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HART, aber Harz
TEXT: KUNIGUNDE WEISSENEGGER
Einer der ältesten Reinigungsriten vieler Kulturen ist das Räuchern mit Kräutern und Harzen. Die für Körper und Geist reinigende und wohltuende Wirkung erfährt seit wenigen Jahren Neubeachtung.
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Früher wurde das „Raachn“ im Alpenraum zum Reinigen und Segnen von Haus, Stall und Hof sowie zur Desinfizierung von Krankenzimmern und zum Vertreiben von bösen Geistern, Unheil und Seuchen oder als Schutz vor Gewittern, Hagel und Blitzen eingesetzt. „Wetterkräuter“ waren, neben Harzen und Weihrauch auch Wacholder, Wermut, Salbei und Königskerze. Heute eignen sich zum Räuchern wunderbar eine Fülle von Pflanzen, die vor der Haustür oder im Garten wachsen. Auf exotische Räucherwaren kann man ruhig verzichten. Die klassische Reinigungsräucherung wird mit Glut aus dem Ofen oder mit einer Räucherkohle gemacht. Als feuerfestes Gefäß eignet sich ein kleiner Topf, ein altes Kohlebügeleisen oder ein größerer, flacher Stein. In die Vertiefung der durchgeglühten Räucherkohle wird eine Prise gemörsertes Räucherwerk gelegt. Alternativ kann auch eine sanfte Dufträucherung mit Teelicht und Sieb ausgeführt werden. Dafür wird ein Teelicht in einen kleinen Räucherofen gestellt. Auf das Sieb wird ein getrocknetes Lorbeer- oder Brombeerblatt gelegt und darauf Harz gestreut. Bei beiden Ritualen können sehr hohe Temperaturen entstehen und die Räuchergefäße sehr heiß werden.
Auf das Räuchern geht Kräuterpädagogin Jutta Tappeiner vom Bacherhof in Nals auch in ihrem Buch „Lebendige Bräuche in Südtirol“ ein, das in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Bäuerinnenorganisation im Athesia Verlag erschienen ist.