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FRANKFURT FASHION WEEK FRANKFURT IS EVERYWHERE!
Diesen Sommer war Corona noch der Partycrasher. Im Winter 2022 will die Frankfurt Fashion Week die Zukunft der Messen definieren. Wie die aussehen kann, erklären Anita Tillmann, Managing Director der Premium Group, und Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt, im Gespräch mit Stephan Huber.
Interview: Stephan Huber. Text: Nicoletta Schaper. Foto: Frankfurt Fashion Week
Januar statt Juli. Ist das nicht sogar die
Chance, sich für eine so beschleunigt verändernde Modebranche noch präziser aufzustellen?
Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt: Ja, Krise bedeutet immer auch Chance. In der Branche ist extrem viel passiert. Corona hat so viele Prozesse beschleunigt und auch in der Textil- und Modebranche Missstände klar offengelegt. Gleichzeitig findet auf Konsumentenseite ein Umdenken statt. Die Awareness für nachhaltigen Konsum ist auch eins unserer zentralen Themen, für die wir als Messe Frankfurt und der FFW ein neuer Katalysator und Impulsgeber sein wollen. Anita Tillmann, Managing Director Premium Group: Wir brauchen für Messen und Fashion Weeks ein neues Narrativ, das war schon vor Corona und vor unserem Umzug nach Frankfurt klar. Anfang Juli haben wir mit Fashion Week Studio ein neues digitales Format gelauncht, bei dem es darum geht, wie man den Wandel intelligent gestalten kann. Dass wir keine physische Veranstaltung machen konnten, war in vielerlei Hinsicht schmerzlich, aber es hat uns auch Aufschub gewährt, um die Teams synchronisieren zu können und um alles noch mehr in die Tiefe durchzudenken, damit wir Januar richtig Vollgas geben können.
Alle vermissen die persönliche Begegnung. Aber wer soll sich in Zukunft eigentlich begegnen? Bislang waren Modemessen weitgehend Marken und Retail vorbehalten. Wenn Messen künftig Marketplace of Ideas sind, dann sollte die Zielgruppe deutlich erweitert werden und letztlich die KeyPlayer der gesamten Supply Chain umfassen.
Anita Tillmann: Ja, und B2B und B2C wachsen in Zukunft noch enger zusammen. In meinen An- fängen in der Branche haben Modemessen wie die CPD lineare Prozesse abgebildet. Heute ist dieses Fashion-Ökosystem als Kreis zu verstehen, in dem alle miteinander agieren und Handel und Produkt nach wie vor der Herzschlag sind. Aber was ist heute das Produkt? Ein T-Shirt, eine Software, Daten, ein neue Retail-Idee? Mit dem Wandel dieses Ökosystems wandelt sich auch die Interaktion aller Teilnehmer. Dafür werden wir Plattform und Bühne sein. Als Messe bieten wir den Rahmen für Produktpräsentationen und Deals, für Kommunikation, Networking und den Ideenaustausch. Ebenso wichtig sind Themen wie Recruiting oder Education. Was wir mit unseren Fashiontech-Formaten covern. Wir wollen Antworten auf die großen Fragen unserer Branche liefern und Experience bieten. Wird uns das alles bereits im Januar vollständig gelingen? Nein, aber wir arbeiten hart daran. 365 Tage im Jahr. Es ist Work in Progress. Detlef Braun: Die Messe Frankfurt hostet global über 68 Textilveranstaltungen mit über 25.000 Ausstellern. Wir decken sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette und der Supply Chain im Rahmen unseres Texpertise Networks ab. Der Bereich Fashion mit unserem Partner der Premium Group ist künftig the Cherry on the Cake. Wir laden alle Player nach Frankfurt ein, einschließlich der Produzenten auf internationaler Ebene, da wir mit unserem Netzwerk in 188 Ländern präsent sind. Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Frankfurt is Everywhere! Und das mit Treffpunkt auf der Frankfurter Fashion Week, im Herzen Europas. Das ist die Vision, die wir Step by Step umsetzen wollen.
Die Digitalisierung der Supply Chain löst nicht nur die wohl umfassendste Revolution seit Beginn der industriellen Massenproduktion aus. Muss eine Messe künftig auch ein Ort des Lernens sein?
Anita Tillmann: Niemand kann es sich mehr leisten, stehen zu bleiben. Man muss neugierig bleiben, immer bereit sein, Neues zu lernen. Es erfordert auf allen Seiten viel Kreativität, um mitzuhalten und um mitzugestalten. Nicht nur der Designer ist kreativ, sondern auch der Unternehmer, der Stoffentwickler, der Data-Scientist oder der Influencer. Sie alle sollen sich bei uns auf der Frankfurter Fashion Week begegnen, kennen lernen, sich gegenseitig voranbringen. Ganz besonders auch die jungen Menschen, die Future Fashion Generation. Die wollen wir ganz gezielt einladen, weil es enorm wichtig ist, den Nachwuchs zu fördern. So können sie selbst erleben, was für eine großartige Branche wir haben und welche vielfältigen Möglichkeiten sie ihnen bietet. Es lohnt sich, anders zu denken und auch die künftigen Player, die etwas leisten wollen, zusammenzubringen. Jetzt ist die Chance da, etwas wirklich Großes umzusetzen.