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Der paradiesische Obersaxer Blumengarten lädt ein
Das Paradies hinter dem Hühnerstall
Esther Schnider hat den berühmten grünen Daumen. In ihrem Schaugarten in Valata und auf anderen Anbauflächen in Flond lässt sie Blumen, Beeren, Obst und Gemüse verschiedenster Sorten wachsen und gedeihen. Das kleine Obersaxer Naturparadies, das man auch besuchen kann, ist aus ökologischer Sicht ein Musterbeispiel.
«Eigentlich sollte man nach dem Winter nicht in den Garten gehen, bevor es wieder grünt», sagt Esther Obersaxen Mundaun Schnider aus Valata/Obersaxen Mundaun. So engagiert und fachkundig wie die gelernte Topfpflanzen- und Schnittblumengärtnerin von ihren Gartenlandschaften erzählt, ist jedoch nicht anzunehmen, dass sie sich selber an diesen Vorsatz hält. Es gebe tatsächlich schon früh «einiges» zu tun, zählt Schnider auf und meint mit «einiges» die abgestorbenen Blätter der Erdbeeren zu schneiden, die Beete aufzuräumen, Abdeckungen zu entfernen oder im Frühbeet Schnittsalat und Folgesaaten von diversen Salatsorten auszusäen. «Vieles, insbesondere Blumen, lasse ich aber selber aussäen», so Schnider – Natur pur eben.
Erlebnis Naturgarten
Schon bald steht Esther also wieder täglich in ihrem zauberhaften Schaugarten, im Kürbisfeld, auf dem Kartoffelacker oder sonst in einem «Pflanzblätz» und frönt ihrer Leidenschaft, dem Gärtnern. «Die Arbeit in meinem Gartenuniversum ist sozusagen ein Vollzeitjob, aber für mich ist es das schönste Hobby, das es gibt», sagt die ursprünglich aus Oberrieden stammende Natur- und Pflanzenfreundin. Ihr Selbstversorgergarten liegt in Valata auf 1200 mü.M. – gleich um die Ecke hinter dem Hühnerstall. Das kleine Paradies auf Erden ist gut geschützt und es wachsen allerlei wundersame Blumen und seltene Gemüsesorten. Gerne verkauft Esther Schnider Pflanzenableger und diverse andere Erzeugnisse wie Teemischungen, Konfitüren und vieles mehr. Ihr ca. 100 m² grosser und gut ausgerichteter Garten ist im Juli und August bei trockener Witterung jeweils am Montagmorgen geöffnet. Besucher sind zwischen 9 und 11 Uhr herzlich willkommen. Auf Anfrage sind auch andere Besuchstage und Führungen möglich.
Frau Schnider, woher kommt Ihre Begeisterung für die Gärtnerei?
Ich hatte schon immer Freude an Pflanzen, an der Natur allgemein und um mein Elternhaus gab es einen grossen Garten. Zudem hatten schon meine Grosseltern einen solchen. Es war also naheliegend, dass ich eine Lehre als Topfpflanzen- und Schnittblumengärtnerin absolvierte – und nicht in einem Bürojob landete.
Was macht eine begeisterte Gärtnerin wie Sie im Winter?
Wenn alle Herbstarbeiten erledigt sind und der Garten eingewintert ist, erhole ich mich von der strengen Saison als Bäuerin, Familienfrau und Gärtnerin und geniesse das Skifahren im schönen Obersaxer Skigebiet. Auch verarbeite ich die vielen eingefrorenen Beeren, erstelle den neuen Gartenplan oder lese viele Bücher über den Gartenbau.
Gibt es Sorten und Pflanzentypen, welche Sie besonders pflegen?
Ich liebe alte Gemüsesorten wie Rande «Tonda di Ciogga», Etagenzwiebeln, violette Stangenbohnen oder Topinampur und zeige gerne alte Kulturpflanzen wie Buchweizen oder Haferwurz. Viele haben keine Ahnung wie der aussieht. Ansonsten kümmere ich mich gerne um Schotenrettiche, Goldmelisse oder auch um alle möglichen Mohnsorten, um Beeren und Obst und ich schneide auch unsere Bäume selber.
Müssen Sie gelegentlich auch Misserfolge in Ihrem Garten vermelden?
Mein Garten hat eine sehr geschützte Lage und ich kann sagen, dass bei mir fast alles wächst, speziell alte Sorten und selber gezogene Setzlinge. Auch die Tomaten in meinem Flonder Tomatenhaus wachsen sehr gut, ebenso die Gurken. Tatsächlich weniger Erfolg habe ich mit wärmeliebenden Pflanzen wie Süsskartoffeln, Peperoni oder Andenbeeren – aber ich versuche es immer wieder.
Wie wertvoll ist ein Garten wie der Ihrige aus ökologischer Sicht?
Vor allem in der Zeit nach dem Heuen sind die vielen, zum Teil einheimischen Blumen, die wilde Hecke und das viele Totholz hinter dem Garten eine Oase für alle möglichen Insekten. In meinem Garten tummeln sich neben Wild- und Honigbienen und Hummeln auch Schmetterlinge, allerlei Vögel, Kröten, Ringelnattern, Mäuse und Bilche, z.B. Siebenschläfer oder Nützlinge wie der Tigerschnegel. Leider verirren sich auch schädliche Schnecken in meinem Garten. An regnerischen Tagen sammle ich die jeweils ein. Zudem dünge ich mit Kompost und Brennesselgülle. Brennnesseln sind übrigens hochwillkommen in meinem Garten! Ich darf also behaupten, unser Garten ist ökologisch wertvoll und ein Rückzugsort für Insekten und viele andere Tiere.
Apropos Schnecken: Nutzen Sie denn keine Schneckenkörner?
Mein Garten hat noch nie ein Schneckenkorn gesehen, ich bewirtschafte ihn biologisch und zwar schon seit eh und je, noch bevor wir unseren Landwirtschaftsbetrieb auf Bio umgestellt haben.
Esther Schnider – Porträt
Esther Schnider ist in Thalwil geboren, in Oberrieden aufgewachsen und nach Wanderjahren im In- und Ausland seit vielen Jahren in Obersaxen Mundaun zu Hause. Die leidenschaftliche Gärtnerin ist Mutter von vier Töchtern und betreibt mit ihrem Mann Pio Marco einen 28-Hektar grossen Landwirtschaftsbetrieb in Obersaxen Mundaun.