Programmheft - Weihnachten in Dresden

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WEIHNACHTEN IN DRESDEN 11., 12. & 13. Dezember 2017


Montag, 11. Dezember 2017, 19.45 Uhr Dienstag, 12. Dezember 2017, 19.45 Uhr Mittwoch, 13. Dezember 2017, 19.45 Uhr

Minoritensaal

Johann David Heinichen (1683–1729)

Konzert in C für 4 Blockflöten, Streicher und B.c., SeiH 211 Allegro – Pastorell – Adagio

Johann Gottlieb Goldberg (1727–1756)

Cembalokonzert in d

Allegro – Largo – Allegro di molto Johann David Heinichen

„Pastorale per la Notte di Natale“ für 2 Blockflöten, 2 Oboen, Streicher und B.c.

Georg Philipp Telemann (1681–1767)

Concerto in A für Oboe d’amore, Streicher und B.c., TWV 51:A2 Siciliano – Allegro – Largo – Vivace

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Johann Adolph Hasse (1699–1783)

Concerto in B für 2 Blockflöten, 2 Violinen und B.c. Allegro assai – Andante – Allegro assai Antonio Vivaldi (1678–1741)

Violinkonzert in a, op. 9/5, RV 358, aus „La cetra“ Adagio. Presto. Largo – Allegro Georg Philipp Telemann

Concerto grosso in B für 2 Blockflöten, 2 Oboen, Streicher und B.c., TWV 54:B2 Andante – Presto – Cantabile – Allegro

Eva Maria Pollerus, Cembalo recreationBAROCK Leitung: Maria Bader-Kubizek, Violine

Konzertdauer:

Erster Teil: ca. 50 Minuten Pause: ca. 25 Minuten Zweiter Teil: ca. 50 Minuten

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AD NOTAM

Eine Habsburgerin im lutherischen Dresden „Weihnachten in Dresden“ war um 1730 eine konfessionell gespaltene Angelegenheit: Während die lutherischen Untertanen Augusts des Starken streng das „Tempus clausum“ der Adventzeit wahrten und geduldig auf die Festgottesdienste am ersten Feiertag warteten, rüsteten die katholischen Geistlichen bei Hofe schon für den Heiligen Abend und für die damit verbundenen Weihnachtsbräuche. Wie mag sich die Schwiegertochter des alternden August gefühlt haben, die ­Habsburgerin Maria Josepha, ihres Zeichens Tochter von Kaiser Joseph I.? Aus Wien war sie ganz andere Weihnachtsbräuche gewohnt. Schon mit acht Jahren hatte man sie zusammen mit ihrer Schwester Maria Amalia (der nachmaligen bayerischen Kurfürstin) im Professhaus der Wiener Jesuiten kaiserlich bewirtet und mit einer „lieblichen Tafel-Music von allerhand Instrumenten“ unterhalten. Zum Kindelwiegen im „Krippel“ waren „Trompeten und Paucken / sodann die Trommeln und Pfeiffen / wie auch ein anmuthiges Hirten-Lied gehöret worden“. Und „die alla studirende Schul-Jugend“ hatte den beiden Erzherzoginnen „mit Fahnen-Schwingen und Tantzen“ aufgewartet. All dies vermeldete die Wiener Zeitung anno 1708, wie auch das große Vergnügen der Kaisertöchter an diesen Weihnachtsbräuchen. Wie ernüchtert mag Maria Josepha 20 Jahre später aus dem Fenster der Dresdner Residenz geblickt haben. Ihr Versuch, die Jesuiten im protestantischen Sachsen anzu­ siedeln, war gescheitert. Geradezu prosaisch muss der Habsburgerin das lutherische Dresden vorgekommen sein, trotz aller Pracht der Barockbauten. Was fehlte, war die anheimelnde Wärme der katholischen Adventbräuche, die wahre „Weihnachtsstimmung“. Wenigstens musikalisch musste sie im „Elbflorenz“ nichts vermissen, besonders nicht, wenn sich das Weihnachtsfest näherte: Auf die katholischen Festmessen der Feiertage folgten bald die Opernpremieren des Karnevals, die Faschingsbälle und anderen Lustbarkeiten. Davon erzählen Eva Maria Pollerus, Maria Bader-Kubizek und recreationBAROCK am heutigen Abend. 4


Die berühmte Hofkapelle Die Dresdner Hofkapelle war unter August dem Starken und seinem Sohn Friedrich August II. zum virtuosesten Orchester Deutschlands aufgestiegen, ein Klangkörper von so ostentativer Pracht und überragender Qualität, dass allenfalls die Wiener Hofkapelle den Sachsen Paroli bieten konnte. Maria Josepha gehörte zu den wenigen Privilegierten, die beide Orchester miteinander vergleichen konnten. Im Gegensatz zum Wiener Hofkapellmeister Johann Joseph Fux waren seine beiden Dresdner Kollegen ausgesprochene Verfechter des modernen, galanten Stils. Der Sachse Johann David Heinichen leitete den riesigen Apparat bis zu seinem Tod 1729. Darauf folgte der Hamburger Johann Adolph Hasse, damals schon einer der berühmtesten Opernkomponisten Italiens. Aber auch viele andere Komponisten trugen zum Glanz Dresdens bei: Telemann sandte aus Hamburg Concerti und Orchestersuiten, Vivaldi aus Venedig Violinkonzerte. Aus diesem Stoff ist das Programm unseres Weihnachtskonzerts gestrickt.

Weihnachtskonzert für Blockflöten Als Reinhard Goebel vor bald 25 Jahren seine brillante Einspielung der Dresdner Concerti von Johann David Heinichen vorlegte, trauten Barockfreunde in aller Welt ihren Ohren nicht: Ein solches Feuer­ werk an orchestralen Klangfarben mit einer ganzen Phalanx von Flöten, Oboen, Hörnern und Streichern hatte man bis dato noch nicht gehört. Urplötzlich trat der „Kleinmeister“ aus Teuchern bei Naumburg in die vorderste Reihe der Barockkomponisten. Inmitten seiner Riesen-Concerti findet sich ein Juwel, dessen Besetzung man nur mit dem Weihnachtsfest erklären kann: das C-Dur-Konzert für vier Blockflöten und Streicher. In der einzigen überlieferten Handschrift sind die Flöten zwar in einen „Flauto concertato“ und drei „Flauti ripieni“ unterteilt, de facto aber hat man es mit einem Blockflötenquartett zu tun, das stets geschlossen den Streichern gegenübertritt. Im ersten Satz geben die Streicher ein munter parlierendes Thema vor, worauf die Flöten ohne jede Begleitung mit einem Hirtentanz antworten. Gleich zwei Mittelsätze lassen weitere Gedanken an Hirtenmusik aufkommen: Das „Pastorell“ ist nichts anderes als eine Dudelsack-Melodie, die Heinichen von polnischen Sackpfeifern aufgeschnappt haben muss. Denn August der Starke herrschte auch als König über Polen, was die ­polnische Volksmusik an der Elbe schlagartig populär machte. Also musizieren diese Hirten an der Krippe im polnischen Stil. Erst das folgende Adagio lässt für das Jesuskind eine etwas vornehmere, 5


höfische Krippenmusik erklingen. Das tänzerische Finale ist ganz der Freude über die Geburt des Erlösers gewidmet. Hier ergehen sich die Flöten in endlosen Laufketten, die durch die Luft schwirren wie die Engelsschar in Bethlehem.

Cembalokonzert eines früh verstorbenen Genies Wer heute den Namen „Goldberg“ hört, denkt sofort an Johann Sebastian Bach und seine „Goldbergvariationen“. Selten kommt der geniale Cembalist zu Ehren, der diesen Variationenzyklus angeblich aus der Taufe gehoben hat: Johann Gottlieb Goldberg. 1727 in Danzig geboren, kam der junge Deutsche aus Pommern schon als Zehnjähriger nach Dresden. Reichsgraf Hermann Carl von Keyserlingk hatte seine außergewöhnliche Begabung erkannt und nahm den Jungen aus Pommern mit an die Elbe, als er von Zarin Elisabeth zum russischen Botschafter am sächsischen Hof ernannt worden war. Dort gab der Graf seinen Schützling zum Unterricht beim besten Organisten und Cembalisten der Stadt: Wilhelm Friedemann Bach. Der älteste Bachsohn amtierte seit 1733 als Organist an der Sophienkirche neben dem Zwinger und formte Goldberg rasch zu einem jungen Virtuosen von sagenhaften Fähigkeiten: „Nie besaß einer eine größere Stärke im Spielen à libre ouvert, daher man ihn nur den Noten-Freßer zu nennen pflegte“. So berichtete der Zeitgenosse Hertel vom jungen Goldberg und seiner unübertroffenen Fähigkeit im Vom-Blatt-Spielen. Der Leipziger Thomaskantor Bach muss durch seinen Sohn auf den jungen Cembalisten aufmerksam geworden sein. Als er nämlich seine berühmten Variationen für den Grafen Keyserlingk komponierte, durfte er beim vierzehnjährigen Goldberg schon alle technischen Finessen voraussetzen, die man für dieses Riesenwerk benötigt. 1747 kam Goldberg dann zum Studium nach Leipzig, wo er zu Bachs letzten Schülern gehörte. Um Goldbergs Kantaten in der Thomaskirche aufführen zu können, schrieb Bach selbst an den Stimmen mit. Gott sei Dank musste der Lehrer nicht mehr miterleben, wie sein Schüler schon mit 29 Jahren in Dresden an der „Auszehrung“ starb. Bis zu seinem frühen Tod hat der „äußerst melancholische und eigensinnige“ Goldberg nur wenige seiner Werke gelten lassen. Dazu gehören die Leipziger Kantaten und einige besonders eindrucksvolle Triosonaten, von denen eine lange Zeit Bach zugeschrieben wurde (BWV 1037). Die weitaus grandiosesten Stücke aus seiner Feder sind seine beiden riesigen Cembalokonzerte in Es-Dur und d-Moll. Eva Maria Pollerus erfüllt sich im heutigen Konzert den Wunsch, endlich einmal das 6


d-Moll-Konzert von Goldberg zu spielen. Seine drei exzessiven Sätze sprengen mit rund 30 Minuten Spielzeit jede Grenze, die sich das damals noch junge „Clavierkonzert“ gesetzt hatte. Mit seinem wuchtigen Unisono-Anfang erinnert der erste Satz an das d-Moll-Konzert von Johann Sebastian Bach (BWV 1052), mit seinem Dreiertakt und den pathetischen punktierten Rhythmen an das d-Moll-Konzert von Carl Philipp Emanuel Bach. Das zweite Thema, bei dem die Bässe des ­Orchesters aussetzen, verrät aber einen ganz eigenen Ton. Der Cembalist antwortet mit einem eigenen Thema auf das Unisono der Streicher und ergeht sich danach in schier endlosen Passagen von äußerster Virtuosität. Am Ende des Satzes hat Goldberg an das Orchesternachspiel eine Andante-Überleitung zum Mittelsatz angehängt – ein weiterer eigenwilliger Zug dieses Konzerts, der sich am Ende des zweiten Satzes wiederholt. Das Largo steht in der pastoralen Tonart F-Dur. Sein liebliches Thema ließe sich in unserem Zu­ sammenhang durchaus als „Weihnachtsmusik“ deuten. Dabei hat Goldberg den Streichersatz so eng polyphon verflochten wie in einer Triosonate. Das Finale ist purer „Sturm und Drang“: Ein wild drängendes d-Moll-Thema wird von Streichern und Cembalo unbarmherzig vorangetrieben.

Pastorale am Heiligen Abend

Wenn in der Dresdner Hofkirche die Christmette begann, verfolgte die kurfürstliche Familie in ihrer Loge die prachtvolle Messe, die mit ihren Hirtenklängen stets auf Bethlehem und die Hirten an der Krippe anspielte. Dazu gehörte auch der Brauch, eine orchestrale Weihnachtspastorale im Gottesdienst aufzuführen. Eine der schönsten hat Johann David Heinichen komponiert, ein Dresdner Gegenstück zur Hirtenmusik im zweiten Teil von Bachs „Weihnachtsoratorium“. Im Gegensatz zu Bach hatte Heinichen Italien bereist und dort auch die „Pifferari“ gehört, die Hirtenmusiker aus den Abruzzen, die alljährlich im Advent nach Rom ziehen, um vor den Madonnendarstellungen zu musizieren. In seiner Dresdner Pastorale klingen deren Melodien noch nach.

Telemanns Lieferungen aus Hamburg

Ein besonders gern gehörter Gast in Dresden war der emsige Hamburger Musikdirektor Georg Philipp Telemann, an dessen 250. Todestag die deutschen Konzertveranstalter heuer ausgiebig erinnert haben. Schon als Student in Leipzig hatte Telemann August dem Starken bei dessen kur7


fürstlichen Abstechern zur Leipziger Messe musikalisch „aufgewartet“. 1719 war er selbstverständlich von Frankfurt am Main nach Dresden gereist, um die prächtigste Fürstenhochzeit des Jahrzehnts mitzuerleben: die Vermählung der Kaisertochter Maria Josepha mit dem Kurprinzen Friedrich August. Von Hamburg aus unterhielt Telemann einen regen Briefwechsel mit dem Dresdner Konzertmeister Pisendel, der ihn stets mit dem neuesten „Gossip“ aus der Hofkapelle und den höfischen Kreisen versorgte. Als August der Starke 1733 starb, schrieb Telemann eine gigantische Trauermusik, die in Hamburg mit allem Pomp aufgeführt wurde. Unter den vielen Virtuosen der Dresdner Hofkapelle hatten es ihm besonders die beiden Oboisten angetan. Als er 1718 in Frankfurt seine „Kleine Cammer-Musik“ drucken ließ, widmete er sie den beiden Dresdner Solo-Oboisten François le Riche und Franz Richter, „Sr. Königlichen Majestät von Polen und Chur Fürstlichen Durchläucht von Sachsen bestallten Cammer-Musicis“. In der Widmungsvorrede pries Telemann die „Virtu“ und den „Goût, dessen dieselben sich auf der Hautbois zu bedienen pflegen“. Er gestand, von den Dresdner Oboisten „auf unaussprechliche Arth gerührt worden zu sein“, selbst wenn komplizierte Technik gefordert war wie „weit entfernte Sprünge, bedeckte und unbequeme Töne“. „Die brillirenden Töne, welche von Natur in dieses delikate ­Instrument geleget sind,“ beherrschten le Riche und Richter ohnehin in vollkommener Weise.

Ein Konzert für die „Liebesoboe“ Auch unsere Solo-Oboistin kann sich in Telemanns Musik beweisen, und zwar im lieblichsten Oboenkonzert, das der Meister aus Magdeburg geschrieben hat: dem A-Dur-Konzert für Oboe d’amore und Streicher. Es ist zwar nur in einer Handschrift in Schwerin überliefert, muss aber für Dresden geschrieben worden sein, da Sachsen um 1730 die Hochburg der Oboe d’amore war. Diese Altoboe ist auf A gestimmt, eine Terz tiefer als die gewöhnliche Oboe. Die zusätzliche Tiefe wird durch den „Liebesfuß“ ermöglicht, eine Verdickung am unteren Ende des Rohrs. Der Klang, der daraus entsteht, ist weicher und lieblicher als bei der höheren Schwester. Dies brachte Telemann auf die Idee, sein A-Dur-Konzert mit einem besonders lieblichen „Siciliano“ zu eröffnen. Hört man genau hin, so erkennt man darin diverse Wendungen der italienischen Weihnachtspastoralen wieder, denn die Oboe ist ein Verwandter der „Pifa“, der italienischen Hirtenschalmei, wie sie die „Pifferari“ in Rom zur Adventzeit bliesen. Ein kräftiges Allegro im Dreiertakt gibt dem Solisten 8


reichlich Gelegenheit, in schnellen Läufen zu glänzen. Ein pathetisches Largo in a-Moll bringt dunklere Töne ins Spiel, bis das Finale mit einem veritablen Hirtentanz einsetzt. Die Mischung aus Triolen und Duolen und die simplen Harmonien dieses Satzes hat Telemann den Volksmusikern seiner Zeit abgelauscht.

Hasse-Concerto

1731 begann in Dresden musikalisch eine neue Ära: Johann Adolph Hasse und seine berühmte Gemahlin, die Primadonna Faustina Bordoni, hielten im Elbflorenz Einzug. Gleich mit seiner ersten Dresdner Oper „Cleofide“ eroberte Hasse die Herzen der Sachsen im Sturm, auch das seines Kollegen Bach, der im Publikum saß. Fortan wurde die Oper in Dresden von Hasses galanten Melodien dominiert, die Bach liebevoll „die schönen Dresdner Liederchen“ nannte, während Faustina die Ohren der Zuhörer mit ihren Trillerkaskaden kitzelte. Zwar ließen sich die Hasses nach ihrer offiziellen Inthronisierung noch reichlich Zeit, bevor sie endgültig von Venedig nach Dresden umzogen (dies geschah erst 1737), doch waren Hasses Opern auch in den Jahren dazwischen Großereignisse an den Ufern der Elbe. In unserem Programm ist Hasse mit einem seiner lieblichen Concerti vertreten, die im Schatten seiner Vokalmusik stehen. Dabei hat er Flöten- und Cembalokonzerte in großer Zahl geschrieben. Darunter findet sich auch ein Concerto für zwei Blockflöten und Streicher in B-Dur. Aufgrund der Besetzung und des Stils möchte man es eher in seine neapolitanische Jahre 1722–1725 datieren, als er beim alten Alessandro Scarlatti studierte. Doch nichts spricht dagegen, dass sich auch die Flötisten des Dresdner Hofs an diesem Werk versuchten, das so wunderbar in die Weihnachtszeit passt.

Vivaldi-Konzert

Wenn Johann Georg Pisendel, der Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle, einmal nicht seine ­eigenen Violinkonzerte oder die seines Freundes Telemann spielen wollte, griff er zu einem Werk seines Lehrers Antonio Vivaldi wie dem a-Moll-Konzert aus Opus 9. Dieses Concerto ist noch h ­ eute in einer Dresdner Bearbeitung von Pisendel erhalten, wobei der Schüler hier nur wenig geändert hat. In anderen Vivaldi-Concerti beschränkte er sich nicht darauf, dezent einige Verzierungen einzufügen, sondern änderte ganze Passagen, erweiterte die Orchestrierung durch Bläser etc. 9


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Die Vivaldi-Begeisterung kannte in Dresden keine Grenzen, seit der Kurprinz Friedrich August 1716 mit einer Schar ausgewählter Musiker in Venedig eingetroffen war und dort den „rothaarigen Priester“ Vivaldi selbst gehört und getroffen hatte. Damals hatte der Franke Pisendel beim ­Venezianer Unterricht genommen, wobei es nicht um Geigentechnik ging (die beherrschte Pisendel schon vollkommen), sondern um Stil und die rechte Ausführung der vivaldischen Konzerte. Pisendel wusste also genau, wie sein Lehrer das a-Moll-Konzert Opus 9 Nr. 5 gespielt hätte. Ausnahmsweise beginnt es mit einer kurzen, langsamen Einleitung, worauf ein nervöses Allegro aus lauter Achtelfiguren der Streicher folgt. Die Sologeige antwortet mit brillanten Sechzehnteln. Der zweite langsame Satz wirkt wie ein kurzes, melancholisches Intermezzo vor dem stürmischen ­Finale, das ganz von der „Motorik“ der barocken Rhythmen und den „rauschenden“ Sequenzen Vivaldis lebt. Gedruckt wurde dieses allzu selten gespielte Konzert 1727 im Rahmen von Vivaldis Opus 9 mit dem Titel „La cetra“ („Die Leier“). Gewidmet wurde diese Sammlung keinem Geringeren als Kaiser Karl VI., dem Onkel der sächsischen Kurprinzessin Maria Josepha.

Konzert für Flöten und Oboen

In vielen Konzerten des Dresdner Repertoires findet man raffinierte Mischungen aus Flöten und Oboen, sowohl bei Heinichen, als auch bei Vivaldi oder Quantz, dem zweiten Soloflötisten der Hofkapelle. Auch Telemann liebte solche Klangmischungen, wie sein B-Dur-Konzert für zwei Blockflöten, zwei Oboen und Streicher beweist. Es ist im hessischen Darmstadt überliefert, wo man seine Musik besonders eifrig aufführte, seit er 1712 im benachbarten Frankfurt Musikdirektor ­geworden war. Die Bläser am Darmstädter Hof wurden von Telemanns Schwager geleitet, dem Flötisten Böhm. Er führte auch das schöne B-Dur-Concerto an, das wie fast alle Konzerte Telemanns vier Sätze umfasst: ein zügiges Andante mit punktierten Rhythmen, ein kontrapunktisch kunst­ volles Presto, ein „Cantabile“, in dem sich die vier Bläser gesanglich entfalten dürfen, und ein tänzerisches Finale. Wenn dieses Concerto in Dresden aufgeführt wurde, waren alle Freunde Telemanns beteiligt: Pisendel und Quantz, Le Riche und Richter – und die Kurprinzessin Maria Josepha lauschte voller Andacht und auch ein wenig Vorfreude auf die Weihnachtszeit in Dresden. Josef Beheimb 11


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DIE INTERPRETEN

Eva Maria Pollerus, Cembalo

Die 1976 in Graz geborene Cembalistin Eva Maria Pollerus genoss ihre Ausbildung auf Klavier und Cembalo an den Universitäten in Graz und Wien sowie bei zahlreichen Meisterkursen und ­sammelte bereits in frühester Kindheit große Bühnen- und Wettbewerbserfahrung. Prägend war vor allem ihr Aufbaustudium Cembalo, Generalbass und historische Aufführungspraxis an der Schola ­Cantorum Basiliensis. Anregungen erhielt sie auch auf zahlreichen Meisterkursen sowie durch die Teilnahme an internationalen Wettbewerben (z. B. Wanda-Landowska-Wettbewerb in Warschau, Cembalowettbewerb Brügge, Premio Bonporti/Rovereto). Neben ihrer aktiven solistischen Konzerttätigkeit arbeitet sie in den letzten Jahren vor allem intensiv mit dem Ensemble Musicke’s Pleasure Garden (Graz-Basel), außerdem war und ist sie regel­mäßig Gast in zahlreichen anderen Barockensembles und Orchestern (recreationBAROCK, PeraEnsemble, Freiburger Barockorchester, Camerata argentea, Harmoniae suavitas, Freitagsakademie Bern) und arbeitet mit Dirigenten wie Jordi Savall, Michael Hofstetter oder Kristin von der Goltz zusammen. Weiters gibt Eva Maria Pollerus Masterclasses an der Janáček Akademie Brno, der ­Stiftung Michaelstein, Schloss Weikersheim, der Barockwoche der HfMDK Frankfurt oder an der Musikakademie Łodz. Nach der ersten Berufung als Professorin für Cembalo und Aufführungspraxis an die Kunstuniversität Graz, wo sie 2005 bis 2011 u. a. auch als jüngste Institutsvorständin einer österreichischen Universität gewirkt hat, ist sie nun seit 2012 mit viel Begeisterung als Professorin für Cembalo und Generalbass an der Musikhochschule Frankfurt tätig. 13


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Die Hauptschauplätze ihres Lebens sind derzeit ihre Familie, Basel, Frankfurt, Graz, diverse internationale Festivals und Konzertorte sowie die verschiedenen Schnellzüge der europäischen Bahnlinien.

Maria Bader-Kubizek, Violine & Leitung Maria hat drei wundervolle Kinder. Besonders liebt sie Schuberts Musik, die sie bis ins Innerste berührt. Bach empfindet sie als Heilkraft für die Welt. Dvořák begeistert sie mit seiner hinreißenden urwüchsigen und musikantischen Freude. An Mozart fasziniert sie sehr, dass er mit seiner Musik jedes Kind erreicht, und doch erscheint es ihr in all den Jahren des Vertrautwerdens mit seinen Werken immer unmöglicher, jemals an die Grenzen seiner Genialität zu gelangen. Violine studiert hat Maria in Wien bei Gerhard Schulz sowie in Salzburg beim unvergesslichen Sándor Végh und in London bei William Pleeth und David Takeno. Sehr dankbar ist sie für die jahrzehntelange, überaus inspirierende Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt. Sie verehrt András Schiff für seine unerschöpfliche, zutiefst bewegende musikalische Fantasie und Florian Boesch für seinen zu Herzen gehenden, seelenvollen Gesang. Zu ihren LieblingsgeigerInnen gehören Joshua Bell und Vilde Frang. Ein Freudenfest ist es für Maria, wenn sie mit grandiosen KollegInnen wie Christophe Coin, Stefan Gottfried, Rudolf Leopold oder Paul Gulda Kammermusik spielen darf. Frühere Literatur am liebsten auf Originalinstrumenten. Maria bewundert jede Art von fantasievoller Improvisation, ob mit Tönen oder Materialien und begeistert sich für Künstler, die mit ihren Ideen lebendiges Neuland erschließen. Der Ryoanji-Steingarten im japanischen Kyoto, das Kamptal im niederösterreichischen Waldviertel und die Atlantikküste in Portugal im Frühling gehören zu ihren Lieblingsplätzen. Maria liebt Projekte, die die klassische Musik aus ihren manchmal verstaubten Winkeln zu holen imstande sind und Brücken der Menschlichkeit schlagen, die unsere Welt so dringend braucht. Alle, die sich mit ganzem Herzen für eine schlichtere, ehrlichere, liebendere und naturverbundenere Welt einsetzen, sind ihr Vorbild. In jüngerer Zeit erforscht die Geigerin auch mit Hingabe und Faszination die Verbindung von Kunst und Heilkunst. Begeistert und dankbar ist sie auch, wenn sie als Konzertmeisterin oder Leiterin mit großartigen Ensembles wie dem Kammerorchester Basel, der Kölner Akademie, der Freitags­akademie in Bern, dem Zamus-Ensemble in Köln, der Capella Czestochoviensis in Polen, der Haydn Akademie Eisen15



stadt und – last but not least – dem exzellenten Ensemble des heutigen Abends recreationBAROCK musizieren darf. Das Programm „Weihnachten in Dresden“ ist für Maria ein faszinierendes Kaleidoskop des fest­ lichen höfischen Dresden im 18. Jahrhundert und der volkstümlichen Hirtentänze, die in dieser Zeit aus Polen und Italien kommend in ländlichen Regionen Weihnachtsstimmung verbreiteten. Die herzerwärmende Zartheit des Jesuskindes wird ebenso musikalisch eingefangen wie das lichtvolle Jauchzen der Engelscharen zur Geburt des Heilands.

recreationBAROCK

Mit vielen wichtigen Interpreten der Alten Musik, von Jordi Savall über Roy Goodman bis zu Paul Goodwin, hat recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ, das 2002 aus dem Orchester der Grazer Symphoniker hervorging, schon Programme erarbeitet. Unter der Intendanz von Mathis Huber und mit Stefan Vladar als Chefdirigenten präsentierte das Orchester in der Saison 2002/03 einen ersten eigenen Konzertzyklus, der vom Grazer Publikum mit Begeisterung angenommen wurde. Außer in seinen Konzertzyklen in Graz ist das Orchester, das seit der Saison 2004/05 vom Bankhaus Krentschker gesponsert wird, regelmäßig bei der styriarte zu hören gewesen und bildet auch die Basis des 2014 neu gegründeten styriarte Festspiel-Orchesters, es gastierte im großen Wiener ­Musikvereinssaal, in der Alten Oper Frankfurt, beim steirischen herbst, beim Jazzsommer Graz u. a. m. Mit seinem damaligen Chefdirigenten Michael Hofstetter, selber ein ausgewiesener Originalklangspezialist, ging das Orchester dann noch einen Schritt weiter: Mit gewohntem Elan, aber auf Darmsaiten und in alter Stimmung konzentrierte sich eine Extraformation aus dem Orchester recreation unter dem Namen recreationBAROCK auf die historische Aufführungspraxis und gab ihr Debüt 2012 gleich im renommierten Festival styriarte, wo es seither jährlich auftrat. Im Frühjahr 2013 war das Ensemble auf kleiner Frankreich-Tournee und feierte in der Chapelle Royale in Schloss Versailles und in der Chapelle de la Trinité in Lyon einen großen Erfolg. Im Sommer 2015 war ­recreationBAROCK gemeinsam mit Valer Sabadus nicht nur bei der styriarte, sondern mit zwei verschiedenen Programmen höchst erfolgreich auch bei der Schubertiade in Hohenems zu hören. 2016 feierte man mit Glucks „Orfeo“ und einem Konzertprojekt große Erfolge bei den internationalen Gluck-Opern-Festspielen Nürnberg. 17


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DIE BESETZUNG

Violine 1 • Maria Bader-Kubizek (Konzertmeisterin) • Marina Bkhiyan • Harald Martin Winkler • Violine 2 • Albana Laci • Georgios Zacharaudis • Toshie Shibata • Viola • Ingeburg Weingerl-Bergbaur • Wolfram Fortin • Violoncello • Rudolf Leopold • Kontrabass • Tim Dunin • Blockflöte • Michael Hell • Andreas Böhlen • Emma Black • Ana Inés Feola • Oboe d’amore • Emma Black • Fagott • Ivan Calestani • Cembalo • Eva Maria Pollerus

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AVISO

Montag, 18. Dezember 2017, 19.45 Uhr Dienstag, 19. Dezember 2017, 19.45 Uhr Mittwoch, 20. Dezember 2017, 19.45 Uhr Stefaniensaal

WIENER WEIHNACHTEN

Zum Mittw führen wir ochskonzert Pu aus Bad A blikumsbusse us Köflach, M see, Birkfeld, urau mit Zwisch und Villach enstatio nach Graz. nen

„Erkennen Sie die Melodie?“ Als Ernst Stankovski zu den Klängen der „Donna Diana“-Ouvertüre seine Gretchenfrage stellte, war die Wiener Musikwelt noch in Ordnung. An diese guten alten Zeiten erinnert Sascha Goetzel mit seinem nostalgischen Wiener Weihnachtsprogramm. Im Zentrum: das sattgoldene Violinkonzert des Traumfabrik-Komponisten Korngold. A bisserl Neujahrskonzert ist auch mit dabei: Schreker-Walzer, Kreisler-Schmankerl und die Reznicek-Ouver­türe. Ganz so fromm darf in Wien selbst das Weihnachtsfest nicht sein.

Korngold: Violinkonzert in D, op. 35 & „Viel Lärm um Nichts“, Suite, op. 11 Kreisler: Liebesfreud, Liebesleid, Schön Rosmarin Humperdinck: Vorspiel zu „Hänsel und Gretel“ Schreker: Valse lente Reznicek: Ouvertüre zu „Donna Diana“

Benjamin Schmid, Violine recreation – Großes Orchester Graz Dirigent: Sascha Goetzel 21


Organisation: Gertraud Heigl Inspizient: Matti Kruse

recreation wird gefördert von

Wir stillen

Medienpartner:

Impressum: Medieneigentümer: Steirische Kulturveranstaltungen GmbH A-8010 Graz, Sackstraße 17 Telefon: 0316.825 000 (Fax -15) info@styriarte.com Redaktion: Claudia Tschida Grafik: Cactus Design Druck: Medienfabrik Graz – 4764-2017 22


AVISO

Montag, 5. März 2018, 19.45 Uhr Dienstag, 6. März 2018, 19.45 Uhr Minoritensaal

PERLEN AUS DEM SCHRANK

Keine anderen Barockkomponisten liebt Sergio Azzolini so sehr wie Vivaldi und Zelenka. Die ­rauschenden Klänge des rothaarigen Priesters aus Venedig füllt er mit so prallem Leben an, dass jedes Konzert zum theatralischen Ereignis wird. Beim Prager Jesuitenzögling Zelenka entdeckt er geheime Botschaften, verschlüsselt hinter Doppelfugen und bohrender Chromatik. Noch heute ruhen die entsprechenden Musikhandschriften im berühmten „Schranck No. II“ des Dresdner ­Kapellarchivs. Dort entdeckte Azzolini auch die Noten zu einer prachtvollen Orchestersuite des Bachfreundes Fasch.

Zelenka: Sinfonia in a Fasch: Orchestersuite in C, FWV K:C1 Vivaldi: Fagottkonzert in a, RV 497 Concerto in D für 2 Violinen, 2 Oboen, Fagott und Streicher, RV 564a

recreationBAROCK Leitung: Sergio Azzolini, Fagott

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