Leseprobe "Höllenqualen"

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JULIANE Gテ傍TINGER

Eva Engel vom Duisburger KK 11 ermittelt

Leseprobe

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Juliane GĂśttinger

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Impressum Hochheimer Straße 59 99094 Erfurt www.suttonverlag.de www.sutton-belletristik.de Copyright © Sutton Verlag, 2013 Gestaltung und Satz: Sutton Verlag Foto: Sebastian Holzbrecher Lektorat: Inge Leo, Wertingen ISBN: 978-3-95400-134-7 Druck: Aalexx Buchproduktion GmbH, Großburgwedel


Über die Autorin Juliane Göttinger, 1962 im Ruhrpott geboren und seit mehr als zwanzig Jahren am Niederrhein heimisch, entschied sich nach Mittlerer Reife und Ausbildung für die drei Ks »Kinder, Küche, Krimi«. Sie mordet am Computer, schickt ihre Leichen durch den Drucker und serviert sie ihrem Mann zum Abendbrot (das Messer auf dem Nachttisch lässt ihn schon stutzig werden, aber das gehört zu ihrer nächtlichen Inspiration). Göttinger ist Mitglied im »Syndikat« und bei den »Mörderischen Schwestern«. Ihre KHK Eva Engel hat mit ihrem 3. Fall bei Sutton Krimi eine neue Heimat gefunden.


»Meister aller Tumulte, der du austeilst die Wohltaten des Verbrechens, Verwalter der üppigen Sünden und der großen Laster, Satan, dich beten wir an, du logischer, gerechter Gott du!« Jorris-K arl Huysmans, »Lä Bas«


Prolog Wie eine Nadel bohrt sich der Lichtkegel einer Taschenlampe in ihre Augen. Kurz. Ein paar Sekunden nur. Tanzende Kreise, danach ist es noch dunkler. Sie beißt die Zähne aufeinander, bis es schmerzt. Sie atmet flach und schnell. Schritte entfernen sich leise. Eine Tür schlägt. Nackt steht sie auf den kalten Fliesen. Vor Aufregung dreht sich der Magen, und sie muss pinkeln. Fluchtgedanken umkreisen ihr Hirn. Weg, nur weg. Ein leichter Windhauch. Ein Atem berührt ihren Nacken. Er riecht nach Mentholbonbon. Die leichten Bewegungen verraten keinerlei Anstrengung, als er sie trägt. Als wäre sie kaum schwerer als eine Puppe. Der Stoff der Kutte reibt an ihren Brüsten. Es ist unangenehm. Ihr Körper geht auf Abwehr. Mühsam lockert sie die Glieder, wird formbar wie eine mit Sand gefüllte Hülle. Sie kennt die Regeln. Der moderige Geruch von Feuchtigkeit und der Gestank verwelkter Blumen hängen in dem alten Gemäuer. Auf dem Weg zum Altar schließt sie die Augen. Versucht sich einzustimmen auf das, was sie erwartet. Er geht durch den Mittelgang. Vorbei an den braunen Kirchenbänken, auf denen sie zum letzten Mal bei der Beerdigung ihrer Eltern gesessen hat. Danach wurde es dunkler in ihrem Inneren. Gott hat sie verlassen, und Satan trat an ihre Seite. Heute ist sie auserwählt. Als Jungfrau. Sie versucht den kalten Schauder zu unterdrücken, den Schrei in der Kehle zu behalten, als der Kuttenmann sie, mit dem Kopf vom Altar weg, ablegt. Automatisch bewegen sich ihre Arme nach oben, spreizen sich ihre Beine. Kein Räuspern, kein Blättern. Die Kirchenglocken stumm. Die Orgel schweigt. Es ist totenstill. Bis auf … Wird ein Messer geschärft? 7


Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Der Geruch von Weihrauch, die flackernden Kerzen geben ihr Sicherheit zurück. Sie spürt Metall zwischen ihren Schenkeln. War sie nicht gründlich? Ihre Augenlider zucken. Der Unterkörper biegt sich ihrem Magier entgegen. »Vater unser, der du bist in der Hölle«, betet sie stumm. Trotzig! »Vater unser, der du bist im Himmel« hatte ihr wenig geholfen. Er hat aufgehört. Sie spürt förmlich seinen Blick auf ihrer nackten Haut. Fühlt, wie er sein Werk begutachtet und für gut befindet. Blut ergießt sich über ihren Körper, wird mit kreisenden Bewegungen verteilt. Katzenblut. Sie bekämpft den aufkeimenden Brechreiz und konzentriert sich auf den Höhepunkt. Es kann nicht mehr lange dauern, bis sich der Magier zwischen ihre Beine kniet, seinen Kopf senkt, nicht nur sein heißer Atem sie berührt, und dann, auf dem Gipfel, darf sie endlich ihre Lust zeigen. Sie spürt die Erregung des Magiers, will einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, bevor sie sich hingibt. Die Kapuze seiner Kutte ist verrutscht. Sie hört sein unterdrücktes Stöhnen. Das altmodische Rasiermesser hält er noch immer in der Hand, als sie den Mund aufreißt.

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1 Die Frau trägt ein enges schwarzes T-Shirt und Leggins, als sie zum letzten Mal in ihrem Leben läuft. Ein letztes Mal überschwemmen Endorphine ihr Gehirn. Sie braucht den geheimen Schalter, um Kraft für ihr unstetes Leben zu sammeln. Zwischen Kopfarbeit und Prostitution ihres Körpers. Die unverbrauchte, kühle Morgenluft schenkt ihr Ruhe nach dem zermürbenden Job in der Bar und gibt ihr Kraft für den Tag. Die soliden Langweiler mit Ring am Finger sind die Schlimmsten. Sie schüttelt sich. Speichelnd stehen sie vor der Bühne und warten darauf, dass sie den letzten Fetzen Stoff auch noch fallen lässt. Sie erinnern an herrenlose Hunde vor der Auslage einer Metzgerei. Wenn sie genug gegafft haben, schleichen sie mit schlechtem Gefühl und praller Erektion ins Einfamilienreihenhaus und vögeln ihre Alte im Dunkeln. Sie hat sich daran gewöhnt. Ein paar Drehungen an der Stange. Ein mieser Job, vergleichbar mit Sortierarbeiten am Fließband. Heute war sie nicht in der Bar. Heute hat sie frei. Ihre Chefin fragte sie vor ein paar Tagen, ob sie etwas nebenbei verdienen wolle. Ein bisschen nackte Haut auf einem Junggesellenabschied zeigen. Warum nicht? Es gibt Schlimmeres. Der Bräutigam ist ein hübscher Kerl mit blonden Haaren und blauen Augen. Einer von der schüchternen Sorte. Einer, dem sie gern noch ein bisschen mehr zeigen würde. Mit geröteten Wangen­und dem Alkohol schon mächtig zugetan, verfolgt er gebannt ihre Darbietung. Jede ihrer Bewegungen. Als sie vom Tisch klettern will, wird sie grob daran gehindert. »Du willst uns doch nicht schon verlassen? Ich finde, du hast noch ein bisschen zu viele Klamotten am Leib. Wir sind hier nicht in der Kinderdisco. Also zier dich nicht, Püppchen! Das war doch nicht alles. So, wie du aussiehst, hast du noch ’ne Menge mehr 9


drauf. Zeig unserm Oliver, was ihm alles entgeht. Zeig ihm, was eine Frau ihm bieten kann. Seine hat einen Braten in der Röhre und ist kurz vorm Platzen.« Die meisten Jungs waren abgefüllt und bekamen den drohenden Tonfall ihres Kumpels nicht mit. Sie fingen an, zu klatschen und im Chor zu grölen: »Ausziehen! Ausziehen!« »Tu es für meinen Freund.« Es war mehr als eine Aufforderung. Es ist nicht der Hunderteuroschein, der sie überzeugt, noch eine Weile zu bleiben. Seine Augen lassen sie frösteln. »Musik!«, brüllt er siegessicher durch den Saal. »Glaubst du, es macht Sinn, noch mehr Bier zu zapfen? Die sind doch jetzt schon alle betrunken.« Die Wirtin vom HüskenSchroer stemmt ihre Hände in die Hüften. Sie ist wütend. Die jungen Leute feiern wahrscheinlich bis zum Morgen. Dabei muss sie den Raum pünktlich für die Hochzeit herrichten. Wahrscheinlich wird sie heute gar nicht mehr ins Bett kommen. Ungerührt stellt ihr Mann weitere Gläser mit Pils und Alt aufs Tablett. »Der Abend ist noch jung. Lass dem Olli seinen letzten Abend.« »Natürlich. Ist es nicht eher so, dass du gern ein paar Jährchen jünger wärst und mitfeiern möchtest? Gib her, bevor dir noch die Augen aus dem Kopf kullern. Das ist ’ne Nutte!« Resolut nimmt sie ihm das Tablett aus der Hand, sehr wohl wissend, warum ihr Mann heute freiwillig bedient. Im Festsaal geht es mittlerweile hoch her. Die Frau stellt sich in Position, blickt in die Gesichter der jungen Männer. Sie liebt Musik. Hat den jungen Mann mit dem stahlharten Blick vergessen. Sie fährt mit ihren Händen lasziv ihren Körper entlang, wiegt sich zu Shakiras Gesang. Ihre Bewegungen werden schneller, geben sich ganz dem Rhythmus hin. Ihr wird heiß. Sie fängt an zu schwitzen. Sieht in Augen, die glänzen wie Weihnachtskugeln. Die jungen Männer erregen sie. Sie lässt sich vom angehenden Bräutigam den BH öffnen. Ein Raunen geht durch den Saal, als 10


sie ihn fallen lässt und mit den Händen ihre Brüste massiert. Sie kennt die lüsternen Blicke und weiß, dass sie zu weit geht, als sie breitbeinig auf die Knie rutscht. Der Tanga vermag kaum, ihr Schamdreieck zu bedecken. Die Wirtin erfasst die aufgeheizte Stimmung sofort. Sie knallt das Tablett mit den Getränken auf den erstbesten freien Tisch und stößt zwei Männer zur Seite, bevor sie die Stripteasetänzerin vom Tisch zieht. »Feierabend! Was glaubt ihr eigentlich, wo ihr hier seid? Das ist ein anständiges Lokal. Schämen sollt ihr euch! Verdammtes Pack, ihr! Am liebsten würde ich den Abend für beendet erklären und euch vor die Tür setzen.« Keiner der Männer sagt ein Wort. Betretene Gesichter. Schuldgefühle machen sich breit. Die junge Stripperin steht vor dem Waschbecken. Nachlässig wischt sie sich die Schminke mit einem Papiertuch ab. Sie ärgert sich über die Enge und fühlt sich zwischen Toilettenkabine und Wickeltisch wie gefangen. Strapse, Bustier und Tanga hat sie in die Sporttasche gestopft. Ihre Laufhose liegt auf dem altmodischen Tisch, auf dem bestimmt schon lange kein Baby mehr gepudert wurde. Die Frau registriert kaum, dass sich die Tür zur Nasszelle öffnet und sofort wieder schließt. Sie wirft das Tuch mit den Mascararesten in den Metallkorb neben dem Waschbecken. Als sie nach ihrem Sport-BH greift, wird sie grob daran gehindert. Dieser verfluchte Kerl mit dem Ganovengesicht scheint noch immer nicht genug zu haben. Er grinst ihr Spiegelbild an. »Du hast dich in der Tür geirrt. Für kleine Jungs geht es links rein.« »Kleine Jungs? Was hältst du von dem großen Jungen hier?« Ein Reißverschluss wird gezogen. Die junge Frau dreht sich um. Ihr Blick bleibt ungewollt an seinem prallen Geschlecht hängen. Mancher Mann würde dich darum beneiden, denkt sie kurz. »Wichser. Der Laden ist geschlossen. Pack deine Kundschaft ein, und wir vergessen die Angelegenheit.« 11


»Komm schon, ich wette, bei dem Kunden bist du jetzt schon triefnass.« »Gleich brüllst du den Laden zusammen, du Sau!« Sie hebt blitzschnell ihr Knie und trifft. Wütend bohrt sie dem Mann ihre Fingernägel in den Hals, bevor er zusammensackt. Hastig verlässt die Stripperin das Lokal. Der steht so schnell nicht wieder auf. Sie hört seine Freunde lachen, die nicht ahnen, dass sich einer ihrer Kumpel auf dem Boden der Damentoilette krümmt. Achtlos schmeißt sie den Sportsack auf den Rücksitz ihres Autos und läuft los. Es dauert ein paar Minuten, bis sie ihren Rhythmus gefunden hat. Sie läuft vom Parkplatz der Gaststätte weiter Richtung Wald. Ein paarmal schon war sie hier spazieren gegangen. Sie passiert die »Whisky Bude«, einen Biergarten mit Kiosk. Hier trifft man bei gutem Wetter Pferd und Reiter. Spaziergänger mit Hunden. Leute, die keinen Wert auf Tischdecken und Bedienung legen. Rustikal. Schweißperlen haben ihr Hemd benetzt, als sie von einer inneren Unruhe gepackt wird. Sie fühlt, dass sie nicht mehr allein ist. Sie verlangsamt ihr Tempo. Horcht aufmerksam. Als sie einen Ast knacken hört, dreht sie sich blitzschnell um. Langsam nähert sich eine männliche Gestalt. Sein Gesicht zeigt keine Regung, wirkt wie einbetoniert.

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2 Hauptkommissarin Eva Engel lächelt verträumt, als sie an der alten Zeche in Lohberg vorbeifahren. Ein Jahrhundert bestimmte der Bergbau Wachstum und Entwicklung in Dinslaken. Ende 2005 war Schluss mit der Kohlegewinnung. Das historische Pförtner­haus und der Förderturm sind bis heute erhalten geblieben. Eva liebt diesen Stadtteil. »Lohberg ist bunt« lautet das Motto auf der Stadtteil-Homepage und spricht Eva aus dem Herzen. Wenn es ihre Zeit erlaubt, flaniert sie über den Wochenmarkt. Die vielen türkischen Stände, die Gerüche, Frauen mit Kopftüchern lassen sie in ein fremdes Land eintauchen. Vor ein paar Monaten hat sie sich ein unter Denkmalschutz stehendes Zechenhaus gekauft und liebevoll renoviert. Sie bereut mit keiner Faser ihres Körpers, vom biederen Hiesfeld ins lebendige Lohberg gezogen zu sein. Pappeln und Kastanienbäume säumen die schmale Straße, in die sie einbiegen. »Willkommen daheim. Mensch, Anne, das sollten wir wirklich öfter machen. Das Leben ist viel zu kurz und zu schön, um sich ausschließlich mit unserer kriminellen Gesellschaft zu beschäftigen«, sagt sie zu ihrer Lebensgefährtin auf dem Beifahrersitz. Im Fond kläfft Paula, eine kleine Französische Bulldogge. Zu dem Hund ist sie gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Der Wunsch nach einem Hund war immer präsent, aber in ihrem Job unverantwortlich. Paulas Frauchen taucht vor ihrem inneren Auge auf. Eva spürt das warme Fellbündel im Arm, als wäre es gestern gewesen. Ein Film im Zeitraffer in ihrem Kopf. »Sie kümmern sich um Paula, das versprechen Sie mir doch!« Sie hat noch heute die Stimme im Ohr. Den verzweifelten Blick für immer eingegraben, als die Frau in den Rettungswagen geschoben wird. Eva hat automatisch genickt. Die alte Frau stürzte, als sie einen im Rhein treibenden blauen Müllsack genauer in Augenschein nehmen wollte. Die Berichte 13


der hiesigen Presse hatten mal wieder ganze Arbeit geleistet, indem sie das Thema »Wasserleiche« tagelang ausschlachteten und eine ältere Dame mitsamt Hund ins Rutschen brachten. Die vermeintliche Frauenleiche entpuppte sich als die sterb­ lichen Überreste eines Schäferhundes. Es handelte sich nicht um eine weitere Ophelia, wie die Mordkommission die erste Tote im Rhein getauft hatte. Bei der Erinnerung bekommt Eva eine Gänsehaut. Der Puppenmörder, der seine weiblichen Opfer, geschmückt wie Ophelia auf einem Gemälde von Millais, ins Wasser legte, drang bis in ihr Privatleben vor. Wagte sich sogar an ihre eigene Tochter Nora heran. Und sie, die toughe Kommissarin, wäre um ein Haar sein nächstes Opfer geworden. Da sie keinen ihrer Kollegen erreichte, hinterließ sie eine kurze Nachricht auf Eschbachs Mailbox und fuhr allein los. Stümperhaft überrumpelt, fand sie sich in einem muffigen Zimmer wieder, eingesperrt zwischen stinkenden Pelzmänteln. Noch jetzt wird ihr heiß vor Scham, wenn sie daran denkt. Die alte Frau hat sich von dem Sturz nie wieder erholt. Während der Rehamaßnahme begann sie zu vergessen. Der Nebel der Demenz wurde immer dichter, und sie konnte nicht mehr in ihr Haus zurückkehren. Mittlerweile erkennt sie noch nicht einmal mehr die Kommissarin. Kurze Momente der Erinnerung kommen selten an die Oberfläche und drehen sich ausschließlich um Paula. Danach kehrt sie in ihre eigene Welt zurück und macht jedes weitere Gespräch unmöglich. Ihre kleine Bauernkate zwischen Orsoy und Eversael auf der linken Rheinseite ist längst verkauft, um die Kosten für den Heimaufenthalt zu tragen. Ihr Letzter Wille, ihre Habe dem Tierschutz zu vermachen, wird nicht in Erfüllung gehen. Paula springt weiterhin wie ein kläffender Gummiball auf der Rückbank herum. Versucht, sich, verzweifelt hechelnd und nach Luft schnappend, über die Handbremse nach vorn zu schummeln. Ausweglos. Frauchens Ellenbogen bremst sie aus. Eva fühlt sich erholt wie schon lange nicht mehr. Für ein paar Minuten selbst melancholisch und in sich gekehrt, ignoriert sie die bedrückende Schweigsamkeit ihrer Geliebten. Anne war 14


selbst in Holland zurückhaltend. Höflich zu Evas Vater und seiner Freundin Grietje. Grietje, eine sympathische Frau in Evas Alter, mit der sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen gut versteht. Anne gab sich interessiert an der Stadt Leiden mit den alten Patrizierhäusern. Die Hausboote fand sie besonders reizvoll. In den drei Tagen haben sie viel gesehen, waren vertraut, und doch war Anne auffallend reserviert, webte einen Kokon um ihre schlanke Gestalt. Teilweise war sie so abwesend, dass sie Fragen nicht verstand und nicht beantwortete. Fast ablehnend gegenüber jeder Berührung oder Zärtlichkeit. Sie hatten nicht einmal Sex miteinander. Dabei gab es Gelegenheiten. Ihr Vater werkelte viele Stunden an seinem alten Kahn, während Grietje in ihrem kleinen Andenken­laden stand, zwischen Kitsch, Trödel und Raritäten, für jeden Kunden eine kleine Anekdote aus ihrer Stadt hatte, die sie so sehr mochte. Viele Käufer kamen wieder. Sie mochten Grietjes offene Art, kamen im Urlaub einfach auf einen Kaffee oder ein Bier in ihr Geschäft. Das liebevoll eingerichtete Gästezimmer unterm Dach mit dem breiten Metallbett lud zur Liebe ein. »Komm schon, es quietscht ein bisschen und erinnert an eine Schiffschaukel. Allemal bequemer als unser erster Versuch im Damenklo.« Ihre Freundin schob sie energisch von sich und forderte eine Stadtbesichtigung. Danach war sie müde. Am nächsten Tag hatte sie Kopfschmerzen. Doch immer wenn Eva kurz vor einem handfesten Streit stand, beschwichtigte Anne sie mit einer leichten Berührung. Einem kurzen Kuss, süß wie Zuckerwatte. Einem Lächeln, das selbst Steine zum Schmelzen bringen würde. Anne sitzt wie festgenagelt auf dem Fahrersitz. Eva steht längst vor dem Kofferraum, den Hund an der Leine, das Gepäck herausziehend. Sie schwenkt eine große Tüte. »Wer soll den ganzen Käse essen, den wir auf dem Kaasmarkt gekauft haben? – Was ist? Kommst du?« Eva ist längst an der Haustür und schließt auf. Als sie sich umdreht, beugt sich Anne aus dem Beifahrerfenster. 15


»Mach jetzt bitte keinen Aufstand. Ich komme nicht mit rein. Es hat nichts mit uns zu tun.« Anne lächelt, doch es ist kein fröhliches Lächeln. Eva hält in der Bewegung inne. Sie ignoriert den kleinen Hund, der unablässig in die Luft springt – eine körperliche Zurschaustellung seiner allergrößten Freude, in den Garten zu rennen und Nachbars Katze zu jagen. »Was?« »Ich fahre jetzt in meine Wohnung. Und es hat nichts mit unserer Beziehung zu tun.« Das Lächeln ist verschwunden. »Was?« Eva merkt, wie ihre Stimme überlaut in ihren Ohren klingt. Sie wirft ihr Gepäck achtlos in den Hausflur, schubst die irritierte Paula hinterher und geht zurück zum Straßenrand. »Nichts mit unserer Beziehung? Womit dann?« Ein fast boshaftes Lächeln umspielt ihre Lippen. »Ich habe einen Job. Und hör auf, mich anzuschreien. Immer wenn es nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, rastest du aus.« Eva rollt mit den Augen und reißt die Beifahrertür auf. »Was wird das jetzt?«, blafft Eva etwas leiser. Annes Mund wird zu einer schmalen Linie, die ihren gezupften Augenbrauen entspricht. Ihre dunkelblauen Augen verdunkeln sich um ein paar Nuancen und wirken wie Kohle­ stückchen. Als sie antwortet, hat sich an ihrem Ton jedoch nichts verändert. Sie redet ruhig und besonnen, dunkel und rauchig. »Ich habe einen Job. Genauso wie du! Auf mich wartet Arbeit.« »Heute ist Sonntag.« »Das sagst ausgerechnet du? Als ich mich in dich verliebt habe, hat mich deine Tochter gewarnt. ›Meine Mutter ist mit ihrer Pistole verheiratet‹, hat sie gesagt. Ich habe mich darauf eingelassen. Ich bin Bewährungshelferin und nehme meinen Job mindestens genauso wichtig und ernst wie du deinen.« »Klar, ich reiß mir den Arsch auf und bringe die Kriminellen hinter Gitter, und du hast nichts Besseres zu tun, als mit ihnen Händchen zu halten.«

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»Eva bitte, so kommen wir keinen Schritt weiter.« Es war eine halbherzige Bitte. Genauso hätte sie der Nordsee die Gezeiten untersagen können. »Nein, da hast du recht!« Eva dreht sich um, geht zu ihrem Haus, lässt das schmiedeeiserne Gartentor einrasten und knallt die Haustür von innen zu. Sie haben gestritten. Nicht zum ersten Mal. Und nicht zum ersten Mal hat sich Anne nicht Evas Wünschen und Vorstellungen gefügt. Eva ist es nicht gewohnt, dass man sich ihr widersetzt. Als Einzelkind setzte sie ihren Trotzkopf fast immer durch. Nach der Scheidung ihrer Eltern konnte sie bei ihrer Mutter sowieso machen, was sie wollte. Und wenn sie in den Ferien bei ihrem Vater in Leiden war, las er ihr jeden Wunsch von den Augen ab. In ihrem Job hat sie es bis zur Leiterin des KK 11, des Kriminalkommissariats für Todesermittlungen, Brand, Waffen und Sprengstoff, gebracht. Auch in der heutigen Zeit ist diese Position bei der Mordkommission für eine Frau nicht alltäglich. Im Präsidium hat sie eine Art Schutzpanzer um sich gebaut und hält ihr Privatleben unter Verschluss. Dadurch wirkt sie auf einige Kollegen arrogant. Anderen Polizisten gilt sie als zickig, unnahbar, eingebildet und meist schlecht gelaunt. Doch ihr Team hat sich mit ihrer rauen Schale arrangiert und schätzt sie als ausgezeichnete Ermittlerin. Nach nur drei Tagen fühlt Eva sich unnatürlich fremd in ihren eigenen vier Wänden. Zwar hängt Noras Parfümgeruch in jedem Quadratzentimeter, doch mischt er sich mit etwas Unbekanntem. Paula drängt hektisch durch Evas Beine, als diese die Hintertür öffnet. Die Hündin fliegt mehr, als dass sie läuft, die Treppen hinunter. Minutenlang beobachtet Eva den kleinen Hund, der Millimeter für Millimeter das Grundstück untersucht. Paula schnüffelt schwanzwedelnd an jedem einzelnen Grashalm. Ob sie etwa auch eine Veränderung spürt? Einbildung. Was soll sich in so kurzer Zeit verändert haben?

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Eva atmet tief ein, bevor sie den Inhalt ihres blauen Nostalgiekühlschranks in Augenschein nimmt. Vielleicht findet sich eine gekühlte Flasche Bier. Die drei Dosen Heineken aus Holland werden im Auto die Temperatur von Hundepipi angenommen haben. Bevor sie den Griff in der Hand hat, entdeckt sie neben dem Mülleimer vier Pizzakartons. Nora, ihre Tochter, war also nicht wie abgesprochen bei ihrem Vater. Nach der Trennung von ihrem Mann, Sascha-Sven, bekam er in gemeinsamem Einverständnis das Sorgerecht für Nora. Auf das vierzehntägige Besuchsrecht hätten Mutter und Tochter gern verzichtet. Ihr Exmann bestand jedoch darauf, wollte den Kontakt zwischen Mutter und Tochter fördern. Erst vor knapp einem Jahr dann die Wende. Sie kamen sich näher. Seit Eva in dem alten Zechenhäuschen wohnt, verstehen sie sich bis auf ein paar Ausnahmen sogar recht gut. Nora hat ein eigenes Zimmer bei ihrer Mutter und kann kommen und gehen, wann sie will. Nur eben an diesem Wochenende ausnahmsweise nicht. »Ich bin ja wohl alt genug«, ließ Eva nicht gelten. Vielleicht ist das Muttertier in Eva erwacht, oder die Polizistin hat sich zu Wort gemeldet. Oder beides. Vier Pizzas in zwei Tagen? Eva stutzt. Ihre figurbetonte Tochter mit Modelmaßen hat niemals so viel allein gegessen. Es sei denn, sie ist schwanger oder leidet seit diesem Wochenende aufgrund fehlender mütterlicher Zuwendung unter Fettsucht. Instinktiv hebt Eva die Kartons auf und legt sie auf die Küchen­ablage. Sie öffnet einen Deckel nach dem anderen. In zwei der Pappschachteln finden sich Überreste von Schinken und Salami­stücken. Nora ist Vegetarierin. Seit zwei Jahren verzichtet sie auf Fleisch. Sie wird nicht müde, über Massentierhaltung und Tiertransporte zu referieren, sodass Eva das Schnitzel im Hals stecken bleibt. »Kannst du mir sagen, wo Nora ist?«, bellt Eva ohne einleitende Höflichkeitsfloskeln in den Hörer. »Wieso? Hat sie etwas ausgefressen?«, kommt es verwaschen vom anderen Ende der Leitung. So spricht ihr Ex nach ein paar 18


Gläsern zu viel oder nach gutem Sex. Nach einem Blick auf die Uhr schließt Eva Ersteres aus, obwohl sie soeben auch noch nach einer Flasche Bier gelechzt hat. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter und einigen klärenden Gesprächen zum Wohle des gemeinsamen Kindes konnten sie wieder wie normale Erwachsene miteinander umgehen. Stände nicht Sascha-Svens neue Freundin dazwischen, könnten sie sogar so etwas wie gute Freunde sein. Ihre Ehe war im Grunde nicht schlecht, wäre da nicht seine Mutter gewesen. Sie hatte aus ihrem Sohn einen Mr Perfekt gemacht. Immer korrekt. Sogar im Pyjama. In seinem Kleiderschrank herrscht Zucht und Ordnung, bis hinein in die Sockenschublade. Seine Boxershorts liegen farblich sortiert Bügelfalte an Bügelfalte im Schrank. Der tadelnde Blick der Schwiegermutter trieb Eva immer öfter auf Fortbildungen. Überstunden wurden alltäglich. Nach ihrer Beförderung zur Kommissarin bei der Mordkommission war letztendlich nur noch wenig freie Zeit fürs Familienglück übrig. Die Scheidung eine reine Formsache. »War Nora Freitag und gestern bei dir?« »Ja, ich denke schon.« »›Ich denke schon‹? Was ist das denn für eine Antwort? Immer?« »Eva, was soll das? Sie ist kein Kind mehr. Sie ist sechzehn.« »Sie wird sechzehn.« Eva rennt mit dem Telefon zurück in die Küche und reißt die Schränke auf. Unter der Spüle wird sie fündig. Eine leere Flasche Lambrusco. Nora hat es noch nicht einmal für nötig gehalten, sie vor ihrer Rückkehr zu entsorgen. »Bist du noch dran? Ich habe zu tun.« »Warst du noch nicht fertig?«, giftet Eva. Es entsteht eine lange Pause, gefolgt von einem aufgesetzten Seufzer, bevor Sascha antwortet: »Ich war fertig. Und du scheinst mir auch fertig. Wenn du mir jetzt bitte mal erklären könntest, was du willst.« Eva berichtet unwillig von den leeren Pizzakartons und der Flasche Wein. 19


»Da unsere Tochter meines Wissens nicht unter Adipositas, sprich Esssucht, leidet und auch weiterhin kein totes Tier auf ihrem Teller duldet, zumindest nicht in meiner Gegenwart, wird sie Besuch gehabt haben.« Sascha-Sven atmet hörbar ein und aus, als müsse er seine Worte mit Bedacht wählen. »Auch wenn ich kein Kriminologe bin, dich drückt ein ganz anderes Problem. Komm also wieder runter. Lass Nora in Ruhe. Sie ist alt genug für einen Freund, und auch ein Gläschen Wein macht sie nicht gleich zur Alkoholikerin.« Sascha-Sven muss verdammt guten Sex gehabt haben. So souverän und ruhig reagiert er selten, wenn es um seinen Augenstern geht. Noch vor ein paar Wochen wollte er jedes männliche Wesen in Noras Nähe zum Duell herausfordern. Natürlich hat er recht. Der Schuh drückt woanders. Anne. Eva kann und will mit ihrem Ex nicht über ihre Geliebte reden. Nora hat sie nur vorgeschoben. Ihre Tochter muss dafür herhalten, dass ihre Enttäuschung in Wut überging. Damit kann sie besser umgehen. In guter Stimmung hätte sie bestimmt wie ihr Exmann gelassener reagiert. Auch wenn es ist nicht in Ordnung ist, dass Nora, mit wem auch immer, in ihrer Abwesenheit Wein trinkt. Am liebsten würde sie ihr Zimmer nach Kondomen durchsuchen, kann sich aber zurückhalten. Das wäre ein Vertrauensbruch, den sie sich nie verzeihen könnte. Eva hat kaum aufgelegt, als das Telefon schellt. Hat ihr Ex etwas vergessen? Eine fremde Frauenstimme, überlaut und sichtlich aufgeregt. »Du bist ja schwerer zu erreichen als unsere Kanzlerin. Arbeitest du beim Geheimdienst? Ach, du wirst es mir bestimmt heute Abend verraten.« Eva kann die Frauenstimme nicht einordnen und fragt höflich, ob vielleicht eine Verwechslung vorliegt. »Erkennst du mich wirklich nicht? Sabine Kramm, ehemals Hippler. Wir haben einige Jährchen in derselben Bank gesessen.« Klassentreffen. Eva guckt auf den Küchenkalender. Tatsächlich. »Ich bin schon total nervös. Du nicht?«

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»Typisch Hippe«, denkt Eva laut. »Verdammt lange her. Besteht ein Grund für deine Nervosität? Trägst du deine Zahnspange noch immer oder was?« Eva geht in Gedanken ihren Kleiderschrank durch. Bevor sie vor Wut die Wände hochgeht, kann sie genauso gut über ehemalige Streber lästern. Das Bier bleibt unberührt. Die Kommissarin öffnet eine Flasche Mineralwasser, bevor sie erneut eine Nummer ins Telefon tippt. Mailbox. Ihre Tochter geht nicht ans Handy. Warum muss das Wochenende auf diese Art enden? Es hat so hoffnungsvoll begonnen. Eva blickt in den Garten. Ein kleines Stück Land, auf dem die Bergmannsfamilien früher aus Armut Gemüse anbauten und Kaninchen hielten. Eva liebt diese Gartenstadtkolonie mit den verkehrsberuhigten schmalen Straßen. Manchmal stellt sie sich die Gastarbeiterfamilie mit ihrer fröhlichen Kinderschar vor, die in ihrem Häuschen gewohnt hat. Die Leute waren zwar arm, aber nicht einsam. Es fällt kein Sonnenstrahl durch das knorrige Geäst der verkrüppelten Obstbäume. Ein Vorgeschmack auf den ungemüt­ lichen Herbst. Obwohl der Sommer kaum zu Ende ist, überlegt Eva, die Heizung anzuschalten. Sie hat kalte Füße, die noch vor ein paar Tagen gebräunt in Flipflops steckten. Eva möchte sich an Anne wärmen. Mit ihr ins Bett gehen. Nur zum kuscheln. Sich im Arm halten. Die Liebe festhalten, die versucht, sich davonzuschleichen. —•— »Hallo, Paps. Wir sind gut angekommen. War wenig los auf der Piste. Kein Stau.« »Und? Gefällt es dir nicht mehr in Dinslaken? Du klingst bedrückt.« Eva konnte ihrem Vater noch nie etwas vormachen. »Anne, wie gefällt sie dir?«

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»Sehr nett. Wirklich sehr nett.« Eva holt sich eine Lucky aus der Schachtel und zündet sie an. Sie sucht nach Worten und inhaliert tief. Für einen Moment wird ihr schwindelig. Nach jedem abgeschlossenen Fall will sie das Rauchen aufgeben – und scheitert kläglich. Ihr Vater schweigt geduldig. Er weiß, dass seine Tochter etwas auf dem Herzen hat. »Nett! Paps, das war nicht Anne. Nicht wie ich sie kennen­ gelernt habe. Lebenslustig. Manchmal albern und peinlich bis zur Schamgrenze. Wo ist meine Anne? Ich will, dass sie mich liebt. Anne hat mich einfach stehen lassen. Ist nach Hause gefahren. Angeblich hat es nichts mit uns zu tun. Angeblich muss sie noch arbeiten. Das nehme ich ihr nicht ab. Das hätte Zeit bis morgen.« »Sie ist ein eigenständiger Mensch. Genauso wie du. Vielleicht braucht sie eine Auszeit. Vielleicht ist sie krank. Sie hat wenig gegessen. Ich finde, sie war sehr blass. Vielleicht hat sie Kummer, der nichts mit dir zu tun hat. Nur will sie mit dir nicht darüber sprechen.« Auszeit? Wovon? Was redet ihr Vater da? Das wollte sie jetzt nicht hören. Sie will bemitleidet werden. Zuspruch. Eva beißt sich auf die Unterlippe. Sie will reden. Jetzt. Ihr Vater ist und war immer Freund und Seelentröster in ihrem Leben. Sie hofft, dass er das Telefonat nicht wegen banaler Aktivitäten abwürgt. »Paps, warum hast du dich von Mama getrennt?« »Wie?« Mit der Art von Angriff hat er nicht gerechnet. Grietje steht hinter ihm und krault sein schütteres Haar. »Wir könnten jetzt essen«, flüstert sie ihm leise ins andere Ohr. Sie bemerkt seine Anspannung augenblicklich, haucht ihm einen Kuss in den Nacken und verlässt den Wintergarten mit Blick auf den Kanal. »Sie war eine schöne Frau, so wie du. Groß, dunkelhaarig, braune Augen. Nur trug sie im Gegensatz zu dir das volle Haar lang. Jeder hat sie geliebt. Ich war nur ein Anhängsel. Der schräge Holländer, der Trottel, der ihr alles nachsah. Sie war gierig nach 22


dem Leben. Hatte immer Angst, etwas zu verpassen. Jede Gelegenheit, die sich ihr bot, musste sie mitnehmen.« Ja, jeden Schwanz, denkt Eva bitter. Ihr Vater scheint mit den Jahren vergessen zu haben, wie sie wirklich war. Durch und durch ichbezogen. Ihr Vater hat jahrelang unter ihrem Egoismus gelitten, und heute setzt er ihr ein Denkmal. »Sie ist dem Glück hinterhergerannt wie eine Marathon­ läuferin und hat es doch nie eingeholt. Mach du nicht den gleichen Fehler. Denk nicht nur an dich. Und an deinen verdammten Job. Vergiss nicht, dass wir nur eine befristete Zeit auf Erden haben. Anne liebt dich. Glaube mir.« »Paps, dein Essen wird kalt. Bestell Grietje schöne Grüße. Sie ist eine fantastische Frau.« »Das hast du nicht immer so gesehen«, murmelt ihr Vater in den Hörer, wohl wissend, dass Eva aufgelegt hat. Mit ihrer krankhaften Eifersucht zerstört Eva, was sie liebt. —•— Anne lässt es einfach klingeln. Sie hat noch nicht einmal den Anrufbeantworter eingeschaltet. Ist sie tatsächlich noch ins Büro gefahren? Oder liegt sie auf dem geblümten Sofa vom Flohmarkt? Kopfhörer auf, Musik, die ihre Stimmung widerspiegelt? Auch im Büro nimmt niemand ab. Eva springt auf und geht ins Schlafzimmer. Paula hat es sich in ihrem Bett gemütlich gemacht. Ihre Füße zucken, während sie einen Hundetraum hat. Eva war nicht aufgefallen, dass der kleine Hund seine Garteninspektion beendet hatte. Bevor sie in Selbstmitleid ertrinkt, beschließt sie, zum Klassen­treffen zu fahren. Unentschlossen steht sie vor der geöffneten Schranktür. Was soll sie anziehen? Die ehemaligen Streber werden es sich nicht verkneifen können und in festlicher Robe erscheinen. Seht her, was aus mir geworden ist. Eva kichert. Die Idee, zum Treff zu gehen, hebt ihre Laune. Sie entscheidet sich für Röhrenjeans und eine bunte Tunika, die den Hippieblusen von damals in nichts nachsteht. 23


3 Schweiß fließt der alten Frau aus allen Poren und steht ihr als feiner Film auf der Stirn. Sie hätte den Wintermantel im Schrank lassen sollen. Der alte Einkaufstrolley holpert schwerfällig über die engen Wege. Immer wieder verhakt er sich an einem der Randsteine. Egal, ihr Heinrich wird sich freuen. Die Leute schmeißen kaum verblühte Blumen auf den Müll. Eine Schande. Sie war in ihrem Leben nie verschwenderisch. Das wurde ihr früh beigebracht. Den Schimmel vom Brot schneiden, davon ist sie nicht gestorben. Ihr Heinrich auch nicht. Nachdem sie vom Friedhofspersonal erwischt worden war, besucht sie ihren Mann erst nach Einbruch der Dunkelheit. Anzeigen wollte man sie. Warum? Sie hat doch niemandem etwas weggenommen. Sie muss aufpassen, nicht zu fallen. Ihre größte Sorge gilt den frisch ausgehobenen Gräbern. Tot im falschen Grab, der Gedanke behagt ihr ganz und gar nicht. Diese Schande. Nicht auszudenken. Noch ein paar Gräber, und sie hat ihr Ziel erreicht. Sie will noch ein Weilchen mit ihrem Heinrich plaudern, die Blumen in der Plastikvase arrangieren. Ein üppiger Strauß ist zusammen­ gekommen. Farblich nicht sortiert, aber was stört es Heinrich? Sie waren immer sparsam. All die Jahre. Haben sich kaum etwas gegönnt. Sie liebt den Friedhof an der B 8. Efeuüberwucherte Gräber. Zerbröselnde Marmorengel, die in dieser Größe ein Vermögen gekostet haben. Nach der nächsten großen Familiengrabstätte mit hohen Rhododendronbüschen erreicht sie ihr Ziel. Heinrich liegt zwar ein paar Etagen unter ihr, hört aber trotzdem zu. Als sie sich bückt, um ihn zu begrüßen, hört sie leise Musik. Sie hält in der Bewegung inne, glaubt, die Ohren spielten ihr einen Streich. Sie tastet nach dem Hörgerät und dreht lauter. Musik. Eindeutig. Ohne sich weiter um Heinrich und seine Belange zu kümmern, dreht sie sich um, lässt die Karre stehen und nimmt 24


wieselschnell­eine Abkürzung zurück auf den Hauptweg. In der Ferne flackern Lichter. Gestalten in dunklen Gewändern mit weißen Gesichtern bewegen sich fast tranceartig. Tote, zum Leben erwacht, auf Gräbern tanzend. Angst kennt sie nicht. Nicht mehr. Vorbei seit März 1945. Dinslaken ein einziger Bombenteppich. Verwesungsgeruch. Leichen, die erst Tage später aus dem Schutt geborgen wurden. Sie half, die vielen Leiber zu waschen. Nein, sie fürchtet sich nicht. Fasziniert verfolgt sie das Treiben, bis ihre Füße schmerzen. Das kann sie noch nicht einmal ihrem Heinrich erzählen. Auf dem Rückweg stolpert sie über eine Grableuchte. Das Holzkreuz auf dem dazugehörigen Grab sieht merkwürdig aus. Erst zu Hause macht sie sich erneut Gedanken über den merkwürdigen Vorfall. Sie holt den Rosenkranz ihrer Mutter aus der Schublade. Dreht ihn mehrmals prüfend in der Hand. Sie stöhnt kurz auf, als sie die Schuhe zubindet. »Du wirst alt, Frieda. Stell dich nicht an. So kannst du das nicht stehen lassen. Du hast noch was vor.« Sie läuft über den alten Markt bis zum Rittertor. Kurz verschnauft sie, als Erinnerungen hochkommen. Hier gegenüber der Auffahrt zur Burg hat ihr Mann seine Führung begonnen. Was war sie stolz auf ihn. Die Leute hingen an seinen Lippen, wenn er auf dem Weg durch die alten Gassen vom Pranger, Stadtpförtner und von adligen Damen erzählte. Immer in den Wintermonaten. Die Jahre unter Tage bis zur Frühpensionierung, die Kälte bei den Führungen, ihre Leidensmiene, weil doch ihre beste Freundin von ihrem Jockel einen echten Pelzmantel zu Weihnachten bekam und sie seit Jahren den alten Mantel auftrug. Sie trägt ihn noch immer. Jetzt hängt er wie ein Mahnmal über den knochigen Schultern. Vielleicht wäre er noch, ihr Heinrich. Gequält hat sie ihr Hasimänneken mit ihrem Stolz. Schnüssken nannte er sie liebe­voll. Und wie hat sie es ihrem fürsorglichen Ehemann gedankt? Nach Höherem stand ihr der Sinn. Sie wollte nicht die Frau von Schlepper Heinrich sein. 25


Sie spürt es in den Knochen. Schon bald wird sie ihm alles erklären können. Der Wind treibt ihr Tränen in die Augen. Sie schüttelt die Vergangenheit ab, rennt der Zukunft in langsamen Schritten entgegen. Bald. Sie läuft weiter Richtung Stadtpark. Im Schlaf gestört, schnappt eine Ente am Rathausteich nach ihrem Mantelsaum, bevor sie in Panik flüchtet. Die Streithähne! Wie immer erschrickt Frieda. Eine unnötige Stahlblechkonstruktion, jedoch die einzige von acht Skulpturen, die sie versteht. Zwei Vögel, die sich scheinbar zanken, jedoch aneinander vorbeireden. So wie sie, wenn ihre Nachbarin ihre Geranien wässert und Erdklumpen vor Friedas Fenster spritzen. Die Olsche ist überhaupt unfähig: Den Flur flutet sie, anstatt ihn zu putzen. Frieda fängt an zu schnaufen. Die knotigen Finger schmerzen. Der Weg ist weit. Sie hätte es sich besser im Sessel bequem machen und dem Fernsehprogramm der Zimtzicke von oben lauschen sollen. Frieda mag Hörspiele. Aber von der mageren Rente kann sie sich keine neue Flimmerkiste leisten. —•— »Verdammt noch mal. Wo steckst du? Anne, es ist wichtig. Ich habe einen Termin gemacht. Ruf mich an. Du musst unbedingt –« Anne zieht den Stecker. Ihre Tennispartnerin und Frauen­ ärztin kann ihr gestohlen bleiben. Der Anrufbeantworter gibt einen kläglichen Laut von sich, bevor er verstummt. Seit ein paar Tagen ist Anne auf der Flucht. Sie verdrängt die Wahrheit. Noch ein unbeschwertes Wochenende, noch ein Tag, noch eine Stunde. Die Zeit ist unbarmherzig. Sie hat gelogen. Ja, es geht mir gut. Natürlich ist es wunderbar hier. Das Essen schmeckt hervorragend. Ich habe noch nie so leckere Pommes gegessen. Es geht mir gut, es geht mir gut, es geht mir gut, hämmert es in ihrem Kopf. Ein unglaubwürdiges Stakkato. 26


Eva hat sich bemüht. Sie war auf ihre Art unbeschwert und fröhlich. Nett und verständnisvoll. Und doch war jedes Lächeln, jede kurze Berührung eine versteckte Anklage. Sie hat zwischendurch vergessen können, Evas Bedürfnis nach Harmonie genossen, ja, sich in Leiden sogar sehr wohl gefühlt. Den unverwechselbaren Geruch der Grachten eingesaugt. Eine eigene liebenswerte Welt. Und doch vermisste sie schmerzlich die letzten Spätsommertage am Niederrhein. Die Bäume schwer von reifem Obst, den Frühnebel über den Feldern, Spinnengebilde im Morgentau. Kopfweiden, die die Landschaft zu Gemälden machen. Neuanfang. Sie hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Anne sehnte sich schon immer nach einem unverrückbaren Lebensmittelpunkt. Am Anfang ihrer Beziehung hat sie fest daran geglaubt, Eva werde ihr Mittelpunkt. Eva die Starke. Eva die Realistin. Anne der Clown. Anne, die aus jeder Tragik eine Komödie schreiben kann. Vorbei. Und Eva merkt es nicht einmal. Dichtet ihr stattdessen ein Verhältnis an. Eine andere Frau. Eva ist Eva für Anne. Paradies und Verführung. Eine andere Frau wird es in ihrem Leben nicht mehr geben. Auch dann nicht, wenn sie der Hölle entkommt. Der Geruch des Todes schreckt sie jede Nacht aus dem Schlaf. Anne wischt sich mit einer wütenden Geste die Tränen aus dem Gesicht. Wie riecht der Tod? Eva könnte ihr die Frage beantworten. Heulsuse. Sie geht ins Badezimmer, dreht den Kaltwasserhahn auf und lässt das Wasser minutenlang über ihre Unterarme laufen. Sie putzt sich die Zähne, wäscht ihr tränennasses Gesicht. Sie ist zu Tode erschöpft. Schon wieder Tod. Sie kann den Tod nicht verbannen. Er weicht nicht von ihrer Seite. Wie sieht er aus? Ein gutmütiger Mann, der ihr entschuldigend auf die Schulter klopft? Es tut mir leid, aber es ist Zeit zu gehen. Anne schlingt die Arme um ihren mager gewordenen Körper. Leer und kalt, so fühlt sie sich. Denk an Eva, dann wird dir warm. Sie nimmt ein gerahmtes Foto von der Wand. Anne fand die Aufnahme in einem geliehen Buch. Wer dieses Foto gemacht 27


hat, ist egal. Sie ist nicht eifersüchtig, weiß, dass es in Evas Leben andere Frauen gab. Lachend steht Eva vor ihrem Oldtimer, Gesicht, Hände und die Jeanslatzhose ölverschmiert. Eva, die spröde, konservative Kommissarin, die selten so lacht. Eine Frau, die im Beruf entschlossen und kompetent ist, aber privat nicht zu ihren wahren Gefühlen steht. Kennengelernt haben sie sich vor zwei Jahren durch einen ihrer damaligen Schützlinge. Anne hat sich sofort in Eva verliebt. Konnte den Blick nicht von ihr lassen. Anne lächelt, als sie an die Szene bei Hähnchen-Willi denkt. Knusperige Hähnchen aus dem Schaufenster. Knusperig und doch triefend vor Fett. Keine Servietten in Sicht. Das pure Entsetzen in Evas Augen, als Anne ihr in aller Öffentlichkeit die Mundwinkel ausleckt. Dabei hat Eva, vielleicht unbewusst, aber mit allen Sinnen provoziert. Anne stand längst in Flammen, und Eva war zu jenem Zeitpunkt unglücklich in eine dunkelhäutige Schönheit verliebt. Es war Nora, die zwischen den Frauen vermittelte. Anne hielt sie anfangs für eine oberflächliche und verwöhnte Göre. Eva musste sich entscheiden. Abreise nach Berlin. Der Abschied am Bahnhof fiel Anne unsagbar schwer, doch Eva hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie keine traditionelle Partnerschaft mochte. Bis heute weiß sie nicht, ob Eva braune Haut gekostet hat oder nicht. Eva, die harte Ermittlerin mit ihren antiquierten Moralvorstellungen: Mutter-Vater-Kind. Schwule und Lesben gehören nicht in die Öffentlichkeit. Eva, die in ihren gemeinsam verbrachten Nächten leidenschaftlich und zerbrechlich wird. Anne spürt ihre Nähe beinah körperlich. Ihre Hände, die zart die Brüste erforschen, immer und immer wieder auf Ent­ deckungstour gehen. Warum hat sie nichts bemerkt? Anne schreckt hoch. Ein dunkler Traum. Wie lange hat sie geschlafen? Es ist weit nach Mitternacht. Anne greift nach ihrem Handy. Fünf Anrufe in Abwesenheit. Sie steht zu schnell auf. Benommen lehnt sie sich kurz an die Wand, tastet sich daran entlang bis ins Wohnzimmer. Da steht er. Wahrscheinlich schon seit Stunden. Dabei hatte sie so gehofft, dass er ihre Hilfe nicht 28


einfordert. Warum fühlt sie sich noch immer für ihn verantwortlich? Anne öffnet das Fenster und schmeißt ihren Schlüsselbund hinunter. —•— »Drück mal auf. Die Friedhofsfrieda steht vor der Tür.« Der junge Beamte grinst seinen älteren Kollegen an. »Bisschen Abwechslung tut gut. Heute Abend scheinen alle Kriminellen aus Dinslaken auf Urlaub.« Im Hintergrund knarzt ununterbrochen der Polizei­ funk. »Muss ich mich deshalb mit Altweibergeschichten rum­ quälen?« »Wieso? Ich finde sie sehr amüsant.« »Besuch sie doch einfach nach Feierabend. Mir reicht meine Schwiegermutter.« »Hast du Angst, dass sie wie beim letzten Mal dein Bütterken haben möchte?« »Wollte sie? Soweit ich mich erinnere, hat sie die Stulle vor dem sicheren Ende im Asdonkshof gerettet. Sagt dir nichts? Weseler­Abfallgesellschaft. Da war grobe Leberwurst drauf. Meine Alte weiß genau, dass ich die Fettklumpen nicht ausstehen kann. Lass sie endlich rein.« »Was gibt es dieses Mal? Liegt wieder ein Obdachloser auf der Bank und redet mit Ihrem Heinrich? Haben die Friedhofsgärtner eine Spitzhacke liegen lassen, ein Grab nicht ordnungsgemäß ausgehoben? Oder was möchten Sie heute zur Anzeige bringen?« »Ich muss mich erst mal setzen.« Schwerfällig lässt sich die alte Frau mit den schief gelaufenen Schuhen auf einem Stuhl nieder. Sie holt ihren Rosenkranz aus der Manteltasche, zeigt den feixenden Beamten, was sie gesehen hat. »Ich hoffe jetzt nicht, dass Sie mit uns den Rosenkranz beten möchten.« »Sehen Sie doch bitte genau hin.« »Ein Kreuz. Und?« 29


»Ich habe ja nichts gegen Musik. Auch nicht gegen Tanz. Nein, ich habe früher auch getanzt. Nach dem Krieg.« Frieda schluckt heftig. Auch während des Krieges. Umgarnt von Offizieren der SS. Heinrich an der Front. Sie schämt sich, ihre Hände zittern, Frieda verbirgt sie in den Falten ihres Rocks. »In schwarzen langen Mänteln haben sie sich zusammengerottet.« »Wer? Gespenster?« Uwe, der jüngere Beamte, zwickt sich schmerzhaft in die Wangen, um nicht laut loszulachen. »Wer glaubt denn an Geister? Sie? Ich nicht.« Frieda strafft ihre Schultern, sitzt mit geradem Rücken, so wie sie es gelernt hat. »Also, was führt Sie dann zu uns?« »Das habe ich Ihnen doch versucht, bildlich zu machen. Hier«, sie hält erneut den Rosenkranz hoch, »die haben das Kreuz von der Sophie rausgerissen und falsch rum wieder in die Erde gesteckt. So was tut man nicht.« Ein Uniformierter erscheint aus einem Hinterzimmer und kommt auf die alte Dame zu. »Kommen Sie, meine Kollegen bringen Sie heim. Es ist schon reichlich spät. Wir möchten nicht, dass Ihnen am Ende etwas passiert.« »Reden Sie nicht mit mir wie mit einem Kind! Ich bin nicht senil und noch gut zu Fuß.« »Das wissen wir doch. Kommen Sie.« Er führt die alte Dame vorsichtig am Arm Richtung Ausgang. »Muss ich denn nichts unterschreiben?« »Heute nicht.« »Ich möchte aber etwas unterschreiben.« Sie bockt wie ein störrischer Esel. Uwe hält der alten Frau ein weißes Blatt entgegen. »Da steht ja nichts drauf.« »Den Bericht dazu müssen wir noch tippen.« »Nee, da komm ich doch lieber noch mal wieder. Ich unterschreib doch nicht blanko. Das Grab von der Sophie? Was passiert damit?« »Wir kümmern uns drum.«

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I

m idyllischen Rotbachtal entdeckt ein Förster die Leiche der Studentin Sara Ehrmann, die sich ihren Lebensunterhalt als Stripperin verdiente. An Verdächtigen mangelt es Hauptkommissarin Eva Engel vom KK 11 der Duisburger Kripo nicht. Die enthemmte Dorfjugend, die nach Saras letztem Auftritt beim Junggesellenabschied nicht genug bekommen konnte, der krankhaft eifersüchtige Exfreund der Toten, der Boss der Stripbar – alle hätten ein Motiv. Dass sich Evas Lebensgefährtin seit Tagen vor ihr verschließt und ein früherer Flirt in ihre Abteilung versetzt wird, der glaubt, sich Frechheiten erlauben zu können, erleichtert ihr die Ermittlungen nicht gerade. Dann fällt zwei Tage später auch noch eine alte Schulfreundin nach einem merkwürdigen Unfall ins Koma. Und was geht der Quatsch mit den Satanisten, die auf dem Dinslakener Friedhof herumgeistern sollen, die Kripo an? Ein dramatischer neuer Fall für Eva Engel und ihr Team vom Duisburger KK 11.

Originalausgabe www.sutton-belletristik.de

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