Sutton Verlag Leseprobe Archivbilder Waldenbuch

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DiE REiHE

Archivbilder

waldenbuch

Wolfgang H채r t el un d Ulr ik e Felger


Der historische Stadtkern, das St채dtle. 2


DIE REIHE

Archivbilder

waldenbuch E OB R P E LES

Wolfgang H채rtel und Ulrike Felger


Die Autoren Wolfgang Härtel ist begeisterter Hobbyfotograf und leitet die Fotogruppe Waldenbuch im IBM Klub Böblingen e.V. Wo immer es gilt, historisch relevantes Geschehen in Waldenbuch zu dokumentieren, ist Wolfgang Härtel mit seiner Kamera zur Stelle. An seine berufliche Karriere in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft schließt sich heute ein aktives Leben rund um seine Hobbys an. Der 65-Jährige lebt mit seiner Familie seit 1973 in Waldenbuch. Ulrike Felger ist Wirtschaftsjournalistin und beschäftigt sich unter dem Motto „Schreiben ist Erinnern“ schon länger mit der Dokumentation von Zeitgeschichte. Nach der Begleitung des Biografie-Projektes „Die Flucht“ von Sebald Pallhorn ist das Buch „Stadtarchive Waldenbuch“ für sie ein weiterer Beitrag, die Vergangenheit lebendig zu halten. Die 43-Jährige lebt seit 2007 mit ihrer Familie in Waldenbuch.

Sutton Verlag GmbH Hochheimer Straße 59 99094 Erfurt www.suttonverlag.de Copyright © Sutton Verlag, 2010 ISBN: 978-3-86680-608-5 Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer“ | Bad Langensalza


Inhaltsverzeichnis Dank

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Bildnachweis

6

Vorwort

7

Literaturhinweise

8

1.

Stadtansichten und Wegmarken

9

2.

Über den Dächern von Waldenbuch

23

3.

Lebenszyklen und gesellschaftliches Leben

29

4.

Gaudeamus igitur – Studentenverbindung Wingolf

45

5.

Kindheit und Alltagsleben

51

6.

Originale und Charaktere

61

7.

Handwerk, Land- und Forstwirtschaft

71

8.

Handel, Gaststätten und Gewerbe

79

9.

Verkehr und Mobilität

87

10. Stadtschultheißen und Bürgermeister

93


Dank Die Autoren danken den zahlreichen Waldenbucher Bürgerinnen und Bürgern, die Wolfgang Härtel die in diesem Buch veröffentlichten Fotos zur Verfügung gestellt haben und diese mit ihren Schilderungen von Sachverhalten, Menschen und Begebenheiten wieder zum Leben erweckten. Als wertvolle Zeitzeugen erwiesen sich mit ihren hilfreichen Erinnerungen insbesondere Kurt Leonhardt, Walter Keck, Erwin Kaysersberg, Walter Rebmann, Walter Pfäffle und Werner Binder. Wir danken Hansjörg Rist für seine interessanten Ausführungen zum Haus Rist sowie Reinhard Prölß für seine Einblicke in das Leben und Treiben der Wingolf-Verbindung in Waldenbuch. Unser Dank gilt auch Ulrich Körber, Sohn von Bürgermeister Reinhold Körber, sowie der Archivarin unseres Stadtarchivs, Christine Bührlen-Grabinger, für ihre Recherchen. Thomas Ceska danken wir für Reproduktionen von Archivbildern der ehemaligen Waldenbucher Bank. Frau Ingrid Ziegler danken wir für die Überlassung der Bücher ihres verstorbenen Mannes, die uns einen reichen Fundus an Informationen zum Leben in Waldenbuch Anfang des 20. Jahrhunderts boten. Ganz besonderer Dank gilt der Stadt Waldenbuch und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den Autoren auch in Detailfragen mit sachkundigem Rat und unbürokratischer Hilfe zur Seite standen.

Bildnachweis Archiv R itter Sport: Seite 86 u., 94 u.; Archiv Wingolf: Seite 45, 46, 47, 48, 49, 50; Ruth Brodführer: Seite 83; Margarete Bürklin: Seite 18 u., 33 o., 36, 52 u., 53 o., 55, 60 o.; FotoCeska: Seite 9, 40 u., 65 o., 70, 79, 80 o., 82 o., 88; Erich Dolleschel: Seite 30 o.; Inge Förstner: Seite 95 Mitte rechts; Freiwillige Feuerwehr Waldenbuch: Seite 37 o.; Hans Hartmann: Seite 71, 91 o.; Illustrierte „Heute“: Seite 38, 39; Erwin Kaysersberg: Seite 68, 69; Ulrich Körber: Seite 95 Mitte links; E. Lohmann: Titelfoto; Seite 47, 75; Rosel Müller: Seite 84 u.; Ernst Necker: Seite 65 u.; Erika Pfannenschwarz: Seite 67 o., 77 u.; Photo-Holtmann: Seite 2; Hansjörg R ist: 24, 25, 26, 27, 28; Ernst Ruckh: Seite 11 u., 76 u., 77 o., 78 o.; Katja Stehli: Seite 95 o.; Michael Lutz: Seite 95 u. rechts; Skofler: Seite 15; TSV Waldenbuch 1891 e.V.: Seite 30 u., 31 u., 37 u.; K. Leonhardt: Seite 21 u., 32 o.; Gerhard Widmaier: Seite 85 u. Alle anderen Abbildungen stammen aus dem Archiv des Verfassers.


Vorwort Wenn alte Fotografien im Laufe der Zeit vergilben, beschädigt werden oder gar verloren gehen, ist das mehr als schade: In der Regel verschwinden mit dem Verlust der Bilder zugleich Geschichten, Anekdoten und Erinnerungen auf Nimmerwiedersehen. Seit fast 200 Jahren ist es möglich, visuelle Eindrücke fotografisch für die Nachwelt festzuhalten. Waren es zuerst gestellte Szenen, eroberte die Fotografie Anfang des 20. Jahrhunderts den Alltag der Menschen und liefert seitdem unschätzbare Momentaufnahmen unserer Existenz. Solche Impressionen aus Waldenbuch in der Zeit von 1910 bis 1965 präsentiert dieses Buch dem interessierten Betrachter. 1363 erstmals urkundlich erwähnt, schmiegen sich die sieben Ortsteile der Schönbuchstadt Waldenbuch malerisch an die Hänge des Aichtals. Das ursprünglich vor allem von Land- und Forstwirtschaft geprägte Städtchen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig entwickelt und ist heute fester Bestandteil der Wirtschaftsregion Stuttgart. Die großen Ereignisse und Veränderungen des vergangenen Jahrhunderts haben auch vor Waldenbuch nicht halt gemacht – doch die Auswirkungen waren hier alles in allem weniger dramatisch als in der weiten Welt jenseits von Schönbuch und Fildern. Wolfgang Härtel sammelt seit vielen Jahren mit Leidenschaft digitale Kopien historischer Fotos mit regionalem Bezug und alte Waldenbucher Motive. Diese Aufnahmen transportieren persönliche Erinnerungen und unsere Geschichte – damit sind sie Teil unserer Identität. Sie zu bewahren, einzuordnen, zu archivieren und auf diese Weise die Vergangenheit für künftige Generationen sichtbar zu machen, ist eine Herausforderung. Denn erst die inhaltliche Erschließung macht aus einem Foto ein aussagekräftiges Zeitdokument. Die interessantesten und eindrucksvollsten Bilder aus der Sammlung des Hobbyfotografen werden nun erstmals in diesem Buch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Aufnahmen geben Einblicke in das tägliche Leben der über 600 Jahre alten Stadt Waldenbuch. Die Zusammenstellung erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit – zu vielfältig und facettenreich ist die Menge der vorhandenen Fotos. Die Sammlung Wolfgang Härtels umfasst rund 2.000 Bilder, von denen hier nur eine kleine, aber feine Auswahl präsentiert werden kann. Es gibt Lebensbereiche, die in diesem Buch nicht oder nur unzureichend behandelt werden. Das liegt auch daran, dass zu manchen Aspekten nur wenige Aufnahmen bekannt sind. Wir hoffen daher, dass künftig weitere Waldenbucher ihre Fotoalben für die Digitalisierung ihrer Bilder öffnen werden. Die Auswahl der Fotos erfolgte nach subjektiven Kriterien, auch die Ästhetik und Qualität der Fotografien spielte dabei eine Rolle. Die Fotogruppe um Wolfgang Härtel möchte Kommunikationsprozesse anstoßen und dem Dialog über die Vergangenheit neue Räume bieten. Neben klassischen Ausstellungen nutzen die Fotofreunde auch das Internet, um ihre Arbeit einem größeren Publikum zu präsentieren. Die regelmäßige Veröffentlichung alter Aufnahmen in den „Stadtnachrichten“ hat die Walden-


bucher Bevölkerung anregt, sich verstärkt mit den Motiven aus früherer Zeit zu beschäftigen. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Geschichte. Das Projekt „Waldenbucher Anekdoten“ hält beispielsweise Erinnerungen älterer Mitbürger an Menschen und Begebenheiten im Originalton fest und macht diese auch als schriftliche Dokumentation der Nachwelt zugänglich. Es gibt noch vieles zu tun – denn nur wenn wir die Vergangenheit kennen und würdigen, können wir unsere Zukunft bewusst gestalten.

Wolfgang Härtel und Ulrike Felger Waldenbuch, im Frühjahr 2010

Literaturhinweise Lipp, Anne und Schmauder, Andreas: Ein Jahrhundert Leben in Waldenbuch, Stuttgart 1996. Springer, Otto: Geschichte der altwürttembergischen Landstadt Waldenbuch, Stuttgart 1912. Ziegler, Hans-Joachim: Geschichte der sieben Stadtteile, Waldenbuch 1989. Ziegler, Hans-Joachim: 600 Jahre Schule in der Stadt Waldenbuch, Waldenbuch 1992.

Blick ins Glashütter Täle um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Der Weiler Glashütte ist heute Ortsteil von Waldenbuch.


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Stadtansichten und Wegmarken Wer heute durch Waldenbuch läuft, findet überall Zeugnisse der langen Stadtgeschichte. 1910 lebten in Waldenbuch etwa 1.900 Menschen, diese Zahl wuchs bis 1950 auf rund 3.400 an. Durch den Bau der Reinhold-Körber-Siedlung auf dem Weilerberg fanden die Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs in der Stadt ein neues Zuhause. Der gegenüberliegende Kalkofen entwickelte sich durch den Bau der Oskar-Schwenk-Schule Mitte der 1950er-Jahre und wurde zunächst von Flüchtlingen aus dem Sudetenland besiedelt. Bereits 1931 war Glashütte nach Waldenbuch eingemeindet worden. Die enge Bebauung des Städtles spiegelt die Entwicklung der über 600 Jahre alten Stadt wider: Dicht gedrängt stehen die Wohnhäuser mit Nebengebäuden wie Scheunen, Ställen oder Schuppen für Geräte. Der Misthaufen zur Straße prägte lange Zeit das Stadtbild. Wasser für den täglichen Bedarf von Mensch und Vieh lieferten zahlreiche Brunnen – erst 1928 wurden Wasserleitungen installiert. Die erste Straßenbeleuchtung konnte 1912 in Betrieb genommen werden und machte den Auftakt zur Elektrifizierung der Häuser.

Der Pfarrgarten (heute Haus der Begegnung) in der Bahnhofstraße, 1956.


Orientierungssuche: Aussicht vom Schloss auf die Stuttgarter und Echterdinger Straße mit den Gasthäusern „Krone“ und „Hirsch“, ca. 1920. Links der Mitte liegt das Haus des Schuhmachers Karl Rieth. Im kleinen Fachwerkgebäude davor führte er sein Ladengeschäft.

Ruhige Zeiten: die Echterdinger Straße in Richtung Gasthaus „Hirsch“, ca. 1925. 10


Besitzerstolz: Karoline Horrer vor ihrem Haus in der Nürtinger Straße, 1928. Das vor den Häusern lagernde Reisig („Krähle“) benutzte man zum Anfeuern.

Sonntagsstaat: Familie Johannes Eberwein vor dem alten Friedhof, ca. 1925. 11


Enge Gassen: Blick in die Grabenstraße (heute: Auf dem Graben) mit Gasthof „Post“, ca. 1955.

Richtungswechsel: hölzerner Wegweiser an der Kreuzung beim Gasthof „Rössle“. 12


1950er-Jahre: die bäuerlich geprägte Marktstraße in Höhe des heutigen Cafés „Am Markt“.

Hühnerhof: Vordere Seestraße (früher: Im Gäßle, im Volksmund auch „die Banane“ genannt), links die Bäckerei Böpple, ca. 1960. 13


Gesundheitswesen: die Apotheke von Rudolf Uhland in der Weilerbergstraße, 1928. Für den Bau der Umgehungsstraße wurde das Gebäude 1936 abgebrochen und als heutige „Uhland-Apotheke“ an anderem Platz neu errichtet. Den Emmabrunnen an der Stirnseite des Gebäudes verlegte man in die Tübinger Straße an die Treppe zur Uhlandshöhe.


Durchblick I: verwinkelte Gassen im Waldenbucher Städtle, ca. 1955. Links das Gebäude Unter der Mauer 37. Ab hier läuft der Mühlbach unterirdisch bis zur Stadtmühle. Im Hintergrund ist die alte Stadtmauer zu erkennen, rechts das Haus von Luise Seiler. 15


Infobörse: Austausch von Neuigkeiten am „Luagebänkle“ Ecke Neuer Weg und Waldorfer Straße in den 1960er-Jahren.

Brauner Aufmarsch: Versammlung der Waldenbucher SA auf dem Rathausplatz in den 1930erJahren. 16


Impressionen: Dorfleben an der Stadtmauer, ca. 1960. In der Bildmitte rechts stapeln sich Holzdauben aus Eichenholz – der Ochsenwirt war Kßfer.

Kinderspiele: Mittagsstimmung vor der Alten Schule mit Rathaus und Schloss, ca. 1960. 17


Auf dem Hasenhof: die Bauernhöfe von Hermann Krieg, Johannes und Karl Ruckh sowie Gottlob Ruckh (von links), rechts mit Mütze Fritz Ruckh, ca. 1960. Das mittlere Haus wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Gruppenbild mit Damen: auf der Brücke zum Anwesen Hartmann in der Surre anlässlich der Hochzeit von Emma und Otto Hartmann, 1933. 18


Wasserspiele I: Hilde und Berta Ruckh am Hasenhofbrunnen, ca. 1935.

Winterstimmung: Blick in die Alfred-Ritter-Straße (früher Böblinger Straße), Haus Kayser, Lagergebäude der damaligen Spar- und Darlehnskasse und Haus Rebmann (von links) in den 1920er-Jahren. 19


Neubaugebiet: die ersten Häuser in der Siedlung Liebenau, um 1922. Sie wurde auch „Beamten­ siedlung“ genannt, weil dort Pfarrer, Studienräte, ein Musikdirektor, ein Ingenieur sowie der Journalist und Schriftsteller Hans Heinrich Erler wohnten.

Sommerfreuden: das Freibad im Siebenmühlental an der Burkhardtsmühle, 1931. Betreiber war Sägemüller Rudolf Waidelich. Im Hintergrund ist die Hangsicherung der Schönbuchbahn zu sehen. 20


Wasserspiele II: Ida Herre mit Schwester Irene und Mutter Emilie, geb. Sprenger, beim Wasserholen am Brunnen auf dem GrundstĂźck Rennwiese von Schuhmacher Karl Rieth, 1925. Der Brunnen existiert nicht mehr.

Sensationslust: Schaulustige bei einem Autounfall in den 1920er- oder 1930erJahren am Seitenbachviadukt an der StraĂ&#x;e nach Dettenhausen. 21


Durchblick II: die Arkaden Unter der Mauer am Backhaus, ca. 1960. Hinten das wegen Bau­ fälligkeit abgerissene Haus von Weißgerber Wilhelm Kayser.

Stadtansicht: Blick vom Tieräcker auf das Städtle, ca. 1965. Im Vordergrund die Firmen Lorch und Nafzer. 22


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