
5 minute read
Round Table: Start-ups
Immer mehr Investoren sehen enormes Potenzial in PropTechs
Finanzierung – 2021 haben PropTechs aus der Schweiz über 66 Millionen Franken an Venture Kapital erhalten. Die PropTechStart-ups Huperty, Popety und Smino berichten über ihre aktuellen Finanzierungsrunden und unter anderem auch darüber, wofür sie das frische Kapital verwenden wollen.
Von Lars Sommerer und Mathias Rinka; Bilder: zVg
SwissPropTech-Magazin: Was ist aus eurer Sicht das ausschlaggebende Kriterium in den Finanzierungsgesprächen, mit denen ihr die Investments gesichert habt? Oliver Meier (Popety): Das Marktpotenzial unserer intelligenten SaaS-Lösung, welche die Suche nach Grundstücken massiv erleichtert, wurde von den meisten Investoren sofort erkannt. Zudem hatten wir bei Popety das Glück, den PropTech-Wettbewerb an der RENT 2020 zu gewinnen, sodass die Investoren auf uns zukamen und unser Finanzierungsbedarf am Ende sogar überzeichnet wurde.
«Bis man zu dem Stefan Kästli (Huperty): MatchentscheiPunkt kommt, seine dend waren bei Huperty die bereits vor-
Markttauglichkeit unter Beweis zu handenen Funktionalitäten und Module, die Vision des Unternehmens sowie das Vertrauen in die Mitarbeitenden und stellen, ist es für strategischen (IT-)Partner. PropTechs eine Sandor Balogh (Smino): Bei uns war Herausforderung, an zum einen ausschlaggebend, dass wir frisches Kapital zu kommen.» guten Umsatz machen, und zum anderen unser Vorhaben, auch international stärker zu skalieren. Ganz wichtig ist auch Stefan Kästli, Huperty das ganze Smino-Team an sich, dessen Professionalität und ausserordentlich hohe Motivation die Investoren überzeugt hat.
Sind Finanzierungsrunden für PropTechs heute einfacher zu bewerkstelligen als noch vor ein paar Jahren? Wo liegt der Fokus bei den PropTechs und bei potenziellen Kapitalgebern? Meier: Eines ist klar: Das Produkt muss nach wie vor stimmen. Wir stellen zudem fest, dass Investoren empfänglicher für Venture Capital allgemein geworden sind und somit definitiv auch für PropTechs. Grosse, etablierte Immobilienunternehmen kaufen gern digitales Know-how ein. Und Beteiligungen an agilen PropTechs eignen sich da bestens. Seit Januar 2022 dürfen ja nun auch Pensionskassen in einer separaten Anlagekategorie bis zu 5 Prozent des Vermögens in junge Schweizer Unternehmen investieren. Kästli: Bis man zu dem Punkt kommt, seine Markttauglichkeit unter Beweis zu stellen, ist es für PropTechs noch immer eine Herausforderung, an frisches Kapital zu kommen. Wenn jedoch dieser Punkt einmal erreicht werden konnte, möchten immer mehr Investoren auf den fahrenden Zug aufsteigen. Sie sehen dann das enorme Potenzial, welches hinter einzelnen PropTechs steckt. Balogh: Ob Finanzierungsrunden heute einfacher zu bewerkstelligen sind, kann ich so nicht eindeutig beantworten. Viele Investoren haben nun sicherlich bemerkt, dass die Bereitschaft zur Digitalisierung in der nicht digitalen Baubranche voranschreitet. Dies macht den Einstieg natürlich attraktiver. Trotzdem sind nicht alle Bereiche in der Bauwirtschaft, welche die PropTechs digitalisieren wollen, auch bereit, diesen Schritt zu gehen. Das führt häufig dazu, dass PropTech-Firmen zwar tolle Ideen haben, aber für ihr Produkt leider keinen Absatzmarkt finden...
Finanzierungsrunden ermöglichen u.a. neue Projekte. Wofür verwendet ihr das neue Geld? Meier: Einerseits benötigen wir das Geld für das organische operative Wachstum in der Schweiz. Zugleich wird auch unser Produkt stetig weiterentwickelt. Unsere Kunden sind unsere Inputgeber. Im täglichen Austausch entstehen so neue Features, welche unser Data Team, nebenbei bemerkt, alle in der Schweiz ansässig, implementiert. Seit Mitte März haben wir nebst dem Sitz in Genf auch ein Büro in Zürich.
Huperty
Die Huperty AG mit Sitz in Zürich bietet eine Softwarelösung rund um das Management und die Bewirtschaftung von Immobilien. Durch die Digitalisierung und Automatisierung wiederkehrender Aufgaben werden grösstmögliche Effizienzsteigerungen für sämtliche Anspruchsgruppen erzielt. Ziel des vernetzten Ökosystems von Huperty ist ein nachhaltiger Mehrwert für alle Plattformnutzer.
Popety
Das PropTech-Unternehmen Popety.io, Plan-les-Ouates, wurde im Jahr 2018 gegründet und entwickelt innovative Lösungen speziell für Immobilienprofessionals. Mittels effizienter Prospecting-Tools können Kunden ihren Planungsprozess bei Entwicklungsprojekten optimieren, unter anderem mit dem einfachen Auffinden und Bewerten von Grundstücken mit hohem Potenzial.
Smino
Smino ist Teil der BBC Systems AG aus Rapperswil SG. Mit der Smino-App werden Informationen auf einer webbasierten Plattform zentralisiert und an einem Bauprojekt beteiligte Bauherren, Behörden, Planer und Unternehmer miteinander vernetzt. Die PropTech-Anwendung ermöglicht eine effizientere Verteilung von Dokumenten und Aufgaben.
Kästli: Wir verwenden das frische Kapital, um weitere Prozesse entlang des ganzen Zyklus im operativen Immobilienmanagement umzusetzen. Unsere Rundum-Lösung wird zudem für immer weitere Stakeholder ausgebaut. Dank der Kapitalerhöhung soll die Vernetzung von Verwaltungen, Eigentümern und Deinstleistungsbetrieben weiterentwickelt und optimiert werden. Balogh: Ganz klar: Das neue Geld fliesst in den weiteren Aufbau des Teams und in die internationale Skalierung von Smino.
Welche geografischen Ziele habt ihr? Weiter wachsen in der Schweiz oder vielleicht der Gang nach Deutschland und in weitere Länder? Meier: Primäres Ziel ist es aktuell bei uns, Popety in der gesamten Schweiz zu etablieren. Aber klar, gerade ein Gang nach Frankreich und in weitere europäische Länder wird sich früher oder später sicherlich anbieten. Kästli: Huperty bietet die Lösungen aktuell bereits flächendeckend in den vier Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch an. Deshalb ist es auch unser Bestreben, innerhalb der Schweiz in sämtlichen Sprachregionen weiter zu wachsen. Ferner lassen wir für sämtliche Optionen offen und überprüfen unsere Möglichkeiten für die Expansion ins Ausland. Balogh: Wir haben kürzlich eine Niederlassung in Düsseldorf, Deutschland, eröffnet, die es uns erlaubt, im EU-Raum einfacher zu wachsen. Wir sind zudem bereits an Projekten ausserhalb der EU beteiligt. «Investoren sind allgemein empfänglicher für Venture Capital geworden und somit definitiv auch für PropTechs.» Oliver Meier, Popety
Viele von euch befinden sich bereits vor oder nach einer Series-B-Finanzierungsrunde. Wohin führt euch der weitere Weg? Verfolgt ihr ein konkretes Exit-Ziel, möglicherweise sogar den Börsengang? Meier: Aktuell benötigen wir keine neue Finanzierung. Im Vordergrund stehen das gesunde organische Wachstum und die Steigerung des heutigen Revenue Stream. Aber sicherlich setzen wir uns mit einer allfälligen weiteren Finanzierungsrunde auseinander. Für konkrete Exit-Pläne ist es meines Erachtens noch verfrüht. Natürlich freut es uns, dass uns mittlerweile «Big Player» wahrnehmen und verfolgen. Kästli: Dieser strategische Punkt hängt von vielen Parametern ab, was wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht extern kommunizieren können. Wir stehen hier in engem Austausch mit unseren bestehenden Investoren, Kunden und Partnern und stimmen die Strategie hier langfristig und nachhaltig ab. Balogh: Wir freuen uns aktuell auf die neuen Herausforderungen, welche die Internationalisierung mit sich bringt. Alles Weitere wird sich dann ergeben. ∙ «Viele Investoren haben bemerkt, dass die Bereitschaft zur Digitalisierung in der nicht digitalen Baubranche voranschreitet. Das macht den Einstieg attraktiver.» Sandor Balogh, Smino