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SwissPropTech Magazine 2nd Issue
Digitalisierung bedeutet Effizienz
Interview mit Giuseppe Giglio, Chief Digital Officer bei der Steiner AG
Weshalb sollte sich ein Unternehmen mit der Digitalisierung auseinandersetzen?
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass Unternehmen, welche die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, von signifikanten Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen profitieren können. Ich denke da an Themen wie die Echtzeitüberwachung in der Projektabwicklung oder die Automatisierung im Marketing für die Kundengewinnung.
Wie glauben Sie, dass die Technologie die Immobilienwirtschaft beeinflussen wird?
Im Wesentlichen beobachten wir derzeit vier Entwicklungen. Erstens die Verschmelzung der physischen mit der virtuellen Welt. Diese wird sich künftig noch stärker intensivieren. Datenplattformen, die allen Akteuren zur Verfügung stehen, tragen zur Steigerung der Transparenz, zur Reduktion von Risiken und zur Verbesserung der Produktivität und Qualität bei. Zweitens erfordert eine bessere Zusammenarbeit eine Art «Club-Organisation», um in diesem risikoaversen Ökosystem die unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Bedürfnisse gemeinsam zu überbrücken. Die Methode der integrierten Projektabwicklung (IPD) liefert dazu erste gute Ansätze. Drittens bin ich überzeugt, dass sich BIM weiter in Richtung 6-7D entwickelt und sich gleichzeitig von grösseren auch auf kleinere Projekte ausweiten wird. In diesem Zusammenhang bleibt die Integration
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Das Glasi-Quartier, welches derzeit in Bülach entsteht, wurde ausschliesslich nach der BIM-Methode geplant und realisiert.
des Gebäudebetriebs jedoch eine grosse Herausforderung. Viertens drängt eine neue Generation von PropTechs in den Markt und etablierte Mitwerber aus dem Ökosystem werden verdrängt. Diese neue Gilde von Technologieunternehmen hat einen klaren Fokus auf Skalierung. Zudem sind diese Player oft mit viel Kapital ausgestattet und haben keinen Respekt für den Status quo.
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Giuseppe Giglio, Chief Digital Officer
Steiner hat vor einem Jahr ein Digital Office ins Leben gerufen. Welche Absichten verfolgt das Unternehmen damit?
Wir wollen einerseits digitale Lösungen und Services anbieten, die den gesamten Lebenszyklus von Immobilien abdecken. Andererseits wollen wir die Kollaboration und Produktivität aller an Immobilienprojekten Beteiligten verbessern und dadurch die Projektrealisierung beschleunigen. Abschliessend verfolgen wir auch das Ziel, unsere Partner und Kunden bei der eigenen digitalen Transformation mit unserem Know-how zu unterstützen.
Wie sehen Ihre Lösungen für Ihre Partnerunternehmen konkret aus?
Die Palette reicht heute von umfangreichen BIM-Koordinationsleistungen, über Visualisierungen bis hin zu Trainings & Coachings mit unserer Steiner BIM Academy. Noch in diesem Jahr wollen wir unsere Palette mit eigenen technologischen Anwendungen ergänzen. Wir denken da an digitale Plattformen und Apps für die Planung, den Bau und den Betrieb von Immobilien.
Steiner war ja bisher als Immobilienentwickler und TU/GU bekannt, verfügt man da wirklich über die erforderlichen Kompetenzen, um nun ein Digital Leader zu werden?
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich im Zuge der digitalen Transformation jedes Unternehmen ein Stück weit neu erfinden muss. Wenn es einem etablierten Unternehmen gelingt, seine bewährten Praktiken und sein Wissen in die neue Welt zu übertragen und mit neuen Ideen anzureichern, kann dabei sehr viel Kraft und Potenzial entfaltet werden. Deshalb bin ich überzeugt, dass ein traditionsreiches Unternehmen wie die Steiner AG die erforderlichen Voraussetzungen mitbringt, um ein Digital Leader zu werden. Eine solche Weiterentwicklung wünsche ich mir übrigens auch für andere Immobilienunternehmen in der Schweiz – denn nur, wenn das gesamte Ökosystem einen Schritt nach vorne macht, profitiert die ganze Branche und im Endeffekt auch die ganze Schweiz von den Vorzügen der Digitalisierung.
Die Komplexität von digitalisierten Prozessen stellt auch hohe Anforderungen an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Welche Voraussetzungen müssen diese erfüllen?
Das ist richtig, wobei bei diesem Thema die Arbeitgeberseite genauso gefordert ist wie diejenige der Arbeitnehmenden. Innovative Unternehmen müssen zwingend in die Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Mitarbeitenden investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei der Rekrutierung frischer Talente sind Eigenschaften wie Neugier, Mut und Kundenorientierung ebenso entscheidend wie die technischen Fähigkeiten.
Steiner AG Hagenholzstrasse 56 CH-8050 Zürich www.steiner.ch