JOYFUL JOYFULVEGAN VEGANLIVING LIVING//10. 5. AUSGABE AUSGABE // FRÜHLING SOMMER 2017 2016 DER KOSMETIK VLOWERS-PODCAST AUS FRÜCHTEN IST/DA VEGAN / ZERO IN DER WASTE SCHWANGERSCHAFT & VEGAN LIFESTYLE / 24 / NEUE STUNDEN LEDERALTERNATIVEN VEGAN IN ZÜRICH
September 2017 2
VLOWERS MAGAZIN
WIRKENDE
INHALT
Sandra Weber Chefredaktorin
Seite 04
info@vlowers.ch
Editorial
Carolina Flores Seite 06
Creative Director www.carolinaflores.ch
Lust auf Zero Waste
Flavia von Gunten
Seite 10
Freie Autorin
Ananastaschen und Pilzschuhe
Herr VEGara
Seite 13
Ché VEGara Catering
Der Vlowers-Podcast „Vegan mit Kopf & Herz” ist da
www.che-vegara.ch
Seite 14 Michelle Aimée Oesch
Kuddel von „Die Toten Hosen”
Fotografin www.michelle-aimee.ch
Seite 16 Her mit den veganen Mensen!
IMPRESSUM
Seite 18 News und Tipps
Seite 20 „Wieso lebst du vegan?” - neue Interview-Serie
Herausgeberin: Vlowers Sandra Weber, Zürich Coverdesign und Layout: Carolina Flores, Zürich
Seite 22 Allerlei und Vlowers-Onlinewelt
Auflage: 2000 Exemplare, deutsch Erscheinung: 4 x jährlich, bis Juni 2017 ISSN-Nummer: 2297-5853
Seite 23 Event: 1. August-Brunch auf dem Hof Narr
Distribution: Auslage an ausgesuchten Lokalitäten und Events, im Vlowers-Frühstückscafé sowie den tibits-Restaurants. Druck: Stämpfli AG, Bern Werbe-& Sponsoringmöglichkeiten für Blog & Podcast: Mail to info@vlowers.ch © by Vlowers. Alle Rechte vorbehalten.
PERFORM ANCE
FA CE BO OK & IN STAGRA M SI EH E: V LO W ER S - JOYFUL VEGAN LI VIN G
neutral Drucksache No. 01-16-475519 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership
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EDITORIAL
KÜ NF TIG BL OG GE N WI R FÜ R DICH! WW W.V LOW ERS .CH /BL OG
ONLINE-ZUKUNF T Liebe Leserin, lieber Leser Du hältst unsere Nr. 10 in deinen Händen und damit die letzte gedruckte Ausgabe! Was? Ja! Wir haben uns dazu entschieden, in Zukunft rein online unterwegs zu sein und unsere Energie in den Ausbau unseres Blogs zu stecken. Die Gründe für diesen Entscheid sollst du natürlich wissen, insbesondere, wenn du AbonnentIn dieses Magazins bist. In diesem Fall darfst du natürlich den verbleibenden Wert deines Abos von uns zurückfordern. Oder uns alternativ als Support für unsere Arbeit überlassen. Grund 1: Pro Ausgabe standen wir Produktionskosten gegenüber, die trotz vielen idealistisch eingesetzten Stunden mit unseren Einnahmen kaum zu stemmen waren. Das wurde mit der Zeit etwas frustrierend. Wir möchten nämlich lieber gute Inhalte für dich produzieren, als ständig auf Geldsuche zu sein. Gleichzeitig erhielt unser Blog schon länger nicht die Aufmerksamkeit, die wir ihm eigentlich geben wollten. Das wird sich nun ändern: Wir sind voll motiviert, künftig wertvolle und spannende Onlineartikel zu produzieren, bei denen wir frei sind in der Länge und relativ geringe Ausgaben haben. Unsere neusten Artikel senden wir dir per Newsletter zu, und du kannst den Blog natürlich in deinem Feed via RSS abonnieren. Grund 2: Wir sind kleine Ökos und Zero Waste-Fans
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geworden! Mit dem Umstieg auf ein reines Onlineportal schonen wir die wertvollen Ressourcen unserer Erde. Ein sehr sinnvoller Trend ist aus unserer Sicht deshalb auch die Zero Waste-Welle, die gerade über die Schweiz rollt. In vielen grösseren und auch kleineren Städten der Schweiz eröffnen Läden, in denen man ganz ohne Verpackung, dafür mit den eigenen Glasbehältern oder Tupperware-Boxen, einkaufen kann. Mehr dazu in unserem Artikel „Lust auf Zero Waste“ ab Seite 6. Weil wir diese Entwicklung einfach nur toll und richtig finden, hat uns dies erst recht bestärkt in unserem Entscheid, künftig auf online zu setzen. Auch wenn wir natürlich die schönen Printausgaben schon auch ein bisschen vermissen werden. Ganz passend ist auch unser allerneustes Projekt ein rein digitales: Anfangs Juni haben wir den Podcast „Vegan mit Kopf & Herz“ lanciert. Dieser dreht sich hauptsächlich um die Themen Essen, Ethik und Kommunikation, und wir plaudern mit spannenden Gästen aus der veganen „Szene”. Du kannst dir die Episoden via Laptop oder Smartphone von überall und um jede Zeit anhören. Erfahre mehr auf Seite 13. Gute Unterhaltung mit der Sommerausgabe und auf Wiedersehen in der Vlowers-Onlinewelt. Herzlich, Sandra Weber, Chefredaktorin
flyingpizza.ch VLOWERS MAGAZIN
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LIFESTYLE
LUST AUF ZERO WASTE TEXT: SANDRA WEBER
Adieu Abfall! Dem Müllberg mit Neugier und Kreativität ein freches Schnippchen schlagen und, angefangen im eigenen Haushalt, Freude an einem bewussteren, einfacheren Konsum finden. Zero Waste macht das Leben schöner, sauberer und leichter!
Bevor ich einkaufen gehe, schreibe ich meinen Einkaufszettel. Das ist an und für sich nichts besonderes, viele Leute tun dies ebenso. Doch seit einigen Monaten kommt bei mir noch ein Schritt hinzu. Ich weise jedem Produkt auf meinem Zettel ein Behältnis zu: eine Tupperware-Box, ein Vorratsglas, eine Blechdose oder einen Stoffbeutel. Alle diese Behältnisse – plus zwei weitere für Spontanes – packe ich in einen grossen Rucksack oder in mein Transportrad. Quizfrage: Wie erkennt man eine Person, die den Zero Waste Lifestyle pflegt (oder auf dem Weg dazu ist, so wie ich)? Richtig; sie ist schon vor dem Einkauf vollgepackt! Das ist jedoch gar nicht so schlecht, so kennt man bereits das
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ungefähre Volumen des Einkaufs. Was noch dazu kommt, ist natürlich das Gewicht, nachdem alle Behältnisse gefüllt worden sind. Dieses variiert je nach dem, ob man eher auf Stoffbeutel setzt und deren Inhalte zu Hause in feste Behälter umfüllt, oder ob man gleich die Glasbehälter mitschleppt, so wie ich. Ich trage lieber schwerer, dafür muss ich zu Hause nicht mehr viel umfüllen. Dann geht’s auf zu „Chez Mamie”. Chez Mamie ist ein Unverpackt-Laden und führt bereits acht Läden in der französischen Schweiz. Mit der Filiale in Zürich wurde nun im Franchisesystem der erste Laden in der Deutschschweiz eröffnet, und dies auch gleich
noch in meinem Quartier in Zürich. Was für ein Glück – und ich habe keine Ausreden mehr! Fast alles in dem Laden ist zudem vegan. Das macht Sinn, da ein Unverpackt-Laden ja zu einem grossen Teil unverarbeitete oder nur leicht verarbeitete Produkte führt, wie z.B. Reis, Haferflocken, Pasta, Kichererbsen, Linsen, Hirse, Nüsse, Gewürze, Öl, Essig sowie auch Non Food-Produkte für die Körperpflege oder den Haushalt. Sogar der vegane Cashew-Käse von „Gourvegi” ist bei Chez Mamie sowie einigen anderen Unverpackt-Läden in der Schweiz im Angebot. Offen, unter einer Käseglocke, sodass man sich den tierfreundlichen Genuss einfach ins Tupperware packen kann. Yeah, wie cool ist das denn? Zudem kommen so auch Leute, die (noch) nicht vegan leben, mit diesem leckeren Produkt in Kontakt, was ich einfach toll finde. Bei meinem letzten Chez Mamie-Einkauf hielt ich nach verpackungsfreier Zahnpasta Ausschau und wurde fündig bei der Marke „Pachamama“. In ein kleines Blechdöschen verpackt, wird die feste Zahnpasta mit ein bisschen Wasser löslich, und man entnimmt dem Döschen einfach die gewünschte Menge. Ist alles aufgebraucht, kann der Inhalt lose nachgekauft und das Döschen wieder aufgefüllt werden. Das Putzerlebnis ist wegen fehlenden Schäumens nicht ganz so toll wie mit einer herkömmlichen Zahnpasta. Aber das Resultat ist in Ordnung, der frische Geschmack auch. Mit ein paar solch kleinen Abstrichen kann ich daher gut leben. Feste Seifen sind neu ebenfalls ein fixer Bestandteil meiner täglichen Pflege: eine für die Hände, die ich auch fürs Gesichtwaschen benutze, und eine Haarseife, welche auch als Duschmittel zum Einsatz kommt. Das ist etwas, was mir sehr gefällt am Zero Waste (auch wenn ich noch lange nicht bei Zero angelangt bin): die Einfachheit, das Wieder- und Mehrfachbenutzen von Dingen – und der Platz, der automatisch entsteht, wenn man weniger Sachen rumstehen hat. Zudem ist es einfacher, Schränke, Schubladen und Ablageflächen sauber zu halten, wenn sie weniger voll sind.
von zu Hause mitnehmen ist sicher Teil des Zero Waste-Lebensstils. Oder man streckt beim Take Away einfach seinen Behälter zum Auffüllen hin. Das ist eine gute Methode, nicht nur selber Abfall einzusparen, sondern auf das Thema aufmerksam zu machen. Zudem habe ich angefangen, selber Mandelmilch herzustellen. Dazu nehme ich Bio-Mandeln, die ich offen kaufe. Die Mandeln weiche ich abends ein und mixe sie am nächsten Morgen mit Wasser, etwas Agavendicksaft (ebenfalls offen gekauft) und gebe eine Prise Zimt (das Zimtgewürz-Fläschchen von der Migros habe ich wieder mit offenem, gemahlenem Zimt aufgefüllt) dazu. Danach presse ich alles durch einen Nussbeutel, und fertig ist die frische und abfallfreie Mandelmilch. Diese verwende ich für Heissgetränke oder für einen Porridge mit ebenfalls offen gekauften Haferflocken, den Trester zum Backen als Mandelmehl. Erstes Erfolgserlebnis Ich lasse mich nicht stressen, alles schon perfekt hinzukriegen. Jedoch macht es mir Freude, mich täglich herauszufordern, wie ich meine Einkäufe gestalten kann. Wobei: da ich jetzt mehr selber mache, muss ich gar nicht mehr so viel einkaufen. Was aber bringt das alles? Schon einiges! In unserem 2-Personen-Haushalt haben wir es nun geschafft, dass unser letzter 35-Liter-Sack genau drei Wochen durchgehalten hat, währenddem wir vorher einen solchen Sack Abfall pro Woche produziert haben. Mal sehen, ob wir das beim nächstem Sack toppen! Im Netz findet man viel Wissen zu diesem Lifestyle. Besonders inspiriert hat mich zudem das Buch „Glücklich leben ohne Müll“ von Bea Johnson, einer Pionierin der Szene. Sie reist mittlerweile mit dem Thema um die Welt (das ist allerdings weniger umweltfreundlich!) und spricht über ihren Zero Waste-Alltag. Infos: www.zerowastehome.com. Die 5 R des Zero Waste
Mag sein, dass diese Art zu leben für manche asketisch oder sehr einschränkend erscheint. Für mich ist es vielmehr eine Sache von bewusstem Handeln, durchaus verbunden mit einer gewissen Sinnlichkeit. Alles, was ich kaufe, ist mir etwas wert. Sozusagen das Antiprogramm zum wahllosen Konsumieren. Und die Ablageflächen mit den schönen Glasbehältern sehen schlicht fantastisch aus.
Die fünf Grundgedanken des Zero Waste Lebensstils – basierend auf Bea Johnson - sind wie folgt definiert:
Selber machen
2. Reduce: Den eigenen Verbrauch reduzieren, weniger konsumieren, weniger besitzen, die Wohnung gründlich ausmisten und nicht mehr Be-
Essen selber zubereiten und sich eine Lunchbox
1. Refuse: Das Ablehnen von unnötigen Quittungen, Werbegeschenken, Probepackungen, usw. Gar nicht immer so einfach, aber man kann es lernen: freundlich, mit einem Lächeln, abzulehnen.
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nötigtes verkaufen, verschenken oder ins Brockenhaus bringen. Altes loszulassen ist nebenbei eine gute Therapie für die Seele und macht frei. 3. Reuse: Dinge möglichst lange nutzen, Kaputtes flicken, statt neu zu kaufen, beim Neukauf auf langlebige Produkte setzen, möglichst viel Second Hand kaufen, auf Märkten oder in Brockenhäusern. 4. Recycling: das Recycling steht bei den 5R’s erst auf Platz 4, da es Teil des Abfalls ist (einfach reziklierbarer), der im besten Fall bereits vermieden werden sollte, da auch der Recyclingprozess selber grosse Ressourcen verbraucht.
Recycling-Weltmeistern zu gehören. Dies hat jedoch direkt damit zu tun, dass wir auch einer der Abfallund Konsumweltmeister sind. Doch die Zero WasteBewegung hat in der Schweiz richtig Fahrt aufgenommen. Ein Laden nach dem anderen macht es uns leichter, mit einem Komplett- oder Teil-Unverpackt-Sortiment lustvoll ein Leben mit weniger Abfall und bewussterem Konsum anzusteuern. Zero Waste Läden in der Schweiz Chez Mamie, Zürich und französische CH, www.chezmamiebiovrac.com Foifi Zero Waste Ladencafé, Zürich, www.foifi.ch
5. Rot: Verrotten! Kompostieren der Lebensmittelreste macht Sinn, da die organischen Stoffe wieder der Erde zugefügt werden können. Zudem riecht der Abfallsack bedeutend weniger muffig ohne Essensreste, Obst- und Gemüseschalen.
bare ware, Winterthur, siehe Facebook/Instagram Unverpackt Luzern, www.unverpackt-luzern.ch Quai 4, Luzern, www.quai4.ch
Weitere Läden und Zero Waste bei Lush Ohne.ch, Baden, www.ohne.ch Praktisch zeitgleich mit „Chez Mamie" ist in Zürich ein weiterer Unverpackt-Laden aufgegangen; das „Foifi Zero Waste Ladencafé “ im Kreis 5. Mitinhaberin Tara Welschinger hat vor 1.5 Jahren begonnen, ihren Abfall und ihren Konsum zu reduzieren, und lebt nach eigens geschätzten Angaben zu ca. 85% Zero Waste. Mit dem Laden bietet sie ein entschleunigtes und abfallfreies Einkauferlebnis für Lebensmittel in Bio-Qualität sowie Alltagsallerlei zu fairen Preisen an. Tara Welschinger war auch mit von der Partie beim kürzlichen Blogger-Workshop der Kosmetikkette Lush, an dem ich ebenfalls teilnahm. Sie hat dabei mit einem feinen Buffet und ihrem Know How aufgezeigt, wie sie ihr Leben mit wenig Abfall und viel Genuss meistert. Auch Lush hat sich das Thema Zero Waste dieses Jahr auf die Fahne geschrieben. Ich kaufe dort beispielsweise die Haarseife „Trichomania“ (direkt im Tupperware), die mit Kokosnusscreme schön reichhaltig pflegt. 35% der Lush-Produkte werden „nackt“, also ohne Verpackung verkauft. Die Kunststoffverpackungen der Duschmittel, Gesichtsmasken und Bodylotions sind aus recyceltem Kunststoff hergestellt und können zum erneuten Recycling zu Lush zurückgebracht werden.
Abfüllerei, Basel, www.abfuellerei-basel.ch Basel unverpackt, www.baselunverpackt.ch Fürst unverpackt, Bülach, www.fuerst-unverpackt.ch Läden mit Zero Waste Teilsortiment Eva’s Apples, veganer Laden in Zürich Wollishofen, www.evas-apples.ch Grünland Bioladen, veganer Laden in Olten, www.gruenland-bioladen.ch Lola vegan, Quartierladen und Onlineshop, www.lolavegan.ch Lush, zu 80% veganes Sortiment, Läden in der ganzen Schweiz, www.lush.ch Organic Body Care, fast alles vegan, Zürich, www.organicbodycare.ch Bachsermärt, Zürich, www.bachsermaert.ch Coop Karma-Shop in Zug, www.karmastore.ch
Zero Waste in der Schweiz Allgemeine Infoseiten Pro Jahr produzieren wir in der Schweiz 730 Kilo Abfall pro Person, wobei je ca. die Hälfte dieser Menge in Kehrichtverbrennungsanlagen verbrannt oder recycelt wird. Wir rühmen uns damit, zu den
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www.zerowasteswitzerland.ch www.unverpackt.ch
VLO W E RS F R ÜHS T Ü V E GA N E R C K S C A F É BR UN
CH J E D E N ERS TEN S O N N TA G IM MON I N FO S & R E S E R VAT I AT. O N: W W W.V L O W E R S . CH
Ché
egaRa
Veganes und ReVolutionäRes
CateRing www.che-vegara.ch
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NACHHALTIGKEIT
ANANASTASCHEN UND PILZSCHUHE TEXT: SANDRA WEBER / FRANZISKA WALSER, PLANT BASED INNOVATION LAB
Leder gilt weithin immer noch als natürlich, ist jedoch sowohl aus ethischer als auch aus ökologischer Sicht problematisch. Doch was sind die Alternativen zur Tierhaut? Wir haben für dich geforscht und wollen dir mit diesem Beitrag einen – nicht abschliessenden – Überblick über aktuelle und zukünftige Lederalternativen sowie deren Hersteller geben.
Leder aus Tierhaut bekommt Konkurrenz, die nicht nur tierfreundlich ist, sondern auch ökologisch weitaus besser dasteht: Aus Lebensmitteln und deren Resten sowie weiteren Naturprodukten lassen sich Materialien herstellen, die den positiven Eigenschaften des Leders wie Langlebigkeit und Stabilität kaum noch nachstehen. Wir haben für dich einige Miniportraits von kreativen Start-up’s zusammengestellt, die alle an nachhaltigen Lösungen forschen, um die Produktion von Leder in der Zukunft – im besten Fall – komplett überflüssig zu machen.
werden mehr als eine Billion Tiere für die Lederindustrie geschlachtet. Andererseits wollen Koen Meerkerk und Hugo de Boon ein Material erschaffen, aus welchem Artikel wie Schuhe, Handtaschen und Gürtel gefertigt werden können. Mit diesem Material wollen sie in der Zukunft Designer und Unternehmen beliefern.
Fruitleather Rotterdam
Das Unternehmen „Ananas Anam” hat in 7-jähriger Forschung ein Textil namens Piñatex™ entwickelt. Dieses ist aus Ananasblättern hergestellt. PiñatexFasern sind also ein Nebenprodukt der Ananasernte. Kein zusätzliches Land, Wasser, Dünger oder Pestizide sind erforderlich, um sie zu produzieren. Das Textil ist weich, faltbar und trotzdem widerstandsfähig.
Koen Meerkerk (23) und Hugo de Boon (23) verfügen über einen Bachelor in Raumdesign und verarbeiten Fruchtreste von Papaya, Mango und anderen Früchten, die ansonsten weggeschmissen würden, zu Fruchtleder. Das Projekt ist noch in der Entwicklungsphase. Aktuell forschen die beiden Jungunternehmer an einem umweltfreundlichen Prozess, um ihr Material genau so widerstandsfähig wie herkömmliches Leder zu machen. „Fruitleather Rotterdam” hat zwei Hauptziele: Einerseits soll auf die Verschwendung von Ressourcen und Leben (!) aufmerksam gemacht werden, denn pro Jahr werden weltweit 1,3 Billionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, und auch 45% aller produzierten Früchte landen im Müll. Zudem
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www.fruitleather.nl Ananas Anam
Hinter Piñatex™ steckt Dr. Carmen Hijosa, Gründerin und CEO von „Ananas Anam”. Ihr Unternehmen wurde in der Modebranche als Pionier bei der Entwicklung innovativer und nachhaltiger Textilien anerkannt und hat diverse Auszeichnungen erhalten, darunter den Award for Material Innovation von der Arts Foundation UK (2016). Zudem wurde es mit dem „Vegan Fashion Label” von PETA zertifiziert.
„Ananas Anam” sieht sich als Unternehmen, welches ökonomisch profitabel sein will, gleichzeitig seine soziale Verantwortung wahrnimmt und einen relativ kleinen Fussabdruck hinterlässt. Die Vision von „Ananas Anam” ist, Textilien und Materialien zu entwickeln, die das Wohlergehen der Erde und ihrer BewohnerInnen verbessern. Inspiriert ist das Unternehmen durch das „cradle to cradle"-Konzept (von der Wiege in die Wiege) von Michael Braungart und William McDonough, welches sich an der Natur orientiert: Biologische Kreisläufe lassen keinen Abfall zurück. www.ananas-anam.com Soy C(o)u(l)ture - XX Lab XX Lab ist ein Frauenkollektiv für Kunst, Wissenschaft und Technologie mit Sitz in Yogyakarta, Indonesien. Frauen jeglichen Hintergrunds können sich dem XX Lab anschliessen. Ein Projekt des Kollektivs ist „SOYA C(O)U(L)TURE“, ein forschungsbasiertes Produkt, das von XX Lab entwickelt wird. Dabei werden die flüssigen Reste der Sojaindustrie, die sonst im Abwasser landen würden, mit Hilfe von Bakterien und Gewebekulturen in ein lederartiges Material verwandelt, welches zu Schuhen oder Kleidung weiterverarbeitet werden kann. Tofu und Tempeh, welche aus Sojabohnen hergestellt werden, gehören zur Alltagsnahrung in Indonesien und sind somit eine bereits vorhandene Ressource. Das Ziel ist, mit dem Verfahren einerseits Umweltverschmutzung und die Verschwendung von Rohstoffen zu reduzieren, und
andererseits etwas gegen die Armut zu tun: Das Sojaleder soll auch von Kleinstbetrieben oder Einzelpersonen selber hergestellt und verkauft werden können. http://xxlab.honfablab.org/soya-coulture Weinleder - Vegea Das italienische Unternehmen „Vegea” (Vegetal Leather) verarbeitet Fasern und pflanzliche Öle aus Traubenmark in ein umweltfreundliches Weinleder. Dieses pflanzliche Material ist eine nachhaltige Alternative zu tierlichem und synthetischem Leder. Das Ziel von „Vegea” ist, die steigende Nachfrage nach grünen und leidfreien Produkten zu befriedigen. Weltweit werden jährlich 26 Milliarden Liter Wein produziert. Aus diesem Produktionsprozess können fast 7 Milliarden Kilogramm Traubentrester dazu genutzt werden, in ein hochwertiges Rohmaterial umgewandelt zu werden und jährlich 3 Milliarden Quadratmeter Weinleder zu produzieren. Italien ist geradezu dafür prädestiniert, Leder aus Wein herzustellen: Nicht nur stammen ganz 18% der weltweiten Weinproduktion aus Italien, das Land ist zudem bekannt für seine äusserst talentierten und erfolgreichen Modedesigner. „Vegea” hat ausserdem bereits einen prestigeträchtigen Preis abgestaubt; den ersten Preis des Global Change Award 2017 der H&M-Foundation. Dieser Award fordert die Modebranche jährlich heraus, innovative Lösungen zu präsentieren. www.vegealeather.com
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Korkleder
Kombucha (Pilz zum Zweiten)
Korkleder ist ein veganes, lederähnliches Material, das bereits auf dem Markt ist. Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, die im Mittelmeerraum wächst. Die Korkeiche lebt zwischen 250 und 350 Jahre lang. Erst im Alter von 20 bis 25 Jahren wird die erste Rinde von der Korkeiche gewonnen, danach wird die Korkeiche alle 9 Jahren geschält. Dies ist der Zeitraum, in dem die Rinde sich regeneriert und nachwächst. Eine ausgewachsene Korkeiche produziert mehrere Hundert Kilo Kork bei jeder Ernte. 50% der weltweiten Korkproduktion stammt aus Portugal, der Rest aus Spanien, Italien und dem Nordwesten Afrikas. Nach der Gewinnung wird der Kork gekocht, wodurch er flexibel wird. Danach wird er seinem Zweck entsprechend geschnitten. Um Korkleder herzustellen, wird Kork in dünne Blätter geschnitten und auf Baumwolle appliziert. Eine allfällige Färbung wird mit auf Wasser basierenden Farben durchgeführt. Kork ist biologisch abbaubar.
Der Kombucha ist ein vielseitiger Pilz, der hierzulande durch das gleichnamige Süssgetränk bekannt geworden ist. Was viele nicht wissen, ist, dass der Pilz auch für die Herstellung von pflanzlichem Leder eingesetzt werden kann, und zwar in der eigenen Küche.
Quelle: www.allcork.ch
Dafür wird zuerst ein Kombucha-Tee nach herkömmlicher Methode aus Schwarz- oder Grüntee, Rohrzucker und dem Kombucha-Pilz oder Scoby (Fachbegriff für „Teepilz“) gebraut. Um das Wachstum des pflanzlichen Leders zu beschleunigen, wird dem Sud zusätzlich Kombucha-Starterkultur beigefügt. Anschliessend wird der Sud in eine flache Plastikschale gegossen, die idealerweise auf einer konstanten Raumtemperatur von 25° gehalten wird. Diese Mischung fermentiert nun und bildet an der Oberfläche weitere Pilzkulturen aus. Nach 15 Tagen ist die Fermentation bereits soweit fortgeschritten, dass das Material genügend dick ist und getrocknet werden kann. Et voilà! Nach einer Woche ist daraus ein pflanzliches Leder entstanden.
MycoWorks (Pilz zum Ersten)
Workshop: Selber Kombucha-Leder herstellen
Kleider, Schuhe und Möbelbestandteile aus Pilzen! Das Start up „MycoWorks“ aus San Francisco stellt aus Pilzzellen und landwirtschaftlichen Nebenprodukten ein lederähnliches Material her, welches wie dieses stark, biegsam, langlebig und wasserabweisend ist. Da es aus natürlichen „Baustoffen“ hergestellt ist, ist es zudem atmungsaktiv. Ein Team von IngenieurInnen, Designern und WissenschaftlerInnen will sich einer der grössten Herausforderungen des Planeten stellen: unserem grossen Verbrauch begrenzter Ressourcen. Pilze hingegen sind eine Ressource, die sich schnell und stetig selber erneuert und nicht an die ressourcenintensive Viehwirtschaft und deren fatale Auswirkungen für Tiere und Umwelt gebunden ist.
Stelle selber Leder aus Kombucha Pilzen her am Workshop des „Plant Based Innovation Labs”.
Zusammen mit visionären Partnern und Kunden baut „MycoWorks” eine nachhaltigere Welt mit den besten Werkzeugen der Natur. Auf der Website des Start Up’s ist denn auch zu lesen: „Wir haben eine neue Art von Leder, das schnell aus Myzel (Pilzzellen) und landwirtschaftlichen Nebenprodukten produzierbar ist und sich anfühlt und verhält wie Leder.“ www.mycoworks.com
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Inhalte des Workshops: •
Die Teilnehmenden lernen verschiedene pflanzliche Leder-Alternativen kennen und untersuchen die Eigenschaften der verschiedenen Materialien sowie deren Einsatzgebiete.
•
Anleitung für die Herstellung von Kombucha-Leder - die Herstellung des Leders wird anhand einzelner, bereits vorbereiteter Schritte durchgeführt.
•
Der Kurs gibt Market Insights zum Thema „Pflanzenleder“ und bietet die Möglichkeit, Kontakte und Netzwerk zu erweitern
Datum: Samstag, 30. September 2017 Zeit: 10.30-13.30 Uhr Ort: Zürich, Impact Hub, Workshop Room Garage Details und Anmeldung siehe Event unter www.facebook.com/plantbasedinnovationlab
NEU: DER VLOWERSPODCAST VEGAN MIT " KOPF & HERZ" SANDRA WEBER SPRICHT MIT PERSÖNLICHKEITEN AUS DEN BEREICHEN "VEGAN BUSINESS" UND AKTIVISMUS ÜBER THEMEN RUND UM DAS VEGANE LEBEN.
AUF H AUC ES & N ITU HER! C ST I T
REINHÖREN UND TOLLE PREISE GEWINNEN KANNST DU UNTER WWW.VLOWERS.CH.
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PEOPLE
3 KO N ZE RTE IN DE R SCH W E IZ! WW W.DI ETOTEN HOSEN.DE / TO UR
KUDDEL VON DIE TOTEN HOSEN" " INTERVIEW: HERR VEGARA
Kuddel, mit bürgerlichem Namen Andreas von Holst, ist seit 1982 Gründungsmitglied & Gitarrist der Band „Die Toten Hosen“. Mit ihm sprach Herr VEGara über Veganismus, die besten Lokale in Düsseldorf und über eine vegane Version von „Eisgekühlter Bommerlunder“. Kuddel, ich habe vor längerer Zeit anlässlich eines Radiointerviews von Campino gehört, du wärst inzwischen Veganer geworden? (Lacht) Ja, das mit der veganen Umstellung kam alles etwas schleichend – ich habe mich zuerst mal vegetarisch ernährt und danach vegan als zwingende Konsequenz davon, wobei ich zwischendurch beim „Auswärtsessen“ oder bei Süssigkeiten noch Schwierigkeiten habe, strikt vegan zu essen. Im Februar 2013 habe ich angefangen, kein Fleisch und keinen Fisch mehr zu essen. Meine Frau isst noch Fleisch, aber meine Kinder ernähren sich ebenfalls vegetarisch-vegan. Sie sind auch der Grund dafür, dass ich ins Nachdenken gekommen bin. Schlussendlich wurde mir klar, dass ich eigentlich mein Leben lang manipuliert wurde, Fleisch zu essen. Dann waren bei dir in erster Linie Tierschutzgedanken ausschlaggebend, um deine Ernährungsgewohnheiten zu überdenken? Ja, die ersten Gedanken waren natürlich „die Tiere“. Ich hatte zeitweise drei Hunde und neun Katzen. Die Vorstellung, dass ich meine Hunde streichle und nebenbei ein Schwein esse, das ging für mich nicht mehr zusammen und der Gedanke kam „Moment – hier läuft doch irgendwas falsch! Man sollte doch auf die Tiere aufpassen und sie nicht wegsperren und aufessen“. Und wenn man sich dann die Konsequenzen von Milch- oder anderen tierischen Produkten
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aufruft, liegt der Entschluss zur veganen Ernährung sehr nahe. Fällt es dir schwer, dich auf Tour vegan zu ernähren? Auf den grösseren Touren, wo wir unser eigenes Catering dabei haben, ist das kein Problem – es gibt jeden Tag mindestens ein veganes Gericht zur Auswahl. Grundsätzlich finde ich, dass es heutzutage wesentlich einfacher ist, sich vegan zu ernähren. Viele Restaurants haben gemerkt, dass die Nachfrage bedeutend grösser ist als noch vor zehn Jahren und haben ihr Angebot dahingehend vergrössert. Bist du innerhalb der Band der Einzige, der sich vegetarisch-vegan ernährt? Vor einigen Jahren haben sich Campino und Breiti für eine Zeitlang vegetarisch ernährt, nachdem sie das Buch „Tiere essen“ von J.S. Foer gelesen haben. Vom isst zurzeit kein Fleisch, momentan bin ich aber der Einzige, der sich weitestgehend vegan ernährt. Achtest du auch bei Klamotten und Schuhen auf tierfreie Modelle? In dieser Beziehung bin ich noch nicht ganz so weit. Neulich war ich in einem tollen Jeansladen in Zürich und hatte eine Lammfelljacke an, die gefiel mir vom Style her. Dann habe ich kurz nachgedacht...
Lammfell, das geht irgendwie gar nicht. Nichtsdestotrotz habe ich Lederschuhe, Lederjacken und Gürtel, die ich noch trage. Ich habe bei Schuhen noch keine passenden Alternativen für mich gefunden, aber das ist ein Thema, das ich weiter verfolgen werde. Kannst du uns ein paar vegane Insidertipps zu Lokalitäten in Düsseldorf geben? Hier eine kleine Auswahl: „Amano Verde“, „sattgrün“ (die haben 3 Lokale), „Carrotcake“, „Greenies“ und den „Jade Imbiss“. Ich gehe aber auch gerne in Restaurants, die nicht nur vegane oder vegetarische Gerichte anbieten. Aber wie zuvor schon erwähnt, bieten die meisten Restaurants mittlerweile auch vegane Alternativen an. Ich mag das „sattgrün“ sehr gerne, weil es bei mir um die Ecke ist und mich an das „Hiltl“ in Zürich erinnert. Hast du eine Idee wie eine vegane Text-Version von „Bommerlunder“ funktionieren könnte? ☺
(Textzeile: Ein belegtes Brot mit Schinken, ein belegtes Brot mit Ei) (Lacht) Ich glaube, das wäre irgendwie blöd, hier den Text zu ändern. Daher nein – das käme falsch an und ist aus meiner Sicht nicht der richtige Weg, den Veganismus zu fördern. Die Toten Hosen gibt es nun seit 35 Jahren – auf was dürfen wir uns, nebst den beiden Open Airs in der Schweiz, von eurer Seite her noch freuen? Im Mai erschien unser neues Album „Laune der Natur“. Die beiden Open Airs finden im Juni und August in St. Gallen und Gampel statt. Und im Juli gehen wir mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern auf eine besondere Tour mit dem Titel „Im Auge des Trommelfells“, die uns am 10.7. auch nach Zürich führt. Zum Abschluss noch die Frage: Kannst du dir vorstellen, irgendwann wieder Fleisch zu essen? Ehrlich gesagt nicht!
Kuddel von „Die Toten Hosen”, Foto: Thomas Krüsselmann
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Bildnachweis: eternal creative, iStock
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GASTRONOMIE
HER MIT DEN VEGANEN MENSEN! TEXT: FLAVIA VON GUNTEN
Recherchen von Vlowers zeigen: An Mensen von Schweizer Universitäten ist das Angebot veganer Gerichte gering. In Bern organisierten darum Studierende die „Vegani Wuche”, um auf die Anliegen des Veganismus aufmerksam zu machen.
Stephanie Kyek macht der Gedanke traurig, dass viele Leute nicht über die tatsächlichen Zustände in der Tierindustrie und über deren Auswirkungen auf das Weltklima Bescheid wissen. Ihr Trübsal verwandelte sie in Produktivität und veranstaltete im April die „Vegani Wuche“ an der Universität Bern. Gemeinsam mit ihrem Team organisierte sie an fünf Tagen Vorträge, Filmvorführungen und einen Potluck. Stets mit dem Ziel „Informationen auf dem Silbertablett“ zu servieren. Die Resonanz der Studierenden war beachtlich; über 110 Anmeldungen nahm die Studentin entgegen. Ein Dämpfer war allerdings das Menu-Angebot der Mensen der Uni Bern: Diese versprachen, während der Woche mindestens ein veganes Menu pro Tag anzubieten. Warum diese Abmachung nicht geklappt hat, weiss Stephanie nicht. Im Moment beschäftigt sie vielmehr die Frage, ob sie sich mit ihrem Organisationsteam „VegAware“ als offizielle Gruppe der Uni eintragen lassen will: „Politische Parteien und Glaubensgemeinschaften sind an der Uni gut vernetzt. Es wäre toll, wenn das auch für Veganerinnen und Veganer der Fall wäre.“ Vielleicht würde sich durch die Präsenz dieser Gruppe die Auswahl veganer Speisen in den Mensen vergrössern. Denn im Moment ist diese in Bern
bescheiden: „In den meisten Betrieben der Universität gibt es jeden Tag eine vegetarische Menülinie, welche zirka zwei bis drei Mal pro Woche vegan ist. Auch ist es möglich, am Buffet ein individuelles veganes Gericht zusammenzustellen“, erklärt Claudia Christen von den ZFV Unternehmungen, die auch die Mensen der Uni Zürich betreuen. Studierende in Zürich können jeden Tag vegan essen; in der Mensa „Rämi 59“ werden ausschliesslich pflanzliche Speisen angeboten. Weniger gut ist die Lage in St. Gallen und Fribourg. Beide Unis bieten in ihren Mensen keine veganen Gerichte an. Während die HSG bei grosser Nachfrage nach Pflanzenkost das Angebot anpassen würde, ist in Fribourg keine Bereitschaft dazu vorhanden. Auch die Uni Luzern, welche wie die Uni Basel an einem Tag pro Woche ein veganes Menu anbietet, würde bei erhöhter Nachfrage das Angebot ausbauen. Bereits reagiert auf das gesteigerte Interesse hat die ETH Zürich. Zwei Mal pro Woche bietet die Mensa Polyterrasse ein veganes Menu an. Auch die anderen Mensen der Hochschule, die von verschiedenen Caterern betrieben werden, bieten mehrmals pro Woche vegane Gerichte an. Es bleibt zu hoffen, dass das Engagement von Studierenden mit Aktionen wie die „Vegani Wuche“ in Bern, die Mensen ermutigt, ihr veganes Angebot auszubauen.
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NEWS & TIPPS
WAS GIBT’S WO?
USTER UND ONLINE
HELLO VEGAN
Im März hat Mirjam de Boni, Inhaberin von „Hello Vegan”, ihren ersten physischen Laden eröffnet: Uster, die drittgrösste Stadt des Kantons Zürich, verfügt nun über ein rein veganes Geschäft, eingebettet ins Shoppingzentrum „Uschter77”. Das Sortiment umfasst so ziemlich alles, was sich das vegane Herz wünscht – von pflanzlichen Fleischalternativen über Süssigkeiten bis hin zur veganen Wimperntusche. Mirjam steht ihrer Kundschaft mit viel Herz und Kompetenz beratend zur Verfügung. Nach der gelungenen Eröffnungssause fanden zudem Events statt wie Salzteigtierli bemalen an Ostern oder eine Degustation pflanzlicher Milchgetränke. Künftig sind auch Lesungen oder Diskussionsabende mit ExpertInnen geplant. Vom grosszügigen Ladenlokal aus wird auch der Onlineshop von „Hello Vegan” geführt. Alles an einem Ort, alles aus einer Hand. PS. Mirjam de Boni war auch unser Gast in der ersten Folge des Vlowers-Podcasts „Vegan mit Kopf & Herz”. www.hellovegan.ch
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BUCHTIPP
VEGAN LOVE Kochbuch und Ratgeber für Schwangerschaft, Stillzeit, Baby und Kleinkind von Vegan-Pionierin Lauren Wildbolz. Vegane Ernährung ist auch in der Schwangerschaft und für Kleinkinder problemlos möglich. Das Buch enthält Basiswissen sowie über 80 vegane Rezepte für eine ausgewogene Ernährung sowie Beiträge von FachärztInnen zur medizinischen Unbedenklichkeit. Erschienen im AT Verlag.
MÜNCHEN / NÜRNBERG
KATZENTEMPEL Hier sind Samtpfotenfans im siebten Himmel. Im Café Katzentempel wird veganes Frühstück-, Mittag- und Abendessen serviert, währenddem man die Gesellschaft von Katzen geniessen kann. Sollte es diesen mal zuviel werden, können sie sich in ein eigenes Zimmer zurückziehen oder von ein paar Ebenen weiter oben auf die Gäste herabblicken. Die Katzen kommen aus Tierschutzprojekten, über welche sich die Gäste vor Ort informieren können. www.katzentempel.de
MALLORCA
VILLA VEGANA Umgeben von den wunderschönen Tramuntana Bergen ist die „Villa Vegana” eines der ersten 100% veganen Gästehäuser Europas. Die Lage, die warme und familiäre Atmosphäre, der Hauch von Lu-xus und das Essen machen diesen Ort zu einem veganen Paradies. Die „Villa Vegana” bietet eine breite kulinarische Palette der grossen Küchen der Welt an und zeigt damit, welche Köstlichkeiten mit pflanzlichen Zutaten hergestellt werden können. www.villavegana.com
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Yogalehrer und Tierrechtsaktivist Arun Marco Bertozzi. Foto: Michelle AimĂŠe Oesch.
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PEOPLE
WIESO LEBST DU VEGAN? INTERVIEW: SANDRA WEBER
Wer sagt denn, dass man in der letzten Printausgabe nicht noch etwas Neues starten kann? Mit der Serie „Wieso lebst du vegan?“ geben wir vegan lebenden Menschen eine Plattform, um ihre Geschichte zu erzählen. Den Start macht Arun Marco Bertozzi (44), Yogalehrer aus Zürich. Und die Serie werden wir künftig auf unserem Blog weiterführen.
Arun, seit wann lebst du vegan? Seit 1998. Was hat dich zum Umstellen deiner Ernährung gebracht?
betrifft Veganismus bei mir auch alles andere, von Kleidern und Schuhen bis hin zu Freundschaften und Beziehungen. Wie verdienst du dein Geld? Ich bin Yogalehrer in meinem Studio „Yoga Arun".
Ich habe Tiere schon immer geliebt. Der persönliche Kontakt mit Tieren hat mich mein Leben lang glücklich gemacht. Doch habe ich den Zusammenhang mit dem Leiden, das Fleisch essen oder Milch trinken den Tieren zuführt, lange nicht gesehen. Mir ist dann meine damals vegetarische Ex-Frau begegnet und hat mir sofort die Augen geöffnet. Nachdem das Bewusstsein für das Leid erwacht war, dauerte es nur noch ein paar Monate, bis wir zusammen den Schritt zum Veganismus machten. Wie hast du die Umstellungsphase gemeistert? Das war zu der Zeit noch schwierig, da es kaum Ersatzprodukte gab. Da ich ethischer Veganer bin, habe ich mich in den ersten Jahren eher einseitig ernährt, mit Spaghetti und schwarzer Schokolade. Das wurde seit dem Beginn der heutigen „veganen Revolution” deutlich einfacher. Betrifft Veganismus deinen gesamten Lebensstil? Wenn ja, in welcher Form? Tierrechts-Veganismus ist das Wichtigste in meinem Leben. Ich kann die Augen vor dem Leid nicht verschliessen und investiere meine gesamte Freizeit in den Aktivismus zur Befreiung der Tiere. Es ist zu meiner Lebensaufgabe geworden und manchmal wird es auch zur Lebens-”Aufgabe”. Das sind die Zeiten, in denen ich versuche, mich etwas vom Aktivismus zurückzuziehen. Nebst der Ernährung
Und was machst du sonst im Leben? Ich schreibe an meinem zweiten veganen Buch. Das erste war ein veganer Fantasyroman namens „Das Erbe der Lichtnomaden", das zweite wird ein Roman von einer veganen Zukunft. Eine Science FictionGeschichte, die hoffentlich bald Realität werden wird. Was macht dir Freude? Kontakt mit nicht-menschlichen Tieren und Gleichgesinnten, Meditation, Punk-Ska und Metal Musik zur Psychohygiene. Was macht dich traurig oder wütend? Das Tierleid macht mich sehr traurig, gefolgt von einem Ohnmachtsgefühl und am Ende fühle ich auch Wut aufgrund der Ungerechtigkeit, welche den unschuldigsten und wehrlosesten Wesen angetan wird. Wütend macht mich auch, dass ich mich ständig mit denselben Sprüchen aufgrund meines Veganismus rumschlagen muss. Was macht dich hoffnungsvoll? Ich glaube an die vegane Gesellschaft der Zukunft und es freut mich, dass immer mehr Menschen aufwachen. Es ist der beste sogenannte „Trend”, den ich in meinem Leben bisher erleben durfte.
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ALLERLEI & VLOWERS-ONLINEWELT
BE NICE AND COOL Nicht wegwerfen! Verlängere die Lebensdauer dieses Magazins und gib es nach dem Lesen an eine interessierte Person weiter. Denn wie du ja weisst: Es ist das letzte seiner Art. Aber nicht traurig sein deswegen.
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EVENTS
1. AUGUST-BRUNCH 2017 Schlemmen mit Charme, Empathie und Spass. Schon zum vierten Mal findet in Hinteregg auf dem „Hof Narr” ein veganer 1. August-Brunch statt. Der Hof Narr ist kein gewöhnlicher Bauernhof, er ist ein Lebenshof für Tiere, die nichts mehr müssen. Und dafür umso glücklicher sind. Der Brunch wird gemeinsam organisiert von Vlowers und Hof Narr.
Ein paar Narren hatten einst die Idee, eine andere Welt für Tiere und Menschen zu erschaffen. Eine Welt, die geprägt ist von Empathie, Gerechtigkeit und Respekt für alle Lebewesen. Auf dem Hof Narr leben - nebst Menschen - Pferde und Ponies, Enten, Schweine, Hühner, Ziegen, Hunde und Katzen. Lerne auch du am 1. August diesen schönen Ort kennen. Eine Führung durch den Hof ist ebenfalls dabei. Mit dem Erlös wird unter anderem das Ziegengehege komplett saniert. Um 13.00 Uhr wird es zudem eine Versteigerung
eines Schweinebildes einer Künstlerin geben. Diese kann auch unabhängig vom Brunch besucht werden. Veganes Schlemmer-Frühstücksbuffet à discrétion Erwachsene CHF 45.-/Person Kinder 8-15 Jahre, Paten/Patinnen CHF 20.–/Person Dienstag, 1. August 2017, ab 11 Uhr Hof Narr, Güetlistrasse 45, 8132 Hinteregg Kaum Parkplätze vorhanden - bitte mit ÖV anreisen! Anmeldung erforderlich unter zukunft@hof-narr.ch / www.hof-narr.ch
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Knackige NĂźsse von Pakka Bio und Fairtrade