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Übersaat auf ganzjähriger Pferdeweide
Hans Rüedi aus Ortschwaben setzt zum Erhalt seiner Pferdeweiden und Wiesen seit Jahren konsequent auf die Übersaat. Bild: H. Röthlisberger
Mit der Produktion von Pferdeheu und der ganzjährigen Pferdehaltung ist Hans Rüedi aus Ortschwaben BE auf ertragssichere Wiesen und Weiden angewiesen. Dieses Ziel erreicht der 57-Jährige mit einer konsequenten Übersaat.
Heinz Röthlisberger
«Schweizer Landtechnik»: Wie wichtig sind Übersaaten für Ihren Betrieb?
Hans Rüedi: Für unseren Betrieb sind Übersaaten sehr wichtig. Sie sind unsere Betriebsversicherung. Wenn wir nicht regelmässig Übersaaten machen, könnten wir zwar eine Menge Geld sparen, wir müssten aber mit einer längerfristigen Ertragsminderung rechnen, und das können wir uns nicht erlauben. Mit der ganzjährigen Pferdeweide und der Produktion von Pferdeheu müssen unsere Flächen intakt sein. Verpassen wir den Zeitpunkt zum Erhalt des Grases und der Bestandesqualität, würde uns das bedeutend mehr kosten als die Investition in eine konsequente und regelmässige Übersaat. Ist eine Wiese einmal kaputt, geht es zu lange, bis das Gras wieder einen normalen Ertrag hergibt. Darum setzen wir konsequent auf die Übersaat.
Das Pferdeheu wird ja erst sehr spät gemäht.
Wir mähen das Heugras beim ersten Schnitt erst sehr spät gegen Ende Juni oder sogar erst im Juli, wenn die Böden trocken sind und es richtig heiss wird. Alles ist Bodenheu, also luftgetrocknet. Der zweite Schnitt wird dann als Alpakaheu verkauft.
Wann machen Sie die Übersaaten?
Zuerst muss ich betonen, dass die Weide und Heuproduktion komplett getrennt, also zwei unterschiedliche Betriebszweige sind. Auf den Heuflächen machen wir die Übersaaten alle 2 bis 3 Jahre, und zwar ausschliesslich nach dem zweiten Schnitt. Grund dafür ist, dass aus meiner Sicht eine Übersaat im Frühling keinen Sinn macht, weil das bestehende Gras in dieser Zeit dermassen stark wächst und schnell gross wird, dass es den frischgesäten ÜbersaatSämlingen den Platz wegnimmt. Die Übersaat verliert dadurch Licht und Nährstoffe und hat fast keine Chance gegenüber den Gräsern, die schon da sind. Wir haben das aber auch nicht immer so gemacht. Dass wir nun erst nach dem zweiten Schnitt übersäen, hat sich aus den Erfahrungen und im Laufe der Jahre so ergeben.
Und wie sieht es auf den Weiden aus?
Auf den Weiden werden ganzjährig Pferde gehalten, also 365 Tage im Jahr. Das gibt es in der Schweiz so nur ganz wenig. Um
die Weideflächen nicht zu überstrapazieren, halten wir die Anzahl Pferde sehr tief. Pro Hektare sind es maximal 7 Pferde. Das ist sehr wenig. Mit mehr Pferden besteht die Gefahr, dass unser System der ganzjährigen Weidehaltung kollabiert. Um die Weiden intakt zu halten, gehört auch die Übersaat dazu.
Wie führen Sie diese aus?
Auf den Weiden führen wir jährlich eine Übersaat mit 30 bis 40 kg Saatgut pro Hektare aus. Dabei splitten wir auf zweimal, das heisst einmal im Frühling und einmal im Herbst. Das ist sehr teuer und kostenintensiv. Mit der Ganzjahresweide haben wir aber enorm strapazierte Weiden. Wenn wir nicht zweimal übersäen, kollabieren die Weiden und unsere Idee «Pferdeweiden» ist gestorben. Ich wurde schon
Auf den Weiden splitten wir die Übersaat auf zweimal pro Jahr.
oft darauf angesprochen, warum ich das auf den Weiden jährlich mache. Da gibt es einen einzigen Grund: Ich habe den Mut nicht, auf den Weiden die Übersaat für ein Jahr auszulassen. Übrigens bleiben die Pferde bei der Übersaat auf der Weide.
Geht das?
Ja, das geht ganz gut. Wir treiben das damit zwar etwas auf die Spitze, aber es funktioniert. Und für die Übersaat ist das auch kein Problem.
Für die Übersaaten bei Rüedis kommt eine Vredo-6-Meter-Direktsaatmaschine mit
Glattwalze zum Einsatz. Bild: zvg
Pferdeheu und ganzjährige Pferdeweide
Hans und Margret Rüedi haben ihren Landwirtschaftsbetrieb in Ortschwaben BE vor rund 20 Jahren von Milchkühen und Ackerbau auf ein Angebot an Alters- und Ferienplätzen für Pferde umgestellt und das «Pferde-Altersheim» pferdeweiden.ch gegründet. Spezialisiert ist der Betrieb auf die ganzjährige Pferde-Weidehaltung. Auf den Betriebsstandorten Ortschwaben, Hasle bei Burgdorf und Grünenmatt sind insgesamt 30 Hektaren eingezäunt. Rund 50 Hektaren Grasland werden zudem genutzt zur Produktion und zum Verkauf von Pferdeheu in Klein- und Quaderballen. Zu pferdeweiden.ch gehören weitere Betriebe von Bauernfamilien in Hasle bei Burgdorf und Grünenmatt. Der Betrieb, der auch für seine Besenbeiz und Alpakahaltung bekannt ist, wird heute in einer Generationengemeinschaft mit Sohn Andreas und seiner Frau Sarah geführt.
Machen Sie auch Neuansaaten mit Pflug und frisch Ansäen?
Wir haben noch eine kleine Fläche Land im Austausch mit einem Erdbeerbauern für seine Fruchtfolge. Dort gibt es dann jeweils eine Neuansaat mit dem Pflug. Aber sonst machen wir keine Neuansaaten. Wir suchen das auch nicht.
Zurück zur Heugrasproduktion. Was machen Sie für die Pflege und die Düngung?
Wir güllen möglichst früh, am besten schon im Februar. Früher machten wir das, als das Gras schon relativ hoch war, dann haben wir das komplett geändert. Mit einer frühen Startgabe helfen wir den Gräsern bei der Bestockung. Etwas später, aber ebenfalls möglichst früh, folgen dann das Striegeln und Walzen.
Striegeln ist für Sie ebenfalls wichtig?
Früher haben wir das noch nicht gemacht. Das ist etwas, was ich lernen musste. Heute bin ich vom Striegeln überzeugt. Dabei fahren wir mit einer schweren 6-MeterStriegel-Walzen-Kombination durch all unsere Grasflächen hindurch. Richtig grob ist das, und das sieht dann oft nicht so schön fürs Auge aus. Man muss beim Striegeln dem Gras weh machen, sonst macht es keinen Sinn.
Wieso?
Wir wollen das Unkraut und die flachwurzelnden Gräser mit dem Striegeln wirklich plagen und damit kaputt machen. Gute Gräser kann man nie ganz ausreissen, die können wir beim Striegeln höchstens verletzen. Wenn diese verletzt sind, werden sie dadurch nur umso stärker.
Welche Probleme beim Pflanzenbestand stellen Sie am meisten fest?
Der Wegerich ist für uns der Gradmesser, ob wir einen guten Bestand haben oder nicht. Der kommt sofort, wenn es schlechte Weideecken hat. Der geht breit und führt damit zu grossem Schaden. Wenn der Wegerich breitflächig kommt, dann müssen wir sofort mulchen, damit er nicht versamt. Chemie setzen wir keine ein.
Auf welche Gräser setzen Sie bei der Übersaat?
Wir haben eine Mischung, mit der wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Da sind 25 Prozent Knaulgras und 25 Prozent Rohrschwingel sowie auch Raigräser drin. Die Mischung ist robust und bringt viel Gewicht, was für unseren Betrieb sehr wichtig ist. Was wir komplett rausgenommen haben, sind frühe Gräser. Beim spät geernteten Pferdeheu sind die nur noch «Ghüder».
Wir säen das Saatgut in eine Tiefe von 1 bis 2 cm.
Welches Übersaatgerät setzen Sie ein?
Ich bin überzeugt, dass das Saatgut in die Erde gehört. Deshalb setzen wir seit einigen Jahren ein Übersaatgerät für die Direktsaat in 0 bis 2 cm Tiefe ein. Ideal ist für mich eine Tiefe von 1 bis 2 cm. Das klappbare Gerät ist von Vredo, hat Doppelscheibenscharen mit 7,5 cm Reihenabstand, eine nachfolgende Glattwalze und 6 Meter Arbeitsbreite. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht und wir haben damit auch eine sehr gute Flächenleistung. Wir haben im Lauf der Jahre vieles ausprobiert, so haben wir früher beispielsweise auch mit dem Düngersteuer die Grassamen gestreut. Das hat sich bei uns aber nicht bewährt.