen Umsetzung des Themas
stätte in Axstedt wurde als erste
in der Kita. „Ich habe schon immer gerne mit den
im Landkreis Osterholz und als
Kindern experimentiert, die Fortbildung war für
zweite überhaupt im Elbe-
mich eine tolle Bestätigung“, erzählt Bente Holze,
Weser-Raum zum „Haus der
die die Elefantengruppe betreut. „Mit der Fortbil-
kleinen Forscher“ zertifiziert.
dung haben wir auch die Kolleginnen angesteckt. Naturwissenschaftliche Experimente sind nun
Einrichtungsleiterin Anne Hafner und Dr. Bodo Stange von der IHK Stade präsentieren stolz das Zertifikats-Schild zum „Haus der kleinen Forscher“. Im Landkreis Osterholz ist die Lebenshilfe-Kita in Axstedt die erste Einrichtung, die sich damit schmücken darf.
„Das ist hier ein ganz tolles Haus
fester Bestandteil unseres Kindergartenalltags“.
mit einem sehr engagierten Team:
Wichtig sei hierbei, dass die Antworten nicht vor-
Glückwunsch dazu“, richtet Dr.
gegeben werden. „Die Kinder sollen lernen, selbst
Bodo Stange von der IHK Stade bei der feierlichen
zu beobachten und Dinge zu hinterfragen“, so
Übergabe des Zertifikats am 12. April das Wort an
Bente Holze. „Es gibt kein richtig oder falsch wie
Einrichtungsleiterin Anne Hafner. „Darauf sind wir
in der Schule“, zeigt sich auch eine Elternspreche-
sehr stolz“, betonen auch die anwesenden Bür-
rin von dem Projekt begeistert.
germeister der Gemeinden Axstedt und Holste, Udo Mester und Eckehard Schütt. Voraussetzung
Apropos Schule: Zum Schuljahr 2012/2013 wird
für die Auszeichnung zum „Haus der kleinen
es eine „Haus der kleinen Forscher“-Kooperation
Forscher“ ist die regelmäßige Fortbildung päda-
der Kita mit der Grundschule Axstedt geben. „Das
gogischer Fachkräfte in den so genannten MINT-
ist gut für unsere Kinder, um den Übergang vom
Fächern (Mathematik, Informatik,
Kindergarten zur Grundschule zu gestalten. Und
Naturwissenschaften und Technik). Ziel ist, die
für die Grundschulkinder ist es toll, kleineren
Begeisterung drei- bis sechsjähriger Kinder an
Kindern etwas beibringen zu können“, freut sich
naturwissenschaftlichen Phänomenen durch
Einrichtungsleiterin Anne Hafner auf die
einfache Experimente spielerisch zu
Zusammenarbeit.
fördern. Die Initiative wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, lokaler Netzwerkpartner ist die IHK Stade. Die Erzieherinnen Gebke Thomas
Leichte Sprache
und Bente Holze haben seit 2010 an drei Workshops der Biologischen Station (BioS) in Osterholz-Scharmbeck teilgenommen. Inhalte der Kinder in der Kita Axstedt beim Experimentieren
Fortbildung mit den Schwerpunkten „Wasser“, „Luft“ und „Mathematik“ waren u. a. naturwissenschaftliche Hintergründe, fachlicher Erfah-
Fotos: Jelena-Katherina Sander
rungsaustausch und Anregungen zur
Im Kinder-Garten Axstedt können Kinder sehr viel forschen. Mit Wasser, Steinen und Federn. Oder mit Luft. Das macht den Kindern Spaß und sie lernen viel. Dafür hat der Kinder-Garten eine Urkunde bekommen!
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Fortbildung
Nr. 2 | 2012 | 13
Lions Clubs ermöglichen „Kindergarten Plus“Fortbildung Von Jelena-Katherina Sander Im Mai haben sich 20 Erzieherinnen von elf
Ermöglichten 20 Erzieherinnen eine Fortbildung zur Stärkung der kindlichen Persönlichkeit: Die Lions Club-Mitglieder Helmuth Zander, Olaf Bargemann, Heinrich Grün sowie Klaus-Peter Wegener (v.l.n.r.). Ganz links: Dozentin Stella Valentien von der Deutschen Liga für das Kind
Kindertagesstätten aus dem ganzen Kreis gebiet in der Lebenshilfe-Kindertagesstätte Moorblick zu einer zweitägigen Fortbildung des Präventionsprogramms „Kindergarten Plus“ getroffen. Finanziert wurde die Fort bildungsmaßnahme von den Lions Clubs in Lilienthal, Osterholz und Ritterhude sowie der
Foto: Jelena-Katherina Sander
Lebenshilfe Osterholz. „Schön, dass sie dieses Angebot zur Weiterbil-
oft zu kurz. In der Fortbildung erarbeiten wir
dung angenommen haben“, bedankte sich der
Grundlagen, bringen uns auf den neuesten Stand
Präsident des Lions Clubs Ritterhude Helmuth
und beleuchten neueste wissenschaftliche
Zander bei den anwesenden Erzieherinnen der
Erkenntnisse. Das ist sehr wichtig“, betont die
Lebenshilfe-Kindertagesstätten Schatzkiste und
Dozentin und Programmkoordinatorin Stella
Schoofmoor in Lilienthal, Astrid-Lindgren und
Valentien von der Deutschen Liga für das Kind.
Moorblick in Osterholz-Scharmbeck, Lehmbarg in Ritterhude und Axstedt sowie bei den Erziehe-
Auch die Teilnehmerinnen zeigten sich einhellig
rinnen aus den Kindergärten St. Willehadi,
begeistert. „Wir pädagogischen Fachkräfte sehen,
Werschenrege, Ihlpohl, Ritterhude und Stendorf.
dass die Stärkung der sozio-emotionalen Kompetenz enorm wichtig ist, gerade auch für den
Rund 2.500 Euro haben er und seine Mitstreiter
Übergang zur Schule. Deswegen ist dieses
Heinrich Grün, Vizepräsident vom Lions Club
Programm auch so wichtig“, sagt eine Erzieherin.
Osterholz sowie Klaus-Peter Wegener vom Lions Club Lilienthal in die Hand genommen, um Hilfe für Kinder in der Region zu leisten. „Das ist eine gute Sache, vor allem für die Kinder“, zeigt sich Klaus-Peter Wegener überzeugt. LebenshilfeGeschäftsführer Olaf Bargemann freute sich ebenfalls über das große Interesse an der Fortbildung.
Leichte Sprache
Über die Hälfte der Teilnehmerinnen arbeiten als Erzieherinnen bei der Lebenshilfe: „Das ist eine tolle Resonanz“, so Olaf Bargemann. Was sind Gefühle? Wie wirken sie sich auf das Verhalten aus? Wann ist ein Kind verhaltensauffällig? – „Diese Fragen kommen im Arbeitsalltag
20 Erzieherinnen haben von der Lebenshilfe und dem Lions Club für eine Fort-Bildung Geld bekommen. 2.500 Euro! Damit sie den Kindern noch mehr beibringen können. Die Puppen „Tula“ und „Tim“ helfen ihnen dabei.
14 | Nr. 2 | 2012
Meldungen in Kürze
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
Astrid-Lindgren Kindertagesstätte feiert 10-jähriges Jubiläum
Krippenausbau sichert langfristigen Einrichtungs-Fortbestand
Mit einem bunten Nachmittag feierten zahlreiche
Als einziger Träger im Landkreis Osterholz hat die
Lebenshilfe-Mitarbeiter und Gäste am 7. Septem-
Lebenshilfe für die Krippen Lehmbarg und Feld-
ber das 10-jährige Bestehen am Standort Pennig-
straße die unbefristete Betriebserlaubnis zur inte-
büttel. Vertreter des Landkreises gehörten ebenso
grativen Betreuung von Kindern mit
zu den Gratulanten wie Osterholz-Scharmbecks
Behinderungen unter drei Jahren erhalten. Damit
stellvertretende Bürgermeisterin Martina de Wolff.
endet eine zweijährige Modellphase erfolgreich.
Dazu tummelten sich viele Kinder und Eltern auf dem Außengelände.
Alle sechs Lebenshilfe-Kindertagesstätten verfügen seit diesem Jahr über mindestens eine
„Wo wir jetzt stehen, war früher eine Pferde-
Krippengruppe. Zuletzt wurde in der Kita Moor-
weide“, leitete Olaf Bargemann seinen Rückblick
blick aus einer Regelgruppe zwei Krippengruppen
ein. Den Astrid-Lindgren Kindergarten gibt es
mit jeweils zehn Plätzen geschaffen. Seit dem
schon seit 40 Jahren; er war einer der ersten Inte-
1. September betreuen hier Christina Rohwedder
grationskindergärten der Stadt Osterholz-Scharm-
und Kristin Wunderlich die Sonnenkinder bis
beck. Am jetzigen Standort wurde die Kita nach
14 Uhr. Die zweite Moorblick-Krippengruppe
einjähriger Bauzeit im Herbst 2002 eröffnet.
startet im Frühjahr 2013 und bietet eine Ganztagsbetreuung bis 16 Uhr an. Für das kommende
Das Team der Kita Astrid Lindgren hat zum 10. Jubiläum ein buntes Programm zusammengestellt.
Jahr sind zudem in den KTS Astrid-Lindgren und
Foto: Jelena-Katherina Sander
pengruppe neu geschaffen.
Axstedt Anbauten geplant. Dort werden jeweils alle notwendigen Räume für eine weitere Krip-
„Ich sehe mit großer Freude und Zufriedenheit auf das, was hier in den letzten zehn Jahren geschaffen wurde“, so Martina de Wolff in ihrem Grußwort. Besonders lobte sie die aktive Teilnahme am Dorfgeschehen: „Sie präsentieren Pennigbüttel in einem tollen Licht“. Drei Gruppen betreut das Team um die Sonder pädagogin Marjam Glosemeyer, die vor einem Jahr die Einrichtungsleitung übernommen hat. Von den Mitarbeiterinnen Gudrun Oetjen, Imke Meinken-Felske, Nathalie Hetmanek, Yvonne Schmidt, Jaqueline Suter und Kristina Stengel ist Britta Renken die „Dienstälteste“: Drei „Sonnenkinder“ in der Krippe Kita Moorblick
Sie arbeitet schon seit zehn Jahren in der Astrid-Lindgren-Kita.
innenleben | Magazin der LebenshilfeOsterholz
Mit dem Ausbau des Krippenangebots reagiert die Lebenshilfe auf den Geburtenrückgang mit
Meldungen in Kürze
Nr. 2 | 2012 | 15
„Inklusion heißt: Eine Schule für alle. Nicht nur: Die Behinderten dürfen auch mal.“ Vortrag von Karin Jansen-Masuch
sinkenden Kinderzahlen und dem gleichzeitig steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder
„Vom gelungenen gemeinsamen Unterricht zur
unter drei Jahren. Auch der Anteil der von Behin-
gelingenden Inklusion“: Unter diesem Titel berich-
derung bedrohten Kinder, die einen Anspruch auf
tete Karin Jansen-Masuch bei einem Vortrag am
Integration haben, nimmt zu. Alle Integrations-
6. Juni von ihrer Arbeit an der Offenen Schule
plätze, die die Lebenshilfe in Osterholz-Scharm-
Waldau in Kassel. Gut 80 Interessierte waren der
beck anbietet, sind belegt. Ein Grund hierfür ist,
Einladung in die Mensa des Schulzentrums Moor-
dass der Landkreis Osterholz das Stützkraftmodell
mannskamp in Ritterhude gefolgt.
nicht fortsetzt und verstärkt auf die Beratung
Karin Jansen-Masuch zur Inklusion: „Wir müssen uns auf den Weg machen“.
durch die Mitarbeiterinnen in den Kitas setzt.
Stiftung Lebenshilfe Osterholz schafft neun barrierefreie Wohnplätze Die Stiftung LebenshilfeOsterholz wird in zentraler Lage, nur 100 Meter vom Marktplatz in Osterholz-Scharmbeck entfernt, im Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses an der Bahnhofstraße 115/117 das 1. Obergeschoss kaufen und dort neun barrierefreie Wohnplätze für Menschen
„Inklusion ist ein Wunschtraum. Ob es jemals so
mit einer geistigen Behinderung zur Verfügung
sein wird, wissen wir nicht. Aber wir müssen uns
stellen.
auf den Weg machen. Sie ist Gesetz“, leitete Jan-
Die Wohnplätze verteilen sich auf drei Einzimmer-
sen-Masuch ihren Vortrag ein. Das Land Nieder-
appartements mit Kochnische und Duschbad,
sachsen hat die inklusive Beschulung im Schul-
eine 4er-Wohngruppe und eine 2er-Wohngruppe.
gesetz verankert, Start ist das Schuljahr 2013/14.
Als Bezugstermin wird der September 2013 ange-
Die Offene Schule Waldau in Kassel hat hier einen
strebt. Die Baumaßnahmen haben begonnen.
20-jährigen Erfahrungsvorsprung. Bereits seit dem
Details folgen in der nächsten Ausgabe von innen
Schuljahr 1993/94 werden Kinder mit Behinde-
leben.
rungen gemeinsam mit Regelschülern im Klassenverband unterrichtet. „Inklusion heißt: Eine Schule für alle. Nicht nur: Die Behinderten dürfen auch mal. Wir müssen jedes Kind mitnehmen“, fasste Karin Jansen-Masuch den pädagogischen Anspruch der Offenen Schule Waldau zusammen, wo sie seit 14 Jahren unterrichtet. Trotz aller Schwierigkeiten zeigte sich Jansen-Masuch überzeugt: „Wenn ein Gymnasiast mit einem praktisch bildbaren Schüler bei der Aufgabenbetreuung zusammensitzt, haben beide etwas davon“. Aktuelle Studien zur Inklusion bewiesen: Alle Kinder profitieren davon. Interessierte können sich den Vortrag als Power-Point-Präsentation unter dem Punkt „Aktuelles“ auf der Lebenshilfe-Homepage www.lebenshilfe-ohz.de ansehen.
Spendenaktion
Gemeinsames Musizieren – das soll es auch im neuen „Treff “ geben.
Magazin der LebenshilfeOsterholz | innenleben
Foto: Rüdiger Lubricht
Lebenshilfe-Weihnachtsspende: Gelebte Inklusion
Unser Spendenkonto:
Die Weihnachtsspende der Mitglieder, Freunde
Den Mittelpunkt des Hauses bildet zukünftig ein
Lebenshilfe Kreisvereinigung Osterholz e. V.
und Förderer der Lebenshilfe Osterholz ist mittler-
nicht nur für Menschen mit Behinderung offener
weile eine fest verankerte Tradition, die in den
Treffpunkt („Treff “). Neben Musik-, Bewe-
Konto 11 30 400 Volksbank eG OsterholzScharmbeck, BLZ 291 623 94
vergangenen Jahres viel Gutes ermöglicht hat.
gungs- und Kreativangeboten steht der „Treff “
Auch in diesem Jahr bitten wir um Ihre Unterstüt-
dann auch zum Klönen und Kennenlernen zur
zung für ein ganz besonderes Projekt: „B36“.
Verfügung. Im „Treff “ soll Inklusion gelebt werden. Wir hoffen, dass Menschen mit und
Die Lebenshilfe Osterholz wird die alte Pestalozzi-
ohne Behinderung im „Treff “ auch einen Ort
Schule an der Bahnhofstraße 36 in Osterholz-
finden, in dem sie sich ehrenamtlich engagieren
Scharmbeck erwerben und zu einem zentralen
und gemeinsam Verantwortung übernehmen
Stützpunkt für die Angebote der Offenen Hilfen
können.
und unsere Wohnangebote ausbauen. Ihre Spende wird zu 100 Prozent in die AusstatMit beiden Bereichen unter einem Dach sollen
tung der Räumlichkeiten dieses Treffpunktes
neben den bereits erfolgreichen und rege nach
fließen. Somit können Sie dazu beitragen, dass
gefragten ambulanten Angeboten für Menschen
der „Treff “ ein einladender und kommunikati-
mit Behinderung und deren Familien das Beste-
ver Ort wird, den die Menschen aus Osterholz-
hende ausgebaut und neue Angebote geschaffen
Scharmbeck gerne aufsuchen.
werden.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!