Places of Spirit DE - 2017

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FASCINATION NATURE

Zwischen ZEN und INDUSTRIESTIL Sein historisches Refugium in Amsterdam gestaltete der Schriftsteller André Platteel so geradlinig wie schnörkellos. Gemeinsam mit den Designern von Studio Bakker schuf er ein kontemplatives Ambiente: Vor stahlverkleideten Wänden gesellt sich antiquarisches Holzmobiliar zu Klassikern der Moderne Fotos K ASIA GATKOWSK A

Text SILKE BENDER

Links Der Hausherr nimmt im Wohnzimmer am liebsten auf seinem antiken Stuhl aus Indien Platz. Die Wände und der Kamin sind mit oxidierten Stahlplatten verkleidet Rechts Mitten in Amsterdam liegt das ehemalige Waisenhaus aus dem 18. Jahrhundert, das später als Dokumentationszentrum genutzt wurde. Danach stand es mehrere Jahre leer, bevor Platteel es kaufte und zu seinem Zuhause machte

PLACES OF SPI R I T Dezember/Januar 2017


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NATURFARBEN BETONEN DIE SCHÖNHEIT DER MATERIALIEN

Keine Bilder, kein Fernseher – nur die maßgefertigte Bücherwand aus Stahl und Holz soll das Auge im Wohnzimmer auf sich lenken. Das Sofa aus Cordsamt entwarf der Designer Faas van Dijk für das in Amsterdam ansässige Label OZENFANT. Es harmoniert mit dem Teppich und der Steh lampe „TMC“, die Miguel Milá 1961 entwickelte und die von SANTA & COLE 2011 neu aufgelegt wurde


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„DAS HAUS IST EINE LICHTDURCHFLUTETE OASE MITTEN IN DER STADT“

Links Vom Homeoffice reicht der Blick bis zum Essbereich. Um den Tisch aus Iroko-Holz hat der Hausherr „S33“-Stühle des legendären niederländischen Designers Mart Stam versammelt. Die Mitte der zwanziger Jahre entworfenen Objekte gehören zu den allerersten Freischwingern der Möbelgeschichte. Die zwei großen Hängeleuchten „Moon“ fertigte DAVIDE GROPPI aus japanischem Papier Rechts In der Essecke der Küche entschied sich Platteel für Drehstühle aus den achtziger Jahren. Vor den archaisch wirkenden Wänden mit farbpigmentiertem Verputz kommt der industrielle Charakter des Ensembles zur Geltung


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ZWISCHENWÄNDE AUS GLAS LASSEN DAS INTERIOR WEITLÄUFIG WIRKEN

Links Die Küche, das Wohnzimmer und der Arbeits- und Essbereich im Erdgeschoss bilden eine Einheit. Die verschiebbaren Glastüren sind die gestalterische Antwort auf Brandschutzvorgaben. Der aus Stahl und antiken Elementen rekonstruierte Geschirrschrank stammt von STUDIO BAKKER Rechts Im Badezimmer wurde die Decke entfernt, um Raumhöhe zu gewinnen. Die runde Badewanne mit Regendusche und der Boden sind mit recycelten Schieferplatten verkleidet


MARKETTE

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as Interior wirke auf seine Stimmung wie ein Verstärker, sagt André Platteel beim Betreten seines Hauses. Der niederländische Schriftsteller glaubt, dass der Atem der Geschichte, der in den Räumen noch spürbar ist, diesen Effekt hervorruft – auch wenn fast nichts mehr daran erinnert, dass hier zwei Jahrhunderte lang Waisenkinder lebten. Einzig in den Stützbalken der Küche sind noch die Namen einiger Bewohner eingraviert, die hier im späten 18. Jahrhundert lebten. Platteel entdeckte das verlassene Refugium zu einem Zeitpunkt, als er Liebeskummer hatte und seinen Heimatort Leiden verlassen wollte, um in Amsterdam ein neues Leben anzufangen. Bei der ersten Besichtigung des baufälligen Gebäudes flogen Vögel durch die Löcher im Dach, auch Vandalen hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Mission des künftigen Besitzers: Wiederaufbau. Sein Vater und sein Bruder halfen ihm tatkräftig dabei, alte Wände herauszureißen, um im 200 Quadratmeter großen Erdgeschoss einen möglichst offenen Grundriss und dadurch eine weitläufige Atmosphäre zu erzeugen. In den beiden oberen Stockwerken richtete er jeweils Bad und Schlafzimmer ein. „Im oberen Schlafzimmer mit seinem spitzen Giebel fühle ich mich so geborgen wie in einem Vogelnest“, sagt er. Mit seinem besten Freund, einem Fotografen, reiste er vor dem Umbau durch ganz Europa und Marokko, um Ideen für die Neugestaltung zu sammeln. Gemeinsam mit dem Interior-Designer Stef Bakker erarbeitete er später ein Kon-

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zept, das Architektur, Geschichte und die Lage des Anwesens miteinbezog: Da das Haus in zweiter Reihe zum Kanal steht und sich auf der Rückseite zu einem großen, grünen Innengarten öffnet, ist es eine Oase der Stille. „Das sollte sich auch in den Räumen widerspiegeln.“ Platteel wollte das „Urbane und die Natur verbinden, mit den natürlichen Elementen Holz, Stein, Tonerde, Metall spielen und geradlinige, schnörkellose Möbelformen wählen, die im besten Sinne zeitlos sind“. Die Wandverkleidung aus oxidiertem Stahl, die heute so charakteristisch für die Räume ist, war allerdings eine aus der Not geborene Idee: Ihm schwebte eine maskuline Atmosphäre vor. „Leider hatte ich nicht das Geld, um die alten, unschön verrotteten Ziegelwände zu restaurieren: Die Stahlplatten waren schlicht die günstigere Alternative – und die maskuline Ansage, die ich wollte.“ Mit Stef Bakker hatte er genau den richtigen Sparringspartner für sein Projekt gefunden. Dessen Designbüro, das schon für namhafte Labels wie Arper oder Paco Rabanne gearbeitet hat, ist bekannt für taktile, sensible und stimmungsvolle Entwürfe, die industrielle Details mit Möbelklassikern der Moderne und antiquarischen Stücken mit Patina kreuzen. Einige Möbel wurden für das Haus maßgefertigt. Die Bücherwand im Wohnzimmer etwa schufen die Kreativen aus Stahl und Holz, ebenso den Geschirrschrank in der Küche: Dort wurde ein altes Objekt mit verwitterten Türen und Boden erst zerlegt und danach mit Metallelementen neu zusammengesetzt. Den Stahlplatten an den Wänden setzte der Gestalter an manchen Stellen einen archaisch wirkenden Tonverputz in verschiedenen Grautönen entgegen. Historische Holzstühle aus Indien und wiederverwertete Schieferplatten im Badezimmer verstärken den ursprünglichen Charakter des Ambientes. Darüber spannt sich das Balkenwerk der Architektur. Auf Kunstwerke, Fernseher und Dekorationselemente verzichtete der Bewohner. Nichts soll vom Zusammenspiel der Naturmaterialien ablenken. ❮

Oben Das Balkenwerk im Schlafzimmer erzeugt eine behagliche Atmosphäre. Der Eichenboden stammt noch aus der Entstehungszeit des Gebäudes, die Wände sind mit grau pigmentierter Tonerde verputzt. Leinenbettwäsche von MERCI in Paris wählte der Schriftsteller für das Bett vom griechischen Label COCO-MAT

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