Nr. 2 14. 2. 2014
www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation
die zeitung
AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
Der fusionierte BuchhandelsRiese kommt unter den Gesamtarbeitsvertrag. Seite 7 Abstimmung vom 9. Februar
Es braucht Mindestlöhne für die Masse Das Abstimmungsergebnis vom vergangenen Wochenende zeigt, dass die PolitikerInnen die Verunsicherung der Bevölkerung zu wenig ernst genommen haben. Sie haben die flankierenden Massnahmen nicht nachgebessert, wie dies die Gewerkschaften schon lange fordern. Die bestehenden Instrumente genügen nicht, um Missbräuche und Lohndumping zu verhindern. Der Schutz der Löhne und Arbeitsbedingungen muss umso mehr verbessert werden, als mit der Personenfreizügigkeit auch die flankierenden Massnahmen auf dem Spiel stehen. Die Kontrollmöglichkeiten der paritätischen und tripartiten Kommissionen müssen erhalten und ausgebaut werden. Und Gesamtarbeitsverträge müssen schneller allgemeinverbindlich erklärt werden. Die Gewerkschaften werden zudem dafür kämpfen, dass die Initiative nicht auf dem Rücken der Arbeiterschaft umgesetzt wird. Es kann nicht sein, dass ein Pass darüber entscheidet, ob man mit seiner Familie zusammensein darf oder nicht. Ein gesetzlicher Mindestlohn für alle, wie ihn die Initiative der Gewerkschaften fordert, ist jetzt notwendiger denn je. Nur das kann dem Lohndumping einen Riegel schieben und das Lohnniveau in der Schweiz schützen. Darum stimmen wir am 18. Mai JA zu fairen Löhnen und JA zur Mindestlohn-Initiative. syndicom
Gleichstellung
Frauen über 50 müssen immer länger arbeiten, um über die Runden zu kommen. Seite 8
Pensioniertenseite
SGB-Präsident Rechsteiner über Rentenkürzungen und die Versicherungslobby. Seite 9
Westschweizer Presse-GAV
Bittersüss: Für die Journa listInnen in der Romandie gilt ein neuer GAV. Seite 14
Reportage
Auf Fahrt durch die Nacht
Roman Locher arbeitet dann, wenn die meisten schlafen. Wir haben den Wagenführer auf einer Tour begleitet, um zu zeigen, wie viel Arbeit dahinter steckt, dass Briefe und Pakete zu den Poststellen und von da zu den KundInnen kommen. Eine Reportage im Dunkeln. › Seiten 4 und 5
© Jens Friedrich
Orell Füssli Thalia
Roman Locher · Neben seinem Lastwagen wirkt der Wagenführer klein – dabei bewegt er Nacht für Nacht tonnenweise Brief- und Paketpost.
Dossier Mobiltelefone
Smarte Technik, schmutziges Geschäft Zwei Drittel der Weltbevölkerung besitzen ein Handy. 2011 wurden global schätzungsweise 1,8 Milliarden Mobiltelefone verkauft, etwa 2,8 Millionen in der Schweiz. Doch die Arbeitsabläufe über den Lebenszyklus der Geräte hinweg sind problematisch: Vom Abbau der kostbaren Metalle, die in Telefonkomponenten verbaut sind, über das Montieren der Geräte bis zu ihrer Entsorgung sind Menschenrechtsverletzungen, Verschleiss von Ge-
sundheit und Umwelt an der Tagesordnung. Eine Dokumentation der Erklärung von Bern (EvB), die wir hier in Auszügen übernehmen, beleuchtet die gesamte Lieferkette und zeigt auf, wo Veränderungen beginnen müssen.
Am Anfang steht der Rohstoff: «Konfliktmineralien» Rohstoffe sind von grundlegender Bedeutung für die Weltwirtschaft und von
zunehmender politischer Brisanz. Für den Bau eines Handys werden rund 60 verschiedene Materialien benötigt. Viele der Rohstoffe werden in den Entwicklungsländern unter unmenschlichen und ökologisch verheerenden Bedingungen abgebaut. Menschenrechte werden systematisch verletzt. Nachzuvollziehen, woher genau die Metalle in unseren Mobiltelefonen stammen, ist momentan allerdings nicht möglich.
Viele Entwicklungsländer sind reich an Bodenschätzen, trotzdem bleibt die Bevölkerung arm. Lasche Gesetzgebung, die Steuervermeidungstaktik der grossen Konzerne und die Korruption der Regierungen bewirken, dass die lokale Bevölkerung vor allem die mit dem Abbau verbundenen Probleme zu spüren bekommt, statt vom Reichtum zu profitieren.
Fortsetzung auf Seite 2
2 | Sektoren Telecom
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Dossier Mobiltelefone
Smarte Technik, schmutziges Geschäft: Rohstoff «Konfliktmineralien» Fortsetzung von Seite 1 Der Kampf um Bodenschätze führt zu vielfachen Konflikten zwischen Staaten, aber auch zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen innerhalb eines Landes. Indigene Gemeinschaften haben besonders oft das Nachsehen. Damit Erze abgebaut werden können, werden sie von ihrem Land vertrieben, oder sie verlieren den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zahlreiche bewaffnete Konflikte weltweit werden von Einnahmen aus dem Bergbau mitfinanziert. So profitieren in der Demokratischen Republik Kongo einerseits Rebellen und anderseits die Armee vom Verkauf der Metalle aus den von ihnen kontrollierten Minen. Unter dem Begriff «Konfliktmineralien» werden insbesondere Gold, Tantal-, Wolfram- und Zinnerze aus Konfliktländern wie Kongo zusammengefasst.
Arbeitsbedingungen Die Arbeit im Bergbau ist hart, gefährlich und meist schlecht entlohnt. Der Kontakt mit giftigen Stoffen wie Quecksilber, das beispielsweise bei der Goldgewinnung eingesetzt wird, der Staub oder auch Überanstrengung führen zu gravierenden Gesundheitsschäden. In den engen, ungesicherten Stollen des
Kleinbergbaus sind zudem Unfälle an der Tagesordnung. Ein sicheres Einkommen haben die Kumpel im handwerklichen Bergbau nicht: Der Lohn ist vom Fund abhängig und davon, was der Minenbesitzer für sich beansprucht. Im Kleinbergbau ist auch Kinderarbeit ein weit verbreitetes Problem. Laut Schätzungen der internationalen Arbeitsorganisation ILO arbeiten eine Million Kinder weltweit im Bergbau.
Umweltzerstörung Für die Über-Tage-Gewinnung von Metallen werden im industriellen Bergbau riesige Flächen zerstört, um an die erzführenden Gesteinsschichten zu gelangen; dabei ist der Energieund Wasserverbrauch enorm. Zudem werden die Metalle häufig mit hochgiftigen Chemikalien wie Zyanid aus dem Gestein gelöst. Böden und Wasserläufe in Bergbaugebieten sind vielfach verseucht. Krankheiten und Einkommenseinbussen sind die Folge. Für jedes Handy braucht es nur kleinste Mengen Metall. Für alle 2011 verkauften 1,8 Milliarden Handys braucht es über 16 000 Tonnen Kupfer, 6800 Tonnen Kobalt und 43 Tonnen Gold.
Wieder einmal unbeschadet ans Tageslicht gelangt ∙ Junge Bergleute ohne Schutzausrüstung vor dem unbefestigten Eingang einer kleinen Kupfergrube in Lubumbashi, Kongo.
Produktion
Soziale und ökologische Standards
Ausbeutung am Fliessband
Was tun? Ein
Die regulären Arbeitszeiten in der asiatischen Elektronikindustrie liegen bei Herstellern wie Foxconn zwischen acht und elf Stunden pro Tag, an sechs Tagen pro Woche. Hinzu kommen zahlreiche Überstunden. Diese werden entweder angeordnet, oder die Angestellten melden sich «freiwillig», weil der Grundlohn nicht zum Überleben reicht. Bei Hochbetrieb müssen Beschäftigte auf ihre freien Tage verzichten und über elf Stunden pro Tag arbeiten. Vom sowieso schon kläglichen Lohn werden Unterkunft (enge Schlafsäle mit bis zu zwölf Betten) und Verpflegung abgezogen. Wer Fehler macht, Regeln missachtet oder bei der Arbeit einschläft, wird gebüsst, genauso wie jemand, der krankheitshalber ausfällt.
Repressive Arbeitsbedingungen Die monotone Arbeit am Fliessband ist mit vielen Restriktionen verbunden: Sprechen ist verboten, und wer zur Toilette muss oder Wasser trinken will, braucht die Erlaubnis des Vorgesetzten. Pausen sind kurz und werden zum Teil willkürlich gestrichen. Bevorzugt eingestellt werden junge, unverheiratete Frauen – in China häufig Wanderarbeiterinnen –, da sie bereit sind, zu niedrigsten Löhnen zu arbeiten. Gewerkschaften werden – wenn es überhaupt welche gibt – oft vom Management der Firma kontrolliert, oder ihre Rechte werden wie in China mit staatlichen Gesetzen beschnitten. Setzen sich die Beschäftigten für eine Verbesserung der
© Bobby Yip/Reuters
Rund die Hälfte aller Handys wird in China hergestellt. Seitdem dort die Lohnkosten steigen, wird vermehrt auch in anderen asiatischen Ländern wie Vietnam oder Indien produziert. Die Arbeitsbedingungen sind typischerweise prekär. Angestellte beim Apple-Zulieferer Pegatron in der Nähe von Shanghai arbeiten bis zu 70 Stunden pro Woche und verdienen 1.50 Dollar pro Stunde. Das ist weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Stundenlohns und weit unter dem, was zum Überleben in Shanghai notwendig wäre. Arbeitsbedingungen ein, droht ihnen die Entlassung.
Gesundheitsrisiken Bei der Herstellung von Handys werden diverse giftige Chemikalien eingesetzt. Die ArbeiterInnen sind den gefährlichen Stoffen oft schutzlos ausgeliefert, da angemessene Kleidung und Sicherheitstrainings fehlen. Folgen des häufigen Kontakts mit
den Chemikalien sind Haut- und Atemwegserkrankungen, Leberschäden oder Krebs. Bei Schwangeren kann es zu Fehlgeburten oder Schädigungen der Kinder kommen. Auch die monotonen Bewegungsabläufe, schlechte Belüftung und der Lärm führen zu Beschwerden. Durch die überlangen Arbeitszeiten und den hohen Leistungsdruck ist die Gefahr von Unfällen gross.
Da die Lohnkosten nur einen geringen Anteil am Endpreis der Handys ausmachen, würde das Anheben der Löhne auf ein existenzsicherndes Niveau die Herstellungskosten nur unwesentlich erhöhen. Gefragt sind auch Geschäftsmodelle, die eine längere Nutzung der Handys fördern. Schon beim Design sollte darauf hingearbeitet werden, dass keine giftigen Chemikalien eingesetzt werden, dass die Geräte möglichst lange einsatzfähig bleiben und dass defekte Komponenten einfach ausgetauscht werden können. Wie das gehen könnte, zeigt zum Beispiel das Projekt Phonebloks.com. Netzbetreiber müssten Verträge offerieren, die jenen Kundinnen und Kunden Vorteile bieten, die ihr Telefon lange behalten, oder sie müssten mit Leasing- oder Pfandsystemen dazu beitragen, dass alte Handys zurückgebracht werden.
Nicht mal 3 Prozent der alten Handys weltweit werden zum Recycling zurückgebracht, in der Schweiz immerhin 20 Prozent (2011). Allein diese Geräte enthielten 20 Kilo Gold und 100 Kilo Silber.
Telecom Sektoren | 3
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014 Recycling und Entsorgung
Aus den Augen, aus dem Sinn
© S ven Torfinn/Panos Pictures/Felix Features;
Die Menge an Elektroschrott nimmt aufgrund unseres Konsumverhaltens rasant zu. Nur ein Bruchteil der ausgedienten Geräte findet den Weg in eine Recyclinganlage, der grösste Teil landet auf Müllhalden oder im Hinterhofrecycling von Entwicklungs- oder Schwellenländern und verursacht dort Gesundheitsschäden und Umweltverschmutzung.
Fazit Faire Handys gibt es nicht. Vom Abbau der Rohstoffe über die Zusammensetzung eines Gerätes bis zu seiner Zerlegung sind Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden ein «fester Bestandteil» von Mobiltelefonen. In erster Linie stehen die Regierungen in der Pflicht, die Einhaltung der Menschenrechte in der Wirtschaft durchzusetzen. Aber auch Unternehmen tragen eine Verantwortung für die Art und Weise, wie ihre Produkte hergestellt werden. Wer muss was tun, damit die Menschenrechtsverletzungen in der Elektronikindustrie aufhören? Es braucht Bemühungen aller an der Herstellung und Nutzung von Mobiltelefonen beteiligten Akteure. Würden alle bestehenden Gesetze und Regulierungen durchgesetzt, wäre bereits ein grosser Schritt getan. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass soziale und ökologische Standards in der gesamten Wertschöpfungskette von Mobiltelefonen eingehalten werden. Unabhängig vom Verhalten der Staaten haben jedoch auch die Unternehmen die Verantwortung, die Menschenrechte und bestehende Gesetze zu respektieren. Unternehmen sollen Menschenrechtsrisiken sorgfältig abklären und entsprechend handeln. Dies hat der Uno-Menschenrechtsrat 2011 mit der einstimmigen Annahme der vom Sonderberichterstatter für Unternehmen und Menschenrechte, John Ruggie, vorgeschlagenen Leitprinzipien klar bestätigt.
Europa ist mit der zunehmenden Flut von Elektroschrott überfordert – rund 10 Millionen Tonnen pro Jahr. Die nicht mehr benutzten TV- und Bürogeräte, Computer und Telefone lagern auf Deponien oder werden in Entwicklungsländer verschifft. Zwar verbietet die 1992 in Kraft getretene «Basler Konvention» den Export von giftigen Abfällen in Nicht-OECD-Länder, dennoch gelangen Zehntausende Tonnen ausgedienter Geräte nach China, Indien oder Westafrika. Häufig werden die illegalen Abfälle zusammen mit noch funktionierenden Geräten transportiert, um Inspektionen zu täuschen. In Ghana, einem der wichtigsten Zielländer für Second-HandElektronik, war 2009 ein Drittel aller importierten Geräte – Apparate im Gewicht von 40 000 Tonnen – nicht mehr funktionsfähig. Die Menschen in Entwicklungsländern haben Elektronikabfälle als Einkommensquelle entdeckt. Auf den Mülldeponien wird eingesammelt, zerlegt und repariert, was weiterver-
kauft werden kann. Meist fehlen den Personen, die in diesem informellen Recyclingsektor arbeiten, Wissen und Respekt vor den Gefahren und geeignete Werkstätten für die ungefährliche Wiederaufbereitung. Zunehmend findet aber auch in den Entwicklungsländern eine Professionalisierung des Recyclings statt.
Schwermetalldämpfe und Dioxine Meist zerlegen Familien oder Kleinunternehmen die alten Geräte mit einfachsten Mitteln. Kabelisolationen werden verbrannt, um das Kupfer freizulegen, Metalle werden in offenen Säurebädern herausgelöst, Leiterplatten werden über dem Feuer erhitzt, um Gold zu gewinnen. Dabei entstehen hochgiftige Dämpfe und gefährliche Schwermetalle, krebserregende Dioxine werden freigesetzt. Die Folgen davon: Reizungen der Augen und Atemwege, Hautkrankheiten, Schädigungen der Organe und des Nervensystems.
Fairphone statt «Bluthandy»: Kontrolle über die Lieferkette Das AndroidSmartphone der niederländischen Firma Fairphone soll beweisen, dass Verbesserungen bei der Handyherstellung möglich sind. Das Telefon kam kürzlich mit einer Stückzahl von 25 000 auf den Markt. Für das Gerät wird Zinn und Tantal aus Minen im Kongo verwendet, deren Einkünfte nicht zur Finanzierung des Konflikts beitragen. Zusammengesetzt wird das Fairphone in einer Fabrik in China. Die Arbeiterinnen und Arbeiter haben zwar wie sonst in China auch kein Recht auf Versammlung. Ein Fonds soll aber gewährleisten, dass die Angestellten angemessene Löhne erhalten. Pro verkauftes Handy zahlt Fairphone zudem 3 Euro an Projekte in Ländern, in denen es noch kein sicheres Elektroschrott-Recycling gibt. Bis das Fairphone seinen Namen tatsächlich verdient, ist es noch ein langer Weg, denn noch stammen die meisten Rohstoffe aus ebenso unkontrollierten Quellen wie bei herkömmlichen Handys. Die Initiative aus Holland, entstanden aus einer Kampagne gegen Konfliktmineralien in Elektronikgeräten, demonstriert jedoch, dass es möglich ist, die eigene Lieferkette Schritt für Schritt unter Kontrolle zu bekommen (www.fairphone.com).
In jedem Handy braucht es nur kleinste Mengen von Metall. Die 2011 weltweit verkauften 1,8 Milliarden Handys enthalten über 16 000 Tonnen Kupfer, 6800 Tonnen Kobalt und 43 Tonnen Gold. Die Restmaterialien lagern oft auf Wilddeponien und verseuchen den Boden. Dadurch wird auch die lokale Bevölkerung gefährdet, welche die Schadstoffe über das Wasser und über Nahrungsmittel, die auf den vergifteten Böden angebaut wurden, aufnimmt.
Kinder sind viel anfälliger auf Schadstoffe Kinder sind von den gesundheitsschädigenden Stoffen besonders betroffen. Laut einer Studie des UN-Umweltprogramms UNEP arbeiten in Westafrika Kinder ab zwölf Jahren beim Sammeln und Trennen von Elektroschrott mit. Bereits Fünfjährige helfen bei leichteren Aufgaben wie der Materialsortierung oder dem Zerlegen kleinerer Teile. Kinder sind
viel anfälliger für Umweltschadstoffe. Dazu haben sie ein unterentwickeltes Gefahrenbewusstsein und nehmen Dinge in die Hand und den Mund, von denen Erwachsene die Finger lassen würden. Vergiftungen führen in vielen Fällen zu Hirn- und Nervenschäden und beeinträchtigen die Entwicklung der Kinder unwiderruflich.
Sachgerechte Entsorgung Im Gegensatz zu vielen EU-Ländern müssen in der Schweiz Elektronikgeräte seit 1998 von Händlern und Importeuren zurückgenommen und fachgerecht entsorgt werden. Finanziert wird die Wiederaufbereitung über eine vorgezogene Recyclinggebühr auf neuen Produkten.
Initiativen für mehr Transparenz US-Gesetz, EU-Gesetzesentwurf 2010 hat der US-Kongress eine gesetzliche Grundlage geschaffen, die von den Unternehmen mehr Sorgfalt betreffend Konfliktmineralien fordert (Dodd Frank Act, Section 1502). Ab Mai 2014 müssen US-kotierte Firmen abklären, woher die von ihnen verarbeiteten Mineralien stammen und ob es sich um Konfliktmineralien handelt. Die EU-Kommission arbeitet an einer ähnlichen Vorlage, die umfassender sein soll. Freiwillige Selbstkontrolle der Branche Als Reaktion auf Kritik an den schlechten Arbeitsbedingungen und den von der Industrie verursachten Umweltproblemen haben Unternehmen aus der Elektronik- und Kommunikationsbranche 2001 die «Global e-Sustainability Initiative» (GeSI) gegründet. Zu den 31 Mitgliedern gehören neben Microsoft oder Blackberry auch Swisscom und Orange. Eine zweite Initiative für mehr Nachhaltigkeit ist die 2004 ins Leben gerufene «Electronic Industry Citizenship Coalition» (EICC) mit momentan 80 Mitgliedern, darunter Apple, Samsung und Foxconn. Zahlungstransparenz: «Publish What You Pay» Mit dem Netzwerk «Publish What You Pay» arbeiten über 600 Nichtregierungsorganisationen, darunter die EvB, auf Transparenz im Rohstoff sektor hin. Bergbau- und Ölfirmen sollen ihre Einkünfte und Steuerzahlungen offenlegen müssen. Zudem soll die Vergabe von Konzessionen transparenter werden (www.publishwhatyoupay.org). Menschenrechtsbeobachtung: vom Handy aufs Netz Ushahidi ist eine kenianische nicht gewinnorientierte Technologiefirma, die Open-Source-Software entwickelt, mit der Informationen im Menschenrechts-Bereich gesammelt und dargestellt werden können. Ursprung von Ushahidi war eine Website, welche die Ausschreitungen nach den Präsidentschaftswahlen in Kenia von 2008 in Echtzeit dokumentierte. Per Handy konnten Nachrichten und Bilder an die Plattform geschickt werden, wo sie auf einer Karte visualisiert wurden. Inzwischen nutzen die Weltbank, die Uno oder Al Jazeera die Software von Ushahidi. 2010 kam sie in Haiti zum Einsatz für die Koordination der Hilfe nach dem verheerenden Erdbeben (www.ushahidi.com). Das komplette Dossier (6 Franken) ist bestellbar auf www.evb.ch.
4 | Sektoren Logistik
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Wagenführer bei der Post
Auf Tour mit einem Wagenführer: Fahren zwischen Nacht und Tag
Roman Locher ist Wagenführer bei der Post. Er fährt Briefe und Pakete vom Härkinger Brief- und Paketzentrum zu den regionalen Poststellen und von diesen nach Härkingen. Von den Kundinnen und Kunden wird er kaum je gesehen, denn seine Arbeit beginnt zu nachtschlafender Zeit. syndicom war einen Tag lang mit ihm unterwegs, um zu erfahren, wie der Berufsalltag im Fahrerhaus eines Postlastwagens aussieht. Johannes Supe
Der Lohn Der Einstiegslohn der Chauffeure liegt zwischen etwa 4150 Franken für LehrabgängerInnen ohne Berufserfahrung und 5100 Franken für höher Qualifizierte, hinzu kommt ein 13. Monatslohn. Im Verlauf von zwölf Berufsjahren gibt es dann systematische Lohnanstiege von insgesamt 15 Prozent. Roman Locher will nicht klagen. Der erfahrene Chauffeur bezeichnet sich als «Altlast», arbeitet er doch seit 1988 im Unternehmen, seit 1996 als Post-Wagenführer. Brutto erhält er gut 5850 Franken, daneben wird ihm eine Wagenführerzulage von 200 Franken im Monat ausgezahlt. «Aber für die Verantwortung, die wir tragen, ist es eigentlich zu wenig», Die Tour 1 4.00–4.54 Uhr Härkingen 2 5.07–5.16 Uhr Kestenholz 3 5.22–5.30 Uhr Oensingen 4 5.42–5.51 Uhr Mümliswil 5 6.05–6.13 Uhr Oensingen 6 6.39–7.24 Uhr Härkingen 7 7.53–7.59 Uhr Aarau 8 8.17–8.24 Uhr Buchs AG 9 8.37–8.40 Uhr Aarau 10 8.46–8.52 Uhr Buchs AG 11 9.00–9.08 Uhr Suhr 12 9.16–9.22 Uhr Oberentfelden 13 9.48–10.15 Uhr Härkingen 14 10.48–11.16 Uhr Sursee 15 11.30–11.45 Uhr Altishofen 16 12.05–12.15 Uhr Härkingen Total 199,3 Km
sagt er – und findet Zustimmung vom Kollegen am Pausentisch.
Die Arbeitsabläufe Lange am Stück fährt Roman Locher kaum. Alle 20 Minuten hält er an, liefert entweder Pakete und Briefe an eine Poststelle aus, lädt eingegangene Sendungen von den Poststellen auf oder nimmt Expressaufträge von Grosskunden entgegen. Fahren, aussteigen, laden oder entladen, einsteigen und weiterfahren – das ist der Berufsalltag des Wagenführers. «Ich bin eigentlich froh darum, denn so vergeht die Zeit recht schnell», sagt Locher. Weniger froh ist er über einen anderen Arbeitsschritt: jede Ladung muss gescannt werden. «Dabei floppt der Scanner seit fünf Jahren. Etwa einmal in der Woche stürzt das Ding ab. Würde ich so arbeiten wie dieses Gerät, wäre ich innert Wochenfrist gekündigt!» Trotzdem würde weiter auf dessen Anwendung bestanden, zum Unmut vieler Fahrer. Nützlicher seien hingegen andere Neuerungen. So habe die Post als eines der ersten Unternehmen Kameras genutzt, die das Manövrieren
der Lastwagen erleichtern und zu einem grossen Sicherheitsgewinn geworden sind. Auch die Fernsteuerung der Hebebühne will der Chauffeur nicht mehr missen. Die Abläufe aber wiederholten sich ständig. «Du hast es recht rasch gesehen», meint Locher. Die Arbeit sei seit seinen Anfängen entwertet und langweiliger worden. «Früher gab es noch aussergewöhnliche Ereignisse, wie Geldtransporte.» Die zunehmende Vereinfachung der Arbeitsschritte bringt Roman Locher zum Schluss: «Wir arbeiten nur noch, weil die Maschinen gewisse Schritte nicht können.»
Die Nacht Pakete transportieren bedeutet, in der Schwärze zu fahren. «Im Winter ist der Lichtmangel belastend. Da fährt man fünf bis sechs Stunden in der Dunkelheit», erklärt Locher. Besser sei es im Sommer, wo man auch wunderbare Sonnenaufgänge erlebe. Unsere Tour mit dem Chauffeur brachte hingegen nur den Wechsel von Nachtschwarz zu Regengrau mit sich – das schlägt aufs Gemüt: «Mit dem Al7 9
8 10
11 12
4
1 6 13 16
3 5
Am Anfang ∙ Es ist finstere Nacht, da beginnt schon die Arbeit. Der LKW setzt sich in Bewegung, die Tour geht los.
2
15
14
In der Dunkelheit ∙ Typische Szene in den ersten Stunden: Roman lädt in Stille und Dunkelheit den Wagen aus.
ter merke ich das immer mehr. Mitten in der Nacht zu arbeiten, daran gewöhnt man sich kaum», sagt der 52-Jährige. Auch die Müdigkeit ist trotz sorgsam geplanter Ruhezeiten immer ein Thema. Hier macht sich die frühe Schichtarbeit bemerkbar.
noch keinen Unfall zu vermelden. «Das ist eine Frage der Disziplin, die musst du unbedingt haben», so fasst der Chauffeur die Hauptanforderung an den Beruf zusammen. Alkohol komme da überhaupt nicht in Frage, auch nicht am Abend vor der Arbeit.
Die Belastung
Der Stress
Der Job als Wagenführer setzt die Arbeitenden grossen körperlichen Belastungen aus. So wiegen die Sammelbehälter voller Pakete, die Roman Locher ein- und ausladen muss, bis zu 600 Kilo. Bisweilen schiebt oder zieht er zwei oder gar drei der Behälter – am Tag sind es mehrere Tonnen, die so zusammenkommen. Gerade das Ziehen über Schrägen sei anstrengend. «Noch habe ich keine Anzeichen von körperlichem Verschleiss, aber das könnte natürlich passieren», meint Locher. Neben der physischen Arbeit ist es auch die Kälte, der die Fahrer im Winter ausgesetzt sind – oder die plötzlichen Umschwünge vom geheizten Fahrerhaus in die Frische.
Zu Zeiten der PTT gab es noch 1600 Wagenführer im Konzern. Doch dann wurde rationalisiert, man richtete drei grosse Paketzentren ein. In der Folge kam es zur Ballung der Arbeit am frühen Morgen und am Nachmittag und zu Flauten zwischen diesen Zeiten. Auch wird nur noch ein Teil der Arbeit von den Post-Wagenführern erledigt, mehrheitlich wurde an private Firmen, wie zum Beispiel Dreier, ausgelagert. Der Effekt: Die Post beschäftigt noch gegen 400 Chauffeure. Dieser Stellenabbau ging auch an den verbleibenden Chauffeuren nicht spurlos vorbei. Gerade die Zeitpläne sind immer knapper geworden. Während Roman Locher am Anfang des Tages noch drei Minuten im Plus ist, bringt schon der erste kleinere Verkehrsstau den Zeitplan durcheinander. «Die Zeit beim Fahren wieder reinzuholen, das kannst du vergessen. Sonst überschreitest du Grenzen und es wird wirklich gefährlich», sagt der Lenker. Aber jede Verspätung führt zu Verzögerungen im ganzen Betrieb, auch die Arbeit von KollegInnen wird so belastet. Darum greifen viele Wagenführer zu einem anderen Mittel, um ihre «Verspätungen» aufzuholen: sie opfern ihre Pause. «Die Zitrone ist ausgequetscht, was willst du da noch mehr herausholen?», kommentiert Locher.
Die Verantwortung
© Google maps / s yndicom
Die Arbeitszeiten Die Wagenführer arbeiten in Schicht. Um 4.15 Uhr geht es für Roman Locher los, kurz nach 12 Uhr mittags ist er fertig. Bisweilen muss er auch schon um 3 Uhr beginnen, an Samstagen gar noch früher. Beliebter seien bei ihm und den KollegInnen die Spättouren, die gegen Mittag beginnen und um 22 Uhr enden.
«Du musst immer da sein, sonst ‹tätscht› es», erklärt Locher. Die Wagenführer der Post tragen eine grosse Verantwortung: mit ihren schweren Lastwagen, teilweise mit Anhängern, kann jede Unaufmerksamkeit schnell gefährlich werden. So begegnet uns auf Lochers Tour etwa ein Fahrradfahrer ohne Licht. In der Dunkelheit ist er kaum auszumachen ... Dunkelheit, die Abhängigkeit vom Wetter, die anstrengenden Arbeitszeiten, der hohe Stress und die zunehmende Verkehrsdichte machen den Fahrern die Arbeit nicht leichter. Er selbst hat zum Glück
Keine leichte arbeit ∙ Bis zu 600 Kilo wiegt ein Sammelbehälter – und pro Tag müssen Dutzende verschoben werden.
Kontakte ∙ Umgang mit Kollegen ist rar. Auf der Strasse ist man allein.
Logistik Sektoren | 5
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Einigung der Post mit dem Preisüberwacher?
© Jens Friedrich
Irreführende Mitteilung der Post: Der SGB protestiert
Mann und Wagen ∙ Der 52-jährige Roman Locher arbeitet seit 1996 als Wagenführer bei der Post. Sein wichtigstes Arbeitsgerät ist der gelbe Post-Lastwagen, der vollbeladen stolze 16 Tonnen wiegt.
Die Stimmung
Die Gewerkschaft
«Die Stimmung ist zwar gut, aber bedrückt. Es fehlt eine Perspektive für die Zukunft», beschreibt Locher die Atmosphäre unter den Fahrern. Die Angst vor weiteren Auslagerungen und noch weiter steigender Arbeitsdichte sei immer da: «Man wünscht sich einfach, dass es nicht noch schlechter wird.» Unter steigendem Druck und oft mühseligen Befehlen von oben leidet auch das Betriebsklima. Bei vielen Kollegen spürt Locher vor allem Resignation: «Einige haben innerlich bereits gekündigt.» Für Post-Chefin Susanne Ruoff hat Locher einen Tipp: «Sie sollte mal eine Woche lang inkognito bei uns arbeiten. Dann wüsste sie sicher mehr über den Konzern.»
Roman Locher ist seit 35 Jahren Gewerkschafter, davon 22 Jahre als Vorstand in der jetzigen syndicom-Sektion Olten-Solothurn. Auch unter seinen Kollegen gibt es Gewerkschafter. Dennoch sei die Teilnahme an Aktionen oder an den GAV-Verhandlungen für die Fahrer nicht immer leicht. Die zeitliche Belastung mache das gewerkschaftliche Engagement zunehmend schwieriger: «Ich habe Kollegen, die nach so einem Arbeitstag nur noch nach Hause wollen, vor den Fernseher. Auch ich komme immer wieder an meine zeitlichen Grenzen.»
Das Sozialleben Der Job bringt den normalen Tagesrhythmus durcheinander.
Dauergepiepe ∙ Jeder Sammelbehälter muss einzeln gescannt werden – und häufig streikt dann das Gerät.
Während andere Leute schlafen, arbeitet Roman Locher; während andere Leute feiern, schläft er. «Ich bin Junggeselle, da habe ich keine Verpflichtungen», sagt er. Dabei wundere er sich, «wie die Kollegen mit Familie das schaffen». Die Arbeit als Wagenführer isoliert die Beschäftigten sozial. Sind sie gegen Mittag oder spätabends fertig, müssen sie oft zuerst eine Ruhepause einlegen. Ihr Arbeitspensum sei nicht mit einem normalen Achtstundentag zu vergleichen, meint Locher. Einen Ausgleich findet der Lotzwiler in seinem Holzchalet, wo er mit Katze Felix und zwei Eseln lebt: «Dieses Stück heile Welt brauche ich einfach.» Und dahin macht er sich um 12.19 Uhr auch auf den Weg.
Am Ende ∙ Nach acht Stunden Fahren und Schieben ist Ende. Der Scanner kommt weg, ausruhen und essen ist angesagt.
Die schweizerische Post erklärte am 21. Januar in einer Medienmitteilung, dass auf Preiserhöhungen bei der Zeitungszustellung verzichtet worden sei. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund reagierte sofort mit einer Protestnote: «Dies stimmt nicht. Ganz im Gegenteil treibt die Post auf Kosten der Mitgliederpresse eine Preissteigerung voran, die der Medienvielfalt direkten Schaden zufügt. Bereits auf Anfang 2013 wurde der Versand für die Mitgliederzeitungen wegen einer Umstellung im Preissystem um bis zu 20 Prozent teurer. Und auf Beginn dieses Jahres wurde eine zusätzliche Preiserhöhung von 2 Rappen pro Exemplar durchgesetzt. Nach dem Willen der Post soll die Preissteigerung bis 2016 dann 6 Rappen pro Exemplar betragen. Eine Intervention der Dachverbände aller Sozialpartner bei der Post gegen die geplante zusätzliche Preiserhöhung blieb erfolglos. Die Erhöhung der Versandtarife wird das Überleben vieler Mitgliederzeitungen akut gefährden. Je nach Produkt wird damit der Versand einer Mitgliederzeitung erneut um einen Viertel teurer. Die Presseerzeugnisse der Verbände und Vereine aus Gewerbe, Kir-
chen und Parteien, aber auch aus Sport und Musik sind damit akut gefährdet. Viele Verbände und Organisationen werden wegen der Mehrkosten ganze Ausgaben streichen oder die Publikation gar einstellen müssen. Die Post bezeichnet ihre eigene finanzielle Lage als solid. Schliesslich erhält sie für den Zeitungstransport ja auch 20 Millionen Franken mehr an Subventionen als in den Vorjahren. Dass sie dennoch an den Preiserhöhungen festhält, ist unverständlich und steht im Widerspruch zur Absicht des Parlaments, die Medienlandschaft in der Schweiz und damit die Meinungsbildung in der direkten Demokratie zu stärken.»
... und mehr Sparmassnahmen In einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag» am 9. Februar dachte die oberste Pöstlerin bereits laut über weitere Sparmassnahmen nach. Laut Susanne Ruoff könnte man in Zukunft ganz auf die Postzustellung am Samstag verzichten. syndicom ist erstaunt, dass solche Ideen in den Medien verbreitet werden, ohne dass sie mit den politisch relevanten Stellen – und den Gewerkschaften! – überhaupt diskutiert worden wären. (red)
Busfahrer und -fahrerinnen
Arbeitsrecht im öffentlichen Verkehr wird modernisiert Während für die meisten ArbeitnehmerInnen das Arbeitsgesetz (ArG) gilt, untersteht das Personal des öffentlichen Verkehrs dem Arbeitszeitgesetz (AZG). Dieses nimmt auf die Sicherheitsanforderungen und weitere Gegebenheiten im öffentlichen Verkehr Rücksicht. Indes ist das Gesetz von 1971 in die Jahre gekommen und wurde von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen teilweise überholt. Der Bundesrat hat deshalb am 22. Januar eine Revision des AZG in die Vernehmlassung geschickt.
Der Bundesrat schlägt folgende Änderungen vor • Die ArbeitnehmerInnen in den Verwaltungsdiensten sämtlicher Transportunternehmen sollen nicht dem AZG unterstehen. Heute gilt das AZG bei verschiedenen Unternehmen auch für diese Personalkategorie. • Externe Zulieferer, die sicherheitsrelevante Arbeiten im öffentlichen Verkehr vornehmen, sollen neu dem AZG unterstellt werden. Angestellte externer Firmen, welche nicht-sicherheitsrelevante Gleisbautätigkei-
ten vornehmen, bleiben dem Arbeitsgesetz unterstellt. • Für Jugendliche unter 18 Jahren, welche im öffentlichen Verkehr tätig sind, sollen die gleichen JugendarbeitsschutzBestimmungen gelten wie in den meisten übrigen Branchen. • Die Vorschriften zu den Pausenregelungen, den Ruhesonntagen und zur Nachtarbeit sollen der veränderten Lebensweise angepasst werden. Beispielsweise sollen sie Rücksicht darauf nehmen, dass die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute nicht mehr zum Mittagessen nach Hause zurückkehren. Die AZG-Revision sieht hier flexible Grundsatzregelungen vor. Die Details werden auf Verordnungsebene geregelt.
In der Vernehmlassung Die Vorschläge des Bundesrats basieren grösstenteils auf den Vorarbeiten der Eidgenössischen Arbeitszeitgesetzkommission, welche zu gleichen Teilen aus VertreterInnen der Arbeitgeber und -nehmer zusammengesetzt ist. Die Vernehmlassung zur AZG-Revision dauert bis Ende April 2014. (red)
6 | Sektoren Medien
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Presse Deutschschweiz und Romandie
Tamedia im Abbau-Rausch Kaum eine Woche vergeht ohne Hiobsbotschaft aus dem Haus Tamedia. Das grösste Schweizer Druck- und Medienunternehmen, das für 2012 einen Gewinn von 152 Millionen Franken ausweisen konnte, setzt seinen 34-Millionen-Sparplan weiterhin rücksichtslos um. Das bedeutet nichts anderes als Auslagerung, Entlassungen und Abbau, Abbau, Abbau. Und dies in vielen kleinen Tranchen, um möglichst wenig Staub aufzuwirbeln. So schlug der Abbauhammer seit Jahresbeginn in mehreren Unternehmensteilen in der Romandie und bei den Redaktionen des Winterthurer «Landboten» und der Zürcher Regionalzeitungen zu.
Abbau: «Landbote» Nach dem Aufkauf des «Landboten» und der dann angekündigten «Zusammenarbeit» mit «Zürichsee-Zeitung», «Zürcher Unterländer» und «Berner Zeitung» vermeldete Tamedia am 22. Januar eine Neuorganisation von Redaktion und Verlag – und erwähnte dabei beiläufig den vorgesehenen Abbau von 25 Vollzeitstellen in Bülach, Stäfa und Winterthur. Es ist zu befürchten, dass Tamedia die ge-
setzlichen Mitwirkungsrechte des Personals erneut als Alibiübung betrachtet. Die syndicomRegionalsekretärin Sara Vogt ist mit den betroffenen Redaktionen in Kontakt. Bei Redaktionsschluss dieser Zeitung steht aber die Antwort auf die konstruktiven Vorschläge der Redaktionen zum Erhalt der Arbeitsplätze noch aus. Die rund 80 Mitarbeitenden des «Landboten» haben der Unternehmensleitung geschrieben, es sei weder menschlich gerechtfertigt noch vertrauensbildend, «handstreichartig» die leitenden Personen ihrer Ämter zu entheben. Damit nehmen sie Bezug auf den Abgang der langjährigen Chefredaktorin Colette Gradwohl, die durch Benjamin Geiger, bisher und weiterhin Chefredaktor der Zürcher Regionalzeitungen, ersetzt wird. Sie kritisieren auch den «Stellenabbau auf Vorrat» und betonen ihre publizistische Unabhängigkeit: «Es gehört zu unserer Redaktionskultur, dass Mitbestimmung und kein Diktat herrscht.»
Abbau: Druckvorstufe nicht mehr unter dem GAV Bereits läuft die im Oktober angekündigte Auslagerung
Einladung 3. ordentliche Branchenkonferenz Grafische Industrie und Verpackungsdruck (GIV) Samstag, 5. April 2014, 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr Volkshaus, Blauer Saal, Stauffacherstrasse 60, Zürich Diese Branchenkonferenz ist die erste nach dem syndicom-Kongress vom 6./7. Dezember 2013 in Lausanne. Deshalb werden am 5. April u. a. die Neuwahlen in den Branchenvorstand GIV durchgeführt. Der Branchenvorstand setzt sich neben dem Präsidium aus je 3 KollegInnen (davon im Minimum je 1 Frau) pro Region zusammen. An der Mitarbeit im Branchenvorstand interessierte KollegInnen, die in einem Betrieb der Branche GIV arbeiten, sollen sich bitte raschestmöglich beim zuständigen Regionalsekretariat von syndicom melden. Den Teilnehmenden der Branchenkonferenz wird auch ein revidiertes Branchenreglement zur Diskussion und Abstimmung vorgelegt. Im Weiteren werden wir Gelegenheit haben, die ersten Erfahrungen bei der Umsetzung des GAV 2013 in den Betrieben seit der Inkraftsetzung am 1. Juli 2013 vertieft zu diskutieren. Ein spezielles Hauptthema als Mittelpunkt der Diskussionen an der Branchenkonferenz wird später bekanntgegeben. Eingeladen an die Branchenkonferenz und antragsberechtigt sind alle Mitglieder der Branche Grafische Industrie und Verpackungsdruck (GIV), die Vorstände der Branchensektionen, die Branchengruppen und der Branchenvorstand. Stimmberechtigt nach Branchenreglement vom 10. Dezember 2011 sind aber nur jene Mitglieder, die in einem Betrieb der Branche GIV arbeiten, die Mitglieder des Branchenvorstands GIV und je 2 pensionierte und erwerbslose Mitglieder pro Grossregion. Alle An- und Abmeldungen sind bis Freitag, 28. März 2014, 16 Uhr an Caroline Vogt, caroline.vogt@syndicom.ch oder Telefon 058 817 18 72, zu melden. Anträge zuhanden der Branchenkonferenz GIV sind bis Montag, 17. März 2014, schriftlich und begründet ebenfalls an diese Adresse zu richten. Die Traktandenliste und alle dazugehörenden Unterlagen werden den Teilnehmenden rechtzeitig zugesandt. Zentralsekretariat Branche GIV Hans-Peter Graf und Roland Kreuzer
der Inserateproduktion nach Deutschland, mit der bei Tamedia Publications romande in Lausanne zwanzig Stellen abgebaut werden. Die verbliebenen Angestellten der Druckvorstufe bekommen nun erneut die Sparmassnahmen von Tamedia zu spüren. Rund dreissig Personen sollen die Verträge geändert bekommen, sodass sie neu den Redaktionen angegliedert werden und nicht mehr unter dem Schutz des Gesamtarbeitsvertrags für die grafische Industrie stehen würden. Der PresseGAV der Romandie gilt für sie aber auch nicht, da sich dieser nicht auf das technische Personal erstreckt. Mit dem neuen Status steigt die Arbeitszeit für diesen Personenkreis im Abenddienst von 35 auf 40 Stunden – und das ohne jede Lohnerhöhung. Einigen wurden gleichzeitig Stellenprozente gestrichen. Ihr Lohnverlust fällt dadurch mehr als doppelt so hoch aus, als es der reinen Verringerung der Prozente entspräche. Unerhört ist dabei, dass Tamedia weder die Personalkommission noch die Gewerkschaft informierte, obwohl das Unternehmen einem GAV untersteht. Die Personalkommission und syndicom haben bei Tamedia interveniert und Verhandlungen verlangt. Das Ziel ist die Beibehaltung der Unterstellung unter den GAV der grafischen Industrie. In einer ersten Antwort sieht Tamedia jedoch noch keine Notwendigkeit für Gespräche.
Abbau: Auslagerung der Logistik Tamedia hat in der Westschweiz eine Partnerschaft mit Naville über die Distribution in Genf
und Umgebung abgeschlossen. Naville übernimmt die Auslieferung der Titel von Tamedia Publications romandes ab dem 1. Mai. Mit der Zusammenarbeit werden elf Mitarbeiter entlassen. Naville prüfe, ob die Angestellten übernommen werden könnten. Für die Betroffenen hat Tamedia nach eigenen Angaben einen Sozialplan ausgearbeitet. Verhandlungen mit PeKos und Gewerkschaft soll es ebenso wenig wie in Zürich geben. Ebenfalls vom Umbau betroffen sind fünf Lastwagenchauffeure, da der Bereich Lastwagen an Morand Services et Transports in Ecublens ausgelagert wird. Den Chauffeuren, die in Bussigny stationiert sind, werde von Morand eine Stelle angeboten oder sie würden frühpensioniert.
Trotz Abbau: Viel Unter stützung für «Le Temps» Erinnern wir uns: Die Medienhäuser Tamedia und Ringier, welche je 46,2 Prozent an «Le Temps» halten, haben die Genfer Zeitung am 8. Oktober zum Verkauf ausgeschrieben. Ob mit echten Absichten oder nur damit die allfällige Vollübernahme durch Tamedia bei der Wettbewerbskommission dereinst schlanker durchgeht, bleibe dahingestellt. Der «Freundeskreis der ‹Le Temps›» (Cercle des Amis du «Temps») hat einen Aufruf für den Erhalt der Zeitung lanciert und grosses Echo darauf erhalten. Mehr als 300 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft setzen sich für den Fortbestand der Genfer Tageszeitung ein, darunter Alt-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey und Alt-Bundesrat Pascal Couchepin. (red)
Iistige – Usstige Peter Aeschlimann – «Tages-Anzeiger». Neu: Offen für Neues. Damian Betschart – «Blick»-Newsroom. Neu: Redaktionsleitung «Insider». Rolf Cavalli – «SonntagsBlick». Neu: Chef Digitale Medien «Nordwestschweiz». Vincent Fragnière – Chefredaktor «Canal9». Neu: Chefredaktor «Le Nouvelliste». Benjamin Geiger – Chef redaktion «Zürcher Unter länder» und «ZürichseeZeitung». Neu: Zusätzlich Chefredaktion «Landbote». Colet te Gradwohl – Chefredaktion «Landbote». Neu: Offen für Neues. Isabelle Hemmel – Freie Journalistin. Neu: «Züritipp». Sandra Jean – Chefredaktorin «Le Matin». Neu: Redaktionsdirektorin «Nouvelliste». Anna Jikhareva – Freie Journalistin. Neu: Newsdesk «Tages-Anzeiger». Christoph Lenz – «Bund». Neu: Bundeshauskorrespondent «Blick»-Gruppe. Remo Lötscher – Leiter Bildredaktion «TagesAnzeiger». Neu: «Bilanz». Hubert Mooser – Chefreporter Bundeshaus «TagesAnzeiger». Neu: Bundeshausredaktor «Basler Zeitung». Koni Nordmann – Selbständiger Grafiker. Neu: Leiter Bildredaktion «TagesAnzeiger». Jonas Projer – BrüsselKorrespondent SRF. Neu: Moderator «Arena». Bet tina Weber – «TagesAnzeiger». Neu: Ressortleitung Gesellschaft «SonntagsZeitung».
SPS druckt im Ausland
Klärung zwischen syndicom und SP Schweiz Zur von syndicom erhobenen Kritik (vgl. syndicomZeitung Nr. 19/2013) an der SP Schweiz, weil deren Jubiläumsbuch in Deutschland gedruckt wurde, fand ein klärendes Gespräch statt. Die Herstellung dieses Buches war ein Spezialfall, wie aus der untenstehenden Stellungnahme verständlich wird. Der SP gratulieren wir zu ihrer konsequenten Haltung, und wir zählen darauf, dass auch die andern Gewerkschaften, Parteien und NGOs nach den gleichen glaubwürdigen Grundsätzen ihre Aufträge vergeben und der Preis nicht das einzige Kriterium bei der Vergabe von Druckaufträgen ist. Andernfalls würden wir mit öffentlicher Kritik nicht zurückhalten. Das Gleiche gilt natürlich auch für die öffentliche Hand und Firmen im Besitz derselben. Roland Kreuzer Stellungnahme der SPS Die SP Schweiz lässt ihre Produkte in der Schweiz herstellen. Wir produzieren alle Drucksachen, seien es Plakate, Flyer, Zeitungen oder Postkarten, in der Schweiz. Auch bei der Produktion von Give-aways
achten wir auf «Swiss made». Daneben klären wir selbstverständlich auch ab, ob das Produktionsunternehmen gute Arbeitsbedingungen bietet bzw. einen GAV hat sowie Nachhaltigkeitskriterien unterliegt. Wir sind froh, dass wir euch die konkrete Situation des Jubiläumsbuches an unserem Treffen vom 29. 1. darlegen konnten. Wie erwähnt, war die SP Schweiz nicht Auftraggeberin des Jubiläumsbuches – wir haben das Buch, das ein eigenständiges Projekt unter der Leitung von Redboox AG ist, am 26. 11. als Geschenk in Empfang genommen. Auch wenn wir die Verantwortung dafür, wo das Buch gedruckt wurde, in diesem Fall weder übernehmen können noch wollen, werden wir in Zukunft auch bei Projekten, die aus serhalb unseres Einflussbereiches liegen, nachfragen, wo die Drucksachen hergestellt werden. Wir danken euch ganz herzlich für euer Engagement in einer schwierigen Branche und unterstützen euch, wo wir können. Leyla Gül, Co-Generalsekretärin Sozialdemokratische Partei der Schweiz
Medien Sektoren | 7
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014 Buch und Medienhandel
Der GAV für OFT ist unter Dach
Lob des SBVV Der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV), der den GAV als Arbeitgeberverband mit der Gewerkschaft syndicom verantwortet, ist glücklich über das Ergebnis. Dani Landolf, Geschäftsführer SBVV: «Es freut mich sehr, dass sich die beiden Parteien über eine zeitgemässe Zusatzvereinbarung für Grossbetriebe geeinigt haben. Das ist ein gutes Signal für die Deutschschweizer Buchbranche und ein klares Zeichen dafür, dass die Orell Füssli Thalia AG auf gute Arbeitsbedingungen und qualifizierte Mitarbeitende setzt und sich zum Standort Schweiz bekennt.»
Ende Januar sind die Orell Füssli Thalia AG (OFT) und syndicom zur Einigung gelangt. Die MitarbeiterInnenvertretung bei OFT und der Buchhändlerund Verleger-Verband (SBVV) hiessen das Verhandlungsresultat gut. Damit werden rund 900 MitarbeiterInnen von OFT dem Gesamtarbeitsvertrag für den deutschsprachigen Buchhandel unterstellt. Danièle Lenzin
Alle wollten den GAV ... Im Sommer reagierte der Verwaltungsrat von OFT und erklärte sich gegenüber Personal und Medien grundsätzlich einverstanden mit einem GAV. Die Frage sei nur, wie dieser GAV ausgestaltet werde. Damit war der Weg frei für Verhandlungen. Die Paritätische Kommission aus SBVV und syndicom traf sich mit OFT, und man einigte sich auf den Vorschlag von syndicom, nicht den
GAV zu verhandeln, sondern nur die Zusatzvereinbarungen für Grossbetriebe. Diese GAV-Zusätze ermöglichen Speziallösungen im Einvernehmen mit der Personalvertretung, da die Bedürfnisse der grossen sich zum Teil von denen kleiner Buchhandlungen unterscheiden. © Bor ys Liecht i
Im März 2013 gaben Thalia Schweiz AG und Orell Füssli Buchhandels AG bekannt, dass sie zusammengehen wollten. Nicht nur die Branche, auch die rund 1000 MitarbeiterInnen beider Unternehmen waren total überrascht. Nach dem ersten Schock wurden die Angestellten aktiv. Auch syndicom wusste sofort: das gibt Arbeit – und birgt eine grosse Chance. Denn während Orell Füssli seit Jahrzehnten Mitglied des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands war und den Gesamtarbeitsvertrag einhielt, hatte sich Thalia seit Jahren gegen einen GAV gesträubt. Damit war unklar, ob sich das neue Unternehmen zur Sozialpartnerschaft bekennen würde. Diese Verunsicherung teilte der SBVV: Sollte das grösste Buchhandelsunternehmen nicht Verbandsmitglied werden, hätte dies den SBVV enorm geschwächt.
Sie haben die Verhandlungen zu Ende gebracht · Links Tristan Pfaffen, Mitglied im Branchenvorstand Buch und Medienhandel sowie Mitglied der Paritätischen Kommission SBVV/syndicom, und Danièle Lenzin, Ex-Co-Präsidentin syndicom und Ex-Mitglied der Paritätischen Kommission SBVV/syndicom. Lenzin führte die Verhandlungen im Auftrag der GL syndicom zu Ende. Mitte Dani Landolf, Geschäftsführer SBVV, rechts Barbara Valenta Lüscher, Leiterin Personal, und Michele Bomio, Geschäftsführer Orell Füssli Thalia AG.
Verhandlungsresultat im Überblick Geltungsbereich des GAV: Der Geltungsbereich wird ausgeweitet auf das Kassenpersonal, das Personal, das in der Logistik beschäftigt ist, und auf die gelernten PapeteristInnen der Papeterie-Abteilungen. Zudem werden auch die Lernenden verbindlich dem GAV unterstellt und ihre Löhne werden festgelegt. Arbeitszeit: Neu kann die wöchentliche Arbeitszeit bei der Einführung der Jahresarbeitszeit auf maximal 41 Stunden erhöht werden. Bei einer höheren Wochenarbeitszeit als den vom GAV vorgesehenen 40 Stunden wird diese durch drei zusätzliche Ferientage sowie höhere Mindestlöhne (plus 30 Franken) abgegolten. Löhne: Neben den jährlichen Lohnverhandlungen zwischen Betrieb und MAV kann neu ein Lohnbandbreiten-Modell eingeführt werden, das die kontinuierliche Lohnentwicklung sicherstellt. Wenn sich GL und MAV über die Höhe der Lohnbandbreiten einig sind, kann das Mindestgehalt im 4. Praxisjahr aufgehoben werden.
... aber nicht zum gleichen Preis syndicom wusste, welche Regelungen OFT verändern wollte. Orell Füssli hatte bereits 2012 gefordert, dass die wöchentliche Arbeitszeit verlängert und das Mindestgehalt im 4. Praxisjahr abgeschafft werde. syndicom hatte das abgelehnt, weil einerseits Orell Füssli mit einer Arbeitszeit von 38,5 Stunden den GAV (40 Stunden) nicht ausschöpfte und anderseits nur das Mindestgehalt im 4. Praxisjahr den notwendigen Lohnanstieg garantiert. Deshalb wollte Thalia dem GAV nicht beitreten: Thalia zahlte das Mindestgehalt nicht, weil es die Lohnsumme substanziell erhöht hätte.
Guter Kompromiss für ... Trotz Bedenken von syndicom, die wöchentliche Arbeitszeit zu erhöhen, die aktuell in beiden Unternehmen bei 38,5 Stunden liegt, bestand OFT auf diesem Punkt. Deshalb gibt es nun die
Orell Füssli Thalia
... die Harmonisierung Die MitarbeiterInnenvertretung (MAV) hat an ihrer ersten Sitzung die Zusatzvereinbarungen geprüft und mit der GL eine Vereinbarung unterzeichnet, dass sie auf dieser Grundlage die Diskussion über die künftigen Anstellungsbedingungen aufnehmen wird. Mit ihrer Zustimmung hat sie das Ja zum GAV von OFT ermöglicht. In den kommenden Monaten wird die KernMAV im Dialog mit der GL die Anstellungsbedingungen festlegen, und auf 1. Januar 2015 wird der GAV umgesetzt.
Danièle Lenzin, Ex-Co-Präsidentin syndicom
Kommentar hat die neue MAV ihr Ziel in kurzer Zeit erreicht: Sie hat gute Richtlinien verhandelt und ist ab Februar startklar. (dl) Schliesst Orell Füssli in Winterthur? Orell Füssli und Thalia haben fusioniert, und an den meisten Standorten ergänzen sie sich. Wo OF ist, gibt es keine Thalia – und umgekehrt. Nur in der Markt gasse in Winterthur lagen OF und Thalia in unmittelbarer Nachbarschaft. Wie die Geschäftsleitung am 14. Januar unerwartet mitteilte, will sie die «grosse» Filiale von OF auf Ende September 2014 schliessen. Begründet wird dies unter anderem mit geringer Rendite. Den 32 Angestellten sollen Stellen in anderen Filialen angeboten werden. Die MitarbeiterInnen kämpfen nun um den Erhalt «ihrer» Filiale. «Wir werden der Geschäftsleitung ein Projekt vorlegen, mit dem unsere Filiale langfristig erfolgreich weitergeführt werden kann», erläuterte Thomas Walker, Mitglied der MitarbeiterInnenvertretung. «Unser Projekt zeigt einen Weg, der zudem nicht die Thalia-Filiale tangiert. Wir wollen den schwarzen Peter nicht an unsere Kolleginnen und Kollegen abschieben.» syndicom unterstützt die BuchhändlerInnen dabei. Martin Bühler, Regionalsekretär
© Margareta Sommer
Neue Personalvertretung startklar Bereits im letzten Frühsommer trafen sich die drei Personalkommissionen von Thalia und die MitarbeiterInnenvertretung (MAV) Orell Füssli zum ersten Mal. Sie bildeten einen gemeinsamen Ausschuss, um die Interessen der MitarbeiterInnen beider Unternehmen zu bündeln. Der Ausschuss verhandelte in der Folge mit der Geschäftsleitung Orell Füssli Thalia die neuen Richtlinien für die Mitwirkung. Die Verhandlungen verliefen gut, auf der Grundlage der Richtlinien für die MAV Orell Füssli. Kernstück der neu entwickelten Richtlinien: Die MitarbeiterInnenvertretung ist zweistufig aufgebaut. Sie besteht aus 24 StandortvertreterInnen, die jeweils eine oder mehrere Filialen vertreten. Aus diesen StandortvertreterInnen wird die fünfköpfige Kern-MAV gewählt. Die Mitglieder der Kern-MAV haben je 2 Prozent ihrer Arbeitszeit für die Aufgaben der MAV zur Verfügung und sind die Ansprechgruppe der Geschäftsleitung. Nachdem die Mitglieder des Ausschusses in den letzten Monaten die Thalia-Filialen besucht und die Aufgaben und Kompetenzen der neuen MAV vorgestellt haben, konnten im Dezember die Wahlen eingeleitet werden. Am 31. Januar fand die erste Vollversammlung statt, die auch die fünfköpfige Kern-MAV gewählt hat. Damit
Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit bis auf maximal 41 Stunden zu erhöhen. Im Gegenzug erhalten die Beschäftigten drei zusätzliche Ferientage und eine Erhöhung der Mindestgehälter (s. Kasten Mitte). Das Mindestgehalt im 4. Praxisjahr kann aufgehoben werden, wenn ein Lohnbandbreitenmodell eingeführt wird. Zudem enthält das Verhandlungsresultat wichtige Ausweitungen des Geltungsbereichs, die auch Gruppen erfassen, die vorher keine Mindestlöhne kannten und – wie die Lernenden – nur unverbindlich oder gar nicht geschützt waren.
Gesamtarbeitsvertrag entscheidend gestärkt
Mit dem GAV für das neue Buchhandelsunternehmen Orell Füssli Thalia AG endet für syndicom ein längeres Seilziehen mit Erfolg. Bereits die Vorgängerorganisation comedia versuchte zusammen mit den Personalkommissionen die Thalia Schweiz AG für den GAV zu gewinnen, vergeblich. Mit der Fusion hat sich nun die Personalpolitik von Orell Füssli durchgesetzt. Damit werden sich die Anstellungsbedingungen der rund 600 ehemaligen Thalia-Angestellten – endlich - verbessern. Mit der Unterstellung von OFT wird der Gesamtarbeitsvertrag des deutschsprachigen Buchhandels auch als Ganzes gestärkt. Neben OFT und dem zweitgrössten Buchhandelsunternehmen Lüthy Balmer Stocker in Solothurn sind auch die meisten kleinen Buchhandlungen Mitglied des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands. Damit gilt der Gesamtarbeitsvertrag jetzt mit wenigen Ausnahmen für alle Buchhandelsangestellten. Das ist auch dringend notwendig: Die Digitalisierung – Online-Buchhandel und E-Book – verändert die Branche grundlegend. Umso wichtiger sind Mindestlöhne und verbindliche Anstellungsbedingungen. Nur so kann verhindert werden, dass der Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen wird. Danièle Lenzin
8 | Interessengruppen Frauen
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Geschlechterungleichheiten im Erwerbsleben
Krüppeln, dass die Rente reicht
Die Statistik zeigt: Frauen im Alter zwischen 50 und 55 Jahren verrichten oft die beschwerlichsten und am schlechtesten bezahlten Arbeiten. Doch gerade sie sind trotz Erschöpfung, Haushaltspflichten und allfälligen gesundheitlichen Problemen häufig gezwungen, ihr Arbeitspensum zu halten oder sogar mehr zu arbeiten, damit später die Rente reicht. Der öffentlichen Hand, Unternehmen und Gewerkschaften fällt es immer noch schwer, auf diesen Umstand einzugehen. Morgane Kuehni, Magdalena Rosende und Céline Schoeni *
«Aktives Altern» von nahem betrachtet Die Beschäftigungsrate der älteren Menschen nimmt insgesamt zwar stetig zu, aber die Kurve der Männer und jene der Frauen verlaufen gegensätzlich. Die Erwerbsbeteiligung der 50- bis 65-jährigen Männer nimmt seit 1991 ab, während jene der Frauen derselben Altersgruppe ansteigt. Bei den Männern bleibt die Beschäftigungsrate bis 60 hoch und geht dann in den fünf Jahren vor dem gesetzlichen Rentenalter zurück; hier zeigt sich der vorzeitige Ruhestand. Bei den Frauen stieg die Beschäftigungsrate der 55- bis 59-Jährigen markant: zwischen 1991 und 2010 von 55 auf 72 Prozent. Gleichzeitig ist das Alter geradezu ein Ausschlusskriterium auf dem Arbeitsmarkt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Über die Hälfte der älteren Arbeitslosen (53% im Jahr 2010) sind Langzeitarbeitslose und haben ernsthafte Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Ausserdem beruht das Schweizer Rentensystem auf einem männlichen Karrieremodell: Es geht von einer durchgehenden beruflichen Laufbahn
© Pierre-Antoine Grisoni/S trates
Die Unternehmen fördern die jungen Frauen
«Durchhalten um jeden Preis» · Glace verkaufen in Lausanne.
und einem Vollzeitpensum während des gesamten Erwachsenenlebens aus. Die beruflichen Laufbahnen der allermeisten in der Schweiz lebenden Arbeitnehmerinnen weichen von diesem Norm-Modell ab. So kommt es dazu, dass Frauen im Ruhestand viel tiefere Renten (bis zu dreimal weniger) als Männer beziehen.
Unser Rentensystem bevorzugt Norm-Männer Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind beim Zugang zur beruflichen und individuellen Vorsorge, also zur 2. und 3. Säule, besonders krass (siehe Grafik). Die indirekte Diskrimi-
nierung durch das Rentensystem zwingt somit mehr Frauen als Männer zur Weiterführung ihrer Berufstätigkeit. Die Ausübung einer Erwerbstätigkeit ist trotz Haushaltspflichten und allfälligen gesundheitlichen Problemen eine Notwendigkeit, damit im Ruhestand die Rente den Lebensunterhalt decken kann. Es sei jedoch daran erinnert, dass Frauen einerseits und Männer anderseits keine homogenen Gruppen sind. Auch manche Männer sind gezwungen, bis zum gesetzlichen Rentenalter zu arbeiten, vor allem wenn sie Zeiten der Arbeitslosigkeit oder prekäre Anstellungen erlebt haben.
Reichweite des Altersvorsorgesystems: Nicht alle Rentnerinnen im Alter von 64 bis 69 Jahren und Rentner im Alter von 65 bis 70 Jahren haben Zugang zu den Leistungen Rente AHV
96,9 98,1
Leistung aus BV 56,8 Leistung aus Säule 3a
25,3
81,7
42,3
0% 20% 40% 60% 80% 100% Anteil der Rentnerinnen und Rentner, welche die Leistung beziehen (2008) Männer Frauen
Quelle: BFS, DEMOS, Nr. 2, Mai 2012, S. 8.
Es besteht ein Trend zur Verlängerung des Berufslebens. Die politischen Behörden treiben die Erhöhung des Rentenalters vor an, gleichzeitig mehren sich die Debatten um «aktives Altern». Die Schweiz gilt oft als Vorbild, denn sie übertrifft bereits die EU-Ziele bezüglich Erwerbstätigkeit älterer Menschen. Mit einer Beschäftigungsrate von 68 Prozent bei den 55- bis 64-Jährigen im Jahr 2010 – gegenüber 45,7 Prozent im Durchschnitt der 17 EU-Länder – belegt sie einen Podestplatz unter den Staaten, in denen die Mehrzahl der Erwerbstätigen bis zum gesetzlichen Rentenalter oder sogar darüber hinaus arbeitet.
Die Begeisterung der öffentlichen Hand für das «aktive Altern» wird von den HR-Verantwortlichen in den Unternehmen kaum geteilt. Es gibt nur wenige Massnahmen für einen besseren Umgang mit dem Alter, und wo es sie gibt, beschränken sie sich in der Regel auf die Gestaltung des Karriereendes von Führungskräften, technischem Personal oder Fachangestellten – wo Frauen in der Minderheit sind. Ältere Frauen befinden sich gewissermassen im toten Winkel der Unternehmenspolitik, namentlich weil Gleichstellungsmassnahmen auf die erste Hälfte der beruflichen Laufbahn abzielen: Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit Kleinkindern, «Frauen in Männerberufe», Begabtenförderung. Betriebliche Gleichstellungsmassnahmen richten sich nicht an alle Arbeitnehmerinnen insgesamt und nie explizit an die über 50-Jährigen, die vom beruflichen Aufstieg ausgeschlossen sind und die bei Schwierigkeiten, etwa mit der Betreuung von abhängigen Angehörigen, ohne Unterstützung vom Arbeitgeber dastehen. Viele ältere Frauen besetzen Stellen auf unteren Hierarchiestufen, die oft körperlich und geistig anstrengend sind und ein besonders hohes Risiko für arbeitsbedingte Verschleisserscheinungen bergen. Der tiefe Lohn während des Berufslebens und die bescheidene Rente im Ruhestand zwingen sie, «um jeden Preis durchzuhalten», auch unter gesundheitsschädigenden Arbeitsbedingungen. Und schliesslich haben sie im Gegensatz zu einem bedeutenden Teil der Männer, die in Männerbastionen arbeiten, auch kaum die Möglichkeit, sich über eine Gewerkschaft Gehör zu verschaffen und kollektive Forderungen zu stellen.
PROJEKT EGALISE Dieser Artikel greift auf Ergebnisse des NFP-Projekts «EGALISE» zurück, welches zum Nationalen Forschungsprogramm «Gleichstellung der Geschlechter» (NFP 60) des Nationalfonds gehört. «EGALISE» untersucht die Gleichstellung älterer Arbeitender (50+) anhand vier grosser Schweizer Unternehmen aus Handel, Gesundheit und Verkehr. Das Forschungsprogramm im Internet: www.nfp60.ch
Ältere Frauen, die gezwungen sind, im Erwerbsleben zu verbleiben oder sogar ihr Arbeits pensum vor der Pensionierung noch zu erhöhen (weil sonst die BVG-Rente zu tief ausfällt), haben keine Aufstiegsaussichten und werden vom Arbeitgeber wenig oder überhaupt nicht unterstützt. Die Unternehmen berücksichtigen selten die möglichen Auswirkungen von arbeitsbedingten Verschleisserscheinungen und schweigen zur Problematik der Betreuung von Enkelkindern oder betagten Eltern. Obwohl den Frauen in der zweiten Hälfte ihrer beruflichen Laufbahn weiterhin Betreuungsaufgaben zufallen, tragen die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, das Familienleben und der Sozialstaat dazu bei, dass immer mehr Personen sich gezwungen sehen, bis zu einem immer höheren Alter erwerbstätig zu bleiben. Dadurch stellt sich die wesentliche Frage nach den Arbeitsbedingungen und der Gesundheit am Arbeitsplatz bei den am meisten benachteiligten Arbeitnehmenden.
* Forscherinnen am Sozialwissenschaftlichen Institut der Universität Lausanne
8. März 2014
Selbstbewusste Frauen sagen JA: Faire und gleiche Löhne für alle! Gesetzlicher Mindestlohn gegen Lohndiskriminierung!
Seit mehr als 30 Jahren ist in der Bundesverfassung der Grundsatz «Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit» verankert. Seit 17 Jahren ist das Gleichstellungsgesetz in Kraft. Trotzdem sind wir in der Schweiz von tatsächlicher, gelebter Lohngleichheit noch weit entfernt: Frauen verdienen rund 18 Prozent weniger als Männer! Besonders stossend ist die Lohnungleichheit in Tieflohnbranchen: Von den rund 400 000 Menschen, die in der Schweiz weniger als 4000 Franken pro Monat verdienen, sind rund 300 000 Frauen! In der Kombination mit Lohnkontrollen stellt ein gesetzlicher Mindestlohn ein effizientes Instrument dar, um der Lohndiskriminierung auf Grund des Geschlechtes entgegenzuwirken. Also engagiert sich syndicom auch am
Internationalen Tag der Frau für ein JA am 18. Mai zur MindestlohnInitiative. Wir beteiligen uns an den Aktionen am 8. März in der ganzen Schweiz und sind bereits am 6. März in den Regionen, in verschiedenen Betrieben und Branchen unterwegs. Sei auch du dabei, mache mit und melde dich bei der Ansprechperson für die IG Frauen in deiner Region: Bern/Oberwallis: Susanne.Oehler@syndicom.ch Nordwest-/Zentralschweiz: Juna.Lala@syndicom.ch (Basel) und Daniela.Kiener@syndicom.ch (Luzern) Zürich/Ostschweiz: Nicole.Weber@syndicom.ch Romandie: Elisabeth.DiBlasi@syndicom.ch Tessin/Moesano: Barbara.Bassi@syndicom.ch
Pensionierte Interessengruppen | 9
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Ferienverein Weinfelden
Paul Rechsteiner im Interview
Zeitenwende
Der SGB-Präsident über die Stärken der AHV, die Schwächen des Pensionskassensystems und die Rolle der Versicherungslobby. Interview: Johannes Supe
Übergabe der Reiseorganisation im Ferienverein Weinfelden von Otto Horber an Max und Lucia Buri
syndicom: Der SGB kritisiert die Pläne des Bundesrats zur Rentenreform «Altersvorsorge 2020» scharf. Was stimmt nicht? Paul Rechsteiner: Negativ an
Nach meiner Pensionierung als Posthalter fing alles ganz klein an: Die erste Begegnung mit Monika Meier vom damaligen Ferienverein Post/Swisscom in Bern; Treffpunkt beim Bahnhofkiosk in Thun. Besonderes Kennzeichen: rote Rose im Knopfloch. Monika Meier hat mich dann (unter Vorbehalt, mit einer Probezeit von 10 Jahren) als Reiseleiter angestellt. Gestartet habe ich mit einer Ungarn-Reise, die uns bis Tokaj an die rumänische Grenze führte. Ab dann war ich pro Jahr mehrere Male mit dem «Car rouge» in ganz Europa unterwegs. Meine Beziehungen etwa zu Männerchören und auch zur Pensioniertenvereinigung der Thurgauer Posthalter trugen zum Gedeihen der Reisegruppen bei. Immer konnte ich auf die hilfreiche Begleitung meiner Gattin Ruth zählen. Nach vielen erlebnisreichen Reisejahren, schönen und bleibenden Begegnungen mit unseren treuen Gästen kommt nun die Ablösung. Bestimmt werden Ruth und ich nicht von der Bildfläche verschwinden. Zu gerne pflegen wir die Bekanntschaften. Wenn es die Gesundheit erlaubt, werden wir uns weiterhin als Botschafter für den Ferienverein und für das Nachfolgerehepaar Buri engagieren.
Welcher Betrag wird den Rentenbezügern Ende Monat fehlen? Bei niederen Einkommen würden gut 200 bis 300 Franken weniger ausgezahlt. Und das bei Renten, die bei alleinstehenden Niedrigverdienern nur 2000 Franken betragen. Besonders Frauen wären betroffen. Deren Rentenalter soll von 64 auf 65 erhöht werden. Schon jetzt haben sie oft eine schlechte Versorgung über die Pensionskassen, denn die ist gekoppelt an die Erwerbsarbeit – die bei Frauen in der Regel durch Erziehungsphasen unterbrochen wird.
Zudem will sich der Bund aus der Finanzierung der AHV zurückziehen. Was steckt dahinter?
Die AHV wird momentan zu 80 Prozent aus Abgaben von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und zu 20 Prozent aus Bundesgeldern finanziert. Seinen Beitrag will der Bund nun halbieren und damit Gelder für den Bundeshaushalt freimachen. Da droht die Gefahr, dass Steuersenkungsprogramme mit den eingesparten Geldern begünstigt werden. Gerade Unternehmen sollen weiter entlastet, statt stärker beansprucht werden. Für solche Abenteuer braucht man mehr Gelder, die man dann von der AHV abzieht.
Wie begegnet der Gewerkschaftsbund den Reformplänen? Die jetzige Rentenreform geht in die falsche Richtung. Bleibt sie so, werden wir das Referendum gegen sie ergreifen. Das haben wir zuletzt 2010 getan und so eine Rentenkürzung per Volksentscheid verhindert. Auch hat der Gewerkschaftsbund im vergangenen Dezember die Initiative «AHVplus» eingereicht. Sie soll die AHV um 10
Prozent erhöhen, womit auch der Rückstand auf die Löhne aufgeholt würde. Gerade die AHV ist für die Mehrheit der Bevölkerung viel günstiger als das System der Pensionskassen. Denn während es eine unbeschränkte Einzahlpflicht in die AHV gibt, ist die Rentenhöhe gedeckelt. Das ist das Genia le an der AHV, und daher kommen auch die Angriffe gegen sie. Mit AHVplus wollen wir nun in die Offensive. Bisher besteht bei vielen noch eine Denkblockade, nach dem Motto: «Bei den Renten kürzt man halt.» Damit muss Schluss sein. Das wird aber ein Kampf gegen 15 Jahre neoliberale Gehirnwäsche.
Mit der Forderung nach Rentenerhöhungen steht der SGB innerhalb Europas recht allein da. Welche Widerstände gibt es? Vom Arbeitgeberverband über den Gewerbeverband zu Thinktanks und Lobbyorganisationen wie Economiesuisse – sie alle stehen ein für Rentensenkungen. Auch der mediale Mainstream hat sich auf ein Kürzungsprogramm eingeschossen. Am schlimmsten ist der mit den Pensionskassen verbandelte Versicherungsverband. Die Versicherungskonzerne haben nach den Banken wohl die grösste Macht in der Schweiz. Es gelingt ihnen fast immer, die politische Agenda zu prägen. Das geht bis hin zur Finanzierung bürgerlicher Parteien. Für sie ist eine Senkung des Umwandlungssatzes auf 6 Prozent das Wunschprogramm.
Erstpublikation in der Zeitschrift «junge Welt», Februar 2014
Wir danken allen Gästen unserer Reise- und Ferienwochen von 1997 bis heute von ganzen Herzen und hoffen, dass Sie unseren Nachfolgern weiterhin die Treue halten. Otto Horber Die Nachfolger: aus Überzeugung dabei Für einen Posthaltersohn liegt eine Bekanntschaft mit Otto Horber und dem Ferienverein nahe. Nach einer Schnupperwoche im «Schweizerhof» in Sils Maria waren Lucia und ich überzeugt, dass diese Ferienwochen einem Bedürfnis entsprechen. Zwischen dem Alltag dürfen wir uns einige Tage ausserhalb der gewohnten Umgebung gönnen. Die Aufenthalte in den Hotels des Ferienvereins lassen keine Wünsche offen. Einerseits kann man in der Gruppe gemeinsame Reisen, Wanderungen oder Spiele erleben und anderseits lässt es einem die Freiheit für die eigenen Bedürfnisse. Das gemeinsame Abendessen fördert die Kameradschaft und das Wir-Gefühl. Wir freuen uns, das Konzept von Otto Horber mit den bisherigen treuen Gästen auch für die kommende Generation weiterführen zu dürfen. Chömed Sie doch eifach mit – mir freued üs. Max und Lucia Buri
© Mario Buri
der Altersreform ist, dass sie den Teuerungsausgleich der AHV in Frage stellt. Das würde die AHV weiter entwerten, die schon jetzt einen Rückstand auf die Lohnentwicklung hat. Bei den Pensionskassen erleben wir die grösste Rentensenkung aller Zeiten. Der Umwandlungssatz, mit dem angespartes Kapital in Rente umgewandelt wird, soll von 6,8 auf 6 Prozent gesenkt werden. Zwar werden Kompensationsmassnahmen vorgeschlagen, doch die kommen extrem teuer für Personen mit niedrigen Einkommen, die während ihrer Erwerbszeit zusätzliche Rentenbeiträge zahlen müssten. Es ist richtig, die Reform der Renten gesamtheitlich anzugehen, der Inhalt ist aber abzulehnen.
© Neil L abrador
Mit AHVplus in die Offensive
Von links · Max Buri, Lucia Buri, Ruth Horber, Otto Horber.
syndicom 2013–2017
Das ist der neue Zentralvorstand Der Zentralvorstand ist das Aufsichtsgremium der syndicom-Basis. Am 24./25. Januar 2014 trafen sich die Mitglieder des neu gewählten Zentralvorstandes (ZV) von syndicom zum ersten Mal mit der Geschäftsleitung. Der ZV besetzte die Ausschüsse, wählte die Delegierten an den Gewerkschaftsbund und legte die Schwerpunkte für 2014 fest. Weiters erhielt der ZV Berichte u. a. über die aktuellen GAV-Kampagnen und die Mindestlohn-Initiative.
Peter Dietrich, Ruswil, Post- und Finanzdienstleistungen* Luca Foresti, Rivera, Post- und Finanzdienstleistungen Bernhard Hürzeler, Schöftland, Post Logistics Karin Jeanneret, Cernier, Infrastruktur Regina Rahmen, Riehen, Post- und Finanzdienstleistungen* Danielle Ritz, Biel, Post- und Finanzdienstl. Hansjörg Wetzlinger, Zunzgen, Infrastruktur**
Dies sind die Mitglieder des syndicomZentralvorstands bis 2017:
Sektor Telecom/IT Pascal Bassu, Wetzikon, IT*** Erasme Gaillard, Freiburg, Telekommunikationsgewerbe*** Gill Rodari, Pregassona, Telecom Urs Scheuble, Zürich, Telecom** Peter Siegrist, Rupperswil, Telecom**
Sektor Logistik Markus Altherr, Rikon, Strassentransport* Reto Bleisch, Safenwil, Post- und Finanzdienstleistungen**
Eleonore «Nurh» Wieland, Winterthur, Call-Center** Renato Zanello, Watt, Flugsicherung Sektor Medien Eva Bachofner, Zürich, Buch/Medienhandel Jean-Pierre Bodrito, Sion, Grafische Industrie und Verpackung Lukas Hartmann, Basel, Vis. Kommunikation Stefan Keller, Zürich, Presse/E-Medien Silvia Luckner, Zürich, Presse/E-Medien Samuel Rüegger, Basel, Grafische Industrie und Verpackung*** Doris Thomas, Twann, Grafische Industrie und Verpackung Interessengruppen Gerda Kern-Weibel, Zürich, Frauen* Catherine Liengme, Biel, Frauen*** Yara Greuter, Basel, Freischaffende
Michael Moser, Zürich, Jugend Nuray Ay, Zürich, Migration*** Roland Gutmann, Biel, Pensionierte Peter Rymann, Brugg, Pensionierte Sektionen Region Bern/Oberwallis: Roger Hauri, Oberhofen (Sektion Lötschberg Post) Region NW-/Zentralschweiz: Renate Murpf, Emmenbrücke (Sektion Zentralschweiz) Region Zürich/Ostschweiz: Elöd Mata, Domat/Ems (Sektion Rhätia)*** Region Tessin/Moesano: Marina Parazzini Eschler, Bellinzona (Sezione Ticino e M.)* Region Romandie: Christel Terreaux, Corbières (Section Fribourg Poste) * im ZV-Personalausschuss ** im ZV-Finanzausschuss *** im ZV-Strategie-Ausschuss
10 | Kultur
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Neu im Kino
Der verrückte Zwilling als Double
© Xenixfilms
Die Krise des italienischen Kinos wird schon seit längerem beklagt. Dass in dieser Krise noch bezaubernde Filme entstehen können, zeigt «Viva la libertà» von Regisseur und Autor Roberto Andò, der übrigens selbst auch als Filmkritiker tätig ist. Geri Krebs
So schön kann das Politikerleben sein · Toni Servillo hier als Zwillingsbruder des Oppositionsführers.
Weil ihm in der rauen Welt der Politik der Wind zu sehr um die Ohren pfeift, schmeisst der frustrierte Star-Politiker Enrico Oliveri (Toni Servillo), Führer von Italiens grösster Oppositionspartei, nach einem peinlichen Zwischenfall an einer Parteiversammlung kurzerhand den Bettel hin. Er verschwindet, unerreichbar für seine Parteifreunde, und taucht bei Danielle (Valeria Bruni Tedeschi), seiner ehemaligen Geliebten, in Paris unter. Diese lebt hier mit ihrem Mann, einem snobistischen Filmregisseur. In Oliveris Partei bricht wegen der unerklärlichen Ab-
wesenheit des Chefs so kurz vor den Wahlen Panik aus. Doch dann erfährt ein Mitarbeiter von einem Zwillingsbruder des Politikers. Obwohl dieser während langer Zeit in einer psychiatrischen Klinik interniert war und etwas sonderbar ist, lässt er sich – unbemerkt – in der Rolle des vermissten Enrico einsetzen. Schnell macht der Neuling mit unkonventionellen Gedanken von sich reden, sogar die deutsche Kanzlerin wird auf ihn aufmerksam. Und vielleicht kann ja ein «Verrückter» in einem Krisenland tatsächlich mehr Positives bewirken als alle anderen.
Die Politsatire mit Toni Servillo («La grande bellezza», «Il Divo») in einer köstlichen Doppelrolle und Valeria Bruni Tedeschi (der Schwester von Carla Bruni Sarkozy) als verständnisvoller ExFreundin ist ein doppelbödiges Vergnügen, das Boshaftigkeit, Nachdenken über das Wesen des Kinos und hinreissende Poesie miteinander verbindet. Schweizer Filmschaffende kämen mit einem solchen Plot wohl keine Sekunde auf die Idee, dafür eine Finanzierung zu suchen. In Italien aber ist dies möglich, trotz den kulturellen Verwüstungen der Berlusconi-Jahre.
Fabulierlust Im Film erklärt der Ehemann von Danielle einmal arrogant: «Ich mag keine Filme mit Handlung», und verkörpert damit das pure Gegenteil dessen, was der reale Regisseur Robert Andò in «Viva la libertà» mit spielerischer Leichtigkeit und mit unbändiger Fabulierlust schafft. Der einstige Assistent von Francesco Rosi, Federico Fellini und Francis Ford Coppola verfilmt seinen eigenen, 2012 erschienenen Erfolgsroman «Il trono vuoto» («der leere Thron») in der Tradition des italienischen Politfilms: Gesellschaftskritik, Amore und Pala-
ver. Ein Politiker, der einfach nur keine Phrasen drischt, wird bereits für seinen Mut zu unbequemen Wahrheiten dankbar wie ein Heilsbringer empfangen. Und wenn der an einer Wahlveranstaltung auch noch Bertolt Brechts 1938 entstandenes Gedicht «An den Schwankenden» («Du sagst: / Es steht schlecht um unsere Sache. / Die Finsternis nimmt zu. Die Kräfte nehmen ab.») so rezitieren kann, als ob die darin enthaltenen Weisheiten auf seinem Mist gewachsen seien, dann kennt die Begeisterung der Anhänger keine Grenzen. Über Doppelgänger im Film wurden schon ganze Bücher geschrieben. Wie fantastisch das gute alte Doubletten-Spiel, angefangen bei Laurel & Hardy und Charlie Chaplin bis hin zu einem Louis de Funès funktioniert, hat die Filmgeschichte immer wieder bewiesen. Und dies gelingt nicht nur als Klamauk, das zeigt Toni Servillo mit Bravour, der seine Doppelrolle ganz entspannt und mit viel Understatement ausfüllt und damit umso mehr Effekt erzielt. «Viva la libertà» ist der perfekte Film für all jene, die sich manchmal lachend am Kopf kratzen und wie der grosse Georg Kreisler vor fast einem halben Jahrhundert singen möchten: «Aber was fürn Ticker ist der Politiker, eines Tages gibts den sicherlich nicht mehr».
Buchtipp
«… weil der Profit und nicht der Mensch im Zentrum steht» Die Arbeit geht uns nicht aus. Trotzdem werden laut Schätzungen bis in fünf Jahren 210 Millionen Menschen weltweit arbeitslos sein. Und unter welchen Bedingungen arbeiten jene, die ein Einkommen haben? Das Denknetz fordert dazu auf, die traditionelle Werthaltung der «Arbeit um jeden Preis» zu ersetzen durch: «Gute Arbeit für alle». Nach wie vor ist die überwiegende Mehrheit der Menschen darauf angewiesen, den Lebensunterhalt mit Lohnarbeit oder abhängiger Auftragsarbeit zu sichern. Aber Arbeit ist mehr: Sie bildet für die meisten von uns den Mittelpunkt unseres Lebens. Deshalb macht Erwerbslosigkeit die Erwerbsarbeit nicht etwa unwichtiger, sondern verstärkt noch ihre Bedeutung. «Ein überwältigend grosser und heute immer noch weitgehend ignorierter Anteil an Arbeit ist unabdingbar und wird immer unabdingbar bleiben: die Sorgeund Versorgungsarbeit an abhängigen Menschen und in pri-
vaten Haushalten, die täglich zu leisten ist.» Damit machen die HerausgeberInnen bereits in ihrer Einleitung klar, dass auf den nächsten 360 Seiten nicht nur von Lohnarbeit die Rede sein wird. Der sozialkritische Schweizer Think-Tank Denknetz will mit seinem Buch eine neue Debatte zur Gegenwart und Zukunft der Arbeit anstossen. Diese Debatte scheint mir umso wichtiger, als angesichts der Rede vom Ende der Arbeitsgesellschaft die gesellschaftliche Diskussion über Formen und Inhalte der heutigen und zukünftigen Arbeit an den Rand gedrängt wird.
Die zwei Dutzend AutorInnen – unter anderem aus der Soziologie, Ökonomie, Geschichte und Ethnologie – analysieren, wo es lokal und weltweit zu Verknechtung (und «Vermagdung») kommt, im Rahmen von bezahlter, unterbezahlter und nicht bezahlter Arbeit. Einige Stichworte dazu: «Die Welt im Kleiderschrank», die «neukoloniale Knechtschaft» in der Landwirtschaft, Lohndumping und Schwarzarbeit, SansPapiers im Privathaushalt ... Der Band schliesst mit einem Katalog von Forderungen und Visionen, die kurz-, mittel- und langfristig den Weg zu «guter
Arbeit für alle» öffnen. Etwa die Idee des «bedingungslosen Sabbaticals» oder der «Produzentendemokratie». Nicht fehlen darf natürlich das Konzept «bedingungsloses Grundeinkommen», über das wir an der Urne abstimmen werden.
Suleika Baumgartner, freie Journalistin BR Ruth Gurny, Ueli Tecklenburg (Hrsg.): Arbeit ohne Knechtschaft – Bestandesaufnahmen und Forderungen rund ums Thema Arbeit. Ein Denknetz-Buch aus der Edition 8, 2013. 368 Seiten, 29 Fr. ISBN 978-3-85990-189-6.
Aktuell | 11
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014 Mitgliederporträt
Die Meisterin des virtuellen Flugverkehrs Die in der Flugsimulation tätige Linienpilotin und Gewerkschafterin Franziska Brandenberger bereut ihren bunten Werdegang kein bisschen, der unter anderem ein Diplom in Erwachsenenbildung und in Klassischer Homöopathie beinhaltet. Charlotte Spindler Pferde und die Quarter-HorseStute Ruthli, mit der sie gerade eine sogenannte Freiheitsdressur durchführt, das heisst Pferdearbeit vom Boden aus und nicht im Sattel, eigentlich eine Zirkusdisziplin.
Nach einigen Jahren bei verschiedenen Airlines im Cockpit, nach Abstechern zur Schweizerischen Luftwaffe und an die Hochschule für Soziale Arbeit führt Franziska Brandenberger, 45, seit acht Jahren eine eigene Praxis für Klassische Homöopathie – und sie arbeitet seit 13 Jahren als Simulatorpilotin in Teilzeit bei Skyguide. Gemeinsam mit ihren ca. 120 Kollegen und Kolleginnen stellt sie den angehenden FlugverkehrsleiterInnen am Simulator den Flugverkehr bereit, den sie brauchen, um ihre anspruchsvolle Tätigkeit in einer virtuellen Umgebung zu üben.
Teil zeit auf Abruf, die Kehrseite
«Im Flugverkehrssimulator der Skyguide können etwa 40 Lufträume im In- und Ausland simuliert werden», erklärt sie. «Von der Bodenleitstelle (‹Apron›), der Platzkontrolle (Tower), der Anflugkontrolle (‹Approach›) bis hin zur Überflugsleitstelle (ACC) können alle kontrollierten Lufträume so beübt werden.» Die angehenden FlugverkehrsleiterInnen würden aber auch auf Notfallsituationen hin gedrillt oder es würden neue Verfahren auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft, lange bevor sie
© Sabine Rock
Die Lufträume über Dübendorf
syndicom organisiert auch die Fluglotsen und Simulatorpilotinnen · Franziska Brandenberger vor Skyguide-Horizont.
im täglichen Leben angewandt werden. Die Arbeitsplätze der Simulatorpiloten befinden sich in Wangen bei Dübendorf, am Hauptsitz von Skyguide, in gut gesicherten Gebäuden am Rande des Flughafenareals. Der Besuch einer Tower-Simulation gibt uns einen Einblick in Franziska Brandenbergers Tätigkeit. Behutsam öffnet Franziska Brandenberger eine halb-
runde Schiebetür. Hier gehts zum T ower-Simulator. Der junge Mann und sein Instruktor sitzen – nein, nicht in Dübendorf, sondern im Tower des Militärflughafens Payerne. Franziska und zwei Kollegen haben die Rolle der Piloten inne und sind per Funk mit dem Tower verbunden; auf ihren Radarschirmen lassen sie mit der Maus die Kampfjets, Helikopter und Schulungsflug-
zeuge starten und landen; drinnen, im Tower, gibt der Auszubildende in englischer Sprache seine Anweisungen durch und lenkt den Flugverkehr. Während eines «Runs», einer 25- bis 40-minütigen Trainingssequenz, herrscht höchste Konzentration. Danach nehmen die Piloten das Headset ab und plaudern ein wenig. Jetzt erzählt Franziska von ihrer Begeisterung für
Die SimulatorpilotInnen arbeiten alle in flexibler Teilzeit – auf Abruf. Das bedeutet, dass das unternehmerische Risiko grösstenteils bei den Arbeitnehmenden liegt, ein Zustand, der zunehmend als unbefriedigend wahrgenommen wurde. So haben sich Franziska Brandenberger und Giorgio Pardini von syndicom zum Ziel gesetzt, für die Betroffenen einen Anschlussvertrag zum GAV zu erhalten. Damit sollen die SimulatorpilotInnen endlich den anderen Mitarbeitenden bei Skyguide gleichgestellt werden, die alle unter einem GAV arbeiten. Zurzeit sind mehr als die Hälfte der Pilotinnen im Simulator Mitglied bei syndicom, und ein Anschlussvertrag für 20 Vollzeitstellen steht auch dank der speditiven Zusammenarbeit mit dem HR von Skyguide bereits kurz vor der Unterzeichnung.
www.skyguide.ch
Recht so!
«
... Hierfür habe ich eine eigene Website geschaffen und dort eine Corporate-Design-Arbeit, die ich während meiner Anstellung gestaltet habe, als Referenz aufgeschaltet. Mein ehemaliger Arbeitgeber hat mich nun schriftlich aufgefordert, diese Arbeit sofort von meiner Website zu nehmen, da die Rechte an der Gestaltung ihm gehören. Zu Recht? Gemäss Artikel 332 Abs. 1 OR gehören Erfindungen und Designs, die die Arbeitnehmerin in Ausübung ihrer dienstlichen Tätigkeit und in Erfüllung ihrer vertraglichen Pflichten macht oder an deren Erbringung sie mitwirkt, unabhängig von der Schutzfähigkeit der Produkte,
dem Arbeitgeber. Art. 332 Abs. 1 OR regelt die sogenannte Aufgabenerfindung: Die Arbeitnehmerin, der Arbeitnehmer ist als Erfinder oder Designer angestellt. Die Rechte an einer Aufgaben erfindung und dem Aufgabendesign stehen dem Arbeitgeber zu, ohne dass es einer Abtretung oder eines anderen Übergangs bedarf. Der Arbeitnehmerin bleibt lediglich die geschützte Erfinderehre, das heisst das Recht, als Erfinderin resp. Gestalterin genannt zu werden. Der zweite Absatz dieses OR-Paragrafen regelt die Rechtslage bezüglich der sogenannten Gelegenheitserfindung: Eine solche liegt vor, wenn die Arbeitnehmerin bei der Ausübung
ihrer Arbeit etwas erfindet oder ein Design entwirft, das Erfinden oder Gestalten aber nicht zu ihren arbeitsvertraglichen Pflichten gehört. Die schöpferische Leistung fällt hier nicht in den Aufgabenbereich, sondern erfolgt aus dem «Zufall» oder eben aus der Gelegenheit. Hier kann sich der Arbeitgeber durch schriftliche Vereinbarung – beispielsweise im Arbeitsvertrag – ein Vorkaufsrecht ausbedingen. Die Arbeitnehmerin hat dem Arbeitgeber die Schöpfung der Erfindung oder des Designs bekannt zu geben, dann hat sich dieser seinerseits innerhalb von 6 Monaten zu entscheiden, ob er die Erfindung bzw. das Design erwerben will oder der Angestellten überlassen will. Wenn
der Arbeitgeber die Erfindung nicht freigibt, hat er der Arbeitnehmerin eine «besondere und angemessene Vergütung» zu entrichten. Du hast das fragliche Corporate Design während deiner dienstlichen Tätigkeit und im Rahmen deiner vertraglichen Pflicht gestaltet, womit die Rechte am Design gestützt auf Art. 332 Abs. 1 OR deinem Arbeitgeber zustehen. Dieser kann die Rechte beliebig nutzen, sofern er sie nicht an den Kunden abgetreten hat. Willst du allenfalls weitere Arbeiten aus deiner Angestelltenzeit als Referenzen auf deiner Website aufschalten, empfehle ich dir, das mit deinem ehemaligen Arbeitgeber abzusprechen und in einer Vereinbarung zu
© zvg
Ich habe als Arbeitnehmerin in einer Werbeagentur diverse Corporate Designs kreiert. Mein Anstellungsverhältnis habe ich vor einigen Monaten gekündet und baue nun meine selbständige Erwerbstätigkeit als Grafikdesignerin auf ...
Kathrin Melzani Rechtsberaterin Mitarbeiterin Rechtsdienst regeln. InhaberInnen von Werbeagenturen oder Grafikateliers erklären sich manchmal durchaus dazu bereit, wenn auf der Website sichtbar gemacht wird, dass das Design in der Anstellungszeit bei der Werbeagentur entstanden ist. Denn dies kann wiederum Werbung für die Werbeagentur sein. Ohne besondere Genehmigung darfst du die Arbeit tatsächlich nicht als Eigenwerbung verwenden und musst sie umgehend von der Website entfernen.
12 | Service
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar
Weiterbildung Bildungsinstitut Movendo Basiskurs für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorge kommissionen D1.8.1425: 5. bis 7. März; Hotel Freienhof, Thun, oder D1.8.1426: 5. bis 7. November; Hotel Freienhof, Thun. Inhalt: Zusammenspiel der Sozialversicherungen, BVG, BVG-Rechtsformen und Begriffe, Verantwortung und Haftung, Information, technischer Zins, individuelle Vorsorge. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezialist BVG), Heinrich Nydegger (Unia). Basisseminar für Mitglieder von Personalvertretungen D1.7.1401: 12. bis 14. März; Hotel Flora Alpina, Vitznau. Inhalt: Aufgaben und Rechte einer Personalvertretung, Rollenverständnis. Referent: Roland Christen (Organisationsentwickler). Als Vertrauensperson erfolgreich an Verhandlungen teilnehmen D1.8.1416: 18. März; Bahnhofbuffet, Olten. Inhalt: Verhandlungsvorbereitung, Argumentationstechniken, Umgang mit schwierigen VerhandlungspartnerInnen, Verhandlungserfolge erzielen. Referentin: Danièle Lenzin (Sozialwissenschaftlerin, ehemalige Co-Präsidentin syndicom). Aufbaukurs für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorge kommissionen D1.8.1427: 19. bis 21. März; Hotel Freienhof, Thun, oder D1.8.1428: 19. bis 21. November; Hotel Freienhof, Thun. Inhalt: Freizügigkeits- und Wohneigentumsförderungs-Gesetz, Teilliquidation; Anlageorganisation BVV 2, Risiken, Deckungsgrad, internes Kontrollsystem, Strukturreform. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezialist BVG), Heinrich Nydegger (Unia). Tagung
AHV-plus: Für eine starke AHV D2.3.1402: 27. März; Hotel Bern, Bern. Inhalt: Aufbau der Altersvorsorge, Funktionsweise, Finanzierung und Leistung der AHV, Generationensolidarität. Referentin: Christine Goll (Movendo).
Presse und elektronische Medien Traumberuf Journalistin? D4.6.1408: 5. März; Volkshaus Zürich. Inhalt: Typische Beratungsanfragen von Medienschaffenden, Erfahrungsaustausch. ReferentInnen: Sara Vogt (Regionalsekretärin Zürich) und weitere Branchenfachleute.
Die Wirtschaft verstehen D1.8.1406: 2. bis 3. April; Seminarhaus Boldern, Männedorf ZH. Inhalt: Ökonomische Grundbegriffe, wirtschaftliche Zusammenhänge, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Rezepte der Gewerkschaften für eine gerechtere Wirtschaft. ReferentInnen: David Gallusser (SGB), Daniel Lampart (SGB), Danièle Lenzin (Sozialwissenschaftlerin, Ex-Co-Präsidentin syndicom).
Presse und elektronische Medien Wie verkaufe ich als Freischaffender meine Arbeit? D4.6.1407: 23. April; Volkshaus Zürich. Inhalt: Platzierung von Ideen und Themen, Organisation von Zweit- und Mehrfachverwertungen, Fragen rund um Honorar und Spesen, Kundenfindung und -pflege, Betriebskosten und Steuern. Referent: Pieter Poldervaart (Journalist).
Rechte für Migrantinnen und Migranten D1.8.1411: 11. April; Trigon-Bildungszentrum, Zürich. Inhalt: Personenfreizügigkeitsabkommen, flankierende Massnahmen, Ausländergesetz (AuG), gewerkschaftliche Positionen. Referent: Marc Spescha (Rechtsanwalt).
Migration Meine Rechte am Arbeitsplatz D4.2.1405: 16. Mai; syndicom-Bildungszentrum, Bern. Inhalt: Rechte und Pflichten am Arbeitsplatz als MigrantIn. Referentin: Bernadette Häfliger (Rechtsanwältin, Vizepräsidentin syndicom).
Infos und Anmeldung: Die Kosten übernimmt meist deine Gewerkschaft. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich. Anmelden auf Movendo.ch, per info@movendo.ch, Tel. 031 370 00 70 oder Fax 031 370 00 71.
Infos und Anmeldung: Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung online auf syndicom.ch/kursangebote oder bei Movendo, Tel. 031 370 00 70. Helias Fachkurse Medien
syndicom bei movendo Frauen Meine Kompetenzen, mein Profil: Laufbahnberatung für Frauen D4.5.1401: 1. und 15. März; Hotel Cascada, Luzern. Inhalt: Persönliche und berufliche Standortbestimmung, Ressourcen, Fähigkeiten und Stärken erkennen, berufliche Möglichkeiten, Berufs- und Lebensziele. Referentinnen: Marianne Haussmann (Laufbahnberaterin, Dipl.-Psychologin), Toya Krummenacher (Zentralsekretärin Frauen).
Bildbearbeitung mit GIMP 7. März. Referent: Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 18. Februar. Gestalten einer Publikation für Print und Tablet – Teil 2 10. bis 12. März. Referentin: Alexandra Stein. Anmeldeschluss: 18. Februar. Illustrator Advanced 13. und 14. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 18. Februar.
Tablet Publishing 20. und 21. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 25. Februar. Joomla Workshop: Erstellen eines Website-Projekts 24. bis 26. März. Referent: Ueli Baumgartner. Anmeldeschluss: 4. März. InDesign für Fachleute 3. und 4. April. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 11. März. Meine eigene Schrift digitalisieren 17. bis 19. März. Referent: Daniel Lanz. Anmeldeschluss: 25. Februar. PDFX-ready-Workflow 7. April. Referent: Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 18. März. Corporate Design 14. bis 17. April. Referent: Thomas Hofmann. Anmeldeschluss: 25. März. Typo3-Workshop 5. bis 7. Mai. Referent: Jon Uhlmann. Anmeldeschluss: 15. April. Digitalfotografie 26. und 27. Mai. Referent: Michel Mayerle. Anmeldeschluss: 6. Mai. Printmedienverarbeiterin: Ausbildungsgrundlagen 3. Juni, Schule für Gestaltung Bern. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 13. Mai. Infos und Anmeldung: Die Kurse finden – wo nicht anders vermerkt – im syndicom-Bildungszentrum, Looslistras se 15, Bern, statt. Anmeldung: Helias.ch. Maz Nachricht: Das journalistische Einmaleins (Print, TV, Digital) 29. April bis 1. Mai (3 Tage). Leitung: Balz Bruppacher, Cornelius Jehle, Thomas Kropf, Theodora Peter. Kompaktkurs Social Media 14. März bis 27. Juni 2014 (11 Tage). Leitung: Diverse Branchenfachleute. Kompaktkurs Sport journalismus 2014 24. März bis 11. November (14 Tage). Leitung: Reto Held, Sportradio SRF; Peter Wüth rich, EHSM Magglingen; Barbara Stöcklin, MAZ-Studienleiterin. Fotografie multimedial inszenieren 1 20. bis 21. Mai (2 Tage). Leitung: Gian Vaitl, freischaffender Reportagefotograf. Nonlineares Storytelling: Die Reportage als Multimedia-erlebnis 21. bis 23. Juli (3 Tage). Leitung: Bernhard Riedmann, Fotograf, Multimedia-Reporter. Infos und Anmeldung: MAZ.ch
Service | 13
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar
Wir nehmen Abschied von
Unsere Pensionierten laden ein Aargau Medien Mittwoch, 5. März, 14.15 Uhr, Restaurant Viva (Kasernenareal): 56. Jahresversammlung der Pensionierten Medien Aargau (Aarau/Zofingen). Nach der Versammlung wird ein Imbiss offeriert. Wir freuen uns auf einen zahlreichen Besuch. Der Vorstand Region Basel Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Bereits dürfen wir euch zu unserer Monatsversammlung im März einladen. Diese findet am 3. März statt. Der Versammlungsbeginn ist wie gewohnt um 14.30 Uhr im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel. Wir hoffen und freuen uns, wenn viele Kolleginnen und Kollegen an dieser Monatsversammlung teilnehmen können. Allen kranken und nichtabkömmlichen Kolleginnen und Kollegen wünschen wir recht baldige Genesung und freuen uns schon jetzt auf das nächste Wiedersehen. Für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident Region Basel Wandergruppe Die nächste Wanderung findet am 20. Februar statt. Ihr trefft euch in der Schalterhalle Bahnhof SBB um 13.15 Uhr. Die S3 fährt um 13.37 Uhr nach Zwingen. Ein schöner Weg führt euch in ca. 90 Minuten ins schöne Res taurant Zur Brücke in Grellingen. Dort warten ein feines Zvieri und die Jassteppiche auf euch. Nichtwandernde nehmen den Zug von Basel um 15.37 Uhr und steigen in Grellingen aus. Das Restaurant befindet sich fast beim Bahnhof. Nun ist es auch für mich Zeit, mich zu verabschieden. Ich wünsche dem neuen Wanderleiter Othmar Trösch viele eindrückliche Wanderungen mit einer grossen Schar motivierter Leute. Euch allen viel Glück und gute Gesundheit. Wir werden uns sicher bei der einen oder anderen Gelegenheit wiedersehen. Mit den herzlichsten Grüssen Claudia Furrer IG Pensionierte Biel Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir laden euch herzlich zu unserer Generalversammlung ein: Dienstag, 18. März, 14.30 Uhr im Restaurant Büttenberg, Geyisriedweg 63, 2504 Biel/Bienne. Wir freuen uns auf einen informativen und geselligen Nachmittag mit möglichst vielen Kolleginnen und Kolle-
gen. Denjenigen, welche aus gesundheitlichen Gründen an unserer Generalversammlung nicht teilnehmen können, wünschen wir eine gute Genesung und hoffen, dass sie an der nächsten Veranstaltung wieder dabei sein können. Voranzeige unserer Aktivitäten im Jahr 2014: Wir besuchen das Seewasserwerk in Ipsach am 10. April. Zur Grillparty am Bielersee treffen wir uns am 7. August. Der Jahresausflug findet am 16. September statt. Zum traditionellen «Chlouser» treffen wir uns am 2. Dezember. Der Vorstand Lötschberg Post Liebe KollegInnen, unsere nächste Zusammenkunft ist am Dienstag, 4. März, ab 11 Uhr im Gasthaus Sternen in Aeschi bei Spiez. Das Postauto fährt Spiez Bahnhof ab 10.35 Uhr über Hondrich nach Aeschi Post an 10.44 Uhr oder 11.06 Uhr über Krattigen nach Aeschi Post an 11.28 Uhr. Anmeldungen nimmt unser Obmann Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt auch Auskünfte. Den Kranken wünschen wir gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehn. W. + M. Haldi Solothurn und Umgebung Post Einladung zu unserer Hauptversammlung vom Donnerstag, 27. Februar, um 14 Uhr im Restaurant Bellevue in Lüsslingen. Herr Josef Vonarburg, Mitglied des Sektionsvorstandes, wird uns den neuen Regionalsekretär, Herrn Claudio Marrari, vorstellen und uns über wichtige Mitteilungen der Gewerkschaft informieren. Einladung und Traktandenliste werden den Mitgliedern persönlich zugestellt. Wir hoffen auf zahlreiche Teilnahme und freuen uns über neue Mitglieder. Der Vorstand Zofingen Medien Wandergruppe Unsere Frühlingswanderung findet am Fr., 7. März, statt. Mit dem Bus ab Zofingen um 14.06 Uhr Richtung Vordemwald, bis Tannenbaum. Wanderziel: Restaurant Löwen in Glashütten. Eure Wanderkollegen F. und P. Zürich Medien Am 12. März um 14 Uhr treffen wir uns im Rest aurant Schweighof zum Vortrag von AltStadtarzt Dr. Wettstein. Er wird über D emenz sprechen, die unheimliche Krankheit, die
uns alle betreffen kann und das ganze Leben nicht nur des Betroffenen, sondern auch seiner Umgebung auf den Kopf stellt und zu Verunsicherungen führt. Dr. Wettstein wird uns auch den heutigen Stand der Medizin darstellen und uns Wege aufzeigen, wie wir mit Erkrankten umgehen können. Anmeldeschluss: 10. März. Anmeldung bei Ruth Brunner, Zelgstrasse 33, 8003 Zürich, Tel. 044 461 12 95 oder brunnerruth@gmx. ch. Bitte rasch anmelden, wegen der Saalgrösse, danke! Ruth Brunner Postveteranen Zürich Wandergruppe Liebe Wanderkolleginnen, liebe Wanderkollegen, Donnerstag, 27. Feb., reisen wir ins Weinland und wandern von Trüllikon via Wildensbuch zum Restaurant Guggere oberhalb Benken und weiter nach Dachsen. Wir verlassen Zürich HB um 8.07, Winterthur an 8.33; 8.42 weiter mit der S33 bis Marthalen, Postauto bis Trüllikon Dorf, an 9.13. Im Gasthof Ochsen werden Kaffee und Gipfeli aufgetischt. Wanderung Trüllikon–Grüt– Wildensbuch–Robacher–Guggeren. Wanderzeit ca. 2 Std., bergauf 100 m. Im Restaurant Guggere machen wir Mittagshalt. Anschlies send gehen wir weiter via Wiswendi–Anderbach und durchqueren das schmucke Dorf Dachsen. Gehzeit 1 Std. 20 Min. Dachsen ab .29 und .54 nach Winterthur und .06 und .30 nach Schaffhausen. Für KollegInnen, die zum Mittagessen anreisen, 10 Min. Fussmarsch ab Benken ZH, bergauf 70 m. Billette: Wohnort– Trüllikon Dorf und retour ab Dachsen. Fahrpreis ab Zürich HB Fr. 16.60 mit Halbtax. Nächste Wanderung im Aargau von Bad Zurzach nach Kaiserstuhl am 27. März. Ich freue mich auf rege Beteiligung und grüsse euch herzlich. Telefon 044 302 40 51 oder 079 459 74 71. Kari Bichsel
Sektion Bern Postpersonal Unsere nächste Hauptversammlung findet statt am Samstag, 22. März 2014, wie gewohnt im Hotel Bern/neu Volks haus 1914 in Bern. Beginn 14.00 Uhr. Zu dieser Veranstaltung erwarten wir euch gerne und wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen. Der Sektionspräsident Samuel Siegrist
Ernst Baur, Sektion Zürich Post, 86 Jahre, Mitglied seit 1943. Harald Böhm, Sektion GIV Aargau, 63 Jahre, Mitglied seit 1972. Wilhelm Bohner, Sektion Olten-Solothurn, 82 Jahre, Mitglied seit 1968. Paul Büchel,Sektion Zentralschweiz, 85 Jahre, Mitglied seit 1956. Walter Bürki, Sektion Bern Postpersonal, 93 Jahre, Mitglied seit 1942. Peider Duschlet ta, Sektion Rhätia Post, 78 Jahre, Mitglied seit 1957. Hans Erismann, Sektion Aargau Post, 75 Jahre, Mitglied seit 1959. Fritz Gempeler, Sektion Bern Postpersonal, 89 Jahre, Mitglied seit 1946. Paul Grossenbacher, Sektion Bern Postpersonal, 85 Jahre, Mitglied seit 1952. Ernst Häggi, Sektion Zürich Logistik, 89 Jahre, Mitglied seit 1999. Robert Haldimann, Sektion GIV Basel, 86 Jahre, Mitglied seit 1948. Margrit Herren, Sektion Bern Postpersonal, 101 Jahre, Mitglied seit 1946. Alfred Hot tinger, Sektion GIV Zürich, 88 Jahre, Mitglied seit 1946. Ot to Imhof-Heid, Sektion GIV Aargau, 92 Jahre, Mitglied seit 1942. Fritz Knuchel, Sektion Olten-Solothurn, 93 Jahre, Mitglied seit 1967. Roland Krüsi, Sektion Thurgau Post, 83 Jahre, Mitglied seit 1948. Jakob Löhrer, Sektion Zürich Post, 80 Jahre, Mitglied seit 1960. René Müller, Sektion Aargau Post, 82 Jahre, Mitglied seit 1955. Paul Sägesser, Sektion EmmentalOberaargau Post, 72 Jahre, Mitglied seit 1963. Georg Schatzmann, Sektion Rhätia Post, 54 Jahre, Mitglied seit 1975. Walter Schönenberger, Sektion Zürich Logistik, 83 Jahre, Mitglied seit 1951. Eduard Schwander, Sektion Biel/Bienne, 84 Jahre, Mitglied seit 1963.
impressum Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es Tankgutscheine im Wert von Fr. 30.–, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin ENI. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Lösung und Absender auf einer A5-Postkarte senden an: «syndicom, die zeitung», Monbijoustr. 33, Postfach 6336, 3001 Bern. Einsendeschluss: 24. Februar.
Willy Albert, Sektion Rhätia Post, 88 Jahre, Mitglied seit 1949.
«syndicom» Chefredaktion: Nina Scheu, Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch layout: Katja Leudolph korrektorat: Ulrike Krüger adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern inserate: stab@syndicom.ch druck: Ringier Print Adligenswil, Postfach 3739, 6002 Luzern ISSN 1664-8951 verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ommunikation, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern, Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 «syndicom» erscheint 15 Mal im Jahr. Die nächste Ausgabe erscheint am 7. März 2014 (Redaktionsschluss: 17. Februar).
Arnold Senn, Sektion Zürich Telecom, 68 Jahre, Mitglied seit 1967. Jakob Signer, Sektion Ostschweiz, 78 Jahre, Mitglied seit 1960. Heinz Steffen, Sektion Olten-Solothurn, 91 Jahre, Mitglied seit 1963. Jakob Theiler, Sektion GIV Berner Oberland, 81 Jahre, Mitglied seit 2000. Walter Vetsch, Sektion Rhätia, 81 Jahre, Mitglied seit 1956. Rudolf Zimmermann, Sektion Zürich Post, 100 Jahre, Mitglied seit 1935.
Kreuzworträtsel Die Lösung des Kreuzworträtsels in «syndicom» Nr. 1 lautet: Zuversicht. Gewonnen hat Genoveva Dudle aus Zürich. Sie erhält Reka-Checks im Wert von 50 Franken von unserer Dienst leistungspartnerin Reka. Wir gratulieren herzlich!
14 | Letzte
syndicom | Nr. 2 | 14. Februar 2014
Westschweizer Presse-GAV
Leserbrief syndicom 1/2014, Jugend-Kolumne Ich finde es auch nicht der Weisheit letzten Schluss, junge Leute mit Büchergutscheinen und Ausflügen in die Gewerkschaft zu holen. Vielmehr müsste es ja z. B. die Diskussion über Arbeitsbedingungen sein, die die Jungen zur Mitgliedschaft bewegt. Ich bin seit 1966 in der Gewerkschaft und habe meinen Beitritt noch nie bereut, auch wenn ich nicht immer mit allem «Gewerkschaftlichen» einverstanden bin. Zur jungen Kollegin, die den Artikel verfasst hat: Ich habe ein gewisses Verständnis für dich. Allerdings spricht aus deinen Zeilen auch ein bisschen die Ansicht: «Ich will zwar nicht Mitglied werden, finde es aber geil, was die da machen.» Und da liegt für mich der Haken. Ich bin der Meinung, dass man, wenn man wirklich etwas bewegen will, sich eben auch in einem gewissen Sinn binden muss und nicht einmal «das fägt» sagen soll, und wenn es einem dann gerade nicht passt, «Scheisse». Liebe Kollegin Patricia, werde Mitglied. Du wirst es bestimmt nicht bereuen. Jürg Tüscher, pensionierter Regionalsekretär syndicom Bern
syndicom: Die Gewerkschaft muss Vertragspartnerin sein! Seit 1. Januar haben die Zeitungs-Redaktionen in der Westschweiz einen neuen Gesamtarbeitsvertrag. Die Verhandlungen wollte der Arbeitgeberverband Médias Suisses nur mit dem Berufsverband Impressum führen. An den Hintergrundarbeiten und den Aktionen der Medienschaffenden war syndicom beteiligt, ein Abbau der regulierten Mindestlöhne konnte aber nicht verhindert werden. Trotzdem oder gerade deswegen verlangen die bei syndicom organisierten Medienschaffenden, dass syndicom Vertragspartnerin wird. Der neue GAV, in dem die nach Berufserfahrung gestaffelten Mindestlöhne gestrichen sind und es nur noch einen MindestEinstiegslohn (immerhin 5843 Franken) gibt, hat unter den Westschweizer JournalistInnen für einigen Aufruhr gesorgt. Noch im Sommer 2013 hatten Hunderte Medienschaffende aus beiden Verbänden in einer Petition gefordert, dass das Regulativ mit allen Mindestlöhnen beibehalten wird. Schon im Dezember hiessen
die Impressum-Delegierten das Resultat indes gut – eine Mehrheit schätzte die Widerstandsmöglichkeiten als zu gering ein. Nun ist der GAV ein Fakt. Man hat viele Federn gelassen, und mit der vorhandenen Empörung wäre wohl mehr zu erreichen gewesen. Trotzdem bringt der GAV den Printmedien in der Romandie eine solide Grundlage bei der Verteidigung der Arbeitsbedingungen in den Medien.
Wenn nötig auf dem Gerichtsweg Die Mitglieder von syndicom wollen nicht diskriminiert werden. Sie haben sich in Ausübung ihres Verfassungsrechts auf Koalitionsfreiheit für die Mitgliedschaft bei syndicom entschieden. Das darf ihnen keine Nachteile bringen. Sie müssen sowohl individuell die gleichen Rechte aus dem GAV bekommen wie auch kollektiv von ihrer Gewerkschaft vertreten werden können. Auch wenn die Branche Presse und elektronische Medien in der Westschweiz im Vergleich zum Berufsverband Impressum noch eher klein ist: re-
präsentativ ist syndicom als aktive Kraft natürlich längst. syndicom will ihrer Verantwortung bei der Umsetzung, Anwendung und Überprüfung des GAV gerecht werden. Das geht nur, wenn die Gewerkschaft als Vertragspartnerin nachträglich akzeptiert wird. Impressum hat vorgespurt und Ja zum Einbezug von syndicom gesagt. Nun gilt es, auch die Westschweizer Verleger zu überzeugen. Sollten die Verleger das Anliegen der Gewerkschaft weiterhin ignorieren, muss der Anspruch wenn nötig vor Gericht durchgesetzt werden. Es wäre nicht das erste Mal: Bereits Ende 80er-Jahre hatte sich die SJU, die Vorgängerorganisation der Branche, durch eine Klageandrohung Aufnahme in den einzig mit dem damaligen Berufsverband verhandelten GAV für die Deutschschweiz und das Tessin verschafft. Vielleicht kann man etwas aus der Geschichte lernen.
Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin Presse und elektronische Medien
Replik auf die Jugendstil-Kolumne in Nr. 1/2014, «Beitrit t abgelehnt» von Patricia D’Incau
© zvg
Liebe Patricia, als Journalismus-Studentin weisst du wahrscheinlich, dass AbstimmungsKampagnen nicht gratis sind. Economiesuisse zum Beispiel verfügt über enorme finanzielle Mittel, um auf Teufel komm raus Ängste zu schüren und so Abstimmungen zu gewinnen. Die Kräfteverhältnisse sind klar: dort die Arbeitgeber sowie ihr nahestehende Organisationen und Parteien mit Geld ohne Ende. Auf der anderen Seite stehen wir Gewerkschaften mit beschränkten Finanzmitteln. Können wir uns darauf verlassen, dass wir uns allein mit der Kraft unserer Argumente durchsetzen? Das zu glauben, wäre naiv. Die Medienwelt ist geprägt von Bildern und Emotionen. Was nützen uns die besten Argumente, wenn sie von den Medien ignoriert werden? Wahrgenommen werden nur starke Gewerkschaften. Deshalb brauchen wir Mitglieder – und in der Welt des schnöden Mammons halt leider auch Geld. Dieses verdanken wir der Solidarität unserer Mitglieder, die Monat für Monat ihre Beiträge bezahlen: Plakate, Inserate, Zeitungen oder die Flyer, welche du ehrenhaft vor den Buchhandlungen verteilst, sind nicht gratis. Für das Verhandeln von Gesamtarbeitsverträgen und Sozialplänen brauchen wir Profis, und Professionalität braucht Mittel. Gerade Gesamtarbeitsverträge bringen nur etwas, wenn sie durchgesetzt werden.
Deshalb ist der Rechtsschutz, den wir den Mitgliedern anbieten, so wichtig. Unsere Juristinnen und Juristen müssen zum Glück nicht gratis arbeiten. Sie haben Anspruch auf einen guten Lohn, so wie ihn alle ArbeitnehmerInnen erhalten sollten. Für faire Löhne kämpfen du und ich gemeinsam. Wie gesagt, liebe Patricia, unsere politischen Gegner verstehen das Spiel mit den Medien sehr gut. Sie haben grosse Kommunikationsabteilungen, welche gezielte Kampagnen fahren. Auch in der Sozialpartnerschaft wird uns nichts geschenkt. Deshalb brauchen wir Gewicht. Das Fleisch an den Knochen sind die Mitglieder. Sie sind unsere Muskeln, unsere Nerven und unser Gehirn. Engagierte NichtMitglieder bringen uns diesbezüglich nicht weiter. Ob syndicom nun Büchergutscheine und Freizeitpark-Ausflüge anbieten soll? Ich weiss es nicht. Darüber darf man sich auch streiten. syndicom ist schliesslich demokratisch – unsere Mitglieder bestimmen die Marschrichtung. Als überzeugtes Nicht-Mitglied wirst du nie an einem Kongress deine Meinung vertreten können. Das bedauere ich. Liebe Patricia, werde überzeugtes Mitglied. Dann hast du nicht nur die Möglichkeit, etwas zu tun. Dann kannst du auch etwas bewegen. Solidarisch, Rolf Schranz, Gesundheitsbeauftragter bei syndicom
nachrichten aus der Romandie
Jetzt, ein Jahr später, hätte das Parlament einen Teil des Unrechts rückgängig machen können. Ein Gesetzesentwurf wollte Genolier dazu verpflichten, den Gesamtarbeitsvertrag zu unterzeichnen, falls die Spitalgruppe weiterhin Subventionen beziehen wolle. Das Bundesgericht hatte bereits in zwei Fällen entschieden, es sei rechtens, wenn ein Kanton die Einhaltung eines Gesamtarbeitsvertrags als Gegenleistung für den Bezug öffentlicher Gelder verlange.
© Demir Sömnez
Vor einem Jahr haben sie Geschichte gemacht: Am 26. November 2012 traten Angestellte des Spitals La Providence in Neuenburg in einen unbefristeten Streik mit dem Ziel, den zuvor gekündigten Gesamtarbeitsvertrag zu verteidigen und die Übernahme des Spitals durch die Privatspitalgruppe Genolier zu verhindern. Am 71. Streiktag, dem 4. Februar 2013, wurden zweiundzwanzig Streikende fristlos auf die Strasse geworfen. Genolier kaufte La Providence.
«Öffentliches Geld für private Gesundheit?» · Doch, das geht …
Links und rechts standen sich gegenüber, in der Mitte die Grünliberale Partei. Sie hätte den Ausschlag geben können. Doch was ist in sie gefahren? Es sei «diktatorisch», von einem Unternehmen die
Einhaltung eines Gesamtarbeitsvertrags zu verlangen, an dessen Ausarbeitung es nicht beteiligt gewesen sei. So referierten die grünliberalen Parlamentarier, und stimmten eiskalt mit den Bürgerlichen.
Ach so. Es ist also diktatorisch, einem Unternehmen zu verbieten, Löhne und Arbeitsbedingungen nach eigenem Gusto zu diktieren. Es ist diktatorisch, staatlich gefördertes Lohndumping zu verhindern. Es ist diktatorisch, einer Privatspitalkette zu verbieten, mit der Hilfe von Subventionen öffentliche Spitäler zu konkurrenzieren. Es ist diktatorisch, solche Wettbewerbsverzerrungen, gegen die sonst die Bürgerlichen als erste Sturm laufen, anzuprangern. Es ist diktatorisch, eine Privatspitalgruppe daran zu hindern, die Hand auf rentable Bereiche der medizinischen Versorgung zu legen und den unrentablen Rest den öffentlichen Spitälern zu überlassen. Arme Streikende. Sie haben zum zweiten Mal verloren. Verloren haben aber auch die Grünliberalen. Nie mehr werden sie glaubhaft machen können, etwas anderes zu sein als grün angehauchte Kuckuckseier. Helen Brügger ist freie Journalistin und berichtet aus der Romandie.