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SKIWINTER 2020/21 SO AUSSERGEWÖHNLICH – SO ERFOLGREICH!


1,9% Leasing auf zahlreiche Plug-in-Hybride

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Editorial

Positives kann man steigern Während in Italien und Frankreich die Bergbahnen im Winter ganz stillgestanden sind, liefen sie in Österreich zwar, aber weder Hotellerie noch Gastronomie fand statt. Zudem fehlten hüben und drüben die ausländischen Gäste. In der Schweiz konnten die Bergbahnen (bis auf ganz wenige zeitliche Ausnahmen in gewissen Kantonen) dagegen im Winter durchgehend laufen und die Hotellerie konnte ebenfalls Gäste empfangen. Ein normaler Winter ist anders. Aber immerhin war er – meteorologisch gesehen – einer der besten in den letzten Jahren. Ausser dem Wetter hätte alles ein bisschen anders sein können.

nen lebt – von grosser Freude und ebenso grosser Enttäuschung. Hoffen wir alle, dass diese Form der Austragung sportlicher Wettkämpfe einmalig bleibt.

Skisportlich gesehen lief für die Eidgenossen eigentlich auch alles ganz gut. 15 Siege und 53 Podestplätze stehen alleine in den alpinen Weltcup-Bewerben zu Buche. Dies führte zum abermaligen Gewinn der Nationenwertung. Wir haben lange darauf gewartet, jetzt kriegen wir alles zurück – und das gleich im Doppelpack. Einziger Negativpunkt im letzten Winter ist das fehlende Publikum – nicht nur im Skisport, im Sport allgemein, der bekanntlich von Emotio-

Positiv, haben wir gelernt in den letzten zwölf Monaten, muss nicht immer negativ sein. Treffender als mit dem Zitat des deutschen Schriftstellers und Malers Erhard Blanck lässt sich diese These nicht umschreiben: «Positives kann man steigern. Negatives nur vertiefen.»

Vergessen ging dadurch auch der Breitensport – vermeintlich vergessen. Unbeschadet geblieben sei der Wintersport nicht, aber es sei gelungen, die Dynamik bei den Clubs hochzuhalten. Das sagt Gary Furrer, Leiter Breitensport bei Swiss-Ski, in einem Beitrag in dieser Ausgabe. Richtig. Die meisten Breitensportprojekte konnten in einer neuen Form trotzdem durchgeführt werden.

Ich wünsche Ihnen viele positive Erlebnisse im kommenden Sommer.

J O S E P H WE I B E L CH EF R E DA K TO R S NOWACT I VE

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Inhalt // Mai 2021 50

F OKU S 4 // Das war ein guter Winter Die Schweiz bleibt auch nach dem zweiten Winter die Ski-alpin-Nation Nummer 1. 10 // Alpine Ski-Weltmeisterschaften In Cortina d’Ampezzo setzten die Alpinen mit neun WM-Medaillen das Tüpfelchen aufs «i». 12 // Gary Furrer blickt zurück «Es ist gelungen, die Dynamik bei den Skiclubs hochzuhalten.»

M E N S C HE N 20 // Urs Lehmann im Interview Der Swiss-Ski-Präsident zieht Bilanz über einen aussergewöhnlichen Winter. 24 // Gut vorgespurt Rösli Streiff spurte vor knapp 90 Jahren in Cortina d’Ampezzo für den Durchbruch des Damen-Skisports vor. 30 // Skiclub Büren-Oberdorf Ein Nidwaldner Skiclub wird 80 und zeichnet sich als äussert aktiver Verein aus.

AK TIV 32 // Langlauf Die WM-Silber-Frauen Laurien van der Graaff und Nadine Fähndrich im Doppelinterview. 36 // Alex Fiva Mit 35 Jahren schaffte der Bündner doch noch den grossen Coup und wurde Skicross-Weltmeister. 38 // Snowboarder Jan Scherrer WM-Medaille, Kristallkugel und Weltneuheit: Jan Scherrer ist voll durchgestartet.

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40 // Telemark-Saison Das Schweizer Telemark-Team holte mit neun Kristallkugeln alle möglichen Trophäen. 46 // Sci Svizzera Italiana Elf junge Skitalente aus dem Tessin wurden vom italienischen Ex-Skicrack Massimiliano Blardone trainiert.

S E RV IC E 50 // Der neue Bergbahnen-Direktor im Interview Berno Stoffel wurde im Herbst ins kalte Wasser geworfen, meisterte seinen Einstand aber hervorragend. 56 // Lucio Zallot Getroffen in Andermatt: Lucio Zallot, Generalmanager von Head «DACH».

Standards 01 // Editorial 18 // Mixed Zone MA I 2 2021

60 // Medizin 62 // Fünfmal aufgeschnappt

63 // Rätsel 64 // PS.

Titelseite Der Winter 2020/21 war aussergewöhnlich in jeder Beziehung. Er war vor allem aber für den Schweizer Skisport erfolgreich. Wir lassen Lara Gut-Berahmi, stellvertretend für die Skination Nummer 1, über 2020/21 jubeln! Foto: Keystone

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SKIWINTER 2020/21 SO AU AUSS S ERGEW ERGE G ÖHNLICH – SO ER ERF ERFOLGRE REICH! RE ICCH!

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Die Schweiz bestätigte im Winter 2020/21 ihren Status als Ski-AlpinNation Nummer 1. In der Nationenwertung des alpinen Ski-Weltcups wurde die zweitplatzierte Alpin Equipe aus Österreich um 876 Punkte distanziert. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern war SwissSki die Nummer 1 – etwas, was erst zum vierten Mal überhaupt gelang. 4

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FOTOS: KEYSTON E-SDA / ST EPHAN BÖGLI

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Beat Feuz

Lara Gut-Behrami

am Ziel seiner Träume: Der KristallkugelGewinner gewann erstmals die HahnenkammAbfahrt in Kitzbühel – und doppelte zwei Tage später nach.

feierte sechs Saisonsiege und gewann zum dritten Mal die Disziplinenwertung im Super-G.

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rfolg zu haben und einen Titel zu erringen ist schwierig. Noch schwieriger ist es, einen Titel in der Folge erfolgreich zu verteidigen. Doch genau dies gelang dem Swiss-Ski Team im vergangenen Weltcup-Winter – und zwar auf überaus eindrückliche Weise. «Es war von A bis Z eine super Saison. Wir konnten sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern aufrücken oder die Spitze behaupten», freut sich Walter Reusser, der Alpin-Direktor von Swiss-Ski. Der Gewinn des Nationencups widerspiegle die Summe aller guten Einzelresultate, so CEO Bernhard Aregger. «Dieser Titel ist sehr wertvoll und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Nur wer breit aufgestellt ist, kann einen solchen Erfolg erringen.» Zum vierten Mal nach 1983, 1985 und 1987 gelang es den Schweizer Alpinen, in allen Nationencup-Kategorien die Nummer 1 zu sein – bei

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den Frauen, den Männern und insgesamt. 10 087 Weltcup-Punkte sammelten die Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski im vergangenen Winter. Die 10 000-Punkte-Marke hatte zuvor letztmals 1992 geknackt werden können. Die Schweizer Frauen machten in der Nationen-Wertung derweil einen Sprung vom 3. auf den 1. Platz. Das zuvor letzte Mal waren die Frauen von Swiss-Ski in der Saison 1994/95 die Weltbesten gewesen. Der grosse Fortschritt der Frauen freut den Alpin-Direktor besonders. «Die entscheidenden Faktoren hierfür waren Kontinuität, Gesundheit und absoluter Fokus im Training», so Reusser. «Wir haben einen Staff, der breit aufgestellt ist. Im Sommer konnten wir gut trainieren, das gab dem gesamten Team das nötige Selbstvertrauen.» Sowohl die Anzahl Saisonsiege (15, in der Vorsaison 11) als auch die Zahl der Podestplätze (53, in der Vorsaison 47) konnten noch einmal gesteigert werden. Mehr Weltcup-Siege als in der Saison 2020/21 gab es für

Mauro Caviezel

Corinne Suter

feierte Mitte Dezember 2020 seinen ersten Weltcupsieg.

gewann neben der WM-Abfahrt auch jene von Val d'Isère.

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Swiss-Ski bei den Alpinen letztmals 1991/92. Mit 53 Podestplätzen erlebte die Schweiz die erfolgreichste alpine Weltcup-Saison seit 1988/89, als 59 Top-3-Rangierungen zu Buche gestanden waren. Die Bestmarke von 87 Podestplätzen aus der Weltcup-Saison 1986/87 dürfte ein Rekord für die Ewigkeit bleiben – ebenso die damals 41 errungenen Siege. Schweiz – Österreich 15:10 «Ich bin überzeugt, dass wir dieses Niveau halten können, wenn unsere Athletinnen und Athleten gesund bleiben», blickt der Präsident Urs Lehmann optimistisch in die Zukunft. «Es geht darum, fortlaufend darauf hinzuarbeiten, dass die nächste Welle von Topstars bereit ist, wenn unsere jetzigen Leistungsträgerinnen und Leistungsträger in fünf, sieben oder zehn Jahren mit dem Skisport aufhören.» Keine andere Nation feierte in der alpinen Weltcup-Saison 2020/21 mehr Siege als die

Schweiz. Lara Gut-Behrami (6), Marco Odermatt (3), Beat Feuz (2), Mauro Caviezel, Michelle Gisin, Corinne Suter und Ramon Zenhäusern (je 1) sorgten für insgesamt 15 Schweizer Saisonsiege. Italien und Österreich kommen auf zehn Triumphe, Frankreich auf deren neun. Mauro Caviezel und Michelle Gisin liessen sich im vergangenen Winter erstmals in ihrer Karriere in die Siegerliste eines Weltcup-Rennens eintragen; mit Gino Caviezel, Justin Murisier und Sandro Simonet schafften es drei Athleten aus dem Swiss-Ski Team erstmals auf ein WeltcupPodest. Mit ihren sechs Saisonsiegen überholte Lara Gut-Behrami in der ewigen Schweizer Bestenliste Erika Hess. Die Tessinerin hat nun mit 32 Weltcup-Triumphen einen Sieg mehr auf dem Konto als die sechsmalige Weltmeisterin und nimmt hinter Vreni Schneider (55 Weltcup-Siege) Platz 2 ein. >

Ramon Zenhäusern

Marco Odermatt

stand beim Slalom von Alta Badia zuoberst auf dem Podest.

durfte über drei Saisonsiege und sechs weitere Podestplätze jubeln.

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600er-Marke geknackt Beat Feuz’ Triumph in der zweiten Abfahrt von Kitzbühel Ende Januar war der 600. Weltcup-Sieg für Swiss-Ski gewesen. Mittlerweile steht die Schweiz bei 607 Siegen auf höchster Stufe (Männer 288, Frauen 315, Team Event 4). Der zweite Sieg des Berners auf der Streif war gleichzeitig der 125. Abfahrtssieg eines Schweizers im Weltcup. Auch für die Schweizer Frauen ist die Abfahrt die erfolgreichste Disziplin – mit nunmehr 94 Erfolgen im Weltcup. Die Abfahrts-Kristallkugel bei den Männern ging dank Beat Feuz zum bereits 20. Mal in die Schweiz. Mit nun vier Siegen in der Abfahrts-Wertung zog der Emmentaler mit Didier Cuche gleich. Lara Gut-Behrami sorgte im Super-G der Frauen für den sechsten Disziplinensieg einer Schweizerin – die Hälfte dieser Kristallkugeln hat sie selbst gewonnen (2014, 2016, 2021). In allen zehn Weltcup-Einzelwertungen schaffte es mindestens eine Athletin respektive ein Athlet von

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Swiss-Ski in die Top 4. Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami kämpften bis zum vorletzten Rennen um den Gewinn der grossen Kristallkugel. Geduld, Weitsicht und Kontinuität «Wichtig ist, dass unsere Athletinnen und Athleten auf die bestmögliche Art bekommen, was sie brauchen. Als Verband können wir die Grundlage legen, dass sie so schnell, erfolgreich und mit dem nötigen Selbstvertrauen fahren können», erklärt Reusser. Der Berner weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass es für Swiss-Ski trotz der aktuellen Erfolge noch einige Hausaufgaben zu erledigen gibt. Es gilt, auf der zweiten und dritten Stufe hart zu arbeiten, damit junge Athletinnen und Athleten nachrücken und es so Druck ins System gibt. «Wenn sechs bis acht Athleten in die Top 30 fahren, ist es eine Frage der Zeit, bis sie ganz vorne dabei sind.» RO MA N E B E RL E

Michelle Gisin

Nationenwertung

feierte in Semmering ihre Siegpremiere im Weltcup.

Zum zweiten Mal in Folge gewann die Schweiz die WeltcupNationenwertung.

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Siege

Podestplätze

Punkte in der Nationenwertung WELTCUP-STATISTIK 2020/21 Insgesamt: 15 Siege (letzte Saison: 11) 53 Podestplätze (letzte Saison: 47) Männer: 7 Siege (letzte Saison: 7) 27 Podestplätze (letzte Saison: 27) Abfahrt: 7 Podestplätze (2 × 1. Platz / 2 × 2. Platz / 3 × 3. Platz) Super-G: 5 Podestplätze (2/2/1) Riesenslalom: 10 Podestplätze (2/3/5) Slalom: 5 Podestplätze (1/2/2) Frauen: 8 Siege (letzte Saison: 4) 26 Podestplätze (letzte Saison: 20) Abfahrt: 7 Podestplätze (3/3/1) Super-G: 8 Podestplätze (4/2/2) Riesenslalom: 3 Podestplätze (0/2/1) Slalom: 7 Podestplätze (1/1/5) Parallel: 1 Podestplatz (0/0/1)

Die 53 Podestplätze und 15 Siege der Schweizer Athletinnen und Athleten: Lara Gut-Behrami: 10 Podestplätze (6 × Erste / 3 × Zweite / 1 × Dritte) Marco Odermatt: 9 (3/3/3) Beat Feuz: 5 (2/2/1) Corinne Suter: 7 (1/3/3) Michelle Gisin: 6 (1/2/3) Ramon Zenhäusern: 4 (1/2/1) Mauro Caviezel: 2 (1/1/0) Loïc Meillard: 2 (0/1/1) Wendy Holdener: 3 (0/0/3) Urs Kryenbühl: 2 (0/0/2) Gino Caviezel: 1 (0/0/1) Justin Murisier: 1 (0/0/1) Sandro Simonet: 1 (0/0/1)

Nationencup Gesamt: 1. Schweiz 10 087 2. Österreich 9211 3. Italien 5735

Super-G: 1. Vincent Kriechmayr 2. Marco Odermatt 3. Matthias Mayer 4. Mauro Caviezel

Nationencup Frauen: 1. Schweiz 4758 2. Österreich 3953 3. Italien 3799

1. Lara Gut-Behrami 2. Federica Brignone 3. Corinne Suter

Nationencup Männer: 1. Schweiz 5329 2. Österreich 5258 3. Frankreich 4141

Riesenslalom: 1. Alexis Pinturault 2. Marco Odermatt 3. Filip Zubcic 4. Loïc Meillard

Gesamtweltcup: 1. Alexis Pinturault 2. Marco Odermatt 3. Marco Schwarz 4. Loïc Meillard

1. Marta Bassino 2. Mikaela Shiffrin 3. Tessa Worley 4. Michelle Gisin

1. Petra Vlhova 2. Lara Gut-Behrami 3. Michelle Gisin

Slalom: 1. Marco Schwarz 2. Clément Noël 3. Ramon Zenhäusern

Abfahrt: 1. Beat Feuz 2. Matthias Mayer 3. Dominik Paris 1. Sofia Goggia 2. Corinne Suter 3. Lara Gut-Behrami

1. Katharina Liensberger 2. Mikaela Shiffrin 3. Petra Vlhova 4. Michelle Gisin 5. Wendy Holdener

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WM Alpin 2021

ÜBERRA So stark wie letztmals Ende der Achtzigerjahre Neun Medaillen errangen die Schweizer Alpinen im vergangenen Februar an den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo. Damit war die Ausbeute so gross wie seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr.

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inzig 1987 bei den legendären Titelkämpfen in Crans-Montana (14 Medaillen, 8-mal Gold) und zwei Jahre später in Vail (11 Medaillen, 3-mal Gold) war das Swiss-SkiTeam noch erfolgreicher gewesen als im Februar 2021 in Venetien. Mit zweimal Gold (Super-G und Riesenslalom) und einmal Bronze (Abfahrt) war Lara Gut-Behrami die erfolgreichste WM-Teilnehmerin überhaupt. Corinne Suter errang derweil als erste Schwei-

zerin seit Maria Walliser 1989 den Weltmeistertitel in der Abfahrt, nachdem sie zuvor hinter Gut-Behrami schon Silber im Super-G gewonnen hatte. Die Tessinerin und die Schwyzerin hatten grossen Anteil daran, dass die diesjährigen Titelkämpfe für das Schweizer Frauen-Team als die zweiterfolgreichsten Weltmeisterschaften in die Swiss-Ski-Annalen eingingen. Die Equipe um Cheftrainer Beat Tschuor errang


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FOTOS: KEYSTON E-SDA / SWI SS -SKI

AGEND! dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. Lediglich vor 34 Jahren in Crans-Montana war das Frauen-Alpin-Team von Swiss-Ski noch erfolgreicher gewesen (8 Medaillen, davon 5-mal Gold). ROMAN EBERLE

1 20 Jahre nach Sonja Nef gewann Lara GutBehrami als nächste Schweizerin WM-Gold im Riesenslalom – und kürte sich damit zur DoppelWeltmeisterin von Cortina. 2 Zweimal Gold und einmal Bronze: Lara GutBehrami war die überragende Schweizer WM-Athletin in Cortina. 3 Doppelsieg zum WM-Auftakt: Lara Gut-Behrami gewann den Super-G vor Corinne Suter. 4 Zwei Tage nach Silber folgte Gold: Corinne Suter wurde Abfahrts-Weltmeisterin.

5 Beat Feuz errang seine insgesamt dritte WM-Medaille – Bronze in der Abfahrt. 6 Zweifacher Medaillengewinner: Loïc Meillard gewann sowohl in der Kombination als auch im Parallel-Rennen Bronze. 7 Persönlicher Medaillensatz komplett: Nach Olympia-Gold und WM-Silber gabs diesmal für Michelle Gisin WM-Bronze in der Kombination. 8 Das Schweizer Team durfte in Cortina neunmal über WM-Edelmetall jubeln – so häufig wie seit 1989 nicht mehr.

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Wer Gary Furrer sagt, nennt ihn im gleichen Atemzug auch «Mr. Skisprung» – und: verbindet ihn mit dem vierfachen Olympiasieger Simon Ammann. Auch zehn Jahre nach seinem Rücktritt als Chef Skisprung. Seither wirkt Gary Furrer auf einer anderen, weniger aufgeregten aber nicht minder wichtigen Ebene als Leiter Breitensport bei Swiss-Ski.

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FOTOS: B& S, ERI K VOGELSA NG

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elbst in diesen verrückten Wochen und Monaten, nachdem sich Simon Ammann 2002 als Doppel-Olympiasieger im Skisprung wie aus dem Nichts auf den Olymp hievte, nahm sich Gary Furrer zurück und genoss im Stillen den Triumph, nicht nur des «feinfühligen Gamblers» wegen, wie er Simon Ammann bezeichnet, sondern weil der Skisprung in der Schweiz plötzlich und auf Dauer in ein anderes Licht gerückt wurde. Gary Furrer kannte die andere Seite schon länger – wie es ist, wenn eine Sportart nicht mal wahrgenommen, geschweige darüber berichtet wird. Elf Jahre (1988 bis 1999) war er Cheftrainer Skisprung im Leistungszentrum Einsiedeln. Das war die Zeit, als es zuerst in Einsiedeln noch keine grosse Schanze gab, zumindest aber Initianten, die ein solches Vorhaben planten. Als dann die heutige Schanzenanlage 2003 gebaut wurde, war Gary Furrer bereits vier Jahre als Cheftrainer der Skispringer bei SwissSki im Amt und erlebte mit dem Doppelolympiasieg von Simon Ammann im Jahr zuvor einen ersten grossen Höhepunkt in seiner Karriere, die er 2010 als Cheftrainer beendete. Man attestierte ihm im Nachhinein in seiner Zeit immer eine glückliche Hand bei der Auswahl der drei Cheftrainer gehabt zu haben: Schödler, Schuster und zuletzt Künzle. Sein Amt legte er vor zehn Jahren nieder, weil er sich leer gefühlt habe. «Ich sagte mir: Jetzt ist es Zeit aufzuhören.» Und für ihn war es der richtige Zeitpunkt mit fast 50 Jahren noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen. Der Sportliche Gary Furrer zeigt auf den Friherrenberg. Da läuft er im Winter regelmässig, sofern es die Schneedecke erlaubt, mit den Tourenski hoch. Gestartet wird um sechs Uhr in der Früh. Respekt. Gary Furrer ist mittlerweile 60 Jahre, aber sportlich auf der Höhe, als wäre er noch ein gut trainierter Jungspund. Er joggt regelmässig, geht auch mal auf eine grössere Skitour und im 14

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Sommer gerne aufs Rad. Von seiner Wohnung aus in Einsiedeln blickt man direkt auf den Sihlsee. Er zeigt auf die gegenüberliegende Seite, wo eines seiner drei erwachsenen Kinder wohnt. Sein Blick wandert weiter auf die Bergkulisse und ein entspanntes Lächeln überzieht sein Gesicht: «Isch das nit e Pracht», sagt er. Einsiedeln ist schon seit vielen Jahren sein Lebensmittelpunkt. Auch jetzt als Leiter Breitensport. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise erst recht. Einmal in der Woche fährt er nach Muri zu Swiss-Ski. An den anderen Tagen ist Home Office angesagt. Sein Skoda steht öfters unbenutzt vor dem Haus. Seit 31 Jahren habe er im Winter das erste Mal erlebt, wie es sei, an den Wochenenden frei zu haben. «Man lernt die Schweiz kennen» Gewöhnlich lebt es sich als Leiter Breitensport anders. Sein langjähriger Vorgänger Housi Bigler könnte das bestätigen. Gary Furrer nennt es heute so: «Man lernt die Schweiz und die Verbandsbasis kennen.» Einfach ausgedrückt. Breitensport in einem der grössten und erfolgreichsten Sportverbände der Schweiz ist eine extrem vielfältige Herausforderung. «Und diese Herausforderung ist leistungsportgebunden», ergänzt Furrer. Das sagt er ganz ohne Unterton, vielmehr als Bestätigung einer Notwendigkeit. «Der Verband muss leistungsorientiert denken. Und das wird weitgehend so wahrgenommen.» Damals, als er als Chef Skisprung zurücktrat, dachte er nicht daran, diese Funktion zu übernehmen. Es sei auch nicht die Absicht gewesen, beim Verband zu bleiben. Die Verbandsspitze sah das anders und bot ihm den Job an. Mit der Zusage nahm er sich aus diesem Rampenlicht, in dem er in der vorherigen Position gestanden hatte. Ungewollt. Aber unvermeidlich, weil die Erfolge von Simon Ammann zu einem Hype im Nachwuchsbereich führten und den Skisprung in der Schweiz endgültig aus dem Dornröschenschlaf weckten. Weil er der Basis immer nahe gestanden ist, wusste er:

Das ist kein reiner Bürojob. In einem anderen Fall hätte er diese Herausforderung sicher nicht angenommen. Er sah aber eine Chance, seine reiche Erfahrung aus den letzten gut 20 Jahren in Führungspositionen in diese neue Funktion einzubringen. Positive Bilanz Nach zehn Sommer- und Wintersaisons zieht er eine positive Bilanz. Auch für sich selbst. Ihm gefällt sein Job – nach wie vor. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten lassen sich auch für den Breitensport Sponsoren finden, mit deren finanziellen Unterstützung die zahlreichen Projekte weitgehend selbsttragend gestaltet werden können. Das gilt sowohl für die traditionellen, vor allem aber auch für die neuen Sportarten im New School Bereich, die gemäss Gary Furrer enorm zugelegt haben. Er verneint die Vermutung, der Skisport verliere immer mehr an Bedeutung. Daran ändert seiner Meinung nach auch die hohe Einwanderungsquote der letzten Jahre nichts. Wichtig sei, sagt er, dass die Kinder Gelegenheit erhalten, sich auf dem Schnee zu bewegen – in welcher Form auch immer. Er sei gespannt, wann ein ehemaliger Migrant als Schweizer einen ersten Sieg einfahre. Wer vom Skisport spricht, meint oft die alpinen Sportarten. Sprechen wir doch von seinem einstigen Steckenpferd, dem Skisprung. Da hapert es im Nachwuchsbereich, auch wenn er sagt: «An der Begeisterung fehlt es am wenigsten.» Dafür an einigen anderen Dingen. Die Erfolge von Ammann und Co. haben den Mangel an kleinen Übungsschanzen ausserhalb der wenigen Stationen mit Skisprunganlagen überdeckt. Und wenn es eine Möglichkeit dazu gäbe, fehlt es an der Unterstützung. Nicht mal an der finanziellen, wie sein Beispiel von der Skisprungschanze im basellandschaftlichen Langenbruck verdeutlicht: Ein Geldgeber wäre bereit gewesen, die bestehende Anlage auf eine ganzjährige Nutzung umzubauen. «Alles lag


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Breitensport in einem der grössten und erfolgreichsten Sportverbände der Schweiz ist eine extrem vielfältige Herausforderung.

auf dem Serviertablett, es fehlte letztlich an einem Skiclub, der die Schanze hätte betreiben sollen.» Das gute Beispiel gibt es auch. Furrer berichtet vom neuen Skispringerclub Basel, der von einem Deutschen gegründet wurde und eine Gruppe Skispringer anführt. Die gute Seite ... Aber seit einem Jahr pfuscht die lästige Corona-Pandemie dem Breitensportchef ebenso wie andern ins Handwerk. Die Sorgenfalten entspannen sich schnell auf seinem Gesicht. «Der Wintersport findet draussen statt im Schnee. Und das war von Anfang an unsere Chance.» Unbeschadet blieb der Wintersport nicht. Aber es sei gelungen, die Dynamik bei den Clubs hochzuhalten. Der Grand Prix Migros, der Famigros Ski Day und die meisten anderen Projekte konnten in einer neuen Form trotzdem durchgeführt werden. Knapp 130 Clubs hätten sich an der Grand Prix Migros Challenge beteiligt, 11 Stationen ermöglichten Familien einen schönen Skitag. Einige Stationen seien ausverkauft gewesen, ehe die Ausschreibung richtig begonnen habe. Möglich gemacht haben es auch wieder die treuen Sponsoren, die dem Verband – trotz Corona – die Stange halten. Im Langlauf war es nicht anders, die angebotene Challenge wurde von um die 60 Clubs und über 1000 Kindern genutzt. Die digitale Lösung für den Swiss Loppet erwies sich ebenfalls als eine gute Idee, die sechs von elf Organisatoren aufgenommen haben. Immerhin: Zehn Läuferinnen und Läufer hätten das ganze Programm absolviert. Gary Furrer attestiert sowohl den Regionalverbänden als auch den Clubs sehr viel Eigendynamik. «Wir haben einzig gesagt: Macht etwas!» ... und die Kehrseite der Medaille Aber selbst beim Breitensport können nicht immer nur Milch und Honig fliessen. Die Pandemie forderte auch viele Verlierer. Ganz am Anfang dieser unrühmlichen Liste stehen zum

Beispiel die rund 250 Skischullager mit 13 000 Kindern der Schneesportinitiative, die abgesagt werden mussten. Oder das Juskila, für das man im Vorfeld ein sicheres Konzept erarbeitet hat. Im Oktober musste die Organisation das Juskila dennoch absagen, als die Vorgaben des Bundes verschärft wurden. War das schlimm gewesen? «Nein!» sagt Gary Furrer ohne zu zögern. «Das Juskila ist mit 600 Kindern ganz klar eine zu grosse Dimension.» In Konsequenz wurden leider praktisch auch alle Lager im Klassenverband abgesagt. Gary Furrer zeigt auf den Friherrenberg und zeichnet symbolisch eine Hütte in die Luft. «Es gibt unzählige Lagerhäuser, die von Skiclubs betrieben werden. Das ist oft ein ganz wichtiger Teil ihres Budgets und ihrer Existenz. Sie gehören in diesem Punkt zu den grossen Verlierern!». Andere Prioritäten Die Unlust weiter über dieses Thema zu reden, ist spürbar. Die Pandemie hat vielen Alltagsgeschäften des Leiters Breitensport eine andere Priorität eingeräumt. Einmal abgesehen von den ausbleibenden regelmässigen Besuchen bei Clubs und Regionalverbänden, muss Gary Furrer in seiner Funktion auch mal kleinere oder grössere Flächenbrände zu löschen versuchen. Zwar hätten nur wenige Clubs ihren Austritt mit der Beitragserhöhung von zehn Franken begründet, aber solche Begebenheiten nimmt er ernst. Auch jene Sponsorenvereinigung aus dem Mittelland, die ebenfalls ihren Austritt geben wollte, weil ein Teil der Mitglieder nicht damit einverstanden gewesen war, wie der Verband mit dem Juskila umgeht. Gary Furrer war anwesend an der Generalversammlung und erklärte den anwesenden Mitgliedern, wieso Swiss-Ski diesen Schritt vollzogen hatte. Seine Statement leuchtete den meisten Anwesenden ein. Sie verwarfen den geplanten Austritt grossmehrheitlich. Wenn Clubs das Gefühl hätten, das Geld, das sie dem Verband abliefern, sei für die Finanzie-

rung eines wachsenden Verbandsgefüges, müsse er Einhalt gebieten. Er frage dann zum Beispiel, ob die Lust nicht mehr da sei, auf erfolgreiche Athletinnen und Athleten stolz zu sein und mit ihnen Erfolge auf internationaler Ebene zu feiern. «Das mag vielleicht eine einfache Form von Diskussion sein. Es geht mir aber darum, dass wir die Arbeit eines grossen Sportverbandes noch vermehrt offenlegen und unseren Mitgliedern bewusst machen, dass ihre Beiträge nicht in den Verwaltungsapparat, sondern in Investitionen an der Basis, in die Ausbildung von Trainern und an die Regionalverbände fliessen, die damit ihre leistungs- und breitensportorientierten Abteilungen mitfinanzieren können.» Letztlich seien alle die Gewinner; «auch die Sponsoren, die dank unseren Erfolgen im Spitzensport zufriedene und treue Partner sind.» Strukturen aufbrechen Nein. Die Arbeit geht ihm nicht aus. Und die Freude an seiner Tätigkeit ebenso wenig. Für ihn sind die vielen Aktivitäten nicht einfach wiederkehrendes Programm. «Festgefahrene Strukturen müssen aufgebrochen und durch neue ersetzt werden. Das vergangene Jahr hat neben allem Unbill auch neue Chancen eröffnet.» Ein gutes und nachhaltiges Angebot festigt die Basis in den Clubs. Ein gutes Angebot findet er zum Beispiel, dass dank der SBB Kinder, die ein Schneesportlager besuchen, für je fünf Franken hin- und zurückreisen können. «2019 haben wir dank der Zusammenarbeit mit SwissPass beim Juskila auch erstmals das Gepäck separat transportiert. Das war ein Quantensprung für alle!» Manchmal kommt sich Gary Furrer vor wie ein Wanderprediger. Aber solange seine Worte nicht in der Wüste verhallen, ist ihm das nur recht. Seine Aufgabe sei es, möglichst viele Leute auf den Schnee zu bringen. Und das scheint ihm eigentlich ganz gut zu gelingen. J O S E PH W E I B E L

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Offizieller Fahrzeugpartner liefert mehr als 30% PlugIn-Hybride an den Schweizer Skiverband Swiss-Ski aus.

Offizieller Fahrzeugpartner liefert mehr als 30% Plug-In-Hybride an den Schweizer Skiverband Swiss-Ski aus.

Effizienz, Ladekomfort und Alltagstauglichkeit – diese Worte beschreiben die Plug-In-Hybride von Audi. Davon ist auch Swiss-Ski überzeugt. Mehr als 30% des Schweizer Skiverbands haben sich für den Audi Q5 TFSI e als täglichen und sicheren Begleiter entschieden. Die Swiss-Ski-Athletinnen Michelle Gisin, Joana Hählen und Jasmine Flury berichten von den Vorteilen der innovativen Technologie nach zahlreichen selbstgefahrenen Kilometern mitten in der Saison. Als Namensgeber des Audi FIS Ski Weltcups und als offizieller Fahrzeugpartner, seit mehr als 50 Jahren in der Schweiz, steht Audi mit neuen Technologien an der Seite der Athletinnen und Athleten. Audi als Marktführer bei Alternativantrieben in der Schweiz baut sein Angebot an Plug-InHybridmodellen, von der Kompakt- bis zur Oberklasse, in hohem Tempo aus. Der Audi A3 Sportback TFSI e und der Audi Q8 TFSI e bilden die Klammer im Plug-In-Hybrid-Programm der

Marke mit den vier Ringen. Die neuen Q3 und Q3 Sportback 45 TFSI e reihen sich dazwischen ein. Sie bilden den Einstieg in die Welt der elektrifizierten Q-Modelle. Mit diesen neuen Modellen sowie den bereits bekannten Plug-In-Hybriden Q7 TFSI e und dem A6 und A7 TFSI e bietet Audi heute eine komplette Plug-In-Hybrid-Serie an. Ihre gemeinsamen Stärken sind ein souveränes Fahrerlebnis, ein unkompliziertes Lademanagement und hoher Alltagsnutzen. Diese drei Stärken bilden das grundlegende Zieldreieck in der Entwicklungsarbeit der Plug-In-Hybridmodelle bei Audi. Technik, Ausdauer, Speed und der Wille zum Erfolg – diese Werte untermauern die Partnerschaft von Swiss-Ski und Audi Schweiz Seit mehr als 50 Jahren ist Audi Schweiz offizieller Fahrzeugpartner des Schweizerischen Skiverbands (Swiss-Ski). Die Marke mit den vier Ringen ist stolz auf die Athletinnen und Athleten und stellt deren Mobilität sicher, denn sie müssen zu jeder Zeit, bei jeder Witterung sicher und entspannt an die Trainings- und Wettkampforte kommen. Mit der Lancierung des QuattroAntriebs vor nun mehr als 40 Jahren wurde eine ideale Voraussetzung für die Schweizer Schneesportler geboren. In die Saison 2020/21 konnte nachhaltiger und effizienter gestartet

werden, denn die erfolgreiche Elektrifizierung der Flotte reduziert den CO2-Ausstoss der Athleten signifikant. Swiss-Ski möchte nachhaltig und lokal emissionsfrei unterwegs sein, daher hat sich bereits mehr als ein Drittel des Skiverbands für den Q5 TFSI e, den Premium Plug-In-Hybriden mit einer elektrischen Reichweite von mindestens 40 km, entschieden. Urs Lehmann, Swiss-Ski-Präsident, ist ebenso überzeugt von der innovativen Audi Plug-InHybrid-Technologie und erfreut sich an seinem Q7 TFSI e seit Anfang 2021. Er sagt: «Der Audi Q7 TFSI e ist der ideale Begleiter für mich, denn der Quattro-Antrieb erlaubt mir den ganzen Winter über sicher unterwegs zu sein, gepaart mit dem Plug-In-Antrieb habe ich nun auch erstmals die Möglichkeit, den Verbrauch zu reduzieren und so nachhaltiger und effizienter von Rennen zu Rennen zu fahren.» Dieter Jermann, Brand Director Audi Schweiz, erklärt Urs Lehmann persönlich die Vorzüge der Elektrifizierung und gratuliert zu den Erfolgen der Athletinnen und Athleten. Zudem erwähnt er begeistert: «Die Plug-In-Hybrid-Fahrer von Swiss-Ski haben sich für diese Antriebsversion bewusst entschieden und leisten somit einen wichtigen Beitrag für die Senkung des CO2Ausstosses.»

FOTOS: Z VG

AUDI ELEKTRIFIZIERT SWISS-SKI


Urs Lehmann, Swiss-Ski-Präsident ist überzeugt von innovativer Audi Plug-In-Hybrid-Technologie.

Dieter Jermann, Brand Director Audi Schweiz freut sich über die bewusste Fahrzeugwahl der Athleten.

Audi Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge begeistern Swiss-Ski-Athleten.

Vorteile der Audi Plug-in-Hybriden laut den Swiss Ski Athleten Audi Schweiz hat die Swiss-Ski-Athletinnen Michelle Gisin, Joana Hählen und Jasmine Flury nach zahlreichen selbstgefahrenen Kilometern befragt, um herauszufinden, was sie persönlich an der innovativen, nachhaltigen Plug-In-Technologie schätzen. Als gemeinsame Werte von Audi und ihr selbst erachtet Jasmine Flury: «Einerseits ist es ganz klar die Faszination für Geschwindigkeit, Dynamik und Erfolg. Beim Skifahren will ich auch möglichst schnell ins Ziel kommen. Anderseits ist es extrem wichtig, während 365 Tagen im Jahr effizient und sicher unterwegs zu sein. Deshalb verbinden uns die gemeinsamen Werte Effizienz und Sicherheit.» Weiter erzählte sie. «Am besten gefällt mir, dass ich mit dem Auto

elektrisch fahren kann und gleichzeitig einen normalen Motor zur Verfügung habe. Kürzere Stecken, wie beispielsweise von mir daheim in Monstein nach Davos zum Training und zurück lege ich rein elektrisch zurück. Geht meine Reise weiter, bleibe ich dennoch unabhängig und das Auto schaltet jeweils automatisch um. Da ich viel in den Bergen, beziehungsweise auf Pässen unterwegs bin, ist es schlichtweg genial, denn mein Audi Q5 TFSI Plug-In-Hybrid lädt beim Herunterfahren selbstständig wieder auf. Es freut mich, dass wir dadurch nachhaltig unterwegs sind. Und es beeindruckt mich jedes Mal von Neuem!» Michelle Gisin erzählt, was ihr bei SponsorPartnerschaften wichtig ist: «Nachhaltigkeit ist mir wichtig, auch bei den Sponsoren. Es ist toll, seit vielen Jahren auf die geniale Unterstützung von Audi zählen zu dürfen.» Zudem verrät Michelle, warum sie sich für den Q5 TFSI e entschieden hat. «Ich finde es genial, dass wir in diesem Jahr einen Schritt in die Zukunft gehen dürfen und den Q5 TFSI e Plug-In-Hybrid auswählen konnten. Jeder Einzelne von uns kann seinen Teil zum Klimaschutz beitragen und die Entwicklung in der Mobilität ist ein entscheidender Faktor.» Joana Hählen verrät, was ihr an den Plug-InModellen der vier Ringe gefällt: «Die Kombination

aus Sportlichkeit und nachhaltiger Elektromobilität auf Kurzstrecken sowie natürlich die Wintertauglichkeit und das dynamische Fahrverhalten.» Bei der Frage nach der Fahrzeugwahl erzählte uns Joana zudem: «Als Skirennfahrerin ist mein Footprint nicht der kleinste. Mit einem Plug-InHybriden kann ich wenigsten auf der Strasse einen Beitrag leisten, und das Auto ist für alle Witterungsverhältnisse bestens geeignet. Mein Audi Q5 TFSI e bietet mir genügend Platz für die gesamte Skiausrüstung, hat entsprechend Power und sieht vor allem auch noch gut aus.» Loïc Meillard, Marco Odermatt und Thomas Tumler durften den Q5 TFSI e ebenso entgegennehmen und geniessen das Beste aus zwei Antriebswelten – lokal emissionsfreies, rein elektrisches Fahren im Alltag und die Kraft und Effizienz des herkömmlichen Verbrennungsmotors auf langen Strecken. Weitere Infos finden Sie hier: -----


Mixed Zone «WENNS LÄUFT, DANN LÄUFTS!» Delia Durrer war an den BRACK.CH Schweizer Meisterschaften der Alpinen im Val d’Anniviers die überragende Athletin. Die erst 18-jährige Nidwaldnerin gewann innerhalb von 48 Stunden dreimal Gold. Erst in der Kombination, danach in der Abfahrt und schliesslich auch im Super-G: Delia Durrer sicherte sich an den nationalen Meister-

schaften in Zinal auf eindrückliche Weise ihre ersten drei nationalen Meistertitel. «Es macht mich fast ein bisschen sprachlos. Ich hätte mir die Schweizer Meisterschaften niemals so schön ausgemalt», so Durrer, die Ende Februar im Val di Fassa zu ihrem Weltcup-Debüt gekommen war. «Das Sprichwort ‹Wenns läuft, dann läufts!› kommt wohl nicht von ungefähr. Ich konnte sehr befreit und locker an den Start gehen und dadurch auch meine Bestleistung abrufen.» Die weiteren Titel bei den Frauen gingen an Mélanie Meillard (Slalom) und an Camille Rast (Riesenslalom). Letztere hatte

bereits vor zwei Jahren Gold errungen (ebenfalls im Riesenslalom), derweil Meillard bei nationalen Elite-Meisterschaften zum dritten Mal in ihrer Karriere zuoberst auf dem Podest stand. Bei den fünf Medaillen-Entscheidungen der Männer gab es fünf verschiedene Sieger. Ralph Weber setzte sich in der Abfahrt mit dem Minimalvorsprung von einer Hundertstelsekunde durch (vor Yannick Chabloz), Lars Rösti behielt im Super-G die Oberhand, derweil sich Sandro Simonet zum Kombinations-Meister krönte. In den technischen Bewerben zum Abschluss der Titelkämpfe standen mit Ramon

Junioren-WM Ski alpin

Amy Baserga schrieb Anfang März in Obertilliach in Tirol Schweizer Biathlon-Geschichte. Die Schwyzerin gewann als erste Biathletin von Swiss-Ski WM-Gold auf der höchsten Nachwuchsstufe – und sie tat dies gleich doppelt. Zunächst triumphierte Baserga ohne Schiessfehler im Sprint, tags darauf siegte sie auch in der Verfolgung. «Dass es mir gelungen ist, mit einer absoluten Coolness diese Rennen anzugehen, ist unvorstellbar. Null Fehler im Sprint zu schiessen, an jenem Tag X, an dem es darauf ankommt – sensationell», so die 20-Jährige. Sie selbst hatte mit Podestplätzen in Obertilliach vor den Titelkämpfen nicht gerech18

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Fadri Janutin errang in Bansko WM-Silber im Slalom – und damit den grössten Erfolg seiner bisherigen Karriere.

Pistenverhältnisse der diesjährigen Junioren-WM. Da unmittelbar vorher der Weltcup der Männer am selben Ort Halt machte, war die Piste in einem hervorragenden Zustand. Bereits beim ersten Rennen zeigten die Schweizer ihre Ambitionen auf.

net. Doch bereits bei ihrem ersten Einsatz zeigte Baserga ihre Klasse, als sie im Einzel Vierte wurde. Topklassierungen gelangen in Tirol auf Stufe Juniorinnen/Junioren auch Niklas Hartweg (Vierter in der Verfolgung) und Lea Meier (Fünfte im Sprint). Yanis Keller erreichte in der Jugend-Kategorie Platz 5 in der Verfolgung. «Wir haben ein unglaublich tolles Team, wir sind wie eine Familie. Die beiden Goldmedaillen hängen nun zwar bei mir daheim, aber sie gehören dem ganzen Team – meinen Teamkolleginnen und -kollegen, den Trainern, den Serviceleuten. Und sie gehören auch meiner Familie, die mich unglaublich unterstützt», erklärte Baserga nach ihrem zweiten Triumph in Tirol. An Jugend- und JuniorenWeltmeisterschaften hat sie nun seit 2018 stets mindestens eine Medaille gewonnen. Gold in der

PETER WIE EINST KÜTTEL

DANJA SPICHTIG

höchsten Nachwuchs-Kategorie war für die Schweiz eine Premiere, nachdem zuvor Benjamin Weger (Silber 2009) und Lena Häcki (zweimal Silber 2016) bereits Medaillen hatten erringen können. ROMAN EBERLE

FOTO: HARALD DEUBERT

SCHWEIZER PREMIERE IN TIROL

ROMAN EBERLE

Im Super-G der Männer gewann Gaël Zulauf Bronze. Der 20-jährige Romand, der vor einem Jahr in Narvik noch mit dem undankbaren 4. Rang hatte vorlieb nehmen müssen, erreichte damit eines seiner grossen Saisonziele. Angetrieben von diesem perfekten Auftakt fuhren die Schweizer dann auch am zweiten Tag beim Riesenslalom vorne mit – Fadri Janutin klassierte sich im 5. Schlussrang. Ganz nach dem Motto, wonach das Beste zum Schluss kommt, wurde der Bündner Janutin im Slalom schliesslich VizeJunioren-Weltmeister. Leider konnten danach die Juniorinnen nicht an diese Erfolge anknüpfen. Das beste Resultate erzielte die Nidwaldnerin Delia Durrer, die beim Super-G Fünfte wurde

Just nachdem Marco Odermatt beim Weltcup-Riesenslalom im bulgarischen Bansko aufs Podest gefahren war, sorgten auf der gleichen Piste auch die Schweizer Junioren Anfang März für Furore.

Biathlon

Zenhäusern (Slalom) und Justin Murisier (Riesenslalom) zwei Walliser in ihrem Heimatkanton zuoberst auf dem Podest.

Skisprung

ZWEI WM-MEDAILLEN FÜR DIE SCHWEIZER NACHWUCHSHOFFNUNGEN

Aufgrund der Covid-19-Situation fanden die diesjährigen alpinen Junioren-Weltmeisterschaften nur in abgespeckter Form statt. Sowohl die Abfahrt als auch die Kombination und der Team Event waren nicht im Rennprogramm. Ausserdem durften pro Nation nur jeweils vier Athletinnen beziehungsweise Athleten nach Bansko reisen; die Wettkampfdaten der Juniorinnen und Junioren wurden strikt getrennt. Diese Abstriche waren zwar bedauernswert, doch umso würdiger waren das Gelände und die

Delia Durrer gewann dreimal Gold an den Schweizer Meisterschaften.

Amy Baserga wurde als erste Schweizerin Junioren-Weltmeisterin im Biathlon.

Dominik Peter flog an den Junioren-Weltmeisterschaften der Skispringer in Lahti zu Bronze. Erstmals seit 25 Jahren gewann damit wieder ein Schweizer Edelmetall an Nachwuchs-Titelkämpfen. 1996 war Andreas Küttel, 2009 Weltmeister bei der Elite, ebenfalls Dritter geworden. Peter musste sich in Finnland bei eisigen Temperaturen lediglich den Österreichern Niklas Bachlinger und David Haagen geschlagen geben. Er habe eine Medaille von sich erwartet, so der 19-jährige Zürcher Oberländer. Entsprechend glücklich und stolz war er, dem eigenen Druck standgehalten zu haben. Am Ende fehlten ihm gar nur 2,4 Punkte zum WM-Titel. Auf höchster Stufe – im Weltcup – schaffte es Peter in der vergangenen Saison viermal in die Punkteränge. Als Bestresultat hat er seit Anfang Dezember einen 16. Platz zu Buche ROMAN EBERLE stehen.

FOTOS: SWI SS -SKI

Schweizer Meisterschaften Ski alpin


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ATHLETIN JULIE ZOGG SPORTART SNOWBOARD

«Mein/e Lieblings …»

FOTO: SWISS -SKI

AUFGEZEI CH NE T VO N S A BR I NA A E BI S CH E R

… FERIENDESTINATION Hawaii

… SERIE Haus des Geldes

… ORT IN DER SCHWEIZ Sertigtal

… LIEBLINGS-APP WhatsApp

… REZEPT Lasagne

Ich reise sehr gerne in der Welt umher. Durch meinen Beruf als Snowboarderin komme ich an viele schöne Orte, aber leider haben wir selten Zeit, die Gegend zu erkunden. Eine meiner schönsten Destinationen bisher war Hawaii. Ich liebe diesen Ort, da alles ein bisschen gemütlicher und entschleunigter ist – es ist ein sehr magischer Ort für mich.

Meine Lieblingsserie ist «Haus des Geldes». Ich finde diese Serie sehr spannend, sie hat mich sehr gepackt. Ich kann es kaum erwarten, bis die nächste Staffel rauskommt.

Ein magischer Ort in der Schweiz ist für mich das idyllische Sertigtal. Dieses befindet sich oberhalb von Davos. Wenn ich meine Energie aufladen möchte, gehe ich sehr gerne zum Wasserfall im Sertig, da dies ein wundervoller Naturfleck ist. Hier kann ich Kraft und Energie tanken.

Meine Lieblings-App und sogleich auch die wichtigste App für mich ist WhatsApp. Jede Kommunikation, sei es in unserem Team-Chat oder unter meinen Freunden und in der Familie, findet bei WhatsApp statt. Seit vielen Jahren begleitet mich diese App, da ich meine Emotionen gleich mit meiner Familie teilen kann – egal wo ich mich auf dieser Welt befinde.

Ich liebe meine selbstgemachte Lasagne. Man nehme drei Knoblauchzehen und schneidet diese klein. Danach gibt man diese in eine Pfanne und bratet sie, bis sie goldbraun werden. Anschliessend gibt man gehacktes Rindfleisch sowie beliebiges Gemüse dazu. Wenn das Fleisch gebraten ist, kommt genügend Tomatensauce dazu und lässt es noch ein bisschen kochen. Dann nimmt man eine Form und begiesst den Boden mit der Sauce und belegt es dann mit LasagneBlättern – und das Ganze nochmals wiederholen. Zum Schluss kommt noch eine Schicht Sauce und eine Schicht Crème Fraîche sowie Gratinkäse – und dann ab damit bei 180 Grad ungefähr 60 Minuten in den Backofen.

M MENSCHEN

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Swiss-Ski erlebte einen in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlichen Winter. Im Interview äussert sich der Verbandspräsident Urs Lehmann unter anderem zu den Erfolgen der Alpinen, Ski-Freestyler und Telemarker, zur Entwicklung in den nordischen Sportarten, zur WM-Strategie von Swiss-Ski und zu den vier Säulen, auf denen seine mögliche FISPräsidentschaft aufbauen soll.

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FOTO: SWISS -SKI

NOCH BESSER ZU WERDEN WIRD NICHT EINFACHER, ABER ES IST UNSER ANSPORN

Urs Lehmann, eine aufgrund der Covid-19Situation aussergewöhnliche Saison liegt hinter uns. Wenn dir jemand im Herbst prophezeit hätte, dass es so ablaufen wird, wie es nun abgelaufen ist: Was hättest du geantwortet? Urs Lehmann: Ich hätte das sofort unterschrieben. Für den Schneesport im Allgemeinen war es von eminenter Bedeutung, dass eine Weltcup-Saison und Weltmeisterschaften – mit den notwendigen Restriktionen – stattfinden konnten. Swiss-Ski und auch die FIS fanden einen guten Weg mit Schutzkonzepten in Bubbles, die sehr gut funktionierten. Dank diesen Bubbles konnten wir unseren Sport ausüben. Alles war zwar sehr aufwändig, aber der grosse Einsatz hat sich gelohnt. Es war schön zu sehen, wie die Schneesport-Familie zusammengestanden und vielleicht sogar noch näher zusammengerückt ist. Swiss-Ski bot anderen Ländern oder Veranstaltern auch Hand. Aus dem Engadin Skimarathon beispielsweise wurde kurzfristig, nach der Absage der Langlauf-Rennen in Norwegen, ein erfolgreicher und faszinierender Weltcup-Anlass. Letztlich fanden hierzulande über alle Schneesport-Disziplinen hinweg 45 Weltcup-Wettkämpfe statt, so viele wie nie zuvor. All dies wäre ohne das Stabilisierungspaket des Bundes und ohne unsere treuen Sponsoren jedoch nicht möglich gewesen.

Die Alpinen konnten die erfolgreiche Vorsaison im vergangenen Winter gar noch toppen. Zum zweiten Mal in Folge resultierte Platz 1 in der prestigeträchtigen NationencupWertung. Was war schwerer: Der erstmalige Erfolg 2020 nach mehr als drei Jahrzehnten oder die erfolgreiche Titelverteidigung heuer? Seit dem Gewinn der Nationenwertung 2020 hat sich innerhalb von Swiss-Ski ein anderes Selbstverständnis und ein neues Selbstvertrauen entwickelt. Für mich war der erste Erfolg ein Durchbruch. Der diesjährige Triumph war nicht schwieriger, sondern eine Konsequenz von dem, was nach dem ersten Erfolg geschehen ist. Wir sind mittlerweile so gut aufgestellt, dass einige Athletinnen und Athleten noch einige Jahre so weitermachen oder sich gar zu Gesamtweltcup-Siegern weiterentwickeln können, etwa Loïc Meillard oder Marco Odermatt. Der zweite Sieg im Nationencup war keine Überraschung, vielmehr war er eine Bestätigung unserer Arbeit. Die Erwartungen an uns waren diesmal höher. Zu Beginn der Saison 2019/20 hatten wir diesen Erfolg noch nicht auf dem Radar gehabt. Mehr Podestplätze als in der letzten Saison gab es zuletzt 1989 bei den Alpinen. Ist eine weitere Steigerung dieser 53 Top-3-Klassierungen realistisch? Eine noch bessere Ausbeute zu realisieren wird nicht einfach. Aber es muss unser Ansporn

sein. Man muss bedenken, dass uns gegen Saisonende fast die Hälfte unserer Abfahrer verletzungsbedingt gefehlt hat. Bei den Technikerinnen fielen den ganzen Winter über mehrere Leistungsträgerinnen aus. Wenn unsere Athletinnen und Athleten gesund bleiben, bin ich optimistisch, dass wir das aktuelle Niveau auf Weltcup-Stufe halten können. Weniger breit aufgestellt sind wir auf der zweiten Ebene, im Europacup. Mit einer neu erarbeiteten Nachwuchsstrategie haben wir bereits begonnen, diesbezüglich Gegensteuer zu geben. Es ist jedoch Geduld gefragt. Unsere Aufgabe ist es, dass die nächste Generation von künftigen Siegfahrerinnen und Siegfahrern bereit ist, wenn unsere derzeitigen Leistungsträger in fünf, sieben oder zehn Jahren mit dem Skisport aufhören. Zu den Erfolgsgaranten bei Swiss-Ski gehören auch die Ski-Freestyle- und die Snowboard-Equipe. Sie machen uns seit Jahren grosse Freude. Im vergangenen Winter gelang es, die Anzahl Podestplätze in den Sportarten Skicross, Aerials und Moguls noch einmal zu steigern. Erstmals überhaupt gewann die Schweiz die Nationenwertung im Ski Freestyle – ein fantastischer Erfolg, der aufzeigt, wie breit wir in diesen Disziplinen aufgestellt sind. Endlich gelang es unseren Skicross-Männern, den Fluch zu durchbrechen und erstmals eine WM-Medaille zu erringen. Die Gold-Fahrt von Alex Fiva war für mich eines der grossen Highlights im vergangenen Winter. Quasi unschlagbar war das Telemark-Team von Swiss-Ski. 43 Weltcup-Podestplätze und 14 WM-Medaillen sind eine unglaubliche Bilanz. Diese sensationellen Leistungen kommen in der öffentlichen Wahrnehmung leider viel zu kurz – unsere Athletinnen und Athleten gewinnen im Telemark einfach alles. Man muss sich das mal vorstellen: Alle acht Kristallkugeln für den Gewinn der jeweiligen Einzelwertungen im Weltcup gingen in die Schweiz, hinzu kommt der überlegene Sieg in der Nationenwertung. An den Weltmeisterschaften in Melchsee-Frutt gewann unsere Equipe zwei Drittel aller Medaillen. Im Alpin-, Ski-Freestyle-, Snowboard- und Telemark-Bereich ist Swiss-Ski extrem erfolgreich. Anders sieht es aktuell in der Nordisch-Sparte aus. Wie sorgenvoll blickst du in die Zukunft, zumal vor dem Hintergrund, dass Simon Ammann und Dario Cologna wohl vor ihrer letzten Saison stehen? Mit Simon Ammann und Dario Cologna verlieren wir zwei Koryphäen ihrer Sportarten, MAI 2021

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beides sind viermalige Olympiasieger – Weltstars ohne Wenn und Aber. Dass sie eine Kluft hinterlassen werden, ist offensichtlich – einerseits als Athleten, andererseits aber auch als Menschen und Vorbilder. Dario und Simon sind Zugpferde für Swiss-Ski in jeglicher Hinsicht – sportlich, aber auch kommerziell. Sie kennt jeder. Bei jedem Skispringen und bei jedem Langlaufrennen werden sie speziell angeschaut, unabhängig von ihrem aktuellen Leistungsvermögen. Sie besitzen eine aussergewöhnliche Aura. Wenn ich unseren Unterbau in den nordischen Sportarten anschaue, sehe ich aber Nachwuchsathletinnen und -athleten, die ein Versprechen für die Zukunft sind. Im Biathlon wurde Amy Baserga zweimalige Junioren-Weltmeisterin, im Skispringen stellen wir mit Dominik Peter den Dritten der diesjährigen Junioren-WM. Hier fehlt allerdings die Breite, wobei erwähnt werden muss, dass wir im Skispringen nie besonders breit aufgestellt waren. Im Langlauf tut sich vor allem auf der Frauen-Seite einiges. Die WM-Silbermedaille von Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff ist für uns ein Highlight und

Motivation gleichermassen. Die beiden haben unserem Nachwuchs aufgezeigt, was möglich ist. Wie weit es die talentierten Athletinnen und Athleten nach oben schaffen, ist allerdings schwierig zu prognostizieren. An den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf fand rund ein Drittel aller Wettkämpfe ohne Schweizer Beteiligung statt. Dies beschäftigt uns und ist nicht gut. Wenn wir unserem eigenen Anspruch als Schneesportnation gerecht werden wollen, müssen wir hier dringend Gegensteuer geben. Wir haben deshalb entschieden, eine Frauen-Skisprung-Equipe aufzubauen. In der nordischen Kombination beginnen wir ganz unten an der Basis, haben aber die Augen offen. Es sind Pflänzchen vorhanden. Diese gilt es nun zum Wachsen zu bringen. Dies alles braucht jedoch viel Geduld. 2025 finden die Weltmeisterschaften im Biathlon sowie im Ski Freestyle und Snowboard in der Schweiz statt, 2027 soll die Alpin-WM in Crans-Montana ausgetragen

werden. Was steckt hinter der Strategie, Weltmeisterschaften in ausgewählten Bereichen in die Schweiz zu holen? Jede WM-Kandidatur hat ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Hintergrund. Beim Biathlon ist es unser Ziel, die Schweiz im Weltcup-Kalender zu etablieren. Hierfür kommt uns die Ausrichtung der WM 2025 zupass. Die Gesamtkonstellation war für uns bei der Bewerbung einzigartig, diese Chance mussten wir wahrnehmen. Im Alpin-Bereich ist es so, dass wir rund alle zehn Jahre Weltmeisterschaften in unserem Land ausrichten wollen. Hierbei gilt es die Ausgewogenheit zwischen Ost und West zu beachten. Zuletzt war mit St. Moritz zweimal der Osten an der Reihe, 2027 sollen die Titelkämpfe mit Crans-Montana als Austragungsort in der Westschweiz stattfinden. Das Engadin wiederum ist bestrebt, nachhaltig eine Infrastruktur im Ski-Freestyle- und Snowboard-Bereich aufzubauen. Diese WM und ihr globaler Impact bieten dieser Tourismusregion eine grosse Chance, um sich gemeinsam auf die Zukunft und ein neues, jüngeres Publikum auszurichten. Auch ohne

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Dies ist Werbematerial. Die massgebenden Dokumente (wie Prospekt, wesentliche Informationen für den Anleger, Statuten oder Fondsvertrag sowie der Jahres- und Halbjahresbericht) können kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft (LLB Fund Services AG, Vaduz), beim Vertreter in der Schweiz (LLB Swiss Investment AG, Zürich) oder bei der Zahlstelle in der Schweiz (Bank Linth LLB AG, Uznach) angefordert werden. Fondsdomizil: Liechtenstein. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Performancedaten ohne Ausgabe- und Rücknahmekommissionen.


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Alpin-WM findet im östlichen Teil unseres Landes damit eine Schneesport-Grossveranstaltung statt. Über alles gesehen ergibt sich so ein kompaktes WM-Bild. Ist dereinst geplant, auch für eine Nordisch-WM zu kandidieren? Konkret ist diesbezüglich noch nichts, aber es ist in unseren Köpfen drin. Und wenn es mal in unseren Köpfen drin ist, ist es schwierig, es wieder rauszukriegen. In unserem WM-Strategiepapier ist festgehalten, dass eine NordischWM Anfang der Dreissigerjahre eine Option ist. Wir richten unseren Blick zehn Jahre und mehr voraus. Wenn wir bei den Nordischen künftig breiter aufgestellt sein wollen, müssen wir investieren. 2031 wären wir beispielsweise parat, um dann bei allfälligen Heim-Weltmeisterschaften eine kompetitive Frauen-SkisprungEquipe am Start haben zu können. Hier schliesst sich der Kreis wieder. Um das sportliche Leistungsniveau mindestens halten zu können, ist Swiss-Ski auf zusätzliche Einnahmen angewiesen,

wie wiederholt betont wird. Ist dies vor dem Hintergrund wirtschaftlich schwieriger Zeiten realistisch für die kommenden Jahre? Wir erleben aktuell schwierige Zeiten für alle. Allerdings sind wir in der glücklichen Lage, dass unsere Schneesport-Saison auf der höchsten Stufe erfolgreich durchgeführt werden konnte. Es fanden – wie bereits eingangs erwähnt – nicht nur Weltcups in allen Disziplinen statt, sondern auch Weltmeisterschaften. Für die Werthaltigkeit unseres Sports war dies zentral. Mit dem aktuell sehr hohen Leistungsniveau besitzt Swiss-Ski eine gute Ausgangslage, um auch die finanziellen Mehrbedürfnisse abdecken zu können. Welches sind die Hauptthemen, die du im Falle einer Wahl zum FIS-Präsidenten Anfang Juni angehen würdest? Ich habe im Hinblick auf meine Kandidatur ein Manifest verfasst. Darin sind vier Säulen definiert, auf denen meine Präsidentschaft aufbauen soll. Erstens: Etablierung einer geschlossenen und geeinigten FIS-Familie. Es geht darum, die einzelnen Mitgliedsverbände

stärker zu einen. Zu viele haben das Gefühl, sie gehören nicht zur FIS. Zweitens: Stärkung der Governance und der Strukturen der FIS. Es braucht moderne Strukturen und eine klare Haltung zu Themen wie Geschlechterfrage oder Klimawandel. Drittens: Den Schneesport sowohl für Athletinnen und Athleten als auch für Fans auf ein neues Level führen. Es braucht attraktive, kompakte Formate im Einklang mit den Bedürfnissen von Fans und Medien. Die Qualität der Events ist wichtiger als deren Quantität. Die vierte Säule schliesslich ist die optimale Nutzung des kommerziellen Potenzials von FIS-Events. Es müssen grössere Ertragsströme angestrebt werden, damit mehr Gelder in den Schneesport fliessen, wodurch wiederum der Sport und die Mitgliedsverbände gestärkt werden. Eine bessere Vermarktung ist hierfür unabdingbar. Zudem müssen die umfangreichen Chancen des digitalen Wandels genutzt werden. Letztlich müssen alle Verbände profitieren können, das ist zentral. Denn ein System ist immer nur so stark wie sein schwächstes Mitglied. I NT E RV I EW: RO MA N E B E RL E

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Gut vorgespurt!

Eigentlich entsprechen die Exploits von Lara Gut-Behrami und Corinne Suter an den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina einer gewissen Logik. Schliesslich hat auf der Tofana eine vorgespurt, die quasi die Urmutter aller Schweizer Skirennfahrerinnen ist, auch wenn sie die aktuelle Generation kaum mehr kennt: Rösli Streiff – die erste Schweizer Weltmeisterin der Skigeschichte. 24 4

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er ist dieses Rösli Streiff, wie sie bis zu ihrem Tod mit 96 Jahren liebevoll im Diminutiv immer genannt wurde? Wem ist sie noch ein Begriff? Ein kleiner skihistorischer Abriss soll helfen. Eigentlich war er vorgesehen gewesen vor der WM – als Motivation für Lara Gut-Behrami, Corinne Suter und Co., dass Cortina für Schweizerinnen ein guter Boden ist. Aus technischem Versehen ist die RösliStreiff-Geschichte unters Eis geraten. Aber der symbolische Effekt hat trotzdem gezündet: Lara, Corinne und auch Michelle Gisin räumten ab – wie s’Rösli (1901 bis 1997) vor 89 Jahren.

FOTOS: KEYSTON E/SWISS -SKI

Die Doppelweltmeisterin von 1932 Das war 1932. Rösli Streiff gewann in Cortina den Slalom und die Kombination und wurde Doppelweltmeisterin wie Lara Gut-Behrami. Das WM-Gold bekam sie allerdings erst 1937 zugesprochen, als der FIS-Kongress die bisherigen FIS-Titelkämpfe nachträglich in den WM-Status erhob. Rösli Streiff bestritt ihr erstes Skirennen schon als Fünfjährige an ihrem Geburts- und Wohnort Glarus. Start und Ziel waren am gleichen Ort. «Wir mussten mit den Ski unter dem Arm den Berg raufrennen, die Ski anschnallen und dann runterfahren», erzählte sie mal. Der Vater habe ihre ersten Ski gehobelt, im Dampfbad zurechtgebogen und mit Lederriemen eine Bindung gebastelt. Später versah er die Ski mit Kanten aus einer Sägemehlpaste. «So ging es

Lara Gut-Behrami

Corinne Suter

schon etwas besser», erinnerte sich Rösli Streiff. Sie war schon 27-jährig, als sie die ersten Rennen in der inoffiziellen Damen-Nationalmannschaft bestritt. Ihr Trainer war kein Geringerer als der spätere Lauberhorn-Vater Ernst Gertsch. Dieser überredete sie, an den Jungfraujoch-Rennen teilzunehmen, eine Art Vorgänger der Lauberhornrennen. Sie sagte zu unter der Bedingung, dass er mit ihr auf den Jungfrau-Gipfel steigen würde. Im Rennen belegte sie den 3. Platz, und am andern Tag erklomm Gertsch mit ihr die Jungfrau.

«Frauen im Skisport: Undenkbar!» Auch Lina Mittner, die nach dem Krieg als einzige Frau eine international ausgeschriebene Lauberhorn-Abfahrt gewonnen hatte, machte hinterher einschlägige Erfahrungen. Sie wurde nach Intervention von SSV-Präsident Louis Guisan, dem Sohn von General Henri Guisan, nicht für die US-Rennen selektioniert. In einer Lauberhorn-Chronik wird er mit folgender Begründung zitiert: «Verheiratete Frauen im Skirennsport» und dann auch noch Mutter. Quelle Horreur!» Und der SAS, der Schweizerische Akademische Skiclub, dem grosse Verdienste bei der Entwicklung des Skisports zukommen, lehnte das Gesuch einer aufnahmewilligen Frau seinerzeit mit der Begründung ab, dass der «Geist des SAS in irreversibler Art verändert» würde. Selbst im Jahr 2000, als die Delegiertenversammlung endlich die Gleichberechtigung einführte, war nur eine äusserst knappe Mehrheit dafür, die zuvor als «Cousinen» bezeichneten Studentinnen aufzunehmen. So wollte es der Zufall, dass es am 7. Februar, dem Eröffnungstag der Weltmeisterschaften in Cortina, genau 50 Jahre her waren seit der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Damit geriet der Wettkampf in gewissem Sinne zu einer sportlichen Machtdemonstration der Frauen, die man in verantwortungsvollen Chargen der Verbände nach wie vor mit der Lupe suchen muss. Mit dreimal Gold und sechs von neun Medaillen erwiesen sich die Frauen im Februar 2021 als das starke Geschlecht – wie schon 1956 in Cortina bei den Olympischen Spielen mit integrierter WM (ebenfalls dreimal Gold und fünf von sechs Medaillen) oder wie 1932 mit Rösli Streiff. Sie, die ihr ganzes Leben ledig blieb und keine Kinder hatte, erhielt würdige Nachkommen.

Es geht auch mit Stemmbogen Vor den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina gab ihr einer den Tipp, sie solle sich nicht genieren, im Stemmbogen runterzufahren – eine Technik, die man damals vor allem bei den Frauen nicht gerne sah. So sei sie stets nahe an die Torstangen gefahren und habe die Ski «immer auf- und zugemacht». Mit dieser Technik gewann sie den Slalom mit 10,9 Sekunden Vorsprung und damit auch die Kombination. Gewissermassen war das der Durchbruch für den Schweizer Frauen- oder, präziser, den Damen-Skisport. Trotz massiver Opposition («Mir wei mit de Wyber nüt z’tüe ha!») war drei Jahre vorher der neugegründete Schweizerische Damen-Skiclub in den SSV, den Schweizerischen Skiverband, aufgenommen worden – damals ein revolutionärer Schritt. Noch bei den ersten alpinen Ski-Weltmeisterschaften 1931 in Mürren herrschte im Verband die Meinung vor, die «Damen» würden das Image der Schweiz als Skisportland herabmindern! Und Fritz Erb, der Chefredaktor des «Sport» und Vater der TV-Legende Karl Erb, schrieb in seiner Fachzeitung: «Wir machen keinen Hehl daraus, das Skifahren nicht der Sport der Frau ist.»

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Mike von Grünigen:

«Sir des Riesenslaloms» und seine Erben Die dritte Welle ist voll im Gang. Keine Angst! Wir reden nicht von der Corona-Krise, sondern vom Riesenslalom, der Basisdisziplin des Skisports, mit der sich Swiss-Ski viele Jahre so schwer tat. Mit der dritten «Riesen-Welle» schicken sich Odermatt, Meillard & Co. an, das Erbe von Mike von Grünigen anzutreten, der immer noch das Mass der Dinge in dieser Domäne ist. 26

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ährend eines guten Jahrzehnts prägte Mike von Grünigen, kurz: MvG, den Riesenslalom, ehe er 2003 im norwegischen Hafjell seinen Rücktritt bekanntgab – und diesen mit einem dritten Rang und dem Gewinn der kleinen Kristallkugel kredenzte. Das Akronym MvG ist zu einem Markenzeichen geworden. MvG, Urs Kälin, Paul Accola und Steve Locher gingen als die «vier Musketiere» in die Schweizer Skigeschichte ein. 21 Mal in Serie standen sie auf einem Weltcup-Podest. Der damalige Trainer Fritz Züger kann die Ergebnisse aus dem Stegreif aufzählen.

FOTOS: GOLDWI N/Z VG.

Verzögerte zweite Welle Nach dieser Ära dauerte es einige Zeit, bis die nächste Welle anlief. Daniel Albrecht, Carlo Janka und Marc Berthod lösten sie aus und unterstützten den Speed-Spezialisten Didier Cuche, der schon in der MvG-Zeit aktiv war und auch im Riesenslalom zu den Besten der Welt gehörte. Gesundheitliche Probleme, Verletzungen, auch neue Materialspezifikationen (engere Taillierung) brachen der zweiten Welle die Spitze. Nach Carlo Jankas Sieg 2011 in Kranjska Gora, 0,02 vor Alexis Pinturault und nur zehn Tage nach einer Herzoperation, musste Swiss-Ski fast acht Jahre auf den nächsten Podestplatz warten. Thomas Tumler leitete mit einem 3. Platz in Beaver Creek die dritte Riesen-Welle ein, die im vergangenen Winter so richtig Fahrt aufnahm. In acht von elf Rennen stand ein Schweizer auf dem Podest – fast wie in der MvG-Ära. «Irgendwann müssen sie durchstarten» «Es gibt im Skisport immer Zyklen. Es geht rauf oder runter», sagt MvG. «Die, die jetzt den Sprung geschafft haben, sind fast alle miteinander gross geworden. Mal ist der eine vorne, mal der andere – man hat immer Anhaltspunkte. Und in den Rennen fährt fast immer einer gut. Meillard und Odermatt waren JuniorenWeltmeister, ‹Odi› in fast allen Disziplinen – solche Fahrer müssen irgendwann durchstarten.» Er sieht durchaus Parallelen zu früher. «Keiner», so von Grünigen, «hat gerne gegen den andern verloren. Und wenn ‹Käch› (Urs Kälin, die Red.) am Morgen als erster auf die Piste ging, haben wir ein Spiel daraus gemacht, dass am nächsten Tag ein anderer noch vor ihm draussen war. Die interne Konkurrenz wirkt jetzt genau so leistungsfördernd, auch wenn es bei ihnen, von aussen betrachtet, noch etwas kollegialer zuzugehen scheint als damals bei uns.» Auch ein bisschen Pech war dabei Aber die Bäume wachsen auch bei ihnen nicht in den Himmel. Beim wichtigsten Rennen des

WM-Titel von Georges Schneider 1950! Was MvG, das stille Wasser, das aber durchaus auch Klartext reden konnte, zu seiner legendären Verbandsschelte veranlasste. «Swiss-Ski hat diese Medaille gar nicht verdient», brach es aus ihm heraus. Der Grund für seinen Ärger: Die ganze Verbandsspitze war schon vor dem Slalom abgereist!

Winters, dem WM-Riesenslalom, patzten sie. Von Grünigen kann es nachvollziehen: «Sie hatten auch etwas Pech. Der Erwartungsdruck war hoch, auch von ihnen selbst. Das ist gefährlich. Nach dem missglückten Super-G mit unvorteilhaft frühen Nummern machte sich eine gewisse Verunsicherung breit. Für sie war es ein gutes Lernstück, von dem sie in Zukunft profitieren werden.» Auch für die Hochbegabten der «dritten Welle» werden die Fusstapfen, die von Grünigen hinterlassen hat, gross bleiben. Dessen WeltcupBestmarke steht bei 23 Siegen. Seit seinem Rücktritt haben die Schweizer alle zusammen in fast zwei Jahrzehnten «nur» zwölfmal gewonnen. Überdies war MvG zweimal Weltmeister – und er holte viermal die DisziplinenKugel. Er legte die Latte für seine designierten Erben enorm hoch. «Das soll für sie doch Ansporn sein, die Alten einmal abzulösen», schmunzelt von Grünigen. Wobei er relativiert: «Odermatt und Meillard fahren noch andere Disziplinen, was die Konzentration auf den Riesenslalom erschwert. Ich hatte damals nur den ‹Riesen›, in den ich 120 Prozent steckte.» Slalom lenkte vom «Riesen» ab Wobei in Tat und Wahrheit auch Mike von Grünigen mit dem Slalom noch eine zweite Disziplin bestritt, und darin war er gar nicht mal so schlecht. Während 20 Jahren war er der einzige Schweizer, der es in einem Lauberhorn-Slalom aufs Podest schaffte – geschlagen nur von Superstars wie Alberto Tomba und Benni Raich. «Viele Jahre gehörte ich der ersten Gruppe an», blickt von Grünigen zurück, «zwei Jahre war er sogar in den Top 7. Aber ich habe nie ein Rennen gewonnen. Der Slalom war für mich wichtig, um vom Riesenslalom abzulenken.» 1996 an den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in der Sierra Nevada holte er in dieser Disziplin sogar Bronze – die erste Medaille seit dem

MvG II» in den Startlöchern «Zu meiner Zeit hat der Verband den Slalom vernachlässigt», findet MvG. «Darum bin ich froh, dass wir jetzt eine so starke Mannschaft haben, nicht nur einzelne Athleten. Wenn einer oder zwei einfädeln, haben wir immer noch einen oder zwei andere, die imstande sind, aufs Podest zu fahren. Schwieriger hat es im Moment der Nachwuchs, sprich: die zweite Garde des B-Kaders. Diese Athleten werden es nicht einfach haben, sich zu etablieren.» Betroffen ist auch von Grünigen II, sein eigener Sohn Noel. Er habe sich, so sein Vater, «im Slalom gut entwickelt. Sein einziges Handicap ist, dass er die Nummer 8 oder 9 im Team ist und immer um den letzten Weltcup-Platz kämpfen muss. Vor zehn Jahren hätte er einen sicheren Startplatz gehabt. Im Training, wenn er auf der gleichen Piste fahren kann wie die Top-Athleten, ist er regelmässig gleich schnell wie diese.» Als 19. in Schladming mit Nummer 62 deutete er auch schon im Weltcup sein Potenzial an. Ebenfalls rennsportlich aktiv ist der Jüngste, Lian (19), der hauptsächlich FIS-Rennen fährt und gemäss Vater Mike in diesem Winter die Trainingsleistungen nicht ganz umsetzen konnte. Der Mittlere, Elio (23), hat mit dem Rennsport aufgehört und studiert Architektur. 20 Jahre danach ... Die Familie, mit der charmanten Gattin Anna, die schon zu MvG-Aktivzeiten einen wesentlichen Beitrag zu Mikes mentaler Balance leistete, und der Skisport sind weiterhin die wichtigsten Pfeiler in von Grünigens Leben. Für die Firma Fischer ist er im Rennsport engagiert. In seinem Skiclub trainiert er 60 bis 80 junge Rennfahrer in der JO-Gruppe, dazu ist er Vertreter und Botschafter verschiedener Firmen. Vom 10. bis 12. Februar weilte von Grünigen an einem Fischer-Event in St. Anton, zufälligerweise genau 20 Jahre nach seinem zweiten WM-Triumph: «Die Erinnerung war wunderschön.» Und die Wertschätzung, die ihm nach wie vor – auch in unserem Nachbarland – entgegengebracht wird, ebenfalls. Toni Giger, ehemaliger Cheftrainer und jetzt Sportdirektor im ÖSV, bringt es auf den Punkt: «Mike war die härteste Nuss für uns, die wir zu oft nicht knacken konnten. Er ist gefahren, wie er lebt, elegant und mit Stil. Für mich ist er der Sir des Riesenslaloms.» R I CHA RD H E G G L I N MAI 2021

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ZUKUNFT

Bei Bernhard Aregger, CEO von Swiss-Ski, sorgte das Vorhaben sichtlich für einen Wow-Effekt.

Wie soll im Schneesport trainiert werden, wenn im Sommer kein Schnee liegt? Nicht selten fliegen die Mannschaften nach Übersee oder fahren weite Strecken, um zu trainieren. Ein einzigartiges Projekt in der Ostschweiz soll dies künftig ändern. Nicht nur unsere alpinen Ski-Profis würden profitieren. Initiiert wurde das Projekt vom Verein «Campus Ostschweiz». Im Versuchsstollen Hagerbach bei Flums SG soll künftig während des ganzen Jahres trainiert werden können. Für dieses ganzjährige Training im Inneren des Berges

liegt ein Konzept für eine Langlaufloipe, einen Biathlon-Schiessstand, eine FIS-taugliche Schneesport-Piste und eine Bob-Startanlage vor. Auch offizielle Wettkämpfe sollen möglich sein. Vorhaben stösst auf Interesse Bereits zahlreiche Sportverbände aus der Schweiz und dem nahen Fürstentum Liechtenstein haben sich das Projekt angesehen und bekunden Interesse. So auch Swiss-Ski. «Es hat einen Wow-Effekt, wenn man das erste Mal von diesem weltweit einzigartigen Vorhaben hört», sagt Bernhard Aregger, CEO von Swiss-Ski. «Unseren Sport unabhängig von der Tagesund Jahreszeit ausüben zu können, ist natürlich äusserst interessant.» Als er auf das Projekt aufmerksam wurde, sei es lediglich eine Vision gewesen. Nachdem er aber die Verantwortlichen kennengelernt habe und die möglichen Stolpersteine kenne, sei er vorsichtig optimistisch.

«Ich denke, dieses Projekt hat grosses Potenzial und ist zukunftsfähig.» Vorstudie mit aktiver Beteiligung der BKW-Experten Mit von der Partie sind unter anderem die Spezialisten der AEP Planung und Beratung AG, die tatkräftig mit ihrem Spezialwissen an der Vorstudie mitgearbeitet haben. Das Unternehmen ist Teil des BKW-Engineering-Netzwerkes. Die BKW selbst ist zudem seit sechs Jahren Nachhaltigkeits- und Premium-Partnerin des Schweizerischen Skiverbands Swiss-Ski. «Als Schneeund Energiespezialisten mussten wir vor allem den Wasser- und Energiebedarf berechnen und die klimatischen Bedingungen im Tunnel eruieren», erzählt Robert Wendlinger, der Geschäftsführer der AEP. Im Versuchsstollen Hagerbach ist es zwischen 13 und 15 Grad warm. «Für die Beschneiung sollten es aber minus 4 bis minus 5 Grad sein», erklärt der Ingenieur.

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Die Anforderungen an den Schneesport werden stark durch den Klimawandel geprägt. Nachhaltige Lösungen sind deshalb zwingend notwendig. Als Nachhaltigkeits- und Premiumpartnerin von Swiss-Ski bietet die BKW zukunftsfähige Lösungen an. Wie zum Beispiel beim Versuchsstollen in Hagerbach oder bei der neuen alpinen Weltcuppiste in Lech/Zürs.


Im Versuchsstollen Hagerbach bei Flums SG soll künftig während des ganzen Jahres trainiert werden können.

Robert Wendlinger ist Geschäftsführer der AEP Planung und Beratung AG.

Dank moderner Pistenbeleuchtungstechnik konnte der Energieverbrauch in Lech/Zürs um 20 bis 30 Prozent reduziert werden.

Um dieses Problem zu lösen, soll die Luft über eine Ventilation gekühlt werden. Auch Dämmtechnik im Berg wird dazu beitragen, dass ein ökologischer Betrieb möglich ist. Das Wasser für den technischen Schnee wird aus dem Hagerbach bezogen. «Es wird einem Kreislauf zugeführt und am Ende dann gereinigt wieder in den Hagerbach entlassen. Der Natur wird kein Wasser entzogen», betont Wendlinger. Eine der Herausforderungen sei die Beschaffenheit des Schnees. «Im Freien ist er mal trocken, dann wieder feucht – immer auch beeinflusst durch die Sonneneinstrahlung», sagt Wendlinger. Um diese verschiedenen Schneearten simulieren zu können, sollen neue und innovative Technologien zum Einsatz kommen. «Wir machen eigentlich Wetter im Berg.» Modernisierte Weltcuppiste Lech/Zürs Auch im österreichischen Traditionsskiort Lech/Zürs wurde für die langersehnte Rückkehr

in den Skiweltcup eine Parallel-Slalom-Piste der neusten Generation erschaffen. Ziel war es, eine permanente Trainingsstrecke mit Flutlicht- und Beschneiungsanlage zu bauen. Dies vor allem auch, damit der Nachwuchs direkt vor der Haustüre trainieren kann und sich dadurch zigtausende von Fahrkilometern sparen kann. Auch hier konnte BKW Engineering mit seiner Tochterfirma AEP ihr Spezialisten-Know-how einbringen. Dank vorausschauender Planung wird jeweils frühzeitig ein Schneedepot angelegt, worauf zurückgegriffen werden kann, sobald der Schnee gebraucht wird, vor allem natürlich für die Präparation der Weltcup Piste. Einsparung dank Modernisierung Gerade im Beleuchtungsbereich konnte der Energieverbrauch um 20 bis 30 Prozent reduziert werden. Durch den Einsatz von modernsten LED-Lampen wird die Piste auch nachts ressourcenschonend beleuchtet.

BKW AUF DER P IST E MIT SWISS - S KI Seit sechs Jahren ist die BKW Nachhaltigkeits- und Premium-Partnerin des Schweizerischen Skiverbands Swiss-Ski. Dank ihren umfassenden Kompetenzen in Energie, Gebäude und Infrastruktur bietet sie Lösungen für eine lebenswerte Zukunft – auch im Schneesport. Mehr erfahren Sie unter: ----vordenken.bkw.ch


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as rauschende Fest zum 75-Jahre-Jubiläum des Skiclubs Büren-Oberdorf ist den Mitgliedern noch voll präsent. Heuer feiert der Club bereits das 80-jährige Bestehen, die Festivitäten fallen indes eher bescheiden aus. «Sobald möglich, wird ein Vereins-, eventuell verbunden mit einem Sportanlass geplant», sagt Marc Vogt, welcher den Club seit neun Jahren präsidiert. «Geld, das wir von der Migros Support your Sport Challenge sammeln wird ebenfalls zu Gunsten dieser Veranstaltung verwendet.» Wegen der Corona-Pandemie musste der Skiclub Büren-Oberdorf, welcher einer von acht Clubs im Nidwaldner Skiverband ist, zahlreiche Anlässe aus dem Programm streichen. So die Herbstversammlung – an welcher stets die Geselligkeit im Zentrum steht –, den weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannten BürerLanglauf, der JO-Ski- und -Snowboardkurs, JO-Skirennen sowie die Clubmeisterschaften alpin und nordisch. Durchgeführt werden konnten ein Clubrennen für die Kinder (bis U16) und die Challenge 21 (alpin und nordisch). Abwechslungsreiches Konditionstraining Ohne Corona-Pandemie ist der Skiclub BürenOberdorf, welcher auch zweimal jährlich die Ski-News herausgibt, das ganze Jahr über sehr aktiv. Neben Skifahren respektive Langlaufen bietet er einmal wöchentlich ein abwechslungsreiches und polysportives Konditionstraining für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Das Spektrum reicht von Hallentrainings über Kickboardfahren bis hin zu Biken und Inline-Skating. Zusätzlich zur JO-Abteilung betreibt der Club ein eigenständiges J+S Kids, dessen Programm auf die Kleinsten ausgerichtet ist und dem ganzen Kanton Nidwalden zur Verfügung steht. Überdies organisiert der Skiclub Büren-Oberdorf regelmässig Veranstaltungen, die unter dem Dach des Nidwaldner Skiverbandes stehen. So zum Beispiel die Unterwaldner Langlauf-Meisterschaften, Rennen des RossignolAchermann-Cups, kantonale Titelkämpfe und Meisterschaften des Zentralschweizer Schnee-

Der seit 80 Jahren bestehende Skiclub Büren-Oberdorf ist ein äusserst aktiver Club. Einen Anlass organisiert er gar seit rund einem halben Jahrhundert. Auf kantonaler Ebene stellt er eine ernstzunehmende Konkurrenz dar. Ein grosses Augenmerk legt der Club auch auf die Geselligkeit und den Breitensport.

sport Verbandes. Nicht zu vergessen ist der Bürer-Langlauf, dem vor zwei Jahren hinsichtlich des 50-jährigen Bestehens eine Ausstellung gewidmet war. «Eine Frage des Aufwandes» Acht Jahrzehnte nach der Gründung zählt der Skiclub Büren-Oberdorf rund 430 Mitglieder. Etwas mehr als zehn Prozent von ihnen sind Aktive, Leiter und Funktionäre. In etwa gleich präsentiert sich der Anteil der JO-Kinder. «Trotz der geographisch günstigen Lage wird es immer schwieriger, Kinder für den Skisport zu begeistern», sagt Marc Vogt. Es sei nicht immer eine finanzielle Frage, sondern eher eine Frage des Aufwandes. «Wer im Skisport dabei ist, braucht die Unterstützung der Eltern und die Bereitschaft, am Wochenende zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten.» Bei den Alpinen schafften es schon einige Athletinnen und Athleten des Skiclubs BürenOberdorf, dessen Heimgebiet die Klewenalp ist, ins Regionale Leistungszentrum in Hergiswil oder ins Nationale Leistungszentrum Mitte in Engelberg. Der Vorstoss in den Weltcup hingegen gelang noch niemandem. Bei den Nordischen figurier(t)en mehrere Athletinnen und Athleten im Kader des Zentralschweizer Schneesport Verbandes. «Wir messen uns nicht an Titeln» Welches sind denn die grössten (sportlichen) Erfolge des Skiclubs Büren-Oberdorf? «Wir messen unseren Erfolg nicht an Titeln oder Zugehörigkeiten, sondern an der erfolgreichen Vermittlung vom Schneesport im Breitensek-

tor», sagt Marc Vogt. Wer keinen Breitensport betreibe, könne keine Cracks herausbringen. Ob die Athletinnen und Athleten in einer erfolgreichen Stufenkarriere noch dem gleichen Skiclub angehören, sei die nächste Frage. «Auch in diesem Zusammenhang sind finanzielle und trainingsbedingte Rahmenbedingungen für die Sportlerinnen und Sportler entscheidend.» Sie seien schon immer besser in der Geselligkeit und in Organisationskomitees gewesen als im Herausbringen von Supercracks, so Marc Vogt. «Das Vereinsleben und der Breitensport sind uns sehr wichtig. Dies zeigt auch die Anzahl langjähriger Ehren- und Altmitglieder an unseren Versammlungen. Es macht immer wieder Freude, mit Mitgliedern zu diskutieren, die vor 30 oder 40 Jahren die JO leiteten.» Bewegung von Kindern und Jugendlichen fördern Ihren Anfang nahm die JO-Organisation im Skiclub Büren-Oberdorf 1968 mit den ersten Schüler-Skikursen. Zwei Jahre später wurde der sogenannte Vorunterricht in Jugend und Sport umbenannt und aktiv beworben. Bald einmal beteiligten sich rund 100 Kinder aus Büren und Oberdorf und wurde auch die JORenngruppe gegründet, welche aktuell in die drei Untergruppen Mini, Animation, Power und Lizenz unterteilt ist. Die inzwischen im ganzen Kanton Nidwalden bekannten JOSchüler-Ski- und -Snowboard-Kurse bietet der Skiclub Büren-Oberdorf immer noch an – trotz sinkender Teilnehmerzahlen. «Als regionaler Skiclub setzen wir uns weiterhin mit voller Kraft ein, die Schneesportbegeisterung bei den Mädchen und Knaben zu wecken und die Tradition zu pflegen», sagt Marc Vogt. «Wir möchten auch Kindern den Schneesport näherbringen, deren Eltern selber nicht Ski oder Snowboard fahren.» Gerade in der digitalen Zeit sähen sie sich in der Verantwortung, die Bewegung von Kindern und Jugendlichen zu fördern. «Deshalb scheuen wir den Aufwand nicht, ein breites Angebot und die entsprechende Infrastruktur für die Kurse bereitzustellen.» A N I TA F U C H S MAI 2021

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Da denkst du schon:

Ui, wir waren wohl ziemlich gut Wie würdet ihr euch gegenseitig in drei Adjektiven beschreiben? Laurien van der Graaff: Nadine ist sehr ehrlich, organisiert und powerful. Nadine Fähndrich: Sehr hilfsbereit, motivierend und offen – das kommt mir spontan zu Laurien in den Sinn. Zusammen habt ihr Ende Februar WM-Silber im Teamsprint gewonnen. Wie blickt ihr mit einigen Wochen Distanz darauf zurück? van der Graaff: Es lief ziemlich genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Ich war derart fokussiert und im Tunnel, dass ich während des Rennens gar nicht realisierte, dass rundherum einiges passierte – Stürze, Athletinnen, die sich in die Quere kamen. Und ich kam glatt durch. Fähndrich: Eine Analyse kurz nach dem Wettkampf ist für mich wichtig, weil die innere 32

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Sicht manchmal eine andere ist als jene von aussen. Es kann sein, dass ich einzelne Situationen unterwegs nicht gleich wahrnehme wie als Beobachterin von aussen. Von Oberstdorf schaue ich inzwischen aber nur noch den Zieleinlauf und diese so emotionalen Bilder an. Laurien, du sagtest, du hättest jede Sekunde dieses triumphalen Moments gespeichert. van der Graaff: Ab dem Zeitpunkt, als Nadine zur letzten Runde aufbrach, ist alles präsent, das läuft wie ein Film ab. Das, was danach folgte, hat sich erst recht in meinem Gedächtnis eingebrannt. Ich hatte mir eines vorgenommen: Wenn der Erfolg da ist, koste ich ihn bewusst aus. In Oberstdorf kam dieser grandiose Moment, also sagte ich mir: Geniess den Tag, lass alle Eindrücke auf dich wirken! Ich weiss noch genau, wer wann zu uns kam, wie die jeweilige Person reagierte, was sie sagte. Es

FOTOS: KEYSTON E-SDA

Laurien van der Graaff (33) und Nadine Fähndrich (25) reden nach ihrem WM-Silber im Teamsprint von Oberstdorf über bleibende Erinnerungen, den Umgang miteinander und forsche Zielsetzungen.


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Nadine Fähndrich (links) und Laurien van der Graaff gewannen die erste Schweizer WM-Medaille im Frauen-Langlauf seit 34 Jahren.

war einfach nur schön, die Freude mit Leuten zu teilen, die uns beide lange begleitet und unterstützt haben. Fähndrich: Wenn ich zurückdenke, sehe ich die Ereignisse aus der Vogelperspektive. Wie wir zwei feierten, wie unsere Leute mitjubelten und wir danach zusammen ein Bild machten. Das fand ich wunderschön und bleibt ewig in Erinnerung. Habt ihr vor Ort bereits realisiert, was ihr vollbracht habt? Oder mussten zuerst ein paar Tage vergehen? Fähndrich: Nicht wirklich, es hat schon gedauert. Ich glaube, es ist viel schwieriger, so etwas zu realisieren, wenn man einen solchen Erfolg selber erreicht hat oder jemand anders. Was mir half und vor Augen führte, dass wir eine WM-Silbermedaille geholt haben, waren die Reaktionen von fremden Menschen. Sie

sprachen mich an und sagten, sie hätten jetzt noch Gänsehaut. Offensichtlich hat unser Rennen sehr viele bewegt. Und dann gab es auch noch eine Gratulation von Bundesrätin Viola Amherd, da denkst du schon: Ui, wir waren wohl ziemlich gut ... van der Graaff: Ich habe schon oft Interviews gehört, in denen Sportlerinnen und Sportler nach einem Erfolg sagten: «Ich realisiere es gar noch nicht, was eben abgegangen ist.» Und ich dachte: Kann das sein? Jetzt verstehe ich sie, es ist wirklich so. Nur eine Feier im grossen Stil konnte nicht stattfinden. van der Graaff: In diesen Zeiten ist es halt nicht möglich. Aber ein bisschen feiern, das konnten wir schon. Fähndrich: Es muss nicht immer etwas Grosses und Pompöses sein. Die Feier war klein,

aber fein, dazu kamen die enormen Reaktionen der Leute. Für uns passte es. Nadine, nach verpasster Final-Qualifikation im Einzel-Sprint sprachst du von einem totalen Systemausfall. Wie gelang es dir, diese Enttäuschung so schnell wegzustecken? Fähndrich: Es fühlte sich wirklich an wie ein Systemausfall. Die Verunsicherung war am Tag des Teamsprints zunächst noch spürbar. Laurien redete mir zwischen Halbfinal und Final gut zu, das half zweifellos. Trotzdem frage ich mich, wie ich die letzte Runde so hinbekommen konnte. Hast du eine Antwort? Fähndrich: Vermutlich gelang mir das, weil ich es mir so oft vorgestellt habe, eine solche Leistung abzuliefern. Interessant finde ich, wie ich diesmal im Ziel jubelte. Nach Siegen riss ich MAI 2021

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auf den wir lange hingearbeitet hatten. Und wenn ich von «wir» rede, meine ich nicht nur uns zwei Athletinnen, sondern ein ganzes Team mit Trainern und Serviceleuten, die uns trugen und grossartig unterstützten. Wir mussten eigentlich nur noch laufen. Das klingt relativ einfach, war aber so.

Moment des grossen Glücks nach Überquerung der Ziellinie.

bislang die Arme nach oben. Aber an dem Tag war das anders, da blieben die Hände unten, und ich deute diese Geste als Erleichterung. Es fiel mir ein riesengrosser Stein vom Herzen: Ah, geschafft! Laurien, wie nimmst du denn Einfluss auf Nadine? van der Graaff: Wir kennen einander ja sehr gut. Ich merkte anhand ihrer Körpersprache, dass irgendetwas nicht stimmt. Es war nicht eine Frage der körperlichen Verfassung, es ging eher um das Mentale. Wir mussten nur einen Schalter umlegen, dann würde es funktionieren. Wusstest du, wie das geht? van der Graaff: Ich konnte nur ahnen, was ihr den Druck nehmen würde, damit sie befreit laufen konnte. Ich sagte: «Lass uns Spass haben, lachen, dafür haben wir gearbeitet.» Fähndrich: Die Worte haben sicher gewirkt: Freude haben, das war der Schlüssel. Es gab auch Momente im Halbfinal, in denen ich Mühe mit dem Atmen hatte. Auch darüber sprachen wir in der Pause. Laurien sagte mir, wie sie mit solchen Situationen umgeht. Das nahm ich mit und wendete es intuitiv an. Bist du für Nadine wie ein Mentalcoach? van der Graaff: Das ist etwas übertrieben. Ich bin schon etwas länger dabei, habe viele solcher Momente wie Nadine erlebt und weiss darum sehr genau, wie sich das anfühlt. An diesem 28. Februar in Oberstdorf war irgendwie spürbar, dass es unser Tag werden würde, 34

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Wie muss man sich den Austausch vorstellen: stets harmonisch? Fähndrich: Nein, gar nicht. Wir sind nicht immer meganett zueinander, wir reden nicht Dinge schön, sondern pflegen einen sehr ehrlichen Umgang. van der Graaff: Ja, wir sind direkt zueinander, aber immer korrekt. Ich weiss, woran ich bei Nadine bin, umgekehrt ist es genauso der Fall. Und keine von uns ist beleidigt, wenn sie von der anderen etwas zu hören bekommt, das vielleicht nicht sehr angenehm ist. Weil wir füreinander nur das Beste wollen.

Wieso soll man dieses Ziel nicht klar formulieren dürfen? Fähndrich: Es ist ja kein Versprechen, dass man es erreicht, im Sport hat niemand eine Erfolgsgarantie. Aber man muss in diesem spezifischen Fall schon auch die Ausgangslage berücksichtigen: Wir standen in zwei Saisons nach vier aufeinanderfolgenden Teamsprints auf dem Podest. Dann darf man gewisse Ansprüche an sich haben. Habt ihr euch damit nicht selber Druck gemacht? van der Graaff: Ich habe es nicht als Druck empfunden. Fähndrich: Ich auch nicht. van der Graaff: Alle anderen rundherum sind vielleicht erschrocken, aber wir ... Nein. Fähndrich: Wir wussten: Wenn wir abrufen, was wir draufhaben, sind wir auf dem Podest. So einfach war das.

Dabei seid ihr zwei ja auch Konkurrentinnen. van der Graaff: Ja, klar. Aber gerade im Winter verbringen wir extrem viel Zeit miteinander. Da wäre das Zusammenleben brutal schwierig, wenn wir uns nicht gut verstehen würden. Fähndrich: Jede freut sich für die andere, wenn sie Erfolg hat. Und jede leidet mit, wenn es der Kollegin nicht gut läuft. Da spielt es keine Rolle, dass wir auch Konkurrentinnen sind. Ich glaube, dass wir zwei charakterlich unterschiedlich sind und uns dadurch bestens ergänzen. van der Graaff: Nadine sucht die Schuld oft bei sich, wenn einmal etwas nicht so gelingt, wie sie sich das vorstellt. Dann relativiere ich, indem ich ihr sage: «Ganz viele Faktoren haben Einfluss auf ein weniger gutes Ergebnis.» Fähndrich: Das, was ich am stärksten beeinflussen und kontrollieren kann, ist die eigene Leistung. Darum bin ich wohl auch sehr selbstkritisch. van der Graaff: Nadine hat in der Vergangenheit aber viel an sich gearbeitet, ist reifer geworden, und ja, ein bisschen frecher. Manchmal überrascht sie mit Sprüchen, da denke ich: Hast du das jetzt gesagt, Nadine, nicht ich? (beide lachen)

Laurien, Ende Saison 2018/19 warst du ausgebrannt und dachtest an den Rücktritt. War für dich WM-Silber nun eine besondere Genugtuung? van der Graaff: Es ist eine Bestätigung, das Richtige gemacht zu haben. Die Überzeugung, noch einmal erfolgreich laufen zu können, motivierte mich, weiterzumachen. Und auch Nadine hatte einen Einfluss. Fähndrich: Für mich war es schön, weiterhin eine Athletin wie Laurien im Team zu haben, mit der ich so gut auskomme, die mich auch fordert im Training und mit der ich gemeinsame Ziele verfolge.

Ihr habt vor der WM angekündigt, dass ihr eine Medaille holen wollt. Das ist eigentlich unschweizerisch forsch ... Fähndrich: ... Diese Ankündigung kam von mir … van der Graaff: ... Ja! Wir hatten beide ein Online-Interview, zuerst Nadine, dann ich. Die erste Bemerkung des Journalisten: «Nadine hat gesagt, dass alles andere als eine Medaille eine Enttäuschung wäre.» Ich dachte: Okay ... Aber ich widersprach nicht, denn: Es stimmt ja. Wenn wir Vierte, Fünfte oder Sechste werden, sind wir enttäuscht. Das ist die Wahrheit.

Sind die Olympischen Winterspiele 2022 weit weg? van der Graaff: Zuerst muss ich für mich Klarheit schaffen, wie meine Zukunft aussieht. Aber wenn ich mich entschliesse, 2022 noch dabei zu sein, habe ich den Ehrgeiz, meine Karriere mit einem möglichst guten Resultat zu beenden. Fähndrich: Die Spiele sind natürlich präsent und ein hohes Ziel, 2022 soll ein grosses Jahr werden. Aber ich sage jetzt nicht, dass alles andere als eine Medaille eine Enttäuschung wäre. (lacht) I NT E RV I EW: PE T E R B I RRE R

Wie viele Ziele verfolgt ihr noch? Oder anders gefragt: Wie lange machst du weiter, Laurien? van der Graaff: Das ist die Frage der Fragen. Wenn ich die Karriere fortsetze, dann wohl nur noch eine Saison. Aber es ist nicht ratsam, sich im Frühling zu entscheiden, wenn man müde ist. Ich warte noch ab. Sind auch deine Batterien leer, Nadine? Fähndrich: Absolut, sowohl physisch wie mental bin ich müde. Gefühlsmässig so ausgeprägt wie noch nie nach einer Saison.


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SAISONRÜCKBLICK

Nadine Fähndrich errang beim Skating-Sprint in Dresden ihren ersten Weltcupsieg

Höhepunkt WM-Silber Das Schweizer Langlauf-Team blickt auf eine erfolgreiche Saison 2020/21 mit fünf WeltcupPodestplätzen und einer WM-Medaille zurück. Insbesondere in den Team-Wettbewerben brillierten die Athletinnen und Athleten von SwissSki mit teilweise überragenden Auftritten.

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nde letzten November startete die Weltcup-Saison der Langläuferinnen und Langläufer traditionell im finnischen Ruka. Und doch war im vergangenen Winter vieles anders: Neben den grossen Schutzvorkehrungen hatte die Pandemie in der Folge Auswirkungen auf den Terminplan wie auch auf das Teilnehmerfeld. Aus sportlicher Sicht sorgte Jovian Hediger (6.) mit dem Einzug ins SprintFinale für einen Lichtblick während eines ansonsten ebenfalls schon fast traditionell harzigen Saisonstarts aus Schweizer Sicht. Siegpremieren in Dresden Durch die Absage der Rennen von Lillehammer folgte zwei Wochen später mit Davos Nordic bereits das erste Saison-Highlight für das Schweizer Team. Nadine Fähndrich verpasste das Sprint-Podest als Vierte knapp. Bei den Männern sorgte Valerio Grond (6.) bei seinem Weltcup-Debüt für ein dickes Ausrufezeichen. Zusammen mit Janik Riebli entwickelte sich der junge Davoser während der Saison zum Stammgast in den Sprint-Heats. Geschichte wurde eine Woche später in Dresden geschrieben, als Nadine Fähndrich ihren ersten Weltcup-Einzelsieg errang. Einen Tag später lief die junge Luzernerin zusammen mit Laurien van der Graaff schliesslich auch noch zum ersten Weltcupsieg eines Schweizer Sprint-Duos. An der Tour de Ski meldete sich Routinier Dario Cologna mit dem 2. Platz beim 15-km-Massenstart im heimischen Val Müstair eindrücklich zurück. Der vierfache Olympiasieger vermochte in der Folge nicht ganz an diesen Exploit anzuschliessen und verpasste das Ziel einer

weiteren WM-Medaille. Mit diversen Top-10Platzierungen zeigte der Bündner jedoch, dass immer noch mit ihm zu rechnen und an einem guten Tag sehr vieles möglich ist. Diese Konstanz ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Cologna im Weltcupzirkus einer der letzten verbliebenen Athleten seiner Generation ist. Kurz vor den Weltmeisterschaften setzten Roman Furger und Jovian Hediger mit dem zweiten Platz im Teamsprint von Ulricehamn in Schweden ein weiteres Ausrufezeichen. Es war dies ein Schweizer Erfolgstag, denn auch Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff liefen als Dritte auf das Podest und bestätigten so ein weiteres Mal, was die ganze LanglaufWelt bereits wusste: Die beiden Schweizerinnen dürfen sich in dieser Disziplin getrost zur Weltklasse zugehörig fühlen. Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt war also nicht Dario Cologna der grösste Schweizer Trumpf für einen Medaillenerfolg bei nordischen SkiWeltmeisterschaften.

überragende Leistung ab. Nadine Fähndrich zeigte auf der letzten Runde ihre Klasse und präsentierte ihre Fähigkeit des Tempolaufens, welche weltweit wahrscheinlich einzigartig ist. Mit der Silbermedaille sorgten Nadine Fähndrich und Laurien van der Graff für einen der grössten Erfolge im Schweizer Langlaufsport. Die beiden zeichneten für den ersten Schweizer WM-Medaillengewinn im Frauen-Langlauf seit 34 Jahren verantwortlich. 1987 war Evi Kratzer – ebenfalls in Oberstdorf – WM-Dritte über 5 km geworden. Abgeschlossen wurde die Weltcup-Saison mit einem dritten Heimweltcup. Swiss-Ski und das lokale Organisationskomitee bestehend aus Vertretern des Engadin Skimarathons sowie des Weltcups Val Müstair haben von der FIS den Zuschlag für die Übernahme des abgesagten Langlauf-Weltcups in Oslo erhalten. Das 50-km-Verfolgungsrennen auf der traditionellen Engadin-Skimarathon-Strecke war ein Höhepunkt der Saison und Schlusspunkt zugleich. LU K A S K U RT H

Die selbstgeforderte Medaille erreicht Zum Auftakt der WM in Oberstdorf bezeichneten Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff alles andere als ein Medaillengewinn im Teamsprint als Enttäuschung. Mit dem Verpassen der Finalläufe im Einzelsprint startete Fähndrich nicht wie gewünscht in die zwei WM-Wochen. Auch im Halbfinal des Teamsprints bekundete die 25-Jährige noch Mühe. Langlauf-Chef Christian Flury bezeichnete die Beziehung von Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff im Anschluss an das Rennen als «wunderschöne Symbiose und perfekte Ergänzung». Dies zeigte sich auch in den Vorbereitungen auf den Final, in welchen die routinierte Laurien van der Graaff die Rolle der Mentorin einnahm und ihre Teampartnerin perfekt vorbereitete. Im entscheidenden Rennen dann riefen die beiden Athletinnen eine

Die Weltcup-Saison 2020/21 wurde mit einem 50-km-Rennen im Engadin abgeschlossen.

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SAISONRÜCKBLICK

Sacha Giger (Mitte) durfte zusammen mit dem Freeski-Team anlässlich des SlopestyleWeltcupfinals in Silvaplana die Trophäe als beste Ski-FreestyleNation entgegennehmen.

Ein Novum für die Schweiz: Zum ersten Mal in der Geschichte gewann Swiss-Ski in der Saison 2020/21 die Nationenwertung im Ski Freestyle, das die Disziplinen Skicross, Freeski, Aerials und Moguls umfasst. Wie es dazu kam und was der Titel für die Schweiz als Ski-FreestyleNation Nummer 1 für die Zukunft bedeutet, erläutert Sacha Giger, Direktor Ski Freestyle, Snowboard und Telemark. Sacha Giger, anlässlich des SlopestyleWeltcup-Finals auf dem Corvatsch durfte die Schweizer Delegation die grosse Trophäe als Ski-Freestyle-Nation Nummer 1 in die Höhe stemmen. Ein historischer Moment. Sacha Giger: Absolut, dies ist uns zuvor noch nie gelungen. Die Athletinnen und Athleten in den Disziplinen Skicross, Freeski, Aerials und Moguls haben uns in der Saison 2020/21 viele Highlights beschert. Und die Kugel über alle Disziplinen zu gewinnen, ist ein besonderes Highlight, weil es die komplette Breite der Disziplinen braucht. Auf welche Glanzpunkte schaust du besonders gerne zurück? Verständlicherweise stehen in einer WM-Saison die Titelkämpfe im Zentrum. Da erinnere ich mich natürlich an das konstant starke Skicross-Team in Idre Fjäll: Alex Fivas Goldfahrt – die erste Skicross-WM-Medaille bei den Männern überhaupt –, Fanny Smiths Silbermedaille – und mit Talina Gantenbein als Vierte schaffte eine weitere Schweizerin den Durchbruch an die Spitze. Auch die Freeskier überzeugten in Aspen, dies trotz dezimiertem Team durch die verletzungsbedingten Ausfälle 36

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von Fabian Bösch und Giulia Tanno. Wir durften über Gold (Andri Ragettli) und Silber (Mathilde Gremaud) im Slopestyle jubeln. Kim Gubser sorgte mit Bronze im Big Air für einen überraschenden Abschluss. Zu guter Letzt hielt das junge Aerials-Team dem Druck stand und feierte in Almaty Silber im Team-Event. Und diese sechs WM-Medaillen spiegelten sich mit total 4509 Zählern im WeltcupPunktekonto wider. Die starke Breite innerhalb der Teams ist nicht zu übersehen. So ist es. Mit 257 Punkten Vorsprung sicherte sich die Schweiz vor Kanada den Sieg in der Nationenwertung. Das Schöne und Erfreuliche daran ist, dass sich die Verkörperung dieser Dominanz auf mehrere Schultern aufteilen lässt. Wir dürfen uns insbesondere im Skicross über ein sehr konstantes und erfolgreiches Team freuen. Hier haben wir gleich mehrere Athletinnen und Athleten, die aufs WeltcupPodest fahren. Dasselbe Bild zeigt sich bei den Freeskiern und neu auch im Aerials-Team mit Noé Roth, Pirmin Werner und Nicolas Gygax. Auch Marco Tadé konnte nach langer Verletzungspause wieder gute Leistungen zeigen, beim Moguls-Weltcup in Ruka realisierte er sogar einen Podestplatz. Im Sport nach ganz oben zu gelangen ist das eine, sich aber an der Spitze langfristig zu behaupten das andere: Was braucht es aus deiner Sicht, um den Status als Ski-FreestyleNation Nummer 1 zu behalten? In den meisten Disziplinen spielt dabei auch die Infrastruktur eine sehr wichtige, wenn nicht sogar matchentscheidende Rolle. Ich

Welchen künftigen Herausforderungen müsst ihr euch weiter stellen? Wir brauchen in der Schweiz eine breitere Basis, die wir vor allem über die Clubs erreichen müssen. Hier sind alle gefordert: die Clubs, die Regionalverbände, aber natürlich auch wir von Swiss-Ski als treibende Kraft. Wir müssen es noch besser schaffen, an die potenziellen jungen Athletinnen und Athleten, gerade auch aus dem urbanen Umfeld, zu kommen. Insbesondere müssen wir uns auch intensiv Gedanken darüber machen, wie wir die Frauen längerfristig spezifisch fördern können in den Freestyle-Disziplinen – sowohl im Ski Freestyle als auch im Snowboard. Swiss-Ski hat sich gemeinsam mit St. Moritz/ Engadin als Ausrichter der Ski-Freestyleund Snowboard-Weltmeisterschaften 2025 beworben. Anfang April hat der Internationale Skiverband FIS Swiss-Ski und St. Moritz/ Engadin den Zugschlag gegeben. Was bedeutet das für Swiss-Ski? Das wird sicher das Highlight in den Karrieren vieler Athletinnen und Athleten in unseren Kadern. Für die Ski-Freestyle- und SnowboardEntwicklung erhoffe ich mir einen Schub zu mehr Breite und Unterstützung aus der Legacy dieser Weltmeisterschaften. Wir werden mit dem Engadin einen hervorragenden Partner haben, der bereits viel Know-how in der Organisation von Gross- und Freestyle-Anlässen mitbringt. Diese Legacy bringt auch eine Entwicklung der Infrastruktur rund um den Corvatsch. Ich erhoffe mir dadurch, dass wir in Zukunft bereits früher in der Saison und länger im Frühjahr nachhaltigen Zugang zu diesen Infrastrukturen haben werden. I NT E RV I EW: S A BR I N A A E B I S C H E R

FOTO: WELTCUP CORVAT SCH/FILIP Z UAN

Dafür brauchts die komplette Breite der Disziplinen

denke da insbesondere an eine Off-SnowLanding-Bag-Anlage, aber auch Trainingsstrecken im Bereich Skicross sind da zum Beispiel ein Thema. In Airolo sind wir daran, eine NASAK-Anlage für die Sportarten Aerials und Moguls zu realisieren. Auch das wird ein wichtiger Pfeiler in der Weiterentwicklung dieser Sportarten.


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Unaufhaltsam 2014 drohte ihm das Ende der Karriere – 2021 landete Alex Fiva den Coup: Der Churer krönt sich in Schweden zum Skicross-Weltmeister. Und mit 35 Jahren ist noch längst nicht Schluss.

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ieser Moment, diese Bilder, diese Emotionen! Natürlich hat er die Sekunden gespeichert, in denen er den bislang grössten Triumph seiner Karriere erlebt hat: Alex Fiva überquert an der WM im schwedischen Idre Fjäll die Ziellinie mit gutem Gefühl, er weiss, dass er es auf das Podest geschafft hat. Nur: Auf welche Stufe? Die Antwort erhält er mit einem Blick zu den Betreuern. Sie jubeln nicht nur, nein, «sie sind ausgeflippt», sagt Fiva, «da war mir klar: Ich habe etwas vollbracht, das nicht alltäglich ist.» 15 Tage nach seinem 35. Geburtstag hat er die Titelkämpfe mit einer überragenden Leistung gekrönt. Als er kurz darauf im ersten Fernsehinterview mit «Weltmeister» angesprochen wird, ist das für ihn eine so schöne wie ungewöhnliche Anrede: «Es fuhr mir ziemlich ein.» Coronabedingt fallen ausgiebige Feierlichkeiten zwar aus, aber im Rahmen des Erlaubten kostet Fiva den Triumph aus. Er wird mit Glückwünschen überflutet, «mein Handy ist fast explodiert», sagt er. Die Stadt Chur würdigt ihren Weltmeister, und Post kommt auch aus Bern: Bundespräsident Guy Parmelin gratuliert Fiva.

Von Beruf ist er Skicrosser Die Reaktionen rühren den Skicrosser. «Vieles, das nach einem Medaillengewinn üblich ist, konnte zwar nicht stattfinden. Aber diese Form der Anerkennung ist unheimlich wertvoll», sagt der Bündner, «ich spüre grosse Wertschätzung der Leute, die verstehen, das Skicross nicht einfach ein zeitintensives Hobby mit schönen Reisen ist, sondern ein Beruf.» Alex Fiva fährt in jungen Jahren alpine Skirennen, aber trotz Talent bleibt ihm der Durchbruch verwehrt. Über einen Kollegen findet er mit 21 zum Skicross, zu einer Sportart, die damals noch nicht die Popularität von heute hat. In Sölden fährt er sein erstes Rennen – und kommt von dieser Leidenschaft nicht mehr los. Im Gegenteil: Der Informatiker steigert den Aufwand kontinuierlich, sowohl den zeitlichen als auch finanziellen. Anfänglich bezahlt er Flüge und Hotel selber, er weiss auch, dass er als Skicrosser nie reich wird. «Geld war nie mein Antrieb», sagt er heute, «ich hätte definitiv mehr verdient, wenn ich immer 100 Prozent als Informatiker gearbeitet hätte.» Er liebt die Duelle Aus der Freizeitbeschäftigung wird ein Teilberuf, im Winter ist

Fiva Vollprofi, der sich an die Weltspitze herantastet. Die Faszination besteht für ihn darin, im Duell mit drei Konkurrenten bestehen zu müssen. Aber das klappt nicht allein mit Unerschrockenheit. Unterwegs sind auch strategisch kluge Entscheide und technische Versiertheit bei Überholmanövern gefragt. Fiva liebt die Duelle, er ist robust genug, um in entscheidenden Situationen die Ellbogen auszufahren: «Sobald das Rennen losgeht, habe ich nur ein Ziel vor Augen: Ich will als Erster unten ankommen.» Resignation? Niemals! Ein Faktor ist ebenfalls Voraussetzung, um Erfolg zu haben: Glück. An Grossanlässen hat Fiva lange keines. Bei Olympia 2014 in Sotschi erleidet er einen Bandscheibenvorfall, an den Spielen 2018 stürzt er im ersten K.-o.-Lauf, an Weltmeisterschaften reicht es ma-

ximal zu Platz vier. Aber Resignation ist nie eine Option für den Mann des Skiclubs Parpan. Nichts belegt das eindrücklicher als die Reaktion auf eine Prognose eines Arztes im Frühling 2014. Alex Fiva liegt nach einer Rückenoperation drei Wochen im Spital von Chur und bekommt zu hören, dass die Chancen, je wieder auf die Ski zurückkehren zu können, bei weniger als 50 Prozent liegen. Die Worte demoralisieren ihn nicht: «Einschüchtern lasse ich mich nicht. Mir war sofort klar: Ich werde dem Arzt beweisen, dass es nicht die gescheiteste Diagnose war.» Fiva ist eine Grösse unter den Skicrossern, deren Interessen er als Athletensprecher vertritt. Noch immer ist er in der IT-Firma angestellt, in der er schon die Lehre absolviert hat. Aber mit 35 denkt der Familienvater noch nicht daran, vollamtlich ins Büro zurückzukehren. Schliesslich hat er sportlich noch offene Rechnungen, zum Beispiel bei Olympia. 2022 erhält er in Peking die nächste Chance, und natürlich denkt er heute schon daran. «Es muss alles passen», sagt er, aber seine Geschichte zeigt ihm, wie weit er es mit Beharrlichkeit bringen kann. Der 12-fache Weltcupsieger formuliert darum nach dem WM-Titel das nächste Ziel: «Eine Olympiamedaille würde alles Bisherige toppen.» PE T E R B I RRE R

FOTO: GEPA PICTURES

Der Fluch ist gebrochen: Alex Fiva wird mit 35 SkicrossWeltmeister.

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Kristallkugel, Weltneuheit, Comeback-Saison – die High- und Lowlights der SnowboardSaison 2020/21. Und plötzlich rückte Jan Scherrer das Snowboard-Level in neue Dimensionen. Mit seinem neuen Trick, dem Switch Alley-Oop Double Rodeo 1080, erntete der Toggenburger Anfang Saison viel Applaus und setzte die Konkurrenz gewaltig unter Druck. Den positiven Schwung nahm Scherrer mit in die Wettkampfphase und sprang an den Weltmeisterschaften in Aspen – zwar ohne die Perfomance seines neusten Kunststückes – zu seinem ersten WM-Edelmetall. Als WM-Dritter beerbte er seinen Teamkollegen Pat Burgener, der die Reise nach Aspen aufgrund eines im Training zugezogenen Kreuzbandrisses nicht antreten konnte. David Hablützel rundete als Vierter das starke Team-Ergebnis ab. Ein Name blieb den Startlisten indes fern: Nach Olympia-Gold, drei WM-Medaillen (1 x Gold und 2 x Silber), 14 Weltcup-Podestplätzen (vier Siege) sowie mehrfachen X-Games-Podestplätzen schloss Iouri Podladtchikov im August 2020 das Spitzensport-Kapitel. Von den Junioren-Weltmeisterschaften kehrten die jungen Wilden mit drei Medaillen nach Hause. Jonas Hasler und Isabelle Lötscher sprangen in der Halfpipe zu Silber, Elena Schütz holte Bronze. Kleine Kugel als Konsequenz der Konstanz Die Funktion als Teamleaderin übernahm in der Saison 2020/21 Julie Zogg. Die Ostschwei38

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Nach 2015, 2019 und 2020 errang Julie Zogg auch in der zu Ende gegangenen Saison die kleine Kristallkugel im Parallel-Slalom.

Oft der glücklose Vierte, nun hat's geklappt: Jan Scherrer sprang in Aspen zu seiner ersten WM-Medaille.

zerin verpasste im Parallel-Slalom nur einmal auf höchster Stufe die Top 5. Zweimal fuhr die Weltmeisterin von 2019 zum Sieg und im Parallel-Riesenslalom zweimal auf Platz 3, unter anderem beim Heim-Weltcup in Scuol. Die Konsequenz ihrer grossen Konstanz führte Zogg nach 2015, 2019 und 2020 zum vierten Mal zum Gewinn der Disziplinenwertung im Parallel-Slalom. Den Alpin-Weltcup beendete Zogg als beste Schweizerin im 3. Rang. Im Männer-Team bewies Nevin Galmarini nach 22 Monaten Pause, dass er wieder zu den Besten in seinem Sport gehört. Der Olympiasieger von 2018 feierte mit mehreren Viertelfinal-Qualifikationen ein erfolgreiches Comeback, nachdem er wegen anhaltender Rückenprobleme auf Renneinsätze hatte verzichten müssen. Zwar endeten die WM-Rennen in Rogla medaillenlos, dennoch zeigte Galmarini als Fünfter ein starkes Rennen im Parallel-Riesenslalom. Medaillenmässig holten allerdings die Jungen die Kohlen aus dem Feuer. Kurz vor Weihnachten schaffte es Gian Casanova an den Junioren-Weltmeisterschaf-

ten 2020 im Lachtal (AUT) als Dritter aufs Podest. An den Titelkämpfen 2021 im russischen Krasnoyarsk kehrte Flurina Baetschi mit Bronze nach Hause, starke Vierte wurde Ricarda Hauser. Ende einer elfjährigen Durststrecke Die Crosser mussten sich aufgrund von Absagen lange in Geduld üben, bis sie die ersten Renneinsätze bestreiten konnten. Doch als es losging, feierte einer einen langersehnten Exploit: Kalle Koblet gelang Anfang März in der georgischen Skistation Bakuriani als Zweiter das beste Karriere-Ergebnis. Für den Winterthurer war es im 41. Weltcup-Rennen die erste Top-3-Platzierung. Zum letzten Mal war zuvor Simona Meiler 2010 ein Weltcup-Podestplatz für die Schweiz gelungen. Auch beim Heimauftritt in Veysonnaz gelang Koblet zum Saisonabschluss mit Rang 9 nochmals eine starke Klassierung. Koblets Fortschritte lassen sich entsprechend im Weltcup-Gesamtklassement (8.) ablesen – ein verheissungsvolles Zeichen für die Zukunft. S A BR I N A A E B I S C H E R

FOTOS: MI HA M ATAV Z / US SNOWBOA RD T EA M/MARK CLAV IN

Das langersehnte Edelmetall


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Pepe Regazzi ist seit 2011 Cheftrainer der Freestyle-Snowboarder von Swiss-Ski und mit 52 Jahren unverändert fasziniert von seiner Sportart. Nun bereitet der Tessiner Olympia 2022 vor.

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FOTO: Z VG.

anchmal spürt er die Anstrengungen, die mit dem Reisen verbunden sind. «Heavy» könne es zuweilen sein, und darum hat sich Pepe Regazzi auch schon überlegt, wie lange er das noch machen möchte. Aber die Antwort auf diese Frage hat sich bislang stets automatisch ergeben. Der Tessiner liebt das Snowboarden, «so innig wie am ersten Tag», präzisiert er. Und so fordernd die jungen Menschen sind, mit denen er zu tun hat, so inspirierend sind sie für ihn auch: «Meine Motivation, gemeinsam mit ihnen hohe Ziele zu erreichen, ist unverändert riesig.» Seine Rolle ist nicht irgendeine, er ist Cheftrainer der Freestyle-Snowboarder, aber der 52-Jährige war noch nie ein Freund von strikten Hierarchien – und er wird es auch nicht. Er sagt: «Für mich stehen die Athleten im Zentrum. Alle rundherum sind da, um zu helfen und einen Beitrag zu leisten, damit im Wettkampf möglichst gute Resultate erzielt werden.» Pepe Regazzi. Pietro heisst er mit richtigem Vornamen eigentlich, aber wer «Pietro» ruft, muss nicht erwarten, dass er reagiert, so ungewohnt ist das für ihn. Die Eltern nannten ihren Buben früh schon «Pepe», und wo immer er auftauchte, was immer er machte: Er blieb der «Pepe». Mit 17 fand er zum Snowboard, an seinem Hausberg Monte Tamaro wagte sich der junge Mann aus Vira-Gambarogno erst-

mals auf ein Brett – und kam von dieser Leidenschaft nicht mehr los. Snowboardlehrer im Engadin Regazzi absolvierte eine Lehre als Elektroniker, begann ein Ingenieurstudium in Biel, merkte aber bald: «Das ist nicht mein Weg.» Er brach es ab und zog Ende der Achtzigerjahre nach St. Moritz mit der Absicht, eine Saison lang im Engadin Snowboardunterricht zu geben. Aus einer Saison wurden schliesslich 15 Jahre. Regazzi brachte vielen Privatkunden einen Sport näher, der damals noch nicht weit verbreitet war. Er lehrte nicht nur, sondern fuhr auch Rennen, schaffte es in den Weltcup und investierte daneben viel Zeit in die Trainerausbildung. Im Tessin gründete er um die Jahrtausendwende das erste Freestyle-Team, engagierte sich beim Regionalverband und wurde bei Swiss-Ski 2005/06 Assistent von Marco Bruni. 2011 wurde er zum Chef befördert und erlebte in dieser Funktion 2014 an den Olympischen Spielen von Sotschi einen triumphalen Moment: Iouri Podladtchikov holte Gold in der Halfpipe. Natürlich war es ein prägender Tag auch in der Karriere von Pepe Regazzi. Aber er schaute umgehend voraus und fragte sich: Wie können

Verliebt wie am ersten Tag

wir das Niveau von jedem einzelnen weiter anheben? Welche Massnahmen sind nötig? Mit der Medaille war für ihn ein Etappenziel erreicht, aber nicht das Rennen beendet: «Es geht immer weiter. Aber ich sehe hinter jedem Athleten nicht nur einen Leistungssportler, sondern stets auch den Menschen, mit dem ich mich auch abseits des Trainings oder Wettkampfs auseinandersetze.» Kochen mit den Athleten Regazzi trägt als Chef die Verantwortung für die Planung, das Budget, die verschiedenen Trainer – und kümmert sich aktiv um die Sparte Halfpipe. Wenn er mit dem Team unterwegs ist, legt er Wert auf das Zusammenleben. Darum zieht er es vor, Wohnungen zu mieten statt Hotelzimmer, weil man sich dadurch besser kennenlernt. «Unsere Sportart ist sehr komplex», sagt Regazzi, «Physis, Technik und Akrobatik sind elementare Voraussetzungen. Aber der letztlich ausschlaggebende Punkt ist die mentale Verfassung. Je besser ich weiss, wie der Athlet funktioniert, desto eher kann ich Einfluss nehmen.» Regazzi betont die Bedeutung des gegenseitigen Vertrauens: «Das kann man am effizientesten aufbauen, indem man den intensiven Austausch pflegt und Dinge macht, die nicht unmittelbar mit dem Sport zu tun haben.» Zum Beispiel: gemeinsam kochen und dabei das Bewusstsein schüren, auf gesunde Ernährung zu achten. Für Essen und heimische Tradition interessiert sich Regazzi seit je: Er hat schon zwei Bücher mit Kochrezepten und kulinarischen Geschichten aus dem Tessin verfasst. Und wenn es die Zeit erlaubt, hält er sich gerne auf dem Lago Maggiore auf. Als Kind verbrachte er mit seinem Grossvater, einem Fischer, Stunden auf dem See, er rief später die erste Wakeboardschule im Tessin ins Leben – und einen Campingplatz führte er auch einmal. Das grosse Ziel: Olympia 2022 Hinter Regazzi liegt nun ein Winter, der Corona-bedingt auch für die Snowboarder speziell war. Wettkämpfe fanden nur wenige statt, «dafür konnten wir intensiv trainieren», sagt Regazzi. Die Bilanz fällt durchzogen aus. Im Halfpipe-Bereich sorgte Jan Scherrer mit Bronze an der WM in Aspen für das überragende Resultat. Bei den Slopestylern hingegen lief, auch wegen Verletzungen und Corona, vieles schief. «Für sie war der Winter sehr bitter», sagt Regazzi. Aber Zweifel befallen ihn deswegen nicht. Er denkt an die kommende Saison mit dem Höhepunkt Olympische Spiele in Peking. «Darauf richten wir unsere Planung aus», sagt er, «wir versuchen, Details zu verbessern, zu ‹schrüübele›, wo es geht. Damit wir am Tag X die optimale Leistung abrufen können.» PE T E R B I RRE R

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Eine Telemark-Saison der

Superlative

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as muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen: Bereits zum sechsten Mal in Folge konnte das Schweizer TelemarkTeam die Weltcup-Nationenwertung für sich entscheiden. Von 72 möglichen WeltcupPodestplätzen gingen 43 an das Schweizer Team – 20-mal konnten Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski zuoberst auf dem Podium feiern (11-mal Amélie Wenger-Reymond, 5-mal Bastien Dayer, 3-mal Nicolas Michel, 1-mal Beatrice Zimmermann). 83 Prozent der Siege gingen damit auf das Konto der Equipe von Hans-Peter Birchler (Chef Telemark) und Ruedi Weber (Cheftrainer Telemark). Es erstaunt daher nicht, dass das Bild an der Spitze der Nationenwertung auch am Ende der Saison 2020/21 dasselbe aufzeigt wie in den vergangenen fünf Jahren: die Schweiz als Siegerin. Auf Seiten der Männer erlebte Bastien Dayer in der zurückliegenden Saison sein persönliches Karriere-Highlight. Mit dem Gewinn der grossen Kristallkugel erreichte der 33-Jährige ein langersehntes Ziel. «In dieser speziellen Saison bin ich ein Rennen nach dem anderen gefah40

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ren – ohne irgendwelche Berechnungen anzustellen, sondern einfach Spass auf den Ski zu haben. Das hat sich ausgezahlt, nachdem ich dreimal am Gesamtsieg gescheitert bin. Deshalb bedeutet mir dieser Sieg nach all diesen Jahren sehr viel», sagt der Gesamtweltcupsieger Dayer zu seinem Triumph. Zur grossen Kristallkugel gesellten sich zwei Disziplinensiege (Classic und Parallel-Sprint). Bleibt noch die Kristallkugel im Sprint übrig, welche sich Dayers Teamkollege Nicolas Michel anlässlich des Weltcupfinals in Thyon sicherte. Bei den Frauen zeigte sich Amélie Wenger-Reymond – mit 158 Weltcupsiegen die erfolgreichste FIS-Athletin aller Zeiten – in gewohnt starker Form. Sie räumte alles ab, was abzuräumen war: Gesamtweltcupsieg sowie die kleinen Kristallkugeln in den drei Disziplinen Sprint, Parallel Sprint und Classic. Aber auch Martina Wyss und Beatrice Zimmermann wussten hinter der Walliserin zu überzeugen: Während Wyss im Weltcup-Gesamtklassement Zweite wurde, machte Zimmermann als Dritte das Schweizer Podest perfekt. Machtdemonstration auf Melchsee-Frutt Die Schweizer Telemarkfahrerinnen und Telemarkfahrer bewiesen auch beim Saison-Highlight, an den Weltmeisterschaften auf Melch-

Mehr geht nicht: Das Schweizer Telemark-Team holte mit neun Kristallkugeln alle möglichen Trophäen, die es zu gewinnen gibt.

see-Frutt, dass sie in dieser Sportart die Nummer 1 der Welt sind: 14 von 19 möglichen Medaillen holte sich das Gastgeberland, davon sechsmal Gold. Drei goldene Edelmetall-Auszeichnungen steuerte die «Queen of Telemark», Amélie Wenger-Reymond, bei. Sie gewann in allen drei Einzel-Disziplinen und auch im Team-Bewerb. Martina Wyss (Silber Sprint, Bronze Classic) und Beatrice Zimmermann (Silber Parallel Sprint, Bronze Sprint) gingen ebenfalls auf erfolgreiche Medaillenjagd. Bei den Männern demonstrierte der Gesamtweltcupsieger Bastien Dayer mit Gold im Sprint und Classic sowie mit Silber im Parallel Sprint seine Stärke. Nicolas Michel durfte sich in allen drei EinzelRennen die bronzene Auszeichnung umhängen lassen. Auch die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern: Marie-Julie Huber fuhr an den Junioren-Weltmeisterschaften im Parallel Sprint zu Silber und im Weltcup mehrmals in die Top 10. S A BR I N A A E B I S C H E R

FOTO: 360 DSM

Besser geht's nicht? Das Schweizer TelemarkTeam bewies das Gegenteil. Mit neun Kristallkugeln räumten die Freeheeler in der Saison 2020/21 alle möglichen Kugeln ab.


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Aufgrund der Corona-Pandemie schaut SwissSki auch im Nachwuchs- und Breitensport auf einen besonderen Winter zurück. Bis im Februar waren alle Wettkämpfe im U16-Bereich gemäss Vorgaben des BAG untersagt und Breitensport-Events stark eingeschränkt.

U

m der Schneesport-Familie eine attraktive Alternative zu den gewohnten Events und Angeboten zu bieten, hat Swiss-Ski die Challenge 21 ins Leben gerufen. Die verschiedenen zeit- und oft auch ortsunabhängigen Challenges haben spannende Abwechslung ins Clubtraining gebracht und Schneesportlerinnen und Schneesportler zu Aktivitäten im Schnee motiviert.

Um Familien und Hobby-Sportler trotz des Ausfalls diverser Events für den Wintersport zu begeistern, wurden der Famigros Ski Day und der Swiss Loppet auf eine alternative Weise organisiert. Ein Ski- oder Loipentag konnte individuell gestaltet werden. Zusätzlich wurden in vielen Regionen der Schweiz Cross-Country Cross Skills Parks (XCX Skills Park) umgesetzt, um spielerisch langlaufen zu lernen. Damit sich der Nachwuchs trotz fehlender Wettkämpfe miteinander messen konnte und den Spass am Sport nicht verliert, wurden in diversen Sportarten verschiedene Challenges lanciert. Bei diesen bekamen die Kinder vielfältige Aufgaben mit Wettkampf-Charakter. Eine der erfolgreichsten Challenges war dabei die des Grand Prix Migros. Da heuer keine

Rennen durchgeführt werden konnten, haben sich 129 Skiclubs dieser Challenge gestellt. Dabei kämpften die Clubs um die grosszügigen Preise, die von den Sponsoren des Grand Prix Migros zur Verfügung gestellt wurden. In selbst aufgenommenen Videos haben sie aufgezeigt, wie Racing Basics auf spielerische Art und Weise erlernt und automatisiert werden können. Dabei war der Kreativität keine Grenzen gesetzt, auch Mühen wurden keine gescheut. Es wurden Buckelpisten, Pumptracks und Skicrosspisten gebaut, andere Sportgeräte wie Langlaufski miteinbezogen – und sogar Kostüme kamen zum Einsatz. Ja, die Kinder haben in ihren Videos richtige Geschichten erzählt und einem auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht. M A RT H A H Ä C K I

Ein erfolgreicher

ChallengeWinter

SC Ulisbach – Sieger der Grand Prix Migros Final-Challenge.

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JETZT A N M E L D E N !

2021 TERMINKALENDER Bellinzona: Sonntag, 13. Juni Bonstetten: Sonntag, 20. Juni Herisau: Sonntag, 27. Juni Büron: Samstag, 28. August Thun: Sonntag, 5. September Couvet: Sonntag, 12. September Finale Luzern: Samstag, 18. September Anmeldung und Informationen unter smile-challenge.ch

SwissPass Smile Challenge A

b sofort können sich sportbegeisterte Kinder zwischen 7 und 15 Jahren zur SwissPass Smile Challenge anmelden. Im spannendem Wettkampf müssen sie ihr Geschick in verschiedenen kreativen Disziplinen unter Beweis stellen, um am Ende mit etwas Glück den Saisonsieg nach Hause zu holen.

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Der Weg ins Finale Bei den sechs Events qualifizieren sich jeweils die ersten fünf der zwei Kategorien Juniors (Jahrgänge 2006–2010) und Youngsters (Jahrgänge 2011–2014) sowie ein Wildcard-Gewinner-Team für den grossen Saisonabschluss im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern am 18. September 2021.

FOTO: Z VG.

Die Sommerserie von Swiss-Ski geht in diesem Jahr in die dritte Runde.


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Einladung zur Delegiertenversammlung DV 2020 wegen Covid-19 reduziert und in Form eines E-Votings durchgeführt werden musste. Ob die Covid-19-Situation und die damit verbundenen BAG-Richtlinien diesmal eine physische Präsenz der Delegierten möglich machen oder nicht, kann noch nicht abschliessend gesagt werden. Swiss-Ski plant zweigleisig.

Festgelegt wurde jedoch, dass die Delegiertenversammlung 2021 unabhängig davon am 26. Juni stattfinden wird. Aktuelle Informationen sind auf der Website von Swiss-Ski auffindbar. www.swiss-ski.ch

FOTO: SWISS -SKI

Am 26. Juni 2021 findet die 117. Delegiertenversammlung von Swiss-Ski statt – in welcher Form diese stattfinden wird, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe jedoch noch unklar. Der grosse Wunsch aller Beteiligten ist es freilich, dass sich die Swiss-Ski-Familie wie geplant in Fiesch VS treffen wird, nachdem die

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Sci Svizzera Italiana

Damit grosse Träume eine Chance haben

Ein Glücksfall für elf junge Skirennfahrerinnen und -fahrer aus der italienischsprachigen Schweiz in dieser ungewöhnlichen Saison: Zwar fielen die meisten Wettkämpfe aus, aber ein prominenter Vertreter des internationalen Skisports erklärte sich bereit, sie zu trainieren. Ein voller Erfolg für TiSki – und es gibt Hoffnung auf eine Wiederholung in der nächsten Saison.

licht dem Nachwuchs dann in der FutureGruppe, sich parallel zu den Aktivitäten der einzelnen Clubs sportlich zu entwickeln, im Verlauf der Saison öfter auf den Ski zu stehen und das Know-how von TiSki zu nutzen. So will TiSki die Zusammenarbeit mit den Skiclubs ausbauen, um die technischen Grundlagen und die körperlichen Fähigkeiten der Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zu verbessern und ihnen den Übertritt in die Wettkampfteams des Verbandes und somit in die überregionalen und nationalen Circuits zu erleichtern.

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Die Future-Gruppe 2021 Dieses Jahr zählt die Future-Gruppe elf Mitglieder, fünf Junioren und sechs Juniorinnen der Jahrgänge 2008 und 2009 aus vier verschiedenen Skiclubs (SC Airolo, SC Monte Lema, Adula Snow Team und GS Monte Generoso). Im Winter 2020/21 standen von Dezember bis März vierzehn Schneeausflüge auf dem Programm. Jede Trainingseinheit umfasste einen Block zur Grundtechnik auf der Piste, an den

as im Frühling 2015 ins Leben gerufene Projekt Future Ticino soll den Leistungssport fördern und das Training der U12- und U14-Talente aus der italienischsprachigen Schweiz aufwerten. Die heimatlichen Skiclubs empfehlen ihre aussichtsreichsten Jugendlichen an TiSki, nachdem sie im hauseigenen Team erste Erfahrungen in regionalen Rennen gesammelt haben. Ein spezifisches, strukturiertes Technik- und Athletiktraining ermög46

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Max Blardone als Vorbild für den Nachwuchs Bis zum Ende der Saison 2020/21 verhinderte die Pandemie Wettkämpfe im Tessin. Erst im März gab es wieder Veranstaltungen. Daher stand wesentlich mehr Zeit für Trainings zur Verfügung, was insbesondere der Grundtechnik zugute kam. Um diese Arbeit zusätzlich aufzuwerten und der Future-Gruppe und ihrem jungen Trainer Mattia Santoro weitere Anregungen zu geben, konnte TiSki diesen Winter auf Massimiliano «Max» Blardone zählen. Der ehemalige Star des alpinen Skisports zählt zu den grössten Riesenslalom-Spezialisten der italienischen Nationalmannschaft, wie seine sieben Siege bei insgesamt 25 Podestplätzen in seiner 16-jährigen Weltcup-Karriere beweisen. Auf den Schweizer Pisten hat der 41-jährige Piemonteser unvergessliche Momente erlebt: Sowohl seinen ersten als auch seinen letzten Sieg feierte er in unserem Land, 2005 in Adelboden und 2012 in Crans-Monta-

FOTOS: ZVG.

MIT DEN CHAMPIONS TRAINIEREN

sich Trainings in den einzelnen Disziplinen anschlossen. Zunächst stand der Slalom im Mittelpunkt, danach der Riesenslalom. Im März, bei angenehmeren Schneeverhältnissen, lag der Fokus vermehrt auf den SpeedDisziplinen, namentlich auf dem Super-G und seinen Eigenheiten. Seit dem 1. März finden in der ganzen Schweiz wieder regionale JuniorenWettkämpfe statt. Seither sind auch die Future-Sportlerinnen und -Sportler wieder im Rennmodus, um endlich die diesen Winter schwer vermisste Wettkampfluft zu schnuppern.


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na. Und auch sein letztes Rennen im Skizirkus fuhr er in der Schweiz, 2016 in St. Moritz. Gegenwärtig ist Blardone Trainer der Juniorenmannschaft des italienischen Wintersportverbands FISI und betätigt sich im Weltcup als Kommentator und Reporter für RAI Sport. Alessandro Lazzarini, Cheftrainer Alpin, beschrieb die Zusammenarbeit Anfang Dezember wie folgt: «Dem Projekt Future fehlte ein Vorbild. In Max haben wir dieses Vorbild gefunden. Für TiSki ist mit der Zusammenarbeit ein Traum Wirklichkeit geworden; sie belegt, wie wichtig es uns ist, in die Juniorinnen und Junioren zu investieren.» Die Philosophie von Max Blardone Max Blardone setzt bei den Sportlerinnen und Sportlern selbst an: Er legt Wert darauf, die Jugendlichen und ihre Ziele kennenzulernen und eine Beziehung von Mensch zu Mensch aufzubauen – noch bevor an der Technik gefeilt wird. So will er dafür sorgen, dass die – ganz natürlichen – Hemmschwellen zwischen den Zwölfjährigen und dem als Trainer eingesetzten Star abgebaut werden. Er selbst formuliert

seinen Ansatz so: «In diesem Alter haben alle Skirennfahrerinnen und -rennfahrer das Bedürfnis, Vertrauen zum Trainer aufzubauen. Der Trainer muss sich dieses Vertrauen verdienen, das ist seine Aufgabe. Später muss er dann fähig sein, Sicherheit, Motivation und den Einsatz für Verbesserungen zu vermitteln. Als Trainer hat man grundsätzlich positive Botschaften auszustrahlen, ganz unabhängig davon, wie stark der oder die Jugendliche fährt, aber auch unabhängig von externen Faktoren wie dem Wetter.» Alessandro Lazzarini sieht eine der grössten Qualitäten des ehemaligen Skirennfahrers in «seiner Fähigkeit, eine Gruppe zu begeistern. Er vermittelt nicht nur technische Konzepte, sondern weckt bei den Jungen auch viel Leidenschaft und Emotionen.» Die umfangreichen Erfahrungen in seiner sportlichen und seiner Trainerkarriere kommen Max Blardone ebenfalls zugute. Seine Konzepte sind leicht nachzuvollziehen und prägen sich den Jugendlichen ein. So kann er aus jeder und jedem einzelnen das Beste herausholen. Zur Technik meint Blardone: «Man muss den Jugendlichen begreiflich machen,

dass sie bei einer Abfahrt Bewegungen schaffen müssen, in ihrem Fall die für ihren Sport typischen Schwünge. Die technischen Abläufe müssen harmonisch sein, fast wie bei einem Tanz. Erst dann kann man das Material voll ausfahren, zum Beispiel wenn sich der Ski in den Kurven durchbiegt.» Ohne fliessende Bewegungen gibt es keine Beschleunigung. In einer Sportart wie dem Skifahren, wo Geschwindigkeit alles ist und wo Hundertstelsekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden, muss man diese Harmonie einfach finden. N I CO L Ò MA N N A

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Crystal Club | Dr. Heinz Grütter-Jundt-Stiftung zur Förderung des alpinen Skisportes

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DER EXKLUSIVE EVENT MIT STARGÄSTEN. INTERSPORT-SKI-FESTIVAL ZERMATT. 23. BIS 28. NOVEMBER 2021.

Das INTERSPORT-Ski-Festival Zermatt ist exklusiv in seiner Ausführung und erfreut sich seit 42 Jahren grosser Beliebtheit. Freie Wahl in der Aufenthaltsdauer und Anzahl Skitage auf dem Gletscher – mit einem oder bis fünf Tagen auf den Ski. Du schläfst in einem unserer sechs Drei-, Vier- oder Fünfsterne-Partnerhotels und geniesst Halbpension und die jeweiligen Wohlfühloasen im Wellnessbereich.

Rund 900 Paar Ski von zwölf verschiedenen Skimarken stehen für dich und die anderen Gäste im Testcenter auf dem Trockenen Steg bereit. Für die richtige Skiwahl stehen kompetente Fachleute bei unseren Skipartnern. Testfahren ist möglich im Skigebiet Trockener Steg und Cervinia (ITA, sofern es die Schneebedingungen zulassen).

Mit dir auf der Piste sind Top-Ex-Skicracks – in dieser Form exklusiv und nur bei uns. Für dich dabei sind unter anderem die Snowboard-Olympiasiegerin Tanja Frieden (sie fährt auch Ski!), Erika Reymond-Hess, Maria AnesiniWalliser, Karin Seewer-Roten, Mike von Grünigen, Bruno Kernen und Urs Räber. Motivation auf und neben der Piste gibt es zusätzlich von Franco Marvulli (ehemaliger Radrennbahn-Profi).


EXKLUSIV NUR BEI UNS

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DIREKT INS HOTEL Nach einer hoffentlich angenehmen Reise erwarten die mit dem PW Reisenden unser Partner Taxi Christophe in Täsch. Hier wird dein Wagen eingeparkt und die Reise geht bequem weiter mit dem Taxi. In Zermatt wirst du vom Hotel-Driver erwartet. Für diese Dienstleistung bezahlst du einen günstigen Spezialtarif.

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GEMÜTLICH WOHNEN Bei unseren Hotelpartnern schläft es sich besonders gemütlich; gut Essen und Trinken ist ebenso eine Selbstverständlichkeit wie angenehm wohnen und schlafen. Du hast die Wahl: Europe Hotel & Spa, Romantik Hotel Julen, Hotel Pollux, Hotel Bellerive, Hotel La Couronne und CERVO Mountain Resort.

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GUT INFORMIERT Kommunikation steht für uns ganz vorne. Das ganze Jahr mit der ISFZ-App und auf unserer Website. Vor Ort gibt es täglich einen gedruckten Newsletter und digitale Information via App.

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GUT VERSORGT Unsere beiden Medical Partner Crossklinik Basel und Merian Santé Basel interessiert, wie es dir geht. Sie sorgen für dein persönliches Wohlergehen und geben auch wertvolle Tipps im Bereich Physio, Ernährung und Training.

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KEINE WARTESCHLANGEN Beim Testcenter kann es schon mal zu kleinen Wartezeiten kommen. Kein Problem. Unser VIP-Corner versorgt dich mit Kaffee und Cüpli. Für Kaffee sorgt unser Cateringpartner Galfri.

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TALK AM ABEND Ex-Skicracks verraten Moderator Franco Marvulli, was sie heute tun, was sie bewegt und wieso sie immer gerne Ski fahren. Am Mittwochabend laden wir dich zur Apéro-Time zu einem kurzen und gemütlichen Talk am Kaminfeuer ein. Am Freitagabend geht es ebenso gemütlich und auch ein bisschen technisch zu und her bei unserem zweiten Talk am Abend mit einer weiteren Persönlichkeit aus dem Skisport.

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VIEL UNTERHALTSAMES Das INTERSPORT-Ski-Festival bietet nicht nur aufregende Skiabfahrten, Unterhaltung pur, sondern auch mal Ausgelassenheit und Entspannung. Du hast Lust auf eine persönliche Yoga-Lektion (für Fortgeschrittene und Anfänger)? Die gibt es täglich auf Wunsch und Vorreservation gratis und franko frei Haus im Hotelzimmer. UNSERE PARTNER š INTERSPORT ist ein langjähriger Partner unseres Skitests und seit 2019 Titelsponsor. š GRAPHAX, Spezialistin für Drucksysteme, sorgt täglich für den Druck des ISFZ-Newsletters. š LEKI, der deutsche Sportausrüster, sorgt für Testskistock-Tage auf dem Trockenen Steg. š SKINNIES ist unsere Sonnenpflege-Partnerin und versorgt dich mit einer ganz speziellen Sonnencrème.

š ZERMATT Tourismus verbreitet unseren Event in die Welt hinaus und hilft mit – sollte es einmal nötig sein – einen Schlechtwettertag gut über die Bühne zu bringen.

Was dich sonst noch alles erwartet: Noch einige Wohlfühlleistungen am INTERSPORT-Ski-Festival mehr. Lass dich überraschen!

UNSERE STARGÄSTE

Maria Anesini-Walliser

Chantal Bournissen

Tanja Frieden

Erika Reymond-Hess

Karin Seewer-Roten

Mike von Grünigen

UNSER MODERATOR UND MOTIVATOR!

FRANCO MARVULLI Der ehemalige Radrennbahn-Profi ist unser «Quereinsteiger», vor allem aber Moderator oder Motivator. Du kannst ihm überall begegnen: Im Testcenter auf dem Trockenen Steg, in deinem Hotel, vor allem aber am Mittwochund Freitagabend an unseren Kurzevents, die wir für dich vorbereitet haben.

INFORMATIONEN UND ONLINE-ANMELDUNG UNTER: WWW.SKI-FESTIVAL-ZERMATT.CH

Bruno Kernen

Urs Räber


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«Die Menschen haben die Vorzüge der Bergdestinationen neu entdeckt»

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Diese Frage stellt sich einem Branchenverband jeden Tag wieder neu: Wie wird er seinen Mitgliedern gerecht? Seilbahnen Schweiz, Dachverband von 2433 Seilbahnanlagen in unserem Land, stand im Spätherbst vor einer anderen Frage: Wie verhindern wir einen Stillstand über die Wintersaison. Im Oktober 2020 wurde Berno Stoffel, designierter Direktor von Seilbahnen Schweiz, ins eiskalte Wasser geworfen. Die Schockwirkung blieb aus. Heute sagt er: «Der Verband ist in einer schwierigen, aber sehr spannenden Phase. Ich gestalte diese gerne mit.» Snowactive hat mit dem Oberwalliser am neuen Verbandssitz an der Giacomettistrasse in Bern gesprochen.

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Herr Stoffel, Sie haben zwölf Jahre erfolgreich als Direktor Touristische Unternehmung Grächen AG gewirkt, einer mittleren Schweizer Destination zum Erfolg verholfen. Und sie waren Präsident der Walliser Bergbahnen. Ist die jetzige Herausforderung das Erreichen des Gipfels von Olymp? Berno Stoffel: Ich habe meine Arbeit in Grächen bis zum letzten Tag sehr gerne gemacht. Und ich bin stolz, dass wir als Verband Walliser Bergbahnen, den ich präsidieren durfte, ein Gesetz zur Förderung der Bergbahnen im Kanton Wallis durchbringen konnten. So erhalten die Bergbahnen vom Kanton Wallis in den nächsten zehn Jahren für Investitionen Darlehen von über einer halben Milliarde Franken zugesprochen. Das war ein ebenso wichtiger Meilenstein in meiner bisherigen Karriere wie die Erfolge in Grächen. Und ich habe mir vor knapp zwei Jahren, als ich bald 50 wurde, gesagt: Es ist jetzt Zeit für eine neue Herausforderung. Da umkreiste das Unwort des Jahres 2020: Corona, aber noch nicht die Welt. Und ausgerechnet, als die Wintersaison für die Bergregionen auf Messers Schneide war, zogen Sie in Bern in ihr neues Büro ein. Nennt man das Pech? Nein! Der Verband ist in einer schwierigen, aber spannenden Phase. Ich mag es, aktiv mitzugestalten und bin davon überzeugt, dass ein starker Verband viel Mehrwert bieten kann. Die Seilbahnlandschaft in der Schweiz ist heterogen strukturiert. Über die Hälfte der 2433 Seilbahnanlagen erzielen einen Umsatz von weniger als einer halben Million Franken. Das heisst und im positiven Sinne: Darunter gibt es viele kleine und grosse Einzelkämpfer, die ebenso daran interessiert sind und sich stark engagieren. Es ist eine schöne Aufgabe, mit so starken Persönlichkeiten gemeinsam die Branche weiter zu entwickeln und einen Beitrag für die Prosperität der Berggebiete zu leisten. Die Wintersaison war noch nicht abgesagt, aber der Druck der Nachbarländer auf die Schweiz nahm zu. Ja, wenn im August die von Bundesrat Alain Berset anvisierte Alpenkonvention zustande gekommen wäre, so hätte uns das gleiche Schicksal ereilt wie den umliegenden Ländern. Zum Glück haben wir uns sofort dagegen gewehrt. Österreichs Bahnen wurden zwar, wie die unsrigen, auch von einem Totalstillstand 52

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verschont – allerdings waren wir in einer weit besseren Position, weil im Gegensatz zum östlichen Nachbarn die Hotellerie bei uns nie geschlossen wurde. Wie konnten Sie die Regierung davon überzeugen, dass die Bahnen im Winter trotz Corona laufen müssen? Wir haben auf Gleichbehandlung mit dem öffentlichen Verkehr gepocht. Die Initiative «Die Schweiz fährt Ski» hat dazu noch entsprechend Druck ausgeübt. Wir konnten bei Innenminister Alain Berset bereits im Oktober vorsprechen und ihm die Gründe darlegen, die für die Gleichbehandlung mit dem öffentlichen Verkehr und für die Öffnung der Seilbahnanlagen sprechen. Nach einem intensiven zweiwöchigen Verhandlungsprozess Ende November resultierte dann die vom Bund verabschiedete Verordnung für Skigebiete vom 4. Dezember 2020. Wir haben dann über das nächste Wochenende das Schutzkonzept neu erarbeitet und diese Bestimmungen mit den Unternehmen zusammen eingeführt. Und das hat sich bis heute eigentlich ganz gut bewährt – obwohl die Medien vor und während den Festtagen mit Bildern von Massenansammlungen vor Talstationen für Unmut in der Bevölkerung gesorgt und bei Ihnen wohl für Nervenflattern gesorgt haben? Der Super-Gau, den im Vorfeld alle Welt befürchtet hat, ist ausgeblieben. Die publizierten Bilder von überfüllten Wartebereichen in den Talstationen in Teilen von Medien haben den Handlungsdruck stark erhöht. Die betroffenen Skigebiete wie Zermatt und Verbier, um nur zwei Beispiele zu nennen, haben innerhalb von wenigen Stunden Massnahmen ergriffen und eine Vorbildfunktion für die Branche eingenommen. Darüber hat leider niemand mehr geschrieben. Wir mussten immer wieder feststellen, dass eine detaillierte Planung im vornherein schwierig ist, wie man eine grosse Masse von Menschen sicher mit den entsprechenden Abständen kanalisiert. Besonders die Schnittstellen zur Gemeinde, Polizei oder Busoder Zugbahnhof sind herausfordernd zu Beginn. Hierzu waren die Erfahrungen der früh geöffneten Skigebiete sehr wichtig. Wir führen seit November regelmässig mit den Bahnenverantwortlichen Webinars (digitale Seminare, Anmerkung der Red.) durch, um uns laufend mit den neuen Erkenntnissen auszutauschen.

Die Schweizer Gäste haben in dieser besonderen Situation die Berge neu entdeckt, und die Winterwelt mit all ihren Vorzügen wieder schätzen gelernt.

Sie haben es bereits angetönt: Obwohl Österreich den Seilbahnenbetrieb im Winter ebenfalls aufrecht hielt, arbeiteten die östlichen Nachbarn wesentlich schlechter als die Schweiz. Liegt das nur daran, weil die Hotellerie geschlossen war? Das ist sicher ein wichtiger Grund. Aber entscheidend ist, dass den Österreichern weitgehend auch die Einheimischen fehlen. Nur gerade sieben Prozent der Gäste in den Bergregionen kommen dort aus dem eigenen Land. Die Wintersportorte leben vor allem von den Touristen aus Deutschland, Holland und auch der Schweiz. Hingegen bei uns sind zwei Drittel der Gäste Schweizer. Den Schweizer Bergbahnen war bereits während der Euro-Krise bewusst, dass der Schweizer Markt sehr wichtig ist. Die Einheimischen haben also die Bergregionen letzten Winter am Laufen gehalten? Das kann man so sagen. Die Schweizer Gäste haben in dieser besonderen Situation die Berge neu entdeckt und die Winterwelt mit all ihren Vorzügen wieder schätzen gelernt. Spannend zu verfolgen war, wie sehr die Menschen auf andere Bewegungsmöglichkeiten auf Schnee gestossen sind. Schneeschuhwandern, Skitourenfahren, Langlauf oder Winterwandern erlebten buchstäblich ein Revival. Zu einem Misston gegen Ende der Saison kam es dann doch noch. Obwohl der Bund das Betreiben der Aussenbereiche der Bergrestaurants untersagt hat, haben einige


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BERNO STOFFEL IM PORTRÄT

FOTOS: B& S, ERIK VOGELSAN G

Berno Stoffel (51) hat am 1. Oktober 2020 die Direktion von Seilbahnen Schweiz (SBS) übernommen. Zuvor war er zwölf Jahre lang CEO der Touristischen Unternehmung Grächen AG, wo er sowohl das Tourismusbüro, die Gastronomie am Berg, eine Ferienwohnungsagentur und auch die Bergbahnen führte. Vor seinem Engagement in Grächen war Berno Stoffel als Nationaler Leiter Forschung und Entwicklung fünf Jahre beim Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) engagiert. Die Verbandsarbeit lernte er als Vizepräsident (ab 2012) und Präsident (2016 bis 2020) des Verbands Walliser Bergbahnen kennen. Der promovierte Religionssoziologe hat einen Executive MBA in Business Administration an der Uni St. Gallen (HSG) absolviert. Berno Stoffel wohnt in Naters (VS), ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine Hobbys: Skifahren, Mountainbiken, Velofahren, Wandern, Garten und Lesen.

Kantone den Betrieb bewilligt. Auch hier kam es dann durch medialen Druck zur einer generellen Schliessung. War das nötig? Nein, absolut nicht. Graubünden hat sich auch bei diesen Punkt als vorbildlicher Kanton in der Corona-Krise herausgeschält und gezeigt, wie ein Terrassenbetrieb mit den nötigen Schutzmassnahmen ohne Gefahrenpotenzial aufrechterhalten werden kann. Dagegen sprach, dass sich die Gastrobetriebe im Unterland benachteiligt gefühlt hätten. Ich schliesse die Öffnung der Terrassen im Unterland auch nicht aus. Im Gegenteil: Man hätte auch die öffnen müssen. Die Gastronomie und Hotellerie haben vorbildlich aufgezeigt, wie man trotz Öffnung Schutzkonzepte einsetzen kann, die für die nötige Sicherheit sorgen. Hier hat der Lerneffekt bei der Regierung und Politik bisher nicht eingesetzt und die erfolgreichen Konzepte und Resultate wurden nicht honoriert. Leider wurde die Diskussion nicht mehr sachbezogen, sondern machtpolitisch geführt. Sie haben sich in Ihren früheren Tätigkeiten als Bergbahnen- und Tourismusdirektor in Visperterminen, später in Grächen und als Präsident der Walliser Bergbahnen als Praktiker und Visionär einen Namen gemacht. Es gibt in Schweizer Bergregionen immer wieder grosse Projekte, die aufhorchen lassen, aber dann auch Missmut verursachen. Die im Dezember 2020 eröffnete V-Bahn (Investitionsvolumen über 500 Mio. Franken) erregte viel Aufsehen in der Öffentlichkeit.

Der Bau wurde vorher durch unzählige Einsprachen fünf Jahre lang verzögert. Verwechselt man grosse Projekte mit dem Wort Missmut? Ich werte solche Entwicklungen wie die von Ihnen erwähnte als sehr positiv. Es sind vor allem die grossen, internationalen Destinationen, die solche Innovationen und Bauten realisieren und so neue Standards setzen im Bereich Gästeerlebnis und Komfort. Wir brauchen solche Leuchtturmprojekte, um international als grosse und erfolgreiche Winterdestination wahrgenommen zu werden. Dies schafft meistens eine positive Sogwirkung in diesen Grossregionen und zieht neue Innovation und Investitionen mit sich. Gut 1200 Seilbahnanlagen in der Schweiz erwirtschaften Ihrer Aussage zufolge weniger als 500 000 Franken Umsatz. Können solche Kleinanlagen überhaupt noch rentabel sein? Die vergangene Wintersaison hat gezeigt, wie wichtig Kleingebiete sein können. Weil der Winter 2020 auch als schneereich in die Geschichte eingeht, haben unter den gegebenen Einschränkungen viele Tagestouristen die kurzen Wege genutzt, ein paar Stunden Winterspass zu erleben und innert nützlicher Frist wieder zu Hause zu sein. In unseren Nachbarländern in Frankreich oder Italien gibt es kaum mehr solche Kleingebiete. Noch eher der Fall ist das in Deutschland und Österreich. Ich sage: Dank diesen Kleingebieten können auch Kinder aus urbanen Regionen unbeschwert ihre ersten Schritte auf Schnee machen und die Wintersaison mit all ihren Vorzügen schätzen MAI 2021

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ZAHLEN UND FAKTEN REKORDE ÜBER REKORDE Hoch hinaus Die Pendelbahn und die 2018 eingeweihte 3-Seil-Umlaufbahn «Matterhorn glacier ride» aufs Kleine Matterhorn sind auf einer Höhe von 3821 Metern über Meer die höchstgelegenen Kabinenseilbahnen der Schweiz. Viel Platz 180 Personen finden auf den zwei Etagen der grössten Seilbahnkabine der Schweiz Platz: die Alp Trider in Samnaun. Grosse Kapazität 4000 Personen pro Stunde befördern die beiden 8er-Sesselbahnen Les Crosets-Marcheuson (Télé Champéry – Crosets Portes du Soleil SA) und Prodalp-Prodkamm (Bergbahnen Flumserberg AG) pro Stunde. Damit sind die beiden Bahnen die leistungsstärksten. Ganz steil Seit Dezember 2017 fährt die steilste Standseilbahn der Weilt (bis zu 110% Steigung) von der Talstation Schlattli im Muotathal ins Bergdorf Stoos. Ganz hoch 94 Meter hoch ist die höchste Luftseilbahnstütze der Schweiz. Es handelt sich um die Hohtälibahn in Zermatt. Die Stütze besteht aus insgesamt 9945 Elementen die von 18 000 Schrauben zusammengehalten werden. Stufe um Stufe Die längste Treppe der Welt gehört zur Standseilbahn Mülenen-Niesen Kulm. Die Flucht-Treppe führt über 11 674 Stufen mit einem Höhenunterschied von 1642 Metern zum Gipfel. Die Treppe ist zu besonderen Anlässen öffentlich zugänglich. Komplett unter (Solar-)Strom Der erste komplett mit Sonnenenergie betriebene Skilift steht in Tenna im Bündnerland (Eröffnung: Dezember 2011). Und die erste vollständig solarbetriebene Gondelbahn (Eröffnung: 2012) befindet sich im Toggenburg (Wildhaus-Alp Gamplüt). Einzigartig Im Dezember 2020 wurde mit der Eröffnung der V-Bahn in der Jungfrauregion der modernste Bergbahnen-Terminal der Alpen in Betrieb genommen. Der hochmoderne Terminal, mit direkter Bahnanbindung in Grindelwald, ist das Herzstück der V-Bahn. Hier startet die 3-S-Bahn Eiger Express zum Eigergletscher und die 10er-Gondelbahn zum Männlichen.

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lernen. Solche Einstiegsgebiete sind langfristig von grosser Bedeutung. Rentabel sind sie jedoch nur dank viel Herzblut und hohem freiwilligem Engagement. Diese Leistung weiss ich sehr zu schätzen! Gleichzeitig werden aber Skischullager immer mehr abgeschafft, was Ihrem Ansinnen zuwider läuft. Diesem Trend versuchen wir mit der Schneesportinitiative GoSnow entgegenzuwirken. Bei dieser Schneesportiniative gehört der Verband Seilbahnen Schweiz zu den wichtigsten Partnern, die unter anderem die Durchführung von Skilagern mit entsprechenden Massnahmen unterstützen. Noch in der Saison zuvor konnten so – trotz frühzeitigem Abbruch der Saison – noch 184 von 225 geplanten Skischullagern durchgeführt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass es ungleich komplexer geworden ist, solche Lager zu organisieren. Mit der Unterstützung von GoSnow erleichtern wir die Organisation erheblich. Sie haben es bereits angetönt: Die Wintergäste sind polysportiver geworden, und sie werden es wohl auch bleiben. Wo sehen Sie Chancen? Es gibt bereits sehr gute Ansätze. Ich denke an Orte wie Crans-Montana oder das Val d’Anniviers, die professionell ausgestaltete RandoParcs anbieten und so wenig erprobten Schneesportlern anbieten, auf sicheren Pfa-

den das Skitourenlaufen zu erlernen. Gleiches gilt für die immer besser ausgebauten Winterwanderwege oder Langlaufloipen und Schneeschuh-Trails. Grosses Potenzial sehe ich auch in inszenierten Winterwanderwegen und Events für diese Segmente. Der alpine Skisportler dominiert auch künftig die Pisten. Bei der Beschneiung hinkt die Schweiz mit 50 Prozent beschneibarer Pistenflächen Österreich (70%) und Südtirol (90%) hintennach. Will man nicht mehr, oder kann man nicht mehr? (Schmunzelt). Man macht, was man kann! Die Beschneiung ist extrem kostenintensiv. Die Investition in eine Beschneiungsanlage von 1 km Pistenlänge beträgt CHF 1 Mio. Wir haben den Vorteil, dass viele Gebiete allgemein höher liegen als im benachbarten Ausland. Aber wir müssen uns dennoch mit den klimatischen geänderten Verhältnissen auseinandersetzen und den fehlenden Schnee mit technischem ersetzen. Die Investition in effiziente Beschneiungsanlagen wird auf Dauer unumgänglich sein. Umweltschützer monieren, dass man es in touristischen Regionen mit dem Umwelt- und Naturschutz nicht so streng nimmt. Ist das so? Der Umwelt- und Naturschutz ist bei uns immer aktuell. Und das nicht erst seit gestern. Die Bergbahnen machen viel im Bereich des Um-


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welt- und Naturschutzes. Dafür gibt es genügend Beispiele. Zum Beispiel ist der Anteil von geschützten Pflanzen auf den Skipisten von Zermatt ungleich höher als neben der Piste. Wir setzen sehr viel Geld und Energie in die Nachhaltigkeit und die allgemeine Sicherheit ein. Vielleicht haben wir aber darüber in der Vergangenheit zu wenig gesprochen. Tue Gutes und sprich davon! Bezüglich der Sicherheit haben wir im letzten Herbst dem Bundesrat unter anderem zu bedenken gegeben, dass eine Betriebsschliessung zusätzliche Gefahren mit sich bringen kann. Die Bergbahnen gewährleisten einen grossen Teil der Sicherheit auf und neben der Piste. Und die wäre bei einer vollständigen Betriebsschliessung nicht mehr da gewesen. Unzählige Skitourengänger oder Freerider wären dann in ungesicherten Gebieten unterwegs gewesen. Sprechen wir die ungeliebte Preispolitik an. In Ihrem Jahresbericht vergleichen Sie die Schweizer Preise für Skitickets mit denjenigen in Österreich, Italien und Frankreich. Dabei kommt die Schweiz eher schlecht weg. Die Tickets sind im Schnitt im Vergleich massiv höher. Wie kommt das? Die zum Teil grossen Unterschiede begründen sich mit der seinerzeitigen starken Schwankungen des Eurokurses. Als sich der Euro zusehend auf einem tiefen Niveau stabilisierte, waren die unveränderten Schweizer Preise plötzlich viel höher. Diese konnten nicht einfach angepasst werden, weil die Fixkosten ja gleich hoch geblieben sind. Wenn wir die Preise währungsbereinigt vergleichen, so stellen wir fest, dass die Tarife in den vergleichbaren ausländischen Destinationen in den letzten Jahren generell stärker gestiegen sind.

positiv, aber sie dürfen nicht zu einem tieferen Preis pro Eintritt führen. Ansonsten rechnen sich nicht mal die erheblichen Investitionen in diese Technologie. Persönlich bin ich kein Verfechter von Preisdumping. Die Bergbahnen verfügen über ein hochemotionales Produkt mit einem grossen Nutzenversprechen. Und so finde ich es nicht angebracht, wenn sich ganze Destinationen nur über den Preis definieren und nicht über ihre inhaltlichen Werte und Vorzüge. Der Preis

darf schliesslich nicht zum Spielball der Dienstleistung und Qualität werden. Wo fahren Sie persönlich gerne Ski in der Schweiz – ausser in Grächen natürlich? (Lacht). Ich fahre überall sehr gerne Ski und bin auch im Sommer gerne mit dem Bike oder zu Fuss unterwegs. Im alpinen Bereich mag ich vor allem anspruchsvolle Abfahrten, auch in kleineren Gebieten! I NT E RV I EW: J O S E PH W E I B E L

DIE SAISON 2019/20 IN ZAHLEN

Personenverkehrsertrag: 665 Mio. Franken Ersteintritte in Schweizer Skigebiete: 20,2 Mio.

Anzahl und Art der Anlagen Schlepplifte 769 Kleinskilifte 484 Sesselbahnen 346 Förderbänder 275 Kleinseilbahnen 252 Kabinenumlaufbahnen 136 Pendelbahnen 117 Standseilbahnen 54 (Stand: Ende 2019, Quellen: BAV 2020, IKSS 2020)

67% oder zwei Drittel aller Schneesportlerinnen und Schneesportler kamen in der Wintersaison 2019/20 aus der Schweiz. 74% aller Personenverkehrserträge der Schweizer Bergbahnen wurden 2018/19 in der Wintersaison erzielt. 2433 bewilligte Seilbahnen waren 2019 in der Schweiz in Betrieb, davon 61% in den Kantonen Wallis, Graubünden und Bern.

Wichtigste Herkunftsländer (Übernachtungen in Hotels und Kurbetrieben, Saison 2019/20)

Die Seilbahnbranche generierte 2018/19 einen Gesamtumsatz von 1,5 Mia. Franken.

Technisch beschneibare Pisten (Stand 2019) Schweiz Österreich Südtirol

53% 70% 90%

Deutschland Grossbritannien USA Belgien Frankreich Niederlande China Korea

602 824 259 901 154 631 141 075 132 919 128 099 75 365 52 375

–21,3% –24,8% –12,1% –19,9% –15,8% –12,0% –44,1% –39,7%

Internationaler Vergleich Top 10 bei Tages-Skipässen in Schweizer Franken.

Was halten Sie eigentlich von dynamischen Preisen? Man muss unterscheiden zwischen dynamischen Preisen und Preisdumping. Die Einführung von dynamischen Preisen finde ich sehr

Land Österreich Frankreich Italien Schweiz

Niedrigster Preis 53.41 47.96 41.42 64.00

Mittlerer Preis 60.05 58.76 62.33 77.96

Höchster Preis 66.49 68.67 73.03 92.00

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Lucio Zallot

MANN MIT DURCHBLICK Immer versuchen das Beste zu geben – Lucio Zallot, ein gebürtiger Glarner mit italienischen Wurzeln, ist einer, der sich zeit seines Lebens an diesen Leitsatz hält. Heute ist der 57-Jährige ein erfolgreicher Geschäftsmann in einer Branche, die sehr bewegte Zeiten hinter sich hat. Lucio Zallot ist Generalmanager von Head «DACH». Der Begriff DACH ist das Kürzel der drei Alpenländer Deutschland, Österreich und Schweiz. Wir haben Lucio Zallot an einem besonderen Ort getroffen, wo auch die Marke Head eine wichtige Rolle spielt.

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FOTOS: B& S, ERIK VOGELSANG

ie Adresse klingt gut: Gotthardstrasse 4, Hotel Chedi. Der Name steht für aussergewöhnlichen Luxus und Service. Da sitzen wir nun mit Lucio Zallot in der Bar in diesem Haus. Wir blicken in den «Head Livingroom», ein «Hotelskikeller» der besonderen Art. Hier werden Ski und Schuhe angepasst; auf Wunsch gibt es auch Skistöcke samt dem Skihabitus von Kopf bis Fuss. An der Wand hängt der erste Head-Ski von 1950. Dann folgen in kürzer werdenden Abständen die immer moderner werdenden Bretter. Am Schluss der Galerie entdecken wir die «Special Edition Cuche» von 2013. In den massiv gebauten und wabenförmigen meterhohen Regalen finden sich weitere Relikte, die aus der mittlerweile über 70-jährigen Epoche der bekannten Ski-Brand stammen. Wo ein Wille ... Welch ein Kontrast. Während wir in diesem weitherum schier unvergleichbaren Haus weilen, erzählt Lucio Zallot über seine Kindheit und Jugend. In einfachen Verhältnissen sei er im glarnerischen Näfels aufgewachsen. Zusammen mit seinen zwei Geschwistern und den Eltern, die in den Fünzigerjahren aus der Provinz Belluno in Norditalien in die Schweiz auswanderten, bewohnten sie eine Drei-Zimmer-Wohnung. Die Zallots hatten lange Zeit kein Auto. Mit einem Sachs-Töff sei der Vater, gelernter Maurer, auf die Stör im ganzen Dorf. Die Mutter organisierte nach einem Neun-Stunden-Arbeitstag die ganze Familie. Lucio Zallot erzählt seine Geschichte sowohl mit Stolz und auch Respekt: «Auch wenn sich meine Eltern vieles vom Mund absparen mussten, so haben sie uns das nie spüren lassen.» Im Gegenteil. Sie haben ihnen ermöglicht, Sport zu treiben. Im Winter stand Lucio am liebsten auf den Ski. Im Sommer setzte er sich aufs Rad. Und er spielte Fussball. Einmal sogar sei er in die Glarner Auswahl aufgeboten worden. Er spricht von der Schule. «Ich habe die Realschule besucht», sagt er bestimmt. Er hatte nie das Gefühl, dass mit dieser Schulbildung die Chancen auf eine berufliche Karriere limitiert wären. Es folgte ein längerer Sprachaufenthalt in London und er spricht vier Sprachen. Später besuchte er eine Ausbildung zum Marketingplaner. Der Wille war da, wie schon immer bei ihm.

... da ein Weg Jetzt sitzen wir zusammen im «Chedi», vor einer Tasse wohlriechendem Kaffee. Der Weg war nicht leicht, ihm wurde nichts geschenkt, aber er hat ihn mit Vehemenz und Ausdauer beschritten. Bescheidenheit und Demut waren immer seine Begleiter. Dass im «Chedi» diese Head-Lounge in unserem Blickfang ist, kommt nicht von ungefähr. Ja, er sei sehr stolz, dass Head in diesem Haus in solch einer Form präsent sein dürfe. Das «Chedi» war im Bau, als der Projektleiter der Hotelanlage auf ihn zukam und sagte: Es sei bemerkenswert, dass in Andermatt alle Welt mit Head-Skis unterwegs sei. Er würde ihm, dem Chef von Head Schweiz gerne den Auftrag geben, einen Skikeller mit Wohnraumatmosphäre zu schaffen. Er wusste natürlich nicht, dass Andermatt so etwas wie «Head-Land» ist. Zallots Vorgänger Vezzani ist aus Andermatt, ebenso der langjährige Rennchef Fred Tanner. Und da wäre noch Bernhard Russi. Der fuhr zwar nie auf Head. Trotzdem hat ihm Lucio Zallot – das sei der Geschichte dieses Raums vorweggenommen – ebenfalls einen Platz gewidmet in der «Head-Lounge». Jedenfalls wurden der Projektleiter und Lucio Zallot sich handelseinig und er erhielt für die Ausgestaltung dieses «Skikellers» mit Wohnraumatmosphäre freie Hand. Seine Handschrift ist spürbar: «Es ist auch mein Baby», sagt er acht Jahre später. Als alles begann Jedes Ziel hat einen Anfang. Das ist bei Lucio Zallot nicht anders. Sein Weg begann im Umfeld seiner Passion: dem Sport. Nach der Schule konnte er im Sportgeschäft Eberle in Mollis, wo seine Eltern ihm unter anderem die ersten Ski kauften, eine Lehre als Sportartikelverkäufer antreten. Er sei der erste in der Klasse gewesen, der eine Lehrstelle gefunden hatte. Die Lehre war für ihn eine wunderbare Zeit und er hatte mit Hansruedi Eberle einen Lehrmeister, von dem er viel lernen durfte. Ein Bild aus diesen Tagen hängt heute in der «Head-Lounge». Lucio Zallot hätte nach der Lehre bei diesem Sportgeschäft bleiben können. Er aber wollte lieber etwas anderes kennenlernen. Hansruedi Eberle half ihm zu einem Job in einem Sportgeschäft im Tessin. Der Wechsel in die Sonnenstube fiel ihm nicht MAI 2021

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Wer den Respekt nie verliert, kann eigentlich nur gewinnen.

leicht, weil er zu dieser Zeit seine damalige Freundin und heutige Frau Irene kennenlernte. Sie zog ebenfalls weg nach Lausanne. Die Fernbeziehung hielt stand. Sie sind mittlerweile seit mehr als dreissig Jahren verheiratet, haben zwei erwachsene Kinder und sind eine starke Einheit. Lugano war der Anfang auf seiner Reise, die in Laax im Sportgeschäft Meini ihre Fortsetzung fand. In der Surselva, so Lucio Zallot, hat er das Skifahren richtig gelernt. Ausserdem traf er auf seinen beruflichen Wegen auf einen gewissen Christian Mooser, Vertreter von Tyrolia. «Wir suchen einen Sachbearbeiter bei uns», habe er ihm gesagt. Lucios Augen leuchteten, und er sah sich bereits einen Schritt weiter auf seinem Weg. Die Freude war von kurzer Dauer. Obwohl er nach seiner Bewerbung eine Zusage erhielt, liess man ihn kurz vor dem Antritt wissen, eine Anstellung sei nun doch nicht möglich, weil er keine EDV-Erfahrung habe. Wenn man will, kann man Er musste sich nach einer Stelle umsehen und wechselte als Sachbearbeiter in einer Modeagentur die Branche. Zu Adidas verband ihn seit seiner Lehrzeit eine Affinität. Er meldete sich mit einer Blindbewerbung bei Hansruedi Rüegger, dass er irgendwann mal für Adidas arbeiten möchte. Und prompt wurde ihm eine Stelle angeboten. Zu Hansruedi Rüegger, «Mr. Adidas Schweiz» und seinem damaligen Chef, pflegt er heute noch ein freundschaftliches Verhältnis. Beruflich trat ein anderer Mentor in sein Leben. Ein gewisser Piero Vezzani. Er arbeitete ebenfalls bei Adidas. Anfangs der Neunzigerjahre wechselte Piero Vezzani zu Head Schweiz als 58

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LUCIO ZALLOT GANZ PERSÖNLICH Geboren 19.06.1964 Zivilstand verheiratet, Sohn Dario (29) und Tochter Vanessa (27) Ausbildung Detailhandelsangestellter und Marketingplaner-Ausbildung

Heutige Funktion General Manager Central Europe Hobbys Skifahren, Joggen, Rennradfahren, Tennis, Yoga, Mitglied beim Skiklub Goldingen und Tennisclub Rapperswil

Geschäftsführer. Lucio Zallot sah sich in Gedanken bei dieser Marke, wo er seinerzeit wegen seiner fehlenden EDVKenntnisse abgewiesen worden war. Der Weg auf den Peak Es kam, wie es kommen musste. 1992 suchte Head-Tyrolia Schweiz einen Produktmanager. Lucio Zallot bewarb sich auf die Stelle, nachdem er vorher mit Piero Vezzani Kontakt aufgenommen hatte. Er beschied ihm dabei, dass es mit Rüegger Stress geben könnte. Gab es auch. Lucio Zallot trabte an einem Samstagmorgen zum Bewerbungsgespräch in Baar an und erhielt prompt einen Tag später die


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Zusage. An besagtem Sonntag wurde sein Sohn getauft. Doppeltes Glück! Seiner Kündigung bei Adidas folgte eine zweimonatige Gesprächspause zwischen ihm und seinem Chef Rüegger. Lucio war 28 Jahre alt und ein Greenhorn. Er wusste damals nicht, ob er sich an dieser Arbeitsstelle durchsetzen konnte. Piero Vezzani glaubte an ihn. Er wurde sein Mentor. Und gemeinsam hätten sie am Fundament der Schweizer Niederlassung mitgebaut. Der Brancheneuling kam zu einem Zeitpunkt, als die Skiindustrie kränkelte. Head und Tyrolia ganz besonders. Es fehlte an Ideen und Innovationen. 1995 kam der Retter in hoher Not. Der schwedische Geschäftsmann Johan Eliasch mit Wohnsitz in London übernahm das Unternehmen und verhalf auch der Schweizer Niederlassung zu einem ungeahnten Höhenflug. Head gehörte mit der Entwicklung des «Cyber»-Ski zu einer der Vorreitern im noch jungen CarvingHype. Zwölf Jahre lang dauerte die Zusammenarbeit zwischen Lucio Zallot und Piero Vezzani. Dann ging der manchmal eigenwillige aber immer sympathische und beharrliche Andermatter in Pension – verabschiedet mit einem rauschenden Fest unter 250 Gästen. Und was blieb Lucio? Die Möglichkeit, sich für die Nachfolge zu bewerben. Den Segen von seinem früheren Mentor hatte er. «Du musst dich aber im Mutterhaus in Kennelbach (AUT) bewerben», sagte ihm Vezzani. Das Resultat dieser Bewerbungsrunde kennen wir. Gut überlegt Er enttäuschte die Zentrale nicht und wurde vor fünf Jahren sogar als Generalmanager von Head DACH berufen. Neben

Ein Skikeller der besonderen Art. Lucio Zallot im «Head Livingroom» des Hotels Chedi.

der Schweiz ist er nun noch für die Märkte Deutschland und Österreich und ausserdem für 100 statt bisher 25 Mitarbeitende verantwortlich. Diesen Entscheid habe er sich wohl überlegt. Die Würde brachte wie immer auch Bürde. Zum Beispiel die Reiserei, die noch etwas intensiver werden sollte. Mittlerweile verbringt er fast die Hälfte seiner Arbeitszeit in Deutschland und Österreich. Er lebt mit seiner Frau Irene in Eschenbach SG. Tochter Vanessa ist 27 und schliesst bald ihre Masterarbeit in Kultur-Anthropologie in Berlin ab und Sohn Dario, 29, hat den Bachelor in Raumplanung und arbeitet in Brugg. Irene hat sich vor zwölf Jahren beruflich neu orientiert und ist eine dipl. Yogalehrerin YCH/EYU. Den Segen von seiner Familie hatte er. Und er selber fand, dass er diese Herausforderung durchaus gerne annehmen würde. Eine ähnliche Gelegenheit hatte er schon viele Jahre früher, als seine Kinder noch im Schulalter waren. Ein Headhunter habe ihm einen tollen Job angeboten, mit dem er einiges mehr verdient hätte. Allerdings sei ihm damals der Preis viel zu hoch gewesen. Denn der Personalvermittler sagte ihm unverblümt: «Sie checken am Montagmorgen bei Ihnen zu Hause aus, und am Freitagabend wieder ein.» Er sei ihm für diese Ehrlichkeit zumindest sehr dankbar gewesen, sagt Zallot rückblickend. Für ihn komme die Familie immer zuerst. Und das sagt er nicht einfach als Plattitüde. Charakter – Stil – Persönlichkeit Er hat aus seinen Möglichkeiten immer das Beste daraus gemacht. Zufrieden mit sich selber ist er selten. Seinen Führungsstil hat er nicht neu erfunden, sondern er teilt die gleichen Werte wie Piero Vezzani. Er betont: «Begegne Menschen mit Respekt und Achtung unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hierarchie oder Alter», und hat es auch gelebt. Während er darüber sinniert, fallen seine Gedanken auf einen Auftritt, den er als Generalmanager Head DACH vor ein paar Jahren hatte. Er präsentierte in Österreich vor Vertretern einer Einkaufsgruppe die Werte und das Credo des Unternehmens. Geplant war, dass er zusammen mit zwei Kollegen aus Österreich diese Präsentation bestreiten würde. Diese steckten aber im Stau, und Lucio Zallot war auf sich alleine gestellt. Er kannte niemand und wusste nicht wie glaubwürdig er wirkte. Aber er erinnert sich noch genau an die Reaktion der Gruppe, als er zum Abschluss des Referats ausholt und währenddessen eine Flasche Appenzeller auspackt. «In dieser gefüllten Flasche stecken drei Attribute, die diesen Kräuterschnaps auszeichnen: Charakter, Stil, Persönlichkeit. Diesen Merkmalen folgt auch unsere Firmenkultur!» Der Applaus und Respekt, war ihm sicher. «Wer den Respekt nie verliert – weder vor dem Grossen noch vor dem Kleinen kann eigentlich nur gewinnen», findet er. Oder man hat, wie sein Leben aufzeigt, einfach den Willen dazu. Und da hat auch dieser unvergleichliche Head-Livingroom in diesem einzigartigen Hotel Platz. J O S E PH WE I B E L

DOSSIER HEAD SCHWEIZ Gründung 1980

Produkte/Marken HEAD/Tyrolia

Anzahl Mitarbeitende 25

Sponsoring im Rennsport Lara Gut-Behrami, Wendy Holdener, Corinne Suter, Camille Rast, Delia Durrer, Beat Feuz, Justin Murisier, Gilles Roulin, Ralph Weber

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Der richtige Laufschuh

DAS A UND O FÜ Zu weit, zu hart, ungenügend gedämpft, instabil – ein nicht idealer Laufschuh kann zu körperlichen Beschwerden und Unwohlsein während des Lauftrainings führen. Je nach anatomischer Fussform, Laufziel und Laufstil, Trainingsniveau und Körperbau muss der Laufschuh spezifischen Anforderungen gerecht werden.

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ie Auswahl an Laufschuhen ist grösser denn je. Sie kommen in allen Formen und Farben vor und zeichnen sich durch unterschiedliche Merkmale aus. Doch wie soll man aus diversen Laufschuhmodellen den richtigen Schuh für sich finden? Darauf muss man achten Ihr Laufstil wird von anatomischen Voraussetzungen (Fuss- und Beinachsenstellung), muskulärem Status der Beine, Tempo und Gewohnheiten beeinflusst. Es lässt sich zwischen Vorfuss-, Mittelfuss- und Fersenläufer unterscheiden. Zusätzlich sind in der Praxis verschiedene Bewegungsmuster des Fusses zum Beispiel nach innen (Überpronation) oder aussen (Supination) hin zu beobachten. Bricht der Fuss nach der Landung tendenziell nach innen ein, fällt die Wahl eher auf ein pronationsgestütztes Modell, welches den Fuss ideal stabilisiert und unterstützt. Im umgekehrten Fall, also beim Knicken nach aussen, empfiehlt sich das Tragen eines neutralen Schuhes mit viel Flexibilität und einer hohen Torsion. Ist keine Fehlstellung der Gelenke und kein auffälliges Abrollverhalten vorhanden, eignet sich ein Neutralschuh mit viel Dämpfung, der den natürlichen Bewegungsablauf beim Jogging unterstützt.

Die Wahl des Laufschuhes ist stark vom Einsatzbereich des Schuhes abhängig. Während sich Freizeit- und Trainingsschuhe durch eine komfortable Dämpfung, eine angepasste Führung und eine mittlere bis starke Sprengung (Höhendifferenz zwischen Vor- und Rückfussbereich) auszeichnen, können Charaktereigenschaften wie minimales Gewicht und direktes Laufgefühl für den Wettkampfschuh festgehalten werden. Er ermöglicht es dem Läufer mit möglichst wenig Energieverlust so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen. Der Fuss wird vom Schuh nur minimal unterstützt, sodass die Fusswölbung und die Muskulatur deutlich mehr gefordert sind. Aufgrund dieser erhöhten Belastung raten wir dazu, den Wettkampfschuh ins Training einzubinden, um den Körper Schritt für Schritt auf dessen Einsatz vorzubereiten. Entscheidend ist der Untergrund Wenn sie vor allem auf geteerten Strassen unterwegs sind, eignen sich Schuhe mit ausreichend Dämpfung. Im Gegensatz zum Asphalt fängt der Waldboden oder die Finnenbahn bereits einen gewissen Teil, der auf die Gliedmassen wirkenden Stosskräfte auf. Wenn sie ausschliesslich im Gelände unterwegs sind, lohnt es sich, einen Trailrunningschuh in


Service

R JEDEN LÄUFER

FOTOS: STOCKIMAGE, B&S; Z VG.

Betracht zu ziehen. Dieser ist mit einem griffigen Sohlenprofil für ausreichend Halt auf nassem und schlammigem Untergrund sowie mit robustem Obermaterial und einer verstärkten Zehenkappe zum Schutz der Füsse ausgestattet. Die Stollen auf der Schuhunterseite, für den nötigen Grip, reiben sich auf Asphalt schnell ab, weshalb diese Art von Schuh lediglich im Gelände eingesetzt werden sollte. Falls Sie auch bei Regen und Schnee Ihrem Joggingtraining nachgehen, kann sich die Anschaffung eines wasserdichten Schuhes lohnen. Der Fusstyp Es wird zwischen Normalfuss, Senkfuss und Hohlfuss unterschieden. Je nach Mittelfusswölbung sind unterschiedliche Laufschuhtypen zu empfehlen. Allgemein gilt, dass der Schuh im Bereich des Mittelfusses eng anliegen sollte, ohne den Fuss dabei einzuschnüren. Weiter ist auf genügend Platz im Zehenbereich zu achten. Als Richtwert kann von einer Daumenbreite Platz ausgegangen werden. Lassen Sie sich nicht von Ihrer eigentlichen Schuhgrösse beirren. Nicht selten weichen die Grössen unter den verschiedenen Herstellern voneinander ab. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass beim Kauf eines Joggingschuhs die individuel-

le Passform priorisiert und weniger auf den optischen Aspekt geachtet werden sollte. Generell empfiehlt es sich, seinen Laufschuh in einem Fachgeschäft mit kompetenter Beratung einzukaufen. Vorbeugen von körperlichen Beschwerden Läufer und Läuferinnen sind nicht selten von Schmerzsymptomen aufgrund von Fehl- und Überbelastungen betroffen. Beschwerden im Knie, an Achillessehnen und im Bereich der Unterschenkel und Füsse sind hierbei besonders auffällig. Nebst Achsenfehlstellungen und ungünstigen Bewegungsmustern kann auch der falsche Laufschuh Auslöser für solche Beschwerden sein. Eine professionell durchgeführte biomechanische Laufanalyse kann dazu beitragen, die Ursachen Ihrer Schmerzen aufzudecken und Sie beim Kauf eines neuen Schuhmodells zu unterstützen. Wann ist es Zeit für einen neuen Laufschuh Die Lebensdauer eines Joggingschuhs ist vom Trainingspensum, Körpergewicht, Untergrund und den Materialeigenschaften abhängig. Generell raten wir ab 800 bis 1200 Kilometer zu einem Schuhwechsel. Überprüfen Sie regelmässig die Sohle Ihres Laufschuhes. Ist diese abgelaufen und flach, erbringt Ihr Schuh

nicht mehr die erwünschte Stütz- und Dämpfleistung. Für besonders ambitionierte Läufer mit hohem Laufpensum empfiehlt sich das abwechselnde Tragen verschiedener Schuhe. So wird der Bewegungsapparat unterschiedlich beansprucht und die Fussmuskulatur gefordert. Ob Hobbysportler, Gelegenheitsjogger oder ambitionierter Marathonläufer – der richtige Laufschuh ist entscheidend für das erfolgreiche und beschwerdefreie Lauftraining.

Jennifer Eymann M. Sc. in Sport, Exercise and Health – Prevention and Health Promotion T 061 285 10 74 sportwissenschaft@crossklinik.ch

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Fünfmal aufgeschnappt 2

Jahresbericht von Swiss-Ski erstmals in digitaler Form

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Ski-Freestyle- und Snowboard-WM 2025 im Engadin Die Weltmeisterschaften der Ski-Freestyler und Snowboarder 2025 finden im Engadin statt. Swiss-Ski erhielt Anfang April zusammen mit St. Moritz/Engadin als Ausrichter vom Internationalen Ski-Verband FIS den Zuschlag für die Ausrichtung der Titelkämpfe in vier Jahren. Da die Kandidatur mit St. Moritz/Engadin bis zum Ende der Bewerbungsfrist konkurrenzlos blieb und sie sämtliche Anforderungen der FIS erfüllt, sprach der Ski-Weltverband der Schweiz vorzeitig die Weltmeisterschaften zu. «Insbesondere im asiatischen und nordamerikanischen Raum sind die Freestyle-Sportarten extrem populär. Die Durchführung der Welttitelkämpfe in diesen Schneesportarten ist deshalb nicht nur ein sportliches Highlight für unsere Athletinnen und Athleten,

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Für die Dame und den Herrn – einfach Columbia Nein. Wir sehnen uns nicht Regen von oben. Aber wenn er unvermeidlich beim ersten Sommer-Gewitter über uns herfällt, sollten wir gut geschützt sein. Mit dieser Columbia-Jacke verdirbt dir Miesepeterwetter nicht den Tag. Ihr Material ist wasserdicht und verfügt obendrein über versiegelte Nähte und beschichtete Reissverschlüsse, sodass Nässe und Kälte keinen Einzug ins Jackeninnere finden. Für zusätzlichen Wetterschutz ist die Kapuzenblende verschweisst und die Ärmelbündchen lassen sich individuell einstellen. Hier ist dir trockener Tragekomfort sicher – und das auch bei heftigem Regen. Und damit du bei erneutem Sonnen-

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sondern auch aus touristischer respektive ökonomischer Perspektive sehr bedeutsam», freut sich Swiss-Ski CEO Bernhard Aregger. Mit dem Zuschlag für die Ausrichtung der Titelkämpfe 2025 könne sich St. Moritz und das Oberengadin im Freestyle-Bereich nun noch stärker als heute schon auf der weltweiten Sport-Landkarte positionieren. In vier Jahren werden erstmals überhaupt gemeinsame Weltmeisterschaften im Snowboard und Ski Freestyle in der Schweiz über die Bühne gehen. Weltmeisterschaften im Ski Freestyle fanden zuletzt 1999 in Hasliberg statt, 2007 war Arosa Gastgeber für die Snowboard-Welttitelkämpfe. Die Weltmeisterschaften 2025 erfahren durch den Bund, den Kanton Graubünden, die zwölf Oberengadiner Gemeinden, die regionale Tourismusorganisation ESTM AG und die Oberengadiner Bergbahnen breite RO M A N E BE R L E Unterstützung.

schein unbeschwert den Ausflug geniessen kannst, ist die Jacke nicht nur leicht, sondern lässt sich auch im Handumdrehen in der jackeneigenen Tasche verstauen. Und weg ist das Miesepeterwetter – bis zum nächsten «Anschlag»! Empfohlener Verkaufspreis CHF 349.90

Der Jahresbericht von Swiss-Ski wird im Juni neu in einer digitalen Form und damit nicht mehr als PrintPublikation erscheinen. Damit bietet sich die Möglichkeit, die Emotionen, welche der Schneesport bietet, in Form von Videos, Interviews, animierten Grafiken, Fotogalerien und Texten besser erlebbar zu machen. Mit der Publikation des Jahresberichts in digitaler Form ergibt sich für Swiss-Ski die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu

erreichen. Auch aus ökologischer Sicht macht ein Jahresbericht in digitaler Form, wie ihn andere Sportverbände bereits publizieren, Sinn. Jede Publikation, die nicht gedruckt wird, bedeutet eine kleinere Belastung für die Umwelt. Zudem schreitet Swiss-Ski in seinem Digitalisierungsgrad weiter voran. Der Verband will auch diesbezüglich Massstäbe setzen.

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Snowactive immer mit in der Reisetasche Auch wenn es dem Tourist warm ums Herz wird im bedeutend wärmeren Mexiko: Snowactive, das Schweizer Schneesportmagazin macht jede Reise mit. Ex-BlickSportchef Felix Binggesser liest am Pool gemütlich die Geschichte über den ExSkistar Tamara Wolf, die heute als Fachfrau bei SRF Skirennen kommentiert.

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Seilbahnen im Minus Wir haben es mit Freude zur Kenntnis genommen: In der Schweiz sind die Bergbahnen trotz Corona gelaufen und der Wintersport konnte eingeschränkt stattfinden. Ganz ohne Blessuren kommen aber die Schweizer Bergbahnen doch nicht über den Winter hinweg. Bis Ende März gingen die Ersteintritte in der Schweiz um fast ein Viertel zurück, auch die Umsatzzahlen sanken um gleichviel gegenüber der Saison 2018/19, meldet der Verband Seilbahnen Schweiz. Wenig überraschend verzeichnen noch immer jene Destinationen, die traditionell stark auf internationale Kundschaft

ausgerichtet sind, einen grösseren Einbruch als regional und national ausgerichtete Skigebiete. So bleiben die Werte im Kanton Wallis und Innerschweiz tiefer als beispielsweise in Graubünden oder den Waadtländer und Freiburger Alpen. Der Kanton Tessin verzeichnet als einzige Region einen erfreulichen und markanten Zuwachs sowohl bei den Gästezahlen als auch beim Umsatz. Die Daten wurden wegen des behördlichen Lockdowns am 13. März 2020 mit der Wintersaison 2018/19 verglichen. Es zeigt sich, dass auch im März – trotz meist günstigen Wetterbedingungen die Gästeund Umsatzzahlen nach wie vor rückläufig sind.


Rätsel SNOWACTIVE und SCHÖFFEL verlosen je ein Paar Damen- und HerrenSKIN-PANTS Schwer

Fühl den Weg, nicht die Hose: mit den Skin Pants von Schöffel, der perfekten Symbiose aus über 200 Jahren Passform-Expertise mit speziell entwickelten Polstern des führenden Herstellers Elastic Interface®. Genau auf deine Bedürfnisse abgestimmt, verschmelzen herausragende Performance und ultimativer Komfort zum idealen Sitz im Sattel – soweit dich die Pedale tragen!

Teilnahme online unter: www.snowactive.ch/wettbewerb

Einsendeschluss ist der 6. Juni 2021

Informationen unter www.schöffel.com/ch

Mittel

A LLGEMEIN E TE I LNAHME BE DI NG U N GE N A N WET T BEWE RBE N Zur Teilnahme an den Verlosungen im Magazin «Snowactive» ist jede in der Schweiz und Liechtenstein wohnhafte Person berechtigt, unter Ausschluss der Mitarbeitenden von «Snowactive», Swiss-Ski sowie Prosell AG, deren Partnerfirmen und der beauftragten Agenturen. Die Teilnahmefrist wird für jeden Wettbewerb separat definiert.

Leicht

Sofortgewinner werden mit Hilfe eines Zufallsalgorithmus ausgelost und umgehend benachrichtigt. Die Ziehung des Hauptpreises erfolgt nach Ablauf der Teilnahmefrist. Nur korrekte und vollständige Angaben von Zustellungsdaten (Name, Adresse, Ort) berechtigen zur Preiszustellung. Die Preise werden den Gewinnern per Post an die angegebene Adresse zugestellt. Teilnahmemöglichkeiten: Online.

Es ist weder eine Barauszahlung noch ein Umtausch der gewonnenen Preise möglich. Die Teilnehmer willigen ein, dass die übermittelten Daten durch «Snowactive» und deren Partner für Marketingaktivitäten weiterverwendet werden können.

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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PS. Ende Gut, alles gut!

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phorismen mit Eigennamen zu verballhornen ist verpönt, habe ich mal gelernt. Trotzdem reizte mich der Kalauer: Ende Gut, alles gut. Die Regie beim Weltcup-Finale in Lenzerheide spielte leider nicht mit. Gleichwohl gab es gesamthaft ein versöhnliches Ende. Und für Lara Gut-Behrami ist in dieser Saison fast alles gut herausgekommen. Hätte sie auch noch den Gesamtweltcup gewonnen, es wäre fast des Guten zu viel gewesen. Auch so hat sie mit ihrem phantastischen «Comeback» eindrücklich demonstriert, was der Schweizer Skisport an ihr hat. Mit ihren Weltcupsiegen 27 bis 32 überholte sie in der ewigen Rangliste Erika Hess (31 Weltcupsiege). Nur noch Vreni Schneider (55 Weltcupsiege) liegt vor ihr. Und auch in der Anzahl WM- und Olympia-Medaillen (mit Cortina 9) liegt nur noch Schneider (11) vor ihr. Was noch kommt, ist für sie Zugabe – selbst ein Olympiasieg. Seit fast anderthalb Jahrzehnten prägt sie den Skisport. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung. Ich stand morgens um neun Uhr in Veysonnaz an der Talstation und wollte die Bergfahrt zur Schweizer Meisterschaft im Super-G antreten. Plötzlich kamen mir Athletinnen entgegen. Irritiert erkundigte ich mich: Ist das Rennen abgesagt worden? «Nein», antwortete Nadia Styger, «aber wir sind wegen der prekären Schneeverhältnisse schon um acht Uhr gefahren.» Und wer hat denn gewonnen, fragte ich. «Die da», sagte sie und zeigte auf ein kleines blondes Mädchen in einem exotischen Rennanzug. «Die da!», das war Lara Gut, 15-jährig, in einem spanischen Rennanzug ihrer Trainingspartnerin Maria José Rienda Contreras. Sie gewann mit über einer Sekunde Vorsprung vor Fabienne Suter und Martina Schild. Charmant und schon recht selbstbewusst gab sie Auskunft,

Richard Hegglin war als Agenturjournalist während vier Jahrzehnten für den Skisport unterwegs und sass 20 Jahre im FIS-Weltcup-Komitee. Heute schreibt er für Snowactive und diverse Tageszeitungen.

auf Italienisch, obwohl sie schon damals viel besser Deutsch redete als ich Italienisch. Ein Jahr später war sie nach ihrem spektakulären Sturz ins Ziel bei ihrer ersten WeltcupAbfahrt in St. Moritz bereits das Medienereignis. Doch ihr Verhältnis zu diesen Medien blieb nicht unbelastet. Sie wollte nicht Allgemeingut sein, grenzte sich ab, es entstanden Spannungen. Gewisse Medien übten ihre Macht aus. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Athletin unfairer (und manchmal richtig gemein) behandelt worden ist. Die Narben sind geblieben. Umso mehr freute es mich, dass in diesem Jahr gewisse Stimmen an die Öffentlichkeit drangen, die Lara Gut-Behrami von einer andern Seite zeigen. So erzählte Andrea Dettling im TVMagazin «Skichäller» eine Anekdote von den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Val d’Isère. Sie war dort im Kombi-Slalom beim dritten Tor ausgeschieden. Demoralisiert schloss sie sich in ihr Zimmer ein. Plötzlich klopfte es an die Tür und eine Stimme rief: «Zieh deine Jacke an. Komm, wir gehen miteinander eine Crêpe essen.» Lara Gut war eine Teamkollegin wich-

tiger als Verpflichtungen gegenüber den Medien – schliesslich hatte sie an diesem Tag eine Silbermedaille gewonnen. Dettling bezeichnet die Geste als ihr «schönstes zwischenmenschliches Erlebnis». Und Corinne Suter erzählt, wie sie zu Beginn dieser Saison, als es ihr nicht so gut lief, von Lara Gut-Behrami aufgerichtet wurde. Die Absage der beiden Speed-Rennen in Lenzerheide, die ihre Chancen auf den WeltcupGesamtsieg zunichte machten, akzeptierte sie mit Stil. Kein Vergleich zu einer ähnlichen Situation vor zehn Jahren in der «Heide». Damals wurde beim Duell Lindsey Vonn vs. Maria Riesch ebenfalls der Super-G abgesagt, die starke Disziplin von Lindsey Vonn. Im Slalom zog Riesch um drei Punkte an Vonn vorbei. Dann wurde auch der Riesenslalom abgesagt und Vonn um ihre letzte Chance gebracht. Vergeblich wartete Riesch auf die Gratulation, und Vonn liess pathetisch verlauten: «Es wird kein Tag in meinem Leben vergehen, an dem ich mich nicht frage: Was wäre gewesen, wenn?» Zur Hochzeit ihrer einstmals besten Freundin einen Monat später erschien sie nicht. Weltcup-Reglemente sind immer diskutabel. Weltcup-Mitgründer Honoré Bonnet prophezeite: «Über die Formel wird auch in 30 oder 50 Jahren noch gestritten.» Sein Landsmann Alexis Pinturault profitierte ebenfalls von abgesagten Speedrennen. Als kleine Kompensation: Im letzten Jahr hatte er die grosse Kugel wegen des Saisonabbruchs an Aleksander Aamodt Kilde verloren, und heuer sind ihm alle Kombinationen aus dem Kalender gestrichen worden. In der nächsten Saison sind sie wieder drin. Marco Odermatt wird nicht darum herumkommen, irgendwann seine Slalom-Ski anzuschnallen. R I CHA RD H E G G L I N

IMPRESSUM Snowactive Mai 2021, 54. Jahrgang; erscheint 4-mal jährlich ISSN 1661-7185 Herausgeber und Verlag Strike Media Schweiz AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd, Telefon 062 858 28 20, Fax 062 858 28 29 in Kooperation mit Swiss-Ski, Postfach, 3074 Muri, Telefon 031 950 61 11, Fax 031 950 61 12 Redaktion Snowactive Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen, Telefon 058 200 48 28 Verlagsleitung Wolfgang Burkhardt Redaktionsausschuss Joseph Weibel (Leitung; j.weibel@snowactive.ch), Röbi Brandl, Wolfgang Burkhardt, Christian Stahl (Leitung; christian.stahl@swiss-ski.ch), Roman Eberle (roman.eberle@swiss-ski.ch), Annalisa Gerber (Sponsoring; annalisa.gerber@swiss-ski.ch)

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Fotoredaktion Erik Vogelsang Inserate Prosell AG, Schönenwerd, Rebekka Theiler (r.theiler@prosell.ch), Wolfgang Burkhardt (w.burkhardt@prosell.ch) Übersetzungen Syntax Übersetzungen AG, Thalwil Konzept, Design und Produktionsverantwortung Brandl & Schärer AG, Olten, Röbi Brandl, Kurt Schärer Aboservice Prosell AG, Schönenwerd, info@prosell.ch, Telefon 062 858 28 28 Jahresabonnement CHF 49.– für ein Jahr, CHF 89.– für zwei Jahre (inkl. MwSt.) Copyright Strike Media Schweiz AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd Nachdruck Nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion gestattet www.snowactive.ch, feedback@snowactive.ch, info@snowactive.ch

Adressänderungen Alte und neue Adresse an Swiss-Ski, Postfach, 3074 Muri, Telefon 031 950 61 11, Fax 031 950 61 12

Das Team von Strike Media Schweiz wird ausgerüstet von:


MAKING US FAST IS ONE OF THE MOST IMPORTANT PIECES OF THE PUZZLE

TO ALL SKI INDUSTRY SUPPLIERS


Gemeinsam Grosses erreichen: heute und morgen. Als Premium- und Nachhaltigkeitspartnerin von Swiss-Ski gratuliert die BKW zur Titelverteidigung im Nationencup. Wir freuen uns, mit innovativen Lösungen in Energie, Gebäude und Infrastruktur im Schneesportumfeld führend zu sein. vordenken.bkw.ch


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