DIE KUNST DES ERWACHENS

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Yoga & Dharma

Yoga & Dharma

DIE KUNST DES

ERWACHENS BEFREIE DEINEN KÖRPER * WEITE DEINEN GEIST NÄHRE DEINE SEELE

KATCHIE ANANDA

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Yoga & Dharma

INHALTSVERZEICHNIS WIDMUNG 9 EINFÜHRUNG UND BEGRÜSSUNG 10 RICHTLINIEN 11 YOGA & DHARMA 13

1.0

DERJENIGE DER WEISS

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SICH DEM UNIVERSUM ÖFFNEN 16 RÜCKSEITE DES KÖRPERS / VORDERSEITE DES KÖRPERS 19 EINE BOTSCHAFT DER HOPI ÄLTESTEN 24 DIE RÜCKSEITE DES KÖRPERS UND DAS NERVENSYSTEM 25 DHARMA 26 Zwei Hinweise, um Dharma zu finden 26 ACHTSAMKEIT - DIE GROSSE MEDIZIN 28 DIE ROLLE DES SINGENS 29 KALI – DIE GROSSE MUTTER 30

2.0

DIE WERKZEUGE

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POORNA & SHUNYA DIE FÜNF MAHABHUTAS ODER ELEMENTE DIE 5 PRINZIPIEN & DIE 5 MAHABHUTAS Das erste Prinzip Das zweite Prinzip Das dritte Prinzip Das vierte Prinzip Das fünfte Prinzip DIE BASIS / DAS FUNDAMENT SETZEN MUSKULÄRE & ORGANISCHE ENERGIE Muskuläre Energie Ein paar Worte zu Verletzungen Organische Energie SPANDA – DAS PULSIEREN DES BEWUSSTSEINS INNERE & ÄUSSERE SPIRALEN Die Innere Spirale Die Äussere Spirale Ein paar Bemerkungen zur Anwendung der Spiralen ASYMMETRISCHE STELLUNGEN AUSGEGLICHENES HANDELN ANGEMESSENE ANSTRENGUNG

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Yoga & Dharma

3.0

YOGA & DHARMA PHILOSOPHIE

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TANTRA 59 Timing 60 Gesunder Menschenverstand 60 Die goldene Regel 63 SAT CIT ANANDA 65 Sat 65 Cit 66 Ananda 66 ZUM GLÜCK WERDEN, NACH DEM WIR SUCHEN 70 SANKALPA - DIE KRAFT DER ABSICHT 72 Sankalpa 72 DIE PRAXIS DER VERGEBUNG 74 Praktische Anwendung 78 Vergebung für dich selbst 78 Vergebung von anderen 78 Vergebung für diejenigen, die dich verletzt haben 79 VIPASSANA – ERKENNTNISMEDITATION 81 Praktische Anwendung 83 Die vier Grundsätze der Achtsamkeit 83 Achtsamkeit auf den Körper 83 Achtsamkeit auf die Gefühle 86 Achtsamkeit auf die Gedanken 87 Achtsamkeit des Dharma 88 DIE BRAHMAVIHARAS 89 Trauma & Metta 90 Metta Praxis 91 Karuna 94 Vergleichen 95 Mitleid 98 Der Zufluchtsort 98 Mudita 101 Upekka 105

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Yoga & Dharma

4.0

5.0

DIE SEKUNDÄREN AUSRICHTUNGSPRINZIPIEN

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DIE 7 LOOPS Fussgelenk-Loop (Muskuläre Energie) Schienbein-Loop (Muskuläre Energie) Das Wippen-Prinzip Oberschenkel-Loop (Innere Spirale) Becken-Loop (Äussere Spirale) Nieren-Loop (Opening to Grace) Schulter-Loop (Muskuläre Energie) Schädel-Loop (Organische Ausdehnung) SITO-SHINS IN, THIGHS OUT DIE 5 PRINZIPIEN DER ARME 5 Prinzipien, um die Schultern genau auszurichten: Die 5 Positionen der Arme Stabilisiere die Peripherie, bewege die Körpermitte

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DIE WISSENSCHAFT DES LEBENS

121

AYURVEDA 122 Ganesha 122 Erde oder Prittivi 123 Wasser oder Ap 123 Feuer oder Agni 123 Luft oder Vayu 123 Raum oder Akasha 123 DIE DOSHAS 126 Vata 126 Pitta 127 Kapha 130 DIE GUNAS 134 DIE KOSHAS 136

6.0

HATHA YOGA

137

CITTA UND PRANA 138 VINYASA UND UJJAYI ATMUNG 141 Vinyasa 141 Ujjayi Atmung 141 Technik des Ujjayi Atems 142 Allgemeine Prinzipien von Ujjayi 144 PRANAYAMA 144

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Klassische und tantrische Deutung von Pranayama Ida, Pingala und Sushumna Prana und Apana Kumbhaka - Atempause Ein Wort zu Kundalini DIE BANDHAS Physische Anwendung der Bandhas

7.0 SADHANA

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SADHANA 156 KATCHIE'S GEBET 157 ESSEN UND ERNÄHRUNG 158

CHANTS

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GANESHA CHANTS BLISS INVOCATION SHIVA CHANTS Mahamrityunjaya Mantra – The Great Mantra of Liberation Gayatri Mantra – Celestial Prayer of Light Traditional Anusara Invocation Traditional Ashtanga Invocation Hanuman Chaleesa Hungry Hearts Text by Bernie Glassman Amazing Grace BIJA (SEED) MANTRAS Muladhara Chakra Svadhisthana Chakra Manipura Chakra Anahata Chakra Vissudha Chakra Ajna Chakra Sahasrara Chakra

DANKSAGUNG

168 169 170 171 171 174 174 175 176 178 181 181 182 183 183 183 184 184 184 185 185

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FOTO VON GENEVIEVE RUSSELL

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WIDMUNG Diese Arbeit ist meiner Mutter, Elisabeth Roniger Egger, gewidmet. Ihre bedingungslose Liebe hat ein Fundament des Vertrauens in mir errichtet, das niemals zerstört werden kann. Es hat die Grundlage geschaffen für alles, was ich erreicht habe und wer ich bin. Meinen Lehrern, denen ich all meine Liebe und mein Verständnis von Yoga & Dharma verdanke: Lucius Sigrist, mein erster wahrer Lehrer in der Tradition von Rudolf Steiner; er war der Erste, der an mich geglaubt hat und mich auf den Weg des Herzens geführt hat. Ihm verdanke ich vieles. Jack Kornfield, ein wahrer Meister der Weisheits-Traditionen des Theravada Buddhismus. Seine geschickte Art, durch Geschichten und Parabeln zu lehren, halfen mir, meinen Verstand zur Ruhe zu bringen und mein Herz zu öffnen. Seine Lehren der Weisheit und des Mitgefühls sind die Grundsteine meiner Praxis, die mir Zugang zu meinem inneren Kompass schenken, welcher sich nie irrt. Richard Freeman, der mir durch seine raffinierte und hochentwickelte Intelligenz die inneren Zusammenhänge des Yoga enthüllte und mir beigebracht hat, worum es beim Yoga wirklich geht - es wie ein Bonbon auszupacken, um den süssen Kern zu enthüllen. Sharon Gannon und David Life, die mir beigebracht haben, dass es beim Yoga nicht nur um unsere eigene Freiheit und Befreiung geht. Durch sie habe ich gelernt, dass Yoga eine Lebenseinstellung ist, die das Glück aller Lebewesen enthält. Zum Schluss gilt mein Dank Anusara, einem phantastischen Yogasystem, das mir durch seine geschickten Ausrichtungsprinzipien geholfen hat, meinen Körper zu heilen. Alle meine Lehrer sind aussergewöhnlich und es war schwierig zu akzeptieren, dass sie auch Menschen und damit nicht immer perfekt sind. Sie haben mich alle an einem gewissen Punkt enttäuscht. Dafür bin ich Ihnen dankbar, denn ohne diese Enttäuschungen hätte ich niemals zu meinem wirklichen Potenzial gefunden und meine eigene Reife erlangt. Ein Zeichen meiner tiefen Dankbarkeit richtet sich an meine derzeitige Lehrerin, die erste weibliche Lehrerin seit langem, die den Namen H trägt. Sie bevorzugt es, im Verborgenen zu bleiben - der Zugang zu ihr ist nur durch direkte Erfahrung möglich. Ich bin unendlich dankbar für die Führung, die ich von ihnen allen bekommen habe. Das Beste, was ich tun kann, um meine Lehrer zu ehren, ist dies an meine Schülerinnen und Schüler weiterzugeben und ein Leben in Integrität und Freude zu leben. Namasté

Katchie Ananda 9


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EINFÜHRUNG UND BEGRÜSSUNG Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Dinge hier und jetzt so sind, wie sie sind, denn letztlich können wir die Wahrheit nicht vermeiden. Zumindest nicht, ohne dafür einen hohen Preis zu bezahlen.

Willkommen zu Yoga und Dharma. Auf den folgenden Seiten wirst du in Praktiken eingeführt, die helfen, den Verstand zu beruhigen, das Herz zu öffnen und den Körper zu befreien. Dieses Manual ist vor allem nützlich in Verbindung mit einem intensiven Training oder einer Immersion (to immerse = vertiefen, eintauchen). Es ist Begleiter und Wegweiser für die Veränderung, welche stattfindet, wenn wir uns einer Zeit ernsthafter, spiritueller Praxis sadhana unter der Anleitung einer Lehrperson hingeben, eingebettet in eine unterstützende, gleichgesinnte sangha (Gemeinschaft).

Buddhas zweiter Pfeil wird oft als die Tendenz der Menschen verstanden, das Leiden noch zu vergrössern. Mit anderen Worten: wir sind oft ganz geschickt darin, die Dinge für uns selbst und andere noch schlimmer zu machen, als sie bereits sind. Durch richtiges Üben können wir dies jedoch vermeiden. Auf lange Sicht können wir dem ersten Pfeil nicht ausweichen. Wir können jedoch lernen, den zweiten Pfeil zu umgehen, indem wir auf Schwierigkeiten und Sorgen weise reagieren. Dies ist das Ziel unserer Praxis und dieses Manuals.

Das Ziel im Leben und aller spiritueller Praktiken ist, unser volles Potenzial zu verwirklichen. Es gibt nichts befriedigenderes, als unsere eigene, authentische Stimme zu finden und unsere einmaligen Gaben freimütig unseren Familien, Freunden und der Welt zu schenken.

Durch eine Vertiefung dieser Lehren werden wir versuchen, die uns zur Verfügung stehenden Werkzeuge auf eine intelligente Art anzuwenden, was uns hoffentlich zu mehr Freiheit auf der Matte und im Leben verhilft. Unser Ziel ist es, uns in diesem wertvollen Leben voll und ganz zu verwirklichen. Leider können uns unser Verstand, unser Körper und unsere Gefühle dabei sabotieren.

So einfach es sich anhört, ist es nicht leicht zu verwirklichen. Aufgrund unserer Konditionierungen und erfahrenen Verletzungen tendieren wir dazu, das aufrecht zu erhalten, was samsara genannt wird, nämlich das Rad des Leidens. Buddhas erste noble Wahrheit lautet, dass das Leben in erster Linie Leiden bedeutet. Es bedeutet auch Freude und Glück. Doch ohne die richtigen Werkzeuge finden wir möglicherweise aus unserem Leiden keinen Ausweg.

Wir sind dauernd in irgendwelche Kämpfe verwickelt. Wir kämpfen gegen unsere Körper, wenn sie altern. Wir ringen mit unseren Emotionen, voller Angst, in deren Intensität zu ertrinken. Wir kämpfen gegen unsere Gedanken an, die uns in einem Moment in den Himmel heben und einen Augenblick später in unsere persönliche Hölle katapultieren.

In der Buddhistischen Lehre wird die Härte des Lebens als «erster Pfeil» bezeichnet. Dieser kommt oft unerwartet und trifft uns mitten ins Herz. Weder verdienen wir diesen Pfeil, noch haben wir ihn verursacht oder können ihn aus unserer limitierten Perspektive sehen oder verstehen.

So geht es weiter und das Rad dreht sich ständig durch viele Leben.

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Yoga & Dharma

3. Ich bin bereit, die destruktiven Handlungen und Verhaltensmuster loszulassen, die meinem inneren Wachstum und meiner Entwicklung im Weg stehen.

Unterdessen wartet das Universum darauf, dass wir endlich so sind, wie wir wirklich sind und auch darauf, dass wir der Welt unsere besonderen Gaben schenken können. Das ist unsere wirkliche Aufgabe.

RICHTLINIEN Wie es in der Bhagavad Gita heisst, können wir nur glücklich sein, wenn wir unser Dharma vollständig leben (Dharma: der Weg, die Wahrheit, unsere Bestimmung).

Hier sind ein paar allgemeine Richtlinien, die für deinen Lernweg nützlich sein können: 1. Schaffe Integrität wenn du sagst, dass du etwas tun willst, dann tue es auch.

Wir fangen mit dem gleichen Ritual an, mit dem ich normalerweise eine Immersion oder ein intensives Training beginne. Bitte denk über folgende drei Fragen nach:

2. Sei realistisch was deine sadhana (Praxis) angeht und wieviel du tatsächlich bewältigen kannst. (Es ist zum Beispiel besser, jeden Tag 10 Minuten zu praktizieren, als einmal in der Woche zwei Stunden).

1. Wer bist du in diesem Moment? 3. Praktiziere deine sadhana jeden Tag zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort.

2. Was möchtest du aus dieser Zeit des Übens mitnehmen?

4. Bis du in Fahrt gekommen bist und eine gewisse Sicherheit erreicht hast, sprich NICHT mit Freunden oder deiner Familie darüber, was du praktizierst.

3. Was bist du bereit, los zu lassen?

Ich lade dich ein, dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um darüber nachzudenken und zu schreiben. Je ehrlicher du mit dir selbst bist, umso tiefer wirst du zu deiner innersten Wahrheit gelangen können. Zum Beispiel:

5. Beobachte dich die ganze Zeit, auch wenn du ungeschickt handelst, indem du dich zum Beispiel überisst. Nimm einfach wahr, was du tust und benenne es so liebevoll wie möglich. 6. Schreibe es auf – es macht Spass, darüber auch Jahre später zu lesen.

1. Ich fühle mich traurig, wegen einer Trennung. Ich sehne mich danach, mehr herauszufinden, warum es so schmerzhaft ist und ich möchte mehr über mich selbst erfahren.

7. Benutze deinen Willen, um mit deiner sadhana anzufangen – aber lasse diesen draussen bei deinen Schuhen, wenn du mit der Praxis erst einmal begonnen hast.

2. Ich möchte gerne liebevoller mit mir selbst und anderen umgehen.

8. Sei liebevoll mit dir selbst. 11


Yoga & Dharma

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FOTO VON LINDSAY ISOLA

YOGA & DHARMA Lange Zeit haben Yoga und Dharma unterschiedliche Wege verfolgt. Glücklicherweise gibt es nun eine Bewegung, die diese beiden Pfade miteinander verbindet. Meiner Meinung nach gibt es keine Zweifel darüber, dass sie zusammengehören und tatsächlich die perfekte Mischung auf der Suche nach der Freiheit sind. Wir können unsere Yoga- und Dharma-Praxis dazu benutzen, um Vollkommenheit zu erlangen. Tatsächlich wird heutzutage aber ein Grossteil des Yoga auf eine Art praktiziert, die darauf abzielt, ewig jung, gesund und erfolgreich zu sein. Yoga wird auch oft dazu benutzt, um diesen unerreichbaren Zustand zu verkaufen. Wenn wir diesem irreführenden Weg folgen, können wir uns darin verlieren, indem wir ständig versuchen, unseren Körper und unsere Persönlichkeit zu perfektionieren und nach Idealen zu streben, die uns gut verkauft werden können. Doch Yoga und Dharma sind so viel mehr, als das Streben nach diesem Idealbild. Es sind Praktiken, die über einen langen Zeitraum hinweg ausgeübt werden und uns dabei helfen, uns selbst klar zu sehen, unser Verhalten und unsere Muster zu beobachten. Wenn wir dabei geschickter werden, sind Yoga und Dharma letztlich Methoden, die uns helfen, einen Weg zu wählen, der uns mehr Glück und Freiheit schenkt.

Meine Lieblingsübersetzung von Yoga ist „geschicktes Handeln". Wir werden geschickter und erfahrener, wenn wir die Werkzeuge erlernen, um den Verstand zu trainieren und den Körper zu befreien.

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Jedenfalls besteht der klassische, patriarchische Yogaweg (welcher lange Zeit zurückdatiert, sowohl in östlichen als auch westlichen Traditionen) darin, Körper und Verstand zu brechen, um so die inneren Vorgänge des Geistes zu enthüllen. Mönche und Nonnen wurden unterwiesen, sich selbst zu verleugnen. In gewissen Traditionen gingen die Praktiken noch einen Schritt weiter, indem zu diesem Zweck sogar Selbstkasteiungen ausgeübt wurden.

Mit dieser Strategie wird der innere Kompass schwächer und schwächer. Viel geschickter ist es, unseren Körper und Verstand so zu schulen, wie wir einen jungen Hund trainieren würden – mit Ausdauer, Geduld und Liebe. Glücklicherweise zeichnet sich im Yoga mittlerweile ein neues Zeitalter ab. Das Wort Yoga bedeutet verbinden, vereinen, zusammenbringen. Wir mögen uns fragen, was genau bringen wir zusammen oder verbinden wir? Ich glaube, es gibt keine Grenzen im Hinblick darauf, was wir vereinen. Tatsächlich scheinen sich, je mehr Yoga wir praktizieren, umso mehr Dinge miteinander zu verbinden. Wir verbinden Körper und Verstand, werden uns bewusst, wie der Körper sich mit unseren Gefühlen verbindet und umgekehrt. Wenn unser natürliches Mitgefühl erwacht, verbinden wir uns mit den Menschen in unserem Umfeld und können nicht anders, als Empathie mit allem Leben zu empfinden.

Aus meiner Sicht kann man diese veraltete Art und Weise, Körper und Verstand zu trainieren, mit der Erziehung eines Hundes vergleichen. Diese beruht traditionellerweise auch auf einem System aus Angst und Strafe/Belohnung. Wenn wir einen Hund nach diesem Prinzip trainieren, bekommen wir einen gehorsamen Hund. Es funktioniert; aber dieses System hat für den Hund Konsequenzen. Zwar wird er folgsam werden, doch hat er nun einen gebrochenen Geist. Er wird zwar tun, was wir verlangen, jedoch ohne Neugierde und Eigeninitiative und somit wenig Freude an seinem Dasein verspüren.

An einem gewissen Punkt gibt es keinen grossen Unterschied mehr zwischen den verschiedenen Formen des Lebens. Wir fühlen eine ähnliche Verbindung zu Bäumen, Pflanzen und Tieren, wie zu unseren Liebsten. Uns offenbart sich die tiefgründige, allem innewohnende Verbundenheit der Welt – sie ist nur einen Atemzug entfernt.

Dasselbe passiert mit unserem Körper und unserem Verstand, wenn wir sie mit dieser Einstellung schulen. Du kannst sie dazu erziehen, dir zu gehorchen, zu tun, was du von ihnen verlangst, jedoch wirst du bei diesem Vorgehen etwas in dir zerstören. Wenn wir Yoga dazu benutzen, uns selbst in einem endlosen Streben nach Disziplin, Perfektion und der Erfüllung eines Ideals zu quälen, führt es dazu, dass "derjenige, der weiss", diese innere Stimme der Weisheit, sich immer tiefer in unser Inneres zurückzieht. Nach einer Weile werden wir immer abhängiger von der äusseren Form unserer Praxis oder unserer Methode. Je weniger wir mit der Unschuld des Wesens unseres Körpers, unseren Gefühlen und unserer Intuition verbunden sind, desto leichter fallen wir einem falschen Propheten - damit sind die unzähligen, selbst ernannten gottesgleichen Gurus gemeint - in die Hände.

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